oder sich mit der Auszeichnung ihrer Strahlen begnuͤgen. kann der neuere Maler nicht.
Genche ehnlich zu seyn, welche vor ungefäbr 150 sder 200 Jahren England heimsuchte und nicht nur in der Geschichte jener Zeit, son⸗ dern auch von dem Arzt und Dichter Armstrong so gut beschrieben ist.“
Die Gesundheits⸗Kommission in London hat allzememe Verhaltungs⸗Regeln in Bezug auf Lebensweise und Diät beim Ausbruch der Cholera in der Hauptstadt bekannt machen und in 20,000 Abdrücken vertheilen lassen.
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Eq883861““ Werdersche Kirche. 1“ Dritter und letzter Artikel. ö6 Das Haupt⸗Altar⸗Gemaͤlde von Herrn Prof⸗ Begas. Der Gegenstand des großen Altarbildes ist die Auferstehung; die Waͤchter schlafen, Christus ist dem Grabe entstiegen und wandelt dessen Stufen hinab; zwei Engel verneigen sich vor ihm. Alles Licht ooen im naͤchtlichen Himmel zeigen sich
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geht von seiner Glorie aus; schwebende Engelgestalten 1 Wuͤrde erzaͤhlt, ein neuerer Maler habe vor, die Auferstehung Christt darzustellen, so muͤßte sich allein schon durch diesen Gegen⸗ stand der denkende Theoretiker zu mancherlei Betrachtungen uͤber die Graͤnzen der Kuͤnste angeregt sehen. Einiges davon gehoͤrt hier zur Sache. Die Bibdel stellt dies tiefe Wunder, den Mittelpunkt des christlichen Glaubens, dar als geschehen, waͤhrend die Waͤchter Schlaf befallen; Niemand also gab Zeugniß, man sah nur, daß es geschehen seyn muͤsse. Der Wirkung, welche die bloße Erzaͤhlung macht, steht ihrer Natur nach die Poeste von allen Kuͤnsten immer zunäaͤchst: wie mußte nun der Dichter den Gegenstand fassen? Eben so. Gerade nur bei dem Schlaf der Waͤchter durfte er verweilen, er mußte, wo moͤg⸗ lich, mit illusorischer Kunst gleichsam den Leser an ihre Stelle ver⸗ setzen und dann ungeschaut das Wunder geschehen lassen. Nur so würde er kuͤnstlerisch die wahre Wirkung reproduziren koͤnnen, dahin⸗ gegen jede ins Einzelne gehende Vergegenwaͤrtigung des Begebnisses selbst nur die Erhavenheit des hohen Geheimnisses entweihen koͤnnte. So ist denn auch im alten Testament die unmittelbare Naͤhe des Goͤttlichen dargestellt, in kuͤnstterischer Ruͤcksicht unuͤbertrefflich und üunerreichbar. Wie sehr steben hier unter neueren Dichtern auch die berüͤhmtesten zuruͤck, welche gegen ihre Kunst fuͤndigten, weil gegen das Heilige. Klopstock, nach Miltons schlimmem Vorgang, zieht mit verwegener Hand vor dem ungeschauten Glanz des Ewigen den Schleier fort und fuͤhrt durch indiskrete Verbildlichung das Goͤtt⸗ liche zu tief ins Menschliche herab. Allein immer hat hier noch die Poesie den Vortheil des fluͤchtigen Anschlags ihrer Toͤne, des Uecberge⸗ hens und Verschweigens, wodurch sie die Pbantasie leicht uͤber das hinweg⸗ heben kann, was der Großartigkeit Eintrag thun und die IFllusion stoͤren moͤchte; sie bietet keine so unmittelbare Gegenstaͤndlichkeit, keine so aus⸗ druͤckliche und ausfuͤbrliche Vergegenwaͤrtigung dar, als diese der Kunst des Malers stets eigen ist. Hierdurch dem Dichter sonst un⸗ endlich voraus, ist Letzterer diesmal doch im Nachtheil. Sogar der mriß und bloße skizzenhafte Andeutung wuͤrde hier mehr vermd⸗ en, als das ausgefuͤhrte Bild; das Vorhandenseyn solcher Faͤlle war schon dem aroßen Lessing nicht entgangen, wenn auch noch das Wann und Warum. Allein auch ein solcher Ausweg stellt bei userem Gegenstande noch nicht den Maler dem Dichter gleich; etzterer kann, ohne das Wunder selbst zu enthuͤllen, in dessen ge⸗ b nnißvolle Naͤhe fuͤhren und die reine Seahg zum Gemuͤth hervorheben; jener muß die Sache unvermeidlich umkehren, und er ermag nichts, als die schlafenden Waͤchter selbst und die Erschei⸗ ung des Aufekstandenen selbst zu malen. Gerade die bestimmte rgegenstaͤndlichung ist ihm im Wege, die Erhabenheit und das nungsvolle des Moments verschwindet, wenn man ihn unter den
Uüandigen Bedingungen gegenwaͤrtiger Wirklichkeit fassen will,
voch der Maler nicht umhin kann. Die gewoͤhnliche Illusion
ebt hier die hoͤhere auf.
Es giebt freilich kein Maaß fuͤr die Wunderdinge, die kuͤnstle⸗
ches Genle vollbringen kann; allein man weiß, der Maler kann nicht das reine Licht selbst malen und den Pinsel dazu in die Sonne
auchen: die Ratur ist ihm da nur durch weise Beschraͤnkung seiner Kunst erreichbar. So auch hier; der Fall scheint in der That der⸗ selbe. Fuͤr eine Kunst, welche bis zur Illuston des Wirklichen fuͤr das Auge gehen kann und gedrängt wird, sind solche Momente des Allerheiligsten nicht gemacht: sie moͤgen wohl bestehen in der deu⸗ tungsvollen Unbestimmtheit poetischer Phantasie, nicht aber in der degraͤnzten Bestimmtheit malerischer Abbvildung. gin anderes ist es in solchen Zeiten des Glaubens und der Kunst, wo wirklich die Unbefangenheit anthropomorphistischer Vor⸗ jellungen ungestoöͤrt waltet: dort kann mang eine Auferstehung der Todten und den richtenden Herrn der Himmel auf dem Thron dar⸗ stellen: die Unbefangenheit, die von sich selbst Zeugniß giebt, wird dann viclleicht in spoͤten Tagen nur entzuͤcken. Das geschieht aber auch neistens auf solchen Stufen, wo uͤberhaupt die Mittel der Kunst noch entfernt sind von Illusion, wenigstens einer allseitigen, so daß also die Widerspruͤche mit dem Wirklichen oder eine allzu⸗ unmittel⸗- bare Annaͤberung des Heiligen an letzteres von selbst schon weg⸗ fallen. Solchen Zeiten und Kuͤnstlern steht es denn auch frei, die Sonne am Himmel zu malen, man moͤge ihr nun ein Gesicht geben Dies Alles Es ist keinesweges unsere Ansicht, ihm das Ueberirdische zu verschließen, aber er sey behutsam; er darf nicht fuͤg⸗ lich mehr die Auferweckung der Todten oder Gott den Herrn ma⸗ len, ohne in den Vorwurf. einer allzu derben Gegenstaͤndlichkeit zu fallen, wie sie auch mit dem evangelischen Bekenntniß nicht gut vpereinbar ist, ja uͤberhaupt nicht mit dem christlichen. Wie ich fuͤrchte, gehoͤrt nun schon eine Darstellung der Auferstehung in die Reihe des Berbotenen; ihr eigentlicher Gehalt und Sinn fuͤr das Gemuͤth, kraft dessemsie postisch ist, geht der zeichnenden Kunst verloren. RNavhael, uͤberall Meister seiner Kunst, scheint dies Alles sehr wohl gefuͤhlt zu haben, und in der Transstguration, seinem groͤßten und ketzten Staffelcibilde, gewahrt man bet einem aͤhnlichen Gegenstande sogar eine höͤchst merkwuͤrdige Annaͤherung an dichterische Auffassung und Wirkungsweise. Denn das Wunder. ist in die Ferne gebracht, woo freilich auch der Maler erst Mittel fuͤr den Himmelsglanz fand; im nahen Vorgrunde aber sehen wir die Wirkung auf das Volk. Einige fallen nieder, schirmen ihr Antlitz vor dem Glanz, beten an, Andere bleiben ganz unberuͤhrt; aber ein seherischer Knabe ist da, um uns selbst in seiner konvulsivischen Erregung, welche nur das Staunen der Menge auf sich zieht, den inhaltschweren Augenblick fuͤhlvar und eindringlich zu machen: gewiß mehr poectisch, als male⸗ risch. Um das Maͤchtige seiner Begeisterung und Anspannung recht hecvorzuheben, mustte Raphael sogar dem Knaben eine vollkommen maͤnuliche Muskulatur geben.
Ward nun unser Maler von solchen Betrachtungen nicht be unruhigt, so geschah das gewiß zu seinem Vortheil, wenn naͤmlich jener Gegenstand doch einmal Aufgabe war. Allein er hat jene Mißlichkeit sich selbst nur noch erschwert. Auf seinem Bilde geht von dem Heiland alles Licht aus, das uns den naͤchtlichen Vorgang erhellt. Aber nicht durch die Wirkung der Beleuchtung oder durch besondere Helligkeit der Gestalt des Erldsers ließ er uns die Quelle des Lichts sinden, sondern er umgab denselben mit einer compacten Licht⸗Atmosphaͤre, (e gesagt, er stellte die Figur vor dieselbe, wogegen letztere sich dann beschattet absetzen mußte. In solcher Nähe unmittelbares Licht zu malen, war unmoͤglich; um aber diese Forderung nicht, rege zu machen, haͤtte der Kuͤnstler um mehrere Fahrhunderte fruͤher bluͤhen muͤssen, denn die illusorische Kunst, die ihm zu Gebot steht, und die er auch hier in einzelnen Theilen geltend machte, stellt die Sache nur noch schlimmer. Sollen um hoͤhe⸗ rer Kunstzwecke willen die gewöͤhnlichen Naturgesetze vergessen werden, so moͤchte dies auch nur rathsam seyn in Darstellungen von wenigen Figuren. Viele Figuren beduͤrfen füͤr sich selbst einer groͤßeren Ausfuhrlichkeit, und die Forderungen der Wahrheit werden in dem Maaß groͤßer, als viele Zeugen hinzugezogen werden. Das Wunder wuͤrde dann bloße Wunderlichkeit.
Vor allen Dingen thut es Noth, wenn man der Gegenwart des Uebermenschlichen seinen Eindruck erhalten willt, es von jedem
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zußerlichen Hinderniß, jedem Anstoß, jeder Schwierigkeit, ja sogar von jeder Erinnerung an mechanische Bewegung zu befreien, eine Warnung, die unser Kuͤnstler wenigstens nicht in ganzem Maaß ge⸗ wuͤrdigt zu haben scheint. In dem ersten Entwur unseres Bildes, welchen uns zu sehen erlaubt war, stand der Heiland noch mit einem Fuß in dem Grabe, mit dem anderen heraussteigend. Augenschein⸗ lich ist die Verbesserung, wenn der Kuͤnstler von jener Darstellung nunmehr abgewichen ist, denn etwas Schlimmeres haͤtte man auch nicht ersinden koͤnnen: hierdurch allein haͤtte alles sonst Gelungene vernichtet werden muͤssen. Indessen abgestellt ist der Fehler auch jetzt noch keinesweges. Wie der Maler durch geschickte Andeutung des vergangenen und folgenden Moments oft Großes erreicht, so kann er bier auch viel versehen. Erblicken wir den Erldͤser auch nicht mehr heraussteigend, so liegt doch das Grab unmittelbar hinter ihm, und man kann nicht umhin, ihn sich so eben herausgestiegen zu denken. Statt die gefahrvolle Nachbarschaft dieser Vorstellung aus⸗ druͤcklich abzuwehren, hat unser Kuͤnstler vielmehr leider auf das ge⸗ rade Gegentheil hingewirkt, dadurch, daß er den Mantel des Auf⸗ erstandenen aus dem Grabe selbst nachschleppen laͤßt. Ferner: Man denke sich, um freier urtheilen zu koͤnnen, statt dieser heiligen Dar⸗ stellung Figuren gewoͤhnlicherer Art, so wird Jemand, der mit gen Himmel gerichteten Augen und mit dem Ausdruck tief in sich ge⸗ kehrter Gedanken eine Treppe hinabsteigt, schon den Beschauer in eine aͤngstigende Lage versetzen, noch peinlicher aber, wenn auf die⸗ sen Stufen, die jener geradeaus hinabsteigt, Leure gelagert sind, zu⸗ mal schlafende, welche nicht aus dem Wege gehen werden, so da
also der Begeisterte keinen einzigen Schritt mehr vorwaͤrts thun kann, ohne selbst zu fallen, oder sie zu treten. Alles dies nun ist bei dem Altar⸗Bilde der Fall, und zwar nach Maaßgabe des Ge⸗ genstandes noch in hoͤherem Grade. Allein nicht enug, daß der Heiland in dem Momente seiner Verklaͤrung, hinterwaͤrts durch das Grab, vorwaͤrts durch die guf den Stufen schla⸗ fenden Krieger, allerwenigstens mit Vorstellungen umgeben ist, die der Illuston hinderlich werden mussen; sondern auch zu bei⸗ den Seiten seines Weges. Hier naͤmlich ist er in Gefahr, an die Engel selbst anzustoßen, die sich gar zu dicht vor ihm verneigen. Wie koͤnnte man bei Darstellung des Hoͤchsten und H. mmlischen die kuͤnstlerische Wahrheit schmerzlicher verletzen, als wenn man es in die drohende Naͤhe mechanischer Colliston bringt. Es waͤre viel ge⸗ lungen, wenn man einen Kuͤnstler uͤberzeugen koͤnnte, wie schwer solche Versaͤumnisse auch dem Trefflichsten zur Last fallen. In seinem schoͤnen Altarblatt der hiesigen Garnisonkirche, dessen Composition dem gegenwaͤrtigen auch in den schlafenden Kriegern und den anbetenden en eln gleicht, begegnet unserem Maler Aehnliches Christus auf dem Oelberge, sitzend, ermattet und zusammengesunken, soll durch einen herabschwebenden Engel gestaͤrkt werden; allein in der Dar⸗ stellung kann es nur zweifelhaft seyn, ob dieser auf ihm druͤcke und laste oder ihn emporziehe und hebe. E“ solcher Art scheint im Religidsen profan. Uns soll aber hier gerade die Ach⸗ tung, welche sein jetziges Bild in vielen Stuͤcken gebietet, nur Ver⸗ anlassung seyn, dem Kuͤnstler keine unserer Bedenklichkeiten zu ver⸗ schweigen; was waͤre auch zweideutiger, als einaͤugiges Lob, und was waͤre kraͤnkender, als Schonung! 18 1t
Mit Engeln muß man zart umgehen, wenn sie Engel bleiben sollen; man ziehe sie ja nicht zu nahe in die Wirklichkeit. Im Ernst ist dies nur der sichersten Naivetat, sonst aber nur dem Scherz frei⸗
estellt. Fuͤr den Kuͤnstler des neunzehnten Jahrhunderts scheint es schon mißlich, die Functionen der Engel sehr zu specificiren, den Ei⸗ nen dies, den Anderen jenes Geschaͤft aufzutragen, die Einen, wie hier, sich stehend verneigen, die Anderen im Himmel theils mustziren, theils Blumen streuen zu lassen. Zumal geschieht Letzteres in den lebhaftesten verschiedenartigsten Geberden, und ein neuer Unterschied ist in der Kleidung der Engel gegeben, von denen die beiden sich verneigenden in weißen, die anderen in bunten und dunkelen Gewan⸗ dern dargestellt sind. Hierdurch aber setzt man in gleichem Maaß die Illuston aufs Spiel, als auch diejenige Ruhe und Stille, welche Andacht, Feier, tiefen Ernst in ihrem Gefolge hat. Ist hieran etwas Wahres, so uͤbernehme ein Anderer die Vertheidigung unseres sonst trefflichen Kunstwerks gegen alle diese Punkte. Aber es kolli⸗ dirt auch noch mit anderen, gleich wesentlichen. Was haͤtte wohl der zeichnende Kuͤnstler fuͤr ein Mittel, uͤberirdische Figuren schwe⸗ bend zu zeigen und sie von der irdischen Schwere zu vefreien, wenn er es nicht durch die Auffassung ihrer ganzen Bewegung erreichte: denn angesetzte Fluͤgel thun es nicht. Wollte man aber den Engeln, die mit so geschaͤftigen Geberden den Himmel unseres Bildes be voͤlkern, Grazie, Freiheit, Leichtigkeit der Bewegung und selbstgetra⸗ genes Schweben zuerkennen, so wuͤrde man wenigstens dem Lob derienigen Werke zu nahe treten, denen solche Vorzuͤge sonst beige⸗ messen werden. Es ist zugleich etwas Schweres, Hastiges und Stei⸗ fes in diesen Engelgestalten. Ein anderes ist, warum der Urheber des Werks gerade in diesem Theil desselben so ganz auf alle Kuͤnste des Helldunkels verzichtet hat. Wo waͤre irgend der Zauber, das Geheimnißvolle und Magische der Beleuchtung mehr am Ort, als um einen Himmel voll Engelgestalten eben durch solchen Schleier und durch die deutungsvolle Unbestimmtheit, welche doch Schoͤnheit, Ausdruck, sogar Bestimmtheit der Zeichnung noch keinesweges aus⸗ schließt, dem inneren Auge um so maͤchtiger und anschaulicher zu machen. Wer das Bild beschreiben soll, ist in der Verlegenheit, zu sagen, daß die Faͤrbung seines oberen Theils nicht nur kompakt und trocken sey, sondern daß man Pigment und Leinewand sehe, statt eines offenen Himmels. Die Glorie des Heilands schneidet sich scharf ab, und es ist nicht einmal die gewoͤhnliche Einheit der Be⸗ leuchtung, geschweige denn, daß von dem Erstandenen ein wunder⸗ bares Licht ausginge und sich mit einiger Illusion in die stille ge⸗ heimnißvolle Nacht verloͤre. Ueberhaupt der Ton des Naͤchtlichen, der doch wahrlich malerische, der Feier des Gegenstandes ange⸗ messene Poesie enthaͤlt, ward hier gar nicht oder hoͤchst unvollkom⸗ men angeschlagen, die bloße Dunkelheit aber macht es noch lange nicht. Vielmehr das Gewoͤlk des Himmels kann in der Art, wie es hier gemalt ist, nur dazu dienen, eine unruhige Haltung des Gan⸗ zen hervorzubringen.
Also, wenn wir dem Kuͤnstler in der eigentlichen Malerei und engern Auffassung das Zugestaͤndniß kuͤnslerischer Kraft keinen Au⸗ genblick vorenthalten, so war dieselbe doch bei der Anlage des Gan⸗ zen, bei der Erfindung und Composition nicht zugegen. Hier ist zwar Alles einfach und unmittelbar, aber auch ohne reife Ueberlegung und groß Kopfbrechen. Die Stufen des Grabes wurden erfunden, um die Krieger darauf ruhen zu lassen, und es kuͤmmerte nicht, wie unpas⸗ send Treppensteigen oder gar der mehrfach versperrte Weg fuͤr den siegreichen Erldser sey; auch die Blumen streuenden Engel sind nur ein schwaches, an sich schon etwas verbrauchtes Surrogat fuͤr den eigentlichen Gehalt des Moments. Christus steigt mit der Sieges⸗ fahne hinab, er ist nackt, um die Lenden geguͤrtet; sein Mantel, wie erwaͤhnt, schleppt mit dem Zipfel aus dem Grabe nach. Aber das Nackte ist fuͤr diesen Gegenstand, ich will nicht sagen, durchaus un⸗ angemessen, doch gewiß nicht kuͤnstlerisch vortheilhaft. Die Wuͤrde Jupiters kann man in der Kraft, Bluͤthe und unvergaͤnglichen Fri⸗ sche, sogar in dem ambrosischen Fleisch zeigen; das faͤllt weg bei dem auferstandenen Sohn Gottes. Was erreichte hier der Maler mit all seiner Kunst im Fleisch' Nur, es fleischlich gemalt zu haben.
Jetzt erst beginnt unser erfreulicheres Amt: das Loͤbliche, Treff⸗ liche und selbst Ungemeine, wo es sich findet, in der Darstellung aufzusuchen und mit freudiger Anerkennung nicht ruͤckhaltend zu seyn. Zum Gluͤck hat gerade die Malerei durch die volle und ein⸗ dringliche Gegenwaͤrtigkeit ihrer Gestalten am ersten die Kraft, mit irgend einer Trefflichkeit auf Augenblicke auch jeden Uebelstand zu uͤberwiegen. Auch soll der Kritiker vor allen Dingen Kunstfreund seyn; dieser nun wuͤrde sich um vielen Genuß und um viele Erhe⸗ bung bringen, wenn er in seinen Anspruͤchen durchaus so idealistisch seyn wollte.
Ernst und Innerlichkeit ist in dem ganzen Bilde unver⸗ kennbar; dies allein versoͤhnt schon mit Vielem und giebt dem Werk ein unbestrittenes Recht, kirchlicher Andacht zu dienen. Erhabenheit in der Intention der Christusfigur, die nur ihren Eindruck auch
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auf eine gewisse Strenge und selbst Steifbeit stuͤtzt, dann aber w nehmlich sogar eine gewisse Verklaͤrung in dem Antlitz des Uete winders erheben das Gemaͤlde auf eine Stufe, die in neuerer 30 gewiß nicht haͤufig erreicht worden Den sich verneigenden Enge kann man Schoͤnheit, den Ausdruck heiliger Ergebenheit und Wüc ihrer ganzen Erscheinung nachruͤhmen; im Vorgrunde sind die Krieg mit sonderlicher Bravour die Miene des Schlafs aber nachdruͤcklich getroffen, nur die g 1
nen der Gesammtwirkung nicht guͤnstt sehr gute Eigenschaft hat, in verschiedenen dieselbe zu bewaͤhren. In der Wahl der Stellungen, somf der Krieger als auch der schwebenden Engel, und in dem N fast aller Gewaͤnder ist noch das Eckige und Verworrene nuse ganz verschwunden, und der Schoͤnheit blieb hier noch ein nußg thaͤtiger Sieg entzogen. *
Soll man es noch ausdruͤcklich sagen: nicht bloß das Aü den ist Sache des Malers, sondern auch das Erfinden und Ne ten, und da spielt Vermeiden und Umgehen oft die Hauptme Schwerlich kann man in irgend einer Kuünst das Hoͤchste erreich ohne mit ihrem Wesen, ihren Vortheilen und Nachtheilen deig zu seyn. Aber es mag seyn, daß es zwei Wege dahin giebt, entn ber zjene aus tiefster, wahrster und innigster. Kraft hervorgehe Intuition, die sich wohl bis zur Vision steigern kann, oder a eine besonnene Erwaͤgung aller Umstaͤnde und Stoͤrungen, vec selbst ein geringeres Peusr nicht ausloͤscht, sondern schuͤrt und; den rechten Punkt hinleitet. Weit entfernt, daß man, nach än verbreiteten falschen Ansicht, jener ersten Art des Schaffens deng chen Mißstaͤnde nachsehen duͤrfte, scheint vielmehr nur in der sten und vollkommensten Loͤsung derselben ihre Beglaub gung zu gen; denn wofern gerade das ihre eigenthuͤmliche Kraft ist, Alle⸗ ter den vollen Bedingungen energischer Wirklichkeit, sowohl gewoͤhnlichen als auch einer hoͤheren, existirend und frei⸗ledan anzuschauen, geht sie uͤber diese Verlegenbeiten fort, ohne mit ie uͤberhaupt nur zu kollidiren. Der Kuͤnstler muß sich selbst kenn gesteht er sich, in jener anderen Weise zu arbeiten, dann möoͤge eis ja in guter Freundschaft erhalten mit einsichtsvoller Theorie selbst auch wohl mit der Kritik — die freilich kein anderes Bene mittel ihrer Aufrichtigkeit hat, als die Strenge.
(Schluß folgt.)
e grellen und sersececban Streiflichter sche 1 g, welche im Uebrigen Abstaäͤnden sich h-—
Berliner Börseée. Den 22. November 1831. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (reus. Ce 8 v Evren 947 Ostpr. Pfandbri. 4
— Pomm. Pfandbr. 4 Kur- u. Neum. do. 4
99 ½ — 105 ½ 105 ⅔ 105]
591 60 ½
F=Scal.Foh. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm Ob. m. l. C. Nmh. Int. Sch. dt. Berl. Stadt-Obl. Königsbg. do.
Elbinger do.
Danz. do. in-Th. Westpr. Pfandb. Grosshz. Pos. do.
89 934 93
Schlesische do. Rkst. C. d. K.- u. N Z.-Sch. d. K.-u. N.
— 3 ⅔ Holl. vollw. Duk. — 35 ⅔ ’ Neue dito. 97] Friedrichsd'or. 98 Disconto SraU:
Wechsel-Cours.
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Amsterdam dito
Hamburg dito
London
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in 20 Xr.
Augsburg
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Leipzig..
Frankfurt a. M. WZ.. . . .
petersburg BN. 8 b
Warschau
250 Fl. 300 Mk.
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 17. November. dus gs Niederl. wirkl. Schuld 40 *9.. Ausgesetzte do. 1. Kanz-Billel prac. Anl. von 42 Mill. 86 ¾, Oesteer. 5proc. Metall. 83 ¾ Russ- 183½) 90 ⅛. Russ. Engl. Aul. 89 ½ Neap. Falc. 71 ½ Span. pesgp
42,099.
1 Königliche Schauspiele. Mittwoch, 23. Nov. Im Schauspielhause: Die Ae Lustspiel in 1 Akt. Hierauf: Freien nach Vorschrift, Luftge
4 Abtheilungen. Vorstellung werden Schauspielhaus⸗Billett,
Zu dieser „Montag“ dezeichnet, verkauft.
Im Opernhause: Der 0 1 Akt, mit Gesang. He
Donnerstag, 24. Okt. des Tausendschön, Burleske in Aline, Königin von Golconda, großes Ballet in 3 Abtheilm⸗
Für das Königl. Sch (Neu einsu
von Aumer; Musik von C. Blum. eingerichtet vom Kö igl. Solotänzer Hoguet.
Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten und „Mittwoch“ bezeichneten Opernhaus⸗Billets gültig. 1
Im Schauspielhause: 1) Le dépit amoureux, comedv- 2 acies et en vers, par Molière. 2) Une faute, drame u ville en 2 actes, par Seribe.
Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten und „Mitiwoch“ bezeichneten Schauspielhaus⸗Billets gültig.
Königstädtisches Theater.
Mittwoch, 23. Nov. Zum Erstenmale: Der Staateg gene, Posse in 2 Akten, nach dem Französtschen, von 7 Hell. Hierauf, zum erstenmale wiederholt: Das Duell, Ta nach einem Bilde von Vigneron, arran irt von Herrn M Dann folgt, zum erstenmale wiederholt: Der Hagelschlaz, spiel in 1 Akt, von Adalbert vom Thale. Zum Beschluh erstenmale wiederholt: Der Italiänische Marktschreier, I. von Herrn Roller.
NEFEUESTE BERSEN NACcHRICHTEN.
Frankfurt a. M., 19. Nov. Oesterr. 5 proc. Metale 85 ½. 4proc. 76 18. 76 8½1. 2 ½proc. 46 ⅛. 1proc. 21 ½. B. Act. 1328 1325. Part.⸗Obl. 126 v. 125 ¼. Loose zu 100 5 Poln. Loose 56 ¾. Br.
Gedruckt bei A. W. Hahl
Redacteur John. Mitredacteur Cottel.
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4 rp. . Keten Iese Urru Seg 8288 8 *
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czn der medizinischen
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bei Scholz, Stettin bei Rolin, Alt⸗Strehlitz
eußische Staats⸗Zeitung
Allgemeine
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Amtliche Nachrichten. Kronte ves Tages.
Des Königs Majestät haben den Geheimen Regjerungsrath Schirrmeister zu Flatow zum Ober⸗Regierungsrath und Ab⸗ heilungs⸗Dirigenten bei der Regierung zu Gumbinnen zu er⸗ eunen geruht.
Des Königs Majestät haben dem Professor Dr. Berndt Fakultät der Universität zu Greifswald das prädikat als Geheimer Medizinal⸗Rath beizulegen und das für iyn ausgefertigte Patent Allerhöchstselbst zu vollziehen geruht.
828 1
Der bisherige Privat⸗Dozent Dr. Albers in Bonn ist zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der dor⸗ tigen Königlichen Universität ernannt worden.
Bei der am 2tlsten und 22sten d. M. fortgesetzten Ziehung
Klassen⸗Lotterte siel der erste Haupt⸗Gewinn von 150,000 Rthlr. auf Nr. 87,992 nach Pots⸗ zam bei Bacher; 1 Haupt⸗Gewinn von 10,000 Rthlr. auf Nr. 88,983 nach Düsseldorf bei Spatz; 5 Gewinne zu 2000 Rthlr. sjelen auf Nr. 133. 25,595. 39,253. 46,832 und 61,422 in Ber⸗ lin bei Joachim, nach Breslau bei J. Holschau jun., Halle bei Lehmann, Königsberg in Pr. bei Burchard und nach Memel bei Kauffmann; 48 Gewinne zu 1000 Rthlr. auf Nr. 1772. 2550. 7956. 7996. 10,270. 10,435. 11,379. 17,517. 18,625. 22,425. 24,533. 25,939. 26,436. 30,103. 35,802. 39,365. 39,548. 10,116. 41,731. 42,224. 44,528. 45,530. 45,974. 46,131. 46,188. 48,883. 50,874. 52,380. 58,090. 62,722. 64,688. 65,915. 69,201. 69,406. 69,508. 69,600. 70,480. 70,598. 71,803. 75,980. 77,353. 78,794. 78,854. 81,870. 82,758. 85,229 und auf die beiden un⸗ abgesetzten Loose 76,029 und 76,622 in Berlin Amal bei Baller, bei Gronau, 2mal bei Matzdorff, bei Mendheim, Smal bei Seeger und bei G. Wolff, nach Achen bei Kirst und bei Levy, Beeskow bei Grell, Breslau bei Gerstenberg, bei H. Holschau sen., bei J. Holschau jun. und Zmal bei Schreiber, Koblenz Zmal bei Stephan, Koln Zmal bei Reimbold, Danzig bei Rotzoll, Düs⸗ seldorf bei Spatz, Elberfeld bei Heymer, Glogau bei Bamberger und bei Levysohn, Grüneberg bei Sincke, Halberstadt bei Pieper, Halle bei Lehmann, Königsberg in Pr. bei Burchard, Magde⸗ burg bei Büchting und bei Roch, Quedlinburg bei Dammann, Suhl bei Thieme und nach Zeitz bei Zürn; 39 Gewinne zu 500 Rthlr. auf Nr. 5275. 6132. 7948. 12,754. 13,503. 16,547. 16,752. 18,131. 22,584. 23,035. 28,684. 35,608. 35,750. 36,547. - 40,225. 40,459. 46,950. 50,896. 52,111. 52,946. 54,514. 59,982. 63,586. 66,556. 67,591. 74,313. 75,606. 75,694. 78,009. 79,618. 81,070. 87,543. 87,734. 87,766. 88,192. 90,698 und 92,597 in Berlin 4mal bei Burg, bei Gronau, 2mal bei Matzdorff, bei Mestag, Zmal bei Seeger und bei H. Ll. Wolss, Breslau bei H. Holschau sen. und Lmal bei Schreiber, Brom⸗ berg bei George, Bunzlau 3mal bei Appun, Koblenz bei Seelig⸗ Baßwitz und bei Decker, Halberstadt bei Pieper, Liegnitz 2mal bei Leitgebel, Magdeburg bei Brauns, bei Büchting und bei Roch, Merseburg bei Kieselbach, Münster bei Lohn, Naumburg a. d. S. 2mal bei Kayser, Prenzlow bei Herz, Quedlinburg bei Dammann, Sagan bei Wiesenthal, Schweidnitz bei Löwenberg und nach Torgau bei Schubart; 58 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 1288. 2536. 6847. 7712. 8935. 12,598. 13,549. 14,552. 17,292. 18,142. 20,012. 20,695. 25,926. 28,951. 31,480. 34,727. 36,116. 36,309. 36,864. 37,016. 38,165. 39,166. 40,328. 40,659. 40,947. 44,472. 47,958. 52,066. 52,444. 53,004. 55,550. 57,717. 60,120. 60,164. 60,274. 63,122. 64,925. 65,467. 66,861. 66,900. 69,235. 70,131. 70,507. 71,287. 75,726. 77,206. 78,499. 80,284. 80,348. 82,172. 85,558. 86,110. 87,409. 88,811. 89,501 und 90,562. Die Ziehung wird fortgesetzt. Berlin, den 23. November 1831.
2
Königl. Preußische General⸗Lotterie⸗Direction.
der 5ten Klasse 64ster Königl.
57,812.
59,476.
Zeitungs⸗Nachrichten. CCPECE1a,,äüöö“
Rußland.
Aus zuverlässiger Quelle ist uns das nachstehende, unterm 1. Nov. zu Moskau erlassene, Amnestie⸗Dekret zugekommen:
„Wir Nikolaus I., von Gottes Gnaden Kaiser und Selbst⸗ herrscher aller Reußen, König von Polen ꝛc. ꝛc. ꝛc. Unsere frü⸗ heren Manifeste und Proclamationen haben Unseren getreuen Unterthanen genugsam dargethan, wie schmerzlich für Uns die Nothwendigkeit war, die Gewalt der Waffen in Anwendung zu bringen, um der in Unserem Königreiche Polen ausgebrochenen Emporung ein Ziel zu setzen. Von den zahllosen Uebeln, denen dieses Land entgegenging, im Tiefsten ergriffen, wollten Wir nur das Mittel der Ueberredung anwenden, um unsere verirrten Unterthanen zu ihrer Pflicht zuriickzuführen. Unsere Stimme hat jedoch kein Gehör gesunden, und nur den siegreichen Waffen des Kaiserreichs, an welches Polens Geschick unwiderruflich ge⸗ knüpft ist, wird das Land die Rückkehr des Friedens und der ge⸗⸗ setzlihen Ordnung zu verdanken haben.
Wir werden indessen die größere Anzahl derer, die über die Gränze ihrer Pflichten hinausgerissen worden sind, von jenen Unheilvollen zu unterscheiden wissen, welche jene durch verderb⸗ liche Täuschungen bethörten und, indem sie einen unmöglichen Zu⸗ stand der Dinge träumten, zur Erreichung ihres Zwecks sich der Verleumdung und des Verraths bedienten. Sie allein sind verantwortlich für die Verletzung der feierlichsten Eide, für das Verderben ihres seit der Veremnigung mit Rußland so blü⸗ henden Landes, für das in dem Bürgerkriege vergossene Blut, für den in den Kaiserlichen Provinzen erregten Auf⸗
ruhr,
so wie endlich auch für land selbst gedrückt haben.
die Lasten,
die auf Ruß⸗ Ihre dem Verbrechen entsprechende
Strafe wird durch die von ihnen verletzten Gesetze gebieterisch erheischt. Unsere Gerechtigkeit aber und Unsere Gnade sollen die Schwachen und diejenigen, welche nur verführt worden sind,
wieder beruhigen.
Um aber ihre Besorgnisse ein für allemal zu
beschwichtigen, haben Wir für angemessen befunden, ihnen Unsere Willensmeinung in dieser Hinsicht auf das bestimmteste kund
zu thun.
Demnach haben Wir verordnet und verordnen,
1)
wie folgt: Volle und undedingte Amnestie wird allen denen Unserer Unterthanen des Königreichs Poien bewilligt, welche zum
Gehorsam zurückgekehrt sind. Keiner von den hierunter
Begriffenen soll weder jetzt, noch in Zukunft, wegen der während der ganzen Dauer der Empöbrung an den Tag gelegten politischen Meinungen oder Handlungen verfolgt ooder gerichtet werden. 2) Es werden jedoch von der Amnestie ausgenommen;
1 Die
Urheber des blutigen Aufstandes vom 17. (29.)
November 1830, diejenigen, welche sich an selbigem
Abende nach dem Palast von Belvedere begaben, um Unserem vielgeliebten Bruder, dem verstorbenen Cesa⸗ rewitsch und Großfürsten Konstantin, nach dem Leben zu trachten; die Mörder der Russischen und Polnischen Generale und Offiziere; die Anstifter und Urheber des am 3. (15.) August
d. J. in Warschau stattgehabten diejenigen, welche seit dem 13. (25 den verschiedenen
Blutbades; 5.) Januar d. J. zu Zeitpunkten der Empörung als Chefs
oder Mitglieder der ungesetzlicher Weise im Königreich
Polen errichteten und die bis zum
Landes⸗Regierung betheiligt sind, 1. (13.) September d. J. sich noch
nicht unterworfen hatten, wie solches durch Unsere Procla⸗ mation vom 17. (29.) Juli vorgeschrieben worden, so wie diejenigen, welche nach der Unterwerfung von War⸗
schau in Zakroczyn
von sich wiesen;
meine ungesetzliche Regierung wieder bildeten und dadurch selbst jeden Antheil kungen Unserer Gnade die Mitglieder des Reichstags,
an den Wir⸗
welche durch ihre Re⸗
den in den beiden Kammern die Absetzungs⸗Akte vom 13. (25.) Januar 1831 vorgeschlagen oder unterstützt
haben.
Alle in diesen vier verschiedenen Kategorieen begriffene
Individuen,
von denen unverzüglich Namens⸗Listen anzufertigen
sind, sollen, sobald man ihrer habhaft geworden, vor ein zu die⸗
sem Ende einzusetzendes Spezial⸗ Strenge der Gesetze g ee,) die bei den Corps von 9. und Rybinski befindlich ger
lich derer Spezial⸗Befehle . (2. Okt.), 26. Sept. (8. Okt.),
erlassen worden sind.
3) Da diejenigen Reichstags⸗
Gericht gestellt und nach der erichtet werden. Komarino, Rozycki, Kaminski wesenen Offtziere, hinsicht⸗ unter dem 20. und 1. Okt. (13. Hkt.)
September
Mitglieder, welche die Absetzungs⸗
Akte vom 13. (25.) Jan. zwar nicht vorgeschlagen oder
uüunnterstützt, gleichwohl aber dafi zeichnet haben, durch Schwäche baren Votum verleitet worden seyn können, so
ir gestimmt und sie unter⸗ oder Furcht zu diesem straf⸗
sollen die⸗
selben zwar der allgemeinen Wirkungen der Amnestie theil⸗
haftig, jedoch
für unfahig erklärt werden, Amt zu bekleiden, es sey denn, daß künftiges Betragen des Zutrauens der Regierung
durch ihr
aufs nene würdig machen.
4) Die Wirkungen dieser welche wegen irgend eines
jenigen,
Empörung degangenen werden können; für diese
ihre Gültigkeit.
5) Eben so wenig erstrecken st Amnestie auf diejenigen Kaiserl. die an der Empörung des indem diese
ggenwärtigen
der westlichen Gouvernements,
Königreichs Polen Theil genommen haben,
besonderen hinsichtlich
reterworfen sind. Gegeben zu
des Heils 1831, im 6ten Unserer Regierung.
(unterz.)
Frankreich.
Deputirten⸗Kammer. ber. Zu Anfang dieser Sitzung ver 13 Artlikeln bestehende Proposttion, na halte 10 Kunst⸗ und Gewerb⸗Schulen in d Städten des Landes gestiftet werden sollen.
2„
nach erfolgter Verificirung ihrer Unterschriften künftig irgend ein öffentliches sie sich durch Reue und
Amnestie erstrecken sich nicht auf die⸗ anderen während der Verbrechens vor Gericht gezogen behalten die bestehenden Gesetze
ch auch die Wirkungen der ge⸗ Unterthanen ihrer ergangenen Bestimmungen un⸗ Moskau, den 20. Okt. (1. Nov.) im Jahre Nikolaus.“
Sitzung vom 15. Novem⸗ las Herr Arago eine aus ch deren wesentlichem In⸗
en vornehmsten 10 Die Versommlung
beschloß, sich diesen Antrag in ihrer nächsten Sonnabends⸗Siz⸗
zung näher entwickeln zu lassen. Propossition mit,
auf eine zweite
— Herr Parant theilte hier⸗ wonach künftig zu den Bera⸗
thungen der Kammer ein Drittheil der Deputirten hinlänglich seyn sollte; er nahm jedoch seinen Antrag wieder zurück, als er sah, daß der⸗ selbe in der Versammlung so wenig Beifall fand, daß diese sich erst nach dem Budget damit beschäftigen wollte. — An der Tages⸗Ord⸗
nung war jetzt die Fortsetzung der wegen des Avancements in der zwei Amendements in Antrag gebracht wor ches Amendement des Generals Leydet, im Saale schlafen wollte, wurd Dagegen ging ein an ner Eigenschaft als Deputirter machte, folgender Abfassung
ser Tages zuvor erheblichen Herr v.
Debatte verworfen. Rigny in seir und das der 20 ste Artikel des Gesetzes wird, in
Berathungen über Armee, zu welchem noch den waren. um dessen willen die⸗ e nach einer un⸗ deres, das
das Gesetz Ein sol⸗
durch: „Alle Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes finden auch
auf die Artillerie und Infanterie der
Marine ihre
Anwendung.“
Der 21ste und letzte Artikel des Gesetzes verfügt, daß alle bis⸗ her bestandene Gesetze,
das Avancement in
d
Dekrete, Verordnungen u. er Armee aufgehoben sind.
s. w. Der ganze
über
Gesetz⸗Entwurf ging sodann (wie bereits gestern erwähnt) mit 236 gegen 58 Stimmen durch. — Als der Präsident hierauf ankündigte, daß die Proposition des Herrn von Bricqueville über die Verbannung der vorigen Dynastie an der Tagesordnung sey, äußerte sich sofort auf allen öffentlichen Tribunen eine leb⸗
hafte Neugier. Der eIrste Redner, der sich vernehmen ließ, war
Herr Pagés. Derselbe begann mit folgenden Worten:
„Eine entthronte Dynastie laͤßt hinter sich Liebe und Haß zu-⸗
rück, die beide nur durch die Zeit verwischt werden koͤnnen. Der Wunsch, das zuruͤckzufuͤhren, was nicht mehr ist, kann bis zum Auf⸗ ruhr fortgehen, und deshalb haben alle Laͤnder Straf⸗Gesetze gegen den Aufruhr; andererseits kann das Beduͤrfniß, das Bestehende zu bewahren, bis zur Tyrannei ausarten; aber diese vermehrt die Kraft nicht, und Gewaltthaͤtigkeit und Willkuͤr verrathen im Gegentheil mehr Furcht auf Seiten der Urheber, als sie den Gegnern einfloͤßen. Man verlangt heute von uns, daß wir die Scheidewand, welche die Gerechtigkeit von der Unterdruͤckung trennt, denken Sie aber, m. H., daß auf der Bahn der Willkuͤr nur in Acht nehmen muß; nur dieser erste Schritt ist ein freiwilliger, die anderen sind nothwendige Folgen desselben. Mag eine Maaßre⸗ gel der Willkuͤr einen Palast oder eine Huͤtte, einen Koͤnig oder ei⸗ nen 18 treffen, sie kann nicht die einzige bleiben. Um die Ruͤck⸗ kehr der Bourbonen zu verhindern, prostribirte die Republik diesel- ben; es waͤhrte nicht lange, so mußte sie aber auch diejenigen ver⸗ bannen, welche die Bourbonen liebten: die Geistlichkeit, den Adel und die Emigranten mit ihren Familien. Bald, als das Schrek⸗ kenssystem noch immer zunahm, mußten sogar auch diejenigen pro⸗ fkribirt werden, welche die Bourbonen nicht haßten: die Fayettisten, die Foͤderalisten und die Girondisten. Danton wurde des Mitleids und
Carnot des Royalismus beschuldigt. Wenn die Tyrannei in der Politik 8
einmal Fuß faßt, so gleicht sie dem aus seinen Ufern tretenden Welt⸗ meere, dem keine Stimme gebieten kann: bis hierher und nicht wei⸗
ter. Und von welchem Erfolge sind diese Maaßregeln der Republik
ewesen? Die von ihr proskribirten Bourbonen haben dennoch spaͤter
unfzehn Jahre uͤber Frankreich geherrscht. Eben so unwirksam er⸗
wies sich die Proscription Napoleons durch die Restauration; er
kehrte von Elba zuruͤck und wuͤrde von St. Helena zuruͤckgekehrt
seyn, wenn er nur ein Verbannter und nicht ein Gefan⸗
gener gewesen waͤre.
en — 8 Gesetze vermoͤgen gegen große Ereig⸗ nisse, welche einen Regierungs⸗Wechsel herbeifuͤhren, nichts; die Regierungen sind die eignen Schoͤpfer ihres Schicksals und werden durch Stuͤrme ges uͤrzt, die sie selbst erregt haben. Wenn Sie die Freiheit lieben, so erhalten Sie sich frei von Wil⸗ kuͤr; wenn Sie das Koͤnigthum lieben, so behandeln Sie diejenigen⸗ welche einst Koͤnige und Kaiser waren, nicht mit einer empoͤrenden Tyrannei. Die Hofleute sagen, Frankreich sey unter allen Nationen durch seine Liebe zu seinen Fuͤrsten beruͤhmt; die Geschichte spricht aber anders, und die Wahrheit widerlegt diese Schmeichelei. Durch die Ermordung des letzten Valois ist der erste Bourbon auf den Thron gekommen; Heinrich IV. starb grausam verstuͤmmelt: Lud⸗ wig XIII. und Ludwig XIV. fanden waͤhrend ihrer Minderjaͤhrig⸗ keit, von Empoͤrern vertrieben, in ihrem Konigreiche kaum ein Ob⸗ dach, wo sie ihr Haupt niederlegen konnten; der Dolch des Meu⸗ chelmoͤrders machte sich Bahn zur Brust Ludwigs XV. Ludwig XVI. starb auf dem Schaffotte, Ludwig XVII. in Ketten. Bourbonisches Blut wurde im Graben von Vincennes und auf der Thuͤrschwelle der großen Oper vergossen; Ludwig XvIII. wurde zweimal und Karl X. drei⸗ mal verbannt. In einem Lande, welches das Ungluͤck der Koͤnige so nahe gesehen hat, ist es, zumal unter einer monarchischen Regie⸗ rung, nicht erlaubt, in die Gesetzsammlung eine Tyrannei zu ver⸗ zeichnen, bis zu welcher nicht einmal der Zorn des Volkes fortging. Verschmaͤhen wir jene Beispiele kleinmuͤthiger Grausamkeit, fachen wir die im Erldschen begriffene Flamme des Hasses nicht von neuem an, zeigen wir uns nicht tapfer, wo es keine Gefahr giebt. In Fran resch kann nur das geschehen, was die Franzosen wollen, und wenn es wahr ist, daß in der Politik die Todten wiederkommen, so geschieht es doch nur, wenn das Land selbst ihre Saͤrge oͤffnet. Wozu wuͤrde ohnehin der Ihnen vorliegende Gesetz⸗Entwurf fuͤhren, dessen einer Theil die Verbannung und der andere den Tod in Vorschlag bringt? Die⸗ sen Entwurf annehmen, hieße Frauen und Kinder und Wesen, die noch gar nicht geboren sind, und die also Niemand zu verurtheilen berechtigt ist, verbannen, hieße, mit dem Zeichen des menschlichen Zornes Geschlechter brandmarken, die noch gar nicht der Menschbeit angehoͤren. Sie baben die Gebeine Napoleons zuruͤckverlangt, Sie wollen diesen Koloß wieder auf seine Saͤule stellen, die ein unver⸗ gängliches Denkmal seines Ruhmes und unserer Groͤße ist; koͤn⸗ nen Sie wohl zugleich das Geschlecht dieses Mannes verban⸗ nen? Wauͤrden nicht gleichmaͤßig die den fruͤheren Bourbonen er richteten Denkmaͤler als eine bittere Fronie gegen die Ver⸗ heh t jener anderen Bourbonen erscheinen, die noch gar nicht sind? Als im vorigen Jatre⸗ eine Todten⸗Feier Besorgniß erregte, kam der damalige Polizei⸗Praͤfekt und legte aus Liebe fuͤr die jetzige Dynastie der Kammer einen Gesetzes⸗Vorschlag gegen die entthronte vor; diese Besorgnisse waren unpolitisch und zeugten von Kleinmuͤ⸗ thigkeit; nicht durch Gesetze wird man uns von Holy⸗Rood tren⸗ nen; zwischen Karl X. und Frankreich liegen die verhaͤngnißvollen Verordnungen und das in den drei Tagen vergossene Blut; zwischen Napoleon und uns liegen die beiden Invasionen und die hundert Tage. Maaßregeln des Zorns und des Hasses gegen ihre Nach⸗ kommen wuͤrden anzudeuten scheinen, daß man Mitbewerber um die Krone fuͤrchte und sie durch die Verbannung besei⸗ tigen wolle. L5 die Majoritaͤt naͤhme das Gesetz an, was wuͤrde geschehen, wenn ein Bourbon oder ein Nachkomme Napoleons einst den Franzoͤsischen Boden betraͤte und um Gast⸗ freundschaft baͤte? Gewiß wuͤrde Niemand den Mantel dieses zwei⸗ ten Stuarts als ein Geschenk annehmen, um ihm solchen in dem Pa⸗ laste der Koͤnige von Frankreich zuruͤckzubringen; aber welcher Fran⸗ zose wuͤrde so grausam seyn, einen von der Vorschung verlassenen Ungluͤcklichen der Strenge der Gesetze oder gar dem Henkerstode prefszugeben? Und wenn sich wirklich esn solcher Verraͤther faͤnde, so wuͤrde die Regierung selbst vor der Vollziehung einer un⸗ nuͤtzen Rache zuruͤckschrecken. Aber, sagt man, die Verbannten koͤn⸗ nen mit den Waffen in der Hand nach Frankreich zuruͤckkehren. Setzen wir diesen Fall, so wird doch gewiß ein Verbannungt⸗ Gesetz ihre Armee nicht auseinanderjagen; werden sie bestegt, so sind sie Verbrecher, sind ste siegreich, so vermag kein Ge⸗ setz etwas gegen sie; in dem Kampfe Köͤniglicher Nebenbuh⸗ ler giebt es nur einen obersten Richter, und dieser ist das Schwert. Nur durch eine edle hochherzige Handlungsweise kann Frankreich dem uͤbrigen Europa seine Wuͤrde und die Sicherheit seiner Regie⸗ rung zeigen. Versuchen Sie nicht, Anderen Furcht einzujagen; man wuͤrde sonst sagen, Sie fuͤrchteten sich selber. Seehen Sie den Gesetzes⸗Vorschlag durch die Tagesordnung, hehen Sie das gegen die Napoleonische Familie gerichtete Gesetz von 1816 auf, und be⸗ weisen Sie durch diese eben so kluge als muthige Maaßregel, daß
aufheben sollen; be-⸗ der
erste Schritt Ueberwindung kostet, und daß man sich besonders vor ihm
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