1832 / 323 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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trotz der Uebelstaͤnde, welche auch der Laie beim ersten Blick erkennt, doch eins der schoͤnsten Landschaftsstuͤcke, das wir uͤberhaupt gesehen haben: der Nachmittag auf Capri; (No. 56.) Im Vorgrunde dehnt sich an einem schoͤnen Golf ein flaches / kahles, sandiges oder viel⸗ mehr kalksteiniges Uferland aus, das nach vechts hin zu einer sanf⸗ ten Anhoͤhe emporwaͤchst; diese wird durch eine gelinde Eintiefung von dem hoͤheren getrennt, das im Hintergrunde weit in die See hineinspringt. Die Luft ist heiß und klar, das Meer rubig und blau. Schon in fruͤhern Jahren gefiel sich Blechen darin, das nackte, verbrannte, verwitterte Italien darzusellen und ntemandem ist unbekannt, wieviel ihm hier, gelang, allein jeßs hat er mehr, un⸗ gleich mehr geleistet, als jemals zuvor. Eine so ist auf diesem weißen harten Kalkgrunde, daß man jene gluͤcklichen zerlumpten Baarfuͤßler, welche der Kuͤnstler so gern anbringt, doch diesmal nicht eben beneidet. Nur einzelnes trockenes Gestruͤpp kommt hier spaͤrlich fort, allein es ist entweder versengt und verbleicht, oder geroͤthet und verfalbt von der Hitze dieses Mittags, dem selbst die nachbarliche See nicht wehren kann. Allein hierin besteht lange nicht der Werth des Bildes; er liegt auch nicht bloß in der schoͤnen Behandlung des Erdreichs, das sich amit der groͤßten Taͤuschung zum Bergehinanhebt, sondern er liegt vorzuͤglich in der Ferne, in dem Him⸗ mel, in Luft und Klima. Mit geogpostischem Verstaͤndniß, so moͤchte man sagen, sind diese Lagerungen der verschiedenen Kalk⸗ und Thonschich⸗ zen des fernen Vorgebirgs begriffen; mit dem regesten Naturgefuͤhl ist das Abbroͤckern und Verwittern des Steines durch Wind und Regen aufgefaßt. Aber diese Ferne ist wirklich fern, die See dehnt sich klar und absebbar aus, und doch, so scheint es, uͤberall gleich blau; der Himmel ist offen und luftig. Hinten saugt eben die Mit⸗ tagssonne sich Wolken aus der See auf und hier sieht selbst der⸗ jenige, der es nicht in der Natur sehen kann, recht eigentlich den meteorologischen Prozeß. Alle Gegenstaͤnde, besonders die fernen, schwimmen in einem schillernden Licht, recht als ob die uͤber dem harten Erdboden erhitzte Luft diese Erscheinung nach sich zoge. Wir sesehag und sagen gern, noch niemals das, was eigentlich das suͤd⸗ iche Klima auszumachen scheint, so nachdruͤcklich ausgesprochen ge sehen zu haben, naͤmlich so viel Klarheit und Deutlichkeit der fern⸗ sten Ferne bei so viel hellem Flimmer der Luft sowohl als der Ge⸗ enstaͤnde. Denn, wofuͤr es auch diesmal nicht an reichlichen Bei⸗ Feten fehlt, zwei Abwege sind hier, entweder man macht alles un⸗ bestimmt verschwommen, nebelig und truͤbe, oder man macht es zwar deutlich, aber auch hart, trocken, ohne die Wirkungen von Luft und Licht. Nicht genug koͤnnen wir nun wegen des entgegengesetz⸗ ten Vorzugs das Bild unsers Blechen ruͤhmen. Aber er weiß auch seine Farben und seinen Pinsel mit einer Kuͤhnheit und Sicherheit zu handhaben, worin es ihm nur wenige gleich thun. Doch kann man wieder hierin zu weit gehen, und das Urtheil fast des ganzen Pu⸗ blikums hat, zuweilen selbst mit Verkennung seiner Trefflichkeit, dahin

entschieden, daß Blechen wirklich schon in diesem Fall sey, und zwar

sowohl wegen der Farbe, gls wegen des Vortrags. Wir wollen so⸗ bhacc davon noch allgemeinteer sprechen, und bemerken in Bezug auf ies Bild nur, daß, so wahr und uͤberzeugend auch die stark blauen Schatten der Ferne sind, doch diese allzu entschiedenen, fast indigo⸗ blauen Schatten des naͤchsten Vorgrundes nicht wohl mit der Wahr⸗ heit bestehen koͤnnen. Daß Blechen im Allgemeinen nicht leicht et⸗ was macht, was er nicht gesehen, danach scheint seine ganze Kunst⸗ uͤbung voͤllig angethan, auch glauben wir, daß sein geuͤbtes Auge allerdings hier und in solchen Faͤllen noch das Ingrediens Blau in den nahen Schatten, als Refler des Himmels oder gar psychologi⸗ sche Farbenwirkung, richtig erkannt habe; aber so vorgetragen, wird er statt der gehofften Wirkung nur Widerspruch erwecken: a 6 wozu? Die erste Bedingung eines nahen Schattens ist die, daß er schillernd sey, und daß das umherspaͤhende Auge noch immer im Schatten die Lokalfarbe, also dieselbe Farbe wie im Lichte, wieder erkennen koͤnne; daran nun fehlt hier alles. Daß Blechen es anders machen kann, hat er gerade in diesem Punkt am besten in folgendem Stuͤck gezeigt. .

Villa Estense, bei Tivoli. (Nr. 52.) Denselben Gegen⸗ stand hatte vor zwei Jahren der treffliche Schirmer aufgefaßt; zetzt ist er in einer Steinzeichnung von Tempeltei zu sehen; aber wie an⸗ ders. Nach seinem Sinn fuͤr das Pittoreske hatte Schirmer seit⸗ waͤrts einen Standpunkt gesucht, um uns die Terrassen, Trep⸗ pen uͤber Treppen, oben mit der herrlichen Villa im Abend⸗ roth, unten aber die schoͤnsten veese⸗. den, Garten, den Teich und unabsehbar die abendlich erleuchtete Ferne zu zeigen. Blechen nun, wie er einmal ist, pflegt sich von allem, was sonst fuͤr reizend und malerisch gilt, eher abzuwenden, als es aufzusuchen; wo

er irgend etwas Frappantes, worauf nicht jeder paßt, der Natur aus dem Auge schnetden kann, da saugt sich vielmehr seine Auffas sung mit ihren Fuͤhlfaͤden aͤn, und eseine treue Phantasie bewahrt es ihm auch noch treu uͤber mehrere hundert Meilen weit. Der Standpunkt, den er sonach waͤhlte, war unten in der dunkeln Cy⸗ pressenallee selbst, wo man die Treppen, welche sich eine uͤber die andere bauen, gerade aus hinaufschqut und das Schloß, freilich in keiner malerischen Verkuͤrzung, sondern vielmehr geraͤde entgegen und sogar hoch uͤber sich hat. Dafuͤr aber hatte der Kuͤnstler ge⸗ sehn, wie diese dichtgewachsenen Cypressen, Mauern gleich, dastehen, wie sie kein Licht durch ihxe compakten Kronen, sondern nur durch ihre Zwischenraͤume gleichwie durch einzelne Luken strahlend durch⸗ lassen in den dunkeln Raum der thurmhohen⸗Allee; dies hatte der Kuͤnstler gesehn, und da war er nun gleich der Mann, es zu machen. Er hat es auch gemacht, daß man seine Lust daran hat; man muß sagen, das Massenhafte der Cypressen koͤnne nicht e e⸗ eben werden, und die schwierige Aufgabe, einfallende Lichtstrahlen barzustellen, ist hier wirkungsvoll geloͤst; blendend sind die Lichter, klar die Schatten auf dem Erdboden; das Schloß aber, bei dem das Licht vorbei faͤllt, steht in diesem Schimmer doch deutlich da; und wiewohl, bei naͤherem Besehn, fast so gut als gar nichts gemalt ist und alles gleich erscheint, so werden die Treppen doch sogleich fuͤr das erkannt, was sie sind. Und doch mußte Blechen wieder in Ei⸗ nem Punkt, auf Kosten des Eindrucks, mit seiner Schattengebung dem Beschauer beweisen wollen, er sehe schaͤrfer als andere. Von rechts her uͤber dem Schloß faͤllt das Licht ein; nun ist es ganz richrig, daß beschattete Koͤrper auf der Seite, wo sie dem Licht zu⸗ naͤchst stehen, eben durch den Gegensatz, dunkler erscheinen, als guf andern Theilen, wo sie von gleich wenig Beleuchtetem umgraͤnzt sind, allein dieser Unterschied, der mehr subjektiv als objektiv ist, kann schon darum nur sehr unmerklich seyn. Blechen aber, der nicht umsonst beobachtet haben will, streicht uns in jene obere⸗Ecke des 8 wieder ein recht dunkles Blau hin und laͤßt dies sehr schnell und plötzlich in seinen I Schattenton abfallen. Erreicht er nun, was er wollte und konnte? Gewiß nicht. Sehr choͤn aber malte er in dem hellen Sonnenlicht die beiden Spring⸗ brunnen; man sieht wirklich die tanzende Bewegung des schaͤumen⸗ den Wasserstrahls. Zur Staffage waͤhlte er ritterliche Herren in seltsamer stolzirender Bewegung, und Fegeehe ein Ding, worin er so gut als in den Ziegen Meister ist. it den Ziegen, diesmal auch mit dee Zieg Piisel Capri, hat er es besonderz gern zu thun, und nicht umfon,n enn von ihrer Art ist ja jene Eigenschaft be⸗ nannt, welcher er in seiner Kunst nur allzusehr huldigt, ich meine das Capricidse.

Fehlt es nun schon dem eben besprochenen Werk an sorgfaͤltiger Ausfuͤhrung des Vorgrundes, so gilt das von zweien andern Wer⸗ ken noch mehr; sehr auffallend namentlich in einem kleinen Bild⸗ chen, Castel Gandolfo bei Albano, das deshalb auch einer vor⸗ läͤufigen Skizze aͤhnlicher sieht. Und doch ist im Hihntergrunde das Castell auf dem waldigen Berge und der leicht bewoͤlkte truͤbe Himmel den Farbetoͤnen nach hoͤchst meisterlich, welche so viel Na⸗ tur und Stimmung geben, als sich nur wuͤnschen laͤßt. Vorn fuͤhrt ein schmaler Pfad den Berg hinauf, leichte Schatten der halbbe⸗ woͤlkten Sonne wechseln mit dem matten Licht. Als Malerzeichen des Kuͤnstlers stehen hier aber ein paar verdorrte, esshagscn, höͤchst verwunderliche Baumstaͤmme. Ein anderes Bild laͤßt uns in die kahle Schlucht bei Subiaco schauen. Oben auf dem Berg⸗ ruͤcken erblickt man hinten das Kloster S. Scholastica. Was die Natur darbot, ist hier gegeben, aber sie bot nicht viel, auch

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che brennende Hitze

nahe Vorgrund hier gar zu skizzenhaft angestrichen, da doch eine feinere Ebarakteristi er Forlmen des in der Schlucht herahgefalle⸗ nen Erdraichs schwerlich zum Nachtheil des Ganzen gereicht haben koͤnnte. Das Erste, worauf Blechen uͤberall ausgeht, ist der Total⸗ lichteffekt, hierin ist er unuͤbertrefflich. Nun ist allerdings wahr, daß man diesen Effekt nicht ohne weise Unterordnung des Einzelnen erreichen kann; wenigstens ist gewiß, das die Meisten dies Wirksam⸗ ste und Schoͤnste der Landschaftsmalerei sich durch ein zu ein⸗ zeln ausgefuͤhrtes Detail verderben, allein es giebt hier eine Grenze, wo beiden Forderungen aufs moͤglichste genuͤgt ist, so daß man mit gleicher Lust das Ganze als das Einzelne betrachten kann. Gluͤck⸗ icher Weise fehlt es nicht an Bildern, welche dies auch jetzt wieder beweisen. Blecheft opfert, van den Formen und deren Modellirung oft mehr, uls er fuͤr das Ganze noͤthig hat; seine Baͤume des Vor⸗ grundes bleiben oft ganz auf der Flaͤche, sie runden sich nicht und treten nicht locker aus einander; er vernachlaͤffigtehier viel zu sehr eine speciellere Charakteristik, an dor es weder seinem Auge noch seiner Hand irgend fehlen kann, und giebt uns dafuͤr einige wilde Striche seines neckenden⸗ Pinsels, von denen er uns aber auch nicht glauben machen wird, daß er sie ganz so eilfertig hingeschleudert habe, als ste es gern anscheinen moͤchten.

Noch ein kleines Bildchen us der Roͤmischen Campagna und ein anderes, darstellend einen zerlumpten⸗Jungen, der an einem lau⸗ fenden Brunnen sitzt, erhielten wir von Blechens Hand; mehr aber erfreuten noch seine spaͤt vachgelieferten Pifferart, welche beim Scheine einer an einem Hause angebrachten Laterne ein Staͤndchen bringen Der glaͤnzende Vollmondfchein besiegt das schwaͤchere rothe Licht der Lampe, das sich dafuͤr in den Mondschatten um so mehr geltend macht; hinten aber herrscht das stille blaue Mondlicht in dem Garten, auf dem Weinlanb oben auf der Mauer und auf der Fon⸗ taine, die, plaͤtschernd uͤber die Kelchform eines Beckens sich ergie⸗ ßend, durch eine bogenfoͤrmige öG der Gartenmauer sichtbar wird. Die laͤndlichen Staͤndchenbringer, deren braune Gesichter von dem rothen Lampenlicht anziehend beleuchtet sind, musiziren ziemlich handwerksmaͤßig ihr Stuͤck herunter; man sieht, daͤß ein anderer sie dazu

gesehen ist. Aber daneben litzt im Schatten auf der Bank eine stolze Italiaͤnerin, deren großartige Gestalt vnd Haltung allein schon mit dem Lande versoͤhnen koͤnnte, schiene auch der Mond uͤber die von Wein berankte Gartenmaner weniger lieblich herein, und waͤre es auch fuͤr die Phantasie weniger reizend in dem Garten der sich

Was die Beleuchtung betrifft, so war der Streit zweier Beleuchtun⸗ gen, des rothen Lampenlichts und des blauen Mondes, ein Ge⸗ genstand, den Blechen recht enn amwore behandelt, und man kann ich denken, mit welchem Gelingen. Nur mochte er auch hier von seiner Art nicht lassen, er zog auch hier wieder vor, in dem kuͤhnen Aufsetzen einzelner Farben bewundert zu werden, als bei milderer Verschmelzung noch mehr durch den Eindruck des Ganzen zu ent⸗ zuͤcken und hinzureißen. Naͤmlich auch in anderen Kuͤnsten kommt dieser Fall wieder, daß allerdings da, wo das Einzelne noch nicht recht im Ganzen aufgeht, wo man noch die Technik und Art des Machens uͤberall durchsieht, dies Anerkennung findet, waͤhrend guf einer hoͤheren Stufe, wo die Fertigkeit nicht prahlt, sondern sich selbst verleugnet, wo die Kunst Natur zu seyn scheint, diese Leich⸗ tigkeit, diese Virtuositaͤt, diese Vollkommenheit der Kunst selbst in niederem Grade da zu seyn scheinen koͤnnte. Aber gewiß nur fuͤr den

Lobe dieser und an der Vollendung Alles gelegen seyn muß, so muß er den Schritt, der ihm dahin zunaͤchst noch uͤbrig ist, vor allen Dingen thun, sich naͤmlich jener fluͤchtigen und fast moͤchten wir sagen renommirenden Technik zu entaͤußern, von der wir doch wis⸗ sen, daß es damit im Grunde ganz anders bewandt ist. Unserer⸗ seits kann er versichert seyn, daß wir alsdann seine Werke nicht we⸗ niger genial nennen werden, sondern eher noch mehr.

Bllechen hat hereits einige vortkeffliche Schuͤler gezogen, und da er jetzt als Professor der Akademie eine allgemeinere Wirksamkeit er⸗ boßten⸗ so ist von seinem seltenen Talente noch mehr Belebung zu hoffen.

reits vor anderthalb Jahren bei Ausstellung der Schuͤlerstudien sehr vortheilhaft die Rede seyn konnte. Er befindet sich gegenwaͤrtig in Italien und hat von dorther zwei Bilder eingesendet; eine große Sepiazeichnung scheint noch hier entstanden zu seyn. Wenn wir damals Sinn fuͤr uͤppige Fuͤlle des Pflanzenwuchses an diesem jungen Kuͤnstler lobten, so findet sich das in der großen Landschaft wie⸗ der, die er im Charakter der Ifgend von⸗ Albano komponirte. (Nr. 150.) Ju den Formen der Baͤume zeigt sich viel schoͤne und edle Phantasie, ja der Kuͤnstler hat sich etwas von den harmonischen

nur ist ihm dies noch nicht voͤltig zu eigen geworden, und er schal⸗ tet damft nur eben, wie man mit fremdem Gut umgeht, d. h⸗ ver

schwenderisch und ohne viecl Besinhen.

wo anders hin, naͤmlich außjene etwas oberflaͤchliche und manirirte Saftigkeit, welche die neueren Englaͤnder in ihren Landschafken zu haben pflegen. Sie zeigt sich bei Elsasser in vorherrschenden Ocker⸗ und Umbratdͤnen, welche um so weniger wahr sind, als er sie gleich im Schatten und Licht, im durchsichtigen Schatten und im ganz gedeckten anbringt. Dabei ist der Himmel seiner Landschaft wieder

auf den Baͤumen paßt, denn er ist dafuͤr viel zu kalt. Mit einem

Wort, man sieht es der Landschaft noch gar sehr an, daß sie kom⸗ ponirt ist und dies verraͤth sich namentlich durch ganz verschieden⸗ artigr Horizonte, so daß, wenn man das Bild genau pruͤfen will, es scch 1g- in drei aufloͤst, welche hier nur uͤber einander ge⸗ baut sind . 8

Viel gelungener schon ist'ein kleineres Gemaͤlde, in dem der Kuͤnstler sich naͤher an die Natur hielt: die Tyroler Landschaft un⸗ weit des Breuners. Ein feuchtes, dunkel beschlossenes Ge⸗ birgsthal ist hier vor Augen gestellt, ein Sonnenblick nach dem Re⸗ gen scheint auf die nassen Baͤume, auf die Huͤtte, den Bach und hinten die Wiese. Die Schatten sind tief, feucht, das Licht blen⸗

druck, und das Einzige, was stoͤren kann, ist der Gedanke, eine ge⸗ wisse Manier des Uebersaftigen, so wie auch in dem Vortrage, moͤchte kuͤnftig den. Kuͤnstler noch mehr von der wahren Natur ab⸗ leiten. Daß⸗man wirklich von diesen Mitteln Mißbrauch machen kann, bewies uns Elsasser durch seine allzu romantische Composition: ein Kloster im Walde, bei Abend. (Nr. 152.) 1

Endlich haben wir von demselben noch eine große Sepiafkizze, darstellend einen alten Schloßgarten, von Kohlschwelerhuͤtten um⸗ geben, 49 Walde; (Nr. 153.) Auch hier zeigt sich derselbe Hang des Künstters zu duͤsteren Schattenpartieen am Wasser. Hohe Bu⸗ -chenbaͤume verbreiten diesen Schatten uͤber ein Wasser; eine kleine Huͤtte, hoch uͤberwoͤlbt von dem undurchdringlichen Laubdach, wird fichtbar, Sonnenstrahlen fallen daran vorbei; das Ganze sehr phan⸗ tasiereich und gewiß die vorzuͤglichste Leistung des Kuͤnstlers. Viel⸗ leicht wuͤrde die Zeichnung doppett gewinnen, wenn der Kuͤnstler sich entschließen koͤnnte, die obere Haͤlfte ganz abzuschneiden, denn fie ist uͤberdies nicht aus demselben Gesichtspunkte gedacht. 1

Ein anderer Schuͤler, dem wir unseres Wissens diesmal zuerst begegnen, stellt sich uns dennoch schon gereifter und beruhigter dar. Wir sehen von Eduard Schmidt elu ganz vorzuͤgliches Bild: den Kreuzgang eines Klosters. Das Bild ist eigene „Erfindung, aber vortrefflich erfunden: tief geht der Kreuzgang hinein und scheint sich der Kirche hinten anzuschließen, deren majestaͤtische Thuͤrme wir vorn uͤber dem eingestuͤrzten Theil des Kreuzgewoͤlbes noch hoch in der Luft zu sehen bekommen; nach der einen Seite hin oͤffnet sich der Kreuzgang mit einer Saͤulenstellung nach dem Klostergarten hin. Aus diesem Garten kommt eine lange Pro⸗ zession von Moͤnchen, welche dann in den Kreuzgang eintritt und sich immer tiefer in der blaͤulichen Daͤmmerung und

ist der

des weiterhin ganz beschlossenen Ganges verliert, der nur durch den schwachen Schimmer einiger Kerzen erhellt wird. Vorn bricht die

bestellt hat, und daß es auf den dargereichten Lohn am meisten ab-

zeigt, beim Mondlicht und im Rauschen des Wassers zu lustwandeln.

halben Kenner, nicht fuͤr den ganzen, und indem Blechen an dem

Einer seiner aͤlteren Schuͤler ist Elsasser, von dem be⸗

Formen angenommen, wodurch Claude Lorrain so bezaubernd wird;

Auch in der Faxbe ist ein fremdartiges Element hinzugekommen und dies deutet wieder ganz

noch von einem dritten Ort her; hier siehk man sich an alte Bilder erinnert; er ist in einem Ton gemalt, der gar nicht zu diesem Licht

dend, das Ganze macht einen harmonischen, sehr poetischen Ein⸗

Spott⸗Musik empfangen worden.

V V

V

ast Finsterniß

vellste Sonne in das Gaͤrtchen herein, erleuchtet die Baͤume

Saͤulenschaͤfte und spielt mit den Schatten des Laubwerks auf Fußbhoden und den Saͤulen. Vorzuͤglich schoͤn nimmt slch vorg Baufaͤllige des Gewoͤlbes aus, wo schon das Sparrwerk des D sichtbar wird. Aber die Thuͤrme des Domes zeigen sich in n haft schwindliger Hoͤhe, was wir dem Umstande zuschreiben, das Auge zunaͤchst gerade aus⸗ in die Tiefe des Kreuzganges ü gelockt wird. Sehr zu loben ist, daß der Schuͤler nicht in“ den obgenannten genialen Eigenschaften des Meisters es ihm nachthun wollen, sondern sich, namentlich auch was das Lau betrifft, mit Sorgsamkeit und Unbefangenheit an die Natur hiel „Ein dritter Schuͤler Blechen's, Otto Voͤlker, zeigt gh falls eine schoͤne Anlage fuͤr das landschaftliche Fach. Aus eij Composition malte er eine Eisenhuͤtte in bergiger Waldpartie, eine Eiche, links eine Bergwande hinten Tannen; es ist Geme himmel, ein grelles schwefelgelbes Licht faͤllt S Br. achtung. 8 Nach einmal Beobach tun

Mereorologische Beob Morgens Nachmitt. Abends 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr.

341,6 b ¹„Par. 342,1 90 Par. 5,1 R. 3,2 ° R. Wq9SI

83 vpCt. 93 vCt. halbheiter. truͤbe. NW. V NW. NW. . Auswärtige Börsen. Amsterdam, 13. November. Niederl. wirkl. Schuld 39 ½. 5 % neue do. 76. Kanz-Bill. 14 Anl. 93 ¾. Russ. (v. 18 ½ ½) 94. do. (Vv. 1831) 84 ½. Oesterr. dt

Span. 29 ⅞. 5 48 .

1832 17. Novbr.

Luftdruck. 341,10,“ Par. Quellwärme 8,9. Luftwaͤrme 3,7oR.

Thaupunkt ,S; Dunstsaͤttg. 93 vCt. Wetter... truͤbe. Wolkenzug

Flußwärme 3,)

Bodenwärme 5„

faenamn. 0,00;3. Niederschl. 0, 018,

2

Hamburg. 16. November. Oest. 5 8 Met. 83 ½. 48 do. 72 ½. Bank-Actien 1064 ½. Russ.

94 ¼. Preuss. Präm. Scheine 94. Poln. 106 ¾. St. Petersburg, 9. November.

Hamb. 3 Mon. 9 ½½. Silber-Rubel 364 ½. 6 8 Obl. in Silb. 105 do. 90. do. (v. 1831) 89. 8

Warschau, 14. November. Pfandbriefe 88 ½. Russ. 181.. 181 ⅛. b Wien, 13. November.

5 ½ Met. 851⁄. 49 74 ⅛. Louse zu 100 Fl. 183 ½. Part.-Obl. 1

Bauk-Actien 1101 Koͤnigliche Schausptele.

Montag, 19. Nov. Im Opernhause: Die Dame Schloß Avenel, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musl Boyeldieu.

Es wird ersucht, die bereits zur fruͤher angekuͤndigten stellung: „Die Schleichhaͤndler“, gekauften Schauspielhaus lets gegen Opernhaus⸗Billets umtauschen, oder den daflt zahlten Betrag zuruͤckempfangen zu lassen.

Im Schauspielhause: 1) Le mariage de raison, w ville en 2 actes. 2) La première représentation de: sieur Chapolard, ou: Le lovelace Jans un grand embanm vandeville comique nouveau en 1 acte, du théaàtre de riétés. par Mr. Duvert.

In Potsdam: Zum erstenmale: Die Erholungsstunde,! spiel in 1 Akt, von L. Angely. spiel in 5 Abtheilungen, von Beck.

Koͤnigstaͤdtisches Theater.

Montag, 19. Nov. Zum erstenmale wiederholt: Am

Oper in 3 Akten; Musik von Rossini. (Hr. Fr. Jaͤger,

nigl. Wuͤrttembergischer Hof⸗- und Kammersaͤnger, aus 6 gart: Rinaldo, als vorletzte Gastrolle.) 1

18 Neueste Nachrichten. Paris, 12. Nov. Die heutigen Zeitungen enthaln amtliche Protokoll der Behoͤrden von Nantes uͤber die W tung der Herzogin von Berry. Die Prinzessin befand sih l0Oten am Bord der Brigg „la Capricieuse“, welche durt drige Winde abgehalten wurde, in See zu gehen. Diez der durch die Verhaftung der Herzogin und durch die be gefundenen Papiere kompromittirten Personen soll sich auf belaufen.

Die Fuͤrstin von Beauffremont, geborene Montmorench, um die Erlaubniß nachgesucht, sich zur Herzogin von Ber geben zu duͤrfen.

Der Marquis von Lansdowne wird, wie man glaubt ris nicht vor der Eroͤffnung der Kammern verlassen, sondern den ersten Sitzungen mit beiwohnen. Gestern hatte der quis nebst dem Lord Granville eine lange Konferenz mie Herzoge von Broglie im Ministerium der auswaͤrtigen! legenheiten.

Der General Graf Sebastiani ist gestern nach Italar gereist, wo er den Winter zuzubringen gedenkt.

Der Praͤfekt des Departements des Nieder⸗Rheins,“ Choppin d’Arnouville, ist zum Staatsrath im außerordente Dienste ernannt.

Der unter dem Namen réunion Marbois bekannte )— Verein war gestern fruͤh bei dem Herzoge von Choiseul v melt und beschaͤftigte sich mit verschiedenen Plaͤnen in 2 auf die bevorstehende Session der Kammern.

Die Oppositions⸗Deputirten, die sich waͤhrend der uf Session bei Lointier versammelten, haben fuͤr die bevorsta einen Saal in dem Hotel Richelieu in der Rue neuve? gemiethet und vorgestern dort eine Versammlun

alten. Wegen einer leichten Unpaͤßlichkeit des Ministers des lichen Unterrichts versammelte sich der Minister⸗Rath geste seiner Wohnung.

Der (im gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung enthaltene tikel des Moniteur uͤber die Verhaftung der Herzogin von!? soll aus der Feder des Herrn Thiers geflossen seyn.

Der General Delort, Deputirter des Departemente Jura, ist bei seiner Ankunft in Arbois mit einer raus Dem Maire gelang dessen bald, die Ruhe wiederherzustellen.

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 95. 90. fin 2978 3proc. pr. compt. 67. 45. fin cour 67. 55. 5proc. N. pr. compt. 81. 15. fin cour. 81. 25. 5proc. Span. pery

Frankfurt a. M., 15. Nov. Oesterr. 5 proc. Mreul 79 ½. 4proc. 69 ¼. 2 8proc. 41 ½¼. 1proc. 18 ½. Bank⸗Actien Part.⸗Obl. 122 ¼. Loose zu 100 Fl. 179 ½¾. Holl. 5proe⸗ v. 1832 75 ¼. Poln. Loose 50 ¼. Br.

Redacteur Cottel.

Gedruckt bei A. W. 9 1

202. 19,227. 19,726. 21,941. 22,406. 26,566.

671. 55,681. 59,778. 60,168. 60,706. 63,771.

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ey in Kurland, den St. Johanniter⸗Orden Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Schullehrer Vorrei⸗

zu Zimmern, im Kreise Langensalza, das Allgemetne Chren⸗ hen zu verleihen geruht.

zu verleihen

Bei der am 16ten und 17ten d. M. fortgesetzten Ziehung zten Klasse 66ster Koͤnigl. Kkassen⸗Lotterie fiet ein Haupt⸗ winn von 25,000 Rthlr. auf Nr. 22,965 nach Danzig bei oll; 2 Haupt⸗Gewinne zu 10,000 Rthlr. fieken auf Nr. 77 und 56,407 in Berlin bei Gronau und nach Iserlohn Hellmann; 2 Gewinne zu 5000 Rthlr. auf Nr. 31,874 uUnd 865 nach Barmen bei Holzschuher und nach Koͤnigsberg in bei Samter; 4 Gewinne zu 2000 Rthlr. auf Nr. 31,327. 697. 75,695 und 83,927 in Berlin 2mal bei Burg und bei ler und nach Breslau bei Gerstenberg; 30 Gewinne zu 1000 so auf Nr. 6089. 8444. 10,579. 18,863. 19,110. 20,995. 514. 24,947. 28,268. 32,775. 36,028. 39,744. 40,391. 49,339. 52,917. 56,742. 58,696. 58,893. 61,257. 61,431. 66,932. 72,075.

bl7. . 70,674. 75 Securius und Zmal bei Seeger, nach Breslau bei J. Hol⸗ jun., bei Leubuscher und bei Schreiber, Brieg bei Boͤhm, n bei Huißgen und 2mal bei Reimbold, Duͤsseldorf bei Spatz, gau bei Bamberger, Halle bei Lehmann, Hamm bei Huffel⸗ in, Koͤnigsberg in Pr. bei Heygster, Muͤnster bei Lohn, mburg a. d. S. bei Kayser, Neisse bei Jaͤkel und nach ttin 4mal bei Rolin und bei Wilsnach; 41 Gewinne zu Rthlr. auf Nr. 4333. 8070. 9050. 9133. 11,025. 17,052. 27,663. 31,706. 50,325. 52,171. 64,117. 65,624. 879163. 87,203.

91. 36,459. 41,917. 42,518. 43,366. 48,886.

161 68,401. 71,362. 73,568. 74,140. 80,348.

Hierauf: Das Chamäͤleon, ..,4. 89,609 und 92,207 in Berlin bei Alevin, bei Baller 2 f 1 2 Burg, bei Gronau, bei Hiller, bei Joachim, bei Seeger und

H. A. Wolf, nach Breslau bei Gerstenberg, bei J. Hol⸗ u jun. und 2mal bei Schreiber, Bunzlau 2mal bei Appun, enz bei Seligmann, Danzig 2mal bei Rotzoll, Duͤsseldorf Geisenheimer und 3mal bei Spatz, Elberfeld bei Heymer, waun bei Levysohn, Halberstadt bei Alexander, Juͤlich 2mal Mayer, Koͤnigsberg in Pr. Zmal bei Burchard und 2mal heygster, Magdeburg bei Brauns und Lmal bei Roch, nster bei Lohn, Nordhausen bei Schlichteweg, Ratibor bei rinitz, Sagan 2mal bei⸗Wiesenthal, Schweidnitz bei Kuhnt nach Stettin bei Rolin; 54 Gewinne zu 200 Rthlr. auf 92. 3171. 7517. 8397. 10,390. 15,004. 17,412. 18,292. 318. 23,25 1. 23,374. 28,994. 30,479. 30,910. 31,916. 33,243. 885. 36,306. 39,321. 40,870. 44,774. 46,841. 46,842. 47,461. 864. 49,462. 54,920. 57,446. 57,527. 59,709. 60,660. 64,132. 298. 65,311. 68,123. 68,777. 68,902. 69,456. 71,200. 73,112. 082. 77,634. 78,014. 81,562. 83,093. 83,490. 84,274. 85,557. 636. 89,331. 89,776. 89,940. 91,053 und 91,827.

Die Ziehung wird fortgesetzt. Berlin, den 19. November 1832. Roͤnigl. Preußische General⸗Lotterie⸗Direction.

Ungekommen: Der General⸗Major und

hES interimistische mandeur der 9ten Division, von Rudolphi,

Zeitungs⸗Nachricht 11“

h““ 1A1A1AX1AXA“*“ sParis, 12. Nov. Der Koͤnig arbeitete gestern mit dem sidenten des Ministerraths, dem Handels⸗Minister und dem tendanten der Civilliste.

In dem gerichtlichen Protokolle aͤber die Verhaftung der gogin von Berry heißt es: „Am 7 Nov. schritten wir un⸗ eichnete Polizei⸗Kommissarien abermals zu genauen Nachsu⸗ gen in allen Zimmern, Schraͤnken, Kommoden, Schreib⸗ a’ane 1 w. des Hauses Nr. 1., wo wir durchaus 1. anden. In das von den Demoiselles Duguigny bewohnte „wo der Praͤfekt und der General Dermoncourt versam⸗

ewaren, zuruͤckkehrend, verlangten wir einen Maurer, der in ,Segenwart zur Demolirung eines Theils eiseer Mauer iten sollte, an welche ein Bedienten⸗Zimmer stieß. Als das fortgenommen war, bemerkten wir eine mit einem Schlosse Klinke versehene Bretterthuͤre, die durch eine Tapete 6 war und ein zehn Fuß langes, 5 Fuß breites und 5 Fuß geheimes Behaͤltniß verschloß; wir fanden darin

üdene eingebundene Werke in Folio, eine Menge scher Journale, die Quotidienne, Brid Hison und meh⸗ ener⸗ mit Waͤsche. Als wir uns in das dritte zinnn des genannten Hauses begeben hatten und in Sa traten, das nach dem Hofe hinausgeht, und wo ün 5 zur Wache aufgestellt waren, hoͤrten wir aus dem Wn nes mit einer Platte aus Gußeisen versehenen Kamins rte ertoͤnen: „„Oeffnet uns, wir ersticken!““ In dem—

1 se that der Maurer einige Schlaͤge, die Kamin⸗ pzin e sich und wir erblickten eine Dame, die wir fuͤr die von Berry erkannten; in demselben hinter dem Kamin

drei andere Individuen,

Lrafen von Mesnars, Fraͤulein Style 1 Fraͤulein Stylte von Kersabiec und de eaten Guibourg, der aus d -

em hiesigen Gefaͤngniß vor ser Zeit entwichen war.⸗ WW sangniß

Die Blaͤtter von Nantes enthalten noch immer eine

b 1.“ Herzogin wohnt in (Se. Magjestaͤt der Koͤnig haben dem Kaiserlich Russischen 8 1 egienrath a. D., von Wittenheim, auf Rautensee und

Herzogin fuͤr 500,000 Fr. ein Italiäaͤner⸗

674. 075. 80,368. 83,590. 86,831. 87,653 und in Berlin bei Alevin, Zmal bei Burg, bei Joachim, 2mal

nach Blaye zu fuͤhren.

von Glogau.

1b Menge von Details uͤber den Aufenthalt der Herzogin von Berry auf dem dortigen Schlosse und uͤber die Fahrt nach St. Nazaire: Die . dem Saale des Kommandanten des Schlosses, Obersten Raindre; um in denselben zu gelangen, mußte man durch ein Zimmer, worin sich ein mit der Bewa⸗ chung der Herzogin besonders beauftragter Polizei⸗Evmmissair nebst einem Gendarmerie⸗Offizier aufhielt. Am Abend vor der Abreise aus dem Schlosse fuͤhlte die Herzogin sich ploͤtzlich un⸗ e Der Oberst Raindre, der davon benachrichtigt ward, eilte zu ihr. zu ihm; Dder Oberst bot ihr seinen Arm und fuͤhrte sie auf die an sein Zimmer graͤnzende Plattform. Die Prinzessin druͤckte ihm krampfhaft den Arm mit den Worten: „Was mich am meisten schmerzt, mein Herr, ist, daß ich von einem Menschen, den ich mit Wohlthaten uͤberhaͤuft habe, der mir mehr als das Leben verdankt und in den ich ein unbegraͤnztes Vertrauen setzte, verrathen und verkauft worden bin. . . Er ist ein Ungluͤckli⸗ cher, wenigstens freut es mich, daß er kein Franzose ist; denn ich habe ein Franzoͤsisches Herz.”“ Das Individuum, das die verkauft haben soll, ist in der That ein It« Das Dampfschiff, welches die Herzogin nach St. Nazaire brachte, ging am 9ten fruüh um 3 Nantes ab, fuhr fast, unbemerkt die Loire um 9 ½ Uhr bei der Brigg „la Capricieuse“ an, auf welche die Prinzessin uͤbergeschifft wurde; sie war niedergeschlagen und die Art von Heiterkeit, die sie seit ihrer Verhaftung bewahrt hatte, war verschwunden; sie schien erwartet zu haben, nach ei⸗ nem anderen Orte, als nach der Citadelle von Blaye, gebracht zu werden; denn sie fragte den Praͤfekten, Herrn Maurice Du⸗ val, mehrmals, ob es wahr sey, daß man sie nach dieser Cita⸗ delle bringe und konnte sich von der Wahrheit erst uͤberzeugen, als Herr Duval sie auf Ehre versicherte, daß sie in Blaye in Verwahrsam gehalten werden solle. Waͤhrend der Ueberfahrt war nicht von Politik, sondern nur von den Schoͤnheiten der Loire⸗Ufer und der Meeres⸗Kuͤste die Rede. Fraͤulein von Ker⸗ sabiec soll, mit einem der Begleiter uͤber das Beyehmen der Herzogin sprechend, folgende Aeußerung gethan hoben: „Seyen Sie uͤberzeugt, mein Herr, daß, wenn Marie Louise im Jahre 1815 den vierten Theil der Entschlossenheit und Energie der Herzogin von Berry entwickelt haͤtte, der Herzog von Reich⸗ stadt nicht in Wien gestorhen seyn, wuͤrde.“ Aus dieser Unter⸗ redung hat man erfahren, zaß in dem Versteck das Feuer zwei Mal das Kleid der vrae ergriffen hatte, da sie dicht an der Eisenplatte des Kamins stand; Fraͤulein v. Kersabiec ver⸗ brannte sich die Finger, als sie den die Platte schließenden Rie⸗ gel zuruͤckschob, und die Herzogin v. Berry verbrannte sich den Fuß, indem sie uͤber den Kaminheerd ging, um sich den Gen— darmen auszuliefern. Die Brigg „Capricieuse“, welche die Her⸗ zogin nach Blaye bringen soll, hat 16 Kanonen. Fuͤr den Fall, daß der widrige Wind das Auslaufen des Schiffes noch laͤnger verhindern sollte, ist das Dampfschiff „Nestor“” von Brest nach St. Nazaire bestellt, um die Herzogin an Bord zu nehmen, und Fraͤulein v. Kersabiec soll auf der Ueber⸗ fahrt von Nantes nach St. Nazaire erzaͤhlt haben: was die Her⸗ zogin kompromittirt, sey die in Paris fuͤr Rechnung Dom Mi— guels negociirte Anleihe, bei der die Herzogin sich mit einer star⸗ ken Summe verpflichtet habe. Dom Miguel habe seinerseits sich verbindlich gemacht, 40,000 Gewehre an der Kuͤste der Bretagne landen zu lassen. Alle diese Details waren der Pariser Polizei bekannt, die den geheimen Agenten, der sie so gut bedient hatte, suchte und entdeckte.

Blaye (Blavia), eine befestigte Seestadt im Departement der Gironde, am rechten Ufer dieses Flusses, 7 Stunden von Bordeaux und 150 Stunden von Paris, in einer anmuthigen Gegend, zaͤhlt 4 bis 5000 Einwohner und ist ein Kriegsplatz vierter Klasse. Die Stadt ist auf dem Gipfel und am Fuße eines steilen Felsens erbaut, und dominirt eine herrliche Rhede, die alle die Gironde hinauf⸗- und hinabfahrenden Schiffe auf⸗ nimmt. Blaye theilt sich in die hohe und in die niedere Stadt;

die letztere ist eigentlich nur die Vorstadt der erstern und durch

einen kleinen Fluß von ihr getrennt. Die unter dem Namen der Citadelle bekannte hohe Stadt wird von trefflichen, von Vauban ervauten Festungswerken flankirt, die neuerdings aus⸗ gebessert und mit breiten und tiefen Graͤben umgeben worden sind. Bei Blaye ist der Strom etwa zwei Stunden breit; des⸗ halb ward im Jahre 1689 auf einer fast in der Mitte desselben liegen⸗ den Insel ein neues Fort erbaut, dessen Feuer sich mit dem der Cita⸗ delle Blaye und dem des auf dem andern Ufer gelegenen Forts Medoc kreuzt, so daß die Fahrt auf der Gironde, die ohnehin durch die an der Muͤndung befindlichen Sandbaͤnke schwierig ist, ganz geschlossen werden kann; in der Mitte des Forts erhebt sich ein großer und schoͤn gemauerter Thurm. Schon die Roͤmer hatten

„Ich moͤchte etwas freie Luft schoͤpfen!“ sagte sie

hinab, und kam

g

1

Uhr von

der Koͤnig, es lebe Heinrich V.! (Gez.) Marie Karoline.“ „Aus dieser Proclamation“, fuͤgt der Breton hinzu, „erhellt das unerklaͤrliche Vertrauen, mit welchem die Prinzessin, von ihren vertrauten Rathgebern getaͤuscht, in unser Land gekommen ist. Ganze Ballen von diesen Proclamationen sind in dem genannten Hause gsfunden worden; außerdem auch Verordnungen, die sie als

Regentin von Frankreich erlassen hat; durch eine derselben, auf

welcher das Datum nicht ausgefuͤllt ist, wird die Koͤnigl. Garde, mit Erhoͤhung des Soldes, wiederhergestellt. Unter der Menge gefundener Papiere sollen sich auch die aus der Kanzlei des Koͤnigl. Gerichthofes von Rennes entwandten Akten des Berryerschen Prozesses befinden.

Der Temps erwiedert auf die gestrige Erklaͤrung des Mo⸗ niteur, daß die Regierung den Aufenthalt der Herzogin zuvor nicht gekannt habe: „Das offizielle Blatt ist schlecht unterrich⸗

stet und dies kann auch nicht anders seyn, da die Minister des

11. Oktober nicht in alle Geheimnisse ihrer Vorgaͤnger einge⸗ weiht worden sind. Indessen hat der Polizei⸗Minister ein leich⸗ tes Mittel in. Haͤnden, die Waͤhrhett kennen zu lernen; denn die Herzogin von Berry wird sich nicht weigern, ihm zu sagen,

wie viele Versuche die Regierung bei ihr gemacht hut, um sie

zu bestimmen, Frankreich zu verlassen.“

Die Gazette aͤußert: „Man hat bemerkt, daß der Polizei⸗ Commissair Joly, welcher der Haupt⸗Agent bei der Verhaftung der Herzogin v. Berry war und dieselbe auf dem Schlosse von Nantes bewacht hat, derselbe ist, der an dem Abende, wo der F. von Berry ermordet wurde, im Opernhause den Dienst

atte.

Saäͤmmtliche Oppositionsblaͤtter erklaͤren heute, daß sie mit den vom Moniteur gegebenen Erlaͤuterungen uͤber die Maßregeln der Regierung in Bezug auf die Herzogin v. Berry nicht zu⸗ frieden seyen, g

Der National erklaͤrt, daß, wenn bei dem Kampfe, der im Beginn der hevorstehenden Session zwischen den Herren Laffitte und Dupin um die Praͤsidentenwuͤrese stattfinden werde, der Letztere den Sieg davon trage, das Land von der Kammer nichts Gutes erwarten duͤrfe. .

Der Cassationshof hat das Cassations⸗Gesuch des Redacteurs des Ami de [Ordre, eines in Nantes erscheinenden Karlistischen Blattes, der wegen verschiedener Preßvergehen im Ganzen zu 33 monatlichem Gefaͤngniß und einer Geldstrafe von 18,000 Fr. verurtheilt worden ist, verworfen.

Der Praͤfekt des Departements der Oise hat an die Maires desselben ein Rundschreiben erlassen, worin er dieselben auffor⸗ dert, auf diejenigen Individuen, die sich fuͤr Mitglieder politischer

Vereine, als: „der Volksfreunde“, „Hilf Dir, so wird Dir der

Himmel helfen“, „der Menschenrechte“, „der Eintracht“ u. s. w. ausgeben und an den oͤffentlichen Orten zum Aufstande gegen die Regierung ar... ein wachsames Auge zu haben und die⸗ selben anzuzeigen. Diese Lente nennen sich meist reisende Hand⸗ lungsdiener, kommen alle aus Paris, tragen das Julikreuz einen Schnurrbart und affektiren eine militairische Haltung

Großbritanien und Irland.

London, 13. Nov. Am 10ten d. trafen Ihre Majestaͤten von Windsor in Brighton ein. Ihnen folgte der Prinz Georg von Cambridge. Auch der Herzog und die Herzogin von Glou⸗ cester befinden sich daselbst. Die Gesundheit der Letzteren hat sich seit ihrem Aufenthalt in Brighton etwas gebessert, und man hofft von der guͤnstigen Einwirkung der Seeluft ihre hbaldige voll⸗ kommene Genesung.

Heute Mittag wurde im auswaͤrtigen Amte ein Kabinets Rath gehalten, welchem fast saͤmmtliche Minister beiwohnten.

Die Hof⸗Zeitung meldet die Ernennungen des Gesand ten in Neapel, Lord Ponsonby, zum Botschafter in Konstantino pel; des Gesandten in Dresden, Hrn. W. Temple, zum Gesand ten in Neapel; des Legations⸗Secretairs in Wien, Hrn. F. R Forbes, zum Gesandten in Dresden; des Gesundschafts⸗Secretair in Neapel, Hrn. Horner Fox Strangways, zum Botschafts⸗Se⸗ cretair in Wien; des ersten Attacheé bei der Pforte, John Ken⸗ nedy Esgr., zum Legations⸗Secretair in Neapel.

Die Aufloͤsung des Parlamentes wird, dem Courier zu⸗ folge, am 2. Dez. stattfinden. 8

Die Times behauptet zwar, die Franzoͤsische Armee, die nach

in Blaye eine Besatzung; 1568 ward es von den Kalvinisten

n7;

genommen, die das Grab des im Jahre 570 dort gestorbenen und in einer Abtei beigesetzten Koͤnigs Charibert entweihten. Durch eine 1474 erlassene Verordnung Ludwigs XI. wurden alle nach Bordeaux hinauffahrende Schiffe verpflichtet, ihre Ka⸗ nonen und Waffen in Blaye zu lassen.

Außer der gestern mitgetheilten Proclamation der Herzogin von Berry, ist unter den im Hause der Demoiselle Duguigny gefundenen Papieren noch folgende zweite gefunden worden: „Vendéer, Bretagner! Ihr Alle, Bewohner der treuen westli⸗ chen Provinzen! Nachdem ich im Suͤden gelandet, bin ich ohne Furcht mitten unter Gefahren Frankreich durchreist, um ein hei⸗ liges Versprechen zu erfuͤllen, naͤmlich das, zu meinen wackeren Freunden zu kommen und ihre Gefahren und Muͤhen zu thei⸗ len. Endlich befinde ich mich unter diesem Heldenvolke. Arbei⸗ tet an dem Gluͤcke Frankreichs; ich stelle mich an Eure Spitze und bin gewiß, mit solchen Maͤnnern zu siegen. Heinrich V. ruft Euch; seine Mutter, Regentin von Frankreich, widmet sich Eurem Gluͤcke; einst wird Heinrich V. Euer Waffengefaͤhrte eyn, wenn der Feind unsere treuen Laͤnder bedrohen sollte. aßt uns unsern alten und neuen Ruf wiederholen; Es labe

und eine Franzoͤsische Fregatte nach der Nordsee

Belgien einruͤcken solle, sey von 45,000 auf 60,000 Mann ver⸗ mehrt worden, sagt jedoch nicht, wer ihr ⸗dies mitgetheilt habe und uͤberläßt es daher ihren Lesern, sowohl gegen die eine als die andere Zahlen⸗Angabe noch einige bescheidene Zweife zu hegen.

Man meldet aus Deal: Am 9ten Mittags segelten lder „Investigator“ und ein kleineres Schiff, so wie um 3 ½ Uhr der ¶Vernon“, „Southampton“, „Castor“ und „Rover“, nebst einer Franzoͤsischen 1 nach der Nordsee ab. Am 10ten Mor⸗ gens ging eine Franzoͤsische Fregatte ebenfalls nach der Nordsee und Mittags kam die Franzoͤsische Fregatte „Ariane“ aus W. an. Um 11 Uhr Abends gingen der „Conway“, die „Snake“ unter Segel. Es sind fortwaͤhrend hier: der „Donegal“, „Talavera“, „Scout“, „Larne“, eine Fregatte, das Dampfschiff „Dee“, der „Suffren“ und eine Franzoͤsische Korvette. Die Kriegs⸗Sloop „Satel⸗ lite“ wurde am 12ten Nachts abgeschickt, um vor kreuzen und alle Hollaͤndischen Schiffe zu nehmen. Die Fran⸗ zoͤsische Fregatte „Sirène“ von 60 Kanonen kam am 12ten Nach⸗ mittag von Spithead au. Das Dampfschiff „Soho“ war hier eingelaufen und ging sofort mit Depeschen aus Porto weiter nach London. Die Offiziere der Kuͤstenwache zu Nr. 3 vor Dungeneß haben die Galliote „Zeelust“ aus Dordrecht, Capitain P. P. Ackermann, von Marseille nach Amsterdam mit Stuͤck⸗ guͤtern bestimmt, aufgebracht; sie wurde unter Quarantaine ge⸗ legt. Der Zoll⸗Cutter „Stork“ nahm die Galliote „Catharina van Veendam“, Capitain Bethelde, von Cardiff mit Eisen nach Rotterdam bestimmt. Der Wind ist frisch aus NW. Die vereinigten Geschwader liegen, was die Hauptmacht

hetrifft, noch immer hier vor Anker⸗

Dungeneß zu