1832 / 95 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

8 1“ EE“ u“ 4 11“ 1“ hat, daß das monarchische Prinzip jetzt den wahrhaften Interessen der” olke gemaͤß chischg r 16 die Aufgabe eines; Freundes der Wahrheit. Ich unternehme es, durch cinige Betrachtungen dieser schoönen Sache meinen Tribut zu zahlen. Ich habe bemerkt, daß relizibse Leute immer nur Argumente faͤr religidse Leute haben, daß Manner von Vorurtheilen nuͤr immer zu Maͤnnern von Vorurthei⸗ len, Royalisten zu Royaglisten und Republikaner nur zu ihrer Partei sprechen. Meinen Meinungen, Grundsaͤtzen und Gesinnun⸗ gen zufolge, gehoͤre ich der liberglen Klasse an, aber ich bin uͤber⸗ zeugt, daß in den kritischen Umstaͤnden, in denen wir unz befinden, seder⸗Liberale sich mit ganzer Seele dem monarchtschen Prinzip an⸗ schließen muß ohne welches in diesem Augenblick Europa und seine edle Ewilisation nicht gerettet werden koͤnnen. Schon. 8 sehr langer Zeit macht man sich uͤber alle ausschweifende Ansichten lu⸗ stig. Ein alter Philosoph, Montaigne, sagt bereits: Der Volks⸗ thuͤmliche versetzt den Koͤnig in eine schlechtere Lage, als den Tage⸗ löͤhner; der Monarchist erhebt ihn an Macht und Souveraginckaͤt einige Stusen über Gott.“ Es war also zu seiner Zeit, wie es noch jetzt ist: die Einen sehen nur mit Unwillen eine philoso⸗ phische Idce oder einen liberalen Charatter neben deomn Tbrone: die ünderen dagegen moͤchten die Fuͤrsten aufs Schaffot oder in die Verbannung senden! Wir werden in einer Reihefolge kur⸗ zer Kapitel unte suͤchen, welches die Natur und der Ursprung der Koͤn glichen Gewalt ist, welches die Vortheile und Mißbraͤuche des monarchischen Systems waren, und ob nicht, Alles zusammen gehal⸗ ten, die Vortheile der jetzigen und die Mißbraͤuche der fruͤheren Zeit angehoren. Wir werden ein Wort uͤber die Republiken sagen und beweisen, daß sie ein Irrthum sind, mit dem einige ehrgeizige Intriguagnten den neuen Generationen geschmeichelt haben. Auf zie constitutionnellen Monarchicen uͤbergehend, werde ich auch deren Kraͤfte und wahrscheinliche Dauer berechnen, und der politischen Freiheit ser das zugestehend, was sie ohne Ernie⸗ drigung der menschlichen Wuͤrde nicht verlieren kann, werde ich mit dem Beweise schließen, daß die Menschheit durch eine offene und aufrichtige Ruͤckkehr zu der Koͤnig⸗ lichen Gewalt aus der Krise, in der sie begriffen ist, hervor⸗ gehen muß. Wir wiederholen es, daß wir weder fuͤr die eraltir⸗ ken Noyalisten, noch fuͤr die Maͤnner der guten alten Zeit, noch fuͤr die Frömmler, noch fuͤr Leute von Vorurtheilen, sondern 8 die Vernuͤnftigen schreiben, welche in jedem. Lande die denkende und aufgeklaͤrte Mehrheit bilden. Wir bitten sie um die Aufmerksom⸗ keit, deren wir beduͤrfen. Wenn unsere Betrachtungen richtig sind, so werden sie uns folgen; wo nicht, so haben wir uns selbst zu viel zugetraut, und ohne weniger uͤberzeugt zu seyn, werden wir die Auf⸗ gabe einem Faͤhigeren uͤberlassen. Man darf nicht vergessen, daß wie uns in Holland besinden, wo mehrere jener eraltirten Royali⸗ sten leben, die, jede noch so gering liberale Meinung zu uͤckweisend, in den alten Zeiten Hollandstreffliche Rathgeberfuͤr Philipp 11 gewesen seyn wuͤrden, der auch auf seine Weise Religion und Monarchie vertheidigte. Unter Philipp 11. wuͤrden wir auch unter die Fahnen des Schweig⸗ samen geeilt seyn; denn der Despotismus und die Inqutsitiön wuͤr⸗ den uns mit Schauder erfuͤllt haben. Als tyrannische Regiernngen auf den Voͤlkern lasteten, da war es gut, daß aus diesen Landern sich ein maͤchtiger Ruf der Freiheit gegen das furchtbare Spanien erhob. Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Tyrannei ist ver⸗ sewunden, kein Desvpotismus lastet mehr auf Europa, die Inquist⸗ ton ist stumm. Eine wilde und tyrannische Demokratie ist an die Stelle des fruͤheren Hespotismus getreten, und auch sie hat ihre blutigen und schrecklichen Exeesse gehabt. An denselben Ufern, wo die Freiheit vertheidigt wurde, hat sich ein einstimmiger Ruf egen die Verderber und falschen Freunde des Volkes erhoben. „Nichts Grßßeres, Edleres und Erhabeneres, als der Anblick, wie Holland, welches zu Zeiten der Unterdruckung die Freiheit proklamirte, sich unter dem Koͤniglichen Banner sammelt, wenn eine demokra⸗ tische Ueberschwemmung die Existenz Europa's bedroht. Dieses Schauspiel ergreift das Herz und die Einbildungskraft, und man gefaͤllt sich darin, wie in jenen alten Tagen, wo Schlachten zu den Festlichkeiten gehoͤrten. Was das Gemaͤlde kroͤnt, ist der Gedankr, daß der Chef der damaligen Liberalen sich Prinz von Oranien nannte, und daß es ein Koͤnig aus Oranischem Gebluͤt ist, der die eue Meinung leitet und beschuͤtzt. Ein gluͤckliches Zeichen, welches beweist, daß dasselbe Land und dieselben Menschen treffliche Verthei⸗ diger derselben Civilisation sind, sey es, daß sie wie heute die Monarchie unterstuͤtzen, oder wie damals die Freiheit verkuͤnden. Von diesem erhabenen politischen Gesichtspunkte aus werden wir einen Blick auf Europa werfen und das monarchische Prinzip und dessen Vortrefflichkeit, die von allen tuͤchtigen Geistern. ewuͤrdigt worden ist, vielleicht mit einigen neuen versehen. Ein Argument uͤbrigens, starker als alle die unseigen, ragt hervor. und 1 2 as Beduͤrfniß einer dauerhaften Vereinigung Gesetz, welches die Noth.⸗

zeigt Europa bereits de - mit den Thronen. Dieses Argument ist das oberste Plato in der Natur uͤber alle andere Gesetze stellte: wendigkeit.“ 1

Bruͤssel, 28. Maͤrz. In ihrer heutigen Sitzung hat die Repraͤsentanten⸗Kammer einstimmig die Budgets der ͤffenrüchen Schuld und der Dotationen der Ministerien der Justiz, der auswaͤrtigen Angelegenheiten und der Marine angenommen. Dem Gesandten in Paris sind auf die fruͤher bewilligten 22,000 Fl. noch 2000 Fl. und dem Gesandten in London auf die fruͤher bewilligten 31,500 Fl. noch 3500 Fl. zugelegt worden.

Der Secretair des Baron Stockmar ist vorgestern Nacht pom Koͤnige mit Depeschen an den Baron, der sich noch immer in London befindet, abgesandt worden. Eine lange Sitzung des Minister⸗Raths war der Abreise des Secretairs vorangegangen. Der Belge meldet, Pc. man herfichfiga⸗ das große Haupt⸗ Quartter Koͤnigs nach Loͤwen zu verlegen.. 1“ enthalt folgende Nachschrift: „Man versichert uns, daß ein Hollaͤndisches Corps von 6000 Mann in der vorgestrigen Nacht in Eyndhoven angekommen ist, und daß die Holländische Aumee sich, auf eine Bewegung auf der ganzen

inie vorzubereiten scheint. g . A Belge sagt: „Was uns betrifft⸗ so wei⸗ eln wir nicht, daß der Koͤnig von Holland auf seinem Sinn bes arren wird, und die Antwort, welche Graf Orloff jenem Mo⸗ narchen ertheilt hat, bestaͤrkt uns noch in unserer Ueberzeugung. Aber wir glauben auch, daß zwischen dieser Geistes⸗Stimmung des Koͤnigs Wilhelm und einem Entschluß der Art, wie die of⸗ fen lichen Blaͤtter seit einigen Tagen befuͤrchten, ein weiter Zwi⸗ schenraum liegt. Obgleich sie nicht unmoͤglich ist, so glauben wir doch bis jetzt nicht an eine Wiederaufnahme der Feindselig⸗ eite n.“* 8 8 —In Folge einer Koͤnigl. Verordnung vom 27. Maͤrz erhal⸗ ten die Schiffe, welche von Hamburg, von den Muͤndungen der Elbe und Weser, von Mecklenburg, Daͤnemark, Danzig, Luͤbeck und aus den Russischen und Preußischen Haͤfen der Ostsee kom⸗ men, fortan nach einer Ztagigen Observations⸗Auarantaine die freie Pratika.

Bruͤssel, 28. Maͤrz. Die kriegerische Stimmung und entsprechende Geruͤchte, die neuerdings an das Tageslicht gekommen, erhalten durch unsere Zeitungen taͤgliche Nahrung, und wieder glaubt man sich in die Tage des vorjaͤhrigen Oktober, wo man jeden Augenbiüick einen neuen Angriff der kriegsgeruͤ⸗ steten Hollaͤnder besorgte, zuruͤck versetzt. Seitdem das bewe⸗ gende Prinzip unserer neugeschaffenen Kriegsheere nicht mehr existirt, seitdem Herr, von Brouckeͤre als Kriegsminister den Ab⸗ schied genommen hat, wird auch die Bewegung unserer Armee immer nur als ruͤckgaͤngig gedacht, und im Geiste sieht man sie schon wieder ihre Gelaufigkeit im Angesichte des Feindes an den

2.

Tag legen. Doch das sind lauter Phantasteen, die nur einer aufge⸗ schreckten Einbildungskraft, nicht aber einem begruͤndeten Motiv, ihre Entstehung verdanken. Wir wissen nur das positiv, daß aus den neue⸗ sten Vergleichs⸗Vorschlaͤgen des Koͤnigs der Niederlande nichts ge⸗ worden, und daß Graf Orloff nach London abgereist ist, wo wohl in diesem Augenblicke schon irgend ein B Stande gekom⸗ men, der uns indessen schwerlich wohl den Krieg uͤber das Land brin⸗ gen wird. Namentlich sieht man hier den 31. d. M. als den Tag des Gerichts an, zu dessen Empfang man sich vorbereitet. Meh⸗ rere unserer Minister sollen der Meinung seyn, daß man die Hollaͤnder angreifen und von den ersten guͤnstigen Erfolgen einen Vortheil fuͤr die Stimmung des Landes ziehen. muͤsse. Die guͤnstigen Erfolge duͤrften indessen, wie Andere ehaupten, sehr schwer zu erlangen seyn, da, mit Ausnahme weniger Regimenter, die Armee gar nicht so feindlich gegen die Hollaͤnder gesinnt ist und viele Offiziere sogar noch fortwaͤhrend im besten Vernehmen mit ihren ehemaligen Kameraden und Vorgesetzten im Nor⸗ den stehen sollen. Seit drei Tagen wird unsere Armee naͤher zusammengezogen, und es wird zunaͤchst von einem Angriff gegen die Antwerpener Citadelle gesprochen einem Angriff, der jedoch in der bedenklichen Lage der Stadt immer seine naͤchste Abweisung finden wird. Mecheln soll der Centralpunkt der Ope⸗ rationen werden, und Koͤnig Leopold selbst will, wie es heißt, den Ober⸗Befehl des Heeres uͤbernehmen. m indessen um den Ruͤcken frei zu halten die Hospitaͤler von Loͤwen raͤumen und die Kranken nach Namur bringen lassen.

FSeue scchd.

Muͤnchen, 28. Maͤrz. (Nuͤrnberger Korrespondent.) Unter den Personen, welche Se. Maj. den Koͤnig auf der Reise nach Italien begleiten werden, nennt man den Fluͤgel⸗Adjutanten Grafen von Paumgarten, den Leibarzt von Wenzel und den Obersten von Heidegger. Eine Menge von Per onen, beson⸗ ders aus dem Militair, melden sich jets zur Begleitung Sr. K. H. des Prinzen Otto, fuͤr den Fall der wirklichen Uebernahme des Griechischen Thrones. Se. Durchl. der Fuͤrst v. Waller⸗ stein ist von seiner Unpaͤßlichkeit wieder hergestellt. 8

Muͤnchen, 29. Maͤrz. Die Koͤnigliche Akademie der Wis⸗

senschaften beging gestern auf gewoͤhnliche Weise mit einer oͤffent⸗ lichen Sitzung, die ein zahlreiches und glaͤnzendes Publikum hatte, den 73sten Gedaͤchtnißtag ihrer Stiftung. Der gegenwaͤr⸗ tige Vorstand der Akademie, Geheimerath Ritter v Schelling, eroͤffnete die Sitzung mit einem kurzen Vorworte uͤber die neueste Entdeckung Faraday's, bezuͤglich auf jene Volta's und Galvani's und auf die Spiele des Zufalls bei den folgereichsten Entdeckun⸗ gen. Er fuͤgte dann ruͤhrende Worte der innigsten Trauer uͤber die eben eingelangte Todespost Goethe's bei. Hierauf las der durch seine mit dem verstorbenen Akademiker Spix unternom⸗ mene Reise und das derselben gewidmete schaͤtzbare Werk be⸗ kannte Hofrath Martius: Ueber den Rechts⸗Zustand unter⸗ den Ur⸗Einwohnern Brasiliens, vorzuͤglich darthuend, die ro⸗ the Race sey dermalen im Erloͤschen begriffen, und die Mensch⸗ heit jenes sogenannten neuen Kontinentes bestehe keinesweges aus jungen Voͤlkern, noch duͤrften wir fuͤr ihr Alter einen Maßstab in unserer christlichen Zeitrechnung annehmen, sie seyen vielmehr Truͤmmer einer seit Jahrtausenden untergegangenen Kultur. Den Vorsatz, die weitlaͤufigen kritischen Vorarbeiten und Vor⸗ laͤufer seiner Geschichte Baierns in jaͤhrlichen akademischen Ab⸗ andlungen zu liefern, loͤste der Ministerial⸗ und Geheimerath Freiherr von Hormayr diesmal (wie 1830 durch die Rede uͤber die monumenfa boica und 1831 uͤber den Ahnherrn des Koͤ⸗ nigshauses, Herzog Luitpold) durch den Vortrag: „die Baiern im Morgenlande“, entwickelnd ihren ruhmwuͤrdigen Antheil an allen Kreuzzuͤgen, sehr viele einzelne, hoͤchst merkwuͤrdige Pilger⸗ fahrten und Entdeckungsreisen, ihren Antheil an der Erloͤsung Ungarns und an der Befreiung Griechenlands. Die letzte Wen⸗ dung blieb nicht ohne Anklang unter den patriotischen Zuhoͤrern, wegen der Anwesenheit Sr. Koͤnigl. Hoheit des hoffnungsrei⸗ chen Prinzen Otto.

Nuͤrnberg, 29. Maͤrz. Das 6te Chevauxlegers⸗Regiment, dessen Verlegung nach dem Rheinkreis bisher nur eine tempo⸗ raire war, wird nun definitiv daselbst in Besatzung bleiben. Das hier zuruͤckgebliebene Depot folgt in wenigen Tagen dem Regimente nach.

Kassel, 30. 9. In der vorgestrigen Sitzung des Landtags, zu welcher sich eine ungewoͤhnlich große Anzahl von Zuhoͤrern eingefunden hatte, wurde zur Diskussion uͤber den Be⸗ richt des Ausschusses in Betreff des Entwurfs zum Buͤrgergarde⸗ Gesetz geschritten. Zuvoͤrderst machte der Abgeordnete feiffer I. einige allgemeine Bemerkungen, namentlich auch in Beziehung auf die Zuruͤcknahme des fruͤher der Staͤnde⸗Versammlung vor⸗ gelegt gewesenen diesfaͤlligen Gesetz⸗Entwurfs, die er fuͤr unge⸗ eignet erklaͤrte. Eine besonders lebhafte Debatte erregte der §. 31, hinsichtlich dessen der Landtags⸗Commissair, mit Bezug auf die urspruͤngliche Proposition und die darin von Seiten der Kam⸗ mer gemachten Abaͤnderungen, bemerkte, daß die Staats⸗ Regierung bei der Festhaltung des lokalen Charakters der Buͤr⸗ gergarde beharren muͤsse und sich davon nicht zuruͤckbringen lassen werde; es sey in dieser Hinsicht die vollkommenste Uebereinstim⸗ mung aller Glieder des Ministeriums vorhanden. Der Abgeord⸗ nete Dedolph stellte dem entgegen, daß der Zweck der Volksbe⸗ waffnung keinesweges ein bloß oͤrtlicher sey, da sie ja nach dem Gesetze selbst zur Landes⸗Vertheidigung dienen solle. Der Landtags⸗Commissair erwiederte hierauf, daß in diesem Falle ohnehin eine andere Formation der fraglichen V Garde ein⸗ treten muͤsse; um naͤmlich eine hierbei unerlaͤßliche gleiche Stoͤrke der Compagnieen zu bekommen, muͤßte die uͤber die gesetzliche hoͤchste Staͤrke einer Compagnie hinausgehen⸗ de Mannschaft eines Ortes der Compagnie eines anderen Ortes zugewiesen werden, wobei freilich eine Compagnie ganz wider den Geist dieses Kommunal⸗Instituts die Mannschaft in verschiedenen Staͤdten und Gemeinden zusammensuchen muͤßte. Die Bildung der Buͤrger⸗Garden, wie solche ihrer hauptsaͤchlichen Bestimmung im Frieden zusage, werde, sobald der kriegstaug⸗ lichste Theil derselben wider den eindringenden Feind aufgerufen und mit dem stehenden Heere in Verbindung gebracht werde, nothwendig eine gaͤnzliche, durch diesen Zweck gebotene und da⸗ fuͤr berechnete Umformung hinsichtlich dieses Theiles erleiden muͤssen.

Der Abgeordnete Pfeiffer aͤußerte demnaͤchst, daß er auf diesen Punkt an und fuͤr sich keinen Werth lege, jedoch nicht be⸗

reifen koͤnne, wie der Hr. Landtagskommissar erklaͤren koͤnne, es 1 dieses die condilio sine qua non der Annahme des ganzen Gesetzes, waͤhrend doch der fruͤhere Entwurf der Staatsregierung gerade das Prinzip enthalten habe, welches jetzt der Ausschuß vertheidige. Nachdem sodann der Landtags⸗Commissair daran erinnert hatte, daß selhst bei der Franzoͤsischen National⸗Garde, in Ge⸗ mäßheit vieljaͤhriger Erfahrungen, der Grundsatz der Oertlichkeit fest⸗ gehalten sey, indem das Ausruͤcken der Buͤrgergarde von einem Ort zum anderen schon manche nachtheilige Folgen gehabt habe, erwie⸗

derte der Abgeordnete Werthmuͤller, daß die Franzoͤsische

Einstweilen hat man

Bestimmung von hier auf.

Deputirten⸗Kammer, unter welcher jenes Gesetz zu Stande kommen, sehr unpopulaͤr gewesen sey; es handle sich hier dard ob das ganze Institut paralysirt werden solle, oder nicht; wan jedoch der Landtags⸗Commissair entgegnete: Die Staats⸗Ra rung werde vor Europa gerechtfertigt dastehen, wenn uͤber sen Grundsatz das Gesetz nicht zu Stande komme. Nache hierauf der Paragraph nach dem Antrage des Ausschusses einer Majoritaͤt von 31 gegen 9 angenommen worden war, sur

Herr Scheuch II. den Landtags⸗Commissair, ob die fruͤhere

klaͤrung der Staats⸗Regierung so bestimmt sey, daß sie un keiner Bedingung ihre Zustimmung zu diesem Gesetze ge werde, wenn nicht das Prinzip der Oertlichkeit beibehalten wuͤrn Der Landtags⸗Commissair antwortete: Diese Frage moͤge zur naͤchsten Sitzung ausgesetzt werden, wo er in dieser Be hung ein landesherrliches Reskript mittheilen werde. Nache zuletzt noch ein von dem Abgeordneten Kraus zu dem Gef entwurf vorgeschlagener Zusatz⸗Parapraph, welchem zufolge Vorschriften des vorliegenden Gesetzes jedenfalls nur bis Beendigung des naͤchsten Landtags verbindende Kraft he sollten, verworfen worden war, wurde beschlossen, in der naͤche Sitzung die Revision des Gesetzes vorzunehmen.

Auf einen, von den in hiesiger Residenz versammelten ordneten der auswaͤrtigen Buͤrgergarden ausgesprochenen Wuf fand am 29sten d. M. eine festliche Zusammenkunft zwische nen auswaͤrtigen Abgeordneten, so wie den Offizieren und; putirten der hiesigen Buͤrgergarde und den hietr garnisoniren Offizieren und Beamten vom Militair, im Stadtbau statt,, man in gemischten Reihen ein frohes, durch freundschaftz Unterhaltung gewuͤrztes Mahl feierte. Unter dem Schallen schender Musik wurden folgende Toaste ausgebracht: 1) Sr⸗ nigl. Hoheit dem Kurfuͤrsten, dem Vater des Vaterlandes Gruͤnder der Verfassung; 2) Sr. Hoheit dem Kurprin; Mitregent, dem Beschuͤtzer der Verfassung; 3) Ihrer Kim. Hoheit der Kurfuͤrstin, der verehrten Landesmutter. IA““

Laibach, 19. Maͤrz. (Tyroler Bote.) Es ist bereitz Jahr voruͤber, als unser vaterlaͤndisches Regiment, Prinz He lohe⸗Langenburg, dem Ruf der Pflicht und Ehre folgend, Italien abmarschirte, wo es zum Theile die Garnisonen Padua und Ferrara bildete. taillon der Landwehre des gedachten

Regiments nach derse b Ptalien.

Rom, 21. Maͤrz. Nachrichten aus Assisi zufolge, g

der Nacht vom 12. auf den 13. d. die dortige Stadt und Umoe.

aufs Neue von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht won Die laͤndlichen Haͤuser, welche seit dem Erdbeben vom 13. nuar den Einwohnern zur Zuflucht dienten, sind jetzt groͤßteng ganz eingestuͤrzt, und die Bevoͤlkerung ist genoͤthigt, unter sar Himmel zu uͤbernachten. Bastia und Catanzaro sind faßt Erdboden gleich gemacht, und die Einwohner befinden rings von Klagen und Truͤmmern umgeben, im tiefsten Ele Die prachtvolle majestaͤtische Kirche Santa Maria degli Angeli⸗ bereits bei dem ersten Erdbeben sehr gelitten, wurde so besc digt, daß der kleinste Stoß zu ihrem gaͤnzlichen Einsturzeh reichte. In der Nacht vom 14ten auf den 1ö5ten ist auch w. lich in Folge einer leichten Erschuͤtterung das große Gewoͤlt dem ganzen Dache des mittleren Schiffes und spaͤter das woͤlbe und Dach des linken Seitenschiffes mit vier Saͤulen gestuͤrzt; das rechte Nebenschiff droht jeden Augenblick mit Einsturz, desgleichen die Kuppel, die fast ganz isolirt daß So ist denn eines der schoͤnsten Kunstdenkmaͤler, welches Imf besitzt, seinem gaͤnzlichen Untergange nahe. In einem von der Allgemeinen Zeitung mitzethe Schreiben aus Rom vom 20. Maͤrz heißt es: „Krieg odert den? Frieden. Die hiesigen Dinge wenigstens scheinen Wendung zu nehmen, welche eine solche Antwort rechtfertigt. der großen Rede, welche Hr. Périer am 7ten d. in der A tirten⸗Kammer hielt, werden die Italiaͤnischen Angelegenh zwar nur im Allgemeinen beruͤhrt, als unreif und unvollen Die wesben Gesinnungen des Ministeriums geben sich aber die Zuruͤckberufung des Hrn. Gallois hinlaͤnglich kund. 1 versichert, daß der Praͤsident des Conseils aͤußerst aufgebrach und daß das Franzoͤsische Kabinet energisch und bestimmt sg⸗ Unwillen uͤber die Verfahrungsweise bei der Einnahme von,⸗ kona ausgedruͤckt hat. Es ward uͤberrascht; Gallois hat Befehle uͤberschritten, um so tadelnswerther, als seine Instru nen durchaus precis und klar waren. Auf der Stelle folge her der Befehl, der ihn von seinem Posten ruft, und manf langt von ihm die strengste Rechenschaft. Der Baron Lae Schiffs⸗Capitain, ist schon hier und wird wahrscheinlich noch nach Ankona abgehen. Dies ist die erste Genugthli Ob die Zuruͤckberufung des Obersten Combes nachfolgen e ist hier noch unbekannt. Dieser, der eigentlich Ankong ih nommen hat, gab den Roͤmern staͤrkeren Anstoß als Gil⸗ allein es hache er sey ein untergeordneter Offizier, und es! sich noch ausweisen, ob er nach erhaltenen Befehlen ode eigenen Antrieb gehandelt. Merkwuͤrdig genug ist, daß swish beiden Herren, Gallois und Combes, Mißhelligkeiten, bis Ausforderung, uͤber die Ankonitanische Begebenheit entsa waren; auch hieruͤber werden wir bald das Naͤhere eks muͤssen. Unterdessen kann der Schritt Périers zur Suhnen guͤnstig von Oesterreich betrachtet werden; eine ruhigere Stiam der Gemuͤther ist hier eingetreten; man ist nicht mehr e spannt, und die Saͤle der Diplomaten und der Großen 8 eleganten Welt wieder geoͤffnet. Wie verschieden in 98 Einnahme von Ankona gewirkt hat, geht deutlich genug üfß Tagblaͤttern hervor; jedoch scheint es, daß nur Wenige, selbs, Schreier, im Herzen den Angriff auf diese Stadt billigen. dem Munde eines bedeutenden, nach Neapel durchpassittn, senden vernahm ich, daß der Admiral de Rigny noch i uͤrnter uͤber diese Barbarei war, als der Praͤsident sec 28 sich in den staͤrksten Ausdruͤcken daruͤber geaͤußert hat. d9 zoͤsische Konsul in den Roͤmischen Staaten, Hr. Beyle, als 8 steller unter einem anderen Namen beruͤhmt, hat sich ven n Vecchia nach Ankona begeben, um das dortige Rechnung in Ordnung zu setzen. Der Oberst⸗Lieutenant Ruspoli, 9 der Festung Ankona kommandirte, ist jetzt hier und 1 auf sein Zimmer beschraͤnkt, den Ausgang seiner Ange ½ Ein neuer bedeutender Grund fuͤr die oben angedeuterng denshoffnungen ist die Gegenwart des Hrn. Seymonr 89 Dieser Diplomat hat sein Hotel verlassen und eine Pin nung bezogen, welches auf einen laͤngeren Aufenthalt og Er hat bei Monsignor Cappaccini und bei dem Kardinalge⸗ secretair Besuche abgestattet und ward vorgestern von Sung ligkeit empfangen. Außer der Wichtigkeit seiner sung ist dieselbe, gleich der von Sir Brook T

nen Jahr, historisch interessant, ja in der That woh

zestern brach auch das erste th

warten,

9 et⸗ eit) gemeine Zeitung in ihrem neuesten Blatte mit⸗

ir sehen Individuen als Privatperst onen und zugleich als Diploma⸗ auftreten so groß ist die Gewalt des Gesetzes; das alte Akten⸗ cvom achten Heinrich, in dem Grade nutzlos geworden, daß man wungen ist, es zu umgehen, wirkt in seiner Form durch die hrhunderte fort und modelt die Gebraͤuche des Hofs und der iplomatie um. Daher entstand der seltsame Fall, daß der Hof diwiduen als Partikulare empfaͤngt und als Diplomaten be⸗ ndelt, waͤhrend sich das Publikum in keine andere Bezeichnung sie zu finden weiß, als: „gli Ambasciatori inglesi.“ ischen der Stellung von Sir Brook Taylor und der des Hrn. eymour herrscht der wesentliche Unterschied, daß jene sich fast zschließlich auf die inneren Verhaͤltnisse des Kirchenstaats be⸗ , diese aber wenigstens unmittelbar mehr auf die aͤußere Po⸗ t desselben gerichtet ist. England konnte bei einer so bedeu⸗ den Thatsache, als das Erscheinen der Franzosen in Italien, ht gleichguͤltig bleiben. Couriere flogen hin und her, und das binet von St. James gewann bald die Ueberzeugung, daß Ansichten Frankreichs bei dieser Expedition ganz mit den sei⸗ nͤbereinstimmten. Es war aber noch nicht genlig, daß diese berzeugung jenseits des Kanals gefuͤhlt ward, England wollte

vor Europa därsson⸗ daß es die Gesinnungen des Franzoͤsi⸗ en Kabinets fuͤr rechtlich und ersprießlich fuͤr den Frieden hielt; d um Mißverstaͤndnisse und daher moͤgliche Reibungen zu ver⸗ eiden, welche zumal durch die unbesonnene Ueberschreitung gege⸗ er Befehle leicht haͤtten eintreten koͤnnen, erscheint Hr. Sey⸗ sur in Rom als ein Vermittler gleichsam als eine Garantie glands fuͤr den Frieden von Europa. Diese Aufgabe ist ehrenvoll id selbstbelohnend, wozu es gerecht ist, hinzuzufuͤgen, daß die große sicht Hesterreichs, seine weise Friedensliebe sie sehr erleichtern uuiß. Die Franzoͤsische Besetzung von Ankona wird also wohl ir so lange waͤhren, bis die Grundlagen des Friedens auf eine weideutige Weise bestimmt und verbuͤrgt worden sind; hierzu seint in Paͤpstlichen Staaten zuvoͤrderst die Herbeifuͤhrung ei⸗ z wechselseitigen Vertrauens, einer gegenseitigen Zufriedenheit bischen Souverain und Unterthanen nothwendig. Freilich zei⸗ n sich uͤberall Schwierigkeiten; aber die Nothwendigkeit ebnet erge und fuͤllt Thaͤler aus. Wie viel Treffliches koͤnnte hier cht von einer der vermittelnden Maͤchte ausgehen von Oester⸗ ich. Dies Kaiserreich gebe dem Kirchenstaate seine Justiz, sei⸗ Hekonomie, seine Administration, seine Ordnung in allen Zwei⸗ n; das sind die Dinge, die hier Noth thun. Ach, sie zu erreichen, hie bis jetzt in Rom nur Eine Kardinaltugend auf die Hoff⸗ ng. Hoͤrt man die hiesigen Ultra's, so ist nichts noͤthig von all⸗ esem. Sollte man glauben, daß einflußreiche Maͤnner ausspre⸗

üen koͤnnten: „„Wir brauchen Nichts und Niemand; 3000

schweizer und gehoͤrige politische Justiz befreien uns von aller nzufriedenheit und allen Unzufriedenen. Was haben uns die hilosophen gebracht? Lebten wir nicht fruͤher zufrieden in un⸗ ker Dunkelheit? Wir brauchen kein Licht, keine Bildung, keinen undel, keine Industrie. Ein ackerbautreibendes Land bedarf iner Industrie C). Wenn die Revolutionen erstickt sind, wer⸗ n wir immer reich genug, und unser Fortschreiten darf nur

Zuruͤckfuͤhren seyn. Auch kommt es schon dahin. England it Frankreich im Vereine bilden eine unnatuͤrliche Allianz. Man iid uns schon wieder unseren eigenen Weg gehen lassen, und guten alten Zeiten werden und muͤssen wiederkehren (!).“"9— vo lautet buchstaͤblich die Sprache jener Herren. Ich wieder⸗ le, nur die Nothwendigkeit kann mit starker Hand ein auf⸗ ghrerisches Umwaͤlzen von der einen, ein fanatisches Ruͤckdraͤn⸗ Kevon der anderen Seite verhindern und das Bestehende er⸗ enert festhalten.“ ““

Hologna, 25. Maͤrz. (Allgemeine Zeitung.) Durch 86 Vorruͤcken einiger Oesterreichischen Truppen nach Ankona n haben sich hier kriegerische Geruͤchte verbreitet, die aber ermuthlich fuͤr jetzt ohne Grund sind, ob man gleich auch Be⸗ sgerungsgeschuͤtz in jener Richtung hier durchpassiren sieht. Die

tanzosen zu Ankona denken wenigstens an keine Feindseligkei⸗

n; Uoch am 21sten d. war nicht im Mindesten fuͤr die Verpro⸗ iantirung der Festung gesorgt. Es hieß, sie erwarteten neue Herstaͤrkungen aus Toulon.

Neapel, 17. Maͤrz. Am 8. d. M. wurde (wie bereits er⸗ ähnt) Kalabrien und namentlich Calabria Ulteriore von einem aaken Erdbeben heimgesucht, dessen Mittelpunkt unter Catan⸗ aro, der Hauptstadt dieser Provinz, zu seyn schien; der hef⸗ oste Stoß dauerte 11 Sekunden und hatte die Richtung von vüͤdot nach Nordwest; in den naͤchsten Tagen und Naͤchten is zum 12. d. folgten mehrere leichtere Stoͤße. Auch in den heigen Theilen der Provinz, so wie in dem benachbarten Ditriktte von Calabria Citeriore, wurde dieses Erdbeben ge⸗ Ahlt und pflanzte sich, immer schwaͤcher werdend, bis zu serer Hauptstadt, ja fast durch das ganze Koͤnigreich, fort. in Catanzaro ist der angerichtete Schaden groß; von den fentlichen Gebaͤuden sind einige ganz eingestuͤrzt, andere dem insturz nahe; dasselbe gilt von einer großen Anzahl von Privat⸗ iusern. Unter den ersteren befinden sich das Lyceum und der tendantur⸗Palast. Auch die Mauern des Gefaͤngnisses wurden mehreren Punkten gespalten und boten den Gefangenen Gele⸗ inheit zur Flucht dar; die Schildwachen schreckten dieselben aber unch Flintenschuͤsse zuruͤck. ie Bewohner der Stadt haben ch ins Freie gefluͤchtet und wohnen nun dort unter Barracken in Zelten. Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen.

on der dem Erdbeben vorangehenden Nacht des 7ten d. M.

e in Potenza, der Hauptstadt der Provinz Basilicata, ein seteor beobachtet; eine gluͤhendrothe Masse, die am westlichen eht aufstieg, erhellte die Finsterniß mit einem Scheine, der dem Tageslichte nicht viel verschieden war. Das Meteor ilerte nur eine Minute und erlosch dann unter einem donner⸗ juichen Geraͤusch.

Griechenland.

ge Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben 1 Bien, vom 24sten Maͤrz. „Von der Londoner Konferenz nh ie Griechische Angelegenheit ist Herrn Stratfort Canning getragen worden, die Pforte von der Wahl eines Souverains vesechenland in der Person des Prinzen Otto von Baiern Geen. Man vermuthet, daß die Pforte, welche gegen c 8 gewaͤhlten Prinzen Leopold nichts einzuwenden fand, 8 . der neuen Wahl zufrieden seyn werde. Herr Strat⸗ 8 hng unterhandelte fortwaͤhrend mit dem Reis⸗Efendi einsrweiterung der Griechischen Graͤnze, und man versprach . nen guten Erfolg. Allein beim Abgang der letzten Post scht erg se,gebraͤuchliche Antritts⸗Audienz beim Grasei noch achte * ten, was in Konstantinopel auffiel und fast glauben „Seine Hoheit wolle erst den Gang der Unterhandlungen

da sonst gewoͤhnlich den fremden Botschaftern bald

ich ihrer Ankunft der Tag zur Antritts⸗Audienz bestimmt

bird.

1 2 In einem Schreiben aus Nauplia vom 19. Jan. (wel⸗

man uͤber die dermalige Lage des Landes: 8

Es giebt hier nicht zwei oder drei Parteien, sondern Parteien zu Hunderten, ja Tausenden, fast jeder bemerkbare Mann hat die sei⸗ nige, sollte sie auch nur aus fuͤnf oder sechs Leuten bestehen, die zu ihm halten, ihn wo moͤglich jeden Tag sehen, von ihm hoͤren, Rath, Weisung oder Befehl annehmen, oder nach Umstaͤnden Huͤlfe finden. Jeder Einzelne haͤlt mit seinem Anhange zu einem hoͤheren ein⸗ ußreicheren, um dessen Partei zu vergroͤßern, der mit einer Anzahl anderer solcher Haͤuptlinge und ihrem Gefolge erster, zweiter bis letzter Ordnung in eine der staͤrkeren Factionen zusammenwaͤchst, welche politische Bedeutung gewinnen und jetzt im Kampfe gegen⸗ uͤberstehen. Die Erscheinung einer uͤber Allen stehenden Könagi. Macht wird jene lockeren Verbindungen ohne Geraͤusch und Schwie⸗ rigkeit in ihre Bestandtheile aufloͤsen und diese durch ihr natuͤrliches Uebergewicht an sich ziehen, und ist jene Macht auf die Zustimmung von Europa gestuͤtzt, anerkannt, erblich, so ist kein einziger Mensch in Griechenland, der geneigt waͤre, sich mit ihr uͤbel zu setzen, weil jeder von ihr zu fuͤrchten und zu hoffen und bei einem festen Zustande jeder zu gewinnen hat. Das Verderblichste fuͤr dieses geistvolle und leicht errgebare Volk bei einer Gliederung der Gesellschaft, wie wir sie gezeigt haben, ist das Unbestimmte, das Unsichere, das Proviso⸗ rische. Capodistrias, als der vom Volke Gewuͤnschte, von Europa Gesandte, fand Griechenland in derselben Zerruͤttung, und nicht ir⸗ gend ein geheimer Zauber seines Namens, sondern eben jene damals wie jetzt bestehende Sehnsucht nach Ruhe und die Voraussetzung einer steten Herrschaft unterwarf ihm noch mitten in den Zuckun⸗ en des Kampfes Land und Meer, Capitaine und Staatsmaͤnner, Primaten und Bauern. Kaum aber war durch den Beschluß von London, welcher den Prinzen Leopold zur Herrschaft rief, das Pro⸗ visorische seiner Macht vor die Augen getreten, so regten sich die Stoffe des Wiederstandes, die er selbst schon in den ersten Jahren er⸗ eugt hatte, die Veraͤnderung Hoffenden wendeten sich von ihm nach em neuaufgehenden Gestirne, von der unruhigen Bewegung ward sein anzer Bau erschuͤttert, und nie ist ihm nachher mehr gelungen, ihn fest und gleichsam wagerecht wieder aufzustellen. Dieselbe Bereitwilligkeit, sich ihr zu vereinigen, zu unterwerfen, ihren Ieetat gn folgen, wird bei ihrem Eintritte die Koͤnigliche Macht in Griechenland finden, und eben so leicht wird es dem Monarchen oder seinem Stellvertreter moͤglich seyn, aus den rei⸗ chen und bereit liegenden Stoffen den Bau des Staats und der öffentlichen Wohlfahrt aufzufuͤhren. Daß die Ruhe bestehe und eine Anfangs aͤußere Vereinigung streitender Elemente zu einer inneren Eintracht dadurch aber dauernd werde, daran ist eben so wenig zu zweifeln, wenn unter diesem hoͤchst faͤhigen, Alles durch⸗ schauenden und meist richtig beurtheilenden Volke de Regierung nach seinen Beduͤrfnissen eingerichtet und Väührt wird, sich als eine Herrschaft des Gesetzes und als eine 8 ege des Ackerbaues, der Gewerbe, des Handels, der Wissenschaften und Kuͤnste, als eine zweckmaͤßige Verwendung des oͤffentlichen Eigenthums, als eine Gruͤndung und unparteiische Vertheidigung des Rechts, wenn sie sich sittlich zugleich und christlich zeigt. Der Mangel der mei⸗ sten dieser Guͤter und die Wirkungen ihres Gegentheils haben den Sturz von Capodistrias vorbereitet, und wenn sein Anden⸗ ken dennoch, da seine Regierung nur von der Erscheinung der er⸗ sten Guͤter der buͤrgerlichen Gesellschaft, der Ruhe und Sicher⸗ heit des Landmanns begleitet war, gesegnet wird, einer wie gro⸗ ßen Zustimmung, Zufriedenheit und Festigkeit wuͤrde sich erst eine Regierung erfreuen, welche die wahren Guͤter der Europaͤtschen Bildung in diesem reichen, faͤhigen und schoͤnen Lande unter seine danach begierigen Einwohner ausbreitete, seinen Ackerbau durch Lieferung der ersten Beduͤrfnisse in den großen und fruchtbaren, aber aus Mangel an Ackerstieren und Gerzthen meist oͤden Ebenen von Messenien, Boͤotien, Achaia und durch Verbesserung der noch jetzt in nlthesiodischer Einfalt getriebenen Kunst in Bewegung braͤchte, die versumpften Thaͤler von Arkadien und Livadien, ehe⸗ dem die Pfleger ganzer Staͤdte, durch Reinigung ihrer Abzugs⸗ Kanäaͤle trocken legte und dem Ackerbau zuruͤckgaͤbe, die inneren in ihren Bergen abgeschlossenen und in sich verkommenen Provinzen durch Straͤßen unter sich und mit dem Meere verbaͤnde, den Isth⸗ mus, was durch Actien leicht ist, durchstaͤche und die Dardanellen von Korinth durch einen reichen Verkehr, den der durch die Dar⸗ danellen des Bosporus belebte, den Handel durch Aufhebung der inneren Zoͤlle und durch eine National⸗Bank die Mittel der Ausbreitung erleichterte, das National⸗Eigenthum, die un⸗ erschoͤpfliche Quelle des Reichthums von Griechenland, zweck⸗ maͤßig vertheilte oder verwaltete, Ordnung und Sparsamkeit in dem oͤffentlichen Haushalte einfuͤhrte, durch Gruͤndung von Schulen und hoͤhern Anstalten des Unterrichts Wissenschaften und Kuͤnste in ihre urspruͤngliche Heimath zuruͤckfuͤhrte! Das Alles sind keine Gebilde der Phantasie, des Bodens der Wirklichkeit entbehrend, sondern Sachen, welche sich Jedem, der hier lebt, der Land und Volk mit seinen Huͤlfsmitteln und Beduͤrfnissen zu finden und zu erkennen weiß, von selbst bieten, und die einer mit Europaͤischer Ein⸗ sicht auftretenden Regierung keinen Monat sich verschleiern wuͤrden. In der That, trotz Allem, was dieses Land jetzt Ani sein Beherrscher koͤnnte nach wenigen Jahren der gluͤcklichste, der ge⸗ sichertste und gesegnetste seyn. Allerdings sind die Schwierigkeiten, welche zu besiegen, groß, die Anspruͤche, welche sich von allen Seiten er⸗ heben werden, verwickelt und mannigfach; aber jene Schwiecrigkeiten wer⸗ den sich, wie eine Regierung der Gerechtigkeit und desoͤffentlichen Wohles nur einmal Wurze fagh großentheils von selber ebnen; und durch Befriedigung der gerechten Anspruͤche und gegruͤndeten Forderungen setzt sich die Regierung, welche mit Festigkeit auftritt und verfaͤhrt, in den Stand, uͤber die anderen hinwegzuschreiten. Der mißbera⸗ thene, mißleitete Praͤsident hat es versaͤumt und verschmaͤht, auf jene Basis seine Macht in Griechenland zu gruͤnden; sie waͤre da⸗ durch unzerstoͤrbar und ein Erbe seines Hauses geworden. Die ein⸗ zige aͤußere Bedingung fuͤr Europa waͤre, dem neuen Werke die erste Zeit seine Theilnaäͤhme nicht zu entziehen, durch Gewaͤhrlei⸗ stung der Anleihe die Besiegung der Schwierigkeiten der ersten Einrichtung moͤglich zu machen und waͤhrend der inneren Be⸗ ruhig ung die Sache seiner Graͤnzen in Konstantinopel durch⸗ zufuͤhren. Denn auch hier ist Provisorium, das auf alle Glieder von Griechenland reizend und stoͤrend wirkt. Geschieht dies, so darf Europa gewiß seyn, mit dem neuen Staate ein ed⸗ les und nuͤtzliches Glied in die Europaͤisch⸗christliche Familic einge⸗ fuͤhrt zu haben, und darf mit Zuversicht des Nutzens, des Zuwach ses an Sicherheit und Staͤrke gewiß seyn, den das beruhigte, geho⸗ bene, den das wiedergeborne Griechenland dem Europaͤisch⸗christ⸗ lichen Staaten⸗Systeme zufuͤhren wird.“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 1. Februar. In der Senats⸗Sitzung vom 11. Januar trug Herr Moore darauf an, in den Gebie⸗ ten Florida und Arkansas Arsenaͤle zu errichten. Herr Foot trug darauf an, daß der Staats⸗Secretair fuͤr das Kriegswesen dem Senat die Namen aller Agenten, welche seit dem Kon⸗ greßbeschluß, wonach mit den in einem der Staaten oder Gebiete der Union wohnenden Indianern ein Gebiets⸗Austausch abgeschlossen und alle ihre Staͤmme nach dem westlichen Ufer des Missisippi entfernt werden sollten, also seit dem 28. Mai 1830, zu Verhandlungen mit den Indianern gebraucht wurden, die Zeit und die Orte, wann und wo dies geschah, die von ih⸗ nen gemachten Ausgaben und die ihnen bewilligten Entschaͤdigun⸗ gen anzeige. Im Hause der Repraͤsentanten legte Hr. Branch im Namen des Ausschusses fuͤr die Marine eine Bill vor, wo⸗ durch eine Reduction in diesem Verwaltungszweige vorgeschlagen wird; es soll danach in Zukunft in der Marine einen Admiral, 2 Vice⸗Admirale und 30 Capitaine geben, wovon die drei Erste⸗ ren mit Einwilligung des Senats von dem Praͤsidenten ernannt werden; bei dringenden Umstaͤnden soll der Praͤsident die Zahl

0

der Capitaine auf 40 erhoͤhen duͤrfen; der Admiral soll jaͤhrlich

4000 Dollars, jeder Vice⸗Admiral 3000 und jeder Capitain 2500

oßendes bietet,

Dollars Gehalt beziehen, und wenn sie im aktiven Seedienst

befindlich sind, respektive 5000, 4500 und 2800 4000 Dollars.

In der Senats⸗Sitzung vom 12. Januar legte der Vice⸗ Praͤsident einen Bericht des Schatz⸗Secretairs uͤber die gewissen insolventen Schuldnern der Vereinigten Staaten zu gewaͤhrende Erleichterung vor. Im Repraͤsentanten⸗Hause schlug Herr Archer im Namen des Comité's fuͤr die auswaͤrtigen Andele⸗ genheiten vor, die Zahl der Minister⸗Residenten im Auslande, welche einen hoͤheren Rang als den eines Geschaͤftstraͤgers be⸗ sitzen, auf drei zu reduziren, naͤmlich auf diejenigen in England, Frankreich und Rußland. bestimmte Summe fuͤr die Entfernung von freien Farbigen aus den Vereinigten Staaten und deren Afrika oder anderswohin auszusetzen. der Staat Marhland hierbei am meisten interessirt sey, indem er

Hr. Jeniser trug darauf an, eine

zebieten nach der Kuͤste von Er bemerkte hierbei, daß

eine groͤßere Zahl solcher Bevoͤlkerung besitze, als irgend ein an⸗

derer Staat der Union; sodann folgten Virginien und Delaware; 8 sollte in der Constitution ein solcher Fall nicht vorgesehen seyn,

so muͤsse man die einzelnen Staaten sobald als moͤglich hiervon benachrichtigen und die Abhuͤlfe ihren eigenen Gesetzgebungen an⸗ heimstellen. Die Diskussion dieses Antrages wurde indeß noch auf einige Tage verschoben.

Die Studenten der Akademie Charlotten⸗Halle in Mary⸗ land haben einen Verein gebildet, der es sich zum Grundsatz gemacht hat, alle profane Redensarten und Schwuͤre zu vermei⸗ den 19 ihrem Gebrauch entgegenzuwirken.

Der maͤßig, wenn die Vereinigten Staaten das Gebiet von Texas ankauften und dort eine Staats⸗Regierung gruͤndeten, in der Absicht, alle freie Neger aus den Vereinigten Staaten dorthin u ziehen und aus ihnen einen besonderen Staat zu bilden? Etwas Aehnliches muͤßte fuͤr die Indianer gethan werden; man bilde erst eine Regierung und lade jene Staͤmme dann ein, sich unter denselben anzusiedeln.“ 11“

E1“ 8. 1 Berlin, 3. April. In der gestrigen Sitzung des Vereins fuͤr Gewerbefleiß wurden vorgetragen: Berichte uͤber den Kassen⸗ zustand des Vereins, von der Abtheilung fuͤr das Rechnungswe sen; ein vorlaͤufiger Bericht uͤber die durch den Verein veran⸗

laßten lithographischen Versuche nach Chevalier's Methode; ein

Bericht der Abtheilung fuͤr die schoͤnen Kuͤnste uͤber die nach An⸗ gabe des Hrn. Dr. Woͤhler aus chromsaurem Bleioxyd dargestellte rothe Farbe, die nach einer Mittheilung des Hrn. Dr. Fuß auch in das Jeaune de Msr. Dichl nuancirt werden kann; die Be⸗ kanntmachung der mit dem Genusse eines v. Seydlitzschen Sti pendiums in das Koͤnigl. Gewerbe⸗Institut nach erfolgter Wah aufgenommenen sechs Zoͤglinge; eine Mittheilung des Hrn. P H. Pastor in Burtscheid uͤber Vorrichtungen zur Verhuͤ

tung des Einathmens des Stahl⸗ und Stein⸗Staubes I“

NKichmond⸗Enquirer sagt: „Waͤre es nicht ner⸗ 1

8

der Naͤhnadelschleiferei; eine Mittheilung des Hrn. Buͤscher in

Neustadt⸗Eberswalde uͤber Vorrichtungen zur Verbesserung des

Mahlwesens, mit Vorzeigung der verschiedenen durch jene Ein⸗

*

richtung produzirten Mehlsorten; ein Bericht

durch Zeichnungen erläuterte Mittheilung des Wasser⸗Baumei sters Hrn. Henz zu Hattingen uͤber den Hafen zu Amsterdam;

1 g,. rten in; uͤber die vierte Jahresfeier der Stiftung des Elbinger Gewerbe⸗Vereins; eine

eine Mittheilung des Hrn. Registrator Steinsdorff uͤber Ver⸗ edelung des inlaͤndischen Flachses, mit Vorzeigung von Proben;

eine Mittheilung des Goͤrlitzer Gewerb⸗Vereins uͤber vom dor⸗ ; ꝙ. 6,5 2 . 8 1 tigen Toͤpfermeister Hrn. Poͤhle angegebene und ausgefuͤhrte Ver⸗

besserung von Stubenoͤfen; eine Mittheilung vom Hrn. Major

Blesson uͤber die Aequirung der Pegel; eine Mittheilung des

Ministeriums des Innern fuͤr Handel, Gewerbe und Bauwesen

uͤber Pflanzung von Maulbeerbaͤumen und die Seidenzucht in

thum Baden erzeugter Seide; eine Mittheilung der Rheinlaͤn⸗

Deutschland, mit Beifuͤgung einer Probeé; roher im Großherzog⸗

disch⸗Westindischen Compagnie uͤber die Resultate ihrer Mexika⸗

nischen Geschaͤfte. Als Geschenke gingen ein:

Von Sr. Excel⸗

lenz dem Hrn. Minister des Innern fuͤr Handel und Gewerbe,

16 Stuͤck Kupferplatten zur Benutzung gen; vom Hrn. Regierungsrath und Direktor Prechtl in Wien, der dritte Band seiner technologischen Encyklopaͤdie; von Hrn. Dr. v. Kurrer in Augsburg, ein Exemplar seiner den

uͤr die Verhandlun

Vereine gewidmeten Schrift: „Die Kunst, vegetabilische, vegeta⸗

bilisch⸗animalische und rein animalische Stoffe zu bleichen“; von

der Maͤrkischoͤkonomischen Gesellschaft in Potsdam, der 10te

Jahrgang ihres Monatsblattes; von Hrn. Grafen Henckel von Donnersmarck mehrere, auf die Gesellschaft zur Befoͤrderung nuͤtz⸗

licher Kuͤnste und deren Huͤlfswissenschaften sich beziehende Schrif⸗

ten. Vorgezeigt wurden mehrere, von Hrn. Hutmacher⸗Meister

Schilling verfertigte feine Filzhuͤte, und Proben der verschiede⸗

nen Nuancen der aus chromsaurem Bleioxyd dargestellten rothen

Farbe.

Aus Stettin schreibt man: Als die Cholera auch in dem Dorfe Jatzenick, Uckermuͤndischen Kreises, war und das erste Opfer gefordert hatte, scheute sich Jedermann aus Furcht vor der damals allgemein verbreiteten Meinung von

ausgebrochen

der unbedingten Kontagiositaͤt und Toͤdtlichkeit dieser Seuche, die

Leiche zu beerdigen. Zufaͤllig kam der aus Czarnikow (Reg.⸗ Dep. Bromberg) gebuͤrtige und seit dem Jahre 1822 in Pase⸗ walk sich aufhaltende Jude Michael Tebel bei dem Dorfe vor⸗

bei, als die Leiche schon mehrere Tage im Bette gelegen hatte. Er erfaͤhrt die große Verlegenheit und Angst, in der man sich

besindet, und ohne Ruͤcksicht auf die ihm nach damaliger Ansicht

unvermeidlich drohende Lebensgefahr erbietet er sich mit wahrer

Menschenfreundlich

Fkeit, das Beerdigungsgeschaͤft zu vollziehen, und

verrichtet es nicht nur an dieser, sondern auch an der Leiche ei⸗ nes anderen inzwischen an der Cholera verstorbenen Einwohners.

Ungeachtet der Tebel sich in der traurigsten oͤkonomischen Lage

befindet und jene Gelegenheit wohl benutzen konnte, um daraus

fuͤr sich und seine aus Frau und 9 Kindern bestehende Familie einen Gewinn zu ziehen, so weist er doch, zufrieden mit dem inneren Bewußtseyn, eine gute That begangen zu haben, jeden Lohn zuruͤck. Die Koͤnigl. Regierung, hiervon in Kenntniß

gesetzt, trug nunmehr hoͤheren Orts dahin an, daß dem Tebel, als eine wohlverdiente Belohnung Seiten des Staats, das schon seit seiner Niederlassung in Pasewalk ersehnte und mehrfach von

ihm nachgesuchte Staats⸗Buͤrgerrecht, zu dessen Gewaͤhrung ge⸗ gen die bestehende Gesetzgebung es bisher an hinreichenden Gruͤn⸗ den fehlte, ausnahmsweise ertheilt werden moͤchte. Die Gewaͤh⸗

rung dieses Antrages ist erfolgt, das Naturalisations⸗Patent auf

den von dem ꝛc. Tebel angenommenen Familiennamen Michael Keibel ausgefertigt und nunmehr dem Keibel in voller Versamm⸗ lung des Magistrats zu Pasewalk mit angemessener Feierlichkeit uͤbergeben worden.

1“