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regeln einen so entschiedenen Charakter aufgedruͤckt habe. — Um indessen das Benehmen des Ministeriums bei dieser wichtigen Veranlassung mit voller Unparteilichkeit zu beurtheilen, darf man nicht, wie freilich die hiesigen Parteien es thun, aus den Augen lassen, daß die ersten Berichte des Praͤfekten, auf die das Ministerium das von ihm hinsichtlich jener Vorgänge an⸗ genommene System gruͤndete, der Bewegung den Charakter ei⸗ ꝛes foͤrmlichen Aufstandes gegen die Regierung liehen, und daß das Ministerium unmoͤglich vorhersehen konnte, daß jener Be⸗ mte bald durch eine oͤffentliche Erkläͤrung seine desfallsigen Aeußerungen foͤrmlich zuruͤcknehmen wuͤrde. Indeß, wie auch diese ganze Verwickelung herbeigefuͤhrt worden seyn mag, so bleibt es nicht zu verkennen, daß sie in ihren wahrscheinlichen kuͤnftigen Folgen als eine der wichtigsten, die sich in der letzten Zeit im Innern Frankreichs ereignet haben, betrachtet werden muß. — Neben ihr verlieren sich fast die Verhandlungen vor dem Assisenhofe uͤber die Verschwoͤrung des Notre⸗Dame⸗Thurms, obgleich man auch hier sich nicht verbergen kann, daß selbige so⸗ wohl der Polizei, deren Agenten in den Augen des Publikums dabei allzu sehr eine Provocations⸗Rolle gespielt haben, als den richterlichen Beamten, die, um die Angeklagten nicht ganz straflos durchzulgssen, gegen Letztere die Anwendung der auf die „Nicht⸗Ent⸗ deckung“ gesetzten Straf⸗Bestimmung durchsetzten, deren Abschaffung schon von beiden Kammern genehmigt war, und nur noch der Formalitaͤt der Koͤniglichen Sanckion bedurfte, in der oͤffentlichen Meinung geschadet haben. Dagegen ergab sich ein ernsteres Element der hier taͤglich zunehmenden Spaltung der beiden Frac ionen, in welche die Partei der Revolution von 1830 zer⸗ fallen ist, durch die Verwerfuͤng des Gesetz⸗Entwurfs uͤber die Wiedereinfuͤhrung der Ehescheidung, wodurch die Pairs⸗Kammer den Bruch mit der Deputirten⸗Kammer, den sie kuͤrzlich durch die Annahme der Amendements der letzteren zu dem die aͤltere Linie der Bourbon's betreffenden Verbannungs⸗Gesetz vermei⸗ den zu wollen schien, gewissermaßen besiegelte, indem die⸗ ser Gegenstand nicht, wie die bisher von der Pairs⸗Kam⸗ mer verworfenen Gesetzes⸗Vorschlaͤge, als das monarchische Prinzip beeintraͤchtigend dargestellt werden konnte, sondern eine Spaltung auch uͤber rein civile Gegenstaͤnde zwischen dem System der Repolution und demjenigen der Restauration bekundet. — Es muß fuͤr jetzt dahingestellt bleiben, in wie weit die Cholera, die nun hier wirklich ausgebrochen ist, auf alle diese inneren po⸗ litischen Verwickelungen einwirken und ob sie die Aufmerksamkeit des Volks, die bis jetzt fast ausschließlich mit politischen Fragen beschaͤftigt war, von derselben ab⸗ Und auf das drohende mate⸗ rielle Uebel hinleiten wird. Braͤchte jene Seuche diese Wirkung hervor, so wuͤrde sie mindestens einen Ufaͤlligen Vortheil stif⸗ ten, indem sie die schwierige Lage der Aellerbg zu erleichtenn beitruͤge. b 1“ * Gryßbritanien und Nrland. London, 30. Maͤrz. Es ward bei Gelegenheit der gerin⸗
gen Masoritaͤt, welche das Ministerium in der Sitzung des Oberhauses vom 22. Maͤrz bei der Frage uͤber das Irlaͤndische
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Unterrichtswesen erlangte, die Bemerkung gemacht, daß der Her⸗
sog von Cumberland bei dieser Debatte kein Votum abgege⸗ ben habe. Der Morning⸗Herald meldete am folgenden Ta⸗ ge, daß der Herzog, mit dem Verfahren der Tories nicht loͤn⸗ ger einverstanden, sich gar nicht mehr um die politischen Angele⸗ genheiten bekuͤmmern wolle. In seiner neuesten Nummer sagt dasselbe Blatt uͤber diesen Gegenstand: „Wir koͤnnen jetzt in Bestaͤtigung dessen, was wir fruͤher gemeldet haben, versichern, daß Se. Koͤnigl. Hoheit nicht die geringste Verbirdung mehr mit der Charles⸗Street⸗Versammlung hat, und daß, als der Herzog am vergangenen Sonnabend zur Stadt kam, er sogar keinen jener Partei gesehen hat. Se. Koͤnigl. Hoheit wird, wie wir vernommen haben, seine Ansichten uͤber die Reform⸗ Bill bei der zweiten Lesung derselben aussprechen und sich auf das Bestimmteste gegen dieselbe erklaͤren; aber er wird we⸗ der in Person noch durch Vollmacht gegen dieselbe stimmen. Mit jener Rede wird in der That die Ivposition Sr. Koͤnigl. Hoheit gegen die Bill und sein Antheil an politischen Verhand⸗ lungen aufhoͤren. Wir loben die Vorsicht des Herzogs; das Recht, seine Meinung zu erkennen zu geben, kann ihm Nie⸗ mand streitig machen.“
Im Globe liest man: „Wir hoͤren, daß die Herzoge von Wellington und Newcastle in ihrer Opposition gegen die Reform⸗ Bill die unbedingte Unterstuͤtzung des Erzbischofs von Canterbury und neun seiner Kollegen erhalten werden. Zwoͤlf derselben wer⸗ den die Minister bei der zweiten Lesung der Bill unterstuͤtzen, und wir theilen die Ueberzeugung des Bischofs von London, daß sie ohne solche Abaͤnderungen durchgehen wird, die dem Unter⸗
ause mißfallen koͤnnten.“
Ein hiesiges Blatt meldet, daß der Graf Orloff in der Gesellschaft bei der Fuͤrstin Lieven geaͤußert habe, daß er nicht
ach dem Haag zuruͤckkehren werde. Auch wird hinzugefuͤgt, daß man auf das Bestimmteste versichern koͤnne, daß der Graf Orloff die Ratification von Seiten des Kaisers von Rußland
cht uͤberbringe, sondern nur aus Artigkeit gegen die Konferenz in London ecgen,sheh sey.
Se. Maj. haben auf den 4. April Einladungen zu einem Festmahle ergehen lassen, welches Sie schon vor einiger Zeit der Ostindischen Compagnie zu geben beabsichtigten. Auf den Jah⸗ restag der Schlacht von Seringapatnam sind an 100 Personen nach Windsor eingeladen. Ssbersa
Von Nottingham und anderen Fabrik⸗Staͤdten sind heute sehr unguͤnstige Berichte eingegangen. Viele der Haupt⸗Artikel sind 5 bis 7 pCt. unter die Preise gesunken, auf denen sie vor zwei Monaten standen, anstatt daß sonst immer der Fruͤh⸗ jahrs⸗Handel eine Erhoͤhung hervorbringt. Man fuͤrchtet daher, daß sehr viele Arbeiter außer Nahrung kommen werden.
Die Wollen⸗Weber in Manchester haben kuͤrzlich eine Ver⸗ sammlung gehalten, worin beschlossen wurde, eine Bittschrift an das Parlament zu richten, um die Arbeitsstunden auf 69 in je⸗ der Woche festzusetzen und also die Bill des Herrn Sadler, die andere Bestimmungen enthaͤlt, nicht anzunehmen.
Die Preise des vor einiger Zeit so gesuchten Cajeput⸗Oels sind bedeutend gefallen. Im Januar wuͤrde dasselbe noch mit 4 Sch. 6 Pce. pro Unze bezahlt, und auf einer gestrigen Auction wurden mehrere hundert Flaschen mit 8 ½ Pce. pro Unze verkauft.
Niederlande.
lus dem Hagg, 2. April. Wiewohl noch immer kriege⸗ rische Geruͤchte in Umlauf sind, so wird doch nichts Naͤheres daruͤber vernommen. Es scheint, daß die Haupt⸗Demonstration der Belgier — aus welchem Grunde, ist noch unbekannt — ge⸗ gen Mastricht gerichtet ist. Die Besatzung dieser Feste ist auf zwei Jahre mit Lebensmitteln versehen und eben so zahlreich als geruͤstet, um jeden moͤglichen Angriff mit Nachdruck zuruͤckwei⸗ sen zu koͤnnen. 8 Der hiesige Telegraph ist jetzt bestaͤndig in Thaͤtigkeit. Es
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noch irgend eine andere Beschaͤftigung hat und zu einer
10 scheint, daß diese Einrichtung unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤn⸗ den von sehr großem Nutzen ist. Andere Feindseligkeiten als bloße Demonstrationen sind wohl bisher noch nicht vorgefallen; wir wuͤrden sonst unstreitig schon vermittelst der Telegraphen da⸗ von in Kenntnis gesetzt worden seyn.
Aus Vließingen wird gemeldet, daß das Koͤnigl. Dampf⸗ boot „Curacao“ unerwartet Befehl erhalten habe, sich nach Ant⸗ werpen zu begeben. Auch die Brigg „de Windhond“ ist die Schelde hinaufgesegelt. G
Amsterdam, 2. April. Der Koͤnigl. Preußische Gesandte am Niederlaͤndischen Hofe, Graf v. Waldburg⸗Truchseß, ist hier mit Familie angekommen. — G
Auch an der heutigen Boͤrse sind die Course ziemlich fest gewesen, da man an einen Ausbruch der Feindseligkeiten nicht zu glauben scheint.
Breda, 1. April. Gestern ist mit den bereits laͤngst be⸗ schlossenen Veraͤnderungen in der Kantonnirung unserer Truppen der Anfang gemacht worden. 1“
Durch eine Bekanntmachung von Buͤrgermeister und Schoͤp⸗ pen sind die hiesigen Einwohner aufgefordert worden, sich auf 3 Monate mit Lebensmitteln zu versehen.
Man aͤußert jetzt einige Zweifel an der Aechtheit der von unserer gestrigen Courant mitgetheilten Nachricht aus der Antwerpener Citadelle, daß die weiße Fahne von den Belgischen Behoͤrden in Antwerpen abgenommen worden sey.
Bruͤssel, 1. April. Da sich zu der gestrigen Sitzung der
Repraäsentanten⸗Kammer der Finanz⸗Minister wiederum nicht eingefunden hatte, sondern sich durch Unpaͤßlichkeit entschul⸗ digen ließ, und der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten erklaͤrte, daß er nicht die nothwendigen Notizen besaͤße, um das Budget des Finanz⸗Ministeriums zu vertheidigen, so wurde die Berathung desselben auf kuͤnftigen Montag verschoben, und die Kammer beschaͤftigte sich mit Bittschrifts⸗Berichten. Die Senatoren⸗Kammer ließ sich in ihrer gestrigen Sitzung den Bericht der Kommission uͤber die Budgets abstatten, welche von den Repraͤsentanten bereits angenommen worden sind. Die Kommission trug auf die unbedingte Annahme aller Bud⸗ gets an.
Im Independant liest man: „Es scheint sich zu bestaͤti⸗ gen, daß die Hollaͤndische Armee, unmittelbar nach der Weige⸗ rung des Koͤnigs von Holland, den Koͤnig Leopold anzuerkennen, Befehl erhalten hat, sich zum Einmarsch nach Belgien bereit zu halten (2). — Man glaubt, daß unsere Regierung sich an das Franzoͤsische Kabinet gewandt hat, um Generale fuͤr den Dienst in der Belgischen Armee zu erhalten. — Auch wird versichert, daß Frankreich die Pontons, welche sich jetzt in Douay besinden, zur Verfuͤgung unsrer Regierung stellen wird.“
Der hiesigen ansaͤssigen Buͤrgergarde ist der Befehl ertheilt worden, sich bereit zu halten, den Dienst des Platzes an der Stelle der Garnison zu versehen.
Der Politique theilt ein Schreiben eines Belgischen Of⸗ fiziers von der Armee mit, worin es unter Anderem heißt: „Alles bereitet sich auf den Krieg vor; wir werden uns ohne
Zeitverlust zusammenziehen und Stellungen jenseits der Nethe einnehmen. Unsere Truppen sind von dem besten Geiste beseelt, und wenn die Kanonen das Zeichen geben, so werden wir der ganzen Welt zeigen, was eine Belgische Armee vermag. Ich befinde mich bei der Avantgarde; gebe Gott, daß man mich daselbst laͤßt; in zwei Tagen kann unsere ganze Brigade zusam⸗ mengezogen werden, und wir sind dann stark genug, um einen Schlag auszufuͤhren. Seit ich Euch verlassen, habe ich keinen
Augenblick der Ruhe genossen; die Freude macht mich uner⸗
muͤdlich.“ 1 Gestern war großes Konzert bei Hofe, in dem sich Madame Malibran und Herr de Berriot hoͤren ließen
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Polen.
Warschau, 3. April. Das Comité, welches auf Allerhoͤch⸗ sten Befehl unter dem Vorsitz des Staatsraths Szaniawski er⸗ richtet worden ist, um die Beamten des Koͤnigreichs Polen hinsichtlich des zu empfangenden Gehalts zu klassifiziren, setzt die Interessenten ferner von folgenden Bedingungen in Kenntniß: „Jeder Civilbeamte des Koͤnigreichs Polen, der wegen Einstel⸗ lung seiner Amtsverrichtungen weder einen bestaͤndigen Posten, der zur Beziehung von Gehalt berechtigten Kategorieen gehoͤrt, ist, wenn er die von Sr. Kaiserl. Koͤnigl. Majestaͤt verliehene Wohlthat erhalten will, verpflichtet: 1) Sich an dieses Comité, welches im Kasimirschen Palast in Warschau seine Sitzungen haͤlt, spaͤ⸗ testens binnen 4 Monaten, vom 22. Maͤrz an gerechnet, zu wen⸗ den. 2) Der Supplikant muß in seinem Gesuch den Namen, Vornamen, den Posten, welchen er bekleidete, wann er densel⸗ ben eingebuͤßt, und was fuͤr ein Gehalt er bezogen habe, anzei⸗ gen; auch muß er die Gruͤnde, wonach er zu einer der Katego⸗ rieen berechligt zu seyn glaubt, anfuͤhren. 3) Zur Unterstuͤtzung seines Gesuchs muß der Supplikant beifuͤgen: a) amtliche Zeug⸗ nisse von seinen obrigkeitlichen Behoͤrden, welche hinsichtlich der darin enthaltenen Thatsachen stüͤfenweise von den hoͤheren Behoͤrden, in letzter Instanz aber von der betreffenden Regierungs⸗Kommission bestaͤtigt werden sollen. Die Hofbeamten hingegen oder die des Staatsraths muͤssen sich wegen solcher Zeugnisse zur Unterstuͤtzung der von ihnen an das Comité eingereichten Gesuche an die Re⸗ gierung wenden. 4) Diese amtlichen Zeugnisse muͤssen folgende gehoͤrig begruͤndete Details enthalten: Welchen Posten der Sup⸗ plikant vor der Revolution bekleidet; was fuͤr ein Gehalt mit diesem Posten verbunden war; ob er waͤhrend der Revolution thaͤtig gewesen, und was fuͤr einen Dienst er verrichtet, desglei⸗ chen, wie er sich waͤhrend dieser Zeit benommen; wenn er hinge⸗ gen seinen Posten waͤhrend der Revolution aufgegeben, so muͤs⸗ sen die Gruͤnde, weshalb er dies gethan, angefuͤhrt werden; falls er aus dem Dienst entlassen worden, so muͤssen die Ursa⸗ chen, weshalb dies und ob es auf sein eigenes Verlangen ge⸗ schehen, angegeben werden; endlich, warum er nach wiederherge⸗ stellter Ordnung nicht zur Amtsverrichtung zugelassen worden. Das Comité wird von den Beamten keinen Beweis daruͤber fordern, daß sie, wie es in der vierten Kategorie zur Bedingung gemacht ist, kein eigenes Vermoͤgen besitzen, dessen jaͤhrliche Ein⸗ kuͤnfte dem doppelten Betrage der ihnen zu leistenden Zahlung gleichkommen. Sollte sich jedoch spaͤter zeigen, daß der Suppli⸗ kant, ungeachtet eines solchen Vermoͤgens, sein Gesuch einge⸗ reicht hat, so sollen alle Zahlungen, die er erhalten, doppelt von ihm wieder eingezogen werden.“ 1
Der Kaiserlich Oesterreichische General⸗Konsul Oexner ist am 30. Maͤrz von hier nach Wien abgereist und wird in einigen Wochen zuric erwartet.
Laut Bekanntmachungen der Unterstuͤtzungs⸗Kommission fuͤr die Offiziere der Polnischen Armee, ist mittelst Bestaͤtigung der 7ten, 8len und gten Liste fuͤr respektive 120, 93 und 54 Perso⸗
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nen eine jaͤhrliche Geldunterstuͤtzung von 102,590 Fl., 81,240 Fl. und 50,280 Fl. bewilligt worden. 1“ 11u1*“
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dafuͤr bestimmten
Der Staats⸗Secretair Tymowski bringt zur oͤffente Kenntniß, daß zu allen Gesuchen, Bittschriften, Vorstellun Anklagen und Anzeigen, kurz zu allen Eingaben an die verneurs, Kriegs⸗Chefs, Stadt⸗Kommandanten, Behoͤrden Obrigkeiten, an den Administrations⸗Rath und dessen Mitzal Stempelpapier gebraucht werden muß; jedoch find auf den G fruͤherer Verordnungen die Kloͤster der Bettelorden und allen sonen, welche sich im Zustande der Armuth befinden, vom brauch des Stempelpapiers befreit, nur muͤssen sie bei ihren ein Armenzeugniß von den betreffenden Ortsbehoͤrden uͤgen.
Der Professor Anton Brodowski, Mitglied der Köonig wissenschaftlichen Gesellschaft in Polen, der sich um die der Malerei an der hiesigen Univpersitaͤt große Verdienste 1 ben hat, ist am 31. Maͤrz mit Tode abgegangen.
Gestern wurden die sterblichen Ueberreste des hier mit abgegangenen Russischen Generals Sasianoff auf dem hie evangelischen Kirchhofe beerdigt.
Der Direktor der Bruͤcken und Chausseen, stiani, ist aus St. Petersburg hier angekommen.
Ein in diesen Tagen hier verstorbener Privatmann, Hr. pert, hat den Warschauer Spitaͤlern 46,000 Fl. vermacht.
Bei der gestern stattgefundenen Ziehung der Pfand⸗ wurden von Lit. A. 19 Stuͤck fuͤr die Summe von 38 7) 00 von Lit. B. 190 Stuͤck fuͤr 950,000 Fl., von Lit. C. 7068 fuͤr 706,000 Fl., von Lit. D. 282 Stuͤck fuͤr 141,000 .. von Lit. E. 1039 Stuͤck fuͤr 207,000 Fl. verloost; die aus Amortisations⸗Fonds ausgesetzte Summe betrug 2,38 4,800 die der 2236 Stuͤck Pfandbriefe aber 9,385,631 Fl. 8 Gt daß auf den letztgezogenen Pfandbrief Lit. E. Nr. 141,89] dem naͤchsten Verloosungs⸗Fonds noch eine Zahlung von 13 22 Gr. faͤllt. Das Verzeichniß der verloosten Nummery; naͤchstens ausgegeben werden. 1
Die Praͤsidenten der Tribunale und Wojewodschafts⸗ missionen kehren wieder auf ihre Posten in die Pron⸗ zuruͤck.
Am 27sten v. M. wurden im Sitzungs⸗Saal der hic Municipalitat Almosen an Arme vertheilt, die sich des Ben schaͤmen; diese Vertheilung geschah aus dem von dem verst nen Kanonikus Bohomolz dazu ausgesetzten Fonds; der — Kotowski, welcher die Almosen austheilte, hielt bei dieser genheit eine Rede, worin er das Leben und die Tugenden Stifters dieses Fonds schilderte.
Seit einigen Jahren besteht in Warschau ein Institu Augenkranke aus der aͤrmeren Volksklasse, welches aus e Fonds des verstorbenen Fuͤrsten Eduard! mirski errichtet wurde. In dieser gegenwaͤrtig unter der! sicht des Herrn Angel stehenden Anstalt befanden sich am des Jahres 1830 noch 50 Kranke. Vom isten Januar bis zum 1sten Januar 1832 wurden 332 Personen maͤnnie und 300 weiblichen Geschlechts darin aufgenommen. Hi verließen 556 Personen das Institut voͤllig geheilt, 58 1 bessertem Zustande und 36 vor Beendigung der Kur, um blieben demnach am Schluß des Jahres 1831 noch 320 zuruͤck. Hierunter waren 561 Personen aus Warschau, 9! den Provinzen und 29 aus dem Auslande; 332 wurden Kosten des Instituts und 350 auf eigene Kosten geheilt.
Das Melodrama von Ducange, „die Braut von aa moor“, welches am vorigen Sonnabend in einer Polnisch Uebersetzung von Mad. Palczewska hier zum erstenmale a fuͤhrt wurde, hat sehr großen Beifall gefunden.
Auf den letzten Warschauer Maͤrkten zahlte man fit Korzez Roggen 17 — 21 Fl., Weizen 26 — 29 Fl., Gerste l 19 Fl. und Hafer 14— 15 Fl.
Im verstossenen Jahre wurden von den in Polen dä füͤhrten Weinen 170,000 Garniez und 61,000 Flaschen ing schau gelagert. Der meiste Wein war zu Wasser durch P ßen eingefuͤhrt worden. Die Einsuhr war im letzten 1 teljahr am starksten und im ersten am geringsten.
Ieen hea g.
Wiesbaden, 1. April. Fuͤr den naͤchsten Sommer
bereits viele Bestellungen auf Wohnungen gemacht, und! verspricht sich eine brillante Saison. Schon jetzt ist es bi in dem nahen Rheingau recht lebhaft, wozu unter Anderem: die vielen Wein⸗Versteigerungen “ geben; auf Johannisberg wurden die geringsten Weine vom Jahle oͤffentlich verkauft, die besseren und besten von diesem 34 gange sind jedoch gar nicht dem oͤffentlichen Verkaufe autg worden. — Worms, 28. Maͤrz. Auch in unserer Stadt hat sih dem ruͤhmlichen Beispiele von Darmstadt, Mainz und (6 ein Verein fuͤr sittliche und buͤrgerliche Verbesserung der . liten gebildet. An diesem Vereine kann Alles, ohne Unten des Standes und der Religionssorm, Theil nehmen; so we jedem ungehindert frei steht, nach Belieben auszutreten. Beitraͤge, die zur Erreichung dieses schoͤnen Zweckes zu l sind, haͤngen lediglich von dem freien Willen der Gebꝛ Sie sollen verwendet werden, um unvermoͤgender Ite Kinder Handwerke und besonders solche erlernen zu lassen, sich dieselben bisher weniger widmeten, 3. B. Dachdecker, merleute, Schmiede u. s. w.; ferner Juͤnglinge, welche sich Schulfache widmen und zu diesem Behuf ein inlaͤndisches! Seminar besuchen, zu unterstuͤtzen, so wie auch Israelitische d logen, welche zu ihrer philosophischen Ausbildung eine Deut Universitaͤt
General G
I W11““ Zuͤrch, 31. Maͤrz. Nachrichten aus dem Aargau zuße sind dem (wie letzthin gemeldet) von der Regierung entse Pfarrer Stockmann in Wohlenschweil von dem Bischof vonz sel neuerdings die Verrichtungen eines Pfarrers uͤbertragen; derselbe auch wirklich Sonntags den 18. Maͤrz von Hrn. N Groth in Anwesenheit einer aus dem oberen und unteren f Amte und dem Bader Gebiete zusammengestroͤmten Volkend feierlich eingefuͤhrt worden; die weltlichen Behoͤrden scheinen dabei ganz leidend verhalten zu haben. An die Regierung eine Vorstellung eingegeben worden seyn, worin ihr Vers der Rechte der Kirche und des Staates, hauptsaͤchlich des des buͤrgerlichen Gesetzbuches und §. 13 der Verfassung, ng worfen und schleunige Einberufung des großen Rathes gefun werde. Man versichert, daß eine Art Landsturm nur durc maͤßigte Maͤnner, die das Zutrauen der Katholiken besitzen,
hindert wurde. 82 6 Spanien.
— — Madrid, 22. Maͤrz. Heute Kuͤrassier⸗Regiment, ein Bataillon des 6ten
waren das Gh Linien⸗Infan Regiments, das 17te Linien⸗ und Zte leichte Infantzre ment und die heiden Regimenter Provinzial⸗Milizen Alcah
6“ .
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ggen solle.
Juan und Chinchilla, zusammen ungefaͤhr 5000 Mann, iner* c dem Palast, wo sie vor dem Koͤnige, der sich dem zroßen Balkon zeigte, vorbei defilirten. Das 3te ie Regiment geht nach Pampelona, das Regiment Kuͤras⸗ enach Zamora. Dem General Sarsfield, welcher zum r⸗Befehlshaber uͤber das an der Portugiesischen Graͤnze lustellende Truppen⸗Corps bestimmt ist, duͤrften, wie man immt, die Generale Monet und Rodil als Divisions⸗ nerale beigegeben werden. Ersterer dieser beiden hat in Amerika und im Jahr 1828 auch in Katalonien aus⸗ schnet, und Letzterer ist durch seine Vertheidigung des Callao kima hinlaͤnglich bekannt. — In Gemaͤßheit eines Koͤnigl. rets vom 4ten dieses Monats wird den fremden Schiffen
ubt, Spanische Steinkohlen von einem Hafen der Halbinsel
anderen zu transportiren, gegen Erlegung von 6 Ct. vom ih (den Centner Steinkohlen zu 3 reales de vellon ange⸗ gen) und der Unkosten fur den Begleitschein. Nur diesen Zweck ist den fremden Flaggen hier die Kuͤstenfahrt ver⸗ et. Der Franziskaner⸗Moͤnch, Grande von Spanien der ersten
sse und Staatsrath, Pater Cirilo de la Alameda, ist kuͤrzlich
evilla durch den Kardinal Erzbischof daselbst zum Erzbischof
Santiago de Cuba geweiht worden. Der daselbst in der tbannung vom Hofe lebende Staatsrath Erro vertrat bei die⸗
Gelegenheit die Stelle des Infanten Don Carlos als Pa⸗ e g — 8
v. — In Sevilla ist vor kurzem Don Bernardo Marquez gen beabsichtigter Verschwoͤrung durch den Strang hingerich⸗ worden. — In hiesiger Stabt wurde heute wiederum ein über gehenkt, der einen Wanderer in einer einsamen Gegend rfallen, beraubt und schwer verwunder hatte.
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ööWöeugal.
— — Lissabon, 17. Maͤrz. Die heutige Hof⸗Zeitung ült folgenden Artikel: „Zwei Kauffahrteischiffe, die sich in Nacht vom 11ten auf den 12ten d. M. der Festung Figueira hertn, wurden fuͤr Fahrzeuge von der Expedition Dom Pe⸗ zgehalten. Es ward Larm geschlagen, und die in Figueira jenden Truppen, so wie das Bataillon Koͤniglicher Freiwilli⸗ von Arganil traten unter die Waffen. Erst mit Anbruch Tages ward man inne, daß es befreundete Schiffe waren.“ iser Artikel beweist, daß man wegen der Expedition Dom dros keinesweges ohne Furcht ist. Die hiesige militairische dbuͤrgerliche Polizei verdoppelt ihre Wachsamkeit, um jede wegung, die sich etwa hier kund geben moͤchte, im Keime eiticken. Vor einigen Tagen kam es zwischen ei⸗ Ahahl von Anhiͤngern Dom Miguels und Anhaͤngern Doͤnna Maria auf der Straße zu einer Schlaͤgerei, bei schr mehrere Polizei⸗Diener durch Stockschlaͤge und Stein⸗ ife verwundet wurden. In der darauf folgenden Nacht wie⸗ holten sich aͤhnliche Scenen, denen die bewaffnete Macht ein de machen mußte. Die Polizei⸗Soldaten wagen es nicht hr, einzeln auf den Straßen zu erscheinen, sondern gehen im⸗ truppweise. An vielen oͤffentlichen Orten, ja selbst an den uͤren der Polizei⸗Kommissarien, sind Proclamationen Dom Pe⸗ s angeschlagen worden; viele Beamte haben Schreiben erhal⸗ „in denen sie zum Abfall von Dom Miguel aufgefordert rden. Dom Miguel reitet taͤglich aus und inspicirt die Be⸗ igungen, so wie die an der Kuͤste kantonnirenden Truppen. it einiger Zeit kommen oͤfter Spanische Artilleristen als De⸗ ieure hier an, welche Dienste in der Portugiesischen Armee
hmen.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 1. Febr. Um ein neues gleichfoͤrmiges Sy⸗ nin die Arbeiten des Artillerie Departements einzufuͤhren, in weit es die Muster und Modelle von Geschuͤtz, Laffeten und huipirungs⸗Geraͤthschaften aller Art anbetrifft, hat der Kriegs⸗ ecretir durch einen Befehl vom 8. Januar ein Comité von kamten niedergesetzt, bestehend aus den Generalen Macomb Scott, dem General⸗Inspektor Wool, den Obersten Eustis d Vomford, mit der Anweisung, dem Kriegs⸗Departement ein eckmaͤßiges System vorzuschlagen.
Der Senat hat die von dem Praͤsidenten vorg menen nat he side genommenen 1b Hon 13 Japre b 8 P hen seyn sollte, ohne die geringste Veraͤnderung zu erleiden. Es
ennungen des Herrn Livingston zum Staats⸗Secretair und 8Hen Mc. Lane zum Secretair des Schatzamtes bestaͤtigt.
Der Praͤsident hat Herrn Louis Ramirez als Vice⸗Konsul Republik Mexiko zu St. Louis und Herrn Albin Michael Franzoͤsischen Vice⸗Konsul in New⸗Orleans anerkannt.
Der Antrag, welchen Herr Clay in der Senats⸗Sitzung n 11. Jan. in Bezug auf den Zoll⸗Tarif machte, lautete fol⸗
dermaßen: „Die gegenwaͤrtigen Zoͤlle auf Artikel, welche aus
Auslande eingefuͤhrt werden und nicht mit aͤhnlichen Er⸗ gnissen oder Fabrikaten der Vereinigten Staaten konkurriren, len fortan abgeschafft werden, mit Ausnahme der Zoͤlle auf ine und Seiden, hinsichtlich deren man bloß eine Reduzirung inehmen soll; und das Finanz⸗Comité soll angewiesen werden, er eine desfallsige Bill Bericht zu erstatren.“
In der Senats⸗Sitzung vom 16. Jan. schlug Hr. Hayne „den Antrag des Herrn Clay in Bezug auf die Veräͤnderung 6 Zolltarifs in folgender Weise zu modifiziren: „Die bestehen⸗ Einfuhrzoͤlle auf auslaͤndische Artikel sollen so reduzirt wer⸗ n, daß der üsgaben der
1 Regierung nach dem gegenwaͤrtig angenommenen un, sobald die
öͤffentliche Schuld abbezahlt seyn wird, zu decken;
die Herabsetzung der jetzigen hohen Zoͤlle auf Artikel, welche
st ühnlichen Fabrikaten und Erzeugnissen der Vereinigten Staa⸗ eeten, soll nur allmaͤlig und nicht mit einemmal ge⸗ † 6c Zoͤlle aber endlich alle in gleichen Verhaͤltnissen fest⸗ niß seeae-’ co daß die Abgabe von keinem Artikel, nach Ver⸗ Ehnges Werthes, von der allgemeinen Norm der Zollge⸗ henientlich abweichen soll.“ Zur Unterstuͤtzung dieser Mo⸗ hain 4 Relt Hevr Hayne eine Rede, welche 4 Stunden dauerte, und ter Herrn Clay in mehreren Punkten widersprach. Die e Diskussion uͤber diesen Gegenstand wurde sodann bis zum 8 Fagr vertagt. Im Hanuse der Reproͤsentanten trug ege 7 uffie im Namen des Ausschusses fuͤr Mittel und cgrrausan, daß der Secretair des Schatzamtes genaue ee den Zustand der Woll⸗, Baumwollen⸗ Eisen⸗ hön 8” Salz⸗Production und Verarbeitung in den Ver⸗ 5 — einziehen und dem Kongreß so bald als moͤglich über 8 ng bei der Tarif⸗Frage vorlegen, auch seine Ansich⸗ en zweckmaͤßigsten Zoll⸗Tarif auf Einfuhr⸗Artikel bei⸗
Czouverneur Hazard von Delaware hat seine Botschaft
elt an ühac dieses Staates eingesandt. Der American
1315* daß sie, wie die meisten Botschaften der Staaren⸗
nements ü6zu lang sey und sich zu viel mit allgemeinen Rai⸗
dien der R er die Elemente der Gesellschaft, die Grund⸗Prin⸗ er Regierung und dergleichen beschaͤftige.
“
Parade im Prado aufgestellt, und marschirten solche so⸗
Betrag der oͤffentlichen Einkuͤnfte hinreicht, um die
152
In/nEö
₰
Berlin, 7. April. Aus Liegnitz wird gemeldet: Wenn gleich im hiesigen Regierungs⸗Bezirk fuͤr die aͤu⸗ ßere Verbesserung des Schulwesens in dem abgewichenen Jahre 1831 nicht so viel als sonst hat geschehen koͤnnen und nur die Erbauung 10 neuer Schulhaͤuser nebst einer ansehnlich er⸗ hoͤhten Dotation von 3 Schulstellen in diesem Zeitraume stattge⸗ funden hat, so bekundet doch auch dies den zunehmenden Sinn der Departements⸗Cinsassen fuͤr ihre Schulen um so erfreulicher, als die vorgewesenen druͤckenden Zeit⸗Ereignisse gar nicht geeig⸗ net waren, mit Kosten⸗Aufwand verknuͤpfte Schulverbesserungen zu foͤrdern. Dieses zunehmende Liebgewinnen, Werthschaͤtzen und Pflegen der Bildungs⸗Anstalten hat sich auch durch die Milde kundgethan, mit welcher der Schulen, und zwar 1) der evan⸗
gelischen 2626 Rthlr., 2) den katholischen 8818 Rthlr., zusam⸗
men also 11,444 Rthlr., mithin bedeutend mehr als im Jahre 1830, an Vermaͤchtnissen und Schenkungen zugewendet worden ind. — Der vor einigen Jahren zu Goldberg errichtete Privat⸗ Verein zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder faͤhrt in seinem gemeinnuͤtzlichen Wirken unter der Leitung des Superin⸗ tendentur⸗Verweser Postel ruͤhmlich fort. Die Staͤnde des Luͤbbenschen Kreises, aus welchen zwei Kinder verbrecherischer Eitern an diesen Verein zur weiteren Fuͤrsorge uͤbergeben wor⸗ den, haben demselben eine Summe von 100 Rthlr. als eine Beihuͤlfe bewilligt.
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In Paris waren bis zum 30. Maͤrz um Mitternacht an der Cholera erkrankt 178 Personen (118 mäͤnnlichen und 60 weiblichen Geschlechts), gestorben 60 (41 Maͤnner, 19 Frauen), mithin Bestand 118 Kranke, worunter 77 maͤnnlichen und 41 weiblichen Geschlechts.
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Die Cholera, eine neue, auslaͤndische, aus Asien nach Europa
verpflanzte, ansteckende, aber nicht sperrbare Krankheit; ihr Keim immer derselbe, ihre Ursache immer Uebertragung, aber nicht bloß persoͤnliche. C. W. Hufeland.
Ich fasse hier das End⸗Resultat aller meiner bisherigen Beob⸗ achtungen und Forschungen uͤber die Cholera und meine indivi⸗ duelle Ueberzeugung in wenigen Worten zusammen. Es ist die⸗ selbe, die ich von Anfang an hatte und ausgesprochen habe, und alze nachherige Beobachtungen, auch in meinen Naͤhe, haben nichts darin geaͤnderlt, sondern sie nur noch mehr bestaͤtigt, und, irre ich nicht, so stimmt der bei weitem groͤßte Theil der unbefangen beob⸗ achtenden Aerzte mit mir uͤberein. 8
Wir wollen die Hauptsaͤtze besonders durchgehen:
Die orientalische Cholera ist eine neue Krankheit.
Diesz kann Niemand leugnen. Wir haben Brechruhren genug, ja alle Jahre gehabt. Wir haben sie selbst epidemisch eescheinen se en. Aber noch nie die Symptome der gegenwaͤrtigen: die au⸗ Lerordentliche und schnelle Toͤdtlichkeit, die Verschrumpfung, blaue Faͤrbung und Absterbung der Haut, die Marmorkäͤlte, die Kälte der Zunge und des Athems, die Pulslosigkeit, das gaͤnzlich umgeaͤn⸗ deete schwarze theerartige Blut, die eigenthuͤmliche Beschaffenheit der Darm⸗Secretion, die volle Gallenblase, den asphyktischen Tod. — Alles dies sind Erscheinungen, die noch nie bei einer einheimi⸗ schen Brechruhr bemerkt wurden.
Sie ist eine auslaͤndische Krankheiz und die naͤmliche Cholera, die in Ostindien beobachtet wurde und daselbst entstand.
Ihre ganze Erscheinung traͤgt einen exotischen Charakter, und
nach den Aeußerungen aller Beobachter hat sie genau die naͤmlichen
wesentlichen Symptome, die naͤmliche Toͤdtlichkeit, die naͤmlichen Folgen, wie in Ostindien.
Ihre Ursache ist ein eigenthuͤmlicher und zwar der naͤmliche Krankheitskeim (Krankheitssaame), der es in Ostindien war und noch ist.
Es ist undenkbar, daß an den verschiedensten Orten, in den entgegengesetztesten Klimaten, in dem hoͤchsten Norden (Ar⸗ changel) und dem hoͤchsten Suͤden sich durch oͤrtliche Verhaͤlt⸗ nisse genau dieselbe Krankheit von selbst erzeugt haben sollte, und daß sie nach einer Reihe von 15 Jahren immer dieselbe geblie⸗
muß ihr also immer noch der naäͤmliche krankmachende Stoff zum Grunde liegen, wie im Anfange. Und daß dieser Stoff ein Sa ame, ein Kontagium, ist, erhellt daraus, weil er die Kraft hat, sich zu reproduziren, seines Gleichen zu erzeugen, welches der Grundbegriff eines Kontagiums ist.
Man fuͤhrt gewoͤhnlich als Hauptbeweis der einheimischen, oͤrt⸗ lichen Erzeugung den Umstand an, daß gewoͤhnlich zu gleicher Zeit und besonders vor und nach der Evpidemie geringere Grade oder schwaͤchere Formen der Krankheit, besonders die sogenannten Cho⸗ lera⸗-Diarrhoͤen, bemerkt werden. Dies ist vollkkommen wahr, aber sie lassen sich durch einen schwaͤcheren Einfluß der krankma⸗ chenden Potenzen oder schwaͤchere Receptivitaͤt dagegen erklaͤren, wodurch ein geringerer Grad der Reaction und folglich der Krank⸗ heit bewirkt wird. Sie sind als unvollkommene Ansteckungen zu betrachten, wie wir solche ja auch bei anderen kontagiosen Krank⸗ heiten wahrnehmen.
Die Cholera pflanzt sich also fort durch Uebertragung, das heißt durch Ansteckung, den Begriff im weite⸗ sten Sinne genommen. Diese Uebertragung geschieht auf doppelte Art: Erstens durch versoͤnliche Mittheilung. Es ist durch sehr viele unbestreitbare Beispiele erwiesen, daß die Krankheit von einem Kranken durch Be⸗
ruͤhrung und näaͤchste Atmosphaͤre, wiewohl nur selten und unter
beguͤnstigenden Umstaͤnden, einem Gesunden mitgetheilt werden kann. Aber die persoͤnliche Ansteckung ist so schwer und so relativ, daß Tausende von Beispielen existiren, wo sich Menschen taͤglich und unter den verschiedensten Umstaͤnden der Ansteckung aussetzten und dennoch nicht angesteckt wurden, ja selbst sich Krankheits⸗Materie einimpften, ohne angesteckt zu werden. Zweitens, durch Mit⸗ theilung auf atmosphaͤrischem oder einem anderen noch ganz unbekannten Wege. Eine solche zweite Mittheilungsart noͤthi⸗ gen uns — wenn wir mit freiem und unbefangenem Geiste um uns schauen — eben so entschiedene und unwiderlegliche Erfahrungs⸗ gruͤnde anzunehmen, wie die ersterer. 1
Sie sind folgende: 1) Die Krankheit pflanzt sich oft, trotz aller Verbindung, von einem Orte zum anderen nicht fort, was doch ge⸗ schehen muͤßte, wenn sie sich durch persoͤnliches Kontagium verbrei⸗ tete, und kommt dagegen ploͤtzlich an einem, oft 20 und mehrere Meilen entfeynten Orte zum Vorschein, wo sich gar keine Anstek⸗ kung nachweisen laͤßt. Einen solchen auffallenden Beweis giebt uns Berlin. Nachdem sie hier in einem hohen Grade geherrscht hatte, steht sie still und verbreitet sich weder westlich nach Branden⸗ burg, Genthin u. s. w., noch suͤdlich nach Belitz, Treuen⸗ brietzen, Wittenberg, ungeachtet in beiden Richtungen die be⸗ suchtesten groͤßten Landstraßen gehen und ein unaufhörlicher Ver⸗ kehr der Menschen stattfindet. Dagegen erscheint sie ploͤtzlich in Magdeburg, was jenseits dieser Orte 20 Meilen von Berlin entfernt liegt. — Das Naͤmliche sehen wir in Wien. Die Krankheittheilt sich den westlich gelegenen Orten, Wels, Linz, mit; warum nicht eben so auch suͤdlich, wo eine eben so zahlreiche Menschen⸗Verbindung durch eine große Landstraße stattfindet?
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— Wie waͤrve dies Alles moͤglich, wenn die persoͤnliche
Eben so in England.
Sunderland war mehrere Monate der Sitz der Krankheit, ohne daß sie sich nach London, was doch in bestaͤndiger Verbindung damit stand, uͤbertrug; dagegen ging sie noͤrdlich nach Edinburg. — Wie lange hat sie nicht an den Graͤnzen von Hannover, in Magdeburg, Luͤneburg, Hamburg, gewuͤthet, und dennoch ist im ganzen Hanndverschen Lande kein Mensch angesteckt worden. 1 die Mittheilung allein zur Verbreitung der Krankheit hinreichte!
2), Es sind unleugbare Thatsachen vorhanden, daß Menschen, bei welchen keine Spur von persoͤnlicher mittelbarer oder unmittel⸗ barer Mittheilung nachzuweisen war, von der Krankheit befallen wurden; ja mehrere zugleich, die sich gemeinschaftlich einem großen Diaͤtfehler, einer Erkaͤltung, ausgesetzt hatten. Das ““ gilt von Oertern. Auch da erschien sie, ohne die geringste nach⸗ weisliche Spur einer Mittheilung von außen. — Selbst von Dan⸗ zig, Hamburg, Sunderland, Isle de France erscheinen jetzt glaubwuͤrdige Zeugen, welche nachweisen, daß die Krankheit schon an hicsen Orten existirt habe, ehe die insizirten Schiffe hingekom⸗ men sind. —
3) Es ist ebenfalls durch Iehe Thatsachen erwiesen, daß die sorgfaͤltigste Absperrung, sowohl einzelner Menschen als ganzer Haͤuser und Institute, die Mittheilung der Krankyeit nicht hat ab⸗ halten koͤnnen. Selbst in Berlin zeigte sich, nach Aufhebung der Sperr⸗Maßregeln, durchans keine Vermehrung der Mittheilung⸗ Eben so zeigte sich in Wien, wo keine Sperre stattfand, nach Ver⸗ haituiß seiner Bevoͤlkerung, keine g oͤßere Verbreitung der Seuche, als in Bevlin, wo sie staͤttfand. — 8
4) Selbst auf offenem Meere bekam ein Englisches Schiff, was au; dem damals noch ganz von der Krankheit freien England kam und mit Niemanden unterweges Gemeinschaft gehabt halte, in der Naͤhe von Riga Cholera⸗Kraskke.
5) Offenbar sind es die Flußgebiete, welche die Krankheit am meisten anzichen, festhalten und fortleiten. Die Weichsel, die Oder, die Elbe, die Donau. — Wie laͤßt sich dies mit der Fort⸗ pflanzung durch versoͤnliche Ansteckung erklaͤten, die ja in allen Richtungen dieselbe seyn muß⸗
6) Ein Hauptbeweis ist die schon an mehreren Orten gemachte Beobachtung, daß nach dem Eintritt der Cholera sogleich eine sehr große Zahl von Menschen befallen wurden, welches sich nur durch eine allgemein wirkende Ursache, aber keinesweges durch personliche Mittheilung, erklaͤren laͤßt, welche ja bekanntlich immer nur allmaͤ⸗ lig sich weiter verbreitet und verbreiten kann. Dies muß um so mehr bei der Cholera der Fall seyn, bei welcher, wie ebenfalls ent⸗ schieden ist, die persoͤnliche Ansteckung nur sehr schwer und unter besonderen Umstaͤnden moͤglich ist.
7) Dagegen giebt es auch wieder Beispiele genug, wo die Krankheit an einem Orte nur ein oder zwei Individuen ergriff und dann still stand und sich gar nicht weiter verbreitete, welches ja cbenfalls der persoͤnlichen Mittheilung geradezu widerstreitet.
Stellen wir nun dagegen eine Krankheit auf, bei welcher die persoͤnliche Ansteckung, und sie allein, als Traͤger außer Zweifel ge⸗ setzt ist, — die Pes⸗ — wie ganz anders ist es da? — Hier kann man sich an jedem angesteckten Orte, und ganz sicher, vor der Krankheit schuͤtzen, wenn man nur die Beruͤheung vermeidet. Hier sind ganze Haͤuser und Stadttheile w gesichert, wenn sie sich absperren. Hier wurden bei der fuͤrchterlichen letzten Pest, welche Moskau im Jahre 1760 heimsuchte und 190,000 Menschen in einem Jahre toͤdtete, durch Cernirung der Stadt dennoch jeder weiteren Verbreitung der Seuche Graͤnzen gesetzt. Und, was der Haupt⸗ punkt ist, hier hat die Absperrung duech Quarantainen und Cordons
nun seit einem Jahrhundert das Eindringen derselben in Europa
voͤllig unmoͤglich gemacht. Der kleine Angriff vor 10 Jahren an der Italiaͤnischen Kuͤste wurde sehr bald ebenfalls durch Aobsperrung erstickt. — Warum ist das Alles bei der Cholerg vergebens? Warum haben nicht die naͤmlichen Graͤnz⸗Cordons, die die Pest so sicher abhalten, auch sie abhalten koͤnnen? — Zeigt dies nicht augenschein⸗ lich, daß hier noch andere Mittheilungen als die persoͤnliche Anstek⸗
kung stattfinden? 188s „Ich glaube daher, der scgatibe Beweis ist durch die Erfahrung vollkommen entscheidend geführt: die persoͤnliche Ansteckung allein reicht nicht zu zur Erklaͤrung der Erscheinungen. Dies aber ist es auch allein, was wir gewiß wissen. — Es muß also noch einen zweiten Weg der Mittheilung und Ver⸗ breitung geben. — Aber uͤber diesen positiven Theil der Auf⸗ gabe, — wir gestehen es offen, — herrscht noch ein heiliges Dun⸗ el. Ist es eine atmosphaͤrische Fortpflanzung und Reproduction, oder eine unterirdische vulkanische, oder geschieht sie durch belebte Luft⸗Atome? — Dies Alles sind Vermuthungen, Hypothesen, Moͤg⸗ lichkeiten, aber keine Gewißheit. Die Entscheidung muͤssen wir der Zukunft und ferneren Forschungen uͤherlassen. Die orientalische Cholera ist folglich zwar anstek⸗ kend, aber nicht absperrbar. Dies ist das Einzige, was wir gewiß wissen, was aus dem Ge⸗ sagten zur Genuͤge erhellt und durch die Erfahrung vollkommen bestaͤtigt ist.
Meteorologische Beobachtung. 8
Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger b 6 Uhr. 2 ÜUhr. 40 Uhr. Beobachtung. 8 339,72 8 Se Quellwärme 6,1 °R. Er 1,5 »R. 2 1,0⸗ R. 8 1,1 *R. Flußwärme 6,8 ° R. 79 vCt. 49 pCt. 61. „Ct. Bedenwärme 6,0 °R. Wetter... bedeckt. setw. heiterer. Ausdünstung 874.
8 NO. NO. Niederschlag 2. Wolkenzug. N. NO. M g
1832 6. April.
Luftdruck.. Luftwaͤrme. Thaupunkt. Dunstsaͤttgg.
Berlineny 6 6 Den 7. April 1832.
Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.)
[F2M. Ericf. ..αα⁷ Ammmmm 27*1⁴. 94 Ostpr. Plandbrf.] 4 — Domm. Pfandbrf. 4
192 Kur- u. Neum. do. 4 87 4 92 ½ — 92 ⅔ — 94 ¾
St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. Obl. m. J. C. Neum. Inkt. Sch. do. Berl. Stadt-Obl. Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr. 97 ½¼ — Friedrichsd'or .. CGrosshz. Pos. do. 98 ½ Disconto
mÜennnnngnnn-——yxVVVVggggnneemvan Wechsel-Cours.
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1011 87 ¾ .. do.
Rkst. C. d. K.- u. N.
Z. Sch. d. K.- u. N.
93 ⅔ 94
— Holl. vollw. Duk. 35 —
Neue dito.
3
E;HEESEUnn
Preuss. Cour.
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amErv Drn Amsterdam
dito Hamburg dito London
2
300 Mk. 1 LSil. 300 Fr. 150 Fl. 150 Kl. 100 Thl 100 1
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8 —B4.
Wien in 20 Xr. Augsburg Breslau
Petershurg BXN. Warschau