1832 / 102 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ÜL“ , J. Hobhoufe trug darauf an, daß das Haus in einen Aus⸗ schuß zur Begutachtung der bekanntlich in jeder Parlaments⸗ Session vorkommenden Militair⸗Disciplin⸗Bill uͤbergehe. Sir H. Hardinge beschwerte sich bei dieser Gelegenheit, daß es ei⸗ nigen auf Halbsold stehenden Militairs gestattet worden, diesen an den Staat zu verkaufen und Geh,n in das Ausland zu gehen. Viele dieser jungen Leute verschwendeten ihr Geld, noch ehe sie das Britische Ufer verlassen haͤtten, und fielen alsdann den Gemeinden zur Last. Er wuͤnsche daher, daß das Haus eine Resolution 122 Mißbilligung dieses Verfahrens fasse, wonaͤchst er eine Bill in diesem Bezuge einbringen wolle, damit die betref⸗ fenden Individuen, jedoch unter gewissen Modificationen, wieder in die Halbsold⸗Liste aufgenommen wuͤrden. Sir J. C. Hobhouse entgegnete, die Zahl derjenigen, welche ihren Halbsold verkauft haͤt⸗ ten, sey nicht so groß, als daß daraus besondere Uebelstaͤnde fuͤr das Land erwachsen koͤnnten. Hr. Hume widersetzte sich der Restitui⸗ rung jener Leute auf die Halbsold⸗Liste; auch Lord J. Russell, als Zahlmeister des Heeres, und Sir G. Murray nahmen noch Theil an dieser Debatte, die jedoch zu keinem Resultate fuͤhrte; vielmehr ging das Haus in den beantragten Ausschuß uͤber, wo Hr. Hunt darauf antrug, daß die Stelle in der Bill, welche bei der Armee „koͤrperliche Zuͤchtigungen“ gestatte, gestrichen werde. Kuͤrzlich habe er bereits einen aͤhnlichen Antrag gemacht; er habe naͤmlich zuvoͤrderst wissen wollen, wie viel Solda⸗ ten jaͤhrlich in England durchgepruͤgelt wuͤrden, der Antrag sey ihm jedoch abgeschlagen worden. Seitdem habe er die vielen schoͤnen Reden gelesen, die der ehrenwerthe Kriegs⸗ Secretair (Sir J. C. Hob ouse) fruͤher uͤber denselben Gegen⸗ stand, naͤmlich gegen die Anwendung koͤrperlicher Zuͤchtigungen beim Heere, 8 habe, und da sey es ihm schwer auf das Herz gefallen, als er sich besonnen, daß derselbe vras beche Baronet jetzt, da er im Amte sey, die voͤllige Abschaffung dieser Strafe fuͤr etwas ganz Unmoͤgliches halte. Er aber koͤnne sich heesbnnh doch nicht bewegen lassen, von seiner Ansicht abzuge⸗ en, besonders seitdem er vernommen, daß die koͤrperliche Zuͤch⸗ tigung der Soldaten jetzt oft insgeheim stattfinde und daher so⸗ gar der Kontrolle der Oeffentlichkeit entgehe. Sir J. Byng widersprach dem zuletzt erwaͤhnten Umstande, indem er bemerkte, daß dem kommandirenden Offizier von jeder koͤrperlichen Zuͤchti⸗ gung eines Soldaten Bericht erstattet werden muͤsse. Ueberdies werde eine solche Strafe jetzt nur sehr selten angewandt. In 50 Faͤllen, wie sie bei seinem Eintritte in das Heer stattgefun⸗ den, werde jetzt nur Ein Mal die Strafe in Anwendung ge⸗ bracht. Herr Hume erklaͤrte, daß es durchaus nicht seine Ab⸗ sicht sey, den Offizieren der Britischen Armee den Vorwurf der Unmenschlichkeit und Grausamkeit zu machen; wenn man aber dem Hause einen jaͤhrlichen Bericht uͤber die Zahl der Soldaten, welche Stockschlaͤge erhalten haͤtten, Borle⸗ gen wolle, so wuͤrde man bald sehen, ob die Aussagen, welche das Haus von mehreren Offizieren uͤber diesen Gegenstand vernommen habe, richtig waͤren. Er wisse nicht, warum ein solcher Bericht verweigert wuͤrde; da dies aber der Fall waͤre, so sey er der Meinung, daß man den Gebrauch der Stockschlaͤge in Friedenszeiten ganz abschaffe. Der Oberst Sib⸗ thorp betrachtete einen Antrag uͤber diesen Gegenstand als eine undelikate Einmischung in die Leitung der Millitairs, welche die Bewunderung der Welt ausmachten, und die, wie er hoffe, noch lange der Schrecken der Feinde Großbrita⸗ niens seyn wuͤrden. Sir J. C. Hobhouse sagte, daß, so sehr es auch sein persoͤnlicher Wunsch waͤre, den in Rede stehenden Gebrauch in der Britischen Armee abzuschaffen, er doch durch Personen, denen man in dieser Beziehung ein rich⸗ tiges Urtheil zutrauen muͤsse, uͤberzeugt worden waͤre, daß die Abschaffung desselben mit dem aͤußersten Nachtheil fuͤr den Dienst verbunden seyn duͤrfte. Wie sein ehrenwerther und tapferer Freund (Sir J. Byng) richtig bemerkt, so sey diese Art von Zuͤchtigung jetzt bei weitem seltener als fruͤher; dies sey theils dem Einflusse der oͤffentlichen Meinung und theils den zweckmaͤßigen Anordnungen zuzuschreiben, welche der sehr ehrenwerthe Baronet (Sir H. Hardinge) gegenuͤber eingefuͤhrt habe. Sir H. Hardinge druͤckte dem vorigen Redner fuͤr die freundliche Anerkennung seinen Dank aus und fuͤgte hinzu, daß, seiner Ansicht nach, nichts verwerflicher sey, als der Vorschlag, in Friedenszeiten die Stockschlaͤge abzuschaffen und den Soldaten, wenn er dem Feinde entgegen ginge, dieser Zuͤch⸗ tigung unterwerfen zu wollen. (Hoͤrt, hoͤrt!) Er glaube, daß die Gewalt, koͤrperliche Zuͤchtigung ertheilen zu koͤnnen, zur Aufrechthaltung der Disciplin in der Armee kothwendig sey, aber je seltener diese Gewalt benutzt werde, je besser sey es. In gleicher Weise sprachen sich der Kanzler der Schatzkammer und Hr. Robert Grant aus. Hr. Hunt wollte die Noth⸗ wendigkeit, jene Strafe beizubehalten, nicht einraͤumen und be⸗ hauptete, daß er daruͤber so gut ein Urtheil habe, wie jedes Mi⸗ litair, erklaͤrte aber doch, nicht auf eine Abstimmung uͤber seinen Antrag bestehen zu wollen, welcher dadurch beseitigt wurde. Das Haus verwandelte sich hierauf in einen Ausschuß uͤber die Irlaͤndische Zehnten⸗Frage und kam heute mit der Berathung der Beschluͤsse der Zehnten⸗Kommission zu Ende, welche saͤmmt⸗ lich genehmigt wurden. Diese Beschluͤsse werden nun der Re⸗ gierung als Grundlage zu einer Bill uͤber die Irlaͤndische Zehn⸗ ten⸗Angelegenheit dienen, welche dem Hause binnen kurzem vor⸗ gelegt werden wird.

London, 3. April. Der Koͤnig und die Koͤnigin er⸗

frreuen sich in Windsor fortwaͤhrend der besten Gesundheit.

Der Gesundheits⸗Zustand der Prinzessin Louise bleibt im We⸗ sentlichen derselbe, obgleich hin und wieder einige jener anschei⸗ nenden Besserungen eintreten, welche ein charakteristisches Zei⸗ chen ihrer Krankheit sind. Am 3tsten v. M. wurde die Prin⸗ zessin 15 Jahre alt. Unter den gezenwaͤrtigen traurigen Um⸗ staäͤnden war natuͤrlich an Feier und Gratulationen nicht zu den⸗ ken; nur die Koͤnigin soll es versucht haben, durch kleine Ge⸗ schenke den Sinn jungen Nichte etwas aufzuheitern. Die Mutter der Prinzessin wurde am vorigen Dienstage wiederum vergeblich erwartet; seitdem sollen Briefe von ihr eingegangen seyn, worin sie meldet, daß es ihr jetzt nicht moͤglich sey, nach England zu kommen. 1

Graf Orloff wird heute von einem Besuche zuruͤckerwartet, den er Ihren Majestaͤten in Windsor abstattete, wohin derselbe am Sonnabend in Begleitung des Fuͤrsten Lieven abgegangen ist. Man glaubt, daß der Aufenthalt des Grafen in London von laͤngerer Dauer seyn wird, als anfangs bestimmt war, in⸗ dem derselbe, in Folge der Erklaͤrangen des Koͤnigs der Nieder⸗ lande, neue Instructionen von seinem Hofe erwarte. Heute Nachmittag versammelten sich saͤmmtliche in London anwesende Kabinets⸗Minister im auswaͤrtigen Amte; die Sitzung dauerte bis spaͤt am Abend.

Die Times sagt: „Einige thoͤrichte Personen haben aus nicht zu erklaͤrenden Gruͤnden das Geruͤcht verbreitet, daß Lord

G Durham seine Entlassung eingereicht habe. Wir erwaͤhnen die⸗

. 2 5 v.

8 8 8 Höüe

u versichern, daß auch nicht der entfernteste Grund dazu vor⸗ sa enf ch Die Abwesenheit des Lord Durham bei mehreren Kabinets⸗Versammlungen ist wahrscheinlich Schuld daran gewe⸗ sen, daß auch Leute dem Geruͤchte Glauben geschenkt haben, welche sonst mit Recht in die Mittheilungen der Erfinder dessel⸗ ben Mißtrauen setzen. Lord Durham ist durch Unpaͤßlichkeit in Sudbroke⸗Park zuruͤckgehalten worden und konnte daher den Kabinets⸗Versammlungen nicht beiwohnen.“ 1 Der Sun enthaͤlt Nachstehendes: „Mit tiefem Bedauern bemerken wir, daß nichts Definitives, nichts Entscheidendes in Bezug auf eine neue Pairs⸗Creirung weder in noch außer dem Parlamente zum Vorschein gekommen ist. Ueber diesen Punkt von der ungemeinsten Wichtigkeit fuͤr alle Interessen des Landes schwebt Jedermann im Dunkeln. Wir werden zwar in der That ermahnt, Vertrauen zu haben und das Beste zu hof⸗ fen; man versichert uns, daß Alles gerade so gehen wird, wie es gehen muß, daß die große Sache eifrig einer gluͤcklichen Been⸗ digung entgegen gefuͤhrt wird; aber uͤber die eine große Frage, welche uns allein Zutrauen einfloͤßen kann, erfahren wir keine Sylbe. Wozu fuͤhren alle diese allgemeine Ver⸗ sicherungen, wenn sie nicht von einer Pairs⸗Promotion begleitet sind? Was kann man aus ihnen anders abnehmen, als die Erklaͤrung von Seiten der Regierung, daß das Volk kein Recht habe, seine Neugierde zu aͤußern, selbst nicht uͤber einen Gegenstand, bei dem es sich fuͤr dasselbe um Leben und Tod handelt? Durch sein gegenwaͤrtiges aͤngstliches Stillschweigen sucht Lord Grey das Land zu uͤberreden, gegen alle Wahrschein⸗ lichkeit zu hoffen, zu glauben, daß es im hellen Sonnenschein steht, wenn es in tiefe Nacht eingehuͤllt ist. Weit besser wuͤrde es seyn, wenn er seine Gesinnungen rund heraus erklaͤrte, weit besser, wenn er kuͤhn zum Volke sagte: „„Ich will keine neue Pairs machen““, als daß er es durch seine ungewisse hin und her schwankende Politik tantalisirte. Das Land verlangt von dem edlen Premier⸗Minister ein deutliches Ja oder Nein, und er weist es, wie Lord Burleigh, mit ei⸗ nem geheimnißvollen Kopfschuͤtteln zuruͤck. Dies ist in der That ein nicht zu rechtfertigendes Verfahren. Seit Obiges geschrieben worden, ist uns ein Geruͤcht zu Ohren ge⸗ kommen, welches ganz das Gepraͤge der Authentizitaͤt traͤgt, und wonach in der heutigen oder spaͤtestens in der Hof⸗Zeitung von Freitag die neue Pairs⸗Creation erscheinen soll. Fuͤr die Sache der Minister, fuͤr die Sache des Landes, ja, fuͤr die Sache Sr. Majestaͤt selbst wuͤnschen wir aufrichtig, daß dies der Fall seyn moͤge.“ .“ Die Times sagt uͤber denselben Gegenstand: „Wie wir vernehmen, ist wenig Hoffnung vorhanden, daß die Bill anders als mit der moͤglichst spaͤrlichsten Majoritaͤt die zweite Lesung im Oberhause erhalten wird. Daß die Bill, bei der jetzigen Zu⸗ sammensetzung des Hauses, im Ausschusse ohne eine gaͤnzliche Veraͤnderung ihrer wesentlichsten Klauseln durchgehen koͤnnte, dazu ist nicht die geringste Hoffnung vorhanden. Wenn nun auch eine erste Niederlage im Ausschusse durch eine sofortige Pairs⸗ Creation moͤglicherweise wieder gut gemacht werden koͤnnte, so ist es doch vollkommen gewiß, daß die Verwerfung der zweiten Lesung selbst ein nicht zu ersetzender Verlust waͤre. Und doch, wie furchtbar gefaͤhrlich ist das Spiel, welches die Maͤnner spielen, die sich jetzt am Ruder befinden. Die ministeriellen Listen sollen,

wie man sagt, nur eine Majoritaͤt von sechs Stimmen fuͤr

die zweite Lesung herausstellen. Eine Majoritaͤt von sechs Stim⸗ men in einer Versammlung von 400 Mitgliedern! Wie leicht K. es nicht moͤglich, daß in einer solchen Versammlung, wo im

urchschnitt jedes Mitglied nahe an 60 Jahre zaͤhlt, ein Zu⸗ sammentreffen von Umstaͤnden binnen 24 Stunden die Majori⸗ taͤt von einem halben Dutzend Stimmen paralysiren kann? Au⸗ ßerdem darf nicht unbemerkt bleiben, daß die Stellung der Parteien nicht gleich ist. Fuͤr die Tory⸗Opposition ist die zweite Lesung nur ein Versuch; fuͤr die Minister und ihre Maßregel ist sie Leben oder Tod. Wenn die Opposition selbst durch 20 Stimmen bei der zweiten Lesung ge⸗ schlagen wuͤrde, so kann sie doch zum Angriff zuruͤckkehren und kann uͤber jede einzelne Bestimmung der Bill im Ausschusse ein Gefecht eroͤffnen. Wie ist es aber mit Lord Grey? Wohin fuͤhrt ihn eine unguͤnstige Abstimmung uͤber die zweite Lesung? Man setze auch nur eine Majoritaͤt von einer einzigen Stimme gegen jene kritische Station der Maßregel voraus, und der Premier⸗Minister wird vom Blitz getroffen seyn, das Whig⸗ Kabinet geht unter, die Bill ist nicht mehr Lord Grey's Bill; es ist nicht mehr die große Whig⸗Maßregel von 1832, ihr Name und ihre Geschichte haben in der Folge nichts mehr mit Lord Grey und seinen Kollegen gemein.“

Die Oxrforder Geistlichkeit hat in einer allgemeinen Ver⸗ sammlung fast einstimmig den Beschluß gefaßt, eine Bittschrift an das Öberhaus gegen die Annahme der Referm⸗Bill zu rich⸗ ten, woruͤber die Times ihren Unwillen in heftigen Ausdruͤcken u erkennen giebt und es unpassend findet, daß sich die Geist⸗ lichteit in eine Angelegenheit mische, die ganz außer ihrem Be⸗ reiche liege.

Unter den Kohlen⸗Arbeitern haben bei Newcastle unruhige Auftritte stattgefunden. Sie dringen auf hoͤheren Arbeitslohn und haben sich bei dieser Gelegenheit Gewaltthaͤtigkeiten gegen die Bergwerks⸗Besitzer erlaubt. Die Magistratspersonen der Grafschaft Durham hahen nach Newcastle gesandt, um militai⸗ rischen Beistand zu erhalten. Man hoffte die Ruhe ohne Blut⸗ vergießen wiederhergestellt zu sehen, obgleich die Aufregung un⸗ ter den Arbeitern zu Besorgnissen in dieser Beziehung Anlaß giebt.

Aus einem in dieser Woche erschienenen amtlichen Berichte geht hervor, daß die neue Polizei vom 1sten Januar 1831 bis zum 1sten Januar 1832 nicht, weniger als 72,824 und zwar 45,907 maͤnnliche und 26, 917 weibliche Personen verhaftet hat. Fereae wurden 2955 zur Untersuchung gezogen, 21,843 von den

kagistratspersonen summarisch verurtheilt, 24,239 freigesprochen, und 23,787 Trunkenbolde wurden von den Polizei⸗Aufsehern aus den Wachthaͤusern wieder entlassen, nachdem sie nuͤchtern gewor⸗ den waren. Die groͤßte Zahl der wegen Betrunkenheit verhafte⸗ ten Personen findet man in den Monaten Dezember und Juli, die geringste im Monat Februar. Im Durchschnitt sind taͤglich 199 Sv e verhaftet worden.

Briefe aus Calais melden, daß man daselbst Hoffnung habe, daß die Quarantaine⸗Maßregeln ganz aufgehoben werden wuͤr⸗ den, da die Cholera in jener Stadt ausgebrochen sey. In Cour⸗ Quars, wo die Fischer wohnen, waren in 2 Tagen 13 Personen erkrankt und 9 davon gestorben.

Die Kaufleute, welche mit der Pyrenaͤischen Halbinsel oder mit dem Mittellaͤndischen Meere in Verbindung stehen, haben wegen der gegen die Cholera angeordneten Vorsichts⸗Maßregeln ihre Geschaͤfte beinahe gaͤnzlich eingestellt. Besonders streng sind die Auarantaine⸗Maßregeln in Spanien, welches dieselben kuͤrzlich auch auf Liverpool ausgedehnt hat, aus Besorgniß, daß man eaen von London nach jener Stadt zur Verschiffung sen⸗

8 8 1“ u“ b1 AS 1 ses Geruͤchtes aus keiner anderen Absicht, als um unseren Lesern

den letzten sechs Wo der Welt abgehen lassen.

Niederlande. 8

Herzogenbusch, 3 April. Von der Wahrscheinlichken, 2 nes baldigen Wiederbeginns der Feindseligkeiten wird nicht mae gesprochen, doch nichtsdestoweniger werden die Vorbereitun zum Kriege mit ungeschwaͤchtem Eifer fortgesetzt. Dit hitst Einwohner sind bisher noch nicht aufgefordert worden, sich

Lebensmitteln zu versorgen.

Das Hauptquartier befindet sich noch in der hiesigen &nh Die erwartete Verstaͤrkung der Artillerie ist beim Heere ein

troffen.

Gestern sind abermals außerordentliche Depeschen vom

neral Chassé an Se. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen⸗Feldmare eingetroffen.

Die Umgegend von Bergen op Zoom ist zur Vorsorgen der unter Wasser gesetzt worden.

Antwerpen, 4. April. Die hiesigen Vertheidigunggg

beiten werden mit ganz ungewoͤhnlicher Thaͤtigkeit betrieben,

nach dem Eifer zu urtheilen, der dabei an den Tag

wird, sollte man glauben, daß Antwerpen unverzuͤglich den G 1

barsten Angriff zu besorgen haͤtte. Wohin man die Blicke ten mag, sieht man nichts als Redouten, Bastionen, Grzh. Verhaue, 48 PfñJnder, 36 Pfñᷓnder, Moͤrser und Haubitzen keiner fruͤheren Zeit hat die Stadt einen so schrecklichen h. dargeboten. Man behauptet, der General Chasse habe Militair⸗Gouverneur von Antwerpen anzeigen lassen, daß, a man die Vertheidigungs⸗Arbeiten, welche in diesem Augengg im Hafen und an anderen Punkten ausgefuͤhrt wuͤrden, einstelle, er auf die Stadt schießen lassen wuͤrde.

Bruͤssel, 4. April. In der gestrigen Sitzung der praͤsentanten⸗Kammer zeigte der Praͤsident an, daß Sectionen das Verlesen der Proposition des Hrn. Osy gese haͤtten. Hr. Osy entwickelte hierauf seinen Vorschlag, der in bestand, daß die Verordnung der provisorischen Regim vom 23. Okt. 1830 in Betreff der Transito⸗Abgaben auf treide und Mehl aufgehoben werden und der Transito⸗e in der Folge vollkyvmmen frei seyn solle. Die Kammer bheesc den Vorschlag in Ueberlegung zu ziehen, und wies denselt Sectionen zur Berichterstattung zu. Die Diskussion zöbe sen Gegenstand wurde auf uͤbermorgen festgesetzt. Hiera 8.S. sich die Kammer mit dem Budget des Finanz

eriums.

Der Senat nahm in seiner gestrigen Sitzung die Bul⸗ der oͤffentlichen Schuld, der Dotationen, der Justiz, der waͤrtigen Angelegenheiten und der Marine an. Nur dre glieder, die Herren Lefebvre-Meuret, Dubois und Mean, ss ten dagegen. Der Vorschlag des Ersteren, die Regierung ufordern, den Koͤnig von Holland fuͤr die aus der verz ge

nnahme der 24 Artikel entstehenden außerordentlichen 5 verantwortlich sn machen, wurde nicht angenommen.

Gestern fuͤhrten die Truppen der hiesigen Garnison in Umgegend von Haverghem auf dem Wege nach Tervueren! großes Manoͤver aus. Der Koͤnig kommandirte in Person! ließ nach beendigtem Manoͤver saͤmmtliche Truppen die R. passiren. Die Kanoniere der Batterieen, welche sich in Br⸗ befinden, haben sich vorgestern in dem Aufschlagen rggg Bruͤcken geuͤbt.

Der Befehl zur Aufloͤsung der Artillerie⸗Compagne 1ten Aufgebotes der Buͤrgergarde in Mons ist zuruͤckgenoma worden. Die Compagnie hat sich gestern nach Antweryn Marsch gesetzt. 1

In Mons ist Herr Taintenier und in Loͤwen Herr! denhove zum Senator erwaͤhlt worden.

Der hiesige Moniteur giebt heute in einer aufe dentlichen Beilage zwei Koͤnigl. Verordnungen in Bezugg den Ausbruch der Cholera in Paris. Durch die erstere pett die Maßregeln spezifizirt, welche gegen Personen und h zu ergreifen sind, die aus dem Departement der Seine kom der Eingang solcher Personen und Sachen in Belgien with an folgenden Orten gestattet: in Quiévrain und Hertnin vinz Fenhiegau0, Menin (West⸗Flandern) und in Zeer (Nan Durch die zweite Verordnung wird festgesetzt, daß alle Pens und Sachen, welche aus dem Departement der Seine kong ehe sie nach Belgien eingelassen werden koͤnnen, einen wenzhe 6taͤgigen Aufenthalt in Valenciennes, Lille oder Givet “hgf anderen benachbarten Oertern, die spaͤter bestimmt werden nachweisen muͤssen. 1

Die Regierung hat so eben eine Verordnung erlassen, durch die Doktoren Graux, van Mons und Marc beals werden, sich nach Paris zu begeben, um daselbst die Choleg⸗ beobachten und Tag fuͤr Tag das Resultat ihrer Beobachan nach Bruͤssel zu senden. Die genannten Aerzte treten noch Abend ihre Reise nach Paris an.

Der hicgth Buͤrgermeister, Herr Rouppe, hat der Ceich heits⸗Kommission angezeigt, daß er in seiner eigenen Woßg 12 Betten habe einrichten lassen, um fuͤr den Fall der bruchs der Cholera, bevor die oͤffentlichen Lokale gehoörig t richtet waͤren, Kranke darin aufzunehmen. 1

Bruͤssel, 4. April. So lange die Choler⸗ ug England oder Deutschland war, hat man hier nicht offizen an geglaubt; seitdem sie jedoch in Paris, der großen M. und Modenstadt, ausgebrochen ist, haͤlt sich kein Brabantet fuͤr sicher da indessen die Pariser Aerzte erklaͤrt haben, die Cholera nicht ansteckend sey, haͤlt man auch an um Graͤnzen alle Vorsichts⸗Maßregeln fuͤr uͤberfluͤssig, und sche weise treffen die Fluͤchtlinge aus der Franzoͤsischen Hauns ohne Quarantaine und ohne Desinfection auf Belgischem 1 ein. Mit einer Art von Sehnsucht wird jetzt nach den den hingeblickt, wo die Cholera schon gewesen ist, und duͤrfte Verlin, Hamburg oder Wien der Zufluchtsort ders werden, die einmal das Hasenpanier ergriffen haben und 60 mehr nirgends fuͤr sicher halten. Drei unserer Aerzte stehene griff, im Auftrage der Regierung zur Beobachtung der h nach Paris abzureisen. Nach der gestrigen Trupp rung, die zu a Secg gten Zufriedenheit ausfiel, ist ein . Artillerie nach Loͤwen abgegangen; die zuruͤckgebliebent 4 thaͤtig an ihrer voͤlligen Ausruͤstung und scheint noch einigenn benoͤthigte Material von der Franzoͤsischen Graͤnze zu e 9 Aus dem projektirten Feldzuge dürte wohl vorlaͤufig nicht den, da, wie man vernimmt, der Plan, der demselben zumes gelegt war, voͤllig gescheitert ist. Es soll naͤmlich unsere 1 mandanten in Antwerpen gelungen seyn, mit einigen in h tadelle befindlichen Leuten eine geheime Verbindung knuͤpfen, vermittelst deren man sich unter 29 2

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eines Angriffes von außen in den Besitz jene FIEEFm - Fiätiaa d 7 88 n

den moͤchte, um den Auarantaine⸗Gesetzen zu entgehen. v Haͤuser, die sonst sch ausgedehnte Geschäfte machen, habn en auch nicht ein Schiff nach jenem ꝛh⸗

1 3 1“ 1 9 es zu bringen hoffte. Inzwischen soll General Chasse die Spur gekommen seyn und die verdaͤchtigen, nicht itadelle gehoͤrenden Leute von dort weggewiesen haben. ß freilich ein großer Strich durch die Rechnung gewe⸗ wenn der ganze nunmehr, wie es scheint, wieder auf⸗ Feldzug keine andere Basis hatte. Zu der projek⸗ Eisenbahn zwischen Antwerpen und der Preußischen ze ist bereits ein großer Schritt gethan worden; es ist nlcch eine geographische Karte mit dieser Eisenbahn im Druck bienen, und man muß gestehen, daß sie sich auf dem Papiere ni ommt das Unternehmen aber zu Stande, n sich wirklich die dazu noͤthigen Millionen, so moͤchte es der That von unberechenbarem Nutzen fuͤr den Handel nicht Belgiens, sondern auch aller an den Rhein⸗Ufern gelegenen

Muͤnchen, 4. April. Se. Majestaͤt der Koͤ arzen um 6 Uhr nach Italien abgereist. Seine Majestaͤt der Koͤnig haben, der Staats⸗Zeitung ülge/ bei dem Antritte Allerhoͤchstihrer Reise zu den Bade⸗ len von Ischia an saͤmmtliche Staats⸗Minister die Allerhoͤchste audnung zur ununterbrochenen Fortfuͤhrung der Geschaͤfte

nd Ihrer Abwesenheit mit ausgedehnten Vollmachten erge⸗

fassen. Eben so haben Seine Majestaͤt den unausgesetz⸗

Fortgang der Sitzungen des Minister⸗Rathes und des Staats⸗

uübefehlen geruht. äjestaͤt haben sich bew mnions⸗Secretair und Geschaͤ imilian Grafen von Lerchenfeld⸗Koͤsering, zu Allerhoͤchstihrem gerordentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Minister am giserl. Russischen Hofe zu ernennen.

Durch eine in der Staats⸗Zeitung enthaltene Koͤnigl. fͤgung vom 31. Maͤrz wird der Beschluß der Hohen Deut⸗

Bundes⸗Versammlung vom 2ten v. M., in Beziehung auf nMißbrauch der Presse, zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht.

Schlusse derselben heißt es: „Da n Fuͤrsorge fuͤr die Erhaltung des Friedens und der unde bereits unterm 1. Maͤrz dieses Jahres in Be⸗ hung auf die im Rheinkreise herausgekommenen Zeitblaͤtter, „Deutsche Tribuͤne“ und der „Westbote“, jene verfassungs⸗ sbigen Verfuͤgungen getroffen haben, welche den ausgesproche⸗ n zweck der Deutschen Bundes⸗Versammlung zu erreichen agnet sind, und da obige Verfuͤgungen bereits in Vollzug ge⸗ t worden, so verbieten Wir im Sinne des Bundes⸗Beschlus⸗

in Unseren Staaten das in Hanau erscheinende Zeitblatt: die Neuen Zeitschwingen“ oder die etwa an ihre Stelle tre⸗ de Zeitung und weisen Unsere saͤmmtlichen Beamten und aats⸗Angehoͤrigen zur Danachachtung an.“

Stuttgart, 4. April.

efflich ausnimmt.

nig sind diesen

en gefunden, den bisherigen traͤger in St. Petersburg,

ir in eigener bundes⸗

4 Der Praͤsident der Kammer der ggeordneten, Dr. von Weishaar, ist zum Geheimen Rath und nnern und des Kirchen⸗- und er bisherige Chef dieses De⸗ riements, Geheimer Rath von Kapff, bleibt ordentliches Mit⸗ ed des Geheimen Raths. In Folge dessen wird nunmehr in n engeren staͤndischen Ausschuß an die Stelle des Ministers Weishaar der Vice⸗Praͤsident der Kammer der Abgeordne⸗ , Freiherr Cotta von Cottendorf, der bisher Mitglied des eren Ausschusses war, eintreten. ißeren staͤndischen Ausschuß Dr. Walz, Rechtskonsulent zu zuttgart, als dassenige Staͤndemitglied, welches bei der letzten schußwahl die meisten Stimmen nach den Gewaͤhlten er⸗

Lassel, 5. April.

inister des Departements des chulwesens ernannt worden.

Fuͤr diesen tritt in den

In der vorgestrigen Sitzung des Land⸗ ge hemerkte zuvoͤrderst der Abgeordnete Pfeiffer I.: angetragenen Gehalte bei der Kriegsschule fuͤr so lange ge⸗ hmigt worden, als das Institut fortbestehen wuͤrde. soch spaͤter im Ausschusse auf den Antrag des Hrn. Vice⸗Praͤ⸗ taats⸗Regierung sofort zu ersu⸗ h, die Kadettenschule mit der polytechnischen zu vereinigen, so ge es nunmehr passender erscheinen, jene Gehalte nur provi⸗ kisch zu bewilligen. Dieser Vorschlag wurde von der Staͤn⸗ dersammlung genehmigt und auf eine weitere Bemerkung des aannten Abg. beschlossen, die Staats⸗Regierung um schleunige stunft zu ersuchen, ob sie Willens sey, kuͤnftig mehr Truppen zu lten, als wozu Hessen bundesmaͤßig verpflichtet sen? Der Abg. heuch II. bemerkte sodann: Da nach dem mitgetheilten Reskript der nwaͤrtige Landtag schon in 8 Tagen seine Endschaft erreicht in werde, so muͤsse in Gemaͤßheit des §. 102 der Verfassungs⸗ einde zur Wahl eines staͤndigen Ausschusses schleunig ge⸗ griten, eine Instruction fuͤr denselben entworfen und zu deren merbeitung ein besonderer Ausschuß erwaͤhlt werden.

rde nach einigen gegenseitigen Bemerkungen beschlossen. mmaͤchst von dem Abgeordneten Scholl gemachter Antrag: z gedigung der noch vorliegenden Geschaͤfte taͤ hasten, ward verworfen, dagegen aber be unnerstag (5. April) ab taͤglich eine Sitzung stattfinden solle. hierauf der Abgeordnete Dedolph geffenden Ausschusses uͤber einige bei der fruͤheren Diskussion gesetzte §§. des Abloͤsungs⸗Gesetzes berichtet hatte und die⸗ ben nach dem Antrage des Ausschusses angenommen worden waren, zur Diskussion des im Namen des Budget⸗ isees erstatteten Berichtes, betreffend die fuͤr die Kunst⸗ kademieen, gelehrten Gesellschaften und polytechnische Schule ummen. Der Abgeordnete Jordan aͤußerte: habe nicht einmal die so geringen, von der Staats⸗ gierung proponirten Summen bewilligt; kein Gegenstand aber diene die Aufmerksamkeit des Vaterlandes mehr, als Kuͤnste issenschaften; die Kunst besonders verschoͤnere das Leben, re die Sitten, befoͤrdere die Industrie und Gewerbe.

pitalien koͤnnten nicht besser verwendet werden, als auf die dung; er trage deshalb darauf an, die von der sants⸗Regierung proponirten Betraͤge beizubehalten. Schließ⸗ wurden indeß die Antraͤge des Ausschusses genehmigt, aus⸗ ommen in Betreff der Summe chalte, wo statt 1000 Rthlr.

gten beschlossen habe, die

lich 2 Sitzungen chlossen, daß vom

als Referent des g man uͤber

t Ausschuß

stige Bildun

zur Bestreitung der Lehrer⸗ 1800 Rthlr. bewilligt wur⸗ Der Abgeordnete v. Baumbach II. berichtete sodann des Budget⸗Ausschusses uͤber die aus dem Staats⸗Ver⸗ zu errichtenden „Landes⸗Kredit⸗Kasse“ zu leisten⸗ sse und trug darauf an, daß mindestens 1 Million t Schatze zu diesem Behufe bereit gehal⸗ mit drei Prozent von der Landes⸗Kredit⸗Kasse chatze verzinst werden muͤßten. gt, mit dem Zusatze (auf eine Bemerkung des Kommissars), daß zur Herbeischaffung der noͤthigen ch die vorhandenen Papiere benutzt und beziehungs⸗ ndet werden koͤnnten, um so deren uͤbereilten Verkauf zur Diskussion des Berichtes, alte und Pensionirung des aus der Vereins⸗ ersonals der indirekten

dem Staats⸗ sodann aber

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urze genehme Dieser Antrag

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Mit Hinsicht auf eine von Seiten des Abgeordneten Jordan

erfolgte und in Druck gegebene Erwiederung auf die diesfaͤllige Aeußerung des Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenheiten, kam sodann die fruͤher beregte Mittheilung der Separat⸗Proto⸗ kolle der Deutschen Bundes⸗Versammlung wieder zur Sprache, und es wurde beschlossen, die fruͤheren Antraͤge im Allgemeinen sn wiederholen, die Mittheilung der Separat⸗Protokolle, so weit je die inneren Verhaͤltnisse des Bundes betreffen, entweder voll⸗ stäändig oder wenigstens die Abstimmungen, Aeußerungen und AUntraͤge unseres Bundestags⸗Gesandten in beglaubigten Abschrif⸗ ten nochmals zu verlangen, die Staats⸗Regierung auch um eine Erklaͤrung daruͤber anzugehen, ob und in welcher Weise sie auf den Theil des Antrages, welcher die oͤffentliche Bekanntmachung der Bundestags⸗Protokolle betrifft, eingehen werde, oder was sie in dieser Hinsicht etwa schon verfuͤgt habe. Der Landtags⸗Kommissar aͤußerte hierauf: Es 88 aus⸗ druͤcklich bevorwortet, daß man auf diese Weise keine Ge⸗ heimnisse 8e wolle, woraus sich denn auf die Discre⸗ tion der hohen Versammlung in dieser delikaten Angelegenheit schließen lasse. Daruͤber sey aber nichts gesagt worden, an wen die Mittheilung erfolgen solle, ob an die Staͤnde⸗Versammlung als solche, so daß vielleicht jedesmal ein Ausschuß uͤber den In⸗ halt berichten solle, oder ohne Weiteres zu der landstaͤndischen Bibliothek? Das Letztere habe man Snn nur im Sinne ge⸗ habt; und in dieser Weise, glaube er, werde eine Annaͤherung der Staatsregierung zur Staͤnde⸗Versammlung auch hierbei statt⸗ finden koͤnnen. Es verstehe sich uͤbrigens, daß nur die Proto⸗ kolle mitgetheilt wuͤrden, welche unbedenklich in der Biblio⸗ thek Platz nden koͤnnten, die anderen aber, welche der Ge⸗ heimhaltung beduͤrsten, nicht. Zu einer solchen Mitthei⸗ lung muͤsse immer ein genuͤgendes Interesse nachgewiesen werden, was im Allgemeinen wohl kein anderes, als ein literarisches seyn koͤnne, zum Zwecke des Quellen⸗Studiums des neuesten Deutschen Staatsrechtes; dieses werde sich aber auch auf andere Weise befriedigen lassen. Eine Ueberlieferung derje⸗ nigen Separat⸗Protokolle, bei deren Aufnahme Niemand an eine solche Veroͤffentlichung gedacht habe, sey noch in keinem anderen Staate erfolgt und als eine Hintausetzung der Ruͤcksichten, welche die Deutschen Bundesglieder sich schuldig seyen, auch hier durch⸗ aus zu vermeiden. Am Schlusse der oͤffentlichen Sitzung wur⸗ den, nach einer kurzen Diskussion uͤber den Bericht des Budget⸗ Ausschusses, den „Normal⸗Besoldungs⸗Etat der Medizinal⸗Be⸗ hoͤrden“ betreffend, die darin gestellten Antraͤge saͤmmtlich geneh⸗ migt, worauf man zu einer vertraulichen Sitzung uͤberging. Weimar, 7. April. Die hiesige Zeitung hat ihr heutiges Blatt ganz der Erinnerung an Goethe, der Schilderung seiner letzten Krankheit, seines Ablebens und seiner feierlichen Beisetzung gewidmet. Nach kurzer Beruͤhrung der fruͤheren Lebensverhaͤlt⸗ nisse E1“ und seiner Berufung nach Weimar durch seinen F rstlichen Goͤnner und Freund, den verewigten Herzog Karl August, im Jahre 1775, heißt es unter Anderem: „Im folgenden Jahre 1776, am 11. Juni, ernannte ihn der Fuͤrst zum geheimen Legations⸗Rathe mit Sitz und Stimme in dem damaligen geheimen Konsilium; die Umstaͤnde, welche diese Aus⸗ zeichnung begleiteten, sind anziehend. Als die Erhebung Goe⸗ the’'s im vertrautesten Kreise zur Eroͤrterung kam, wurden die öruͤnde gegen sie durch die Bemerkung unterstuͤtzt, daß er durch diesen Sprung auf der Dienst⸗Stufenleiter die Anspruͤche und Erwartungen Aelterer verletzen wuͤrde. Der Fuͤrst fuͤgte darauf den Akten eigenhaͤndig folgende merkwuͤrdigen Worte bei: „Linsichtspolle wuͤnschen mir Gluͤck, diesen Mann zu be⸗ sitzen. Sein Kopf, sein Genie ist bekannt. Einen Mann von Genie an anderem Orte gebrauchen, als wo er selbst seine außerordentlichen Gaben gebrauchen kann, heißt ihn mißbrau⸗ chen. Was aber den Einwand betrifft, daß durch den Ein⸗ tritt viele verdiente Leute sich fuͤr zuruͤckgesetzt erachten wuͤr⸗ den, so kenne ich erstens Niemand in meiner Dienerschaft, der meines Wissens auf dasselbe hoffte, und zweitens werde ich nie einen Platz, welcher in so genauer Verbindung mit mir, mit dem Wohl und Wehe meiner gesammten Untertha⸗ nen steht, nach Anciennetaͤt, ich werde ihn immer nur nach Vertrauen vergeben. Das Urtheil der Welt, welches viel⸗ leicht mißbilligt, daß ich den Dr. Goͤthe in mein wichtigstes Kollegium setze, ohne daß er zuvor Amtmann, Professor, Kam⸗ merrath oder Regierungsrath war, aͤndert gar nichts. Die Welt urtheilt nach Vorurtheilen; ich aber sorge und arbeite, wie jeder Andere, der seine Pflicht thun will, nicht um des Ruhmes, nicht um des Beifalls der Welt willen, sondern um mich vor Gott und meinem eigenen Gewissen rechtfertigen zu koͤnnen.“ In der Schilderung der letzten Lebenstage, der Krankheit und des Ablebens des Verklaͤrten stimmt das vorliegende Blatt mit demjenigen, was in dieser Hinsicht bereits gemeldet worden, im Wesentlichen uͤberein. „Goethe hielt“, heißt es sodann, „den 22. Maͤrz, an welchem vor sieben Jahren das Schauspielhaus abbrannte, immer fuͤr einen tragischen und ungluͤcksschwangeren. Tag. Mehreremale vor seinem Tode fragte er, der wievieltste Tag im Maäͤrz heute waͤre, und ein eigener Zufall wollte, daß er an demselben Tage, in derselben Stunde starb, wo vor dreizehn Jah⸗ ren sein langjaͤhriger Freund und Amtsgefaͤhrte, Minister von Voigt, abschied.”)

Italien. 16

Rom, 29. Maͤrz. Die hiesige Akademie von San Luca hat den Kardinal de Gregorio, Bischof von Tusculum und Großpoͤnitentiarius, den Vicomte von Santarem, Portugiesi⸗ schen Minister der auswaͤrtigen vEvvTE den Marquis von Lavradio, Portugiesischen Botschafter beim heiligen Stuhle, 299 Grafen Haws le Grice zu ihren Ehrenmitgliedern er⸗ waͤhlt.

Der Kardinal Nembrini, Bischof von Ankona, hat als Er⸗ trag einer von ihm veranstalteten Kollekte 1458 Seudi fuͤr die von wiederholten Erdbeben heimgesuchten Einwohner von Foligno eingesandt. 1

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt nachstehende Korre⸗ spondenz⸗Mittheilungen:

„Rom, 27. Maͤrz. Seit meinem Schreiben vom 24. ist nichts von Bedeutung vorgefallen. Die Antwort des hiesigen Kabinets auf die Note des Franzoͤsischen Botschafters ist noch nicht erfolgt; jedoch scheint es mehr als wegeschecah, daß sie im Geiste der Friedenspartei in den Kardinal⸗Congregationen er⸗ folgen werde. Die Oesterreicher sind bis Fano vorgeruͤckt; da aber keine neue Ursachen eingetreten sind, welche zu der Ver⸗ muthung fuͤhren koͤnnten, als habe das Wiener Kabinet den Hauptgedanken „Frieden“ aufgegeben, so erregt diese Maßregel keine weitere Besorgnisse. Das Geruͤcht, daß Englische Kriegs⸗ schiffe in Ankona waͤren oder dahin kommen duͤrften, ist unge⸗ gruͤndet. Die Ankunft eines Englischen Kriegsschiffes daselbst wuͤrde immer nur zufaͤllig seyn, als von Umstaͤnden herbeigefuͤhrt, welche das Einlaufen in jeden naͤchsten Hafen erheischten. Das Verbot fremder Zeitungen ist hier zum Theil wieder aufge⸗

2 N..

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hoben, indem sie Privatpersonen wieder aus eliefert werden.

Diese Modification verdankt man den thaͤtigen Verslgnenen des LE“ a9E.

Bologna, 30. Maͤrz. Der Kurier⸗ und Estafetten⸗Wechsel

9 hes seit einiger Zeit aͤußerst lebhaft und liefert daher 85

affeehaͤusern hinlaͤnglichen Stoff zu Unterhaltungen, da beson

ders der gern und viel sprechende Italiaͤner nicht verlegen ist,

jeder Estafette gleich einen Inhalt anzudichten. In der Wirk⸗ lichkeit aber wird uͤber alle dem General Hrabowski zukom⸗ mende Depeschen das tiefste Geheimniß beobachtet. Briefen aus Rom jufolge⸗ duͤrfte die Angelegenheit von Ankona zu all⸗ seitiger Zufriedenheit beigelegt werden. Der Franzoͤsische Ka⸗ pitain Gallois traf vorgestern aus Ankong hier ein und setzte heute seine Reise nach Paris fort. Aus Ankona kommende Rei⸗ sende erzaͤhlen, daß die in Pesaro aufgestellten Oesterreichischen Husaren den Befehl erhalten haben, in ausgedehntere Kantoni⸗ rungsquartiere nach Rimini und Forli zuruͤckzumarschiren. Die zur Avantgarde gehoͤrige Artillerie, welche ebenfalls Befehl üen Vorruͤcken bekommen hatte, machte auf dem Wege Halt. Von einer Verme rung der Franzoͤsischen Truppen in Ankona ist nicht mehr die Rede. In den von Oesterreichischen Truppen besetzten Roͤmischen Provinzen herrscht fortwaͤhrend vollkommene Rhe. und in 87 sons sehr bosgap groͤßeren Staͤdten, z. B. i avenna, reichten bis jetzt 2 Compagnieen Oesterreichische Besatzung hin, um die .e. f

cher das Signal zu neuen gefaͤhrlichen Unruhen seyn wuͤrde, da 8 viele unversoͤhnliche Elemente in dem Schoße dieser rovinzen schlummern und bis jetzt die öhetch Stimmung noch immer sich sehr unguͤnstig gegen die ausspricht.“ Die Gazetta di Parma vom 17. Maͤrz theilt nähere Angaben uͤber das am 11., 12. und 13. Maͤrz stattgefunden Erdbeben mit, welche im Wesentlichen folgendermaßen lauten: „Der blutrothe Hof, von welchem der Mond in der Nacht vom 12. auf den 13. gegen Mitternacht umgeben war, verzog sich gegen 2 Uhr, um welche Zeit der Himmel sich allmaͤlig in einen ins Purpurne spielenden Schein zu huͤllen schien, der gegen 3 ½ Uhr sich in eine schauerregende Helle verwandelte, die sich uͤber das ganze Firmament verbreitete; 88 gleicher Zeit erfolgte eine von Suͤdost nach Nordwest gehende Erderschuͤtterung, weiche von einem dum⸗ pfen Bruͤllen begleitet war, so daß die gesammte Bevoͤlkerung aus dem Schlafe geweckt wurde. Gleich auf diesen Stoß wurde der Himmel ploͤtzlich in Dunkel gehuͤllt, und nun erfolgte eine zweite schwaͤchere Erderschuͤtterung, welche, im⸗ mer unmerklicher werdend, bei wieder heiterem Himmel mit ihren leisen Schwingungen bis 4 Uhr anhielt; jetzt aber erscholl ein hohes Getoͤse, und gleich darauf erfolgte mit einem hellzuckenden Blitz ein entsetzlicher Stoß in der oben an⸗

oͤmische Regierung

gezeigten Richtung, dessen erste Bewegung wellenfoͤrmig war, . dann mit einer heftig ricochettirenden Bewegung abwechselte und

nachzulassen schien, als sie ploͤtzlich wieder staͤrker wurde und zu

einer solchen Heftigkeit Leles daß die festesten Gebaͤude wank⸗ ngst und Entsetzen schwebten. Nach

ten und die Einwohner in einer kurzen Pause begann die Erde aufs neue zu beben, was mit abwechselnden Pausen bis gegen 5 Uhr anhielt. Die Ge, baͤude wurden saͤmmtlich mehr oder minder V

ein Theil des Treppengewoͤlbes des Poldi Pezzolischen Pa⸗

lastes sind eingestuͤrzt. Zu den Gebaͤuden, welche von 8 dem Erdbeben am staͤrksten beschädigt wurden, gehoͤren der Palast der Sekretariate, das Universitätsgebaͤude, die

Kirche von St. Ulrich, dann die della Steccata, S. Rochus Annunziata, S. Quintino, S. Tiburzio, S. Maria 88 S. Croce. Von der Kuppe des Gibels der S. Josephskirche stuͤrz⸗ ten zwei große marmorne Vasen von Etruskischer Form mit sol⸗ cher Gewalt herunter, daß sie mehrere Fuß tief ins Erdreich ein⸗ sanken. Aehnliches geschah bei den Kirchen S. Antonio, Ma⸗ donna de! Ponte, S. Giovanni und delle Steccata. Umgekom⸗ men ist aber gluͤcklicher Weise Niemand. Von den Verheerun⸗ gen, welche das Erdbeben auf dem Lande angerichtet hat, weiß man bis jetzt so viel, daß der Ort Traversetolo sehr arg mitge⸗ nommen worden ist und alle Haͤuser fast unbewohnbar gewor⸗ den sind; in Rossena wurde der ungeheure Steinblock, welcher dem Kastellthurm zur Stuͤtze dient, zerspalten und senbte sich 89 zur Erde nieder, so daß gegen die nach der Vorstadt von ossena ünegen Straße ein Abgrund entstanden ist. Am 13ten Abends gegen 6 Uhr wurde zu Parma aber⸗ mals eine kleine wellenfoͤrmige Erschuͤtterung wahrgenom⸗ men, welche in der Richtung des magnetischen Meridi⸗ ans erfolgte; viele Einwohner, welche die Wiederholung die⸗ ses schrecklichen Phaͤnomens fuͤr die kommende Nacht besorgten, verließen die Stadt und brachten die Nacht im Freien zu. Wirklich erfolgten in der Nacht einige schwache Stoͤße, und am folgenden Morgen (14.) zwischen 8 und 9 Uhr wieder zwei mit ricochettirender Bewegung, daher viele Einwohner auch die darauf folgende Nacht im Freien zubrachten. he der Nacht vom 14ten auf den 15ten wurden gegen 11 Uhr wieder drei Stoͤße, ein vierter um 2 Uhr und der staͤrkste um 4 Uhr Mor⸗ gens (15.) verspuͤrt, der eine mehr oͤstliche Richtung zu nehmen schien, und wobei es gegen Osten hin blitzte. Am 16ten Mor⸗ gens gegen hnse wurde eine abermalige Erschuͤtterung von Suͤdost nach Nordwest verspuͤrt, so daß sich die Zahl der in den 8848,2.7, en 11ten bis 161en verspuͤrten Stoͤße auf zwan⸗ ig 8 Der Gazetta di Parma vom 21. Maͤrz zufolge, w

auch am 17ten und 19ten wieder einige ee Iriah Erschuͤren rungen in der gewoͤhnlichen Richtung von Suͤdost nach Nord⸗ west verspuͤrt worden. Die Temperatur war kalt (am 15ten + Reaumur), und in den Gebirgen war viel Schnee gefallen.“

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Konstantinopel, 10. Maͤrz. (Allgemeine Zei lungs⸗, efoͤrderungs⸗ und Bestaͤtigungs⸗Liste) wenige Tage nach dem Bairams⸗Feste und zwar in der Tuͤrkischen Zeitung erschienen, sein Inhalt bietet aber weder in den hoͤheren Ver⸗ waltungsstellen, noch in den bedeutenderen Paschaliks wichtige Veraͤnderungen dar. Dagegen geht demselben ein Hattischerif des Sultans voran, worin erklaͤrt wird, daß die Statthalter⸗ schaften Aegypten, Kandien und Dschidda vor der Hand unbe⸗ setzt bleiben sollen und mit denselben nach Maßgabe des kuͤnf⸗ tigen Benehmens Mehemed Ali's und seines Sohnes Ibrahim Pascha verfuͤgt werden wird. Es geht daraus hervor, wie un⸗ gern die Pforte an die Untreue dieses Pascha’s glaubt, obwohl ein unpartetischer Beobachter daran nicht mehr zweifeln kann. Die Entschuldigungen Mehemed Ali's, welche sicher nur die Absicht haben, Zeit zu gewinnen, verfehlen ihren Zweck nicht; die Pforte

audert und versucht alle erdenkliche Wege der Guͤte, um einem

1, u chteste Ordnung aufrecht zu erhall ten. Alle friedliebende und gewerbtreibende Füechr aechan nichts mehr, als den Abzug der Oesterreichischen Truppen, wel⸗

eschaͤdigt. An tausend Schornsteine, die Daͤcher von 3 bis 4 ehe. 11X“X“