1831 / 306 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von Griechenland“, sagt Herr Eynard unter Anderem, „hatte ei⸗ 8 nen antiken Charakter; streng, ernst, von einer Rechtlichkeit ohne Gleichen, suchte er nie sich geltend zu machen, verachtete unge⸗ rechten Tadel, verwandte sein ganzes Vermögen für Griechen⸗ nd und verfolgte standhaft seine Pläne für die Civilistrung sei⸗ nes Vaterlandes. Nie besaß ein Mann mehr werthvolle Eigen⸗ schaften, als er; er hatte viel Geist, war sehr unterrichtet, arbei⸗ teete viel und war von seltener Loyalität und einfachen Sitten; mnit allen diesen Tugenden verband er ein unbeschränktes Vertrauen in die Vorsehung. Die Korrespondenz des Grafen Capodistrias ist ein Muster von Weisheit, Talent und Scharfblick; man kann sich keine Vorstellung von dem machen, was er Alles für Grie⸗ chenland thun wollte, noch von der Sorgfalt, die er auf die Erziehung der Jugend, die einzige und wahre Hoffnung Grie⸗ chenlands, wie eer sich ausdrückte, wandte. Aber seine Beschei⸗ denheit und Selbstverläugnung waren so groß, und er haßte Alle, die sich selbst rühmen, dergestalt, daß er mir stets verbot, seine Briefe in die öffentlichen Blätter rücken zu lassen, und mir Vor⸗

wuürfe machte, wenn ich dieses Verbot manchmal übertrat. Der

Tod des Präsidenten ist ein Ungliick für Griechenland und ganz Europa, demn er war das Band, welches das civilisirte Europa mit Griechenland verknüpfte.“ Im weiteren Ver⸗

folg seines Schreibens warnt Herr Eynard davor, den verleumderischen Artikeln einiger Blätter Glauben zu schenken: der Präsident habe die ungeheure Majorität der Griechischen Bevölkerung auf seiner Seite gehabt und sey von ihr, wie ein Vater, geliebt und geehrt worden. Als einen Belag für diese Behauptung führt er eine von Kolokotroni, Plaputas, Jatrakos, Alnastassopulos, Papatoris, Petrovas, Choliotis, Maskolos und

Hundert anderen Militair⸗Chefs des Peloponnes unterzeichnete, in

dem amtlichen Theile des Courrier de la Grèce vom 27. Sept.

bekannt gemachte, Protestation gegen die Vorfälle in Poros und die Verbrennung der Griechischen Flotte an. Diese bezeugen darin vor Gott und den Menschen die Verdienste des Prästden⸗ ten, unter dessen Leitung Griechenland seiner politischen Wiederge⸗ burt und der Civilisation mit Riesenschritten entgegengehe.

Zum Schlusse theilt Herr Eynard folgende Stellen aus dem

setzien Schreiben des Grafen Capodistrias an ihn mit: „Nau⸗

plia, 26. Sept. 1831. .Einige Personen und Zeitungen sind mit der Griechischen Regierung nicht sehr zufrieden; dies wundert mich indessen bei ihren politischen Ansichten nicht. Das Zengniß, das allein mir unwiderlegbar scheint, geben die That⸗ achen, und diese beweisen, daß die Regierung nur diejenigen, vwelche Veruntreuungen begingen oder gegen die jetzige Ordnung er Dinge intriguirten und sie umzustoßen suchten, aus dem

Staatsdienste entfernt hat. Der in Frankreich angekommene

General Schneider wird, hoffe ich, eine Auskunft ertheilen, die

fur die Griechische Regierung nicht ungünstig ausfallen wird....

Von den letzten Eceignissen sprechend, fügt der Prästdent hinzu: „We⸗ her die Furcht vor den Ränkemachern, noch die vor den langen Ko⸗ umnen einiger Blätter werden mich von meiner Bahn abbringen; nan spreche und schreibe, was man wolle, denn auf die Länge weerden die Menschen doch nicht nach dem, was man von ihren Handlungen sagt und schreibt, sondern nach dem Zeugniß dieser Handlungen selbst beurtheilt. Gestützt auf diese Wahrheit, habe h mit solchen Grundsätzen bis an den Abend meines Lebens in ber Welt gelebt und mich wohl dabei befunden; es ist mir un⸗ nöglich, jetzt davon abzuweichen; ich werde thun, was ich soll, gpeschehe, was da wolle.“ Mehrere Blätter melden als Gecücht, Pietro⸗Bey habe den Grafen Capodistrias ermordet, und in Nanplia sey eine aus drei Mitgliedern bestehende provi⸗

sorssche Regierung, an deren Spitze Konduriotti stehe, errichtet

weorden. Zuverlässige Detaits über dieses Ereigniß sind erst mit dem ECourier zu erwarten, der heute oder morgen mit den aus⸗ torlichen Depeschen an die Regierung von Toulon hier ein⸗ reffen wird.

Die Jury des Departements der Vendée hat einen dortigen Einwohrner, der angeklagt war, Soldaten vom 32sten Infanterie⸗ egiment zur Desertion aufgefordert zu haben, zu neunjähriger Gefängmnßstrafe verurtheilt.

Napoleon v. Lennox, Anführer eines Streif⸗Corps in den zundert Tagen, der im Juli d. J. als muthmaaßlicher Theilneh⸗ ner an einem Komplotte gegen die Sicherheit des Staats ver⸗ haftet worden war, ist vom hiesigen Königl. Gerichtshofe von dieser Anklage frei gesprochen, aber wegen unrechtmäßiger An⸗ nahme des Grafentitels vor das Zuchtpolizei⸗Gericht gestellt worden.

Der Courrier de l' Europe meldet nach einem Schrei⸗ en aus Arles vom 16ten d. M.: „Ganz Frankreich kennt die Geschichte von dem berühmten henriquinquistischen Kohlkopf in Rontpellier und die gerechten Entrüstungen der Capacitäten des Zuli darüber, daß eine Pflanze es gewagt, grüne und weiße Blätter zu tragen. Etwas Aehnliches hat sich jetzt hier zugetra⸗ gen. Nachdem ein Winzer zu Bellegarde eine von jenen großen

vinnen gefunden, die auf dem Leibe die Figur eines Kreuzes üund unter demselben ziemlich deutlich eine weiße Lilie zeigen, brachte er dieselbde hierher, wo sie von Hand zu Hand ging und die Polizei, die sich wenig auf Entomologte versteht, sofort auf die Vermuthung brachte, daß sie den Faden irgend eines Karlistischen Komplotts entdeckt habe. Mehrere Personen wurden gerichtlich vorgeladen und des Verbrechens angeschuldigt, sich mit einem Insekte befaßt zu haben, das ein Emblem der vorigen Dynastie

an sich trage.“ I

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Großbritanien und Irland. 8 London, 28. Okt. Der König wird am künftigen Sonn⸗ aobend von Windsor in Brighton erwartet.

b Die Großfürstin Helena von Rußland hat, bevor sie London verlassen, der Königl. Dienerschaft, welche die Aufwartung dei ihr gehabt, 150 Guineen zustellen lassen.

Lord Durham ist gestern Morgen nach Brüssel abgereist. Lord Holland hat sich nach Brighton begeben. Der Nieder⸗ ländische Botschafter, Baron Falck, leidet fortwährend sehr heftig an der Gicht.

Man schreibt aus Deal vom gestrigen Tage: „Diesen Morgen kamen die K. Schiffe von der Linie, „Revenge“, „Ta⸗ lavera“ und „Wellesley“, von Portsmounth, nebst der Kanonen⸗

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Brigg „Recruit“ an, um zu dem seit gestern schon hier liegen⸗

den Geschwader zu stoßen und unverzüglich unter Befehl des Contre⸗Admirals Warren (Flaggschiff „Talavera“) nach der Schelde abzusegeln.“

Der Globe sagt: „Wir haben Grund, zu glauben, daß die Bestimmung der Flotte lediglich von den Maaßregeln abhängt, die der König von Holland ergreifen wird. Die Nichtannahme

des Traktats von seiner Seite dürfte nicht zu einer augenblick⸗ lichen Thätigkeit führen; aber jeder kriegerischen Bewegung ge⸗ gen Belgien würde sogleich Einhalt gethan werden.“ Die Hofzeitung meldet, daß Sr. Majestät 71 Adressen über die Perwerfung der Reform⸗Bill, so wie zur Bezeugung

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des Vertrauens auf die Königl. Minister und um die Ernen⸗ nung neuer Pairs, übergeben worden. 1 8

Die YPork⸗Courant erklärt sich zu der Bemerkung ermäch⸗ tigt, daß der Erzbischof von York, dringeuder Umstände halber während der Verhandlungen üder die Reform⸗Bill in Yorkshire zurtickgehalten, seine Vollmacht zu Gunsten der Bill dem Bi⸗ schofe von London eingesandt habe; dieser aber sey durch den plötzlichen Tod seines Vaters verhindert worden, bei jener Gele⸗ genheit im Oberhause zu erscheinen.

Der Courier sagt: „Wir haben ein Schreiben erhalten,

dessen Abfasser sich einen Freund der Wahrheit nennt, und der sich sehr über die Urtheile der Journale in Bezug auf das Be⸗ tragen des Bischofs von London beklagt. Er behauptet, aus guter Quelle zu wissen, daß der Bischof entschlossen gewesen sey, für die Bill zu stimmen, von seinem geistlichen Oberhaupt aber, das ihm bemerkt habe, daß es wichtig für die Bank sey, einstimmig zu seyn, davon abgebracht worden sey. Odgleich wir nun an die Wahrheit dieser Behauptung kaum glauben kön⸗ nen, so entschuldigt sie doch den Bischof von London keineswe⸗ ges. Als Mitglied des Oberhauses war es seme Pflicht, nach Gewissen und Ueberzeugung, aber nicht aus Rücksicht gegen einen Oberen zu stimmen.“ b

Ein Schottisches Blatt erzählt, daß Karl X. in einem Gespräch, welches er mit Lord Elcho auf der Jagd gehabt, der Meinung gewesen sey, daß es sehr räthlich fur die Lords seyn dürfte, die Reform⸗Bill ohne Weiteres anzunehmen. .

Die Morning⸗Chroniele berichtet, daß am nächsten Montag unter dem Vorsitz Sir F. Burdetts eine öffentliche Ver⸗ sammlung in der Kron⸗ und Anker⸗Tavern stattfinden werde, um den Plan zu einer großen polltischen Union zu entwerfen. Ein Hauptzweck dieser Union werde seyn, die Reform⸗Bill zu beför⸗ dern und die Mittelklassen mit den arbeitenden Klassen für das allgemeine Beste zu vereinigen. Zu dem Ende solle neben die⸗ ser politischen Union eine bewaffnete Association, eine Act Na⸗ tional⸗Garde, errichtet werden, um Personen und Eigenthum zu beschützen und zu verhindern, daß die Reform nicht zum Vor⸗ wand für Unordnung und Verwüstungen gemacht werde. „Durch diese Union und eine bewaffnete Association“, fügt das ge⸗ nannte Blatt hinzu, „leihen wir der Regierung eine wirksame Unterstützung, und zerstören die Hoffnungen derjenigen, welche auf Uneinigkeit unter den Reformisten rechnen, und sich nicht darum künnnern, wie sehr sie dem Lande durch Verzögerung ei⸗ ner Maaßregel, die sie doch am Ende nicht hintertreiben können, Schaden thun.“ Die Times weist, üder denselben Gegen⸗ stand sprechend, auf den Nutzen hin, den dergleichen politische Unionen in Frankreich, besonders bei Gelegenheit der Wahlen, gestiftet hätten. Sie wünscht, daß die große politische Union, welche sich jetzt in London unter den Auspicien Sir F. Burdetts bilden würde, dem ganzen Lande zum Muster und zur Nachah⸗ mung dienen möge. Das Wesen einer solchen Union müsse darin bestehen, daß sie nie feindselige oder angreifende Zwecke habe, sondern sich auf eine einfache Vertheidigung der Rechte des Volks und der Personen und des Eigenthums durch Waffen beschrän⸗ ke. Der Courier entgegnet den beiden eben erwahnten Blättern: „Es ist, unserer Meinung nach, ein großer Beweis von der gu⸗ ten Gesinnung der Regierung, daß sie, was auch immer ihre Ansicht über die Zulässigkeit der politischen Unionen, welche zu gleicher Zeit die Mittel anordnen wollen, um als bewaffnete Körperschaften aufzutreten, seyn möge, doch keinen Versuch ge⸗ macht hat, gegen diese Associationen einzuschreiten. Diese Nicht⸗ Einmischung der Regierung ist ein Beweis, daß es ihre Absicht ist, gerecht und billig zu herrschen, und wir denken, daß der Weg, den sie einschlägt, ihrer Klugheit und ihrem Herzen Ehre macht; denn was hat eine rechtliche Regierung, wenn man auf die Er⸗ ziehung und auf den reflektirenden und bedächtigen Charakter des Engländers blickt, von den Vereinen zu befürchten, wo Er⸗ ziehung und Eigenthum am Ruder sitzen. In England ent⸗ hält jedes Kirchspiel so tugendhafte und so gut unterrichtete Mähnner, daß sie die höchsten Aemter im Staate bekleiden könnten, und wenn solche Männer den Associationen beitreten, so müssen sie dem Thron und der Regierung zum Schutz gegen den Pöbel dienen. Wenn wir aber zugeben, daß eine gute Regierung nichts von öffentlichen Associationen, bewaffneten oder undewaffneten, zu fürchten hat, wenn dieselben aus den achtungswerthen Kiassen gebildet werden und Leute von Einsicht an ihrer Spitze haben, so können wir es doch den Gemüthern unserer Leser nicht dringend genug einprä⸗ gen, daß, wenn wirklich solche Associationen in diesem Augenblick dringend nothwendig seyn sollten, woran noch Viele zweifeln, es von der allergrößten Wichtigkeit seyn muß, daß sie von Personen gebildet werden, welche etwas zu beschüͤtzen haben, und durch Rathgeber geleitet werden, welche die Nothwendigkeit, rechtlichen Parlamentern zu gehorchen, und die Aufrechthaltung der Würde und der Macht der constitutionnellen Monarchie einstimmig aner⸗ kennen. Es werden viele Redner des Pöbels versuchen, die Lei⸗ tung solcher Vereine an sich zu reißen, und Viele vom Pöbel selbst werden wünschen, Mitglieder zu werden, in der Hoffmung, die Regierung umzustürzen. Solche Leute mitssen ausgeschlossen blei⸗ ben. Wir empfehlen daher, daß an allen Orten, wo man Ver⸗ eine bilden will, die aufgeklärten und wohlhabenden Einwohner, die zugleich Freunde der Reform sind, thätigen Antheil nehmen mögen. Uebrigens empfehlen wir die Bildung neuer politischen Vereine an und für sich nicht; obgleich wir die Vortheile dersel⸗ ben in schwierigen und gefahrvollen Zeiten zu würdigen wissen, so sind wir doch nicht überzeugt, daß sie aus diesen Gründen jetzt nothwendig seyen; wenn site aber dennoch zu Stande kom⸗ men, so hoffen wir, sie so eingerichtet zu sehen, daß sie für keine gute Regierung ein Hinderniß abgeben.“ Der Morning⸗He⸗ rald spricht sich entschieden gegen die Bildung der politischen Unionen aus, indem es solcher Mittel nicht bedürfe, um den Geist der Nation zu Gunsten der Reform aufzuregen. Den Vor⸗ schlag zur Errichtung einer Nationalgarde hält er für so unpassend, daß er unter keinen Umständen glauben könne, daß es damit ernstlich gemeint sey. Dies würde ganz den Anschein haben, als ob man den Theil der Legislatur, der sich der Bill feindlich gezeigt ha⸗ be, durch die Gewalt der Waffen zwingen wolle. Festigkeit und Mäßigkeit würden sicherlich mehr zur Förderung einer Sache, die auf Gerechtigkeit und Vernunft begründet sey, beitragen, als Drohungen und Gewalt.

Der Morntng⸗Herald entwirft eine traurige Schilderung von dem gegenwärtigen Zustande Irlands und bedauert, daß die Sesston des Parlamentes zu Ende gegangen, ohne daß ir⸗

end etwas für Irland geschehen sey. „Das organisirte Sy⸗

em,“ heißt es unter Anderem, „sich im Süden von Irland der Zahlung des Zehnten zu widersetzen, hat die Geistlichkeit in die schwierigste und traurigste Lage versetzt. Wenn man uns berich⸗ tet, daß kein Zehnten anders als durch militairische Gewalt ein⸗ gesammelt werden kann, so müssen wir auf die äußersten Folgen gefaßt seyn. Die Bauern im Süden sind von ihren Gutsherren verlassen und fallen den Aposteln des Unheils in die Hände, welche, indem sie dieselben unaufhörlich anreizen, sich gewaltsam

in den Besitz ihrer wirklichen oder eingebildeten Rechte zu setze ihre nächtlichen Werke der Mißhandlungen, des Schreckens un der Mordthaten fortsetzen.“

Da der zum Lord⸗Mayor erwählte Alderman Thompsg

ebenfalls dieses Amt ausgeschlagen hat, so ist die Bürgerschegls

der City von London zum drittenmale zu einer neuen Wahl schritten. Die Stimmen sind bis jetzt folgendermaßen verthei der jetzige Lord⸗Mayor hat 1806, Alderman Kelly 1770 m. der Alderman Farebrother 580 Stimmen. der Aldermen wieder auf einen der Letzteren fiele, sollen diese ben ebenfalls entschlossen seyn, die Würde abzulehnen. M. sieht der endlichen Entscheidung mit Spannung entgegen.

Am Dienstag bewirkte die Kunde von einer Depesche des & Chs. Bagot, unseres Gesandten im Haag, ein Weichen der Cou Mittwoch hatte Baron van Zuylen van Nhevelt eine Unten, dung mit Lord Palmerston im auswärtigen Amte. Da me zugleich vernahm, daß eine Englische Flotie nach der Schet beordert sey und einige Schiffe von Admural Codringtons 0. schwader schon Portsmouth verlassen hätten, so glaubte mang einen weiteren Fall der Cons., die aber doch sich hielten.

London, 25. Okt. Mit jedem Tage zeigt es se offenbarer, daß die Konservativ⸗ oder Torh⸗Partei den Pmm eines angemessenen Widerstrebens gegen den fortschreitenden Ge⸗ der Zeit überschritten und dadurch dem demokratischen Elema eine Stärke gegeben hat, welche, wo sie nicht mit höchster Wer heit gemildert und gelenkt wird, am Ende die ganze Aristokrat überwältigen muß. Ein Extrem ruft immer ein anderes herve So machte z. B. die denkwürdige Erklärung des Herzogs n. Wellington gegen alle Reform geheime Stimmung beim Wahla welche doch mehr als jede andere Maaßregel geeignet ist, de Einfluß der Vornehmen und Reichen zu zerstören, zum Liebling gegenstand der Nation. So machte die Nothwendigkeit, das l terhaus zu erneuern, das Geschrei um die Bill und nichts ag die Bill, deren Fehler der kritische Geist der Nation sonst se leicht erkannt hätte, so allgemein, daß die Mehrheit des Unm hauses keine Modification in derselben annehmen dufft Nun hat die Verwerfung der Bill alle bewegbare Geister i Lande und diese bilden nicht nur bei weitem die Mehrheit; der Nation, sondern auch die wirk iche Kraft derselben so se gegen den Adel und die Bischöfe aufgeregt, daß ein Mann, 1 der berüchtigte Cobbett, den soust kaum der gemeinste Pöbel m ter sich dulden wollte, bei jeder Versammlung Gehoör findet u bei gar manchen der Beschluß ohne Widerrede angenommen we den ist, daß das Oberhaus eine Bürde für die Nation sey, u bei vielen, daß die Bischöfe wenigstens aus demselben verban werden müßten. In verschiedenen Hauptorten der bischöflich Sprengel hat mou dieselben im Bildniß aufgehangen und te brannt, das des reichen Fürst⸗Bischofs von Durham sogar we seinem eigenen Palast, und an wenig Orten dürfen es wagen, unbeschimpft als Prediger oder sonst in ren Amts⸗Functionen zu erscheinen. Im hiesigen Kit sprengel Clerkeuwell, welcher fast gänzlich von Handwerke und Krämern bewohnt wird, haben die Bürger die Vorsteher d sucht, ja keinen Bischof mehr in einer ihrer Kirchen zum Preh gen eimuladen; und in einem anderen Kirchspiel, wo die neuerte Kirche vom Bischof von London eingeweiht werden solle erklärten die meisten Bewohner, daß sie, sobald Se. Herrlichke die Kanzel bestiege, mit ihren Familien die Kirche verlassen wüt den; und dies aus keinem anderen Grunde, als weil der Boöch nicht für die Bill gestimmt hat (er gab nämlich gar ka Stimme ab). Der Pralat hielt es deswegen am gerathenste die Einladung der Vo steher abzulehnen. Diese Heftigkeit gen Männer, die fast alle eben so achtungswürdig durch ihg Lebenswandel als durch ihre Gelehrsamkeit sind, erregt natz lich den Unwillen aller Personen von gemäßigter Denkungsa aber diese werden vom Strome der öffentlichen Meinung übern tigt, welcher um so kraftiger ist, da die Millionen von Katholikc dissentirenden Protestanten und Ungläubigen begierig die Gelegense ergreifen, um der Kirche einen Todesstoß beizubringen Ein andm und noch wichtigeres Resultat der Verwerfung der Reform⸗T ist die Bildung von R form⸗Ausschüssen und politischen Verein nach dem Birminghamer Vorbild in allen Theilen des Köusf reichs, in der doppeiten Absicht, um die Anti⸗Reformers zur Na giebigkeit zu schrecken und um die Minister vor Weichmüthigt und Nachgiebigkeit gegen dieselben zu bewahren; denn wenn al der Vorstand des Birminghamer Vereins in einem allzu kiß kräftigen Dokument die Nation zum vollkommensten Zutralu gegen die Regierung auffordert, so fehlt doch sehr viel, daß ches unbedingt oder allgemein herrsche. Hier in London weng stens hat die Aufnahme, welche die Deputation der Kirchsye welche sich um 11 Uhr des Nachts zum Grafen G ins Hauns drängte und ihm ihren Rath aufdringen ue te, gefunden haben will, einen schlimmen Eindruck macht, und die Meinung schemt ziemlich allgemein, es dessen Absicht gewesen sey, das Parlament erst Januar wieder zu versammeln und die neue Reform⸗Bill sein Gegnern gefällig zu machen; und daß, wenn er solches n thue, nichts als die Furcht vor dem Volke ihn davon abhoh Auch hat diese zufällig und bloß für dee Ueberreichung der th schiedenen Adressen gebildete Deputation Anstalten getroffen,! sämmtlichen Kirchspiele, welche sie hierbei zu vertreten hatte, einen großen politischen Verein zu bilden; welchem unter 8 derem auch die Erhaltung der Ruhe und Ordnung in der Hal stadt obliegen soll. Die Kirchspiele indessen, welche derselbe 1. fassen soll, bilden zwar den größten Theil Londons, gehören 9. eigentlich nicht zur Londoner Altstadt (City.) Diese ist in - sem Augenblick in einem bürgerlich⸗politischen Kampf sondent rer Art beschäftigt. Diese Stadt besteht aus 24 Vierteln, des jedes einen Alderman als Vorsteher hat. Aus diesen wählt Bürgerschaft jedes Jahr zwei Kandidaten, deren n dann von den Aldermen zum Lord⸗Mayor oder Schl heiß der Stadt gewählt wird. Gewöhnlicher Weise die Wahl von beiden Seiten nur eine Förmlichkeit, 1. die Aldermen werden der Reihe nach Lord Mayor. Di. Mal aber hat sichs der jetzige Lord Mayor, Key, welcher bekal lich durch seinen berüchtigten Brief an den Herzog von Welln ton im vorigen Herbst sich so großen Tadel zugezogen, sy aber sich durch seinen Etfer für die Bill sehr beliebt gemacht, den Kopf gesetzt, noch ein Jahr in seinem Amte zu bleitt Seine Freunde haben demnach seine Wiedererwählung als ein Beweis für den Eifer der Bürger für Reform angegeben 1. erhielten für ihn und einen anderen liberalen Alderman mi eine Mehrheit, aber nicht eine sehr große. Die Aldermen ahh von denen die Mehrheit gegen Reform oder doch gegen die sönlichen Ansprüche des Herrn Key seyn mögen, wählten zweiten Kandidaten, und da dieser sich weiaerte, das Amt zu üt nehmen, so verordneten sie eine neue Wahl. Diese ward Sonnabend beschlossen, und zwar diesmal durch eine Mehrz von 5 gegen 1 für den Lord⸗Mayor und Alderman Thombse

Im Fall die Walllle

üabei einerseits im Auge behalten, was

hoch wählten die Aldermen diesen und nicht den Lord⸗Mayor, da Herr Thompson nun auch das Amt nicht übernehmen l, so muß zum dritten Mal gewählt werden, wo denn die Fürgerschaft sich bereit erklärt hat, noch einmal ihren Lieblinz einem anderen, der nicht dienen will, zu erwählen. Alles ises bringt große Gährung hervor; und da die Aldermen †Lebenszeit erwählt sind, so giebt dies natürlich zu jen gehässigen Vergleichungen mit dem Oberhause An⸗ Iuzwischen bildet sich unter der Kaufmannschaft, wie man gt, auf Betrieb des Lord Wharncliffe, eine sogenannte gemä⸗ gte Reform⸗Partei; ich zweifle jedoch, ob solche jetzt Gedeihen hen wird. O'Connell ist nach Dublin zurüickgekehrt, wo die egierung ihm zwar kein Amt, aber doch den Vortritt unter den vvokaten gegeben hat. Dafür betreibt er eifrig die Sache der form; jedoch nur, wie er offenherzig gesteht, als Vorläuferin r Auflösung der Union, der Aufhebdung des Zehnten und aasend andere Dinge, welche sein liebes Irland beglücken sollen; un die Minister, klagt er, obgleich ste weit ehrlicher wären, als eihre Vorgänger, hätten noch nichts für dasselbe gethan. Niederlande. Aus dem Haag, 29. Okt. Gestern haben Se. Majestät b König aus den Händen einer Deputation beider Kammern t Generalstaaten die nachstehende Adresse entgegengenommen: „Sire! Unmittelbar nach der Schließung ihrer vorigen Session ss neue versammelt, bringen die Generalstaaten wiederholentlich rer Majestaͤt die Versicherung ihrer unwandelbaren Treue und hänglichkeit. Wenn wir mit Ew. Majestaͤt den Blick auf die eignisse des eben verflossenen Zeit⸗Abschnittes richten, draͤngen sich ts verschiedene Wahrnehmungen auf. Wie wir auf der einen cite mit Stolz der vereinigten Kraft⸗Entwickelung der Nation und er Regierung uns ruͤhmen duͤrfen und mit Dantbarkeit der Seg⸗ ngen, die wir genießen, gedenken koͤnnen, so muͤssen wir doch auf anderen Seite viele noch duͤstere Aussichten in die Zukunft be⸗ auern, und der Gedanke an die mannigfaltigen Aufopferungen, zu nen die Ehre sowohl als das Interesse des Vaterlandes und die Liebe zu selben uns noch ferner verpflichten, gewaͤhrt uns ein peinliches Ge⸗ hl. Kein Niederlaͤndisches Herz giebt es, das nicht begeisterter schlug sjenen glaͤnzenden Thaten, die, mit so vieler Sorgfalt vorbereitet und it so kuͤhnem Sinne ausgefuͤhrt, unsere Kriegsmacht, den Kern er Staͤnde des Volkes, gleichsam in Einem Augenblicke triumphi⸗ id in die Mitte eines Landes versetzten, das uns durch treulosen bfall zur Feindschaft gezwungen hat und in der Stunde der Ge⸗ he nur bei fremden Huͤlfstruppen sein Heil sucht. Dankbar sieht 5 Vaterland auf die Thaten seiner mannhaften Vertheidiger, dank⸗ wauf die Heldensproͤßlinge, die aufs neue dargethan, daß das lut der Rassauer durch ihre Adern strödme. Mit gerechtem Selbst⸗ fuͤhle sieht sich Niederland dadurch unter den Voͤlkern Europas er⸗ bben; aber bei der Gerechtigkeit seiner Sache hatte es mehr erwar⸗ i koͤnnen; lange gereizt und benachtheiligt, macht es gegrüͤndete gspruͤche auf die baldige und vollstaͤndige Anerkennung seiner Rechte dauf die billige Regulirung seiner Interessen. Ja, Sirec, das olk, auf dessen Vertretung wir stolz sind, ist noch bereit, r Freiheit und Unabhaͤngigkeit alle Kraͤfte in Bewegung zu ben, einzig und allrin, um einen ehrlichen Frieden zu erlan⸗ n, und feurig wuͤnschen wir, daß freundschaftliche Verbindun⸗ n, mit anderen Maͤchten unterhalten und angeknuͤpft, bald uchtbare Folgen zur Erreichung dieses Zieles haben moͤgen. st Erkenntlichkeit emysfingen wir die fruͤheren Mittheilungen Eu⸗ * Majestaͤt uͤber den Lauf der Unterhandlungen, und mit großer gegierde sehen wir ferner denjenigen entgegen, die Ew. Maj. uns ber den weiteren Gang und Ablauf verflben werden machen las⸗ n. Zur Genugthuung gereichten uns die Mittheilungen Ewr. Maj., die wir uͤber verschiedene, unseren inneren Zustand betreffende, naclegenheiten erhielten. Wir danken es der Vorsehung, daß, waͤh⸗ deme bessere Ernte im Allgemeinen einen Ersatz fuͤr fruͤhere un⸗ luchtbare Jahre lieferte, wir dabei noch von der furchtbaren Seu⸗ e, die anderwaͤrts so viele Verwuͤstungen anrichtet, verschont ge⸗ seben sind. Handel und Schifffahrt empfinden den nachtheiligen inskuß der Zeitumstaͤnde. Ihre Interessen werden indessen doch nicht as dem Auge gelassen, und davon zeugt namentlich die Eroͤffnung des ütlichen Kanales von Voorne. Die verbesserte Lage unserer Ost⸗ dischen Besitzungen, uͤber die uns Ew. Majestaͤt Eroͤffnungen an⸗ fuündigt, wird, wir duͤrfen es erwarten, ebenfalls einen guͤnstigen instuß darauf uͤben. Wuͤnschenswerth waͤre es, daß auch die West⸗ dischen durch Hinwegraͤumung der auf ihnen lastenden Beschwer⸗ n jenen Interessen bald dienstbar gemacht werden koͤnnten. Vor llem werden ein neues Gesetz und ein neuer Tarif uͤber die Ein⸗, us⸗ und Durchfuhr⸗Zoͤlle nicht allein Schifffahrt und Handel, son⸗ en auch den Landbau und andere Quellen der Wohlfahrt befoͤr⸗ in konnen, wenn sie mit dem doppelten Augenmerke der Aufhe⸗ ng und des Schutzes entworfen werden; wir schmeicheln uns im praus, ein solches Gesetz bald vorgelegt zu sehen. Die nothwen⸗ g gewordene Reviston der Gesetzbuͤcher und des Gesetzes uͤber se Organisation der richterlichen Gewalt wird ebenfalls einen hoͤchst sichtigen Gegenstand unserer Berathschlagungen ausmachen. Be⸗ its haben Ew. Majestaͤt uns die Mittel vorgeschlagen, wie fort⸗ guernd den Staatsbeduͤrfnissen getreu nachgekommen werden kann. pir werden dieselben mit der großten Genauigkeit untersuchen und die Erhaltung des oͤssentli⸗ hen Kredits und der Drang der Zeiten gebieterisch erheischen, an⸗ terseits aber auch dahin trachten, wie mit der Sicherung Geldmittel durch Sparsamkeit und Ordnung zur Erleichte⸗ ng und Verminderung der Lasten unserer Lanͤsleute beigetra⸗ n werden kann. Wichtige Arbeiten werden uns wieder dieser Sitzung beschäftigen. Wir werden darauf allen ffer und alle Sorgfalt verwenden, die das Niederlaͤndische Volk hit Recht von uns fordern kann Sire. Dieses Volk empfindet das heduͤrfniß der endlichen Regulirung seiner auswaͤrtigen Verbhaͤlt⸗ ise sowohl, als der Reviston seiner politischen Institutionen in foalge der Trennung von Belgien. Groß sind die Opfer, welche die ation mit Bereitwilligkeit gebracht hat und noch brinagt; sie blickt hnlichst nach einem Resultate, welches ihr die Fruͤchte davon chern soll, und erwartet dies unter Gottes Segen von ihrer Re⸗ jerung und Allen, deren vereinigte Kraͤfte dazu foͤrderlich seyn koͤn⸗ en. Unaufhoͤrlich wenden Ew. Maj. zu diesem Ende Ihre uner⸗ idlichen Bestrebungen an; dieser Erwartung nach Kraͤften zu ent⸗ grechen, soll auch unsere theuerste Pflicht seyn; uns dieserhalb Ew. Rajestaͤt anzuschließen, ist unsere einzige Absicht, wie es unsere feu⸗ gste Hoffnung ist, bald die Zeit kommen zu sehen, in der sich uns elere Aussichten fuͤr die Zukunft eroͤffnen.“ 1 Se. Majestät erwiederten der Deputation nach aufmerksamer nhörung der Adresse, daß Sie mit Vergnügen die Einstimmig⸗ tit wahrgenommen, mit der sich die Generalstaaten in der Aeu⸗ erung ihrer Vaterlandsliebe und Treue der Regierung ange⸗ hlossen; daß Höchstdieselben ebenfalls wünschten, die beruhigende Versicherung ertheilen zu können, welche die Erfüllung der billi⸗ en Wünsche der Nation in sich begriffe; daß die Zukunft aber

och in Dunkel gehüllt sey, und daß leicht die Nation aufgefor⸗ hert werden könnte, ferner zu beharren in der Behauptung der

hre, der Freiheit und der Unabhängigkeit des Staates, was

senn auch nöthigenfalls vertrauensvoll geschehen würde; daß für etzt die Eröffnungen noch nicht gemacht werden könnten, die man

illigerweise verlange, daß dies jedoch, sohald nur die Umstände

z gestatteten, auf demselben vertraulichen Fuße wie bisher statt⸗

nden würde; daß die Regulirung der inländischen Staats⸗ Ingelegenheiten Hoͤchstihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sey, jedoch die darauf Bezug habenden Vorschläge erst dann mit Rutzen gemacht werden könnten, wenn die ausländischen regulirt ehn würden. .

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In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer wurd der Bericht von dieser Königl. Erwiederung durch Herrn Solkot d' Escurhy abgestattet, und die Kammer beschloß, diesen Bericht drucken zu lassen. In derselben Sitzung wurde beschlossen, die Zahl der Sectionen von 7 auf 5 zu vermindern; auch wurde von Seiten des Präsidenten eine Kommission zur Untersuchung der eingegangenen Bittschriften ernannt.

Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helena von Rußland ist gestern aus London hier eingetroffen.

Antwerpen, 28. Okt. Das hiesige Journal sagt: „Die Nachricht, daß bereits eine Englische Flotte in den Ge⸗ wässern der Schelde erschienen sey, bestätigt sich nicht. Ein Ant⸗ werpener Lootse, der gestern Nachmittag von Flessingen abgegan⸗ gen und heute Morgen hier angekommen ist, sagt aus, daß bei seiner Abreise noch nichts von einer Englischen Flotte bekannt gewesen sey. Wir können aber versichern, daß ein Englisches Kriegsschiff seit gestern vor Ostende liegt, um den Belgischen Handel zu beschützen.“ t

Brüssel, 28. Okt. Nachdem im gestrigen geheimen Comité der Repräsentanten der (bereits gestern erwähnte) Vor⸗ schlag des Herrn Gendebien, die Berathungen über die 24 Artikel öffentlich zu machen, verworfen worden war, sprach sich Herr Inlien in einem sehr ausführlichen Vortrag gegen den Traktat aus. Nach ihm trat Herec Fallon auf und sagte, daß die Stärke Belgiens mehr außerhalb als innerhalb seiner Grän⸗ zen bestehen müsse; seme Unabhaäͤngigkeit würde sich immer nach den Schwingungen der Waagschale der politischen Interessen Eu⸗ ropa's richten, und mehr oder weniger in seinen Gränzen be⸗ schränkt, würde es nicht weniger das Joch seiner Lage ertragen müssen. Er würde keinen Augenblick anstehen, die Stellung wieder einzunehmen, welche er auf dem Terrain der 18 Artikel inne gehabt hätte, wenn er sich noch denselben Gesinnungen mit einiger Aussicht auf einen glück⸗ lichen Erfolg überlassen könnte. Damals hätten ihm die Wahr⸗ scheinlichkeiten erlaubt, allen Forderungen der National⸗Ehre zu genügen, weil man vernünftiger Weise hätte hoffen können, daß Belgien einen allgemeinen Stoß überleben würde. Heute sey aber Alles verändert; alle diese Hoffnungen seyen von Belgien gewichen, und der Widerstand setze es der Gefahr aus, sich selbst das Grab seiner Unabhängigkeit und seiner Freiheiten zu berei⸗ ten. Herr C. Rodenbach bemerkte, daß Kraft und Mannhaf⸗ tigkeit, und nicht Schwachheit und feiges Nachgeben, eine unab⸗ hängige Nation erzeuge. Er wisse, daß man, um die Zustimmung der Kammer zu erlangen, von Drohungen, von einem 52sten Pro⸗ tokoll, von einer Flotte in der Schelde, von der Weigerung Frankreichs, im Fall der Noth zu Hülfe zu kommen u. s. w. gesprochen habe. Von einer Englischen Flotte besorge er nichts; demnn England wäre schwerlich geneigt, gegen Belgien einzuschreiten, welches keine Flotte besitze, die zu zerstören England ein Interesse haben könne, und sein Kabinet hätte in diesem Augenblick genug mit den inneren Zwistigkeiten zu thun, um nicht noch auswärts einen Krieg zu suchen. Er fürchte ebenfalls nicht, daß Frankreich Bel⸗ gien verlassen würde. Frankreich, welches Italien und Polen im Stich gelassen, vertheidige in Belgien nur seine eigenen Inter⸗ essen. Auf keinen Fall aber könne Belgien etwas Schlimmeres widerfahren, als in den aufgezwungenen Bedingungen enthalten sey. Wenn man zur Annahme derselben gezwungen würde, so müsse man freilich gehorchen, aber wenigstens hade die Kammer dann nicht die Schande und das Unglück des Vaterlandes durch ihre Stimmen ratificirt. Hr. Osy äußerte sich im Wesentlichen folgendermaßen:

„Herr Lebeau will uns einschuͤchtern, wenn er die Behauptung aufstellt, daß die Gegner der 24 Artikel Leute sind, welche die Re⸗ stauration herbeifuͤhren wollen; ich drehe diese Bebauptung um und sage: Diejenigen, welche die 24 Artikel unterstuͤtzen, ardeiten, ohne sich dessen bewußt zu seyn, an der Restauration. Die Gesandten aller Maͤchte, welche die Londoner Konferenz bilden, hatten die An⸗ erkennung unseres Monarchen und unseres Koͤnigreiches versprochen, wenn wir die Friedens⸗Praͤliminarien des Monats Juni annehmen wuͤrden. Trotz unserer Annahme hat nichts von alle dem stattge⸗ funden, und Sie wissen, m. H. daß, wenn ein Monarch die Hand⸗ lungen und die Worte seines Gesandten nicht ratificiren will, man dazu tausend Vorwaͤnde auffinden kann. Sie glauben jetzt, daß, wenn Sie diese 24 Artikel angenommen haben, man Sie anerkennen wird; ich glaube, Ihnen sagen zu muͤssen, daß ich vom Gegentheil uͤberzeugt bin; denn in den Artikeln steht kein Wort von einer Ver⸗ zichtleistung des Koͤnigs von Holland auf Belgien, welches er kraft des Wiener Traktats erhalten hat; es ist lediglich ein Trennungs⸗ Akt der beiden Theile des Koͤnigreichs; denn wenn ich daraus eine Anerkennung hervorgehen sehen sollte, so muͤßte ich den Namen des Koͤnigs der Belgier eben so gut darin siguriren sehen, als den des Koͤnigs der Niederlande. Es wird immer nur vom Belgischen Ter⸗ ritorium und niemals vom Koͤnigreich F.eh gesprochen, und man sagt immer: Se. Majestaͤt der König der Niederlande, ohne jemals von unserem Monarchen zu sprechen. Ich glaube nicht, daß die Maͤchte Holland mit Gewalt zwingen werden; aber wenn wir uns widersetzen, wird England uns bedrohen, Holland uns angreifen und Frankreich, aus Liebe zum Frieden um jeden Preis, uns aufgeben. Ich werde mich daher den 24 Artikeln unterwerfen, weil ich sonst ünerhoͤrtes Unglüͤck uͤber uns hereinbrechen sehe, und ich hoffe, alle meine Kollegen werden meinem Beispiel folgen, weil uns fuͤr jetzt kein anderer Weg des Heils offen steht.“

Die Herren von Meulenaere und van de Weyer wi⸗ derlegten einige Behauptungen des vorigen Redners. Am Schluß der Sitzung sprach sich noch Hr. Jaminé gegen die 24 Artikel aus, und zwar, wie die Zeitungen versichern, auf eine so ergreifende und rührende Weise, daß mehrere Mitglieder sich der Thränen nicht erwehren konnten. Die Herren Lebeau und Lehon drückten dem Redner mit den Worten die Hand: „Wir hoffen, daß Sie uns nicht verlassen werden.“ Die Sitzung wurde um 4 ½ Uhr aufgehoben.

Gestern hat der König in das 4te Infanterie⸗Regiment in der Ebene von Revue passiren lassen.

Brüssel, 28. Okt. Man sieht morgen oder späte⸗ stens übermorgen der endlichen Entscheidung unserer zweiten Kammer hinsichtlich der jetzt alle Europäische Publizisten beschäf⸗ tigenden Frage entgegen. Wie sehr aber auch unsere Erwartung hingehalten wird, sie lauscht doch nicht mehr gespannt auf jede Bewegung unseres Kabinettes, wir hören kaum mehr auf die apokryphischen Berichte von den geheimen Sitzungen unserer Legislatoren, seitdem das Resultat ihrer Diskusstonen schon im voraus durch untrügliche Wahrzeichen festgestellt worden; kaum hat es noch der Mittheilung eines 50 ten Protokolls, das, dem Vernehmen nach, die positive Andeutung der Maaßregeln ent⸗ halten soll, die von den Verbündeten für den Fall der Weige⸗ rung der beiden Parteien genommen werden würden, bedurft, um jeden Zweifel, wenn es in dieser Hinsicht noch einen Zwei⸗ fel gegeben hat, vollends zu beseitigen. Um so interessanter ist es aber, unter den jetzigen Umständen das Treiben des Volkes hier und im Lande zu beobachten. Es hat während der gan⸗ zen Dauer der Verhandlungen eine merkwürdige Neutralität,

Begleitung des Kriegs⸗Ministers Mon⸗Plaisir die

ja, man möchte fast sagen, Gleichgültigkeit, beobachtet. Der Beweglichkeit, mit der es im vorigen Jahre jedem Winke im Umsturze des Bestehenden Gehorsam leistete, ist ein Stumpfsinn gefolgt, der einen tieferen Grund noch ats das Bewußtseyn ha⸗ ben muß, daß jetzt nichts mehr für die zerstörende Hand zu thun sey. Die einzige erfreuliche Seite, die der Menschenfreund der Belgischen Revolution abzugewinnen wußte, das Wieder Erstehen nämlich einer alten geschichtlichen Nationalität, die Sicherüͤng einer Jahrhunderte lang vergeblich sich hindurch ringenden Volks⸗ Unabhangigkeit, bewährt sich ebenfalls als eine Täuschung. Das schöne Belgenthum, von dem so viel docirt wurde, das den Ju⸗ lius Cäsar als Gewährsmann seiner Berühmtheit citirte, lebt nur noch in den Redensarten einiger Journale; das Volk hat den Begriff desselben niemals gehabt. Nicht wie ehemals Holland zur völligen Erringung einer sich wohl bewußten, von den Spa⸗ niern tief verletzten Nationalitat, sondern angetrieben von prie⸗ sterlichem Einfluß und von Versprechungen einer goldenen Zu⸗ kunft griff es zu den Waffen. Aber der Enthustasmus, der durch materielle Mittel hervorgerufen wurde, ist vor materiellen Rücksichten auch wieder gewichen. Kaum ein Jahr ist verflossen, und das Belgenthum ist dem Volke ein bloßer Schall geworden; es spottet selber schon seiner unlängst noch gefeierten Götzenbilder, und das neu erstandene Reich wird zwar noch durch die Um⸗ stände, nicht aber durch die eigenenen Elemente, zusammenge⸗ halten. Vorgestern wurden hier auf öffentlichem Markte allerlei Effekten, die der Revolution zum Aufputz gedient hatten, drei⸗ farbige Brabanter Fahnen, Piken mit Bandern, Bionsen, Bar⸗ rikadlrungs⸗Gegenstande u. s. w. an die Meistbietenden versteigert. Umzählige beißende Sarkasmen hörte man bei dieser Gelegenheit aus dem Munde des großen Haufens. Als eine Fahne mit dem Belgischen Lowen für 70 Centz verkauft wurde, rief einer unter dem lauten Gelächter des Volkes, der Muth von Löwen (Leuven, so heißt auch auf Flamändisch der mehr noch seines Biers als seiner Universtktät wegen berühmte Ort) sey kaum einen Schuß Pulver werth. Ein anderer fragte, ob man nicht die Flandrischen Landwehrmänner (gardes civiques), deren sich Einige mit thren Holz⸗Pantinen unter den Zuschauern befanden, ebenfalls losschlagen wollte? In der That gewähren diese Vaterlands⸗Vertheidiger einen seltsamen Anblick. Ihre Offiziere schlendern hier und in der Umgegend, wo das Corps seit kurzem stationirt ist, herum, und zwar meistens in bürgerlicher Tracht, den Sabel unter dem Ueberrock. Daß sie die Bürgerkleider diesmal mitgenommen, ist ein sehr kluger Einfall. Denn be⸗ kanntlich mußten unsere Tapferen, als sie am 12. August d. J. bemüht waren, in Löwen ihre Stutzbärte abnehmen zu lassen und ihre Uniformen gegen Bürger⸗ oder Bauern⸗Kleider zu vertauschen, um auf diese Weise dem Scharfblicke des Prinzen von Oranien zu entgehen, diese letzteren sehr theuer bezahlen; begreiflich ist also die Vorsorge, daß dies nicht zum zweiten Male passiren möge. Es hat sich übrigens „die Kultur, die alle Welt beleckt,“ auf unsere garde civique noch nicht erstreckt, und dem Reform⸗Eifer des Herrn von Brouckere ist es bisher nicht gelungen, auch diese Falstaffs⸗Compagnieen in leidliches Militair zu verwandeln. Die Leute sehen aus, als wären sse nur zum Spaße zusammengekommen, und als würden ste die erste Gelegenheit benutzen, um wieder zu ihren respekriven Frauen, Pflügen und Fleischtöpfen zu kommen. Wenmm sich Herr von Meulenaere, im Widerspruche mit seinem Kollegen von Brouckere, von der Tapferkert dieser Leute nicht viel verspricht, so scheint er darin heller zu sehen, als der Kriegs⸗Minister. Mindestens ist dies die Meinung des Publikums. Das Publikum geht übri⸗ gens in seiner Lauheit so weit, daß es selbst die jetzt hier anwe⸗ senden Polen, für die sich doch sonst hier wie überall ein sehr reges Mitgefühl zeigte, ganz unbeachtet läßt. Mehrere junge Leute dieser Nation waren vor einigen Abenden im Theater, w sie durch ihre lebendige Unterhaltung und durch den slavischen Dialekt sich zwar bald bemerklich machten; doch die guten Brüs⸗ seler wollten sich in dem Genusse des Vaudevilles, das eben aufgeführt wurde, so wenig stören lassen, daß sie, statt die Frem⸗ den zu begrüßen, ihnen ein etwas ungastliches Schweigen gebo⸗ ten. Der Prozeß des Generals Duval de Beaulieu und Kon⸗ sorten, der in diesem Augenblicke hier geführt wird, er regt nicht das mindeste Interesse, und auf den Tribunen des Gerichtssaales werden eben so wenige Zuschauer gesehen, as meistens in den Logen unseres Theaters. Auch heute sind in der geheimen Sitzung der Repräsentanten⸗Kammer eine ziemliche Anzahl Reden über den Friedensvertrag gehalten worden, ohne daß sie, dem Vernehmen nach, einen sonderlichen Eindruck ge⸗ macht hätten. Baron Osy hat gestern zur Verwunderung seiner Freunde gegen die Annahme gesprochen, dürfte jedoch in seinem Wohnorte Antwerpen und in der Bank, deren Prästdent er ist, nur einen schwachen Wiederhall seiner Rede finden 3

Warschau, 30. Okt. Seine Majestät der Kaiser und Kö⸗ nig haben den General der Kavallerie, Grafen Witt, zum Rit⸗ ter des weißen Adler⸗Ordens zu ernennen geruht. 1 In der Nacht vom 23sten zum 24sten d. M. ist ein außer⸗ ordentlicher Kabinets⸗Kurier aus Wien nach St. Petersburg hier durchgegangen. 2 Am 26sten d. M. langten die Russischen Generale Rüdiger und Doktoroff, der Polnische General Stryjenski, der Staats⸗ rath Tymowski und der General⸗Visitator Johann Kanty Krzyzanowski hier an. Am 27sten traf die Gattin des hiesizen Kriegs⸗Gorwerneurs, Gräfin Witt, in der Restdenz ein. Vor⸗ gestern kamen der wirkliche Staatsrath Peicher und der Assessor Cichoy aus Thorn und gestern der Oberst Johann Lepige aue Liegnitz und die Staatsräthe Morawski aus Breslau und Faver Potocki aus Kozienice hier an. Das Ministerium der Kulte und des öffentlichen Unterrichts hat seine Geschäfte nun auch wieder begonnen. Die provisorische Regierung des Königreichs Polen hat den Staatsrath Xaver Potocki, Präsidenten der General⸗Pcokuratur, zum stellvertretenden Staatsrath im Justiz⸗Ministeriumm und den Staats⸗Referendar Johann Kanty Borakowski zum stellvertreten den General⸗Secretair in demselben Ministerium ernamnt. Am Lästen d. M. haben die Beamten des Justiz⸗Ministe⸗ riums, der höheren Gerichts⸗Behörden, die Advokaten, Sach⸗ walter und die verschiedenen anderen Gerichts⸗Beamten Sr. Ma⸗ jestät dem Kaiser und König von neuem den Eid ihrer Treue eleistet. 8 Mittelst eines Beschlusses des Königlichen Statthalters vom 17. Juni 1817 und durch nochmalige Verordnung des Minister⸗ Staatssecretairs vom 20. Juli 1820, ist der Weg vorgeschrieben, welchen die Supplikanten im Königreich Polen zu beobachten ha⸗ ben, um sich keinem nachtheiligen Verzug und die höheren Be⸗ hörden keirem Zeitverlust auszusetzen. Da indeß nichtsdestowe⸗ niger dem Präsidenten der provisorischen Regierung, Geheimerath Engel, eine bedeutende Anzahl von Bittschriften zugehen, dei

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welchen die vorgeschriebene Ordnung, sich vorher an die Unter⸗Be⸗

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