daß der Westindische Eigenthuͤmer Sklaven⸗Arbeit vorziehe und seine Sklaven, ohne Nachtheil seiner Pflanzungen und der Westindischen Interessen uͤberhaupt, aufgeben und befreien koͤnne, wenn er nur wolle. Es sey aber Thatsache, daß saͤmmtliche Pro⸗ dukte der Pflanzungen nicht hinreichten, den Unterhalt der Skla⸗ ven zu bestreiten, besonders wenn das jetzige System fortdauerte. Es koͤnne daher so weit kommen, daß die Eigenthuͤmer ihre Skla⸗ ven zu ernaͤhren aufhoͤren muͤßten; dann erst werde die Regie⸗ rung ihren Irrthum einsehen und begreifen, wie schwer es sey, einen Zustand aufrecht zu halten, wo alle Rechte verletzt, wo Leben und Eigenthum der Kolonisten aufgeopfert wuͤrden. Man muͤsse daher die Sache, ehe es zu spaͤt sey, untersuchen. Er fragte, ob das Haus bei der gegenwaͤrtigen Lage der Sklaven⸗ Bevoͤlkerung dieselbe auf einmal befreien wolle, wie es der Wunsch ihrer verblendeten Freunde sey? Er glaubte, die letzten Gehei⸗ menraths⸗Befehle haͤtten viel Unheil gestiftet; sie verminder⸗ ten das Zutrauen der Sklaven zu ihren natuͤrlichen Beschuͤ⸗ tzern, ihren Herren und Eigenthuͤmern und verleiteten die⸗ selben, von England, wo ihre Lage nur im Lichte der Vor⸗ urtheile bekannt sey, Schutz zu erwarten. Ein Geheimeraths⸗ Befehl treffe alle Kolonieen, ohne Ruͤcksicht des Klimas; die Arbeitsstunden von Demerara aber taugten nicht fuͤr Barbadoes, wo die Morgenstunden sehr angenehm waͤren, und vice versa. Allein der Geheimeraths⸗Befehl besage: wenn Ihr nicht gehorcht, so wollen wir Euch der Vortheile berauben, die wir gehorsamen Kolonieen zu bewilligen gesonnen sind. Auf diese Weise strafe man diejenigen, die die Gefahr, unpassenden Gesetzen zu gehor⸗ chen, einsaͤhen und ihre Plantagen nicht mit offenen Augen ruiniren wollten. Er verlangte die Ernennung eines Ausschus⸗ ses und die Suspension des Geheimeraths⸗Befehls, bis der Aus⸗ schuß die Sache untersucht und seinen Bericht eingereicht haben wuͤrde, damit die Rechte der Sklaven sowohl, als das Interesse des Privat⸗Eigenthums geschuͤtzt wuͤrden. Lord Suffield sagte, daß er die Nothwendigkeit der Untersuchung einer bereits so wohl bekannten Sache nicht einsehen koͤnne. Der Ge⸗— Fe. sey der erste Schritt zur Verbesserung der age der Sklaven und die beste Methode, die Pflanzer und Sklaven⸗Eigenthuͤmer zur Besinnung zu bringen. Die Kolo⸗ nisten haͤtten schon laͤngst die ihnen von der Regierung gemachten und von dem Parlamente anempfohlenen Vorschlaͤge befolgen sollen, um die Sklaven zur Emancipation vorzubereiten. Er be⸗ hauptete, die Kolonisten koͤnnten, wenn sie den Versuch machen wollten, ihre Plantagen durch freie Arbeit kultiviren, wozu Ost⸗ indien einen Beleg liefere. Der dortige Zucker, obschon er das Produkt freier Arbeit sey, werde wohlfeiler nach England eingefuͤhrt, als der von Englands eigenen Kolonien; was nicht der Fall seyn koͤnnte, wenn er die Kosten des Anbaues nicht verguͤtete und nicht noch einen Gewinn obendrein abwuͤrfe. Demnach widersetzte er sich dem Ausschusse. Graf Harewood hielt die Rede des Lord Suffield fuͤr ein aͤchtes Muster der hier uͤber Sklaverei existi⸗ renden Vorurtheile. Der Kolonial⸗Minister Lord Goderich lobte die Maͤßigung des Antrages, der aber gewisse Punkte un⸗ beruͤhrt lasse. Die Regierung habe sich seit mehreren Jahren hinsichtlich dieser Frage in einer sehr kitzlichen und delikaten Lage befunden. Seit 8 Jahren habe man sich bestrebt, den Ei— fer beider Parteien, der Kolonisten⸗- und der Sklavenfreunde oder der Philanthropen, zu maͤßigen. Zu diesem Ende seyen die Ge⸗ heimeraths⸗Befehle vom Jahre 1823 ausgefertigt worden, um die Sklaven zur endlichen Emancipation die Ko⸗ lonisten aber haͤtten den ihnen gegebenen Rath nicht befolgt. Die Geheimeraths⸗Befehle von 1830 haͤtten keinen definitiven Charakter gehabt, indem sie bloß die Arbeitsstunden regulirten und die Speisen und Kleidungen der Sklaven bestimmten. Man beschul⸗ dige die Regierung, sich unnoͤthigerweise in solche Kleinigkeiten einge⸗ mischt zu haben; allein da die unbeschraͤnkte Macht der Sklaven⸗ eigenthuͤmer leicht mißbraucht werden koͤnne, so verdiene sie al⸗ lerdings regulirt zu werden. Er wolle sich indessen dem An⸗ trage, einen Untersuchungs⸗Ausschuß zu ernennen, nicht wider⸗ setzen, da er die Gesinnungen des Haͤuses kenne. Der Zweck sey die Ergruͤndung der Wahrheit, und nichts koͤnne schaͤdlicher seyn, als die Erwaͤgung der großen Frage uͤber die Erfordernisse der Menschlichkeit zu verhindern. Lord Seaford (Sohn des Fehemaligen Gouverneurs) vertheidigte die Kolonieen und tadelte die Regierung. Er berief sich auf das Zeugniß der Bischoͤfe von Barbodoes und Surinam, daß die Kolonieen Kirchen und Schu⸗ en erbauten, um die Sklaven zu unterrichten, waß selbst die Mis⸗ sionaire bestaͤtigten. In Jamaika habe man zwei Mulatten [s Repraͤsentanten von zwei Kirchspielen erwaͤhlt. Mit der Zeit und mit Geduld wuͤrde die Sklaverei in Westindien, wie in Curopa, vor der zunehmenden Civilisation verschwinden. Aber nichts koͤnne far Besten der Neger ohne die herzliche Mitwir⸗ kung der Kolonieen geschehen. Selbst Foyx haͤtte die Emancipa⸗ ion ohne die Einwilligung der Kolonisten fuͤr eine gefaͤhrliche Chimaͤre gehalten. Im Namen und Geiste von Cannings Pro⸗ bhezeihung, die schon neulich in den mit Blut geloͤschten Flam⸗ en Jamaika's erfuͤllt worden, beschwoͤre er das Haus und die Regierung, keine aͤhnliche Feuersbrunst auf den uͤbrigen Inseln n uzuͤnden und sich nicht durch philanthrophische Schwaͤrmer verfuͤhren zu lassen, sondern mit dem Oelzweige in der Hand die Ar⸗ beiter zur Subordination zuruͤckzufuͤhren. Der Erzbischof von Can⸗ terbury bezeugte, daß die Anschlaͤge der Kirchen⸗ und Schulen⸗ Unkosten von Barbadoes allein sich auf 40,000 Pfd. beliefen. Der Herzog von Wellington hielt die Untersuchung der ab⸗ scheulichen Rebellion von Jamaika fuͤr unumgaͤnglich nothwen⸗ dig und das Verlangen der Kolonisten fuͤr ganz natuͤrlich; diese fuͤgten sich jedem Verlangen des Parlamentes, mit Ausnahme er gezwungenen Emancipation der Sklaven. Er vertheidigte seine Administration, die eben so ernstlich die Sklaven u beguͤnstigen gesucht, als die jetzige. Das Parlament habe nie an eine andere Emancipation, als eine stufen⸗ weise, gedacht. Man duͤrfe Taxen nicht zur Strafe, son⸗ dern nur als Staatsnothwendigkeit auflegen. Er kenne eine schuldenfreie Plantage in Jamaika, die mit 6000 Pfd. Einkuͤnf⸗ ten 2960 Pfd. Taxen oder 50 pCt. zu entrichten habe, 1000 Pfd. kostete der Transport der Produkte, 772 Pfd. die von England bezogenen Beduͤrfnisse, so daß der Eigenthuͤmer nur 720 Pfd. empfange. Die enormen Kapitalien der Westindischen Besitzungen koͤnnten bloß durch Sklavenarbeit produktiv gemacht werden. — Nach einigen Bemerkungen des Lordkanzlers wurde schließlich der verlangte Ausschuß ernannt.
Gestern, als am gruͤnen Donner⸗ stage, wurden, dem jaͤhrlichen Gebrauche gemaͤß, im Namen Sr. Majestaͤt Almosen unter bejahrte arme Maͤnner, diesmal 66 an der Zahl, und eben so viele Frauen vertheilt. Diese Feierlichkeit findet sonst immer in der Militair⸗Kapelle in Whitehall statt; da aber gegenwaͤrtig in derselben gebaut wird, so war hinter derselben ein bretternes Gebaͤude zu diesem Zweck aufgeschlagen worden. Um 11 Uhr kamen die armen Leute zusammen und setzten sich an zwei lange fuͤr sie eingerichtete Tafeln. Bald dar⸗
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London, 20. Fei⸗ 9)
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auf trat eine Prozession in folgender Ordnung ein. — Ein Yeo⸗ man⸗Aufseher in seiner Staats⸗Uniform, der eine große goldene Schuͤssel auf dem Kopfe trug, worin sich 132 rothe und eine gleiche Anzahl weißer lederner Boͤrsen befanden; die rothen ent⸗ hielten jede eine Guinee und die weißen jede 66 Silber⸗Pfen⸗ nige, da dies die Zahl der Jahre ist, welche Se. Majestaͤt zu⸗ ruͤckgelegt haben; dann folgten die Beamten des Almosen⸗ Amtes in feierlicher Kleidung mit Blumenstraͤußen in der Hand, und zwoͤlf Neomen der Garde schlossen den Zug. Nach⸗ dem der Almosenpfleger eine auf die Feier des Tages bezuͤgliche Rede gehalten hatte, erhielt jede Person ein Paar Schuhe, ein Paar Struͤmpfe, eine von den bereits erwaͤhnten rothen und eine von den weißen Boͤrsen und Leinenzeug zu zwei Hemden; jeder der Maͤnner erhielt außerdem noch Luch zu einem Rock. Nach dieser Vertheilung wurden die Armen gespeist; sie machten am Schlusse der Mahlzeit ihrem Dankgefuͤhle gegen den Monarchen durch ein lautes ebehnch Luft. — In alten Zeiten wuschen und kuͤßten die Koͤnige und Koͤniginnen von England an diesem Tage so viel armen Maͤnnern und Frauen die Fuͤße, als sie selbst Jahre alt waren. Die Koͤnigin Elisabeth vollzog diesen Ge⸗ brauch in Greenwich, als sie 39 Jahr alt war. Der letzte der Englischen Monarchen, der diesen Gebrauch in Person vollzog, war Jakob II.; spaͤter verrichteten denselben die Almoseniere.
Im Courier liest man: „Wir sind ermaͤchtigt, in den aller⸗ bestimmtesten Ausdruͤcken der von einem Korrespondenten mit⸗ getheilten Nachricht, daß die Regierung in Terceira die Prie⸗ ster gezwungen habe, die Waffen zu ergreifen, zu widersprechen. Dom Pedro hat weder den Wunsch, noch ist er genoͤthigt, zu der Geistlichkeit seine Zuflucht zu nehmen, um die Reihen sei⸗ ner Armee zu fuͤllen, da der lebhafte Enthusiasmus, welcher füner 8 Bevoͤlkerung herrscht, ihm sahibeiche Freiwillige zuge⸗ uͤhrt hat.“
Ein Schreiben aus Dublin vom 17ten d. enthaͤlt Nach⸗ stehendes: „Die Cholera, welche in den letzten 14 Tagen nur geringe Fortschritte zu machen schien, nimmt jetzt an Intensitaͤt zu. Gestern wurden wieder 13 neue Faͤlle angemeldet. In der Koͤnigl. Boͤrse wurde heute unter dem Vorsitze des Lord⸗Mayors eine Versammlung gehalten, worin die Errichtung einer Central⸗ und mehrerer Distrikts⸗Gesundheits⸗Behoͤrden beschlossen wurde. Moehrere Aerzte, welche bisher an der Existenz der Cholera in Dublin gezweifelt hatten, gaben heute zu, daß ihnen verschiedene Faͤlle boͤsartiger Cholera vorgekommen waͤren. — Die Union der Zuͤnfte hielt gestern eine armselige Versammlung. Obgleich sie einstimmig den Herrn O'Connell gewaͤhlt und den armen Herrn Lawleß aufgeopfert hat, so hat doch Ersterer sich noch nicht her— abgelassen, sie mit einem Besuche zu beehren. Man glaubt auch, daß er sich, so lange die Cholera dauert, nicht weiter mit den Handwerkern einlassen wird.“. ö“
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Bruͤssel, 21. April. In der heutigen Sitzung der Re⸗ praͤsentanten⸗Kammer wurde das Budget des Ministeriums des Innern im Betrage von 4,450,300 Fl. durch 66 Stimmen gegen 8 angenommen. Hierauf nahm der Minister der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten das Wort und sagte: „Ich hatte Herrn van de Weyer, unserem Gesandten in London, geschrieben, mir vor der Prorogation der Kammern genaue Details uͤber den Zustand der Unterhandlungen zu geben. Er meldet mir, daß am Mittwoch den 18ten d. M. um Mitternacht der Preußische Ge— sandte die Ratificationen des Traktates vom 15. Nov. mit Bel⸗ gien und mit den Hoͤfen von Frankreich und England ausgewech⸗ selt hat; daß die Ratification Preußens ohne Vorbehalt ist; daß der Oesterreichische Botschafter an demselben Tage und zu derselben Stunde einen gleichen Austausch vorgenommen hat; mit dem Vorbehalte, den Traktat, in so weit derselbe Luxemburg betreffe, von dem Deutschen Bunde genehmigen zu lassen; da die konstituirende Akte den Deutschen Bund bei einer Gebiets⸗Abtretung zu dieser Formalitaͤt verpflichte. Es ist wahrscheinlich, daß in wenigen Tagen der Russische Bevollmaͤchtigte ebenfalls zum Austausche der Ratificationen
schreiten wird.“ — Die Herren Jullien und de Haerne.
sollen, wie der Lynx behauptet, nach dieser Mittheilung die Ansicht zu erkennen gegeben haben, daß eine Ratifica⸗ tion mit jenen Vorbehalt in Bezug auf den Deutschen Bund etwas sehr Unvollstaͤndiges sey, da der Koͤnig von Holland, der dem Bunde, welcher immer nur einstimmig Beschluͤsse fasse, an⸗ gehoͤre, jedenfalls im Stande seyn wuͤrde, den diplomatischen Verhaͤltnissen Belgiens Hindernisse in den Weg zu legen. Sie sollen diese Maßregel fuͤr einen Schritt naͤher zur Restauration gehalten haben.
— — Bruͤssel, 21. April. Die gestern von London ein⸗ getroffene und heute auch bereits vom Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten in der Repraͤsentanten⸗Kammer angekuͤndigte Nachricht von der abseiten Preußens und Oesterreichs geschehe⸗ nen Ratification des Konferenz⸗Traktates hat hier große Freude erregt, indem man sich hiervon die endliche Beseitigung des un⸗ gluͤckseligen Provisoriums verspricht, das nunmehr schon seit 20 Monaten den Blutumlauf eines Landes hindert, dessen naruͤrliche Kraͤftigkeit ihm die freieste Circulation aller Saͤfte zur Bedin⸗ gung des Lebens macht. Man zweifelt nicht daran, daß binnen einigen Tagen auch die Ratification Rußlands folgen werde, wiewohl einige Mitglieder unserer Opposition, namentlich die Herren Jullien, de Haerne, Gendebien u. s. w., dies in der heutigen Sitzung der Kammer als etwas immer noch sehr Problematisches darstellen wollten. Diese Herrn sind es jedoch schon gewohnt, ihre politischen Vorhersagungen nicht eintreffen zu sehen, so daß sie vielleicht kaum selbst an ihre Worte glauben. Hr. Gendebien meinte auch, dem Frieden sey, wie⸗ wohl er nun auch von zwei anderen Seiten ratifizirt worden, doch so wenig zu trauen, daß es viel besser seyn wuͤrde, lieber gleich offensiv gegen Holland, das in keinem Falle die Citadelle von Antwerpen, die in der That taͤgliche Verstaͤrkungen erhaͤlt, und gewisse Bedingungen des Traktates uns einraͤumen wuͤrde, zu Werke zu gehen. Die kriegerischen Gedanken leben jedoch nur noch in den Phrasen der Opposition, waͤhrend das Land im All⸗ gemeinen nichts sehnlicher, als eine Verminderung unseres Hee⸗ res und mithin auch der schweren Abgaben wuͤnscht. Herr von Brouckeère, der entlassene Kriegsminister, befindet sich seit eini⸗ gen Tagen auf einer Rundreise, wo er in Begleitung zweier Ingenieur⸗Offiziere die neu errichteten Festungswerke in Augen⸗ schein nimmt. Der Koͤnig selbst wird, wie man vernimmt, eine Inspections⸗Reise nach der Flandrischen Graͤnze unternehmen, um die dortigen Schleufen, so wie die uͤberschwemmten Gegen⸗ den, in Augenschein zu nehmen. Die Abend⸗Zeitungen sind heute, des Festes wegen, nicht erschienen; Sie werden daher eine gedruckte Mittheilung uͤber die heutige Sitzung der Revpraͤ⸗ sentanten⸗Kammer wahrscheinlich erst mit der morgenden Post erhalten. 8 8. 8 8 S. “ 1es 8
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“ Kopenhagen, 21. April. Die Reise des Koͤnigs soll bestimmt seyn. Dem Vernehmen nach, werden Se. Majestit 5. Juni in Aarhuus eintreffen. — Ueber das Resultat der Staatsraths⸗Verhandlungen
tation verlautet noch nichts. Auch in der Daͤnischen Ka sind die vorlaͤufigen Arbeiten nunmehr vollendet und in den ten Tagen von den sehr voluminoͤsen Akten viele Abschriften Vertheilung an die Staatsraths⸗Mitglieder verfertigt.
8 Peutschlansd. 8
Kassel, 24. April. In der Landtags⸗Sitzung vom d. ward zur Revision der Staͤdte⸗ und Gemeinde⸗Ordnum schritten und schließlich das ganze Gesetz mit 43 gegen 3 Stim angenommen. 8 G
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Schaffhausen, 20. April. Der Vorort hat nicht fit gefunden, Basels Wunsch um eine Tagsatzung zu entspe daher auf den 18ten der große Rath einberufen wurde, un- bundesgemaͤße Verlangen zu stellen.
Der Schweizerische Korrespondent meldet aus sel: „Der Vorort hat unterm 10ten d. ein Schreiben 6 Baseler Regierung erlassen, worin er, von Thatsachen, ie unrichtig berichtet worden, ausgehend und eine rechtmaͤße gierung mit einer insurgirten und mord- und raublustigen auf gleiche Linie stellend, die Aufforderung stellt, sie solt bestimmte und unumwundene Erklaͤrung von sich geben, dj alle allgemeine Gefaͤhrde bringende Maßregeln (wie me Schutzes der ihr zum Schutz anvertrauten Gemeinden) tighin und unter allen Verhaͤltnissen unterlassen werde ihrem Antwortschreiben vom 12ten aͤußert die Regierung Befremden uͤber ein solches Ansinnen, wodurch in die g. und Befugnisse einer Regierung hinsichtlich der ihr zustefe⸗ Sicherheits-Maßregeln auf bundeswidrige Weise eingen werden will; die verlangte bestimmte und unumwundene rung giebt sie dahin, daß sie sich fernerhin vorbehalte, ich in Haͤnden habenden Mittel zu bedienen, wenn von Seimn getrennten Gemeinden fortgefahren werden sollte, die oͤffen Ruhe in den treugebliebenen Gemeinden zu stoͤren. — D Schreiben berichtigt mehrere unrichtig hinterbrachte Than und schließt mit der Wahrheit: es haͤtte wenigstens em werden duͤrfen, die eidgenoͤssischen Repraͤsentanten wuͤrde! Instruction wirklich zur Erhaltung der oͤffentlichen Ruße zur Beschuͤtzung der Personen und des Eigenthums antwen
In einem Schreiben an die Herren Revpraͤsentanten 1 12ten d. M. verlangt die Regierung die Verhaftung derl Insurgenten⸗Haͤuptlinge Buser, Blaarer, Martin, Gum und Hug. Ferner sagt sie: „Eine zweite Pflicht liegt unsg sichtlich derjenigen Individuen ob, die auf unbefugte Vile Liestal in Gefangenschaft gehalten werden; Herr Lieum Mechel wurde auf verraͤtherische Weise gefangen genome und mißhandelt, als er von seinem Chef, in Ermangelune nes Trompeters, in Begleitung eines Tambours als Parla tair abgesandt wurde. — Andere Militairs sind sonst ah fangen worden, und zudem werden mehrere Landjaͤger Boten zuruͤckbehalten, die zur Besorgung der Korrespug gebraucht worden sind. Diese unbefugte und ungerechntt fangenhaltung koͤnnen wir aber nicht laͤnger zugebn, muͤssen auf das bestimmteste Hochderoselben kraͤftiges Einschre in Anspruch nehmen und verlangen, daß ungesaͤumt die geit ten Anstalten getroffen werden, damit alle unsere dermal Liestal gesfangene Mannschaft — seyen es Militairs oder st Personen, die wegen gehabter Auftraͤge von oder an uns fet halten worden — sofort in Freiheit gesetzt und unter eidhmg scher Bedeckung hierher gebracht werden. Sollten sich † wundete darunter befinden, die nicht transportirt werden lme so empfehlen wir dieselben einstweilen E. ꝛc. zu eidgenzssst Schutz und zweckmaͤßiger Verpflegung.“ 1
Sdalien.
Turin, 14. April. Die Regierung hat hier eine 9. Sanitaͤts⸗Kommission errichtet, welche mit der Anordnung gegen die Cholera zu treffenden Schutzmaßregeln beauftragt In allen Staͤdten und Ortschaften des Koͤnigreiches, deren! es erheischt, werden noch Spezial-Kommissionen fuͤr dense Zweck eingesetzt werden. M
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— — Lissabon, 7. April. Die letzten Nachrichta! Madeira haben, obgleich sie nicht ganz befriedigend lauta der Gouverneur der Insel, Don Alvaro, dem Geiste se Truppen nicht recht traut, dennoch einen guten Eindruck Anhaͤnger Dom Miguels gemacht; das kleine Geschwaden n ches sie verloren glaubten, ist gluͤcklich zuruͤckgekehrt, und seh ben daraus die Gewißheit erlangt, daß Madeira zur zeitt der bestehenden Regierung Portugals gehorchte. Dies Ges der hat 700 Pipen Wein von Madeira mitgebracht, den 1 dort bei den Anhaͤngern Pedro's konfiszirt hat, aber nicht kaufen konnte, so wie das Silberzeug aus den Kirchen. — in der hiesigen Gegend stehende Bataillon der royalits Freiwilligen von Portalegre hat vor kurzem den Wunsch 8 ßert, nach der Provinz zuruͤckkehren zu duͤrfen; von dems taillon von Lamego sind dieser Tage 30 Mann verhaftet wa die Veranlassung hierzu ist noch nicht bekannt geworden.
— Der Morning⸗Herold enthaͤlt nachstehendes Schm aus Lissabon vom 31. Maͤrz: „Am vergangenen Memng die ganze Stadt mit der durch die hiesige Hofzeitung 2009 Nachricht angefuͤllt, daß die Flotte Dom Pedro's, oder h stens ein Theil derselben, angekommen sey und die Faig keiten durch einen Angriff auf eine Festung nahe bei Penn gonnen habe. Die Hofzeitung theilte ein Schreiben dese mandanten des Forts Sta. Suzanna mit, worin der selemn daß er am 23sten des Morgens um 1 Uhr in besagtem bar 6 Schiffen angegriffen worden waͤre, dieselben aber durch ges Feuer in die Flucht getrieben habe. Die Hofzeitung deng, fuͤr einen neuen Beweis von der Ehre und Treue der wahen 1 giesen und von dem barbarischen Betragen der Revolutionnan 19 ihr Vaterland mit dem Schwerdte in der Hand anzugrei tnh schaͤmten. Diese Nachricht brachte, wie man sich befen kann, eine große Aufregung hervor, und Niemand zer 1
etwas Wahres daran waͤre. Die Korvette „Ch Hencht Befehl, außerhalb der Barre anzulegen. Dieser Befehn⸗ indeß bald zuruͤckgenommen, und am anderen Tage ver h ig daß die ganze Sache aus einem Mißverstaͤndnisz nor grufft
Kommandanten jenes Forts entstanden sey, ht, fuͤr den / 8
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Schiffe, von denen eines Noth⸗Signale gemacht, nücht gehalten habe. — Am Mittwoch war ein anderes Ger
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sichtlich der definitiven Vorschlaͤge zu einer National⸗Repte 3
tet, das mehr Glauben findet, naͤmlich das Ausscheiden des afen von Bastos aus dem Ministerium; man fuͤgt hinzu, der Bischof von Vizeu aus der Verbannung zuruͤckberufen wer⸗ solle, um an die Stelle des Grafen zu treten. Neun Personen, emit der Anleihe im Ruͤckstande geblieben, sind zur Confiscation rGuͤter verurtheilt worden. Trotz dieser strengen Maßregeln
pricht deshalb von einer gezwungenen monatlichen Contri⸗ ion fuͤr den Unterhalt der Armee. Ein Theil der den Trup⸗ schuldigen Ruͤckstaͤnde wird jetzt bezahlt. Vorgestern haben Marine⸗Soldaten den ruͤckstaͤndigen Sold von einem Monat, zwar vom September 1830, erhalten. Den Offizieren sind ruͤckstuͤndigen Bons bis zu Ende August 1831 bezahlt wor⸗
Am Montag und Dienstag draͤngte sich die Menge nach Schatzamte, und viele ungluͤckliche Personen, die lange im nde gelebt haben, empfingen mehr oder weniger von den ihnen sdigen Ruͤckstaͤnden ausgezahlt. Dieser Umstand ist fuͤr die Regie⸗ vonbedeutender Wichtigkeit und von unverkennbarem Nutzen. — eFurcht vor einem Ueberfall ist hier so groß, daß die Truppen den freien Plaͤtzen in und außerhalb der Stadt und laͤngs Kͤste kampiren; ganz auf die Weise wie damals, als das nzoͤsische Geschwader erwartet wurde, nur Alles im vergroͤ— ten Maßstabe. Dom Miguel ist damit beschaͤftigt, seine Ar⸗ auf 80,000 Mann zu bringen. Alle Kloͤster rekrutiren, und st die jungen Moͤnche werden zu der Uebung mit Feuerge⸗ iren angehalten.“
Faewtelt.
In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheilten hreiben aus Livorno vom 13. April heißt: „Wir haben schrichten aus Alexandrien bis 13. Maͤrz. Man war am An⸗ ge einer Hungersnoth, der selbst durch die bevorstehende te nicht ganz abgeholfen werden wird, da es an Haͤnden st, die Fruͤchte einzusammeln. Ein neuer Sturm Ibrahims St. d'Acre war abgeschlagen worden. Er gab seinen Ver⸗ idabei nur auf 300 Mann an; aber man behauptete, derselbe viel groͤßer. Der Pascha ließ verbreiten, daß die drei ge⸗ en ihn beorderten Pascha's von der Pforte Gegenbefehl be⸗ men haͤtten; man schenkte aber dieser Nachricht in en Glauben.“ “
Griechenland.
Die Regierung zu Nauplia hat (wie die Allgemeine itung meldet) unterm 9. Maͤrz Folgendes bekannt gemacht: „Die Kommandanten der Seemacht der verbuͤndeten Maͤchte hn sich in der Absicht versammelt, uͤber die Maßregeln zu be⸗ hschlagen, welche sie zur Erfuͤllung der neuen, ihnen von der doner Konferenz durch das Protokoll vom 7. Januar auferleg⸗ Verpflichtung zu treffen haben. In Erwaͤgung, daß die Ab⸗ t der drei Hoͤfe dahin geht, als gesetzliche Regierung die⸗ ge anzuerkennen, die von der Versammlung von Argos (die gierung, deren Sitz gegenwaͤrtig zu Nauplia ist) ernannt den seyn mag, und daß sie beauftragt sind, zu der df⸗ klichen Ruhe und dem Gehorsam in dem Griechischen Staa⸗ beizutragen; in Erwaͤgung, daß die provisorische Regie⸗ 9, in ihrem Bestreben, den Wuͤnschen der Allianz zu ent⸗ kchen, deren Zweck dahin geht, die Unordnungen, die in der ten Zeit Griechenland aufgeregt hatten, zu hemmen, in Ver⸗ enheit zu bringen und zugleich die Erneuerung der Seeraͤu⸗ eien in dem Archipel zu verhindern, allen Parteien die Mittel zeiner schnellen Wiederaussoͤhnung durch eine Amnestie wegen itischer Vergehen dargeboten hat, welche nur die Mitschuldigen Ermordung des verewigten Praͤsidenten von Griechenland aus⸗ mt, deren Anklage⸗Akten bei dem Justiz⸗Ministerium vor⸗ gen, oder die schon vor den Gerichten stehen, oder destnitiv etheilt sind, haben nachstehende Erklaͤrung verfaßt, deren Mit⸗ llung an die Herren Primaten von Hydra und an die versam⸗ ten Chefs des Festlandes von Griechenland erfolgen soll, die bis⸗ auser der Verwaltung der provisorischen Regierung geblieben d, damit sie sich nach derselben achten und ihrerseits Be⸗ se der Aussoͤhnung und der Unterwerfung geben moͤgen. Da Kommandanten der Seemacht der drei Hoͤfe die Gesinnungen Herren Residenten, wie sie in ihrer Erklaͤrung vom 8ten Maͤrz — ist theilen, so hoffen sie, daß besagte Erklaͤrung und bbbe der provisorischen Regierung die befriedigend⸗ Fel tate gewaͤhren und die Herren Primaten von Hydra nicht versammelten Chefs des Festlandes von Griechenland b bevenken werden, die Waffen niederzulegen und ruhig Weß am zuruͤckzukehren. Im entgegengesetzten Falle wuͤr⸗ 11 Kommandanten der Seemacht der drei Hoͤfe, im Bedauern, efrg gen getaͤuscht zu sehen, aber von den Pflichten durch⸗ üec “ durch das Protokoll von 7. Januar aufgelegt 1,” hoe hann in die Nothwendigkeit versetzt finden, den 5ten in, di ötosols, zu den sich die Herren Restdenten be⸗ en vollzztehen. Am Bord des Linienschiffes St. Vincent. (unterz.) Hotham, Ricord, Hugon.“
Westindien.
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venglische Blaͤtter geben nachstehenden Auszug aus der
sne erwaͤhnten) Rede des Gouverneurs von Jamaika: bhef sin 8 Rathes! Der aufrichtige Antheil, den ich an dem e. er Ruhe einer Kolonie nehme, an die ich durch so 8 9. FPflicht und der Liebe geknuͤpft bin, vermehren den nnis T 19h ich, den ich empfinde, indem ich Ihnen uͤber ein dersoeticht erstatte, welches ewig bedauert serden wird, da Fnfer Len h Zerstoͤrung uͤber einen der fruchtbarsten Distrikte ne vrrcg 88 öt hat. Der Schluß der Weihnachts⸗Feiertage er ven⸗ ploͤtzliche Insurrection der Sklaven in dem Distrikt 8 nes bezeichnet, welche sich spaͤter auf Besitzun⸗ Theilen gränzenden Distrikten ausdehnte; auch in an⸗ jednung en der Insel kommen drohende Symptome der n erusen ü Vorschein. Sobald jene Ausschweifungen ih zufammen harakter annahmen, berief ich einen Kriegs⸗ Mithtiemne. 1 in Gemaͤßheit der uͤbereinstimmenden Ansicht angemesene eselben ließ ich das Kriegsgesetz bekannt machen bon önaefssfn Streitkraͤfte unter dem Befehl des Sir Willoughby dn 8 aufr ührerischen Distrikten marschiren. Diese Maß⸗ thumes Ein vagleich die Wirkung hervor, der Zerstoͤrung des Ei⸗ un, welch “ thun, und unterdruͤckten endlich eine Insur⸗ gen drohr⸗ m.; Anfange mit den furchtbarsten und gefaͤhrlichsten seten Aufmerkess it ein merkwuͤrdiger Umstand und der ganz be⸗ dieser Inferksamkeit werth, daß die Anfuͤhrer und Haupt⸗Anstif⸗ inen, welche Fs. ausschließlich Personen gewefen zu seyn en erfordeheen f Fen. Besitzungen Posten bekleideten, die Ver⸗ Einsußerten, ünt fs ist keinem Zweifel unterworfen daß durch gangenen Verorechen enneisoich 118 “ vüten bon 89 n zu muͤsse Et wurden. Ich bedaure, an⸗ gewifse vin 58 8 19 Sklaven im Gefecht Umng kommenf und enheit der Rebeller se ben hingerichtet worden sind; aber die Ver⸗ wendig erachter wurwenn so groß, daß abschreckende Beispiele fuͤr etn zu konnen daß die gech Ich glaube Ihnen jetzt mit Gewißheit ver⸗ eund ein sön daß 1 ebellion als beendigtanzusehen ist. Aber die Zeit n die geschlagen ges Vergessen der vergangenen Gewaltthaͤtigkeiten Srelgene⸗ Sahh heilen und das Vertrauen zwischen g ist eine trauri wiederherstellen. Der ganzen Sklaven⸗Bevoͤl⸗ straurige Lehre gegeben worden, und sie kann daraus
ehmen, wie Gesetze nbie hoffnungslos jeder Versuch zd 1 setze zu widersetzen. Es ist nunmesuch ise ich dem Ansehen ͤͤ“ 8 7 n wah⸗ E 8
noch immer 200 Contos an der ausgeschriebenen Summe;
in Alexandrien
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linge, die sich fuͤr
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ren Ursprung dieser durch nichts gereshtferfigten Rebellion chen. Ich werde Ihnen sehr bald alle zu dieser Untersuchung noͤ⸗ thige Notizen vorlegen. Ich habe von Sr. Majestaͤt Befehl er⸗ halten, Sie von einem Vorschlag fuͤr die kuͤnftige Behandlung und Regierung der Sklaven in Kenntniß zu setzen. Ich beklage herzlich die unvermeidlichen Lasten, welche die Unterdruͤckung der Insur⸗ rection der Kolonie nothwendig auferlegen wird.“
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Berlin, 27. April. Der Artikel uͤber das Grund⸗Kataster im Regierungs⸗Bezirk Achen in Nr. 116 der St. 3. enthaͤlt einen Irrthum, welcher der Berichtigung bedarf. Es wird gesagt, daß die Grundguͤter des Regierungs⸗Bezirks einen Flaͤchen⸗Inhalt von 1,624,252 Morgen in sich begreifen, von denen jedoch nur 609,987 Morgen steuerbar und steuerpflichtig seyen. Diese letztere Summe bezeichnet jedoch nur den Flaͤchen⸗ Inhalt des steuerbaren und steuerpflichtigen Ackerlandes. Die Gesammt⸗Morgenzahl des steuerbar und steuerpflichtigen Landes ist 1,468,919, aus welcher, nach Hinzurechnung der steuerfreien Domanial⸗ Forsten und der ertragslosen Flaͤchen zu resp. 114,784 und 40,549 Morgen, sich der obige Gesammt⸗Flaͤchen⸗Inhalt zu 1,624,252 Morgen wiederfindet. Von diesen Flaͤchen sind 37 pCt. Ackerland, 6 pCt. Wildland, 12 pCt. Wiesen und Weiden, Fhht Feen Z eag 1 *) 3 pCt. und andere ⸗Ar Obstbaum⸗Pflanzungen, Fisch⸗Tei 2 pCt. Wege, Baͤche und Fluͤsse. . Füsts Fiche9 1 F
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Unter dem Titel: „Die Polen in und bei Elbing, ein Beitrag zur Tagesgeschichte, von einem Augenzeugen“, ist so eben in der Kuͤmmelschen Buchhandlung zu Halle eine Schrift er— schienen, welche dahin abzweckt, durch eine einfache treue Dar⸗ stellung des Empfangs und der Behandlung, die den nach Preu⸗ ßen schutzsuchend zuͤbergetretenen Resten des Polnischen Insur⸗ gentenheeres diesseitig zu Theil ward, und ihres Benehmens, namentlich auch durch Entwickelung der geheimen Ursachen und Umtriebe, durch welche sich spaͤterhin ein Theil jener Schuͤtzlinge zur Meuterei und zum offenen Widerstand gegen die diesseitige Autoritaͤt verleiten ließ, den mannichfachen luͤgenhaften Anga⸗ ben, die in dieser Hinsicht von den meisten Tagblaͤttern verbrei⸗ tet worden sind, zu begegnen und die oͤffentliche Meinung zu berichtigen. — In Nachstehendem geben wir einen Auszug von dem hauptsaͤchlichsten Inhalte der gedachten Schrift:
Als die Polen nach der Erstuͤrmung Warschau's die Preußische Graäͤnze betraten und in den Niederungen untergebracht wurden, erfreuten sie sich einer warmen Theilnahme; ihrerseits trafen diesel⸗ ben in Elbing bald Anstalten zur geselligen Erholung und Zer⸗ streuung, indem nur Wenige ihrem Schicksal und dem Tode ihrer Waffengefaͤhrten eine tiefere stille Trauer zu widmen schienen. So verstrichen mehrere Wochen in Heiterkeit und anscheinender Einig⸗ keit mit den Stadt⸗ und Lanoͤbewohnern sowohl als mit den Be⸗ hoͤrden, und wenn auch diese Ruhe in etwas getruͤbt ward durch die von Seiten eines Polnischen Offiziers erfolgte Ermordung eines Preußischen Bauern bei Graudenz, so konnte man doch im Allge⸗ meinen noch mit der Auffuͤhrung der Polen zufrieden seyn; indeß hoͤrte man schon zu dieser Zeit von einigen Umtrieben Polni⸗ scher Offiziere, welche die Absicht haͤtten, eine Polnische Legion nach Frankreich zu fuͤhren, und den Soldaten goldene Berge versprachen.
Die Behoͤrden nahmen jedoch hiervon keine Notiz; sie rechne⸗ ten auf puͤnktliche Erfuͤllung der Verpflichtungen, die der General Rybinski im Namen aller Uebergetretenen eingegangen war. Durch einen ganz L Umstand erhielt jedoch diese Sache kurz dar⸗ guf einen Anstoß, der sie sehr bald weiter fuͤhrte, und in dessen Ge⸗ folg alle jene Verhaͤltnisse eintraten, welche die Polenfreunde so in Harnisch gebracht haben. Zur Vermeidung des großen Kosten⸗ Aufwandes, welchen der laͤngere Unterhalt von beinahe 2400 Offi⸗ zieren und 25,000 Soldaten verursachen mußte, ließ naͤmlich die Regierung den Polnischen Offizieren ihre Vermittelung zur Auswir⸗ kung einer Amnestie fuͤr dieselben bei Sr. Majestaͤt dem Kaiser von Rußland anbieten und die Soldaten zugleich fragen, ob sie wohl auf eigene Gefahr nach Polen zuruͤckkehren moͤchten? Mehr als 1000 Offiziere vom Rybinskischen Corps erklaͤrten sich bereit, die Gnade des Kaisers in Anspruch zu nehmen. Unter ihnen befand sich der Kern des Of⸗ fizierstandes, der ehemalige General en Chef Malachowski, der Chef des Generalstabes, General Lewinski, die Generale Woyczynski und Suchoczewski, der Sous⸗Chef des Generalstabes, Oberst Kaminski, und Anderc, mit einem Worte die angesehensten, geachtetsten und reichsten Offiziere der ehemaligen Polnischen Armee. Dagegen er⸗ klaͤrte sich der groͤßere Theil der neu avancirten Offiziere, besonders die jungen Leute, die im Laufe des Feldzugs rasch in die Hoͤhe ge⸗ gangen, von Faͤhnrichs Obersten oder doch Stabs⸗Offiziere gewor⸗ den waren, 900 etwa, fuͤr eine Emigration nach Frankreich. An der Spitze derselben befanden sich General Bem — eigentlich Boͤhm — und Oberst Jannowicz. Ersterer inaktiver Capitain beim Ausbruch der Revolution, und fruͤher seiner ochlokratischen Ansichten wegen aus dem aktiven Dienste entlassen, in neuerer Zeit durch seine Umtriebe in Deutschland und seinen Aufruf an die Polnischen Comité's in Deutschland bekannt. Letzterer, einst ein Liebling des Großfuͤrsten Konstantin, und von diesem kurze Zeit vor der Revolution zum Capitain befoͤrdert. Von dem Augenblicke an, daß man angefangen, diese Angelegenheit ih⸗ rer Entwickelung naher zu bringen, begannen eine Menge um⸗ triebe. Waͤhrend sich naͤmlich die Preußischen Behoͤrden durch⸗ aus passiv verhielten, erschoͤpften sich die Polnischen Fluͤcht⸗ — eine Emigration erklaͤrt hatten, in Machinatio⸗ nen jeder Art, worin sie von dem in Paris gebildeten Polnischen National⸗Comité moͤglichst unterstuͤtzt wurden. Bies Co⸗ mité hatte unterm 25. Dezember v. J. von Paris aus ei⸗ nen Aufruf erlassen, worin die nach Preußen — und eben so die nach Oesterreich — uͤbergetretenen Polen aufgefordert wur⸗ den, in ihre Heimath nicht zuruͤckzukehren. Nach allen Winkeln der Polnischen Cantonnements wurden Emissaire geschickt, die Leute zu einer Auswanderung nach Frankreich in corpore zu bewegen; es wurden die abentheuerlichsten Geruͤchte erfunden und verbreitet. Frankreich, hieß es, habe sich bereitwillig erklaͤrt, sie alle aufzuneh⸗ men; wer dort Soldat bleiben wolle, solle reichlichen Sold erhal⸗ ten; wer entschlossen sey, sich einem buͤrgerlichen Gewerbe zu wid⸗ men, solle sich jeglicher Unterstuͤtzeng erfreuen; Frankreich endlich ward Allen als das Land der Verheißung gezeigt. Daß dabei der Russi⸗ schen Regierung nicht auf die freundlichste Art gedacht ward, versteht sich. Hunderttausend Russen, versicherte man, staͤnden an der Polnischen Graͤnze, um jeden Heimkehrenden in Empfang zu nehmen und so⸗ fort nach Sibirien zu transportiren zc. Durch Briefe, welche die Reihenfuͤhrer jener Intriguen schreiben ließen, und die sie in hundert Ab⸗ schriften in alle Cantonnements schickten, druͤckten sie in den Augen
*) Der Unterschied zwischen diesem und dem Wildland scheint mehr in der abgeschaͤtzten Ertragsfaͤhigkeit, als in einer spezisfischen Verschiedenheit zu beruhen. Wildland — dort auch Schiffelland genannt — moͤchte man unserem 6⸗ und gjäaäͤhrigen Lande verglei⸗ chen, wohingegen unter Heiden, — nicht etwa nach dem Maͤrkisch⸗ provinziellen Ausdruck; orsten, — sondern solches Terrain, welches zur Zeit jeder regelmaͤßigen Kultur entbehrt und der letzteren auch nicht fuͤr faͤhig erachtet wird, zu verstehen ist. Nach den Durch⸗ schnitts⸗Ertraͤgen des Achener Katasters ist das Wildland zu 5 Sgr., das Heideland zu 2 Sgr. Rein⸗Ertrag pro Morgen geschaͤtzt, waͤh⸗
rend der Durchschnitts⸗Ertrag des Morgen Ackerkandes auf 2 Rthlr. 12 Sgr. steht. 1“ “ 86 4
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der rohen Masse diesen Angaben den Stempel der Wahcheit auf. „Waͤhrend dies (heißt es weiter) in den Cantonnements vorging, waren auch die Umtriebler thaͤtig, nach Außen hin zu wirten. Die Comités in Deutschland wurden ersucht, Geld zur Un⸗ terstuͤtzung der Polen, deren Lage als fuͤrchterlich dargestellt ward, herbeizuschaffen. Der Soldat ward als sterbend vor Hunger geschildert, und dennoch zahlte das Gouvernement fuüͤr des⸗ sen Verpflegung in den Cantonnements taͤglich 3 Sgr. 6 Pf. und 81 dem Marsche 5 Sgr., waͤhrend in Polen jeder Soldat alltaͤg⸗ lich, neben einigen Lebensmitteln, nur 1 Sgr. und auch diesen nicht regelmaͤßig erhalten hatte. — Der Subaltern⸗Offizier, log man, kaͤme aus Mangel um, und dennoch erhielt er monatlich 20 Tha⸗ ler, fast mehr, als er in Polen selbst gehabt. Der Soldat, ward berichtet, sey von allen Kleidern entbloͤßt, ungeachtet allein das Ry⸗ binskische Corps aus Preußischen Magazinen uͤber 3200 Mahntel, 6300 Paar Beinkleider, 12,500 Pgar Schuhe und 10,000 Hemden, gegen die Quittungen seiner Offiziere, erhalten hat. Nur der Un⸗ terschleife, die hierbei vorgefallen, gedachten die Berichte nicht; es blieb unerwaͤhnt, daß die Soldaten ihre Maͤntel, sobald sie sol⸗ che erhielten, verkauften; daß die Compagnieen und Eskadrons in ihren Listen eine Menge Menschen mehr fuͤhrten, als wirklich zugegen waren, und daß endlich an 3000 Menschen mehr verpflegt worden waren, als sich beim Abmarsche und bei endlicher Feststellung der Verpflegten wirklich vorfanden. In Folge der aag. t 9s ploͤtzlich eingegangenen Nachricht von der Amnestie der Soldaten verdoppelten diejenigen Offiziere, welche sich fuͤr eine Emigration nach Frankreich erklaͤrt hatten, ihre Thaͤtig⸗ keit; unter dem Vorwande, von den Soldaten Abschied zu neh⸗ men, begaben sie sich zu denselben, die Feldprediger hielten Ab⸗ schiedsreden, Emissaire verbreiteten sich nach allen Seiten und er⸗ zaͤhlten den Soldaten die schrecklichsten Dinge von den Russen. Genug, man ließ, und, wie sich bald zeigte, nicht ohne Erfolg, kein Mittel unversucht, um Jene aufs Hoͤchste aufzuregen und von der Ruͤckkehr nach Polen abzubringen. Jener Intriguen ungeachtet, kehrten indeß 12,000 Soldaten vom Gielgud⸗, Rohland⸗ und Ry⸗ binskischen Corps nach Polen zuruͤck. Manch kraͤftiges Wort er⸗ ging von diesen Leuten an ihre Offiziere: „Wir haben lange genug zerstoͤrt, und es ist Zeit, wieder aufzubauen“, entgegneten sie ihnen, als sie sie von der Ruͤckkehr abhalten wollten; „ihr habt uns einmal betrogen“, erwiederten Andere, „einmal verra⸗ then, zum zweitenmal aber soll es euch nicht gelingen;“ an⸗ dere widerlegten die Aufreizungen ihrer Offiziere mit einer so ge⸗ sunden und natuͤrlichen Logik, daß sie beschaͤmt von dannen ziehen mußten. — Die Soldaten, die sich fuͤr die Ruͤckkehr in ihr Vater⸗ land entschlossen, wurden von dem zu ihrer Uebernahme ernannten Russischen Kommissarius, General Sedler, mit der Offenheit des Kriegers hh Nachdem er sie vorher noch befragt, ob irgend Jemand unter ihnen sey, der an den Graͤueln von Belvedere und des 15. August Theil genommen, und den die Kaiserlichen Vero d⸗ nungen daher von der Amnestie ausschloͤssen, machte er ihnen solche im Namen seines Monarchen nochmals bekannt, und dann erst, als Keiner sich fuͤr schuldig erklaͤrte, erhielten sie die Erlaubniß, die Graͤnze zu uͤberschreiten. — Die zuruͤckgebliebenen Soldaten hatten sich, waͤhrend ihre Bruͤder abmarschirt waren, in Haufen vereint, willkuͤrlich hier und dort einquartiert, mehrere Kommunen stark belaͤstigt. Diesem Uebelstande mußte natuͤrlich ein End
emacht werden. Es ward daher durch den kommandirenden Preu⸗ Bischen General befohlen, daß sich die Polnischen zuruͤckgebliebenen Soldaten an einigen bestimmten Orten versammeln sollten, um hier gezaͤhlt und dann aufs neue dislozirt zu werden. Aber die Polen wei⸗ gerten sich durchaus, jener Anordnung in Bezug auf eine neue Dislo⸗ zirung nachzukommen; sie behaupteten obenein, Preußen verhindere sie, ih⸗ ren Marsch nach Frankreich fortzusetzen, es habe die mit ihnen geschlossene Capitulation gebrochen und sey endlich viel zu karg gegen sie, ob⸗
wohl es seine 20,000,000 Fl. starke Kriegskasse ihnen abgenommen, und was des Unsinnes mehr war. — Nun aber hatte Preußen ge⸗ gen die Polen nie eine andere Verbindlichkeit uͤbernommen, als sie dem Schwerdte der Russen zu entziehen. Die Kriegskasse der uͤber⸗ getretenen Polen war so unbedeutend, daß sie kaum fuͤr die naͤchsten acht Tage zu ihrer nothduͤrftigen Erhaltung ausgereicht haͤtte, und die Bank, die natuͤrlich nicht das Eigenthum der Armee war, und die General Rybinski, um sie der Pluͤnderung zu entziehen, schon mehrere Tage vor dem Uebertritt der Armee selbs uͤber die Graͤnze gefluͤchtet, war nach Warschau zuruͤckgesandt worden. Daͤgegen waren die Polen eine Capitulation eingegangen, welche sie jetzt auf das schmaͤhlichste verletzten. In der am 4. Oktober mit ihnen ab⸗ geschlossenen Uebereinkunft heißt es im 6ten Artikel ausdruͤcklich: „Die Polnischen Generale versprechen endlich fuͤr sich und ihre Truppen, (nach abgehaltener fuͤnftaͤgiger Kontumaz) den Befehlen Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, in Betreff ihres kuͤnftigen Aufenthaltes, unweigerlich nachzukommen.“ Unter so bewandten Umstaͤnden also
lag es, sogar nach dieser Bedingung, ganz in den Befugnissen der Regierung, uͤber einen anderweitigen Aufenthaltsort des Polen zu bestimmen. Außerdem war es die ö Regierung, Maßregeln zu ergreifen, um die Ruhe in Ost⸗ und Westpreußen zu erhalten
und dessen Bewohner gegen die Insolenz einer zuͤgellosen Solda⸗ teska sicher zu stellen. Der erste Schritt hierzu schien die schleu⸗
nigste Entfernung der Polnischen Offiziere zu seyn, die dem groͤß⸗ ten Theile nach durch Stolz, Hochmuth und Anmaßung schon
lange die Buͤrger Preußens von sich entfernt hatten. Die Behoͤr
den in Berlin schickten daher einen Offizier nach Elbing, um die othigen Vorkehrungen zur beschleunigten Abreise derselben zu trefen.
Bei der groͤßten Thaͤtigkeit vermochte es jedoch dieser nicht, allr
diejenigen zu ermitteln, die sich, haͤufig unter den nichtigsten Vor⸗ waͤnden, der Abreise zu entziehen suchten; es kann hierbei nicht un⸗
bemerkt bleiben, daß die Generale Rybinski, Woyezynski, Lewinski und viele andere Offiziere das Betragen ihrer intriganten Kamera⸗
den eben so sehr mißbilligten, als sie die Nachsicht unserer Regie
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rung anerkannten. — Selbst ein großer Theil der emigrirenden Of⸗ fiziere theilte diese Gesinnungen Lund aͤußerte sich in sarken Ans⸗ druͤcken uͤber das egoistische Streben jener Factionsmänner. — Die Umtriebe der Offiziere wurden durch eine Art Leute unterstüͤtzt, die sonst kein Land hat, als das ungluͤckliche Polen, durch die Szlachtg oder den niederen Adel. Der Verfasser der vorliegenden Schrift sagt von ihnen: „Gewoͤhnlich ohne Eigenthum, bald der Lakai, Gaͤrtner, Jaͤger oder Schreiber, oͤfters der Proxenet des reichebren Edelmannes, ist er heute sein treuester Diener und morgen vielleicht dessen erbittertster Feind. Er ist die Mittelsperson zwischen dem hoͤheren Adel und dem Bauer, der, von Jugend auf von ihm ge⸗ kantschuht oder betrogen, oder wenigstens doch irre geleitet, densel⸗ ben eben so fuͤrchtet, als er ihn gewoͤhnlich haßt. Sie sind die Heber und Traͤger der Gesinnungen des hoͤheren Adels und haben zu allen Zeiten dem reichen Adeh dazu gedient, seine Fehden mit dem Koͤnige durchzufechten und den sogenannten Confbdderationen den Nachdruck zu geben. Ihr nachtheiliger Einfluß, der noch von keinem Historiker gehoͤrig gewuͤrdigt ist, geht wie ein dunkler Faden durch die Polnische Geschichte, und an allen Ereignissen, wodurch der Untergang Polens herbeigefuͤhrt worden ist, haben sie den thaä⸗ tigsten Antheil genommen. Sie waren die Haͤnde jenes hundert koͤpfigen aristokratischen Gemeinwesens, das in seiner eigenen Ver derbtheit unterging, nachdem es Jahrhunderte lang daran gekraͤn⸗ kelt hatte und sein Untergang ihm vor Jahrhunderten von seinen Revolution war jeder Szlachciz, wenn er sich sonst nicht son aise in Russischen Diensten befand, nach Warschau geeilt, um hier nach der Baͤter Weise das Seinige zur Mehrung der Unordnung beizutragen. — Gegen diese Szlachta besonders waren die Ausfaͤlle der wahrhaften Patrioten gerichtet, wenn sie von den muͤßigen Pflastertretern der Residenz redeten, die alle oͤffentliche Plaͤtze und Haͤuser fuͤllten und uͤberall Unordnungen erregten, waͤhrend sie das Geraͤusch der Kriegs⸗ lager flohen. Und wirklich waren es auch diese, welche an allen Unordnungen den thaͤtigsten Antheil nahmen und den Reigen in der Schreckensnacht vom 15. August fuhrten. Diese Szlachta nun, welcher sich die meisten Polen selbst schaͤmten, waren be
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