1831 / 303 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Sich zu Wagen nach Vincennes, um

Prasldent des Minister⸗Rathes. Der Kriegs⸗Minister, der Mar⸗ schall Lobau, der General Pajol und ein zahlreicher Generalstab solgten dem Könige, der durch alle Reihen ritt und demnächst die Truppen an Sich vorbeidefiliren ließ. Die Königin, so wie die anwesenden Prinzen und Prinzessinnen sahen dem militairi⸗ schen Schauspiele von dem Mittel⸗Balkon des Schlosses zu. Gegen 1 Uhr begaben Se. Majestät, begleitet von Dom Pedro, den dortigen Artillerie⸗ Manövers beizuwohnen.

Der Herzog von Mortemart ist jetzt an die Stelle des Mar⸗ schalls Mortier, der das Amt eines Groß⸗Kanzlers der Ehren⸗ legion erhalten hat, desinitiv zum diesseitigen Botschafter am Kaiserl. Russischen Hofe ernannt worden.

Die Kommission der Deputirten⸗Kammer, die sich mit dem Antrage des Hrn. v. Bricqueville wegen der ewigen Verbannung der vorigen Dynastie vom Französischen Boden zu beschäftigen

hatte, hat denselben zwar angenommen, jedoch die auf die Ruck⸗

kehr gesetzte Todesstrafe verworfen, zugleich auch diejenige Be⸗ stimmung des Gesetzes von 1815 aufgehoben, die diese Strafe über die nach Frankreich zurückkehrenden Mitglieder der Napoleo⸗

nischen Familie verhängte.

Der Courrier frangais enthält Folgendes über die Pairs⸗ frage: „Bekamtliich zersällt die jetzige Pairs⸗Kammer in drei Mei⸗

nungs⸗Nuancen, deren jede einen besonderen Kreis bildet. Der eine

versammelt sich beim Herzoge v. Broglie, der andere beim Herzoge v.

Mehr⸗Ertrage in der Einnahme von etwa 2 dies nur so viel, daß das Deficit nicht mehr 356, sondern nur

Crillon, der dritte bei Hru. v. Talaru. Der erstere würde, wenn auch ungern, in die Aufhebung der Erblichkeit willigen, weit man ja mit dem Könige sich arrangiren kann und es nicht unmöglich ist,

diese Bestmmung wirkungslos zu machen; dagegen verwirft der Brogliesche Verein die Kategorteen;

g 8 er füͤyrt ais Beispiel den Fürsten von Tallehrand an, nach dessen Tode, wenn die Kate⸗

porieen beibehaiten werden, die Pairie für seine Familie verloren seyn würde, weil keiner seiner Verwandten die für die Ernennung

ersorderliche Bedingung erfüllt. Ueber diesen Punkt ist der Bro⸗ gliesche Verein mit dem Ministerium vollkommen eimverstanden, denn auch das letztere ist den Kategorieen abgeneigt. Die bei⸗ den anderen Fractionen sind hingegen nicht so nachgiebig; sie protestiren ebenfalls gegen die Kategorieen und wollen von der Abschaffung der Excblichkeit gar nicht sprechen hören; besonorro scheint der Talarusche Verein über diesen Punkt sich durchaus auf teine Unterhandlung einlassen zu wollen.“

Die Gazette de France rügt es, daß der Moniteur in seiner Uebersicht von dem Extrage der indirekten Steuern in den drei ersten Quartaten dieses Jahres von einem Ueberschuß von 1,837,000 Fr. spreche. Um diese Angabe nach Gebühr zu wur⸗ digen, solle man nur das Budger von 1831 in Betracht ziehen; hier würden die Ausgaben auf 1,303,979,702 Fr., die gewöhnli⸗ che Einnahme aber auf 947,540,804 Fe. berechnet. von 356,438,898 Fr. aber werde durch eine Renten⸗Emissten, durch den Verkauf von Waldungen, durch außerordentliche Steuern, durch den Rest des Emigranten⸗Entschädigungs⸗Fonds und durch Gehalte⸗Abzüge gedeckt. Spreche man min von emem Millionen, so heiße

noch 354 Milhonen betrage.

Das als Folge der ungünstigen Handels⸗Konjunkturen eine

Zelt lang unterbrochen gewesene „Bulletm universel“ zur Be⸗ sorderung der Wessenschaften und des Gewerbfleißes hat jetzt, Dank der Ausmunterung der Regierung, wieder guten Fortgang; schon ist nachträglich das Februar⸗Heft an die Subskribenten ver⸗ theilt worden; das März⸗ und das April⸗Heft haben ebenfalls

die Presse verlassen, und die Hefte für Mai, Juni und Juti sind

bereits zum Drucke befördert, 1b 1 der regelmätigen Herausgabe dieses gemeinnützigen Werkes hin⸗

so daß man erwarten darf, daß füͤhro kein Hinderniß mehr in den Weg treten werde.

Der Professor Delvincourt, der eine Zeit lang Dekan der Rechts⸗Fakultat an der Pariser Universität war, ist gestern hier⸗ selbst mit Tode abgegangen.

Die Gazette de Bretagne hatte am 17ten v. M. aus der Gazette du Languedoc einen Artikel abgedruckt, worin folgender Schlußsatz vorkam: „Man fragt, weshalb Ludwig Philipp Hein⸗ rich dem V. vorgezogen worden sey? Weshaib? Weit eine Coterie es gewollt, um einen Mitschuldigen zu haben, der ihre Zukunft sichere und ihr nichts abschlage. Es war ein Taschenspieler⸗ Kunststück, das die Herren Dupin, Guzzot, Thiers und Konsor⸗ ten mitten unter der damals im Stadthause herrschenden Ver⸗ wirrung eben so kühn als glücklich ausführten; eine politische Escamotage, bei welcher Herr von Lafayette, das Orakel beider Welttheile, ohne es zu wissen, den heimlichen Mitspieler machte. Was Frankreich anbetrifft, so erwies man ihm nicht einmal die Ehre, es zu befragen.“ Der General⸗Prokurator zu Rennes er⸗ kannte hierin einen Angriff auf die Königl. Würde und auf die Rechte, die der Monarch dem Votum der Französischen Nation ver⸗ danke, weshalb er die Beschlagnahme des betreffenden Zeitungsblattes

verfügte und den Herausgeber, der sich darauf berief, daß die

Gazette du Languedoc, aus der er den Aufsatz entnommen, nicht gerichtlich belangt worden sey, vor den Instructions⸗Richter ver⸗ wies. Während aber dieser und darauf auch die Raths⸗Kammer des Königl. Gerichtshofes zu Rennes den Herausgeber für schul⸗ dig erkannten, annullirte die Anklage⸗Kammer des gedachten Ge⸗ richtshofes drei Tage später die Beschlagnahme der betreffenden Zeitungs⸗Nummer und erklärte, daß kein Grund zu einer ge⸗ richtlichen Belangung des Herausgebers vorhanden sey, da der beregte Artikel aus einem anderen Blatte entnommen worden, überdies aber auch den Charakter jener Vergehen nicht hinläng⸗ lich an sich trage. Der General⸗Prokurator zu Rennes ging da⸗ her an den Cassationshof, und dieser hat jetzt die Entscheidung der Anklage⸗Kammer des Gerichtshofes zu Rennes kassirt und die Sache vor die Anklage⸗Kammer des Konigl. Gerichtshofes in Angers verwiesen. Man ist jetzt sehr degierig, wie diese den Fall betrachten wird.

Der Pfarrer der Kirche von St. Louis⸗en⸗l'Ile wollte un⸗

längst der Leiche des gestorbenen schismatischen Bischofs Berthier

die Aufnahme in die Kirche vor der Beerdigung versagen; die Civil⸗Behörde schritt indessen wirksam ein, ließ die Leiche in die Kirche bringen und derselben von Priestern die letzten Pflichten erweisen. Das Avenir ist hierüber aͤußerst aufgebracht: „Das Ministerium (sagt jenes Blatt) höoört nicht auf, tempelschänderisch und meineidig zu handeln. An den Katholiken ist es jetzt, zu übderlegen, was sie endlich für ihre Freiheit zu thun haben.“ Das Avenir sagt dann ganz deutlich, daß sie nicht langer ruhig

warten, sondern fuͤr ihre Sache kämpfen sollten. Bekanntlich mußten die hiesigen kleineren Theater, in Folge

eines Kaiserl. Dekrets vom 13. Aug. 1811, bisher eine Tan⸗

tième ihrer Einnahme an die große Oper zahlen. Diese Bei⸗

steuer, die gleich nach der letzten Revolution von den Theater⸗

Direktoren eingestellt wurde, ist durch eine Königl. Verordnung

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vom 24. Aug. d. J. gänzlich wieder abgeschafft worden b Der Direktor des Théètre des Nouvenutés, Hr. Langlois, hatte gestern angekündigt, daß er das von der Regierung verbo⸗

Das Deficit

tene Drama, „der Prozeß eines Marschalls von Frankreich“, täg⸗ lich auf den Zettel setzen lassen werde, und daß er die Minister für alle aus einem ferneren Verbote ihm erwachsende Nachtheile verantwortlich mache. Das Ministerium nimmt den 14. Artikel des Dekrets v. 4. Juni 1806, des Inhalts, daß kein Theaterstück aufgeführt werden dürfe, bevor es nicht von dem Polizei⸗Mini⸗ sterium geprüft worden, für sich in Anspruch. Die Theater⸗Di⸗ rection dagegen beruft sich darauf, daß seit den letzten 14 Mona⸗ ten kein einziges Theater⸗Stück mehr der Polizei⸗Behörde vorge⸗ legt worden, und daß überhaupt alle und jede Censur abgeschafft sey. Mittlerweile war das Stück, das übrigens von dem bekann⸗ ten Herin Fontan (dem Verfasser des im „Album“ erschienenen Gedichts „der tolle Hammel“, das ihm unter der vorigen Re⸗ gierung eine gerichtliche Verurtheilung zuzog) und von einem Herrn Depeuty ist, auf gestern Abend wieder angesetzt worden; wie Tages zuvor aber fand das Publikum die Thüren des Schau⸗ spiethauses mit Municipal⸗Gardisten besetzt, und schon besorgte man, daß es zu unruhigen Auftritten kemmen würde, als der Direktor selbst die Kronleuchter wieder auslöschen ließ, jedoch mit der ausdrücklichen Erklärung, daß er zu heute Abend das Stück aufs neue ankündigen lassen werde. Indessen ist dies letztere nicht geschehen. Als Grund dafür wird angeführt, daß der Haudels⸗Minister noch gestern Abend spät dem Herrn Langlois zu verstehen gegeben habe, daß die Regierung von dem ihr zu⸗ stehenden Rechte, den Theater⸗Directionen ihr Privilegium zu entziehen, bei ihm unfehlbar Gebrauch machen würde, wenn er fortfahren sollte, jenes Stück auf dem Theater⸗Zettel anzuklindigen.

Die Tribune meldet, daß sle in dem von Herrn C. Perier und dem Marschall Soult Pegen sie anhängig gemachten Pro⸗ zesse unter anderen fogende Personen als Zeugen habe vorladen lassen: die Deputirten J. Laffitte, Dupont v. d. Eure, Bignon, Mauguin, Lamarque, Eus. Salverte, Corcelles, Podenas, Bric⸗ queville, Kermorial, Thiars, Arago, Cabet, den gewesenen Polizei⸗ Präfekten Baunde, den General Dubourg, den Redacteur des National, Armand Carrel, den Geschäftsfüͤhrer desselben Blattes,

Herrn Paulin u. a. m.

Das Journal „la Revolution“ ist wegen eines Artikels, worin es die Staͤrke der Napoleonischen Partei auseinander⸗ zusetzen sucht, heute abermals in Beschlag genommen worden.

Der zum diesseitigen Generat⸗Konsul in Columbien ernannte Herr Barrot, ein Bruder des Herrn Ooston⸗Barrot, und der von der Columbischen Rezierung in sem Vaterland zuruckberufene General! Santander sind vor einigen Tagen ouf dem Dampf⸗ schiff „Sully’“ von Haͤore nach New⸗York abgegangen .“ e88

Großbritanien und Irland.

London, 25. Okt. Gestern hat neuerdings im ausnärti⸗ gen Amte eine Konferenz der Bevollmaͤchtigten in Bezug auf die Niederländischen Angelegenheiten stattzesunden. Die Min.⸗ ster waren uber zwei Stunden versammeit.

Dem Globe zufolge, sind die Bevollmächtigten der großen Mächte jetzt auch damt beschäftigt, die Granzen Griechenlands definitiv zu bestimmen.

Die Morning⸗Chronicle versichert, daß das Gerücht einer ferneren Prorogation des Parlaments ungegrändet sey. Das Parlament würde seärestens am 1. Dezember wieder eröff⸗ net werden.

Ueber die in der neuen Reform⸗Bill vorzunehmenden Ver⸗ aͤnderungen sind verschiebdene Gerlichte im Umauf. Daß die Wahlberechtigungs⸗Rente in großen Städten auf 15 Pfund er⸗ höht, in kleineren auf 7 Pfund ermäßigt werden soll, scheint selbst vom Courier zugegeven zu werden, obgleich derselbe der Meinung ist, daß darüder noch nichts definitiv beschlossen sey. Er glaubt, daß das Mißvergnügen, welches eme solche Verande⸗ rung m den großen Städten hervorbriugen, die Minsster veran⸗ lassen würde, die Sache reiflich zu liberlegen. Dagegen bestreitet das genannte Blatt das Gerücht von einer Verminderung der Repräsentanten für die Hauptstadt und ihre Umgebungen.

Die Morning⸗Post behauptet, daß die öffentliche Mei⸗ nung sich stärker als je gegen die Reform -Bill ausgesprochen habe, und verweist in dieser Beziehung auf die neuesten Wahlen in Dublin, Dorchester, Pemdroke, Liverpool und anderen Plätzen, wo die Anti⸗Reformisten den Sieg davongetragen hätten. Den Ministern, fügt das genannte Blatt hinzu, bliebe unter solchen Umständen freilich nichts Besseres übrig, als sich von ihren Hülss⸗ truppen unter dem Pöbel Bittschriften einreichen zu lassen.

Gestern Mittag um 1 Uhr versammelte sich die Bürger⸗ schaft der Eiih von London in der Gemeinde⸗Halle, um die Entscheidung der Aldermen, welche eine Wahl zwischen dem frü⸗ heren Lord⸗Mayor und dem Alderman Thompson zur neuen Lord⸗Mayorschaft zu treffen hatten, entgegen zu nehmen. Nach⸗ dem die Aldermen eine halbe Stunde berathschlagt hatten, ver⸗ kündigte der Recorder ihre Entscheidung, indem er der Versamm⸗ lung anzeigte, daß der Alderman Thompson zum Lord⸗Mayor erwählt worden sey. Diese Erklärung wurde von der versam⸗ melten Menge mit Zischen, Pochen und lebhaften Zeichen des Mißfallens aufgenommen. Der Alderman Thompson selbst aber wurde, zum Beweis, daß diese Zeichen des Unwillens nicht sei⸗ ner Person, sondern nur der Hartnäckigkeit der Aldermen, mit welcher sie den bisherigen Lord⸗Mayor zum zweitenmale zurück⸗ wiesen, gegolten hätten, mit großem Beifall empfangen.

Laut einer dem Parlament vorgelegten Uebersicht haben fünf Personen, namentlich die Herzogin von Newwastle, Lord Farn⸗ borough, Lord Reay, Herr Percy Smith und Lady Seymour, ihre Penstonen von der Civil⸗Liste im Betrage von 2609 Pfd. verloren.

Lord Brougham wird übermorgen auf seinem Landsitze Brougham⸗Hall erwartet, wo sich bereits sein Bruder, Herr William Brougham, befindet.

In Gibraltar ist am 15ten d. M. der an die Stelle des alten General Don ernannte Unter⸗Statthalter, Sir W. Hou⸗ ston, angekommen.

Der Lord⸗Mayor legte gestern der Versammlung eine Ab⸗ schrift der Verordnung des Gesundheits⸗Rathes in Bezug auf die Cholera (stehe den Artifel Cholera) vor. Es wurde beschlos⸗ sen, diese Verordnungen dem Polizei⸗Comité zuzuweisen, damit dieses in Gemeinschaft mit einer vom Gemeinderath zu ernen⸗ nenden Kommisston die nöthigen Maaßregeln vorbereiten könne.

Die Nachrichten aus Kidderminster über den dortigen Fa⸗ brik⸗Zustand lauten sehr traurig. Durch die Einstellung einer einzigen Fabrik sind über 1200 Weber außer Thätigkeit gesetzt worden.

Eines der Fahrzeuge, die von Dom Pedro zur Expedition

gegen Portugal bestimmt worden, der „Kongreß“, segelte gestern

Abends wohlbemannt und ausgerüstet nach Northfleet ab. Ein anderes Fahrzeug, das dieselbe Beflimmung hat, wird in diesem Augenblick mit großer Thätigkeit ausgerüstet.

New⸗Yorker Zeitungen bis zum 2ten d. berichten von einem ernstlichen Auflaufe zu Providence in Rhode⸗Island, der durch einen Hader zwischen den Weißen und Schwarzen verane⸗

füllt.

sen.

laßt worden. Zum erstenmale in der Geschichte der Neu⸗En lischen Staaten war der Gonverneuc genöthigt, das Mili zum Feuern auf einen zügellosen Pöbel zu dbeordern, so d mehrere Bürger getödtet und viele verwundet wurden. M. fürchtete, daß eine Verschwörung mit ausgebreiteten Verzw gungen unter der schwarzen Bevölkerung der Vereinigten St ten bestehe. Man hatte in New⸗York Nachrichten aus Va

cruz vom 20. August, wonach das Volk von Jukatan um Wp

deraufnahme in die Mexikanische Union und Amnestie anzuhe ten beschlossen hatte.

Unsere Blatter erwähnen neuerdings einer Insurrection Eingebornen auf der westlichen Küste von Sumatra, und zu in Natala, wo die Holländer zum Theil niedergemetzelt und; Theil genöthigt worden, sich in eine feste Citadelle zu flüchten.

Die Malta-Zeitung vom ö5ten d. meldet nach amtlich Berichten aus Tuns vom 17ten v. M., daß vor Sphax e Schiff in 24 Tagen aus Alexandrien mit 90 aus Mekka zurie kehrenden Pilgrimmen angekommen war, von denen vier um weges an der Cholera gestorben waren. Der Bey ließ das Sch mit den Passagieren nach Livorno sortweisen. don kam am 19. Sept. auf der Reise von Konstantinopel va England auf der Königl. Fregatte „Actäon“ in Malta an undf gelte am 28sten wieder ab.

Beim Beginn der heutigen Börse waren alle Fonds etme niedriger, als gestern, weil sich unbegründete Gerlüchte von eim Unwohlseyn des Königs und von der sowohl Seitens Hollan als Seitens Belgien geschehenen Verwerfung der 24 Artikel w breitet hatten.

Aus dem Haag, 26. Okt. Se. Königl. Hoheit der Pm⸗ von Oranien hat gestern den nachstehenden Tagesbefehl au e

Heer erlaͤssen: 1 8 „Hauptquartier Tilburg, der 25 Oktober 183³1. Durch gegenwaͤrtigen Tages⸗Befehl mache ich dem Heere

kannt, datz der Waffenstillstand heute Mittags abgelaufen ist. D.

Heer muß sich demnach von diesem Augendlicke ab als im Krieg Zustande gegen jeden Feind betrachten, der das Grundgebiet t Alt⸗Niederland sollte verletzen wollen. Alle Vorkehrungen müsse jetzt getroffen werden, die der Kriegs⸗Zustand erheischt. Ich forqg demnach alle Generale und Stabs⸗Offiziere auf, den Truppen, üh welche sie den Befehl fuͤhren, die zu diesem Ende noͤthigen Oecz und Vorschriften zu ertheilen. Insonderheit sey der Armee zu Feh uͤber die den Befehl zu fuͤhren ich das Vorrecht have, die gif

Wachsamkeit und Vorsicht auf das dringendste anempfohlen. 2

sie im Angriffs-Kriege Beweise von Muth und Unerschrockeng

gegeben, so wird sie, dessen halte ich mich versichert, mit diesen del

trefflichen Eigenschaften auch die Tugend der Behurtsamkeit m.

Ausdauer verdinden, die unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden dur aus unentbehrlich ist.

Der Feldmarschall, Ober-Befehlshaber des Heeres,

Wilhelm, Prinz von Oranien.“ Sodald sich das Hauptquartier der beiden Komgl. Pring⸗ in Herzogenbusch besindet, wird dasjenige des Herzogs von Sac

sen⸗W imar mwach Oorschot verlegt werden.

Nachrichten aus unserem Hauptquartier zufolge, hat an Belgische Heer sein Lager zwischen Diest und Montaigu velch sen und ist über den Demer gezogen, um eine unserer Gram nähere Stellung einzunehmen. Alle in jener Gegend diesset des genannten Flusses gelegene Orte sind mit Truppen ange Ein anderer Theil des Belgischen Heeres ist über West loo und Herenthals nach der Nethe gezogen, wo er Posto gefe hat, um die militairischen Stellungen an diesem Flusse zu deck

Der General⸗Lieutenant de Kock und der General⸗Mah vom Genie, Evers, sind am 23sten d. von Middelburg me Seeländisch Flandern abgegangen.

Aus Staats⸗Flandern wird gemeldet, daß in der Geget⸗

von Maldeghem, Eccloo, Assenede und Bouchante viele Beh sche Truppen, meistens Wallonen, zusammengezogen sind. D. Kapitalen⸗Damm wird jetzt durch sechs Stüͤck Geschütz w theidigt.

Man sieht hier der Ankunft Ihrer Kaiserl. Hoheit der Guf fürstin Helena von Rußland, welche London am 26sten d. 1 lassen wollte, entgegen. Ihre K. K. Hoheit die Prinzessin n Oranien wird ihr bis an den sogenamten Zwet entgegenfahra

Der hier besindliche schwer verwundete Oberst Gaillères dieser Tage von einem Besuche Ihrer K. K. Hoheit der Prf zessin von Oranien erfrent worden, die sich mit großer Theilnahn nach seinem Befinden erkundigt hat.

Der ehemalige Französische Geschäftsträger an unserem Herr von Larochefoucauld, der von dem Baron Durand! Mareuil ersetzt worden, ist über Breda nach Paris zurücckgekett

Amsterdam, 26. Okt. An unserer heutigen Börse wol man mit Bestimmtheit wissen, daß die von unserer Regier auf die Beschlüsse der Londoner Kouferenz ertheilte Antwort d hin laute, daß Se. Majestät der Konferenz für die Mühe, sie sich gegeben, freundlichst dankten, jedoch einige in dem vong schlagenen Friedens⸗Traktate enthaltene Bestimmungen nicht gu verständlich fänden und daher einige nähere Aufklärungen zu erlangt wünschten, bevor Sie sich darüber erklärten; daß Höchstdieselh inzwischen von Ihrer Seite die Feindseligkeiten am 25. Oktet nicht wieder aufnehmen würden, sich aber vorbehielten, alle Angre von Seiten der Belgier kräftig zurückzuweisen. Nächstdem weolle unsere Kaufleute aus London die Nachricht haben, daß sich! Konferenz aufgelöst und die Vollziehung der 24 Artikel àc Englischen und Französischen Gesandten überlassen habe. 5 Russische und der Preußische Bevollmächtigte, hieß es serne wollten aus London nach dem Haag abreisen.

Antwerpen, 25. Okt. Die hiestgen Zeitungen forde die Einwohner zur Ruhe und Ordnung auf, da Hoffnung be handen sey, die Feindseligkeiten nicht wieder beginnen zu seh Seitdem die Stadt in Belagerungszustand erklart worden, ben alle hier befindliche fremde Konsuln vor ihren Wohnung die Fahnen ihrer Nation ausgesteckt.

Brüssel, 25. Okt. In der gestrigen Sitzung der Re präasentanten⸗Kammer verlangte Herr Legrelle, Bürgg meister von Antwerpen, einen Urlaub, der ihm bewilligt wuld Der Präsident verlas hierauf das (gestern erwähnte) Schet ben des Ministers der auswartigen Anzelegenheiten, worind Kammer aufgefordert wurde, sich unverzüglich mit dem Gest Entwurf in Bezug auf die 24 Artikel zu beschäftigen, und dem Ende auf morgen zusammenberufen werden moöchte, u ihr die Absichten des Königs mitzutheilen. Herr von Robaug fragte, ob dies die Mittheilung sey, welche gestern angekünde worden? Worauf der Präsident bemerkte, daß Herr h Menlenaere nicht anwesend sey. Herr A. Rodenbach sagzt „Ich habe in der Sitzung am Freitag darauf angetranen, d der Friedens⸗Traktat den Sectionen zugewiesen würde. Es schel mir, daß wir denselben sehr reiflich in Erwägung ziehen mll

Wenn es sich darum handelt, unserem Feinde 8 400,000 Belgier abzutreten und ihm 8,400,000 Gulden jährl zu bezahlen, so haben wir dazt immer noch Zeit. Ich lüeh

Sir Rob. G42

lunen räumen zu lassen. ner in ein geheimes Comité.

zuf die Tagesordnung an.“ Der Präͤsident erwiederte dar⸗ auf, daß gar nichts an der Tagesordnung sey, als zu wissen auf welche Weise man sich mit dem Friedens⸗Traktat zu beschäf⸗ igen gedenke. Auf den Antrag des Herrn Lebeau wurde ein Huisster abgeschickt, um den Minister der auswärtigen Angelegen⸗ beiten zu ersuchen, in der Versammlung zu erscheinen, und die Sitzung so lange ausgehoben. Nach Verlauf einer halben Stunde erschien der Minister und erklärte der Versammlung haß die von dem General Belliard und dem Sir Robert Adair mpfangenen vertraulichen Mittheilungen zu dem Wunsch Anlaß gegeben hätten, daß die Kammer sich ohne Verzug mit dem Friedens⸗Traktat beschäftigen möchte, und ersuche er dieselbe ich in ein geheimes Comité zu verwandeln, um sie von dem In⸗ halt derselben in Kenntniß setzen zu können. Da dies von llen Seiten unterstützt wurde, so bemerkte Herr Pirson noch, haß es wünschenswerth seyn dürfte, den Kriegs⸗Minister eben⸗ alls gegenwärtig zu sehen. Dieser Minister wurde demnach auch ufgefordert, sich in der Kammer einzufinden. Mittlerweile istattete Herr von Meulenaere in seiner Eigenschaft als Mi⸗ gister des Inneren einen Bericht über die ihm zugewiesenen Bitt⸗ triften ab, worin um Entschädigungen für die in Folge des krieges angerichteten Verwüstungen nachgesucht wurde. Er er⸗ lärte, daß der Grundsatz einer allgemeinen und vollständigen Ent⸗ chädgung von der Regierung nicht anerkannt werden konne, veil die daraus hervorgehenden Lasten für das Land, ganz beson⸗ ers unter den gegenwärtigen Umständen, nicht zu erschwin⸗ en seyn dürsten. je, alein in dem letzten Feldzuge, in den Polders angerichteten erwüstungen auf 3,432,000 Gulden, und der Gesammt⸗Scha⸗ en in den beiden Feldzügen würde die Summe von 10 Millio⸗ en Gulden übersteigen. Es seyen aus dem bewilligten Kredite 72,883 Gulden unter die Hülfsbedurftigsten vertheitt worden, nd wären zu diesem Zweck noch 172,116 Guzden vocräthig. Der Minister erklärte, daß er späterhin ein genautes Verzeichnß er ausgegebenen Summen vorlegen wuürde, damit man sich von er zweckmäßigen Verwendung des bewilligten Kredits uübeczeu⸗ en könne. Nach Beendigung dieses Vortrages trat der Kriegs⸗ Ninister in den Saal, und der Präüsident gab Befehl, die Tri⸗ Um 2 ½ Uhr verwandelte sich die Kam⸗ Den Berichtem hiesiger beitungen zusolge, nahm in diesem geheimen Comité er Minister der auswärtigen Angelegenheiten tas Wort und erklärte, daß es der Regierung im höchsten Grade ngenehm seyn würde, die Emscheidung der Kammer so bald als löglich kemmen zu lernen, daß es zu wünschen gewesen wäre,

die Antwort der Belgischen Regierung am 25sten bätte er⸗

oligen können, um dem Zustande der Ungewißheit ein Ende ma⸗ gen und wissen zu können, was das Land zu erwarten hätte. in Mitglied machte hierbei die Bemerkung, daß, da der Trak⸗

at erst am 24sten Morgens unter die Mitglieder vertheilt wor⸗

en sey, es unmöglich gewesen wäre, am 25sten schon zu einer intscheidu g gekommen zu seyn. Der Mimster möge erk’ären, der glaube, daß die Feindseligkeiten am 75sten wieder aufge⸗ ommen werden wüeden, und ob nicht eme Verlängerung des Paffenstillstandes zu hoffen seh? Hr. v. Meulenaere erwie⸗ darauf, daß die Wieder⸗Aufnahme der Feindseligkeiten om Könige von Holland abhinge; von einer Verlänge⸗ vg des Waffenstillistandes sey nicht die Rede gewesen. eder den Entschluß des Königs von Holland sey noch nichts ekannt. Der König habe auf die erste Frage, die an ihn in gejug auf den Friedens Traktat gerichtet worden sey, geautwor⸗ et, daß er denselben weder amnähme noch verwerfe, sich aber ber diesen Gegenstand nicht aussprechen wolle, und habe himu⸗

elte

efügt, daß die Konferenz, wenn es ihr gefiele, sein Stillschwei⸗

en für eine Weigerung annehmen und mit ihm machen möchte, has sie wolle. Es seyen Befehle gegeben worden, um eine ka⸗ gorische Antwort zu erhalten, und der Courier, welcher diese utwort bringen solle, würde von einem Augenblick zum anderen wartet. Der Minister bemeekte, daß ihm diese Details von em General Belliard und Sir R. Adair mitgetheilt worden hen. Aufgefordert, sich über die Gesimungen Frank⸗ ichs auszusprechen, falls der Traktat verworsfen würde, antwortete er Minister, daß, wenn man den Organen der Französischen Regierung glauben dürfe, die Französische Armee einen friedli⸗ hen Zuschauer dessen, was in Belgien vorginge, abgeben und semselben keinen Beistand bewilligen würde, sollte es auch ei⸗ er Restauration unterworfen werden. Ein Mitglied fragte den Ninister, ob er wirklich glaube, daß Frankreich ein solches Ver⸗ ahren beobachten werde? „Wenn man mich,“ antwortete Herr Meulenaere, „um meine persönliche Meinung fragt, so sage h, daß ich es nicht glaube.“ Mehrere Stimmen riefen hier: Wir glauben es eben so wenig.“ Bei der Berathung über je fesigesetzten Gränzen suchten mehrere Mitglieder zu beweisen, Belgien so zusammengesetzt nicht bestehen könne. Nach ei⸗ er ziemlich langen Erörterung über die Theilung der Staats⸗ chuld kam man wieder auf die politische Frage zurück, und Herr von Neulenaere versicherte aufs neue, daß die fünf Mächte es Bel⸗ en übel gedenken würden, wenn es den Traktat verwürfe. Hr. an de Weyer, welcher dem Comité in seiner Eigenschaft 1s Königl. Kommissarius beiwohnte, bestätigte die Ansichten des inisters. Er erzählte, daß er, vor seiner Abreise aus London iseiner letzten Zusammenkunft mit Lord Palmerston, diesen Ninister gefragt habe, was Belgien im Fall einer Weigerung a befürchten hätte, und was die fünf Maͤchte thun würden? olgende Antwort sey ihm darauf zu Theil geworden: „Statt Sie jetzt fünf Mächte gegen sich haben, würden salsdann sechs seyn.“ Ein Mitglied fragte, was die fünf üchte für Maaßregeln zu nehmen gedächten, im Fall Belgien h weigere? Herr van de Weyer erwiederte, daß er glaube, er Plan sey, die Belgischen Häfen zu blokiren, und die Ge⸗ etstheile, welche Belgien verlieren solle, militairisch zu be⸗ tzen. Ein anderes Mitglied sagte, man spräche so viel ovn dem Handel mit Deutschland und von den Ab⸗ gswegen, die durch die Freiheit der inneren Schifffahrt öͤffnet würden; er möchte aber doch wissen, welche Mittel man üte, um Holland zur Ausführung dieses Theils des Traktates zwingen? Herr van de Weyer bemerkte, daß, wenn Holland hh weigere, seine Verpflichtungen zu erfüllen, Belgien ein Glei⸗ es thun und mit Bezahlung der Schuld einhalten könne. jerauf erwiederte ein Mitglied, daß, wenn Belgien einmal die bchuld übernommen hätte, es Holland höchst gleichgültig seyn ürde und könne, ob die Belgischen Staats⸗Glaubiger ihr Geld hielten, oder nicht. Diese Bemerkung blieb unbeantwortet. Ein itglied fragte, warum man nicht noch einen Abzugsweg nach deutschland und dem Mosellande durch Luxemburg verlangt abe? Herr van de Weyer bemerkte, daß man dadurch aner⸗ unt haben würde, kein Recht auf Luxemburg zu besitzen. Hier⸗ ächst wurde der Kriegs⸗Minister aufgefordert, über den Zustand r Armee Aufklärungen zu geben. Herr Ch. von Brou⸗ ie erklärte, daß die Belgische Armee setzt gut organi⸗

Frieden Europa's nicht aufs Spiel zu setzen. daß in einem Briefe aus Amsterdam dem Französischen Gesand⸗

des Berichts versammeln geheimen Comité abgestattet werden solle.

den seyn 8

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1631 sirt und im Stande sey, das größte Zutrauen einzu⸗ flößen. Sie sey voller Eifer und vom besten Geiste beseelt; aber man dürfe es sich nicht verbergen, daß sie an Zahl zu ge⸗ ring sey, um mit ihr einen Angriffskrieg zu unternehmen; sle könne nur dazu dienen, die Gränzen zu vertheidigen und einen feindlichen Angriff zurückzuweisen. Der Redner fügte hinzu daß er nach den Eckundigungen, welche er über die Holländi⸗ sche Armee eingezogen habe, versichern könne, daß, wenn auch ihre Kavallerie und Artillerie sich in gutem Zustande befänden, doch ihre Infanterie schlecht und durchaus demoralifirt sey. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erklärte, daß er mit dieser Ansicht seines Kollegen nicht übereinstimme. Er glaube im Gegentheil, daß die Hollandische Armee in jeder Beziehung gut organisirt und außerdem viel zahlreicher als die Belgische seh, und daß diese ihr daher nicht Widerstand leisten könne. Der Kriegs⸗Minister veriheidigte seine Ansicht mit großer Lebhaftigkeit und drückte seine Verwunderung über die Behauptung seines Kollegen aus. Nach einigen zwischen den beiden Ministern gewechselten heftigen Worten erklärte der Kriegs⸗Minister, daß er in die Versammlung gekommen sey, um auf die Fragen der Kammer, nicht aber auf die Interpellatio⸗ nen eines Ministers, zu antworten. Herr v. Meulenaere be⸗ merkte dagegen, daß, wenn man ihm als Mmister das Recht, Fragen aufzuwerfen, streitig machen wolle, so könne man dies doch nicht in seiner Eigenschaft als Repräfentant. Dieser Wort⸗

eee 19 wechsel machte einen peinlichen Emdruck auf die Versammuimn Nach einem ganz maßigen Anschlag beliefen sich 9 f g.

Ein Mitglied fragte, ob es wahr sey, daß die Französische Re⸗ gierung gedroht habe, itre Offiziere zurückzurnfen, falls Belgien den Traktat verweife? Hr. v. Meulenaere erwiederte, daß die Belgische Regierung keme offizielle Mittheilung erhalten habe und ihr auch keige Art von Eröffnung in dieser Beziehung ge⸗

macht worden sey. Es wäre dies nur ein Gerücht, welches zwar auch ihm zu Ohren gekommen, das er aber für unbegründet halte.

Der Kriegs⸗Minister bemerkte mit Heftigkeit, daß die Offi⸗

ziere, von denen hier die Rede sey, jetzt unter den Befehlen der“

Belgischen Regierung ständen, und daß Niemand das Recht habe, sie zurückkzuüberufen. Der Miuister weigerte sich, auf die Frage eines Micgliedes über die Stärke der Belgischen Armee, über ihre Hülsmittel und Stellung zu antworten. Herr Ch. Lehon bestätigte das früher Gesagte über die Gesinnungen Frankreichs und über dessen festen Entschluß, Alles aufzubieten, um den 8 Er fügte hmin,

ten angezeigt werde, daß in Holland der größte Enthustasmus herrsche, und daß man daselbst nichts sehnlicher als einen zweiten Einfall in Belgien wünsche. Hr. Jamme erzählte der Versamm⸗ lung, daß er kürzlich die Ehre gehabt habe, mit dem Herzog von Orleans zu speisen, und daß der junge Peinz ihm gesagt habe, daß Belgien die Vorschläge annehmen müsse, und daß Frank⸗ reich es mit Vergnügen sehen würde, wenn es dem allgemeinen Frieden dieses Opfer brächte; daß man sich daher jetzt unterwer⸗ fen und von der Zeit und günstigeren Umständen bessere Bedin⸗ gungen erwarten müsse. Es sey schon sehr viel für Belgien,

wenm seine Unabhängiskeit von den Mächten im Norden aner⸗

kannt würde; man habe diese Anerkenmmg nur mit vieler Mühe erlangt. Die Versammlung entschied darauf, daß sie sich mor⸗ gen um 10 Uhr mit dem Entwurfe in den Sectionen beschäfti⸗ gen wolle, daß sich um 2 Uhr die Central⸗Section zur Abfassung. und derselbe um 7 Uhr Abends im

Der Marschall Gérard hat seine Rückreise nach Fraukreich angetreten.

Der Baron Stockmar ist heute in größter Eile von London eingetroffen und hat sogleich elne Audienz beim Könige gehabt.

Brüssel, 25. Okt. Es giebt hier sehr Viele, die heute den Kanonendonner des Feindes oder mindestens die An⸗ kündigung desselben mit großem Vergnügen gehört hätten. Der Wiederbeginn der Feindseligkeiten von Seiten Hollands würde sowohl unseren Revolutionsmännern, als der Holländischen Partei, deren Existenz im Lande sich mit jedem Tage mehr kund giebt, gauz recht seyn; den Ersteren, weil ste dann wieder auf den thaͤ⸗ rigen Beistand Frankreichs rechnen dürften und aus ihrer jetzi⸗ gen Verlegenheit sich mit einem Male gerissen sähen, den Letzte⸗ ren aber aus einer ganz einsachen Berechnung der Chancen, die für sie aus einer Lösung der Frage durch das Schwert ent⸗ springen möchten. Es scheint jedoch, als würden beide Par⸗ teien in ihrem Wunsche sich getäuscht sehen, und daß vorläufig die Freunde des Friedens den Sieg davontragen wür⸗ den. Herr v. Brouckeère hat von seinem kriegerischen Eifer sich so weit verführen lassen, daß er gestern, in Ermangelung eines anderen, einen Krieg mit unserem Minister des Auswärtigen und des Innern, Herrn v. Meulenaere, im Schoße der Repräsen⸗ tanten⸗Kammer begann und diesen Krieg, dem Vernehmen nach, auch heute im Mmister⸗Rathe fortgesetzt hat, so daß nächstens das Ausscheiden eines der beiden Staatsmänner erwartet wer⸗ den kann. Da sich Herr von Brouckère mit keinem seiner früheren Kollegen, weder mit den Herren Gendebien und van de Weyer, noch mit den Herren Lebeau und De⸗ vaux, hat vertragen können, so darf sein jetziger Zwist, der, seltsam genug, die Bravour der Holländischen Infanterie betraf, kaum Wunder nehmen. Auch heute waren unsere De⸗ putirten in geheimer Sitzung, und zwar in den Sectionen, ver⸗ sammelt; es ist jedoch, so viel man vernimmt, noch zu keinem anderen Resultate, als dem schon bekannten, gekommen. Von 82 Mitgliedern, die in den Sectionen versammelt waren, sollen sich 45 für und 22 gegen die Annahme des Friedens⸗Traktates erklärt haben; 15 Mitglieder hätten sich demnach jeder bestimm⸗ ten Erklärung enthalten. Die eigentliche Entscheidung der Frage kann nur in öffentlicher Sitzung erfolgen, und diese scheint man auf den schlauen Rath des Herrn Rodenbach so viel als möglich hinausschieben zu wollen, weil man erst die Entschei⸗ dung des Königs der Niederlande kennen will, um, falls ste ne⸗ gativ ausfallt, durch einen bedingungsweisen Anschluß an die Konferenz vielleicht einen Vortheil gegen Holland zu erlangen. Interessant ist das, was unser Minister der auswärtigen Angele⸗ genheiten in der gestrigen geheimen Sitzung der Repräsentanten⸗ Kammer über die Aeußerungen mitgetheiit hat, die der Britische Gesandte im Haag von Seiner Majestät dem Könige der Niederlande vernommen haben soll. Es ist jedoch daraus noch kein positiver Schluß zu ziehen; wiewohl zu glau⸗ ben ist, daß die Holländer heute an allen ihren Granzen den Waffenstillstand auch ferner beobachtet haben. Sir Robert Adair wollte heute bereits von einem Tagesbefehle Kenntniß ha⸗ ben, den der Prinz von Oranien in diesem Sinne an die Nie⸗ derländische Armee erlassen würde. Köniz Leopold fährt inswi⸗ schen fort, übder einzelne Truppentheile, die hier durchmarschiren und sich zu unserem Heere begeben, Musterung zu halten. In Antwerpen soll in der heutigen Nacht der Versuch gemacht wor⸗

die Schelde burch eine Kette zu sperren und der Citas

delle die Verbindung abuischneiden, doch wird hinzugefügt, daß dies durch Holländische Kanonierboote hintertrieben worden sey.

levards ein Telegraph errichtet worden, der sowohl mit Antwer⸗ pen, Diest und Turnhout, als mit dem Französischen Hauptquar⸗ tier an der Gränze, in Verbindung steht.

u“ Deutschland.

8— Frankfurt a. M., 27. Okt. Das hiesige Journal meldet unterm gestrigen Datum: „Am Abend des 24. Oktobers hatten um 9 Uhr bei dem Emtritt der Thorsperre am Allerhei⸗ ligenthor, durch gewaltsame Angriffe auf die Militairwache, um durch das Thor in die Stadt zu dringen, unruhige Auftritte statt, bei welchen mehrere Bürger und Soldaten verwundet wurden; indessen war gegen Mitternacht die Ruhe wieder her⸗ gestellt. 10 Uhr statthatte, so erneuerten sich dennoch die bedauer⸗ lichen Vorgänge des vorigen Abends, und zwar in einem weit bedeutenderen Grade, so daß drei Mann, unter welchen der Sergeant sich befand, niederstürzten, einer sogleich auf der Stelle todt blieb, die anderen beiden aber wenig Hofsnung zur Herstellunz geben. Die Wache wurde nun verstärkt, der Tumult dadurch aber noch nicht gestillt. Um die Ruhe wieder herzustel⸗ len, wurde die Staͤdtwehr unter die Waffen gerufen und von dieser gemeinschaftlich mit dem Militair die Wache bis zum Tage bezogen. Hierauf zerstreuten sich dann gegen 2 Uhr die Grup pen.“ Ueber diese traurigen Vorfälle ist heute hier eine Be⸗ kanntmachung des germeisters und Raths erschienen. (Die Mittheilung derselben behalten wir uns vor.)

Unterm 27sten d. M. meldet das genannte Blatt ferner

„Wer gestrige Abend ist ohne alle weitere Exzesse vorübergegan⸗ 5* Mir Vergnugen mußte sich Jedermann überzeugen, wie der8

gen. rühmliche Eiser der sämmtlichen Corps der Stadtwehr mit dem schonsten Erfolge gekrönt wurde und überall bei den hiesigen Linwohnern die lebhafteste Anerkennung gefunden hat. Man darf nun die ganze Sache wohl als beendigt betrachten, überhaupt dürfte dieselbe wohl niemals so bedeutend geworden seyn, wenn nicht, wie verlautet, dadurch, daß am Abende des 24. Okt. durch einen nicht zur Wache am Alllerheiligentho e ge⸗ hörenden Milstair ein Bürger, der an dem Lärmen kemen An⸗ theil genemmen hatte, verwundet weo den, die Aufregung der Gemüther sehr gesteigert wurde. Es iann nicht genug gelobt werden, mit welcher Berenwilligkeit die sämmtliche Staͤdtwehr, obgleich derselben erst spät die Aufforderung zugehen komne, sich dem füur ihre Vaterstadt so ersprießlichen beschwerlichen Dienste widmete, und man findet gewiß darin die sicherste Bürgschast, daß ähnliche Vorfälle sich nicht erneuern.“

◻άm Inlkaeand. Berlin, 31. Okt. Aus Münster vom 25. Okt. wird gemeldet: Dechamen Prof. Dr. Katerkamp⸗ auf den Hrn. Rath und Prof. Schlüter unter den gewöhnlichen Feterlichkeiten über.

Der Hr. A. C. Giese, vormals Königl. Preußischer Gencral⸗ Konsul zu London, welcher nach 50 jähriger Abwesenheit jetzt wie

der seine Vaterstadt Münster bewohnt, hat zur Beförderung der hiestzen Gewerbeschule 200 Thaler geschenkt, die auf den Antrag des Dirigenten dieser Anstalt, Hrn. Prof. Waldeck, dem sie mit einem freundlichen Schreiben zugestellt worden, als Kapital hy⸗ pothekarisch angelegt und so sind die eigenen. Ausdrücke der Regierung hierselbst bei der Bekanntmachung im Amtsblatt „die Grundlage eines bleibenden Fonds für die neu aufblühende Anstalt bilden sollen, welche, den Zeit⸗Bedürfnissen so ganz ent⸗ sprechend, schon jetzt für die Stadt Münster und für das Land sehr wohlthätig wirkt und zu den größten unb erfreulichsten Hoff⸗ nungen berechtigt.“ b

1“ v““ C h 2 e r a.

In der Residenzstadt Berlin waren erkr. genes. gestorb. Bestand bis zum 30. Okt. Mittags 1891 584 1199 108 Hinzugek. bis zum 31. Okt. Mittags 16 4 14 106

Bis zum 31. Okt. Mittags Summa 1907 588 1213 Hierunter sind vom Militair 25 11 13

Aus dem weiteren Verwaltungs⸗Be⸗ zirk von Berlin bis zum 28. Okt. 35 6 26 In Berlin werden in ihren Wohnungen behandel sonen, in den Hospitälern 24.

Regierungs⸗Bezirk Frankfurt.

Kreis Friedeberg. Stã Woldenberg,

In den Städten Driesen und außerdem in 3 Dörfern hat die Cholera aufge⸗ hört, ist dagegen in Friedrichsdorf und Mehrenthin bis zum 24. Oktober zum Vorschein getommen. Bis zum 15. Oktober waren aus dem ganzen Regierungs⸗ Bezirk angemeldet: erkrankt genesen gestorben Bestand 1597 670 882 45 Regierungs⸗Bezirk Königsberg. In Königsberg waren

erkrankt genesen gestorben Bestand 21. Oktober 1886 677 22. 2 8 11 2. 2 8 Summa 1928 703

bis zum hinzugekomm. am 1

In der Stadt Meseritz ist seit dem 2ten d. M. Niemand mehr an der Cholera erkrankt. Die Beerdigung des daselbst zu letzt an der Cholera Verstorbenen hat am 6ten d. M. stattge habt, und es sind seitdem und nach der vollendeten Vollziehung aller vorschriftsmäßigen Reinigungen mehr als 10 Tage ver⸗ strichen, ohne daß daselbst ein neuer Krankheits⸗Fall sich ereignet hätte.

Auf den von den dasigen Aerzten unterstützten Antrag der Orts⸗Sanitäts⸗Kommission vom 24sten d. M. dringen wir dies zur öffentlichen Kenntniß, mit der Erklärung, daß diese Stadt für unverdächtig und gesund zu halten ist und den Einwohnern derselben aller Verkehr freisteht.

Posen, den 24. Oktober 1831.

Königliche Regierung; Abtheilung des Innern. In St. Petersburg sind vom 18. bis 20. Okt. 25 Per⸗

sonen erkrankt, 6, genesen und 12 gestorben. In Hamburg sind vom 28. bis 29.

Hier ist apvf dem Observatorium des sogenannten Löwener Bou⸗

Obgleich nun gestern Abend die Thorsperre erst um

Heute ging das Rektorat der hiestgen Akademie von dem Hrn. Dom-⸗ L 5 g .

Okt Mittags 20 Ina dividuen erkrankt, 10 genesen und 12 gestorden⸗