mathematische, astronomische und andere Schriften, vorzuͤglich aber durch seine meisterhaften Karten der Umgeoungen von Rom und Neapel, ruͤhmlichst bekannt gemacht. Im. vorigen Jahre unternahm er eine Reise nach Aegypten und Nubien, das er schon fruͤher ein⸗ Aus dem Oriente zuruͤckkehrend, ging er im letz⸗
mal besucht hatte d 1.eesachteh aber bald zuruͤck und trat
ten Fruͤhjahre hier durch nach Rom, kam ab und tr gegen den Rath aller seiner Freunde, waͤhrend der großen Hitze dieses Sommers, seine fuͤnfte Reise nach Sicilien an. Bei seinen vielen Reisen war Befoͤrderung der Wissenschaften, vor⸗ zuͤglich der Geographie, sein Haupt⸗Augenmerk. Er war mir sehr guten Instrumenten verschen und trug selbst auf seinen haͤufigen Fußreisen — er hatte fast jeden Winkel Italiens zu Fuße durchstrichen — immer einen vorzuͤglichen Barometer und einen trefflichen Sertanten nebst kuͤnstlichem Horizont, von neuer Erfin⸗ dung von Pistor in Berlin, mit sich. So ausgeruͤstet, wollte er die Berghoͤhen und zugleich auch die Laͤngen und Breiten der vor⸗ zuͤglichsten Punkte der Insel genauer bestimmen, besonders aber eine Karte vom Aetna entwerfen. Wie viel von seinen Vorsätzen er schon ausgefuͤhrt, bleibt ungewiß, nur so viel weiß man, daß er zuletzt von Syrakus kam, wo er sich mit Aufnahme und Ent⸗ werfung des Gebiets der alten Stadt beschaͤftigt hatte. Er kehrte nach Palermo zuruͤck, wahrscheinlich um sich wieder nach Neapel einzuschiffen, als er auf dem Wege dorthin drei Miglien vor Termini, welches nur fuͤnf Deutsche Meilen von Palermo entfernt ist, von der uͤbermaͤßigen Hitze uͤbermannt und von einer heftigen Kolik uͤberfallen, vom Maulthiere absteigen mußte und, gleich unfaͤhig, zu gehen oder zu reiten, seinen Fuͤhrer nach einem Trag⸗ sessel nach Termini schickte. Aber ehe dieser ankam, war er ver⸗ schieden. So starb der brave Westphal, einsam auf freiem Felde lie⸗ gend, erst 36 Jahre alt, an den Folgen zu großer Anstrengung bei einer, selbst in Sicilien, ungewoͤhnlichen Hitze, die diesen Sommer über 320 Reaumur gestiegen ist, welcher er aber um so eher wider⸗ stehen zu koͤnnen meinte, als er schon zweimal der von Afrika un⸗ gestraft getrotzt hatte, leider zu sehr seiner felsenfesten Gesundheit unnd ungewoͤhnlich starken Constitution vertrauend. — Sie illi terra levis! — Mdgen unsere anderen naturforschenden Landsleute, die ei⸗ nige Tage nach diesem traurigen Ereigniß durch Termini, wo der gute W. begraben liegt, kamen, gluͤcklicher seyn und wohlbehalten
Herbste, wie sie beabsichtigen, aus Sicilien zuruͤckkehren.“
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 10. Sept. Herr Thomas Randolph aus Flo⸗
ida ist vom Prasidenten an die Stelle des verstorbenen Herrn
A. Adair zum Marschall der Vereinigten Staaten für den Di⸗ strekt Mittel⸗Florida ernannt worden.
Die Detroit⸗Zeitungen melden jetzt, daß in Bezug auf die Ernemnung des jungen Mason zum Staais-⸗Secretair ür das Gebiet von Michigan von einem dieserhalb niedergesetz⸗ en Burger⸗Comnté berichtet worden ist, daß jener junge Mann
sich seibst für unfähig zu desem Amt erklart hat und die Ein⸗ wohner daher eine Denkscheift an den Präsiodenten abgefertigt heätten, worin sie ihren Unwillen über die Ernennung zu erkennen geben und um Zurucknahme derselben nachsuchen. Aus Buenos-Ahres sind Zeitun en bis zum 18. Juli ein⸗ geganen; sie meiden den unterm 30. Mai erfolgten Abschluß eines Friedensvertrags zwischen der Provinz Cordova und dem m Nomen der konfoderirten Provinzen handelnden General Lopez. Am 9. Juni hatte Letzterer, unter allgemeinem Jubelruf, seinen Einzug in⸗ Cerdova gehalten. “ 8 J 116 “ Berlin, 13. Oktober. Das Revo utions⸗Fieber, von wel⸗ chem seit Jahr und Tag ein großer Theil von Europa erzriffen vorden ist, hat anch das Fürstenthum Neuchatel und Vallangin nicht verschont. Dieses kleine Land, welches seit länger als ei⸗ nem Jahrhundert unter das Scepter der Könige von Preußen gekommen ist,*) hat sich stets der besonderen Vorliebe der Für⸗ sten semes Regentenhauses zu erfreuen gehabt. Das Voik ist im Veollgenuß seiner von den Fürsten niemals geschmalerten, von hnen vielmehr stets heilig gehaltenen, Freiheiten und Rechte ge⸗ blieben; und der Besitz cieses Landes ist für seine Souveraine mmer nur eine 8EEEEEE1“ mächtigen Schutz und vielfältige Wohlthaten zu gewähren. 18 Rchbem das Fasstenthum im Jahre 1814 wieder in den Besitz seiner rechtmäßigen Beheerscher gekommen war, wurde es iim folgenden Jahre, auf besondere Veranlassung Sr. Majestät des Konigs, unbeschadet der Rechte desselben, als souverainen Fürsten von Neuchatel, ein Glied der Helvetischen Eidgenossenschaft als Canton Neuchatel. 1 In dieser Lage ist das Land sechszehn Jahre lang ruhig und glücklich gewesen, und seine Beziehungen zum Preußischen Fürstenhause sind der Entwickelung seiner gewerblichen Thätigkeit uund seiner geistigen Kultur von großem Nutzen gewesen. Im Laufe des vergangenen Sommers gelangten auf gesetz⸗ mäßigen Wege mehrere Wünsche um Abänderungen in der Art der Zusammensetzung des seit 1814 wieder hergestellten gesetzgeben⸗ den Körpers der sogenannten audiences générales zum Throne. Se. Majestät sendeten hierauf den General⸗Major von Pfuel als Kommissarius dorthin und ließen demnächst weseniliche Ver⸗ besserungen in Hinsicht jener Zusammensetzung, der Besugnisse der Vertretung, der Ausdehnung des Wahlgesetzes und der Be⸗ rathungen eintreten. Während die große Mehrzahl für diese neue Wohlthat innigen Dank empfand, rottete sich vor einiger Zeit em Haufen von Aufrührern, hauptsächlich vom Val de Travers kommend, zusammen. Durch einen beklagenswerthen Schwindel irre geleitet, vielleicht auch durch Uebelwollende in der Nähe und Ferne aufgewiegeit, brach er gegen die Stadt Neuchatel auf ind verkündete laut die Absicht, sich der gesetzmäßigen Regierung zu entziehen. Bemerkenswerth ist hierbei, daß die Aufrührer nicht eine Klage, nicht eine Beschwerde, nicht eine Forderung, die, wären sie gegründet gewesen, unverzügliche Berücksichtigung gefunden haben würden, gegen die Regierung vorbrachten, und daß sie als einzigen Beweggrund ihres Beginnens an⸗ gaben, daß sie nicht mehr Preußen, sondern Schweizer seyn wollten, — eine Aeußerung, welcher die augenscheinlichste Verkennung der wahren Verhaltnisse zum Grunde liegt. Frei⸗ willig griff auch sofort eine große Anzahl der Einwohner von Neuchatel und Vallangin zu den Waffen, um die gesetzliche Re⸗ gierung vor diesem Angriffe zu schützen. Es drohte Blut zu fließen. Um dieses, um Bürgerkrieg zu vermeiden, hielt der Staatsrath den Eifer jener bewaffneten Bürger zurück und schlug andere Wege ein. Er wendete sich an die eidgenossenschaftliche Tagsatzung, in der Hoffnung, daß das Einschreiten derselben hin⸗ reichen würde, um, ohne Blutvergießen, die Ruhe wieder herzu⸗ stellen. V Diese Hoffnung ist auch in Erfüllung gegangen. Eingedenk ihrer Pflichten gegen ein Glied ihres Bundes, fertigte die Tag⸗ satzung sofort Kommissarien nach Neuchatel ab, und drei Ba⸗ taillone eidgenossenschaftlicher Truppen rückten in das Fürsten⸗ thum ein; worauf, noch ehe es zum Kampfe gekommen, die
In Folge erbschaftlicher Rechte und der hierauf
gegruͤndeten sdung der trois éints vom 5, Rov. 1707, b
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Aufrührer die Waffen aieeg und sich in ihre Heimath zu⸗ rück begeben haben. Das Schloß, welches sie geplündert und zum Schauplatz der rohsten Ausschweifungen gemacht, die dazu gehörige Kirche, wo sie sich auch gelagert und die sie schmach⸗ voll entweiht haben, zeugen von dem Geiste, dem sie folgten. — Nunmehr kehrten auch die bei Vallangin ver⸗ sammelten, zur Vertheidigung der Regierung bewaffneten, Bürger (ungefähr 1800 an der Zahl) zu ihren friedlichen Be⸗ schäftigungen zurüick; nicht eher jedoch, als bis sie, aus freiem Antriede, den Eid der Treue gegen ihren Fürsten auf das feier⸗ lichste erneut, durch die Zuziehung eines Dieners der Kirche die⸗ sem rührenden Akt eine noch größere Heiligkeit beigelegt und eine die reinste Anhänglichkeit und Liebe athmende Adresse an Se. Majestat votirt hatten. Die Mittheilung der letzteren be⸗ ten wir uns vor. 8 5 Da nun der Staatsrath demnächst den gesetzgebenden Kör⸗ per, das wahre Organ des Volks, zusammenberufen hat und der General⸗Major von Pfuel, der sich, bei seiner früheren Sen⸗ dung, die allgemeine Liebe und Achtung im ganzen Lande erwor⸗ ben hat, als Köoͤniglicher Kommissarius, mit den ausgedehntesten Vollmachten versehen, vor wenigen Tagen von hier nach Neu⸗ chatel abgegangen ist, so steht zu erwarten, daß die gesetzliche Ordnung in ihrem ganzen Umfange bald wieder besestigt seyn wird.
— Aus Kolberg schreibt man: Am 3ten Sept. wurde hier das Säkularfest des vierhundertjährigen Bestehens der Gräflich von Schlieffenschen Hospital⸗Stiftung durch Gesänge und historisch religiösen Vortrag, so wie durch Beschenkung der Armen und Abends durch Erleuchtung der Gebände, feierlich be⸗ gangen. Eine zahlreiche Verfammlung, auch von Fielen der an⸗ gesehensten Personen der Stadt, nahm an diesem Ereignif Theil und freute sich muig über den glücklichen segensreichen Fort ang der Austalt, in welcher seit d. J. 1431 fast ein halbes tausend bedürftiger Personen in ihrem Alter eme gesunde Wohnung und Unterstützung erhalten haben. — Wenm gleich die Ge aude die⸗ ses Hospitals in din vier Belagerungen Kolbergs öfter durch seindliches Geschoß und Feuersbrunste zo stört worden sind, o ließen die Nachkommnen des Seifters, dee Familie v. Sch ieffen, demnoch diese Wohmungen stets wieder herstetten, in welchen ge⸗ genwartig 43 Personen ihren Aufenthalt baben.
— Aus Merseburg wird gemelder: „Wenn schon der (im Juli ergangene) Aufruf zu Beiträgen für die durch die Leiden der Cholera in Not stand versetzten Bewohner vn Danjig, und der Umgegend in eme Periode fiel wo vorzüv lich bei den Land⸗ leuten — wegen der erst noch zu gewärtigenden Ernte — Geldman⸗ gel zu hereschen pflegt, und obgieich man die Besorgniß hegte, daß jene Seuche auch die hiesigen Gegenden heimsuchen werde, hat derselbe doch im hiestgen Regierunzs⸗Bezirk eine sehr bereit⸗ willige Aufnahme gefunden, und die Sammlungen sind reichli⸗ cher ausgefallen, als es sich, den Zeitumständen nach, erwarten ließ. Besonders bemerkens werth ist, daß in Braunschwende, einer kleinen Kommune des Mannsfelder Gebirgs⸗K eises, allein 10½ Rtylr. und darunter von den Schul⸗Kindern 5 ½ Rihlr. einge⸗ kommen sind, welche, nach Anleitung des Kantors Engermann, die Kinder in der Art sich verdienten, daß sie im dim Königl. Forstreviere für den gesetzten Lohn in den Pflanzgärten arbeite⸗ ten. Aus ihren Mitteln hatten die Eltern der Kinder nichts hergeben können, und doch wollten sie gern eine thätize Theil⸗ nahme, die Norh der Mitbrüder zu lindern, an den Tag legeu, zlliaten denn alle freudig in den Vorschlag des Schul⸗
und so wi b orschl lehrers ein, was allen Theilen zur Ehre gereicht.
in der Residenzstadt Berlin waren 88 Uit Bes 8* erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 12. Okt. Mittags 1318 323 830 165 Hinzugek. bis zum 13. Okt. Mittags 23 5 18 165
Bis zum 13. Okt. Mittags Summa 1341 848 165 Aus dem weiteren Verwaltungs⸗Be⸗ 1 zirk von Berlin bis zum 9. Okt. 16 1 In obiger Zahl Militair 15 3 ⁵ 8 4 In ihren Wohnungen werden behandelt 115 Personen, in den Hospitälern 50. 8 Regierungs⸗Bezirk Pots In Potsdam waren erkr. G bis zum 8. Okt. 19 1 12 6 Hinzugekommen v. 9. bis 12. ⸗ 1 2 1 4 Summa 20 3 13 4 Darunter Militair 1 b 6 Teltow⸗Storkow. Auf dem Kietz bei Köpe⸗ in demselben Hause, in welchem bereits früher 3 Cholera⸗Erkrankungen neuerlich am
dam. genes. gestorb. Bestand.
““] 8*
Krei nick haben sich 1 Person seanse war, 8ten d. M. ergeben. 1b
Regierungs⸗Bezirk Magdeb
In der Stadt Magdeburg sind erkrankt genesen gestorben
bis zum 11. Oktober 31. ⸗ 92 hinzugek. am 12. Oktobder. . 13 3 9
Bis 12. Okt. Mittags Summa 44 3 30 Regierungs⸗Bezirk Frankfurt. Kreis Lebus. Im Dorfe Storkow ist die Cholera am .Oktober ausgebrochen. 88 Kreis ö. In der Umgegend von Krossen sind am 8. Oktober Spuren der Cholera bemerkt worden, ohne daß in der Stadt selbst ein verdächtiger Fall vorgekommen wäre. Regierungs⸗Bezirk Breslau. Die Zahlen⸗Angaben über den Stand der Cholera in u werden dahin berichtigt: T genesen gestorben Best bis zum 8. Okt. Mittags 39 8 E17 Regierungs⸗Bezirk Oppeln. Die Cholera hat sich gezeigt: Kreis Neustadt, in Ober⸗Glogau am 2. Kreis Oppeln, in Brzezetz am 8. Oktober.
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10 11
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372 gestorben; 871 erkrankt, Bestand.
theilen wir emen von einem Gönner der Zeit St. Petersburg über den G abstrahirten Erfahrungen mit. bemerken wir Zugleich, daß die d von dem Briefsteller selbst herrühren.
beigefuͤhrten Nothstandes eingegangen: Von Ihrer Durchlaucht, 50 Rthlr. 376) Aus der fortge lichen Geh. Raths und 48 Rthlr. 13 Sgr. 8 in deren Bezirk gesammelten 199 Rthlr. 23 der Lazareth⸗Kommission des Koͤnigl. 2 Rthlr 15 Sgr. 379) Se. Excellenz der Hr. General⸗Lieutenann v. Lattre 1 Rthlr. 382) Hr. Ge. ⸗Se 383) Hr. Geh. Secretair Heinrichs 15 Sgr.
zusammen 32
28sten v. M eingegangenen und der Bestand vom 21. v. M. mit ... .
Regi Bezirk sind 1““ HI g genesen gestorben Bestand bis zum 5. Oktober 436 157 265 14 Regierungs⸗Bezirk Köslin. Kreis Lauenburg. Die Cholera ist leider in den Vor⸗ werken des Dorfes Schluschow am 25. Sept. wieder zum
Vorschein gekommen. In Wien und den Vorstädten sind vom 6ten bis Iten Okt.
Mittags 77 Personen an der Cholera erkrankt, 83 genesen und 39 gestorben. Seit dem Ausbruche der Cholera sind überhaupt
in der Stadt 79 genesen und
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5 6)
In der Beilage
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zum heutigen B
182 noch in Bestand; 228 genesen, 389 gesto
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in den Vorstädten
rben und 254 noch IDEDE1I111““ S latte der Staats⸗Zeitn aus achtungswerther Feder geflossenen ¹ ung uns mitgetheilten Brief; ang der Cholera und die darz Bei Hinweisung auf denset abei befindlichen Anmerkumg
8r.
“
Vom 28sten Sept. bis 5ten Okt. sind nachstehende milde g traͤge zur Erleichterung des durch die Cholera in den Provinzen
375
sg b, , Ks,
Ober⸗
Garde⸗
der Frau Fuͤrstin von Liegm setzten Sammlung des Koͤnigl. B. Praͤsidenten Hr. v. Vincke Exneel Die von der Koͤnigl. Regierung zu 8. Sgr. 6 Pf. 1 Husaren⸗Regim
378)
1b Hr. General der Inf terie und Staars⸗Minister v. Hake 15 Rthlr. 380) Se. Excell.
Hierzu die nach der Bekanntmachung vom
Davon haben bei der heutigen Verthei⸗ lung erhalten: 1) die K. Regier. zu Mar
⸗ Stadt Osterode Pakoszc Betsche
XIAEoEEIs
88
Neuwedel ..
Summa
60
40
Neidenburg fuͤr die verwaisten Kinder daselbst 20
zusamme
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2 Rthlr. 21 Sgr. 6h
nt v. Witzleben 5 Rthlr. 381) Hr. Rittma Geheime⸗Secretair Schliebitz 15 G
u“ 11“ 8
ienwerder 100 Rthlr.
und bleiben im Bestand Berlin, den 5. Dktober 1831 Im Namen des Vereins:
v. Auerswald. v. Boyen. Muhr.
Fraͤnkel. Poselger.
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Friese.
Koͤhleu⸗
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Den 13. 0ktober 1831.
Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Can
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HHEOEUExA2öAmA bad St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. Ob m.l. C. Nmk. Int. Sch. dt Berl. Stadt-Obl. Königsbg. do.
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Danz. do. in Th. Westpr. Pfandb.
Grofshz. Pos. do.
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2 RMt. Kurz Mt. 3 Mt. 2 Mt. Mt. 2 Mt. 2 NMt. 2 Mt. 3 Woch.
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Auswärtige Amsterdam, 8. Oktober. Kanz-Billets 13 ⅞.
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WiSn 8. Oktober. 8 1. 4proc. 74 2 ⅛proc. 42 ⅛. 1proc. 19. Part- 123 ¾ Bank-Actien 1017 ½.
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Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Schiller.
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Großherzoglich Badenschen Hoftheater zu Karlsruhe: Mortim
als Gastrolle.)
Sonnabend, 15. Okt.
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burtsfeier Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen Friedrich helm: Festrede, gedichtet von C. v. Holtei, vorgetragen von A Crelinger. Hierauf, zum Erstenmale: Der Liebestrank, Opan 2 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Auber. Die zu dieser Vorstellung eingegangenen Meldungen; Billets sind berücksichtigt worden, und können dieselben im 2
let-Verkaufs⸗Bureau in Empfang
von Castelli.
dete Liebhaber, Lustspiel in 1 Akt, von Castelli. Zum zum erstenmale wiederholt: Die Puppe, oder: Die kleine
Freitag, 14. Okt. a Hierauf, zum erstenmale wiederholt:
genommen werden.
8 Königstädtisches Theater.
Haß allen Frauen, Lustspiel in 1¾
ster der Geliebten, Lustspiel in 1 Akt, von Castelli. RxcexF E ESxrradenFTfsem TRSUAETaRFvANeEv TeEKnnas 2eTeseaTEs -xEn
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sin cour. 58. 45. Rente perp. 46 ½.
Frankfurt a. M., 10. Okt. 2 proc. 41. G.
81 ½4 ½. 4proc. 71 ½ Act. 1193. 1190. Peln. Loese 52 ¼. 51 8 8
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Beilage zur Allgemeinen
2 22 828 St. Petersburg, den 24. (12.) Sept. 1831.
Glauben Sie nicht, m. v. Fr., daß ich meines Versprechens eingedenk gewesen bin, Ihnen über die Erscheinung der Cho⸗ a in der hiesigen Restdenz, und besonders über die Ansichten, sche sich von dieser so eigenthümlichen, mit keiner anderen
isteckenden) vergleichbaren Krankheit hier in Folge wirklicher
schauung derselden entwickeln würden, g zu machen. Das Bestreben, inem Standpunkte aus geschehen konnte, recht vollständig wer⸗
zu lassen, die Hoffnung auf Vermehrung meiner Notizen, e Krankheit, von der ich befallen ward, und manche andere stände haben mich verhindert, Ihnen so schnell, als Sie es lleicht erwarteten, zu schreiben; allein jetzt, da die Seuche hier er völligen Endschaft sich nähert, und wohl keinen Stoff wei⸗ zu noch neuen Bemerkungen und Erfahrungen von einiger ichtigkeit liefern dürfte, kann ich wohl um so weniger noch ger mit meiner Mittheilung zögern, als das wichtigste Resul⸗ der hiesigen Anschauung, nämlich die hier bald nach dem sbruche der Krankheit eingetretene wesentliche und fast allge⸗ in gewordene Veränderung der über sie gehegten Meinung,
Veränderung, zu welcher auch ich mich bekennen muß, so haft ich auch früher von der absoluten Kontagiosttät der In⸗ hhen Cholera überzeugt war, und wovon ich Ihnen die Gründe her zu entwickeln beabsichtige, sich jetzt auch wohl schon in Ber⸗ wiederholt haben dürfte, so daß mein Schreiben Ihnen oh⸗ in weniger ein Beitrag zur Eröffnung neuer Gesichtspunkte , als vielmehr nur noch zur Bestätigung der dort, wie ich igstens aufrichtig wünsche und hoffe, schon gewonnenen über⸗ gimmenden Ansicht dienen wird.
So wie nämlich vor dem Ausbruche alle Aerzte in Peters⸗ g von Ruf und Ansehen, fast ohne Ausnahme (in einer dar⸗ r berathenden Konferenz von 40 Aerzten waren nur 2 gegengesetzter Meinung) sich überzeugt hielten, daß die Indi⸗
Cholera im engsten Sinne des Wortes eine ansteckende, Menschen und Sachen auf andere Menschen sich übertra⸗ de, ganz eigenthümliche Krankheit sey, so waren auch fast alle wohner der Residenz von dem Glauben an eine beispiellos ge Ansteckungs⸗ Gefahr dieser Krankheit durchdrungen und gstigt, und die Regterung schien, den anbefohlenen Siche⸗ gs⸗Maaßregeln zufolge, dieselbe Meinung zu hegen.
Allein, schon das erste Erscheinen der Cholera, ihr — durch ge mit den ihr eigenthümlichen Symptomen erfolgende esfaͤlle — sichtbar werdender Ausbruch, erschütterten e Meinung von Grund aus, und alle Erscheinungen, welche ferneren Verlauf der Seuche vorkamen, widerlegten diese inung immer mehr, und ließen die entgegengesetzte in glei⸗ Verhältnisse Raum gewinnen und sich befestigen.
Bereits vor einiger Zeit erklärten sich durch eigenhändige erschrift 38 Aerzte, wovon die meisten an der vorerwähnten athungs⸗Konferenz Theil genommen hatten, dahin: „daß ih⸗ jetzigen Ukeberzeugung nach, in der Cholera⸗Krankheit, die vor Augen und zu behandeln hätten, der epidemische rakter vor dem contagijösen ohne Vergleich vorherrschend
und nur 9 Aerzte sprachen sich mehr oder weniger dafür
daß selbige ihnen kontagioser Art zu seyn scheine.“
Doch, weit entfernt, das Kontagium, welches sie in der schenden Cholera annahmen, mit irgend einem andern zu ver⸗ hhen, steht auch diese Minorität sich bewogen, einzuräumen,
die Natur des Cholera⸗Kontagiums und die Modalitäten
Uebertragung desselben ihnen völlig unbekannt, und ihr ibe an deren Ansteckungs⸗Eigenschaft nur auf das successivpe schretten derselben längs den Wasser⸗ und Land⸗Commnunica⸗ en von Indien bis hieher, und auf den Umstand begründet
daß jedesmal und überall eine Ansteckung von außer⸗
den ersten Ausbruch scheine herbeigeführt zu ha⸗
— Diese sogenannten Kontagionisten stimmen daher auch den Aerzten der entgegengesetzten Ansicht vollkommen darin ein, daß es ungleich wichtiger sey, sich vor veranlassenden chen, und vor dem Versäumen augenblicklicher Berücksichtigung ch einstellenden ersten Symptome, als vor dem Zusammentreffen Cholera⸗Patienten und vor Annäherung an die Orte ihres Auf⸗ alts zu hüten. Sie nicht weniger, als ihre anti⸗kontagionistischen egen begaben sich ohne andere Präservative, als etwas Kräf⸗
an Speise oder Trank zu sich zu nehmen, in die Cholera⸗ äler und aus diesen, ohne alle Reinigungs⸗Procedur, als
ens die Hände mit Essig zu waschen, zu gesunden und en Personen ihrer Praxis und nicht weniger in ihre eige⸗
Familien!
Was mit den Aerzten sich ergab, fand auch bei allen Be⸗
ern statt, die allerfurchtsamsten nur etwa ausgenommen, nicht selten, trotz der höchsten Vorsicht, und gerade in Folge
Uebertreibung ein Opfer der Krankheit geworden sind; und
Ergebniß war nach wenig Wochen der herrschenden Epide⸗ in Riga und in Mitau das nämliche, wie in den beiden tstädten; das heißt also: in allen Städten Rußlands, in
e die Krankheit bisher eingedrungen und die, Hinsichts ihrer ältnisse, mit andern Europäischen Städten vollständig in
leich gesetzt werden können, ist die Umstimmung der öffent⸗
n Meinung, wodurch fast alle Einwohner den Glauben an besondere Ansteckungs⸗Gefahr bei der Cholera aufzugeben bewogen fühlten, alsbald erfolgt, was dagegen mit so viel
n an ärztlicher Hülfe Mangel leidenden, oder von Fatali⸗ bewohnten, oder von Juden überfüllten Städten in Alt⸗ Neu⸗Rußland durchaus nicht der Fall ist. —
Indem ich mich hiernach zu den Ursachen dieser gänzlichen immung der Meinungen wende, glaube ich besonders über eersten Ausbruch der Krankheit in hiestger Restdenz aus⸗ ich seyn zu müssen, weil aus diesem eben die Haupt⸗Ur⸗
hervorgehen, welche der Idee von Kontagiosität, in dem hnlichen (wenn man es näher erwägt, überall hauptsächlich
Hest entlehnten) Sinne, ferner Raum zu geben, geradezu glich zu machen scheinen.
Soll der Beginn der Krankheit nach der ersten Erkrankung Shmptomen der wirklichen Astatischen Cholera, die offi⸗
bekannt gemacht wurde, festgestellt werden: so erfolgte der⸗
in Petersburg am 25. (13.) Juni in der Nacht.
Hierbei aber zeigt sich sogleich die Unmöglichkeit, anzuneh⸗ und zu glauben, daß dieser erste Kranke, ein von Whtegra ommener Russischer Kaufmann, die Resldenz angesteckt habe, bie Seuche wirklich durch ihn zunächst und ausschließlich ent⸗
n und eingeschleppt sey. Er selbst ist daran nicht gestor⸗ zund war — zufolge bestimmter Versicherung der kompeten⸗ Behörden, nach angestellter genauer Untersuchung, — bei
14 Tage vor der Erkrankung stattgehabten Ankunft voll⸗
die gewünschte Mitthei⸗ letztere so weit, als es von
1355 Preußischen Staats⸗Zeitung ℳ. 235.
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kommen gesand, während dieser Frist jedoch in häufiger Ver⸗ bindung mit den größtentheils von der Wolga kommenden, am obern Ende der Stadt anlegenden Barken gewesen. *) Whtegra liegt an dem Flusse gleiches Namens, dicht am Onega⸗See, und zwischen diesem Orte und der Wolga besteht allerdings eine Wasser⸗Communication, die von diesem Flusse bei dem damals schon wieder von der Cholera ergriffenen Städtchen Ribinsk ausgeht. Jenen Ort selbst aber hat die Krankheit erst volle 3 Wochen nach der Abreise des hier erkrankten Kaufmanns erreicht.
Schon längerer Zeit vor Eintritt dieses ersten Cholera⸗Fal⸗ les, und beinahe eben so lange, als die Nachricht von dem Aus⸗ bruche derselben in Riga hier eingetroffen war, hatten hier meh⸗ rere Erkrankungen statt gefunden, die — vielleicht nur deshalb, weil weniger erfahrene, besorgliche oder gewissenhafte Aerzte herbei gerufen wurden, oder auch die gute Wendung der Krankheit mit mehr Gewißheit als bei dem Wytegraer Kaufmann sich gewärtigen ließ, — für gewöhuliche Brechruhr genommen worden waren. **) Auch litten in diesem Zeitraum, d. h. in den letzten 14 Tagen vor dem Ausbruche, viele Personen an den, der Cholera vorangehenden eigenthümlichen und zu dem ersten Stadium derselben gerechne⸗ ten Symptomen, als da sind: heftiges Kollern im Leibe, Drücken und Brennen in der Magengegend, Mangel an Schlaf und Eßlust, Aengstlichkeit, abwechselndes Gefühl von Uebelkeit und Stuhlgang, Taubheit der Hände und Füße, kurz an allen den Symptomen, an welchen, nachdem die Krankheit einmal ausge⸗ brochen war, — ohne Uebertreihung — die halbe Bevölkerung von Petersdurg aus allen Ständen, doch in den höhern Klassen am haufigsten, mehr oder weniger gelitten hat und zum Theil noch leidet. ***) Daß hiebei das Moralische großen Einfluß übe, ist keinem Zweisel unterworfen und wird von keinem Aufrichtigen bestritten werden, der am Orte seines Aufenthalts eine vollstän⸗ dige Cholera⸗Epoche zu durchleben hatte, besonders wenn Volks⸗ UUnruhen, wie hier in Petersburg, ihm Gelegenheit gaben, sein Befinden in und nach denselben zu vergleichen.
In den vier Quarantainen, welche zum Schutz der Resi⸗ denz in Neu⸗Ladoga, Bronitza, Borowitschi und Narwa einige Zeit vor dem Ausbruche der Krankheit errichtet worden sind, ist Niemand an der Cholera erkrankt, ungeachtet in der Quarantaine auf der Moskowischen Straße (in Bronitza) viele Hunderte von Reisenden auf etwa 50 enge Häuser beschränkt, und mehrere Tausende von Rekruten aus allen Gegenden von Rußland nach und nach daselbst zusammen gekommen und angehalten worden waren; in allen drei Quarantainen aber keine Klassisica⸗ tion nach der respectiven Ankunftszeit, gemacht wurde, die doch allein, bei Annahme der Möglichkeit: daß scheinbar — und selbst wirklich — gesunde Personen Träger der Krankheit seyn könnten, die Quarantainen zweckmäßig und erfolgreich machen kann. Auch ist kein Fall vorgekommen, oder doch mir wenigstens nicht zur Kenntniß gelangt, wo eine von angesteckten Orten, zu Lande weither kommende, einzelne Person noch imnnerhalb des erfor⸗ derlichen Zeitraums krank geworden seh, um die Meinung ver⸗ anlassen zu können, daß sie die Ansteckung von außerhalb mitge⸗ bracht habe. †) 8
Am nämlichen Tage, an welchem der Eingangs gedachte
Wytegraer Kaufmann erkrankte, wurde zwar des Abends ein
Maler⸗Geselle mit
w allen Zeichen der Indischen Cholera be⸗ fallen und
starb am andern Morgen. Dieser war jedoch
*) Es ist gegenwaͤrtig fast außer allen Zweifel gesetzt, daß im vorigen Jahre — hier und eben so in Moskau zu Anfang des Som⸗ mers, — also lange vor Ausbruch der Krankheit in der alten Resi⸗ denz, wirkliche Faͤlle der Indischen Cholera vorgekommen sind, de⸗ ren Symptome damals nicht erkannt wurden, jetzt aber von den Aerzten, welche sie zu beobachten Gelegenheit gehabt hatten, bestimmt dafuͤr gehalten und erklaͤrt werden.
**) Dieser Mann scheint also die Krankheit aus der praͤsumir⸗ ten Cholera⸗Atmosphaͤre sich geholt zu haben, die in den Bar⸗ ken vorhanden, und den daran gewohnten Faͤhrleuten nicht mehr gefaͤhrlich war. Sypaͤterhin erkrankten, wie auf allen Punk⸗ ten der Stadt Cholerafaͤlle eintraten, auch mehrere dieser Barken⸗ fuͤhrer; von ihnen und von dem Wytegraer Buͤrger ging solcherge⸗ stalt aber die erste Ansteckung nicht aus, sondern sie erkrankten, wie alle andern in Petersburg, an der zur Epidemie gewordenen Seuche.
*) Ganz gleiche Erscheinungen sind, — zufolge durchaus un⸗ parteiischer Zeugnisse, — in Astrachan, Baku, Moskau, Tiflis, dem Kaukasus, Riga ꝛc. kurz uͤberall da wahrgenommen worden, wo die Krankheit uͤber einen groͤßern, oder enger bewohnten Raum sich verbreitet und laͤnger geherrscht hat. So wie aber diese Er⸗ scheinungen fast niemals statt gefunden haben, wenn in Folge von Durchmaͤrschen durch angesteckte Orte, bloß einzelne Personen er⸗ krankten, und wobei denn der Regel nach, die Krankheit auch nicht unter den Truppen anhielt, ja bäufg auf die zuerst Angesteckten sich beschraͤnkte und fuͤr diese selbst Herstellung moͤglich ließ; so ist auch gegenwaͤrtig in Petersburgs naher Umgebung, auf dem eigent⸗ lichen Lande, nichts von diesen cholerischen Symptomen und Empfindungen, und eben so wenig etwas von Fortpflanzung der Krankheit zu bemerken gewesen. Einzelne Fabest⸗Arbester und Landleute, besonders die Finnen, haben sich zwar die Krankheit aus der Stadt, — die sie selten nuͤchtern verlassen, — geholt, und sie, unmittelbar nach der Ruͤckkehr, — bis zu den Symptomen des zweiten Stadiums der Krankheit sogar — entwickelt. Diese sind aber fast durchgaͤngig dem Gebrauche frischgemolkener Milch, oder andern warmen Getraͤnken, simplen Reibungen u. s. w. gewichen, nur ganz einzelne Sterbefaͤlle und nirgends weitere Verbreitung vorgekommen. Unter den, nur etwa 8 oder 10 Werste vor der Barriere wohnenden Deutschen Kolonisten, die ebenfalls taͤg⸗ lich in die Stadt kommen, oder Besuch aus derselben erhalten, aber ordentlich und maͤßig sind, ist keiner an der Cholera erkrankt. Dasselbe findet mit allen Inseln statt, die bloß zu Sommer⸗Woh⸗ nungen gebraucht werden, wie Kamenot⸗Ostrow, Krestowsky ꝛc. An solchen Orten aber, die enger zusammen gebaut und dich⸗ ter bevoͤlkert, zu Sommer⸗Wohnungen gewaͤhlt werden, wie Per⸗ gola, Strelna, Nowaja und Staraja Derewna, sind weniger guͤn⸗ stige Erfahrungen ee. worden. Doch waren die Sterbefaͤlle auch hier in Vergleich der Erkrankenden sehr viel guͤnstiger, als in der Stadt selbst. Diese Erfahrungen in ihrer Gesammtheit aufgefaßt, sind es eben, wodurch die Meinung begruͤndet worden, daß in volk⸗ reichen Staͤdten, die Cholera (bald) einen epidemischen Charakter annehme; eine nicht an die Atmosphaͤre gewohnte Person leichter darin erkranke, als ein anderer in derselben Lebender, doch aber, — nach dem vom Miasma wenig beruͤhrten Lande zuruͤckkehrend, — die Krankheit mehrentheils nun schnell uͤberwinde, und selbige nicht verbreite.
†) Es ist uͤberhaupt mir kein Fall hier vorgekommen, und wird solches auch von keinem der Aerzte, die Kontagionisten sind, behaup⸗ tet, wobei die Ansteckung eines Menschen durch den andern oder durch Sachen unwiderleglich nachgewiesen und unbestreithar Se-. werden koͤnnte. — Der Faͤlle dagegen, wo starke Gemuͤths⸗
ffekten deprimirender Art, heftige Erkaͤltungen, grobe Diaͤtfehler und Fahrlaͤssigkeit oder Leichtsinn, die naͤchste Veranlassung waren, giebt Iöä MWänhem Gs
es zu Tausenden. Evin
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mit jenem in keine irgend denkbare Berührung gekommen, wohl aber ein unmäßiger Trinker und namentlich kurze Zeit vorher, drei Tage lang nicht nuchtern geworden. Mehrere andere Ge⸗ sellen des nämlichen Meisters, die in einem Lokal mit ihm wohn⸗ ten, wurden mit dem ganzen Hause abgesperrt; niemand aus diesem Hause ist weiter erkrankt, aber in ganz anderen, weit entfernteren Stadttheilen zeigten sich in den nächstfolgenden Tagen bereits viele ähnliche Krankheitsfalle.*)
Bis zu Ende der ersten Woche stieg die tägliche Zahl der Erkrankenden bereits über 100, und am 15ten Tage wurden in Bülletin 579 angegeben, die in allen Gegenden der Stadt aber mehr oder weniger in demselben Verhältniß mit der Be⸗ 66 esch der resp. Quartale, an dem einen Tage erkrankt wa⸗ ren. Nur die Wiburger Seite, ein schmaler, dünnbebauter Stadttheil, welcher, durch den Hauptstrom und dem Haupt⸗ arm der Newa abgesondert, im Nord⸗Osten der Residenz liegt, also eben so wenig unter dem Ost winde, der in den ersten 14 Tagen der Krankheits⸗Epoche fast ohne Uinterbrechung herrschte, als unter den West⸗ und Nordwest⸗Winden, die späterhin mit jenen abwechselten, blieb mehrere Tage verschont, **) und hat überhaupt im Verhältniß der Bevölkerung die wenigsten Kran⸗ ken gehabt. 5
Aus der beigefügten Liste werden Sie ersehen, daß die Krankheit vom 14ten dis zum 18ten Tage incl. ihren Culmina tions⸗Punkt erreicht hatte. Sie giebt in diesen 5 Tagen, näm lich vom 27. Juni bis 1. Juli alten Styls, zwischen 5 bis 600 Neuerkrankte und vom 28. Juni bis 4. Juli täglich über drit tehalb Hundert Todte an.
Man glaubt jedoch, daß in dem Zeitpunkt der größten Hef tigkeit der Krankheit, — namentlich am 28., 29. und 30. Jun a. St. — die Zahl der Kranken und Todten noch viel bedeüten⸗ der gewesen sey, und schlägt erstere gegen 700, letztere gegen 800 täglich an. ***°) Seit diesem schauerlichen Moment nahm (zufolge anliegender Liste) die Krankheit auf eine nicht weniger wunder⸗ bare Weise fast eben so schnell an Zahl und an Kraft (ode Tödtlichkeit) ab, ohne daß jedoch die Beispiele eines unglücklichen und schnellen Verlaufs bei derselben ganz verschwunden wären sie entführt selbst gegenwärtig noch einzelne Opfer ihrer Anfälle innerhald weniger Stunden. In diesem raschen Verlauf de Krankheit im Ganzen unterscheidet sich die Cholera, die in Pe tersburg herrschte, wesentlich von der, welche Riga, Moskau und andere Orte in Rußlands südlichen Provinzen heimsuchte, eben so aber auch durch eine ungleich großere Verbreitung derselber über die mittleren und höheren Stände. Endlich kann, und allerdings mit Recht, behauptet werden, daß, ungeachtet bei de ungleich größeren Bevölkerung für Petersburg, den Zahlen nach, ein günstigeres Verhältniß obzuwalten scheint, die neue Restoenz, in Betracht des kürzeren Zeitraums der Krankheit, doch keinen geringeren Tribut, als die alte Hauptstadt, zu entrichte 8 gehabt habe.
Es scheint jedoch, daß diese drei Ergebnisse in Petersburg sich sämmtlich aus einem und demselben Grund ableiten und er⸗ klären lassen. Es ist dieses die anhaltende große Hitze, aber kei⸗ nesweges als solche und für sich allein, sondern verbun⸗ den mit der hiesigen allgemeinen Neigung, in dieser Jahreszeit rohe Nahrungsmittel aus dem Pflanzen⸗Reiche, kalte Suppen von fetten und hartfaserigen Fischen, und säuerliche auf Eis ge⸗ stellte Getränke zu genießen. †) Der gemeine Mann übertrieb
.») In Moskau ist der erste Ausbruch in der naͤmlichen Art mit einer Ansteckung von außenher absolut nicht in erweisliche Verbin⸗ dung zu bringen. Von den Kaufleuten, welche die Nishny⸗Nowgo⸗ roder Messe besuchten, als dort die Cholera ausbrach, ist, nach ihrer Ruͤckkehr, kein einziger erkrankt, was, bei der allgemein auf sie gerichteten Aufmerksamkeit, keinem Zweifel unterliegen kann. Die Ansteckung aber durch einen aus Perm gebuͤrtigen Studenten, der von der Üniversitaͤt Kasan nach Moskau gekommen war, — ist in allem ihren Detail als voͤllig ungegruͤndet befunden worden. In Kasan war die Cholera noch nicht ausgebrochen, als dieser Student abreiste, und sein Bedienter ist weder unterwegs gestorben, noch von der Cholera befallen worden. 8
**) Es wird keineswegs angenommen, daß die Cholera stets mit dem Winde gehe, und nicht anders fortschreiten koͤnne. Aber einmal einen die Krankheit beguͤnstigenden Zustand der Atmosphaͤre voraus gesetzt, muß ein starker Wind die Verbreitung derselben noch unte ihm liegenden Punkten, beguͤnstigen und beschleunigen. Auch treffen die nach einigen Wochen von Gewitter und Regen begleiteten West⸗ und Nordwest⸗Winde, die ab und zu mit großer Staͤrke sich ein stellten, mit dem bemerkbarsten Nachlassen der Krankheit zusammen.
***) Nachdem zu Anfang der zweiten Woche die Volkstumulte entstanden, welche die Folge hatten, daß jedem Erkrankenden freige⸗ geben ward, in seiner Pabnung zu bleiben, oder in ein Lazareth zu gehen, sollen, — wie auch keinesweges unwahrscheinlich ist, — viele gestorben und begraben seyn, ohne daß sie vorher als kran angegeben waren. Die Ursache hiervon ist nur allzu begreiflich! Eine verhaͤltnißmaͤßig nicht auffallend groͤßere, doch immer be deutende Anzahl von Krankheitsfaͤllen, fanden unter den fremden, — an dem Aufstande hauptsaͤchlich theilnehmenden, — Arbeitern statt, deren Zahl vor ihrer Auswanderung oder Ruͤckkehr in die Heimath auf 50,000 angeschlagen werden kann. Diese hatten, wie es immer der Fall ist, keine eigentliche Wohnungen, sondern nur Schlafstellen in leerstehenden, halbverfallenen Haͤusern, oder auf den Arbeitsplaͤtzen selbst. Die Erkrankenden unter ihnen blieben, waͤhrend die anderen arbeiteten oder sich zusammen rotteten, ohne alle Huͤlfe liegen; von Familien⸗ oder Freundes⸗Theilnahme konnte nicht die Rede seyn; sie starben oder wurden erst wenig Stunden vor ihrem Tode in ein Lazareth geschafft. — Die gewaltige Sterblichkeit jenes Moments, die weit uͤber die offiziellen Angaben hinausgehen soll, ist daher erf laͤngere Zeit nachher aus den Berichten von den Begraͤbniß Plaͤtzen gefolgert worden, die jene Total⸗Summe von beilaͤufig 800 Todten fuͤr die Tage des 28., 29. und 30. Juni a. St. liefern, und wovon dann der Ruͤckschluß auf eine ebenfalls s ber⸗ Anzahl von Erkrankten die natuͤrliche Folge ist. — Indeß bleibt doch Hin⸗ sichts der Richtigkeit dieser Quelle manches Bedenken uͤbrig. Es fehlte an den Begraͤbniß⸗Orten der Cholera⸗Opfer, wie in allen neu eingerichteten Anstalten, Ordnung und Aufsicht, weil das Uebel und das Beduͤrfniß die getroffenen Vorkehrungen uͤberholten und die vor⸗ handenen unzulaͤnglich machten. Die Gruben⸗Graͤber koͤnnen also leicht mit doppelter Kreide angeschrieben haben, und es ist außer⸗ dem völlig erwiesen, daß in jenen Tagen des Schreckens Hunderte von Leichen, anstatt in 24 Stunden, erst nach 2 Tagen und spaͤter noch wirklich unter die Erde gekommen sind. Die Zahl der an einem gewissen Tage begrabenen kann daher leicht die an demsel⸗ ben wirklich Verstorbenen bedeutend uͤberstiegen haben. 8
†) Merkwuͤrdig ist in dieser Hinsicht die neueste in Moskau ge⸗ machte Erfahrung. Die Cholera hat naͤmlich daselbst nie so voll staͤndig aufheburt, daß nicht dieses ganze Fruͤhjahr hindurch noch einzelne Faͤlle derselben vorgekommen waͤren. Mit dem Eintritt der
roßen Hitze aber, — Ende des Monats Mai, — haben sich diese aͤlle so bedeutend vermehrt, daß gegenwaͤrtig uͤber 7 — 800 in Allem angegeben werden, worunter verhaͤltnißmaͤßig ein weit groͤ⸗ erer Antheil aus den hoͤheren Staͤnden sich befindet, als
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