1831 / 336 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

In St. Petersburg wurde am 19. Nov. 1 Person von der Cholera befallen, am 20sten wieder 1, doch genas die ne⸗ rigen Tage erkrankte, so daß am 2lsten nur ein Kranker verhie⸗ 1 Die Gesammtsumme der seit dem 26. Juni bis zum 21. Nov. Erkrankten beträgt 9247, die der Gestorbenen 4757 Pesaan Von jetzt an werden in den Petersburger Zeitungen nur noch wöchentliche Uebersichten der etwanigen neuen Erkrankungen ge⸗ geben werden.

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u- degee 1 R s zugekommen

Unnter dieser Ueberschrift ist uns Nachstehende men: 8 „Bei der öö welche die Preußische Staats⸗ Zeitung in allen ihren Cholera⸗Berichten gefunden hat, darf der Ein⸗ sender folgender Notizen nicht nur die Aufnahme derselben Fosßen⸗ sondern sich sogar die Bitte erlauben, die Redaction Fe. en bu erkennen geben, ob eine Fortsetzung derselben ihr zweckmaͤßig er⸗

int⁰* G schelgit⸗ 8 Cholera an den (hn des Rreussishien --. das uͤbrige bedrohte Europa die Hoffnung, hier E—“ der Heilwissenschaft geleiteten Staats⸗

entweder die Seuche den von Staat; Maaßregeln erliegen, oder, wenn ein unabwendbares Forttretben in

ihrer Natur begruͤndet waͤre, eine so dhefchen ibres Wesens und ihrer daraus entspringenden GS den gewonnen werden, daß das Uebel an Furchtbarkeit eben so vie verlieren, als die Sicherheit der gegen dasselbe zu ergreifenden Mit⸗ tel im Allgemeinen wie im Einzelnen wachsen werde. . 1 Daß der erste Theil dieser Hoffnungen nicht in Erfuͤllung ge⸗ angen ist und bei der immer deutlicher bervortretenden epidemi⸗ schen Natur der Cholera nicht erfuͤllt werden konnte, ist leider nur zu bekannt, und es blieb daher nur noch der Kampf der Wissenschaft mit der Seuche auf vaterlaͤndischem Boden uͤbrig, der auch so gluͤck⸗ liche Resultate geliefert hat, daß, wie die Listen der durch die Cho⸗ lera veranlaßten relativen Sterblichkeit bei gleichen zußeren Verhaͤlt⸗ nissen bezeugen, der Feind geschwaͤcht, seine Wuth gemaͤßigt, die Zahl seiner Opfer verringert und seine Furchtbarkeit fuͤr die ihn noch erwartenden Laͤnder um vieles gemildert do groß abe auch diese Vortheile sind, so genuͤgen sie dennoch der wissenschaftli⸗ chen Welt nicht; weder die beschraͤnkte Wirksamkeit des einzelnen geistbegabten Arztes, noch die in Gegenwart der den Lazarethen vor⸗

8 8

stehenden Aerzte durch Autopsie gewonnene Belehrung einiger herge⸗

sandter beobachtender Aerzte giebt einen hinreichenden Maaßstab zur Beurtheilung des in der Bestegung der Cholera erreichten Standpunk⸗ tes; vielmehr wird hierzu die allgemeine Niederlegung der erforschten Wahrheiten gefordert, die einer theoretischen Pruͤfung und einer

praktischen Bewaͤhrung unterworfen werden kann, mit einem Worte, daß unser Wunsch, gruͤndliche

einer Cholera⸗Literatur.

Hier muͤssen wir aber gestehen, daß ndli— Belehrung zu finden, gar wenig vefriedigt worden, und daß viel⸗ leicht keine andere Krankheit in so kurzer Zeit eine quantitativ so reiche, aber qualitativ so arme Literatur veranlaßt hat, als eben die Cholera. Oberflaͤchlichkeit und Personlichkeit charakterisiren die mei⸗ sten der hierher gehoͤrigen Schriften, und wenn wegen der Dring⸗ lichkeit der Sache das nonum prematur in annum abgekuͤrzt wer⸗ den mußte, so haͤtte doch eine minder große Eile, ein bloßes Stehenbleiben bei Thatsachen, ein groͤßeres Zuruͤckhalten im Theoreti⸗ siren uns dem gewuͤnschten Zwecke gewiß um vieles naͤher gebracht. Als mehrere Aerzte von der Cholera heimgesuchte Ausland geschickt wurden, um die Krank⸗ heit zu beobachten und das Beobachtete rein als Thatsache mitzu⸗ theilen, damit die Daheimgebliebenen aus der Masse jener Mitthei⸗ lungen auf die Natur des Uebels schließen und spaͤter bei heranna⸗ bender oder gar ausbrechender Seuche sowohl Verhuͤtungs⸗ als

Heilungs⸗-Mittel desto leichter und sicherer sinden koͤnnten, da lag

wohl unzweifelhaft die Absicht zu Grunde, das folgereiche Urtheil uͤber diesen fuͤr die Menschheit so wichtigen Gegenstand von der bloßen Relation der Beobachtungen zu trennen. Allein die Referen⸗ ten wurden Decernenten, es bildeten sich Urtheile statt Berichte, Theorieen statt Thatsachen, Meinungsstreit statt ruhiger Mitthei⸗

*) Nachdem der Herr Einsender sich uns näher kund gethan;, haben wir uns ur Aufnahme einer solchen Fortsetzung sehr gern bereit erklaͤrt. D. Red.

ar. 5 Iöö 9 2 VPekanntmachunge

Gerichtliche Vorladungag. 8.

Auf dem, von den verordneten Curagtoren der von Usedom Tetziter Verlaßsenschaft erneuerten Antrag ist jum Versuch des Ver⸗ kaufs der dozu gehoͤrigen, im Berger Kreise und R apvinschen Kirch⸗ spiet belegenen Guͤte Tetzitz und Teschvitz, mit dem in denselben beariffenen Ackerwerken pPostlitz und Dambahn cum pestinent., ein nochmaliger Termin auf

den 13. Dezember d J., Morgens 10 Uhr, angesetzt. Diejen gen, die zu diesem Ankauf Genuüͤge haben, wer⸗ den hierdurch vorgeladen, in praefixo sich vor dem Koͤnigl. Hofoe⸗ richt einufinden, ihren Bot zu Protokoll zu geben und bei befun⸗ dener Zureichlichkeit den Zuschlag zu gewaͤrtigen. Daß die Ablie⸗ ferung Prinit. 1832 erst stattünden, daß die Verkaufs⸗Bedingungen auf hiesiger Kanzlei, und bei dem Syndicus Dr. Brandenburg in Stralsund eingesehen werden koͤnnen, und gegen die Gebuͤhr ab⸗ schriftlich zu erhalten stehen; so wie endlich, daß von Usedom Tetzitzer Creditoren sich zur Erklaͤrung uͤber den Zuschlag persoͤnlich, oder durch genüͤgsame Bevollmaͤchtigte alsdann auch einzufinden haͤben, darin wird die fruͤhere Bekanntmachung wiederholt, und Letztere auch auf das daselbst angedrohete Präͤjudiz aufs neue gestellt.

Datum Greifswald, den 10. November 1831.

Koͤnigl. Preuß. Hofgericht von Pommern und Ruͤgen. von Moͤller, Direector.

Von dem Konigl. Preuß. Hofgerichte von Pommern und Ruͤgen, sind durch die heute erlassenen, sin den Stralsunder⸗Zeitungen ia exteuso abgedruckten Vorladungen alle dieenigen aufgefordert, welche en das, von dem Herrn Oberst⸗Lieutenant und Ritter, Freiherrn Carl von Kroßow, an den jetzigen Eigenthuͤmer D. F. Holz, mit Inbegriff der Saaten und Ackerarbeit verkaufte, im Franzburger Kreise und dem Kirchspiele Kenz belegene vormalige Lehngut Satel mit der Meierei Stubbenhagen, aus irgend, einem gemeinrechtli⸗ chen oder lehnrechtlichen Grunde Real⸗Anspruͤche und Forderungen haben koͤnnten, daß sie solche am 1. Dezember d. J., oder 12. Januar, oder 23 Februar k. J. hierselbst angeben und be⸗ scheinigen, widrigenfalls sie durch den am 22. Maͤrz k. J. zu erlas⸗ senden Praͤclusiv⸗Abschied fuͤr immer damit werden abgewiesen werden. Datum Greifswald, den 20. October 1831.

KoͤnigI. Preuß. Hofgericht von Pommern und Ruͤgen. 8 v. Moͤller, Director.

1. e111A414A“; Die ihrem Aufenthalte nach unbekannten Kaufleute Prunke und Loewke, fruͤher in Koͤnigsberg, fuͤr welche sich in der Reif⸗ sötläger Arndt Subhastations⸗Masse unsers Depositorii 29 Thl. 20 sar besinden, werden hiermit aufgefordert, sich in 4 Wochen zur Empfanagnahme des Geldes zu melden, widrigenfalls dasselbe der Itssti;⸗Ofsfizianten⸗Wittwen⸗Kasse zugesendet wird. Graudenz;, den 15. November 1831.

und Stadtgericht.

hinreichende Erkenntniß ihrer

unwuͤrdige Persoͤnlichkeit nicht aufkommen kann, welch 1 Studir⸗Stube gar leicht in die große

worden. So groß aber

ihren resp. Landes⸗Regierungen in das von

Prag armrprxmenge. nnen

0 U 8 lung. Die Schreibesucht ward allgemein, und von allen Enden 8e Schriften uͤber die Natur, wie uͤber die Behand⸗ lung der Cholera, welche, so wenig man auch einzelnen dersel⸗ ben Scharfsfinn und Gelehrsamkeit abzusprechen vermag, im⸗ mer eine von den beiden zu ihrer Brauchvarkeit nothwendigen Ei⸗ genschaften entbehren, indem die Verfasser entweder die Cholera selbst nicht beobachtet und nur durch Analogie oder erhaltene Be⸗ richte sich leiten ließen, oder vor der Cholera zu wenig andere Krank⸗ heiten gesehen und daher weder zum richtigen Beobachter hinrei⸗ chend geuͤbt, noch das Beobachtete richtig zu beurtheilen im Stande waren. Und die Meister schwiegen still. Theils zu vorsichtig, um auf die Berichte Anderer eine Theorie zu gruͤnden, theils zu be⸗ schaͤftigt, um waͤhrend der herrschenden Krankheit ihre Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse mitzutheilen, warten sie auf einen guͤnstigeren Zeitpunkt, und wir haben gewiß von einigen beruͤhmten Namen Beitraͤge zu erwarten, wie denn auch schon Anfaͤnge und Versprechungen vorliegen. Wie foͤrderlich aber auch dieses Warten der Wissenschaft, wie noͤthig es selbst dem Ver⸗ fasser zur Befestigung und Berichtigung seiner Lehre seyn moͤge, so macht das fortdauernd rasche Fortschreiten der Krankheit doch eine schnellere Verbreitung wahrer Thatsachen und richtiger daraus ab⸗ geleiteter Ansichten so wuͤnschenswerth, daß wir nicht umhinkoͤn⸗ nen, darauf aufmerksam zu machen, ob es nicht zweckmaͤßig waͤre, wenn die Aerzte, hesonders in volkreichen Städten, wo große Ta⸗ lente mit reicher Erfahrung sich verbinden, und wo es gewiß an gegenseitiger Mittheilung des Beobachteten und der gewonnenen Resultate nicht fehlt, einen Verein bildeten, der dann diese Mit⸗ theilungen nach befundener Wuͤrdigkeit zur oͤffentlichen Kenntniß

braͤchte. Der große Vortheil solcher Berichte besteht besonders darin,

daß der Bekanntmachung selbst schon eine anerkennende gewichtige Autoritaͤt vorangegangen, daß das Mitgetheilte durch Autopsie sehr oft gepruͤft worden, daß endlich die verschiedensten Meinungen und Ansichten neben einander Platz finden und jene der Wissenschaft

welche von dem

einsamen Schriftsteller in der

Welt geschleudert wird.

Mit großem Vergagnuͤgen und Nachahmung hoffend, zeigen wir daher dem aͤrztlichen Publikum an, daß in Petersburg, wo allerdings alle dazu noͤthige Bediagungen sich vereinigt fanden und waͤhrend der Cholera⸗Zeit die Aerzte auf Veranlassung der Russischen Re⸗ gierung ihre Erfahrungen in einzelnen Vortraäͤgen sich mittheilten, jetzt eine Auswahl dieser gehaltenen Vortraͤge der Oeffentlichkeit uͤber⸗

geben wird, unter der Redaction unserer Landsleute, der Doctoren

V Lichtenstaͤdt und Seidlitz.

Unter dem Titel: „Mittheilungen uͤber die Cholera⸗Epidemie zu St. Petersburg im Sommer 1831 sind bis jetzt 12 Bogen uns zugegangen, in denen schon ein großer Reichthum von Beobachtun⸗ gen vorliegt, und in welchen bei den verschiedensten Ansichten der einzelnen Berichterstatter durch das beständige im Auge Halten der

Thatsachen eine so wuͤrdige Ruhe vorherrscht, daß wir uns vorbe⸗ halten, einige Auszuͤge daraus mitzutheilen, die Fortsetzung dieses

Werkes aber angelegentlich wuͤnschen. K

Herliner Börse. Den 2. Dezember 1831. Amtl. Fonds- und Geld-Uours-Zetliel. (Preals. Cour.)

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Koönigliche Schauspiele. Sonnabend, 3. Dez. Im Schauspielhause: Nehmt ein Exem pel daran! Lustspiel in 1 Aufzug. Hierauf: Der Zeitgeist, Possen spiel in 4 Aufzügen. Sonntag, 4. Dez. Im Opernhause: Die Wiener in Bu lin, Posse mit Gesang in 1 Akt. Hierauf, auf Begehren: Alim

Konigin von Golconda, pantomimisches Ballet in 3 Abtheilungen

Die zu der für „Sonntag“ angekündigt gewesenen Oper haus⸗Vorstellung bereits verkauften Billets bleiben zu Aline gültn

Im Schauspielhause. Zum Erstenmale: Frauen⸗Freuan schaft, Lustspiel in 1 Akt, frei nach dem Französischen des Lafite Hierauf: Die feindlichen Brüder, Possenspiel in 3 Abtheilungen

Königstädtisches Theater.

Sonnabend, 3. Dez. Das Fräulein vom See, Oper 2 Akten; Mustk von Rossini.

Sonntag, 4. Dez. Zum erstenmale wiederholt: Das De nauweibchen (Erster Theil), romantisch⸗komisches Volksmährch mit Gesang in 3 Akten, von K. F. Hensler; Musik von Kaus

NACHSCHRIPT.

Frankfurt a. M., 29. Nov. Die Lyoner P. vom Asten ist heute hier angekommen. Die mit derselben en getroffenen Privat⸗Briefe melden, daß die Aufrührer noch imme Meister der Stadt waren, sich jedoch, nachdem am 23sten ein Magazine geplündert und die darin vorgefundenen Seid waaren auf öffentlicher Straße verbrannt worden, an di sem Tage ruhig verhielten und in Unterhandlung stand

um von den Fadrikanten eine bedeutende Entschädigung (ma sprach von 1 Million Franken) zu erhalten.

Die Chefs de ersten Lyoner Handlungshäuser hatten die Stadt verlassen. Den Pariser Zeitungen vom 26sten zufolge, die so eben hi eingehen, scheinen die Tages zuvor von Herrn Cas. Päree in der Deputirten⸗Kammer gemachten Mittheilungen, so m eine in Folge derselden auf den Antrag des Herrn Giraud we. schlossene Asresse an den König, worin die Kammer dem M. narchen ihre unbedingte Mitwirkung zusichern will, einen gun Eindruck gemacht zu haben, denn an der Pariser Börse vo 6sten stieg die 5procent. Rente wieder um 1 Fr. 75 Cent. m. die Zprocent. um 2 Fr. 30 Cent.

Paris, 26. Nov. 5 proc. Rente sin cour. 94. 75. sin cour. 68. 5 proc. Neapol. sin cour. 80. 25. Rente perp. 56 ½.

Frankfurt a. M., 29. Nov. Oesterr. 5proc. Metall. 87. 87 ½. 4proc. 77 *1—½8 77 ½. 2 ½proc. 45 ½. 1proc. 20 ¾. B. Ban Actien 1365. 1363. Partial⸗Obl. 127 ½. 127 ¼. Loose zu 100 176 ½. B. Poln. Loose 57 ¼. 57 ¼. 111“

Zprr 5proc. Spar

Redacteur John. Mitredacteur Cottel. Gedruckt bei A. W. Hayn.

ꝙbn d⸗ 4 eumen, * 1

Ankuͤndigung und Einladung zur Subscription auf eine neue

Juristische Zeitung fuͤr die Koͤnigl. Preuß. Staaten,

wielche vom 1. Januar 1832 ab in Eduard Branden burg Buchbandlung zu Berlin, Ober⸗Wallstraße Nr. 6, erscheint.

Von dieser Zeitschrift erscheint woöchentlich eine Nummer und eine Beilage, welche das neueße der juristischen Literatur enthaͤlt. Der Preis des Jahrganges, von 78 Bogen ist 4 Thl., vierteljaͤhrig 1 Tyl. Preuß. Eour., wofuͤr diese Zeitung durch alle resp. Post⸗ ARemter und Buchhandlungen ohne Preis⸗Erhoͤhung zu beziehen ist,

Inhalt der Zeit ung:

I. Stehende Artikel: h“ Befoͤrderungen, b) Versetzungen, c) Entlassungen, d) Todesfaͤlle.

II. Neue Gesetze,

Verordnungen, Bekanntmachungen, sie betreffen die Einfuͤhrung neuer oder die Abaͤnderung bestehender Gesetze und Verordnungen, oder Einrichtungen des Justiz⸗Wesens.

IlI. Abhandlungen zur Erlaͤuterung der Landesgesetze insbesondere.

IV. Staatsrechtliche Abhandlungen. Als: Staatsrecht im Akgemeinen, und alle dahin einschlagende Zweige, die Lehre von den Regalien, vom Staatseigenthum, Kir⸗ chen⸗ und Judenrecht, Forst⸗, Jagd⸗ und Bergrecht, Krie gsrecht, (Kriegssteuer und Einquartirungs⸗Wesen), Seerecht, Lehnrecht, Städteerdnung und buͤrgerliche Verfassung ““ Vv. Privatrechtliche Abhandlungen und alle dahen gehoͤrigen Gegenstaͤnde, Erb⸗ und Eherecht, Pupil⸗ lenwesen, Handels⸗-, Wechsel⸗, Schulden⸗, Pfandrecht, Concurs⸗ wesen, gutsherrliche und baͤuerliche Verhaͤltnisse ꝛc.

VI. Criminalrechtliche Aufsäße uͤber alle die Strafrechtswissenschaft angehenden Gegenstaͤnde, ge⸗ richtliche Medizin u. s w.

VII. Abhandlungen uͤber die praktische Rechtspflege, die Organisation des Justiz⸗Wesens, die Geschaͤftsfuͤhrung der Ge⸗ richte, oͤffentliche Gerichtspflege u. s w. Mittheilung merkwuͤrdiger

Rechtsfalle u s w.

VIII. Hypotheken⸗ und Depositalwesen und alles was dahin gehoͤrt. IX. Sportelkassen⸗Wesen. X. Registratur⸗ und Kanzlei⸗Wesen. xI. Cameralistik und Polizei.

Aufsaͤtze uͤber alle dahin gehoͤrige Materien, Landesverwaltung, Po⸗ lizei⸗Gesetze, Domainen⸗Sachen, Stempel⸗ und Steuer⸗Wesen,

1“ Feuerassecuranzen, Armenwesen u. s. w.

;

Recensionen neuer Werke

““

.Jns hüu ber alle vorstehende Materien und Buͤcher⸗Anzeigen. wobeblaͤtter liegen in allen guten Buchhandlungen zur Ansicht⸗

eet uns, Ihnen die ganze Wahrheit zu sagen.

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Frankrech.

Pairs⸗Kammer. In der Sitzung vom 25. Novem⸗ ber, bei deren Erossnung etwa 80 Mitglieder zugegen waren, verlas zuvörderst der Prästdent ein Schreiben des Hrn. Chasse⸗ loup⸗Laubat, worin dieser Pair der Kammer anzeigte, daß er

cänklichkeits halber an den Sitzungen derselben keinen Theil neh⸗ men könne. Hierauf wurden mehrere der neu ernannten Pairs aufgenommen und zum Theil auch vereidigt. Sodann erfolgte ie Wahl der Kommissarien zur Prüfung des neuen Pairs⸗Ge⸗ setzsEntwurfes. Da die Versammlung sich dafür entschied, daß in jedes der 7 Bureaus 2 Mitglieder stellen solle, so besteht die Kommisston aus 14 Pairs. (Die Namen derselben haben wir ereits gestern im Artikel Paris gegeben.) Die öffentliche Sitzung wurde um 3 ½ Uhr aufgehoben, und die Versammlung trat neinen geheimen Ausschuß zusammen, um sich mit dem eigenen Budget der Kammer zu beschäͤftigen. Um 5 Uhr verlangte Hr. C. Périer, eingeflihrt zu werden, worauf die Sitzung aufs eue für öffentlich erkkärt wurde; indessen waren alle Tribunen eer. Der Präsldent des Minister⸗Rathes ergriff das Wort, um der Kammer eme amtliche Mittheilung üder die Ereignisse in hon zu machen. (S. unten.) Die Versammlung trennte sich odann, um sich am solgenden Tage gegen Mittag aufs neue zu versaummmeln. Man glaudt, daß es ihre Absicht sey, nach dem Beispiele zu votiren. b Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 25. Novem⸗ er. Nachdem den Herren Prunelle, Maire von Lyon, und Colin, General⸗Prokurator in Dijon, der verlangte Urlaub be⸗ villigt worden, wurde die Berathung über den Gesetz⸗Entwurf wegen Modificerung des Straf⸗Gesetzbuches fortgesetzt. Der Ta⸗ ges zuvor von Hrn. Taillandier gemachte Antrag wegen Abschaf⸗ ung der bürgerlichen Todes⸗Erklarung wurde verworfen. Ein Bleiches geschah mit einem andern des Hrn. Charam aule, des Juhalts, daß, oenn hinführo Jemand für bürgerlich todt erklärt werde, die Auflösung des Ehebundes nur dann erfolge, ioenm der andere Gatte solches ausdrücklich verlange; auch dieser Vorschlag fand keine Unterstützing. Während einer Debatte, die sich dar⸗ auf über eine Reihesolge von Amendements erhob, mittelst de⸗ en Hr. Perfil verschiedene Artikel des Straf⸗Gesetzbuches gänz⸗

ich zaumschmelzen wollte, trat Hr. C. Périer in den Saal und

verlangte bald darauf das Wort, um der Kammer über die Lyo⸗ ner Ereignisse eine amtliche Mittheilung zu machen. Er äußerte sich darüber solgendermaßen:

„Die Stadt Lyon, m. H., ist der Schauplatz bedauernswuͤrdiger Ereignisse gewesen. Der Koͤnig hat uns aufgetragen, Sie davon in Kenntniß zu setzen. Seine Befeble, wie unsere Verantwortlichkeit, Eine zaghafte

olitik wuͤrde sie bemaͤnteln. Boͤser Wille und Furcht koͤnnten sie bertreiben. Wir muͤssen die Kammer und Frankreich vor unge⸗ gruͤndeten Besorgnissen bewahren. *Freimuͤthigkeit weckt das Ver⸗ rauen; sie muß der bestäͤndige Charakter der Regierung seyn. Wir rklaͤren zuvoͤrderst, daß bis zu diesem Augenblick nicht; dazu berech⸗ igt, die Ursache der Begebenheiten, wodurch Lyon mit Blut befleckt nd in dieser Stadt fuͤr einen Augenblick das Reich der Gesetze und er gesetzlichen Autoritaͤt eingestellt worden ist, der Politik beizumes⸗ en. Gegen die Freiheit des Handels und Gewerbfleißes allein hat ie Empoͤrung sich gewaffnet. Der Ruf nach Mord und Pluͤnde⸗ ung war der einzige, der sich vernehmen ließ. Alles, was Frank⸗ eich an guten Buͤrgern und Ehrenmaͤnnern zaͤhlt, kann hier nur in Interesse, nur eine Meinung haben. Die Gesellschaft wird ch nicht unbestraft bedrohen lassen; im Uebrigen erfahre sie, daß ie Regierung sie nicht verlassen wird. Hier die Thatsachen: Die rste Ursache der Unzufriedenheit der Seiden⸗Arbeiter ist be⸗ annt. Die Konkurrenz, welche die Lyoner Fabrikanten hin⸗ schtlich aller glatten Stoffe zu bestehen gehabt, hatte sie chon seit einigen Jahren gendthigt, das Arbeitslohn um 25 Ct. herabzusetzen: diese den Arbeitern 1 eranlaßte sie endlich, die Wiederherstellung der alten Preise zu ver⸗ angen. Dies war unlaͤngst durch die Feststellung eines Tarifs, d. b. urch eine gesetzwidrige Maaßregel, geschehen, denn die Gesetze ge⸗ atten es nicht, daß man den Werth einer Arbeit abschaͤtze; dieser erth muß vielmehr stets durch ein vollig freies Uebereinkommen wischen dem Fabrikherrn und dem Arbeiter bestimmt werden. Die Maaßregel hatte aber uͤberdies die Folge, daß der Fabrikant, um sich icht der Gefahr auszusetzen, mit Verlust wieder zu verkaufen, das rbeiten lieber ganz und gar einstellen tieß. Die Regierung hatte ies auch den Orts⸗-Behoͤrden vorhergesagt; um jedoch jedwede ge⸗ altsame Erschuͤtterung zu vermeiden, hatte sie diese zugleich aufge⸗ ordert, die Arbeiter uͤber das Nachtheilige des Tarifs Nufzuklaͤren nd die erforderlichen Vorkehrungen zu treffen, daß entweder dieser Larif allmälig von selbst wieder eingehe, oder daß er auf den foͤrm⸗ schen Antrag der Arbeiter zuruͤckgenommen werde. Am 20sten war och Alles ruhig: nichts verkuͤndigte drohende Plaͤne, vielmehr schrieb er Praͤfekt am 19ten: üuhe zu erfreuen, wie jetzt

ar ein trefflich unterrichteter Praͤfekt!) Der kommandirende General

chrieb dasselbe. (Andere Stimme: General Roguet lag krank danieder!] och trauten wir diesen Nachrichten, als am 22sten eine telegraphi⸗ che Depesche uns ploͤtzlich von blutigen Anftritten, die Tages zu⸗ or dort stattgefunden haͤtten, benachrichtigte. Die Depesche war n einsylbigen und unbestimmten Ausdruͤcken abgefaßt. Die Regie⸗ ung hoffte, daß ihr umstaͤndlichere Nachrichten zugehen wuͤrden: ndessen gestattete von diesem Augenblicke an der Zustand der Atmo⸗ phaͤre keine weitere Mittheilungen durch den Telegraphen, und es lieb uns daher nur uͤbrig, die Berichte abzuwarten, die der kom⸗ andirende General und der Praͤfekt uns in der telegraphischen De⸗ esche versprochen hatten. Mittlerweile ließen wir durch den Mo⸗ iteur bekannt machen, daß ernste Unruhen in Lyon ausgebrochen aͤren; mehr wußten wir selbst nicht und konnten daher nichts Naͤ eres hinzufuͤgen. Erst am Morgen des usten erhielten wir jene erichte; sie waren vom 21sten Abends datirt und besagten im We⸗ entlichen Folgendes: Am 2lsten um 7 Uhr Morgens sind die Sei⸗ en⸗Arbeiker, welche die Rothkreuz⸗Vorstadt hewohnen, gegen die yoner Fabrikanten, die oͤffentliche

der Deputirten⸗Kammer eine Adresse an den König

nachtheilige Ermaͤßigung entweder innerhalb oder außerhalb Lyon (ie nachdem dieser General

„Noch nie hatte sich Lvon einer so großen Volks⸗Auflaͤufe sind in dieser Stadt nic zu befuͤrchten gewesen, auch jetzt nicht.⸗ Stimme im Centrum: Das

Ordnung, das Eigenthum und

den Gewerbfleiß in offener Empdrung ausgebrochen. Es wurden Drohungen gegen die Fabrikanten ausgestoßen und National⸗Gar⸗ disten entwaffnet; hierauf begannen die Ruhesäibrer in die Stadt hinabzusteigen. Alshald wurden ihnen Truppen entgegengeschickt; die Rebellen hatten inzwischen Barrikaden errichtet und das Stra⸗ ßenpflaster aufgerissen. Nach einigen friedlichen Ermahnungen und den gesetzlichen Aufforderungen eroͤffneten sie das Kleingewehr⸗ feuer. Die National⸗Garde und die Linie mußten dasselbe erwie⸗ dern; von beiden Seiten fielen Opfer; die Arbeiter verlangten endlich zu unterhandeln. Der Praͤfekt und der General Ordonncau, die sich an die Spitze der Truppen begeben hatten, gingen vertrauens⸗ voll den Empoͤrern entgegen, die sich ihrerseits aber Beider bemaͤch⸗ tigten und sie gefangen zuruͤckhielten. Inzwischen langten in der Gegend der Rothkreuz⸗Vorstadt neue Truppen an, die der General Roguet beordert hatte; sie besetzten alle Ausgangspunkte und draͤng⸗ ten die Empoͤrer nach den von ihnen bewohnten Stadtvierteln zu⸗ ruͤck; man darf annehmen, daß dieses Resultat es moͤglich machen wird, die Ankunft der Truppen abzuwarten, die der General sofort aus Bourgoin, Trevoux und anderen umliegenden Staͤdten entbo⸗ ten hat.“ Die Empdrer haben spaͤterhin ihre Anerbietungen zum Unterhandeln wiederholt; der General hat sich jedoch geweigert, vor der Freilassung des Praͤfekten und des Generals Ordonncau darauf einzugehen. Jener ist am 2tsten, dieser am 22sten entlassen worden. Ich habe oben gesagt, daß es am 2isten Opfer gegeben habe. Be⸗ simmte Nachrichten fehlen uns noch hieruͤber. Nur so viel wissen wir, daß die National Garde und die Truppen Muth, Mannszucht und Hingebung bewiesen haven. Gleich nach dem Empfange jener ersten Depesche erhielt Ihr Kollege, Herr Prunelle, Maire von Lyon, den Befehl, sich auf seinen Posten zu begeben. Ohne weitere Nachrichten von Seiten des Praͤfekten und des Generals, empfing ich in der verflossenen Nacht um 12 Uhr einen anderweitigen Bericht, den ein hoͤherer Beamte in Lyon am 23sten um 5 Uhr Mor⸗ gens an mich abgefertigt hatte. Die Fortschritte der Empoͤrung werden darin unverholen, aber auch ohne Uebertreibung angezeigt. Die Rebellen waren danach in die Stadt vorgedrungen, hatten sich der Bruͤcken bemaͤchtigt, die Verbindungen abgeschnitten und zuletzt das Rathhaus besetzt, das die Behoͤrden geraͤumt zu haben schienen, sey es um ferneres Ungluüͤck abzuwenden, oder um sich an die Spitze der erwarteten Verstaͤrkungen zu stellen. Hieraus ließe sich ihr Ruͤckzug durch die Vorstadt Saint⸗Clair erklaͤren. Diese Nachrich⸗ ten sind uns, ich wiederhole es, weder von dem Praͤfekten, noch von dem kommandirenden General gemeldet worden. Der Ruͤckzug der Behoͤrden war ein bloßes Stadtgespraͤch; und da dieses Faktum durch keine spaͤtere Nachricht amtlich bestaͤtigt worden ist, so koͤnnen wir nicht versichern, daß die Raͤumung werklich stattgefunden hat. Der voͤllige Mangel bestaͤtigender Meldungen macht es viel⸗ mehr wahrscheinlicher, daß die Behoͤrden noch in der Stadt sind und nur nach außen hin nicht kommuniziren koͤnnen. Bei dem Empfange der Botschaft am 23sten wurde sofort ein Minister⸗ Rath gehalten und das dringend Nithige beschlossen. Nach al⸗ len Richtungen hin sind Befehle ertheilt worden. Die auf Urlaub abwesenden Praͤfekten kehren auf ihren Posten zu⸗ ruͤck. Der Minister⸗Rath hat bei dieser Gelegenheit einen, ihm von dem Herzoge von Orleans geaͤußerten, hochherzigen Wunsch beruͤcksichtigen und den Koͤnig darum angehen muͤssen, daß Er dem Prinzen erlaube, sich nach Lyon zu begeben, wohin seine patriotische Ungeduld, dem Blutvergießen zu steuern, ihn treibt. Da es indessen nicht Sache der Großmuth allein ist, dem Unwesen eine Ende zu machen, die Gerechtigkeit vielmehr ihren Lauf haben und das Han⸗ deln der Regierung sich unaufhorlich füuͤhlbar machen muß, so hat sich auch noch ein verantwortlicher Mintster nach dem Schauplatz jener beklagenswerthen Ereignisse begeben muͤssen. Der Kriegs⸗Mi⸗ nister begleitet Se. Koͤnigl. Hoheit. In dem Augenblicke, wo ich mich heute in diese Versammlung begab, empfing ich von dem Praͤ⸗ fekten der Saone und Loire die Meldung, daß der General, der

die Depots in diesem Departement befehligt, in der Nacht vom

22sten auf den 28sten von dem General⸗Lieutenant Roguet den Be⸗ fehl erhalten habe, moͤglichst rasch die in Macon und Tournus gar⸗ nisonirenden beiden Bataillone des 24sten Linien⸗Regiments auf Lyon zu dirigiren. Es wurden sofort zwei Dampfboote requtrirt, welche zwei Transvortschiffe mit 800 Mann und der benoͤthigten Munition ans Schlepptau nahmen und bereits am 25sten um zehn Uhr Morgens abgingen, so daß diese an demselben Tage um 3 Uhr Nachmittags den Ort ihrer Bestimmung erreicht haben koͤnnen. Schneller war es nicht moͤglich, zu Werke zu gehen. Am folgenden Tage muͤssen 4 oder 5 Compagnicen zu ihnen gestoßen seyn. Die Ankunft dieser Truppen auf der Saône wird es ihnen möglich ma⸗ chen, sich in unmittelbare Verbindung mit dem General Roguet,

seine Posttion gewaͤhlt haben wird), zu setzen. Sie werden mir nicht zumuthen, m. H., daß ich mich uͤber die Voraussetzung, die Regierung habe noch andere als die von ihr mitgagetheilten Nach⸗ richten erbalten, gegen Sie auslasse. Ich habe Ihnen Alles gesagt, weil eine Regierung, die sich auf ihr gutes Recht, wie auf ihre red⸗ liche Absicht stuͤtzen kann, nichts zu verschweigen braucht. Zu Ver⸗ heimlichungen koͤnnte sie sich nur bewogen finden, insofern solches zur Sicherheit des Staates und zur Erreichung ibrer Absichten no⸗ thig waͤre. Noch haben wir uns aber nicht in diesem Falle befun⸗ den. Die Lyoner Ereignisse sind ohne Zweifel ernster Art, aber die von der Regierung angeordneten Maaßregeln werden denselben durch die Energie, so wie durch ihre Raschheit und Einheit, ent⸗ sprechen. Wir glauben daher, m. H., Sie im voraus uͤber alle fernere Folgen jener Begebenheiten beruhigen zu koͤnnen, und zu diesem Zwecke, so wie nicht minder in der Absicht, die oͤffentliche Meinung, die durch uͤbertriebene Geruͤchte leicht besorgt gemacht werden koͤunte, zu beschwichtigen, haben wir Ihnen die gegenwaͤr⸗ tige Mittheilung gemacht. Wir begehren von der Kammer nichts, als ihre gewoͤhnliche Mitwirkung, auf der unser Vertrauen beruht, und wovon wir einen positiven Beweis nur im dringendsten Noth⸗ falle verlangen wuͤrden. Fuͤr heute genuͤgt es uns, ihr von dem wahren Zustande der Dinge Kenntniß zu geben; denn die Wahrheit ist stets das sicherste Mittel, sich Kraft zu verschaffen. Rechnen Sie, m. H., auf die Regierung, wie diese auf Sie zaͤhlt. Muth und Weisheit haben der Nation ihre Freiheit errungen. Muth und Weisbeit werden auch die öͤffentliche Ordnung beschuͤtzen, die der Freiheit selbst so nothwendig ist.”“

Kaum hatte der Minister seinen Vortrag, der von der Kam⸗ mer mit großem Beifall aufgenommen wurde, beendigt, als er auch die Versammlung verließ, um in der Pairs⸗Kammer die: selbe Mittheilung zu machen. Im Saale herrschte eine unge⸗ meine Bewegung, und Niemand dachte daran, die Diskusston über das Straf⸗Gesetzbuch wieder aufzunehmen. Hr. Giraud überreichte dem Präsldenten eine Proposition und verlangte, daß die Deputirten sofort in den Bureaus Kenmmtniß davon nähmen. Der Prästdent behauptete, daß das Reglememt sich diesem An⸗

trage nicht widersetze, und wollte sonach darüber abstimmen lassen. Hiergegen erhob sich aber die Oppositions⸗Partei. Namentlich er⸗ klärte der General Demargay, daß, da das Zusammentreten der

evutirten in den Bureaus nicht an der Tagesordnung sey, der Präsl⸗

dent auch das Recht nicht habe, den Gang der Berathung nach Guiu: Der Präsident berief sich auf frühere Fä=lle, Uebrigens,

dünken zu ändern. wo die Kammer in ähnlicher Weise verfahren habe. fügte er hinzu, sey der Gegenstand der Proposition des Herrn Girand ihm völlig fremd. Herr Dupin d. Ae. war der Mei⸗ nung, daß man in außerordentlichen Fällen wohl von der ge⸗ wöhnlichen Regel abweichen könne. Zum Beweise, daß der An⸗ trag des Herrn Giraud nicht verfassungswidrig sey, verlas der Präsident den betreffenden Artikel des Reglements und brachte sodann, nach einigen Bemerkungen des Herrn Mauguin, jene Proposttion zur Abstimmung, während von beiden Seiten des Saales mit lauter Stimme die Tages⸗Ordnung verlangt wurde. Die Versammlung deschloß darauf mit ziemlicher Majorität, sich sofort in die verschiedenen Bureaus zurückzuziehen. Wäh⸗ rend sonach die meisten Deputirten der Centra ihre Plätze verließen, blieben die Oppositions⸗Mitglieder unbeweglich auf ih⸗ ren Plätzen und protestirten gegen den gefaßten Beschluß, indem reglementsmäßig erst über die Tages⸗Ordnung hätte abgestimme werden müssen. Der Präsldent versicherte jetzt zu seiner Ent⸗

schuldigung, er habe es überhört, daß man überhaupt die Tages⸗ Ordnung verlangt habe, was bei dem großen Lärm nicht zu ver⸗

wundern sey; hätte er es gehört, so würde er ohne Zweifel erst die Tages⸗Ordnung zur Adstimmung gebracht haben. Hr. Laf⸗

fitte meinte, ein jeder Deputirter werde gewiß unter den ge-

genwärtigen kritischen Umständen der Regierung seine Mitwir⸗ kung nicht versagen, doch berechtige dies nicht, gegen die Ge⸗

bräuche der Kammer zu versioßen und über eine unbekannte Pro⸗ posttion abstimmen zu lassen; es sey zu bedauern, daß die Kam. 8 mer in dem vorliegenden Falle nicht mehr Ernst und Würde gezeigt

habe; er könne es überhaupt nicht unbemerkt lassen, daß die Mino⸗ rität seit einiger Zeit nicht mehr so geachtet werde, wie sie es verdiene; der Prasident sey der natürliche Beschützer der Mino⸗ rität, da die Majoritäat sich von selbst beschülitzen könne; doch habe derselbe auf das Verlangen nach der Tagesordnung keine Rück⸗ sicht genommen; es gebe nur ein Mittel, um dergleichen unan⸗ genehme Auftritte für die Folge zu vermeiden, wenn man sich namlich pünktlich an das Reglement halte und, insofern man in dringenden Fällen davon abweichen wolle, sich mindestens ge⸗ recht zeige und denen das Wort bewillige, die es verlangten; nur die Minorität habe sich jetzt in die Bureaus verfügt, denn 209 Mitglieder befänden sich noch im Saaie. Während einer⸗ seits einige Mitglieder der Centra diese letztere Behauptung bestritten und in den Bureaus in der Majorität gewesen senn wollten, versicherte ein Opposttions⸗Mitglied, daß in den Bureaus nur 127 Mitglieder zugegen gewesen wären. Hier⸗ nach, fügte Herr Laffitte hinzu, sey es klar, daß in dem vor⸗ Uiegenden Falle die Majorität gar nicht berathschlagt habe. Die Herren J. Lefébvre und Boissy d'Auglas führten zwei Fälle an, in denen die Kammer sich, unmittelbar nach der De⸗ ponirung einer Proposttion, in den Bureaus mit der Prüfung derselben beschäftigt hätte. Herr Maugnin räumte em, daß es dergleichen Fälle gebe, indessen sey diesmal kem dringender Grund vorhanden gewesen, von dem Reglement abzuweichen; der Prästdent habe sonach gefehlt und vergessen, was er der Kammer schuldig sey; wenn die Kammer verlange, daß auch die Oppositions⸗Partei der Regierung ihren Beistand leihe, so dürfe sie auch von dem Gesetze nicht abweichen, und um den be⸗ gangenen ßehler wieder aut zu machen, bleibe jetzt nur übrig, nachträglich noch über die Tages⸗Ordnung abzustim⸗ men, denn es leide keinen Zweifel, daß mir 127 Deputirte in den Bureaus gewesen, 229 Deputirte aber im Saale geblie⸗ ben wären. Der Prasident entschuldigte sich wiederholt da⸗ mit, daß er das Verlangen nach der Tagesordnung überhört habe, wogegen Hr. Demargay ihm entgegnete, daß er dieste sogar von der Rednerbühne herab verlangt gehabt habe. Herr Mauguin äußerte, es sey durchaus nicht seine Absicht, die Rechtlichkeit des Prästdenten in Zweifel zu stellen; die stattge⸗ fundene Abstimmung sey aber schon deshalb ungültig, weil keme Gegen⸗Abstimmung erfolgt sey. Herren Renouard, Thiers und Gnizot schlossen sich hierauf selbst dem Antrage des Hin. Manguin an, indem auch ste verlangten, daß nach⸗ träglich noch über die Tagesordnung abgestimmt werde. Dies geschhh nunmehr. RNur einige 40 Mitglieder erhoben sich dafür, die übrigen dawider, so daß die Tages⸗Ord⸗ nung mit starker Stimmen⸗Mehrheit verworfen und da⸗ gegen fast einmüthig beschlossen wurde, sich nachträͤglich noch in die Bureaus zu verfügen. Hiermit ein Ende. Es war mittlerweile 5 Uhr geworden.

Die

Nach etwa

20 Minuten füllte sich der Saal wieder, und der Präsident er-: klärte, daß sämmtliche Bureaus, die meisten derselben sogar ein-⸗ müthig, für die öffentliche Vorlesung der Proposttion gestimmumt

hätten. Herr Giraud bestieg hierauf die Rednerbühne. habe die Ehre“, äußerte er, „Ihnen eine Adresse an den Konig vorzuschlagen, um Sr. Majestat die Gesinnungen dieser Kammet und ihren festen Entschluß zu erkennen zu geben, der Regierung unter den gezenwärtigen Umständen allen erforderlichen Beistand zu leihen.“ Herr Giraund bemerkte, daß er diesen Antrag am folgenden Tage zu entwickeln wünsche. Man verlangte inzwischen,

das solches sofort geschehe. Hr. Girand erklärte sich hierzu bereit und motivirte seine Proposition in wenigen Worten. Die Versammuung beschloß, dieselbe in Erwägung zu ziehen und sofort in den Bu:-:

reaus eine Kommission zuur Prüfung derselben zu ernennen, da⸗ mit diese bereits am solgenden Tage ihren Bericht abflatten

könne. Letzteres geschah; die Deputirten begaben sich zum drit.

tenmale in ihre Burraus und setzten dert die betreffende Kom⸗

misslon in solgender Weise zusammen: die Herren Dupin d. Aelt.,

Dugas⸗Monthel, Guizot, Amilhau, Jay, Giraud, Kératry, Ganneron und Jacqueminot. Dem Reglement zusolge, ist bet der Entwerfung von Adressen an den König der Präsident von Rechts wegen Mitglied der Kommission.

hatte der Streit

Demzufolge versam-

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