1831 / 355 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Stück „die Graͤben der Tutlerleen“ wiederholt wurde, bemerkte das Publikum, daß man eine Seene, worin Anspielungen auf die Gisquetsche Gewehrlieferung vorkamen, wegließ, und verlangte sogleich unter großem Tumult, daß diese Scene aufgeführt würde. Aller Weigerungen der Schauspieler und des Polizei⸗Commissairs ungeachtet, mußte nach dreiviertelstündigen Unterhandlungen die ausgelassene Scene gespielt werden. Hierauf ließ der Handels⸗ Minister den Direktor des genammten Theaters zu sich rufen und drohte ihm mit der gänzlichen Schließung der Bühne, wenn jene Scene noch einmal gegeben würde. Als nun gestern Abend das Stück abermals ohne diese Seene ge⸗ geben wurde, entstand neuer Lärm; vergebens wurde ver⸗ sucht, das Stück fortzuspielen; der Vorhang mußte dreimal niedergelassen werden. Die Direction ließ hierauf das dritte, auf dem Zettel angekündigte Stück „Saint⸗Denis“ spielen; wobei das Publikum sich beruhigte.

Der hiesige Afsisenhof verurtheilte gestern den Herausgeber einer Broschüre des Vereins der Volksfreunde, Namens Ricar, wegen Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Gesetze und zum Umsturze der Regierung zu fünfmonatlichem Gefängniß und einer Geldbuße von 1000 Fr. 8

Großbritanien und Frland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ zung vom 14. Dez. Die Debatten der heutigen Sitzung bo⸗ ten kein besonderes Interesse dar. Herr Protheroe kündigte an, daß er am 21. k. M. auf die Erlaubniß antragen werde, eine Bill einbringen zu dürfen, welche die Veränderung und Verbesserung der Municipal⸗Verwaltung der Stadt Bristol be⸗ zwecken würde. Herr Western überreichte eine Bittschrift der Grafschaft Esser zu Gunsten der Reform, welche zu einigen Er⸗ örterungen Anlaß gab, indem Herr Dawson behauptete, daß die Versammlung, von welcher jene Bittschrift herrühre, den Zweck habe, die bestehende Kirche verhaßt zu machen. Dle Her⸗ ren Harvey und Lennard wiesen diese Beschuldigungen zu⸗ rück und behaupteten, daß diejenigen die besten Freunde der Kirche wären, welche die Mißbräuche in derselben abzuschaffen suchten. Oberhaus. Sitzung vom 15. Dez. Der Graf v. Aberdeen zzigte an, daß er seinen Antrag in Bezug auf die Hollandischen und Belgischen Angelegenheiten wegen fortdzuern⸗ der Unpäßlichkeit des Herzogs von Wellington zu verschieben wünsche. Lorp Melbourne trug, auf die darüber sprechende Stelle in der Thronrede sich beziehend, darauf an, daß ein be⸗ sonderes Comité niedergesetzt würde, um alle die Einziehung der Zehnten in Irland betreffende Gegenstände in Berathung zu nehmen. Er ließ sich ausführlich über das Mangelhafte des ge⸗ genwärtigen Systems aus und bemerkte, daß es die Pflicht des zu erwählenden Comités seyn würde, zu überlegen, in wie fern es zweckmäßig seyn dürfte, die Akte über die Beitreibung der Zehnten auszudehnen, und ob es nicht besser seyn möchte, all⸗ gemein gültige und kräftige Bestimmungen in Vorschlag zu brin⸗ gen. Auf der anderen Seite verdiene es aber auch Berücksich⸗ tigung, ob man nicht vielleicht auf eine Maaßregel bedacht seyn müsse, welche das Loskaufen vom Zehnten erleichtere, um

auf diese Weise einen Fonds zu bilden, der mit der Zeit zum

Unterhalt der Geistlichkeit ausreichen könnte. Auf keinen Fall sey aber Zeit zu verlieren, indem, seiner Ansicht nach, eine gün⸗

1 stige Erledigung des in Rede stehenden Gegenstandes am mei⸗

sten zur Wiederherstellung der Ruhe in Irland beitragen würde. Der Graf von Wicklow sagte, daß er gehofft hätte, die Regie⸗ rung würde bei Einbringung des obigen Gegenstandes ihre An⸗ sichten etwas deutlicher aussprechen; er rechne darauf, daß der edle Lord (Melbourne) im Ausschuß alle mögliche Aufklärungen geben werde. Den Zustand der Geistlichkeit in Irland schilderte er als höchst betrübend, er glaube aber nicht, daß legislative Maaßregeln eine große Abhülfe gewähren würden. Nach einer ziemlich lebhaften Debatte, an welcher die Marquis von Clan⸗ ricarde, von Landsdowne und die Grafen Carnarvon und Grey Theil nahmen, wurde die Erwählung eines besonde⸗ ren Ausschusses

Unterhaus. itzung vom 15. Dez. Herr Cro⸗ ker wünschte zu wissen, ob die Berichte der Kommissarien, auf welche hin die Schemata A und B angefertigt worden wären, den Ministern bereits zugegangen seyen, und beschwerte sich even⸗ tualiter darüber, daß solche dem Hause noch nicht vorgelegt wä⸗ ren. Lord Althorp versicherte, daß dieselben noch heute Abend auf die Tafel gelegt werden sollten. Demnächst machte Herr Stanley denselben Antrag in Bezug auf die Zehnten⸗Erhebung in Irland, den Lord Melbourne im Oberhause gestellt. Der Redner entwarf ein erschütterndes Bild von der Laze Ir⸗ lands und stellte die dringende Nothwendigkeit dar, rasche und entscheidende Maaßregeln zu ergreifen, um täglich wachsenden Uebeln ein Ende zu machen, welche die Geist⸗ lichkeit an den Bettelstab brächten und den Geist der Widersetz⸗ lichkeit und der Gewaltthätigkeit unter dem Volke beförderten. Sir Robert Peel machte der Regierung Vorwürfe darüber, daß sle keinen förmlichen Plan über diesen Gegenstand einge⸗ reicht habe, sondein Alles nun erst den Berathungen eines Aus⸗ schusses überlassen wolle. Er mache übrigens gegen die Ernen⸗ nung eines solchen Ausschusses keine Einwendungen, nur hoffe er, daß, wenm derselbe einmal ernannt worden sey, er gleich zur praktischen Berücksichtigung des Gegenstandes, an dem die Ruhe Itlands hänge, übergehen und daß das Haus selbst nicht der Reformbill in der Berathung den Vorzug vor dieser liber Alles wichtigen Angelegenheit geben würde. Die Ernen⸗ nung eines Ausschusses wurde demnächst genehmigt. Der Lord⸗Advokat für Schottland erhielt hierauf die Erlaubniß, eine Bill zur Vereinfachung der Geschäfte im Schottischen Schatzkammergerichte einbringen zu dürfen. Herr Warburton trug auf die Vorlegung mehrerer Papigre in Betreff des Ur⸗ sprunges, der Fortschritte und der eigentkichen Natur der Cholera an. Herr P. Thomson erklärte sich bereit, alle diesen Gegen⸗ stand betreffende Papiere vorlegen zu lassen. Das Haus ver⸗ tagte sich um 12 Uhr.

London, 16. Dez. Die Bevollmächtigten der fünf Höfe vorgestern Nachmittag eine Konferenz im auswärtigen mte.

Der Morning⸗Herald sagt: „Es scheint, daß das Aus⸗ heben der Rekruten für die vepesitson 88, gegeons sen Eröff⸗ nung des Parlamentes weniger heimlich betrieben wird, als früher.“

Eines der Hauptschiffe Dom Pedro's hat in See bedeutende

Beschädigungen erlitten und hat sich genöthigt gesehen, in Ply⸗

mouth einzulaufen.

In Manchester fand am 12. d. M. eine Persammlung unbeschästigter Arbeiter und Gewerbtreibender statt, um ihre Noth zur oͤffentlichen Kenntniß zu bringen und die gesetzgebende Gewalt um Abhülfe zu ersuchen. Ein Mitglied der sogenannten politischen Union der arbeitenden Klassen prästdirte in dieser

Versammlung, Zunächst erhob sich ein Irländer gegen die Ber richterstatter der Zeitungsblätter und nannte dieselben niedrige Sklaven ihrer Wohlthäter, der Zeitungseigenthümer, die wie⸗ derum Miethlinge der Behörden seyen; daher die Berichterstat⸗ ter in ihren Artikeln die arbeitenden Klassen mit Beschimpfungen überhäuften. Obgleich ein anderes Mitglied erwähnte, daß es sich hier nicht um die Presse handle, sondern um die geeignetsten Mittel, sich und ihren Familien Brod zu verschaffen und der Regie⸗ rung ihr Elend zu schildern, so wurde doch durch die Motion

sacht, daß der Ruf: „Rieder mit den Berichterstattern, in den nächsten Graben mit ihnen!“ von allen Seiten ertönte und die Betheiligten sammt und sonders sich davon machten, aus Furcht, daß man jene Drohungen gegen Alle ohne Ausnahme in Erfül⸗ lung bringen möchte. Sodann meinte ein anderes Mitglied, daß man lange genug es bei friedlichen Maaßregeln habe bewenden lassen, und daß jetzt die Zeit gekommen sey, wo man um Brod sechten müsse, da man nicht länger mehr in Geduld verhungern könne. Er empfahl den Lord Howick zur Einbringung einer Bill, wor⸗ in die Auswanderung der überflüssigen Bischöfe, Pfarrer und Lords vorgeschlagen werden sollte, wenn man den Wunsch hege, daß ein Theil der Bevölkerung auswandere. Nachdem noch mehrere andere Individuen sehr exaltirte Vorträge gehalten hat⸗ ten, wurde endlich eine Petition an beide Parlamentshäuser und eine Denkschrift an die Minister genehmigt, worin man die Noth der arbeitenden Klassen dargestellt und die Hoffnung ausgespro⸗ chen hatte, daß für die Linderung ihrer Leiden etwas geschehen werde.

Die neue Union, welche sich in Dublin unter dem Namen: der Braunschweig⸗Klub, gebildet hat und als Opposttion gegen die politische Union zu betrachten ist, wird von den Dubliner Zeltungen sehr heftig angefochten, und man befürchtet allgemein, daß die unvermeidlichen Reihungen zwischen den beiden Versamm⸗ lungen am Ende zu Thätlichkeiten füuhren und den traurigen

Zustand Irlands noch verschlimmern werden.

Jamaika⸗Zeitungen vom 26. Okt. enthalten die Rede, mit welcher der Gouverneur von Jamaika Tages zuvor die legislative Versammlung eröffnet hatte. Sie lautet folgendermaßen: „Herren des Rathes! Herr Sprecher und Herren der Ver⸗ sammlung! Ich habe Sie zu einem fruͤheren Zeitpunkt als gewoͤhn⸗ lich zusammenberufen, um Ihnen hinreichende Muße zur Berathung derjenigen Gegenstaͤnde zu geben, welche Ihnen vorgelegt werden sollen. Es gereicht mir zu großer Zufriedenheit, Ihnen anzeigen zu koͤnnen, daß die Sklaven⸗Akte der letzten Session in Wirksam⸗ keit getreten ist; zu gleicher Zeit bin ich beauftragt worden, Ihre Aufmerksamkeit auf einige Veraͤnderungen und Verbesserungen zu lenken, welche die Regierung fuͤr noͤthig haͤlt, um denjenigen Maaßregeln eine groͤßere Wirksamkeit zu verleihen, welche Sie in Ihrer Weisheit zum Besten der Sklaven⸗Bevoͤlkerung angeordnet haben. Die Regierung Sr. Majestaͤt uͤberlaͤßt sich mit Zuver⸗ sicht der Hoffnung, daß es fernerhin keine Schwierigkeiten haben werde, die Aufsicht uͤber die militairische Verwaltung den komman⸗ direnden Ofsizieren zu uͤbertragen. Ich werde Ihnen sehr bald eine Mittheilung uͤber diesen Gegenstaud machen, und ich hoffe, Sie werden den Vorschlag so frei von aller Zweidentigkeit und so ver⸗ staͤndlich finden, daß kein Aufschub einer endlichen Entscheidung noͤthig seyn wird. Herr Sprecher und Herren des Rathes! Die Beweise, die ich bereits von Ihrer Freigebigkeit erlangt habe, eben mir die Ueberzeugung, daß ich Sie nicht vergeblich auf⸗ ordern werde, der Regierung die erforderlichen Summen zu be⸗ willigen. Herren des Rathes! Herr Sprecher und Her⸗ ren der Versammlung! Ich empfehle Ihnen ernstlich, sich mit dem Eifer und Fleiß, die ich schon Gelegenheit gehabt habe bei Ihnen wahrzunehmen, den oͤffentlichen Angelegenheiten zu wid⸗ men, alle unnuͤtze und unerhebliche Eroͤrterungen zu vermeiden und standhaft den großen Gegenstand aller unserer Bemuͤhungen, die Wohlfahrt und das Gluͤck Jamaika's, zu verfolgen.“

Der Schluß dieser Rede scheint, wie aus mehreren Reden der Mitglieder hervorgeht, sehr mißfallen zu haben. Herr Gal⸗ mon schlug vor, sich in einen Ausschuß zu verwandeln, um eine unterthääͤnige Adresse als Antwort auf die Rede zu entwerfen. Mehrere Mitglieder aber widersetzten sich diesem Vorschlage, weil die Worte: „alle unnütze und unerhebliche Erörterungen“ im höchsten Grade unpassend wären, und wurde derselbe auch wirk⸗ lich nicht genehmigt. ,

In Bezug auf die Chinestschen Angelegenheiten meldet der Courier noch Folgendes: „Uebereinstimmend mit den Absichten, welche die Britische Faktorei in ihrer Erklärung vom 30. Mai zu erkennen gegeben hatte, war später noch eine Beschwerde über neuerlich wiederholte Unannehmlichkeiten an den Statthalter, an Foo⸗Auen und Hoppo gerichtet worden. Auf diese Vorstellung hatte man von dem Statthalter keine Antwort erhalten, weil derselbe nach Peking abgereist war, ehe sie ihm noch eingereicht werden konnte; die anderen Beiden aber hatten geantwortet, und zwar, wie es heißt, in sehr heftigen Ausdrücken, die üder die Beschwerdepunkte keine Genugthuung gewährten. Vor seiner Abreise hatte der Statthalter die Hong⸗Kaufleute angewiesen, die Schlüssel der Faktorei, welche bis zur Rückkehr Sr. Excellenz von Hainan im Besitz der Hong⸗Kaufleute gewesen waren, und die Vorstellung des Comité's uneröffnet den Mitgliedern der Re⸗ gierung von Kanton zuzustellen.“ G

London, 16. Dez. (Abends.) Da für die heutige Sitzung des Unterhauses der Antrag auf die zweite Lesung der Reformbill festgesetzt war, so hatten sich die Gallerieen schon frühzeitig gefüllt, und auch die Mitglieder des Unterhauses fan⸗ den sich in ungewöhnlicher Vollständigkeit ein. Bei allem Drän⸗ gen und Treiben jedoch, das im Hause bemerkt wurde, herrschte außer demselben, und zwar in den nahe gelegensten Straßen, die tiefste Stille und Ruhe. Die Debatte, welche bei Abferti⸗ gung dieser Zeilen erst begonnen hatte, dürfte wohl heute noch nicht beendigt werden, und man glaubt, daß morgen (Sonn⸗ abend) das Haus darum etwas früher als gewöhnlich zusammen⸗ treten werde. Lord Althorp zeigte heute an, daß er nach der zweiten Lesung der Resorm⸗Bill die Vertagung des Parla⸗ mentes bis zum 19. Jan. in Antrag bringen werde. Die lange Vertagung findet deshalb statt, weil von den Irländischen Mitgliedern nicht gut verlangt werden kann, sich schon früher wieder in London einzustellen. Auch bemerkte Lord Lllthorp, daß die Irländische und die Schottische Reform⸗Bill dem Hause vorgelegt seyn würden, bevor noch dasselbe den Llusschuß über die Englische Reform⸗Bill bilden werde. Noch ehe man heute zu der Debatte in Bezug auf die zweite Lesung überging, brachte Sir Rob. Peel den Theil der Russisch⸗Holländischen Schuld zur Sprache, welchen England bei Errichtung des Königreichs der Niederlande übernommen hat. Seine Frage, ob England auch jetzt nach Auflösung jenes Königreichs die Zinsen der bezeichne⸗ ten Schuld bezahle, und ob dies dem Buchstaben des Vertrages gemäß sey, wurde von Lerd Althorp bejaht. *) Sowohl der General⸗Anwalt, als mehrere rechtsgelehrte Mitglie⸗ der der Opposition (Sir E. Sugden und Sir C. Wetherell) nah⸗

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8*†

*) Wir werden hierauf, nach Eingang der Engl. . 1

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des Ersteren eine solche Aufregung in der Versammlung veruür⸗

men an dbiesen Erörterungen noch Theit, Nachdem endlich voeg Lord J. Russell der Antrag quf die zweite Lesung der Reform Bill gestellt worden war, erklärte sich zuvörderst Lord Porchesten dagegen und trug darauf an, daß die Bill erst in Monaten zum zweiten Male gelesen werde, in welchem Antrage er von Sir E. Gugden unterstützt wurde. J. Oberhause versuchte der Graf von Aberdeen heute die An⸗ werbungen für Dom Pedro und Donna Maria da Gloria zu Sprache zu bringen, konnte jedoch, da er keinen förmlichen Am trag gestellt hatte, nur eine ausweichende Erklärung von Seing des Grafen Grey erlangen. Das Haus vertagte sich demnächf bis zum 19. Januar. An unserer Börse wurden heute zum erstenmale Geschäfte in der Portugiesischen Regentschaftzs, Anleihe gemacht, die mit ½ bis 1 pCt. Avance auf die un sprünglichen Bedingungen verkauft wurde. In Carthagent ist es, Nachrichten von der Mitte Oktobers zufolge, die heute hier eingegangen sind, zwar ruhig, doch süeht man dort täglig neuen polttischen Konvulstonen entgegen, da die Gegenparten de Regierung immer noch sehr mächtig ist.

Aus dem Haag, 17. Dez. Die zweite Kammer diin

Generalstaaten war auch gestern wieder bei verschlossenen Thüren,sch

und zwar 5 Stunden, versammelt und zog gemeinschaftlich met dem Finanz⸗Minister das neue Anleihe⸗Gesetz in Erwägumg, Dem Vernehmen nach, sollen sich der Minister und die Kamm gegenseitig sehr zufriedengestellt haben.

Holländische Blätter theilen nachträglich noch Folgem des aus der Rede mit, welche der Minister der auswärtigen Nm⸗ gelegenheiten in der geheimen Sitzung der zweiten Kammer vom 12ten d. gehalten hat:

„Durch das 51ste Protokoll vom 9. Nov. wird auf die bekanntte, von unseren Bevollmaͤchtigten in London bei der Konferenz einge⸗ reichte Note v. M., worin unser Koͤnig sich vorbehaͤlt, Krieg fuͤhren, wenn er es fuͤr dienlich erachten sollte, und sich dabei au die Bestimmung des Achener Kongresses beruft, eine Antwort er⸗ theilt. In dieser Antwort erklaͤren die Maͤchte, daß sie dem Koͤnige das Recht, Krieg zu fuͤhren, niemals haͤtten streitig machen wollech, aber in diesem seinem Vorbehalt genugsamen Anlaß sinden, um Re Erklaͤrung zu wiederholen, daß sie keinen Wiederbeginn der Feind⸗ seligkeiten dulden werden. Ferner widerlegen sie den von unsercn Seite auf Grund des Achener Kongreß⸗Protokolles gemachten Ein⸗ wurf, indem sie sagen, daß dieses Protokoll hinsichtlich der Weist, in welcher die Niederlaͤndischen Bevollmächtigten bei den Geschäf⸗ ten der Konferenz mitwirken sollen, keinesweges bindend sey. Man habe dieselben immer zu Rathe gezogen, sie sogar aufgefordert, auf⸗ Alles, was von der Gegenparte: angefuͤhrt worden, zu antworten, und sie eingeladen, ihre Ansichten uͤber jeden Punkt der Berathung zu erkennen zu geben. Endlich bieten sie Sr. Majestäaͤt einen 2ö0sten Artikel an, wodurch die fuͤnf Maͤchte sich fuͤr die Vollziehung da 24 Artikel als Buͤrgen stellen, indem sie zugleich ihr Leidwesen dar⸗ uͤber zu erkennen geben, daß es ihnen bei dem ernstlichen Verlan⸗ gen, die Wuͤnsche der Niederlaͤndischen Regierung zu erfuͤllen, nicht moͤglich sey, in den 24 Artikeln irgend eine Veraͤnderung vorzunch⸗ men. Was sollte auch eine bloße Veraͤnderung nuͤtzen! Die fuͤnf Maͤchte, durchdrungen von der Hochachtung fuͤr das Niederlaͤndi⸗ sche Volk, welche dieses sich durch die hohen Eigenschaften, woemn der ganze Verlauf seiner Geschichte zeugt, erworben hat, haben â. sich zum Ziel gesetzt, diesem Volke den ehrehvollen Platz unter den Vo kern Europa's zu sichern, auf den es billigerweise Anspruch machen dasf, sie schmeicheln sich auch, demselben Vortheile angeboten zu haba, welche ihm noch zu keiner Zeit zu Theil geworden. Dieses utge mein hoͤfliche Aktenstuͤck der Protokolle endigt mit einem Versuche auf die zarteren Gefuͤhle Sr. Majestaͤt einzuwirken, indem dem Ko⸗ nige in lebendigen Farben vorgestellt wird, in wie hohem Maafe

er die Erkenntlichkeit seiner Unterthanen und die Hochachtung vons

Europa sich erwerben werde, wenn er je eher desto besser diese glaͤn⸗ zenden Vortheile annehme. Drei Tage spaͤter benachrichtigte die Konferenz unsere Bevollmaͤchtigten, daß Belgien die 24 Artikel an⸗ genommen habe, und forderte sie auf, nunmehr zum Unter⸗ zeichnen des Traktats zu schreiten, indem sie ihnen z⸗ gleich das ehrende Anerbieten machte, zuerst und obenan u unterzeichnen. Unsere Bevollmaͤchtigten erwiederten, daß sie sich durch dieses Anerbieten aͤußerst geehrt fuͤhlten, das sie indessen gleichwohl nicht annehmen koͤnnten, indem sie Instructionen aus dem Haag in Folge der Note zum 5tsten Protokoll erwarteten; ste nahmen sich die Freiheit, hinzuzufuͤgen, daß die mit dem 10ten Protokoll im Widerspruch stehende Anerkennung Koͤnig Leopolds in Ansehung der Niederlande wenig oder gar nichts entschetde, diß vielmehr, nach ihrem Dafuͤrhalten, der Koͤnig sich durch diese Thut fuͤr noch freier halten muͤsse, um allein solchen Bedingungen dar Trennung beizutreten, als er mit den Interessen Niederlands füt ganz uͤbereinstimmend erachten werde. Jetzt unterzeichneten du fuͤnf Maͤchte den Traktat mit Belgien, wovon das 52ste Protokol zeugt. Aus diesem Aktenstuͤcke erhellt, daß Hr. van de Weyer nicht, ohne vorher einige Einwendungen gemacht zu haben, den 24 Arte⸗ keln unbedingt beitrat, und däß die Maͤchte durch diesen Beitritt ihrer Note vom 15. Oktober gemaͤß, verpflichtet waren, mit ihn den Traktat selbst abzuschließen.“ Der Hollaͤndische Berichrt⸗ erstatter faͤhrt nun fort: „Waͤhrend diese wichtigen Ereignisse in London vorgingen, beschaͤftigte sich die Niederlaͤndische Regierumg mit der Erwaͤgung der 24 Artikel. Von welcher Seite man auc die Sache betrachten mag, so konnte man dennoch nicht zu da festen Ueberzeugung gelangen, daß die 24 Artikel uns Vortheile ge⸗

waͤhrten, die wir fruͤher nicht gekannt haͤtten. Eine ausfuͤhrliche

Denkschrift ist unlaͤngst der Konferenz uͤberreicht worden, um dis Staatsmaͤnner derselben wo moͤglich zu einer anderen Ansicht; bringen. Diese Denkschrift und die dieselbe begleitende Note simd es, die den hauptsaͤchlichsten Theil der vor kurzem von Hrn. Ver⸗ stolk van Soelen der zweiten Kammer der Generalstaaten gemach,⸗ ten Mittheilungen bilden; daß die Nachricht von der Empfange⸗ nahme derselben durch die Konferenz noch nicht eingegangen iß⸗ ist der Grund, warum diese Aktenstuͤcke noch nicht durch den Drut bekannt gemacht worden. Dem Vernehmen nach, wird in der Note auch ferner behauptet, daß die Konferenz das Achener Konfereng Protokoll nicht befolgt habe, indem die Bevollmaͤchtigten des Kö⸗ nigs keine Stimme bei der Berathschlagung gehabt haͤtten, und weil un⸗ ter den 24 Artikeln mehrere sich befinden, wie der 9te, 14te, 12 und der §. 5 des 13ten Artikels, von denen die Niederlaͤndischen Bevollmaͤchtigten nichts gewußt haͤtten. Auch protestiren in der Note die Niederlaͤndischen Bevollmaͤchtigten auf das ausdruͤcklichste gegen den mit Leopold abgeschlossenen Traktat, auf Grund des 19ten Protokolls und der Beilage A zum 12ten Protokoll.“ Hiesige Blätter berichten: „Man schreibt aus Amster⸗ dam, daß dort die wichtige Nachricht eingegangen, der Kaiser von Rußland habe beschlossen: 1) Den Friedens⸗Traktat der Konferenz nicht zu ratificiren; 2) Leopold als König der Belgier

nicht anzuerkennen, bevor er nicht von Sr. Maj. dem Könige

der Niederlande anerkannt sey, und 3) nicht zu dulden, daß fer⸗ nerhin andere Mächte sich mit gewaffneter Hand in die Zwistig⸗ keiten zwischen Holland und Belgien einmischen.“

Ueber die (vorgestern erwähnten) Feindseligkeiten zwischen den Belgiern und den Holländern beim Fort St. Philipp ent⸗ hält die Amsterdamer Zeitung folgende Details: „Da die Belgier auf dem rechten Schelde⸗Ufer, oberhalb Ste. Marie, einige Werke aufwarfen, so sandte der die dortige Station kom⸗

mandirende Capitain⸗Lieutenant Boelen am Abend des 13ten d. Zeitungen, Dfß 1 den Belgiern anzeigen, daß sie sofort alle Arbeiten einstellen

einen Offizier mit fünf Mann in einem Boote ahb und ließ

y und ihnen nach Antwerpen zu folgen habe.

sschten. Ber Sfßzier, bem ein Mann mit einer weißen Fahne pranging, landete am Wall und wurde hier von zwei Belgischen dfsizieren empfangen, die ihm ankündigten, daß er ihr Arrestant Der Holländi⸗ be Offizier eilte hierauf nach seinem Boote zurück, wäh⸗ der Belgischen Offiziere sein Pistol auf ihn ab⸗ eüerte; da dies indessen fehlte und der Holländische Offt⸗ r glücklich in sein Boot gelangte, so rief der Belgier ine Truppenabtheilung herbei, welche auf das noch dicht am ande befindliche Boot ein Peloton⸗Feuer eröffnete, wodurch wei Holländische Matrosen gefährlich verwundet wurden. Drei chüsse von den Kanonierdooten bewirkten jedoch bald, daß seses Gesindel, welches keine Parlamentärflagge achtet, ausein⸗ ulderstob und hinter dem Walle Schutz suchte.“

Brüssel, 16. Dez. Gestern versammelten sich die Re⸗ räsentanten im geheimen Comité, um den Bericht der Cen⸗ al⸗Section über das Budget des Kriegs⸗Ministers zu verneh⸗ m, welchen Hr. Leclerc abstattete. Er schlug vor, die Dis⸗ sston über obiges Budget, welches auf den Friedensfuß berech⸗ st wäre, zu verschieben und den Minister aufzufordern, einen deren Anschlag für den Kriegsfuß zu entwerfen, welchen man ledann für drei Monate genehmigen köonne. Hiermit erklärte die Versammlung einverstanden. Herr Legrelle nahm Peranlassung, von dem Kriegsminister Aufklärung über den mit nem Herrn Hambrouck abgeschlossenen Lieferungs⸗Kontrakt zu ver⸗ ingen, der seit einiger Zeit das Publikum und die Journale be⸗ haftige und zu den allernachtheiligsten Gerüchten Anlaß gäbe. err Julien ersuchte den Minister, alle diesen Gegenstand be⸗ effende Papiere der Kammer vorzulegen, wozu sich der Kriegs⸗ Uiuister sogleich bereit erklärte. Hr. Gendebien richtete erauf einige Fragen an die Minister in Bezug auf die Rati⸗ ation des Friedens⸗Traktates. Es wurde beschlossen, Herrn on Meulenaere aufzufordern, sich in die Versammlung zu be⸗ ben; man ersuhr aber bald, daß er sich beim Könige befinde. Hr.

hothomb nahm daher zur Beantwortung der gestellten Fra⸗

i das Wort und erklärte, daß die Belgische Regierung ihrer⸗ its bereits am 2ten d. M. jedem der fünf Gesandten, weslche mder Kouferenz Theil nähmen, die Ratification habe zugehen ssen, von denen solche unverzüglich ihren resp. Höfen zugesandt orden sey. Es herrsche fortwährend das beste Emverftändniß bischen jenen Gesandten und dem Belgischen Bevollmächtigten, des sey auch nun das einzige Hinderniß, welches der An⸗ ihme der anderen Mächte noch entgegengestanden haben dürfte, e Demolirung einiger Festungen, gehoben worden. Uebrigens h auch der zur Ratification festgesetzte Termin erst zur Hälfte gelaufen. Was die Gestnnungen und den Willen des Königs en Holland andetreffe, so könne man darüber nichts Bestimm⸗ s sagen; man besinde sich ihm gegenüber immer im Kriegszu⸗ unde, ohne daß sich jedoch einer von beiden Theilen rühre oder e Feindseligkeiten beginne. Hierauf wurde das geheime Co⸗ ité aufgehoben, und man berathschlagte in öffentlicher Sitzung er das vom Senat mit einigen Abänderungen zurückerhaltene esetz wegen der Waffen⸗Aussuhr.

In der heutigen Sitzung wurde das oben erwähnte Ge⸗ gohne weitere Amendements durch 56 Stimmen gegen 21 ngenvmmen.

Es ist die Rede davon, daß der König nächstens eine Reise ch den beiden Flandern und Antwerpen antreten würde, um n dortigen Regimentern ihre Fahnen zu überreichen.

Die Herren Osy und Rittweger sind heute in Begleitung s Herrn Chs. von Brouckeère nach Calais abgereist.

Ein Herr Gall beklagt sich in den öffentlichen Blättern dar⸗ ber, daß der Belgische Konsul in London sich für das Vistren nes Passes, welches von allen anderen Konsulaten und Ge⸗ idtschaften gratis geschehe, 5 Schillinge bezahlen lasse. 5

Deutschland. 9nr Karlsruhe, 12. D“z. Der Abgeordnete von Rot⸗ ck erhob sich in der 148sten Sitzung der zweiten Kammer vom Dez. und verlangte das Wort, um der Regierungs⸗Kommis⸗ on mehrere Fragen über die Bedeutung der süngsten Beschlüsse rhohen Deutschen Bundes⸗Versammlung) vom 10. und 19. ov. vorzulegen. Das Motiv, das den Redner in seinem Vor⸗ age leitete, war vornehmlich die Besorgniß, Badens Souve⸗ inetät möchte gefährdet werden, welcher Besorgniß der Staats⸗ (inister von Türkheim die einfache Bemerkung entgegensetzte, ß die Badische Regierung den Karlsbader Verfügungen nie⸗ als anders als willfährig nachgekommen sey, und daß die hohe Deut⸗ Bundes⸗Behörde vorhandene Gesetze nur von neuem erkräftige, un sie verfüge, daß die Karlsbader Beschlüsse bis zur Vereinbarung er ein definitives Preßgesetz in Kraft verbleiben sollen.“ Im peziellen nahm Hr. von Rotteck zunächst in Bezug auf das erbot der Straßburger Zeitschrift: „Das constitutionelle Deutsch⸗ d“, Gelegenheit, die Besorgniß zu äußern, ob hierbei nicht ein ngriff in die Befugnisse der Souverainetät Badens zu be⸗ chten stäünde. In Betreff auf die nächste vom Redner aufge⸗ erfene Frage, ob der Bundes⸗Beschluß über die Beschränkung politischen Flugschriften, insbesondere für Baden, rechtskräf⸗ seyn würde, entgegnete der Staats⸗Minister von Türkheim, ß der von der Badischen Regierung den Kammern vorzule⸗ ide Preßgesetz⸗Entwurf am füglichsten hierauf antworten könne. ber die Zeitschrift: „Das constitutionnelle Deutschland,“ hielt Minister es für unwürdig, mur ein Wort zu verlieren. Auch von Rotteck hatte geäußert, er würde als Richter ein hartes etheil über sie fällen, und er bringe das Verbot derselben kei⸗ sweges aus Theilnahme für dieses Journal in Anregung, elches neben Einigem, das zu dulden wäre, doch des Ge⸗ einen, Schlechten und Strafwürdigen so viel enthielte. n. v. Rotteck's Rede folgte ein allgemeiner rauschender Bei⸗ Ul; des Hrn. Ministers Entgegnung erwarb sich jedoch durch ihre hige Haltung ebenfalls einstimmige Anerkennung. Es seyen egewöhnlichen Folgen aller Uebertreibungen, äußerte der taats⸗Minister, daß sie dem guten Gebrauch der Freiheit ur nachtheilig würden; diejenigen, welche die Freiheit immer Munde geführt, hätten ihr am meisten geschadet. Zugleich th er mit Kraft und Wärme, man möchte der Regierung ver⸗ uen, die nie bis jetzt dem Prinzipe des Stillstands gehuldigt abe; auch fernerhin würde sie mit den Fortschreitenden nicht im biderspruch stehen und hoffentlich niemals Veranlassung finden, Weiterschreiten zu bereuen. In der 149sten Sitzung der beiten Kammer am 3. Dez. führte die Tagesordnung auf die rtsetzung der schon am vorhergehenden Tage begonnenen Dis⸗ ssion üder die Militair⸗Diener⸗Pragmatik, zu welcher man, s den Schlußstein des Ganzen und als conditio sine qua non, den Verfassungs⸗Eid, den jeder Offizier zu leisten habe, fest⸗ stellen einstimmig beschloß. Zugleich eröffnete der Staats⸗ th Winter in derselben Sitzung ein höchstes Reskript Sr. Kö⸗ gl. Hoheit des Großherzogs, nach welchem der Landtag bis

2) S. Nr. 353 der Staats⸗Zeitung. 8

zum Listen b. Me. verlaängert ist. Hierauf b

egann die Dis duß⸗ sion über den Gesetz⸗Entwurf wegen Uebernahme von Landschafts⸗ Schulden auf die Staatsschulden⸗Tilgungskasse. Nach Erle⸗ digung mehrerer Petitionen beschäftigte sich die Kammer in der folgenden Sitzung mit dem Berichte des Abgeordneten von Ip⸗

stein über das Ausgaben⸗Budget, und zwar waren die außeror⸗

dentlichen Ausgaben des Ministeriums des Innern für Wasser⸗ und Straßenbauten die Gegenstände der Verhandlung. Am 6. Dez. wurde in der 151sten Sitzung der Gesetz⸗Entwurf, welcher die Aufhebung der Accise für Schwein⸗, Schaf⸗ und Lammfleisch zur Diskusston gebracht hatte, einstimmig angenommen. Sodann schritt man zur Fortsetzung des Berichts über das Budget und trat in Betreff des Militair⸗Etats den Wünschen der Kommis⸗ sion, welche eine Reduction der gegenwärtigen Militairmacht von 11,366 Mann auf die landespflichtigen 10,000 Mann beantragte, im Allgemeinen bei. Außerdem ging der Antrag der Kommis⸗ sion auf Verminderung des Gehalts der oberen Offiziere, auf Erhöhung des Etats der Offiziere zweiten Ranges und die Lluf⸗ hebung der Kadetten⸗Anstalt. Sollten sämmtliche Gehalts⸗Ver⸗ änderungen ins Leben treten, so würde der Aufwand für das Heer von 1831—32 auf 1,401,900 Fl., von 1832 —33 auf 1,255,400 Fl. und für jedes folgende Jahr auf 1,175,200 Fl. reducirt werden. Druck und Vertheilung des Entwurfs wurde von der Kammer beschlossen. In der nächsten Sitzung lieferte der Abgeoronete Rettig von Karlsruhe, in Folge einer von mehreren Heidelberger Studenten eingereichten Bute um Verwendung für die Umge⸗ staltung der akademischen Gesetze, einen umständlichen Bericht liber die Sittenlosigkeit, die auf den Deutschen Hochschulen herr⸗ sche. Man fand von mehreren Seiten die Färbung, in welcher das entworfene Bild gehalten, zu grell; zu gleicher Zeit zog der Staatsrath Winter das Recht der Studenten, eine Petition einzureichen, in Zweifel. Gleichwohl wurden mehrere Anträge des Berichterstatters der Staats⸗Regierung überwiesen, nach de⸗ nen unter Anderem die Jurisdiction der Universitäts⸗Behörden aufgehoben werden sollte. In der 153sten Sitzung zog man, dem fortgesetzten Berichte über das Ausgaben⸗Budget gemäß, die für das Finanz⸗Ministerium beantragten Posten zur Bera⸗ thung. Am 10. Dezember eröffnete der Präsident die Dis⸗

kusston über das Appanagen⸗Gesetz, nach welchem jeder nach⸗

geborene Sohn des Großherzogs, so lange er unvermählt bleibt, 20,000 Fl., wenn er sich hausgesetzmäßig vermählt, 40,000 Fl. jährlicher Revrenuen bezieht, jeder andere Prinz des Großherzogl. Hauses erhält als Unvermählter 10,000 Fl., als Vermählter 20,000 Fl. als Appanage. Der 29ste Art. des Ge⸗ setz⸗ Entwurfes, welcher die Pensionirung der Dienerschaft der Appanagirten betras, wurde auf den Antrag der Kommission ver⸗ worfen. In der 155sten Sitzung am 12. Dez., welche von Morgens 8 ½ Uhr bis Abends 6 Uhr dauerte, führte die Tages⸗ ordnung zur Diskusston über den Preßgesetz⸗Entwurf. Folgende Artikel wurden, als das posttive Ergebmß gegenseitiger Diskussto⸗ nen, von der Kammer angenommen: Art. 1. Alle Censur der Druck⸗ schriften, welche im Großherzogthum herauskommen oder verbrei⸗ tet werden, ist aufgehoben. Art. 3. Jeder Druckschrist muß der Name des Verlegers oder Druckers deigefügt werden. Art. 4. Der Verletzung des Gebots im 3ten Art. folgt eine Strafe von 5 100 Fl. Art. 5. Auf die Versälschung der im 3. Art.

aution von 1000 Fl. oder 2000 Fl. zu stellen, insofern das Blatt seldst weniger oder mehr als dreimal in der Woche erscheint. Art. 10. Jeder Herausgeber einer Zeitschrift ist verpflichtet, jede amtliche

oder amtlich beglaubigte Berichtigung der in der Schrift mitge⸗

theilten Thatsachen unentgeltlich aufzunehmen. Art. 12. Zeit⸗ schriften, welche die Verfassung und Verwaltung des Deutschen Bundes oder einzelner Deutschen Bundesstaaten außer Baden zum Gegenstande des Raisonnements haben, dürfen nur mit Vorwissen und Genehmigung der Staatsbehörden zum Drucke befördert werden. (Die heftige Debatte, die sich wegen der Bestimmung dieses Artikels erhob, führte zu keinem an⸗ deren Resultate, als zur unbedingten Annahme des Kom⸗ misstons⸗Antrags.) Art. 20. Eine durch den Druck verdreitete Verleumdung des Regenten kann mit einer gemeinen Gefängniß⸗ strafe, die auf 3 Jahre ausgedehnt werden darf, belegt werden. Art. 24. Jedes verurtheilende Erkenntniß kann zugleich die Un⸗ terdrückung der betreffenden Schrift zur Folge haben. Art. 31. Die strafrechtliche Verfolgung der durch die Presse verübten Ver⸗ gehen oder Verbrechen geschieht auf dem Wege des Anklage⸗ Prozesses; über Schuld oder Nichtschuld sprechen Geschworne. Endlich wurde das ganze Preßgesetz mit einer Stimmen⸗Mehrheit von 49 gegen 3 angenommen. G

Darmstadt, 14. Dez. Gestern fand hier eine eben so seltene als ehrenvolle Versammlung statt. Es vereinigte sich die Mehrzahl der zu den Trümmern des Russischen Feldzuges gehö⸗ rigen, hier garnisonirenden und stationirten Offiziere und Mili⸗ tair⸗Angestellten, um bei einem frugalen Mahle die Erinnerung an jenen ewig denkwürdigen Feldzug zu seiern. Obgleich diese

Versammlung alie Waffen und Militair⸗Branchen mit Inbegriff der Penstonnairs in sich schloß, so bestand sie dennoch nur aus 46 Personen. Se. Hoheit der Prinz Emil, unter dessen Be⸗ fehlen bekanntlich das Großherzogl. Truppen⸗Corps in jenem Feld⸗ zuge gestanden, überraschte die Versammlung durch Seine hohe

4 FNroRhboe 8,„82 4 8 - 8 w 1. Se⸗ Hoheit die Versammlung assüe sena S fens gc schen Herrscher und Volk fuͤr ewige Zeiten unzertrennlich befestigen

Gegenwart auf dos freudigste.

8

in meronrs ERmmneʒe gin 81 1“ zu legen, verrathen worden und der Blee⸗König daburch, zu ber Ueberzeugung gelangt sey, wie die Pforte unaufhörlich an seinem Sturze arbelte und nur ihre Schwäche 2 bisher verhindert habe, offen gegen ihn zu handeln. Von dieser nicht leeren Ausicht aus folgern sie die Wahrscheinlichkeit, der Vice⸗König beab⸗ sichtige die Eroberung Syriens, um es seinen Staaten einzu⸗ verlethen und durch die dasselbe durchziehenden Gebirge der östlichen Gränze seiner Staaten, welche dermalen jedem feindlichen Einfalle offen steht, eine natürliche Festigkeit zu verschaffen und somit seine Herrschaft zu sschern. Brie⸗ fen aus Skutari vom 15. November zusolge, hat Mu⸗ stapha Pascha seine Wohnung von der Citadelle in die Stadt verlegt; die Anstalten zu seiner Reise nach Kon⸗ stantinopel dauern fort; sie wird sehr prachtvoll werden, indem 40 der angesehensten Albaneser sich anschicken, ihn zu begleiten. Aus Napoli di Romania meldet man vom 5. November die Hinrichtung des zweiten Mörders des Prästdenten, so wie die Verhaftung mehrerer Personen, welche in Folge der Geständ⸗ nisse des einen von den zwei Wächtern, welche den Präsidenten an dem Morgen seiner Ermordung begleiteten, statthatte und namentlich auch den Polizei⸗Direktor von Napoli di Romania traf. Die Verhältnisse mit Hydra und Syra waren, nach⸗

dem eine Deputation der Hydrioten eine gütliche Ausgleichung Hydra blieb deshalb von den Schiffen der Europäischen Mächte blokirt, und auch in ein Russisches Kriegsschiff eingelaufen, um daselbst die Ordnung zu handhaben.”“

vergebens versucht hatte, noch dieselben.

den Hafen von Syra ist ein Französisches und

Inland.

si8

1t

ßen, General⸗Gouverneur der Rhemprovinzen und von Westphalen,

bei Gelegenheit Höchstihrer Reise nach Berlin vom dortigen Ober⸗Bürgermeister und Stadtrathe gerichtete Adresse mit:

Sn „Durchlauchtigster Prinz, Gnaͤdigster Prinz und Herr!

eit in Koͤlns Mauern zu verweilen geruhten.

menschenfreundlichen Sinne, der Europa's Regenten leitete, daß die schweren Wolken, dunkelten, ohne verheerende Entladung sich zertheitten; daß das

Schwerdt, welches hier und dort schon halb gezuͤckt Blut zu for⸗ dern schien, unbefleckt in seine Scheide zuruͤcksinken kann; daß auch da, wo zu kuͤhnes Beginnen, Lawinen gleich, ganze Voͤlkerstaͤm⸗ me in den Strudel des Aufruhrs und Verderbens haͤtte hinreißen koͤnnen, theils ernste Kraft, die jedoch nur Wohlwollen und Milde in ihrem Gefolge fuͤhrt, mit sicherem Schritte die Ordnung her⸗

stellte, theils da, wo zu dighe eegg Elemente nie friedliche Eini⸗ gung hoffen ließen, eine bi

einer fortgeschrittenen allgemeinen Bildung, den unser Zeitalter

mit Recht vor allen anderen fuͤr sich in Anspruch nimmt, in 1“ den Resultaten, welche vor den Augen der Welt klar zu Tage liegen, sich weit herrlicher bewaͤhrt, als auch nur irgend eine.

verlangten Angabe erfolgt Gefängnißftrafe von 3 bis zu 14 Ta⸗ mit groͤßerem

88 Art. 7. Der verantwortliche Redacteur einer Zeitschrift hat eine

menschliche Klugheit und Berechnung sie zu hoffen wagte, und je darf man nach so bedeuten-8 endlich die sucht nur durch Menschenopfer ihr blutiges Ziel zu erkaufen suchten, von Europa's Graͤnzen fuͤr immer verbannt seyen; daß edlere Zwecke und wuͤrdigere Bestre⸗ bungen an die Stelle jener Barbarei treten; daß treule Anhaͤng⸗

ertrauen als den Erfahrungen der e Raum geben, daß Zeiten, wo Ehrgeiz und Ha

lichkeit an die Throne der angestammten Herrscher die Voͤlker be

Wir duͤrfen es kuͤhn behaupten, daß seit jenen grauen Zeiten

und Volk sich nicht wieder ergaben, als in diesem unvergeßlichen

seren Mauern besessen. kommenste erreichten.

dafuͤr zu danken uns vergoͤnnt seyn.

Throne unseres gnaͤdigsten Koͤnigs auf das innigste

zuge bewiesenen Ausdauer, Treue und Anhänglichkeit der Groß⸗ herzogl. Truppen zu gedenken gerubte, machte einen um so tiefe⸗ ren Eindruck, da jeder Anwesende von dem Gefühl durchdrungen

war, daß die so rühmlich anerkannten Leistungen, an denen er

1 sulte chabenen Beispiels wa⸗ weilen veranlaßte, gluͤcklich Theil genommen, nur das Resultat des erhabenen Beispie Ft

ren, welches von dem höchstverehrten und geliedten Führer aus⸗ ging. Dem Vernehmen nach, beabsichtigt man für das künf⸗ tige Jahr eine ausgedehntere Versammlung, an welcher alle Gar⸗ nisonen und auch die noch übrigen Unteroffiziere und Soldaten Antheil nehmen sollen. 1“*“

Tür

Die Schlesische Zeitung meldet in einem Schreiben aus Triest vom 8. Dez.: „Nachrichten aus Alexandrien vom 23. Nov. melden, daß der Sohn des Vice⸗Königs von Ae⸗ gypten, Ibrahim⸗Pascha, mit einer wohlgeriisteten Armee von 25,000 Mann Infanterie und Kavallerie nach Syrien aufge⸗ brochen sey, um, wie es hieß, im Auftrage der Pforte den in Damaskus ausgebrochenen Aufruhr zu ersticken, zu welchem Zwecke auch eine Aegyptische Flotte in den nächsten Tagen aus⸗ sulaufen in Bereitschaft sey. Andere Briefe von dort zwei⸗ feln aber, daß dem Vice⸗Könige dieser Auftrag geworden, und behaupten, daß nur persönliches Interesse die Triebfeder dieser Unternehmung sey. Als Grund fuühren sie ein in Alexandrien laut gewordenes Gerücht an, nach welchem dem Vice⸗Könige der vereitelte Zweck der vor einigen Monaten ausgelaufenen Türkischen

Flotte, Besatzungen in die Städte Alexandrien, Rosette und Damiette

schlossen; mehr als eines, hat sie in uns die Liebe und Anhaͤnglich⸗ keit an unser Regentenhaus begruͤndet und gestaͤrkt, und mehr, als das arme Wort es zu schildern vermag, hat sie uns die Ueberzeu⸗

gung gegeben, daß bei solcher Milde, bei solchem Wohlwollen, bei solcher aufrichtig frommen Liebe gegen Gott und die Menschen sich nothwendig das Band der Treue und des Wohlwollens zwi⸗

muß. Der Schluß des vergangenen Jahres gewaͤhrte uns das Gluͤck, Eure Koͤnigliche Hoheit in unserer Stadt zu begruͤßen; noch ist das Jahr nicht voll, und schon muͤssen wir befuͤrchten, dieses segensreiche Verhaͤltniß wieder gestoͤrt zu sehen. Mag immerhin der naͤhere Zweck, der Eure Koͤnigliche Hoheit bei uns zu ver⸗ erreicht, mag es fast unbeschei⸗ dem gar Wenigen, was unsere Stadt Eurer Koͤniglichen Hoheit zu bieten vermochte, uns mit der Hoff⸗ nung laͤngeren Verweilens schmeicheln zu wollen; moͤchte es selbst zu kuͤhn erscheinen, den Wunsch, daß doch die Trennung nicht auf lange, nicht auf immer verhaͤngt seyn moͤchte, laut werden zu las⸗ sen nothwendig werden die heiligen Tage, zu deren Feier Ew. Köͤ⸗ nigliche Hoheit nach der Hauptstadt eilen, fuͤr uns nur Tage der Trauer seyn, und die Zeit dieser Trauer wird nicht enden, wenn ihr keine Hoffnung gluͤcklicher Wiedervereinigung gegoͤnnt wird. War es ja doch nicht bloß der sichere Schutz nach außen hin, der unserer Provinz und zunaͤchst unserer Stadt die Anwesenheit Ew. Koͤnigl. Hoheit so theuer machte; auch fuͤr die Werke des Friedens war uns in der Person Ew. Koͤnigl. Hoheit ein Vermittler ver⸗ goͤnnt, dessen Entfernung wir mit jedem Tage schmerzlicher empfin⸗ den werden. Doch warum sollten wir klagen? Nur auf einige Monate, sagt das Geruͤcht, soll unsere Verwaisung dauern, und frob wollen wir uns der Zuversicht hingeben, daß unsere Hoffnungen nicht ge⸗ taͤuscht, daß Eure Koͤnigliche Hoheit vielmehr in den Freuden der

Feste, an dem. Thron unseres erhabenen Monarchen und in der

von den Verheerungen der Seuche fast voͤllig befreiten Hauptstadt, Ihrer treuen Koͤllner nicht vergessen, daß Hoͤchstste auch dort Zeug⸗ niß unserer Treue und Ergebenheit ablegen und mit ver Theil⸗ nahme, die Sie so oft und so gnaͤdig fuͤr all unser Wohl und Wehe bewiesen, in noch reicherem Matze unser Fuͤrsprecher bei dem

gnaͤdigsten Koͤnige seyn werden, uͤberzeugt, daß unsere Stadt und

Berlin, 22. Dez. Die Kölnische Zeitung theilt nachh. stehende, an Se. Königl. Hoheit den Prinzen Wilhelm von Preus—

be Wie gluͤcklich haben die Verhaͤltnisse Europa's waͤhrend der nur

u schnell verffossenen Monden sich gestaltet, die Eure vJ“] Dank sey⸗ es dem Allmaͤchtigen, Dank der Weisheit und dem festen, redlichen und

die ringsum schon, den Horizont ver⸗

1 ige Scheidung die NRuhe und Sicherheit des Ganzen moͤglichst zu befestigen strebte. So hat der Geiitt

seelen und daß sie im Fortschritte zu einer wohlverstandenen Frei⸗ heit, die sich in Sitte, Treue und Gottesfurcht gern selbst die Schranken setzt, ohne welche kein dauerndes Gluͤck und keine aͤchte Freiheit moͤglich ist, endlich den Talisman bleibender Wohlsahrt fuͤr ein schoͤnes bluͤhendes Jahrhundert moͤgen gefunden haben. Beseelt von diesen Gefuͤhlen, haben des Koͤnigs Majestaͤt diese Provinzen fas ein Jahr lang durch die Gegenwart Eurer Koͤnig⸗ lichen Hoheit zu begluͤcken geruht, und insbesondere hat unsere Stadt sich der unschaͤtzbaren Auszeichnung zu erfreuen gehabt, die naͤhere Zeugin zu seyn, in wie hohem Grade die Bestimmung Seiner Majestaͤt, so erhabene Zwecke zu erreichen, geeignet war.

wo die erhabenen Deutschen Kaiser ihre Hoflager in unserer Stadt aufschlugen, so schoͤne Beweise reinen Vertrauens zwischen Fuͤrsten

Jahre, wo wir den Stellvertreter unseres verehrten Koͤnigs in un⸗ Wir maßen uns nicht an, uͤber jene gro⸗ ßen volitischen Zwecke hier ein Urtheil zu faͤllen, welche Seine Ma⸗ jestaͤt durch die Gegenwart Hoͤchstihres General⸗Gouverneurs in den hiesigen Provinzen beabsichtigten und unfehlbar auf das voll⸗ Allein, was diese Gegenwart uns selbst, was sie in Hinsicht jedes edleren Strebens in sittlicher, in religioser, in buͤrgerlicher Beziehung fuͤr das Leben durch alle Verzweigun⸗

1“

——

gen hin geworden, das mag zu erwaͤhnen, daruͤber uns zu freuen, anken uns Mehr als irgend ein be⸗ deutendes Ereigniß unserer Zeit, hat diese Gegenwart uns dem J