Strasburg in Haufen mit uͤber die Gr 1 1 Subsistenz wegen den verschiedenen Regimentern einverleibt wor⸗ den. An Geist den Soldaten uͤberlegen, in der Schule der In⸗ xrriguen herangewachsen und gereift endlich in den Graͤueln der Revolution, ward es ihnen leicht, jenen Saagmen des Ungehorsams und Mitßtrauens gegen die Regierung auszustreuen, der den Factio⸗ naairs zur Frucht heranreifen sollte. Schon bei der Nachricht einer neuen Dislocation hatten sich die Soldaten hoͤchst widerspenstig bewiesen; deer erste Akt einer eigentlichen Widersetzlichkeit fand in Neuteich statt. Das dte Infanterie⸗Regiment naͤmlich, damals noch gegen 1600 Mann stark, war bestellt worden, sich hier zu sammeln, um durch
die Civil⸗Behoͤrden seine neuen Quartiere angewiesen zu erhalten.
Das Regiment stellte sich zwar ein, aber die Soldaten alle mit Knuͤtteln, Stangen ꝛc. bewaffnet; Einige derselben hatten die Frech⸗ heit sogar so weit getrieben, an die Spitzen der Stoͤcke ꝛc. Messer zu befestigen. Die in Neuteich unter einem jungen Offizier ste⸗ hende Preußische Compagnie, auf einen Akt dieser Art nicht vorbe⸗ rtreitet, ließ beim Erscheinen dieser Leute, von denen viele betrunken waren, Generalmarsch schlagen. Nicht genug, daß unsere Solda⸗ ten, wenn sie einzeln durch die dichten Haufen der Polen eilten, miitnsultirt wurden; Einzelne wurden sogar entwaffnet. Spaͤter wogte die ganze Menge gegen den Kirchhof an, auf dem die Preußische Besaäͤtzung aufgestellt stand. Vergebens, daß ihnen hier der die Compagnie kommandirende Lieutenant, daß ihnen die Civil⸗Autori⸗ taͤten vorstellten, ihre neuen Qugrtiere seyen ganz in der Naͤhe, sie sollten durchaus nicht weiter ruͤcken — dies hieß tauben Ohren ge⸗ predigt. Die Russen sind bereits in Elbing, antworteten die Po⸗ len, iie sollen uns dort in Empfang nehmen, ihr bekommt fuͤr je⸗ den Mann drei Rubel. Dieses leere Geschwaͤtz wird ploͤtzlich durch ddie Nachricht unterbrochen, es ruͤcke Artillerie heran. Auf dieses Geruͤcht draͤngten sich die Soldaten nur noch dichter zusammen; sfie drohten, beim ersten Schusse die Stadt in Brand zu stecken, 8 und machten zugleich Anstalt, in den Straßen derselben bivouaki⸗ rren zu wollen, wodurch der Ort unbedingt ein Raub der Flammen geworden seyn wuͤrde. Da erbietet sich der Offizier mit einigen Leuten aus ihrer Mitte, sie vor die Stadt zu begleiten und sie von der Grundlosigkeit ihrer Angabe fu uͤberzeugen. Der Vorschlag wird angenommen. Doch unmittelbar vor dem Orte machen Ei⸗ nige der Meuterer den Vorschlag, sich des Offiziers zu bemaͤchtigen. Düͤrch dessen “ Benehmen jedoch und durch die Dro⸗ hung, daß er den Ersten, der sich ihm naͤhere, niederstoßen wuͤrde, so wie auch durch Bemerkung einiger Polnischer Soldaten, daß dies schlecht ablaufen koͤnne, eingeschuͤchtert, ließen sie ihn ruhig wieder zuruͤckkehren. Bei der Compagnie angekommen, ließ er la⸗ den. Der Zufall wollte, daß kach darauf ein Husar, der Briefe von Marienburg brachte, und der etwas stark geritten war, ankam. Die Polnischen Soldaten glaubten, daß er die Nachricht von dem Anruͤcken eines Kavallerie⸗Regiments braͤchte; sie wurden ploͤtzlich geschmeidiger und verstanden sich endlich dazu, in die alten
Quartiere zuruͤckzukehren. — Dies Ereigniß isolirt hinzu⸗ stellen, als ein Ergebniß des Moments zu betrachten, ist rein unzulaͤssig. Es war, wie aus Allem hervorging, sorgfaͤltig
vorbereitet und eingeleitet. Es ward dabei regelmaͤßig kom⸗ mandirt: 4tes Regiment halt! 4tes Regiment vorwaͤrts! 4tes Regi⸗ ment zur Ordnung! Still! Das Geruͤcht nannte sogar Offiziere, die sich verkleidet bei diesem Tumulte gefunden und dabei eine thaͤ⸗ tige Rolle gespielt haben sfollten. So sehr nun auch die Regierung durch eine solche groͤbliche Verletzung der Capitulation zu den ern⸗ stesten Maßregeln berechtigt war, so ließ sie es sich doch angelegen seyn, diese Verhaͤltnisse lediglich durch gelinde Mittel auszugleichen, welche indeß leider von den Polen nicht Feseb dert anerkannt wurden. Bald nach jenem Auftritte weigerte sich die Artillerie, die in und bei Elbing stand, die neuen Kantonnirungen, die sie bes een beil⸗ nur 1 bis 1 ½ Meilen von den fruͤheren angewiesen erhalten, zu beziehen. Ein Theil derselben verließ sie sogar wieder, nachdem er dort ein⸗
eruͤckt war, sie versammelten sich eines Tages ploͤtzlich in Elbing auf
em Markte und erklaͤrten, daß sie in die fruͤheren Quartiere zuruͤck⸗ kehren wuͤrden. Hier nachgeben zu wollen, wuͤrde eine große schaͤd⸗ liche Schwaͤche gewesen seyn. (Der Verfasser erzaͤhlt hierauf die bercits von uns — in Nr. 4 der diesjaͤhrigen Staats⸗Zeitung — ge⸗ meldeten Vorgaͤnge in Elbing, so wie einen aͤhnlichen Auftritt, der kurz darauf bei Dirschau statt hatte.) Mit diesem Auftritte endig⸗ ten fuͤr jehzt die unruhen. Die Soldaten, da sie sahen, daß sie ruhig in ihren neuen Quartieren verbleiben durften, fin⸗ gen wieder an, Zutrauen zur Regierung zu fassen, und wuͤrden sich, ohne die Einfluͤsterungen einiger ehr⸗ und pflichtvergessener Auf⸗ reizer, gewiß willig in die Anordnungen der Behoͤrden, die sich so ausgezeichnet maͤßig gegen sie bewiesen, gefuͤgt haben. Aber ganz gegen alle Verbote durchzogen jene haufenweise die neuen Caͤntonnements der Soldaten, ganz ihr altes Spiel treibend. Es blieb nichts unversucht, jedes Vertrauen der Soldaten zur Re⸗ gierung von Grund aus zu zerstoͤren. — So weit waren die Ver⸗ altnisse gediehen, als in Folge der Kaiserlich Russischen Amnestie von Berlin der Befehl kam, durch Bildung von Kategorieen die mehr oder minder Kompromittirten auszumitteln, diese dann nach Klassen zu sondern, die stark Kompromittirten sogleich auf das linke Weichsel⸗Ufer zu verlegen und endlich daruͤber schleunigst nach Ber⸗ lin zu berichten. Es wurden hierzu Civil⸗ und Militair⸗Kommissa⸗ rien ernannt; die Polnischen Behoͤrden wurden ersucht, ihnen ihre Ansichten uͤber diesen Gegenstand mitzutheilen, und auf Grund der⸗ selben ward dann das Geschaͤft eingeleitet. Und doch sollte diese menschenfreundliche Maßregel gerade die Ursache werden, daß sich diese ganze Angelegenheit noch mehr verwickelte. Die Kommissio⸗ nen, welche die Kantonnirungen der Polen bereisen sollten, hatten veranlaßt, daß selbige in Haufen von 150 bis 200 versammelt wuͤr⸗ den, um so ihre resp. Erklaͤrungen abzugeben. In den von Ma⸗ rienburg und Elbing entfernteren Ortschaften, wo keine Offiziere wa⸗ ren, die Soldaten mithin mittelbar keinen boͤsen Einfluͤsterungen ausge⸗ setzt waren, ging dies sehr ruhig von Statten. Selbst einige Abtheilungen des 4ten Regiments, das sich kurz vorher noch so renitent bewiesen, verhiel⸗ ten sich durchaus ruhig. Je mehr man sich jedoch den beiden oben enannten Punkten naͤherte, je unruhiger, je tumultuarischer wur⸗ ben vie Verfammlungen. In Altmark schon versammelten sich statt 200 Mann 700 des 4ten Regiments, wie bei Neuteich mit Stangen und Knitteln bewaffnet, indeß lief dort noch Alles ohne Unannehm⸗ lichkeiten ab. Ganz anders gestalteten sich jedoch die Sachen in der Umgegend von Elbing und Marienburg, wo die Artillerie und Ka⸗ vallerie, in welcher letzteren besonders viele Szlacheitzen dien⸗ ten, kantonnirt waren. Abgesehen davon, daß sich die Soldaten hier ebenfalls gegen die ihnen gegebenen Befehle tumultugrisch in großen Abtheilungen versammelten, so bemerkte man auch hier schon einen küͤnstlich vorbereiteten Plan. So wie die einzelnen Haufen anka⸗ men, gaben sie sich einander Signale; einzelne Leute waren sehr rerchlich mit Geld versehen und traktirten die uͤbrigen. Jeder Hau⸗ fen, der nicht hierher gehorte, und der dennoch gegen alle Verbote hier erschien, ward mit Vivatrufen empfangen. Den Culmingtions⸗ punkt hatten diese tumultuarischen Auftritte in Fischau am 27. Jan.
erreicht.
So wie die Kommission hier ankam, konnte ihr nicht ent⸗ ehen, daß es zu unangenehmen Auftritten kommen werde. Nichts⸗ estoweniger hielt sie alles Preußische Militair sorgfaͤltig entfernt,
und nur 4 Kuͤrassiere und einige Ordonnanzen blieben im Orte.
Sie selbst begab sich in ein Haus und setzte ihre Arbeiten, die ein⸗
zelnen Soldaten vorladend und vernehmend, fort. Ploͤtzlich ward
ihr gemeldet, daß mehrere Haufen Polnischer Soldaten, die bereits am vorigen Tage gefordert und gegen Meve und Neuenburg in
Bewegung gesetzt waren, anlangten, daß von mehreren Orten her
ebenfalls Soldaten im Anzuge waͤren. Die Kommission hielt es da⸗
her fuͤr Pflicht, 60 Mann Infanterie, die in einem benachbarten
Orte standen, heranzuziehen. Kaum jedoch waren diese angelangt,
als auch der Haufe der Tumultuirenden schon auf 7—800 Mann
gewachsen war, die sich durch den Genuß starker Getraͤnke in 8e höch en Zustand der Exaltation versetzt hatten. Anfangs gab
es Zaͤnkereien mit den Ortsbewohnern, die jedoch noch beigelegt wurden. Dann aber siel die ungehorsame Soldateska uͤber einen
89 e vI1I1I1I1 Graͤnze gekommen und der
—
1131“ — 1“ “
1 9
*
Polnischen Offtzier, der um seine Amnestie nachgesucht hatte, und den der Zufall durch das Dorf fuͤhrte, her. Er wurde vom Pferde gerissen und war im Begriff, unter dem Messer eines Trunkenbolds zu erliegen, als er durch die Dazwischenkunft unseres Militairs ge⸗ rettet wurde. Kaum war diese Unannehmlichkeit beseitigt, so wurde die Aufregung der Soldaten staͤrker. „Wozu dieses Klassenformi⸗ ren“, riefen sie — „wir sind, wir wollen alle kompromittirt seyn. Wir werden schon wissen, uns Recht zu verschafen, und den Weg nach Frankreich auch ohne die Preußen finden! Zugleich zeigten einige Bewohner an, daß die Polnischen Soldaten es in der Schenke verabredeten, sich auf Marienburg zu dirigiren, waͤhrend ein Theil von ihnen sich gegen das Haus, worin die Kommission beschaͤftigt war, in Bewegung setzen wolle. Und wirklich gewahrte man auch gleich darauf, daß die Rasenden diesen Plan ausfuͤhren wollten. Waͤh⸗ rend sie in dichten Haufen gegen das Infanterie⸗DOetaschement, das den Weg nach Marienburg sperrte, andrangen, setzte sich eine klei⸗ nere Abtheilung gegen jenes Haus in Bewegung. Vergebens, daß man einige der Sprache maͤchtige Unteroffiziere an sie schickte, sie von ihrem frevelhaften Beginnen abzubringen; vergebens, daß die Preußischen Offiziere selbst sie ermahnten, sich ruhig und ver⸗ nuͤnftig zu betragen sie empfing nur Hohn, verachtendes Geschrei. Da glaubte der besonnene Anfuͤhrer des Infan⸗ terie⸗ Detaschements durch eine Art Bajonett⸗Attacke die Ruhe herzustellen — aber auch dies Mittel scheiterte. Noch⸗ mals also versuchte man den Weg der Ueberredung und schickte aufs neue einige Unteroffiziere an die Meuterer ab — aber sie wurden auch diesmal nicht gehoͤrt. Da ließ der Offizier laden. Auch dies fruchtete nicht. Ladet, so viel ihr wollt, ihr duͤrft doch nicht schie⸗ ßen — wir werden auch schießen, schrie der rohe Haufe und hob dabei drohend die Knuͤppel in die Hoͤhe. N 1 vielleicht die Ruhe erhalten worden, wenn nicht durch einen betrunke⸗ nen Fiedler, der sich im Haufen befand, ploͤtzlich der Chlopizkische Masurek intonirt worden waͤre. Ob durch Zufall, ob verabredet, in dem Augenblicke stuͤrzte sich die Masse auf das Detaschement los. Schon haben einige dessen Glieder gebrochen, schon ist ein Unter⸗ offizier des 2ten Chasseur⸗Regiments im Begriff, dessen Anfuͤhrer zu packen — da erschallt das Kommando: „Feuer“, und neun Mann sinken todt nieder. Zugleich, wie auf Kommando, stuͤrzte die ganze Menge zur Erde, erhob sich jedoch alsbald wieder, um nach allen Ecken aus einander zu stieben. Auf die erste Nachricht jedoch von diesem Vorfalle hatten sich Bauern und Buͤrger der Umgegend be⸗ waffnet. Die Fluͤchtigen wurden haufenweise eingefangen und nach Marienburg gebracht, wo ein Deputirter des Ober⸗Landesgerichts von Marienwerder eine Untersuchung gegen sie eingeleitet hat. Durch die zur rechten Zeit bewiesene Energie des Preuß. Offiziers bei diesem Auftritt ward die Ruhe der Umgegend erhalten. Was bei der Desarmirung jenes Detaschements haͤtte geschehen koͤnnen, liegt außer jeder Be⸗ rechnung; aber es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß dann die ganze Um⸗ gegend zu den Waffen gegriffen, sich mit den Preußischen Truppen vereint und bis auf den letzten Mann jene Rotte Meuterer vertilgt haͤtte. Denn von welchem Geiste diese beseelt war, geht wohl da⸗ raus am besten hervor, daß sie, ungeachtet aller Eile der Civil⸗ und Militair⸗Behoͤrden, sie einzufangen, noch an demselben Tage den Kruͤger in der Naͤhe pluͤnderten und sogar versuchten, die Post an⸗ zuhalten. — Dies (faͤhrt der Verfasser fort) die treue und ge⸗ wissenhafte Darstellung der Ereignisse, von denen wir hier Zeuge gewesen. Wenn sie ganz von dem abweicht, was bis jetzt in fast allen Deutschen Blaͤttern daruͤber gesagt ward, so beruht dies auf dem Umstande, daß wir hier die reinste Wahrheit niedergeschrieben, waͤhrend jene unerlaͤßlich bemuͤht sind, die Thatsachen zu entstellen und geflissentlich die unwahrheit in Umlauf zu bringen. Aber der
reund der Wahrheit wird sich aus dieser einfachen Darstellung uͤberzeugen, daß bei uns Niemand gemißhandelt und noch weniger gegen seinen Willen nach Rußland transportirt worden. Dies koͤn⸗ nen einige Millionen Bewohner dieser Provinz, die Zeugen des hier Erzaͤhlten sind, bekraͤftigen. Mit Theilnahme (heißt es am Schluß) sahen wir einst die Polen kommen, — Vielen darunter hat sie sich erhalten. Ohne theilnehmende Regung irgend einer Art, sogar mit Freude sahen wir die Mehrzahl scheiden. Aber das ist uns Allen und sogar ihren waͤrmsten Freunden klar geworden, daß Polen durch sich selbst nie wieder ein Staat werden und noch viel weniger als solcher sich erhalten kann. Wo Einigkeit nicht einmal dann herrscht, wenn — wie waͤhrend der Insurrection — durch sie allein der hoͤchste Zweck erreicht werden kann; wo Zwiespalt auch die nach Frankreich gefluͤchteten Chorggen der Revolution von neuem getheilt hat; wo eine so totale Verwirrung aller Begriffe, ein so durchgaͤngiger Mangel an Grundsaͤtzen und Ordnungsgeist obwaltet; wo die große Masse fortwaͤhrend so entschieden auf die Regierenden influirt, wo ein so unwiderstehlicher Hang zum Unge⸗ horsam und zur Intrigue herrscht, da koͤnnen Muth und Entschlos⸗ senheit, die Niemand ihnen absprechen wird, immer nur mo⸗ mentan erhaltend wirken. Noch die neueste Geschichte Polens, die Begebenheiten unserer Tage bekunden dies bis zur hoͤch⸗ sten Evidenz. Aus ihrer neuesten Revolution, die sie mit Bangigkeit begannen, mit den groͤßten Hoffnungen fortsetzten, und die mit der Vertreibung ihrer gesammten bewaffneten Macht endete, haben wir auch von neuem entnommen, daß Dankbarkeit nicht im Charakter der Polen im Allgemeinen liegt. Um dies zu beweisen, ist nicht noͤthig, in die fruͤhere Zeit zuruͤckzugehen und naͤchst anderen Ereignissen den Anfall auf den letzten Koͤnig zu er⸗ waͤhnen, welcher am 3. Novbr. 1771 in Warschau stattfand. Mit Muͤhe entgingen Czartoryski, Chlopizki, Skrzynecki ꝛc., die man kurz zuvor vergoͤtterte, der Wuth ihrer Gegner. Um ihren Moͤrdern zu entfliehen, mußten sie verkleidet, unter frem⸗ den Namen, das Land verlassen, das sie nach dem Willen des Vol⸗ kes beherrscht hatten. Kann es hiernach wohl befremden, wenn Preußen, welches der fliehenden immer noch zahlreichen Armee einen Zufluchtsort gewaͤhrte und dieselbe dem Schwerdte des gerech⸗ ten Siegers entzog, welches ansehnliche Summen verwandte auf deren Kleidung und Unterhaltung, welches eine ganze Provinz ih⸗ retwegen den druͤckendsten Lasten fuͤr lange Zeit preisgab, welches den Offizieren zu deren Reise nach Frankreich reichliche Unter⸗ stuͤtzungen mit Geld, Transportmitteln, Quartieren ꝛc. ge⸗ waͤhrte, fuͤr alle diese Leistungen mit Undank belohnt wird? Wir wollen mit dem schließen, was ihnen unlaͤngst der Minister Périer gesagt hat: „Wir haben uns gegen sie mit aller der schonen⸗ den Ruͤcksicht betragen, die ihre ungluͤckliche Lage verdient. Aber einige unter ihnen — man koͤnnte sagen viele — haben die heilig⸗ sten Rechte der Gastfreundschaft gemißbraucht, haben den Staat und die Regierung beleidigt.“
—
Der Verein der Kunstfreunde im Preußischen Staate ver⸗ sammelt sich am Dienstag den 1. Mai d. J. Vormittags um 10 Uhr in der Klosterstraße Nr. 36. [ Direktorium des Vereins. s.
2 b 8 “ . Beuth. 8 büich ag. 11“
—“
Meteorologische Beobachtung.
1832 Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 26. April. 6 Uhr. 2 Uhr. 410 Uhr. Beobachtung. ]
Luftdruck . 336,9“ Par. 336/2“Par. 335/7“ Par. Quellwärme 6,5 °R. Luftwaͤrme. 1,5 °R. 6,5 °R.2,5 °R. S 8 5 0ꝗNR Thaupunkt. +. 0,3 R. — 4,5 °R. — 2,0 %%R. Ib0,9201898289 Dunstsaͤttgg. 90 pCt. 51 pCt. 68 pCt. Bodenwärme 7,1 °R. Wetter .... heiter. sonnig. halbheiter. [uusdünstung 690. Wind .... NO. NS. NO. Miederschlag 0. Wolkenzug. — NO. —
Nichtsdest oweniger woͤre
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In Paris waren bis zum 18ten April hinzugekommen vom 18ten bis zum 19ten ...
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Ueberhaupt . . .
Berliner
Börse.
Den 27. April 1832. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss.
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219 Cheh. 1g68 18 9zahe Hc S48z 1 Kweih
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[Irü- T27 eshereas v᷑xvvi Ana9
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St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm. Obl. m. I. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt-Obl. Königsbg. do.
Elbinger do.
Danz. do. in Th. Westpr. Pfandhr.
Grosshz. Pos. do. ℳ₰ℳ
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Oest. 5 9% Met.
do. Holl. (1831) 941 ⁄.
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Nied. wirkl. Sch. 42 ½.
MNMNicht-Amtliche Cours Berlin, 27. April.
48 do. 80 ½.
Poln. Pfbr. —. do. 6 9 Anl. 93 ⅞. Neap. Engl. 84 ½. do. Fif
Sonntag den 29sten April
Ostpr. Pfandbrf. 4† — Pomm. Pfandbrf. 4 1051 — Kur- u. Neum. do. 4 105% Schlesische do. 4 (1051 2 Rkst. C. d. K.-u. N. — 4 4) Botenpost zwischen Mehlawischken und 2. Sch. d. K. u. N.= Amt liche Nachrichte n. I urg, 1 Kronik des Tages. voon Mehlawischken am Mittwoch 2 Uhr fruͤh e hnn — 8 und von Insterburg am Dienstag 10 Uhr Vormittags Fricdeuchsd'or-— 9 Oes Koͤnigs Majestͤt haben den bet dem Kriegs⸗Ministe⸗ abgeht. 1 “ 9 in angestellten Geheimen Kriegsrath Gerlach zum Polizei⸗ 5) Kariolpost zwischen Mehlawischken und Amt rxevrabeeree adenten der hiesigen Residenzien zu ernennen geruht. Mehlauken, 28 b SZEI Des Koͤnigs Majestaͤt haben den bisherigen Regierungs⸗ 8 welche F“ (Ende 828 ssor von Beurmann zum Regierungsrath bei dem Regie⸗ Mittwoch 12 Uhr Mittags von Mehlauken nach Mehla⸗ EEAX“ I 10 z⸗Kollegium zu Potsdam Allergnaͤdigst zu ernennen geruht. wischken abgeht,
do. Part. 55 ½.
Dàn. 1
1111““
Sonnabend, 28. April.
Im Schauspielhause: Di staͤbliche Auslegung der Gesetze, Lustspiel in 1 Akt. Hieraf
Doppelgaͤnger, Lustspiel in 4 Abtheilungen.
Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus⸗Billg
„Freitag“ bezeichnet, verkauft.
Sonntag, 29. April.
Im Opernhause: Oberon, rom
Feen⸗Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von
v. Weber.
(Fr. v. Schaͤtzel: Rezia.) Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersia
ges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.
Im Schauspielhause.
5 actes et en vers, Cagnard, folie du jour en 1 acte. Mr. Géniès remplira le rôéle de Victor.)
Montag, 30. April. Im Schauspielhause. Zum ersim
Pour la sixième représentah Mr. Géniès. 1) La reprise de: Les comédiens, comqx par Casimir Delavigne.
2) Ma
(Dans la premien
Schwerdt und Hand, Trauerspiel in 5 Abtheilungen,
Michael Beer.
Dienstag, 1. Mai. Im Opernhause: Fidelio. (Fr. v. Sh
Fidelio.)
Im Schauspielhause: Franzoͤsische⸗Vorstellung.
In Potsdam. Zum erstenmale: Schlecht spekulirt!
in 2 Abtheilungen.
erstenmale: Der Do
Balletmeister Ph. Taglioni.
Koͤnigstaͤdtisches Theater.
Sonnabend, 28. April. Der Braͤutigam ohne Brau
spiel in 1 Akt, von Nerz ggton
lie, lyrische Oper in 3 Akten; Musik von Weigl.
Wegen Krankheit des Hrn. Spitzeder kann die anga gewesene Oper: „Die heimliche Ehe“ nicht gegeben wen bereits geloͤsten Billets bleiben zur heutigen Vorstellun, kann der Betrag dafuͤr bis 6 Uhr Abends wieder in (m
genommen werden.
Sonntag, 29. April. Zum erstenmale: Das Liebhabu ter, Lustspiel in 4 Akten, nach van der Velde's Erzäͤhlan fuͤr die Buͤhne bearbeitet, von W. A. Gerle.
Montag, 30. Avpril. Fastnachts⸗Galimathias in 3 Akten. Mazurier's, vom Theater Porte St. Martin zu Parz, als zweite Gastrolle, in dem zweiten Akte erstens als ( zweitens als Polichinelle auftreten, und am Schluß des Aktes als Polichinelle den Stelzen⸗Tanz ausfuͤhren.)
AAEETTAaIv vx Moscc-a EHAAh, en.vn
Neueste Nachrichten.
Die Pairs⸗Kammer wird ken Beide Kammern sind bereits auf ha
Paris, 21. Maͤrz.
zung mehr halten.
hufs der Mittheilung der Koͤnigl. Verordnung, wodurch w jaͤhrige Session geschlossen wird, zusammenberufen worzer
Der Moniteur meldet, daß der Graf von Argoll, einem abermaligen Aderlasse, einige Ruhe genieße. Da sager des Chambres berichtet, daß auch Herrn C. Pan stern und in der verflossenen Nacht zur Ader gelassen wone
Vom 19ten zum 20sten sind hier 372 Individuen in Privat⸗Wohnungen) at
den Lazarethen i gestorben.
und
23
1 An neu Erkrankten sind in diesem Personen in die Lazarethe aufgenommen, und
aus denselben entlassen worden.
Laufe des gestrigen Tages 14,717 Fr. eingegangen, 9 die Gesammtsumme jetzt auf 555,967 Fr. stellt. Auch gestern ist die Promenade von Longcham
nig besucht gewesen.
Durch den Telegraphen soll gestern Abend hier v die Nachricht von dem Ausbruche der Cholera daselbste ie ersten Symptome der Krankheit haͤttn e
fen seyn. D
nach bei einer aus Paris angekommenen Dame ge 1 in der Hauptstadt scheint die Seuche seit dem 179” im Abnehmen zu seyn. daß der Herzog Decazes, den man noch immer ae folger des Herrn C. Périer bezeichnet, ebenfalls von i schenden Krankheit ergriffen worden sey. von dem Baron Pasquier; indessen fuͤhrte noch den Vorsitz in der Pairs⸗Kammer. — Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 96. 70. 3proc. pr. compt. 70. 35. fin cour. Neap. pr. compt. 81. 20. fin cour. 81. 25. 5pr perp. 57 ¼. 5proc. Belg. Anl. 79 ½. Frankfurt a. M., 24. April. Aproc. 77&. 77 ¼.
Monats
88 ¼.
wirklich
Actien 1383. 1381.
4 EEEI 8 11u“
Doktor Faust's Vetter, bu
2 ½proc. 45. Part.⸗Obl. 122 †. 175 ¼. B. Holl. 5proc. Obl. v. 1832 80 5. 80 †.
v Der schwarze Mann. Und, rfjahrmarkt, Divertissement in
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Hierauf: die Schweie
(Herr Carell, e
n der Zeitraue 136 als! An milden Beitraͤgen
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Dasselbe si derselbe ve
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Oesterr. 5proc. Men 1proc. 20. 122 ½. Loose zl
5 Poln. Loose⸗
Redacteur John. Mitredacteur C ottel. ——
Gedruckt bei A. B. h 11“
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Ponnabend 1 Uhr Mittags;
1 A6, Ponntag 2 ½ Uhr fruͤh;
rAmtmann Karbe zu Neuendorff, hdigst zu ernennen und das diesfaͤllige
jiehen geruht. Bekanntmachung.
1“ “ 1
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“
hestehende Reitpost
sche gegenwaͤrtig uͤber Pogauen, Tapiau, Wehlau, Taplacken terburg, Ostwethen und Tilsit geht, auf jene Chaussee⸗Straß
gen nach Tilsit geleitet werden.
c
nupt⸗Posten erhalten in Folge dieser Veraͤnderung folgen
ang:
1) Die Koͤnigsberg⸗Tilsiter Reitpost geht von Koͤnigsberg ab: kommt in Tilsit an: onntag 3 Uhr Nachmittags, Montag 3 ½¼ Uhr fruͤh, jenstag 10 Uhr Vormittags,
Sonntag 1¼ Uhr fruͤh; geht von Fin ab: ienstag 8r Uhr Abends, 8
2) Die Koͤnigsberg⸗Gumbinner Reitpost
ten, Insterburg, Gumbinnen beibehaͤlt)
fehene Koͤnigsberg ab: Ii es eh in Gumbinnen an: fittwo 1 onnerstag 8 1 e] s Uhr Abends; Donnerf 3„ 10 Uhr Vormitt. geht — Gumbinnen ab: 3 kommt in Koͤnigsberg an: sittwo 1 reitag 1 8 2 1. P ge- 2 Uhr fruͤh. 98 3) Die EE111 Fahrpost it, wie oͤnigs⸗ kommt in Tilsit an: üiwoch 6 Uhr Abends, nach emabend Ankunft der Fahr⸗
post aus Berlin. geht von Tilsit ab:
sittwoch “ Uchg] 9 Uhr Vormitt.;
8 8
Donnerstag 3 b Sonntag — 3 Uhr Nachmitt.
kommt in Koͤnigsberg an:
Donnersta 1 Sahnss 2 4 ½ Uhr fruͤh.
nwaͤrtigen Lauf.
ge, theils in ihrem Gange veraͤndert: 1) Von Tapiau uͤber Goldbach nach Labiau: a) Fahrpost:
geht von Tapiau ab: trifft in Labiau ein: 8 g2] nach
em Durchgange Donnersta 4 3 der Koͤnigsberg⸗ Senean 9) 8 Uhr Morgens Tilsiter Fahrpost, geht von Labiau ab: trifft in Tapiau ein:
donnerstag onntag
1 1 6 n i; 1b 14 Fp; Mittwoch zum Anschluß an önnazend) Flhr Mittags; Sonnabend die Tilsit⸗Koͤnigs⸗
r berger Fahrpost.
5b) Potenpost: einngeht von Tapiau ab: und geht von Labiau zuruͤck: 9 2) 6 Uhr Morgens, Dienstag 6 Uhr Morgens,
66 Uhr Mittags; Sonnabend 3 Uhr fruͤh.
on Oppen (neu errichtete Post⸗Expedition) nach Weh lau, Allenburg, 11““
5 Angerburg:
89: Fahrpost (zwischen Oppen und Angerburg): nnerseg on Oppen ab: kommt in Angerburg an: fonntag *† 3 Uhr Morgens; Fonaesh n 10 Uhr Abends; geht von Angerburg ab: kommt in Oppen an:
b) Botenpost (zwi zwischen Oppen und Wehlau):
snnerhag en Oppen ab: geht von Wehlau zuruͤck: ponntag 9 Uhr Abends; egiecsea6 6 Uhr Abends. . ag ) Fahrpost von Taplacken uͤber Insterburg nach geht von C Gumbinnen. nnehas 1 ab: hah; in Gumbinnen an:
5 Uhr fruͤh; Donnerstag 1 fruͤh Sonntag b 4 Uhr Nachmitt.
mbinnen ab kommt in Taplacken an:
Littwoch konnabend
. 2³ 1
Mittwoch 5 Uhr Abends, Sonnabend
die Tilsit⸗Koͤnigs os zihrt Lh 1er n
e. Majestaͤt der Koͤnig haben den Schul⸗Amts⸗Paͤchter, um Amtsrath Aller⸗ Patem. Allerhoͤchst zu
. 1“ Mit dem 1. April c. ist die zwischen Koͤnigsberg und Til⸗ , welche bisher ihren Weg von Koͤnigs⸗ g uͤber Kaymen, Labiau, Mehlauken und Schillupischken z Tilsit genommen hat, auf die neue Chaussee⸗Straße von nigsberg uͤber Pogauen, Tapiau, Oppen, Taplacken, Mehla⸗ chken, Kelmienen bis Tilsit verlegt worden, und vom 1. Mai ub wird auch die Fahrpost zwischen Koͤnigsberg und Memel,
die neu angelegten Post⸗Stationen Mehlawischken und Kel⸗
Die auf der vorbezeichneten Chaussee⸗Straße coursirenden den
Dienstag 10 ½ Uhr Abends, 8
kommt in Koͤnigsberg an: Mittwoch 8 ¾ Uhr Morgens, Sonnabend 3 Uhr Nachmittags.
pelche ihren Weg uͤber Pogauen, Tapiau, Taplacken, Norkit⸗
Die Posten zwischen Tilsit und Memel behalten ihren ge⸗
Zur Verbindung der Seiten⸗Course mit dem Koͤnigsberg⸗ ister Haupt⸗Course werden folgende Posten theils neu ange⸗
jenstag Fp. reitag - Abends 8 Uhr; h.s; 3 Uhr Nachmitt.
zum Anschluß an
2 e
8 22
. 7
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7
;
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Donnerstag] 8 Uhr fruͤh von Mehlawischken nach Mehlau⸗
Sonntag ken zuruͤckkehrt.
6) Fahrpost zwischen (ee und Insterburg, welche
Mittwoch (12 ½ Uhr Mittags, nach dem Durchgange der
Bemanh Fahrpost aus Tilsit, von Kelmienen nach In⸗ sterburg abgeht,
Donnerstag 2 Uhr fruͤh, zum Anschluß an die Fahrpost nach
Sonntag Tilsit, von Insterburg nach 88n gahe abgeht.
Mit der Dienstag 10 Uhr Vormittags aus Koͤnigsberg ab⸗ gehenden Reitpost kann uͤbrigens die nach Gumbinnen bestimmte Korrespondenz per Tilsit spedirt werden, von wo ab sie durch die Abends abgehende Kariolpost per Ragnit ihre weitere Be⸗ foͤrderung bis Gumbinnen erhaͤlt.
Die Entfernung von Koͤnigsberg bis Tilsit auf dem Chaus⸗ see⸗Course betraͤgt uͤberhaupt 15 ½ Meilen.
Extrapost⸗Reisende finden auf diesem Course ihre Befoͤrde⸗ rung, und 2 ihrer Aufnahme und Bewirthung werden auf saͤmmtlichen Stationen die noͤthigen Einrichtungen getroffen.
Auf der Route uͤber Kaymen, Labiau, Mehlauken und Schillupischken findet die Befoͤrderung von Extrapost⸗Reisenden nicht mehr statt. Die Post⸗Expeditionen und Stationen zu Kaymen, Schillupischken und Ostwethen werden aufgehoben.
Frankfurt a. M., den 17. April 1832.
1 Der General⸗Postmeister, Nagler. 18
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Paris, 21. April. Se. Maj. der Koͤnig ertheilten gestern
dem Belgischen Gesandten eine Privataudienz und arbeiteten
demnaͤchst mit den Ministern der Justiz und der auswaͤrtigen Angelegenheiten.
Der Herzog v. Nemours, der bereits 4000 Fr. fuͤr die ar⸗ men Cholera⸗Kranken unterzeichnet und dem philanthropischen Vereine, dessen Praͤsident er ist, 500 Fr. geschickt hatte, hat dem Vice⸗Praͤsidenten desselben, Herrn Molinier de Mont⸗ Plangua, abermals 500 Fr. mit einem Handschreiben uͤbersandt.
Der Messager des Chambres behauptet, daß die in⸗ terimistische Leitung des Ministeriums des Innern dem Groß⸗ siegelbewahrer erst uͤbertragen worden sey, nachdem der Graf v. Montalivet sie ausgeschlagen habe. Das Journal des Débats sagt uͤber denselben Gegenstand: „Die Koͤnigl. Ver⸗ ordnung, wodurch Herr Barthe autorisirt wird, im Namen des Ministers des Innern zu unterzeichnen, war eine von dem Besten des Dienstes gebotene Maßregel; sie hat indessen keinen anderen Zweck, als die Erledigung aller dringenden Angelegen⸗ heiten bis zur Wiederherstellung des Praͤsidenten des Conseils, dessen Genesung mit jedem Tage mehr vorschreitet, und der bereits seine Verwandten sehen und sprechen darf. Heute Morgen waren die beunruhigendsten Geruͤchte uͤber die Gesundheit des Hrn. Périer im Umlauf, sie sind indessen voͤllig ungegruͤndet. Wahr ist es, daß dem Minister heut in aller Fruͤhe zur Ader gelassen worden ist; doch ist dieser Aderlaß nichts als eine gewoͤhnliche Folge seiner Genesung und hat die befriedigendste Wirkung hervorgebracht. Alles berechtigt uns daher zu der Hoffnung und zu dem Glauben, daß Herr C. Pörier sehr bald wieder das wichtige Amt, zu welchem das Vertrauen des Monarchen ihn berufen hat, und worin das maͤch⸗ tige Interesse des Landes ihn erhalten wird, zu uͤbernehmen im Stande seyn werde.“
Seit der Krankheit des Praͤsidenten des Minister⸗Raths haben die diplomatischen Konferenzen ganz aufgehoͤrt und sind die Mittheilungen der fremden Gesandten an ihre Hoͤfe durch Couriere aͤußerst selten geworden.
Den neuesten Nachrichten aus den Departements zufolge, waren in Nantes bis zum 18. d. M. 3 Personen an der Cho⸗ lera gestorben, in Orleans bis zum 19. 3 erkrankt, in Amiens bis zu demselben Tage 75 erkrankt und 25 gestorben und in Rouen bis zum 19. 82 Kranke und 36 Todte. In Tours ist ein an der Cholera erkrankter Arbeiter gestorben. Im Depar⸗ tement der Oise waren vom Ausbruch der Krankheit bis zum 19. 241 erkrankt und 80 gestorben, in dem der Eure 16 erkrankt und 5 gestorben, in dem der Seine und Marne 280 erkrankt und 75 gestorben.
„Der Ausbruch der Cholera in Lyon hat sich bis jetzt noch nicht bestaͤtigt. Der Auotidienne zufolge, haͤtcen sich dage⸗ gen der Seuche in Laredo bei Santander in Spanien gezeigt.
Da die hiesige Stadtkasse sich geweigert hat, die ihr von dem Maire des neunten Bezirks, Herrn Croshier, im Namen der Herzoge von Berry uͤbersandten 1000 Fr. anzunehmen, so hat Herr Crosnier diese Summe dem Vicomte v. Chateaubriand zuruͤckstellen lassen.
Der Kommandant des Sardinischen Graͤnzpostens bei Pont⸗ de⸗Beauvoisin hat dem Polizei⸗Commissair des letzten Ortes an⸗ gezeigt, daß, hoͤheren Befehlen zufolge, alle aus dem Innern
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Frankreichs kommende Reisende nur dann in die Sardinischen
Staaten zugelassen werden sollen, wenn sie durch Certifikate be⸗
weisen koͤnnen, daß sie wenigstens sechs Tage in einer nicht infi⸗
cirten Gegend verweilt haben. Die Kabinets⸗Couriere, so wie
die mit der Post reisenden und Depeschen bei sich fuͤhrenden
sollen dagegen ungehindert uͤber die Graͤnze gelassen erden.
Der Assisenhof von Orleans hat einen gewissen Charbonneau, welcher wegen Theilnahme an der Chouannerie, des Komplotts 8* Umsturze der Regierung und der Aufreizung zum Buͤrger⸗ 1J der Vendée angeklagt war, zu ewiger Deportation ver⸗ urtheilt.
Das in Toulon eingelaufene Schiff, „der Persévérant“, . aus Algier folgende Nachrichten vom 8ten d. M. uͤber⸗ racht: „Am 6. April kamen zwoͤlf Haͤuptlinge der Beduinen, von einigen der Ihrigen begleitet, bei den Vorposten der - zoͤsischen Armee an und begehrten, dem kommandirenden Gene⸗ rale ihre Huldigung und ihre Geschenke darzubieten; die letztex. ten bestanden in Rindvieh, Wolle, Pelzwerk u. s. w. Der Herzog von Rovigo ließ die Haͤuptlinge vor sich kommen, em⸗ 8 pfing sie aufs Freundlichste, nahm ihre scenets entgegen, machte ihnen Gegengeschenke, schilderte ihnen die Macht des Königs von Frankreich und entließ dieselben sehr zufrieden, nachdem er sie uͤber⸗ zeugtzu haben glaubte, daß sie bei einem befreundeten Verhaͤltnisse mit Frankreich nur gewinnen koͤnnten. Der Anblick des Franzoͤsi⸗ schen Heeres und seiner Aütung schien besonders Eindruck auf sie gemacht zu haben. Kaum waren sie auf dem Heimwege, als andere Stammhaͤupter, die nse der ersteren, in dem Glau— ben, daß diese sich erboten haͤtten, den Franzosen als Fuͤhrer gegen sie zu dienen, sich in der Naͤhe des viereckigen Thurmes in einen Hinterhalt legten, um die Ruͤckkehrenden zu uͤberfallen; sie griffen auch wirklich unsere neuen Freunde an, verfolgten sie mit Ungestuͤm und pluͤnderten sie rein aus. Einige der Letzteren kehrten zu dem General Savary zuruͤck, um ihm ihr Ungluͤck zu klagen; dieser ließ sofort ein Bataillon und zwei Schwadronen in Eilmaͤrschen nach verschiedenen Richtungen abmarschiren. Die Infanterie stellte sich verdeckt neben dem viereckigen Thurm auf, waͤhrend die Kavallerie, die den Pluͤnderern hegegnete, sie nach diesem Orte hintrieb; hier fiel die Mehrzahl der Araber unter dem Feuer der Infanterie, die Entfliehenden wurden von der Reiterei niedergemacht; sogar Frauen und Kinder, die sich unter dem Haufen der Araber befanden, wurden erschlagen. Die Soldaten brachten viele Beute mit. Die Wenigen, welche dieser Niederlage entrannen, verdankten es der Schnelligkeit ihrer Pferde.“
— — Paris, 21. April. Die Cholera beschaͤftigt gegenwaͤrtig hier fast ausschließlich alle Einwohner⸗Klassen. Viele Personen sind der Meinung, daß auch die Angaben der zweiten berichtig⸗ ten Auflage der amtlichen Sterbelisten noch immer unter der Wirklichkeit der stattfindenden Todesfaͤlle stehen. Nimmt man aber auch diese Angaben als wahr an, so ergiebt sich aus dem Umstande, daß im Laufe des April zu Paris gewoͤhnlich nur 70 — 80 Personen sterben, immer noch hinlaͤng lich der Grad der Ausdehnung, den die Cholera hier gewonnen 8 Ohne irgend einen Theil der Hauptstadt gaͤnzlich zu verschonen, hat die Seuche doch bisher in den der Seine zunaͤchst befindlichen Straßen, so wie in den niedrig gelegenen Stadtvierteln, also auch im Fauborg St. Germain, endlich aber in den engen Straßen der Cité, die meisten Opfer und nicht selten ganze Familien hinweggerafft. Ueber⸗ haupt beschraͤnkte die Krankheit sich, wenn sie einmal in ein Haus ein⸗ gedrungen war, gewoͤhnlich nie auf ein einzelnes Individuum. Auch in den Umgebungen der Hauptstadt haust die Seuche fuͤrchterlich und bei weitem verheerender, als in dem noͤrdlichen Deutsch⸗ land und England, so daß man allerdings zu dem Glauben be⸗ rechtigt wird, sie nehme an Intensitaͤt in demselben Maße wie⸗ der zu, als sie sich vom Germanischen Norden nach den suͤd⸗ lichen Laͤndern wende, in welchem Falle dem mittaͤglichen Frank⸗ reich, so wie der Pyrenaͤischen und Italiaͤnischen Halbinsel, falls sie bis dorthin draͤnge, noch haͤrtere Pruͤfungen bevorstehen wuͤr⸗ den. Bei dem tiefen Eindrucke, den die Verwuͤstungen der Cholera hier hervorbringen, haben die Partei⸗Reibungen fuͤr einen Augenblick an Heftigkeit verloren. Die Deputirten sind bereits vor dem Schlusse der Session, aus Besorgniß fuͤr sich und die Ihrigen, in den Schoß ihrer Familien zuruͤckgekehrt, waͤhrend die Pairs, die fast saͤmmtlich in der Hauptstadt angesessen sind, diesen Umstand benutzt haben, um sich uͤber das Benehmen der Mitglieder der anderen Kammer in ziemlich scharfen Tadel zu ergießen. Will man in diesem Benehmen einen Mangel an morali⸗ schem Muth erkennen, so laͤßt sich allerdings nicht leugnen, daß die Deputirten sich dadurch in der Volks⸗Meinung geschadet ha⸗ ben. Die liberalen Oppositions⸗Blaͤtter werden auch gewiß nicht unterlassen, diese Stimmung zu unterhalten, um die jetzige mi⸗ nisterielle Majoritaͤt der Wahl⸗Kammer unpopulaͤr zu machen und sie auf diese Weise zu noͤthigen, sich, um ihren moralischen Einfluß auf das Volk wieder zu gewinnen, der Oppositions⸗ Partei zu naͤhern. Nachdem auch noch der Graf v. Argout, ohne Zweifel eines der thaͤtigsten Mitglieder des Conseils, von der herrschenden Seuche befallen worden, duͤrfte es fuͤr die Durch⸗ fuͤhrung des jetzigen Verwaltungs⸗Systems von hoher Wichtig⸗ keit seyn, daß entweder Herr C. Périer bald wieder die Ge⸗ schaͤfte uͤbernehme, oder daß irgend eine Modification des Mini⸗ steriums, wodurch das Wesen des jetzigen nicht veraͤndert wuͤrde, stattfinde; denn Alles deutet darauf hin, daß, wenn die Cholera auch zwischen den verschiedenen Parteien einen augenblickli⸗ chen Waffenstillstand herbeigefuͤhrt, sie doch keinesweges eine ei gentliche Annaͤherung unter ihnen befoͤrdert hat; daß vielmeh der Kampf wieder mit erneuten Kraͤften beginnen wird, sobal erst der vorherrschende Eindruck der Seuche aufgehoͤrt hat.
1 Großbritanien und Irlan “ Eru8 London, 20. April. Eben so wie das Unterhaus hat auch das Oberhaus vorgestern bis zum 7. Mai .en 1-S
Der Globe schmeichelt sich, daß von den 56 Pairs, welch durch Bevollmaͤchtigte fuͤr die zweite Lesung der Englischen R