Poros umgeben hatte. Nach einem so großen Verbrechen gegen das Vaterland hält es schwer, den heftigen Beschuldigungen ge⸗ gen den Präsidenten Glauben zu schenken und dem Patriotismus der Griechischen Häuptlinge zu trauen.“
— Das Frankfurter Journal meldet aus Straßburg vom 26. Sept.: „Eine beschwerliche Auflage lastet schon lange auf Straßburg und dem ganzen Elsaß: der übermäßige Ein⸗ gangs⸗Zoll, den unter dem Villeèleschen Ministerium ein Gesetz auf das Vieh und einige andere Haupt⸗Nahrungsmittel gelegt, die wir vom Auslande beziehen müssen. Letzteres hat zur Wie⸗ dervergeltung die Erzeugnisse unseres Bodens stark besteuert; hieraus entstand eine Stockung, eine klägliche Hemmung in un⸗ serem Handel und Gewerbfleiß und eine Vertheuerung der Le⸗ bensmittel, die vorzüglich auf der armen Arbeitsklasse lastet. Oft und viel, vor und seit der Revolution, hatten wir nach⸗ drücklich auf Verbesserung dieses kläglichen Zustandes der Dinge gedrungen, allein immer vergeblich. Man war doch berechtigt, zu hoffen, die Resultate der Juli⸗Revolution würden dem allge⸗ meinen Mißbehagen, wenigstens theilweise, abhelfen; allein das Ministerium hat bisher für die materiellen Interessen des Volkes nichts gethan, folglich war vorauszusehen, früher oder später werde das immer wachsende Mißvergnügen der Bevölkerungen widrige nachtheilige Auftritte veranlassen. Solche Auftritte sind leider gestern bei uns eingetroffen. Bereits um 6 Uhr Morgens be⸗ gaben sich 2— 300 National⸗Garden bewaffnet an die kleine Rhein⸗Brücke und wollten das auf den montägigen Markt be⸗ stimmte überrheinische Vieh, das Sonntags über die Gränze zu gehen pflegt, gewaltsam und ohne Zoll herüber gehen lassen. Allein die Behörden, die Tages zuvor benachrichtigt worden, hatten Maaßregeln getroffen, solche Gewaltthat zu verhüten und Gesetzvollziehung zu schützen. Ein Bataillon Linientruppen und Artillerie war an der Rheinbrücke aufgestellt worden, und die National⸗Garden mußte nach der Stadt zurückkehren, wo ste die Bevölkerung unter die Waffen rief. Doch hatte dieser Auf⸗ ruf keine Folgen, sondern die große Mehrheit unserer Bürger⸗ garde hat den von einigen irregeleiteten Bürgern gethanen ge⸗ setzwidrigen Schritt getadelt, wiewohl sie mit ihnen die beschwer⸗ liche Auflage, die so lange schon auf unserer Bevölkerung lastet, beklagen muß. Auch waren die meisten derer, die auf den von der Behörde befohlenen Rappell sich auf dem Broglie sammel⸗ ten, der Meinung, auf gesetzlichem Wege eine Aenderung der Erhebungs dieser Auflage zu fordern, aber keine feindselige Stel⸗ lung anzunehmen, die nur verderbliche Folgen haben müßte, wenmn die Behörde, ihrem Recht gemäß, widerstände. Der Hr. Präfekt hat auf seine persönliche Verantwortlichkeit den Ein⸗ gangszoll vom ausländischen Vieh um die Hälfte vermindert. Zugleich wurde eine Bittschrift an den König, um Aufhebung des Gesetzes von 1822 zur Einführung jener Auflage, wie auch um Verminderung jener Salz⸗Auflage und des Zolles vom ausländischen Getreide, abgefaßt.“ 1 hie8
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 26. Sept. Der Lord⸗Kanzler war in der heu⸗ tigen Sitzung nicht anwesend (er befand sich in Windsor, wo er Ihren Majestäten die Aufwartung machte) und wurde auf sei⸗ mnem Präsidial⸗Platze, dem Wollsack, von dem Grafen von Shaftesbery, einem der drei Vice⸗Sprecher des Oberhauses, ver⸗ treten. Der Marquis von Londonderry nahm im Verlaufe der Sitzung Anlaß, sich über diese Abwesenheit des Lord⸗Kanz⸗ lers zu beschweren und für den nächsten Tag eine förmliche De⸗ nunciation in dieser Hinsicht anzukündigen. Der Marquis von Westminster überreichte die kürzlich in der City zu Stande gekommene (von uns wörtlich mitgetheilte) Bittschrift an das Oberhaus zu Gunsten der Resorm⸗Bill. Der Marquis äußerte bei dieser Gelegenheit, daß Bittschriften dieser Art jetzt um so zahlreicher eingehen würden, weil man die Mei⸗ nung habe verbreiten wollen, daß das Land gleichgül⸗ tig gegen die Reform⸗Bill geworden sey; eine solche Re⸗ action habe keinesweges stattgefunden, und er hege viel⸗ mehr die Hoffnung, daß auch das Haus seinerseits die Reform⸗ Maaßregel billigen werde. Als der Lord hierbei die Bemerkung fallen ließ, daß die Pairs als solche bei der Frage eigentlich kein besonderes Interesse hätten (der Redner erklärte später, er habe bloß gesagt, daß hauptsächlich das Volk, das Unterhaus, bei der Reform interessirt sey), erhob sich der Graf von Eldon und erklärte, daß er eher auf seinem Platze hier sterben, als zu⸗ geben wolle, daß eine so absurde Behauptung begründet sey. „Der edle Marquis“, fuhr er fort, „hat für gut befunden, den Pairs des Königreiches einige Rathschläge zu ertheilen; so sey es denn auch mir vergönnt, ein Gleiches zu thun und ebenfalls zu sagen: ich bin überzeugt, daß Ew. Herrlichkeiten Ihre Schul⸗ digkeit thun werden (Beifall); ich maße mir nicht an, Ihnen „erklären, worin eigentlich diese Schuldigkeit besteht, doch die Zeit wird nun bald kommen, wo wir die Frage im Ange⸗ sichte des Englischen Volkes und in seinem Interesse naä⸗ her erörtern werden. Ich mag auch den Ausgang dieser Erörterungen nicht vorher bestimmen; viele edle Lords, die ich auf der Bahn meines langen Lebens achten gelernt habe, dürf⸗ ten über die Frage abweichender Meinung von mir seyn, — al⸗ lein behaupten wollen, daß ste kein Interesse für die Pairs habe, ist die größte Ungereimtheit. Furchtlos und keine Gefahr ach⸗ tend, müssen wir Alle gewissenhaft unsere Schuldigkeit thun, und ich selbst würde mich schämen, zu sagen, daß dersenige, der an⸗ ders denkt, als ich, darum schon Unrecht habe. Es sey. mir des⸗ balb aber auch vergönnt, zur gehörigen Zeit meine Ansichten darzulegen; wer erst so alt ist, wie ich, der kann dem Ehrgeize, dem Vorurtheile und der Furcht keinen Raum geben; männlich wird er seine Pflicht thun, mögen die Folgen auch seyn, welche sie wollen.“ (Beifall.) Der Marquis von Londonderry. sah auf das Ersuchen des Lord Goderich und in Rücksicht dar⸗ auf, daß Graf Grey, wegen eines in seiner Familie eingetrete⸗ nen Todesfalles, nicht anwesend war, sich veranlaßt, seine für diese Sitzung angekündigten Fragen in Bezug auf die Französi⸗ chen Offiziere, die in Belgische Dienste getreten, auf nächsten Domnerstag (29. September) zu verschieben. *
— Unterhaus. Sitzung vom 26. Sept. Oberst Evans kündigte an, daß er am nächsten Donnerstage die Auf⸗ 8 merksamkeit des Hauses auf die ungewöhnlichen militairischen Vorbereitungen lenken wolle, die am verflossenen 29. August, als am Lord⸗Mayors⸗Tage, im Tower getroffen worden seyen. Herr O'Connell, der eine Bittschrift in Bezug auf Irländi⸗
sche Armen⸗Gesetze überreichte, sprach die Hoffnung aus, daß man in keinem Falle die Englischen Gesetze dieser Art in Irland einführen werde. Herr Hunt und mehrere andere Mitglieder waren der Meinung, daß die Englischen Armen⸗Gesetze im Grunde auf Gerechtigkeit und Menschlichkeit basirt seyen, und daß es nur ihr Mißbrauch wäre, den Irland zu vermeiden habe. e Der Kanzler der Schatzkammer zeigte an, daß die zweite
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reichs mitgetheilt worden?
Lesung der Irländischen Reform⸗Bill nicht eher zur Erör⸗ terung kommen würde, als bis die Schottische Reform⸗Bill absolvirt sey, eine Anordnung, die mit den Wünschen der meisten Mitglieder übereinstimme. — Einige Amendements, welche das Oberhaus zu einer im Unterhause bereits durchgegangenen Bill in Bezug auf die Irrenhäuser gemacht hatte, kamen jetzt zur Berathung und wurden zwar vom General⸗Anwalt und General⸗ Fiskal vertheidigt, jedoch vom Hause mit 66 gegen 55 Stimmen verworfen. — Im Geldbewilligungs⸗Ausschusse votirte das Haus 8900 Pfund für das katholische Seminar von Maynooth (Irland), nachdem Herr Perceval vergebens darauf angetragen hatte, daß das Haus erklären möge, die Bewilligung finde in diesem Jahre zum letzten Male statt, und nachdem Capitain Gor⸗ don, Herr Lefroy und Andere eben so vergeblich behauptet hatten, man müsse die Unterstützung nicht mehr zugestehen, in⸗ dem die Regierung sich nicht geneigt bewiesen habe, ähnliche pro⸗ testantische Institute Irlands sernerhin mit Fonds auszustat⸗ ten. Da es bereits 1 Uhr geworden war, so wurde die angesetzte Erörterung der Reformbill im Ausschusse bis auf Weiteres verschoben.
— Oberhaus. Sitzung vom 27. Sept. Nachdem mehrere Bittschriften für und gegen die Reform⸗Bill Üüberreicht worden waren, brachte der Marquis von Londonderry die angekündigte Denunciation gegen den Lord⸗Kanzler vor. Anlaß nahm er zunächst von den Bemerkungen, die jener Lord selbst vor einigen Tagen über die Unregelmaßigkeit gemacht, die in den Debatten des Oberhauses herrsche. Jetzt mehr als je habe der Lord⸗Kanzler die Verpflichtung, über die Diskussionen und die Privilegia des Oberhauses zu wachen, und wenn derselbe ande⸗ ren Lords wegen der Fragen, die sie zuweilen vorbrächten, Vor⸗ würfe mache, so solle er doch bedenken, daß er vor Allen selbst keine Sitzung des Oberhauses vernachlässigen dürfe. Einmal sey der edle und gelehrte Lord schon 8 Tage lang abwesend gewesen; er habe sich jedoch mit seinen üͤberhäuften richterlichen Ge⸗ schäften entschuldigt, und das Haus sey mit dieser Entschuldigung zufrieden gestellt gewesen. Für sein gestriges Ausbleiben ließe sich jedoch keine solche Entschuldigung geltend machen, um so weniger, als er (der Lord⸗Kanzler) eine wichtige Frage in Bezug auf die auswärtige Politik für die gestrige Sitzung angekündigt gehabt. Es werde zwar immer damit geprahlt, daß der edle und gelehrte Lord die im Kanzlei⸗Gerichtshofe vorgekommenen Sachen alle schon erledigt habe; hätten jedoch dessen Vorgänger eben so das Oberhaus zu Gunsten des Gerichtshofes vernachlässigen wol⸗ len, so würden sie hinter den Leistungen des Lord Brougham schwerlich zurückgeblieben sehn. Es habe schon früher Minister gegeben, namentlich Canning, Castlereagh u. A., die sogar Opfer ihrer Anstrengungen geworden wären; Keiner aber habe so viel Wesen von diesen Anstrengungen gemacht. Die erste Pflicht des Lord⸗Kanzlers aber bleibe ein für alle Mal sein unausgesetztes Erscheinen im Oberhause, und die Ver⸗ nachlässigung dieser Pflicht müsse die Rüge jedes anderen edeln Lords mit Recht provoziren. — Der Lord⸗Kanzler hielt zu seiner Rechtfertigung einen ausführlichen Vortrag, in welchem er zunächst sagte, daß es wohl in der ganzen Welt keine unbe⸗ gründetere Anschuldigung eines Beamten geben konne, als die eben vorgebrachte. Partei machen, sagte er, sey gewiß ein trefflich Ding, aber das hieße doch etwas zue weit gehen, wenn man sich dadurch verblenden lasse, von ihm zu sagen, daß er als Großsie⸗ gelbewahrer nachlässig und ein Müßiggänger sey. Da einige Mitglieder der Opposttion den Vortrag des edeln Marquis bei⸗ fällig aufgenommen hätten, so sähe es fast aus, als habe er im Namen der ganzen Opposttion gesprochen. (Nein, nein! rufen hier viele Oppositions⸗Mitglieder, was auf der ministeriellen Seite des Hauses ein großes Gelächter erregt.) Seiner Thätig⸗ keit im Kanzlei⸗Gerichte habe er selbst sich niemals gerühmt, und niemals habe er dieselbe auf Kosten des Oberhau⸗ ses angewandt. Er stimme ganz mit dem edlen Marquis in der Absicht überein, daß es die erste Pflicht des Lord⸗Kanzlers sey, den Sitzungen des Oberhauses beizuwoh⸗ nen, aber viel weniger noch dürfe er im Kanzlei⸗Gerichtshofe fehlen, denn hier könne er nicht wie dort durch einen anderen Lord vertreten werden. Der Redner ging nun noch in ein De⸗ tail über die verschiedenartigen Verpflichtungen ein, welche er in den beiden Amts⸗Verrichtungen habe, wobei er sagte, daß er es sich immer zum Grundsatze gemacht: „Nimm nur die Minuten in Acht, die Stunden werden danmn schon für sich selber sorgen.“ — Nachdem darauf noch die Lords Eldon und Holland einige Bemerkungen über den Gegenstand gemacht, ging die Debatte ohne weitere Folgen vorüber.
— Unterhaus. Sitzung vom 27. Sept. Sir Rich. Vyvyan, der seine Fragen in Bezug auf die auswärtige Politik Englands gestern verschoben hatte, brachte sie heute zur Sprache und sagte: „Die Belgischen Angelegenheiten sind zu dem glücklichen Ausgange gediehen, daß die Französische Regierung versprochen hat, sämmtliche Französische Truppen würden sich aus Belgien zurückziehen. Ich wünsche den Ministern Glück zu einem solchen Erfolg ihrer Bemühungen. Aber ich habe vernommen, daß die Französische und die Belgische Regierung ein Uebereinkommen getröffen haben, wonach Französtsche Offiziere von Rang und Ruf in Belgische Dienste eintreten, unter dem Könige der Bel⸗ gier das Ober⸗Kommando führen und an der Spitze der Armee⸗ Divistonen in den verschiedenen Theilen des Königreiches stehen sollen. Nun ist es aber bekannt, daß die Truppen eines Lau⸗ des, deren Offiziere aus einem anderen Lande genommen werden, in der Regel unter der Kontrolle des letzteren stehen; dies ist der Fall mit den eingebornen Truppen Ost⸗Indiens, die lanter Britische Offiziere haben.“ — Hier wurde der Redner von Lord Althorp unterbrochen, der es eine Unregelmäßigkeit nannte, wenn ein Mitglied, das bloß eine Frage thun wollte, sich in solche Erörterungen einlass. Sir R. Vyvyan entschuldigte sich und fuhr fort: „Ich wünsche demnach von dem edlen Lord zu wissen, ob wirklich ein Uebereinkommen, wie das erwähnte zwischen der Französtschen und der Belgischen Regierung, besteht und ob unserer Regierung darüber etwas von Seiten Frank⸗ Nächstdem bitte ich aber auch um einige Aufschlüsse über die Angelegenheiten Griechenlands. Es sollen daselbst Unruhen ausgebrochen seyn, die den Zustand des Landes eben so unsicher machen, wie zur Zeit des Türkisch⸗ Griechischen Kriegs. Haben nun die drei Mächte, die einen thätigen Theil an den Angelegenheiten Griechenlands genommen, hin⸗ sichtlich der künftigen Regierung dieses Landes ein neueres Ueber⸗ einkommen getroffen?“ — Lord Palmerston antwortete, daß, was die erste Frage betreffe, er die Nachsicht des Hauses in An⸗ spruch nehmen müsse, indem er unmöglich Fragen beantworten könne, welche Anordnungen beträfen, die ein unabhängiger, von England anerkannter, Souverain in Bezug auf seine eigene Ar⸗ mee und auf die Vertheidigung seines Landes getroffen habe. In Bezug auf die zweite Frage müsse er es bestätigen, daß in Griechenland unglückliche Ereignisse vorgekommen, doch würden dieselben, wie er hoffe, nur vorübergehende Derangements her⸗ beigeführt haben, die bereits wieder beigelegt seyen. Die Kon⸗
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ferenz der drei Mächte bestehe übrigens
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noch und sey damit
schäftigt, Anordnungen zu treffen, durch welche die Ruhe Gy chenlands wieder hergestellt und auf eine festere Grundlage gründet werde. 8
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London, 28. Nov. Ihre Majestäten haben sich amd rigen Sonnabend nach Windsor begeben.
Am Lästen d. fand eine Konferenz der Bevollmächtigten fünf Höfe statt, die über 3½ Stunden währte.
Gestern fand, in Folge einer früheren Bekanntmachu eine Zusammenkunft der Freisassen der Grafschaft Middle statt, um über eine Bittschrift an das Haus der Lords zur nahme der Reform⸗Bill zu berathen. Die Parlaments⸗Mitg der J. L. Scott, Byng, Hume, Serjeant Pell, F. Burdett u Wilks waren dabei zugegen. Herr Serjeant Pell überreichte! Bittschrifts⸗Entwurf und begleitete denselben mit einer lang Rede, worin er alle Vortheile der Bill neuerdings auseinand zusetzen suchte. Hr. Bodkin erklärte, daß der Entschluß, ke Abgaben zu bezahlen, falls die Bill verworfen würde, im Stil weiter verbreitet sey, als man es öffentlich wisse. Nachee sich mehrere Redner zu Gunsten der Bittschrift hatten vernehm lassen, trat auch Sir Francis Burdett auf, der von der Versam lung mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde. Er sagte, d einzig die hohe Achtung, welche er für die Freisassen der Gn⸗ schaft Middlesexr hege, ihn hätte veranlassen können, der he⸗ gen Versammlung beizuwohnen, da wichtige Geschäfte in sei eigenen Angelegenheiten seine Zeit in Anspruch nähmen. ¼ Verlauf seiner Rede sagte er unter Anderem: „Ich wünsche, nich Unehrerbietiges von dem Hause der Lords zu sagen, noch will! ihrer Entscheidung vorgreifen; aber es mag mir erlaubt seyn, berichten, daß eine große Mehrheit der wahrhaft constitutionne Aristokratie, aus den alten Englischen Familien, bereits erkg hat, daß ihre Gesinnungen in Betreff der Reform mit denen Volkes übereinstimmen. (Beifall.) Unter diesen befind sich Viele, welche ihrer Ansicht schon große Opfer bracht haben. Ich bin überzeugt, daß das Haus Lords, weit entfernt, durch seine Nachgiebigkeit gegen Volk irgend etwas an Macht und Einfluß zu verlier im Gegentheil an Dauerhaftigkeit und Stärke gewinnen wiet (Beifall.) Die Reform wird allein den Burgfleckenhändle nachtheilig seyn. Ich bediene mich dieses Ausdrucks, weil Leute, auf die er ssch bezieht, mit Burgflecken handeln; wie den einen Eisenhändler nenne, der mit Eisen handelt. (Geliäh ter.) Man hat zwar bemerkt, daß man diese Personen Bu flecken-Besitzer nennen müsse, weil dies ein richtigerer ü. zarterer Ausdruck als Händler sey. Wie man slie aber auch m nen will, so ist es doch allgemein bekannt, daß diese Leute! dem gegenwärtigen System auf eine oder die andere Weise, es nun mit Mehl oder mit Malz, bezahlt werden. (Gelächte Der Einfluß, welchen diese Individuen besitzen, ist immer zu Nachtheil der Interessen des Landes angewendet worden.“ 2 Redner ließ sich hierauf weitläuftig auf die Nachtheile des alten stems ein und bemerkte, daß diesem auch besonders der Ku. mit Frankreich zuzuschreiben gewesen sey, welcher die Nation Schuld so ungemein vergrößert habe. Was für ein Intere habe denn England an der Familie gehabt, welche damals Besitz des Franzoͤsischen Thrones gewesen sey? Was sey es En land angegangen, ob die Bourbons damals mit Recht oder U. recht vom Thron gestoßen worden seyen? Für die Nation dies Alles ohne, für die Burgfleckenhändler aber von 1. teresse gewesen. Der Wunsch nach Reform sey in damalh Zeit in England erwacht, und die Burgfleckenhändler hatten! fürchtet, daß, wenn eine freie Regierung in Frankreich eing führt würde, sie nicht länger ihre ungerechte Usurpation Rechte des Volkes würden behaupten können, und deshe sey die Nation in einen Krieg gestürzt worden, der ihr 8 Millionen Pfund Sterling gekostet habe. — Er glaube ni daß die Lords die Bill verwerfen würden; sollte es aber de der Fall seyn, so müsse das Volk sich fest zeigen. Er wisse n nicht, was fuüͤr Maaßregeln unter solchen Umständen zu ergn fen seyn dürften; aber der Weg, den man alsdann einschlag wolle, müsse reiflich überlegt und mit Festigkeit betreten werde Nach diesem Vortrage, an dessen Schluß die Versammlung den lebhaftesten Beifall ausbrach, ließ sich noch Herr Hut vernehmen, worauf die Bittschrift einstimmig genehmigt u auf den Antrag des Sir J. Scott-⸗Lilly beschlossen wun dieselbe dem Herzoge von Susser zur Unterstützung im Oberha zu überreichen.
Die Times sagt in ihrem Börsenbericht: „Das Geld an der Stock⸗Börse fortwährend rar. Zu gleicher Zeit n. es jetzt deutlich, daß sich ein unbehagliches Gefühl bei! Fonds⸗Besitzern, wegen der Gefahr für die Reform⸗Bill Oberhause, zu erkennen giebt, obgleich dies noch nicht bedeut einwirkt, weil man doch nicht recht glauben will, daß eine arge Blindheit in Bezug auf die Folgen, welche eine solche 2 werfung haben würde, existiren kann. Es ist unmöglich, Aengstlichkeit zu beschreiben, welche in allen Theilen der City Annäherung dieser wichtigen Krisis herrscht.“ 8-.
Niederlande. “
Aus dem Haag, 29. Sept. Die heutige Staa Courant widerspricht der von Belgischen Blättern (zuerst Lütticher „Politique“) verbreiteten Nachricht, daß eine aus . stricht gesandte Holländische Rekognoscirung bis vor die D'h von Tongern gekommen sey, in Riempst eine Lieferung 2000 Rationen bestellt und sich daselbst auf Kosten der Einm. ner gütlich gethan habe. Das Ganze, meint das gena Blatt sey, wie man es von den Belgischen Zeitungen sch gewohnt wäre, ein Gewebe von Lügen und Uebertreibumg und beruhe auf der einfachen Thatsache, daß am 21sten d. General⸗Major von Boecop mit einigen Offizieren die Lage! Riempst besichtigt habe und dabei von dem gewöhnlichen. vallerie-Piquet, bestehend aus einem Offizier und 25 Mag begleitet gewesen seh; nirgends aber sey denselben etwas gere worden.
Gent, 27. Sept. Der König traf heute Nachmittag! 2 ½ Uhr hier ein. Der Magistrat war ihm eine Viertel⸗Stut vor der Stadt entgegen gegangen, um ihn zu begrüßen. 7 Bürgergarde und ein Theil der Linientruppen waren in Schlea ordnung aufgestellt. Auf die Anrede des Bürgermeisters e derte der König: „Herr Bürgermeister, ich habe hier eine n. Bekanntschaft zu machen, ich empfange mit Vergnügen die 9 digungen des Magistrats; ich kenne bereits die Bedürfnisse Stadt, ich weiß, daß die Industrie sehr leidet; dieser Herr (hier deu der König mit der Hand auf Hrn. Roessel, einen unserer angesth sten Fabrikanten, dessen Fabrik der König in Augenschein genom hatte) hat mich bereits davon überzeugt. Seyn Sie versichert, Bürgermeister, daß alle meine Anstrengungen dahin gerich seyn werden, die Wunden, welche ich nicht geschlagen habe, heilen und die Industrie und den Handel wieder zu heben,
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8E111191*A“ nders wenn wir das Glück haben sollten, den Frieden zu er⸗ lten. Seyn Sie überzeugt, daß ich sehnlichst wünsche, den Fohlstand Belgiens wieder aufleben zu sehen, und daß ich bei r Annahme des Thrones keinen anderen Ehrgeiz gehabt habe, z den Belgiern die Wohlthaten einer väterlichen Regierung zu bHern.“ Der Ruf: „Es lebe der König!“ ertönte nach dieser ede von allen Seiten, und der König hielt unter dem Jubel⸗ eschrei des Volkes seimnen Einzug in die Stadt. Am Abend ste der König wieder nach Brüssel zurück.
Brüssel, 28. Sept. Der König ist gestern Abend nach
intwerpen abgereist. (Gestern ist der Trauer⸗Gottesdienst in der Kirche zu St. Gu⸗ la mit großer Feierlichkeit begangen worden. Eine große Men⸗ enmenge drängte sich in den Straßen, durch welche der König im, der überall mit dem lebhaftesten Jubel empfangen wurde. ach dem Gottesdienst begab sich Se. Majestät mit seinem Ge⸗ lge nach der Place des Martyrs, wo die Mustci der großen armonie verschiedene Musikstücke ausführten.
Ein Französischer diplomatischer Agent, welcher sich seit meh⸗ en Tagen in Brüssel aufhielt, ist nach dem Haag abgereist.
Durch eine Königl. Verfügung vom 6. Sept. ist das Ge⸗ lt der Offiziere folgendergestalt ermäßigt worden. Ein Oberst bält: bei der Infanterie 3500 Gulden, bei der Kavallerie, Ar⸗ erie und bei dem Ingenieur⸗Corps 4000 Gulden. Ein Oberst⸗ eutenant bei der Infanterie 2800, bei den übrigen Waffengat⸗ ngen 3200 Gulden. Ein Major bei der Infanterie 2400, bei i übrigen Waffengattungen 2600 Gulden. Ein Capitain 1ster lasse bei der Infanterie 1400, bei den übrigen Waffengattun⸗ n 2200 Gulden. Ein Capitain 2ter Klasse bei der Infanterie 200, bei den übrigen Waffengattungen 2000 Gulden. Ein eutenant bei der Infanterie 900, bei der Kavallerie 1400, und i den übrigen Waffengattungen 1500 Gulden. Die Offiziere, elche vor dieser Verfügung ernannt worden sind, behalten das * Gehalt bei. — Durch eine andere Verfügung vom 19ten
.wird festgesetzt, daß ein Linien⸗Infanterie Regiment aus 800 Mann incl. der Offiziere bestehen soll. Jedes Regiment l aus 4 Kriegs⸗Bataillonen und einem Depot zusammengesetzt n; jedes Bataillon soll aus 6 Compagnieen bestehen.
Der Belgische Moniteur enthaͤlt in seinem neuesten latte ausführliche Betrachtungen über den Sieg, den das Mi⸗ sterium Périer über die Opposition in der Französischen Depu⸗ ten⸗Kammer davongetragen hat. „Es sey uns erlaubt,“ ißt es darin unter Anderem, „in Bezug auf die gegenwärtige pposttion in Frankreich eine allgemeine bi zu machen, elche uns auf ihr Verfahren im Ganzen, seit der Ernennung s Perierschen Ministeriums, anwendbar scheint. Sie ist, ent⸗ eder unwillkürlich oder mit gutem Vorbedacht, von einem orurtheil befangen, welches sie fortwährend aus den Gränzen s Möglichen und des Wahren treibt. Dieses Vorurtheil, wel⸗ es allerdings seinen Ursprung in einem National⸗Stolz hat, r gerecht seyn würde, wenn er nicht übertrieben wäre, besteht arin, jede allgemeine politische Frage so zu beurtheilen, als ob Frankreich ganz allein beträfe, und unaufhörlich ihr Vater⸗ nd von den anderen Staaten abzusondern, mit welchen es die oße Europäische Gesellschaft bildet, die nicht bestehen könnte, enn Jeder, sich auf sich allein beschränkend, Anstand nähme, e gemeinsamen Pflichten zu erfüllen. Hier liegt auch, wie es s scheint, das Geheimniß des Irrthums, in welchem die Op⸗ sition in Bezug auf die Belgische Neutralität verfallen ist. Vir begreifen sehr wohl, daß diese Neutralität der Partei der zewegung nicht so zusagt, als es die Einverleibung mit Frank⸗ ich gethan haben würde. Aber, als die einzige Bedingung, ter welcher die Mächte unsere Unabhängigkeit anerkennen woll⸗ n, als Bedingung, welche allein einen allgemeinen Krieg ver⸗ ten konnte, scheint uns diese Neutralität genug in sich zu ent⸗ lten, um den Anforderungen derer zu genügen, welche nicht absichtigen, die Ruhe in Europa umzustürzen, um irgend etwas nmögliches zu erlangen. Die Belgische Neutralität, und es ist uffallend, daß so viele Leute diese Wahrheit verkannt aben, konnte Europa allein mit dem Gedanken an un⸗ re Unabhängigkeit versöhnen. Belgien hat dadurch den vortheil, künftig nicht der blutige Schauplatz der Streitig⸗ iten anderer Mächte zu seyn und eine große Armee entbehren können, welche es auf die Dauer nicht unterhalten könnte, hne seine Hülfsquellen zu erschöpfen. — Im Ganzen hat das mnisterium Périer durch die letzten Debatten eine größere Kraft langt. Die Ordnung im Innern wird sich immer mehr befe⸗ igen, und der moralische Einfluß Frankreichs nach außen hin ird dadurch in gleichem Verhältniß zunehmen. Belgien hat ehr als jedes andere Land ein Recht, sich über dieses Resultat freuen; seine Sache ist auf das engste mit der guten Ordnung rbunden, welche bei seinen Nachbarn herrscht.“
Antwerpen, 28. Sept. Der König Leopold wird mor⸗ n Mittag zwischen 12 und 1 Uhr hier eintreffen und Muste⸗ ng über die Truppen halten. Man glaudt, daß der König den ag über in Antwerpen bleiben und das Theater mit seiner Ge⸗ nwart beehren wird. — Der Französische General Billard ist er eingetroffen.
Im Journal d'Anvers liest man: „Trotz der millitairi⸗ en Bewegungen, der Revuen, der kriegerischen Vorbereitungen d aller Tages⸗Befehle haben wir gute Gründe, zu glauben, aß die Feindseligkeiten zwischen Holland und Belgien nicht wie⸗ r beginnen werden. Man schreibt uns sogar von Gent, daß r König diese Hoffnung in den allerberuhigendsten Worten aus⸗ edrückt haben soll. Uebrigens war die Organisation der Armee d aller Mittel, um Krieg zu führen, nothwendig, diese Hoff⸗ ung durch eine Achtung gebietende Stellung zu unterstützen, rch welche allein man den Frieden erlangt und sichert.“
Das Journal du Commerece d’'Anvers enthält Folgen⸗ 6: „Man findet in mehr oder minder langen Zwischenräumen
gewissen Theilen der Stadt aufrührerische Schmähschriften geschlagen; die Polizei muß davon Kenntniß haben, und dessen⸗ ngeachtet thut sie nichts, um dies zu verhindern. Eine Masse onymer Briefe und Drohschriften werden täglich durch die Host an friedliche Personen befördert, worin denselben Mord und blünderung angedrohet wird. — Wir wissen, daß ehrenwerthe Zürger, in Folge solcher wüthenden Drohungen, sich veranlaßt funden haben, diesen Ort des Schreckens zu verlassen, und daß dere eine augenblickliche freiwillige Verbannung gewählt haben,
sich der Wuth unserer Terroristen zu entziehen. Wenn es ahr ist, daß diese Schmähschriften, diese Briefe, das Werk der rheber der Plünderungen im Monat März sind, so ersuchen ir alle rechtliche Leute, sich zu beruhigen; diese Unruhestifter d bekannt und werden zur gehörigen Zeit der öffentlichen Ftrafe überliefert werden. Die Gerechtigkeit wird nicht immer
hnmächtig seyn!“ Polen.
— Von der Polnischen Gränze, 1. Okt. Nach en neuesten Nachrichten, sind die Russischen Truppen den Pol⸗
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nischen vom Corps des Generals Rozvbzki, als diese sich, in fort⸗ währendem Gefecht, auf das Krakauische Gebiet zurückzogen, da⸗ hin gefolgt und sollen am 27. Sept. Abends die Stadt Krakau selbst besetzt haben. Da sich in derselden viele Insurgenten ver⸗ steckt hielten, so war man, diesen Nachrichten zufolge, mit deren Aufsuchung beschäftigt. 3
München, 30. Sept. gnädtgster Herr, werden heute und Ihre Maj. die Königin mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen morgen in hiesiger Haupt⸗ und Residenzstadt wieder ankommen.
Ihre Königl. Hoheit die Peinzessin Auguste von Sachsen traf am Montaz Abends hier ein, speiste am Dienstage bei Ih⸗ rer Maj. der verwittweten Königin Karoline und reiste gestern unter dem Namen einer Grafin von Plauen über Tegernsee nach Italien ab.
Schweiz.
Luzern, 25. Sept. In der am Losten d. stattgehabten 43sten Sitzung der Tagsatzung wurde darüber verhandelt, wie ge⸗ gen die verhafteten Rädelsführer des Aufruhrs im Kanten Ba⸗ sel zu verfahren sey. Dreizehn Gesandischaften stimmten für Haus Arrest unter militatrischer Bewachung, worüber jedoch die näheren Anordnungen den Reprasentanten der Tagsatzung über⸗ lassen werden sollen; 8 Gesandtschaften dagegen (die von Uri, Unterwalden, Wallis, Neuenburg, Basel, Glarus, Schwyz und Bern) wollten die Arrestanten in gefa glicher Haft gebalten wis⸗ sen, und von Seiten Graubündtens ward verlangt, daß ste nach einer Festung gebracht wüu den. — Am Aögsten d. sind dieselben unter militairischer Bedeckung nach der Feftunz Aarburg ge⸗ bracht wo den.
n.
Genua, 20. Sept. Auf der Insel Sardinien hat man am Cap della Caccia in einer Hhe von 600 Fuß über dem Meere gegen Osten hin eine Grotte entdeckt, deren Gewölde von 11 Säulen, aus Tropfstein, getragen werd.
Turin, 22. Sept. 500,000 Lires Rente welches seit dem 23. v. M. von der Re⸗ gierung eröffnet worden ist, sind so zahlceiche Sudscript onen eingegangen daß die ganze Summe beretts gestern gedeckt wor
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den ist.
— Zufolge Privatbriefen aus Palermo wäre (wie ein von der Allgemeinen Zeitungmitgetheiltes Schreiben aus Rom meldet) die am 1. Sept. daselbst stattgehabte Störungs der öffentlichen Ruhe, ihrem Ursprunge nach, bedeutender gewesen, als man an⸗ fänglich meinte; es hätte demnach eine Verschwörung stattsefun⸗ den, deren Ausführung durch einen seltsamen Zufall ve eitelt worden sey. Es war der Tag einer kirchlichen Feier. Gegen 11 Uhr in der Nacht sollten, einem alten Gebrauche zufolge, alle Glocken in der Stadt zugleich läuten. Dies hatten, jenen Nach⸗
richten zufolge, die Verschwornen als ein Signal gewaͤhlt, um
Seiten vom Lande durch alle Stadithore einzu⸗ Der Glöckner eines Kapuzinerklosters irrt sich und Die dem Kloster zunächst
von allen dringen.
läutet eine gute Stuude zu früh. liegenden Verschwornen glauben getäuscht, das Signal sey gegeben. Es waren ihrer nur wenig; sie finden Widerstand; die Soldaten regen sich; die übrigen wagen es nicht mehr, hervorzu⸗ kommen. Die Eindringer fliehen, und die Ruͤhe wird hergestellt. Die Zahl der Todten soll nicht so unbedeutend gewesen seyn, und unter ihnen befand sich kein einziger von den Aufrührern. Die Regierung soll den Zusammenhang der Sache noch nicht ganz entdeckt haben. Die Aufrührer hatten geschrieen: „Es lebe der König! Es lebe der Prinz! Es lebe die Constitution! Nie⸗ der mit der Fahne!“ (Bandiera.) Man glaubt, die Absicht sey demnach gewesen, eine von Neapel unabhängige Verfassung zu proklamiren. Von Neapel sind bereits zwei Kriegsschiffe mit Hulfstruppen nach Sicilien abgegangen.
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Berlin, 4. Okt. Gleich wie der Erzbischof, Graf Spie⸗ gel, von Köln, so hat auch der Bischof von Münster, Freiherr Droste v. Vischering, in Beziehung auf die Cholera, an die Pfarrer seines Sprengels ein wurdig gehaltenes Pastoral⸗Schrei⸗ ben ausgehen lassen. Ein Glesches silt auch von dem Bischofe von Paderborn, F eiherr v. Ledebur.
— Die von nus (in Nr. 273 dieser Zeitung) mitgetheilte Nachricht, daß der Rest der Pomischen Armee sich am 29sten v. M. in das Preußische Gebiet begeben und dort die Waffen gestreckt habe, hat sich bis jetzt nicht bestätigt.
In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 3. Okt. Mittags 983 221 630 132 Hinzugek. bis zum 4. Okt. Mittags 46 5 14168
Bis zum 4. Okt. Mittags Summa 1029 226 653 Hierunter sind vom Militarr 10 2 8 Seit dem Erscheinen der Cholera in Berlin sind: erkr. gest.
der Woche vom 31. Aug. bis 6. Sept. 64 36 in der Woche vom 7. bis 13. Sept. 163 107 in der Woche vom 14. bis 20. Sept. 336 162 in der Woche vom 21. bis 27. Sept. 217 153 in der Woche vom 28. Sept. bis 4. Okt. 249 195
Summa 1079 653 Regierungs⸗Bezirk Potsdam.
In der Stadt Potsdam ist die Cholera am 27. Septem⸗ ber ausgebrochen; bis zum 1. Oktober waren 5 Personen er⸗ krankt, 2 gestorben, 1 genesen, 2 noch krank.
Kreis Osthavelland. Am 1. Oktober ist die Cholera in Gatow ausgebrochen.
Regierungs⸗Bezirk Marienwerder.
Kreis Strasburg. In der Stadt Strasburg sind seit dem 16ten Sept. keine Erkrankungen an der Cholera mehr vorgekommen, in Wymoklen ist sie am 23. September ausge⸗ brochen.
Ferner sind in Pluskowenz am 24. September. Kehden und Handsgut am 20. Sept.
Nikolaiken, Neumarkerfelde und Tillen dorfer Mahle. Kreis Rosenberg, in Sommerau am 2. Pept. .
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genes. 1
23 36 79 87 2-6
in
Ausbrüche der Cholera bemerkt: Kreis Thorn Kreis Grandenz, in Kreis Stuhm, in
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Zu dem freiw elligen Anleven von 1 solche Faͤlle nicht so selten vor, daß man sie nur als Ausnahmen vetrachten koͤnnte. und ein Thier die Rinderpest empfangen hat, ist keines unserer Heilmirtel im Stande, den vollkommenen Ausbruch der Krankheit
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Se. Maj. der König, unser aller⸗
Regierungs⸗Behzirk Königsberg.
In der Stadt Königsberg waren 8 erkr. gen. gest. Bestand. öbis zum 25. September 1485 561 901 23 hinzugekommen am 26. Septemder 9 2*8 11 27 1 3 11 27 2 Sunma 1505 565 913 27 darunter Militair 111 39 65 7 Civil 1394 526 848 20 Kreis Friedland. In den Städten Friedland und Domnau scheint die Cholera aufgehört zu haben. Kereis Osterode. Ausgebrochen ist dieselbe in Hohen stein am 21. September. Regierungs⸗Bezirk Stettin. In Stettin waren erkr. genes. gest. Bestand bis zum 30. Sept. 215 57 143 15 Hinzugekommen am 1. Okt. 3 3 1
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2. 2 15
“ 4 5 2 12
veceevenar.vven Summa 225 63 148 12 Darunter Militair 23 8 14 1 Schlesien.
In Breslau haben seit dem 29. September einige Cho⸗ lera verdächtige Erk ankungs⸗ und Sterbefalle stattgefüunden, auch in Oppeln ist ein verdäachtiger Krankheitsfall vorgekommen.
Wissenschaftliche Nachrichten.
Fortsetzung der (gestern abgebrochenen) Recension aus den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik.
Es ist eine Eigenschaft aller wirklichen Kontagionen, daß sie das Individuum in der Regel nur einmal in seinem Levben befallen und in ihm die Faͤhigkeit aufheven, dieselbe Krankheit jemals wieder zu empfangen; von der Cholera kann aber ein Mensch wiederholt betroffen werden, und es wuͤrde sich dieses noch häufiger ereignen,
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wenn nicht die erzeugenden Momente der Krankheit in jeder Ge⸗
gend nach kurzer Zeit wieder aufhoͤrten, zu seyn Indessen kommen
Sobald ein Mensch die Pest oder den Typhus
zu verhindern und dem Verlauf derselsen Schranken zu setzen; die Cholera hingegen laͤßt sich unterdruͤcken, wenn bald nach dem Ein⸗ tritt der Vorboten und der ersten Symptome zweckmaßige Mittel angewendet werden, wie dieses viele Aerzte so ar an sich selbst er⸗ fahren haben. Eine Kontagion wird gewoͤhnlich den Personen mit⸗ getheilt, die sich in der naͤchsten Umgebung der Kranken befinden; sehr oft bleiben aber diejenigen von der Cholera verschont, die sich mit der Pflege und Heilung der Kranken und mit der Section und Behandlung der Leichen befassen; wenigstens muß man im Allgemei⸗ nen zugeben, daß Aerzte und Waͤrter im Verhaͤltniß nicht haͤufiger, als andere Menschen, erkranken Das Beruͤhren des lebenden und todten Koͤrpers, die Umarmungen des Sterbenden, das Athmen der von diesen ausgehauchten Luft, die Besudelung mit den entleerten Stoffen und selbst absichtlich angestellte Versuche und Einimpfun⸗ en sind ohne uͤble Folgen geolieven, und wo man in einzelnen Faͤllen die Schuld des Eckrankens solchen Umstaͤnden zuschrieb, da konnte die Krankheit immer auch aus anderen Ursachen entstanden seyn. Das Aussterben ganzer Haͤuser ist bei Kontagionen, wenn keine Absonderung stattfindet, eine sehr gewoͤhnliche Erscheinung, bei der Cholera ungleich seltener; in aͤußerst zahlreichen Faͤllen erkrank⸗ ten in einem stark bewohnten Hause nur eine oder zwei Personen, obgleich die Gemeinschaft mit den uͤbrigen Hausgenossen nicht auf⸗ ehoben war, in keinem einzigen Falle, sagt Marshall, hat die Krank⸗ beit unter den Bewohnern eines Hauses oder einer Barracke sich auf solche Art verbreitet, daß man haͤtte glauben koͤnnen, sie sey durch, Beruͤhrung von Kranken auf Gesunde fortgepflanzt worven. Eine Kontagion wird nicht unmittelbar durch kranke Menschen, sondern auch mittelbar durch Traͤger des Kontagiums, d h. durch angesteckte Sachen, verbreitet, doch ist kein einziges sicheres Beispiel bekannt, daß die Cholera jemals durch Waaren, Effekten und andere leblose Kdrper waͤre fort zepflanzt worden, wohl aber giebt es viele tausend Beispiele, und taͤglich kann man es aufs neue erfahren, daß von kranken Personen herruͤhrende Gegenstaͤnde fuͤr die gesunden un⸗ schaͤdlich blieben.
Bei dem ersten Erscheinen der Seuche in Moskau, Warschau, Danzig und in vielen anderen Orten hat man sie fast allgemein fuͤr hoͤchst ansteckend gehalten, weil die Mehrheit der Menschen stet⸗
eneigt ist, einer schlimmen und weit verbreiteten Krankheit anstet⸗ ende Eigenschaften beizumessen. Es bedurfte jedoch nur einer kur⸗ zen Zeit, um diesen Wahn bei Aerzten und Laien zu vernichten und die uͤbertriebene Furcht vor der Ansteckung zu mäßigen, ja so⸗ gar in Sorglosigkeit umzuwandeln. Wie zahlreich und auffallend muͤssen aber die Erfahrungen gewesen seyn, welche in wenigen Wo⸗ chen unter der Bevoͤlkerung dieser Staͤdte ein so allgemeines Vor⸗ urtheil bei der Mehrheit zerstreuen und statt dessen eine ganz ent⸗ egengesetzte Ueberzeugung hervorbringen konnten! Es mag sonder⸗ Se scheinen, daß man in dieser Saͤche sich auf die Meinung des Volkes beruft, indessen bemerkt Annesley mit Recht, daß hierin die Meinung des Publikums meistens der Wahrheit sehr nahe kommt und, wenn sie irrig ist, sich eher fuͤr, als gegen die Ansteckung aus⸗ sprechen wird. Sobald uͤberhaupt viele Zweifel oder Verschieden⸗ heit der Ansichten uͤber die Natur einer Keankeit stattfinden, wird das Volk die Krankbeit immer fuͤr ansteckend halten.
Die Rede, auf welche man bestaͤndig zuruͤckkommt, daß jene Thatsachen zwar nicht geleugnet werden koͤnnen, die Ansteckung bei der Cholera aber eine bedingte sey (welche waͤre wohl unbedingt?), ist im Grunde nichts weiter als eine leere Vorstellung, so lange man nicht unumwunden sich daruͤber erklaͤrt, ob die Krankheit aus Indien allein durch ein Kontagium nach Deutschland gelangt sey ünd verbreitet werde, oder ob sie aus einheimischen Urfachen auch bei uns wie dort entstehe. Eine Seuche aber, welche so bestimmte Anlage erfordert, ihre Opfer mit der groͤßten Einschraͤnkung waͤhlt und immer nur Personen ergreift, die, einer ordentlichen Pflege ent⸗ behrend, der Anstrengung oder der Noth, den Diaͤrfehlern und Er⸗ kaͤltungen ausgesetzt waren, kann schon aus diesen Gruͤnden nicht
als reine Kontagion betrachtet werden, und es mußte einen seltsa⸗ men Eindruck hervorbringen, als dieselben Beboͤrden, welche die Krankheit wie eine
Pest behandelten, warnend und oͤffntlich erklaͤr⸗ ten, daß Diaͤtfehler und Erkaͤltungen sich in den meisten Faͤllen als die Ursachen der Krankheit haben nachweisen lassen. Taͤuschen wir uns nicht laͤnger in einer Sache, die so laut und verstaͤndlich zu den Sinnen spricht. Auf jener Englischen Fregatte, die lange an der Kuͤste von Indien kreuzen mußte, erkrankten und starben die Arbei⸗ ter an der Tholera, obgleich das Schiff seit vielen Wochen durchaus keinen Verkehr mit dem Lande gehabt hatte Von drei Englischen Regimentern, die waͤhrend des Birmanenkrieges im Dezember 1825 ihr Lager bei Patnago auf einem niedrigen mit Strauchwerk und Unterholz bedeckten Boden aufgeschlagen hatten, erkrankten und starben binnen 21 Stunden funfzehn bis zwanzig Mann; am naͤch⸗ sten Tage wurde der Lagerplatz nach einer Anhdhe verlegt, und die Krankheit war verschwunden. Die ersten Polnischen Truppen, unter welchen nach dem Treffen bei Iganie die Cholera zum Vorschein kam, waren nach einem foreirten Marsche genoͤthigt gewesen, auf dem nassen und sumpfigen Boden des Schlachtfeldes bei kaltem Wetter ohne Nahrungsmittel und ohne anderes Getraͤnk, als Sumpf⸗ wasser, in der Nacht zu kampiren, waͤhrend die anderen Corps, wel⸗ che in einer hoͤberen Gegend kagern und keinen Mangel an gutem