auf dem Platze Saint⸗André⸗des⸗Arts und in einer Straße des Faubourg St. Germain. Er hatte zwanzig Mann unter seinem Befehle und war beauftragt, sle zu bewirthen, für welchen Zweck er täglich eine Summe Geldes empfing. Es sollten Medaillen unter slie vertheilt und diese in Form eines Skapu⸗ liers auf der Brust getragen werden; die Parole war: Karoline und Vaterland. Er sagte aus, daß die Bewohner der Faubourgs St. Antoine und St. Marceau beim ersten Schlage der Sturm⸗ glocke in die Stadt eindringen sollten, daß in allen Kirchen ge⸗ lautet werden würde, da die Geistlichkeit ganz in die Verschwö⸗ rung eingeweiht sey, und daß Geld in großer Menge unter das Volk geworfen werden solle; daß die Regierung Heinrichs V. und seine Polizet bereits ernannt wären, und daß bie Pairs⸗Kammer die Deputirten⸗Kammer für außerhalb des Gesetzes erklären werde; er werde mich zwei Tage vor dem Ausbruche des Kom⸗ plotts benachrichtigen. Er kam in der That am 31. Jan. zu mir und zeigte mir an, die Verschwörung werde nächsten Mittwoch oder Donnerstag um 4 Uhr Morgens ausbre⸗ chen. Benachrichtigen Sie Mauguin und Lafahette davon, damit dieselben Maßregeln treffen können, das Karlistische Komplott zu vereiteln. Wenn Lafayette noch zu Pferde steigen könnte, so würde er die Einwohner der Faubourgs zum Abfall bewegen. Ich theile Ihnen alle diese Geheimnisse mit, weil Sie mir Gefalligkeiten erwiesen haben und die 221 Depu⸗ tirten sämmtlich, selbst Royer⸗Collard nicht ausgenommen, um⸗ gebracht und ihre Güter konsiszirt werden sollen. Briecqueville und Muchaffault sollen in Stücke zerrissen werden; man wird alle Ministerien, das der Marine ausgenommen, stürmen; Herrn Castmir Pörter soll ein Schwefelhemde angelegt werden. Der Herzog von B“****—“ ist unser Anführer; er hat einige arme Republikaner und Napoleonisten durch Geld gewonnen. Wir werden mit Einschluß einiger Regimenter, die auf unserer Seite sind, des Karabinier⸗ und des 25sten Infanterie⸗Regiments, 50 vis 60,000 Mann stark seyn. Mit der Artillerie von Vincennes seht man in Unterhandlung; sle wird zu uns übergehen, sobald wir mit der weißen Fahne erscheinen. Alle Souterrains, durch die der König sich retten könnte, werden von uns bewacht seyn. Wir werden durch die Gallerie des Louvre eindringen u. s. w. Wenn es uns nicht ohne die Fremden gelingen sollte, so werden wir sie im Juni mit dem Süden und der Vendée rufen
u. s. w. — Das Journal des Dobats schickt der Mitthei⸗
lung des obigen Artikels folgende Bemerkung voran: „Nachfol⸗ gendes wurde uns vorgestern in einem anonymen Schreiben mit⸗ getheilt. Wir mochten die Verantwortlichkeit für dieses Schrei⸗ ben, in welchem der Name einer bedeutenden Person kompro⸗ mittirt wird, nicht auf uns nehmen. Da der Artikel aber nunmehr in dem Propagateur du Pas de Calais erschie⸗ nen ist, so wiederholen wir ihn, ohne uns in irgend einer Weise für die darin enthaltenen Fakta zu verbürgen.“ *) — Der Temps äußert über denselben Gegenstand: „Ein De⸗ putirter hat einem Provinzial⸗Blatte eine wunderliche Aussage lniber die Verschwörung vom 2. Fedr. mitgetheilt. Nichts ist darin ausgelassen; ein Juli⸗Ritter enthüllt Abends spät ein schreck⸗ liches Geheimniß. Ein furchtbares Komplott! Man wollte die 221 umbringen, sogar Hrrn Royer⸗Collard, den ersten Redner, den denkenden Geist, nicht ausgenommen. Die Herren Bricqueville und Duchaffault sollten in Stücken gehauen werden, und der arme Périer, dem als Premier⸗Minister die periodische Presse noch nicht genug einheizt, sollte nicht mehr und nicht weniger als ein Schwefelhemde erhalten. Man denke sich den Herrn Prä⸗ sidenten des Conseils als ein Opfer der Inquisition für ein Auto⸗ dafé mit einem Schwefelhemde geschmückt. Wahrlich! diese Kar⸗ listen sind furchtbare Leute! Und solche Abgeschmacktheiten schreibt man inmitten einer nachdenkenden und verständigen Gesellschaft. Lluf diese wunderliche Aussage hat man sich am ersten Tage nach der Entdeckung des Komplotts berufen und von einem De⸗ putirten gesprochen, dem das Geheimniß enthüllt worden sey. Die Blätter der Regierung selbst haben diese vertrauliche Mit⸗ theilung des Deputirten des Pas de Calais benutzt. Wo⸗ hin soll uns das führen. Weil ein Deputirter mhstiftcirt worden, verhaftet man zweihundert Personen und bringt eine ganze Partei in Verdacht. Die Karlisten sind klüger, als man denkt. Einige verlorene Kinder können wohl eine Verschwörung anzetteln und der Herzogin von Berry einige dunderttausend Franken für diesen Zweck entlocken; aber hierin liegt nicht die Gefahr. Will man wissen, was die Karlistische Partei hofft? Die öffentliche Meinung wieder für ihre Absichten zu gewinnen; und für diesen Zweck entwickelt dieselbe eine be⸗ wundernswerthe Thätigkeit. Man sehe, wie sie ihre Blätter provinzenweise organisirt, wie sie alle Fehler, die man begeht, üund deren sind viele, benutzt und die Unzufriedenheit vermehrt. Dies ist die wahre Verschwörung, aber eine gesetzliche, und die leider durch den Gang, den die Regierung nimmt, begünst igt wird.“
Vor einigen Tagen wurde hier, namentlich im Faubourg St. Antoine, auf den Boulevards und in der Umgegend der Bastille, ein Plakat zu Gunsten des älteren Zweiges der Bourbonen, be⸗ titelt: „Ein Juli⸗Ritter an das Volk“, vertheilt; es enthielt die Erzählung einer wohlthätigen Handlung der Herzogin von Berry und war ein wörtlicher Auszug aus der Gazette de Normandie.
„In der gestrigen Nacht“, sagt der Temps, „sollen in meh⸗ reren entfernten Stadtvierteln und auf dem Pont⸗neuf neue Verhaftunzen stattgefunden haben; die Behörde schien einen Auf⸗ stand zu befürchten; mehrere Wachtposten waren verdoppelt.“
Folgendes ist die vorgestern erwähnte Protestation des Ver⸗ eins der Volksfreunde gegen die Schließung ihres Sitzungs⸗Lo⸗ kals: „Die Bürger und Mitglieder des Vereins der Volksfreunde haben bei der Ankunft in ihrem Sitzungs⸗Lokal den Saal ge⸗ schlossen und die Thüren verstegelt gefunden. Gestützt auf ihr Recht, protestiren sie gegen diesen Akt der Gewalt und offenba⸗ rer Ungesetzlichkeit. Denn wenn die Regierung kraft des Arti⸗ kels 291 gegen sie hat verfahren wollen, so hat sie selbst das ver⸗ letzt, was sie Gesetzlichkeit nennt, und die Bedingungen des Artikels nicht berücksichtigt, indem sie gegen einen Verein eingeschritten ist, der sich nicht an bestimmten periodisch wie⸗ verkehrenden Tagen versammelt. Sie erklären überdem, daß der Art 291 für sie nicht vorhanden ist und daß die Behörde kein Recht hat, ihn anzuwenden; daß die Volks⸗ freunde, indem sie ihre erste öffentliche Sitzung im Juli unter dem Kartätschenfeuer hielten, allen Bürgern das Recht erwor⸗ ben haben, sich zu vereinigen und für die Vertheidigung und die Iattressen des Landes zu versammeln, und daß man also, indem man ihr Sitzungs⸗Lokal schließt und ihrer Versammlung Hinder⸗ nisse in den Weg legt, ein Attentat gegen die Volks⸗Souverai⸗ netät begeht, ein Attentat, wofür sie die Behörde verantwortlich machen, entschlossen, wie sie sind, ihre Protestation seiner Zeit
*) Aus aͤhnlichen Gruͤnden hatten auch wir bisher Anstand ge⸗ nommen, das uns bereits vor einigen Tagen zugekommene Schrei⸗
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und seines Orts geltend zu machen. Paris, 10. Febr. Raspall,
Präsident; F. Avril, J. M. Plocque, Bonnias, Gabourd, Trelat, A. Juchault, Blanqui, Carré Gugier, Rittier.“ — Auch das Siegel des Vereins, welches die Inschrift „Gleichheit“ führt, ist in der Wohnung des Herrn Raspaill in Beschlag genommen worden.
Der Cassationshof hat das von den Assisen des Departe⸗ ments der beiden Sevres gegen die drei Chouans Baudouin, Gabart und Bourreau gefällte Todesurtheil bestätigt, das gegen einen vierten Chouan, Namens Martineau, gefällte aber wegen einer Unregelmäßigkeit im Prozeßverfahren kassirt; in der dem Angeklagten vorgelegten Geschwornenliste war nämlich der Name eines der Geschwornen, die bei dem Ausspruch mitgestimmt ha⸗ ben, ausgelassen worden. Der letztere Prozeß muß daher vor einen neuen Asisenhof gebracht werden. Für jenes Versehen, das von dem Gerichtsdiener verschuldet worden, ist dieser zur Be⸗ zahlung der Kosten des neuen Prozesses verurtheilt.
Den bereits genannten Kandidaten zu dem Sitze in der Französischen Akademie ist noch Hr. Dupin d. Aelt. hinzuzufü⸗ gen. Einer seiner Gegner, ein berühmter Doctrinair, soll neulich, als er von den Ansprlichen des Hrn. Dupin auf diese Auszeich⸗ nung sprechen hörte, gesagt haben: „Er hat keinen Styl, er schreibt kein gutes Französisch!““ Worauf ihm erwiedert wurde: „Wenigstens werden Sie zugeben, daß er es ziemlich gut spricht.“
Der Graf Röderer erklärt in der France Nouvelle, daß er weder als Kandidat zu dem im Schoße der Französtschen Aka⸗ demie erledigten Sitze aufgetreten sey, noch auftreten werde, weil er dadurch zugeben würde, daß er das Recht, in derselben zu sitzen, verloren habe. Graf Röderer gehört nämlich zu den im Jahre 1815 durch eine Verordnung eliminirten Mitgliedern der Akademie.
Der Consultation der Advokaten Dupont v. d. Eure, Me⸗ rilhou und Odilon⸗Barrot wegen Reviston des Prozesses des Marschall Ney sind auch die Herren Pagès und Mauguin in motivirten Erklärungen beigetreten. Der Erstere giebt als einen Nullitätsgrund des Urtheils die vorangegangene ungesetzliche Ver⸗ stümmelung der Pairs⸗Kammer an.
Der Rechtsbeistand der Baroneß von Feuchères hat eine „Prüfung der in Saint⸗Leu, Pontoise und vor dem hiesigen Köntgl. Gerichtshofe stattgefundenen Kriminal⸗Untersuchung über die Ursachen und Umstände des Todes des Herzogs von Bourbon“ im Druck herausgegeben.
Die angekündigte Todtenmesse für Molièere fand vorgestern in dem Tempel der sogenannten Französtsch⸗katholischen Kirche wirklich statt; in der Mitte der schwarz behangenen Kirche erhob sich ein Katafalk; der Abbé Anzou las die Messe, und der Abbé Chatel ertheilte im bischöflichen Ornat die Absolution in Fran⸗ zösischer Sprache. Eine Menge von Schauspielern und Schau⸗ spielerinnen der hiesigen Bühnen waren zugegen.
Der Vicomte Chateaubriand ist, dem Vernehmen nach, Willens, eine Reise nach Italien zu machen.
Sir Robert Wilson ist hier angekommen.
Von einem ehemaligen Ordonnanz⸗Offiziere Napoleons, Herrn Dumoulin, ist eine Broschüre über das Budget von 1832 er⸗ schienen. Der Verfasser macht Vorschläge, durch die eine Ver⸗ mehrung der Einnahme von 189,544,000 Fr. erzielt werden soll; von dieser Summe zieht er 70,500,000 Fr. für die Vermin⸗ derung der Getränksteuer um die Hälfte und für die gänzliche Aufhebung der Lotterie ab, so daß eine wirkliche Mehreinnahme von 119,044,000 Fr. übrig bliebe.
Der in Besangon kommandirende General hat, einem dor⸗ tigen Blatte zufolge, Befehl erhalten, eine allgemeine Namens⸗ liste aller dort ankommenden Polnischen Flüchtlinge und eine be⸗ sondere derjenigen, die in Französische Dienste treten wollen, anzufertigen und einzureichen. Die Letzteren sollen Compagnieen⸗ weise und ohne Waffen nach Toulon geschickt und dort nach Al⸗ gier eingeschifft werden.
Gestern wurden mehrere Soldaten in Gegenwart einiger Truppen⸗Detaschements der hiestgen Garnison auf dem Vendome⸗ Platze degradirt.
Die Municipal⸗Conseils von Besangon, Senlis und Troyes haben den bisher für die Brüder der christlichen Schulen aus⸗ gesetzten Fonds eingezogen; das Conseil der ersteren Stadt hat außerdem die Gehalte der drei Vikare der dortigen bischöflichen Kirche ganz gestrichen und das der übrigen Vikare vermindert.
Von der Salvandyschen Schrift: „Sechzehn Monate oder die Revolution und die Revolutionnaire“ ist die erste Auflage vergriffen, und wird bei dem Buchhändler Barba, der das Ma⸗ nuskript angekauft hat, nächstens eine zweite erschelinen. — Von einem Herrn Amédée von Cesena ist eine Broschüre „Antwort an Herrn v. Cormenin“ betitelt, erschienen.
Die fünf ersten Vorstellungen der Tragödie „Ludwig XI.“ von Castmir Delavigne haben dem Théatre frangats 22,300 Fr. eingetragen.
Der von dem Constitutionnel gegen seinen Namensbruder, den Constitutionnel de 1830, wegen Annahme dieses Titels an⸗ hängig gemachte Prozeß ist auf Ansuchen des Anwalts der letz⸗ teren Partei wegen Krankheit des Redacteurs des beklagten Blattes abermals auf vierzehn Tage verschoben worden.
Die in Marseille erscheinende Gazette du Midi, ein der vorigen Dynastie ergebenes Blatt ist wegen zweier Alrtikel von dem Königl. Prokurator der Aufreizung zu Haß und Verachtung
egen die Regierung angeklagt worden. Ein zweites Provinzial⸗ latt von derselben Farbe, der Orleanais, ist ebenfalls gericht⸗ lich belangt worden.
Nach dem Muster der Nemesis, die der Dichter Barthe⸗ lemy hier herausgiebt, erscheint jetzt in Marseille eine satyrische Zeitschrift unter dem Titel: „Gorgone“. “
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ zung vom 16. Febr. Gleich im Anfange der Sitzung kam es heute zu einer Abstimmung, an der auch bereits eine ziemlich große Anzahl von Mitgliedern Theil nahm. Hr. Grattan über⸗ reichte nämlich 4 aus Irländischen Orten kommende Bittschriften gegen das Zehnten⸗System; ihm folgte Hr. Leader mit 8 ähn⸗ lichen Bittschriften, die aus 14 verschiedenen Kirchspielen Irlands kamen, in denen, wie der Ueberreicher hinzufügte, nicht eine einzige protestantische Kirche sich befände, während der protestan⸗ tische Geistliche, dem die Zehnten daselbst zuständen, sich mit einer jährlichen Abfindung von 3000 Pfd. nicht begnügen wolle. Sir Rob. Inglis widersetzte sich dem Antrage, daß diese Bitt⸗ schriften gedruckt werden; es kam darüber zu einer lebhaften Debatte (die jedoch, weil gleich zu Anfang derselben die Abstimmung stattfinden sollte und daher die auf der Gallerie anwesenden Fremden ihren Platz verlassen mußten, von unseren Zeitungen nicht mitgetheilt wird), nach deren. Beendigung der Antrag von 130 gegen 51 Stimmen verworfen wurde. Herr Perceval wünschte zu
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wissen, ob die Regierung nicht, da die gefürchtete Pestilenz be⸗ das angesetzte allgemeine Fa⸗
reits in London ausgebrochen
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sten an einem früͤheren Tage wolle abhalten lassen? Det K. ler der Schatzkammer erwiederte, daß es unter den von
denen Umständen nicht zweckmäßig erscheine, einen zeitigeren †
zu bestimmen. In diesem Falle, sagte Herr Perceval v er nächstens die Aufmerksamkeit des Hauses auf diesen Ge stand hinlenken. — Dem Lord J. Russell wurde ertheilt, die früher bereits von ihm erwähnte Bill zung der Grafschaften Behufs der künftigen Parlaments⸗Wa einbringen zu dürfen. Hr. Hunt trug auf Vorlegung gewisser weise in Bezug auf kriegsgerichtliche Urtheile an, um darauf die s tion zu begründen, daß in Friedenszeiten die Stockprügel beim 5 ganz abgeschafft werden. Lord Althorp meinte, daß gegem tig wohl nicht die angemessenste Zeit seyn würde, einen alt Gegenstand in Erwägung zu ziehen. Die Regierung beh nichts mehr, als die Nothwendigkeit, daß sie die Stockprügel! Militair müsse fortbestehen lassen, doch sey ihr von der zuven sigsten Seite dargethan worden, daß die beim Heere nit Mannszucht die gänzliche Abschaffung jener Strafe für jezt. möglich mache. So viel als möglich sey sie in der letzten 7 vermindert worden, und auch die kommandirenden des Heeres hegten allgemein den Wunsch, irgend eine am Strafweise dafür substituiren zu können. Vorschläge dieser! seyen bereits bei früheren Gelegenheiten gemacht veh aber das Haus sey ihnen niemals beigetreten und wene jetzt auch wohl schwerlich thun, da das ehrenwerthe N glied keine neuen Gründe für seinen Antrag voorgehne Sen Hunt sagte, er müsse es sehr seltsam finden, daß egierung, die sich liberal nenne, die so viele Reformen ven chen habe, und deren jetziger Kriegs⸗Secretair (Sir J. 6. 5 house) früher selbst darauf angetragen, jene barbarische Enn Weise abzuschaffen, einem Vorschlage, wie dem seinigen, widersetze. Keinesweges wolle er den edlen Lord der Inin quenz anklagen oder auch nur eines Antrages erwähnen, bn selbst vor einiger Zeit in dieser Beziehung dem Hause deng legt; er könne jedoch nicht umhin, die Bemerkung laut ven zu lassen, daß der edle Lord und seine Freunde, indem se Seite dieses Hauses gegen die andere vertauscht hätten, ha auch ihre Ansichten vertauscht zu haben schienen. Herr Je son und Herr Sheil fügten noch einige Worte zur terstützung des Herrn Hunt hinzu, worauf eine Ahbfimmm stattfand und des Letzteren Antrag von 61 gegen 28 Stmm verworfen wurde. — Demnächst ging das Haus in den Au schuß zur ferneren Begutachtung der Reform⸗Bill über n nahm (wie bereits gestern erwähnt) sämmtliche Absätze bis Ende der Bill an, deren Ganzes sodann vom Aussschusse gen migt wurde. Die dritte Lesung derselben wurde auf den fohge den Tag festgesetzt. Das Haus vertagte sich um hald 3 Morgens.
London, 17. Febr. Der Globe enthält folgenden kel: „In Betreff des großen Werkes der Parlaments⸗Re schwinden jetzt die Zweifel der Furchtsamsten. Es ist kler Dank der Festigkeit des Monarchen und der Ausdauer des kes — daß die Minister sowohl die Macht als den Willen ben, die Bill durchzubringen. Man verkündigt einen Uebm von 25 oder 26 Gegnern der Maßregel. Sollte sich eine se Verstärkung bestätigen, so würde ohne Zweifel die Nothwat keit einer Pairs⸗Creirung weniger dringend werden oder af den Fall die erforderliche Zahl sich bedeutend vermindern. Fürl Publikum ist es verhältnißmäßig ein Gegenstand von gu Wichtigkeit, ob die Bill mit einer größeren oder kleineren M rität durch das Oberhaus kömmt, wenn sie nur überhaupt da gebracht wird. Diesen Erfolg sschert uns die Kraft und W. samkeit der Männer, welche der Sache der Reform so ernf geben sind, wie die Lords Grey und Brougham. Auf alle ü können wir mit Zuversicht melden, daß der große Gegensth dessen Erledigung so sehnlichst erwartet wird — durch Bekehm und Ueberredung wo möglich, oder, wenn es nothwendg durch Erhebung von Männern, welche der Maßregel zugeth sind — nicht allein sicher, sondern auch dald zu eine glücklichen Ende geführt werden wird.“
Auch der Courier sagt nunmehr, er freue sich, ant zu können, daß man in einer Konferenz der Repräsentanten; füinf großen Mächte zu einer wichtigen Entscheidung in Griechischen Angelegenheit gekommen sey. Es sey nän beschlossen worden, dem unruhigen Zustande in diesem ku durch Begründung einer regelmäßigen Regierung, unter dert tung eines constitutionnellen Fürsten, ein Ende zu machen, und zu dem Ende einem jungen Deutschen Fürsten von hohen Gest Vorzügen und tadellosem Charakter die Krone angeboten weme die er, wie man hofft, nicht ausschlagen werde. Diesem Gilt schen Fürsten wollen dann, dem Vernehmen nach, die Jvng tät seines Reiches die fünf großen Mächte vollkommen gum ren, damit Griechenland, wie sie einmüthig wünschen, in En gesetzt werde, den ihm gebührenden Rang unter den Natiet einzunehmen.
Am vergangenen Donnerstag hielten viele Disseenters Lande und einige in London einen Buß⸗ und Bettag. In! Bezirken von Walworth und Camberwell wurde derselbe de ders feierlich begangen.
In Bezug auf die Cholera äußert der Globe: „Wir auf die Seite derer, welche der Meinung sind, daß manj Besorgnisse außerordentlich übertreibt, und wir können unsen staunen nicht unterdrücken, daß ein so besonnener Mann, Herr Hume, einer Versammlung der Handwerker, die alb schrieben worden war, um Vorsichts⸗Maßregeln gegen die Kul heit zu ergreifen, nicht allein nicht beiwohnte, sondern auc selben rieth, nicht zusammenzukommen, weil dies unttr jetzigen Umständen das Gefährlichste sey, was sie thun kuͤmme Wir sind der ersten Meinung, daß eine solche Furcht durch c ffrechefertigt wird. Der denkende Theil der Gesellscheten nie außer Acht lassen, daß eine Brittsche exekutive Gea 16 ihren Vorsichts⸗Maßregeln eben so wohl auf ihre sced⸗ Wirkung, als auf physische Anordnungen bedacht seyn muß, daß solche Maßregeln eben so wohl gegen die Meinung, al gen bestimmte Thatsachen gerichtet werden müssen.“ — „0h denselben Gegenstand sagt die Times: „Die besorgten Mäan in der Eity, welche immer auf die „Zeichen der Zeit“ lause glauben schon deutliche Anzeichen von dem Unglück zu sij
je al mit dem wir, nicht durch die Cholera, sondern durch dit 9 G
schmackten Maßregeln, welche der Glaube an das seyn der Krankheit hervorgerufen hat, bedroht werden ten. Geld ist während der letzten zwei Tage verhaln mäßig sehr rar geworden, weil die Kauflente glauben, da
nen Kurzem großes Begehr danach entstehen wird, inden Verschiffung von Waaren aller Art nach dem Kontinente 3 stellt worden ist und die Inhaber derselben nun für die z lung sorgen müssen, ohne daß ihnen fremde Rimessen d Hülfe kommen. Die Befürchtungen mögen theilweise un
det seyn, aber sie bestehen, und zwar in einem bedeutenden
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eer schlechtes . ,uaßregeln eine größere Wichtigkeit, als es sonst der Fall
nwürde. Man wird es kaum glauben, daß in diesem Augen⸗ in der ersten Handelsstabt der Welt ein Kaufmann ersten
Anges nicht im Stande ist, auf Silberbarren Geld von der
ank zu erhalten! Er hatte in Gemeinschaft mit mehreren deren bedeutende Verladungen von Silber nach Amsterdam „Hamburg vorbereitet, stellte aber die Versendung ein, als non für angesteckt erklärt wurde. Da er bis zu besserer Ge⸗ mmheit der Verschiffung sein Kapital nicht müßig liegen lassen Ullte, so hat er sich an die Bank von England gewendet, um nen Deponirung der Silberbarren zu den üblichen Zinsen Geld chen zu erhalten; dies ist verweigert worden. Das durch die uren repräsentirte Kapital wird dadurch so wirksam außer Cir⸗ aation gesetzt, als ob es in den Tiefen des Meeres läge, und Gute, was ein einsichtsvoller Kaufmann durch Benutzung selben hervorbringen konnte, geht für die Handelswelt verloren.“ Das Gerlicht, daß in Frankreich nur eine Quarantaine von gagen gegen England angeordnet worden sey, hat große Freude der Eity verursacht, indem man hofft, daß die anderen Län⸗ diesem Beispiele folgen werden.
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Aus dem Haag, 21. Febr. Gestern Nachmittags ist Se. telenz der General⸗Lieutenant und General⸗Adjutant Sr. gjestät des Kaisers von Rußland, Graf von Orloff, hier ein⸗
en. 98* Amsterdamer Blätter enthalten folgende Be⸗ üntmachung: „Die Handels⸗ und Fabrikenkammer bringt hier⸗ st zur Kenntniß des Handelsstandes, daß durch Se. Excellenz in Herrn General⸗Direktor des Seewesens durch Resolution m 17ten d. Litt. B. Nr. 62 bestimmt worden, daß London dalle am Revier von London bis zur Nore belegenen Plätze ir angesteckt und alle Plätze auf den Küsten zwischen Dover
Harwich, diese einschließlich, für verdächtig angesehen wer⸗ m und demzufolge alle von jenen Plätzen einkommenden Schiffe sger strengen Quarantatne, und zwar die der ersten Kategorie ner von 40, die der letzten einer von 10 Tagen, unterworfen eden sollen. Amsterdam, den 20. Februar 1832.
G. D. Crommelin, Präsident. 8 Auf dessen Befehl, Rochussen, Seecretair.“
Holländische Blätter melden aus Kopenhagen vom Januar, daß die Königl. Dänische Regierung die Zurück⸗ flung der Kosten befohlen habe, womit die Schifffahrt in sesingör, der Gesundheitsmaßregeln wegen der Quarantaine aber, im Jahre 1831 belegt worden, und wovon der Antheil die Niederländische Flagge 3500 Fl. beträgt.
Gent, 19. Febr. Heute Morgen um 11 Uhr ist Hr. Ste⸗ nseiner Familie und seinen Freunden wiedergegeben worden.
Der Messager de Gand ist über den Urtheilsspruch des grüsseler Militair⸗Gerichtshofes ganz außer sich. In semer freu⸗ en Begeisterung ruft er aus: „Belgien! Der obere Militair⸗ trichtshof hat seine Mission verstanden. Er hat sich nicht zum ttschuldigen an der Plünderung Eurer Freiheiten machen wol⸗ n. Alles war bedroht, und jetzt ist Allles gerettet! Ihr habt ch eine Verfassung; ihr habt noch Gesetze! Wenn man bedenkt, a jenes hohe Tribunal zum größten Theil aus Männern vom schwerdte zusammengesetzt ist, die es in der Regel besser verste⸗ n, eine Frage zu durchschneiden, als sie zu lösen, so erscheint e Wunder noch größer, der Sieg noch schöner!“
Das Journal des Flanders behauptet, daß man Un⸗ ht thue, der Revolution ausschließlich das Elend der Genter industrie zuzuschreiben. „Unsere Verleumder,“ sagt es, „haben sohl vergessen, daß die Fabrikanten der Stadt Gent wenige age vor dem Ausbruch der Revolution die Regierung dringend meine Unterstützung von zwei Millionen Gulden baten? ud warum? Weil sie sich sonst außer Stand sahen, die Masse sr Arbeiter, mit denen ihre Werkstätten angefüllt waren, zu halten. Erinnert man sich nicht mehr der zahlreichen Banke⸗ ote, welche im Jahre 1825 und in den folgenden Jahren statt⸗ inden? Wir nehmen keinen Anstand, zu behaupten, daß eine undels⸗Krisis unvermeidlich war, weil die Production die Con⸗ umtion um das Vierfache überstieg, und die Revolution hat ir um einige Augenblicke das beschleunigt, was die Gewalt eDinge unfehlbar herbeiführen mußte.“
Die Bevölkerung der Stadt Gent belief sich am 1. Jan. 23. auf 84,559 Seelen.
Brüssel, 20. Febr. In ihrer heutigen Sitzung hat die tpräsentanten⸗Kammer die Artikel des Gesetz⸗Entwurfes gen der provisorischen Kredite von 5,904,000 Fl. für die ver⸗ hjedenen Ministerien angenommen.
Die Emancipation und der Courrier melden heute, g Herr Chs. von Brouckere seine Entlassung als Kriegs⸗Mini⸗ e eingereicht habe, und daß dieselbe angenommen worden sey. seer seinen Nachfolger verlautet noch nichts; unter den Namen, ae man anführt, befinden sich die Herren Buzen und Prisse. Nan glaubt, daß der Vorsatz der Kammer, das Budget des iegs⸗Departements bedeutend zu reduciren, den Austritt des deetn von Brouckère veranlaßt habe. Es heißt, daß der Oberst⸗ ktntenant Bouchtah, Chef des Personal's, und der Militair⸗ Vatendant, Herr von Bassompierre, dem Beispiele des Ministers sfolgt sind und ebenfalls ihre Entlassung eingereicht haben.
Der General Evain ist gestern nach Antwerpen abgereist.
Aus Valenciennes schreibt man unterm 18ten d. M.: Man versichert, daß vom 1. März au alle Militair⸗Administra⸗ gonen verabschiedet werden sollen. Nichtsdestoweniger sollen die wissonen und Brigaden der Armee gebildet bleiben, und die agmenter werden sogar Ergänzungen an Mannschaft und fnden erhalten.“
Die Garnison von Venloo hat 603 Fl. für das dem Ge⸗ eral Belliard zu errichtende Denkmal unterzeichnet.
8 88 hiesige Bibliothek ist dem Publikum neuerdings geöff⸗ en. Nan schreibt aus Ostende unterm 18. Febr.: „In Folge 1 chricht von dem Ausbruch der Cholera in London versam⸗ v. sich heute die Gesundheits⸗Kommisston und die oberen 1 Beamten, um die zu ergreifenden Maßregeln zu verab⸗ en. Es wurde beschlossen, daß zwei Mitglieder der Kommissson 2 sogleich nach Brüssel begeben sollten, um die Befehle der angierung eeer. Mittlerweile aber soll jedem von England emmenden Schiffe das Einlaufen in den Ostender Hafen ver⸗ sigert werden.“
FHetteret Gh. Wien, 20. Febr. Se. Kaiserl. Königl. Majestät haben
in Feldmarschall⸗Lieutenant und kommandirenden General in
givonien, Franz von Wlassich, zum Banus Croatiae allergnä⸗ sst iu ernennen und ihm jugleich die Geheime⸗Rathswürde zu eihen geruht.
Bank⸗Syftem verleiht allen folchen Vot⸗
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Gazzetta di Venezia liest man: „Nachrich⸗ ten aus der Romagna melden, daß Ravenna am Aten d. M. von den Päpstlichen Truppen, unter Kommando des Obersten Zamboni, besetzt worden ist; daß jedoch das Corps der Milizen (die zur Zeit der Anarchie den Poltzeidienst versahen) die Waffen nicht ablegte und, anstatt im Einvernehmen mit den Truppen die Ordnung, welche an den Tagen des 5ten, 6ten und 7ten ge⸗ stört worden war, aufrecht zu erhalten, die Uebelgesiunten unter⸗ stützte; daß endlich, als man sich genöthigt sah, um den Unord⸗ nungen ein Ziel zu setzen und die Meuterer zu Paaren zu trei⸗ ben, zur Gewalt zu schreiten, der Hauptmann Bernardini, von zwei Dolchstichen durchbohrt, als Opfer seines Eifers fiel. Da sich diese aufrührerische Gesinnung auch in der benachbarten Ro⸗ magnola gezeigt hatte, mußte der Beistand der K. K. Truppen angerufen werden, von denen am 8ten d. M. 600 Mann In⸗ fanterie und 70 Mann Kasvallerie in Ravenna einrückten und die Ruhe vollkommen herstellten, so daß Oberst Zamboni mit üch Theile seiner Truppen nach der Romagnola aufbrechen onnte.
— Die Allge meine Zeitung meldet in einem Schreiben von der Italiänischen Gränze vom 15. Febr. unter Anderem: „Die politische Lage des Kirchenstaates nimmt eine sehr ernsthafte Gestalt an, und die Papstliche Regierung sieht ein, daß es Zeit ist, auf Maßregeln zu denken, das Land ohne fremden Beistand in Gehorsam zu halten. Sie hat zu diesem Ende in Neapel Unterhandlungen angeknüpft, um eines der dort in Dienst ste⸗ henden Schweizer Regimenter in Sold zu nehmen. Außerdem will der Papst mit den Schweizer Kantonen unmittelbar einen Vertrag über die Anwerbung von 6000 Mann Schweizer Trup⸗ pen abschließen. Man vernimmt, daß der König von Neapel in das Verlangen des heil. Vaters eingewilligt hat; doch ist, um dessen Ausführung zu bewirken, auch die Einwilligung der betreffenden Schweizer Kantonsregierungen erforderlich; würde diese verweigert oder verzögert, so würde die Päpstliche Regierung in große Verlegenheit gerathen und ihr nichts übrig bleiben, als die fremde Occupation fortdauern zu lassen.“
““ ETEE1 “ Pariser Blätter enthalten folgendes Schreiben aus Lissabon vom 28sten Januar: „In Folge der von einer am 22ͤsten d. hier angekommenen Portugiesischen Brigg mitgebrach⸗ ten Nachrichten, verbreitete sich hier das Gerücht, daß die Be⸗ satzung der Insel Madeira sich empört und Dom Pedro prokla⸗ mirt habe. Ein gestern von Madeira hier angekommenes Eng⸗ lisches Fahrzeug hat die Bestätigung jenes Gerüchts überbracht. Ein vor Kurzem von hier abgegangenes Bataillon des zweiten Regiments hat mit dem größten Theile der auf der Insel be⸗ findlichen Truppen den Aufstand bewirkt. Der Gouverneur ist nach Einigen getödtet, nach Anderen hat er sich in die Citadelle geflüchtet.“ 8 8 8 FIö. 8
Die Allgemeine Zeitung giebt in einem Schreiben aus Wien folgende Nachrichten: „Die Post aus Konstantinopel vom 25. Jan. ist eingetroffen. „Die Pforte hat sich nun überzeugt, daß auf dem Wege der Güte mit dem Pascha von Aegypten nichts auszurichten ist und Zwangsmittel angewendet werden müssen, um ihn zum Gehorsam zurückzuführen. Ein vom Großherrn erlassenes Manifest setzt daher alle Muselmänner von dem Treubruche des Mehemed Ali in Kenntniß und befiehlt dessen exemplarische Bestrafung. Mehemed Ali und sein Sohn Ibrahim sollen auch in den geistlichen Bann ge⸗ than werden Man hat jedoch die Bemerkung gemacht, daß das Ottomanische Ministerium sich noch gegen den rebellischen Pascha mit Schonung benimmt und ihn als eine Art Macht anerkennt, die ohne Majestäts⸗Verbrechen Krieg gegen den Sultan sühren kann. Dies bestärkt Manchen in dem Glauben, es werde noch zu Unterhandlungen kommen und der Streit zuletzt gütlich ausgeglichen werden. Erwaͤgt man indessen den Charakter des Sultans und jenen des Vice⸗Königs, so scheint fast nur die Gewalt der Waffen, welche auf Seiten des Großherrn durch seine geistliche Macht, als Haupt des Islams, verdoppelt wird, den begonnenen Streit beendigen zu können. Der größte Theil der Türkischen Flotte hat bereits den Kanal verlassen, mit dem Befehle, gegen die Aegyptier feindlich zu ope⸗ riren. Auch wurden schleunig alle disponiblen Truppen nach Kleinasien übergeschifft, um die Standquartiere der nach Syrien aufgebrochenen Regimenter zu beziehen und dergestalt eine Re⸗ serve zu bilden.“
Berlin, 26. Febr. Aus Trier vom 13. Febr. wird gemeldet: Unter der Aufschrift: „St. Simonistische Umtriebe betreffend“ ist von unserem Hochw. Hrn. Bischof v. Hommer folgendes Rundschreiben an die Geistlichkeit erlassen worden: „Seit kurzem erwähnen die öffentlichen Blätter des Strebens der in Frankreich entstandenen St. Simonisten, ihrer Lehre auch in Deutschland Fenseh und
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Einfluß zu verschaffen. Es sollen jüngsthin Emissarien ainz eingetroffen seyn; auch ist bekannt geworden, daß die Anhaänger dieser Lehre schon früher versucht haben, ihre Geundsätze, namentlich durch unentgeltliche Vertheilung ihres Haupt⸗Organs, der Zeitschrift: „le Globe“, in die Preußischen Staaten zu über⸗ tragen. Die Urtheile unserer Zeitschriften über diese Lehre stim⸗ men darin überein, daß sie nicht allein grundlos und üunhaltbar, sondern auch, was die Aufmerksamkeit vorzuglich erregt hat, gleich efährlich für den Staat, wie für die katholische Kirche ist. as die Gefährlichkeit für den Staat betrifft, so dürfen wir den Königl. Regierungen vertrauen, daß sie für ihre Untergebe⸗ nen wachen und sie vor den Nachtheilen schützen werden, welche falsche und verwegene Doktrinen zu stiften vermö⸗ gen. Was dagegen die Reinheit der christ⸗katholischen Glau⸗ bens⸗ und Sittenlehre anbelangt, so fordert von Uns die Pflicht des bischöflichen Amtes, dahin Bedacht zu nehmen, daß, wie diese lauter und unverfälscht auf uns gekommen ist, sie eben so rein und unverfälscht erhalten werde. Deshald fordern Wir die sämmtlichen Herren Pfarrer unseres Bisthums hier⸗ durch auf, wenn dergleichen Emissarien es unternehmen sollten, in ihre Gemeinden Eingang zu suchen und ihre Grundsätze auszulegen, Uns ohne Verzug davon zu benachrichtigen, sobald sie zuverlässige Kenntniß hierüber erhalten, damit Wir die geeigne⸗ ten Maßregeln zu ergreifen vermögen, solchem Unfuge gleich anfangs zu begegnen.“
Zu Köln ist am 18. d. M., nach kurzem Krankenlager an einem organischen Herz⸗Uebel, der Königl. Generalmajor und Commandeur der 8. Infanterie⸗Brigade, von Seydlitz, im 5östen Jahre seines Lebens und im 40sten seiner Dienst⸗Laufbahn,
mit Tode abgegangen.
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Literarische Nachrichten.
Das erste Heft der historisch⸗politischen Zeitschrifr, herausgegeben vom Professor Ranke, ist nunmehr im Buchhan⸗ del erschienen. Wir haben bereits (in Nr. 33 der Staats⸗Zei⸗ tung) die Einleitung mitgetheilt, mit der der Herausgeder seine Blaͤtter beim Publikum einführt, und in der er über die Tendenz seiner Zeitschrift sich ausspricht, die, wiewohl gleich weit entfernt von den beiden politischen Extremen unserer Zeit, doch kein blo⸗ ßes haltloses Theorem, sondern einen eben so posttiven als prak⸗ tischen Weg verfolgen will. Das Publikum hat nunmehr Ge⸗ legenheit, zu beurtheilen, ob und wie der Herausgeber der sich selbst gestellten Aufgabe nachgekommen ist. Das uns vorliegende Heft enthält nachstehende theils über die Geschichte, theils über die Politik unserer Zeit handelnde Aufsätze: 1) Ueber die Re⸗ stauration in Frankreich. 2) Frankreich und Deutschland. 3) Ueber den Baierschen Landtag von 1831. (Aus einem Schrei⸗ ben aus München.) 4) Eine Bemerkung über die Charte von 1830. Vergleichung der Charte von 1830, mit der Constitution vom Juli 1815. 5) Ueder einige neuere Französische Flug⸗ schriften.
Wir kommen dem Versprechen nach, unsere Leser mit dieser neuen Zeitschrift genauer bekannt zu machen, indem wir ihnen von den vorerwähnten Aufsätzen denjenigen, der sie am meisten interessiren möchte, ausführlicher mittheilen. Es ist der über das gegenseitige Verhältniß Frankreichs und Deutschlands, in wel⸗ chem der Verfasser den Gesichtspunkt der so wesentlich verschie⸗ denen Zustände beider Länder festzustellen sucht.
Es heißt darin zunächst:
„Der Aufgabe, die Revolution in ihrem Wesen, in ihrer ei⸗ genthuͤmlich Franzoͤsischen Natur aufzufassen, steht eine andere zur Seite, ihre Wirkung auf Europa wahrzunehmen“
„Ich meine nicht allein jene Wirkung, welche, durch Kriegstha⸗ ten und Friedensschluͤsse hervorgebracht, sich in Veraͤnderungen der Gebiete zeigt. Auch wenn man alle Schlachten und alle Bewe⸗ gungen der Diplomatie und alle dies Hin⸗ und Wiederwogen der streitenden Kraͤfte von Moment zu Moment verfolgt hat, so koͤnnte sich finden, daß man die eigentlich politische Frage, auf die es in dem gegenwaͤrtigen Augenblick vor Allem ankommt, nicht allein nicht er⸗ ledigt, sondern kaum beruͤhrt häͤtte.“
„Die Frage ist, welchen inneren Zustand der Europaͤischen Laͤn⸗ der die Revolution fand, wie sie auf ihn einwirkte und ihn ab⸗ aͤnderte, welche Ruͤckwirkungen hierauf im Gefolge der Ereignisse eingetreten sind. Nicht in ein paar allgemeinen Gedanken, son⸗ dern in diesem unvermeidlichen Wechsel sehr bestimmter Zustaͤnde liegt Alles, was es in unserer Lage Peinliches oder Zufriedenstellen⸗ des geben mag, liegen alle unsere Hoffnungen und Gefahren“
„Ich wollte, es waͤre mir gelungen, die individuelle Physiogno⸗ mie der Restauration in Frankreich“) wenigstens einigermaßen vor Fäpfn zu legen. Man wuͤrde, denk' ich, durch das unmitielbare Selbstgefuͤhl uͤberzeugt seyn, daß wir mit dem rein Franzoͤsischen Kampfe, in welchem man dort begriffen ist, mit dem eigentlichen Inhalt jener Bewegungen wenig gemein haben.“
„Allerdings haben Revolution und Restauration in ganz Eu⸗ ropa, sie haben auch bei uns Anglogieen gehabt; allein es fehlt viel, daß sie sich in irgend einem Lande, daß sie sich bei uns in ihrem Wesen wiederholt haͤtten“
„Als die Revolution zu erobern anfing, hatte sie bereits die Stadien ihrer großen Gaͤhrung vollendet; sie hatte das alte Frank⸗ reich bereits von Oertk ga Unterst gekehrt und ein neues gegruͤndet: sie bedurfte wieder der Ordnung. Wo sie erschien, zerstoͤrte sie zwar unerbittlich die alten Formen, aber die Elemente des Vorhandenen konnte sie nicht so voͤllig zersetzen, wie in Frankreich; sie mußte sie schonen, um sie sich sofort dienstbar zu machen.“
„Italien hat mehr mit Frankreich gemein, als so leicht ein anderes Land; es ist romanisch, katholisch, zum Theil von Bour⸗ bonen regiert und denn auch am laͤngsten in den Haͤnden der Er⸗ oberer gewesen; Italiaͤnische Bildung und Literatur haͤngt schon durch die Sprache mit der Franzoͤsischen genau zusammen. Bei alledem, hat es wohl die Revolution vermocht, Italien in den wesentlichsten Momenten dem Zustande von Frankreich gleich zu machen? Man vergleiche nur jene sechzehn Millionen Quoten der Grundsteuer, die in Frenkreich bezahlt werden, mit der Anzahl der Besitzer in Italien! Diese unveraͤnderlichen Stadt⸗Aristokratieen von Italien, die sich von Jahrhundert zu Jahrhundert unwandel⸗ bar vererbt haben, sie bestehen noch; sie besitzen das Land noch heutr. Es giebt daselbst eine Aufregung; allein ein Irrthum waͤre, zu glau⸗ ben, die Worte, deren man sich dort bedient, haͤtten die naͤm⸗ liche Bedeutung, wie in Frankreich; die Aufregung ist in der Aristokratie. Wenn ich nicht irre, so kommt sie hauptsaͤch⸗ lich daher, weil einige von den gegenwaͤrtigen Regierun gen das Geheimniß nicht gefunden haben, die Landbesttzer in ihre Interessen zu ziehen, ein Geheimniß, das die fruͤheren recht gut verstanden.“
„Und sollte es nun der Revolution wohl gelungen seyn, die Deutschen Dinge den Franzoͤsischen gleich zu machen?
„Es ist auch bei uns eine große Veraͤnderung vorgegangen: allein mit der kann sie nicht verglichen werden, welche in Frank⸗ reich eingetreten ist. Jene vollige Umwaͤlzung des Besitzes und des Rechts, jene Schoͤpfnng einer neuen Nation und eines neuen Da⸗ seyns, jene vollkommene Lossagung von aller Vergangenheit, die in Feenteic stattgefunden, bei uns ist sie nicht wiederholt worden.
o waͤre, vollends in protestantischen Laͤndern, jener Haß wider den Klerus, der einen so hauptsaͤchlichen Grundbestandtheil der Franzoͤst⸗ schen Bewegungen bildet? Wo waͤre der Gegensatz eines alten und eines neuen Adels? Eines zwischen der alten und einer neuen Ge⸗ neration streitigen Besttzes; Wo waͤren bei uns zwei so entschieden, zwei durch so blutige Vereglage entzweite Parteien, ja Bevoͤlkerun⸗ gen? Wo haͤtte man endlich die alte Treue so ganz perleugnet und die Bande, welche ein Fuͤrstliches Geschlecht mit seiner Land⸗ schaft verknuͤpfen, so voͤllig in den Staub getreten und dem Hasse, der Verhoͤbnung preisgegeben?“
„Nein! so weit ist es nicht gekommen, — damals als die Re⸗ volution auf uns einwirkte. Eben so wenig hat auch die Restaura⸗ tion eine Wiederholung in Deutschland gefunden.“
„Es ist wahr, es sind auch bei uns einige verjagte Fuͤrsten aus der Verbannung zuruͤckgekommen, aber welch ein Ünterschiede Nicht von ihrem Volke waren sie verjagt worden, sondern von den verhaßten Fremden. Jenes Gefuͤhl der National⸗Unabhaͤngigkeit, welches die Franzosen in der Herstellung der Bourbonen verletzt zu sehen geglaubt haben, es kam den Deutschen Fuͤrsten zu Huͤlfe: es rief sie herbei; es war befriedigt, als man dieselben in den Schloͤssern ihrer Hauptstaͤdte wieder Platz nehmen sah. Gewiß! diese Fuͤrsten haben, eben weil sie entfernt gewesen waren, besondere Schwierig⸗ keiten vorgefunden, allein mit der Aufgabe der Bourbonen laͤßt sich die ihre nicht vergleichen; auch waren ihrer nur wenige. Will man wissen, was eine Restauration in Deutschland gewesen seyn wuͤrde? Wofern man daran gedacht haͤtte, das Kaiserthum wieder herzu⸗ stellen, Churfuͤrstenthuͤmer, bischoͤfliche Sitze, alle die alten Unmit⸗ telbarkeiten und das gesammte Geruͤst des Roͤmischen Reiches Deutscher Nation wiederaufzurichten, wofern eine solche Erneue⸗ rung des Alten mit Allem, was seitdem in Widerspruch mit demsel⸗ ben zum Leben gekommen war, in Kampf gesetzt worden waͤre, dann wuͤrde von einer Aehnlichkeit die Rede seyn koͤnnen. Auch dann selbst waͤre sie nicht einmal vollkommen. Es haͤtte erst dazu gehoͤrt, daß jene Institute wahrhaft eingreifend, wirksam, herrschend gewesen waͤren, und daß sie zu einer aͤhnlichen Macht wieder haͤtten erhoben werden sollen. Allein man bekenne: sie waren beretts ab⸗ gestorben, sie waren reif zum Tode; wenn man 8 einigen Or⸗
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*) In dem vorangegangenen Auffatze. AS; sn . 6 heos Isnof lef meien Lf Ketaehnh *
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