1831 / 314 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu der ihn Ludwig NXlIV. graben ließ, nämlich mit Hülfe der Ga⸗

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4 wirken. Diese ist nun erst bestimmt und sicher hergestellt, Commugication Montpellier's und Cette's mit

ddeaux war inmer mißlich und oft lange durch die schwierige Schif⸗

ve 1 gleichem Behufe von Pesten zu

olge bes zur 2nwenbung gekommenen Ge⸗ brauchs von schleyppenden Dampfbooten, die Bestimmung erfüllen,

wurde, k g

ronne eine Verbindung des Mittelmeers mit dem 8 zu 8- enn di

Toulouse und Bor⸗

fahrt über den kleinen Thausee aufgehalten. Hier lagen die Barken oft vierzehn Tage lang und warteten auf günstigen Wind. Auf dem Kanale selbst war derselbe Uebelstand. Da⸗ her waren die Waarentransporte hinsschtlich der Zeit immer precair und unbestimmt, woraus für den Handel bedeutende Nachtheile ntstanden. Dem ist nun abgeholfen. Von Cette geht künftig gelmäßig ein Dampfboot nach Agde, um die Waarenbarken iber den Thausee zu schleppen. Auf dem Kanale selbst sollen zu Posten kleine Dampfboote ver⸗ wendet werden. Dadurch gehen die Waaren künftig eben so be⸗ stimmt, wie auf der Achse, nur weit schneller. Denn diese Schlepp⸗ boote werden von Montpellier nach Beziers nur zwei, nach Nar⸗ onne vier und bis nach Toulouse neun Tage brauchen. Ein reiches Kaufmannshaus in Vordeaup steht an der Spitze dieses Unternehmens. Das zum Schleppen lber den See bestimmte Dampfboot wird auch die Schiffe aus dem Hafen Cette bugstren, vo sle bisher oft Wochen lang wegen widrigen Windes nicht her⸗ uskonnten. 1gg Aus Algier wird vom 22. Okt. geschrieben: „Ein in 40 Stunden von Oran hier angekommenes Korallenboot hat die Nachricht mitgebracht, daß in Oran eine Verschwörung entdeckt worden ist, in welche mehrere angesehene dortige Einwohner ver⸗ wickelt sind; letztere wurden verhaftet, und acht derselben ließ Ge— zeral Boyer sogleich erschießen. An der westlichen Küste von Oran ind zwei von Gibraltar kommende Schiffe bemerkt worden, welche Sardinische und Englische Flagge führten und Waffen und Kriegs⸗ Munition ans Land werfen wollten. Der von mehreren kriege⸗ rischen Stämmen unterstützte Kaiser von Marokko hat noch im⸗ ner Truppen in Tremezen; seine Partei findet in dieser Provinz iel Anhang. Das zweite Bataillon der Fremden⸗Legion ist auf den Fregatten „Galathée“ und „Artemise“ hier angekommen, welche dagegen zwei Bataillone des 20sten Linien⸗Regiments nach Frankreich zurückführen werden.“ b Der hisherige Befehlshaber der Französischen Oecupations⸗ Brigade in Morea, General Schneider, hat folgendes Schreiben an die Redaction des Temps gerichtet: „In dem Augenblicke, wo das an dem Grafen Capodistrias begangene Verbrechen eine Menge von Urtheilen über diesen Staatsmann hervorruft und seine Feinde, ja vielleicht seine Mörder, es wagen werden, ihre angebliche ruhmvolle Hingebung zu vertheidigen, ist es die Pflicht des rechtlichen Mannes, seinem Andenken die verdiente Gerech⸗ tigkeit widerfahren zu lassen und die Freunde der Freiheit auf den Mißbrauch aufmerksam zu machen, den man von ihrem hochherzigen Sinne in der Ferne machen kann. Graf Capodistrias besaß allerdings großen Ehrgeiz; dieser ward aber in Griechen⸗ land zur Vaterlandsliebe und Hingebung, die um so aufrichtiger waren, als er allein im Stande war, die Bedürfnisse des Lan⸗ des zu begreifen und es vor der Anarchie zu retten. Er re⸗ gierte es, wie er regieren zu müssen glaubte, indem er un⸗ ermüdet zu Gunsten der Massen gegen die Anmaßungen einiger Familien und Individuen kämpfte. Die Aristokratie, die nur nach Privilegien für sich und nach Unterdrückung des Vol⸗ kes dürstet, hat ihn unter dem Vorwande der Freiheit getödtet. Die Englische Politik unterstützte seine Feinde, denn England fürchtete nichts so sehr, wie die Konsolidirung und Macht des Griechischen Staats. Ohne Zweifel hat Graf Capodistrias

manche Interessen und namentlich manche Ansprüche verletzt, in⸗

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Wachen umgab, oder andere Vorsichtsmaaßregeln traf.

Chef einer fremden Negerung war,

dem er die Massen, auf die allein er sich stützte, emancipiren ollte. Aber was für Interessen und Ansprüiche waren ihm ent⸗ gegen! In einem Lande, das noch unlängst in tiefer Sklaverei geschmachtet hatte, mußte er oft despotische Formen und Maaßregeln an wenden, aber man berücksichtige die Umstände und seine Absichten. Der Präsldent von Griechenland lebte von seinen eigenen Ein⸗ künsten und hat den Sparpfennig der Wittwe nie in Pomp und Reprasentation verschwendet, noch einen seiner kostbaren Augen⸗ blicke der Etiquette aufgeopfert. Um den Muth seiner Mörder in sem rechtes Licht zu stellen, bemerke ich, daß er sich me⸗ 8. Ich sehen, und wie er, nur von einigen durch Massen bewaffneter Menschen Politik mißtrauisch, da er aber seinem edlen Beneh⸗ ugenden muß ich volle Gerechtigkeit wi⸗

abe ihn Morea durchreisen Civilveamten begleitet, sich durchdrängte; oft war ich gegen seine

nen und seinen hohen

derfadren lassen.“ . Die Quotidienne giebt in einem Schreiben aus Edim⸗

urg vom 10. Okt. folgende Notizen über die Erziehung des Herzogs v. Bordeaux: Früh von 6 ¾ bis 8 ¾ Uhr Unterricht in der Französischen Grammatik und min der Deutschen Sprache; ne Viertelstunde für das Frühstück; hierauf Lateinischer Unter⸗ icht bis 9 ¼ Uhr; der Prinz hat das Studium dieser Sprache erst im Januar 1829 angefangen und explicirt bereits den Cä⸗ sar; dann macht er der Konigl. Familie einen halbstündigen Besuch und übt sich hierauf im Schießen mit der Pisiole, worin er bereits große Fertigkeit erlangt hat. Von 11—12 Uhr Un⸗ terricht in der Umversalgeschichte und schriftliche Analyse des in den Frühstunden Gelernten. Um 12 Uhr zweites Frühstück, um 2 Uhr Reit⸗ und Fecht⸗Uebungen, mit Seebädern und Spa⸗ ziergängen abwechselnd; um 4 Uhr, einen Tag um den anderen Jabwechfelnd, Zeichnen und Geogrvphie; um 5 Uhr Englische Sprache; um 6 Uhr Mittagsmahl, nach demselben Erholung im Salon; um 8 ½ Uhr Abendgebet, dem die Königl. Familie bisweilen beiwohnt.

Der Verfasser eines Gedichtes, worin die Hoffnung ausge⸗ sprochen wurde, daß der Herzog von Bordeaur einst nach Frank⸗ reich zurückkehren und als König herrschen werde, Herr Léonce de Lacomté, so wie der Redacteur der Gazette du Languedoc, der dieses Gedicht aufgenommen hatte, sind von den ALssisen des

Devartements des Gers von der Anklage, die Thronfolge⸗Ord⸗ nung angegriffen zu haben, freigesprochen worden.

Der Mexikanische General Negrete besindet sich in Havre und wilk sich hierher begeben. Aus Mexiko vertrieben, hatte er sich zunächst nach den Vereinigten Staaten zurückgezogen; er genießt von der Mexikanischen Regierung eine Pension von 15,000 Fc.

Die hiesigen Bühnendichter versammelten sich vorgestern im Winter⸗Tivoli, um eine Protestation gegen die neulich von der Regierung ausgeübte Theater⸗Censur zu unterzeichnen. Die Ver⸗ sammlung war aber nicht sehr zahlreich.

Von Victor wird nächstens ein Band neuer Poesieen „die Herbstblumen“ betitelt, erscheinen.

Großhritanien und Irland. London, 3. Nov. Der König traf gestern Nachmittaz

8 gegen 2 Uhr von Brighton im St. James⸗Palast ein. Um

3 Uhr hielten Se. Maj. Cour und präfldirten später einer Ge⸗ heimeraths⸗Sitzung, worin nachstehende Proclamation beschlossen und eine Belohnung von 1000 Pfd. Sterling auf die Entdek⸗ kung der Anstister der Unruhen in Bristol, Nottingham, u. s. w. gesetzt wurde.

„Proclamation des Koͤnigs. William Rerx. In Be⸗ tracht, daß in verschiedenen Theilen von Großbritanien, besonders an den Orten Derby und Nottingham und in der Stadt Bristol⸗ aufruͤhrerische Volks⸗Versammlungen stattgefunden haben und Ge⸗ waltthaͤtigkeiten der allerheftigsten Art sowohl gegen Personen als Eigenthum verschiedener Unserer Unterthanen begangen worden sind; in Betracht, daß alle Schranken des Gesetzes und der Ordnung durch jene zuͤgellosen Massen umgestuͤrzt und mit Fuͤßen getreten, Privat⸗ haͤuser mit Gewalt erstuͤrmt, gepluͤndert und in Brand gesteckt, die gewoͤhnlichen Gerechtigkeits⸗Verhandlungen gewaltsam unterbrochen, die Kriminal⸗Gefaͤngnisse erbrochen und zerstoͤrt, Uebelthaͤter und Verbrecher in Freiheit gesetzt worden sind, zum groͤßten Nachtheil und zur groͤßten Gefahr fuͤr das allgemeine Wohl und zum Umsturz der bestehenden Regierung; in Betracht, daß die Wohlfahrt und das Gluͤck aller Nationen, naͤchst dem Schutze der gottlichen Vorsehung, allein von der Befolgung und von der Macht der Gesetze abhaͤngt; in Betracht endlich, daß es Unser fester Entschluß ist, die Uns auf⸗ erlegte Pflicht, den oͤffentlichen Frieden zu behuͤten, und die Gewalt, welche Wir zum Schutze aller Unserer Unterthanen besitzen, streng auszuüͤben, getreu zu erfuͤllen, und daß Wir daher entschlossen sind, die oben erwaͤhnten boshaften und schaͤndlichen Handlungen zu un⸗ terdruͤcken haben Wir es nach der Ansicht Unseres Geheimen⸗ Rathes fuͤr angemessen erachtet, diese Unsere Koͤnigliche Proclama⸗ tion zu erlassen, wodurch Wir alle Unsere getreuen Un⸗ terthanen feierlichst warnen, gegen jeden Versuch, das Gesetz zu verletzen, auf ihrer Hut zu seyn und sich jeder Handlung zu ent⸗ halten, welche mit dem Frieden und der gesellschaftlichen Ordnung unvertraͤglich ist. Wir befehlen hierdurch allen Sheriffs, Friedens⸗ richtern, oberen Magistratsversonen von Staͤdten, Burgflecken und Corporationen und uͤberhaupt allen Magistratspersonen in Groß⸗ britanien, auf eine wirksame Weise alle Tumulte, Aufstaͤnde, Ge⸗ waltthaͤtigkeiten und Friedensbruͤche in ihren resp. Gerichtsbezirken zu unterdruͤcken und sogleich sorgfaͤltige Untersuchungen anzustellen, um die Anstifter und Veruͤber der oben erwahnten aufruͤhrerischen und schaͤndlichen Handlungen zu entdecken und vor Gericht zu stel⸗ len. Ferner ermahnen, verpflichten und befehlen Wir allen Unseren getreuen Unterthanen von jedem Rang und Stand ernstlich und feierlich, bei dem ersten Anschein oder der ersten

ten Befuͤrchtung aͤhnli⸗ cher Auftritte, wie die oben erwaͤhnten, aufzutreten, wie es ihre Pflicht gegen Uns, ihre

Ruͤcksicht fuͤr das allgemeine In⸗ teresse und die Schuldigkeit gegen das Gesetz verlangt, indem sie durch thaͤtige Unterstuͤtzung und

wirksamen Beistand den Bebörden beistehen, dem Gesetz gegen die

Uebelthaͤter Ansehen zu verschaffen und ihre Mithuͤrger in dem Genuß ihres Eigenthums und in der Ausuͤbung ihrer Rechte

gegen jeden gewaltsamen, unge⸗

setzlichen und unconstitutionnellen Angriff zu beschuͤtzen. Gegeben an Unserem Hofe im St. James⸗Palast, am 2ten Tage des Novem⸗ bers 1831 und im 2ten Jahre Unserer Regierung.“ 8 Unmittelbat nach der Geheimeraths⸗Sitzung kehrte der Kö⸗

nig nach Brighton zurück. Die Kabinets⸗Minister versam⸗ melten sich in der Wohnung des Grafen Grey in Downing⸗

Street und hielten daselbst einen Kabinets⸗Rath.

Der Prinz Friedrich von Würtemberg ist wieder hier einge⸗ troffen. Se. Königl. Hoheit, der Herzog von Susser, hat die in der Nähe von Maidstone gelegene ehemalige Besitzung William Penn's, des Gründers von Pensylvanien, gekauft.

Der Präsident der Handels⸗Kammer, Herr Powlet Thom⸗ son, ist nach Frankreich abgereist. Vorgestern ist hier ein Cou⸗ rier aus Brüssel mit der Nachricht angelangt, daß die Belgische Repräsentanten⸗Kammer die Friedens⸗Beschlüsse der Konferenz angenommen habe. .

Unser nach der Schelde gesandtes Geschwader ist, nachdem es von einem Sturm überfallen worden, zum größten Theile nach den Dünen zurückgekehrt. Ein Schreiben aus Deal vom 2ten d. M. enthält darüber Folgendes: „Gestern Abends sind hier von dem Geschwader aus der Nordsee die Fregatte „Imo⸗ gene“ und die Korvette „Tweed“ und heute die Fregatten „Cu⸗ racao“, „Galathea“, „Tribune“ und „Stag“, so wie die Brigg „Brisk“, angekommen. Die Flotte hatte, als sie der Holländi⸗ schen Küste sich näherte, einen schweren Sturm zu bestehen, in Folge dessen der Admital signalisirte, daß jedes Fahrzeug für slch selbst zu sorgen habe und nach dem Sammelplatz in den Dünen zurückkehren solle. Die drei Linienschiffe und der üibrige Theil des Geschwaders liegen vor dem Galloper⸗Light vor Anker, wo⸗ hin heute Mittag die Brigg „Oxyn“ mit Depeschen für den Contre⸗Admiral Warren abgegangen ist.“

Vorgestern erschien Sir Charles Wetherell zum ersten Male wieder im Gerichtshofe des Vice⸗Kanzlers und empfing daselbst die Glückwünsche seiner Freunde wegen seiner wunderbaren Ret⸗ tung in Bristol. Es heißt, daß eine Special⸗Kommission dahin gesandt werden wird, um den Aufrührern den Prozeß zu machen.

Ein ein der Times enthaltenes Schreiben aus Bristol vom gestrigen Tage spricht sich zunächst gegen die Meinung aus, daß dem dortigen Aufruhr irgend eine prämeditirte Absicht zum Grunde gelegen habe; derselbe sey vielmehr nur durch die un⸗ zeitige Ankunft des Sir Ch. Wetherell, der sich durch seine im Unterhause geschehenen Aeußerungen in Bezug auf Bristol ver⸗ haßt gemacht habe, veranlaßt worden. „Jetzt“, heißt es weiter in diesem Schreiben, „scheinen die Einwohner wie von einem grausenhaften Traume zu erwachen. Sie fragen sich, wie es möglich sey, daß solche Dinge vorgehen konnten, und Schaam und Aerger verwischen fast den Eindruck, den die fürchterlichen Ereignisse zurückgelassen haben. In der That ist es kaum zu begreifen, wie es einem Häuflein unerwachsener Bösewichte, be⸗ trunkener Hafen⸗Arbeiter und liederlicher Weibsbilder gelingen konnte, solche teuflische Ausschweifungen zu begehen, bei denen so viele Menschen das Leben einbüßten und mindestens 400,000 Pfd. Sterl. an Eigenthum verloren gingen, und die einen Schat⸗ ten auf die moralische Würde der Englischen Nation werfen, deren hdöchster Stolz diese Würde immer gewesen ist. Die ge⸗ wöhnliche Orts⸗Polizei würde, wenn ste mit Verstand geleitet worden wäre, im Stande gewesen seyn, einen fürchterlicheren Tumult als den zu unterdrlicken, der so schreckliche Folgen ge⸗ habt hat. Das Gesindel, von welchem das Grafschafts⸗Gefäng⸗ niß angegriffen wurde, bestand kaum aus 100 Personen, die noch dazu größtemheils unerwachsen waren. Selbst da, wo die Ver⸗ wüstungen am größten gewesen, waren die Plünderer nicht im Stande, einem gut geleiteten Angriffe langen Widerstand zu lei⸗ sten. Hätten die Konstablers beim Rathhause, statt in den Pö⸗ bel unmützer Weise einzudringen und ihn zu erbittern, eine feste gebieterische Stellung eingenoemmen, so wuürde auch, wie man allgemein glaubt, die öffentliche Ruhe nicht weiter gestört wor⸗ den seyn.“ Der Mayor, dem in dieser Hinsicht sehr viele Vorwürfe gemacht werden, ist von der Bristoler Handels⸗Kam⸗ mer aufgefordert worden, sich zu rechtsertigen. Von dem gestoh⸗ lenen Gute ist der größte Theil schon wieder herbeigeschafft und auf der Börse deponirt worden. Unter den der Theilnahme an der Plünderung verdächtigen Einwobhnern befindet sich nicht Einer,

der eine Wohnung von 10 Spfd. jährlicher Miethe besitzt. Aus

London ist ein General angelangt, der jetzt das Militair⸗Kommant. in Bristol führt. Lußer den Lmien⸗Truppen befinden sich daselh auch vier Detaschements der reitenden Neomanry von Somersen shire. Der Verlust an Häusern allein, den die Stadt erlitta hat, wird auf 300,000 Psund geschätzt. Der Brand wurde in einer Entfernung von 30 (Engl.) Meilen deutlich gesehen. 0 nahm durch den unglücklichen Umstand überhand, daß ein grofeg Spiritus⸗Lager in Flammen gerieth, so daß Ströme glühenzn Lohe durch die Straßen wogten. Unter den Theilnehmern an

diesen Gräuelscenen befindet sich, so viel man weiß, Niemand

der nur irgend zu den besseren Klassen gezählt werden könnte, allein das rohe Gesindel wird noch eine Zeit lang im Zaum za halten werden müssen, da es gedroht hat, die Rateliffe⸗Kirce und das Haus des Predigers Wish, emes Anti⸗Reformers, verbrennen. Während der Unruhen wurde übrigens kein Umm schied zwischen Reformers und Anti⸗Reformers gemacht. Unta dem Pöbel befanden sich Brandstifter, die ziemlich weit herge kommen waren.

Am 1. Nov. hielt Hr. Hunt seinen Einzug in Mancheste, Er wurde schon eine Meile vor der Stadt von einer groset Menge Volkes, lediglich aus den niedrigsten Klassen bestehemn, empfangen, unter deren Geleite und Geschrei er in die Stal einzog. Von den anständig gekleideten Leuten auf den Straßm wurde er mit Zeichen der Verachtung und des Mißfallens ane genommen. Auf dem großen Platz angekommen, bestieg Hum ein daselbst errichtetes Gerüst, um den Pöbel zu haranguiren. (. begann seine Rede mit den Worten: „Ich fange damit an, du Lebehoch's vorzuschlagen; nicht für den König, nicht für die Ke⸗ nigin, nicht für die Torys, nicht für die Whigs, nicht für Bischöfe sondern für das Volk!“ Dieser Eingang fan bei seinen Zuhörern großen Beifall, welche die in Antap gebrachten Lebehochs mit bedeutendem Geräusch exekutirten. Nachdem die Ruhe einigermaßen wieder hergestellt war, seza Hunt seine Rede sort und ergoß sich in die bittersten Klagen über das Ministerium und über die Reform⸗Bill, welche letzten, seiner Ansicht nach, den arbeitenden Klassen auch nicht den aller geringsten Vortheil gewähre. Die Londoner Zeitungen ständen in Solde der Whigs, und ste hätten größtentheils den besonderen Anf⸗ trag, ihn (Hunt) anzugreifen, und dies aus keinem anderen Grunde, als weil er sich der arbeitenden Klassen annehme. Da das Wa⸗ ter nicht sehr günstig war, so unterbrach sich Hunt mitten in seing Rede und sagte: „Da die guten Parlaments⸗Mitglieder rar sind,se setze ich meinen Hut auf, um micch nicht zu erkälten.“ Schliez⸗ lich tadelte der Redner noch Herrn O'Connell, daß er ein Ame angenommen habe, konnte aber des hierbei entstehenden lauta und allgemeinen Gemurres halber diesen Gegenstand nicht aus⸗ führlicher erörtern, sondern fand sich lieber veranlaßt, zu erklärmn, daß er eigentlich Herrn O'Connell nicht so sehr tadele, indem derselbe vielleicht glaube, in seiner neuen Lage dem Lande bessen Dienste leisten zu können. Die Masse geleitete hierauf den Herrn Hunt nach seiner Wohnung und ging dann ruhig aus einander. 1

Der für die Stadt London ernannte Gesundheits⸗Rath hat verschiedene Anordnungen in Bezug auf bessere Reinigung da Straßen und Lüftung der Häuser erlassen. Die Kirchspiel⸗ Beamten werden aufgefordert, dazu beizutragen, daß sich im Volke keine ungegründete Besorgnisse verbreiten, indem der Grsundheits⸗Zustand in der Stadt nach wie vor gut sey.

Niederlande.

Aus dem Haag, 6. Nov. In der gestrigen öffentlichn Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten ist nichts da allgemeinem Interesse verhandelt worden. Ein neues Mitglich Hr. Boddaert, wurde vereidigt, und mehrere Bittschriften ge gen einige im Budget vorgeschlagene Steuern kamen zun Vortrage. .

Vom September 1830 bis zu demselben Monat des lau⸗ fenden Jahres hat die ordentliche Staats⸗Einnahme 286,463 26 ½ Cts. weniger, die außerordentliche ader 336,527 N. 28¾ Cts. mehr betragen, als im Budget veranschlagt wep⸗ den war.

Nach dem an der diesseitigen Gränze von Nord⸗Brabant gelegenen Dorfe Reusel sind dieser Tage einige Belgische Uhso⸗ nen gekommen, nachdem stie sich überzeugt hatten, daß keine Ho länder dort lägen. Sie ließen sich Einiges dort reichen und gm⸗ gen dann wieder ab.

Sämmtliche vor kurzem abgesegelte Niederländische Kriege⸗ schiffe sind nun nach Vliessingen zurückgekehrt. Diese Festung die nächstens eine Besatzung von 4 5000 Mann erhalten wil, wird von allen Seiten bedeutend verstärkt und mit schweren Ee schützen versehen.

Brüssel, 5. Nov. Durch eine Königl. Verfügung vomg 2ten d. ist an mehreren Orten die Errichtung von Gesundheitt⸗ Kommisstonen angeordnet worden. 8

Der Belgische Moniteur enthält Betrachtungen übde den politischen Zustand Europa'’s und sucht zu erweisen, daß ge⸗ gründete Aussicht zur Erhaltung des allgemeinen Friedens ver⸗ handen sey. Am Schlusse dieser Betrachtungen heißt es: „Um auch Belgien ist gezwungen worden, Opfer zu bringen, den edes sten Gesinnungen Stillschweigen aufzuerlegen und lästigen Be dingungen seine Zustimmung zu ertheilen. Die Konfereng hal von uns, im Interesse von Europa, welches um jeden Preis de bestehenden Ungewißheit ein Ende machen will, die Annahme eines Friedens⸗Traktats verlangt, dessen Artikel sie diktirt hat. Wn haben einiges Recht, uns zu beklagen; denn wir erkennen die Anen⸗ kennung theuer, welche uns die Mächte zusschern. Aber es galt den Frieden, es galt selbst die Existenz Belgiens und so haben wir ung etner traurigen Nothwendigkeit fügen müssen. Aber die Opft- denen wir uns unterzogen haben, sind ein Beweggrund meswy um die Regierung anzuregen, den Weg ausgedehnter Verbese⸗ rungen einzuschlagen, damit jene Opfer weniger auf uns lasten. Darauf muß jetzt die öffentliche Aufmerksamkeit und die Thätit⸗ keit der Regierung gerichtet seyn. Die Presse muß es sich jeßt besonders angelegen seyn lassen, alle gemeinnützliche Maaßregelt zu bezeichnen und auf deren Ausführung zu dringen. Das am langend, was die Konferenz in Bezug auf unsere auswärtigen Verhältnisse festgesetzt hat, so beschaftigt besonders die Frage wes gen der Abzugswege die meisten Gemüther. Man fiürrchtet die Hindernisse, welche, wie man glaubt, Holland unserer kommel⸗ ziellen Entwickelung entgegenstellen wird. Wenn man aber be⸗ denkt, daß die Mächte, die den Frieden erhalten wollen, ein Ju⸗ teresse dabei haben, in Belgien keinen Keim des Mißvergnls⸗ gens bestehen zu lassen, welcher früher oder später einen Aubs bruch herbeiführen müßte, der neue Europäische Unruhen vel⸗ anlassen könnte, so muß man auch annehmen, daß die Mächte sich nicht darauf beschränken werden, den Friedens⸗Trat⸗ tat schriftlich zu garantixen, sondern auch für die strenge Ausfüh⸗ rung desselben Sorge tragen werden. Uind übrigens ist unseg Handel für Deutschland so vortheilhaft, daß wir seiner aufrichtt⸗ gen Mitwirkung bei dieser Gelegenheit versichert seyn können. Un⸗

v1 8 8 h

* Zukunft ist in der That nicht so bedenklich, als man sich ein

bergnügen daraus gemacht hat, sie zu verkünden; man wird

anche trübe Prophezeiung zurücknehmen müssen. Wenn die gegierung sich dem ihr gewordenen Auftrag gewachsen zeigt; wenn e sich es beständig angelegen seyn läßt, dem Lande die materiel⸗ u Verbesserungen zu verschaffen, welche seine Lage erfordert; henn alle Bürger ihre Zwistigkeiten aufgeben und sich zu einem inzigen Zwecke, das Wohl des Vaterlandes zu besördern, verei⸗ igen, so kann Belgien noch glückliche Tage erleben.“

Am 28sten v. M. haben in Antoing, im Distrikt Tournay,

Pidersetzlichkeiten gegen die öffentliche Gewalt stattgefunden. im Tage, wo die Ziehung durch das Loos zum 1sten Aufgebot er Bürgergarde stattfinden sollte, bildete sich gegen 9 Uhr Mor⸗ ens ein zahlreicher Haufe vor einem der Säle des Stadthau⸗ es und beklagte sich laut über die Ungerechtigkeiten, welche bei er Ziehung, und namentlich bei der Ausmusterung, stattfänden. als die Gendarmerie sich näherte, um den Haufen zu zerstreuen, urde sie von allen Seiten mit Steinwürfen empfangen, und ei Gendarmen wurden, gefährlich verwundet, zu Boden ge⸗ reckt. Der Magistrat befahl nun den Truppen, anzugreifen, ud die Ruhestörer wurden darauf, nachdem Einer von ihnen ge⸗ dtet und Mehrere verwundet worden waren, auseinanderge⸗ jeben. Auch in Gilly, im Distrikt von Charleroi, sind erust⸗ che Unruhen vorgefallen. Das Volk wollte daselbst den Zie⸗ ungssaal stürmen, und hatte ein Theil der Bürgergarde zu dem ude gemeinschaftliche Sache mit ihm gemacht. Nur mit vieler treußung gelang es der Gendarmerie, die Ruhe wieder her⸗ istellen. 1 Einem unverbürgten und nicht wahrscheinlichen Gerüchte zu⸗ ogge, hätte das Haus Rothschild der Belgischen Regierung an⸗ eboten, eine Anleihe mit ihr zu 80 pCt. abzuschließen. Man agt, daß in diesem Fall die Obligationen der gezwungenen An⸗ ihe von 12 Millionen bei den Abgaben von 1832 an Zah⸗ gsstatt angenommen werden würden.

Der General Belliard und Hr. van de Weyer haben gestern nterredungen mit dem Könige gehabt.

Gent, 4. Nov. Das Bataillon der Lütticher Bürger⸗ ßarde, welches bisher kasernirt war, ist heute in die neue Cita⸗ elle verlegt worden.

Es scheint, daß die Maaßregel, eine Armen⸗Taxe aufzule⸗ en, von unserem Magistrat gänzlich aufgegeben worden ist. san hat, um den zahlreichen Nothleidenden zu Hülfe zu kom⸗ en, zu einem gesetzmäßigeren Mittel seine Zuflucht genommen. je Mitglieder des Wohlthätigkeits⸗Bureaus werden heute in egleitung einiger Geistlichen von Haus zu Haus gehen, um nterschriften zu freiwilligen Beiträgen einzusammeln.

8 Dantsichland⸗

München, 6. Nov. Auch die Bürgerschaft von Wasser⸗ rg hat, nach dem Beispiele der hiesigen und anderer Stadt⸗ meinden des Königreichs, Sr. Majestat dem Könige die Ge⸗ unungen treuer Ergebenheit in einer besonderen Adresse darge⸗ gt, an deren Schlusse es heißt: „Mögen auch Manche, mit schmerzen sagen wir es, den Beispielen aus der Ferne huldi⸗ n und nicht so ganz im Sinne des getreuen Baierschen Vol⸗ z denken, reden und handeln, wir Bürger Wasserburgs werden vom Ungestüm der Zeit nicht hinreißen lassen, uns ist die lerhöchste Person Eurer Königl. Majestät und das bestehende soöch in jeder Beziehung heilig und unverletzlich. Unerschütter⸗ hin der Liebe, Treue und Anhänglichkeit an Eure Königliche gjetät und fest im Vertrauen an die erprobte Weisheit unse⸗ rüRegierung, erkennen wir die getroffenen und zu treffenden erfügungen, als aus dem besten Herzen fließend, ohne Partei⸗ d Selbstsucht an, jeder leiseste Wink Eurer Königl. Majestät, ilcher nur zu unserem Besten führen kann, wird uns über schwüre seyn; den ausgesprochenen Grundsatz einer weisen parsamkeit empfangen wir jedoch ohne Beschränkung der sllerhöchsten Person im Wohlthun und im Glanze des Hofes nd des Staates mit ewigem Danke, und in der nach den siehenden Staats⸗Grundgesetzen geregelten Freiheit der Mei⸗ aungen wollen wir leden und wirken. Obgleich gering an Zahl, och den Bürgern der Hauptstadt an Fürst⸗ und Vaterlandsliebe sct nachstehend, bitten wir, uns Allerhuldvollst denselben an⸗ greihen und uns mit diesen als die beharrlichen Verfechter Baierns usendjährigen Throns Allergnädigst anzuerkennen.“

In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeord⸗ eten begann die Berathung über die Anträge, die Verhältnisse wisraelitischen Glaubensgenossen betreffend. Alle Redner, ohne usnahme, sprachen sich sür die Aufhebung der Ausnahmegesetze gen die Juden aus, welche die nämlichen Pflichten und Lasten, se die anderen Staatsbürger, trügen; es müsse daher der in Verfassung ausgesprochene Grundsatz: „Gleichheit vor dem beäset“, auf sie angewendet werden. Die mosaischen Gesetze hen rein, gut und moralisch und der Meineid mit den größ⸗ Strafen bedroht. Die Juden seyen zu der Zeit ihrer Selbst⸗ ündigkeit ein gewerbfleißiges, tapferes Volk gewesen. Die pfere, hartnäckige Vertheidigung von Jerusalem sey mit der on Saragossa zu vergleichen. Die Uebderlegenheit im Handel hre daher, weil sie kein Eigenthum erwerden könnten, mithin —r Vermögen beständig disponibel in der Tasche hätten. Man Uüihnen die Zersplitterung erlauben, indem man ihnen die An⸗ sigmachung erleichtere, so wie den Ankauf von Grund⸗Eigen⸗ hum. Dadurch, und wenn man sle unbedingt emancipirt, werde r Schacherhandel, welchen sie so häufig trieben, immer mehr bnehmen. Ein Volk, das seit 1800 Jahren heimathlos herum⸗ t, überall unter dem größten Druck lebe, müsse, in morali⸗ her Hinsicht, tief sinken. Um gleicher Ursachen willen mache kan den Christen im Orient die nämlichen Vorwürfe, welche r die Juden erduldeten. In Frankreich, wo sie alle staats⸗ rgerliche Rechte genössen, habe der Mmister den israelitischen laubensgenossen öffentlich das schönste Zeugniß gegeben. Ihre kligion soll fernerhin nicht mehr, wie bisher, ihnen zum Fluch tichen. Nach Beendigung der Debatten faßte die Kammer genden Beschluß: „Se. Majestät den König im versassungs⸗ äßigen Wege zu bitten, vor Allem eine genaue Reviston der ber die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen bestehenden keroordnungen vornehmen und den Entwurf eines auf Beseiti⸗ ang der gegründeten Beschwerden der Judenschaft und die Er⸗ schterung ihrer bisherigen bürgerlichen Verhältnisse zielenden Ge⸗ zes den Ständen des Reichs vorlegen zu lassen.“

Kassel, 8. Nov. Der am 5ten d. M. von dem Land⸗ gs⸗Commissair der Stände⸗Versammlung vorgelegte Entwurf er allgemeinen Städte⸗ und Gemeinde⸗Ordnung für Kurhes⸗ in besteht aus drei Büchern und 182 Paragraphen. Das erste zuch, welches allgemeine Bestimmungen enthält, ist in vier Ab⸗ nitte getheilt. Der erste Abschnitt begrelft die Grundlagen t Gemeinde⸗Verfassung. Jede Gemeinde soll neben der vorlie⸗ den Gemeinde⸗Ordnung Statuten erhalten, welche die genaue sistelung aller Punkte, hinsichtlich deren im Gesetze Verschie⸗ nheiten innerhalb gewisser C

ränzen nachgelassen sind, oder hin

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sichtlich beren auf die Statuten verwiesen ist, umfaffen und in⸗ soweit hloß der Bestätigung der Regierung bedürfen; ausnahms⸗ weise können die Statuten auch Abweichungen von dem Gesetze enthalten und bedürfen alsdann der mit Zustimmung der Land⸗ stände erfolgenden landesherrlichen Bestätigung. Der zweite Ab⸗ schnitt handelt von der Bildung der Gemeinden und deren Um⸗ fang. Jeder Theil des Landes, mit Einschluß der Domainen⸗ und Rittergüter u. s. w., muß zu dem Bezirk einer Gemeinde gehören. Der dritte Abschnitt handelt von den Mitgliedern der Gemeinden. Allle selbstständige, in der Gemarkung Wohnsitz⸗ recht habende Personen sind Gemeinde⸗Glieder und haben ent⸗ weder 1) bloß Einwohner⸗Recht, oder 2²) Beisitz⸗Recht, oder 3) in den Städten Bürger⸗Recht, so wie in den Dörfern Nach⸗ bar⸗Recht. Jedes neue Gemeinde⸗Glied muß in der Regel ein in den Statuten jeder Gemeinde möglichst gering zu bestimmen⸗ des Einzugs⸗Geld entrichten. Der Ate Abschnitt spricht von der Ober⸗Aufsicht des Staats. Ueber „diezenigen Leistungen, welche zum Zwecke der, der Leitung und Fürserge der Staats⸗Regie⸗ rung unterliegenden, öffentlichen und sich zugleich als örtlich dar⸗ stellenden Einrichtungen, namentlich des Kirchen⸗, Unterrichts⸗, Armen⸗ und Polizei⸗Wesens, erforderlich sind“, wird in beson⸗ deren Gesetzen das Nöthige angeordnet werden; bis dahin aber bleiben die bisherigen Gesetze und Eimrichtungen in Kraft. Das Gemeinde⸗Vermögen ist den Staats⸗Kassen gegenüber als Pri⸗ vat⸗Vermögen zu betrachten und darf in keinem Falle als Staatsgut behandelt oder unter die unmittelbare Verwaltung der Staats⸗Behörden gezogen werden. Das zweite Buch (§§. 37 bis 130.) enthält die Städte⸗Ordnung. Der erste Abschnitt der⸗ selben handelt von den Mitgliedern der Stadt⸗Gemeinden, deren Rechten und Pflichten. Der §. 37. lautet: „Nur Bürger dür⸗ fen in den Städten a) ein zünftiges Gewerbe, oder Bierbraue⸗ rei, oder Branntweinbrennerei, oder Handel irgend einer Art, mit Ausnahme des Trödel⸗ und Höker⸗Handels, oder Wechsel⸗ Geschäfte, oder eine Fabrik, oder Gastwirthschaft betreiben; b) an der Wahl der Stadtraths⸗Glieder und des Bürger⸗Ausschusses Theil nehmen, oder als solche gewählt werden. Der Innbegriff aller dieser Befugnisse macht das volle Bürger⸗Recht aus; der Verlust der unter b. genannten beschränkt es auf das Minder⸗ volle.“ Im §. 40. werden von dem Erwerbe des Bürger⸗Rechts diejenigen ausgeschlossen, welche entweder nach §. 67. der Ver⸗ fassungs⸗Urkunde nicht bei den Landtags⸗Wahlen konkurriren kön⸗ nen (wegen entehrender Vergehen, Kuratel und Konkurs; nur das Alter ist statt des 30ͤten Jahres auf die Volljährigkeit ge⸗ setzt), oder einen anstößigen Lebenswandel führen.

Jan

Neapel, 21. Okt. Die neueste Zeitung von Palermo enthält folgenden offiziellen Artikel: „Palermo, 13. Okt. 1831. Die ganze Bevölkerung dieser Hauptstadt, in ihrer gewöhnlichen Ruhe gestört, am Leben und in ihren Glücksgütern bedroht und getroffen von der schweren Beleidigung, zu einer schimpflichen Unordnung aufgefordert worden zu seyn, war äußerst begierig, die Urheber des unsinnigen Attentats am Abend des ersten Sep⸗ tembers zu kennen, und beobachtete mit einer ganz ungewöhnli⸗ chen Ungeduld die Schritte der Polizei. Dieser aber war es schon, bevor noch ein Monat verging, gelungen, beinahe alle die⸗ jenigen zu entdecken und der bewaffneten Macht zu überlie⸗ fern, auf welche die öͤffentliche Aufmerksamkeit in dieser Hin⸗ sicht gerichtet war. Der Commissait Tamajo, in seiner Eigen⸗ schaft als Beamter der gerichtlichen Poligei, unermüdlich unter den Augen des General⸗Direktors derselben arbeitend, sam⸗ melte die Beweise ein und suchte die Fäden des ver⸗ rätherischen Gespinnstes zu entwirren. Dreißig Individuen befanden sich schon in den Händen der Justiz, mit In⸗ begriff von fünf derselben, die der Mitwissenschaft des Ver⸗ brechens und eines sträflichen Stillschweigens darüber beschul⸗ digt waren. Andere fuͤnf, in starkem Verdachte begriffen, hiel⸗ ten sich noch verborgen, und fernere sechs, gegen die man noch keine so klare Anzeigen hatte, um ste den Gerichten zu über⸗ antworten, verblieben in polizeilicher Haft, zur Vervollständigung der schon angefangenen Untersuchung. Indem sich nun die Sa⸗ chen in diesem Zustande befanden, hat Se. Königl. Hoheit der Prinz Statthalter, von der ihm von Sr. Majestät ertheilten Machtvollkommenheit Gebrauch machend, durch einen Beschluß vom 3ten d., mit Beiziehung des General⸗Prokurators des Kö⸗ nigs beim hiesigen großen Civil⸗Gerichtshofe, als Gerichts⸗Per⸗ son, eine Militair⸗Kommisston ernannt, um die als Theilnehmer der Unordnungen vom 1. Sept. Beschuldigten zu richten, und zugleich die Kompetenz der Kommisston zu diesem Behufe aus⸗ gesprochen. Hierauf sind derselben schon am 4ten d. die zahlrei⸗ chen Akten des hierüber von dem genannten Commissair instruir⸗ ten Prozesses übergeben und die 36 Individuen, von denen 30. in gerichtlicher Haft sich befinden, zu deren Verfüigung gestellt worden, und sse beschäftigt sich nun mit Eifer und Thätigkeit, die ihr auf⸗ getragene Rechtsermittelung zu beendigen. Die Kommission ist folgendermaßen zusammengesetzt: Prästdent: der Major von Bourcard, Berichterstatter: Hauptmann Patierno, Richter: die Hauptleute Lepore und Pepe; ferner emige Subalternen. Zu Supplementarrichtern sind der Hauptmann Adessa, der Pr. Lieutenant de Montaud und der Sec. Lieutenant Messina er⸗ nannt.“ Die Lava des Vesuvs, die sich schon sehr vermin⸗ dert hatte, hat nach einem ziemlich starken Ausbruche in der Nacht vom 15ten d. angefangen, wieder stärker zu fließen. 11“*“

BW Zunland.

Berlin, 11. Nov. Aus Krefeld vom 3. w meldet: Gestern wurde uns das Glück zu Theil, unseren Durch⸗ lauchtigsten General⸗Gouverneur, Se. Königl. Hoheit den Prin⸗ zen Wilhelm von Preußen, mit Höchstdessen erhabener Familie in unserer Mitte zu sehen. Ihre Königl. Hoheit kamen um 6 Uhr Abends hier an, wurden von den hiesigen Beamten, der Geist⸗ lichkeit und den angesehensten Einwohnern empfangen und er⸗ laubten auch, daß mehrere Damen und die Vorsteherinnen des Frauen⸗Vereins vorgestellt wurden. Zu der Abendtafel geruhten Ihre Königl. Hoh. die Beamten, die Geistlichkeit und mehrere Vorgestellte zuzuziehen. Den heutigen Morgen widmeten Höchstdieselben dem Se⸗ henswürdigen unserer Stadt. Besondere Aufmerksamkeit schenk⸗ ten die Höchsten Herrschaften den Seiden⸗Manufakturen und lie⸗ ßen sich mit den Einzelnheiten dieser für unsere Gegend so wich⸗ tigen Industrie genau bekannt machen. Nach einem Diner, wel⸗ ches Ihre Königl. Hoheiten im Hause des Herrn Friedrich von der Lehen anzunehmen geruht hatten, reisten Höchstdieselben ge⸗ gen 3 Uhr nach Köln zurück. Während der leider so kurzen Anwesenheit des Hohen Fürstenpaares konnte die ungünstige Wit⸗ terung die Aeußerung der Freude, wie die der Anhänglichkeit an unser erhabenes Königshaus, nicht zurückhalten; Beleuchtung und Gesang begrüßten die

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Ankunst IJJ. KK. HH., und Lebehoch be⸗ gleitete jeden Ihrer Schritte. So groß der Ruf von würdevoller Herab⸗ lassung war, welcher dem Höchsten Besuche voranging, so kann doch nur

1u““

versenige sich einen Begriff von bem alle Herzeon eingehmenden Wesen dieser Fürstlichen Familie machen, 828 ihre dedengenee Nähe zu Theil geworden. Des Prinzen General⸗Gouverneurs Königl. Hoheit überzeugten sich, daß hier in jeder Brust ein wahchaft Preußisches Herz schlaͤgt, und die gnädigen Aeußerun⸗ gen über die Gesiunnungen, welche Höchstsie dei uns angetroffen, sind uns um so erfreulicher gewesen, weil wir das Bewußtseyn hegen, zu unseres weisen und kräftigen Königs treuesten und er⸗ gedensten Unterthanen zu gehören.

Die Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß vom Monat November war hauptsächlich der Berathung über die Preis⸗Aufgaben fürs künftige Jahr gewidmet. Nächstdem kam zum Vortrage das Vermächtniß des Hrn. Fabriken⸗Kom⸗ missions⸗Raths Weber zur Gründung einer Broughamschen Schule; ein Vorschlag des Hrn. Professor Lehmus zur Construc⸗ tion eines oberschlächtigen Wasserrades; der Vorschlag eines Un⸗ genannten zur Gründung eines Actien⸗Verems, um die Stahl⸗ Fabrication der Grafschaft Mark zu befördern; ein Schlußbericht der Abtheilung für Chemie über die unauslöschliche Tinte des Hrn. Markwordt; eine Mittheilung des Hrn. Hof⸗Tischlers Se⸗ vening über dichte Fenster, durch Zeichnnngen und Modelle er⸗ läutert; eine Mittheilung des Hrn. Seiden⸗Fabrikanten Lehnerdt, einen Schützen zum Eintragen von Pferdehaar, Stroh, Fisch⸗ bein als Einschlag in Gewebe betreffend; eine Mitthetlung des Hrn. Hauptmanns Dr. Meyer, die Schwedischen Steinpappen, so wie seine Abhandlung über die Fabrication und Brauchbar⸗ keit eiserner und bronzener Geschütze betreffend: eine Mittheilung des Hrn. Grafen Henkel von Donnersmark über die in Leipzig gegründete Handels⸗Lehr⸗Anstalt; des Prosessors Palmstedt über die Gewerbeschule in Gothenburg.

Aus Naumburg schreibt man: Der vor einigen Mo⸗ naten hier verstorbene Domherr von Ampach, der als Kunst⸗ freund auch außerhalb Naumburg geschätzt und gekannt war, hat in seinem Testamente verschiedene gemeimützige Legate ge⸗ macht und unter Anderem einen Fonds von 1000 Thlr. zur Er⸗ richtung eines Bürger⸗Rettungs⸗Instituts ausgesetzt. Ferner hat derselbe die Zinsen eines namhaften Kapitals zur Unterstützung würdiger Dienstboten bestimmt, eine Summe von 1000 Thlr. zur besseren Beleuchtung der Domfreiheit und eine andere Sum⸗ me zur Instandsetzung des Gottesackers für den genannten Theil der Stadt Naumburg angewiesen. Der städtische Gottesacker ist bereits seit mehreren Jahren durch die Behörde sehr freund⸗ 9ℳ worden und eine wahre Verschönerung der

tadt.

THish. qrar rh a Cholera. In der Residenzstadt Berlin waren erkr, genes. gestorb. Bestand bis zum 10. Nov. Mittags 2091 695 1333 63 Hinzugek. bis zum 11. Nov. Mittags 8 8 5 58

Bis zum 11. Nov. Mittags Summa 2099 703 1338 58

Hierunter sind vom Militair 31 12 15 4

In ihren Wohnungen werden behandelt 38 Personen, in den Hospitälern 20.

In Potsdam waren erkr.

bis zum 5. Nov. 39

Hinzugek. vom 6. bis 9. Nov. 1 1 1 3

Summa 40 9 3 ddarunter Militair 2 - 1 1 In Königsberg waren erkrankt genesen gestorben Bestand öis zum 3. November 2028 ** 4 b 5 9 hinzugek. am 4. 16“

genes. gestorb. Bestand. 8 30 4

b Summa 2048 Ausbrüche der Cholera sind bemerkt: s Regierungs⸗Bezirk Koͤnigsberg. 1

Landkreis Koͤnigsberg, in Heiligenwalde, Hohen⸗ hagen, Amalienhof und Friedrichsstein bis zum 3. Nov.

Kreis Gerdauen, in der Stadt Nordenburg am 1. Nov.

Regierungs⸗Bezirk Danzig. Kreis Berent, in Demlin am 28. Okt. 8 Regierungs⸗Bezirk Bromberg. Kreis Wongrowitz, in Prusice und Briesen am 30. Okt. Regierungs⸗Bezirk Frankfurt. Kreis Koͤnigsberg, in der Stadt Königsber

In der Stadt Neuwedel

vollkommen aufgehoͤrt.

781

erg am 9. Nov.

hat die Cholera seit dem 14. Ok ———Z“

„„ In St. Petersburg sind in den 4 Tagen vom 28. bis

31. Okt. 9 Pers. erkrankt, 11 genesen und 10 gestorben.

In Hamburg sind vom 8ten bis 9ten November 16 Per⸗ sonen erkrankt, 7 genesen und 3 gestorben. Zu der (gestern mit⸗ getheilten) Zahl der Tages vorher erkrankten Individuen sind, nach der Boͤrsenhalle, noch 6 hinzuzufügen, welche nachträglich angemeldet worden. Die Zahl sämmtlicher bisher Erkrankten ist demnach 741, davon sind 213 genesen und 385 gestorben, 143 aber noch in ärztlicher Behandlung.

Im neuesten Blatte des Altonaer Merkur liest man Fol⸗ gendes aus Altona vom 7. Nov.:

„Wir erhalten eine Mittheilung aus Wandsbeck vom 6. Nov., in welcher ein achtbarer Mann seine Stimme gleichfalls warnend gegen die uͤbertriebene Cholera⸗Furcht erhebt, die durch die Abweh⸗ rungs⸗Mittel, zu denen sie hier und da verleitet, verderblicher ge⸗ worden sey, als die Krankheit selbst. Aus Mangel an Raum koͤn⸗ nen wir nur das Thatsaͤchliche daraus anfuͤhren: „Ein ganzer Mo⸗ nat ist nunmehr verlaufen,“ heißt es in dem Aufsatze, „seit in Hamburg die Cholera ausbrach. Keinen Augenblick hat der Verkehr zwischen unserem Orte und der großen Nachbar⸗ stadt aufgehoͤrt. Ja, Dank sey es unseren Behoͤrden, auch nicht eine einzige Vorkehrung, nicht eine einzige beschraͤnkende Ver⸗ fuͤgung hat uns genoͤthigt, unsere Verbindungen aufzuheben, oder unsere Geschaͤfte anders zu besorgen, als in jener Zeit, wo die Stadt rüͤcksichtlich des Gesundheits⸗Zustandes fuͤr unverdaͤchtig galt. Hun derte von Menschen kamen taͤglich zu uns beraus, Hunderte gingen, fuhren, ritten von hier hinein. Milchkarren und Wagen, theils von bier, theils aus den uns zunaͤchst liegenden Doͤrfern, durch⸗ fuhren tagtaͤglich alle Quartiere, alle Straßen, verkauften in jedem Hause, wo ihre Waare Abnehmer fand. Waͤscher, deren es bekannt⸗ lich viele im Orte gieht, holten nach wie vor Lante Fuder Leib⸗ waͤsche heraus und lieferten sie gereinigt ihren Kundleuten zuruͤck. Unsere Aerzte, die in Hamburg Cholera⸗Kranke besucht und beruͤhrt hatten, traten in derselben Kleidung ohne alle Vorkehrung in den Kreis ihrer Angehdrigen, ihrer Freunde und Patienten. Gleichwohl haben wir bei einer Bevoͤlkerung von 3000 Seelen in reichlich Wochen nur einen einzigen Cholera⸗Fall erlebt. Und selbst dies⸗ Fall, wo zwar besondere Disposition und Diäͤtfehler, aber keine Ge- meinschaft mit Erkrankten, sich nachweisen laͤßt, muß die Furcht vor ö mindern, indem nicht nur saͤmmtliche Mitglieder der Fa⸗

milie vbnsg g. und geblieben, sondern auch Mobilien und sogar da Bett des Verstorbenen ohne Nachtheile benutzt worden sind. Die⸗