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blicklichen Zweck zu erreichen) ein Vorrecht fordern, welches bei⸗ nahe an Despotismus gränzt, behaupten, daß einer kleinen Ab⸗ theilung des Adels, wie sie das Haus der Lords zu nen⸗ nen belteben, nicht verstattet seyn dürfe, die vereinten Wünsche des Königs und des Volkes zu vereiteln. Nun wird man sich erinnern, daß ohne die jüngste Einführung der Reform⸗ pairs die Mehrheit gegen die Bill im Hause der Lords sich nahe an 60 belaufen haben würde, also beinahe eben so groß gewesen wäre, als die Mehrheit bei den Gemeinen, welche einige wesent⸗ liche Klauseln der Bill unterstützte. Sodann müssen wir unsere Aufmerksamkeit einen Augenblick auf die Voraussetzung wenden, welche die Minister mit so viel Selbstgefälligkeit geltend machen — die Voraussetzung von der Einstimmigkeit des Volkes. Die kleinen Krämer von London und anderen großen Städten sind — dies geben wir zu — noch immer für „die Bill, die ganze Bill und nichts als die Bill,“ weil sie ihnen die Aussicht auf das Monopol der Staatsgewalt eröffnet. Die Doctrinairs sind ihr günstig, weil sie eine annehmliche Theorie ist. Der niedere Pöbel im ganzen Lande schreit noch immer nach der Bill, weil er hofft, durch dieselbe sich zuletzt in der allgemeinen Anarchie über die Klassen zu erheben, die über ihm stehen. Zahllose ruhige und wohlgesinnte Männer, die unter anderen Umständen gar keine Meinung über diesen Gegenstand haben würden, sind der Bill geneigt, weil man ihnen sagt: es müsse entweder eine Reform oder eine Revolution eintreten. Aber hier hört auch die Auf⸗ zählung auf. Eine fast tägliche Erfahrung zeigt, daß die große Masse von Raug, Reichthum und Bildung des Landes den Plan der Minister mit Widerwillen und mit Abscheu ansieht.“ Der Courier bemerkt gegen diesen Arttkel, daß Graf Grey nicht nach Brighton gegangen sey, um die neue Pairsernennung auszuwirken. Dies sey nicht mehr nöthig gewesen, da der Kö⸗ nig bereits vor mehreren Wochen sich auf eine Weise erklärt habe, die keinen Zweifel darüber lasse, daß er sich seines König⸗ lichen Vorrechtes bedienen werde, um die Reform⸗Bill durchzu⸗ setzen, sofern die Umstände dies nöthig machen sollten. Durch seiner Mutter Tod ist Herr Vesey Fitzgerald nun Lord (Baron) geworden und die Parlaments⸗Stelle für Ennis (Grafschaft Clare) im Unterhause erledigt. “*“ — — London, 6. Jan. Man erwartet jetzt taͤglich die Bekanntmachung der Patente von 30 bis 40 neuen Pairs, um as Ministerium in den Stand zu setzen (wie die Tories sagen), ie „schändliche revolutionnaire Bill“ durchzusetzen, oder (wie es die Freunde der Partei nennen) eine heilsame, von König und
Nation sehnlich verlangte und unvermeidliche Verbesserung im
Vertretungssystem zu bewirken. Die meisten dieser neuen Pairs sollen älteste Söhne von Pairs oder andere unmittelbare Erben bereits bestehender Titel sehn, durch welche die Vermehrung der Patrie nicht für die Dauer ist; dennoch hat Lord Grey sein Möglichstes gethan, diesen Schritt zu vermeiden, welcher auf jeden Fall das Oberhaus in den Augen der Menge herabsetzen muß und künftigen Ministern zu schlimmeren Zwecken als Vorbild dienen könnte; aber die Tories wollten sich durchaus in keinen Vergleich einlassen, wobei das Ministerium hätte vor dem Volke bestehen können; und der Schritt ist jetzt unvermeidlich. Während man sich aber hierüber und überhaupt über die Reform⸗Bill streitet, welche, wie alle andere Staats⸗ Veränderungen der Zeit, doch nur ein Werk des Geistes ist, welcher in der Zeit seine Thätigkeit darthut, wirkt dieser Geist bald in der Stille, bald laut und öffentlich, um andere Veränderungen vorzubereiten, welche in kurzem eben so unabwendbar seyn wer⸗ den, als jetzt die Parlaments⸗Reform. Die erste Reform wird das Kirchen⸗Eigenthum in Irland treffen; Katholiken sowohl als freisinnige Protestanten sind dort vereinigt, um jeden Vergleich zu verwerfen, wodurch die katholische Bevölkerung genöthigt seyn würde, immer noch zum Reichthume der protestantischen 2 beizutragen. Die Grund⸗Eigenthümer, meistentheils Leute, welche mehr verschwenden, als ihr billiges Einkommen gestatten würde, und die deswegen den Bauern das Mark aussaugen, möchten gern noch den Zehnten, worauf sle doch durchaus kein Recht haben können, in die eigene Tasche spielen. Aber die, welche kein Interesse der Art haben, wollen, daß der Staat diesen Zehenten ergreife und den Ertrag entweder unter die Geistlichkeit aller Konfessionen vertheile oder (die Bezahlung der Geistlichkeit de⸗ ren gegenseitigen Gemeinden überlassend) dieses reiche Einkom⸗ men auf andere Bedürfnisse verwende. Natürlich will die Re⸗ gierung dermalen von beiden Vorschlägen nichts hören und geht vielmehr mit dem Plane um, der protestantischen Geistlichkeit als Ersatz für den Zehnten eine ewige Rente von allen Ländereien zu sichern; ich zweifle aber sehr, ob sie dies wird in Irland ausführen können. In England, wo noch immer, wenn nicht die Mehrheit aller Bewohner, doch die Mehrheit der vermögen⸗ deren Klassen, sich zur Staatskirche bekennt, ist man dermalen noch zu einer Uebereinkunft bereit, welche der Geistlichkeit ins⸗ gesammt ein eben so bedeutendes Einkommen sichere, als sle jetzt genießt; und es würde von der Geistlichkeit höchst weise seyn, die Gelegenheit zu benutzen, ehe sich auch hier die Ge⸗ sinnungen über diesen Punkt ändern. Leider aber scheint die Geistlichkeit das Wesen der Zeit nicht zu erkennen; viele der⸗ selben verlieren sich in Declamationen gegen demagogische Um⸗ triebe, Unglauben, Journalismus u. dergl. — wenn sie sich aber nur ernstlich umsehen wollten, so würden sie bald finden, daß nur wenige, denen es wohl geht, Demagogen oder Ungläubige sind oder sich von den Journalen zu Gewaltthaten verleiten lassen. Das Uebel der Zeit ist ausgebreitete Armuth — eine Armuth, welche durch angehäuftes und sich immer mehr anhãu⸗ fendes Kapital täglich ausgebreiteter und drückender wird. Die, welche sich auf allen Seiten beengt fühlen, welche ihre Freunde und Verwandte um sich her in Armuth und Elend versinken sehen und sich aus deren Schicksale das eigene verkündigen kön⸗ nen, diese können das Heer von Steuer⸗Erhebern für Kirche und Staat und Grasschaft und Gemeinde, mit keinem freundlichen Auge ansehen, und ihnen ist jede Theorie willkommen, die ihnen eme Erleichterung ihrer Bürden verheißt. Wohlfeile Regierung! ist der Wahlspruch dieser zahlreichen Klasse; und Regierungen, die es redlich meinen, dürfen den Ruf nicht überhören. Viel gefährlicher aber noch, als diese Klasse, ist die weit zahlreichere der unbeschäftigten und durch die Armensteuer unterstützten Tag⸗ löhner, so wie der beschäftigten und überbeschäftigten, aber jäm⸗ merlich bezahlten, die in Städten wie auf dem Lande Jahr aus Jahr ein am Hungertuche nagen, und die, wie Tantalus, mitten üunter Reichthum und Ueberfluß, ohne Hoffnung, einem elenden Dasehn und jammervollen Tode entgegensehen. Diese Menschen, schlecht genährt, schlecht gekleidet, ohne Erziehung und meisten⸗ theils ohne Religion, sind nothwendig jeder Art von Verführung offen, sie hassen ihre Vorgesetzten und überhaupt jeden Wohl⸗ habenden, und nichts als Furcht vor der bewaffneten Macht ver⸗ mag sie noch in Schranken zu halten. So offenbar dieser trau⸗ rige Zustand auch ist, so wollen doch die, welche die Angelegen⸗ beiten der Nation zu besorgen haben, demselben nicht entgegen⸗
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treten; Eigennutz und Selbstsucht treten immer dazwischen, und man fürchtet sich zu sehr vor den zu machenden Aufopferungen, um ernstlich an etwas Anderes als Palliative zu denken. ie lange dieselben helfen werden, weiß der Himmel. — Zu Bristol sowohl als zu Nottingham sind in diesem Augenblicke Speztal⸗ Kommissionen mit der Untersuchung der in jenen Städten be⸗ gangenen Verbrechen beschäftigt; Mehrere werden gehängt und noch mehr deportirt werden; diese Strafen aber, so nothwendig sie auch sind, werden eben so wenig neue Ausbrüche der Art verhindern, als die Bestrafung von mehr als 400 Personen im vorigen Jahre die neulichen Greuelthaten verhindert hat. — Die Cholera breitet sich nach Norden hin aus und hat bereits Had⸗ dington in Schottland erreicht; doch übersteigen die Todesfälle im Durchschnitt selten ein Drittel der Erkrankten.
Niederlande.
Aus dem Haag, 11. Jan. Die heutige Staats⸗Cou⸗ rant enthält das Gesetz vom 28. Dez. 1831, wodurch die Ge⸗ setze vom 3. Nov. und 1. Dez. 1830, wegen Bestrafung bös⸗ williger Umtriebe und demagogischer Handlungen, in erneuerte Kraft gesetzt werden.
Die Linie zwischen Breda und Bergen op Zoom ist, wie man vernimmt, vornehmlich deshalb so stark mit Truppen besetzt worden, weil man dem Schleichhandel vorbeugen will, der beson⸗ ders in dieser Gegend sehr stark um sich gegriffen hat.
Nachrichten aus Brüssel vom gestrigen Abend zufolge, ist das zweite Aufgebot der Bürgergarde mobil erklärt worden; auch soll unerwartet der Befehl an die Armee gegeben worden sehn, nach der Gränze zu marschiren.
Die Rotterdamsche Courant ist der Meinung, daß wahrscheinlich nur die jetzigen Bewegungen der Holländischen Armee, die ihre Kantonirungen verändere, schuld daran sey, daß die Belgier so in Allarm gerathen und sich rüsten. Der zehn⸗ tägige Feldzug des August ist dort noch in allzu gutem Ge⸗ dächtniß.
Der bekannte Holländische Oberst Cleerens hat folgende, be⸗ reits auch von einigen Belgischen Blättern mitgetheilte, Procla⸗ mation an seine ehemaligen Kriegs⸗Kameraden in Belgien, die früher in der Ostindischen Armee gedient, und an seine übrigen Belgischen, dem Könige der Niederlande getreuen, Landsleute erlassen:
senertbe Landsleute! Auf mein Nachsuchen und kraft eines Dekrets Sr. Majestaͤt des Koͤnigs vom 25. Nov. v. J. bin ich mit der Errichtung eines Jaͤger⸗Corps, das meinen Namen fuͤhren soll, beauftragt worden. Geehrt durch diesen Beweis von Vertrauen, das mein Souverain in mich zu setzen geruht, beeile ich mich, um meinen in Belgien gebornen Kriegs⸗Kameraden der Ostindischen Armee bekannt umachen, daß ich mich durch diesen neuen Auftrag in den Stand gesetzt ihrem wiederholten Verlangen, unter den Fahnen meines Koͤ⸗ nigs Dienste zu leisten, nachzukommen und so zur Wiederherstellung der Ordnung und des Friedens zu wirken. Um die Enrollirung der Unteroffiziere und Militairs von geringerem Rang bequem ein⸗ zurichten, sollen in allen Seestaͤdten und Graͤnz⸗Festungen des Kd⸗ nigreiches Regierungs⸗Depots eingerichtet werden, wohin meine al⸗ ten, auf Java mit Lorbeeren gekroͤnten, ehemaligen Krieges⸗Gefaͤhr⸗ ten, so wie diejenigen meiner Landsleute, denen die Ehre theuer ist, sich verfuͤgen wollen, um zu mir zu gelangen. — Außer dem obengenannten Corps bin ich auch ermaͤchtigt, ein Kavallerie⸗Corps zu bilden, mit welchem ich als Parteigaͤnger agiren zu koͤnnen wuͤn⸗ sche, sobald die Feindseligkeiten wieder einen Anfang nehmen.“
In Amsterdam sindet dermalen ein großer Zusammenfluß Holländischer Gelehrten statt, die das zweihundertjährige Stiftungs⸗ Jubiläum des dortigen Achenäͤums feiern wollen.
Wiewohl an der heutigen Amsterdamer Börse die nie⸗ drigen Rente⸗Course aus Paris vom 9ten d. bekannt waren, hat dieses doch nur auf die auswärtigen Fonds einigen Einfluß ge⸗ übt; die Holländischen haben sich so ziemlich gehalten. Das Fal⸗ len der Fonds in Paris wird in Amsterdam den allerseltsamsten, jedoch augenscheinlich sich widersprechenden Nachrichten beigemessen.
Brüssel, 10. Jan. Der General Belliard ist gestern Abend in Brüssel angekommen und hatte sogleich eine Audienz beim Könige.
Man liest in der Emancipation: „Ein Abendblatt hat gestern eine allgemeine Bewegung unserer Truppen gegen die Gränze zu angezeigt. Wir glauben, daß aus der einzelnen Be⸗ wegung einiger Compagnieen in Wesiflandern eine allgemeine ge⸗ macht worden ist.“
Die Wiedereröffnung der Repräsentanten⸗Kammer findet erst heute statt. Man glaubt, daß die Minister die erste Gele⸗ genheit benutzen werden, um die neue Akte der Konferenz zu veröffentlichen und einige Aufklärungen über den gegenwärtigen Zustand der Verhandlungen zu geben.
Man schreibt aus Antwerpen unterm 10ten d.: „Der Südwestwind und die Milde der Temperatur haben die Schiff⸗ fahrt wieder sicher gemacht. Die Holländer haben diese günsti⸗
en Umstände ohne Zeitverlust benutzt, um ihre Stellungen bei
t. Marie und Pyp Taback wieder einzunehmen. Die Zahl ihrer dort befindlichen Kanonierboote beläuft sich auf 10. — Nachdem so lange Zeit nur von Kriegsschiffen die Rede gewe⸗ sen ist, freuen wir uns endlich einmal wieder, die Ankunft von Handelsschiffen vor Vliessingen melden zu können. Man kennt
thre Namen noch nicht; aber es sind einige von Haiti, mit Kaffee
beladen, darunter.“
Der hiesige Courrier theilt einen Auszug aus der Ant⸗ wort der Konferenz an die Heteifchen Bevollmächtigten mit und knüpft daran folgende Betrachtungen: „Nach einer solchen Erklärung der Konferenz, welche noch dazu unterm 4. Jan. 1832 abgegeben wurde, kann man wohl unmöglich noch behaupten, daß die in London versammelten Bevollmächtigten nicht aufrichtig zu Werke gingen. Aber es bleibt immer noch die Frage, wie man selbst nach diesen Erklärungen der fünf Mächte den König von Holland zwingen will, den 24 Artikeln beizutreten? Wir machen darauf aufmerksam, daß diese neue Erklärung, so wenig als die früheren, Drohungen einer gewaltsamen Ausführung ent⸗ hält. Wir müssen daher fortwährend auf unserer Hut gegen den König von Holland und gegen diesen allein seyn und alle Punkte an unserer Gränze stark besetzt halten. Das Holländische Volk selbst, wenn es den wahrhaften Zustand der Dinge kennt, wird früher oder später den König zu Entwaffnung nöthigen.“
Herr von Gerlache hat dem Courrier de la Meuse eine Antwort auf das Schreiben des Herrn Gendebien eingesandt. Es heißt darin unter Anderem:
„Herr Gendebien tadelt mich, weil ich 1) zu den Fuͤßen des Koͤnigs die Huldigung der tiefen Achtung der Kammer niedergelegt, und weil ich 2) hinzugefuͤgt habe, daß er sich in schwierigen Zeiten die Liebe und Verehrung seiner Unterthanen zu erwerben ge⸗ wußt habe. Auf diese beiden ersten Anklagepunkte erwiedere sch, daß, da der Koͤnig der Belgier ein constitutionneller, durch die Nation erwaͤhlter, Monarch ist, die Nation auf die Huldigungen und auf die Achtung stolz seyn muß, welche in ihrem 2.. dem Monarchen, den sie sich gegeben hat, dargebracht werden. Ehrt sie sich nicht selbst du diese B. e27 bin wenig⸗ stens der Meinung gewesen. Habe ich die Majestes des Belgischen
Volkes herabgesetzt,
indem ich es Unterthan eines selbst erwaͤhl Koͤniges genannt habe? Ich kann dies nicht glauben. In dieß Sinne sind wir alle Unterthanen, Unterthanen der Fesetz⸗ selbst Unterthanen der Magistrats⸗Personen, welche im Namen Gesetze handeln. — Herr Gendebien wirft mir ferner vor, daß indem ich der abgeordneten Souverainetaͤt des Koͤnigs geschmeichg die urspruͤngliche Souverainetaͤt des Volkes verkannt hi Wenn aber das Volk Souverain ist, wie man sagt, und wie in Revolutionen gern zugebe, bin ich dann so knechtisch, soh maͤnnisch gewesen, wie Herr Gendebien behauptet? Ist nicht er; vorzugsweise Mann des Volkes, welcher hier die Rolle eines 9. lings spielt? Die Hoͤflinge des Volkes, mit ihren rohen und ungesittan zasmen, ewig Beleidigungen und Drohungen im Munde fuͤhra ind sie etwa mehr werth, als die anderen? Ich klage nicht an, vertheidige mich. — Herr Gendebien behauptet, daß mein schla klingender Vortrag von einem persoͤnlichen Interesse die
worden sey. Welches Recht haben Sie, mein Herr, der Sie
immer so kitzlich im Punkte der Ehre zeigen, wenn dieselbe ag gar nicht angegriffen wird, das oͤffentliche Leben eines Manncz verleumden, dessen Handlungen kein Tadel treffen kann. — N. machen wir einer, sowohl an und fuͤr sich, als auch unter den gege waͤrtigen Umstaͤnden des Landes unschicklichen Lobrede ein Ende. wuͤrden unsere Kommittenten sagen, wenn wir, in einer Zeit, unsere Freiheiten und unsere National⸗Existenz vielleicht noch Gefahr sind, uns durch unedle Streitigkeiten der Eigenliebe ¹ der individuellen Interessen bloßstellten. Ich halte Herrn Gen bien fuͤr einen Mann von Ehre und fuͤr einen vortrefflichen Fu. er, wenn auch mit einem etwas heißen Kopfe; aber ich we ibm nicht Laͤrm mit Laͤrm, Beleidigung mit Beleidigung vergell Wenn er einsteht, daß er sich in Bezug auf mich geirrt hat, wird es mir lieb seyn; wo nicht, so steht es ihm auf seiner Ansicht zu beharren. Ich habe niemals fuͤr irge Jemanden, sey er Koͤnig oder Minisfer, Haß, Zorn oder Neid q pfunden; und auch Herr Gendebien floͤßt mir keine dieser Gesf nungen ein. — Was Sie betrifft, Herr Redacteur des Com rier Belge, welcher Sie ebenfalls meine Rede beim Antritt neuen Jahres nicht billigen, so wage ich es nicht, aus Furcht, zu kraͤnken, mich Ihren ganz ergebenen und gehorsanmg
Diener zu nennen: eine eben so gebraͤuchliche, eben so veralzl
und fast eben so hoͤfische Redensart, als die zu den Fuͤßen ein Monarchen niedergelegten Huldigungen. Ich begn mich daher mit der bei weitem moderneren Redensart: Ich grif ehn ich, wenn Sie es anders erlauben, freundschaftl. nzufuͤge.“ Der Belgische Moniteur hat sich in neuester Zeit sa
zu verschiedenen Malen über die Nachlässigkeit der hiesigen Stalt
Polizei beklagt. Einen Artikel in seinem heutigen Blatte üin denselben Gegenstand schließt er mit folgenden Worten: „„ Lokal⸗Polizei wird mlt einer ganz unbegreiflichen Schwäche handhabt. Wir beschwören den Herrn Bürgermeister, diesem stande der Dinge ein Ende zu machen und einem festen 1 geschickten Manne die Leitung dieser Polizei, die der Stadt wesentliche Dienste zu leisten hat, anzuvertrauen.”) 88 XXX“X“ Kopenhagen, 10. Jan. (Hamburger Korre syt dent.) Dem Vernehmen nach, wird schon im Laufe due Monats die Ausarbeitung der verschiedenen Gesetz-Vorschle wegen Einführung von Provinzial⸗Ständen vollendet seyn. N vor aber diese durch die destnitive Sanction des Königs Gesege kraft erhalten, werden sie, wie man vernimmt, sowohl der N gutachtung mehrerer eigens dazu berufener, geachteter und kem nißreicher Männer, als auch durch den Druck der Beurtheilm der öffentlichen Meinung vorgelegt werden.
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chen, 10. Jan. (Nürnberger Corresponden Herr v. Mieg hat bereits die Ernennung zum Ministerverm der Finanzen angenommen, und dürfte schon in den nächst Tagen seinen neuen Posten antreten.
Kassel, 11. Jan. Se. Hoheit der Kurprinz und A regent haben dem General⸗Major und zweiten Kommandam hiesiger Residenz, Bödicker, das Commandeurkreuz erster K. des Hausordens vom goldenen Löwen verliehen. b
In der Landtags⸗Sitzung vom 5ten d. wurde auf den dem Präsldenten und dem Abgeordneten Jordan modiftzirt Antrag des Abgeordneten Scheuch, nach einer desfallsigen D. kussion, beschlossen, der neuen Zoll⸗Ordnung sowohl, als de vorliegenden Zoll⸗Strafgesetze, die landständische Zustimmung ertheilen, jedoch nur provisorisch, bis zum nächsten Landtag auch ward die Frage: ob der Staats⸗Regierung die Befugg ertheilt werden solle, in geeigneten Fällen zum Zwecke der! leichterung des Verkehrs Ausnahmen zu treffen? bejaht. — der vorgestrigen Sitzung kam man bei Verlesung des Protok der vorherigen Sitzung nochmals auf diesen Gegenstand zurück, u nachdem der Präsident darauf aufmerksam gemacht hatte, daß Ertheilung der landständischen Zustimmung bis zur Eröffnung nächsten Landtags eine — wenn auch noch so kurze — Pert eintreten werde, wo über diesen Gegenstand gar kein Gt existire, weshalb er darauf antrage, daß das Gesetz so lange bültih erklärt werde, bis auf dem nächsten Landtage ein Ande eschlossen worden, ward nach einiger Diskussion, auf den trag des Vicepräsldenten genehmigt, 4 Wochen nach Eröffnung des nächsten Landtags in Gültigt bleiben solle, insofern nicht früher eine Abänderung erfolge. Der Landtags⸗Commissair setzte demnächst (wie bereits künz erwaäͤhnt worden) die Versammlung von den in und bei Ha am 5ten und beziehungsweise in der Nacht vom 6ten zum 7. d. M. stattgehabten tumultuarischen Vorgängen in Kennm In Hanau hätten weitere Tumulte nicht stattgesunden, jede Versammlungen der Handeltreibenden, worin, glaubhaftem 2 nehmen zufolge, auf den Antrag mehrerer Anwälte unter an Ergüssen wider die Staats⸗Regierung und die hochansehnlt Stände⸗Versammlung verschiedene Beschlüsse genommen si sollten, welche, leider! eine förmliche Auflehnung gegen die Staul gewalt hinsichtlich der Zoll⸗Angelegenheiten enthalten solltt Welche energische Maaßregeln von Seiten der einschlägigen N nisterien zur Durchführung der erlassenen Bestimmungen und Aufrechthaltung der öffentliche Ruhe, namentlich durch streug⸗ gerichtliches und disciplinarisches Einschreiten wider die Schul gen getroffen worden seyen, davon werde nächstens geeignete M. theilung geschehen, so weit es die Rücksicht auf den Erfolg eingeleiteten Untersuchungen gestatten werde. Auch hätten Se. He der Kurprinz und Mitregent als oberster Militair⸗Chef alsbald gende Ordre zu erlassen geruht:
1 Kassel, den 7. Jan. 1832. „Saͤmmtliche Wachten und Posten, sie stehen, 19. sie wolle und zu welchem besonderen Zwecke es immer seyn moͤge, muͤffen ihnen Behufs der Sicherheit von Personen und Eigenthum erthen ten Instructionen aufs nachdruͤcklichste, und zwar geeigneten Fa mittelst, der durch den Zweck gebotenen Anwendung der Waff
nachkommen. Der Militair⸗Befehlshaber im Orte ist, insofern die he h
cherheit eines solchen Postens fuͤr bedroht erachtet oder dessen Unzulcn lecheeit n dem durch ihn zu gewaͤhrenden Schutz ee; nichtm befugt, sondern auch verpflichtet, die Wache oder Schildwacht zu versfaͤrt und da, wo es noͤthig, mit der ganzen ihm zu Gebot stehenden Milite
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kellung an Se. Hoheit den Kurprinzen ausgesprochen.
Mommando mit emem Ofsizier noch verstärkt worden, dem Ver⸗
Ministerien sich nicht habe dazu verstehen wollen, die Zurückzie⸗
daß das fragliche Gesetz
clene Anleihe nun zu Stande gekommen ist. Das nominale
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acht aufs kraͤftigste zu unterstuͤtzen, indem in solche Lechacent der milgraischen Wachten und Posten vLen z,⸗ gan⸗ en die Thaͤtigkeit des Militairs keinesweges durch die Verordnung vom 22. Oktober 1830 in der Art gehemmt worden ist, daß ein Handeln desselben, insoweit es der oben angegebene Zweck erheischt rü auf vorgaͤngige Requisition einer Civil⸗Behoͤrde stattsnden huͤrfe Jeder Waͤcht⸗Kommandant und Posten, so wie jeder Mili⸗ air⸗Befehlshaber, welcher in jener Bezichung seine Pflicht nicht este . 8 i Knurpri Mitregent. — (Kontrasign.) v. Hesberg.“ Tic. Fäfag es A 9 Der Abgeordnete Müller widersprach den Angaben des Land⸗ ags⸗Commissairs in Hinsicht auf die angeblich in Hanau gefaß⸗ en Beschlüsse und bemerkte im Allgemeinen: Die traurigen Gorfälle daselbst fielen nur einem geringen irregeleiteten Theile hes dortigen Pöbels zur Last; die große Mehrzahl der dortigen Finwohner sey daran unschuldig, verabscheue sie; diese Gesinnun⸗ en habe auch der Magistrat Namens der Stadt in einer Vor⸗ Daß es daß die Bürgergarde ersten Abtheilungen
ch so verhalte, gehe auch daraus hervor, hre Schuldigkeit gethan und, so wie die herselben sich blicken lassen, der Haufe, welcher das Mauth⸗Bu⸗ rau angegriffen, geflüchtet sey. Leider aber sey aus unbegreif⸗ ichen Ursachen die Requisition von Seiten der Polizei⸗Behörde u spät erfolgt, so spät, daß jener Haufe seine Absicht schon fast sanz ausgeführt gehabt. Der ganze Vorfall habe keine halbe Stunde gedauert. Auffallend sey es, daß ein bei dem Mauth⸗ Bureau zum Schutz aufgestellter Militairposten, der durch ein
auf ruhig zugesehen habe. An den Vorfällen an der beinahe grei Stunden von Hanau entfernten Mainkur hätten Hanauer Finwohner keinen Theil gehabt. Die weitere Berathung dieser Ungelegenheit ward zur vertraulichen Sitzung verschoben. — Nachdem hierauf über den vom Abgeordneten Pfeifer Namens es Budget⸗Ausschusses erstatteten Bericht und namentlich über en Normal⸗Gehalt des Neben⸗Personals bei den oberen Staats⸗ Hehöorden diskutirt worden, machte der Landtags⸗Commissair eine Mittheilung, wonach die oberste Sanitäts⸗Kommission gegen den Punsch der Stände⸗Versammlung und gegen die Ansicht der
ung der zur Abhaltung der Cholera an der Gränze aufgestellten Militair⸗Detaschements zu bewirken. In Folge dessen machte er Abgeordnete Eckhardt den Antrag: die Staats⸗Regierung um cleunige Vorlegung eines Gesetz⸗Entwurfes, betreffend die Auf⸗ ebung des Gesetzes vom 17. Aug. v. J., zu ersuchen, welcher enehmigt ward. — Ein vom Landtags⸗Commissair vorgelegter Geset⸗Entwurf, betreffend die Versorgung Kurhessens mit Koch⸗ all, wurde an den Finanz⸗Ausschuß zur Begutachtung verwie⸗ n und schließlich der Druck des Berichts des Herrn Dutsing, etreffend die Besteuerung des Tabacks ꝛc., beschlossen.
Oldenburg, 11. Jan. Zur Eiführung der landständi⸗ chen Verfassung ist hier ein wichtiger vorbereitender Schritt ge⸗ chen. Die Regierung beabsichtigt, von unten herauf zu bauen, ud da sie die Gemeinde als die wesentliche Grundlage ansieht, Hhat sie ihre Aufmerksamkeit zuerst auf eine Gemeinde⸗Ordnung richtet. Es ist angemessen befunden, den Kirchspiels⸗Verband uir Grundlage der Gemeinde⸗Verfassung zu nehmen. Eine lan⸗ esherrliche Verordnung, die Verfassung und Verwaltung der and⸗Gemeinden betreffend, ist bereits erschienen. An sie wird ch demnächst die Amts⸗ und Kreis⸗Gemeinde⸗Verfassung schlie⸗ 9. nun auch die erforderlichen Vorschriften er⸗ hellt sind.
Frankfurt a. M., 11. Jan. Se. Durchl. der Herzog von sassau sind auf Höchstihrer Reise nach Wien durch hiesige Stadt kommen. 1.“
Avgali n.
In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Schreiben aus Rom vom 27. Dez. heisst es: „Das Edikt vom öten d. *) konnte man als die erste ernstliche Maßregel gegen e Provinzen betrachten. Erwartungsvoll sah man dem Listen tgegen, ob Bologna sich unterwerfen, die neuen Gerichts⸗Ord⸗ ungen anerkennen werde, oder ob im entgegengesetzten Falle das ppellations⸗Tribunal von Bologna nach Ferrara wirklich ver⸗ gt werden würde. Der 2lste kam, aber kein Resultat, denn r Prolegat Grassi hatte es nicht gewagt, das Edikt in Bo⸗ ste bekannt zu machen, und legte seine Stelle nieder. Weiter hite nichts, um die Anarchie zu vollenden. Nach Briefen, und ie man von Reisenden vernimmt, besteht in den Provinzen e Art von Gewalt, welche man, da sie nicht blutig ist, wie e Schreckensherrschaft, ihr sonst aber nahe kommt, die Dro⸗ ungsherrschaft nennen könnte. Compagnieen von 40, 60 her 80 Mann haben sich in den Städten gebildet; in Bologna llen es 200 Mann seyn; diese befehlen, und die Jugend, fana⸗ ch, unerfahren, halberwachsen, ist ihre Stütze. Man sieht Kna⸗ i Messer in den Straßen schwingen und brüllen: „Dies ist's, as Noth thut.“ Man denkke sich den inneren Zustand der Fa⸗ illen. Es ist nicht der Terrorismus, sondern die Furcht vor m, welche wie ein Tagsalp furchtbar die Gemüther drückt; hwerer als der Terrorismus selbst, der zu Entschlossenheit, Liderstand, List, That reizt, ist sie, wie die Furcht vor der Cho⸗ a, schlimmer als die Seuche selbst. In Ferrara ward das eeu der Päpstlichen Truppen angezündet, und so frech dominirt e Partei, daß man Tage zuvor überall hörte, es werde ein uer ausbrechen. Die Oesterreichischen Truppen nahmen Vor⸗ ctsmaßregeln, aber es brach aus, wo man es am wenigsten ver⸗ uthen konnte, und trotz der lobenswerthen Anstrengungen der Kai⸗ rlichen, dauerte die Feuersbrunst zwei Tage lang. Viel erzählt an von verschiedenen Truppen⸗Bewegungen, jedoch ist bis jetzt irchaus nichts Entscheidendes unternommen worden; ja aus n Provinzen schreibt man, daß Bentivoglio noch vor dem An⸗ uge der Feindseligkeiten nach Rom kommen werde und schon terweges sey. Es kann nicht in Zweifel gezogen werden, daß t Kirchenstaat sich zur Wehre setzen muß. Mißlingt der Ver⸗
„so rechnet man wohl auf die Oesterreicher. Die großen Mächte heinen einstimmig auf Wiederherstellung der Ruhe zu denken; läßt sich daher keine Opposition gegen die Oesterreicher anneh⸗ en, und die Erneuerung einer Konferenz in Rom könnte wie⸗ 8, wie früher, das Drama schließen. Recht und Umecht bei keite gesetzt, denn was läßt sich nicht vertheidigen? wer kann ügnen, daß die Provinzen unklug gehandelt haben, und Unvor⸗ htigkeit bestraft die Welt oft härter, als Verbrechen. Die Re⸗ trung kann ohnehin jetzt leichter einschreiten, da die vielbespro⸗
apital derselben besteht aus 3 Millionen Skudi oder 16,200,000 üss heißt aber, es seyen nur 1,800,000 Skudi zahlbar, da die mnleihe zu 65 abgeschlossen ward, und Proviston, Reise⸗llnkosten e herzoglichen Wechslers und sonstige Unkosten 5 pCt. betrugen. e mannigfachen Gerüchte, welche man über diese Angelegen⸗
iabacs.
*) G. Nr. zsa der Staats⸗Zeitung vom vorsgen Jahre⸗ 1
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heit verbreitet hatte, waren zum Theil anz falsch, zum Theil nicht ohne Wahrheit, wie dies 8— sede 8. 10 Fall 888 muß, die alle Welt interessirt, von Jedermann besprochen wird und nur von Wenigen genau gekannt ist. Es ist wahr, daß man früher eine größere Summe zum Gegenstande der Anleihe machen wollte. Dies ward nicht gebilligt in Rom. Hin⸗ und Herziehung des Geschäfts entstand nun, und das Haus Rothschild gab die Sache auf. Geschäfte dieser Art hängen immer von der Noth⸗ wendigkeit von der einen Seite und dem Gewinne von der an⸗ deren ab. Die Sache ward wieder angeknüpft und mit Rothschild abgeschlossen. Auf diese Weise erklärt sich das Anerbieten des Friedensfürsten „ und der Abschluß mit einem Anderen beweist nicht, daß er nicht dennoch einen Antheil an der Sache haben könnte. Die 3 Millionen Scudi sind zu 5 pEt. verzinst, jähr⸗ lich wird 1 vCt. vom Kapital amortisirt. Dies geschieht zu Pa⸗ ris. Die Berechnung ergiebt sich von selbst. Die Sicherheit sür die Schuld sind die Staats⸗Einnahmen und besonders der Pacht des Tabacks und des Salzes. Die eigentli⸗ chen Worte der Obligationen (welche, beiläufig gesagt, sehr schön und auf der einen Seite Französisch, auf der anderen Ita⸗ liänisch sind) lauten: „Les biens et revenus de l'Etat Romain et nommément le produit des douanes, la ferme des sels et V Die Salz⸗ und Taback⸗Einnahme ist indessen schon als Sicherheit für die frühere kleine Anleihe von 500,000 Skudi ab⸗ getreten worden; doch ist das nur auf zwölf Jahre, und auch ist die jährliche Einnahme größer, als zur ersten Anleihe nothwendig ist. Der Baron Karl v. Rothschild aus Neaxel ist jetzt hier. Er beschäftigt sich mit der Auszahlung der Gelder, von welchen Torlonia schon einen Theil in Gold aus Paris mitbrachte, und betreibt die raschere Beförderung der Berechnungen und Ausfer⸗ tigung der Obligationen. Diese neuen Paäͤpstlichen Obligationen standen gestern Abend 791 " „ — .
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
„New⸗York, 8. Dez. Seit einiger Zeit waren verschiedene Gerüchte über den leidenden Gesundheits⸗Zustand des Präsiden⸗ ten Jackson im Umlauf; ein Blatt hatte sogar schon semen Tod angekündigt; der Prästdent hat in dieser Beziehung folgendes Schreiben an einen seiner Freunde bekannt zu machen gestattet: „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Besorgniß um meine Gesundheit und kann Ihnen versichern, daß dieselbe seit vielen Jahren nicht in so gutem Zustande gewesen ist. Zwar hatte ich einen Anfall von dem am Ort herrschenden Fieber, bin jedoch wieder ganz davon genesen. Ich habe mich seit zehn Jahren nicht so frei von jedem Ungemach gefühlt. Die Vorsehung hat mich in ihre Obhut genommen und wird es ferner thun. Gegen die Wünsche und Gebete meiner Feinde werde ich gerade so lange leben, als es Gottes Wille ist, daß ich leben soll.“
Die Hauptpunkte der Botschaft des Gouverneurs von Loui⸗ stana bei Eröffnung der gesetzgebenden Versammlung dieses Staa⸗ tes am 14. Nov., bestanden in einem Gesetzesvorschlag gegen die fernere Einführung von Sklaven nach Louistana und in Anem⸗ pfehlung einer dem Kongreß einzusendenden Vorstellung gegen die Abschaffung der auf den Zucker gelegten Zölle.
Dem Handels⸗Journal zufolge, hat sich die Regierung der Vereinigten Staaten für überzeugt erklärt, daß die bei dem Italiäner Carrara gesundenen Juwelen auf betrügerische Weise in dessen Besitz gekommen, und in Folge dessen zu erkennen ge⸗ geben, daß sie, so weit es in ihrer Macht stehe, zu vollständiger Rückerstattung berelt sey.
Vor kurzem hat der Amerlkanische Maͤßigkeits⸗Verein seinen vierten Jahresbericht bera negegeben. Er enthält eine Geschichte der Entdeckung des Branntweins vermittelst der Destillirung, seines ersten Gebrauchs als Medizin und Getränk, seiner Ein⸗ sührung in die Vereinigten Staaten und des traurigen Einflus⸗ ses, den derselbe auf die Gesellschaft ausgeübt hatte, als die Mä⸗ zigkeits⸗Reform ihren Anfang nahm; ferner die Urtheile vieler ausgezeichneter Aerzte, Juristen und Geistlichen über diesen Ge⸗ genstand; eine Auseinandersetzung der Umstände, durch welche die Organisation des Mäßigkeits⸗Vereins zuerst veranlaßt wurde; eine namentliche Aufführung der denselben leitenden Personen und Nachrichten über die Fortschritte, welche sie in ihrem Be⸗ streben gemacht haben, die Fabrication, den Verkauf und Ge⸗ brauch der hitzigen Getranke in den Vereinigten Staaten gänz⸗ lich auszurstten. Folgende Notizen üder diesen Gegenstand dürf⸗ ten von allgemeinem Interesse seyn:
Vier Wege sind es, welche die Menschenfreunde in Amerika zu gleicher Zeit einschlugen (die auch in Schottland schon hin und wieder befolgt wurden), um schnell und wirksam zum Ziele zu ge⸗ langen, naͤmlich Vereine, oͤffentliche Vorlesungen von Aerzten und Wundaͤrzten uͤber die Schaͤdlichkeit des Gebrauches destillirter Ge⸗ traͤnke, Verbreitung kleiner Schriften uͤber denselben Gegenstand und endlich reisende Abgeordnete der Haupt⸗Vereine in den Staͤd⸗ ten nach allen Richtungen des flachen Landes zur Bildung von Bezirks⸗Vereinen in Flecken und Doͤrfern. Die ersten Unterneh⸗ mer dieses Werkes gingen von Anfang an mit dem Plane um, die Hanzliche Vertilgung jenes Uebels zu erreichen, und nahmen daher
en Grundsatz an, daß jedes Mitglied ihres Vereins sich des Trin⸗ kens geistiger destillirter Getraͤnke gaͤnzlich und zu allen Zeiten ent⸗ halten solle. Biere und Weine sind zwar ausgenommen; allein in ihrem Gebrauche wird Maͤßigkeit empfohlen. Zur Beföoͤr⸗ derung dieses guten Zweckes sind die Geistlichen der Verei⸗ nigten Staaten besonders thaͤtig gewesen. In Schriften und auf
der Kanzel, wie in ihrem persoͤnlichen Verkehr mit den Familien ihrer Gemeinden, wandten sie ihren wohlthaͤtigen Einfluß an, dem Ehe Feinde der haͤuslichen Gluͤckseligkeit die Thuͤr zu ver⸗ schließen, und ihre Seseagern egs hatten einen solchen Erfolg, daß viele Wirthe aus Gewissensbissen uͤber ihr Gewerbe den Verkauf solcher Getraͤnke gaͤnzlich aufgaben. In jedem Staate der Union giebt es einen Haupt⸗Staats⸗Enthaltsamkeits⸗Verein mit unzaͤbli⸗ en Filial⸗Vereinen. Im Mai 1831 zählte Nord⸗Amerika 2009 Fi⸗ ial⸗Gesellschaften, die Berichte von ihrer Wirksamkeit einsandten, mit 300,000 eingeschriebenen Mitgliedern. Der Staat New⸗York allein zaͤhlte im Februar 1831 gegen 700 Gesellschaften mit 100,000 eingeschriebenen Mitgliedern. jeser einzige Staat ersparte im Jahre 1831 über 6 Millionen Dollars durch den verminderten Gebrauch sol⸗ cher Getraͤnke. Am 4. Jan. 1829 wurde auf Beschluß der großen presbyterianischen Synode von Nord⸗Amerika ein kirchliches Dankfest fuͤr den außerordentlichen Erfolg dieser Gesellschaften gefeiert, dem die ganze gesetzgebende Behoͤrde von NRew⸗York beiwohnte. Alle Versammlungen und Vorlesungen uͤber diesen Gegenstand werden uͤberbaupt immer mit einem Gebet fuͤr das Gedeihen des großen
erkes eroͤffnet und geschlossen, und die Prediger saͤmmtlicher
ogmen stehen in dieser Beziebung als Bruͤder einer und derselben Kirche freundschaftlich vereinigt. Nicht minder thaͤtig fuͤr dieses Werk sind die Aerzte durch populaire Vorlesungen. Zu den unzaͤh⸗ ligen kleinen in der ganzen Union vertheilten Schriften gehoͤren unter anderen die von 25 Aerzten und Wundaͤrzten New⸗Yorks ab⸗
egebenen Antworten 8 21 Fragen uͤber die Wirkungen des Ge⸗ breuchs destillirter Getraͤnke. Andere Fragen wurden dnrch ge druckte Umlaufsschreiben an verschiedene Staͤnde I. . naͤmlich 4 an Verkaͤufer destillirter Getraͤnke, 18 an See⸗Capitaine und Schiffs⸗ rheder, 19 an Gewerbemeister und Gesellen, 18 an Privatleute, an Richter, Magistrats⸗Personen und Polizei⸗Beamten. Alle Gesell⸗
schaften gehen von dem Grundsatz aus, weniger auf die Umwand⸗
Daher auch die vielen Kinder⸗Vereine, selbst in den Elementar⸗ Schulen, die nach dem Muster der groͤßeren ibren Praͤsidenten, Vicepraͤstdenten, Seeretair und Ausschuß waͤhlen, alle Monate eine Sitzung halten und ihr Protokoll fuͤhren. 1 Vereine auf die Sitten und gesellschaftlichen Gebraͤuche in den Staaten der Union zeigt sich unverkennbar. Selten trat sonst ein Fremder in ein Haus, ohne daß man ihm sogleich ein Glas Rum reichte. Diese Sitte ist seit den letzten zwei Jahren ganz ver⸗ schwunden. Eine große Anzahl von Schiffen segelt ab, ohne mehr als eine oder zwei Flaschen Branntwein kasten, gleich Seeleuten wird dafuͤr taͤglich eine Portion Kakao mehr und des Sonntags zwei Glas Franzoͤsischen Weins zu ihrem Mahle ge⸗ reicht. Auch geht bereits die Regierung der Vereinigten Staaten in Folge eines Kongreß⸗Beschlusses damit um, den Branntwein und Rum bei der Kriegs⸗Marine gaänzlich abzuschaffen. den Soldaten, Lehrlingen, Farbigen und den wilden Ur⸗Einwoh⸗ nern haben sich schon Vereine der Art gebildet. 2 des Vereins im Staate New⸗York brachten durch freiwillige Bei⸗ traͤge eine sehr betraͤchtliche Summe zusammen, um aus den Zinsen dieses stehenden Fonds und anderen jaͤhrlichen Beitraͤgen mebreren Abgeordneten ihre Reisekosten und einen maͤßigen Gehalt zu sichern, so lange dieselben sich dem Dienst der Gescllschaft widmen. Auch ist die Zeitschrift „Journal of humanity“ ganz fuͤr diesen Gegen⸗ stand bestimmt und wird allen Gesellschaften unentgeltlich zu wei⸗ terer Verbreitung geliefext. York steht ein Stadt⸗Verein fuͤr Enthaltsamkeit, dem wieder 23 Distrikts⸗Vereine untergeordnet sind.
Die Wirkung dieser
fuͤr den Medizin⸗
anderen Arzeneien, mitzunehmen. Den jungen
Selbst unter
Die ersten Stifter
Unter dem Staats⸗Verein von New⸗
Die neue nordamerikanische Neger⸗Kolonie von Liberia auf der West⸗Küste von Afrika macht große Fortschritte. Die Be⸗
völkerung von Grand⸗Cape⸗Mount, 40 (englische) Meilen nord⸗
westlich von Monroviaä, ist noch immer im Kriege begriffen, um den Sklavenhandel fortzusetzen. Ein Spanischer Seeräuber⸗Schoo⸗ ner kreuzte auf dieser Küste, nahm zwei Englische Schiffe weg, ermordete die ganze Besatzung und warf sie über Bord. Die Englischen Kriegsschiffe jagten denselben ohne Erfolg. König Boatswain, der Monarch von Cordo, hatte das Unglück, seine Residenzstadt abgebrannt zu sehen. Seine Unterthanen sind Mu⸗ hammedaner und eifrige Proselytenmacher. Viele derselben lesen und schreiben die Arabische Sprache mit Geläufigkeit. Die Schu⸗ len der Amerikaner sind stark besucht, und Civilisation verbreitet sich schnell und wohlthätig über die ganze Umgegend. Brasilien. 1 — — Rio⸗Janeiro, 28. Okt. Das wegen des Aufruhrs am ten eingesetzte Kriegsgericht hat, wie man vernimmt, einige und 20 Rädelsführer zum Tode und etwa 80 Afrikaner zur Rück⸗ kehr nach ihrer Heimath verurtheilt, — eine Strafe, die den Letzteren härter als der Tod scheint. Für jetzt herrscht hier die größte Ruhe, und es sind alle Maßregeln genommen, damit dieselbe nicht durch die 800 Mann, die in Pernambuko gefangen genommen wurden, und die man zur Bestrafung hierher sendet, gestört werden könne. — In den Kammern haben die Verhand⸗ lungen ziemlich guten Fortgang, doch wollen die Deputirten nichts von Vergütigung an England wegen der seiner Zeit im La Plata gemachten Prisen hören. Seitens Englands ist mit Repressalien gedroht worden, falls man nicht die verlangte Entschädigung in einer runden Summe (von etwa 600,000 Rthlr.) zahlen wolle. Diese Drohung ward, dem Vernehmen nach, von Seiten eines Mitglieds (Montezuma) für beleidigend erklärt, und man ver⸗ langte deren Zurücknahme, indem man in diesem Falle zugleich sich bereit zeigte, die für unrechtmäßig besundenen Prisen zu er⸗ setzen. — Die Englische Flotte hat indeß Befehl, Repressalien zu nehmen; sollte sie dazu schreiten, so steht zu befürchten, daß die Englische Kaufmannschaft dafür wird in Anspruch genom⸗ men werden. 8
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Berlin, 16. Jan. Der Constitutionnel Neuchatel⸗
lois enthält folgendes, an den Königl. Kommissar in Neucha⸗
tel, General⸗Lieutenant von Pfuel Excellenz, ergangenes, Aller⸗ höchstes Kabinets⸗Schreiben:
„Ich habe die letzten Berichte, welche Sie Mir über den
Lauf und den glücklichen Ausgang der Begebenheiten in Mei⸗
nem Fürstenthume Neuchatel erstattet haben, erhalten und v11““
wahrem Vergnügen davon Kenntniß genommen. Je mehr Mein väterliches Herz durch die in einem Theile des Landes ent⸗ standenen Unruhen betrübt worden war, um so größer war Meine Freude bei dem Anblicke des Triumphs, den die Hingebun der großen Mehrheit der Einwohner über die verbrecherischen Pläne einer verwegenen Faction davontrug. Diese freiwillig Regung eines ganzen treuen Volks, das, von der Heiligkei des Eides beseelt, ohne andere Hülfe, als seine eigenen Kräfte, sich bewaffnete, um die Empörung zu erdrücken, hat etwas Er greifendes, das die Seele erhebt und Hochachtung erheischt Jene kleine Gegend hat Europa eine Lehre und ein Beispiel gegeben, welche nicht verloren seyn werden und dieselbe ei⸗ nes ehrenvollen Platzes in der Sie haben unter schwierigen Umständen mit eben so viel Klug⸗ heit als Energie gehandelt und sind von Meinem Staatsrath, so wie der ganzen Bevölkerung, auf das vollkommenste unterstützt worden. Ich erwartete viel von ihr, wie von Ihnen; der Ersolg hat Meine Hoffnungen gerechtfertigt. Das Volk von Neu⸗ chatel hat Mir Beweise der Liebe gegeben, die nie in Meinem Gedächtniß erlöschen werden und Mir mehr als jemals heilige und süße Verpflichtungen gegen dasselbe auferlegen. Alles,
was zur Bekämpfung der Insurrection geschah, trug den Stempel der Klugheit und des Muthes an sich. Gerechte und 8
mit eben so viel Geschick geleitete als entworsene Operationen
“ 11.4“ 18 u“ lung unverbesserlicher Trunkenbolde zu sehen, als auf die sogenann⸗ ten maͤßigen Trinker und die heranwachsende Jugend einzuwirken.
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eschichte würdig machen.
sind vom Erfolg gekrönt worden, und der Himmel hat der
Sache des guten Rechtes und der Psticht seinen Segen er⸗ theilt. Ich heauftrage Sie, diesem Schreiben die größtmög⸗
liche Oeffentlichkeit zu geben, um den Neuchatelern Meine Ge⸗
sinnungen gegen sie kund zu thun. Sobald das Land in jeder Beziehung der gesetzlichen Ordnung wiedergegeben seyn wird, fordere ich Sie auf, Mir alle diejenigen namhaft zu machen, welche das Glück hatten, sich in einem Augenblicke auszuzeich⸗ nen, wo es bei der Trefflichkeit der allgemeinen Gesinnung schwer war, sich hervorzuthun; ihren schönsten Lohn werden sie ohne Zweisel in dem Bewußtseyn ihrer Handlungen finden, aber Ich bin es ihnen und Mir selbst schuldig, ihnen Beweise Meiner Erkenntlichkeit zu geben. Auch fordere Ich Sie auf, Mir im Einverständniß mit dem Staatsrathe alle diejenigen Veränderungen in den Verwaltungssormen vorzuschlagen, wel⸗ che die Erfahrung der Vergangenheit und der gegenwärtige Zustand für nothwendig oder nützlich erachten lassen, und wem Gott Meinen Sorgen und Meinen Bemühungen gnädigen
Beistand verleiht, so hoffe Ich, dieses Land werde immer
mehr ein Muster der Wohlfahrt werden, wie es bereits ein Vorbild aller Bürgertugenden z. Berlin, den 31. Dez. 1831⸗ “ Friedrich Wilhelm,.”²—