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“ 8 8 1591 u.
Diese zweite Kammer, deren Hauptbestimmung es sey, ein Gegen⸗ gewicht gegen die Franzoͤsische Lebhaftigkeit und Uebereilung und ein Korrektiv gegen die Sucht nach unhaltbaren Theorieen, die 1- so vieler talentvoller Maͤnner bei ihrem Eintritt in die politische Loufbahn bemaͤchtige, zu bilden und die ihr vorgelegten Gesetz⸗Ent⸗ Hwuͤrfe mit verstaͤndiger Ueberlegung zu pruͤfen, koͤnne nicht identisch mit der Wahl⸗Kammer seyn, sondern beduͤrfe anderer Nuancen und eines anderen Gesichtspunkts. Alles dies werde aber durch das vor⸗ lirgende Amendement nicht erreicht. Dieses enthalte ber naͤberer Betrach⸗ tusig einen handgreiflichen Widerspruch; jedes Wahl⸗Kollegium solle naͤmlich danach 1 Kandidaten ernennen, was im Ganzen 459. Kandidaten ergeben wuͤrde, und dennoch solle die Zahl der Pairs unbeschraͤnkt seyn. Diese letztere Bestimmung sey erst in das Amendement aufgenommen worden, nachdem sich im Verlauf der Debatte hinlaͤnglich erwiesen habe, daß ohne die Befugniß, neue Pairs zu ernennen, kein Mittel miehr vorhanden seyn wuͤrde, den etwanigen Widerstand der Puirs Kammer zu bestegen. Die Zahl der Pairs muͤsse unbeschraͤnkt seyn, Ddamit letztere sich nicht etwa unterfingen, allein Gesetze vorschreiben zu wollen, wohl wissend, daß die Krone kein Mittel in Haͤnden habe, um ihren boͤsen Willen zu brechen. Das Amendement mache s aber, indem es die Zahl der Kandidaten auf 459 bestimme, im Falle eines Zwiespalts zwischen der Krone und der Deputirten⸗ Kammer auf der einen und der Pairs⸗Kammer auf der anderen Seite unmdglich, nachdem jene Zahl bereits erreicht worden, die Eintracht zwischen den drei Staatsgewalten wiederherzustellen. Wenn man ;. B. den Fall setzte, daß der Koͤnig und die DZevputirten⸗Kammer irgend eine Verbesserung einfuͤhren wollten, Feeies ⸗Kammer aber aus irgend einem Grunde ihre Zustimmung azn verweigerte, so sey kein anderes Mittel vorhanden, um die Haires Kammer zu uͤberwaͤltigen, als die Ernennung einer hinrei⸗ chenden Anzahl neuer Pairs, deren Ansichten der Maaßregel ent⸗ ppeschen, die man eden gerade durchsetzen wolle. Maͤnner von die⸗ sen entsprechenden Ansichten werde die Krone mit Leichtigkeit fin⸗ den, wenn man ihr freie Wahl lasse; beschraͤnke man dieselbe aber auf eine bestimmte Kandidaten⸗Liste, die schon vor Jahren und un⸗ ter dem Einflusse anderer Ansichten, als der dermaligen, festgestellt worden, so werde es der Krone unmoͤglich seyn, eine hinreichende Anzahl von Maͤnnern zu finden, wie sie dieselben suche, um die Maiorttaͤt der Pairs⸗Kammer zu veraͤndern. Noch schlim⸗ mer wuͤrde es seyn, wenn diese Kandidaten gar von ih⸗ vamittenten ein bestimmtes Mandat angenommen haͤtten⸗ ir dem Syvstem der Kandidaturen würde es daher der Krone un⸗ moglich seyn, diesem Konflikte beider Kammern ein Ende zu machen. ötrwentger Schwierigkeiten wuͤrde das System der Kandidaturen in dem Falle der Krone bereiten, wenn beide Kammern vereinigt ge⸗ gen ine von der Krone beabsichtigte Maaßregel opponirten. Wenn die Kone aufrichtig das Beste des Landes wolle, so koͤnne sie bei Resben, Zwiste mit der Deputirten⸗Kammer sich durch die Aufloͤsung Rvereoee und die Zusammenberufung einer neuen bald uͤberzeugen, weoen das Land Unrecht gebe. Wenn nun die neue Wahl⸗Kammer der von der Krone beabsichtigten Maaßregel guͤnstig sey, was solle
e Krone mit der unaufloͤsbaren Pairs Kammer machen, in⸗
muan ihr nicht die Befugniß ertheile, durch neue Pairs⸗Ernen⸗ bbeee Majorttaͤt derselben dergestalt zu veraͤndern, daß daraus leeeerereinstimmung unter den drei Staats⸗Gewalten hervorgehe. eein liege das Haupt⸗Argument gegen das in Rede stehende Amen⸗ *Ein letzter Grund gegen dasselbe sey ferner der, daß Aus der Systeme der Kandidaturen nicht Pairs von Frankreich, sondern Pairs der einzelnen Bezirke hervorgehen wuͤrden, indem jeder Bezirk einen Mann aus seiner Mitte auf die Kandidaten⸗Liste bringen wuͤrde; auf diese Weise wuͤrde die Pairs⸗Kammer nur oͤrt⸗ liche Interessen repraͤsentiren, waͤhrend bei ihr, noch mehr als bei der Deputirten⸗Kammer, das Staats⸗Interesse als das hoͤhere all⸗ gemeinere uͤberwiegen muͤsse.
Der General Bertrand, der Hrn. Dupin auf der Red⸗
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nerbuhne solgte, gab zunächst sein Bedauern darüber zu erken⸗
nen, daß die Kammer die direkte Volkswahl verworfen habe; Reesouten selbst, meinte er, habe in seinem „Geist der Ge⸗ fesen“ behauptet, daß das Volk trefflich dazu geeignet sey, die eenner zu wählen, denen man einen Theil der Verwaltung Reragen wolle, indem es die wahre Lage der Dinge auf öf⸗ fentechem Markte besser zu beurtheilen wisse, als der Monarch in Funern seines Palastes. Da man indessen einmal das Rpeamip der direkten Wahl durch das Volk beseitigt habe, so sole man ja das System der Kandidaturen nicht aufgeben. Herr vrithou trat hierauf noch einmal zur Vertheidigung seines Amendements auf. Nach ihm ließ der Berichterstatter Herr Beraunger sich vernehmen. „Die Gegner der Kommis⸗ Gerte er im Wesentlichen, „vergessen ganz und
daiß nach den Anträgen dieser letztern die Wahl Srone ber Ernennung der Pairs sich auf gewisse Klassen „lschaft beschränken soll; unmöglich kann der Abscheu vor chkeit so groß seyn, daß man den Sohn eines Pairs, wenn gleich er dem Staate ausgezeichnete Dienste geleistet, nichts⸗ pesoweniger der Pairie für unwürdig halten sollte, eben weil sein Bater mit derselben Würde bekleidet war. Es läßt sich vielmehr, bei der ausschließlichen Wahl der Pairs durch den Hang mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß der Sohn eines Pane ungleich mehr Verdienste als irgend ein Anderer haben wvmwahn ein Ministerium hinsichtlich seiner der öffentlichen Meimmg Trotz bieten und den Monarchen dazu bewegen soll, sanes Vaters auf ihn zu übertragen; wogegen bei de Systeme der Kandidaturen es keinen noch so untüchtigen Seon eines Pairs geben würde, dem es nicht gelingen 71712epepe ven irgend einem Wahl⸗Kollegium, von ir⸗ gend eiunem verfallenen Burgflecken auf die Kandidaten⸗Liste bringen zu lassen und somit die Minister hinsichtlich seiner außer aumtwortlichkeit zu setzen. Da man doch einmal Bürg⸗ verlaugt — und man hat hierin nicht unrecht — so laube ich, daß sich alle diejenigen, die man nur immer wün⸗ bon kann, m der von der Kommission in Vorschlag gebrachten Hemenktatur vorßuden. Die Verfasser des vorliegenden Amen⸗ demems geben dies selbst auf eine indirekte Weise zu, indem sie jene Nomenklatur annehmen. Alle dem Lande geleistete Dienste nden in derselben ihren Platz; sie ist weder zu ausgedehnt, noch eraukt, und hat überdies das Gute, daß zwei Drittheile in der Liste befindlichen Personen schon jetzt die Vorzüige der Baehl firr sich haben, nämlich die Deputirten, die Präsidenten erca'⸗Conseils, die Maires der größeren Städte, die Mitglie⸗ ssiituts u. s. w. Und was die übrigen betrifft, wer vermöchte,
nochdem ste ihr Blut für das Vaterland vergossen, oder ihre Machee in der Verwaltung der Justiz zugebracht haben, ihnen re Imsprüche auf die Dankbarkeit und das Vertrauen des Londes fireitig zu machen? Dies, m. H., ist die wahre Kandi⸗ Rarur, die einzige, die sich der öffentlichen Achtung empfiehlt, und deren Bestätigung wir von Ihnen hoffen.“ — Es wurde hierauf allgemein der Schluß der Debatte verlangt und zur Abstimmung geschtten. Von den 4 Unter⸗Amendements, die zu dem Haupt⸗ Amendement gemacht worden, ward das eine von seinem Ver⸗ fasser zurückgenommen. Auf den Antrag des Hrn. Dupin d. Melt, beschloß sodann die Versammlung, zunächst über die ver⸗ schiedenen Paragraphen des Haupt⸗Amendements abzustimmen und die 3 noch übrigen Unter⸗Amendements gehörigen Orts ein⸗ uschalten. Der Praͤsident verlas sonach den nachstehenden 1sten 8dir für sich allein das ganze System der Kandidaturen in
b
„ Die Pairs werde en Wahl-Kollegien anzulegenden Kandidaten⸗L. Da mehr als 20 Deputirte die ten, so mußte zum Namens⸗Aufruf geschritten Zahl der anwesenden Deputirten belief st Wahl⸗Urnen fanden sich 186 weiße und 244 sc so daß das System der Kandidaturen mit einer 58 Stimmen verworfen worden ist. große Zufriedenheit Sitzung wurde gegen beschäftigte die Kammer sich misston, und namentlich mit de allein der König künftig di Klassen erhielten unter einigen uner Zustimmung der Kammer.
Paris, 14. Okt.
iu nach einer von d iste ernannt.“”“ geheime Abstimmung verlang⸗
ch auf 430; in den hwarze Kugeln, Majorität von Dieses Resultat erregte hl der Versammlung. Die 7 Uhr aufgehoben. — Am folgenden Tage mit den Amendements der Kom⸗ n verschiedenen Klassen, in e Pairs soll wählen dürfen; heblichen Modificationen die
unter der Mehrza
Der König und die Königin suhren ge⸗ stern in Begleitung des Marschall Gérard nach Reuilly. Abend findet ein Konzert in den Tuilerieen
„Die größte Aufregung herrscht in der äußert der Constitutionnel; „man hat K det, um zu entscheiden, wie die Pairie sich in der sie durch die gegenwärtige Debatte der Deputirten⸗Kammer ver setzt wird, nehmen soll.“
Das Bezirks⸗Wahl⸗Kollegium von Nontron, der Dordogne, hat, statt des vierfach welcher sich für Sarlat entschieden hat, Deputirten ernannt.
Die mit der Prüfung der Civil⸗Liste beauftragt sion hielt gestern ihre zweite Versammlung und ernann Odilon⸗Barrot zu ihrem Secretair.
Dem National zufolge, dem Abtreten des Herrn Saulnier, den fekten erhalten, den er bereits einmal (unter dem MN Martignac) bekleidet hat.
Die Nord⸗Armee ist durch die Division des min verstärkt worden, welche bei Givet steht, und zählt jetzt 80,000 Mann.
In Aurill die Erhebung der Weinsteuer einen Volks⸗ dessen die Gendarmerie im Verein mit den Li der National⸗Garde nicht Herr werden konnte. fter wurde eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet. daß bei mehre⸗
Pairs⸗Kammer“, onferenzen verabre⸗ Lage, in die
Departement gewählten Hrn. Morilhon,
den Obersten Lamhp zum
e Kommis⸗
würde Herr Debelleyme, Posten des Poltzei⸗Pra⸗ dinisterium
Generals Ja⸗
ac (Departement des Cantal) hat am 6ten d. Aufstand veranlaßt, nien⸗Truppen und Gegen sechs der Haupt⸗Ansti Der Messager des Chambres meldet,
ren Gendarmen in Poitiers der Versuch gemacht worden sey, sie für die vorige Dyr Das Mémoria
nastie anzuwerben. l bordelais enthält folgendes Schreiben aus Madrid vom 3ten d. M.: „Wir besitzen gegenwärtig in un⸗ seren Mauern eine geheimnißvolle das Incognito nicht ganz hat bewahren können; umt, wo sie die Herzogin v. ch einige Zeit in Barcelona ausgehalten Zusammenkünf
Person, die trotz aller Vorsicht denn wir wissen, daß sie aus Italien kon sprochen hat, daß sie si und mit dem Grafen v. Espana häufige daß sie nach ihrer hiesigen Ankunft sich zu dem Ildefonso begeben hat, und endlich, daß sie jetzt b v. Villa⸗Hermosa wohnt.
te gehabdt, Könige nach San ei dem Herzoge Diese Person nennt sich Réné zet, Domherr von Tours und Vorsteher der Missionen. die Frage, wie lange er in Madrid zu verweilen denke, antwor⸗ tete er, er wolle die Ereignisse abwarten.“
Der Constitutionnel meldet, die Anzahl der ausgewan⸗ derten Französischen Royalisten in Spanien sey neuerdings durch einen Sohn des Grafen Bourmont vermehrt worden, der mit 70 Franzosen, von Portsmouth kommend, in Villa⸗Garcia ge⸗ landet sey.
In Toulon und Brest werden viele M gierung entlassen; im ersteren Hafen allein beträgt die Zahl der⸗ selben 600.
Briefen aus Port⸗au⸗Prince vom 24. hat auch in einem großen Theile der Insel Haiti am 14. Aug. ein furchtbarer Sturm große Verheerungen angerichtet und die Stadt les Cayes fast ganz zerstört.
atrosen von der Re⸗
August zufolge,
Großdritanien und Irland.
erhandlungen. Nachdem der Lord⸗Kanzler und zahlreich unterzeichnete Bittschrift zu Gun⸗ fand sich der Graf von Har⸗ freue, jetzt noch esen Gegenstand einkommen daß das Volk die letzte Ent⸗ e ansehe und es diejenigen, di
Parlaments⸗V. Oberhaus. zung vom 13. Okt. Holland jeder eine sten der Reform überreicht hatten, y zu der Erklärung veranlaßt, daß es ihn so viel Bittschriften in Bezug auf di zu sehen, denn dies sey ein Beweis, scheidung des Oberhauses in ihrem wahren Licht
ausgemacht ministeriellen Vorschlage widersetzt, auch der Constitution
annehme,
des Unterhauses Aus den Reden des edlen Grafen (Grey) der Schluß gezogen aller Reform Widerstand sey in Vorschlag mindestens sey dies bei Graf erklärte nun, in welcher
en wünsche; er wolle näm⸗ in Orten, die so große und daß ihre Theilnahme an
Veränderungen (Hört, hört!) und seiner Freunde daß sich die Opposition haupt widersetze; dem sey jedoch nicht so, und der eben nur gegen die besondere von den Ministern ebrachte Maaßregel gerichtet gewesen; ihm persönlich der Fall. Weise er eine Reform bewirkt z lich allen wohlhabenden und vol e wichtige Interessen in sich vereinigten, der Legislatur wünschenswerth für den Staat erscheine, ferner hätte er auch nichts dagegen, wenn man in den großen Grafschasten das Wahlrech und dafür einigen in diesen Grafschaften belege⸗ nen verfallenen Burgflecken ihr beson Jedoch wolle er dabei kein allgemeines nicht die Bevölkerung als Maaßstab angewendet wissen. Bezuge von der verworfenen Bill ge⸗ n Theil derselben au⸗
im Unterhause ertheilen;
deres Wahlrecht entziehe. Prinzip und namentlich
Gränze, welche in diesem zogen worden, habe er als den verwerflichste Auch gegen einen gleichförmigen Wahl⸗Modus müsse klären; namentlich sey der in der verworfenen Bill vor⸗ zu niedrig, um nicht der Bestechung
geschlagene Wahl⸗Census viel . Gegen die gleichzeitigen für einen
Thür und Thor zu oͤffnen. und denselben Tag anzuberaumenden Parlaments habe er jedoch nichts einzuwenden. — nommenen Bemerkungen vollkommen
eden ver⸗ sich der Graf von einverstanden. Holland Logik des edlen Grafen (Harrowby) sey nicht ganz daß jetzt noch so viele Bittschriften in einen Schluß ziehe, wie den an⸗ ften suchten nicht um eine Re sondern um diejenige Reform insbesondere nach, die von den Ministern vorgeschlagen worden. udniß des edlen Grafen, so wie daß Entscheidung des Oberhauses über die Reform⸗Bill sey keine schließliche gewesen und weede
dington wiederte, die richtig, wenn er daraus, Bezug auf Reform einkämen, geführten; denn diese Bittschri form im Allgemeinen,
freue ihn doch das Gestä⸗ derselbe zugebe, die letzte
eine andere zur Folge haben. Er (Lord 5.) sey tsagt zwar, der Teufel sey der erste Whig, doch Shakes⸗ aa
zeugt, daß binnen sehr kurzer Zeit die ßregel,
neulich nur verschoben worden sey, zum Landes⸗Ge geworden seyn würde. Der Lord⸗Kanzler fügte hinzu, er, ohne sich darauf einzulassen, ob die mageren Zugestandy
die der edle Graf machen wolle, das Volk befriedigen würn
bloß bemerke, daß die Einwohner von Iunverneß hei der Ahlf dung der von ihm überreichten Bittschrift unmöglich schon we konnten, daß die Bill von den Lords verworfen worden demnach sey der Schluß, den der edle Graf gemacht, falsch. — Das Haus ging nun zur ferneren Erwägung der
über Schottische Appellations⸗Sachen über.
— Unterhaus. Sitzung v. 13. Okt. Auf Befra des Hrn. Trevor antwortete Lord John Russell, daß!
Howe, Ober⸗Kammerherr der Königin, als solcher, jedoch
nachdem er gegen die Reform-ZBill gestimmt, seine Entlasst eingereicht habe, und daß dieselbe angenommen worden sey.]
Oberst Evans trug auf eine Adresse an den König an, in Se. Maj. ersucht werden sollten, dem Hause, sobald es
schwebenden Unterhandlungen zuließen, diejenigen Berichte
legen zu lassen, welche die Regierung und die Verbündeten
lands von ihren in Rußland beglaubigten Agenten emerseits! von der Polnischen Regierung andererseits in Bezug auf den Russ Polnischen Krieg erhalten haben; ferner diejenigen Alktensii die sich auf den von der Französischen der Englischen Regien früher gemachten Vorschlag einer gemeinschaftlichen Vermittele zur Beendigung jenes Kampfes beziehen, welche Vermitteh die beiden Regierungen als Theilnehmer an dem Kongresse, du
den die nationalen und constitutionnellen Rechte Polens ganm
tirt worden seyen, übernehmen wollten. Lord Altht
widersetzte sich dem Antrage zunächst in Rücksicht auf
große Mannigfaltigkeit der geforderten Papiere, von nen sich einige auf Umstände bezögen, über die man noch im Streite sey, und andere Unterhandlungen betrih die gerade im Gange wären. Aus der Vorlegung dieser Ak stücke würden die größten Unannehmlichkeiten erwachsen, ime
dadurch nicht bloß die schwebenden Unterhandlungen zwist Rußland und Polen einerseits, sondern auch die zwischen R
land und anderen Europäischen Staaten andererseits, gestört! alle diplomatische Arrangements, mit denen man in diesem!
genblicke beschaftigt sey, unterbrochen werden könnten. Odh
Evans sah sich durch diese Erklärunz veranlaßt, seinen Amn
bis zur nächsten Parlaments⸗Sesston zu verschieben, sprach jeh
die Hoffnung aus, daß das Hatts in der Zwischenzeit nicht ge⸗ gültig gegen die bewaffnete Besetzung Polens werden würde. — Courtenay beklagte sich darüber, daß dem Unterhause die!
sprochenen auf Portugal Bezug habenden Papiere noch vorgelegt worden; bei dem jetzigen Stande der Sesstion seg wider Willen genöothigt, seine Absicht, einen neuen Antrag Betreff jenes Landes zu machen, aufzugeben. — Herr Trey
trug darauf an, daß das Haus einen streugen Tadel derjeng Londoner Kirchspiele öffentlich ausspreche, die in einer von!
Zeitungen mitgetheilten Resoimton von der Verweigerung
Steueru als einer Maafrege! gesprochen, deren sie sich in ger
sen Fällen bedient, die sie jedoch jetzt aufgeschoben hatten. 7 3
der Antragende die Kirchspiels⸗Politik eine verächtliche nang so fragte ihn Hr. Hume, ob denn die Beschluüsse von Kirchs len, die 120 — 150,000 Einwohner zahlten, so ganz zu verach
seyen? In dem angeregten Verfahren liege übrigens nichts
gesetzliches; denn das Gesetz besage, daß derjenige, der keme gaben zahle, gepfändet werden solle; dem Pfäͤnden aber hät sich die Kirchspiele keinesweges widersetzen wollen. Sir I house (früher Herr Hobhouse) nahm sich ebenfalls der K spiele an. Herr Hunt meinte, die Whigs hätten sich sa Namens bedient, um ihn unter eine Aufforderung zu setzen, der dem Volke der Rath ertheilt werde, keine Abgahen zu
len; daraus gehe hervor, welche Kreaturen eigentlich diese W sehen, die nicht den Muth hätten, selber mit einem solchen! schlage aufzutreten, und ihn daher den Radikalen unterschöm Hr. H'Connell vertheidigte die Minister gegen diese indin Anschuldigung, daß auch sie das Volk hätten verleiten wol die Abgaben zu verweigern. Alle Aufregung, die jetzt im Lr herrsche, maaß dieser Redner den Anti⸗Reformisten bei. 2 Englische Volk, fügte er hinzu, werde sich jedoch eben so wie Irländische zur Ruhe zu mäßigen wissen und über den Tri
der Verzögerung, den seine Gegner davongetragen, nicht gleit Verzweiflung gerathen. Zugleich aber warne er die Tories, den⸗ tischen Löwen nicht allzusehr zu reizen. Da Hr. O'Conmmell sich in nen Stoff immer weiter vertiefte, so erinnerte der Sprechen den Gegenstand, der jetzt zur Berathung vorliege, und von
sich die Mitglieder nicht entsernen sollten. Sir Ch. Wer rell war jedoch mit dieser Ansicht des Sprechers nicht ein standen und fragte zunächst Hrn. O'Connell, ob er unter dem tischen Löwen etwa das Gesindel verstehe, das sich auf den E ßen herumtreibe und die Lords insultire? Das Mitglied für 9 sey vielleicht der Einzige in England, der solchen Unfug mit
Zuckungen des Löwen vergleiche. Sir Charles erwähnte daß
noch der anderen bekannten Ausschweisungen, welche sich Volk in der Provinz, namentlich auch gegen das Schloß des zogs v. Newcastle in Nottingham, gestattet habe, und fragte den 6 ral⸗Anwalt, warum er, als Vertreter von Nottingham, noch ii gethan, um die Uebelthäter zu verfolgen? Ob er warten we bis auch der Landsitz irgend eines Reformisten, etwa des! zogs von Devonshire oder des Marquis von Lansdowne, vern tet worden? Die Presse sowohl als die Reden in und alb dem Parlament trügen das Ihrige dazu bei, um die Rache Volkes zu entflammen. Demnach bringe er als ein Ame ment zu der vorliegenden Motion in Autrag, den König in! Adresse zu bitten, eine Spezial⸗Kommisston zur baldigen Un suchung der letzten Ausschweifungen, namentlich der Verbrennung Schlosses in Nottingham, zu ernennen. — Herr O' Connell wie Angriffe des vorigen Reoͤners zurück und erregte durch den 8 den er auf Kosten desselben sprudeln ließ, das laute und wit holte Gelächter des Hauses. „Sir Charles,“ saͤgte er untet derem, „macht es mir zum Vorwurfe, daß ich auf der Op tions⸗Seite des Haunses sitze; ich will ihm jedoch bemerklich chen, daß ich hier früher saß, als er, der die Oppositione „Berg“ nannte. Demnach ist also Mahomet diesmal Berg und nicht der Berg zum Mahomet gekommen, und! zu einem Mahomet, der sich bei dieser Gelegenheit in einem groteskesten Paroxysmen seiner sogenannten Inspirationen ges hat. Der sehr ehrenw. und gelehrte Herr wuft mir fernerees Mangel an Artigkeit vor. Ein solcher Vorwurf aus solch Munde klingt in der That sehr seltsam. Von welcher 2 keits⸗Fakultät hat denn der sehr ehrenw. Herr sein Diplom halten? Wo ist der Tanzmeister für Erwachsene, durch de Unterricht er so viel gewonnen hat? Wer ist sein arbiter? gantiarum? (Großes Gelächter. Sir Ch. W. wird gewöhn. in seiner äußeren Erscheinung als ein Muster aller ordnung und Unlievenscheärdigkelt dargestellt.) Dr. Johr
bear spricht dagegen von einem Dämon: genannt der alte Ueberall“ („Wetherall“). — In dieser Weise setzte zr. O'Connell noch eine Zeit lang seine Wortspiele fort, bis er endlich auf die eigentliche Materie kam und sich dem Amen⸗ dement des Sir Ch. Wetherell opponirte. Lord Althorp that ein Gleiches, indem er die Anschuldigung, als ob die Minister die Ausschweifungen des Pöbels unterstützt hatten, mit Verach⸗ tung von sich wies. Das Amendement wurde nach einer kurzen
Debatte ohne Abstimmung verworfen, und als Lord Althorp
gegen die ursprüngliche Motion die vorläufige Frage in Antrag brachte, nahm Hr. Trevor die erstere zu ück.
London, 14. Okt. Lord Granville, unser Botschafter in
Paris, ist bereits wieder nach seinem Gesandtschaftsposten zurück⸗ gekehrt. 80 In der Morning⸗Post liest man: „Die radikale Mum⸗ merei einer Prozession der verschiedenen Kirchspiele nach St. Ja⸗ mes, um dem Könige Adressen zu überreichen, war so lächerlich
lund komisch, wie nur irgend möglich. Nach diesem Possenspiel
konnten Se. Majestät der Pövel natürlich nicht unterlassen, ihre pPrärogative auszuliben, nämlich das Eigenthum loyaler Einwoh⸗ ner in verschiedenen Theilen der Hauptstadt zu zerstören, und mit innigem Bedauern berichten wir, daß der tapfere Marquis von Londonderry auf eine so mörderische Weise durch Steinwürse — den Ermahnungen der revolutionnairen Presse gemäß — angefal⸗ len worden ist, daß Se. Herrlichkeit, im Begriff, sich nach dem Parlamente zu begeben, genöthigt war, nach Hause zurückzu⸗ kehren. Dies sind einige der Folgen, welche aus den unaufhör⸗ lichen Anstrengungen derer hervorgehen, die, um ihre revo⸗ lutionnairen Zwecke zu fördern, täglich lärmend behaupten, daß die Verwerfung ihrer abscheulichen Bill eine allgemeine Unordnung zur Folge haben werde, und die, da sie sich in ih⸗ ren Hoffnungen getäuscht sehen, den Versuch machen, Pöbel⸗ Versammlungen und drohende Prozessionen zu veranstalten; ganz im Widerspruch mit den ächten Gesinnungen der Menge, die, bis zu dem Augenblick, wo sie von den Revolutionnairs aufge⸗ regt wurde, bei keiner Gelegenheit eine Neigung zu Tumulten an den Tag legte. Während der ganzen Dauer der Verhand⸗ lungen im Oberhause hat sich nicht das geringste Anzeichen von einer Volks⸗Aufregung zu erkennen gegeben; und diejenige, welche später stattgefunden hat, haben wir jenen Boshaften zu danken, die nicht wollten, daß ihre schändlichen Vorhersagungen für ganz nichtig befunden würden. Die partiellen Gewaltthätigkeiten sind lediglich den Anführern der revolutionnairen Faction, aber keinesweges den natürlichen Gesinnungen des Volkes zuzu⸗ schreiben.”“
Der Courier erwiedert auf' vorstehenden Artikel: „Nur Jemand, der den Zustand der offentlichen Gesinnungen gar nicht fennt oder entschlossen ist, denselben zu entstellen, kann sagen, daß die niederen Volksklassen von Personen der höheren Stande zu den begangenen Gewaltthätigkeiten angereizt worden seyen. Wir wollen dies durch eimge Thatsachen beweisen. Am vergan⸗ genen Montag wurde das Unter⸗Comiré der Westminster⸗Waͤhler durch Abgesandte veon den Kirchspielen des öffentlichen Theiles der Hauptstadt dringend aufgefordert, den Kirchspielen von West⸗ minster anzuempfehlen, sich einer Prozesston nach St. James⸗ Palast anzuschließen. Was wurde auf diese Aufforderung geant⸗ wortet? Den Abgeordneten wurde angedeutet, daß das Comité eine solche Maaßregel nicht allein nicht anempfehlen, sondern im Gegentheil davon abrathen würde, und man forderte die Ab⸗ geordneten selbst auf, ihren Vorsatz noch einmal reiflich zu überlegen. In dem Kirchspiele von Marylevone hatte man bereits schwarze Fahnen zu einer Prozession angefertigt, und nur durch die ernstlich⸗ sten Ermahnungen einflußreicher Reformisten ließ sich das Volk be⸗ wegen, diesen Aufzug zu unterlassen. In St. Pancras war das Volk, wic meinen die Hauseigenthümer, nicht den Pöbel — entschlos⸗ sen, zu erklären, daß es keine Adgaben bezahlen würde. Ohne die Leiter — wie man die einflußreichsten Manner emes Kirch⸗ spiels nentt — würde eine solche Erklarung durchgegangen seyn. Dies sind einige Beispiele, wir könnten deren weit mehr anfüͤh⸗ ren. Die Wahrheit aber ist, daß neunundneunzig von jedem Hundert so aufgeregt sind, daß es nur des Raths des Hundert⸗ sten bedarf, um das durch Gewalt zu erzwingen, was sie jetzt mit Ruhe fordern. Diejenigen sind daher Thoren, welche glau⸗ ben, daß ein aus Taschendieben und Vagabonden zusammenge⸗ setzter Pöbel, der von den Anti⸗Reformisten zum Tumultuiren gemiethet worden ist, auf irgend eine Weise die Gesinnungen des Landes ausdrückt. Diese Gesinnungen würden sich bald auf eine ganz andere Weise zu erkennen gehben, wenn auf die gerech⸗ ten Forderungen des Volks keine Rücksicht genommen würde.“
Eine Deputation von mehreren Kirchspielen der Hauptstadt überreichte gestern Abend dem Grafen Grey eine Denkschrift, worin Se. Herrlichkeit ersucht wurde, dem Könige anzuempfehlen, das Parlament auf nicht länger als auf 7 Tage zu prorogiren.
Graf Grey empfing die Deputation sehr freundlich und unter⸗
hielt sich eine geraume Zeit mit derselben üder den Gegenstand ihres Besuchs. Er bemerkte ihr jedoch, daß er hoffe, die Re⸗ gierung erfreue sich, nach den Anstrengungen, welche sie gemacht, um die Wünsche des Volkes zu erfüllen, eines großeren Grades von Vertrauen, als ein solches Ansuchen voraussetzen lasse, wenn er nicht wüßte, daß die innere Aufregung die Kirchspiele verleitet hade, Sr. Majestät diese Empsehlung zugehen zu lassen. Hraf Grey fügte noch hinzu, daß, wenn das Volk nur noch eine kurze Zeit Vertrauen in die Mmister setzen wollte, er nicht den ge⸗ ringsten Zweifel hege, daß er im Stande seyn würde, eine Reform⸗Bill, ganz eben so wirksam, als die vom Ober⸗
hause verworfene, einzubringen und durchzuführen. Die Wich⸗ tigkeit und Angemessenheit der Bemerkungen des Grafen
Grey schienen einen tiefen Eindruck auf die Mitglieder der De⸗ putation zu machen. Einige derselben unterhielten sich mit dem Grafen über die verschiedenen oͤffentlichen Versammlungen und erzählten ihm Beispiele von den sorgsamen Bemühungen eini⸗ ger einzelnen Personen zur Aufrechthaltung der öffentlichen Ord⸗ nung. Se. Herrlichkeit schien über diese Berichte im höchsten Grade erfreut und ermahnte die Deputation, ihren ganzen Ein⸗ fluß anzuwenden, um die Achtung der Gesetze aufrecht zu erhal⸗ ten und das Vertrauen in die väterlichen und patriotischen Ge⸗ sinnungen des Könias zu befestigen. Auch bemerkte der Graf, daß es ihm in der That sehr leid thun würde, wenn von Sei⸗ ten des Volkes irgend Gewaltthätigkeiten versucht werden soll⸗ ten, denn die Regierung sey fest entschlossen, ihre Schuldigkeit zu thun und die Gesetze, im Fall der Noth, selbst mit Gewalt aufrecht zu erhalten. Als Antwort darauf erhielt der Graf, die Versicherung, daß, so lange das Volk Zutrauen zu dem König und seinen Ministern habe, die öffentliche Ruhe nicht gestöort werden könne. Der Courier meint, es sey eine erfreuliche Bemerkung, daß im Oberhause alle katholische Pairs, mit Ausnahme des Lord Arundel, und im Unterhause alle katholische Mitglieder,
mit Ausnahme des Sir T. Constable, für die Reform⸗Bill ge⸗
stimmt hätten. „Wenn“, fügt das genannte Blatt hinzu, „die Katholiken sich durch Eigennutz hätten leiten lassen, so würden sie sich der Bill widersetzt haben; aber sie sind den Ansprüchen der Ehre und Vaterlandsliebe und der chr stlichen Liebe zu ihren
protestantischen Brüdern gefolgt, während diese Letzteren von den
Haäuptern ihrer eigenen Kirche Widerspruch erfuhren.“ — Das⸗ selbe Blatt widerspricht dem Gerüicht von dem Ausscheiden des Lord Palmerston aus dem Ministerium.
Die hiesigen Zeitungen sind mit Berichten über die Versammlungen angefüllt, welche in Dublin, in der Grafschaft York, in Liverpool, Manchester und zum Theil auch noch in Lon⸗ don selbst stattgefunden haben. Größtentheils sind diese Ver⸗ sammlungen, wegen des ungeheuren Zudranges von Menschen, auf freiem Felde gehalten worden. In Manchester sollen gegen 100,000 Personen zugegen gewesen seyn. Die Beschlüsse dieser Versammlungen lauten haubptsächlich dahin, das unverminderte Zutrauen in die Mimster und die Hoffnung auf baldige Ein⸗ bringung einer neuen Reform⸗Bill auszudrücken. Außerdem aber hat man an einigen Orten, namentlich in Liverpool, auch Reso⸗ lutionen angenommen, worin das Betragen der Bischöfe beleuch⸗ tet und in den strengsten Ausdrücken getadelt wird. Fast in al⸗ len Reden, die bei diesen Gelegenheiten gehalten werden, wird der Herzog von Wellington, dem man allgemein die Leitung der Opposttion zuschreibt, am heftigsten angegriffen.
Am 13. Okt., als am 12ten Tage der Wahl für Dorset, welche am 17ten beendigt werden wird, hatte der antireformistische Kan⸗ didat, Lord Ashley, 1776, sein Mitbewerber, Herr Ponsonby, aber nur 1759 Stimmen; Ersterer mithin eine Majorität von 17 Stimmen.
Die hiesigen Blätter enthalten Nachrichten aus Ma⸗ dras bis zum 29. Mai. Das der Compagnie gehörige Schiff „Repulse“ war daselbst mit einer großen Menge von Passagie⸗ ren von England angelangt. Das Schiff „Calcutta“ wurde täg⸗ lich von Bombay erwartet, um Truppen nach England an Bord zu nehmen. Die Cholera Morbus richtet in der Nähe von Malda große Verwüstungen anz sie entfernt sich indeß nicht von den Ufern des Stromes. In Rajeshahye sind, in Folge des Umsichgreifens der Cholera, die öffentlichen Arbeiten vorläufig eingestellt.
Die neuesten Berichte aus Barbadoes schildern die durch den letzten Orkan angerichteten Verwüstungen noch weit entsetzlicher, als sie im ersten Augenblick angegeben worden waren. Obgleich die Zahl der dabei ums Leben Gekommenen noch nicht genau feststeht, so nimmt man doch an, daß deren über 4000 sind. In einem Gebaͤude, was dem Herrn Hollinshed gehört, wurden 22 Sklaven in einem Augentlick zerschmettert, und nicht weniger als 50 Soldaten wurden bei dem Einsturz der Barracken er⸗ schlagen. 1
London, 14. Okt. (Abends.) Man erfährt so eben, daß die Minister ihre früheren Juntemonen in Bezug auf die Ver⸗ tagung des Parlaments geändert haben, und daß im letzten Ka⸗ binetsrathe beschlossen worden, die Prorogation nicht eher eintre⸗ ten zu lassen, als bis einige noch schwebende wichtige Bills sämmtliche Stationen passirt sind, so daß es wohl möglich ist, daß das Parlament noch 14 Tage versammelt bleibt. Die Zeit der Prorogation wird, wie man glaudt, nicht länger als sechs Wochen dauern, und die Reform wird dann wieder die nächste Frage seyn, die zur Sprache kommt. Die Zahl der neu zu ernennenden Pairs ist bis jetzt noch nicht festgestellt worden und dürfte davon abhängen, ob und wie viele Pairs ihre bis⸗ herige Meinung ändern und zu den ministeriellen üdergehen; mit Einigen, die früher den Stand der öffentlichen Meinung nicht genau gekannt, soll dies bereits der Fall seyn. — Heute hatte man hier an der Börse die Nachricht von dem Ausbruche der Cholera in dem für unseren Handel so wichtigen Hamburg, doch wollte noch Niemand recht daran glauben. — Im Oberhause haben heute keine Verhandlungen von sonderlichem Interesse stattge⸗ sunden. Im Unterhause erregte die Ueberreichung zweier Bitt⸗ schriften der Einwohner der beiden Kanadas, die sich über eine schlechte Verwaltung, namentlich über den Mangel an Jugend⸗ Unterricht, über die Verwandlung des Jesuiten⸗Kollegiums in eine Kaserne und über die Vernachlässigung ihres Fabrikwesens beschwerten, eine ziemlich lebhafte Debatte.
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Brüssel, 15. Okt. In der gestrigen Sitzung der Re⸗ präsentanten⸗Kammer wurde die allgemeine Berathung lber das Gesetz in Betreff derjenigen, die des Einverständnisses mit dem Auslande beschuldigt werden u. s. w., fortgesetzt und beendigt. Man ging demnächst zur Berathung der einzelnen Artikel über, deren Fortsetzung auf morgen verschoben wurde. — Die hiesigen Blätter theiten indeß in einer Nachschrift mit, daß das Ministermm den ganzen Gesetz⸗Entwurf zurückgenom⸗ men habe.
Der König wird heute oder morgen, in Begleitung des Kriegs⸗Ministers, eine Inspections⸗Reise nach Brüage antreten.
Der General Goblet ist gestern von seiner Mission nach London wieder in Brüsseel eingetroffen.
Deutschland.
München, 15. Okt. Das heutige Namenesfest Ihrer Majestät der Königin ward von den Bewohnern der hiesigen Re⸗ sidenz mit dem Ausdruck der innigsten Verehrung und Liebe ge⸗ gen die erhabene Landesmutter auf das feierlichste und freu⸗ digste degangen. Ihre Majestäten der König und die Königin nedst Hochst Ihrer Familie nahmen das Mittagsmahl in Eben⸗ hausen im Freien ein.
München, 17. Okt. Unsere Oktoberfeste, welche sich die ganze Woche über eines Wetters erfreuen durften, wie ihnen noch in kemnem Jahre ein schöneres gleich anhaltend zu Theil geworden war, gingen uit dem gestern Nachmittags stattgehab⸗ ten Pferderennen zu Ende. Die Sendlingeran⸗Höhe sowohl
als der weite Umfang der Thereslenwiese wimmelten fast wie vor 8 Tagen wieder von einer unzähligen Menge von Zuschauern, in deren Mitte IJJ. MM. der König und die Königin mit JIJ. KK. HH. dem Kronprinzen und der Prinzessin Mathilde und den übrigen Königl. Prinzen und Prinzessinnen neuerdings zu erscheinen geruhten. Alle Anwesende drückten, als die Wagen der Allerhöchsten Königl. Herrschaften heranführen, Ihre Freude darüber durch weithin schallende Zurufungen aus, und dieselben Vivats tönten aufs neue, als Ihre Majestäten den Pavillon auf der Wiese wieder verließen, und folgten Allerhöchstdenselben bis zurück in die Stadt. — Abends geruhten beide Königliche Majestäten, einen zur Feier des Namensfestes Ihrer Majestät der Königin veranstalteten sehr glänzenden Ball mit Ihrer Ge⸗
genwart zu verherrlichen. 9 8 Dresden, 16. Okt. Se. Königl. Majestät und des
Prinzen Mitregenten Könlgl. Hoheit haben den Staats⸗Minister
des Innern, von Lindenau, zum Großkreuz, inzleichen den
nister der Finanzen, von Zeschau, zu Komthuren des Cioil⸗Ver⸗ dienstordens zu ernennen geruht.
Kassel, 16. Okt. Seine Hoheit der Kurprinz und Mi Regent haben den General⸗Major von Heßberg bei dem Gene⸗ ral⸗Kriegs⸗Departement zum provisor schen Vorstande des Kriegs⸗ Ministeriums, an die Stelle des davon gnäcigst dispensirten General⸗Majors von Loßberg, ernannt. 111““
Basel, 12. Okt. Der große Rath hat nach der in der vorgestrigen und gestrigen Sitzung stattgehadten Deliberat on schließlich in das durch die Repräsentanten der Tagsatzung Na⸗ mens derselben ausgesprochene Verlangen einer allgemeinen Am⸗ nestie gewilligt, um dem Verlangen der Mehrheit der Schweie⸗ rischen Stände ein Opfer zu bringen; dagegen aber hat derselbe mit sehr großer Mehrheit (81 gegen 9 Stimmen) das Begehen einer Verfassungs⸗Aenderung auf das bestimmteste zurnckze⸗ wiesen. 1 “
Italien.
Florenz, 11. Okt. Am 7ten d. M. sind Ihre Köntgl. Hoheiten der Prinz Maximilian von Sachsen und dessen Toch⸗ ter, die Prinzessin Maria Amalie, hier eingetroffen.
Rom, 8. Okt. Vorgestern hat sich Se. Heiligkeit inr Ok⸗ tober⸗Villeggiatur nach Eastel⸗Gandolfo am Albaner See be⸗ geben. Seit vierzehn Jahren hatte keiner der Päpste diesen Ort besucht. Se. Heiligkeit wurde von der Einwohnerschaft des Orts und der Umgegend sehr festlich empfangen. b
— Die Allgemeine Zeitung berichtet in einem Privat⸗ schreiben aus Rom vom 4ten Okt.: „Die plotzliche Unterwer⸗ fung der Provinzen, ausgesprochen durch Annahme der Päpstii⸗ chen Fahne und Kokarde, kam schon den Römern wunderbar vor und mußte natürlich in den Legationen selbst die Gemüther auf das verschiedenste anregen. Die Unterwersung war das Werk der Gemäßigt⸗Liberalen; die Uitra⸗Liberalen, aufs höchste erbittert, bereiteten einen, neuen Aufstand vor, welcher nament⸗ lich in Forli in der Nacht vom 27sten zum 28sten Sept. aus⸗ brechen sollte. Die National⸗Garde, welche zur gemaßigten Partei gehört, verhinderte den Ausbruch und verhaftete sogar di Anführer. Aehnliches siel in Bologna vor.“
Nachstehendes ist das von dem Oesterreichischen Ze⸗ obachter mugetheilte (in Nr. 288 der St. Zeit. vo ehalten] Erkülar⸗Schreiben des Grafen Capodistrias an die außero dent⸗ lichen Commissaire und Cioil⸗Gouverneure des Staats übet Ore in Poros stattgehabten Auftritte:
„Wir haben mittelst unseres Cirkular⸗Schreibens su, 0. 4053 die Ihrer Verwaltung anvertraute Provinz von der Frevelchat un⸗ terrichtet, welche die Hydrioten begingen, indem sie sich der Staats⸗ Fahrzeuge und des Marine⸗Arsenals zu Poros bemächtigt haben. — Ferner haben Wir zu deren Kenntniß die Erklaͤrung gebracht, wo⸗ mit die Herren Residenten diese verbrecherische Hanolung unverweitt gemißbilligt haben. — Es ist nun Unsere Pflicht, das Land nicht in Unkunde uͤber die Ereignisse zu lassen, welche sich seitdem dis jetzt zu Poros zugetragen haͤben, und Wir entledigen Uns derselben durch
gegenwaͤrtige Mittheilung, welcher Sie die groͤßte Offenkundigkeit zu ertheilen angewiesen werden. — Die Capitaine Lyons und Lalande, Befehlshaber der Englischen und Franzoͤsischen Sta⸗ tionen, hatten, nachdem sie zu Poros zu dem Coͤntre⸗Admiral Ricord gestoßen waren, den Haͤuptern der insurrectionnellen Eppedi⸗ tion dieselben Erklaͤrungen wiederholt, welche die Hercen Resi enten bereits im Namen ihrer Hoͤfe gemacht hatten. Sie forderten diescl⸗ ben auf, sich zu entfernen und die Nationalschiffe, wie das Arsenal, der Regierung zu uͤbergeben. Die Herren Maurocordato und Miau⸗ lis schuͤtzten die peremptorischen Befehle vor, welche ihnen die Ge⸗ meinde von Hydra ertheilt hatte, sich dieser Weisung nicht zu fuͤgen, und diese Befehle wurden spaͤter durch eine zu diesem Behufe von Hydra nach Poros gekommene Deputation bestätigt. — Unter so be⸗ wandten Umstaͤnden segelten die Capitaine Lyons und Lalande nach Nauplia, um mit den Herren Residenten und der Griechi chen Re⸗ gierung Ruͤcksprache uͤber die Sache zu nehmen. — Der Herr Contre⸗Admiral Ricord blieb an Ort und Stelle und bewachte mit seiner Fregatte und einer seiner Briggs die große Einfahrr in den Hafen, waͤhrend die kleine Einfahrt von einer zweiten Rufsi⸗ schen Brigg, dem „Telemach“, beobachtet wurde. — An dem Avend, welcher auf die Abfahrt der Capitaine Lyons und Lalande folgte, versuchte eine von Hydra kommende Korvette durch die kleine Ein⸗ fahrt in die Rhede zu gelangen. Die Russische Schaluppe, welche von der Brigg mit der Weisung an die Korvette abgeschickt wurde, sich zu entfernen, wurde mit Flintenschuͤssen zuruͤckgewiesen. So⸗ gleich feuerten das Fort von Poros, welches durch niedertraͤchtigen Verrath in die Haͤnde der Insurgenten gelangt war, und dee Kor⸗ vette „Spezzia“, welcher sie sich bemaͤchtigt hatten, gleichzeitig auf den „Telemach“. Nach einem beinahe zweistuͤndigen Gefechte wurde die Korvette „Spezzia“ entmastet und die andere zur Ruͤckkehr gezwun⸗ gen — Unsere Proclamation (sub Nr. 4154) hat vereits alle Pro⸗ vinzen von diesem beklagenswerthen Vorfall, von der Frevelthat, welche denselben veranlaßte, und von den Wuͤnschen in Kenntniß gesetzt, die wir hegen mußten, daß dieses traurige Ereigniß wenigstens dazu deitragen moͤge, die Menschen, welche durch schaͤndliche Rathgeberauf er Bahn des Verbrechens fortgetrieben wurden, vom Rande des Abgrundes zuruͤckzuhalten. — Indeß schienen die zu Poros versam⸗ melten Hydrioten, der blutigen Erfahrung ungeachtet, welche sie eben gemacht hatten, weit entfernt, auf ihre thoͤrichten Entwuͤrfe des Widerstandes oder auf die noch unsinnigeren des Angriffes zu verzichten — In Folge dessen erneuerten sie die Mannschaft der Korvette „Spezzia“, verstaͤrkten die anderen Fahrzeuge und degehr⸗ ten endlich von ihrer Gemeinde Sukkurs. Der Contre⸗Admral Ricord erachtete es nunmehr erforderlich, denselben in ihren Entwuͤr⸗ fen hee- und sich der beiden Korvetten, welche in der Klosterbai lagen, zu bemäaͤchtigen Die Brigg „Ulysses“ erhielt die Weisung, diesen Auftrag zu vollziehen, waͤhrend zwei Rus⸗ sische Briggs das Fort beschießen sollten. Die Brigg „Achil⸗ les“, welche eben in dem Augenblicke von Nauplia anlanate, konnte jenen drei Fahrzeugen Beistand leisten. Einige Minuten reichten hin, die Korvette „Spezzia“ in die Luft zu sprengen, die andere strich die Flagge. — Dieser moͤrderische Ausgang verbreitete Schrecken unter den Hydrioten. Von den Fahrzeugen des Contre⸗ Admirals Ricord und den Truppen der Regierung, wovon ein Theil sich bereits im Besitz der die Stadt bestreichenden Anhoͤhen befand, in die Enge getrieben, begannen sie schon ihre Posten haufenweise zu verlassen. Am folgenden Tage nach der Zerstoͤrung der Korvette „Spezzia“ hatte Herr Miaulis nur noch 2) Mann an Bord der Fregatte. — Andererseits verlangten die Poreoten selber dringend, daß die Civil⸗Regierung in Begleitung einiger 100 Mann Truppen vom regulairen Corps in die Stadt zuruͤckkehren solle. — Wir koͤnnen uns das Vergnuͤgen nicht versagen, bei dieser Gelegenheit dem Ge⸗ neral Nikitas und dem Lieutenant Kallergi, welche die Truppen be⸗ fehligten, dieses erste Zeugniß der Dankvarkeit zu geben, welche die Regierung ihnen wegen der Festigkeit, des Eisers und des Patrio⸗ tismus schuldig ist, die sie dei der Vollziehung des ihnen vorge⸗ schriebenen schwierigen Unternehmens an den Tag gelegt haben. — Da Hr. Miaulis, wie wir oben erwähnt haben, nach und nach von allen den Seinen verlassen wurde, ließ er dem Hrn. Contre⸗Admiral Ricord durch den Befehlshaber der Franzoͤsischen Brigg „Grena⸗ dier“, welche am vorhergegangenen Tage zu Poros angelangt war,
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Staats⸗Minister der Justiz, von Könneritz, und den Staats⸗Miee