würde Ihnen nicht glauben, und es hätte Recht. Meine Mei⸗
nung reduzirt sich auf dieses einzige Wort: eine unabsetzbare und mithin unabhängige Pairie, zugleich aber auch die Ernennung durch den König, denn die Pairie muß mit dem Königthume innig ver⸗ bunden seyn. In welches Gewand man daher auch das System der Volkswahl einkleiden mag, ich verwerfe es als nachtheilig für das Land und für das Königthum.“ — Hr. Odilon⸗Bar⸗ rot, welcher sich gleich nach Hrn. Barthe das Wort von Hrn. Gauthier de Hauteserve abtreten ließ, heb mit folgenden Wor⸗ ten an:
„Zwei Minister sind sich auf der Rednerbuͤhne gefolgt; der Eine von ihnen hat mir einige persoͤnliche Artigkeiten gesagt; er wird es mir zu gute halten, wenn ich ihm diese nicht zuruͤckgebe, denn wir sind nicht hier, um uns in Komplimenten zu uͤberbieten, sondern um uns mit den Interessen des Landes zu beschaͤftigen. Beide Mi⸗ nister haben die Köͤnigl. Praͤrogative der direkten und unbedingten Ernennung der Pairs mit großem Nachdruck vertheidigt; nach ihrer Behauptung haͤngt das Schicksal der Monarchie, die Staͤrke oder Schwaͤche, die Sicherheit oder Unsicherheit derselben von dieser Praͤ⸗ rogative ab. Dergleichen Besorgnisse haben wir im Laufe dieser Debatte schon öͤfter aussprechen hoͤren. Sie haben aber durch die Verwerfung der Erblichkeit gezeigt, meine Herren, daß Sie sich dadurch nicht einschuͤchtern lassen. Lassen Sie uns also auch diese Frage mit Ruhe und Ueberlegung untersuchen. Auch uns, m. H., liegt es am Herzen, der Krone Stuͤtzen zu geben; wir wollen ihr zu ihrem eigenen Besten und zur Erhaltung der mo⸗ narchischen Gewalt einen Beistand verschaffen, der ihr nicht neue Schwierigkeiten bereiten soll. Fuͤr die Freiheit haben wir nichts zu besorgen; bei der Macht, die sie durch unsere Verfassung und durch unsere Sitten erhalten hat, kann ihr in Frankreich keine Gefahr drohen. Nur in dem eigenen Interesse der Pairie, die wir billigen, seirdem sie aller Privilegien entkleidet ist, haben einige unserer Freunde vorgeschlagen, diese vermittelnde Gewalt auf das Prinzip der Wahl zu begruͤnden, um ihr eine nationale Kraft zu verleihen. Es ist nicht hinreichend, daß man auf ein Papier schreibe: „„Wir konstituiren hiermit eine Patrie“; bei der Begruͤndung von In⸗ stitutionen thun Worte nicht viel, sondern diese muͤssen sich auf die Wirklichkeit stuͤtzen und in der Nation eine schuͤtzende Kraft finden. Wenn die Krone z. B. den ganzen Staats⸗Rath in eine Pairs⸗ Kammer verwandeln wollte, so wuͤrde sie dadurch allerdings eine Versammlung von talentvollen und tuͤchtigen Staatsmaͤnnern ge⸗ bildet, aber keine neue Institution, keine temperirende Staatsge⸗ walt errichtet haben. Je mehr Sie die Gewalt, die man sehr un⸗ eigentlich demokratisch nennt, von sich zuruͤckstoßen, je mehr Sie sich vor der Macht derselben fuͤrchten, um so mehr erkennen Sie an, daß in der Wahl eine große Kraft liegt, und um so mehr schwaͤ⸗ chen Sie das Gegengewicht, das Sie ihr in der Patrie gegenuͤver⸗ stellen wollen, indem sie der letzteren dasjenige nehmen, was ihr eine wahrhafte Kraft verleihen koͤnnte. Seyen Sie konsequenter, m. H., und wenn es in der Gesellschaft Mittel des Einflusses und der Macht giebt, die der Deputirten⸗Kammer nicht eigenthuͤmlich sind, so beeilen Sie sich, dieselben der Pairs⸗Kammer zuzuwenden. (Stimmen aus den Centris: Sie wollen ja aber gerade im Gegen⸗ theil die Pairs⸗Kammer schwaͤchen und vernichten.) Man hat oft gesagt, die Monarchie werde angegriffen; waͤhrend der vorigen Re⸗ gierung verging keine Sitzung, in der nicht geaͤußert worden waͤre, man wolle die Monarchie entwaffnen, und sie werde untergehen. (Viele Stimmen: „Die vorige Dynastie ist auch wirklich unterge⸗ gangen.“) Hr Odilon⸗Barrot: „Ig, sie ist untergegangen, aber nicht aus Mangel an Gewalt. So oft es sich um die Decentralisi⸗ rung der ministeriellen Gewalt, um die Freiheit der Wahlen und der Presse handeltk, so wiederholten die damaligen Minister, wie die jetzigen: Laßt uns die Regierung nicht ganz entwaffnen. (Mißöilli⸗ gung in den Centris.) Wenn wir nach ehrgeizigen Absichten ver⸗ fahren und unserer Kainmer einen unbeschraͤnkten Einfluß auf das Ge⸗ schick des Staats bewahren wollten, so haͤtten wir nur den Gesetz⸗Entwurf des Ministeriums ganz unveraͤndert anzunehmen; unsere Kammer, die ihre Kraft aus dem Wahl⸗Prinzipe schoͤpft, wuͤrde in der ande⸗ ren, die auf die Unabsetzbarkeit und das Prinzip der Ernennung durch die Minister (welches so veraͤnderlich ist, wie die Minister selbst) begruͤndet werden soll, nur ein schwaches Gegengewicht fin⸗ den.“ Der Redner wies hierauf die von Anderen citirten Beispiele von der Schwaͤche des Raths der Fuͤnfhundert und des Raths der Alten unter der Verfasung des Jahres 111 zuruͤck, da es sich jetzt um die Errichtung einer ganz anderen Gewalt handle. Uebrigens raͤumte er ein, daß das vorliegende Amendement nicht von allem Tadel frei sey; man koͤnne an demselben aussetzen, daß es einerseits purch die Kandidatur die Koͤnigl. Wahl beschraͤnke, ohne doch ande⸗ rerseits dem Lande einen wirklichen Antheil an der Ernennung zu gestatten. Ein zweiter Tadel, den man gegen das in dem Amendement des Herrn Merilhou aufgestellte System erhebe, sey, daß man die Patrie, als die vermittelnde Staatsgewalt, aus der⸗ selben Quelle herleiten wolle, wie die Deputirten⸗Kammer. Alle diese Einwaͤnde wolle er weiter nicht bekaͤmpfen; seine persoͤnliche Ansicht uͤber die ganze Frage wuͤrde der Kammer im Laufe der De⸗ batten bekannt genug geworden seyn, und er wuͤrde dieselbe in die Form eines Amendements zusammengefaßt haben, wenn er es nicht fuͤr unmoͤglich hielte, eine vermittelnde Staatsgewalt ploͤtzlich aus dem Nichts und ohne Zusammenhang mit allem Uebrigen zu gruͤn⸗ den; sie koͤnne nur das Resultat eines ganzen Regierungs⸗Systems, nicht aber das eines einzelnen Gesetzes seyn. Er glaube, daß eine ohne Verbindung mit der uͤbrigen Verfassung konstituirte Staats⸗ ewalt keine Zukunft haben werde, und wuͤnsche, daß die Erfahrung diese seine Ansicht nicht zu bald bestaͤtigen moͤge. Von der Roth⸗ wendigkeit uͤberzeugt, daß man die neue Pairie an die vorhandenen Elemente anknuͤpfen muͤsse, werde er fuͤr das Amendement stimmen; nicht in der Absicht, die Praͤrogative der Krone zu schmaͤlern, son⸗ dern um eine wahrhafte und nicht bloß nominelle Gewalt zu be⸗ ruͤnden, welche der Krone bei Wahl⸗Kammer Beistand leisten koͤnne.
Nach Herrn Odilon⸗Barrot, dessen Vortrag von der rechten und linken Seite beifallig aufgenommen wurde, ergriff Herr Carl Dupin das Wort, um die Behauptung eines der Red⸗ ner der Opposition zu bekämpfen, daß, da saͤmmtliche Köaigl. Ernemungen von einem verantwortlichen Minister contrestguirt würden, auch alle Pairs⸗Ernennungen nicht als das Werk des Königs, sondern als das des Ministeriums betrachtet werden müßten. Ein schlagendes Beispiel sür das Gegentheil dieser Be⸗ hauptung finde sich darin, daß in der Charte von 1830 nicht die von den Herrn Villeéle, Martignac oder Polignac, sondern die von Karl X. ernannten Pairs eliminirt worden sehen. Wenn der König einen Bürger zum Pair ernenne, so sey dieser nicht Pair des verantwortlichen Ministers, der die Verordnung gegen⸗ gezeichnet habe, sondern des Königs; nicht der Minister, sondern der König habe Pairs von Frankreich. Eben so falsch sey die Behauptung, daß es der Pairie, so wie sie seit dem Juli v. J. bis jetzt bestanden, an Kraft und. Würde gefehlt habe; sie habe vielmehr edle Beweise ihrer Energie und Vaterlandsliebe gegeben, am meisten müsse diese Behauptung aber aus dem Munde des
errn Merilhou befremden, der seit der Juli⸗Revolution einige ben Großstegelbewahrer gewesen sey. Der Redner bemühte sich demnächst, zu beweisen, daß dem System der Kandidaturen die von der Kommission vorgeschlagenen Kategorieen bei weitem vorzuziehen seyen und selbst den Anhängern des Wahl⸗Modus genügen müß⸗ ten, insofern diese Kategorieen selbst mehr oder weniger auf dem Prinzipe der Wahl beruhten. Unter ihnen befänden sich z. B. die Maires der Städte von wenigstens 30,000 Einwohnern; dem neuen Mnnicipal⸗Gesetze gemäß würden aber alle Maires von den Municipal⸗Räthen gewählt, die ihrerseits wieder von einem Wahl⸗
ullb
einem möglichen Konflikt mit der
Körper gewählt worden wären, welcher den der Deputirten⸗Wähler um das Sechsfache übersteige. Ferner defänden sich unter den Kate⸗ gorieen die Mitglieder des Instituts, die ebenfalls von den ober⸗ sten Richtern über Wissenschaft und Kunst durch Stimmen⸗ Mehrheit erwählt worden seyen; die wärmsten Vertheidiger der Freiheit im Kaiserlichen Senat und im Tribunat seyen Mitglie⸗ der des Institurs gewesen, z. B. Lanjuinais, Cabanis, Grégoire, Volney, Daunon, Carnot, Andrieux u. s. w. Noch weniger werde man den mehrfach gewählten Deputirten, die auch eine der Kate— gorieen bildeten, streitig machen wollen, daß ihre Kandidatur zur Pairie auf dem Prinzip der Wahl beruhe. Was die Kategocie der wenigstens 5000 Fr. an direkten Steuern zahlenden Grund⸗ eigenthümer und Fabrik⸗Besitzer betreffe, so beruhe sie allerdings nicht auf dem Wahl⸗Prinzip, die Zahl derselben sey aber so ge⸗ ring, daß von ihrer Aufnahme in die Pairs⸗Kammer nichts zu befürchten sey. Die Deputirten⸗Kammer, die doch auch gro⸗ ßentheils von den bedeutenderen Grundbesitzern gewählt werde, besttze nur zwanzig Mitglieder, welche 5000 Fr. direkter Steuern zaͤhlten, und die Hälfte aller Franzosen, deren Steuer⸗ Quantum sich zu dieser Höhe erhebe, sey bereits in der Pairs⸗ Kammer. Der Redner beschloß diese Betrachtung der Katego⸗ rieen mit der Klasse der Marschälle, Admiräle und General⸗Lieu⸗ tenants. Wie national, meinte er, auch der Waffenruhm in Frankreich sey, so dürfe man doch selbst in dieser Hinsicht nicht lüberall von der Volkswahl Gerechtigkeit erwarten und müsse darum dem Antrage der Kommisston, nach welchem berühmte Feld⸗ herrn zu Lande und zur See von Rechts wegen Kandidatenzur Pai⸗ rie waͤren, den Vorzug vor dem in Rede stehenden Amendement geben. Wie undankbar und ungerecht die Volkswahl manchmal sey, erhelle z. B. zur Genüge daraus, daß von den beiden berüihmtesten See⸗Män⸗ nern Frankreichs, den Admiralen Duperré und v. Riguy, der Er⸗ stere nie von irgend einem Kollegium gewählt und der Andere sogar wiederholt durchgefallen sey. Dieselbe Undankbarkeit zeige sich auch in England. Nelson, der berühmte Sieger von Abu⸗ kir und Trafalgar, habe nie seine Erwählung ins Unterhaus durchsetzen können, weshalb der gerechtere König ihn zum Pair ernannt habe. Die Erfahrung spreche also dagegen, daß es nach der Annahme des vorliegenden Amendements hinreichen würde, sich große Verdienste und großen Ruhm erworben zu ha⸗ ben, um der Erwählung zum Kandidaten fuͤr die Pairie gewiß zu seyn. Aus diesen Gründen, erklärte der Redner schließlich, werde er gegen das Amendement des Herin Merilhou und für die Anträge der Kommission stimmen. — Nachdem Herr Dupin seinen Vortrag beendigt hatte, verlangten mehrere Stimmen, daß man die Fortsetzung der Berathung auf den folgenden Tag verschiebe, während Andere den Schluß der Debatte begehrten; beide Anträge wurden indessen, als es dar⸗ über zur Abstimmung kam, verworfen, so daß Hr. Jolltvet die Diskussion fortsetzte. „Die Minister haben behauptet“, äu⸗ ßerte dieser, „daß die Monarchie in Gefahr sey, sobald die Kam⸗ mer das vorliegende Amendement annehme. (Gr. G. Peérier: „Ich habe kein Wort davon gesagt.“) Verzeihen Sie, ich halte mein Gedächtniß für treu und glaube, mich nicht zu irren, wemn ich behaupte, daß Sie gesagt haben, es handle sich darum, ob man aus dem Könige einen Prasidenten, aus dem Throne einen Lehnsessel und aus der Monarchie eine Repudlik machen wolle. Diese Worte des Herrn Präsidenten des Conseils sind äußerst pittoresk; ich gestehe indessen, daß ich unser Amendement nicht für so wch⸗ tig gehalten hätte. Ich glaube nicht, daß die Monarchie dadurch in Gefahr gerathe, und berufe mich diese halb auf Herrn Bérau⸗ ger selbst, der sich in der Regel so geoßer Gunst in dieser Ver⸗ sammlung zu erfreuen hat und hierüber wie wir denkt.“ Zum Beweise dieser Behauptung führte der Redner hier eme Sielle aus dem Berichte des Herrn Böéranger an, worin dieser das System der Kandidaturen als eine kloße Fiction, unwürdig, in den Institutionen eines freien Landes eine Stelle einzunehmen, geschüdert hatte. Diese Citation erregte großes Gelächter in den Reibden der Oppositien. Herr Jollivet ging hierauf ausführlicher in das Amendement selbst ein, wobei er namentlich zu beweisen sich bemühte, daß die Wahlkollegien da, wo es sich von der Wahl eines Pairs⸗Kandidaten handle, sich von ganz anderen Rück⸗ sichten leiten lassen würden, als wenn sie einen Deputirten zu ernennen hätten; hier berücksichtigten sie bloß die örtlichen No⸗ tabilitäten, dort würden sie nur solche Männer wählen, die einen gewissen Ruf im ganzen Lande hätten. „Ich zweifle z. B. nicht“, so schloß der Redner, „daß der General Lafayette von allen Wahlkollegien auf die Kandidaten⸗Liste gebracht werden würde, mit einziger Ausnahme vielleicht des Departements der oberen Loire (wo Herr Berryer gewählt worden ist).“ Ueber diese Aeußerung entstand ein allgemeines Gelächter; Hr. Berryer selbst konnte sich desselben nicht erwehren. Am folgenden Tage sollte die Berathung fortgesetzt werden. Die Sitzung wurde ge⸗ gen 6 Uhr aufgehoben.
Parie, 13. Okt. Vorgestern hatte das diplomatische Corps die Ehre, mit dem Könige und der Königl. Familie zu speisen. Die Tafel bestand aus vierzig Couverts. Gestern hatten der kürz⸗ lich aus Berlin zurückgekehrte diessestige Gesandte am Königlich
Preußischen Hofe, Graf von Flahault, und der Marschall Gé⸗
Libend aus dem Hauptquartier Maubeuge
rard, der vorgestern bei Sr. Majestät.
hier eingetroffen ist, Prioat⸗Andienzen
Hr. Duboys von Angers, den die mit der Prüfung des Ent⸗
wurfs der Civil⸗Liste beauftragte Kommisston zu threm Präflden⸗ ten ernannt hat, hat sogleich Herrn Castmir Périer schriftlich
um Mittheilung der die Eivit⸗Liste betreffenden Akten und Be⸗
lege gebeten.
Mittelst einer vom Kriegs⸗Minister kontrasignirten Königl. Verordnung, sind die drei mobilen Gendarmerie⸗Bataillone auf⸗ gehoben und die einzelnen Compagnieen derselben den in den westlichen Departements befindlichen seßhaften Gendarmerie⸗Bri⸗ gaden als Verstärkung beigegeben worden.
Der Assisenhof von Niort (Dep. der beiden Sbvres) hat zwei Individuen, Namens Girouin und Gougnaud, die überführt waren, zu den Baͤnden gehört zu haben, welche unter der Leitung Diot'’s in den Bezirken von Parthenay und Bressuire Schrecken verbreiten, zum Tode verurtheilt und angeordnet, daß die Hin⸗ richtung derselben in dem Dorfe Boismé, dem Wohnsitze Diot's und dem Ausgangspunkte der Unräuhen in dem genannten De⸗ partement, vollzogen werden soll.
Der neue Polizei⸗Präfekt, Herr Saulnier, hat, mehreren Blättern zufolge, schon wieder um seinen Abschied nachgesucht.
Der Globe meldet, daß vorgestern vor einer zahlreichen Versammlung die erste Trauung eines Paars nach St. Simo⸗ nianischem Ritus vollzogen worden sey.
Großbritanien und Irland.
8 Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 11. Oktober. (Nachtrag.) Die vom Lord King überreichte Bittschrift wider die jetzige Art der Zehnten⸗Erhebung
gad dem Hause Anlaß, sich über den Charakter der Eaglischen
2
1“ 8 8 6 hohen Geistlichkeit auszusprechen. Der Grof v. Suffolk äußerte,
½
sey immer schon der Meinung gewesen, daß einer geistlichen Bank im Oberhause nur den einen praktische Einwurf wider sich habe, daß sich die sämmtlichen Bischöfe n
mer auf Seiten der Admmistration befanden.
das Vorhandensen
Gleichviel, me
Minister wäre, und welches seine Prinzipien seyen, immer ha das Bischöfliche Corpus eine geschlossene Phalanx zu Gunst⸗
der Verwalrung gevildet. rung eingetreten, und es habe sich ergeben, daß die Bank p
Praälaten, so lange die Verwaltung cespotisch dem Prinzipe nach; und mit Wilskür zu Werke gehe, auf das bereitwilligste ein i beschränktes Vertrauen in alle Handlungen der Regierung seg
jedoch in demselben Augenblicke,
à Manner von liberalen Grum
sätzen herankämen, die ihren Freisteim durch Vorschlagung solch Maaßregein an den Tag legten, die für das Vock im Allgem nen wohlthätig seyen, sofort sich zurückzögen und eine Opposttch
gegen die Regierung bildeten.
Da Geraf v. Carnarvonze
Redner zur Ordnung rief, indem es, wie er hinzufügte, unstatthe
88
sey, mit Bezug auf eine kürzlich geschehene Abstimmung den Pagh
unbillige Motive unterzuschieben, so bemerkte der Lord⸗Kang ler, daß jener Redner dies kemnesweges gethan habe. Aeußenm gen über das Benehmen von Individuen im Parlamente könnn durchaus nicht gewehrt werden. „Die sehr ehrwürdigen Prälaten, fügte Lord Brougham hinzu, „wissen sicherlich, daß ihr Verfch ren vorwurfsfrei sey und jeder Untersuchung Stand halten kömne sie sind auch gewiß unbesorgt darüber, wie ihr Verfahren w ihren Mitbürgern aufgenommen werden wird. (Hört, höntg Verhüte der Himmel, Mylords, daß wir den sehr ehrwürdig Prälaten etwas dem Eigennutze Aehnliches bei ihrem Verfahrne
in
diesem Hanse beimessen sollten!
Es mag immerhin wal
seyn, daß die Bank der Prälaten seit kurzem von ihrer 0. wohnheit, alle Verwaltungen ohne Unterschied zu unterstütze abgewichen ist; es mag wahr seyn, daß sie der Regierung ed in einer großen nationalen Maaßregel opponirte; es mag fem wahr seyn, daß ste darauf spekulirt hat, die Minister des Köng zum Falle zu bringen.“ — Hier rief Lord Ellenborough den Lun Kanzlerzur Ordnunz; Graf Greysprach sein Bedauern darüber aun daß die Debatte diese Wendung genommen, die ihm mi
That reglementswidrig erscheine.
Graf von Sufsolk rechtse
tigte sich gegen die Beschuldigung, daß er zuerst die Oronm
verletzt hab
e.
Was er in Bezug auf die Prälaten gesagt, —
faktisch; sie hätten die Regierung verlassen, da diese ihrer zu erstenmale zu Gunsten einer großen nationalen und für das gan
Land wohlthätigen Maaß egel bedurft habe.
Der Lord wellz
eben noch Mehreres in Bezug auf die Bischöfe anführen, à. er abermals, und zwar vom Lord Wynford, zur Ordnung g.
rufen wurde. Der Bischof von
62 T
ondonmn protestirte gegen
Emnführung ähnlicher Diskusstonen und namentlich gegen h Sarkasmen des Lord⸗Kanzlers. Die bischöfliche Bank habe nic daran gedacht, d b haͤben könne, zum Falle zu bringen; weder die Refo m⸗B. habe stie aus voller Ueberzeugunz gestimmt — ob sie dald
weise gehar
nicht hierher Leböre.
ndelt,
ie Minister,
das sey frellich eine andere Frage, Der Bischof von Exeter vbeschweste sh
die jedot
mit großer Heftigkeit über den Angreff seines Standes von Sh ten derjenigen, die durch ih e amtliche Stellung eigentlich dagß
berüfen seyen, ihn zu vertheidigen. der Geschichte des Landes,
Kein
Beispiel gede id
d. ß Mitglieder des Oberhanses
mals so herabge etzt und beleidigt worden, wie seit dem vorzgg Jahre de Bischöfe, und zwar selbst von einem Manne, der
der Spitze des Kon gl. Conseils stehe.
Graf Grey nannte die
letzte Aeufe ung eine eben so unveranlaßte, als ungemaß gte ung unbegründete Insinuation, die er nicht ungerügt konne vorübhe gehen lassen. Der Graf nahm das Oberhaus zum Zeugen und frag ob er wohl heute oder je et vas gegen die Kieche gesagt, was eime
so unerwarteten Angriff rechtfertigen konne?
der Luft gegriffene Beschuldigungen paßten in der That nmit
Dergleichen al
zu dem Klelde dessen, der sie vorgebracht, und den er, falls seine uAngaben nicht durch etwas beweise, von Grund der See Der Bischof von Exeter berief sich nun äm
verachten müßte.
die erste Rede, welche der Graf am 3. Okt. in Bezug auf die
form⸗Bill gehalten *); in dieser Rede sey den Bischöfen zu! denken gegeben worden, welche Uebelstande füt sie daraus erwat sen könnten, wenn nur eine kleine Majorität gegen die Bill st zeigte und sie einen Theil dieser Majorität ausmachten. M. habe ihnen gleichsam mit dem Volks⸗Unwillen gedroht, we man geglaubt, sie dadurch zu erschrecken und ihre Vota für t
Bill zu
gewinnen.
„Aber eben erst in
Folge solcher Dr
hungen sey das Volk gegen die hohe Geistlichkeit erbittert me
den.
Der edle Graf sey als Prophet dessen aufgetreten, we
jetzt verwirklicht worden, aber seine Worte seyen nicht somt Weissagungen, als Fingerzeige fur das Volk gewesen, das Aeußerungen desselben bereits im Munde führe, denn es läse d Debatten und die Zeitungen, die eine gleiche Sprache führe Man drohe den Bischöfen, sie von ihren Sitzen zu vertreibe weil sie nicht mit den Ministern gestimmt, und sage ihnen reits, daß sie das Mißgeschick, das ihnen jetzt bevorstehe, st selber zugezogen, weil sie keiner Warnung Gehör geschenkt he
ten. Rede
die die zeichnete.
jetziger
ser Art gewesen zu seyn?
das
rechtfertigen
1 Pöb
er wiederholentlich
Graf Grey suchte zu zeigen, daß nicht s schuldigung
Mindeste zu finden könnte, als veranlaßt, unwahr und
el⸗ Aufläufe als
seh, hätten
in seiner frühen was die N. die
7
verleumderisch
Der Herzog von Wellington fragte den GEr fen v. Suffolk, was er wohl eigentlich unter einer Regierun die despot’sch dem Prinzipe nach sey und mit Weillkür zu We gehe, verstände, und welche Verwaltung er beschuldige, von -
fragte schuldig.)
batte.
(Die Antwort darauf blieb der B Der Herzog, der auch noch das Verfahren Bischöfe vertheidigte, tadelte die ganze Weise der heutigen D. Der Herzog v. Newewastle sagte, daß, wenn er auch!
Allem seit kurzem sey eine Verämln
gegen die sie im Grunde niüch
Miniss eine Anschuldigumg
Minister nicht anklage, den Pöbel zu seinen Ausschweifunge aufgereizt zu haben, er es doch in Zweifel stelle, daß sie alle i
thige Maaßregeln angeordnet, um das Leben der zu der Oppe tion gehörigen Lords, von denen Mehrere und namentlich anu er selbst gestern angegriffen worden, als sie aus dem Ode hause zurückgekehrt seyen, gehörig zu beschützen. stern nach Hause gekommen, erzählte der Herzog, habe er seh
Als er
Hotel von zahlreichen lärmenden Poͤbelhaufen umringt gefundet Er habe es, beim Anblicke derselben, für das Beste gehalten, um zukehren, um im Ministerium des Junern Schutz für seine
son und sein Eigenthum zu suchen. Uhr Abends geschehen seyn — genau wisse er es nicht, denn seit Uhr sey ihm bei dieser Gelegenheit aus der Tasche gezogen wch
Dies möge ungefähr um
den — aber als er im Ministerium angekommen, sey kein Men
mehr anwesend gewesen, um ihm Rede zu stehen. ob in einer Zeit, wie die jetzige, das Beamten⸗Personale eine
Er frage nul
so wichtigen Bureaus schon um 7 Uhr Abends nicht mehr
— —— —
*) Ver
gl. Nr.
1
284 der Staats⸗Zeitung
aiiht der
einem Posten zu seyn brauche? Da ihm demnach das Ministe⸗ zum keinen Schutz habe gewähren können, so habe er sich an inen Polizei⸗Beamten gewandt, der ihm den nöthigen Beistand eleistet habe. Gestatte die Regierung ferner, daß der Pobel he Pairs anfalle, die auf dem Wege von und nach dem Oberhause ehen, so würden diese am Ende verhindert, ihr gewissenhaftes Vo⸗ um abzugeven, und statt des Parlamentes würde die Pobet⸗Herrschaft England das Wort führen. In diese Kiagen des Herzogs von Newccastle stimmte auch der Marquis von Londonderry ein, ger die Angriffe schilderte, denen er am 11. Okt. auf dem Wege nach und von dem Oberhause ausgesetzt gewesen (der Marq iis bekanntlich auch am 12. Okt.,*) und zwar mit weit größerer Hef⸗ gke’ t noch, vonn Pödel angefalten worden); men habe ihn, sagee r, fast aus eim m. Kabeiolet gerissen, und wäre er niche durch je Schnelligkeit seines Pferdes ferneren M ßocndlanzen enegan en, so würde man ihn unstreitig ermordet habeu. Personliche Furch unne er zwar nicht, da er recht gut wisse, daß der Mensch sterben üsse, sobald seine Zeit gekommen sey, aber er hätte doch er⸗ vartet, daß die Regierung größere Vorsichts⸗Maaßregeln zur Sicherheit der Personen anordnen würde. Die Pairs von Eng⸗ and insbesondere seyen berechtigt, von der Regierung während der Ausübung ihrer Pflichten einen wirksamen kräftigen Schutz u erwarten; er sey entschlossen, in Zukunft Waffen bei sich zu ühren, um sich zu vertheidigen, und er erkläre jetzt, daß, wenn ch irgend Jemand wieder an ihm vergreifen sollte, wie es ein zerl am vorigen Abend gethan, er von seinen Waffen Gebrauch achen würde. Der Minister des Innern, Lord Melbourne, ahm jetzt das Wort und fand sich durch die Bemerkungen der eiden vorigen Redner zunächst zu der Versicherung veranlaßt, aß es der erste Wunsch der Regierung im Allgemeinen und der einige insbesondere sey, den Persenen und dem Eigenthum aller Englischen Unterthanen jeden moöglichen Schutz zu gewähren. „Ich beklage“, fuhr er fort, „den gegenwärtigen Zu⸗ and der Aufregung in der Hauptstadt auf das innigste. Wenn man es mir aber zum Vorwurf macht, nicht für Ver⸗ heidigungsmittel gegen die wahrscheinlichen Angriffe auf Häuser edler Lords im voraus gesorgt zu haben, so bitte ich Ewr. Herr⸗ schkeiten, zu bedenken, daß, wenn eine heftige Aufregung vor⸗ herrscht, wenn sich an verschiedenen Punkten der Stadt große Volksmassen zusammenrottiren, es dem Minister des Innern iud den Magistrats⸗Personen unmöglich ist, mit aller ihnen zu Gebote stehenden Macht und mit allen möglicherweise zusam⸗ nenzubringenden Kräften jedes Haus in der Stadt zu beschüz⸗ gen, von dem man voraussetzen könnte, daß es angegriffen wer⸗ den könne. Der edle Herzog (von Newcastle) hat semen Un⸗ swillen darüber ausgedrückt, daß er im Ministerium des Innern Niemand angetroffen habe, der ihm Beistand hätte leisten, oder jom Auskunft darüder hätte gehen können, wie solcher herbeizu⸗ chaffen sey. Hierauf erlaube ich mir zu meiner Rechtfertigung hu erwiedern, daß gestern Abend mit den Peisonen, welche mit dem Ministerium des Innern m Vecbindung steben, alle nöthi— ge und mögliche Maaßregeln verabredet wo den sind, um den Frieden in der Stadt aufrecht zu erha ten. Haͤtte der edle Her⸗ Fog sich gieich an ein in seiner Nähe liegendes Polizei⸗Amt ge⸗ wendet, so wüede er den Beistand sogleich erhalten haben, der ihm spaterhin auf sein Ansuchen zu Theil wurde. Alles, was bvon der Regie ung a hängt, wird auch fernechin gethan werden, am den öffentlichen Frieden aufrecht zu erhalten. Aber Eure Herrlichkeiten müssen auch einsehen, daß die Regierung, wenn sie nuch alte mögliche Mittel aufgebeten hätte, manche geschehene Dinge nicht hätte verhindern können, weil sie eine Folge der Folks⸗Aufregung in der Hauptstadt waren. Es ist übrigens, ich viederhole es, der feste Entschluß der Regierung, alle ihr zu Gevote stehende Mittel anzu venden, um die Störung der öffent⸗ ichen Ruhe zu verhindern.“
London, 13. Okt. Der Koͤnig hat dem General⸗Major, G. B. Fisher, Kommandanten von Woolwich, die Ritterwürde rtheilt.
Der Erzbischof von York hat sich am vorigen Freitage, be⸗ vor über die Reform⸗Bill abgestimmt wurde, im Oberhause de⸗ unden, jedoch noch vor Beendigung der Debatte sich nach Hause egeben. Es heißt, daß er für die Resorm sey, daß er jedoch icht im Widerspruche mit dem Primas von Enzland, dem Erz⸗ bischof von Canterbury, hade abstimmen wellen. „
Unter den Oppositions⸗Lords, welche vom Pobel insultirt vorden sind, hat der Marquis von Londonderryh am meisten zu eiden gehabt. Als er sich gestern zu Pferde nach dem Ober⸗ hause begab, gelang es ihm zwar anfangs (wie gestern gemel⸗ det wurde) durch Androhung, daß er denjenigen erschießen wurde, der ihm zu nahe käme, sich den Haufen eine Zeitlang vom ßalse zu halten. Dicht beim Parlamente aber wurde er von neuem umringt und unter wüthendem Geschrei der Menge der⸗ gestalt mit Steinen geworfen, daß er besinnungslos vom Pferde stürzte. Unter Bedeckung der mittlerweile herbeigeeilten Poli⸗ eiwache, mußte er in einer Miethskutsche nach seiner Wohnung gebracht werden. Der Marquis soll sich nach einem sogleich au⸗ geordneten Aderlaß wieder ziemlich wohl befinden.
Dem Courier zufolge, hätte der König den Wunsch geäu⸗ hert, daß die Königin ihren Ober⸗Kammerherrn, Grafen Howe, der gegen die Reform⸗Bill gestimmt, entlassen möge.
Die Morning⸗Post laßt sich in Bezug auf die Verwer⸗ ung der Resorm⸗Bill und die Ereignisse, die darauf stattgefun⸗ den haben, folgendermaßen vernehmen: „Die Entscheidung des Oberhauses ist ein erfceulicher Beweis von der Festigkeit, dem Patriotismus, der hohen Rechtlichkeit und dem Muthe der Lords. Sie ist ein Bewels, daß die Britische Pa rie dasjenige seh, wie eder, der nicht zu der niedrigen, unwissenden und brutalen Kasse der Demokraten gehort, sie sich an dem Tage, da sie die Probe zu bestehen hatte, dachte und wünschte — nämlich em Bollwerk der Beiteschen Verfassung, eine unentbehrliche Barrière ur die Rechte, die Wohlfahrt und das Gluck des Volkes. Aber beweist die glorreiche Abstimmung nicht noch m. 2 O
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hr, als oies? O ja, sie beweist vor allen Dengen, daß Graf Grey und seme Kol⸗ egen, die mit alleiniger Ausnahme des Lord⸗Kanzlers sich zu Allem untauglich erwiesen, selbst in Bezug auf ihren Gegen⸗ fand, die Reform, aller Aufrichtigkeit und Geschicklichkeit ntbehren. Wären sie fähige und rechtliche Reformisten gewesen, hätten sie dann wohl die Reform⸗Frage in die Lage gebracht, in welcher sie sich jetzt befindet? Kann s einen größeren Beweis von Mangel an Erfahrung oder Aufrichtigkeit geben, als den Versuch zur Erreichung ines Zweckes, der mit der Natur selbst und der Zusammen⸗ etzung der Werkzeuge und Mittel, durch welche er allein erreicht werden konnte, im Widerspruch ist? Durch ihre Unfähigkeit und Rücksichtslostgkeit in eine Lage versetzt, in der es zur Erhaltung ihrer amtlichen Existenz nothwendig wurde, das Land in Bewe⸗ ——
*) S. das gestrige Bl. der Staats⸗Zeitung und den nachstehenden Art. London.
tive entehrt und fur immer gef
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8
gung und Aufregung zu bringen, um einen Kreis blinder und sorgloser Anhänger im Unterhause um sich zu sammeln, entwar⸗ fen sie einen zu diesem Zwecke ganz wunderbar passenden Reform⸗ Plan, und es gelang ihnen wirklich, einen Kreis von Anhängern dieser Art sich zu bilben. Indem sie dabei sich als einer Partei dienten, haben sie sehr viel gethan; nichts aber thaten sie zum wirklichen Gelingen der Reform. Der gesunde Theil der Be⸗ vöͤlkerung wird darin gewiß mit uns übereinstimmen. Fürchter⸗ licher ader noch, als das, was sie bereits gethan, erscheinen uns die näch⸗ sten Schritte jener Manner. Die Fragen, ob die beiden Parlaments⸗ häuser sich in beständigem Konflikte mit einander befinden, ob Verwü⸗ stung und Eiend sich üäber das Land verbreiten, ob die Gräuel res Bürgerkrieges dieses grückliche Kon greich heimsuchen sollen, vob die Pairie abgeschafft oder, vas noch zehntausend Mal ärger ist, eurch eine übertriebene Ausübung der Ernennungs Präroga⸗ t. geschwächt werden soll, das sind lauter Fragen, die jetzt alle, vermöge der Macht der Minister i:m Unrerhause, die sie bei den letzten Wahlen durch schändliche Mittel erlangt haben, nach ihrem Belieben entschieden werden können. Wie werden sie diese fürchterliche Macht gebrauchen? Bereits sehen wir, wie weit der Parteien⸗Ehrgeiz sie geführt hat; sollte dieser auch das Land in eine gewaltsame Revolution ver⸗ wickeln können? Bald muß es sich nun zeigen, ob ihr Egois⸗ mus wirklich größer seh, als jede Rücksicht auf das Wohl des Landes.“
Der Morning⸗Herald macht die Bemerkung, daß, wenn das Parlament sofort prorogirt würde, eine große Anzahl zum Theil sehr nützlicher Bills, welche bereits viel Mühe und Arbeit gekostet haͤtten, ebenfalls ganz wegfallen und in der nächsten Ses⸗ sion von neuem vorgenommen werden müßten.
Dite Bittschrift, welche die Grafschaft Renfrew kürzlich zu Gunsten der Reform⸗Bill an das Oberhaus sandte, war nicht weniger als 188 Fuß lang und hatte nahe an 20,000 Unter⸗ schriften.
Das Königs⸗Kollegium wurde am vergangenen Sonnabend eröffnet. Die einzige Feierlichkeit dabei war ein Gottesdienst in der Kapelle des Instituts und eine vom Bischof von London ge⸗ haltene Eröffnungs⸗Rede. Die Versammlung, welche sich dazu eingefunden hatte, war nicht sehr zahireich.
Niederlande.
Aus dem Haag, 15. Okt. Die heutige Staats⸗Cou⸗ rant enthält das Programm für die übermorgen stattfindende Eröffnung der Generalstaaten. Die Ordnung des feierlichen Zu⸗ ges, der den Konig nach dem Palaste der Generalstaaten beglei⸗ ten soll, wird die gewöhnliche seyn; nur wird diesmal auch die reitende Schutterei im Gefolge desselben seyn.
Durch einen Tagetbefehl Sr. Königl. Hoheit des Feldmar⸗ schalls, Prinzen von Oranten, sind eine Menge von Beförderun⸗ gen und Ernennungen bei der Kavallerie bekannt gemacht wor⸗ den. Auch ist den Trubpen, die bisher unter den Befehlen des General!⸗Lieutenants Cort Heiligers standen, angezeigt worden, daß ste unter dem Namen einer Reserve⸗Division künstig als ein integricender Theil der im Felde stehenden Armee betrachtet wer⸗ den sollen. 1
Der Commandeur der Seemacht auf der Schelde, Vice⸗Ad⸗ miral Gobius, hat von Sr. Majestät das Commandeur⸗Kreuz des Niederlandischen Löwen⸗Ordens erhalten.
Amsterdam, 15. Okt. Auch an unserer heutigen Börse waren mehrere Gerüchte von einem bald zu erwartenden Arran⸗ gement mit Belgien verbreitet. Die Speculations⸗Lust, die seit einigen Monaten eingeschlummert war, beginnt aufs neue, sich zu zeigen, inzwischen ist doch an unserer Börse der Kredit in Folze der letzten Ereignisse zu sehr erschüttert, als daß auch Ge⸗ schäfte auf Zeit im Großen und mit Sicherheit ausgefüuhrt wer⸗ den könnten.
Brüssel, 14. Okt. In der gestrigen Sitzung der Reprä⸗ sentanten⸗Kammer wurde die Berathung über den Gesetz⸗ Entwurf, in Bezug auf die Macht, welche der Regierung bis zum Frieden gegen solche Personen eingeräumt werden soll, die des Einverständnisses mit dem Feinde verdächtig sind, fort⸗ gesetzt. Der Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten ergriff zuerst das Wort und suchte die Nothwen⸗ digkeit des Gesetzes darzuthun, indem er es zugleich als un⸗ schadlich für den rechtlichen Mann schilderte. Man müsse dasselbe als Staatsmann und nicht als Rechtsgelehrter beurthei⸗ len; er selbst würde in gewöhnlichen Zeiten sich einer solchen Maaßregel widersetzen. Die vorige Dynastie habe ebenfalls ein Koblentz. In dem Augenblick, in dem er spreche, würde in meh⸗ reren Städten Belgiens eine teuflische Intrigue gesponnen, die Verwaltung habe indeß die Fäden in Handen, und man brau⸗ che deshald nicht besorgt zu seyn. Der Minister schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Ich glaube genug gesagt zu ha⸗ den, um einen Gesetz⸗Entwurf zu rechtfertigen, den die Regie⸗ rung nur mit dem äußersten Widerwillen, und nur nachdem sie von einigen unter Ihnen besonders dazu aufgefordert worden ist, vorgelegt hat. Ihren eigenen Wünschen verdankt daher dieser Entwurf gewissermaßen sein Entstehen. Wenn Sie ihn geneh⸗ migen, so fürchte ich nur das Einzige, daß Sie dem Ministerium Vorwürfe zu machen haben werden, daß es sich der ihm über⸗ tragenen Gewalt nicht streng genug bediene. Wenn Sie den⸗ selben verwerfen, so wird die Regierung sich ebenfalls freuen, durch Vorlegung des Entwurfes ihre Schuldigkeit gethan zu haben.“ Der Justiz⸗Mnnister vertheidigte das Gesetz gegen den Vorwurf, daß es nicht constetutionnell sey; er finde es nicht verfassungswidrig, diejenigen zu bestra⸗ f welche ein Einverstäneniß mit dem Feinde unterhiel⸗
ten; ein Ausnahme⸗Gesetz stehe nicht mit der Constitution
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mißbraucht werden konnen. Hr
im Widerspruch, wofür England durch die Aufhebung der Ha⸗ beas Corpus⸗Akte den beßen Beiseis abgäbe. Die Dauer des Gesetzes wäre übrigens besummt, und es würde, unter den Au gen der Pesse und der Kammern in Ausüdung gebracht, nicht Felix v. Möérode erklärte, daß, obgleich er den Entwurf für mangelhaft halte, er doch für denselben stimmen werde, weil er ihn für nothwendig halte, um die Einverständnisse mit dem Feinde in diesen kritischen Augen⸗ blicken zu verhindern. Hr. Fleussu dagegen nannte das Gesetz ein Tendenz⸗Gesetz, ein Ausnahme⸗Gesetz, welches die persönliche Freiheit und die Unverletzlichkeit des Domicils mit einemmale aufhebe. Das Gesetz verlängere die Revolution im Innern und gefährde sie nach außen hin. Hr. Rogier stimmte fur den Entwurf, in der Ueberzeugung, daß man die dadurch ertheilte Gewalt nicht mißbrauchen werde. Hr. Leclercgo sprach sich sehr heftig dagegen aus, sagte, daß treulose und 8 Seelen die Gesetze umzustoßen trachteten, welche die wahren Freunde der Freiheit errichtet hätten, und zu dem Ende die Schwierig⸗ keiten der Umstände und die Gefaͤhren übertrieben. Ausnahme⸗ Gesetze seyen höchstens nur damt nothwendig, wenn sich eine mächtige und kühne Partei erhöbe, welche den Umsturz des Staa⸗
tes bezwecke, und dann würden Verhaftungen und Haussuchun⸗
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gen nicht die Mittel seyn, wodurch man sie bekämpfen könne sondern man müsse alsdanm ein Schreckens⸗System einführen.; Solche correctionnelle Maaßregeln dienten nur dazu, die Burger auf eine gehässige Weise zu quaälen. Nachdem sich noch die Her⸗ ren Barthelemy und Devaux für den Entwurf, Herr Hein⸗ rich von Brouckere aber dagegen ausgesprochen hatten, wurde die fernere Berathung auf morgen verschoben. Am Schlusse der Sitzung legte der Finanz⸗Minister noch einen Gesetz⸗Entwurf vor, der zum Zweck hat, das Deficit von ungefähr 6 Millionen Gulden zu decken. Es soll dies mittelst einer Anleihe von 10 Millionen, und zwar 7 ½ Mill. auf die Grundsteuer und 2 ½ Mill. auf die Personen⸗Steuer, geschehen, welche Anleihe am 1. Ja⸗ nuar 1834 mit 5 pCt. jährlicher Zinsen zurückgezahlt werden solle. Eine hiesige Zeitung sagt, daß die ministerielle Combi⸗ nation nun endlich gefunden sey. Herr Lebeau würde nicht ein⸗ treten, sondern Herr Devaux das Minitsterium der auswärtigen diht und Herr Meulenaere definitiv das Innere er⸗ alten. 3 Der Monitenr enthält eine Königl. Verfügung, wodurch die benachbarten Staaten in Bezug auf die Gegenstande, welche aus Belgien kommen, sichergestellt werden sollen. Es werden dadurch die Vorsichtsmaaßregeln Hinsichts der auszustellenden Ge⸗ sundheits⸗Atteste angeordnet. Der hiesige Courrier enthält Folgendes: „Es verbreitet sich das Gerücht, daß dem Minister der auswartigen Angelegen heiten vorgestern ein neues Protokoll mitgetheilt worden ist. Dieses Protokoll soll noch nachtheiligere Vorschläge für Belgien enthalten, als das vom 20. Januar, und unsere Regierung sell⸗ dasselbe mit der Erklärung zurückgewiesen haben, daß sie sich auf keine andere Bedingungen, als die in den 18 Präliminar⸗Ar⸗ tikeln enthaltenen, einlassen werde.“
Her André Byvert ist, wie das Journal de la Mense meldet, bei seiner Rückkehr nach Luxemburg zu einer Strafe von 50 Gulden und zu den Prozeß⸗Kosten verurtheilt worden, weil er den Sitzungen des Kongresses, als Repräsentant für Luxemburg, beigewohnt hat. 8
— — Brüssel, 14. Okt. Mehr als je wird jetzt wieder von einem Ultimatum gesprochen, das uns von der Londoner Konferenz zugekommen sehn soll. Der hiesige „Courrier“ und das Antwerpener „Journal du Commerce“ bezeichnen es als eine ungünstige, auf das bekannte Protokoll No. 12. — mithin nicht auf die 18 Präliminar⸗Artikel — begründete, Schlichtung des Holländisch-Belgischen Gränzstreites. Doch vernimmt man an⸗ dererseits, daß, wenn wir auch das linke Schelde⸗Ufer nicht de kommen und das rechte Maas⸗-⸗Ufer nicht behalten sollen, wir doch zur Entschädigung für Mastricht denjenigen Strich des Großherzogthums Luxemburg erhalten soüen, in wel⸗ chem nicht Deutsch gesprochen wird, und der in frühe⸗ rer Zeit einmal an Frankreich gehört hat. Ob es wahr ist, daß unsere Regierung, wie der „Courrier“ dehauptet, das Protokoll, das diese Vorschläge enthält, ohne Weiteres zuruckge⸗ wiesen habe, ist fast zu bezweifeln, wenn man die jetzige Lage des Landes und den auch vom Könige Leopold getheilten Wunsch aller Wohlgesinnten kennt, einen definitiven Frieden so bald als möglich hergestellt zu sehen. Nur mit Murren unterzieht sich das Volk den neu angeordneten Truppen⸗Aushebungen; nament⸗ lich in Flandern slieht sich der General Niellon, der mit gr ßer Energie zu Werke geht, genöthigt, die Rekruten im⸗ mer erst auf eine Zeit lang einzusperren, ehe ste sich zu dem beschwerlichen Dienste verstehen, der ihnen auferlegt wird. Auch hier in der Nahe fiel vor einigen Tagen ein Ereigniß vor, das an der Tapferkeit der Unsrigen bei wieder eintretenden Feindseligkeiten sehr zweifeln läßt. Einige Gendar⸗ men wurden nämlich nach einem wenige Stunden von hier ge⸗ legenen Orte beordert, um die zum zweiten Aufgebot gehörigen Leute einzubringen; diese setzten sich jedoch gegen die Genoarmen zur Wehr, schlugen sie mit alten Waffen und Heugabeln aus dem Felde und nahmen ihnen hinterher noch ihre Pferde ab. Jetzt sind einige Infanterie⸗Compagnieen ausgezogen, um jene kampf⸗ fertigen Kriegsscheuen zur Raison zu bringen. Man be⸗ merkt, daß die Französischen Offiziere, die jetzt in Bel⸗ gische Dienste eintreten, bereitwilliger als ihre Vorgänger ihre Umform und Kokarden ablegen. Dadurch, daß die ersten An⸗ kömmlinge, der von ihrer Regierung erhaltenen Weisung zusolge, sich weigerten, dies zu thun, entstanden manche Reibungen zwi⸗ schen ihnen und den Flamändischen Soldaten, die sie emexerzie⸗ ren sollten und die mit der ihnen ganz besonders eigenen mas⸗ siven Grobheit sich weigerten, den auslandischen Offizie⸗ ren zu gehorchen. Jetzt ist nun dieser Uebelstand besei⸗ tigt; die neu angekommenen Franzosen nehmen 250 Gul⸗ den Equipirungsgelder, schaffen sich dafür einen Betgischen Rock und eine Brabanter Kokarde an und werden nun von den groben Flamändern für feine Wallonen gehalten. Mit der Infanterie steht es indessen, dei allen angefüͤhrten Uevbel⸗ ständen, immer noch besser bei uns, als mit demreitenden Theile unseres Heeres, der entweder noch ohne Pferde ist oder, wo die⸗ selben sich vorfinden, noch keine große Fortschritte in der Kunst des Manövrirens gemacht hat. Dagegen hat unsere Artillerie schon ein mehr kriegerisches Ansehen gewonnen, und dürfte im vorkommenden Fällen gute Dienste leisten. Die bekannte Brlicke bei Waelhem — bekannt wegen der angeblichen Wunder der Tapferkeit, die unsere Blousen im Okt. 1830 dort an den Tag gelegt haben sollen — ist nunmehr förmlich befestigt worden und wird durch einen starken Brückenkopf vertheidigt.
Polen.
Warschau, 16. Okt. Am 13ten d. M. ernenerten die Municipal⸗Beamten der Hauptstadt Warschau und vorgestern die Beamten verschiedener Regierungs⸗Behörden und die Pro⸗ fessoren der hiesigen Universität Sr. Mojestät dem Kaiser und Konig den Eid ihrer Treue. — Von der Polnischen Armee hat⸗ ten bis zum 13ten d. M. über 2600 Ossiziere verschiedenen Ran⸗ ges ein Gleiches gethan.
Die Warschauer Zeitung sagt, es werde behauptet, daß am 12ten d. M. ein Kurier mit der Nachricht hier einge⸗ troffen sey, daß sich die Festung Zamose den Russtschen Truppen ergeben habe.
Die Kaiserlichen Garden, welche, nach ihrem Einzug in Warschau und einem kurzen Aufenthalt hierselbst, zur Fortsetzung der kriegerischen Operationen aufgebrochen waren, sind am 12ten d. M. wieder in hiesige Hauptstadt zurückgekehrt.
Der General Czyzewski mit seinem Stabe und der ehema⸗ lige Kommandant von Modlin, Graf Ledochowski, nebst mehr als 160 Offizieren von der Polnischen Armee, sind am 13. d. M. aus jener Festung in Warschau angelangt.
Vorgestern kamen die Generale Frengel und Glassow und gestern der General⸗Lieutenant Koblakoff und der General⸗Major Weymar in hiesiger Resldenz an; auch traf vorgestern der Kö⸗
nigl. Preußische
eneral⸗Konsul, Herr Schmidt, wieder hier eirn.