1“
zum Gehorsam zu zwingen, aufgegeben oder wenigstens auf⸗ woben, indem ste hofft, daß derselbe sich freiwillig unterwer⸗ rde. — Der Herausgeber des Journals „la Carricature“, Herr Phi⸗ von, wurde gestern wegen Beleidigung der Person des Königs dHeines Prinzen aus der Königl. Familie durch Herausgabe jer Karrikaturen von dem hiesigen Assisenhofe zu halbjähriger fängnißstrafe und einer Geldbuße von 2000 Fr. verurtheilt. Der Constitutionnel de 1830 hat, in Folge der von dem en Handelsgerichte gegen ihn ausgesprochenen Verurtheilung, an Tüel in den der Constitution de 1830 umgewandelt.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ ng vom 6. März*). Marquis von Lansdowne trug auf orlegung der auf die letzten Uunruhen in Jamaika sich beziehen⸗
amtlichen Berichte an, was die Genehmigung des Hauses eelt. Auf den Vorschlag des Lord⸗Kanzlers wurde die Ab⸗ sang einer Adresse an den König beschlossen, in der Se. Maj. ücht werden sollen, dem Hause den Bericht der Kommissarien
legen zu lassen, die mit der Gesetz⸗Revision beauftragt sind. jeser Bericht, sagte Lord Brougham, enthalte werthvolle Details mentlich in Bezug auf das Verfahren gegen Schuldner, bei schen bisher noch so viele Anomalieen im Englischen Gesetze stiten. Um diesen Anomalien abzuhelfen, würde auf jenen ericht eine neue Bill zu begründen seyn. — Das Haus ver⸗ gte sich bis zum 8. März.
— Unterhaus. Sitzung vom 7. März. Sir R. Vy⸗ han legte dem Staats⸗Secretair für die auswärtigen Angele⸗ nheiten einige Fragen in Bezuz auf die Expedition der
Wanzosen nach Italien vor. „Es ist nunmehr gewiß,“ gte er, „daß die Französischen Truppen sich im Kirchenstaate nden und von Ankona Besitz genommen haben aus dem osten⸗ ein Zwecke, gemeinschaftlich mit den Oesterreichern die von e Rebellion gestörte Ordnung wieder herzustellen. Die Fran⸗ en haben jedoch nicht unter gleichen Umständen, wie die Oester⸗ cher, dieses Gebiet betreten. Oesterreichs Einmarsch war erst⸗ h durch das ausdrückliche Ersuchen des Papstes und zweitens durch veranlaßt, daß seine eigenen, dicht am Kirchenstaate ohnenden Unterthanen durch die Proclamationen der Re⸗ llen zur Empörung aufgefordert worden waren. Frankreich un jedoch zur Rechtfertigung seines Verfahrens weder e eEinadung des betreffenden Souverains, noch die An⸗ änzung seines Gebietes, noch endlich die versuchte Aufwiege⸗
g seiner Unterthanen anführen. Frankreichs Einschreiten halte für um so tadelnswerther, weil mir bekannt ist, daß vor nicht uger Zeit die Unterthanen des Herzogs von Modena, die eine egierung haben, welche ich in der That verbessert zu sehen ünschte, zur Empörung verleitet wurden, und zwar durch die
(missionairs einer Französlschen Partei, von der sie hernach schmäh⸗ verlassen wurden, und die ruhig zusah, als die Leute, die von r schändlicher Weise verführt worden waren, streng bestraft nden. Beklagen muß ich es daher, daß die Britische egieruug den Französtschen Truppen die Landung gestattet nt, ohne zugleich zu deren Beobachtung ein Geschwader
ach dem Mittelländischen Meere zu senden. Demnächst aber
age ich den edeln Lord, ob zwischen der Britischen und der anzösischen Regierung über die Expedition nach Ankona Mit⸗ elungen stattgefunden, so wie, ob der Papft selbst mit dem
lane, Französische Truppen auf seinem Gebiete landen zu las⸗ n, einverstanden war? Hat die Landung ohne ausdrückliche zenehmigung des Papstes stattgefunden, so ist dies das erste Nal seit Napoleon, daß eine Invaston in die Staaten eines nabhängigen Souverains, um ohne seine Genehmigung Umn⸗ n zu unterdrücken, bewirkt worden. (Hört, hört!) Der Ein⸗ arsch der Franzosen ist darum nicht minder eine Invassion, enn er auch scheinbar von den anderen Europäischen Souve⸗ amnen sanctionirt wird. Hat der Papst es gewünscht, so nn nichts dagegen eingewandt werden; anderenfalls aber bedürfte geiner Eck ärung des Rechtes, das einem Staate verliehen ütt, ohne alle Umstände Truppen nach einem anderen Staate inusenden. Vor allen Dingen wünsche ich also zu wissen: Ist r Einmarsch der Franzesen vom Papst autorisirt und vom Wie⸗ tHofe genehmigt worden?“ — Lord Palm erston erwiederte, müsse sich auf die einfache Bestätigung des Faktums beschrän⸗ n, daß die Franzosen auf Paͤpstlichem Gebiete gelandet seyen. Pas jedoch die von dem edlen Baronet vorgelegten Fragen be⸗ effe, so werde ihn das Haus wohl für gerechtfertigt ansehen, benn er erktäre, daß er es a's unvertraglich mit seiner zntlichen Pflicht ansehe, die Mittheilungen, welche etwa vischen den Regierungen von Frankreich und Rom stattgefun⸗ en, dem Hause vorzulegen. Das Haus würde einräumen, daß
zt nicht die schickliche Zeit sey), — wenn dazu überhaupt eine
heit sich schckꝛe — mit dem ehrenw. Baronet in eine Diskus⸗
son üder das Verfahren der Französischen Regierung sich emin⸗ issen. Es scheine ihm jedoch, als bestehe die Anschuldigung, se der ehrenw. Baronet gegen Frankreich erhebe, eigentlich da⸗ n, daß dasselbe nicht schon früher eingeschritten sey und dem üödlichen Italien, oder vielmehr Modena, solche liberale Insti⸗ nionen verliehen habe, wie ste ihm (Sir Richard) als zweck⸗ näßig erschtenen. Ja, auch der Engl. Regierung scheine es
er ch enw. Baronet zu verdenken, daß sie sich nicht in die Italiäni⸗ chen Angelegenheiten gehörig eingemischt habe, denn er beschwere
7
ch darüber, daß sie kein Geschwader nach dem Mittelländischen Keere gesandt habe, um daselbst die Handlungen der Franzosen kobachten zu lassen. „Kann ich indessen auch“, so schloß der Ninister seine Bemerkungen, „dem ehrenwerthen Baronet keine ntwort auf seine Frage ertheilen, so darf ich doch so viel sa⸗
en, daß, so weit die Regierung mit den Umständen, welche
lattgesunden haben, bekannt ist, wir, wie ich glaube, keinen Srund haben, zu besorgen, daß die Unruhen in Italien nicht one weitere Stöcung sollten beseitigt werden können.“ Sir Rob. Heelentzegnete, er wolle den Minister keinesweges drängen, von dem zuweichen, was er für seine Pflicht halte; indessen könne er doch nicht mhin, die Bemerkung fallen zu lassen, daß nach dem, was ge⸗ cheehen sey, das Verfahren der Französischen Regierung, er wolle scht sagen Argwohn, aber doch eine gewisse Besorgniß einflößen hvüsse. Den ihm zugegangenen Nachrichten zufolge, habe die
Fzanzösische Regierung ihre Expedition nach Italien gesandt, Fene irgend einer Regierung vorher Anzeige davon gemacht zu aben. Hätte Frankreich diesen Schritt nur gethan, um eine ewisse Französische Partei zufrieden zu stellen, so wäre er ur noch um so besorglicher. Frankreich habe in ähnli⸗ er Weise, ohne die anderen Maͤchte zu fragen, vor eini⸗ in Monaten eine Armee nach Velgien gesandt. Frankreich alte ferner jetzt ein ansehnliches Gebiet an der Küste des
Mittelländischen Meeres — Algier, Sran und Bona — besetzt;
1). Die Sitzung des Oberhauses, von welcher gestern berichtet orden, war vom fuͤnfte
—
88 8 1* 1 . . .* 8 9 8 1 8 * 2
in Griechenland blieben seine Truppen ebenfalls und hätten dazu wahrscheinlich gute Gründe; was solle man also sich denken, wenn diese jetzt auch von einem Theile des Päpstlichen Gebietes Besitz nähmen? Hieraus müsse am Ende eine Gefährdung des Europäischen Friedens hervorgehen, und das Gleichgewicht der Europäischen Mächte, das unter so vielen Opfern hergestellt wor⸗ den, stände wieder auf dem Punkt, umgestürzt zu werden. Lord Palmerston verwies den Redner darauf, daß Frankreichs Einmarsch in Belgien die Genehmigung aller betheilig⸗ ten Mächte gefunden habe; eben so sey die Truppen⸗Sen⸗ dung nach Griechenland zur Zeit unter Zustimmung aller Verbündeten bewirkt worden; was aber endlich Frankreichs Be⸗ setzung von Algier betreffe, so müsse ja der sehr ehrenwerthe Ba⸗ ronet, der damals im Almte gewesen, besser üder die von Frank⸗ reich gegebenen Verslcherungen unterrichtet seyn, als das jetzige Ministerium. Sir R. Peel sagte, Frankreich habe damals die Versicherung ertheilt, daß es von dem glücklichen Erfolge der Ex⸗ pedition keinen besonderen Vortheil zu ziehen trachte, daß es jedoch die Ansicht anderer Regierungen über die Art und Weise, wie die Besetzthaltung Algiers stattfinden solle, zu Rathe ziehen werde. Die Regierung habe damals mit dieser Versicherung zufrieden seyn kömnen; es frage sich aber nun, ob sie wirk⸗ lich in Ausführung gebracht worden? (Beifall.) Seine Besorg⸗ nisse könnten durch das, was der edle Lord die gute Gesinnung Frankreichs nenne, nicht so leicht beseitigt werden, denn er sey überzeugt, daß das böse Beispiel, das einmal gegeden wor⸗ den, nicht dadurch gutgemacht werden würde, daß die Fran⸗ zösische Regierung die dadurch erlangten Vortheile wieder aufgebe. Eben so glaube er auch, daß, wenn ein großer Staat, der sich auf seine Macht verlasse, das Gebiet eines klei⸗ neren mit einer Armee besetze, ohne auch nur einen einzigen gu⸗ ten Grund zu seiner Rechtfertigung anführen zu können, das Beispiel einer solchen Verletzung des Völkerrechtes nur von üblen Folgen für andere Nationen seyn dürfte. — Hiermit war die
3 89 116116“
Debatte über diesen Gegenstand beendigt, und das Haus ging zu
seinen Tages⸗Geschäften über.
— Oberhaus. Sitzung vom 8. März. Auf den An⸗ trag des Marquis von Landsdowne wurde der erste Bericht der Kommission, welche zur Untersuchung der Irländischen Zehn⸗ tenfrage niedergesetzt worden, verlesen, worin die Kommission ihre Ansicht über die in dieser Beziehung zu ergreifenden Maß⸗ regeln entwickelte. Der Marquis von Landsdowne unterftützte in einem ausführlichen Vortrage die Ansichten der Kommisston und begründete auf dieselben eine förmliche Motion zur Abdfas⸗ sung eines Gesetzes, wodurch die rückständigen Zehnten eingetrie⸗ ben werden sollten und eine Aenderung des ganzen Systems für zweckmäßig erklärt würde. Dieser Antrag wurde nach einer Debatte, an welcher unter Anderen der Bischof von Lon⸗ don, Graf Eldon, Lord Althorp und der Herzog von Wel⸗ lington Theil nahmen, genehmigt. (Wir werden morgen aus⸗ führlicher darauf zurückkommen.)
— In der Sitzung des Unterhauses von demselben Tage brachte Herr Stanley denselben Gegenstand zur Sprache. Er gab Auskunft über die Thätigkeit der Kommission, welche sich mit der Zehntenfrage beschäftige, trug aber darauf an, daß die Debatte uber diesen Gegenstand noch verschoben werden möchte, bis derselbe noch genauer untersucht und dem Hause ein voll⸗ ständiger Bericht vorgelegt seyn würde. Herr O'Connell *) bezeigte sich mit dieser Zögerung sehr unzufrieden, indem es all⸗ gemein bekannt sey, daß die Kommission längst über die vorzu⸗ schlagenden Maßregeln einverstanden sey. Sir Robert Peel
aber trat zu Gunsten des Antrages auf und sreute sich, daß
daburch das Haus verhindert würde, irgend einen übereilten
Beschluß zu fassen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag des
Heirn Stanley mit 314 Stimmen gegen 31 enehmigt. 8 2 9 g
London, 9. Nov. Bei dem vorgestrigen Lever wurde Sr. Majestät der Ritter Huyzens, Niederländischer Geschäftsträger in New⸗York, durch den Königl. Niederländischen Botschafter, Herrn Falk, vorgestellt.
Der Courier enthält folgenden Artikel: „Die Abreise des Grafen Orloff aus dem Haag ist, wie wir glauben, auf kurze Zeit hinausgeschoben. Die Zeit seiner Ankunft in England ist noch nicht genau bekannt, aber wahrscheinlich wird dieselbe von der Ankunft der Couriere im Haag abhängen, die er von St. Peters⸗ burg, Beclin und Wien erwartet. Wir benutzen diese Gelegen⸗ heit, um unseren Lesern die Verstcherung zu ertheilen, daß das Gtrücht, das Niederländische Kabinet habe in die Ratification des Traktates der Konferenz gewilligt, auch nicht den geringsten Grund hat. Es hat sich im Haag so wenig etwas zugetragen, was diesem Gerüchte zur Bestätigung dient, daß man von dort⸗
her sogar meldet — was wir aber für voreilig halten — daß der König auf den Rath seiner Minister in den bestimmteflen Ausodrücken seine Erklärung, den Traktat nicht ratifiziren zu wol⸗ len, wiederholt und daß der Graf Orloff einen Courier mit die⸗ ser Nachricht an den Fürsten Lieven abgesandt habe.“
Die hiesigen Blätter enthalten Nachrichten aus Lis⸗ sabon bis zum 26. Febr. Dom Mizuel hat eine große Muste⸗
rung über die Truppen gehalten und die Vertheidigungs⸗Anstal⸗ ten besichtigt. Am 22sten Febr. wurde der Jahrestag der Rück⸗ kehr Dom Miguels nach Portuzal in Lissavon festlich begangen. — Es sind 8 oder 9 Kriegs⸗ und Trausport⸗Schiffe ausgerüstet, um sofoet 1200 Manm Linientruppen an Bord zu nehmen. Diese Tauppen kamen von Alemtejo und sollten am 26sten Morgens
eingeschefft werden. — Die Lissaboner Bank hat der Regierung
40,000 Milreis vorgeschossen, auch sollen einige Geldsummen von 8 Spanien eingezaugen seyn. Das Gerücht von einen, Marsche
Spanischer Truppen gegen die Portugiesische Gränze war allge⸗
mein verbrritet; man giebt die Zahl derselben auf 35,000 Mann nach jener Stadt aßzugehen.
an. — In Madeira herrscht, den letzten Nachrichten zufolge, fortwahrend die größte Ruhe. — Trotz aller Aufmerksamkeit der Polizei befindet sich jetzt die Proclamation Dom Pedro's fast in allen Händen. 3
Es sind Zeitungen aus Varbadoes bis zum 29. Jan.
eingegangen. Eine Beilage zu dem Barbadoes Globe von jenem Tage meldet, daß, Nachrichten aus St. Lucta zufolge,
eine Aufregung auf jener Insel herrsche, die fast einem Buͤrger⸗
Kriege gleich komme. Alle Geschäfte hätten daselbst aufgebzört. Die Kaufleute und Kramer wollen ihre Gewölhe und Läden nicht öffnen, weil man von ihnen verlangt hat, daß sie Erlaubniß⸗
scheine nehmen und große Auflagen im Voraus bezahlen sollen.
Es scheint, daß diese Maßregein ergriffen worden sind, um die an öffentliche Beamte rückständigen Gehalte, welche sich auf 8000 Pfd. Sterl. belaufen sollen, bezahlen zu können. Die Kaufleute reichten indessen elne Vorstellung gegen dergleichen will⸗ kürliche Expressungen ein und ersuchten den Gouverneur, Oberst⸗Lieu⸗ tenant Bozon, ernstlich, die Abgaben, wie sie im vorigen Jahre festgesetzt
*) Die gestern gemeldete Reise des Herrn O'Connell nach Ir⸗
land scheint demnach auf einem Irrthum zu beruhen.
111““
giats. vAhed n hte im wert
1“““ ꝓger ereI
worden wären, und auch den üblichen Zahlungs⸗Termin beizu⸗ Da auf diese Vorstellung keme Rücksicht genommen wurde, so faßten sie den Entschluß, keinen Laden zu öffnen, bis von den Forderungen nachgelassen würde. Der Gouverneur, der in dieser Widersetzlichkeit zugleich die Absicht zu erkennen glaupte, die neuen Sklaven⸗Bestimmungen unwirksam zu machen, hat eine Proclamation erlassen, worin er alle getreue Unterthanen auf⸗ fordert, ihre gewohnten Beschäftigungen wieder aufzunehmen,
behalten.
wenn sie sich nicht der Anklage des Hochverraths aussetzen woll
ten. Trotz der Proclamation und trotz dem, daß Kanonen auf⸗ gefahren wurden, um die Wirkung derselden zu verstärken, be⸗
standen die Kaufleute auf ihrer Weigerung, und daste von den Einwoh⸗ nern unterstützt wurden, so hat der Gouverneur vorläufig
bewilligt, daß die Verordnung bis nach einer Berathung, welche
der Gouverneur mit dem Geheimen Rathe halten wollte, auf⸗ gehoben bleiben solle. — Die Eigenthümer und Einwohner von Trinidad haben eine Versammlung gehalten, in welcher beschlos⸗ sen wurde, dem Könige und dem Parlamente eine Bittschrift
zu überreichen, worin gegen die Aenderungen in den Sklaven⸗
Gesetzen protestirt werden solle. Die Versammlungz erklärte ihren
Entschluß, falls auf ihre Vorstellungen keine Rücksicht genommen würde, in der Folge gar keine Abgaben zu bezahlen. Die Auf⸗
regung ist ungemein groß, und man befürchtet die allerernstlich⸗
sten Unruhen.
2
1 Niederlande.
Brüssel, 9. März. In der gestrigen Sitzung der Repräsentanten⸗Kammer wurde die Berathung über das Budget fortgesetzt. Der Berichterstatter der Central⸗Kommis⸗ sion, Herr Dumortier, suchte die in der vorigen Sitzung von dem Finanz⸗Minister beigebrachten Argumente gegen den Bericht der Central⸗Section zu widerlegen und griff besonders die Ge⸗ halte der Finanzbeamten an. Der Kriegs⸗Minister nahm hierauf das Wort und äußerte sich im Wesentlichen folgender⸗ maßen: „Ich begreife, daß, wenn es darauf ankömmt, einen neuen Staat zu gründen, Jeder die Chancen seiner Dauer be⸗ rechnet und die Zukunft für mehr oder minder finster hält. Aber daß ein Redner, der bei der Erörterung der 24 Artikel die Vortheile derselbden für Handel und Gewerbfleiß pries, jetzt sagt, daß wir unsere Unabhängigkeit mit Aufopferung des Han⸗ deis und der Industrie erkauft haben, das ist mir unbegreif⸗ lich. Man wirft es uns ais eine falsche Politik vor, daß wier uns von England statt von Frankreich leiten ließen. Wann hat aber je unsere Politik mit der der Französtschen Re⸗ gierung im Widerspruch gestanden? Man will aber auch gar nicht, daß die Belgische Regierung der Politik Frankreichs folgen foll, nur von der Opposition soll sie sich leiten lassen. Würde uns aber diese Opposition einen Handels⸗Traktat verschafft haben? Dergleichen Traktate gehen nicht aus der Sympathie der Völker, sondern aus ihren gegenseitigen Interessen hervor. Was unsere auswärtige Politik betrifft, so haben wir die 24 Artikel angenom⸗ men und wollen nichts, als die 24 Artikel. In Bezug auf die in Antwerpen und Gent angeordneten Maßregeln erkläre ich, daß ich dieselben für nöthig gehalten habe, sie noch für nöthig halte und nicht davon abzgehen werde. Antwerpen befindet sich unter den Kanonen des Feindes und Gent nur einen halben
Tagemarsch von den feindlichen Vorposten. Es sind die beiden
Hauptpunkte zur Vertheidigung des Landes. So lange ich Mi⸗ nister bin, werden jene Städte im Belagerungszustande bleiben. Was Herrn Diyxon detrifft, so ist ihm der Aufenthalt in Gent untersagt worden, weil er der Polizer als ein Spion bezeichnet worden, so wie wegen seiner Verhindungen mit Holland und seiner häufigen Reisen nach jenem Lande.“ Herr Gendebien ußerte sich mit Heftigkeit gegen alle Handlungen der Minister. Es existire, sagte er, eigentlich gar keine Regierung in Belgien, well man genöthigt sey, den von Frankreich und eans aus⸗ gehenden Impulsen zu folgen. Durch die Annahme der 24 Ar⸗ tikel habe die Ehre Belgiens für ewige Zeiten gelitten. Dieser Behauptung widersprach Herr Nothomb, weicher weitläuftig auseinandersetzte, wie man sich den Umständen habe fügen müs⸗ sen und keinen anderen Weg habe einschlagen können. Die Fort⸗ setzung der Berathung wurde auf den folgenden Tag verschoben.
Gestern Abend verbreitete sich hier das Gerücht, daß man den Versuch gemacht habe, den König zu ermorden. Das Me⸗ morial Beige erzählt den Vorfall, der zu diesem Gerüchte Anlaß gegeben hat, auf folgende Weise: „Der König ritt gestern auf dem Boulevard des Odservatoriums spazieren; sein Wagen folgte ihm in einiger Entfernung. Ein Mann näherte sich dem Kutschenschlage und verlangte den König zu sprechen. Als die Umgebung ihn aufforderte, sich zurückzuziehen, sagte er; „„Ich will den König sprechen; es ist unser Vater.““ Nach einigen ande⸗ ren ähnlichen Redensarten, lief er nach der Richtung hin, wo er den König wahrnahm, wurde aber bald durch das Volk auf⸗ gehalten, unter das er, wie man sagt, einige Geldstücke vertheilte. Man setzte ihn in einen Fiaker, um ihn nach dem Polizei⸗ Bureau zu bringen. Die Volksmenge war aber mittlerweile bedeutend angewachsen, und man konnte dieselbe, die in dem Glauben stand, daß das Leben des Königs in Gefahr geschwedt habe, nuc mit Mühe und durch Herbetholung einer Adtheilung Bürgergarde von Thätlichkeiten, abhalten. Der Verhaftete ist, wie wir erfahren, ein Bäckergeselle, Namens Anton Borens, 31 Jahr alt, aus Flandern gebürtig. Man hat üdrigens nichts bei schm gefunden, was Verdacht erregen könnte. Er soll schon eeeug Malen Zeichen von Geistesverwirrung gegeben haben.“
Die heutigen Brüsseler Blätter melden nichts von ei⸗ nem Ausstande in Brügge, woht aber von einer dorthin zu sen⸗ denden Truppen⸗Verstärkung. Zwei Bataillone des isten Linien⸗ Regimentes und eme Adtheilung Kavallerie haben Befehl erhalten,
Der Doktor Baud ist von dem Minister des Innern zur Beobachtung der Cholera nach London geschickt worden. Karlsruhe, 9. März. Zur hohen Freude Seiner König⸗ lichen Hoheit des Großherzogs, der Großherzoglichen Familie und des gesammten Landes ist diesen Abend nach 8 Uhr Ihre Kö⸗ nigliche Hoheit die Frau Großherzogin von einem gesunden Prin⸗ zen schnell und glücktich embunden worden. Die hohe Wöchne⸗ rin und der neugedotne Peinz erfrenen sich des erwünschten Wohlseyns, und Alles berechtigt zu den schönsten Hoffnungen für ein gesegnetes Gedelhen. 18 Heidelberg, 10. März. Wir vernehmen (sagt die Mann⸗ heimer Zeitung), man habe den widersetzlichen Redacteur des Westboten, Dr. Stedenpfetffer, mit Militair nach Franken⸗ thal zum Zuchtpolizei⸗Gericht zur Verantwortung abgeholt. Hannover, 12. März. Die seit dem Jahre 1819 hier bestehende Gesellschaft zur Unterstützung von Invaliden der vor⸗ maligen Königl, Deutschen Leaion und von Nachgebliebenen derselben hat auch im Jatre 18 1 wieder wohlthätig gewirkt,
1