1831 / 353 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Llu enblicke, wo der König an dem Theéätre français aussteigen

und wer es in Abrede stellt, verräth nur, daß er von dem Ge⸗ genstande unvollständig unterrichtet ist.“ Nachdem der Redner noch die Bemerkung gemacht, daß die Civil⸗Liste Ludwig Phi⸗ lipps stärker als diejenige Karls X. sey, bestieg Hr. Berryer noch einmal die Rednerbühne, um, nach den Bemerkungen des Hen. Duchatel, zu verlangen, daß der den Ministern zu bewilli⸗ gende Kredit auf 313 Mill. festgestellt werde. Der Graf von Mosbourg und Hr. Voyer d'Argenson wollten gar nur 200 Mill. bewilligen. Dieser Antrag wurde inzwischen mit gro⸗ seer Stimmen⸗Mehrheit verworfen. Zweifelhaft war dagegen das Resultat der Abstimmung über das Berryersche Amende⸗ ment. Die Abstimmung mußte daher wiederholt werden, und schon verlangte die Oppositions⸗Partei den Namens⸗Auf⸗ ruf, als der Präsident erklärte, daß, nach der Ansicht des Bureaus, der Antrag nicht angenommen worden sey. Eine lebhafte Debatte wurde durch ein Amendement des Hrn. Voyer d⸗Aegenson herbeigeführt. Dieser verlangte nämlich, daß die Verzinsung der Staatsschuld für den Zeitraum vom 1. Jan. bis 1. April k. J. eingestellt werde. Hr. J. Lefébvre war der Meinung, daß hierdurch der Staatskredit erschüttert werden würde; eben so Hr. Laffitte. Der Antrag wurde auch durch die vorläufige Frage beseitigt und der 3te Artikel des Gesetz⸗ Entwurfs zuletzt in der nachstehenden von der Kommisston in Vorschlag gebrachten Abfassung angenommen: „Art. 3. Es wird den Ministern, zur Bestreitung der gewöhnlichen und außer⸗ ordentlichen Ausgaben ihrer Departements, auf das Budget von 1832 ein provisorischer Kredit von 340 Mill. bewilligt, der mittelst Königl. Verordnung unter dieselben zu vertheilen ist. Die Minister dürfen in keinem Falle den Betrag der Kredite und Spezial⸗-Bewilligungen, wie solche in dem den Kammern vorgelegten Budgets⸗Entwurfe für 1832 ausgeworfen worden sind, so wie den Betrag des Supplementar⸗Kredits der 2,800,000 Fr., überschreiten, der durch den Gesetz⸗Entwurf vom 30. Nov. d. J. für außerordentliche Festungs⸗Bauten verlangt worden ist.“

In der Sitzung vom 13. Dez. ging der betreffende Ge⸗ setz⸗Entwurf, nebst einem Amendement des Generals Bugeaud, wonach die Auszahlung der Gehalte im nächsten Quartale nur üUnnter dem Vorbehalte der Zurückzahlung des zu viel erhobenen Betrages, falls dieselben im Budget ermäßigt werden möchten, erfolgen soll, mit 255 gegen 81 Stimmen durch.

Paris, 13. Dez. Vorgestern Abend fand im Palaste der Tuilerieen eine Empfangs⸗Cour statt, welche äußerst glänzend und zahlreich besucht war; unter der Menge von Devputirten, die sich dazu eingefunden hatte, bemerkte man den General La⸗ faͤyette und die Herren Laffitte, Odilon⸗Barrot und v. Tracy. Gestern prästdirte der König in einem dreistündigen Ministerrathe.

Die Gazette des Tribunauyx meldet Folgendes: „Man versschert uns, daß am verwichenen Sonnabend Abend in dem

weollte, die Polizei⸗Beamten ein Individuum bemerkten, das sich en den Wagen Sr. Maj. hinanzudrängen suchte; da seine Absichten verdächtig schienen, so verhaftete man dasselbe. Die⸗ ser Mensch, der mit einem braunen, bis an den Hals zugeknöpf⸗ ten Ueberrock bekleidet war, trug einen Priesterreck darunter; in der oberen Tasche fand man einen Dolch und in jeder der bei⸗ den Seitentaschen eine Pistole. Obgleich er noch keine verbre⸗ cherische Absicht zu erkennen gegeben hatte, so wurde er dennoch nach der Polizei⸗Präfektur abgeführt.“

Im Moniteur liest man: „Ein Blatt bemerkte gestern Abend, daß der Moniteur keine Nachrichten aus Lyon mehr mittheile. Der Grund davon liegt darin, daß, nachdem die Ver⸗ waltung dort wieder in volle Wirksamkeit getreten, die Dinge in ihr natürliches Geleise zurückgekehrt sind und glücklicher Weise zu keinen außerordentlichen Meldungen mehr Anlaß geben. Ue⸗ drigens wird der Prästbent des Minister⸗Raths nächstens den Kammern eine Mittheilung über die Lyoner Ereignisse machen, die sowohl hierdurch, als durch einen Bericht, worin der Kriegs⸗ Minister dem Könige über seine Misston Rechenschaft ablegen wird, vollständig werden bekannt werden.“

Der Constitutionnel giebt in einem Privatschreiben aus Lyon folgende Aufschlüsse üͤber die Ursachen der dortigen Un⸗ ruhen: „Die hiesigen Ereignisse sollten nur der Anfang einer ausgedehnten Insurrection seyn. Das Elend und die Unzufrie⸗ denheit der Arbeiter und das Nichthalten des von den Fabrikan⸗ ten versprochenen Tariss würden nimmermehr einen so heftigen Aufstand bewirkt haben, wenn nicht die Feinde der Regierung die Gahrung zu ihrem Vortheile zu benutzen versucht und die Ar⸗ beiter überredet hätten, der hohe Handelsstand wolle ihnen Ge⸗ setze vorschreiben und ihnen den Lohn ihres Schweißes noch mehr verringern. Daher die Zusammenrottungen, das Geschrei und die Drohungen. Die Behörde hätte einige Worte des Trostes und eine Brodt⸗Vertheilung anwenden können; statt dessen brauchte sie Gewalt, und das hieß Oel ins Feuer gießen. Auch war, otz der Anstrengungen der Garnison und eines schwachen Theiles er Nationalgarde, von der einige Compagnieen die Unerschrockenheit unserer alten Legionen zeigten, bald Alles in der Gewalt des Volkes,

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Versammlung auf einen Augenblick in die lebhafteste Aufregung. Das Gebiet der Persönlichkeiten ist mit unbeschreiblicher Unschick⸗ lichkeit aufs neue ausgebeutet worden, und es verbreitete sich so⸗ gar das Gerücht, daß zwischen zwei ehrenwerthen Deputirten ein Duell stattfinden würde; bald darauf versicherte man indes⸗ sen, daß auf dem Kampfplatze zwischen den Herren Mauguin und Viennet für beide Theile befriedigende Erklärungen stattge⸗ funden hätten.“

Der Courrier frangais will wissen, der Spanische Bot⸗ schafter habe vorgestern eine lange Konferenz mit dem Minister der auswärtigen Augelegenheiten gehabt, worin von der Portu⸗

jesischen Sache die Rede gewesen sey; der Minister habe die

erstcherung gegeben, daß Frankreich sich in die Unternehmungen Dom Pedros nicht mengen werde. In Folge dieser Kouferenz habe Graf Ofalia einen Courier an semen Hof abgefertigt.

Der Pair, Graf v. Tournon, welcher unter Napoleon zehn Jahre lang Rom als eines der Departements des damaligen Kaiserreichs verwaltete, hat so eben ein Werk unter dem Titel „Statistische Studien über Rom und das alte Departement die⸗ ses Namens“ herausgegeben.

Der neneste Roman von Walter Scott „Graf Robert von Paris“ ist gestern in der hiesigen Buchhandlung von Galignam in der Originalsprache erschienen.

Die acht Deputirten des Gironde⸗Departements haben dem See⸗Minister eine Petition der Hafen⸗Arbeiter von Bordeaur überreicht, welche bei dem Stocken des Handels fast ganz brod⸗ los geworden sind und jetzt darum bitten, daß der Staat in Bor⸗ deaux einige Schiffe bauen lasse, um ihnen Beschäftigung zu gewähren.

Gestern Nachmittag hatten sich eine Menge von Arbeitern, welche Papier⸗Tapeten verfertigen, vor der Barrière du Trön versammelt, um sich wegen eines höheren Arbeitslohns, das sie von ihren Fabrikherren verlangen wollten, zu verabreden; Einige derselben sprachen sogar davon, die Maschinen zu zerstören. Der Maire von St. Mandé und der Polizei⸗Commissair des Vier⸗ tels Saint-⸗Antoine eilten an Ort und Stelle und zerstreuten die Arbeiter mit Hülfe einer herbeigekommenen Schwadron der Mu⸗ nizipal⸗Garde.

Die Weber der Stadt Bar dringen jetzt, nach dem Bei⸗ spiele der Seidenarbeiter von Lyon, auf die Feststellung eines Tarifs für das Arbeitslohn und haben dem Präfekten des De⸗ partements eine Bittschrift überreicht, worin sie mit einigen dro⸗ henden Winken auf die Lyoner Ereignisse hindeuten; seitdem hat die Behörde häufige Patrouillen in der Stadt angeordnet, und der Posten auf dem Stadthause ist durch 50 Mann von der National⸗Garde verstärkt worden.

In Marger (Dep. der Droͤme) ist eine geheime Pulverfa⸗ brik entdeckt worden.

Herr v. Conny, das bekannte Mitglied der äußersten rechten Seite in den früheren Sesstonen der Deputirten⸗Kammer, tritt in dem Journal du Bourbonnais als Vertheidiger der Gräfin von Larochejacquelein auf.

Der verantwortliche Geschäftssührer des in Nantes erschei⸗ nenden „Ami de l'Ordre“, eines der vorigen Dynastie ergebenen Blattes, ist von dem dortigen Alsisenhofe wegen eines heftigen Angriffs gegen die jetzige Regierung zu halbjährigem Gefängniß und einer Geldstrafe von 1060 Fr. verurtheilt worden.

Der Handels-Minister hat den Direktor des Théatre des Variétés in sein Kabinet rufen lassen und von ihm die Weg⸗ lassung zahlreicher Stellen in dem neuen Drama: „die Gräben der Tuilerieen“, verlangt, welches auf dieser Bühne aufgeführt werden soll. Der Theater⸗Direktor hat in die Weglassung ge⸗ willigt.

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ zung v. 12. Dez. (Nachtrag.) Lluf den Antrag des Lord John Russel in Bezug auf die Reform⸗Bill für England und Wales erklärte Sir Robert Pekl zunächst, daß es gegenwärtig nicht seine Absicht sey, sich auf Erörterungen uüber die Bill selbst einzulassen; dazu würde sich bei der zweiten Lesung noch hinrei⸗ chende Gelegenheit darbieten.

„Bei dieser Gelegenheit“, fuhr er fort, „werden wir auch noch das zu erbrtern haben, was der edle Lord (Russell), vielleicht ab⸗ sichtlich, zu bemerken vergessen hat: ob naͤmlich uͤberhaupt die Nothwendigkeit vorhanden ist, eine so ausgedehnte Veraͤnderung vorzunehmen, und ob diese Nothwendigkeit, wenn sie vorhanden seyn sollte, aus der Natur der Sache oder aus dem Verfahren der Minister hervorgegangen ist. Dies sind Fragen, die bei der zweiten ö zur Sprache kommen werden. Ohne mich also fuͤr jetzt da⸗ bei aufzuhalten, kann ich doch eine Bemerkung nicht unterdruͤcken. Ich glaube naͤmlich, daß Alle in dem Gefuͤhl uͤbereinstimmen, daß wir es nicht dankbar genug zu erkennen haben, der Bill der vori⸗ gen Session entgangen zu seyn (Beifall von der Opposition), und daß wir denen uͤber Alles verpflichtet sind, die jene Gefahr von uns abgewendet haben. Ich weiß nicht, ob und auf welche Weise das Haus seinen Dank dafuͤr ausdruͤcken wird, aber das weiß ich, daß die jetzt eingebrachte neue Bill eine vollstaͤndige Antwort auf die Verleumdungen ist, welche fruͤher gegen diejenigen vorgebracht

das in seiner blinden Wuth zerstörte und verbrannte, was es für cas Eigenthum der Fabrikanten hielt. Jetzt ließ sich der Ruf: „Es lebe Heinrich V.!“ vernehmen und mehrere weiße Fah⸗ en erschienen. Sogleich gewann Alles ein anderes Ansehen; die Träger dieser Zeichen wurden erdolcht oder in den Rhone geworfen; die Arbeiter, welche jetzt inne wurden, daß sie das Spielwerk einer Partei waren, hielten ein und beschützten das Eigenthum, das ste noch vor einem Augenblicke verwüstet hatten; je ergannten Syndici und stellten Schildwachten vor die bedroh⸗ ten Häuser. weiß⸗ Pnge die Seidenarbeiter die Aus⸗ chweisungen eines zügellosen Pöbels geführt haben würden? Diese Elenden zerstreuten sich beim 1 der Truppen, und das unglückliche, sich schämende, über seinen Sieg ver⸗ legene Volk betrachtete jetzt mit dumpfer Verzweiflung den Tod nud die Verwüstung, die es überall hin verbreitet hatte. Die Zahl der Todten läßt sich nicht angeben, da Viele in den Rhone geworfen worden sind. Unter denen, die ein gewöhnliches Be⸗ abniß erhielten, fand man viele Gebrandmarkte und freige⸗ assene Galeerensklaven.“ Der France Nouvelle zufolge, war es nicht der Herzog v. Orleans, sondern der Kriegs⸗Minister, der, kraft der ihm vom Könige verliehenen Vollmacht, bei der vor Lyon über die Trup⸗ pen abgehaltenen Revune dem Major Klaap vom 13. Regiment der bei dem Gefechte in Lyon sein Bataillon die Waffen strecken teß, ohne einen Schuß zu thun, vor seinem Regimente einen ernsten Verweis gab und ihn dann verabschiedete⸗ 18 Sr. ö 18 Pairs⸗Gesetz wird, dem Vernehmen nächsten Donnerstag oder h irs⸗K. W g Freitag in der Pairs⸗Kammer Mer Messager des Chambres bemerkt über die gestrige Sitzung der Deputirten Kammer: „Die Diskussion über das Hesetz wegen der provisorischen Steuer⸗ Zwölftheile wurde fort⸗ gesetzt. Ein beklagenswerthes Zwischen⸗Ereigniß versetzte die

worden, die auf einige der jetzt vorgeschlagenen Modificationen drangen. Der Vortheil der als so boͤswillig bezeichneten Verzoͤge⸗ rungen und Einwendungen ist in der neuen Bill sichtbar. So sind

B. fast alle Veraͤnderungen, welche die Opposition in Bezug auf

das Schema K vorschlug, jetzt vorgenommen worden. Der Grund⸗ satz der Bevoͤlkerung nach der Zaͤhlung von 1821 ist aufgege⸗ ben, die Rechte der Freisassen sind aufrecht erhalten und viele andere Veraͤnderungen, welche die Opposition in der vori⸗ gen Session vergebens durchzusetzen trachtete, sind jetzt von dem edlen Lord als eben so viel Verbesserungen in seinen Reformplan aufgenommen worden. (Hoͤrt, hoͤrt!) Ohne mich jetzt naͤher uͤber diese, so wie die uͤbrigen Modificationen auszulassen, kann ich doch nicht umhin, mir selbst und meinen sehr ehxenwerthen Freunden Gluͤck zu unserer fruͤheren Opposition zu wuͤnschen, von deren Wirkung wir so unzweideuntige Beweise vor uns haben. Ich gestehe sogar, daß ich nicht darauf gefaßt war, den Manen des letzten Parlaments ein solches Opfer, wie es die An⸗ nahme des Vorschlags des General Gascoyne’s ist, bringen zu se⸗ hen. („Das ist nicht geschehen“, von der ministeriellen Seite.) Es ist nicht meine Absicht, irgend etwas zu entstellen, was der edle Lord uns gesagt hat, aber ich glaube verstanden zu haben, daß die gegenwaͤrtige Anzahl von Parlaments⸗Mitgliedern beibehalten werden solle. Haͤtte ich den edlen Lord falsch verstaͤnden, so wuͤrde ich meine Bemerkung natuͤrlich zuruͤcknehmen. (Lord J. Russell erklaͤrte, daß er gesagt habe, daß England und Wales 500, Irland 105 und Schottland 53 Mitglieder ha⸗ ben sollten. „Nun wohl“, fuhr Sir Robert fort, „das macht nach meiner Rechnung zusammen gerade die gegenwaͤrtige Anzahl der Mitglieder aus. Und was ist dies anders, als der Vor⸗ schlag des Gencral Gascoyne, der darauf antrug, daß die Repraͤ⸗ sentanten fuͤr England und Wales nicht vermindert wuͤrden; Was ist nach allem diesen das Resultat der Vorwuͤrfe, die man in und außer diesem Hause der Opposition gemacht hat Daß nach reifli⸗ cher Ueberlegung die Regierung unsere Einwendungen als wohlbe⸗ gruͤndet anerkennt. (Lauter Beifall von der Opposition.) Was

auch immer meine ferneren Einwuͤrfe gegen die neue Bill seyn setzen würden.

mögen, so freue ich mich doch, daß die gegen diese Seite des Hau⸗

ses vorgebrachten Anklagen so siegreich widerlegt worden sin Ich hoffe nun auch, daß, wenn das Haus entschlossen segy sollte, bei der zweiten Lesung die Grundsaͤtze der Maaßregel an zunehmen und eine so außerordentliche und ausgedehnte Ver anderung in dem Gebaͤude und in der Verfassung di ses Landes zu genehmigen, die Maioritaͤt doch geneigt ser wird, den von der Regierung eingeschlagenen Weg zu verfolge und der Maaßregel noch mehr Amendements hinzuzufuͤgen. (Hiͤn⸗ hoͤrt! von der Opposition.) Der edle Lord (Russell) hat gesagt daß die schleunige und zufriedenstellende Erledigung der Reforn Frage dringend nothwendig sey, daß uͤbertriebene Hoffnungen e. regt worden waͤren und es daher keine Alternative mehr gaͤbe, al die Erwartungen des Volkes zu verwirklichen. Diese Erklaͤrun des edien Lords ist ein deutlicher Beweis, wie vorsichtig ein ver antwortliches Ministerium seyn muß, um nicht Erwartungen beguͤnstigen, deren Erfuͤllung ihm unmoͤglich seyn duͤrfte, un nicht einen Weg einzuschlagen, der zu Unruhen und Aufregunge fuͤhren kann, die hernach schwer zu beschwichtigen sind. 6 wenig ich die Meinung der ehrenwerthen Herren auf jener Seit des Hauses in Bezug auf die Ausdehnung und Nothwendigka der Reform theile, so bedaure ich es doch innig, daß die Maͤßigung b welche die Rede des edlen Lord (Russell) auszeichnet, nicht daͤmal schon in dem Conseil vorherrschte, als die Maaßregel zum erstene male eingebracht wurde. Ob wir aus dem heute vernommenen To des edlen Lords schließen duͤrfen, daß uns noch erlaubt seyn wi bedeutende Veraͤnderungen mit der Bill vorzunehmen, weiß! nicht; aber ich erklaͤre, daß ich glaube, meine Pflicht gegen des Volk und gegen das Land am besten zu erfuͤllen, wenn ich eim Maaßregel, wie die vorliegende, nicht nach ihrer augenblicklichen sondern nach ihrer schließlichen und dauernden Wirkung betrachte Und so werde ich auch, wenn mir dieselbe als nachthetlig fuͤr de Wohlfahrt des Landes erscheint, dem Grundsatze dieser Bill, odg gleich ungern, eine stand 1

hafte und feste Oyposition entgegensetzen⸗

Lord Althorp wies besonders die Anschuldigung des vorz gen Redners zurück, daß die Regterung irgend dazu beigetrage hade, eine Aufregung im Bolke hervorzubeingen. Jene Aufte gung sey nicht durch die Bill hervorgerufen, sondern letztere viel mehr eine natürliche und unvermeidliche Folge der täglich zunch menden Meinung unter den gebildetsten und aufgeklärteste Klassen des Volkes, daß eine Reform des Unterhauses dringen und unumgänglich nothwendig seh. („Nein, nein!“ von de Opposttion, und „hört, hört!“ von den Ministerial⸗Bänken, So sehr er die Meinung des sehr ehrenwerthen Baronets theilt daß die Frage kaltblütig, mit Ueberlegung und ohne Hitze erör⸗ tert werden müsse, so könne er doch nicht umhin, zu bemerken, daß die Rede desselben nicht völlig mit dessen eigener Empfeh⸗ iung übereinstimme. Er erinnere sich kaum, in diesem Hause eime Rede gehört zu haben, die, obgleich sse Mäßigung und Rube bei der Berathung anempfehle, so darauf berechnet gewesa wäre, Hitze und Leidenschaftlichkeit bei der Erörterung her⸗ vorzurufen. Der sehr ehrenwerthe Baronet behaupte, das alle mit der Bill. vorgenommene Veränderungen in der vorigen Session von der Opposttion bereits in Vorschlag gebracht worden wären. MNun koͤnne (Lord Allihorp) sich nicht erin⸗ nern, daß eine einzige derselben früher bereits von der Opposw⸗ tion in Anregung gebracht worden sey. Der sehr ehrenwerthe Baronet betrachte alle vorgenommene Veränderungen als eben so viele Verbesserungen und beklage mir, daß dieselben nicht schon in der vorigen Session von der Verwaltung berücksichtigt worden wären; hrerauf kön nur erwiedert werden, daß mmn die Verbesserungen, die man bei reiflicher Ueberlegung zweckmäßig besunden habe, und die dem Grundsatze der Bil keinen Abbruch thäten, dem Hause vorzulegen für Hflicht ge⸗ halten habe. Daß der sehr ehrenwerthe B. Veranlassung

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Baronet finden wolle, dem Hause Glück zu wünschen, daß man der vo⸗ rigen Bill entgangen sey, könne ihm nicht recht einleuchten, da der Hauptgrundsatz und die wesentschsten Details der Maaßregel unverändert geblieben seyhen. Heer Eroker drückte seine Ver⸗ wunderung darüber aus, daß das Gedächtniß des edlen Lorde, der sich eben niedergelassen habe, so schwach sey, daß er sich keines Vorschlages von Seiten der Opposit on erinnere, der mit den jett vorg nommenen Veränderungen übereinstmmmend gewesen. Der edle Lord erinnere sich wohl nicht, daß darauf angetragen wor den sey, den Burgflecken Aldborough von Schema B auf Schema A zu übertragen? Der edle Lord habe wohl nie in der früheren Diskussion von den Vorschlägen der Opposltion in Bezug auf Northallerton, Morpeth oder Calne gehört? Er gebt zu, daß die vorgeschlagenen Veränderungen Verbesserungen der alten Bill zu sehn schienen; er müsse aber die neue Maas⸗ regel erst gedruckt vor sich haben, um über ihre praktische Wirt samkeit urtheilen zu können. Seine Einwend ungen gegem den Grundsatz der Bill blieben übrigens in ihrem gaͤnzen Umfange bestehen. Herr Hunt bemerkte, daß der edle Lord, als er dee frühere Bill eingebracht, der Vertretung des Volkes, jetzt aber nur der Vertretung des Eigenthums und der Intelligenz erwähnt habe. Er nehme keinen Anstand, zu behaupten, daß, obgleich die vorgeschlagenen Veränderungen als große Verbesserungen zu betrachten waͤren, die Bill doch neun Zehntheile der männ⸗ lichen Bevölkerung von je Antheil an der Vertretung ausschlösse. Sollte diese Bill in ein Gesetz verwandelt werden, was bei den Gesimnungen, mit welchen sie von seiner (der Op⸗ positions⸗) Seite des Hauses ausfgenommen worden, wahrschein⸗ lich sey (Nein, nein, von mehreren Bänken der Opposttion), so würde sie von der großen Mehrheit des Volkes nicht als zufrie⸗ denstellend angesehen werden. Es scheine ihm, daß alle diejen⸗ gen, welche für die vorige Bill gestimmt, keinen Grund hätten, die gegenwärtige zu mißbilligen. Das Kukukgeschrei: „Die Bilb die ganze Bill, nichts als die Bill!“ werde man nun freilich nicht mehr hören; denn es sey gelungen, aus der frühern Bll, ohne ihren Grundsatz zu aͤndern, doch eine durchaus andere zu machen. Er denke nicht, daß die Aristokratie irgend etwaß von der gegenwärtigen Maaßregel zu fürchten habe. Er werde Lllles aufbieten, was in seinen Kräften stehe, um die Bill zu vereinfachen und zu verbessern. (Gelächter.) Herr Leader fürchtete, daß die Beschränkung der Zahl der Irländischen Mitglieder zu großem Mißvergnügen Anlaß ge⸗ ben wür worin ihm Sir J. M. Dohle beipflichtete. Das Irländische Volk, fügte Letzterer hinzu, verdiene es wohl, da man ihm Gerechtigkeit widerfahren lasse. Billig und gerecht solle man es behandeln, und man könne versichert seyn, daß die Llufregung in dem unglücklichen Irland bald aufhören werde. Herr Sheil beklagte sich ebenfalls darüber, daß in der neuen Bill Irland auf Kosten Englands Mitglieder verlieren solle, und bat die Minister dringend, in dieser Beziehung noch eine Aenderung vorzunehmen. Sir Charles Wetherell erklärte, daß er von seinem Widerstande gegen eine Maaßregel, die er als unheilbringend für die bestehenden Insti⸗ tutionen des Landes betrachte, kein Jota fahren lassen werde. Es sey ein Irrthum, wenn man glaube, daß seine oder seiner Freunde Gesinnungen in Bezug auf die Maaßregel sich geän⸗

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dert hätten, oder daß sie sich der zweiten Lesung nicht wider⸗ Auf die Frage des Herrn S. Worthley,

wann die Irländische und Schottische Reform⸗Bill eingebracht

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erden würden, erklärte Lord Althorp, daß dies gleich nach n Weihnachtsferien geschehen solle. Hierauf wurde (wie be⸗ its gestern gemeldet) die neue Bill zum erstenmale verlesen.

London, 13. Dez. Im Oberhause hat, wie man ver⸗ immt, Lord Lyndhurst (Lord⸗ Kanzler im Wellingtonschen Mi⸗ isterium) es unternommen, das Versahren des Sir Ch We⸗ erell in Bristol zu rechtfertigen.

Die Times sagt in Bezug auf die neue Reform⸗Bill: Der wichtige Aufschluß, der so vielfache Besorgnisse erregte, ist

der gestrigen Sitzung des Unterhauses gegeben worden. Nach meraschen Ueberblick, den wir der neuen Bill erst haben schen⸗ n können, erscheint sie uns zufriedenstellend, und wir hoffen, ß alle unsere Landslente diese Meinung theilen. Sie opfert inen Grundsatz der früheren Maaßregel auf, weicht in den De⸗ ils nur wenig von ihr ab, und wo sie es thut, erscheint uns ie Veränderung den öͤffentlichen Rechten und dem Volks⸗In⸗ resse günstig. Die künftigen Erörterungen werden uns Gele⸗ nheit verschaffen, in die einzelnen Theile genauer einzuge⸗ en. Ein Umstand, vielleicht durch Zeit und Nachdenken zu zege gebracht, giebt der neuen Bill einen entschiedenen ortheil über die alte: daß sie nämlich, wie es uns eint, freundlicher empfangen worden ist. Eine kürzlich von ir Robert Peel im Unterhause gehaltene ließ uns st daran verzweifeln; aber sein gestriger Vortrag hat uns wie⸗ er ermuthigt und uns mit neuen Hoffnungen erfüllt. Nicht s ob wir glaubten, daß Siec Robert und seme Freunde Hrn. unt natürlich mit eingeschlossen die Minister hätten verhin⸗ ern können, die Maaßregel durch das Unterhaus zu bringen; ber ihre zweite Ausnahme im Oderhause wird natürlich von dem bhängen, was sich vorher zuträgt. Dürfen wir uns denn noch nmal der Hoffnung hingeben, daß alle Parteistreitlgkeiten auf⸗ ren und alle Theile sich mit der Verbesserung der inneren Lage es Landes beschäftigen werden? In sehr kurzer Zeit werden ir erfahren, ob wir diese Frage bejahend obder verneinend be⸗ ntworten können; aber während dieser kurzen Zeit muß der Ei⸗ r und der Entschluß, die Reform durchzubringen, auf keine eise nachlassen.“

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Aus dem Haag, 15. Dez. Die erste Kammer der eneralstaaten hat in ihrer gestrigen Sitzung die von der weiten Kammer angenommenen drei Finanz⸗ Gesetze ebenfalls enehmigt.

Am 12ten d. wohnte der Prinz von Oranien in Herzogen⸗

usch einem Festmahle bei, welches die dortige, seit dem Jahre 318 bestehende Liebfrauen⸗Brüderschaft, deren Mitglieb der prinz unter dem Namen „Schwanenbruder“ ist, ihm zu Ehren eranstaltet hatte. In Breda will man Nachrichten aus Gent und Antwerpen aben, wonach an beiden Orten, in Antwerpen aber nur unter en höheren Ständen, viele Zeichen von Liebe zu dem Orani⸗ chen Hause sich kundgeben sollen. Der Pöbel in Antwerpen oll dagegen noch den alten Haß gegen alles Holländische bei eder Gelegenheit an den Tag legen.

Antwerpen, 14. Dez. Gestern scheint es in der Gegend es Foets St. Philipp zu einigen Feindseligkeiten zwischen den

elgiern und den Holländern gekommen zu seyn. Eine Scha⸗ yve, die mit weißer Flagge von den Kanonierdöten kam, um irgend eine Mitthellung zu machen, soll, wie es heißt, mit Flin⸗ tenschüssen empfangen worden seyn, so daß der Parlementair bieder umkehren mußte. Man hat auch Kanonenschüsse gehört.

Brüssel, 14. Dez. In der heutigen Sitzung der Re⸗ räsentanten⸗Kammer wurde die Regierung durch 71 Stimmen gegen 7 ermächtigt, eine Anleihe von 43 Millionen Hulden zu kontrahiren. Der Finanz⸗Minister bemerkte, daß der zinefuß auf keinen Fall über 5 pCt. seyn, und daß die ganze Summe nicht mit einemmale aufgenommen werden würde. emnächst wurde der Gesetz⸗Entwurf über die Zölle auf Eisen nit 56 Stimmen gegen 9 angenommen.

Der General Desprez und alle Offiziere des Generalstabe er Armee sind gestern in Brüssel angekommen, wo das Haupt⸗ näartier nun definitiv aufgeschlagen ist.

Eine hiesige Zeitung sagt: „Am Sten d. hat bei den General Belliard eine Versammlung stattgesunden, an ie 4 Minister, der Herzog von Aremberg und Sir Robert heil nahmen. Es soll die Rede davon gewesen seyn, die istzustellen, welche die Belgischen Schiffe auf der Schelde tzahlen haben würden.“

3JE1 1113 h“ Bieberich, 14. Dez. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen sind gestern hier ein⸗ etroffen und gedenken einige Tage am hiestzen Herzoglichen Hofe u verweilen. 8 8 Frankfurt a. M., 24. November. E1116“] es Protokolls der 38. Sitzung der Vundes⸗V. sammlung vom 10. November 1831, den Mißbrauch der Presse betreffend. TTDI 1) Da sämmtliche Mitglieder des Deutschen Bundes die tierliche Verpflichtung gegen einander übernommen haben, bei er Aufsicht über die in ihren Ländern erscheinenden Zeitungen, Zeit⸗ und Flugschriften mit wachsamem Ernste zu verfahren und diese Aufsicht dergestalt handhaben zu lassen, daß dadurch gegenseitigen Klagen und unangenehmen Erörterungen auf jede Veise möglichst vorgebeugt werde, in neuerer Zeit aber der Miß⸗ tauch der periodisch⸗politischen Presse in einer höchst bedauerli⸗ hen Weise zugenommen hat, so bringt die Bundes⸗Versamm⸗ ung sämmtlichen Bundes⸗Regierungen diese, bis zur Vereinba⸗ ung über ein definitives Preßgesetz, in voller Kraft verbleibende

er⸗

egenseitige Verpflichtung mit dem Ersuchen in Erinnerung, die

eeigneten Mittel und Vorkehrungen zu treffen, damit die Auf⸗

sicht über die in ihren Staaten ersche nenden Zeitblätter nach m Sinn und Zweck der bestehenden Bundesbeschlüsse gehand⸗ twerde.

2) Die nach dem Preßgesetze vom 20. Sept. 1819 beste⸗ hende Bundestags⸗Kommission wird durch die auf den Königl. Dänischen, Herzogl. Holsteinisch- und Lauenburgschen Hrn. Ge⸗ sandten gefallene Wahl ergänzt.

Auszug des Separat⸗Protokolls der 39. Sitzung der Bun⸗

des⸗Versammlung vom 19. November 1831. Das Verbot der in Straßburg erscheinenden Zei⸗ tung, betitelt: „Das constitutionnelle Deutschland“

betreffend. Beschluß:

wird in allen Deutschen Bundesstaaten untersagt, und die Re⸗

machen, auch zur Handhabung desselben die geeigneten Verfu⸗

Versammlung verlas der Landtags⸗Kommissar ein Schreiben des Kriegs⸗Ministeriums, in welchem dasselbe erkläret, daß, da ein zureichender Grund dazu nicht vorliege, das nicht begründete Er⸗ suchen um Verlegung der Garde⸗ du⸗Corps u. s. w. abgelehnt werden müsse.

nur von Einseitigkeit aufgefaßt, durch Leidenschaften und Unkunde beurtheilt worden, von wo dies am wenigsten erwartet werden

wir auf der Hoͤhe unseres inneren Bewußt Verunglimpfungen erreicht, noch weniger in d schuͤttert werden, daß man da stets recht handle, wo man dem Ge⸗ setze gehorsam ist. Rechtfertigung unseres Verhaltens entgegen: aber wir erklaͤren auch schon jetzt, daß wir forrwäͤhrend fest entschlossen sind, jederzeit die 9 strengem Nachdruck aufrecht zu erhalten, und nie wanken werden, die verfassungsmaͤßige Wirksamkeit der Staats⸗Regierung mit allen

unseren Kraͤften zu unterstuͤtzen; so wahr wir eingedenk sind unseres

Verfassung, Gehorsam den Gesetzen.

vom 7. Dez. d. J. folgende Eingabe an das Kurfürstliche Ge⸗ sammt⸗Staats⸗Ministerium gerichtet:

Bereitwilligkeit der Staats⸗Regierung, die Gemuͤther unserer Mit⸗

1835 ierungen werden ersucht, diesen Beschluß öffentlich bekannt zu

ungen zu treffen und diese baldmöglichst zur Kenntniß der ohen Bundes⸗Versammlung zu bringen. Kassel, 17. Dez. In der vorgestrigen Sitzung der Stände⸗

Von Seiten des hiesigen Ossizier⸗Corps ist Nachstehendes urch unsere Zeitung bekannt gemacht worden:

„Die Auftritte am Abend des 7ten d. M. sind so allgemein ntstellt, und mit Voreiligkeit selbst von einer Seite her öffentlich

daß wir uns zu der Erklaͤrung gedrungen fuͤhlen, wie seyns von keiner jener Ueberzeugung er⸗

urfte,

er

In der eingeleiteten Untersuchung sehen wir der

lchtung des Gesetzes, wenn wir von ihm berufen werden, mit

eue dem Fuͤrsten und dem Vaterlande, Beobachtung der

Das Offizier⸗Corps der Kasselschen Garnison.“ Die hiestge Bürgergarde hat in Bezug auf die Vorfälle

„Ehrfurchtsvoll und mit gerechtem Danke erkennen wir die

buͤrger durch die Anordnung einer schleunigen Untersuchung der betruͤbenden Ereignisse vom 7 Dez. d. J. zu beruhigen, und wir zweifeln nicht, daß auf dem eingeschlagenen Wege jedem an dem erwaͤhnten Tage Mißhandelten sein Recht widerfahren und ieder gegruͤndeten Klage abgeholfen werde. Berufen zur Aufrechthaltung der oͤffentlichen Ruhe und der gesetzlichen Ordnung, glauben wir jedoch, es unserer Stellung als Gesammtheit, unserer eigenen Ehre schuldig zu seyn, darauf anzutragen, daß die Untersuchung auch darauf mitgerichtet werde, inwiefern die Dienste der Buͤrger⸗

ordnung getroffen und bekannt gemacht werden soll. Sie ha⸗ ben diesen Erlaß durch die Gesetzsammlung zur öffennichen Kenntniß zu bringen. Beerlin, den 17. Dezember 1831. 6 Friedrich Wilhelm.

An den Staats⸗Minister v. Schuckmann.“

Dem Garten⸗Etablissement des verewigten wirklichen Geheimen⸗Raths und Oder⸗Präsidenten Dr. Sack auf der Oberwieck bei Stettin, in welchem die irdischen Ueberrese des Verstorbenen ruhen, ist auf den Antrag der dortigen Stadtver⸗ ordneten, mit Genehmigung seiner hinterlassenen Frau Wittwe, der Namen „Sacksruh“ beigelegt worden.

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Karl Gottlieb Behrnauer, Konigl. Geheimer Ober⸗ Regierungsrath, geboren am 15. September 1765 und verstorben zu Berlin am 11. Dezember 1831, war der Sohn eines höheren richterlichen Beamten in Görlitz und der Enkel des dasigen Eym⸗ nastal⸗Rektors M. Baumeister, eines um diese Anstalt verdienten und der gelehrten Welt seiner Zeit bekannten Biedermannes. Unter des Letzteren Augen erhielt Behrnauer im städtischen Gym⸗ nastum seine vorbereitende wissenschaftliche Bildung, widmete sich dann wähtend der Jahre 1784 bis 1788 auf der Universität Leipzig den Rechts⸗ und Staatswissenschaften und trat im Jahre 1789 in den Advokatenstand. Schon im Jahre 1792 wurde er semem Vater adjungirt, nahm aber im Jahre 1796 den Ruf der Ober lausitzischen Landstände flir das Landsyndikat an. Im Jahre 1804 ersah die zur Reviston der Gemeinde⸗Verwaltung der Stadt Zittau bestellte Immediat⸗Kommisston ihn zum Bürgermeister dieser Stadt; im Jahre 1810 wurde er vom Könige von Sach⸗ sen zum Oberamts⸗Vicekanzler in Bautzen, im Jahre 1812 zum Mitgliede des Geheimen Finanz⸗Kollegiums zu Dre⸗ den ernannt. Nach der in Folge des Wiener Friedens vom 18. Mai 1815 eingetretenen Theilung des Königreichs Sachsen, ging er mit dem für das Herzogthum Sachsen errich⸗ teten Prenßischen General⸗Gouvernement nach Merseburg, wurde aber von Sr. Majestät im Jahre 1816 zum vortragenden Rathe im Konigl. Ministerium des Innern besoͤrdert und im Jahre 1818 zum Mitgliede des Staats⸗Rathes ernannt. Bei dem Konigl. Ministerium des Janern blieb er bis in die Mitte des laufenden Jahres thätig, von den Arbeiten des Königl. Staats raths wurde er nur wenige Wochen vor seinem Tode auf sein

garde an einem Tage verschmaͤht wurden, wo nach dem Ur⸗ theil unparteiischer Beobachter keine Spur einer aufruͤhrerischen, das Eigenthum und die Sicherheit der Personen verletzenden, Be wegung sichtbar und der geringste Aufwand von Kraͤften hinrei⸗ chend war, um auch die leiseste Besorgniß in dieser Hinsicht zu ent⸗ fernen. Es ist eine allgemein als dargethan unterstellte Thatsache, daß nur eine der Landesfuͤrstin erwiesene Ehrenbezeigung einen

Theil unserer Mitbuͤrger vor dem Theater versammelte, daß die versammelte

Menge keiner Art von Uingesetzlichkeit sich schul⸗ dig machte, und daß unmittelbar nach jenem Akt die Mili⸗ tatrmacht sowohl von der Leib⸗Garde zu Pferde als zu Fuß sich aufstellte und durch Patrouilliren in den Straßen einschritt und so eine Aufregung unter der Menge veranlaßte, noch ehe die Buͤrgergarde zur Unterdruͤckung etwa moͤglicher Unruhen aufgefordert war. Nie und zu keiner Zeit hat man bisher an unserem guten Willen, unserer Pflicht gemaͤß die oͤffent⸗ liche Ordnung aufrecht zu erhalten, gezweifelt, und kraͤnkend muß es daher fuͤr uns seyn, unsere Dienste bei einer Geleg hintangesetzt zu sehen, wo deren Anwendung so vieles Unhetl ver⸗ huͤten konnte. Deshalb glauben wir als cine uns nicht zu verwei⸗ gernde Genugthuung von der Staats⸗Regtierung im oͤffentlichen Interesse ehrfurchtsvoll erbitten zu muͤssen, die Untersuchung auch darauf mit zu richten: 1) weshalb das Militair durch Aufstellung

auf den oͤfentlichen Plaͤtzen und durch Patrouilliren in den Stra⸗

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ßen, dem §. 8 der Verordnung vom Oktober 1830 zuwider, einschritt, ehe noch die Buͤrgergarde zur Huͤlfeleistung. aufgefordert war; 2) aus welchen Gruͤnden die Huͤlfeleistung der Buͤrgergarde, dem §. 3 desselben Gesetzes entgegen, verschmaͤht und das Militair zur Anwendung der Waffengewalt ermäaͤchtigt wurde, in einem Fall, wo auch der mindeste Aufwand von Kraft hinreichend gewesen waͤre, um jede Besorgniß möglicher Unruhen zu beseitigen. Durch eine Zewaͤhrung dieser wohlbegruͤndeten Bitte wird die Staats⸗Regic⸗

( rung uns zu stetem Danke vecpflichten.“

Iirlllen,

urin, 7. Dez. IJ. MM. der König und die Königin

sind gestern Nachmittag um 5 Uhr in höchstem Wohlseyn von Genna, wo sie einen Monat verweilt, wieder hier eingetroffen.

Genua, 7. Dez. Der Großbritanische Botschafter bei der hohen Psorte, Sir Stratford Canning, ist vor einigen Tagen, nach dem Orte seiner Bestimmung reisend, hier durchgekommen. Der Englische Geschäftsträger in Griechenland, Hr. Paris, schiffte sich gestern auf dem Dampfboote „Sully“ nach Neapel ein, wo er mit dem genannten Botschafter zusammentreffen wird.

Parma, 7. Dez. J. M. die Erzherzogin Marie Louise hat durch ein Dekret vom 1sten d. M. ihre Toilette, so wie ih⸗ ren großen, „Pfyche“ genannten Spiegel, beide von vergoldetem Silber und mit einigen Theilen von Lapis lazuli und Bergkey⸗ stall, für die Unterstützung der Armen im Falle des Ausbruchs der Cholera im Herzogthum bestimmt. Das Silber soll einge⸗ schmolzen und zu Gelde geprägt und die Steme sollen verkauft

werden.

Florenz, 10. Dez. Die Nachrich aus Befinden J. Kaiserl. Hoh. der regierenden Großherzogin lauten wieder etwas beruhigender; die Krankheit hatte sich in den letz⸗ ten Tagen plötzlich gemildert.

Rom, 7. Dez. Am 2ten ta. bbst n. bensjahre der Kardinal Nasalli, der seit 1819 Xpostolischer Nun⸗ tius bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft war und im Jahre 1827 von Leo XII. zupr Kardinal ecreirt wurde; er war im Jahe⸗ 1750 in Parma geboren.

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d. starb hierselbst im Slsten Le⸗

8 „ꝗ 5 n 19 11“ 0. Dez. Folgendes ist die im neueste Allerhöchste Kabinets Ordre wegen Ost⸗ und Westpreußische

V Berlin, der Gesetzsammlung enthaltene? b verlängerten Kapital⸗Indults für die Landschaft:

8 der Indult, Westpreußen zum Schutze gegen etwanige rer Pfandbriese bewilligt ist, nach der Verordnung vem 4. No vemder 1828 mit Weihnachten d. J. aufhört und über die Maaßregeln, welche für die zweckmäßigere Verwaltung der beiden Systeme, namentlich wegen der Bildung eines Amor⸗ tisations⸗Fonds, in Vorschlag gekommen sind, unter den einge⸗ tretenen Verhältnissen eine definitive Beschlußznahme noch nicht gefaßt werden kann; so bestimme Ich vorläufig, daß der Ka⸗ pital⸗Indult bis zu Systeme fortdauern un bei pünktlicher Zahlung seyn soll, die Aufkündigung eines

der den Kredit⸗Systemen von Ost⸗ und Aufkündigungen ih⸗ No⸗

Die Versendung und Verbreitung des bei G. Silbermann erscheinenden Zeitblattes: „Das constitutionnelle Deutschland

wogegen im Laufe des künftigen Jahres eine fernerweitige

enheit

aus Pisa über das

n Blatte

Weihnachten des Jahres 1832 für beide d die betreffende Landschafts⸗Direction, der laufenden Zinsen, nicht veepflichtet Pfandbriefes anzunehmen, An⸗

Ansuchen entbunden. Nächst den juristischen und staatswissenschaftlichen Siu⸗ dien, durch die Behrnauer auf der Universttät für seme Laufbahn sich vorbereitet hatte, zogen ihn frühzeitig besonders höhere Ma⸗ thematik, Astronomie, Physik, Chemie, überhaupt das ganze Ge⸗ biet der Natmwissenschaften und neuere Sprachen, wodurch er sich die ausländische Literatur zugänglich machte, an. Günstige äußere Verhältnisse verstatteten ihm nach der Rückkehr von der Universttät mehrere Jahre hinter einander den überwiegenden Theil seiner Zeit seiner geistigen Ausbildung in dieser Richtung zu wiemen Durch eigenthümliches Concentrations⸗Vermögen, scharfe Beur⸗ theilungskraft und außerordentliches Gedächtniß unterstlitzt, einnete 8 er sich eine ungewöhnliche Masse zusammenhangender, wohlgeord⸗ neter und gründlicher Kenntnisse an. 8 Seine gelehrten Ardeiten beschränkten sich auf Theilnahme an mehreren geschäͤtzten Zeitschriften, worumter hier namentlich von Zachs geographische Ephemertden anzuführen sind, an denen er von 1800 bis 1806 Mitarbeiter war. Späterhin nahm amt⸗ licher Beruf seine Zeit zu sehr in Anspruch, als daß er ferner schriftstellerische Productionen hätte liefern können.

Schon seit dem Jahre 1808 richtete sich seine ganze Anf⸗ merksamkeit auf die Preußische Gesetzgebung der neueren Zeit. Er war vielleicht der einzige Sächsische Beamte, der mit Preu⸗ ßens Verfassung, Gesetzgebung und Verwaltung sich vertraut g. macht hatte, ehe sich noch eine Theilung der Sächsischen Lande Sein Uebertritt in den Preußischen Staatsdienst er⸗ sfolgte, weil ihn Achtung und Vertrauen dahin zog. Wie er durch amtliche Leistungen diese in seinem späteren Dienst⸗Ve hältnisse bewährte, ist aus der Stellung, die ihm hier nach ein⸗

ander angewiesen wurde, zu ermessen. In seinem Privatleben erwarden ihm Aufrichtigkeit, an spruchslose Bescheidenheit, Uneigemitzigkeit, Bereitwilligkeit, Je

dem mit seinem reichen Schatze von Kenntnissen zu nützen, hülf reiche Theimahme bei fremder Noth, besonnenes, immer mild Uretheil und harmlose Heiterkeit im Umgange die Achtung m Zuneigung derer, die mit ihm in näheren Verhältnissen standen In semen letzten Lebensjahren waren ihm schwere Körperlesden beschieden, die er so lange mit standhafter Ruhe ertrug, bis er ihnen in völliger Erschoöpfung seiner körperlichen Kräfte erlag.

CHHI r..

In der Residenzstadt Berlin waren bis zum 19. Dez. Mittags 2240 820 Hinzugek. bis zum 20. Dez. Mittaus 1n Bis zum 20. Dez. Mittags Summa 2241 820 Hierunter sind vom Militair 35 11

8 8 1 1

ahnen ließ.

In ihren Wohnungen werden 2 Personen behan Hospitälern 7. In Breslau waren bis zum 14. Dez.

. . delt, in den

52

sand

rkrankt genesen gestorben . 9

1303 696 688 1 8

Summa 1304 Darumter Militarr 36 In England sind nun außer der Stadt Sunderland auch die nahelijegenden Orte Newrwastle und North⸗Ghields als von der Cholera insizirt erklärt worden, und es erscheinen mumn auch an den beiden letztgenannten Orten amtliche Verzeichnisse der Erkrankten, Genesenen und Gestorbenen. Nachrichten aus mehreren Gegenden Kurlands melden, daß sich die Cholera unter dem dortigen Landvolk im November zu wiederholten Maten wieder gezeigt hat. In der Zirauschen Gemeinde starden vor einigen Wochen 7 Personen daran, un vor kurzem sollen wieder 5 gestorben seyn. Die St. Peters⸗ burgische Zeitung meint, daß die Anstalten zur Hülfe dort zwar noch immer in Bereitschaft seyen, der Mangel on Aerzten aber sehr fühlbar werde und es noch mehr werden würde, wenn die Cholera sich sporadisch festsetzen sollte. In Wien sind vom 12. bis 13. Dez. nesen und 3 gestorben. b In Brünn erkrankte vom 6. bis 7. Dez. Keiner; es ge⸗ asen 5, und Einer starb. 8n In Prag sind im Ganzen seit dem Ausbruche der Cholera bis zum 8. Dez. 19 erkrankt und 13 gestorben.

Sp. 0¹4 22

8

5 erkrankt, 6 ge⸗