C. Perier den ersten Theil seines Berichts, „daß das Ministerium über den gedachten Tarif nicht zur gehörigen Zeit befragt worden ist, daß dasselbe vielmehr von der Existenz dieses Tarifs erst an dem Tage Kenntniß erhielt, wo derselbe in Lyon unterzeichnet wurde; daß von diesem Augenblicke an das Ministerium den Tarif für unausführbar hielt und sofort seine Mißbilligung darüber aussprach; daß das⸗ selbe ferner von der Aufregung der Gemüther und der zu er⸗ wartenden Exploston völlig ununterrichtet war, indem sich noch bis zum 20sten die Civil⸗ nynd Militair⸗Behörde für die Erhal⸗ tung der öffentlichen Ruhl verbürgte; endlich, daß dem Präfek⸗ ten alle mögliche Hülfsmittel zu Gebote standen, indem ihm seit seiner Einsetzung 14,000 Fr. überwiesen worden waren. Die von mir früher verlangten Zuschüsse zu den polizeilichen Ausga⸗ ben wurden mir damals von denselben Männern verweigert, die mir jetzt vorwerfen, daß ich in dieser Beziehung nicht genug ge⸗ than hätte. — Dies war es, m. H., was wir Ihnen noch zur Vervollständigung unserer früheren Mittheilungen, und um auch den kleinlichsten Einwendungen zu begegnen, zu sagen hat⸗ ten.“ Die Sitzung wurde hierauf eine kurze Zeit un⸗ terbrochen. Hr. C. Pörier verließ die Rednerbühne, um sich in dem anstoßenden Konferenz⸗Saale von der Anstrengung eines langen Vortrages zu erholen. Auf dem Wege dorthin begegnete ihm unvermuthet Herr Bouvier⸗Dumolard (der Präfekt von Lyon), der sich durch eine der den Deputirten vorbehaltenen Thüren eingeschlichen hatte. Es kam zwischen beiden zu einem heftigen Wortwechsel, in Bezug auf die von dem Präsidenten des Minister⸗Raths so eben gegebenen Aufschlüsse, namentlich wegen der dem Präfekten überwiesenen Fonds. Hr. Sappey war einer der ersten Deputirten, der Hrn. Dumolard erkannte, ihm in heftigen Ausdrücken seinen Unwillen über ein solches Betragen zu erkennen gab und ihn aufforderte, einen Ort zu verlassen, wo er nicht hingehöre. Da Hr. Bouvier⸗Dumolard es nicht bei bloßen Worten bewenden ließ, sondern sich mit dro⸗ hender Geberde gegen Hru. C. Pörter wandte, so verlangten mehrere Deputirte seine sofortige Verhaftung. Diesem widersetzte sich indessen
Herr Périer und begnügte sich, als er nach dem Saale zurück⸗ kehrte, mit den Worten: „Sie haben hier eine kleine Probe von den Annehmlichkeiten der Verwaltung!“ Der ganze Auftritt hatte im Saale selbst, so wie auf den öffentlichen Tribunen, eine un⸗ gemeine Aufregung zur Folge. Nachdem die Kronleuchter ange⸗ zündet worden, bestieg Hr. C. Périer aufs neue die Rednerbühne. Die Neugier wurde jetzt noch mehr als zuvor dadurch gereizt, daß der Graf Jaubert auf den Minister zueilte und ihn bat, ihm das Wort abzutreten. Ohne Zweifel wollte derselbe Aufschlüsse über den Auftritt mit Hrn. Dumolard geben; es schien inzwi⸗ schen, als ob Hr. Périer selbst ihm dies auszureden suchte, wor⸗ auf Hr. Jaubert auch wieder von der Tribune herabstieg und die Ruhe sich allmälig wieder einstellte. Hr. C. Périer bemerkte jetzt, daß er, wie er solches zu Anfange seines Vortrages angekündigt, nunmehr eigentlich auf den zweiten, der Verwaltung gemachten Vorwurf, daß sie nämlich bei den letzten Pariser Unruhen Arbeiter angeworben habe, um die Ruhestörer zu Paaren zu treiben, zurückkommen müßte; indessen möchte es wohl besser seyn, wenn zuvor erst der Handels⸗Minister über die Lyoner Ereignisse, und namentlich über den Tarif, diejenigen Aufschlüsse hinzufüge, die er der Kam⸗ mer noch zu geben habe. Dies geschah. Der Graf von Ar⸗ gout theilte der Versammlung die in dieser Beziehung mit Hrn. Bouvier⸗Dumolard gepflogene Korrespondenz mit, die jedoch von einem minder erheblichen Interesse, als diejenige zwischen Herrn Castmir Perier und dem Präfekten, ist. Sodann bestieg Herr Odilon⸗Barrot die Rednerbühne, um Herrn Castmir Périer aufzufordern, jetzt seinen Vortrag zu beendigen. Hätte der Mi⸗ nister sich damit begnügt, äußerte er, nachträglich noch einige Mittheilungen über die Lyoner Ereignisse zu machen, so könnte man allenfalls die Debatte als geschlossen betrachten; da derselbe indes⸗ sen zugleich die Gelegenheit benutzt habe, um seine ganze Verwaltung herauszustreichen und die Majorität der Kammer je mehr und mehr in dieselbe hineinzuziehen, so müsse die Opposition, bevor sie irgend ein Urtheil abgebe, den zweiten Theil der von Herrn Périer verheißenen Aufschlüsse abwarten. Hr. Salverte seiner⸗ seits war der Meinung, daß der Minister nicht auf alle ihm gestellte Fragen kategorisch geantwortet habe, und beharrte daher bei seinem Antrage, daß man über die Lyoner Ereignisse eine Untersuchung anstelle. Hr. C. Dupin verlangte dagegen, daß man erst die Debatte, insoweit sie die Lyoner Angelegenheiten betreffe, erledige und über die Embrigadements den Minister späterhin höre. Hr. Guizot pflichtete dieser Ansicht bei und erklärte zugleich, daß er die benen Aufschlüsse für vollkommen befriedigend halte. Herr v. Tracy bestritt dies und wollte ebenfalls, daß Herr C. Périer seinen Vortrag erst ganz und gar beendige. Herr Mauguin erklärte, daß nach den von den beiden Mini⸗ stern gemachten Mittheilungen die Verantwortlichkeit weniger auf ihnen, als auf der Ortsbehörde zu lasten scheine; was dage⸗ gen die dem Präfekten überwiesenen Fonds betreffe, die sich nach der Aussage des Herrn Périer innerhalb 4 Monaten auf 14,000 Fr. belaufen haben sollten, so herrsche hier noch einiges Dunkel, da er aus guter Quelle wisse, daß Herr Dumolard nur 10,000 Fr. erhalten habe, wovon er 9300 zur Bestreitung der Bureau⸗Kosten habe verwenden müssen, so daß ihm zu den eigentlichen polizeilichen Ausgaben nur 700 Fr. übrig geblieben wären; im Laufe der Debatten werde indessen auch dieses Dunkel wohl aufgeklärt werden. Als hierauf von verschiedenen Seiten der Wunsch zu erkennen gegeben wurde, daß auch der Marschall Soult über das Resultat seiner Sendung Rechnung ablege, erklärte Herr C. Périer, daß derselbe mit einem solchen Berichte an den König beschäftigt sey, und daß dieser der Kammer vorgelegt werden würde. Er fuhr sodann fort: Man spreche von Mißhelligkeiten, die zwischen Herrn Dumolard und dem General Roguet bestan⸗ den; er wolle dies nicht unbedingt in Abrede stellen; es scheine allerdings, daß am 20. Nov. diese beiden Herren nicht ganz einig gewesen wären; doch könne man schwerlich einen solchen Zwie⸗ spalt dem Ministerium zur Last Fäg; Herr Mauguin mache ihm den Einwand, daß er den Posten eines Präfekten in Lyon geschickteren Händen hätte übergeben sollen; kein Minister könne indessen dafür bürgen, daß ein Beamter seinen Posten in allen Fällen würdig ausfüllen werde; kein Mensch sey frei von Irrthü⸗ mern; eben so habe auch Herr Dumolard bei den besten Gesinnungen sich täuschen und das Interesse seines Departements kompromit⸗ tiren können; ganz Unrecht thue man aber der Verwaltung, wenn man ihr namentlich aus der Wahl des Herrn Dumolard einen Vorwurf machen wolle; derselbe seh schon unter der Kaiserlichen Regierung Präfekt gewesen und habe ein wichtiges Departement mit Auszeichnung administrirt; auch habe zu der Zeit, wo er (Périer) dem Könige Hrn. Dumolard für die Lyoner Präfektur vorgeschlagen, diese Wahl allgemeinen Beifall gefunden. Was die demselben überwiesenen Fonds betreffe, so sey es völlig gleichgültig, ob dieselben sich auf 10 oder 14,000 Fr. belaufen
11““
widersetze,
von dem Ministerium gege⸗
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hätten, da niemals der Mangel an Geld zur Bestreitung gehei⸗ mer polizeilicher Ausgaben von dem Präfekten als Grund der Störung der öffentlichen Ruhe angegeben worden sey. Nach einigen unerheblichen Bemerkungen des Hrn. v. Trachy ließ sich noch Hr. Dupin d. Aelt. vernehmen und trug darauf an, daß man die Debatte über die Lyoner Ereignisse schließe, den zweiten Theil der Erklärungen des Hrn. Périer aber bis zur nächsten Sitzung verschiebe. Er erinnerte zugleich daran, wie nachtheilig es sey, zu einer Jahreszeit, die in der Regel dem Kaufmanns⸗ stande günstig zu seyn pflege, durch dergleichen Erörterungen neue Besorgnisse zu erregen. Das Land sehe der Entscheidung der Kammer mit Bangigkeit entgegen, und zwar in einem Au⸗ genblicke, wo man sich sonst in der Regel zu dem bevorstehenden Jahreswechsel Glück wünsche. Dieses Raisonnement wurde von der Oppositions⸗Partei theils mit Murren, theils mit großem Gelächter aufgenommen, so daß der Redner sich genöthigt sah, einen Augenblick innezuhalten. Wäre ein gegründeter Anlaß vorhanden, (äußerte er im weiteren Verlaufe seines Vortrages), das Ministerium anzugreifen, so würde er mit seinem Tadel ge⸗ wiß nicht zurückbleiben; nach den Aufschlüssen aber, die dasselbe gegeben, könne man nichts Besseres thun, als über den Gegen⸗ stand der Debatte zur Tagesordnung übergehen. Herr Odi⸗ lon-Barrot erklärte, daß er sich diesem Antrage nicht insoweit man nämlich nicht beabsichtige, Ministerium dadurch eine Indemnitäts⸗Bill für sein gan⸗ zes Verwaltungs⸗System zu bewilligen; eine solche Solidarität könne die Kammer nicht übernehmen; einer schwie⸗
dem
Der Précurseur de Lyon melder unterm 17. Dezem⸗ ber: „Lyon befindet sich in einem Zustande der vollkommensten Ruhe, und Alles ist wieder in das gewöhnliche Geleise zurüickge⸗ treten, gleich als ob wir schon zehn Jahre von unserer Katastrophe entfernt wären. die Bestellungen haben bei weitem nicht so sehr abgenommen, als man befürchten mußte. Die Fremden stehen unter der streng⸗ sten Aufsicht; von allen Reisenden werden an den Thoren hei der Ankunft, wie bei der Abreise, Pässe verlangt; die Arbeiter drängen sich täglich in die Bureaus der Matrie, um sich die ge⸗ setzlich vorgeschriebenen Scheine ausfertigen zu lassen. Gegen mehrere Individuen wird, wegen Theilnahme an den Unruhen, die gerichtliche Untersuchung fortgesetzt.“
Der Privat⸗Secretair des Hrn. C. Pörier, Viec. von Hau⸗ bersaert, hat gegen die Quotidienne und Tribune, die von einer zwischen ihm und Hrn. P'’rier vorgefallenen heftigen Scene ge⸗ sprochen hatten, einen Diffamations⸗Prozeß anhaͤngig gemacht, der gestern vor Gericht verhandelt werden sollte, aber wegen Krankheit des Redacteurs der Tribune, Hrn. Bascans, auf acht Tage verschoben werden mußte.
Außer der Quotidienne sind vorgestern auch der Courrier ie ['Europe und le Mouvement in Beschlag genommen worden.
Der Constitutionnel enthätt in B zug auf die Landung
und Gefangennehmung des General Torrijos Folgendes: „Einen uns vorliegenden Privat⸗Kortespondenz zufolge, sind der General Torrijos und seine Gefährten keine wezes von der Enzlischen
Behörde gezwungen worden, Gibralrar zu verlassen, sondern ha⸗
rigen Lage lasse sich wohl etwas zu gute halten, und man könne
sich wohl erklären, wie das Minssterium durch die Berichte der Verwaltungs⸗Beamten habe getäuscht werden können; zwischen der Nachsicht und dem Beifalle liege aber noch eine gewaltige Kluft. Graf Sebastiani rief bei diesen Worten: „Wir ver⸗
langen nur Gerechtigkeit und keine Nachsicht!“ Aber Hr. Odi⸗
lon⸗ lich, daß er unter dem von ihm gemachten Vorbehalte dem obi⸗ gen Vorschlage des Hrn. Dupin beitrete. Es wurde sonach übrr die Aufschlüsse in Bezug auf die Lyoner Ereignisse zur Tagesordnung geschritten. Am folgenden Tage wollte Hr. C. Périer den zweiten Theil seines Vorctrages, hinsichtlich der sogenannten Embrigadements der Arbeiter, im verflossenen
Monat Juli halten.
Paris, 21. Dez. Laut einer Königl. Verordnung vom gestrigen Tage ist der Präfekt des Rhone⸗Departements, Herr Bouvier⸗Dumolard, von der Liste der Staatsräthe im außeror⸗ dentlichen Dienste gestrichen worden.
Der König hat dem Maire des 12ten hiesigen Bezirks die
Summe von 2000 Fr. zur Vertheilung unter die Armen über⸗ sendet. Ueber das gestrige Zusammentreffen des Herrn C. Périer und des Herrn Bouvier⸗Dumolard enthalten hiesige Blätter Fol⸗ gendes: „Herr Bouvier⸗Dumolard hatte der gestrigen Sitzung in der für die Staatsraͤthe vorbehaltenen Tribune beigewohnt und der Diskussion uber die Lyoner Ereignisse ziemlich gleichgül⸗ tig zugehört, dis Herr Périer Stellen aus seiner Korrespondenz mittheilte und unter Anderem von 14,000 Fr. sprach, die Herr Dumolard für Polizei⸗Alusgaben erhalten habe. Da die Sitzung auf eine kurze Zeit suspendirt war, während die Kronleuchter an⸗ gezündet wurden, so verließ Herr Dumolard die Tribune, um mit Herru Périer, der sich eben aus dem Sitzungs⸗ nach dem Konferenz⸗Saale begab, zusammenzutreffen; er klopfte stark an die Thüre, die von seiner Tribune nach dem Gange führt, in welchem sich das Erfrischungs⸗Büffet befindet, und wo eine Menge von Deputirten versammelt war; einer der Letzteren öffnet, und Herr Dumolard tritt ein, indem er Heren Coudere, einen der Deputirten des Rhone⸗Departements, zu sprechen ver⸗ langt, um ihn mit der Antwort auf die Behauptungen des Herrn C. Périer zu beauftragen. In diesem Augenblicke wird Herr Dumolard des Prästdenten des Minister⸗Raths ansichtig, und wendet sich mit drohender Geberde und mit den Worten an ihn: „Sie haben die Kammer getäuscht; Sie haben meine Kor⸗ respondenz unwürdig verstümmelt und entstellt; ich gede Ihnen hiermit ein öffentliches Dementi.“ Die Huissters brachten, von einigen Freunden Herrn Périer's unterstützt, Herrn Dumolard sogleich fort, der sich nach der Tribune zurückbegab, seinen Hut nahm und verschwand. Bald darauf trat einer der Quästoren, Herr A. von Laborde, von der bewaffneten Macht begleitet, in die Loge des Staatsraths ein, um Herrn Dumolard mit Gewalt aus derselben zu vertreiben.“ — Der National sucht es zu entschuldigen, daß man Herrn Dumolard in einen der inneren Gänge gelassen habe, da früher jedem Fremden, sobald er von einem Deputiecten eingeführt worden, der Zutritt in dieselben ge⸗ stattet worden und diese Sitte etwa erst seit einem Jahre abge⸗ kommen sey. (Vergl. die Sitzung der Deputirten⸗Kammer.) — In Folge des obigen Vorfalls hat Herr Bouvier⸗Dumolard fol⸗ gendes, an die Redactionen des Courrier frangais und des National gerichtete, Schreiben in diese beiden Blätter einrük⸗ ken lassen:
„Paris, 20. Dez. Mein Herr! Als ich nach mehrtaͤgigem Weigern die Praͤfektur des Nhone⸗Departements annahm, brachte ich dem Koͤnige und dem Vaterlande meine Unahhaͤngigkeit, meine Neigungen und Gewohnheiten, meine Gesundheit und wichtige Privat⸗Interessen zum Opfer. Bei den beklagenswerthen Lyoner Ereignissen setzte ich mein Leben aufs Spiel, um die Koͤnigl. Auto⸗ ritaͤt unter einer großen, zum Theil irregeleiteten, Bevoͤlkerung auf⸗ recht zu erhalten. Ich setzte meiner Hingebung nur eine Schranke, die ein rechtlicher Mann nie uͤbertreten oder uͤbertreten lassen darf. Der Herr Praͤsident des Minister⸗Raths hat diese Schranke um⸗ gestoßen. Wenn einer Regierung die Ehre ihrer Beamten und des geringsten Buͤrgers nicht eben so heilig ist, als die goͤttlichen Gesetze, wenn sie dieselben dem Bedürfnisse, Ibre Fehler zu ver⸗ decken und ihre Verantwortlichkeit zu erleichtern, zum Opfer bringt, so ist die oͤffentliche Moral aufgehoben, die Triebfe⸗ dern der Antoritaͤt werden schlaff, die Unordnung beginnt und kann nur mit Anarchie oder Tyrannei endigen. Von zwei Faͤllen ist nur der eine moͤglich: entweder sind die mir von dem Herrn Praͤsidenten des Minister⸗Raths gemachten Vorwuͤrfe gegruͤndet, oder er glaubt selbst nicht daran. Im ersteren Falle ist es Pflicht⸗ vergessenheit und Feigheit, daß man mich noch nicht abgesetzt, viel⸗ mehr mir gestern noch angezeigt hat, daß ich nicht abgesetzt werden wuͤrde; was soll man aber im jisithf Falle von der Offen⸗ heit und Loyalitaͤt des Hrn Praͤsidenten des Conseils denken, von der er so oft spricht? ich komme seiner Un⸗ e v indem ich den Koͤnig in einer Supplik, die ch so eben an ihn richte, bitte, meine Abdankung als Praͤfekt des Rhone⸗Departements annehmen zu wollen. Ich muüͤßte keinen Tropfen edlen Blutes mehr in meinen Adern haben, um auch nur noch einen Augenblick laͤnger Mitglied einer solchen Verwaltung bleiben zu wollen. Ohnehin bedarf ich meiner ganzen Freiheit, um dem Herrn Praͤsidenten des Conseils, so wie dem Handels⸗Minister zu antworten, und ich bitte Sie, mir fuͤr diesen Zweck die Kolum⸗
nen Ihres Blattes zu eroͤffnen. Ich habe Stoff fuͤr mehrere Tage.
Genehmigen Sie u. s. w.“
Barrot wiedecholte seine Worte und bemerkte schließ⸗
1
verboten sey. ETE1616“
ben eine neue Landung in feidlicher A sicht versuchen wollen. Die
Behörden waren bald von dem Taue und Orte der beaslcheg⸗ ten Landung unterrichtet, und es wurden swhleunige Befehle er⸗⸗
theilt, die Flüchtlinge auf dei Meere festzunehinen; Tormict entging den Schiffen, landete und faßte an einem Orte Pest⸗ den die Einwohner, um sich nicht zu kompromittiren, eitig ver⸗ ließen. Bald kamen Linien⸗Teuppen an, umringten die Ssteb Basonett auf die Flüchtlinge los, die sich auf Diseretion erga⸗ ben. Die Königl. Truppen verloren drei Todte und acht Ver⸗ wundete. Wie wir erfahren, hat General Lasahette einen diin⸗ genden Schritt beim Minister der auswärtigen Alngelegenheiten gethan, und ist von unserer Regierung ein Courier an das Spa⸗ nische Kabinet abgefertigt worden. Auch Lord Granville, der Englische Botschafter, soll seinerseits an seinen K. ollegen in Ma⸗ drid geschrieden und ihn aufgefordert haben, die Bemühungen der Französischen Regierung mit seinem ganzen Euflusse zu un terfititzen. Selbst die Königin der Franzosen soll ihre Nichte, die Königin von Spamen, in einem eigerhändigen Schreiden
glücksgefährten unter ihren Schutz zu nehmen. Die Gemahiinn des Generals, die sich hier befindet, wird underüglich nach Ma⸗ drid abreisen.“
Dasselbe Blatt spricht von einer Note, welche das Ma⸗ drider Kabinet an alle Eurepäische Höfe worin im Wesentlichen gesagt seh, daß, einem zwischen den Ki⸗ nigen von Portugal und Spanien abgeschlesseuen Offensv⸗ und Defensiv⸗Vertrage zufolge, der König von Spamien die Regie⸗ rung Dom Miguels I. gegen jeden inneren und äußeren Angrif unterstützen werde. Auch aäußert der Constirutionnel seine Verwunderung darüber, daß, obgleich Ludwig Philipp ven aller Europäischen Mächten und auch von Spanien anerkannt sey dennoch die Einführung seines Porträts mit dem Titel eines Königs der Franzosen in Spanien durch ein Königl. Dekag
“ Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Uinterhaus. Siz⸗ zung vom 17. Dez. Im Aufang der heutigen Sitzung trug Hr. Herries auf Vorlegung mehrerer Papiere in Betreff da Ru sisch⸗Holländischen Anleihe an, welche, da Lord Althorh nichts dagegen einzuwenden hatte, genehmigt wurde. Hr. Cour⸗ tenay zeigte an, daß er unmittelbar nach den Ferien einen Ar⸗ trag in Bezug auf die Verhältnisse Englands zu Portugal machen werde. Demnächst eröffnete Sir R. Inglis die De batte über die Reform⸗Bill. Er sprach sich gegen die selbe aus und sagte, daß, seiner Meinmung nach, die einzige schleunige und zufriedenstellende Erledizung des Gegenstandeg die seyn würde, die Bill sogleich zu verwerfen, und hoffe, daß das Obderhaus denselben unabhängigen Geist, wi früher, an den Tag legen werde. Herr S. Wortley erklärtz daß, obgleich er sich der früheren Bill widersetzt, er doch de Wunsch habe, eine gemäßigtere Maaßregel zu unterstützen. . hätte gehofft, daß dies bei der vorliegenden Bill würde der Fa seyn können; aber leider sehe er sich darin getäuscht. Denn wen er auch gern zugeben wolle, daß bedeutende Verbesserungen voff genommen worden, so wären doch die Grundsätze der neuen Bil ebenfalls der Art, daß sie auf seine Unterstützung keinen Ausvrut machen könnten. Nachdem sich noch mehrere Redner theils füß theils gegen die Bill hatten vernehmen lassen, erhob sich Lor John Russell und äußerte sich im Wesentlichen folgenden maßen:
W ich mich noch auf einige Erlaͤuterungen, den Grund satz der Bill betreffend, einlasse, sehe ich mich genoͤthigt, auf ein so haͤufig wiederholte Bemerkung zu antworten. Man hat naͤmlic behauptet, daß es in der gegenwaͤrtigen Zeit der Aufregung unpah send sey, uͤber den vorliegenden Gegenstand zu herathschlagen, ung daß es besser, weit besser seyn wuͤrde, ruhige und friedliche Zeite abzuwarten, damit die Mitglieder ihre ungetheilte Aufmerksamkch einer Sache schenken koͤnnten, von der sie jetzt so oft durch beuß⸗ ruhigende Ereignisse abgezogen wuͤrden. Wenn es wuͤnschenswert ist, diese Frage in Zeiten der Ruhe abzuhandeln, so war ich nit mals derjenige, der sich in solchen Zeiten der Eroͤrterung derselben widersetzt hat. (Hoͤrt, hoͤrt!) Die sogenannte Conservations⸗Parta war es, die es viele Jahre lang fuͤr desser hielt, die Dinge zu laß⸗ sen, wie sie waren, und die Folge davon ist, daß wir jetzt genoͤthigt sind, eine Frage zu eroͤrtern, welche, ich muß es bekennen, da sie große Veraͤnderungen mit sich bringt, nicht ganz ohne Gefahr ist (Hoͤrt! von det Opposition), die aber dennoch jedenfalls unendlich heilsamer ist, als das Verbleiben in dem Zustande, in welchem wir uns jetzt befinden. (Beifall von den Ministerial⸗Baͤnken) Man hat nicht minder ver⸗ sucht, die neueste Franzosische Repolution, sowohl an sich als in ihren Resultaten, auf eine nachtheilige Weise mit der Frage, wel⸗ che uns jetzt beschaͤftigt, und mit ihren muthmaaßlichen Folgen iu vergleichen. Was hat die Franzoͤsische Revolutien hervorgebracht⸗ Polignac erließ Verfuͤgungen, die der Charte entgegenliefen; wat es ein Verbrechen, sich dagegen zu erheben? Ich hoffe, daß kein Mitglied dieses Hauses, wenn es morgen in der Hof ⸗Zeitung eine
roclamation laͤse, durch welche die Preßfreiheit unterdruͤckt wuͤrde, ich verpflichtet fuͤhlen wuͤrde, derselben Gehorsam zu leisten. Die Uebel, welche aus der Franzoͤsischen Revolution hervorgegangen sind/ sollten billigerweise denen nicht zugeschrieben werden, welche sich nur der Tyrannei widersetzt haben. Frankreich ist den Uebeln, wel⸗ che aus einer gewaltsamen Veraͤnderung entspringen, durch die thoͤ⸗ richte Hartnaͤckigkeit der vorigen Regierung ausgesetzt worden; un
was war die Folge dieser Veraͤnderung? Ist etwa die administra⸗
ie Fabrik⸗Arbeit beginnt allmälig wieder t 8 1— Hdie eene 9 88 „ vn 8 der Hauptstadt und in den Provinzen wiederherzustellen. Ich
dringend ersucht haben, den General Terrijes und seine Un
gerichtet habe, unpsegt habe
8 “ “ W
tibe Gewalt in die Haͤnde der Anfuͤhrer der Bewegungs⸗Partei ge⸗ fallen? Nein. Herr. Perier, der sich auf gleiche nce Nurt Ekn⸗ riffen einer willkuͤrlichen Gewalt und den demokratischen Umtrie⸗ hen widersetzt hat, nimmt in dem Rathe Ludwig Philipp's den er⸗
en Platz ein, und es ist ihm gelungen, das oͤffentliche Vertrauen
sehe in den Ereignissen in Frankreich nur die Lehre, daß man sich nicht der Gefahr aussetzen muß, welche mit dem hartnaͤckigen An⸗ sreben gegen den Geist der Zeit verbunden ist. (Beifall.) — Bei der dem Hause vorliegenden Maaßregel koͤmmt im Grunde wenig darauf an, welches die Zahl der abzuschaffenden Ernennungs⸗Burg⸗ fjecken ist; denn die Zeiten sind vorbei, wo irgend eine Regierung durch sie geleitet werden koͤnnte. Auch ist laͤnger kein Grund vor⸗ handen, die Nuͤtzlichkeit solcher Burgflecken darauf hin zu verthei⸗ digen, daß talentvolle Maͤnner durch sie den Eintritt ins Parla⸗ ent erlangen koͤnnten. Dieser Punkt ist sehr uͤbertrieben worden, nd es bedarf wohl keiner weitlaͤuftigen Auseinandersetzung, um zu beweisen, daß jener Vortheil durch eine freie Volkswahl noch hei weitem besser erreicht wird. Die Befugniß des Parlamentes, ie Repräsentation zu aͤndern, kann nicht in Zweifel gezogen wer⸗ den. Herr Pitt hat solches zur Zeit der Union zugegeben und hat bogar behauptet, daß ein Mitglied verfassungsmaͤßig dafuͤr stimmen oͤnne, daß dem Platze, den es selbst vertritt, das Wahlrecht entzo⸗ gen werde. — Wenn ich der Meinung hin, daß die 10 Pfund⸗ Quote nicht zu niedrig ist, so glaube ich aber guch, daß sie niedrig genug ist. Bei einer groͤßeren Herabsetzung wuͤrde eine Klasse von Waͤhlern zum Vorschein gekommen seyn, die gewissen Personen, velche gegen Uebel deklamiren, die nicht vorhanden sind, und Mit⸗ el versprechen, welche die Reform nicht veeschaffen kann, ein ge⸗
eigtes Ohr lethen. Gleich Herrn For wuͤnsche ich nicht zu sehen,
daß die Waͤhler regimenterweise zur Wahl⸗Tribune gefuͤhrt werden; 11ö1“ 8 3 2 geführt werden; Die Majorität, welche für die zweite Lesung der Reform⸗Bill
gestimmt, beträgt gerade die doppelte Zahl der Mmorität; 52 Mitglieder von beiden Seiten des Hauses haben nach gegensei⸗ tiger Verabredung (Abpaarung, wie es in der Englischen Parla⸗ ments⸗Sprache heißt) keinen Theil an der Abstimmung ge⸗
ine unabhaͤngige und aufgeklaͤrte Wählerschaft wüͤnsche ich zu se⸗
en, und eine solche wird England durch die neue Bill erhalten!
Betfall.) Zu Zeiten Sir Robert Walpole's hatte der damalige Sprecher des Unterhauses, Herr Serjeant Onslow, den Muth, zu
agen, daß das parlamentartsche Bestechungs⸗System der Art sey,
daß kein rechtlicher Mann dasselbe billigen koͤnne; er gab als Mit⸗ il zur Abstellung der Mißbraͤuche die Abschaffung der kleinen Burg⸗ lecken und die Verleihung von Vertretern an groͤßere Staͤdte an, nd fuͤgte hinzu, was jetzt als der Ausspruch eines prophetischen Geistes angesehen werden kann, daß der Ruhm des Fuͤrsten groß
eyn wuͤrde, der an dieses Werk der Wiedergeburt Hand anlegen ünnd freiwillig sein Volk von den Ketten dieses verderbtichen Systems pefreien wuͤrde. Es ist der Stolz der jetzigen Minister, daß sie dem
Fuͤrsten dienen, der diesen Ruhm erwerben wird!“ (Großer Beifall.) Sir Charles Wetherell ließ sich sehr ausführlich gegen die Bill vernehmen, ohne indeß neue Argumente vorzubringen. Er öorückte die Besorgniß aus, daß die politischen Uniöonen von Birmingham und Manchester mit der Bill mcht einverstanden
leyn mochten, und daß daraus noch große Hindernisse für die
Rezierung, für die jene Unionen eine Autoritat wären, entstehen Hürsten. Hr. Stanley bemerkte, daß der vorige Redner sich täusche, venn er glaube, daß die Unienen nicht günstig für die Bill gestimmt varen. Seine Korrespondenten hätten ihn in dieser Beziehung
Ffalsch berichtet. Der vorige Redner habt sich auch darüber beklagt,
die Argumente der Opposttion nicht hintänglich wider⸗
Er wisse aber wirklich nicht, wie das bei den wider⸗ prechenden Vorwürfen, die man der Regerung mache, möglich ey. Der Eine sage, man errichte eine 10 Pfund⸗Aristokratie,
baß man
der Andere nenne es eine Krämer⸗Oligarchie, ein Deitter be⸗
eichne das neue System als eine zuzellose Demokratie, während in Vierter behaupte, daß es direkt zum allgemeinen Stümmrecht ühre. Der edle und gelehrte Sir, welcher eden gesprochen, habe nun sogar behauptet, daß es ein System der Ernennung sey. Gelächter.) Also ein Ernennungssystem auf der einen und all⸗ emeines Stimmrecht auf der anderen Selte — und dann wolle
man auch noch auf gründliche Widerlegungen Anspruch machen!
Der Redner machte im Verlauf seines Vortrages den Gegnern er VBill den Vorwurf, daß es gewe ssermaßen eine Undankbarkeit heerseits sey, sich der vorliegenden Maaßregel zu widersetzen, da och die Gegner der katholischen Emancipation, als es sich um ie Ruhe des Landes gehondelt habe, ihre Opposition ufgegeben hätten. Hieraus nahm Sir Robert Peel Veranlassung, auf das von der Wellingtonschen Verwal⸗ ng sowohl in Bezug auf die katholische Emancipation, s auf Reform beobachtete Verfahren ausführlich zurückzu⸗ ovommen. Demnächst deutete er wiederum darauf hin, wie sehr as Land sich dem Oberhause wegen Verwerfung der früheren ill dankbar verpflichtet fühlen müsse, da der Gegenstand reif⸗ cher überlegt werden könne und schon gegenwärtig nicht unwe⸗ ntliche Verbesserungen daraus erfolgt wären. Er widersetze sich er Bill, sagte der Redner, weil er sich von jeder Theilnahme n der Berantwortlichkeit für diese Maaßregel lossagen zu müssen laube, und er stimme gegen die zweite Lesung, nicht weil er offe, daß er hier in seiner Opposttion siegreich seyn werde, sondern um nen feierlichen Protest gegen eine der größten und übereiltesten beränderungen, die jemals mit einer Constitution vorgenommen orden wären, einzulegen. Die Britische Constitution sey so t, daß keine Veränderung damit vorgenommen zu werden auche; denn es sey die beste, welche jemals existirt habe. Er achte hierauf bemerklich, wie sehr die Vertheilung der Mitglie⸗ r für die drei Theile des Königreichs Anlaß zu Unruhen und Miß⸗ rgnügen geben würde, und forderte die Minister dringend auf, noch he das Haus sich vertage, über die Anzahl der Parlamentsmitglieder, sonders in Bezug auf Irland, eine beruhigende Mittheilung machen. Schließlich erklärte Sir Robert, daß er bis zum ten Lugenblick der gegenwartigen Bill den heftigsten Wider⸗ and leisten und so nach seinen Kräften dazu beitragen werde, as Land vor den Gefahren des um sich greifenden demokrati⸗ hen Geistes zu beschützen. — Da die Mitternachtsstunde heran⸗ ahte, so wurde die Versammlung ungeduldig und wollte zum stimmen schreiten. Hr. Hunt wußte sich indeß noch einige ugendlicke Gehör zu verschaffen, wesche er dazu benutzte, um erklären, daß das Englische Volk mit der gegenwär⸗ gen Bill nicht zufrieden seyn könne und würde, indem dieselbe i arbeitenden Klassen Alles nähme und Nichts gäde. Hier⸗ f wurde über die zweite Lesung abgestimmt. Das Resultat eser Abstimmung war: . für die zweite Lesung 324 111414141424“—
Mojorität 62 das Haus vertagte sich am Sonntag Morgen um halb Uhr bis zum 17. Januar kft. J.
London, 20. Dez. Vorgestern (am Sonntage) hielten mmiliche Minister im auswärtigen Amte einen Kabinets⸗Rath, r über drei Stunden dauerte. b V
Gestern hatte zuerst der Fürst Talleyrand und alsdann Sir
Sg. 8
bends nach seinem Landsitze East⸗Sheen abgereist ist. „Der Konferenz“, heißt es im Courier, der von
der ntwort des Königs der Niederlande auf die 24 Alrtikel spricht, bleibt jetzt die Wahl unter folgenden drei⸗ Auswegen: sie zieht h enrweder von der Vermittelung ganz zurlck und überläßt es olland und Belgien, ihren Streit nach eigenem Belieben zu
vieler ehemaligen Gegner, und der gemilderte Ton der
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endigen, oder sie beharrt bei ihrer Entscheidung, indem sie gegen Holland mit Zwangs⸗Maaßregeln auftritt, oder sie geht Lolich von neuem weeder an die Acbeit und erwägt abermals die An⸗
sprüche der beiden Parteien, ohne das Urtel zu beachten, das sse
bereits gesprochen hat. Wir maßen uns nicht an, zu einem die⸗ ser drei Auswege besonders anzurathen, und bemerken nur, daß es von Anfang an am besten gewesen wäre, wenn man sich in den Streit der beiden Nationen gar nicht eingemischt hätte.“
Dem Windsor⸗Expreß zufolge, durfte die schon bezwei⸗ felte Pairs⸗Creirung, zu der der König bereits seine Z stimmung gegeben haben soll, dennoch stattfinden, doch würde die Zahl der neu zu creirenden Pairs von den Ereignissen abhängen, die wahrend der Weihnachts⸗Ferien auf die Reform⸗Frage einen Ein⸗ fluß üben möchten.
Im Courier liest man: „Wir vernehmen, daß die Anti⸗ Reformisten die Vermehrung der Majorität bei der zweiten Le⸗ sung der Reform⸗Bill der Abwesenheit mehrerer ihrer Freunde zuschreiben; können wir jedoch nicht diese Abwesenheit wieder
zum größten Theile der Ueberzeugung beimessen, daß jeder ser⸗
nere Wederstand nicht bloß vergeblich, sondern auch ganz unzweck⸗ mäßig seyn würde? Wir sind überzeugt, daß Viele aus lödlichen Motiven weggeblieben sind; ja, auch im Oberhause läßt sich etwas Aehnliches erwarten. Zwar ist nicht zu glauben, daß diejenigen, die gegen die vorige Reform⸗Bill gest mmt, für die jetzige seyn werden, doch kann sie nichts verhindern, an der Sache zu sichern, die bekämpft zu haben sie jetzt bedauern.“
nommen.“
Bei unserer Marine werden ansehnliche Besörderungen er⸗ wartet; namentlich sollen viele Capitaine zu eldmiralen erhoben werden. Doch will das Ministerium erst die Reform⸗Frage er⸗ ledigt haben, bevor diese Beförderungen publizirt werden.
Die Berichte über den Gesundheits ustand des Herzogs von
Wellington lauten immer besgedigender; man hofft, deuselben bald wieder ganz hergestellt zu sehen.
8* Die (gestern erwähnten) Umuhen in der Irländischen Graf⸗ schaft Kilkenny waren sehr ernsthafter Art und noch immer gehen betrübende Berichte von dort ein.
In den Kohlenminen bei Wigan hat vor einigen Tagen durch Entzündung brennbarer Luft eine Exploston stattgefunden, bei welcher 28 Menschen das Leben verloren habden.
Abermals ist eines von den früher mit Embargo belegten Schiffen Dom Pedros freigegeben worden; an die Stelle der
zu Plymouth eingelaufenen Fregatte sollen nun zwei Fahrzeuge
eringerem Umfang für die Expedition ausgerüstet werden. Im John Bull befindet sich ein Artikel, in welchem von der in Liverpool geschehenen Einschiffung einiger Seeleute, die von den Agenten Dom Pedro's angeworben worden, Bericht er⸗ stattet wird. Das genannte Blatt fügt hinzu, daß dies ein neuer Beweis von dem Verkehre sey, den die Regierung unter der Hand mit dem Liberalismus treibe; zuerst habe sie mit O'Connell über die Stelle eines Irländischen General⸗Anwalts, alsdann — freilich in umgekehrtem Sinne — mit den Lords ö8 und Wharneliffe über eine Modification der Reform⸗ Bill und endlich mit den Porugiestschen Constitutionnellen über eine Landung in Portugal heimlich verkehrt und unterhandelt. Der Courier, welcher den ehemaligen Admiralitäts⸗Secretair Herrn Croker für den Verfasser dieses Artikels hält, bemerkt da⸗ zu: „Was den ersten Vorwurf betrifft, so haben sowohl Graf Grey als Herr O'Connell öffentlich erklärt, daß nie⸗ mals eine Unterhandlung übder die Stelle des Irländischen Ge⸗ neral⸗Anwalt zwischen ihnen gepflogen worden; hinsichtlich des zweiten Punktes ist wohl das heimliche Unterhandeln, wenn ein solches überhaupt stattgefunden, von Seiten der Anti⸗Reformi⸗ sten ausgegangen; drittens aber ist zu bvemerken, daß die Agenten der Regierung nicht bloß keine Anweisung, die Anwerdungen für Dom Pedro zu begünstigen, sondern vielmehr die strengsten Be⸗ fehle hatten, sich jeder Handlung zu enthalten, die auch nur als Gleichgültigkeit von Seiten des Ministeriums gegen eine zu Gunsten Dom Predro's geschehene Verletzung des Gesetzes aus⸗ gelegt werden könnte. Es läßt sich zwar denken, daß Männer von ehrenwerther Gesinnung den Umsturz der jetzigen Portugie⸗ sischen Regierung wünschen, wir fordern jedoch den Ex⸗Secretair
von
der Admiralität auf, durch irgend etwas darzuthun, daß Lord
Palmerston oder einer seiner Kollegen die Bemühungen Dom
Pedros durch eine Handlung unterstützt habe, die mit ihrer Pflicht
gegen das Land unverträglich wäre.“
Der Medical Gazette zufolge wird von den beiden
Aerzten, welche in St. Petersburz die Cholera beobachtet haben, Dr. Russell zum Baronet und Dr. Barry zum Ritter ernannt werden.
Im Börsen⸗Berichte der Times liest man: „Die Reise des Herrn Rothschild nach Calais und der muthmaaßliche Zweck derselben — die Abschließung einer Anleihe für Belgien — ha⸗ ben an unserm Geldmarkte großes Interesse erregt. Eine An⸗ leihe für einen neuen Staat, die unter so kitzlichen Umständen gemacht werden soll, die außerdem dessen erste Operation ist und einen Barometer für den Kredit dieses Staates abgeben soll, hätte, wie man billigerweise glauben müßte, als Supplikantin vor der Thüre jenes großen Kapitalisten erscheinen müssen, statt ihn zu ver⸗ suchen, sich um diese Jahreszeit der Gefahr einer Reise über den Kanal auszusetzen. Daher vermuthen auch unsere City⸗Politiker, daß diese Reise noch einen ganz anderen Zweck, als eben jene Anleihe haben müssse. dem Haag gehen werde, um auch mit der Holländischen Regie⸗ rung ein Finanz⸗Geschäft abzuschließen.“
Nord⸗Amerikanischen Blättern zufolge, soll General Santander Aussicht haben, wiederum an die Spitze der Kolum⸗ bischen Republik gestellt zu werden.
Die Nachricht von der Erhöhung des Russischen Einfuhr⸗ zolls um 12 ½ Bestürzung erregt.
— — London, 20. Dez. liber die Reformbill zur Entscheidung zu kommen, dehnte am Sonnabend seine Sitzung bis nach Mitternacht aus, und ent⸗ weihete auf diese Art den Sonntag durch Geschäfte; doch dürfte
das Land demselben diese ungewöhnliche Entheiligung des in 1 England so streng gefeierten ancis Burdett eine Unterredung mit dem Grafen Grey, der
Ruhetages gern verzeihen, da es daduch die ermüdende Reform⸗Frage dem Schlusse so entschie⸗ den näher gebracht hat. Das zweite Verlesen der Bill 324 Stimmen gestattet worden und zwar durch eine von 162 oder 2 gegen 1. Zwar finden wir nur einen Namen von denen, welche sonst als deren Gegner estimmt hatten, unter den Freunden der Reform. Aber die greiwill ge Abwesenheit
lens und van Tuyll. Es heißt, daß Hr. Rothschild spater nach
V hatten sich Freunde
pCt. hat heute an unserem Waarenmarkte große Sectionen die Lrsung des Vorschlages der Herren Seron und Das Unterhaus, um schnell Roraulx in Betreff des Elementar⸗Unterrichtes bewilligt hatten. Herr Seron sagte,
ist durch
Mehrheit 3 thung auf künftigen Sonnabend festsesetzt. N chdem Hr. Goe⸗
Oppo si⸗ † wurfe über die
tion überhaupt, läßt hoffen, daß ein großer Theil der Tories zur
Einsicht gekommen, daß die gewissen Uebel, welche von emnee .
zweiten Verwerfung zu erwarten stünden, weit mehr zu befurchten seyen, ats die theor etischen, denen sle bei jeder wichtigen Veräu⸗ derung in der Regierungsform entgegensehen. Wud die Bill nun zum zweiten Mal, und zwar mit einem solchen Zu vach⸗ von Stimmen ins Oberhaus geschickt, o steht zu erwarten, daß, wenn dieses sie auch in einigen Punkten modificiren sollte, es ste doch nicht noch emmal verwerfen werde. Deswegen glaubt man auch, daß ein Zuwachs von 30 bis 35 Mitgliedern hmreichen werde, um den Muimstern die Mehrheit in demselden zu sichern. Uebei⸗ gens ist die jetzige Bill um vleies besser, als die verige, und manche dürften darin einen Grund sinsen, ihre Opposteion z
rück)nnehmen. Die Begebenheiten in Irland können dann auch ihre Wrkung nicht ganz verfehlen. Dort wüthet nämlich vo
Seiten der Katholischen Bauern ein Krieg gegen den Zehnen, welchen die protestantische Geisttichkeit der Staatskirche bis jetzt von ihnen dezogen, und durch List und Gewalt ist es denselden gelungen, die Gesetze in dieser Hinsicht so unwrksam zu machen, daß viele Geistlichen mit ihren Reecaser. nachdem sle Kutschen und Pferde (denn gar manche veimochten derglelchen zu halten), Bücher und Mödel verkaufen müssen, von Almosen leben. Der Bauer, scheint es, thut fürs erste nichts, als daß er — nichs bezahlt; dem Geistlechen bleibden dann mancherlei gerichtliche
Mittel offen, um ein Dekret für die Bezahlung Ewirken; 18 2 um e zahlung zu erwirken Abstimmung keinen Theil zu nehmen und so den Erfolg einer 2
diese sind indessen sehr kostspielig und mussen aus seiner eigenen Tasche bestritien werden. Nun aber geschieht es mit Lebensge⸗
fahr, daß ein Gerichtsbote das Dekret mittheilt, und es sollen
sich jetzt nur noch wenige Leute finden, die dazu den Muth ha⸗ ben. Ist aber seldst die Maettheilung geschehen, so bezahlt darum der Bauer noch immer nichts und läßt sich pfänden. Dies er⸗ fordert nun wieder eine starke Bedeckung von T uppen oder Polizei⸗Soldaten, und führt (wie vor einiger Zeit zu Newtonbarry⸗ und Castlepollard, und ganz vor kurzem wieder in jener Gegend gesche⸗ hen) häusfig zu Gefechten, in denen viele Menschen das Leben verlieren. Hat mam aber mitten durch alle diese Mühen, Kosten und Gefahren
das Vieh genommen, weiches dann durch ein glühendes Eisen
G
gezeichnet werden muß, so will nicht nur in Iclland, sondern selbst in England (wohin man als letzte Zuflucht mehreres ge⸗ schickt) niemand darauf bieten, und man hat es nicht selten dem Eigenthümer zurückgeben müssen. Eme solche stillschweinende
Verschwörung gegen die Geistlichkeit, die sich sogar bis nach Eng⸗
land ausdehnt, ist ein warnendes Zeichen der Zeit, und soute in der That den Uitra⸗Tories die Augen öffnen, die leisen Anden⸗ tungen der Unzufriedenheit niemals Gehör geben wollen, denn es muß sle überzeugen, daß bei ihrem fortgesetzten Widerstande gegen die Reform, ein Aehnliches sich nach England, und zwer nicht nur in Hinsicht des Zehnten, sondern auch in Betreff der Steuern, und seldst des Zinses verbreiten dürfte. Leider aber darf man auf eine solche Bekehrung nicht mit Gewißheit rechnen, indem die Warnungen der Geschichte, und selbst der Begebenheiten, die sich unmittelbar vor unseren Augen ereignen, undeachtet an den ext emen Män⸗ nern jener Partei vorüberzugehen pflegen. Die erwähnten That⸗ sachen habde ich jedoch nicht bloß den Zestnen entlehnt, sondern selbst vom Munde des Irländischen Secretairs vernommen, des⸗ sen Angaben von Mitgliedern jeder Partei bestätigt wurden. Tluch haben beide Kammern auf den Vorschlag der Regierung Kom⸗ misstonen erwählt, um zu untersuchen, auf welche Weise der Kirche durch friedliche Mittel zu dem Ihrigen geholfen werden könne. Während man aber dieses hier thut, und Parlament und Regierung sich ernstlich bemühen, die Wunden des unglücklichen Irkand zu heilen, ist dort der Parteigeist eifrig beschäftigt, Brenn⸗ stoff anzuhäufen, um die Insel von einem Ende bis an's andere in Flammen zu setzen. O'Connell, unter dem Vorwande, die Regierung in ihrem Reform⸗Plane zu unterstützen, beschäftiat sich ernstlich damit, sowohl die Katholiken als demagogische Prote⸗ stanten gegen diese Regierung seldst und gegen England überhaupt aufzuregen und zu organistren; und die alten Orangisten stellen sich nicht nur ihm und seiner Partei, sondern als Protestanten den Kathollken, als Antweformisten den Freunden der Verbesse⸗ rung gegenüder und trotzen, auf ihre Anzahl und ihre Töepfe kert pochend, dem Parlament und der Regierung. Zu gleicher Zeit wird die Anzahl der unbeschäftigten Fabrikarbe ter im England und Schottland täglich größer, und muß es werden, da nebst vie⸗ len anderen Ursachen die Verbreitung der Cholera im In⸗ und Auslande Handel und Gewerbe hemmt. Die Bransst ftungen in den Meiterhöfen nehmen zu, und es scheint, da die Strenge des Gesetzes vergeblich versucht worden, kein anderes Mittet vor⸗ handen zu seyn, als durch große persönliche Aufopferungen die Kage der Arbeiter entweder durch innere oder ausmwärtige Cotoni⸗ sationen zu verbessern. Kurz die Begebenheiten drängen sich so sehr, und es zeigen sich so viele Schwierigkeiten und Gefahren an unserem politischen Horizont, daß die Erledigung der Reform⸗ Frage unmöglich länger verschoben werden zu konnen scheint. Auch wird das Parlament sich schon am 17. Jan. wieder ver⸗
sammeln.
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Aus dem Haag, 23. Dez. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurden die Bea⸗ thungen über den Gesetz⸗Entwurf zur Feststellung des ordentli⸗ chen Ausgaben⸗Budgets fur das Jahr 1832 eröffnet. Außer dem Fnanz⸗Minister waren auch die Muister des nuswärtigen, des Innern und der Justiz anwesend. Fur den Gesetz⸗Entwurf sprachen die Herren van Hemert, de Bordes, Frets und Corver⸗Hooft; dagegen die Herren van Swinderen, Lu⸗ zac, Forkema, van Nes, Rengers, Backer, van Boe⸗ Die Diskusston wurde gestern noch nicht beendigt und wird daher inder heutigen Sitzung fortgesetzt werden.
Der Dichter Bilderdyk ist gestern in Harlem mit arofem Pomp zur Eede bestattet worden; aus allen Gegenden Hollands des berühmten Mannes eingefunden, um dem Versterbenen die letzte Ehre zu erweisen.
Brüssel, 22. Dez. In der gestrigen Sitztung der Re⸗ präsentanten⸗Kammer zeigte der Präsident an, daß die
daß, da er unterrichtet sey, daß die R gie⸗
rung ein Gesoetz über den öffentlichen Unterricht vorlegen wolle,
er die Entw ckeiung des Vorschlages auf den 20. Jannar vei⸗
schoben zu sehen wünsche, wenn die Regierung nicht bis dahn deren Entwurf eingereicht habe. Herr Leclereg erstattete so⸗ dann Bericht üder das Budget der Mittel und Wege, und trug, vorbehaltlich einiger Amendements, auf die Annahme desselden an. Der Bericht wurde zum Druck verordnet und die Bera⸗
thals noch einen Bericht über den Transit des Zuckers abge⸗ stattet hatte, beschäftigte sich die Kammer mit dem Gesetz⸗Ent⸗ Recipisse der Anleihe der 12 Millionen, deren
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