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8 —* am,
Doctrinäire bald das gehaͤssigste Schimpfwort. Ein Doctri⸗ naire war noch um einen Grad schlimmer, als ein Aristokrat, ein Ultra, ein Chouan, ein Jesuit u. s. w., und ich habe ganz vernuͤnftige Leute sagen hoͤren: „Sie nennen; diesen Mann einen Jesuiten? Er ist schlimmer, als das, er ist ein Doctrinair.“ Die Doctrinairs sind unsern Bousingots (Republikanern) das, was die. Girondisten den Hebertisten waren. Am Ende sind die Maͤnner, welche man Doctrinairs nennt, politische Metaphpsiker, Hwenn Sie so wollen; aber sie sind kenntnißreiche Maͤnner und * gewissenhafte und aufrüchtige Freunde der Freiheit. Es ist moͤg⸗ lich, daß sie zum Denken mehr geeignet sind, als zum Handeln, und daß es ihnen an Erfahrung abgeht, da sie die meiste Zeit ihres Lebens in ihrem Studier ⸗Zimmer zugebracht haben; es „waͤre aber ungerecht, ihnen den Muth abzusprechen, weil 92 Verstand und. Vorsicht haben. Royer⸗Collard, von 7 Wahl⸗
Koöollegien zugleich erwaͤhlt, und Praͤsident der Kammer, war der,
Verfasser der boruͤhmten Adressen der 221. Guizot schrieb mit⸗
ten unter den Kugeln und Käͤrtaͤtschen, welche um das Haus V Puyraveau's herumflogen, wo die 20 Deputirte per⸗
Audry de sammelt waren, die Protestation gegen die Juli⸗Ordonnanzen, welche sie unterzeichgeten. Alle die Deputirten, die zu den Doctrinairs gehoͤrten, eilten, Ludwig Philipp den Eid der. Treue zu schwoͤren, und mehrere von ihnen traten in das Ka⸗ binet, ehe Karl X. noch Rambouillet verlassen hatte. begreiflich zu finden, daß die Doctrinairs der Juli⸗Revolution ergeden sind, was auch die revaglutionnairen Hanswurste sagen moͤgen, duͤxfen Sie sich nur zrinnern, wie sehr Dupin noch vor wenigen Monateg veshaßt war, der in diesem Augenblicke das Orakel der Liberalen ist. Dupin hat sich behartlich geweigert, in das Ministerium zu treten. Der Grund davon ist, daß er den Marschall Soult daraus zu entfernen und die Herren Be⸗ venger und Bignon mit sich hineinzubringen wunscht. Herren bilden die Mittelpartei zwischen den sogenannten Doc⸗ trinairs und der aͤußersten Linken; außer ihnen bleiben nur noch die Herren von dem comple rendu. praͤsentativen Regierung ein Ministerium gewoͤhnlich von kurzer Dauer ist, so häͤtte der compfe rendu, sobald Dupin an die Spitze traͤte, nur noch eine Barrière zu uͤberwinden, um zu der Gewalt zuf gelangen, waͤhrend gegenwartig ihnen noch zwei ent⸗ gegenstehen. Nach dem Ministerium Soults wird das Ministe⸗ rium Dupins kommen; aber alles dies bedarf Zeit und die Zeit verschlingt Alles. Die Privat⸗Absicht Dupins ist, Praͤsident der, Kammer zu werden, und dies kann ihm nicht fehlen, * da alle Pakteien ihn unterstuͤtzen. Von den sieben Mini⸗ stern, welche die gegenwaͤrtige Verwaltung bilden, gehoͤren drei zu der Partei der Doctrinaires, naͤmlich der Herzog von Broglie, Guizot und Humann, den Royer⸗Collard immer vor⸗ zuschieben suchte, und den ich als den hellsten Kopf der Kam⸗ „mer habe ruͤhmen hoͤren. Der Herzog von Broglie ist ein Mann von großem Vermoͤgen, er hat etwas Vornehmes in seinen Ma⸗ nieren, obwohl er etwas darin sucht, seine Toilette zu vernach⸗ ssigen. Ex ist ein liberaler großer Herr, wohl unterrichtet, sehr sleißig, aber mit zu wenig Welt⸗Erfahrung. Er ist ein Mann der Theorie, und nicht des praktischen Lebens. Seine Frau, die Tochter der beruͤhmten Frau, von Staül, die sich durch ihre Froͤm⸗ migkeit auszeichnet und die evangelische Partei rifrig unterstuͤtzt, uͤbt einen gkoßen Einfluß uͤber ihn. Der Herzog von Broglie druͤckt sich mit Eleganz aus, und er gehoͤrt zu unsern besten Scheiftstellern. Seine Wahl wird den fremden Kabinetten an⸗ genehm seyn, obwohl er entschloͤssen ist, die Wuͤrde und das An⸗ sehn Frankreichs und die Inli⸗Revolution kraftvoll zu vertheidigen.
Vor vielen Jahren bildete er in seinem Hause eine Gesellschaft und in der Pairs⸗Kammer stand Humann, der Sohn
von Freunden der Presse, in er immer an der Spitze der Opposition. 1 niederer Eltern, ist ein Mann von festem und schroffem Cha⸗ raͤkter.
dasß Budget aus. Er wird viele Unterstuͤtzung in der Kammer finden, und seine Ernennung wird besonders bei den Kapitalisten vielen Beisall finden. Von Guizot kann ich Ihnen wenig sa⸗ gen, was Sie nicht bereits wissen werden. Sie werden sich er⸗ innern, daß er Unter⸗Staats⸗Secretair mit Decazes und nach der Juli-Revolution Minister des Innern war. Er ist viel⸗
leicht der Mann von dem groͤßten rednerischen Talente, den wir
besitzen, und man kann ihm nur den Vorwurf machen, daß er seine Metaphysik etwas zu sehr zun Schau trägt. Er ist der erste Schuͤler Royer⸗Collard's, ein Mann von wahrem Werthe und von Muth; kein Wunder, daß er den Parteimenschen ver⸗ haßt ist. — Das Geschrei der Journale gegen die Doctrinaire beginnt uͤbrigens schon nachzulassen. Ein junger Adept der mini⸗ steriellen Schule wurde neulich gefragt, was ein Doctrinaire sei? Er antwortete: „Es ist ein stolzes und abstraktes Wesen.“ Diese Antwort ist nicht ohne Wahrheit,“ üö“
Niederlande.
Aus dem Haag, 8. Nov. Nachrichten aus Dortrecht zufolge, werden die Einschiffungen und Absendungen von aller⸗ E banc Beduͤrfnissen fuͤr die Verproviantirung der Citadelle von ntwerpen eifrig fortgesetzt. Da das Mehl auf allzu lange Zeit nicht gut zu erhalten ist, so ist auch ungemahlenes Getreide mit den noͤthigen Handmuͤhlen dahin gesandt worden, damit die Garnison selbst sich dasselbe nach Maßgabe des Beduͤrfnisses mahlen koͤnne. 1
Das Journal de la Hape enthaͤlt folgende Privat⸗Kor⸗ respondenz aus Paris vom 5ten d.: „Ich habe Ihnen gestern angezeigt, daß Rußland sich von der Londoner Konferenz zuruͤck⸗ gezogen hat. Nachstehend theile ich Ihnen die Art und Weise mit, in welcher dieser Entschluß den uͤbrigen Bevollmaͤchtigten der verbuͤndeten Hoͤfe mitgetheilt worden ist: „„Die Bevoll⸗ maͤchtigten Rußlands handeln den direkten Instructionen des Kaisers, ihres Herrn, gemaͤß, indem sie nachstehende Erklaͤrung abgeben. — Die Annahme von Zwangs⸗Maßregeln, welche Frankreich und Großbritanien entschlossen sind, gegen Holland zu ergreifen, versetzen die Bevollmaͤchtigten Rußlands, kraft der Instructionen, mit welchen sie versehen sind, und welche die Bevollmäaͤchtigten der verbuͤndeten Hoͤfe bereits kennen, in die Nothwendigkeit, sich von der. Konferenz zuruͤckzuzie⸗ hen. Sie werden ihrem Hofe unverzuͤglich einen Bericht uͤber die wichtigen Umstaͤnde zusenden, die, indem sie den Cha⸗ rakter einer friedlichen Vermittelung, an welcher Theil zu neh⸗ men sie aufgefordert worden waren, aͤndern, ihnen nicht mehr ge⸗ statten, sich den Arbeiten ihrer Kollegen zuzugesellen. Indem sie so ihre Theilnahme an den Arbeiten der Konferenz suspendiren, erwarten sie in Bezug auf die wichtigen Umstaͤnde, welche ihnen die gegenwaͤrtige Erklaͤrung zur Pflicht gemacht haben, die fer⸗ nerweitige Bestimmung ihres Hofes.““
Dasselbe Blatt giebt nachstehenden Auszug eines Schrei⸗ bens aus Schweden: gg brauche Ihnen nicht zu sagen, mit welchem Interesse wir ersahren haben, daß Alt⸗Niederland fort⸗ Ahrt, Gesinnungen an den Tag zu legen, welche seiner Lage ge⸗
Um es
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Da aber unter einer re-⸗
Er hat es zu einem großen Vermoͤgen gebracht, und in der Kammer zeichnete er sich stets bei den Verhanblungen uͤber
ziemen, und ihm neue vin eauehh auf so wohl verdienten Ruhm und auf die Dankbarkeit aller Gutgesinnten geben. Moͤge das Ende gluͤcklich seyn. Unsere Urenkel werden unsere Lobspruͤche wiederholen, und Die unparteiische Geschichte wird Ihrem Köͤ⸗ nige und Ihrem Lande, so wie Denen Gerechtigkeit widerfahren kassen, die Ihr Vaterland zwingen, eine den Gruͤndern seiner Unabhaͤngigkeit wuͤrdige Energie zu vigen.²5 88 Mit Bewilligung des Kriegs⸗Ministeriums und des Ma⸗ gistrats von Groͤningen haben die freiwilligen Groͤninger Jaͤger ihrem am 11. August v. J. in Bautersem im Kampfe fuͤr das Vaterland gefallenen Obersten van Valkenburg in der vorigen Woche auf dem dortigen Kirchhose ein marmornes Denkmal er⸗ richten lassen. Der Koͤnigl. Jacht⸗Klubb in London hat (wie bereits er⸗ waͤhnt) die Herren van Zuylen, Verstolk van Soelen, Fagel und Dedel zu Ehren⸗Mitgliedern ernannt. In den diesen Herren zugeferttgten Patenten heißzt es woͤrtlich: „Als ein Beweis der Hochachtung fuͤr Ew. Excellenz Person und Vaterland.“ Unter den vierzig Offizieren des Belgischen Generalstabs befinden sich 30 Franzosen, 6 Polen und nur 4 Belgier.
4 Belgienn. — Bruͤssel, 8. Nov. Der Koͤnig wird am 13ten d. M. Mittags um 1 Uhr die Kammern in Person eroͤffnen. Die Koͤ⸗ nigen wird dieser Feierlichkeit beiwohnen. 8 8 “ neuen⸗Wahlen zur Besetzung der Stellen in der Re⸗ praͤsentanten⸗Kammer, welche durch die Ernennungen bei der muͤen Gerichts⸗Organisation erledigt waren, sind fast saͤmmtlich im Sinne der katholischen Partei ausgefallen. General Desprez ist gestern, nachdem er kurz vorher noch eine Audienz beim Koͤnige gehabt, nach Löwen abgegangen. * Herr Ludlow, der Secretair des Baron Stockmar, ist vor⸗ eFestern ut Depeschen nach London zuruͤckgereist. Herr von Tallenay (nicht Talleyrand, wie fast alle Blaͤtter ihn nennen), erster Secretair bei der hiesigen Franzoͤsischen Ge⸗
sandtschaft, ist gestern mit Depeschen von Paris in Bruͤssel ein⸗ getroffen. 1“
Der hiesige Courrier enthaͤlt eine Nachschrift folgenden Inhalts: „Wir erhalten uͤber Antwerpen aus Holland die Nach⸗ richt, daß die dortige Regierung den Befehl ertheilt hat, daß kein Schiff der Kriegs⸗Marine mehr in See gehen soll. Die Englischen und Franzoͤsischen Gesandtschaften werden am kuͤnfti⸗ gen Donnerstag den Haag verlassen.“ .
1 Aus Valenciennes schreibt man vom 5ten d.: „Nach den neuen vom Kriegs⸗Minister getroffenen Dispositionen, ist die Zusammensetzung der Nord⸗Armee nun definitiv auf folgende Weise angeordnet: Avant⸗Garde: Se. K. H. der Herzog von Orleans. 00stes leichtes, Istes Husaren“’, Istes Lanciers⸗ Regiment. 1ste Division: General⸗Lieutenant Sebastiani. iste Brigade, General Harlet: 11tes leichtes, 5tes Linien⸗Regi⸗ ment. 2te Brigade, General Rumigny: Stes und 19tes Linien⸗ Regiment. — 2te Division: General⸗Lieutenant Achard. 1ste Brigade, General v. Castellane: 8tes leichtes, 12tes Linien⸗Re⸗ giment. 2te Brigade, General Voirol: 22stes und 39stes Linten⸗ Regiment. — 3Zte Division: General⸗Lieutenant Jamin. Brigade, General Zoͤpfelt: t9tes leichtes, 18tes Linien⸗Regiment. 2te Brigade, General George: 52stes und 58stes Linien⸗Regi⸗ ment. — ùte Division: General⸗Lieutenant Fabre. 1ste Brigade, General Rapatel: 2te Brigade, General von Hincourt: 6istes und 65stes Linien⸗ Regiment. Brigade des Generals Lavoestine: 7tes und Stes Jaͤger⸗Regiment zu Pferde. — Brigade des Generals Si⸗ monneau: 4tes Jaͤger⸗Regiment zu Pferde und 5tes Husaren⸗ Regiment. — Divistion des General⸗Lieutenants De⸗ jean: 1ste Brigade, General von Rigny: 2tes Husaren⸗ und ;stes Jaͤger⸗Regiment zu Pferde. 2te Brigade, General La— tour⸗Maubourg: 5tes und 10tes Dragoner⸗Regiment. — Di⸗ vision des General⸗Lieutenants Gentil von St. Al⸗ phonse. 1ste Brigade, General Villatte: 1stes und 3tes Kuͤ⸗ rassier⸗Regiment. G 1 Kuͤrassier⸗Regiment. — ⸗Eine dem Marschall Gérard von Lille zugegangene telegraphifche Depesche zeigt die foͤrmliche Weige⸗ rung des Koͤnigs von Holland an, den letzten Vorschlaͤgen seine Zustimmung zu ertheilen. Demzufolge sind Befehle gegeben worden, die Thaͤtigkeit bei den vorbereitenden Arbeiten zur Be⸗ lagerung der Citadelle von Antwerpen zu verdoppeln. Man schifft eine große Anzahl Bomben, Kanonen von schwerem Ka⸗ liber und Laffetten ein. Zwei Compagnieen des 12ten Linien⸗ Regiments sind zur Verfuͤgung des Bataillons⸗Chef der Inge⸗ nieure gestellt worden, um Faschinen und Schanzkoͤrbe anzufer⸗ tigen.“ Antwerpen, 7. Nov. Das vor einigen Tagen von der Regierung ertheilte Versprechen, den Einwohnern von Antwer⸗ pen jedenfalls eine fernerweitige Benachrichtigung zu geben, scheint in der heute hier erschienenen nachstehenden Proclama⸗ tion seine Loͤsung erhalten zu haben: 1 „Der Oberst und erste Platz⸗Kommandant beeilt sich, seine Mitbuͤrger, welche die Stadt und das Weichbild von Antwerpen bewohnen, zu benachrichtigen, daß, da der Koͤnig von Holland sich geweigert hat, die Theile unsers Gebietes zu raͤumen, welche noch von seinen Truppen besetzt sind, in sehr kurzer Zeit von Seiten der Regierungen Englands und Frankreichs zu Gewalts⸗ Maßregeln geschritten werden wird, um ihn dazu zu zwingen. — Wenn am 15. dieses Monats die ersten gegen den Hol⸗ laͤndischen Handel gerichteten Demonstrationen kein Resul⸗ tat herbeigefuͤhrt haben, so wird Gewalt angewendet wer⸗ den. Da alsdann die Citaͤdelle einer der Haupt⸗Punkte ist, gegen welche die ersten Angriffe gerichtet werden duͤrften, so wird die Regierung alle in ihrer Macht stehenden Maßregeln ergreifen, um dem Feinde jeden Vorwand zu nehmen, eine fried⸗ liche Bevoͤlkerung dem Drangsale des Krieges auszusetzen. — Da aber fuͤr den Widerstand, den ein in der Wahl seiner Mit⸗ tel wenig gewissenhafter Feind entwickeln koͤnnte, nicht einzu⸗ stehen ist, so werden die Einwohner der Stadt und des Weich⸗ bildes aufgefordert, diejenigen Vorsichts⸗Maßregeln zu ergreifen, welche unter diesen schwierigen Umstaͤnden die Sicherheit ihrer Personen und ihres Eigenthumes erheischen. — Antwerpen, den 7. Nvv. 1832. (gez.) Buzen.“
8 Deutschland. 8
Muͤnchen, 7. Nov. Se. Mafestaͤt der Koͤnig haben fol⸗ gendes Allerhoͤchste Handschreiben an den ersten Buͤrgermeister von Augsburg erlassen: „Herr Buͤrgermeister Barth! Sie haben mir in dem Schreiben des Magistrats und der Gemeinde⸗Bevoll⸗ maͤchtigten von Augsburg einen angenehmen Beweis vorgelegt, daß die Gesinnungen der Treue und Anhaͤnglichkeit, welche ich stets in Augsburgs Buͤrgern zu schaͤtzen so manche Veranlassung faͤnd, unerschuͤttert und in lebendiger Kraft fortbestehen. Ich danke meinen guten Augsburgern fuͤr die bewiesene Theilnahme an etnem fuͤr mein Koͤnigliches Haus so freudigen Ereigniß, und
lste oder Trompetenstoß angekuͤndigt worden; erst scharf gefeuert werden, wenn, eine letzte Warnung) zwei anfeinander gefolgte blinde Schuͤffe ergangen seyn 7tes und 25stes Linien⸗Regiment.
2te Brigade, General Gusler: 9tes und 10tes Tumulten.
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wuͤnsche, daß dadurch auch die lebendige Verbindung der Augusta mit der Levante von Neuem begruͤndet werde. — chen, den 3. November 1832. Ihr wohlgewogener Koͤnig Ludwig. Se. Majestaͤr der Koͤnig wurde am 3ten d. von einem ten Halszuͤbel befallen, befindet sich aber wieder auf dem P der Besserung. 1 18 Die Deputation, welche von Seiten der Stadt Augs⸗ nach Muͤnchen reisen soll, um Se. Majestaͤt den Koͤnig zu ten, erstere Stadt als Residenz fuͤr Se. Königl. Hoheit Kronprinzen zu bestimmen, wird, dem Veknehmen nach, aus Buͤrgermeister Kremer, dem Magistrats⸗Rathe Heinrich und Gemeinde⸗Bevollmaͤchtigten r. Dingler und Meier bestehen Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz hat das alte E Hohenschwangau, welches derselbe schon fruͤher mit großem N gefallen auf seinen Gebirgsreisen durch das Vaterland besat gekauft, und will es in alterthuͤmlichem Style herstellen Ich Das Schloß steht hoch auf einem Felsenruͤcken an der Gm Tyrols, unweit der Stadt Fuͤßen am Lech. Hinter demse liegt ig einem tiefen Felsenkessel der Salblingsee, an dem und rauhen Fuße des. Salbling. . Die Griechische Angelegenheit ist noch immer der C stand des allgemeinsten Interesses. Die Anwerbungen gemwe nun einen bessern Fortgang. Admiral Miaulis benimmt sich großer Wuͤrde, und soll dem Koͤnig freimuͤthige Berichtee tet haben, die gut aufgenommen wurden, Natuͤrlich werden Borichte eines so ausgezeichneten und erfahrnen Mannes großem Interesse, und der Sache selbst hoͤchst gedeihlich Dem Vernehmen nach, wird der verdienstvolle Ministeriq v. Greiner Lin welcher Eigenschaft, ist nicht bekannt) sich! Griechenland begeben. Verschiedene Geruͤchte cirkuliren, wo aber die meisten sehr der Bestaͤtigung beduͤrfen. So will wissen, daß vor der Hand Herr v. Heidegger nicht nach 0 chenland gehen, sondern das Kommando daselbst einstweile die Haͤnde eines andern Generals gelegt werden soll. Hofrath Oken hatte bekanntlich die Bitte um Zur üscknee seiner Versetzung nach Erlangen eingelegt, und dabei besone⸗ hervorgehoben, daß die Fortsetzung seiner literarischen Gesche darunter leiden wuͤrde. Auch der Senat hatte, dem Vermehm nach, eine Vorstellung in dieser Sache eingereicht. Diese Schn scheinen jedoch keine Aenderung in der Entscheidung herbe fuͤhrt zu haben, da Herr Oken heute seine Professur niez legt hat. 8 3 Frankfurt a. M., 7. Nov. Das in unserer gesetz⸗ den Versammlung am 20. Okt. angenommene Aufruhr’⸗ ist folgenden wesentlichen Inhalts: „Bei jeder, gegen die ziehung der Gesetze, gegen oͤffentliche oder Privat⸗Personen gegen das Eigenthum gerichteten Zusammenrottung sollen Polizei⸗Beamten die versammelte Menge zum Auseinanderg auffordern; falls dies erfolglos bleibt, soll, nach Einholung Befehle des aͤlteren Buͤrgermeisters, und nachdem eine M derung, worin mit Anwendung der Waffen Gewalt gedroht!
dreimal erlassen worden, die Menge mit Gewalt auseinan getrieben werden. Der volle Gebrauch der Waffen darft
erst dann eintreten, wenn solcher vorher durch Trommels namentlich darf“
Gewaltsame Angriffe auf Wachen und Patrouillen duͤrfm vollem Gebrauche der Waffen abgewehrt werden. Wenn, 1
dieser Maßregeln, die Zusammenrottungen in foͤrmlichen Am
ausarten, ward der Senat das Tumult⸗Mandat ergehen sa mit dessen Bekanntmachung geschaͤrfte polizeiliche Maßregessn
Verhuͤtung und Unterdruͤckung der Unruhen eintreten. Der nat hat aber in den naͤchsten 24 Stunden nach Publicanon Tumult⸗Mandats dte gesetzgebende Versammlung davon in Ke niß zu setzen, welche uͤber dessen Dauer zu entscheiden hat.“
Ein in der Sitzung vom 24. Okt. ebenfalls angenommenes Gesetz bestimmt die Strafen fuͤr die Theilnehmer an oͤsfente 1 Sie wechseln von sechsjaͤhriger Zuchthaus⸗ n sechswoͤchentlicher Gefaͤngnißstrafe herab, vorbehaltlich der 2 fen, die fuͤr etwanige, von den Tumukruanten begangene, s rere peinliche Verbrechen bestehen. 8 Unter der Ueberschrift: „Eine Unklugheit“, enthilt Journal de Francfort Folgendes: „Die „Constitutiol, 1830„ eine Zeitung dritten Ranges, aber nichts desto wen ein ministerielles Blatt, hat eine von jenen Aeußerungen g. die man gern zuruͤcknehmen moͤchte, aber nicht ztleruͤckm kann. Sie behauptet, daß die beabsichtigte Expedition; Antwerpen nicht bloß die Uebergabe der Citadelle dieser 6 sondern zugleich die Bekaͤmpfung des alten Régimen zum; habe. Hiernach waͤre es ein Krieg der Propaganda, den reich begoͤnne, und der Artikel des ministeriellen Journalzs ein dem gesammten Europa hingeworfener Fehdehandschuhe soll man hiervon denken? Gewiß nichts anderes, als z „Constitution von 1830“ nicht weiß, was sie spricht. R eine Uaklugheit bei einem mittelmaͤßigen Schriftsteller, als” großen politischen Mißgriff von Seiten aufgeklaͤrter Staat ner voraussetzen. Auch nehmen wir keinen Augenblick Ans die Franzoͤsische Regierung von jeder Theilnahme an sjener! tesken und barocken Herausforderung freizusprechen.“ Luxemburg, 7. Nov. Im hiesigen Journal man: „In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend kam Gendarm der Brigade von Frisange durch das Dorf Hele Als ihm an der Barrière der Einnehmer das Chausseegel forderte, hielt er ihm die Pistole vor und drohte, Feuer i ben, wenn er nicht ohne Weiteres durchgelassen wuͤrde. Einnehmer sah sich genoͤthigt, nachzugeben. Kaum einige Sch geritten, ftaͤrze⸗ der Gendarm mit dem Pferde und schrie um Huͤlfe. Der Einnehmer, der einige Augenblick vorh uhverantwortlich behandelt worden war, eilte nichts destowe hinzu und half ihm wieder sein Pferd besteigen. Es s also, daß die Belgischen Gendarmen fortfahren, sich im stue schen Rayon der Festung zu zeigen, trotz des ausdruͤckle dieser Beziehung erlassenen Verbotes⸗”“. 2 Schweiz. 11u 8 1 Schaffhausen, 6. Nov. Der hiesige Korrespongl benteg 1e g ang g melden die wahrscheinliche Zusan berufung einer außerordentlichen Tagsatzung auf den 10. bis zu welchem Zeitpunkte die Bundes⸗ evisions⸗Kommissol Arbeiten beendiget zu haben hoffe. Unter den Mitgliedem ser Kommission, melden die naͤmlichen Berichte, herrsch groͤßte Eintracht und Uebereinstimmung in den Ansichten, ihre Verrichtungen gingen mit einer kaum erwarteten Sch keit von statten.“ hn — Die Baseler Zeitung außert: „Man erinnert sie 1 daß, aller Verwahrungen und Befehle der Tagsatzung rum die Liestaler ihre Verfassung dennoch beschwoͤren ließen, wohl wußten, daß die Dundes⸗Pehoͤrde kein« kraͤftigen
vm ihre Schoßkinder
86 un
Scho vornehmen werde. Es ist ferner bekannt, ß zur Eidesleistung bei hohen Geldstrafen geboten wurde, und sman die Nichterscheinenden Unter der Hand noch mit viel ergerem bedrohte. Dessenungeachtet hatte die Sache den ge⸗ nschten Erfolg nicht, denn viele hielten den Eid fuͤr eine wissenssache, zu welcher man nicht gezwungen werden koͤnne, wenigsten von einer Regierung, welche nur dem Meineider d der Empoͤrung ihre Existenz verdankt. Die Terroristen ließen daher am 24. Okt. ein Dekret, womit sie jeden Nichr⸗ hwoͤrenden des Aktivbuͤrgerrechts verlustig erklaͤren, wie Leute, sche sich eine infamirende Strafe zugezogen haben. Auf den sten wurden die Buͤrger der zweifelhaften Gemeinden und die iher Nichterschienenen nach Liestal eingeladen, wo sich etwa — 400 in der Kirche sammelten. Hug und Blarer verlasen Gesetze und Eidesformeln und ermahnten zum Nachsprechen selben; da trat aber ein junger Mann vor und erklaͤrte fuͤr h und viele Gleichgesinnte: dem sie die Verfassung von keine andere anerkennten; g zum Eid zwingen wolle, so koͤnne es nur mit valt geschehen, aber ein gezwungener Eid sey Gott b. Viele Stimmen riefen Beifall. Hug wollte den Spre⸗ r durch Landjaͤger verhaften lassen, diese wurden aber zuruͤck⸗ raͤngt und die Menge verlangte, man solle sie alle verhaften, lsie die gleichen Gesinnungen hegen. Hierauf erklaͤrte Hug, an wolle Niemand zwingen, wer nicht schwoͤren wolle, moͤge Kirche verlassen; allein die Versammelten blieben, sprachen hhaft unter einander, so daß man von der neuerdings abgele⸗ en Formel beinahe nichts verstehen konnte und der Eid nur n Wenigen geleistet wurde.
CCCe n. Se. Heiligkeit ist aus dem Quirinal nach
Basel haͤtten
Regie⸗
angenommen wenn die Liestaler
Rom, 31. Okt. Vatikan gezogen.
Portugal.
Der Albion enthaͤlt nachstehendes Schreiben aus issabon in 19. Hkt.: „Seit der Abreise Dom Miguels ist hier Alles hig. Die oͤffentliche Neugierde wird ausschließlich durch die in der Armee zu erwartenden Nachrichten in Anspruch genom⸗ in. Die Ernennung des Herzogs von Cadaval findet allge⸗ inen Beifall. Jedermann laͤßt seinen Talenten Gerechtigkeit dafaͤhren, und die royalistische Sache kann durch seine Beru⸗ wzu einem so wichtigen Posten nur gewinnen. — Eine Ab⸗ sung Englaͤnder in Dom Pedro's Diensten, die am 19ten M. von Porto desertirt waͤren, sandten dem General, welcher sere Vorposten kommandirte, folgendes Schreiben:
„„Cw. Excellenz! Von England nach Porto gekommen,
dem Kaiser Dom Pedro zu dienen, finden wir, daß der jenst bei Sr. Majestaͤt uns nicht zusagt; wir haben daher die tadt in der Absicht verlassen, uns den Portugiesischen Behoͤr⸗ n zu ergeben und ihren Schutz in Anspruch zu nehmen.
(gez.) Thomas Edgecumbe.““
„Diese Englaͤnder wurden als Gefangene nach Lissabon ge⸗ acht, auf das Verlangen des Herrn Hoppner aber sogleich in eiheit gesetzt. — Dom Miguel ist im Ganzen von seinen Ge⸗ alen und von seinen Ministern schlecht bedient worden. Ihre üchlaͤssigkeit war daran Schuld, daß Dom Pedro in Porto nden konnte, und ihre Unthaͤtigkeit und Mangel an Energie hihm drei Monate Zeit, sich daselbst zu befestigen. Wenn te die Unfaͤhigkeit fast aller unserer Mintster allgemein bekannt axe, so wuüͤrde man versucht seyn, sie des absichtlichen Verraths zuklagen. So erzäͤhlt man sich 3. B., daß der Sturm auf orto am 29sten v. M. hauptseaͤchlich dadurch mißgluͤckt sey, daß rKriegs⸗Minister, Graf San Lorenzo, ein Regiment mit i neuen Unisormen, die bisher Niemand in der Armee sannt, nach Porto gesandt habe Dieses Regiment sey am September vor Porto angekommen, ohne daß der uͤbrige eildes Heeres davon in Kenntniß gesetzt, oder mit der Uni⸗ im der neuen Ankoͤmmlinge bekannt gemacht worden waͤre. ie Freiwilligen von Arganil, welche einen e rfolgreichen Angriff machg hatten, sollten von dem obenerwaͤhnten Regimente un⸗ stuͤtt werden, hielten dasselbe aber der fremdartigen Kleidung lber für Truppen Dom Pedro's, glaubten sich umzingelt, und riethen so in eine Verwirrung, welche von dem Feinde mit lück benutzt wurde. — Dom zmmtheit versichert, eine 5proc. Anleihe von 1,600,000 Pfund ter'ing zum Course von 69 pCt. mit drei⸗ useen in London, Paris und Amsterdam abgeschlossen.“
Griechenland.
der Griechische Moniteur mation des Präsidenten der National⸗Versammlung, in Bezug deren Vertagung:
Durch ihre Proclamation vom 20. Juli hatte die Versamm⸗ ng das gesammete Griechenland von den wichtigsten Gegenstaͤnden Kanntniß gesetzt, denen sie ihre Arbeiten zu widmen gedachte. re ersten Handlungen, die dem allgemeinen Wunsche und der wartang der Griechischen Nation vollkommen entsprachen, recht⸗ tigten das Vertrauen, mit dem das Volk seine Bevollmaͤchtigten bit hatte. Verschiedene Ereignisse, die sich unmoͤglich vorhexsehen sen, setzten der Vollendung der Arbeiten des Kongresses unuber ggliche Hindernisse entgegen. In einem solchen Falle und in Betracht, gzur Abfassung der detinitiven Constitution, des Hauptgegenstan⸗ ereinmuͤthigen Wuͤnsche des Griechischen Volkes, die Gegen⸗ hne Mitwirkung der Koͤnigl. Autoritaäͤt unumgänglich noth⸗ ndig ist, hat die Versammlung ihre Arbeiten bis zur Ankunft der 9 Heicrung in Griechenland vertagt, die, nach den letzten of— ear Mittheilungen der Londoner Konferenz und Sr. Maj. des 89 von Bayern, nicht lange mehr ausbleiben kann. So kehren e bevollmaͤchtigten Repraͤsentanten der Nation nach Hause ic, doch nur fuͤr einige Zeit, und in der Absicht und Hofsnung, wieder zuruͤckzukommen, um das große Werk, womit sie beauf⸗ sind, mit Beruͤcksichtigung der kostbarsten Interessen der Na⸗ 99 beendigen. Nauplia, 20 Aug. (1. Sept.) 1842.
räsident Panuzo Notaras. Der Secretair A. Polizoidis.“ scverner enthaͤlt das erwaͤhnte Blatt eine von 63 Bevoll⸗ hen an das Panhellenion (das gesammte Griechenland) nchtete und von dem Praͤsidenten selbst unterzeichnete Erklaͤ⸗ 6 in welcher sie von ihren Arbeiten Rechenschaft geben, . ihr Benehmen zu rechtfertigen, theils um der Nation tel gen zu bezeichnen, welche sie als die Urheber so vieler nal, und namentlich als die Anstifter der Auflösung der Na⸗ gcee ersammlung betrachten. Aus dem Schlusse dieser merk⸗ 878 Erklaͤrung heben wir Folgendes aus:
üim be2” (22.) August beschäaͤftigte sich der Kongreß mit der gecetzlich provisorischen Regierung, besonders in Betracht der mlungen Handlungen der sogenannten „fuͤnften National⸗Ver⸗ gaf eenmail er Praͤsident hatte die Sitzung bereits aufgehoben,
einmal ein Soldaten⸗Haufen, der von den Fahnen des Ge⸗
riezotti dersertirt war, und unter Anfuaͤhrung der Offiziere nd, ondouti und Koutzos sein Auartier in Aria (eine halbe vnde von Mauplla) aufgeschlagen hatte, den Bersammlungs⸗Saal
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Miguel hat, wie man mit Be⸗
sie wuͤrden den Eid nicht leisten,
ein Korb, darin eine großen Handlungs⸗ Bogen hockt, waͤhrend
V ses,
Maͤnnern zusammengefunden hatte,
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8 1 Von Begas selbst finden wir
enthaͤlt nachstehende Pro— Art, einen Schleler bogenfoͤrmig uͤber dem
Beweis von des
umringte, laͤrmend unter die Bevollmaͤchtigten stuͤrzt und, in Ge⸗ meinschaft mit einigen Soldaten von der Cchug anzehe “ ses, dieselben mit dem Tode bedrohte, sie beraubte, und zuletzt mehrere Mitglieder nebst dem Praͤsidenten nach Aria schleppte, wo man sie meh⸗ rere Tage als Gefangene behielt. Indessen war diese rohe Soldateska nichts als dad Werkzeug einiger Hoͤheren, von denen sie zu ihren Plaͤnen benutzt wurde. Einige Tage vorher hatten dieselben Mili tairs ihren ruͤckstaͤndigen Sold von der Regierung verlangt, die ih⸗ nen denselben bis zu einem bestimmten Zeitpunkte auszuzahlen ver⸗ sorach. Diese Frist war jetzt abgelaufen, und die Soldaten schickten zur Empfang nahme des Geldes eine Deputation nach der Hauptstadt, welche, nach ihrem eigenen Göstaͤndnisse, von einigen Regierungs⸗ Mitgliedern die Antwort erhielt: da sie nicht gewiß waͤren, ob man sie bei der Verwaltungs⸗Kommisston belassen wuͤrde, so seyen sie eben dadurch auch ihres gegebenen Versprechens enthoben; die Soldaten moͤchten sich jetzt nur an die National⸗Versammlung wenden, die sich mit Zusammensetzung einer neuen Regierung beschaͤftige. Waͤre ein solcher Bescheid auch nicht in treuloser Absicht ertheilt worden,
so mußte er doch auf jeden Fall die Soldaten aufreizen, die sich
beinahe von allen Beduͤrfnissen entbloͤßt sahen, und somit ihr ge⸗ ringes Guthaben mit Schmerzen erwarteten. Allein mehrere Um⸗ staͤnde berechtigen zu dem Verdachte einer laͤngst angesponnenen hoͤl⸗ lischen Intrigue, welche die Aufloͤsung der National⸗Versammlung zum Zwecke hatte. Schließlich berufen sich die Mitglieder, in Nuͤck⸗ sicht auf ihre Verdienste um den Staat, an das ganze Volk, und protestiren vor diesem, vor dem nouen Koͤnige und vor der ganzen civilisirten Welt gegen diejenigen, welche das ungluͤckliche Griechen⸗ land bisher den Leidenschaften zum Raube gaben.“ — (Vergl. hiermit den in Nr. 315 der Staats⸗Zeitung enthal⸗ tenen Artikel Griechenland aus dem Journal d'Odessa.)
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„ Von, einem anderen Schuͤler desselben Meisters sehen wir Hagar in der Wuͤste. Nicht uͤbel bant sich die Grnppe in die Kreisform hinein, aber auch hier wieder haͤlt sich die Form in vornehmer Ent⸗ fernung von Natur und Ausdruck; die Farben sind zwar harmon sch⸗ aberkeine derselben entschieden und naturwahr. Alles bleiht so sehr im Un⸗ bestimmten, daß sich uͤber vorhandenes oder mangelndes Talent gar nichts urtheilen laͤßt, nur daß ein solcher Anfang schlimmer ist, uls gar keiner, denn er ist geradezu ein Abweg. In der That, wir koͤn⸗ nen nicht umhin, den Meister fuͤr das wahre Gedeihen der ihm an⸗⸗ vertrauten jugendlichen Kraͤfte verantwortlich zu machen. Wer mit dem menschlichen Herzen bekannt ist, weiß, wie unschuldig und leicht junge Gemuͤther, falls nicht fruͤh in ihnen das Echte⸗feste Wurzel geschlagen, von Natur geneigt sind, ihr unklares Trachten und Tap⸗ pen nach dem Großen schon fuͤr das Geoße selbst, ihre unbestimmte Emplaͤnglichkeit fuͤr ein reiches Talent zu nehmen. Schlimme, gefaͤhrliche Einbildungen solcher Art glauben wir namentlich auch in jener aͤußersten ⸗Fahrlaffegkeit erkennen zu muͤssen; denn wer mit seinen allerfluͤchtigsten Pinselstrichen unseren Beifall meint erwerben zu koͤnnen, setzt gewiß nur ein um so gedperes Ueberge⸗ wicht der Genialitaͤt bri sich voraus. Aber vie mehr sind an jener Kxisis des Talents Enthusiasmus, Hohlheit und Arroganz so innlg verwandt, daß man eher versuͤcht sehn koͤnnte, das Eine durch das Andere zu entschuldigen, als doppelt zu verdammen. Dem Meister nun liegt es gb, uns diese jungen Kräfte noch zu retten.
„Das Erfreulichste aus dieser Schule bleibt Herr Pohlke mit einer Waldlandschaft (RNr. 511.) Da sich hier Sinn fuͤr Natur ausspricht, so wird er auf dem Wege gewissenhafter Studien schon dahin kommen, ihr auch das Poetische abzumerten.
Von dem Meister sind leider die angekuͤndigten neun Koͤpfe als Naturstudien zu einem großen Bilde ausgeblieben; die Taufe eines Mohren (Nr. 211.) kann uns nicht dasuͤr entschaͤdigen, aber mit lob⸗ haftem Vergnuͤgen verweilten wir bei der reichen Anzahl kleiner Zeichnungen fuͤr den Kupferstich: große Mannigfaltigkeit der Erfin⸗ dung, Charakter und Lieblichkeit zeichnete diese schoͤnen Werke aus.
Berlin, 13. Nov. Se Koͤnigl Hoheit der Prinz2
8 S . 2 1 3 Augu
ist auf der Reise nach Italien am 7ten d. M. in b
eingetroffen. — — Der Herr Kunsthaͤndler
oͤffentlichen Blaͤttern an, daß die
1 ihm hoͤhern Orts gestattete Ver⸗ loosung von Kunstwerken 348e
V (deren bereits in Nr. 78 der Staats⸗ Zeitung erwaͤhnt worden) nach den §§. 7 und 8 des Planes nun⸗ mehr bestimmt am 14. Dezember d. J. stattfinden werde und daß bis dahin noch Loose zu 2 Fr. d'or bei ihm zu haben seyen. Dem Herrn Unternehmer ist um so mehr zu Ncehen. daß die von ihm angekuͤndigte Ausspielung sich einer regen Theilnahme von Seiten aller Kunstfreunde erfreuen moͤge, als sich unter den zu verloosenden Kunstgegenstaͤnden wirkliche Meisterwerke befinden. — In Breslau dauert der lobenswerthe Eifer der Haus⸗ besitzer, die Buͤrgersteige vor ihren Grundstuͤcken mit Granit⸗ Platten zu belegen, immer noch fort. Im Laufe bieses Jahres sind neuerdings aus voͤllig freiem Willen die Buͤrgersteige in einer Laͤnge von 5688 Fuß mit solchen Platten belegt worden. Die großen, mindesten r am besten und werden daher auch am meisten Sandstein und Marmor, so wie die kleineren Granit⸗Platten, gar nicht mehr in Anwendung kommen, weil jene leicht abgenutzt werden und diese in ihrer Lage sich leicht verschieben, und daher fortwaͤhrende Ausbesserungs⸗Kosten verursachen, was bei den gro⸗ ßen Platten gar nicht vorkommt. — Die Stettiner Zeitung meldet unterm 11ten d M., daß, nachdem in Stettin alle Besorgnisse wegen der Cholera verschwunden, die auf dem Rathhause niedergesetzt gewesene Bezirks⸗Kommission, 1 aufgeloͤst worden seyen. b
Ausstellung auf der Koͤniglichen Akademie der Kuünste.
„ „Wie gern haͤtten wir den beiden Schulen Schadow's und Wach’s in derselben Art, als es vor zwei Jahren geschehen konnte, die Schule, von Begas angereiht; allein wir haben nur die traurige Nachricht von threr gaͤnzlichen Aufloͤsung zu bringen. Sie ist um so betruͤbender, als sich hier ein Verein 6
tern n an benen wir eben so aufrichtt⸗ als kraͤftiges Streben wahrzunehmen glaubten: Reinit und ddemann sind nun auch der Schule in Duͤsseldorf zugeflo⸗ umer an sich zieht: aber erst naäͤchstens wollen sie uns die Fruͤchte ihrer neuen Laufbahn zeigen.
außer einer Anzahl Portraits nur noch ein Genrebild und ein anderes Gemaälbe, wis 11 zt. Auf einer kreisrunden Steinplatte steht Fuͤlle der schoͤnsten Blumen, in den Blumen auf dessen einer Haälfte ein Amor mit Pfeil und auf der andern eine weibliche Figur, welche nennt, in luftigster Kleidung zur Schau ne Solotaͤnzerin schwingt, in der bekannten Haupt, daß sie sich gra⸗ der Beschauer. Dies aͤlles im Hintergrunde dfnet sich Mecresbucht. 8 1 auf's Herz gelegt, so koͤnnen ücklich nennen, und wir sehen — Kuͤnstlers besserem Genius an, wenn bei widerstrebenden und unwuͤrdigen Gegenstande selbst seine gewohnte
gen, welche immer mehr die besten
recht unterbringen laͤßt ein Saͤulenkapitaͤl,
der Katalog Terpsichore tanzt. Die hochgewachse
zids bewegt, fuͤhlt sie selbst mehr als der aber geschieht mitten in einem Walde; die Pe sg. auf eine einladende ie Hand wir diese Zusan stellung nicht gl mns scenaan
diesem
Technik ihn verließ und nur in den Theilen wieder schoͤn hervor⸗ trat, die weniger mit der gefallfuͤchtigen Darstellung zu schaffen ha⸗ ben, das heißt in der Landschaft, namentlich deren Ferne. Nicht alle Stunden, wer sollte das nicht wissen, haben in gleichem Maß jene Weihe, durch die allein die Kunst gedeihen kann; aber das ein⸗ zige, warum wir Herrn Professor Begas, um dessen Ruhm theil⸗ nehmend besorgt, aufs freundlichste zuͤrnen, ist, daß er einem Werke, dem er seine Liebe und Lust entzog, doch seinen Namen füͤr die Ausstellung borgte.
DOyggegen scheint Hensel, der nach seiner Ruͤckkunft aus Ita⸗ lien sich uns am nachdruͤcklichsten durch seine schoͤne Kopie der Ra⸗ phaelischen Transfiguration empfohlen hat, eine Schule heran⸗
zubilden. 4 Schuͤler hat sich bestens
h . Geanzen so Jacoby hierselbst kuͤndigt in den
6 4 Fuß breiten Platten bewaͤhren sich gewaͤhlt, waͤhrend
so wie das dortige Anmeldungs⸗Bureau
erein von talentvollen jungen
ben soll, so muͤßte sie jede andere von einigem Reichthum guch ha
es auch nur fuͤr einen Malerei, welcher
Manche davon sind in ihrer Composition so wohl gedacht und, ob⸗ gleich in dieser Kleinheit Der Mienenausdruckh verschwindet, doch im e sehr empfunden, daß große Bilder danach entworfen wer⸗ den koͤnnten. Leider aber mißt sich Interesse und Aufmerksamkeit nur zu sehr nach der Dimenston und sogar diesmal auch die Beruͤck⸗ sichtigung, welche wir unsererseits thnen koͤnnen zu Theil werden lassen. Einige Zeichnungen in groͤßerem Maßstabe zu Goͤthe's Faust wurden schon fruͤher gisehen: die Gedanken sind auch hier geistreich und voll Phantaste, aber, in den Figuren und deren gespreizten Be⸗ wegungen giebt sich, sehr Schade, noch eine gewisse Manier kund. Daͤhling fuͤhrte uns in die ritterliche Zéit zuraͤck; aber nicht Kampf und Streit ist es, was er uns malte, sondern das heiterste Fest und zwar eine Wasserfahrt, entlang an einem schoͤnen Schlof⸗ park (Nr. 112). Auf einem langen Schif sitzt unter einem Thron⸗ himmel der Koͤnig des Festes; vorn vom Schnabel des Schiffes her ertoͤnt aus mehreren Drommeten ein schmetternder Freuderuf, in den gewiß das Echon dieser reizenden Gestade mit einstimmt. Im Schin klingen angestoßene Pokale, und Lachen und Scherz mit da⸗ zwischen, denn dort haben die allerschonsten Damen und Ritter und ganz lebenslustige Moͤnche bunte Neihe gemacht. Das vergoldete Schiff ist mit Verzierungen im reinsten Styl geschmuͤckt; man sieht, es ist nicht an Dingen gespart, welche die heiterste Lust erwecken doͤnnen. Und doch will der Eindruck diesen Mitt⸗ In nicht recht ent. sprechen; Alles ist besser gedacht, als gemacht. Im Einzelnen giebt es viel Schoͤnes, und hoͤchst delikat f die Malerei; aber jene alte Zeit und deren kraͤftige Gesichter wurden zu wenig durch die ewig lebende Natur aufgefrischt, als daß sie uns recht gegennaͤrtig an⸗ sprechen wollten. Einen großen Theil des Interesses verlor der Kuͤnstler abe auch schon dadurch, daß er uns anf dem langen Schiff Alles recht bequem zeigen wollte, und also dies Schiff voͤllig pa⸗ rallel mit dem Rahmen voruͤber fahren ließ. Die Landschaft hin⸗ gs er atch noch Kehescgrelhen koͤnnen, ohne daß er sie in der Sarbe voͤllig so matt und in den Formen voͤllig s im aͤtte e Nten Ee⸗sächnn Formen voͤllig so unbestimmt haͤtte
Schuͤler hat uns D
—2.
aͤhling auf gegenwaͤrtiger Ausstellung nicht producirt, doch hat er einen gehabt. Lessi in seiner Schuls E 1 sch a0 vhären efas h Lessing war in seiner Schule, ein, Auch Kolbe's Schule scheint der Aufls 1 sein talentvollster Schuͤler, Bo gtargia dhg nahes 1neeh Concurrenz in der Geschichtsmalerei, naͤchstens nach Italien ausf⸗ brechen wird. Von kleinen Bildern und Stizzen gab uns Bouter⸗ weck eine reiche Fuͤlle; grof und ausgefuͤhrt ist nur sein Preisbild Die Aufgabe war von der Akademic der Kuͤnste nicht minder gluͤck⸗ lich gewaͤhlt, als in fruͤheren Jahren; 1 s, daß die diesjaͤhrige Aufgabe der Gegenstande zusammentraf. an dem Griffe seines gemischten Giftbecher
abe der Pariser Akademie in demselben n. Aegeus erkennt seinen Sohn Theseus cger vns. Hinder; ihn, den von Medean ju leeren. Auch das hatte diese Aufgabe m fruͤheren gemein, daß sie den Metomorphosen des vie en hcs aae is, welche den Monient allerdings so bestimmt und so kurt binstel⸗ len, daß dem Maler gerade genug gegeben und genug uͤberlassen ist Ganuz falsch war wieder, was dagegen eingewendet worden; im Ge gentheil, jede, bestimmtere Erzaͤhlung, sey es poetisch oder prosaisch, wuͤrde beschraͤntt, abgeleitet, im guͤnstigsten Fall vorweggenommen haben. Nicht minder ist der Einwand grundlos, daß der Gegen⸗ stand zwei verschledene Momente habe, die Erkennungsscene und das Entweichen der Medea. Denn daß dies der Zeit nach unvereinbar sey, wird man nicht behaupten wollen, und daß es der Sache nach zusammen. gehoͤrt, ist augenscheinlich; wenn diese Handlung zu ei Momente ha⸗ ben. Und selbst wenn das nicht waͤre, so giebt es einen gewissen Styl der 2 elcher hier ganz andere, weltere Gräaͤnzen anerkennt; dies ist nun derienige Styl, der sich der antiken Auffassungsweise mehr annähert, gerade derjenige, welcher hier am rechten Ort war Mit richtigem Gefuͤhl traf Bouterweck diesen Styl, er gab seinem Bilde keine große Tiefe, sondern ordnete gleichsam mehr reliefartig an, als ob er ein Vorgefuͤhl von dem Vorhandenseyn des alten Reliefs 80 habt haͤtte, von dem Herr Prof. Toͤlken in diesen Blaͤttern 97 Staats⸗Zeitung vom 2. Nov.) eine schaͤtz bare Notiz mitgetheilt hat.
Von diesem antiken Mitbewerber wurde Bouterweck nun zwar uͤber⸗ troffen, der Akademie aber machte er unter seinen veutigen Neben⸗ buhlern die Entscheidung leicht. Der Urheber der antiken Terrakoera hat vor unserm Sieger das voraus, daß er den voetischen Mom Int noch mehr in seiner Schaͤrfe faßte und Gefahr und Rettun nahe zusammen brachte. Nichts Boͤses ahnend, war Theseus ö nem Verderben ganz nahe, er hatte die Schaale schon dicht an dern Lippen, er neigte den Kopf schon vor, um zu trinken, als Fegeühe
vorgenommen, mit
Der eine seiner as Großartige loszugehn; er waͤhlte sich dem⸗
vollen . auf d nach die Scene, wo Saul nach David mit dem Speer werfen will von Neid uͤber Davids Ruhm und Ehre ergriffen,
Saul naͤmlich ist jg der boͤse Geist, wie die Schrift sagt, kommt uͤber ihn: er denkt an der Wand
David, der vor ihm die Harfe spielt, mit seinem Speer anzuspießen. Aber, heißt es im ersten Buch Samuelis 18,712: Saul vor David, denn der Herr war mit ihm und war von
fuͤrchtete sich Saul gewichen. Welche Schlichtheit und einfache Groͤße ist in die⸗ gewiß nicht geeignet, um der kuͤnstlerischen Phantasie
noch zur rechten Zeit seinen Sohn erkennt mit der ei F 8 Schaale faßt, mit der andern ihn selbst gindert entgen Hanz die auch Theseus, voll Ruhe, noch in derselben Stellung verbarrend, uͤber die Schaale hin zum Vater auf und ist im Begriff a Fusprin⸗ gen: gewiß eine Erfindung von der seltensten Trefflichkeit Wa⸗ nber dies noch viel schaͤrfere und festere Fassen des Moments auch - S wesentlichem Einfluß fuͤr Medea ist, leuchtet ein, denn schon glaubte sie sich ihrem Ziel gauz nahe, als hier ploͤtzlich alles umschlaͤ 3 Allein diese Figur ist auf dem Relief unseres Museums nicht e erhalten. Bei Bouterweck nun sitzt Theseus nicht, sondern lechr
sen Worten,
ein affektirtes Kraft⸗ und Effektstuͤck einzugeben, wie es uns dieser Anfaͤnger malte. Oftmals haben wir die besprochene Seene schon von neueren Kuͤnstlern in Skizzen behandelt gesehen, jedoch nie mit rechtem Gluͤck, und es waͤre allerdings manches uͤber ihre Darstell⸗ barkeit zu sprechen; nur gehoͤrte dies nicht hieher, denn mit vor⸗ liegendem Bilde kann man nicht uͤber diese oder jene Auffassung rechten, weil hier keine bestimmte und eigentlich so gut als gar keine bervortritt, sondern an Stelle dessen bloß uͤbertriebene Musku⸗ latur, stiere Geberden, glotzende Blicke und ein uͤberaus wohlfeiler Lichteffekt, kurzum alles oberflaͤchlich, ohne Beobachzung der Natur, geschweige denn mit wahrem Eingehen in das Gemuͤth⸗
fertig und ohne Resyeke.
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und Seelenleben, demgemaͤß denn auch das Machwerk fluͤchtig, eil⸗
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wodurch diesmal allerdings etwas verloren gin 8 von der dort genutzten Intention des Anffvringen genntgan, abgeseöen liche und Drohende zu großer Illusion gesteigert durch diefe Fef⸗ und Sicherheit; Bouterwecks stehender Theseus scheint wen ü 8 trauen zu haben. Auch ergreift er den Becher eben erst undgbe F. noch gar nicht zum Munde gefuͤhrt, als der Alte ihn schon 8 i6n und warnt. Unser Kuͤnstler ging ferner mit Ausschließn cher üͤbrigen Affekte besonders nur darauf aus, im Theseus beumg er Staunen auszudruͤcken, und hieruͤber gab er der Stellum der; c. sogar schon etwas Undehüͤlfliches. Im Ganzen genommen so⸗ 8 gur on aber har Bouterweck den Schlangenwagen ang ebracht, vreg mit ibrem Knaben besteigt sie scheint vor sbrem recht den
ein seltsamer Zufall aber —