äerung das Elend des Landes vermehren muß. Finerseits Gesinnungen, welche es nicht billigt, zu ehren wissen. (Es wird mehr als jemals eine Constitution lieben lernen, die für jede Beschwerde Abhülfe und für jedes Bedürfniß ein Mit⸗
Mmisters des öffentlichen Unterrichts die große dort errichtete Normalschule eröffnet worden.
Während es eine Zeit lang den Anschein hatte, als ob der Temps sich der Minister⸗Partei nähern, der Constitutionnel da⸗ gegen wieder völlig in die Opposttions⸗Partei zurlcktreten werde, ist jetzt der umgekehrte Fall eingetreten; der Constitutionnel neigt sich auf die Seite der Majorität der Kammer und wird von dem Temps ohne Weiteres zu den ministeriellen Blättern gezählt.
Unter dem Titel „le Mouvement’ erscheint hier seit kurzem ein neues Oppositions⸗Journal.
Der Afsisenhof von Angers hat am 11ten d. einen Chouan, Namens Carbonneau, zum Tode verurtheilt. Vor demselben Gerichtshofe wird nächstens ein wichtiger Prozeß, edenfalls wegen Couzmerie, verhandelt werden, in den die Banden⸗Chefs Caque⸗ raͤy, Sortant und Delaunnah verwickelt sind.
Am 7ten d. M. drang in Toulouse ein Haufe von 5— 600 Arbeitern in die Wohnung des Maire und verlangte unter dro⸗ hendem Geschrei Brodt und Atbeit, zerstreute sich indessen nach einigem Tumulte wieder, ohne weitere Excesse zu begehen. Der Manee erließ noch an demselden Tage eine Proclamation an seine Mutbürger, worm er sie warnt, sich nicht von Uebelgesinnten irre⸗ füͤhren zu lassen, die sich des Mangels an Arbeit nur als Vor⸗ wand bedienten, um Umuhe und Unordnung zu stiften.
In Marseille sind am 7ten d. M. die beiden Linienschiffe Marengo“ und „Algesiras“ und die Korvette „la Meuse“ mit
77 9 1800 Mann Landtruppen von Algier eingelaufen.
Großbritanien und Irland. G
London, 13. Dez. Die Prinzessin Auguste beabsichtigt, den Winter über in Brighton zu bleiben. — Der Herzog und die Herlogin von Gloucester bewirthen dermalen eine zahlreiche Gesellschaft in Bagshot.
Ueber die Stimmung des Unterhauses in Bezug cuf die Reform Bill, äußert sich der Globe folgendermaßen: „Mehrere von den leitenden Mitgliedern des Unterhauses, welche sich der letzten Bill widersetzten, scheinen jetzt von der Nothwendigkeit der Resorm überzeugt und genelgt zu seyn, über die gegenwärtige Bill ein günstigeres Urtheil, als über die frühere, zu fallen. Die Majorität für die Minister wird sich daher, wie wir vermuthen, dedeutend vermehren. Sir Robert Peel, Herr C oker und Ser Charles Wetherell sind aber in ihrem Vorsatz nicht erschüttert worden; sie werden fortfahren, sich der Bill u widersetzen, weil sie glauben, daß dieselbe dem Lande eine neue Constitution geben würde; und das alte Regierungs⸗System des Patronats und der Bestechung wirkt, nach Ansicht derer, welche den Nutzen daraus ziehen, gut genug. Sir Robert Peel brüstet sich mit den Diensten, welche er dem Lande in der Opposition geleistet zu haben glaubt. Wir wollen nun zwar den Werth jener Dienste micht untersu⸗ chen; aber wir können ihm versichern, daß das Land den Vor⸗ theil wohl anerkennt, ihn in einer Stellung zu sehen und zu behalten, die er hoffentlich noch recht lange Jahre zu seiner ei⸗ genen und zur Zufriedenheit aller Parteien ausfüllen wird.“
Der Herald erstattet Bericht über mehrere Broschüren, die neuerlich in Bezug auf Reform erschienen sind. Eine derselben führt den Titel: „Was haben die Lords gethank und was werden sie jetzt thun?“ Folgendes ist ein Auszug daraus: „Daß das Oberhaus ermächtigt war, die ihm vom Umerhause zugesandte Bill zu verwerfen, wird kein Vernünfti⸗ ger leugnen. Die Macht, ein Recht oder ein Privilegium aus⸗ zuuüben, verleiht demselben allein einen Werth; daß es aufhöct, eihe Werth zu haben, wenn ihm die Freiheit, es auszuüben, ge⸗ nommen wild, ist ganz klar. Daher die natürliche und verzeih⸗ liche Eifersucht aller Männer, die man in der Ausübung ihrer Rechte und Privilegien zu beschränken sucht. Die Pairs wurden aber vor einiger Zeit so betrachtet, als ob sie jeder solchen Eifersucht unzugänglich und den allgemeinen Regungen der menschlichen Natur zur Beschützung und Vertheidigung unterworfen wären. Das Betragen vieler edler Lords bei der neulichen Gelegenheit dürfte besonders darauf berechnet gewesen seyn, die verwegenen Angriffe auf ihre Prätogative zurückzuwei⸗ sen. Man kann sich in der That nicht einbilden, daß irgend ein Mitglied der Majorität günstig für die Bill gestimmt gewesen ware; im Gegentheil, Alle waren ihr mehr oder weniger, Einige auf eine unversöhnliche Weise, entgegen. Indeß gab es doch Mehrere, welche in der Ansicht, ob es angemessen sey, gegen die Bill zu stimmen, schwankten, und es muß⸗
iten mächtige Beweggründe zusammentreffen, um die weniger heftigen und weniger betheiligten Gegner zu bestimmen. Die unglücklichen Angriffe, deren wir oben erwähnt haben, brachten eine entgegengesetzte Wirkung hervor und neigten die Waage gegen die Bill. In jenen Angriffen wurde das Oberhaus mit viel zu wenig Achtung und in einzelnen Fällen mit entschiedener Ver⸗ achtung behandelt. Es war natürlich, daß Männer, mit so ho⸗ hem Ehrgefühl und mit persönlichem Muthe begabt, sich vor dem Verdachte entsetzen mußten, daß sle in der Ausübung einer wichtigen öffentlichen Pflicht eingeschüchtert worden wären. Da wir für das Betragen der Lords vernünftigerweise ehrenvolle Be⸗ weggründe auffinden können, so müssen wir uns enthalten, ihnen andere zur Last zu legen. Viele edle Lords haben in der Opposition gestimmt, ohne deshalb den so ungerechter Weise auf Alle gewälz⸗ ten Haß zu verdienen. Dies zu glauben, ist nicht allein ein Akt der Gerechtigkeit, sondern es ist auch ein sicherer Grund zur Hoff⸗ nung und zum Vertrauen für das Land. Rechtliche Männer sind immer bereit, einen Fehler einzugestehen und ein Unrecht wieder gut zu machen. Die ganze Lage der Dinge hat sich jetzt geändert. Die Lords haben ihre Rechte behauptet, sie haben ihr lasehen und ihre Prärogative zu schützen und die Würde ihres Hauses aufrecht zu erhalten gewußt; — können sie mehr verlangen, um ihrer Ansicht von dem, was man ihnen schuldig ist, Genüge zu leisten? Kann irgend ein zureichender Grund zur Vertheidigung derer angeführt werden, die noch länger Widerstand leisten?“ — In einer anderen Broschüre, welche den Titel: „Schreiben an den Grafen von Harrowby über den gegenwärti⸗ gen Stand der Reformfrage“ führt, heißt es: „Bis zu dem jetzigen Augenblick kamm man von den Pairs, als von einer erhaltenden Versammlung, annehmen, daß sie eine gewissenhafte und hinsichtlich der Vorsicht eine verdienstvolle Rolle gespielt haben; durch welche Gründe aber eine fernere Opposition gerecht⸗ fertigt werden sollte, ist unbegreiflich, da man die gewisse Ueber⸗ zeugung erlangt haben muß, daß das Volk von seinem Begehren nicht abstehen wird, und daß ein längerer Widerstand nicht möglich ist. Salte es jetzt nicht die Pflicht jedes aufrichtigen Vaterlandsfreundes seyn, wenn selbst sein Urtheil den Reform⸗Beweisen widerstrebt, siicch wenigstens von einem Streit zurückzuziehen, dessen Verlänge⸗ Das Volk wird
tel hat. Im Besitze eines mäßigen, aber wesentlichen Gutes,
auf gesetzlichem Wege erlangt, wird es weniger geneigt seyn, sich
ihrer Rechte nicht
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den Gefahren unsicherer Veränderungen auszusetzen, und wird die thörichten Besorgnisse einiger Schreier Lügen strafen.“
Der Courier widerlegt die Behauptung, daß ein Vor⸗ schlag wegen eines Handels⸗Vertrages zwischen England und Frankreich gemacht worden sey; doch, fügt er hinzu, seyen Un⸗ terhandlungen wegen Erleichterung der gegenseitigen Handels⸗ Verbindungen im Gange gewesen.
Dom Pedro und seine Agenten haben 20,000 Mann auf verschiedenen Punkten zur Expedition gegen Lissadon gesammelt, wohin dieselbe unverzüglich segeln soll. Das Regierungs⸗Dampf⸗ boot, „Lord Blainey“, segelte am Freitage mit 300 Rekruten für Dom Pedro von Liverpool nach Belle⸗Isle. Die Streit⸗ kräfte der Portugiesischen constitutionnellen Partei werden folgen⸗ dermaaßen angegeben: Landtruppen auf Terceira und den übri⸗ gen Azorischen Inseln, 6000 diseiplinirte, 2000 Rekruten, 2000 Fremde; die Marine besteht aus 1 Korvette von 26 Kanonen aus Rio⸗Janeiro, 1 Brigg von 18, 1 Schooner von 12 und 1 dergl. mit 1 Travers⸗Kanone. Das übrige Geschwader be⸗ steht aus 1 Fregatte von 54 Kanonen, 1 dergl. von 44 und 1 von 36, 1 Kordette von 18, 1 Schooner von 6, und 3 Dampf⸗ böten mit 4 Monat Proviant, vom 1. Januar an, und 5000. Uniformen nebst 2 Monat Proviant für die Landtruppen. Ein Englischer General soll die Truppen befehligen; die Flotte soll Lissabon und Oporto blokiren.
Emem Schreiben im Globe aus Porto zufolge, ist man daselbst sehr besorgt, daß die Expedition Dom Pedros zu hefti⸗ gen Excessen von Seiten der eifrigen Anhänger Dom Miguels, namentlich der Freiwilligen von Villareal, Anlaß geben dürfte. Man rechnet daselbst in diesem Falle auf den thätigen Beistand der beiden Englischen Kriegsschiffe im Duero, zur Beschützung
des Lebens und des Eigenthums Britischer Unterthanen. Man 1 wünscht aber, daß die Englischen Streitkräfte in der Nähe jeuer ben, indem Lord Jehn Russell in seiner Eröffunngs⸗ Rede, den
Stadt noch vermehrt werden möchten. Gestern wurde in der London Tavern,
dem über 80 Personen Theil nahmen. Nachdem die Gesund⸗
heiten des Königs,
und zeigte darauf der Versammlung an, daß in diesem Augen⸗
bl ck Lord Russell dem Unterhause die Reformbill vorgelegt habe.
Diese Nachricht wurde mit dem lebhaftesten Jubel aufgenommen. Unter mehreren Toasts, die noch vorgeschlagen wurden, befand
sich auch folgender: „Mögen unnütze Sineluristen und verderbte
Beamten auf Schema A kommen!“
Herr Macauley, Mitglied des Parlaments für Calne, soll zum Judge-Advocate, d. t. Oberrichter der Armeen und Fiotten, ernannt werden.
Washington Irwing ist im Begriff, eine Reise nach seinem
Vaterlande, Amerika, anzutreten, um seine Freunde zu desuchen, von denen er bereits mehrere Jahre getrennt gewesen ist.
In Cambridge ist der Versuch gemacht worden, das Post⸗ Bureau in die Lust zu sprengen. Man hatte schon mehreremale in dem Briefkasten Pakete mit Pulver und daneben Cigarren gefunden, die angezündet gewesen waren. Der Zweck war da⸗
her entweder durch Zufall oder durch Ungeschicklichkeit verfehit
Auf Anzeige des Postmeisters wurde die ganze Um⸗ gegend des Postgebäudes durch die Polizei auf das wachsamste beobachtet. Am 10 en d. Abends näherte sich ein junger Mann dem Briefkasten, warf ein Paket und hierauf seme brennende Cigarre hinein und wollte sich eiligst entfernen, wurde aber so⸗ gleich festgenommen. Studenten des Trinity⸗Kollegiums aus. Die näheren Umstaände, welche zu dieser verbrecherischen That Anlaß gegeden haden, sind noch nicht ermittelt worden. In dem Paket befanden sich gegen 20 Unzen Pulver.
Unsere Blätter sind fortwährend mit kläglichen Berichten über Feuersbrünste, Handelsstockung in den Fabrikstädten, nament⸗ lich in Glasgow, Leeds und Manchester, angefüllt, so wie lüiber die große Gährung, die in jenen Gegenden herrscht. Auch unter den Seidenwebern zu Bethual⸗Green und Coventty herrscht eine bedenkliche Aufregung. Eine Deputation der letzteren Stadt hatte eine Unterredung mit dem Präsidenten des Handels⸗Bu⸗ reaus, Lord Auckland, um sich mit ihm wegen Erhöhung des Tagelohns zu besprechen; aber es soll zu keinem Resultate ge⸗ kommen seyn. Man erwartet eine große Weberversammlung auf Bethual⸗Green und besürchtet Störungen der Ruhe. Am niederschlagendsten lauten jedoch die Nachrichten aus Ir⸗ land, wo Mordthaten, Gewaltthätigkeiten und Einbrliche an der Tagesordnung sind. Die Entrichtung von Kirchenzehnten ist durch anonyme Drohbriefe an mehreren Orten bei Todesstrase untersagt. Bewaffnete Vanden treiben sich in mehreren Graf⸗ schaften umher. Ein Herr Alexander, von einer großen Familie, der die Transportation einiger Banditen ausgewirkt hatte, die in das Haus seines Vaters eingebrochen waren, ist in der Stadt Gort auf offener Straße von einemn Volkshaufen angefallen und nur durch den Beistand des Milkairs gerettet worden. Der Courier gesteht geradezu, die Lage Irlands sey der Art, daß, wenn nicht sehr schleunige und wirksame Maaßregeln zur Verbes⸗ serung getroffen würden, es durchaus unmöglich seyn würde, eine Konvulsion zu verhindern, die den Umsturz aller bestehender In⸗ stitutionen und vermuthlich die Trennung von England nach sich ziehen müßte. Das Ministerium beschäftigt sich übrigens sehr ernstlich mit dieser Angelegenheit.
Der Englische Agent zu St. Helena hat hierher gemeldet, daß das Schiff „Hannah“, welches am 29. Juli von China dort angekommen war, die Nachricht mitbringe, daß der Handel zwischen den Engländern und Chinesen wieder begonnen habe, und daß die Schiffe der Compagnie zu der gewöhnlichen Zeit von China absegeln würden; bis dahin aber war noch keines derselden zu St. Helena angelangt.
worden.
— — London, 13. Dez. Der lang ersehnte Tag ist end⸗ lich erschienen, und wir wissen nun, wie weit die Minister ihr Versprechen gehalten, daß die neue Reform⸗Bill eben so kraftig seyn solle, als die, welche das Oberhaus verworfen. Im Wesent⸗
lichen ist sie es auch; d. h. sie beabsichtigt, wie jene, die Vermeh⸗
rung des demokratischen Einflusses, 1) mittelst der Wegnahme einer Anzahl Repräsentanten von den verfallensten Ortschaften, 2) der Vertheilung dieser Mitglieder an die größeren Grasschaf⸗ ten und die bisher unvertretenen Städte, und 3) durch die Aus⸗ dehnung des Wahlrechtes selbst, sowohl in den Grafschaften, als in den Städten, unter eine ärmere Klasse von Personen, als his⸗ her im Allgemeinen das Wahlrecht besessen. Aber sie entzieht dieses Recht nicht denjenigen Personen, die in Corporationsstäd⸗ ten dasselbe durch willkürliche Priviligien erhielten, um es in den meisten Fällen notorisch zu mißbrauchen; die vorige Bill wollte es nämlich nur den jetzigen Freemen (wie man sie nennt)
noch für ihre Lebenszeit lassen, die jetzige aber läßt es ihnen
—
IIAISI1116“
her vorgeschlagenen Resorm nicht verletzend,
dem wiedererwählten Lord⸗Mayor zu Ehren, ein großes Mittagsmahl gegeben, an; ven, daß er die höhere Pflicht, die Rechte des Königs und des der Königin, des Herzogs von Sussex und des Lord⸗Mayors ausgebracht worden waren, ergriff der Letztere das Wort, um seinen Dank auszudrücken. Mitten in semer Rede wurde er durch eine Mittheilung von außen unterbrochen
Er heißt Brane und giebt sich für einen
1“ für immer. Lluch vermindert die jetzige Bill die schaften, welche ihre beiden Repräsentanten verlieren sellten, um 5, und die, welche deren 2 einbüßen sollten, um 11, so daß of⸗ fenbar der Opposttion mehrere bedeutende Vortheile eingeräumt worden sind. Diese zeigte sich auch, wie unter solchen Urnstän⸗ den zu erwarten war, getheilt; der eine Theil, mit Sir Robert Peel an der Spitze, welcher offenbar geneigt ist, eine Reform, die nicht mehr zu verhindern ist, zu bewilligen, legt mehr Ge⸗ wicht auf diese Veränderungen, als sie zu verdienen scheinen, und thut sich auf seine Opposttion und die Verwerfung der vo⸗ rigen Bill vom Oberhause viel zu Gute, indem dadurch Gele⸗ genheit gegeben worden, die Maaßregel um so vieles zu verein⸗ fachen und zu verbessern. Der andere Theil, deren Organ Sir Charles Wetherell ist, konnte in diesen Veränderungen nichts erkennen, was ihn bewegen könnte, seine Opposstion zu vermindern. „Ich bin mit unserer Verfassung zufrieden“, rief Sir R. Inglis, einer der Repräsentanten der Univeristtät Orford, und werde meine Einwilligung zu keiner Veränderung
geben.“ Natürlich wollen die Minister nicht zugeben, daß sie die
Rathschläge ihrer Gegner befolgt haben; doch gestattet Lord Al⸗ thorp, daß sie in Kleinigkeiten Veränderungen gemacht, wodurch sie die Opposttion zu entwaffnen gehofft. Hunt, welcher die Ge⸗ sinnung des gemeinen Volkes auszusprechen vorgiedt, versicherte, daß diesem jede Veränderung gleichgultig wäre, die nicht jedem großjährigen Manne eine Wahlstimme gewähre und das Untei⸗ haus auf mehr als ein Jahr wahlbar mache; doch die Herren Hume, Lord Ebrington und Andere, welche gewöhnlich die Mei⸗ nungen der Mittelklassen vertheidigen, erklärten sich mit den gemachten Veränderungen, als das Prusip der vor⸗ vollkommen zu⸗ frieden. Die Minister scheinen dies selbst kaum zu glau⸗ Grafen Grey entschuldigend, sagte: wenn dieser ver⸗ sprochen, daß die neue Refeormbell ganz so kraäftig seyn solle, a6 die alte, so habe er das Versprechen unter der Bedingung gege⸗
Oberhauses nicht zu verletzen, dabei beobachte, — eine von fal⸗ schem Gesichtspunkte ausgehende Vertheidigung, weil (wie die Morning⸗Chronicle richtig bemerkt) dies voraussetzen ließe, daß
Lord Grey in der vorigen Bill jene Rechte wirklich verletzt habe,
was er doch gewiß nicht zugeben wird. Am unzusriedensten zeig⸗ ten sich die Irländischen Mitglieder, weil nach dem neuen Plan die Vertreter Englands nur 13 Mitglieder verlieren und 8 da⸗ von an Schotttand und nur 5 an Irland geveren werden sollen, so daß die Gesammtzahl bliebe, wie bisher, und Irland die Hoffnung abgeschnitten ware, sich nach und nach eine größere nza bl Repräsentan⸗ ten zu ertrotzen. Dies st eigentlich Wasser fur O'Connells Muhle (denn die ürrigen Irländer müiüssen sich doch nach seiner Auleitung bewegen), und er wird sich nun für berechtigt halten, wieder nach Herzens⸗ lust das Land zu agitiren. Es sragt sich mir, ob Graf Grey geneigt seyn dürfte, ihn so der Regierung über den Kopf wach⸗ sen zu lassen, als es unter dem Herzog von Wellington der Fall war. Um aber aufs Unterhaus zurückzukommen: die Bill wu de ohne Opposttion zum erstenmal gelesen; und Freitag scheon soll die zweite Verlesung vorgenommen werden. Da man aber er⸗ wartet, daß die Debatten zum wenigsten 2 Nächte dauern wer⸗ den, so wird das Haus sich auch Sonnabend versammeln. So⸗ bald die zweite Lesung geschehen ist, wird sich das Parlamemt bis zum 7. Januar vertagen und dann sogleich im Ausschuß zu den einzelnen Klauseln der Bill schreiten, die wohl wahrschein⸗ lich lange vor Ende des Monats ins Oberhaus kommen wird. Diejenigen liberalen Zeirungen, welche die Partei der Minister ergriffen haben und im Allgemeinen ziemlich genau die Gesin⸗ nungen der Mittelklassen aussprechen, erklären sich mit der Bill⸗ ziemlich zufrieden, und so läßt sich hoffen, daß auch diese es seyn werden und die so lange bestrittene Frage endlich zu einer güt⸗ lichen Ausgleichung gebracht werde. Sobald wir eine Bekehrung unter den gemäßigten Tories im Unterhaus fiaden, dürfen wit auch ähnliche Bekehrungen im Hause der Lords erwarten. — Die Cholera macht zu Sunderland Fortschritte; aber da dabei die Todesfälle nicht häufiger sind, als zuvor, und sehr viele der An⸗ gegriffenen genesen, so rechnet man wohl mildere Ruhrzufälle mit darunter. Die Bergknappen in zwei nördlichen Graf⸗ schaften haben fast alle, um größeren Tagelohn zu ertrotzen, auf⸗ gehört, zu arbeiten, und durchziehen dee Gegend in großen Hau⸗ fen, so daß man genöoöthigt gewesen ist, Truppen gegen sie zu versammeln.
8 Rietee3“
Aus dem Haag, 16. Dez. Die Regierung hat sich, in Folge der von der Zweiten Kammer der Generalstaaten erhobe⸗ nen Bedenken, veranlaßt gefunden, eine neue Redaction des Gesetzes über die im Jahre 1832 zu erhebende Grundsteuer zu veranstalten, und der veränderte Gesetz⸗Entwurf ist der Zweiten Kammer bereits vorgelegt worden.
So wie vor kurzem im Finanz⸗Ministerium, hat jetzt auch im Ministerium des Innern eine neue Ocganisation stattgefun⸗ den, in Folge deren ungesähr 20 Beamte, unter denen sich 5 geborne Belgier befinden, aus dem Ministerium geschieden sind.
Aus Breda vom gestrigen Tage wird geschrieben: „Seit
einigen Tagen wird hier wieder vom Vorrücken unserer Truppen gesprochen; zwar ist Grund vorhanden, dies für ein leeres Ge⸗ rücht zu erklären, doch bemerkt man in der That, daß seit kur⸗ zem eine größere Bewegung unter unseren Truppen stattfindet.
Die Utrechter Zeitung meldet aus Curaçgao vom 1. Nov., daß sich daselbst sehr viele Bolivier aufhalten; meistens sind es Offiziere, unter denen sich 6 Generale befinden, und zwar sämmtlich Anhänger des verstorbenen Bolivar. Von Curaçgao haben viele Auswanderungen nach Venezuela stattgesunden, doch sind die Israeliten, die sich etwa 100 an der Zahl darunter be⸗ fanden, und die ihren Wohnsitz in Coro aufgeschlagen hatten, wo sie einträglichen Handel trieben, wieder nach den Niederlän⸗ dischen Besitzungen zurückgekehrt, weil der fanatische Pöbel in Coro einige Israeliten nächtlicher Weise in ihren Häusern über⸗ fallen und ermordet hatte.
— Der Altonaische Merkurius meldet in einem Schreiben aus Amsterdam vom 13. Dez.: „Obgleich die ge⸗ strigen Mittheilungen an die Kammern im Haag, die einige, wenn gleich vielleicht keine vollständige, Auskunft über die Ant⸗ wort des Königs an die vermittelnden Mächte geben dürften, mir noch nicht zu Gesicht gekommen sind, so glaube ich doch die Haupt⸗⸗ punkte dieser Antwort, weil aus sehr guter Quelle geschöpft, als authentisch angeben zu können. Der König verweigert die An⸗ nahme der 24 Artikel; jedoch erbietet er sich zur Anerkennung des Königs Leopold und zur Entwaffnung und Einstellung der Rü⸗ stungen, wenn man folgende Modificationen will eintreten lassen: Daß die Gränzlinie dergestalt verändert werde, daß die Fahrt von Süd⸗Wil⸗ lems⸗Kanal gänzlich auf unserem G und und Boden bleibe. — Daß dem Könige als Herzoge von Lupemburg Frist gelassen werde, über
Zahl der Ort⸗
irkläre sich aber bereit,
sammlung an, daß ben Bericht über das Budget des Kriegs⸗Ministers im geheimen
ͤͤͤ1161114X“X“*“
se Abtretung mit den Deutschen Bundesstaaten zu unterhan⸗ dein und sich ihrer Einwilligung zu versichern. — Daß der in den Artikeln Belgien auferlegte Theil der Schuld nicht in Ren⸗ en, sondern in Kapital, so viel Renten gebend, bestinnnt werde, hda also nicht für 2 Stücke 2 ½ pCt. Interessen tragende Obliga⸗ onen 5 Ctige gegeben werden durfen. — Daß Holland nicht agemuthet werde, den Belgischen Staat an dem Ueberschusse Cheil nedmen zu lassen, den die Liquidation des Syndikats ab⸗ verfen könnte, wenn demselben nicht zugleich die Verbindlichkeit aaferlegt würde, auch den etwanigen Schaden mitzutragen. — Was endlich die Schifffahrt auf den Flüssen und Kauälen be⸗ reffe, so wünsche der König darüber noch zu unterhandeln, er⸗ enklä — den Belgiern in dieser Hinsicht größere Vortheile, als den übrigen Nationen, einzuräumen. — Der Schluß dieser Antwort soll wurdig und kräftig lauten.“
Brüssel, 15. Dez. In der gestrigen Sitzung der Re⸗ bräsentanten⸗Kammer erstattete Herr Legrelle im Namen her Central⸗Section Bericht über den Gesetz⸗Entwurf, die neue Anleihe von 48 Mllionen betreffend. Die Section trug durch 6 Simmen gegen 1 auf die Annahme des Gesetzes an. Herr Jeanne wat der Meinung, daß es nicht nothwendig sey, eine bedeutende Summe zu leihen. Der gegenwärtige Zustand der poutischen Angelegenheiten lasse hoffen, daß man bald werde u besseren Bedingungen Geld bekommen können und sich noch gzu nich: an fremde Kapttalisten werde zu wenden brauchen. Er sehe nicht ein, warum man sich jetzt schon darauf vorbereiten güsse, die Lasten zu bezahlen, welche durch einen Trakrat unserlegt worden wäcen, dem Holland noch nicht beige⸗ reten sey. Herr Angillis stellie dem Muister folgende Ftagen: 1) Ob es ihm nicht möglich sey, noch einige Monate mit dem Abschluß der Anleihe zu zözern, in⸗ bdem sich die Umstände bis dahin hoffentlich günstiger gestalten würden? 2) Ob sich die Anleihe nicht im Inlande kon⸗ rahiren lasse? 3) Ob übder die Ait und Weise und üder die Zeit der Rück, ahlung schon etwas festgesetzt worden seh? Der Fi⸗ anz⸗Minister erwiederte: „Was die erste Frage betrifft, so ist die Nothwendigkeit einer Anleihe allgemein anerkannt, weil es mmoͤglich ist, den Bedürfnissen des Staats auf eine andere Weise zu genügen. Es sind, wie Sie wissen, im laufenden Jahre gedeutende Ausgaben gemacht worden, und wir haben zwei An⸗ eihen zurückzubezahlen. Die zweite Frage anlangend, so ant⸗ vorte ich darauf, daß es in dem wohlverstandenen Interesse des andes liegt, fremde Kapitalien in Aospruch zu nehmen. In Bezug auf die dritte Frage, ist es unser Plan, jährlich 1 pCt. des Fapitals zu amortistren. Uebrigens ist es nicht die Absicht der Regierung, sozleich eine Anteihe für den ganzen Betrag von 48 Millionen zu kontrahtren. In dem gegenwaͤrtigen Augenbick würde giese Summe unnütz seyn, und die Regierung wird sich nur dann hazu verstehen, wenn entweder sehr günstige Bedingungen ge⸗ acht werden sollten, oder wenn dieselbe voraussehen könnte, aß spätere politische Umstände den Abschluß einer Anleihe un⸗ nöglich machen dürften. Der Zinsfuß wird nicht hoͤher als 5 Ct. seyn.“”“ Hr. Lardinois erklarte, daß er die Nothwen⸗
digkeit nicht einsehe, eine bedeutende Anleihe zu machen. Bei
iner so greßen Summe sey die Konkurrenz geringer; er würde tztehen, Schatzkammerscheine auszugeben, worin ihm der Fi⸗ anz⸗Minister beipflichtete, aber zugleich bemerklich machte,
saß zur Ausgabe solcher Scheine der Kredit eines Kredites schon
est degkündet seyn müsse. Herr Ch. von Brouckère be⸗
merkte, daß die Anleihe sowohl zur Abtragung der Schuld, als zue Erhaltung der Armee auf dem Kriegsfuße, nothwendig
y. Das System des Königs von Holland bestehe darin, unter den Waffen zu bleiben. Dieser Monarch hoffe, daß Belgien urch finanzielle Bedrängniß gezwungen werden würde, zu ent⸗ waffnen; deshalb müsse eine Anleihe abgeschlossen werden. Von der anderen Seite sey es auch im Interesse der Finanzen noth⸗ wendig. Man müsse den Kredit im Auslande herst: „ und dies könne nur durch eine Anleihe geschehen. Hr. Julien brückte die Hoffnung aus, daß der Traktat ratisicirt werden würde,
w'’sdann sey die Anleihe unnütz; worauf ihm indeß Hr. von
Brouckdre erwiederte, daß auch selbst im Fall der Ratification bvon Seiten der Mächte an die Entwaffnung noch nicht gedacht werden konne. Nachdem noch ein Amendement des Hrn. Mary, her darauf antrug, die Anleihe öffentlich zu versteigern, verworfen worden war, wurde der ganze Entwurf (wie dereits gestern ge⸗ eldet) angenommen. Der Präsident zeigte hierauf der Ver⸗ die Central⸗Section es für zweckmäßig erachte,
Fomité abzustatten. Zu dem Ende wurde ein solches auf den olgenden Tag angesetzt.
In seiner heutigen Sitzung hat der Senat die Gesetz⸗ Entwürfe über die Anleihe von 48 Millionen und über die Zölle uf Eisen einstimmig angenommen.
Der König wird an seinem morgenden Geburtstage 8000 Brodte unter die Armen vertheilen lassen.
Herr de Potter hat folgendes Schreiben an den Redacteur
es Messager de Gand erlassen:
„Mein Herr! Ich habe vor 10 Tagen ein Schreiben an Ihren berrn Finanz⸗Minister gerichtet (s. das gestrige Blatt der Staats⸗ Feitung), welches auf eine Angelegenheit Bezug hatte, die eine anz persoͤnliche fuͤr mich war. Ich habe am Schlusse desselben be⸗ nerkt, daß ich es durch die bffentlichen Blaͤtter wuͤrde bekannt ma⸗ hen lassen, und die Gruͤnde dazu auseinandergesetzt. Zu dem Ende schickte ich die Abschrift jenes Briefes an den Belge, nter allen Journalen dasjenige, was mir bisher am liberalsten, in her wirklichen Bedeutung des Worts, und am unabhaͤngigsten schien. sch glaubte, daß ich, da Ihre Repolution in Intriguen und Raͤu⸗ ereien, in Unterschleife und Betruͤgereien ausgeartet ist, denen, die ich gute und wahre Patrioten nennen, eine Gelegenheit geben vuͤrde, ihre Sache deutlich von der Sache derer zu trenneu, die hurch ihr gieriges Jagen nach Aemtern und Gehalten und durch hre revolutionnairen Raͤubereien den Belgischen Namen geschaͤndet, sie Freiheit unpopulaͤr gemacht und mit dem oͤffentlichen Schatze den Unterhalt des Volkes verschlungen haben. — Ich habe mich getäͤuscht. Ich nehme daher meine Zuflucht zu Ihnen und bitte
Sie um Aufnahme des gegenwaͤrtigen wie des fruͤheren Briefes
n Ihr Blatt. Paris, 12 Dez. 1831. (gez.) de Potter.“
Heute ist die erste Nummer der neuen (bereits erwähnten) Zeitung, unter dem Titel: „Memorial Belge“, erschienen. llls Mitglieder des Redactions⸗Comité nennt man dire Herren ebeau, Devaux, Kauffman, Felix von Merode und Vilain XIIII, iud als Ober⸗Redacteur Herrn Faure. Die Tendenz der Zei⸗ ung ist, wie in dem Prospektus gesagt wird, die Meinung der
Mehrheit in den beiden Kammern zu repräsentiren.
äent ch land. s6 4. — — Karlsruhe, 1. Dez. In der 143sten Sitzung der weiten Kammer wurde, nach Beseitigung mehrerer Petitionen, die Diskussion über den 42sten Titel des Entwurfs der Prozeß⸗
erdnung, welcher die Verfahrungsweise bei der peeution enthält, eröffnet. Ueber einzelne Punkte erhob sich
Vollstreckung der
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eine lebhafte Debatte, je nachdem man einerseits von de
Wunsche leiten ließ, die Gesetze der ah 87 ves Mcsen ner möglichst zu berücksichtigen, andererseits von dem Streben geführt wurde, die Rechte des Gläubigers vollkommen in Kraft zu setzen. Za dem, was sich als positives Resultat aus der dop⸗ pelseitigen Beleuchtung des Gegenstandes ergab, gehörte unter Anderem der beifällig aufgenommene Antrag des Abgeordneten Rettig von Karlsruhe, wonach die Execution gegen Angehörige eines fremden Staates auf rechtskräftige Urtheile des ausländi⸗ schen Gerichts nur nach Vernehmung des Beklagten statt⸗ finden darf. — Auf die Anzeige des Abgeordneten Beck in der 144ͤten Sitzung am 26. Nov., daß der Bericht über das Preß⸗ gesetz theilweise fertig zur Verlesung vorliege, beschloß die Kam⸗ mer alsbaldigen Druck und Vertheilung desselben. Sodann wurde zur Fortsetzung des Budgetberichts über die Ausga⸗ ben geschritten und zunächst die Oekonomie des katholischen Kultus zum Gegenstande der Berathung gemacht. Nach kurzen Debatten, die sich über einzelne Posten erhoben, wurden zu der Dotation des Erzbisthums, welche sich auf 26 312 Fl. beläuft, noch 6000 Fl. für die Bischöfliche Kanzlei, 500 Fl. für die Unter⸗ haltung kirchlicher Gebäude und 1680 Fl. als Entschädigung für früher abgetretene Fonds bewilligt. Für den evangelischen Kul⸗ tus wurde (der Etat des Prälaten einschließlich mit 1000 Fl.) die Summe von 16,296 Fl. angesetzt. — Am 28. Nov. be⸗ rieth man sich in der 145ͤten Sitzung über die Translocation
der Heidelberger Irren⸗Anstalt nach einem freier und gesunder
gelegenen Land⸗Orte. Darauf nahmen mehrere Artikel der Pro⸗ zeß⸗Ordnung die Thätigkeit der Kammer in Anspruch. — In der folgenden Sitzung, am Tage darauf, berichtete Herr von
Rotteck über die Rückäanßerung der ersten Kammer in Betreff
des Gesetzes, das die Verantwortlichkeit der Mmister in Anre⸗ gung gedracht hatte. In Bezug auf den 6. Artikel desselben erhieit das Gutachten der ersten Kammer, unter den fur das Versehen eines Ministers angesetzten Strafen Verbannung
Im ten Artikel war früher das Begnadigungsrecht, welches der Regent, der Verfassung gemäß, auszuüben erkräftigt ist, von der Kammer der Abgeordneten beschränkt worden. Nach dem Be⸗ schlusse der ersten Kammer sollte jedoch diese Beschränkung weg⸗ fallen, und somit bedurfte dieser Attikel einer nochmaligen ge⸗ nauen Prüsung. Der Staatsrath Winter erklärte jede Beschrän⸗ kung der Fürstlichen Machtvollkommenheit für durchaus verwerf⸗ lich, weil einestheils das Begnadigungsrecht, das nach der Ver⸗ fassung dem Fürsten unbedingt zustände, die schönste Zierde der Krone bleiven müsse, anderentheils die Minister, deren An⸗ klage oft nur das Werk einer momentanen, leizenschaftlich ge⸗ stimmten, Partei sey, ein Opfer dieser Leidenschaftlichkeit werden könnten, wenn der Regent nicht vermfttelnd und versöhnend da⸗ zwischen träte. Dennoch wurde von der Kammer eine Mo⸗ifica⸗ tion in der Form abgefaßt, wonach dem Rezenten das Begna⸗ digungsrecht nur im Fall eines vom Gericht selbst ausgehenden Antrages zusteht. — Hierauf erhob sich der Abgeordnete von Rotteck, um der Regierungs⸗Kemmission zu eröffnen, daß er in einer der nächsten Sitzungen um Auskunft über den Sinn der letzten Bundestags⸗Beschlüsse und deren Rechts⸗Verbindlichkeit für Baden zu bitten beabsichtige. Zugleich knüpfte er bieran die Frage in Betreff der Aechtheit der in öffentlichen Blättern er⸗ schienenen Adresse der Fürsten v. Löwenstein, in welcher dieselben ihren beharrlichen Entschluß, durch Aufhebung des Zehnten auf keine Weise eine Beschränkung ihrer rechtskräftigen Forderungen zu⸗ lassen zu wollen, offenkundig an den Tag gelegt hätten. Der Staatsrath Winter entgegnete, daß er von der Kammer die Umgehung der ersten Anfrage wünsche, da deren Beantwortung unangenehme Eröcterungen herbeiziehen könnte; und wenn, in Bezug auf die zweite Frage des Herrn von Rotteck, eine Adresse der Fürsten von Löwenstein, was nicht in Abrede zu stellen sey, der Regierung überreicht wäre, so könnte und müßte es auch lediglich Sache der Regierung seyn, darauf die gebührende Ant⸗ wort erfolgen zu lassen. Hiermit ließ sich die Kammer beruhi⸗ gen, obschon Herr von Rotteck sein Gesuch um eine nähere Er⸗ orterung noch einmal vorbrachte. — In der 147sten Sitzung der zweiten Kammer am 30. Nov. wurde eine Reihe verschiedener Bittschriften über lokale Interessen erledigt. Die Anzahl sämmt⸗ licher bisher eingereichter Petitionen, von denen 21 das Gesuch um Preffreiheit enthielten, beläuft sich bereits auf 1500. Frankfurt a. M., 16. Dez. JJ. KK. HH. der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen sind heute, aus dem Haag kommend, hier eingetroffen und im Hotel de Russte ab⸗
gestiegen.
Spanien. E“
— — Madrid, 30. Nov. Der Könuig ist noch nicht so weit wieder hergestellt, um bei Hofe empfangen zu können, die Königin dagegen befindet sich im erwünschtesten Wohlseyn. — Se. Maj. haben vermittelst eines dem hohen Rathe und der Kammer von Kastilien mitgetheilten Dekrets, den Infanten Don Sebastian de Borbon y Braganza füir volljährig erklärt, und scheint es, daß dieser Prinz bestimmt ist, sich mit der Prinzessin Amalia von Neapel zu vermählen. Die Haupt⸗ Einkünfte der Besitzungen dieses Infanten beruhen auf dem Mayorazgo In⸗ fantazgo, welches die dem Groß⸗Priorat des Ordens de San Inan zustehenden ansehnlichen Kommenden in sich begreift. Als Groß⸗Prior des Ordens zieht Don Sebastian gegen 100,000 Piaster jährlicher Einkünfte. Die Stiftung dieser Dotation fand zu Zeiten Karls III. statt, welcher seinen jüngeren Sohn, den Infanten Don Gabriel (und dessen Nachkommen), zum Gran⸗Prior des Ordens San Juan ernannte, weshalb diese Würde auch nach des Letzteren Tode auf dessen Sohn Don Pe⸗ dro überging, von welchem sie dessen ebenfalls einziger Sohn Don Sebastian geerbt hat. Die noch lebende Mutter des In⸗ fanten ist die älteste Tochter des verstorbenen Königs von Portu⸗ gal, Joao VI., Donna Maria Teresa, Prinzessin von Beira. — Der bisherige Chef der Polizei und zugleich Richter erster In⸗ stanz (teniente Corregidor), Don Maria Donecel, ist abgesetzt und der Oberst Leal in ersterem, so wie der Advokat Norzagaray (ein sehr redlicher Mann) in letzterem Posten, sein Nachfolger ge⸗ worden. Doncel, welcher dagegen zum Regente der Audiencia von Mallorca ernannt worden war, hat solches abgelehnt. — Der
rinz Anglona, zweiter Sohn der verwittweten Herzogin von
ssuna und Gräfin von Benavente, hat, da seine Mutter seit ungefähr drei Wochen täglich ihrem Hinscheiden entgegengesehen, die Erlaubniß erhalten, auf 14 Tage nach Madrid kommen zu dür⸗ fen. Als Militair und Staatsrath hat er seine eraltirten consti⸗ tutionnellen Gesinnungen in den Jahren 1820 bis 1823 hinläng⸗ lich beurkundet, weshalb er auch seit 1823 aus Spanien entfernt leben mußte. Man wirft ihm vor, daß er sich zu allen Zeiten sehr undankbar gegen den König, der ihn mit Gnaden⸗ Bezeu⸗ gungen überhäuft hatte, bewiesen habe. — Der bisher am hie⸗ sigen Hofe akkreditirt gewesene Königl. Nieder ändische Gesandte, Hr. Dedel, wird nächstens Madrid verlassen und Hr. Grovestius
—
als interim stischer Geschäftsträger hier erwartet. — Der bishe⸗ rige erste Gesandtschafts⸗Introducteur, Graf Canillas, ist gestor⸗ ben und Hr. Villalba, ehemaliger Königl. Spanischer Legations⸗ Secretair in Paris, zu seinem Nachfolger ernannt worden. — Vor einigen Tagen ließ der Framzöstsche Geschäftsträger das neue Französische Wappen über der Thür des hiesigen Französischen Botschafts⸗Hotels — (so wie selches bei den fremden G sandt⸗ schaften hier Sitte ist) — befestigen. Da sich der Pödel zahlreich auf dem Platze, wo das Hotel gelegen ist, einsand und Miene machte, sich handgreifliche Demonstrationen zu erlauben, so wur⸗ den 12 Mann Garde⸗Soldaten dahin geschickt, welche auch wäh⸗ rend einiger Tage dort Wache hielten, und solchergestalt wurde die Ruhe nicht gestört. — Auf alle gebleichte, ungebleichte, gestreifte, gefärbte und andere bunte Gewebe von Hauf und Flachs ist ein neuer Zoll von vier Maravedis pro Vara bei de⸗ ren Einfuhr in Spanien gelegt worden, dergestalt, daß außer dem bereits bestehenden bestimmten Einfuhr⸗Zoll diese neue Arflage noch z. B. auf jedes Stück Platillas Royales y Crudas 10 Sgr., auf jedes Stück Bretanas 2 Sgr., Ruanes 13 ¼ Sgr., jedes Stück Creas 18 Sgr. u. s. w. beträgt. — Die Räuder⸗ banden im Lande vermehren sich ungemem. Zwei der von Se⸗ villa nach Madrid gehenden Diligencen sind kürzlich von der
sehr zahlreichen Bande des Räuber⸗Chefs Gozé Maria bestohlen
worden. Ein in der Diligence befindlicher Bischof wurde auf eine den Spanischen Räuber ungemein charakterisirende panto⸗ mimische Weise gezwungen, den Räubern, nachdem sie ihm Al⸗ les, was er von Werth bei sich hatte, genommen, seinen Segen zu ertheilen. Während die eine Hälfte der Räuberbande näm⸗
lich den Segen empfing, hatte die andere ihre Büchsen auf ihn
angelegt, welche sie sodann ihren Kameraden gaben, um sie ab⸗ zulösen und um sich ebenfalls zum Empfange des Segens vor dem Bischof auf die Kniee werfen zu können, — In der Ge⸗ gend von Xerez ist ein reicher Mann, Namens R vera, von sei⸗
anges nem Landsize von Räubern entführt, als jedoch sein Secretair und Tod zu streichen, die Zustimmung der zweiten Kammer. 3
mit der verlangten Summe von 5000 P aste n Losegeld sich auf der hierzu bezeichneten Stelle eingefunden hatte, nicht mehr vor⸗ gefunden worden, und befürchtet man nach den letz en Nachtech⸗ ten, daß, da ein Kavallerie⸗Detaschement von Sevilla gegen die Räuber ausgesandt worden war, diese die Gegend, wo sie sich bisher aufgehalten, verlassen und, um nicht entdeckt zu werden, den ꝛc. Rivera ermordet haben.
Bereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York, 9. Nov. Bei dem Staats⸗Departement zu
Washington ist die offizielle Nachricht eingegangen, daß die Rö⸗
gierung von Columbien ein Dekret erlassen hat, wonach in Be⸗ zug auf die Zollgebühren von Waaren, die nach Columbien ein⸗ geführt werden, die Gesetze von 1826, mit Beiseitsetzung derje⸗ nigen von 1827, 1828 und 1829, wieder in Kraft treten.
Eine hiesige geographische Gesellschaft hat ein historisches, geographisches und statistisches Tableau der Vereinigten Staͤaten herausgegeden, worin Alles zusammenzestellt ist, was sich in ir⸗ gend einer Hinsicht auf dieses Land bezieht. In 36 Kolumnen
abgetheilt, gewährt dasselbe in der größtmögzlichen Drduung eine S Uebersicht von der Geschichte der Veremigten Staaten, von de⸗:
ren Unter⸗Abtheilungen, Bevölkerung, Produkten, Regierungs⸗ Form u. s. w. Das Werk ist mit großer Sorzfalt verfertizt und soll von großem Inmeresse seyn.
Brasilien.
Der Moniteur meldet in Pernambuco vom 1sten Nov.: „Die Ruhe ist jetzt wieder hergestellt, und man sucht die geplünderten Läden wieder auf ihren alten Fuß zu bringen. Der Regierung ist es gelungen, einen Theil der gestohlenen Waaren wieder zu erlangen; diesel⸗ ben werden aber aus den Magazinen der Regierung wieder ent⸗ wandt, sobald sie in dieselben gebracht worden sind. Die be⸗ raubten Personen rechnen daher nicht mehr darauf, wieder in den Besitz ihrer Waaren zu gelangen. Die Franzosen und de⸗ ren Eigemthum können hier nur durch Kriegsschiffe wnksam be⸗ schützt werden, und diejenigen, welche Frankreich bisher hier un⸗ terhalten hat, haben den ihnen gewordenen schwierigen Aufteag trefflich ausgefüͤhrt.“ —
Columbien.
Nord⸗Amerikanische Blätter enthalten folgende Nach⸗ richten aus Carthagena bis zum 24. und aus Bogota bis zum 11. Sept.: „Die Landenge von Panama ist wieder zur Ruhe zurückgekehrt. Der Oderst Herrera hatte in dreien Treffen die von Alzuru und Luis Urdaneta befehligten Truppen geschla⸗ gen und ließ diese beiden Anführer nebst 21 ihrer Mitschuldigen, die in seine Hände gefallen waren, erschießen. Der Oberst Hand, Kommandant des Hafens und der Citadelle von Chagres, den man als den Urheber der Verschwörung bezeichnet, soll ebenfalls erschossen worden seyn. — Vermittelst Dekrets vom 1. Sept, hat der Vice⸗Prästdent eine große Reform in der Armee, dem Ministerium und den verschiedenen davon ressortirenden Verwaltungszweigen vot⸗ genommen. Er scheint strenge Sparsamkeit in dieselhen einfüh⸗ ren zu wollen. — Ein Beschluß vom 27. Aug. erklärt alle für längere Dauer bestimmte Akte der Verwaltung des Generals Raphael Urdaneta für null und nichtig; derselbe Beschluß an⸗ nullirt auch alle Ernennungen zu Civil⸗Aemtern, die unter der genannten Regierung vorgenommen wurden. — Der Jahrestag der Schlacht von Santuario ist am 27. Aug. zu Bogota von den unter den Befehlen des Generals Espina stehenden Truppen gefeiert worden. — Die Regierung Ecuador's erklärt in einer offiziellen, aus Qulto datirten Depesche, daß die Gestunungen und Grundsätze der Regierung von Bogota mit den idrigen ganz übereinstimmten, und daß von jetzt an zwischen beiden die un⸗- auflöslichste Verbindung bestehen solle.“
Hayet t. Der Courrier des Etats⸗Unis meldet aus Jacmel: „Der hieslge Handel ist für denjenigen, welcher ihn ehrlich be⸗ treiben will, wenig ergiebig, weil die Ausfuhr der Landes⸗Erzeng⸗ nisse mit der gegenwärtigen Einfuhr nicht im Verhältniß steht. Dies rührt vorzüglich von dem unglücklichen Geld⸗System her, verbunden mit zu weniger Sorgfalt, die man gegen dire Einfüh⸗ rung künstlicher Mittel anwendet, da diese doch keinen anderen Erfolg haben können, als daß die Landesprodukte dadurch weit über ihren Werth im Preise gesteigert werden; dabei noch nicht sein Bewenden, denn mit Hülfe dieser Mittel gelangt man häufig dazu, durch Taschenspielerkünste die Lebens⸗ mittel zur Aufspeicherung in der Stadt aufzukaufen, wohin die Einwohner dieselben bringen, um ihrer Schulden sich damit zu entledigen; daraus folgt dann, daß die Kaufleute, denen diese Personen schuldig sind, nicht behahlt werden, und daß das empfanzene Geld auf das Land wandert und nicht mehr wieder zu Tage kömmt; ein System, welches eben so schädlich, als entmuthigend ist, sowohl für den arglosen Unglücklichen, der einen reellen Werth füe seme
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einem Privatschreiben aus 1
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