gleicher Zeit untersucht werden muͤssen, und fuͤg inzu, daß der Birminghamer Union und allen solchen politischen Gesellschaften ein Ende gemacht werden muͤsse. Ich hoffe, im Stande zu seyn, zu zei⸗ gen, daß die Minister in Bezüg auf den Bristoler Aufruhr und in Bezug auf solche politische Vereinigungen, welche mit einer regel⸗ maͤßigen Regierung unvertraͤglich und den Landesgesetzen zuwider sind, ihre Schuldigkeit gethan haben. Dann aber brauche ich es Eu⸗ ren Herrlichkeiten nicht bemerklich zu machen, daß dies nicht das erstemal ist, daß Sie von politischen Unionen hoͤren, und daß es woohl nicht so leicht seyn duͤrfte, denselben „ein Ende zu mach en“, als man nach den Erklaͤrungen des edlen Herzogs glauben sollte. Zu allen Zeiten in der neueren Geschichte Englands hat es der⸗ gleichen Unionen gegeben, und bet verschiedenen Gelegenheiten hat die Legislatur erktaͤrt, daß dieselben nicht ohne Verletzung der Rechte und constitutionnellen Freiheiten des Unterthans aufgeldst werden koͤnnen. — Ich darf nicht schließen, ohne einer Bemerkung des edlen und gelehrten Lords (Eldon) zu erwaͤhnen. Er beklagt sich daruͤber, daß die richterlichen Beamten der Krone dergleichen Schmaͤhschriften, wie „die schwarze Liste“, ungeruͤgt durchgehen lassen. Ich kenne von jener Schrift nichts weiter, als was ich auszugsweise in den öͤffentlichen Blaͤttern gelesen habe, und was in jenen Auszuͤgen uͤber mich selbst gesagt worden ist, hat mich eben nicht neugierig auf das Ganze gemacht. Ich bin niemals so gluͤck⸗ lich gewesen, mehr Abgeschmacktes und Unwahres in einer Schrift zusammengedraͤngt gesehen zu haben, als in dieser. Aber deshalb ist es mir niemals eingefallen, den albernen Anonymus gerichtlich verfolgen zu wollen. Ich bin der Meinung, so wie gewiß auch Eure Herrlichkeiten, daß eine so uͤbertriebene Abgeschmacktheit ihr (Gegengift in sich selbst enthaͤlt, und daß kein unterrichteter und crrechtlicher Mann im Lande durch solche dumme Verleumdungen aAauf sich einwirken lassen wird.“
L1“ — Unterhaus. Sitzung vom 6. Dez. Nachdem der
8 Sprecher mit seinem Gefolge aus dem Oberhause zurückgekehrt
war und die Sitzung begonnen hatte, zeigte Oberst Torrens an,
daß er am 17. Jan. auf die Zurücknahme aller Korn⸗Einfuhr⸗
Verbote und am 10. Febr. auf Abschaffung aller Steuern, die
vornehmlich den Gewerbfleiß schwer bedrückten, antragen werde;
lgauaan die Stelle der letzteren wolle er eine mäßige Vermögenssteuer
vpwpoorschlagen. Unter lautem Beifall wurde sodann die Ankündi⸗
gung des Lord J. Russell vernommen, daß er am nächsten
Montage die England und Wales betreffende Reform⸗Bill ein⸗
bringen werde. Marquis von Chandos unterließ nicht, sogleich
hinzuzufügen, daß er wieder auf sein altes Amendement
antragen werde, auch diejenigen Pächter auf unbestimmte Zeit,
welche mindestens 50 Pfd. jährliche Pacht bezahlen, als Wahl⸗
männer zuzulassen. Nachdem der Sprecher üblicher Weise die
Thron⸗Rede nochmals verlesen hatte, erhob sich Lord Caven⸗
dish und trug in allgemeinen, das Ministerium und die in je⸗⸗
ner Rede erwähnten Gegenstände belobenden, Ausdrücken auf
die Adresse an den König an. Sir P. Vincent unterstützte
den Antrag und bemerkte, zum Beweise, wie sehr das Land die
Reieform wünsche, daß das einzige neue Parlaments⸗Mitglied,
sddeas seit der vorigen Session in einer Grafschaft erwählt wor⸗
— dden, ein Reformer sey und eine unermeßliche Stimmen⸗
Mehrheit erhalten habe. Alle öffentliche Versammlungen,
woelche seitdem stattgefunden, hätten sich, mit Ausnahme
einer in Edinburg, zu Gunsten der Reform ausgesprochen; die
Anti⸗Reformers, bemerkte der Redner, hätten es kaum gewagt,
sich bei solchen Versammlungen einzufinden und noch viel weni⸗
ger eine mit dem ausgesprochenen Zwecke der Reform⸗Bekäm⸗
pfung zusammenzuberufen. Herr Croker nahm nun das Wort
und erklärte sich zuvörderst gezen die Lobsprüche, welche die vo⸗ rigen Redner der Thron⸗Rede ertheilt hatten.
1 „Wollte Gott“, fuͤgte er dann hinzu, „daß wir eine schleunige
und befriedigende Beilegung des Sturmeg hoffen koͤnnten, den die
Minister erregt haben. Ich gebe zu, daß sie schleunig handeln koͤn⸗
nen, aber befriedigend — nimmermehr. Wenn die Maaßregel der
Reform, welche nun bald vorgelegt werden wird, auch nur im ge⸗
ringsten der fruͤheren gleicht, so wird nicht allein keine Befriedigung
dadurch hervorgebracht werden, sondern sie wird nur der Anfang
von Unordnungen seyn. — In Bezug auf die politischen Unionen
sind Ausdruͤcke in der Rede, besonders gegen Ende derselben, mit
denen ich herzlich und vollkommen uͤbereinstimme. Ich bin mit den
Ministern der Meinung, daß nur Eine Regierung im Lande seyn
kann und darf. Ich halte es fuͤr durchaus unpassend, daß wir
eine Regierung in Downingstreet, eine andere am Strande und
wieder eine in Birmingham, oder in Manchester, oder in Bristol
haben sollen. Dieses System, mit dem man in den letzten drei
Monaten einen traurigen Versuch gemacht hat, muß ein Ende ha⸗
ben. — Die Minister sagen, daß sich in verschiedenen Theilen von
Irland eine systematische Opposition gegen die Bezahlung des Ze⸗
denten gebildet habe. Davon habe ich bisher nichts gewußt; ich
habe wohl gehoͤrt, daß man die Zahlung des Zebenten gelegentlich
verweigert hat, und auch erfahren, daß zwei Personen von einigem
Range uͤberfuͤhrt worden waren, die Bauern zur Nichtbezahlung
des Zehenten aufgereizt zu haben; da aber die Regierung selbst das
Urtheil, welches uͤber jene Personen ausgesprochen worden war, nie⸗
dergeschlagen hatte, so schloß ich daraus, daß das Uebel nicht von
großem Umfang seyn muͤsse.“
Am Schlusse seiner Rede erklärte Herr Croker, daß weder er noch seine Freunde auf ein Amendement anzutragen beabsich⸗ tigten. Nach einigen Bemerkungen des Herrn Stanley über den vom vorigen Redner zuletzt berührten Gegenstand, ergriff
Sir Ch. Wetherell das Wort und äußerte sich im Wesent⸗
lichen folgendermaßen:
Gegenstand, uͤber den ich dringend wuͤnschen muß mich auszuspre⸗ chen; es sind dies die traurigen Vorfaͤlle in Bristol. Da in diesem Augenblick die Umstaͤnde, welche zu jenen Vorfaͤllen Anlaß gegeben haben, untersucht werden, so wuͤrde es jetzt unangemessen seyn, in
die Details einzugehen. Aber in so weit die Sache mich betrifft,
halte ich es fuͤr Pflicht gegen das Publikum, gegen die Gesetze und gegen mich selbst, einige Bemerkungen uͤber jenen Theil der Koͤnig⸗ bichen Rede zu machen. Die Presse in Großbritanien und Irland hat mir den Vorwurf gemacht, daß ich der direkte Urheber der Un⸗ Zluͤcksfaͤlle in Bristol gewesen sey. Wenn auch nur der kleinste Theil jener Verleumdungen auf mich angewendet werden koͤnnte, so wuͤrde ich mich mit Schaam aus diesem ehrenwerthen Hause ent⸗ fernen und mein verachtetes Haupt in der Dunkelheit verbergen, wohin mich der oͤffentliche Unwille mit Recht verfolgen wuͤrde. Die obige Anklage ist in London von Zeit zu Zeit besonders von denjenigen Blaͤttern wiederholt worden, welche oft versichern, daß
sie Mittheilungen von der Verwaltung erhalten. In allen jenen
Journalen wird behauptet, daß ich, den Ermahnungen der Regie⸗
rung und der Stadtbehoͤrde zuwider, zur Ausuͤbung meiner richter⸗
lichen ees nach Bristol gegangen waͤre, nur aus Eigen⸗ sinn, Thorheit und um das Volk zu Gewaltthaͤtigkeiten auf⸗ zureizen. Nun erklaͤre ich aber oͤffentlich, daß dieser Be⸗ richt in jeder Beziehung falsch, niedertraͤchtig und schaͤndlich ist. (Hoͤrt, hoͤrt!) Als man von Bristol her die Besorgniß aͤußer⸗ te, daß der Einzug des Recorders auf die gewoͤhnliche Weise zu Unruhen Anlaß geben koͤnnte, wenn nicht fuͤr die Anwesenheit ei⸗ ner hinreichenden militairischen Gewalt gesorgt wuͤrde, und zu dem Ende eine Deputation an den Minister des Innern absandte, erklaͤrte dieser, daß der Einzug auf die gewoͤhnliche Weise vor sich gehen und fuͤr die Anwesenheit einer hinreichenden militairischen Gewalt Sorge getragen werden solle. Es ist bei dieser Gelegen⸗ heit kein vertrauliches Wort der Warnung an mich gerichtet wor⸗ den; die Mitglieder der Verwaltung selbst muͤssen dies bezeugen. Als⸗
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dann ist gesagt worden, daß der Bristoler Magistrat mir eine Deputation nach London und spaͤter eine nach Bath gesandt habe, um mich von
meinem Vorhaben, nach Bristol zu kommen, abzubringen Ohne mich in weitere Details einzulassen, erklaͤre ich nur, daß dies nicht wahr ist. Auch was man uͤber mein Verschwinden aus Bristol ge⸗ sagt hat, ist erfunden. Ich habe die Stadt nicht eher verlassen, als bis man sich gezwungen sah, mein Bett zu einer Barrikade zu gebrauchen. Da daͤchte ich freilich, daß meine Gegenwart als Richter nicht laͤnger noͤthig sey. (Geläͤchter.) Ich glaube genug ge⸗ sagt zu haben, um in den Augen des Hauses gerechtfertigt zu seyn. Sollte dies nicht der Fall seyn, so fordere ich die Mitglieder dieses Hauses auf, mir zu sagen, ob sie, unter denselben Umstaͤnden, einen anderen Weg eingeschlagen haben wuͤrden. Was wuͤrde man wohl von mir gesagt haben, wenn ich mich geweigert haͤtte, nach Bristol zu kommen? Der falsche Anti⸗Reformer, wuͤrde es geheißen haben, ersinnt sich Geschichten von projektirten Aufstaͤnden und weigert sich aus Fetgheit, der bestaͤndigen Begleiterin der Falschheit, setne Pflichten auszuuͤhen und Gefahren zu bestehen, die nur in seiner Einbildung vorhanden sind! — Das ehrenwerthe Mitglied gegen⸗ uͤber, das die Adresse unterstuͤtzte, hat behauptet, daß die Uebelthaͤ⸗ ter in Bristol keine Reformisten, sondern fremde Landstreicher ge⸗ wesen seyen, welche immer bereit waͤren, an Aufstaͤnden Theil zu nehmen und Gelegenheit zum Pluͤndern zu ergreifen. Es ist er⸗ staunend schwierig, zu bestimmen, wie viel von den Beweggruͤnden zum Aufruhr der Liebe zur Reform und wie viel anderen Gesin⸗ nungen zuzuschreiben ist. In einem Punkte aber stimme ich mit dem ehrenwerthen Mitgliede uͤberein, daß naͤmlich kein achtungs⸗ werther Bristoler Buͤrger an dem Tumult Theil genommen hat’““
Schließlich beklagte sich Sir Charles noch über die Lanz⸗ samkeit, mit der man die Untersuchung namentlich der Notting⸗ hamer Vorfälle angeordnet habe, und drang auf sirenge Magaß⸗ regeln gegen die politischen Unionen. Aus der Rede Sir Ro⸗ bert Peels, der sich alsdann noch vernehmen ließ, heben wir die Bemerkungen über die auswärtige Politik heraus: 1
„Man hat Se. Matestaͤt in der Thronrede beklagen lassen, daß er nicht im Stande sey, diplomatische Verbindungen mit Portugal anzuknuͤpfen. Ich frage aber die ehrenwerthen Mitglieder, welche mich jetzt vernehmen, ich frage die Minister selbst, ob nicht die groͤßte Inkonvenienz damit verbunden ist, ein Land wie Portugal so lange von dem uͤbrigen Europa auszuschließen. Die Frage, welche die Minister, meiner Ansicht nach, zu erwaͤgen haben, ist einfach die: „„Erkennen die Bewohner Portugals Dom Miguel als ihren Koͤnig an, oder nicht?““ Es war ohne Zwei⸗ fel recht, die Anerkennung Dom Miguels als Koͤnigs von Portu⸗ gal nicht zu uͤbereilen; wenn aber die Einwohner jenes Landes ihm Gehorsam leisten und sich fast allgemein seiner Herr⸗ schaft fuͤgen, so weiß ich nicht, nach welchen Grundsaͤtzen, und besonders nach welchen Whig⸗Grundsaͤtzen, dieses Land ihm ferner seine Anerkennung vorenthalten kann. Wenn wir von Por⸗ tugal die strenge Ausfuͤhrung derjenigen Traktate verlangen, durch welche es an uns gebunden ist, und doch die Anerkennung des Mo⸗ narchen verweigern, den es sich gewaͤhlt hat, so werden Britische Unterthanen und deren Handel immer Beeintraͤchtigungen ausgesetzt bleiben, und wir befördern jenen Buͤrgerkrieg um den Thron Por⸗ tugals, den die Thron⸗Rede als gefährlich, nicht allein fuͤr die Si⸗ cherheit jenes Landes, sondern auch fuͤr die allgemeinen Interessen von Europa, darstellt. Sollte jener Buͤrgerkrieg begonnen wer⸗ den, so hoffe ich, daß wir uns nicht allein dem Worte nach, son⸗ dern auch in der That unparteiisch verhalten werden. Ich fuͤge nur noch hinzu, daß ich nicht aufgetreten bin, um dem Betragen und dem Charakter Dom Miguels das Wort zu reden; — sein Privat⸗Charakter ist mir nicht bekannt, und selbst wenn dies der Fall waͤre, so wuͤrde ich mich nicht auf eine solche Diskussion einlassen; denn nichts ist, meiner Meinung nach, ge⸗ faͤhrlicher, als uͤber den Privat⸗Charakter der Monarchen Untersu⸗ chungen anzustellen. — Se. Majestaͤt druͤckt die Hoffnung aus, daß der Koͤnig von Holland dem von Belgien bereits genehmigten Trennungs⸗Traktate beitreten werde. Ich wuͤnsche aufrichtig, daß sich Se. Maj. in diesen Erwartungen nicht taͤusche; eben so wuͤnsche ich aber auch, daß wir uns in jenem Traktate aller Einmischungen in die inneren Angelegenheiten Hollands enthalten haben moͤgen. Hin⸗ sichtlich eines Segencsander in der Adresse sehe ich mich veranlaßt, eine Veränderung vorzuschlagen. Es wird naͤmlich die Zufrieden⸗ heit mit dem abgeschlossenen Traktat zu erkennen gegeben; dieses Ausdrucks kann sich aber das Haus nicht bedienen, da ihm der mehrerwaͤhnte Traktat noch gar nicht vorgelegt worden ist. Da bei dieser Abfassung der Adresse offenbar ein Versehen zu Grunde liegt, so uͤberlasse ich es dem edlen Lord gegenuͤber den Paragraph selbst abzuaͤndern.
Lord Althorp erklärte sich mit dieser Abänderung einver⸗ standen und erklärte demnaͤchst, daß er die Erklärungen des Sir Charles Wetherell, in Bezug auf das Verfahren der Regierung, für richtig anerkenne; auch komme es der Regierung nicht in den Sinn, irgend einen Tadel auf jenes ehrenwerthe Mitglied zu werfen, das seine Schuldigkeit gethan habe, als es zur Ausübung seiner richterlichen Pflichten nach Bristol gegangen sey. Nach⸗ dem sich noch einige Redner hatten vernehmen lassen, deren Aeu⸗ ßerungen indeß kein wesentliches Interesse darbieten, wurde die Adresse einstimmig angenommen. Das Haus vertagte sich um
10 ¼ Uhr.
London, 7. Dez. Seine Majestät hielten heute geheimen Rath, in welchem die Adressen beider Parlamentshäuser über⸗ reicht wurden.
Die Viscounteß Falkland, jüngste Tochter des Königs, ist von einem Sohne entbunden worden.
Sir A. Hart, gewesener Lord⸗Kanzler von Irland, ist mit
2 2 0 2 1 * - 82 „Eine Stelle in der Koͤniglichen Rede bezieht sich auf einen Tohe abgegangen
Das Comité der Stockbörse hat die Zulassung von Obli⸗ gationen der Anleihe für die Königin Dommna Maria von Por⸗ tugal genehmigt; die Anleihe beläuft sich auf 2 Millionen Pfd., trägt 5 pCt. Zinsen und ist zu 48 vCt. abgeschlossen. Einstwei⸗ len werden jedoch nur 8 pCt. ausgezahlt, und es sollen 5 pECt. nachgezahlt werden, sobald die Expedition gegen Portugal da⸗ selbst festen Fuß gefaßt haben wird. Der Rest der Anleihe soll nur dann gezahlt werden, wenn die Königin Donna Maria den Thron Portugals besteigen sollte; im Fall die Expedition gänz⸗ lich fehlschlüge, ist die Rückzahlung auf die Azorischen Inseln hypothecirt.
Es ist hier ein Mensch wegen Verbreitung von Plakaten mit der Ueberschrift: „Dom Pedro“ verhaftet worden, welche wider die Expedition nach Portugal gerichtet sind, allein zugleich den Charakter des Sir John Sceott Lillie, unter der Voraus⸗ setzung, als werde er die Truppen Dom Pedros befehligen, schmählich angreifen.
Die Kohlenarbeiter haben sich auf vielen Punkten im In⸗ nern Englands empört, auch zu Walsall, Dudley ꝛc. Die Ruhe ist meist hergestellt, wird indessen nur durch militairische Gewalt aufrecht erhalten.
Unsere Blätter sind fortwährend mit Berichten über Feuers⸗ brünste angefüllt, die nicht allein auf dem Lande, sondern auch in den Städten vorkommen. Am meisten ist die Grafschaft Bed⸗ fordshire heimgesucht.
Die Regierung hat Befehl nach Vandiemensland gesandt, die fernere Verschenkung von Land an Spekulanten, die zu dem Zwecke hinkommen, einzustellen. Das Land ist dort zu einträg⸗ sich, und der Gesuche sind gar zu viele geworden. Die Mimosa⸗ Rinde und andere sehr gesuchte Erzeugnisse dürften daher zum
uree
Monopol für die jetzigen Anstedler werden, ar 1 b — und unbewohntes Land auch noch übrig ist. 1 Prozes zu machen. Die Untersuchunz in Bezug auf den Ober⸗ sten Bereton soll beschlossen seyn, und es heißt, er werde ehestens vor ein Keiegsgericht gestellt werden. Von der Untersuchung welche die Bürgerschaft angestellt hat, erfährt man nichts. 84 Die drei Elenden, welche des Mordes eines Italjänischen Kna⸗
. 8 8
— — London, 6. Dez. Neues in politischer Hinsicht, wenigstens auffallend Neues, hat sich seit einigen Tagen nicht bei uns ereignet; aber das Ernenernde geht seinen Gang fort 1 1 und droht, durch eine furchtbare Krists hindurch den dürgerlichen beu, um dessen Leiche an Anatomen zu verkaufen, beschuldigt und gesellschaftlichen Zustand in diesen Eilanden gänzlich um.] worden, sind alle drei schuldig befunden und 2 davon gestern zuändern. Alles ist unzufrieden, vom reichsten Edelmann bis zum gehängt worden. Hinstchtlich des dritten hatte die Jury zu rasch ärmsten Tagelöhner hinab, und in dieser Unzufriedenheit liegt geurtheilt, da selbst die beiden Hingerichteten ihn von aller Schuld der Keim der Auflösung. Ein anonymer Schriftsteller drückt sich] am Morde, zu dem sle sich selbst freiwillig bekannten, freispra⸗ in dem letzterschienenen Stück des Monthly Magazine fol⸗ chen. Der König hat ihn auich für den Angenblick begnadigt. gendermaßen hierüber aus: „Daß diese Unzufriedenheit nicht ven Inzwischen ist das ganze Land in Folge dieser graßlichen Ent⸗ einem Wunsche herrührt, alles Bestehende umzustürzen, glauben deckungen in Unruhe, und das Parlament muß ohne Zeitverlust wir zuverlässig; man hat versichert, daß sie von fremden Agentm einschreiten. “ angeregt worden, und daß Zehntausende solcher Agenten in die 8 sem Augenblick das Land durchschwärmten — dies glauben wir beides nicht, und eben so wenig, daß sie zu Parteizwecken erzeugt worden. Sie ist zu ausgedehnt, zu handgreiflich, zu ver⸗ derblich, um durch irgend ein einziges Werkzeug hervorge⸗ bracht worden zu seyn. Der Grund muß tiefer hiegen, und wir müssen weit unter die Oberfläche hiuabsteigen, in eine unend⸗ lich tieser liegende Quelle von allgemeinen Antrieben, als die gehaltlosen Reden gemeiner Demagogen, oder gemeine venc.
sande. 8 Aus dem Haag, 10. Dez. Der Königl. Hof wird mor⸗
gen, in Folge des Ablebens der verwitweten Herzogin von Sachsen⸗Koburg, die Trauer auf 14 Tage anlegen.
Se. K. H. der Prinz von Oranien wird heute in Rotter⸗ dam erwartet, um sich von dort mit dem bereit liegenden Dampf⸗ boote nach Herzogenbusch zu begeben.
In Holländischen Blättern liest man: „Dem Ver⸗ nehmen nach, sind vorgestern von unserem Ministerium der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten Depeschen an die Höfe von London, St. Petersdurg, Wien und Berlin abgesandt worden. Es heißt, Hauptzweigen seiner Betriehsamkeit, nämlich Ackerbau, Fabrit⸗] daß diese Depeschen eine förmliche Protestation gegen die letzten wesen und Handel, im Rückgange begriffen ist. im dies zu Protokolle enthalten. Die Verwerfung derselben soll sich auf erklären, dürfen wir nur auf einen klar verständlichen Grundsat, folgende drei Punkte begründen: 1) die Vertheilung der Schuld; Rücksicht nehmen, daß Reichthum nichts anderes ist, als der Ueber⸗ 2) die Fahrt auf unseren Binnen⸗Gewässern, und 3) die Be⸗ schuß der Ausgabe, so daß jeder Einzelne, wie jedes Volk, für stimmungen in Bezug auf Luxemburg. Die Regierung scheint arm gelten muß, der mehr ausgiebt, als er einnimmt. Dir noch nicht alle Hoffnung auf eine anderweitige günstige Abände⸗ Unterschied im Vermögen von Nationen oder Einzelnen ist alset rung aufgegeben zu haben.“ nicht die Menge des Geldes, das ste einnehmen, sondern dessen, Durch Königl. Verfügung vom 6ten d. M. ist der Vice⸗ das sie übrig behalten. Ja mit der größeren Geld⸗ Ein⸗Admiral Gobius ermächtigt worden, während der Dauer sei⸗ nahme kann sich öffentliches Uebel verknüpfen, indem größere nes Kommando’s in Vließingen seine Flagge am Bord des Sorge, Arbeit und Mühe der Preis dafür seyn können. Eine]Kriegsschiffes „der Zeeuw“ aufzupflanzen.
Nation mag 100 Millionen des Jahres mehr einnehmen, als ein Der Contre⸗Admiral van der Straten ist mit seiner Divisten Nachbarvolk, indem ste ihre Glieder zu weit abmühenderer An⸗bewaffneter Fahrzeuge nach Helvoetsluis abgegangen, um auf der strengung verurtheilt, ein Zehntel derselben 16 Stunden des Ta⸗] Guten Rhede und in den Mündungen der Maas interimistisch ges in Fabriken einsperrt, ein anderes Zehntel in Bergwerke ver⸗den Befehl zu führen. senkt und wieder ein anderes zu einer Meuge ebenfalls kränklich Brüssel, 9. Dez. Gestern Abend hat sich eine Deputa⸗ machender elender Beschäftigungen verdammt, die zwar einträg⸗tion des hiesigen Mazistrats zum Könige begeben, um ihn zu lich sind, doch dafür dem Menschen Alles rauben, wofür das Le⸗ einem Feste einzuladen, welches die Stadt am 31. Dez. zu geben ben Werth hat. Es ist eben so offenbar, daß, wenn Geld⸗Er⸗beabsichtigt. Der König hat die Einladung angenomnmen. werd der einzige Zweck ist, eine Nation durch den Sklavenhan⸗ Heute Mittag hat der König in Begleitung des Kriegs⸗Mi⸗ del, durch die Verhandlung seiner eigenen ärmeren Glieder, Geld nisters 3 Batterieen, jede von 12 Kanonen, welche nach Namur, machen kann; oder sollte dies für Europa ein zu gewagter Ver⸗] Mons und Tournay bestimmt sind, die Revue passiren lassen. such seyn, obgleich er viele Jahrhunderte lang in Afrika gelun⸗ Der Sen at hat in seiner gestrigen Sitzung den Bericht der gen, wenigstens durch die Vermiethung seiner verurtheilten Ver⸗Kommisston über den Gesetz⸗Entwurf wegen Ausfutzr der Waf⸗ brecher an irgend eine Macht, die dafür Geld zu geben geneigtt fen vernommen. Die Kommission schlug einige unwesentliche ist. Durch solche Mittel ließen sich ohne Zweifel große Sum⸗ Veränderungen vor. Die Kammer verschob die Abstimmung auf men machen; wenn indessen die Ausgaben der Ration im Ge⸗den folgenden Tag. ringsten mit ihren Einnahmen stiegen, so würde man den⸗ Im Journal de Lidge liest man: „Die Herren Osy noch Mangel empfinden und dabei noch mehr Elend, Plackeren und Nittweger, welche nach London gegangen waren, um den und Sterblichkeit erfahren, als die Nachbarstaaten. — Und dies Versuch zu machen, eine Anleihe abzuschließen, sind vorgestern ist dermalen der Zustand Englands. Es mag für Ketzerei gelten,wieder in Belsssel eingetroffen. Es scheint, daß idnen ihre Un⸗ dies auszusprechen. Des Engländers Vorurtheil fürs Arbeiten terhandlung geglückt ist, oder daß sie wenigstens Hoffnung dazu wie ein Lastthier bis zum Tode wird sich empören, sobald man haben; denn schon heute beabsichtigte der Finanz⸗Minister, der ihm etwas gegen Fabriken erwähnt — und doch muß die Wahr⸗ Kammer einen Gesetz⸗Entwurf vorzulegen, um die Regierung zu heit an den Tag, daß es in ganz Europa keinen Menschen giebe sjermächtigen, eine Anleihe im Auslande abzuschließen. Da die der mit halb so vieler Arbeit, als der Englische Handwerker ode heutige Sitzung aber durch eine lebhafte Diskusston über ver⸗ Bauer, nicht noch einmal so glücktich lebt. Es muß nun einma schiedene Bittschriften ausgefüllt wurde, so hat der Minister die verschiedene Stände in der Welt geben; es müssen Arme sowohl Vorlegung seines Entwurfes auf morgen verschoben.“ als Fürsten in der Welt seyn. Aber von Calais bis Moska S haben sowohl Bauern als Handwerker weit mehr Genüsse sühe6 . Schweden und Nor es e ihre Arbeit, als jede Art von Arbeitern in England süir die ihr. — — Stockholm, 6. Dez. Am isten d. M., als am hat. Dies beweist schon die traurige und auffallende Aut⸗ Namenstage Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen, gab der Kö⸗ wanderung so vieler Menschen von den Britischen Inseln. Kwnig auf dem Schlosse ein großes Mittagsmahl. Ar demselden men ja doch nach Canada allein im letzten Jahre — Tage ließen Se. Maj. durch d.e Geistlichen 600 Reichsbankotha⸗ nach Canada mit seinem raunhen, sumpfigen wilden Bo⸗ler und Holz zur Heizung an die ärmsten Bewohner der Haupt⸗ den, seinem furchtbaren sechsmonatlichen Winter, mit sei stadt vertheilen. — Während der letztverflossenen Winter, beson⸗ ner 3000 Englischen Meilen weiten Ueberfahrt und seina ders ader während des vorigen, verließen eine Menge Personen langen höchst beschwerlichen Landreise — 67000 Seelen! Ump beiderlei Geschlechts ihre Wohnungen in den Provinzen und ka⸗ wie erstaunlich würde erst die Zahl seyn, könnte man genau erfimen nach der Hauptstadt, weil sie an ihren Wohnorten sich von fahren, wie viele nach den Niederlassungen am Vorgebirge der der Arbeit ihrer Hände nicht zu ernähren vermochten. Als sie guten Hoffnung und in Neusüdwales, nach den Bereinigten Staaf hier anlangten, waren Mehrere von ihnen dermaßen ermattet und ten oder dem Continent gezogen? Ja es fließt von England zu entkräftet, daß sie sich weder den erforderlichen Lebensunterhalt er⸗ jeder Stunde ein Strom eines kummervollen und elenden L⸗„ werben, noch die zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit nöthige bens nach den Enden der Erde hin. Jeder Ortt scheint beste Pflege verschaffen konnten. Nachdem der König hiervon benach⸗ als die Heimath mit all ihrer Freiheit, ihrer Schönheit, ihren rchtigt worden war, wünschten Se. Majestät die Zahl der Be⸗ Erinnerungen, ihren Verbindungen und ihrem Ruhm. Der Eng. bürftigen, welche möglicher Weise im bevorstehenden Winter in länder, von allen Menschen der eingezogenste, der am wenigsten demselben Zustande nach der Hauptstadt kommen konnten, ken⸗ wandersüchtige, der natürlichste, einfachste und vernunftliebendsienen zu lernen und haben demnach dem Ober⸗Gouverneur befoh⸗ wird auf einmal ein wandernder Flüchtling in allen Ländern, len, folgende Anordnungen zu treffen: 1) Man wird ein zweck⸗ ein Abenteurer, verbannt zu einer Ferne von der Heimatt, mäßiges Lokal einrichten, wo dergleichen Personen aufgenom⸗ welche an keine Rückkehr denken läßt. Wie kann das seyrsimen werden können, und woselbst sie, den Ta ihrer Ankunft Strömt ja doch das Geld aus allen Ländern nach England ⸗ nicht mitgerechnet, zwei Tage lang unentgeltlich Beherbergung, es ist das Wechselcomptoir der Weit — und ein Zwölftel seine Heizung und Nahrung erhalten sollen. 2) Diejenigen, wel⸗ Bewohner lebt von Almosen, und es giebt kein Land, woe che zu sehr entkräftet sind, um ihren Unterhalt durch Arbeiten so schwer ist, zu leben.“ — Der Berfasser dieses Artikels schrein gewinnen zu können, werden alle Pflege erhalten, welche die wie sichs aus dem Obigen begreifen läßt, all dieses Ekend unmittelba Menschlichkeit erheischt. 3) Solche Arme der Hauptstadt, welche dem Uebermaß des Fabrizirens zu, welches einen großen Thetenicht bereits von den Kirchspielen, zu denen ste gehören, erhalten der Bevölkerung, obgleich am Hungertuche nagend, körperlich un werden, sollen ebenfalls in diese neue Anstalt gebracht und so⸗ geistig verdirbt. Den Grund aͤber, der diese unmenschlichen An dann Nachricht darüber eingezogen werden, welche Unterstützung strengungen erzwungen, sieht er in dem Zufluß des Geldes au die Kirchspiele ihnen zu gewähren verpflichtet sind. 4) Die dem geplünderten Indien und der Einführung des Astiatischen Starken und Gesunden müssen sich während des obengenannten Luxus durch die Plünderer, die sich mit dem übelerworbeneg Zeitraums Beschäftigung zu verschaffen suchen. Für die Sub⸗ Reichthum im Vaterlande breit machten, damit die Aristokrate sstenz dieser wohlthätigen Anstalt während des bevorstehenden zur Nacheiferung reizten und, nachdem die Besitzthümer beider zer⸗ Winters hat der König aus seiner Privat-Schatulle einen hin⸗ ronnen war, 26⸗ Theurung aller Gegenstände Spege schwe reichenden Fonds angewiesen. “ “ erische Angewöhnungen in der Lebensart zurückließen, da 1“ 1 nichts als die ungeheuren Arbeiten, womit England sich u. Sünemaf 9 8 8* LE Tode plagt, die Bedürfnisse zu befriedigen vermag. Als daß Kopenhagen, 10. Dez. Amtlicher Mittheilung einzige Rettungsmittel schlägt der Verfasser größere Sparsamken Kaiserl. Russischen Gesandten in Konstantinopel an den dortigen im Leben, eine Verminderung des Fabrikwesens und ein all K. Dänischen Minister⸗Residenten zufolge, hatte, nachdem die mäliges Zurückbringen der dem Feldbau eutzogenen Hand⸗ östliche Küste des Schwarzen Meeres dem Russischen Reiche werker zu diesem Feldbau; wofür, wie er meint, sich in England durch den Frieden von Adrianopel einverleibt worden, die Kaiserl. und besonders in Irland, ungebautes Land genug befindet. fegierung es sich angelegen seyn lassen, in diesen Provinzen die Das Parlament versammelt sich zum ersten Male wieder heut Einrichtungen zu treffen, welche das Bedürfniß des Handels und Abend, und die Abendzeitungen werden Ihnen die Königl. Erz die Schützung wider die Einschleppung der Pest aus den Tür⸗ öffnungsrede mittheilen. Diese wird ohne Zweifel die Reform kischen Nachbar⸗Provinzen forderte, und waren zu diesem Ende des Unterhauses sehr dringend empfehlen; Genaues aber wird Zollkammern und damit verbundene Quarantaine⸗Anstalten in man wohl nicht eher erfahren, als bis man übder die Adresse, Anapa und Redut⸗Kalé angelegt worden. Wie der Handel nach übereingekommen ist, und die Minister die neue Bill vorzulegen den Russischen Provinzen am Schwarzen Meere im Allgemeinen Gelegenheit haben. Man sagt, das Parlament werde sich am für die Flaggen aller Nationen frei ist, aber nur in den Häfen 23sten für Weihnachten vertagen, aber nur auf eine Woche, um stattfinden darf, wo sich Zollkammern und Quarantaine⸗Anstalten ja keine Zeit zu verlieren, die nie kostbarer gewesen ist, als eben befinden, so hat die Kaiserl. Russische Regierung auch gleiche jetzt. Inzwischen hat die Regierung eine Gerichts Kommission Anordnungen für die Ostküste des Schwarzen Meeres getroffen,
19 e“ 3 8 “
Intriguen, um auf den Grund der Störung zu kommen, welche alle Gemuͤther in England ergriffen hat. Nichts läßt sich klarer erweisen, als daß dieses Land seit mehreren Jahren, in den drei
so viel unnrhares ernannt, um den Plünderern und Mordbrennern zu Bristol den;
1813
wonach denn Anapa und Redut⸗Kalé für die Schiffe aller Na⸗ tionen offen stehen; allein jedes Schiff, das an anderen Orten an der öͤstlichen Küste des Schwarzen Meeres würde anlaufen oder Handel außerhalb der benannten Häfen würde treiben wollen, soll als Schleichhändler betrachtet und den wider den Schleich⸗ handel geltenden Gesetzen unterworfen werden.
Im Drucke ist erschienen: „Der Dänischen berathenden Provinzialstände Wesen und Werth, vom Kammerherren Grafen
F. A. Holsten.“ 1“ Deutschland. ö — — Karlsruhe, 22. Nov. In der 139sten Sitzung
der zweiten Kammer am 21. Nov. deuteten die angefüllten Gal⸗
lerieen, so wie die stark besetzte Loge des Hofes, auf eine bevorste⸗ hende Verhandlung von besonderer Wichtigkeit. In den Logen der Diplomaten und der Mitglieder der ersten Kammer war je⸗ doch die Zahl der anwesenden Personen ziemlich gering. Nach Erledigung einiger Petitionsberichte theilte der Herr Prästdent Föhrenbach das Schreiben der ersten Kammer mit, in wel⸗ chem dieselbe auf öffentlichen Widerruf oder eine allgemein erklärte Mißbilligung der verletzenden Aeußerungen in der von Herrn von Rotteck am 17ten dieses Monats gehaltenen Rede
zu dringen sich benöthigt sah. Der Präsident verwahrte gegen
etwaige Anklage sich selbst durch die wiederholte Aeußerung, daß er die bezüchtigten Worte des Hrn. von Rotteck nicht verstanden habe, sonst würde er zweifelsohne sein Recht als Prasldent ge⸗ handhabt und die Verletzung der parlamentarischen Sitte laut gemißbilligt haben. Uebrigens glaube er die Sache als erlebigt ansehen zu können, wenn er hiermit öffentlich erkläre, daß die
zweite Kammer, obschon sie die Empfindungen des gerechten Schmerzes, der Hrn. von Rotteck in seiner Rede leitete und be⸗
seelte, völlig getheilt habe, keinesweges geneigt seyn könne, die einzelnen Ausdrücke, deren sich derselbe bedient, auf ihre eigne Rechnung zu nehmen. Niemals — so schloß der Präsident — würde die zweite Kammer in ihrer Gesammtheit die Achtung vergessen, welche die erste Kammer zu fordern berechtigt sey; denn diese Achtung aus den Augen zu setzen, hieße, für sich selbst den gleichen Anspruch aufgeben. In diesem Sinne sey er ge⸗ sonnen, eine Antwort auf das Schreiben der ersten Kammer erfolgen zu lassen. — Hr. v. Rotteck verlangte hierauf das Wort,
indem es ihm, wie er außerte, obschon er sich bei der würdevol⸗
len Erklärung des Hrn. Prästdenten bescheiden kömme und müsse, dennoch nöthig schiene, sich selbst als Angeklagter zu vertheidigen. Er könne — darauf ging der erste Theil seiner Apologie — der ersten Kammer das Recht der öffentlichen Anklage auf keine Weise einräu⸗ men, da es seine Würde als Volksvertreter nicht zulasse. Hätte sich die erste Kammer durch seine Rede am 17. d. M. beleidigt gefühlt, so hätte sie eben so offen und frei sich wiederum äußern können. Als die Abgeordneten des Jahres 1819 von den Mitgliedern der
ersten Kammer mit der in der That beschimpfenden Benemnung:
Revolutionsmänner gekränkt und verletzt worden seyen, hätte man hierin noch keinesweges ein Recht zu öffentlicher Anklage von Seiten der zweiten Kammer gesucht, sondern bloß die Bemerkung in das Protokoll gesetzt: daß die Kammer der Abgeordneten solche Llusfälle, die sich die erste erlaube, mit Un⸗ willen vernommen habe. In seiner Rede — fuhr Herr von Rotteck fort — sey er jedoch nirgends gegen die Gesammtheit der ersten Kammer aufgetreten, sondern habe nur gegen einzelne Mitglieder derselben seine Indignation zu äußern nicht umhin gekonnt, während er Anderen den schuldigen Tribut der Achtung nicht verweigert hätte. Was nun den Ausdruck: Handvoll Junker! betraͤfe, womit er die relative Kleinheit anzudeuten beabsichtigt, so sey ihm wie durch eine himmlische Schickung ein Stück der Allgemeinen Zeitung (Außerordentliche Beil. Nr. 422) erst gestern in die Hände gefallen, das die Rede des Herrn von Seyffert in der Münchner Kammer enthielte, in welcher derselbe die Modificirung des Preßgesetz⸗Enrwurss beantragte und sich des Ausdrucks Handvoll Aristokraten und Prä⸗ laten bediente. Diese Stelle ceitire er lediglich in der Libsicht, um dit scheinbar ungewöhnliche Färbung seiner eigenen Redweise gänzlich zu verwischen. Entschiedenheit der Gesinnung führe Entschiedenheit des Ausdrucks mit sich; freimüthig und offen wären seine Worte wie seine Handlungen stets gewesen. „Verschleierungen und künstliche Uebertünchungen — so schloß Herr von Rotteck — sind nicht vom Guten. Höflichkeitsfor⸗ meln, diplomatische Finessen und Delikatessen reichen nicht aus, wo es um den Ernst der That sich handelt, und der Schein der Eintracht ist der größte Feind der wahren, aufrichtigen, that⸗ kräftigen Befreundung, die uns Noth thut.
Polen.
Warschau, 11. Dez. In allen Wojewodschafts⸗Städten des Königreichs Polen ist am 2ten d. M. der Jahrestag der Thronbesteigung Sr. Kaiserl. Königl. Majestaät feterlich began⸗ gen worden.
Die hiesige Allgemeine Zeitung meldet: „Am 8ten d. M., als am Namenstage des heiligen Georg, Patrons des mi⸗ litairischen Ordens dieses Namens, wurde in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Feldmarschalls Fürsten Paskewitsch von War⸗ schau, welcher mit dem großen Bande dieses Ordens geschmückt ist, eine Militair⸗Parade abgehalten. Die mit dem genannten Orden gezierten Krieger jedes Ranges deftlirten in Pelotons, an deren Spitze sich Generale von allen Waffengattungen befan⸗ den. Schon die bloße Haltung derselben kündigte Helden an, und die empfangenen Ehrenzeichen bewiesen, daß sie jede Gelegen⸗ heit benutzt hatten, um ihre Tapferkeit an den Tag zu legen. Nach beendigter Musterung fand in der Schloßkapelle ein feierlicher Gottesdienst statt, worauf alle jene Ritter zu Sr. Durchlaucht dem Fürsten Feldmarschall zum Mittagsmahl eingeladen wurden. Es waren daselbst gegen 50 Tafeln servirt, woran Alle, die mit einem Ehrenzeichen dieses Ordens beliehen sind, Platz nahmen.
e. Durchlaucht der Fürst Feldmarschall unterhielt sich mit Al⸗ len auf das zuvorkommendste, und der Inhalt dieser Unterhal⸗ tung überzeugte die Anwesenden, daß seiner Aufmerksamkeit keme tapfere That entgangen ist. Mit verdoppelter Lobpreisung ihres erlauchten Führers verließen die Ritter das Königl. Schlioß und segneten den erhabenen Monarchen, der sie mit emem Feldherrn zu beglücken geruhte, unter dessen glänzender Leitung sie stets eben sowohl zum Vortheil des Reichs, als zu ihrem eigenen un⸗ auslöschlichen Ruhm gefochten haben.”²
Der Präsfident der provisorischen Regierung hat seine Woh⸗ nung von dem Brühlschen Palais in den Palast der Königli⸗ chen Statthalter verlegt. Auch die Kanzlei der Regierung wird dorthin übertragen werden. Dagegen ist das Bureau des Ge⸗ neral⸗Gouverneurs Grafen Witt vorgestern in das Brühlsche Pa⸗ lais verlegt worden. ““
Der General der Polnischen Armee, Graf Lubienski, ist von
Moskau wieder hierher zurückgekehrt. 1 Die Gräfin ee welche sich gegenwärtig im Auslande
Meine Herren! Zum Höfling bin ich verdorben; ich bin Volksvertreter!“ .
befindet, hat für die Bauern auf ihren in der Wojewodschaft Lublin belegenen Gütern, wo sie allgemem als Mutter ihrer Un⸗ terthanen, bekannt ist, eine Summe von 1000 Fl. eingesandt, womit dieselben ihren ducch die Kriegs⸗Ereignisse zerstörten häuslichen Verhältnissen wieder aufhelfen sollen.
An der Krakauer Universität ist ein Lehrstuhl der Exegese vakant, und es wird von dem dortigen Rektor in dieser Bezie⸗ hung ein Konkurs bekannt gemacht. Der Termin der Bewer⸗ bung ist bis zum 31. März k. J. ausgesetzt; mit der Prosessur ist em Jahrgehalt von 4000 Fl. verbunden.
Der Warschauer Zeitung zufolge, sollen dae 22 trefflichen Gemälde, welche sich im Jesuiten⸗Museum zu Plozk befanden,
für die Petersburger Akademie der schönen Künste bestimmt seyn.
Die Weichsel⸗Brücke ist vergangenen Mittwoch wieder her⸗ gestellt worden; es wurden sogleich wieder eine bedeutende Quan⸗ tität Lebensmittel von dem rechten Weichsel⸗Ufer nach Warschau gebracht. as
Auf den letzten Warschauer Märkten zahlte man für den Korzez Roggen 21—23 ½ Fl., Weizen 27—31 Fl., Gerste 21 —23 Fl. und Hafer 13—14 ½ Fl. “
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8 8⸗ Fehrat, Süne h1ö1ö1ö6
Ita liuen ehʒu. Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Neapel vom 18. November:
„Nach geendigter Villegiatur hat die Koͤnigl. Familie in der vorigen Woche Portici verlassen und wieder das hiesige Schloß be⸗ zogen. Die Gesundheit Sr. Majestaͤt des Koͤnigs hatte zu einigen Besorgnissen Anlaß gegeben, die gluͤcklicher Weise gaͤnzlich wieder verschwunden sind. Gleich nach seiner Ruͤckkehr hatte der Koͤnig alle Posten der Sanitaͤtswache, bis an die Spitze von Postlipo, selbst untersucht und. uͤber die uͤberall angetroffene Wachsam⸗; keit seine Zufriedenheit ausgedruͤckt. Auch das Lazareth von Nisida wurde von ihm besucht. Um so mehr war man ver⸗ wundert, als man zu Ende der vorigen Woche erfuhr, daß der Cordon (und somit auch die hiesige Guardia sanitaria.) ganzlich aufgehoben worden, naͤmlich derjenige an der ganzen Kuͤste des Tyrrhenischen Meeres, von Torre Cavallo, Messina gegenuͤber, bis Monte Circello hei Terracina. Dagegen wird der Cordon am Jonischen und Adriatischen Meere beibehalten. Als
Veranlassung zu dieser Maaßregel fuͤhrt das Giornale delle due
Siecilie die beruhigenden Nachrichten an, die man von Wien er⸗ halten, naͤmlich daß die Cholera sich von dort nicht weiter nach Italien zu verbreitet hat, und daß die Oesterreichische Regierung
ihre Italiänischen Provinzen durch einen sehr strengen Cordon schuͤtzt. Indessen moͤchte auch Folgendes dazu beigetragen haben. Es scheint, daß eine solche Bewachung der Kuͤste, wie sie auf eine ganz kurze
Zeit hier stattgefunden, auf die Dauer voͤllig unausfuͤhrbar sich
gezeigt hat, indem die an keine koͤrperliche Anstrengungen ge⸗ woͤhnten Einwohner einer Hauptstadt, und namentlich die zu den hier zahlreichen hoͤheren Klassen gehbrenden, unmoͤglich gleich den Bewohnern der kleinen Ufer⸗Staͤdte, die theils saͤmmtlich mit einer rauheren Lebensart vertraut sind, theils auch fast alle den unteren Klassen angehoͤren, im Winter und in der Nacht die Muͤhseligkei⸗ ten des beschwerlichen Wacht⸗Dienstes am Meere auf die Laͤnge wuͤrden haben aushalten koͤnnen. Die Stadt soll daͤher durch den Minister des Innern Sr. Majfestaͤt den Vorschlag gemacht haben,
auf ihre Kosten zwanzig Schiffe ausruͤsten und bemannen zu lassen,
jedem der Mannschaft täglich zwei Karolin anweisend und nur fuͤr jedes Schiff einen Befehlshaber aus dem Corps der Koͤnigli⸗ chen Marine sich erbittend. Der Koͤnig soll zwar seine Zufrieden⸗ heit uͤber diese Bereitwilligkeit ausgedruͤckt, jedoch den Vorschlag nicht angenommen, sondern erklaͤrt haben, daß er die noͤthige An zahl Schiffe auf eigene Kosten werde ausruͤsten lassen. So wird also vielleicht in der Folge der aufgehobene Cordon in der ganzen Strecke durch das Kreuzen dieser Schiffe ersetzt werden. — Die Herzogin von Berry, die seit ihrer Ankunft in Rom, zu An⸗ fang dieses Monats, taͤglich hier erwartet wurde, ist endlich gesteern Abend unter dem Namen einer Contessa di Sagana hier angelangt und im Palazzetto di Chiatomone abgetreten. Sie wird, wie man glaubt, nur kurze Zeit verweilen und alsdann nach England zu⸗ rückkehren. — Den 27. Oktober ist die Insel Ferdinandea wieder von hier aus durch das Dampfboot besucht worden. Die Passagiere stiegen ans Land, fanden die Hoͤhe des Huͤgels zwar noch an 170 bis 200 Palmen (140 bis 160 Fuß), versicherten sich aber durch mehrmalige Messungen, daß ihr Umfang schon bis auf 2090 Palmen abgenommen, da er fruͤher uͤber das Dreifache betra hatte. Alle 8 vulkanische Erscheinungen waren verschwunden.“
Türkei. s v-g
„Die er Zeitung enthält folgenden Artikel von der Türkischen Gränze, der im Wesentlichen mit den aus ande⸗ ren Quellen über diesen Gegenstand bekannten Nachrichten über⸗
Die Agramer
einstimmt: „Bekanntermaßen wurde der gegen die Ottomani⸗ sche Pforte sich in Aufruhrszustand versetzt habende Pascha von Skuu-8 tari, Mustapha, nach wiederholten vom Groß⸗Wesir erlittenden Niederlagen, seit vielen Monaten in der Citadelle Skutari eng blokirt. Als unlängst der Groß⸗Westr Reschid Pascha selbst ankam und sich in der Stadt Skutari festsetzie, wurde jene Belagerung noch stärker betrieben, und nachdem, zufolge zuverläßlichen uns zugekommenen Nachrichten, eine Bombe in das mit Oel und Branntwein gefüllte Magazin fiel, folglich nicht nur dieses, sondern auch nebenstehende mit Mund⸗ und Kriegsvorräthen geftüllte Magazine Feuer fingen, schickte Mustapha Pascha am 6. Nov. l. J. seine Söhne zum Groß⸗Wesir, um für sich und ihren Vater die Gnade des Großherrn zu erflehen Der Groß⸗Wesir empfing die Söhne sehr liebreich, wies ihnen ein Schloß außerhalb der Stadt zur Wohnung an, ließ dem Mustapha Pascha bedeuten, daß er ihn nach Konstantinopel absenden müsse, ihm aber für die Erhaltung seines Lebens sein Ehrenwort verpfänden könne, worauf Mustapha Pascha sich und die Citadelle ergab. So ist der Aufruhr in Al⸗ banien gänzlich gedämpft, und hoffentlich wird es der hohen Pforte bald gelingen, auch in Bosnien Ordnung einzuführen.“ 1. Nr. 344 der Staats⸗Zeitung.) 1“ ZE““ “ vA“ — — Bahia, 4. Okt. Von Rio⸗Janeiro haben wir Nachrichten bis zum 21. Sept., zu welcher Zeit, es dort ruhiger war. Die Regierung, schreibt man, gewinnt täglich sowohl an physischer, wie an moralischer Kraft, weil sie diejenigen, welche etwas zu verlieren haben, auf ihrer Seite hat. Auch hier ha⸗ ben wir, Gott sey Dank, Ruhe; in Pernambuco haben aber in der Mitte des vorigen Monats sehr ernsthafte Unruhen stattge⸗ sunden, worüber das Nähere noch nicht bekannt ist. In Rio war der Cours auf 26 ½ D. gegangen, es ist aber nicht zu er⸗ warten, daß dies von langer Dauer seyn wird, weil nur der augenblickliche Geldbedarf dazu die Veranlassung gegeben hat. — Durch so eben eingehende Nachrichten von Pernambuco vom 27. Sept. bestätigt es sich leider, daß daselbst sehr große Unru⸗ hen stattgefunden haben, und daß dabei 300 Menschen umge kommen sind, so wie durch die Plünderung der Stadt ein de⸗ deutendes Kapital — man sagt fünf Millionen Erusados — ver⸗ boremn wb bücar he eeEer e üihint FeihFer ar