ooder nicht.
dbestimmte gemachte J — s sollten wenigstens die Aerzte nicht unbedingt fragen, ob die Cho⸗
weniger
—— döoren, nur
1 88 „ —
tagion zu erklaͤren; eine bescheidene Zuruͤckhaltung erlaubt ihm aber nicht, die Moͤglichkeit einer Ansteckung gaͤnzlich zu laͤugnen.
Es kann nicht die Absicht seyn, den Inhalt dieser fast nur aus Bruchsluͤcken bestehenden Werke im Auszuge wie⸗ derzugeben und ohne Urtheil eine bunte Reihe von Mei⸗ nungen, Erklaͤrungen, Thatsachen und Vermuthungen zur blo⸗ ßen Notiz zusammenzustellen. Auch das ewoͤhnliche polemische Verfahren wuͤrde wenig Vortbeil und am Ende doch nur ein ne⸗ gatives Resultat gewaͤbren koöͤnnen, zumal bei einem Gegenstande, der offenbar manche Seiten zeigt, die fuͤr die Kritik noch nicht reif geworden sind, und wo sich oft der bloßen Meinung eben nichts An⸗ deres als wieder eine Meinung zmtgezenttiggen laͤßt. Die Masse der Einzelnbeiten ist uͤberdies so groß da selbst eine gedraͤngte Ueber⸗ sicht derselben weit uͤber den Umfang einer Recension hinausgehen und fuͤr die Erklaͤrung und Verbindung aller zerstreuten Glieder keinen Raum uͤbrig laßen wuͤrde. Besser wird es seyn, den Kern der Sache ins Auge zu fassen und an eine Hauptfrage jene Erlaͤu⸗ terungen anzuknuͤpfen, welche vorlaͤufig die nothwendigsten und fuͤr die Pathologie sowohl als auch fuͤr die Praxis vorzugsweise von Wichtigkeit sind. Die Hauptfrage betrifft aber ohne allen Zweifel die Ansteckung, und wie sehr man sich auch drehen und bemuͤhen moͤge, um diesen anguis in herba“ zu umgehen, sie draͤngt sich den⸗ noch bei jedem Schritte von neuem wieder hervor, und wir duͤrfen uns nicht verhehlen, daß uͤber die Ursachen und den Gang der Seuche, so wie uͤber die Wahl und Anordnung der oͤffentlichen Vorkehrungen, ein gruͤndliches Urtheil nicht stattfinden kann, so lange die Loͤsung einer Frage verzoͤgert wird, die in theoretischer Hinsicht Manchem vielleicht Fe; scheinen mag, fuͤr die Welt aber von uner⸗ meßlichen Folgen ist. .Vor Allem muͤssen wir bemerken, daß hier nicht von der Mei⸗ nung jener Pathologen die Rede seyn kann, welche außer der ge⸗ woͤhnlichen von einem Individuum zum anderen fortgehenden Ueber⸗ tragung eines Kontagiums noch ein athmosphaͤrisches und telluri⸗ sches Kontagium anerkennen und, jede Epidemie ohne Ausnahme eine Luft⸗Anftrecg nennend, keinen Anstand nehmen, in diesem Sinne auch die epidemische Cholerg für ansteckend zu erklaͤren. Ihnen ist nicht allein der kranke Mensch, sondern auch die Ath⸗ mosphaͤre und der Erdboden eine Quelle des Kontagiums; ein sol⸗ ches ist nach ihrer Lehre uͤberall vorhanden, wo viele Menschen gleichzei⸗
tig von einer und derselben epidemischen Krankheit befallen werden, es mhdgen diese ihre Krankheit anderen Menschen mittheilen koͤnnen, Eben so wenig moͤchten wir uns unbedingt zu der entgegengesetzten Theorie bekennen, welche die ansteckende Eigenschaft ausschließlich nur jenen Krankheiten beilegt, die ur⸗
“ spruͤnglich durch Erhalationen menschlicher Koͤrper (kluman efflu-
vium) hervorgebracht und verbreitet werden. Die erste Ansicht geht von der primitiven Entstehung und den entferntesten Ursachen der Seuchen aus, die andere hat vielmehr die schon entstandene Krank⸗ heit und ihre weitere Fortpflanzung im Auge; jene scheint zu allge⸗ mein, indem sie den Begriff des Kontagiums bis ins Unbestimmte erweitert, diese ist zu beschraͤnkt, weil sie voͤllig uͤbersieht oder in Ab⸗ reede stellt, daß eine aus Frz d der Atmosphaͤre und des Erdbo⸗ dens entstandene urspruͤnglich nicht ansteckende Krankheit im weite⸗ Lontagium entwickeln kann. hier nicht mit allgemeinen Lehren und mmit den verschiedenen uͤber die Ansteckung herrschenden Vorstellun⸗ gen, sondern mit einer einzelnen Volks⸗Krankheit zu thun, deren Entstehen und Verbreiten nur durch ihre besondere Natur und durch Thatsachen erklauͤrt werden soll. Wenn es aber eine aus⸗ Wahrheit ist, daß keine Krankbeit unbedingt anstecken kann,
ren Gange ebenfalls ein Indessen haben wir es
oder nicht. Diese Alternative, so scharf und entschie⸗ geht offenbar von einem Vorurtheil aus und setzt vor⸗ erfolgen wuͤsse, da diese
lera anstecke, den gestellt, — aus, daß darauf eine kategorische Antwort dooch moͤglicherweise hoͤchst relativ und theils bejahend, theils vernei⸗ nend ausfallen kann. Die Pocken, der Scharlach u. s. w. sind fuͤr einige Menschen ansteckend, fuͤr andere nicht, und es giebt Epide⸗ mieen, die nicht im Anfange, sondern erst in der Folge ein Konta⸗ ginum erzeugen. Bei der Cholera aber, die man wie die Pest mit Quarantainen und Armeen bekaͤmpfen will, kommt es fuͤr jetzt weit auf jenes relative Verhaͤltniß, sondern hauptsaͤchlich auf die 88 einfache Frage an: ob diese Scuche aus Indien sich bis zu uns al⸗ lein und einzig durch unmittelbare oder mittelbare Ansteckung von einem Menschen zum anderen fortgepflanzt habe, oder mit anderen Worten, ob sie, aus dem Bereich ihrer urspruͤnglichen Erzeugung vertragen, in Europa wie die als eine reine Kontagion zu be⸗ rrachten sey? Wenn dieses bejaht werden muß, so sind jene großen Maaßregeln, die man gegen die Krankheit ergriffen hat, gerechtfer⸗ tigt; wenn nicht — nicht. Von diesem praktischen und jetzt noth⸗ wendigsten Gesichtspunkt ausgehend, lassen wir vorlaͤufig alle Nebenfragen dahingestellt seyn, eine unbefangene Pruͤfung soll zu⸗ . die Annahme der reinen Kontagion erweisen oder wi⸗ 6 „und dann wird sich von selbst ergeben, welchen Antheil die atmosphaͤrisch⸗tellurischen und die individuellen Verhaͤltnisse auch in unseren Gegenden auf die Entstehung der Cholera haben, und in wie fern etwa eine Ansteckung anzunehmen sey. Es ist bekannt, daß die Kontagionen, zu welchen vorzugsweise est des Orients, der ansteckende Typhus und die Rinderpest ge⸗ durch eine nahe Gemeinschaft mit Kranken und deren Sachen fortgepflanzt, durch Absonderung aber in ihrem Fortschrei⸗ ten gehemmt und überall unterdruͤckt werden konnen, wo zwechmäͤ⸗ fige Anstalten die Gelegenheit zur Ansteckung entfernen Die Rich⸗ ung, in welcher diese Seuchen, sich selbst uͤberlassen, verbreitet wer⸗ den, ist keine bestimmte, die immer und uͤberall einer gewissen Him⸗ melsgegend folgen muͤßte; die Pest z. B. kann aus Alepandrien eben * sowohl nach Ober⸗Aegypten, Syrien und Klein⸗Asien, als in die 8 Barbarei, nach Marseille, Konstantinopel und Livorno gelangen; die
Ninderpest wird aus den Savanen des suͤdoͤstlichen Europa bald nord⸗
Pyrenaͤen, bald
bald gegen Westen bis an die der ansteckende
b waͤrts bis zur Ostsee ¹ nach Italien gebracht;
durch das fuͤdliche Ungarn : 1 Tpyphus oder die Europdische Kriegspest begleitet die Heereszuͤge, in wpelcher Richtung sie sich fortbewegen. Die Verbreitung dieser Krank⸗ heiten haͤngt weni stens in Europa uͤberall von den Beruͤhrungs⸗ punkten und den elegenbeiten der Ansteckung ab, sie folgt genau dem verschiedenen Zuge, welchen die angesteckten Individuen und die mmit dem Kontagium befleckten Gegenstaͤnde genommen haben, und diese Weise der Verbreitung gehoͤrt zum unterscheidenden Charakter heiner Kontagton. Die Cholera dagegen behauptet ungeachtet man⸗ cher oͤrtlichen Abweichungen im Ganzen bei ihrem Vordringen, wie die Influenza, eine entschiedene Richtung nach Westen, und aus die⸗ ser Eigenthuͤmlichkeit jogen mehrere Aerzte schon vor zehn Jahren den Schluß, daß das kuͤnftige Fortschreiten dieser Seuche durch kein Hinderniß und keine Vorbauungsmittel werde aufgehalten werden, doaß sie im Gegentheil ihren langsamen, aber festen Gang uͤber den Rest des Asiatischen Kontinents nehmen, nach Europa uͤbergehen und ihr Vordringen nur durch den Ocean werde gehemmt werden 8 e Lauf einer Kontagion wird durch Sperren, Cordons und Quarantainen unterbrochen, und so koͤnnen mit sicherem Erfolge 8 selbst Gegenden eschuͤtzt werden, die sich in der naͤchsten Nachbar⸗ schaft eines ange eckten Landes befinden. Auf diese Weise bewahren sich die Oesterreichischen Staaten seit stebzig Jahren vor der Pest, die in den benachbarten Tuͤrkischen rovinzen haͤufig und allgemein herrscht und, wenn sie dennoch zuweilen in einige Geanzbeftr e von PIUngarn eindringt, doch immer in Ferüctgeh Orten festgehalten und Iin Lurzer Zeit ausgerottet wird. Die Abwehr einer Kontagion. ge⸗ lingt soger durch Mittel, die weit geringer und unzulaͤnglicher er⸗ scheinen, als diejenigen sind, welche man heut zu Tage der Cholera entgegensetzt. Im Herbst 1828 war das Preußische Ober⸗Schlesien in einer r. ; von mehr als 10 Meilen von der Rinderpest umgeben, viele Orte in Galtzien und Oesterreichisch⸗Schlesien, wo diese Seuche herrschte, lagen von der bandesgranze kaum eine halbe oder Viertelmeile entfernt, und dennoch bemw rkten die mit wenigem Aufwand getroffenen Vorkehrungen, daß nicht ein einziger Pestfall
2
II11u“ 8. 1 1516 Ein Jahr spaͤter blieben die Bukowina und
est Fes Hrients verschont, obgleich dieselbe Wallachei einige hundert Orte
sich diesseits ereignete. eein 9 58 Pf 18 8 in Bessarabien, in der Moldau un 1 1 und unter ieen mehrere betroffen hatte, die sich hart an der Graͤnfe des Oesterreichischen Gebictes befanden. Ein so gluͤckliches Resul⸗ tat ist, wie der Referent sich damals an Ort und Stelle uͤberzeugte, selbst in den Gegenden erreicht worden, wo der wechselseitige Verkehr und der Schleichhandel nicht ganz zu verhindern waren und die vielen Schleichwege, auf den Karpathen, die Gemeinschaft mit dem Pestlande ungemein beguͤnstigten. Wo ist aber das Land, welches durch seine Vorkehrungen die Cholera von sich abgewendet haͤtte? In Rußland haben alle Gewaltmittel die Ausbreitung des Uebels zwischen Astrakan und Riga, zwischen Odessa, und St. Pe⸗ tersburg nicht hintertreiben koͤnnen, und die vielgepriesenen Schutz⸗ wehren sind zuletzt noch an der Newa zu Schanden geworden. Das militairische Preußen, wo Ordnung, Gehorsam und Energie zu den Charakterzuͤgen des Volkes gehoͤren, war in seinen Anstrengungen nicht gluͤcklicher; die Ankunft der Seuche schien durch die Besetzung der Graͤnzen nicht einmal verzoͤgert zu werden, und in diesem Au⸗ enblick hat sie den Mittelpunkt der Monarchie erreicht. Der Oe⸗ erreichische Kaiserstaat hat dieselben Maaßregeln, durch welche er sich augenscheinlich vor der Pest bewahrt, mit noch groͤßerer Aus⸗ dehnung und Strenge gegen die Cholera gerichtet, und wie ist der Erfolg gewesen? Die Seuche durchbrach oder uͤbersprang (wie man sich auszudruͤcken beliebt) zuerst den dreifachen Cordon gegen Podo⸗ lien und Bessarabien, so daß man seit diesem unerwarteten Ereigniß sie als eine einfache Epidemie zu betrachten anfing und einige Wy⸗ chen nur als solche behandelte; sie schritt dann unaufhaltsam bis Lemberg fort, und waͤhrend sie in der Folge auch den zweiten Cor⸗ don am Sanfluß und den dritten an der Wisboka hinter sich ließ⸗ drang sie auch uͤber den vierten in Ungarn ein, und noch jetzt zie⸗ hen sich die Truppen wie vor einem verfolgenden Feinde zuruͤck und suchen vergebens eine feste Stellung zu gewinnen. Endlich ist auch die fuͤnfte zum Schutz des Erzherzogthums gegen Ungarn ge zogene Linie uͤberschritten worden. Und dennoch soll die Cholera nach dem einstimmigen Zeugniß Aller, welche sie fuͤr eine Kontagion ausgeben, bei weitem nicht so ansteckend seyn, wie die Pest; es soll vielmehr die Ansteckung von Zeit und Umstaͤnden, von der Art der Mittheilung und ganz besonders von der Anlage, Lebensweise und Emnvfanglichkeit der Menschen auf die vielfachste Weise bedingt und beeintraͤchtigt werden. Welche wunderbare Kontagion, die ungleich seltener und schwieriger als die Pest anstecken soll und dennoch nicht wie diese sich beschraͤnken laͤßt! Die Verwunderung steigt, wenn anan sieht und erfaͤhrt, daß das Fortschreiten der Cholera auf eine Weise erfolgt, die von der Verbreitung ansteckender Krankheiten voͤllig ver⸗ chieden ist. 6 „Bei der Pest ist man im Stande, die Einschleppung des Kon⸗ tagiums in den davon betroffenen Orten unzweifelhaft nachzuweisen; die Schiffe, die Waaren, die Menschen, durch welche das Uebel ein⸗ gebracht und ausgebreitet wurde, sind deutlich zu bezeichnen; die Wege und Mittel der Ansteckung werden oft durch aufmerksames Nachforschen so vollstaͤndig entdeckt, daß man das Herkommen und die allmaͤlige Fortpflanzung der Seuche von Glied zu Glied mit der⸗ selben Gewißheit, wie die Genealogie einer Familie auf einem Stamm⸗ baum, beweisen kann. Ss b Dasselbe gilt auch von der Rinderpest, die in unseren Gegenden nirgend entsteht, wo nicht kranke Thiere oder verpestete Sachen hin⸗ gekommen waren, und oft durch gleichzeitige Absonderung auf einen oder zwei Hoͤfe beschraͤnkt werden kann, wie dieses namentlich vor einigen Jahren in dem Bezirk des Ref. bei dreizehn Ortschaften ge⸗ lungen st. Dagegen konnte man weder in Danzig, Koͤnigsberg und Posen, noch in Moskau, Riga und Warschau, noch in irgend einem Orte in Schlesien die Einschleppung der Cholera vollstaͤndig bewei⸗ sen, oft nicht einmal vermuthen, und wenn einige falsch verstandene Thatsachen und unbegruͤndete Annahmen nicht als vollguͤltige Be⸗ weise betrachtet werden, so laͤßt sich kaum von einem Orte in der Welt behaupten, daß diese Krankheit nach Art einer Kontagion da⸗ hin gebracht und verbreitet worden sey. Inmitten einer Stadt und Gegend, wo die Pest, der Typhus und andere ansteckende Krankhei⸗ ten die schrecklichste Verheerung bewirken, koͤnnen Menschen mit groͤßter Sicherheit ihre Gesundheit bewahren, wenn sie die Beruͤh⸗ rung der Kranken und der mit dem Kontagium befleckten Sachen vermeiden; von der Cholera hingegen werden unzaͤhlige Personen befallen, die mit den Kranken oder mit verdaͤchtigen Gegenstaͤn⸗ den nie zuvor Gemeinschaft hatten. Am deutlichsten bemerkt man dieses bei jenen Menschen, die in einem Orte zuerst die Reihe der Krankheits⸗ und Sterbefaͤlle erdffnen. Zwischen den Kranken verschiedener Haͤuser und Straßen ist daher oft gar kein Zusammenhang zu entdecken, die Cholera bricht haͤufig bei Meh⸗ reren aus, die sich in weit von einander entfernten Tyeilen einer Stadt und Gegend befinden, wo eine fruͤhere Gemeinschaft und Beruͤhrung nicht moͤglich oder nicht wahrscheinlich war. Durch die schnelle Absonderung der ersten Kranken und Verdaͤchtigen laͤßt sich jede Kontagion im Entstehen unterdruͤcken; bis jetzt ist aber keine einzige große Stadt und keine Gegend bekannt, wo die schleunigste Eutfernung und Einschließung der ersten Cholera⸗Kranken die wei⸗ tere Ausbreitung der Evidemie haͤtte verhindern koͤnnen. Die Zu⸗ und Abnahme derselben erfolgt uͤverhaupt in den meisten Orten viel schneller, als bei einer Kontagion, die Zahl der Kranken nimmt im Anfange haufenweise zu und in demselben Verhaͤltniß wieder ab, es moͤgen die ersten Kranken von den Gesunden abgesondert werden, oder nicht. Daher bleibt es nnerklaͤrlich, wie die ersten Kranken, welche sogleich nach dem Ausbruch des Uebelz isolirt wurden und starben, so viele Menschen anstecken konnten, die bald darauf in ver⸗ schiedenen Haͤusern oder Vierteln derselben Stadt erkranken; und eben so begreift man nicht, warum in der Folge nicht viel Mehrere angesteckt werden, nachdem bei vermehrter Krankenzahl die Gelegen⸗ heit zur Ansteckung sich vervielfaältigt hat. Waͤre die Cholera eine wirkliche Kontagion, so muͤßte die Zahl der Kranken in einem gera⸗ den Verhaͤltniß zu den Gelegenheiten der Ansteckung stehen, es muͤßte im Anfang eine viel geringere und spaͤter eine weit groͤßere Menge Menschen von ihr befallen werden, als es wirklich geschieht. Ein einziges Beispiel kann statt vieler genuͤgen, um den Unterschied zu zeigen, welcher in der Verbreitung einer ansteckenden und einer bloß epidemischen Krankheit stattzufinden pflegt. An der Orientali⸗ schen Pest, welche im Herbst 1770 aus Podolten nach Moskau ver⸗ schleppt wurde, erkrankten daselbst in dem langen Zeitraume vom Monat Rovember bis zum Monat Maͤrz des folgenden Jahres im Ganzen kaum 150 Personen, zu Ende Juli starben schon täͤglich 200, in der Mitte August taͤglich 400, und als ein. Volks⸗Aufstand die angeordneten Vorkehrungen mit Gewalt vereitelt hatte, stieg die taͤgliche Zahl der Gestorbenen im September sogar auf 1000 und 1200, obgleich ein großer Theil der Einwohner aus der Stadt ge⸗ flohen war. Erst im Winter 1771 hoͤrte die Pest in Moskau auf, nachdem sie gegen 80,0/,0 Menschen dahingerafft hatte. Als aber zu Ende Juni d. J. die Cholera nach St. Petersburg kam, erreichte sie schon in den ersten zwei Wochen den hoͤchsten Grad ihrer Verbrei⸗ tung, so daß bald nach dem ersten Erscheinen taͤglich 3 — 300 Men⸗ schen erkrankten; eben so schnell nahm sie seit dem eilften Juli wie⸗ der ab, so daß bereits zu Anfang August nicht mehr als 40 bis 50. taͤglich, im Ganzen aber bis jetzt nicht mehr als 8 — 9000 erkrank⸗ ten, obgleich auch hier nach einem Volks⸗Tumult die Sperr⸗ und Quarantaine⸗Maaßregeln aufgegeben wurden. Wollte man dagegen einwenden, daß durch Absonderung und Haͤuser⸗Sperre die Ausbrei⸗ tung der Cholerg in manchen Orten verhindert worden sey, so ist zu bedenken, daß die Epidemie nicht uͤberall mit gleicher Heftigkeit herrscht, und daß auch manche Orte ohne jene “ noch fruͤher befreit wurden, als andere, wo man die Sperre mit groͤßter Strenge in Anwendung brachte. In der That scheinen die gewalt⸗ samen Mittel von keinem oder doch nur sehr geringem Einfluß auf die Abnahme der Seuche zu seyn; in manchen Orten, z. B. in Warschau, verminderte sich sogar die Zahl der Kranken, so wie die Boͤsartigkeit der Krankheit, von dem Tage an, als man, die strengen
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Maaßzregeln der Seh dhtcns aufgebend, sich fast allein auf die Pfß und Heilung beschraͤnkte. 8 Väbrend n- Cholera nicht selten in Orten erscheint, die n den mindesten Verkehr mit den von ihr betroffenen Gegenden ten, sehen wir andere von ihr verschont, die sich in bestaͤndiger bindung mit Staͤdten befanden, worin sie herrschend ist. Aus M kau sind waͤhrend der Seuche mehr unter die meisten ohne Quarantaine ausgewandert, und dennoch kein Fall bekannt, daß die Cholera aus dieser Stadt nach irg einem anderen Orte verschleppt worden oder in einer Quag taine ausgebrochen waͤre. Zwischen Krakau und Warschau
denn 40,000 Menschen und
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Staats⸗Zeitn
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den waͤhrend der Insurrection aͤußerst lebhafte und ununterbroch
und Truppenzuͤge statt, und den herrschte die Cholera in Warschau drei Monate lang, bevor si Krakau erschien; diese Stadt blieb so lange verschont, bis die Se auch aus Galizien immer naͤher herbeigekommen war. In⸗ der H rantaine⸗Anstalt, welche an der Suͤd⸗Oestlichen Graͤnze Ober⸗Se siens gegen das Gebiet von Krakau errichtet war, und worin oft gleichzeitig mehr als hundert Menschen befanden, ist kein E. ger an der Cholera erkrankt, obgleich die Seuche jenseits allgen verbreitet war. In der Englischen Armee von Mysore wuͤtbete Seuche im Jahre 1818, gleichwohl wurde sie durch 6000 Hin die auf einmal ausrissen, nicht in der Umgegend verbreitet, und die Stadt Cawnpur, die mit dem Lager in bestaͤndiger Verbind stand, blieb volle fuͤnf Monate von der Krankheit verschont. Die Behauptung, daß die Cholera vorzuͤglich den großen 2 straßen folge, beruht auf einem uͤbereilten Schluß und wird d die Verbreitung der Epidemie in Preußen und Oesterreich w legt. Die dffentlichen Nachrichten koͤnnen allerdings die Fortsche der Seuche in Rußland, Persien u. s w. nur durch die Namen kannter Staͤdte bezeichnen, Landstraßen fuͤhren zu allen Staͤdten, es ist unmoͤglich, immer auch die Namen der vielen unbekan Doͤrfer anzufuͤhren, die sich seitwaͤrts und in betraͤchtlicher En nung von diesen Straßen befinden. Dagegen unterliegt es kei Zweifel, daß die Krankheit in der Naͤhe der Fluͤsse und in den liegenden⸗Niederungen am haͤufigsten erscheint und ihre groͤßten! heerungen bewirkt; dies bestaͤtigen die Indischen Stroͤme, der phrat und Tigris, die Wolga, der Don, Dnieper, Dniester Pruth, die Rewa, Duͤna und Weichsel, die Donau⸗ die Theis die Oder, besonders da, wo das Gefaͤll an den Muͤndungen in schwaͤcher wird. An der Netze und Warthe ging die Seuche raschen Schritten bis zur Oder fort und gewann auf diese Weis nen Vorsprung, der sich am Finow⸗Kanal noch weiter erstre waͤhrend fast ganz Schlesien und Hinter⸗Pommern, obwohl in mittelbarer Naͤhe von Polen und Westpreußen, noch frei von Uebel blieben, weil jene Provinzen von Osten her keine bedeut Fluͤsse empfangen. Nicht dem Schiffsverkehr, sondern dem W. muß dieses Vordringen an den Stroͤmen zu eschrieben werden, wenn die Schiffer haͤufiger als andere Menschen erkranken, so schieht es deshalb, weil sie die Anstrengung, die Erkaͤltungen Diaͤtfehler am wenigsten zu vermeiden wissen. (Schluß folgt.)
Verbindungen, Zufuhren
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erliner Börse.
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Amill. Fonds- und Celd-Cours -Zettel. (Preuss. Ih Adrieh. Geld 1 ZI. Bri/.0 St.-Schald-Sch.] 4 91 ½ 90. 98 ¾ Pr. Engl. Anl. 18 100 10 ,½ Pr. Engl. Anl. 22 105 ½ stl Dr. Engl. Obl. 30 — Kurm. Obl. m. l. O. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt-Oblig. Königshg. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandhr. Grofshz. Pos. do.
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E1“ Luswärtige Börsen. I Its:hN t Amsterdam, 28. September.
Nzederl. wirkl. Schuld 37 v½. Kanz-Billets 13 ¾.
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Metezll. 77 ½ Russ. (bei Hope) 87. 2r Hamburg, 1. Oktober. Oesterr. 5proc. Metall. 8) 4proc. 68 ½,. Bank-Actien 960. Engl. Anl. 89 Holl. v. 1831 80 ¼. Russ. Anl. Hamb. Cerl. do. in Inscript. 82 ¼. Dän. E“
— 188 St. Petersbu vrgö. 28 September. MHomhurg 3 Mon. 9 . Silber- Kubel 370 Kop. in Bank-Assig. 108 ½.
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Wien, 28. September. ji⸗ 79. 4proc. 68 ½. Bank-Actien 952.
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Königliche Schauspiele. Dienstag, 4. Okt. Im Opernhause: Der Wassert Singsviel in 3 Abtheilungen; Musik von Cherubini. Hiet Das Tyroler Divertissement, gesetzt vom Königl. Balletm
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Mittwoch, 5. Okt. Im Schauspielhause: Richard's derleben, Lustspiel in 4 Abtheilungen. Hierauf: Der Sf des Tausendschön, Burleske in 1 Aufzug.
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Dienstag, 4. Okt. Graf Ory, komische Oper in 2 Ä. Musik von Rossini.
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Paris, 27. Sept. 59roc. Rente fin cour. 88. 40.] sin chur. 59. 60. 5 proc. Neap. sin cour. 70. 5 proc. 8 Rente perp. 47.
Frankfurt a. M., 30. Sept. Oesterr. 5proc. Metall. 7917. Aproc. 68 ⅛. 6827. 2“* proc. 40 ½. 1proc. 17 v⅛. Br. 2 Act. 1146. 1142. Partial⸗Obl. 117 ⅛. 1178. Loose zu 10 159 ¾. G. Poln. Loose 50 ½. G.
88 ed *. 2. 17. vp di Redacteur John. Mitredacteur Cottel 12ig teir vhen6 hundu Arier Sedttictabslsht. h Haym.
n/ vmas. nmiti en 9 8B“ 8
10
Amtliche Nachr Kronik des Tages.
Se. Majestät der König haben den bisherigen Konsistorial⸗ „Schulrath Dr. Kortüm zum Geheimen Regierungs⸗Rath, wie den bisherigen Regierungs⸗Medizinal⸗Rath Dr. Trü⸗ dt zum Geheimen Medizinal⸗Rath, und Beide zu vortragen⸗ Räthen in dem Ministerium der Geistlichen⸗, Unterrichts⸗ Medizinal⸗Angelegenheiten allergnädigst zu ernennen und die sfälligen Patente zu vollziehen geruht.
Se. Majestät der König haben den Kaufmann Christian edrich von Koepff, in Venedig, zum Konsul daselbst zu ennen geruht. 1
Zeitungs⸗Nachrichten. unsland. 111“ Ahunlieich.
Deputirten⸗Kammer. In der Sitzung vom 26sten ptember berichtete zunächst Hr. Mérilhou über den von Pairs⸗Kammer veränderten Gesetz⸗Entwurf wegen der dies⸗ igen Revision und Publication der Wähler⸗ und Geschwor⸗ „Listen, und trug auf die Annahme desselden mit den von gedachten Kammer darin vorgenommenen Amendements an. i der Deinglichkeit des Gegenstandes, da die neu anzulegen⸗ Listen schon mit dem 21. Oktober in Kraft treten sollen, be⸗ oß die Kammer, ihre Berathungen darübder sofort zu beginnen. chdem hierauf der Präsident die 4 Artikel des Entwurfes vor⸗ esen und die Versammlung sie einzeln angenommen hatte, g das ganze Gesetz mit 265 gegen 9 Stimmen durch. — der Tages⸗Ordnung war jetzt die allgemeine Diskussion über Budget für 1831. Nur zwei Redner, der jlingere Herr z Cases und Hr. Dubois⸗Aymé ließen sich im Laufe elben vernehmen. Der Erstere äußerte, es würde überflüssig
aün, sich in eine weitläuftige Untersuchung dieses Budgets ein⸗
assen, da 4 davon bereits verausgabt wären; indessen müsse doch auf zwei Dinge die Aufmerksamkeit der Versammlung ken, nämlich auf die Salzsteuer, die unmöglich länger beibe⸗ ten werden könne, da sie vorzugsweise auf der ärmeren Klasse e und allgemein verhaßt sey, und auf den Elementar⸗Unter⸗ icht, für den nothwendig mehr als bisher geschehen müsse, man ernstlich wolle, daß die grobe Unwissenheit und in ge derselben der Fanatismus, die sich noch an so vielen Or⸗ ‚namentlich auf dem flachen Lande, bemerklich machten, all⸗ lig verschwänden. „Wir wollen“, äußerte der Redner, „an Spitze der civilistrten Nationen stehen, und nehmen, was Elementar⸗Unterricht anbetrifft, unter allen Völkern den un⸗ en Rang ein.“ Als Belag für seine Behauptung führte Las Cases das Seine⸗Departement an, wo bekanntlich noch größte Aufklärung herrsche, dessenungeachtet ader von 140,000 dern in dem Alter von 6 — 15 Jahren kaum 19,000 die hhule besuchten. Man solle, meinte er, die im Buodget aus⸗ vorfenen 500,000 Fr. für literarische Subseriptionen lieber u anwenden, die ärmere Klasse lesen und schreiben zu lehren. hließtich verlangte der Redner, daß man alle etwanige Erspar⸗ eauf das Budget von 1831 der Salzsteuer und dem Ele⸗ ntar⸗Unterricht zu gute kommen lasse. Hr. Dubois⸗Aymé s auf die Nothwendigkeit hin, die Staats⸗Ausgaben zu ver⸗ dern. Viele seiner Kollegen, bemerkte er, hätten die Mei⸗ ig geäußert, daß sich auf die Besoldungen der Staats⸗Beam⸗ noch manche Ersparnisse machen lassen würden; er seinerseits ube indessen, daß man die Zahl der Beamten selbst vermin⸗ müsse; man solle ihnen nur die Aussicht auf ein ihren igkeiten angemessenes Avancement eröffnen, und was bisher i, vier verrichtet, das werde künftig ein Einziger zu Stande gen; aber wie die Sachen jetzt lägen, müsse sich nothwendig muthigung ihrer bemächtigen; mit Ausnahme der Armee, das Avancement nach den gesetzlichen Bestimmungen vor sich e, würden alle Aemter im Staate von den Ministern nach Ukür besetzt, wenn anders diese nicht die Wahl irgend einem vissons⸗Chef, dieser einem Rathe, dieser einem Subaltern⸗ amten anvertraute, der endlich seinerseits die zu vergebende elle vielleicht gar verhandelte; nur ein Mittel gebe es, um em schmählichen Mißbrauche abzuhelfen, wenn man nämlich Avancements⸗Gesetz für alle öffentliche Aemter, vom Super⸗ erarius an bis zum General⸗Direktor, oder im Justizfache zum Präsidenten des Cassationshofes, einführe, damit der cheifer an die Stelle der Intrigue, Geschäftskenntniß an die elle der Unwissenheit, Redlichkeit an die Stelle der Bestech⸗ eit trete; denn es sey nicht genug, daß der Beamte Geschick⸗ eit in seinem Fache besitze, er müsse auch ein durchaus un⸗ choltener Mann seyn; daß dieses aber bisher nicht immer der gewesen sey, gehe schon daraus hervor, daß mancher in der anz⸗Partie angestellte Beamte sich unter der vorigen Dyna⸗ in wenigen Tagen zum reichen Manne gemacht habe; keine eihe, kein Kontrakt müsse hinfüihro anders als mittelst Publicität Konkurrenz abgeschlossen, kein öffentliches Amt durch Ein⸗ nb vergeben werden, sobald der eine Stufe niedriger stehende üziant dazu qualifizirt sey. „Ein Avancements⸗Gesetz“, so oß der Redner, „könnte die Königliche Prärogative nur ver⸗ ken, da die getroffenen Wahlen geachteter als jetzt seyn wür⸗ „ und die Minister ihrerseits würden sich dadurch von jener sse von Sollicitanten befreit sehen, die sie von allen Seiten lagern. Ich überlasse es daher der Regierung, ein solches etz vorzulegen; denn Schicklichkeits⸗Gründe, die Ihnen, m. nicht entgehen werden, lassen es als wünschenswerth erschei⸗ , daß dasselbe von ihr ausgehe. Es sollte mir leid thun, i sie den Wink unbeachtet ließe, und dadurch die Kammer nge, sich ihres Vorrechts zu bedienen.“ Die Versamm⸗ e sich hierauf mit den einzelnen Artikeln des Bud⸗
—
8 L11““
Artikel des Budgets auf 1,172,512,435 Fr. veranschlagt.
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gets, und zwar zunächst mit der Einnahme, die im Ganzen ge⸗ nommen auf 1,303,979,702 Fr. berechnet werd. In dieser Summe ist der Ertrag der Salzgruben und Salzwerke zum erstenmale nur mit 1,400,000 Fr. angesetzt, während die Salinen im Jah⸗ re 1825 durch ein Gesetz um die Summe von 1,800,000 Franken verpachtet worden waren und bis zum Jahre 1829 noch dem Schatze eine nicht unbedeutende Tantieme des Gewinnstes zugewandt hatten. Der Graf v. Mosbourg beschwerte sich über jene willkürliche Herabsetzung der Pacht und deckte bei dieser Gelegenheit verschiedene Mißbräuche auf, die be⸗ reits unter der vorigen Dynastie stattgefunden hätten, und wo⸗ nach man z. B. im Januar 1830 allein der Salz⸗Compagnie
durch die Herabsetzung der Pacht von 1,800,000 auf 1,200,000 Fr.
für den Zeitraum von 10 Jahren, ein Geschenk von 6 Millionen gemacht habe. Der Redner verlangte am Schlusse seines Vor⸗ trages, daß man im Einnahme⸗Budget die ursprüngliche Pacht⸗ Summe von 1,800,000 Fr. wieder in Ausatz bringe. Der Königl. Kommissär, Hr. Duchatel, berief sich darauf, daß die Salz⸗ werke im Jahre 1829 nur 1,200,000 Fr. wirklich eingetragen hät⸗ ten, und daß aus diesem Grunde die Pacht bis auf diese Summe herabgesetzt worden seyh; auch im laufenden Jahre würden die Salzwerke nicht mehr wie höchstens 1,400,000 Fr. eintragen; wollte man nun den Ertrag mit 1,800,000 Fr. ansetzen, so würde die Balance zwischen der Emmahme und Aus⸗ gabe nicht mehr richtig seyn. Hr. Saglio, welcher einer der Administratoren der Salz⸗Compagnie ist, bemerkte, daß, weit entfeent, irgend einen Vortheil aus den Salinen zu ziehen, die Gesellschaft vielmehr bei dem Unternehmen viel Geld ver⸗ liere; wolle die Regierung ihr ihren Verlust erstatten, so würde sie noch heute mit Vergnügen in die Aufhebung des Pacht⸗Kon⸗ trakts willigen. Mehrere Redner ließen sich hierauf noch theils für, theils wider das Amendement des Grafen von Mosbourg vernehmen, welches zuletzt mit ziemlich starker Stimmen⸗Mehr⸗ heit angenommen wurde, obgleich Herr Thiers daranf hinwies, daß jeder Staat nicht bloß das undbestreitbare Recht, sondern so⸗ gar die Pflicht habe, einen Pacht⸗Kontrakt wieder aufzuheben, sobald er sich von der Unmöglichkeit überzenge, ihn in Ausfuh⸗ rung zu bringen. — Sämmtliche Ausgaben werden im Aten Herr Marchal ließ sich über das Kapitel der Civil⸗Pensionen im Betrage von 1,720,000 Fr. vernehmen und beschwerte sich dar⸗ über, daß die General⸗Reviston dieser Penstonen, die kraft des Gesetzes vom 29. Januar d. J. binnen 6 Monaten erfolgen sollte, auch jetzt noch nicht beendigt sey; daß die betreffende Kommission vielmehr sich gänzlich aufgelöft habe. Herr Duchatel erwie⸗ derte, der Grund davon liege darin, daß diese Kommission sich nicht das Recht habe zuerkennen wollen, als eine Bitligkeits⸗ Jury zu entscheiden, und daß also das Ministermum jetzt eine neue Kommission zusammenstellen würde. Nach einigen Bemer⸗ kungen des Barons Pelet, des Handels⸗Ministers und des Hrn. Laffitte, destieg auch noch der Finanz⸗Minister selbst die Rednerbühne, um sich über den beregten Gegenstand zu äu⸗ ßern. Allerdings, bemerkte er, bestimme das Gesetz vom 29. Januar 1831, daß die Pensionen revidirt werden sollten; es fage sich nun aber, welche Pensionen? wahrscheinlich habe man doch nur solche im Sinne gehabt, die nicht kraft eines Gesetzes, son⸗ dern nach Gutdünken, Ministern, Marschällen, Großwürdenträ⸗ gern u. s. w., bei Unzulänglichkeit ihres Vermögens oder dem Staate geleisteten wichtigen Diensten, bewilligt wor⸗ den wären; die große Schwierigkeit liege nun aber darin, zu beurtheilen, was unter Vermögens⸗Unzutänglichkeit und wich⸗ tigen Dienstleistungen eigentlich zu verstehen sey, und wahrschein⸗ lich werde das Ministerium sich in der Nothwendigkeit befinden, hierüber ein erläuterndes Gesetz von den Kammern zu verlangen. Herr C. Périer fügte hinm: die Kommission, die mit der Revision der Penstonen beauftragt gewesen sey, habe aus den achtbarsten Männern bestanden, von denen sich gewiß nicht au⸗ nehmen lasse, daß sie sich aus Privat⸗Rücksichten für die Inter⸗ essenten vor einer Entscheidung in der Sache gescheut hatten; lange habe sie darüber hin und her debattirt, und erst gegen Ende Juli habe sie erklart, daß sie durchaus kein Mittel er⸗ blicke, die ihr gestellte Frage zu lösen. Herr Demargay meinte, daß in Fällen, wo der Finanz⸗Minister über die Ansprüche eines Pensionärs in Zweifel gewesen wäre, er die Pension getrost hätte streichen sollen, da die Mehrzahl der Jahrgelder ohne irgend einen Grund hewilligt worden sey; der Finanz⸗Minister sey der Vertreter des Schatzes, und als sol⸗ cher müsse er die Penstonen aller derer einziehen, deren Ansprüche ihm nicht klar erwiesen zu seyn schienen. Zur Widerlegung die⸗ ser Ansicht ergriff der Präsident des Minister⸗Rathes zum zweitenmale das Wort und gab zugleich das Versprechen, der Kammer binnen kurzem ein neues Gesetz zur Erläuterung des⸗ jenigen vom 29. Januar vorzulegen. Die Sitzung wurde so⸗ dann, da die Versammlung zum Berathschlagen nicht mehr zahl⸗ reich genug war, aufgehoben.
Paris, 27. Sept. Vorgestern stattete der Kaiser Dom Pedro, begleitet von dem Brasilianischen Botschafter, dem Kö⸗ nige einen Besuch ab. Gestern führten Se. Maj. den Vorsitz im Minister⸗Rathe. Nach Beendigung desselben, gegen 2 ½ Uhr, fuhren Höchstdieselben mit der Königin und der Prinzessin Ade⸗ laide nach den Tuilerieen, um die dort neu eingerichteten Ge⸗ mächer zu besichtigen. Der König wird in einigen Tagen sammt seiner ganzen Familie das Schloß der Tutlerieen beziehen und am 2ten k. M. daselbst zum erstenmal große Cour halten.
Die wiederholten Excurstonen, die der König in der letzteren Zeit nach Vincennes und der Umgegend gemacht hat, hatten die thätigere Betreibung der Arbeiten zur Befestigung von Paris zum Zweck. Unter Anderem soll bei Saint⸗Maur ein Brucken⸗ kopf angelegt werden.
Der hiesige 8te und 12te Wahlbezirk haben gestern statt der Herren Daunou und Arago, die resp. für Brest und Per⸗ Agnan optirt hatten, andere Deputirte gewählt. Im ersteren
ezirke fiel die Wahl auf Herrn Paturle, der nur eine Stim⸗
me mehr als die absolute Majorität (334 unter 665) hatte, und 1 im letzteren auf Herrn Panis, dem von 421 Stimmen 292 zu Theil wurden. Sein Mitbewerber, Herr Chardel, der noch im vorigen Jahre als Deputirter des 6ten Pariser Bezirks in der Kammer saß, erhielt nur 123 Stimmen.
Die Bureaus der Deputirten⸗Kammer beschäftigten sich ge⸗ stern mit der Proposttion des General Lamarque, in Betreff einiger in dem Gesetze über die National⸗Garde vorzunehmender
Veränderungen, welche insbesondere die leichtere Mobilmachung
derselben bezwecken.
licher Sitzung genehmigt. 8 Der Graf v. la Ferronnays, Minister der auswärtigen Au⸗ gelegenheiten unter dem Ministerium Martignac, und Herr Pé⸗
rier, Sohn des Präsidenten des Minister⸗Raths, sind vorgestern Mehrere der hiesigen Blätter
von Neapel hier angekommen.
meldeten heute früh, die Regierung habe durch den Telegraphen die Nachricht von dem Ausbruche der Cholera in Calais erhal⸗ 3
, bei Dem Journal du Commerce zufolge, haben vier Bureaus die Vorlesung dieser Proposttion in öffente
ten; der Handels⸗Minister hat indessen dieses Gerücht durch ei⸗
buns Anschlag an der Börse für vollkommen ungegründet erklären assen. 1
Der National hatte in einem Privatschreiben aus Lon
don von Uneinigkeiten gesprochen, die unter den Mitgliedern der
Londoner Konferenz ausgebrochen wären. Der Messager des Chambres erklärt dagegen, aus guter Quelle versichern zu kön⸗ nen, daß die Korrespondenz⸗Nachrichten des National gänzlich er⸗ funden seyen, und daß unter den bei der Konferenz beglaubigten Ministern fortdauernd das beste Einverständniß herrsche. b Der Minister der auswartigen Aungelegenheiten fertigte vor⸗ 1
gestern Couriere nach Wien, Berlin und St. Petersburg ab.
Am verwichenen Sonnabend legte General Lamarque eine Petition mehrerer Französtscher Kaufleute von Port⸗au⸗Prince welche durch den plötzlichen Bruch des General⸗Konsus Mollien mit der Haitischen Regierung Verluste erlitten haben, auf das Bureau der Deputirten⸗Kammer nieder. Das Journal du Commerce bemerkt, der Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten habe zwar das Benehmen des Herrn Mollien durchaus gemißbilligt; da indessen das Ministerium noch immer Anstand nehme, sich über diese Angelegenheit in offizieller Weise auszu⸗ sprechen, so sehen die beeinträchtigten Franzosischen Handlungs⸗ häuser Willens, Herrn Mollien gerichtlich wegen Entschädigung zu belangen. 8
Oberst Feisthammel, wird, wie es heißt, zur Belohnung für sein muthiges und ener⸗ gisches Benehmen bei den letzten Umruhen, zum General⸗Major befördert werden. Auch hat der Platz⸗Kommandant, General Darriule, um Belohnungen und Beförderungen für die verschie⸗ denen Infanterie⸗ und Kavallerie⸗Regimenter der htesigen Gar⸗ nison nachgesucht.
Auf den Dörfern des Departements des Ain cirkuliren, wi der Précurseur de Lyon meldet, seit zwei Monaten ein Paar
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Chef der hiestgen Muntceipal⸗Garde,
höchst aufrührerische Oden, „Philippiques“ betitelt, ohne An⸗
gabe des Verfassers und Druckers.
Auch in Toulon haben nach dem Eingange der Nachricht von dem Falle Warschau's am 20sten d. M. einige unruhige Auftritte stattgefunden. Ungefähr 1000 Individuen versamme ten sich auf dem Platze vor dem Unter⸗Präfekten und dem Maire zu begeben und ihnen eine Petition an die Deputirten⸗Kammer zu überreichen, worin sie auf Versetzung der Minister in Anklagestand antragen wollten. Bald war die ganze Garnison unter den Waffen; die National⸗Garde wurde nicht zusammenberufen. Um 8 Uhr Abends wollte die Menge vor die Wohnungen der beiden genannten Beamten zie⸗ hen, beschränkte sich aber, da die Truppen sich widersetzten, dar⸗ auf, den Freiheitsbaum zu umringen, die Parisienne und Mar⸗ seillaise zu singen und dazwischen zu schreien: Fort mit den Ministern! Es lebe Polen! Um 9 Uhr begab sich der Haufe nach dem Kaffeehause in der Lafayette⸗Straße, und hier wurde die beab⸗ sichtigte Petition vorgelesen und von Vielen unterzeichnet. Ei⸗ nige Truppen⸗Detaschements bivouacquirten die ganze Nacht auf den Straßen. Um 10 Uhr war die Stadt ruhig. Am folgen⸗ den Tage lud der Königl. Prokurator einen Drucker und meh⸗ rere andere Individuen vor sich, welche angeklagt waren, die Zettel gedruckt und vertheilt zu haben, durch welche die Einwoh⸗ ner zu der Versammlung des vorigen Abends eingeladen wor⸗ den waren.
Ueber die Verbrennung der Griechischen Flotte durch den Admiral Miaulis äußert der Messager des Chambres unter Anderem: „Die Nachricht von der Verbrennung der Griechischen Flotte ist bei der Lebhaftigkeit unserer letzten parlamentarischen Debatten fast unbemerkt vorübergegangen; und dennoch ist ste
ein Ereigniß von der höchsten Wichtigkeit; denn sie gefährdet die
äußere Sicherheit Griechenlands, indem sie dasselbe seiner Flotte beraubt, sie setzt den Europäischen Handel aufs neue der Se räuberei aus, nimmt der Central⸗Regierung das Mittel ihre Einflusses auf die Inseln und beraubt den Staat seiner haupt sächlichsten politischen und militairischen Kraft. Der Admire Miaulis hat diese That aus persönlichem Hasse gegen den Prä sidenten Capodistrias gethan. Die ganze Macht des Staats in seiner Flotte zu vernichten und dem Vaterlande aus Privat⸗Leidenschaft ei⸗ nen ungeheuren unersetzlichen Verlust zuzufligen, ist ein Verbrechen, das durch nichts entschuldigt werden kann und alle von dem Urheber früher geleistete Dienste aufhebt. Die 28 Kriegsschiffe, aus denen die Griechische Marine bestand, sind nicht mehr vorhanden. Von den Millionen, die Europa dem neuen Staate gegeben, damit er sich dieses wichtige Vertheidigungsmittel schaffe, ist nichts mehr übrig. Was Europa bei Navarin an der Türkisch⸗Aegyp⸗ tischen Flotte vollbrachte, hat Miaulis an der seines eigenen Va⸗ terlandes gethan und in dem Augenblicke, wo Aegypten und die Türkei ihren Verlust zu ersetzen suchen, giebt der Eigensinn eines einzigen Menschen die Griechische Marine den Flammen preis. Um ihrer Wuth die Krone aufzusetzen, haben Miaulis und die Seinigen sogar die schönen Festungswerke in die Luft gesprengt, mit denen ein Europäischer Ingenieur⸗Oberst den Hafen von
dem Rathhause, um sich von da zu
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