Art konnten wir uns denn auch
0.
das aͤußerst
piese zunig in sich anfuimmt. Viel Messterhaftes sü in dem PWarf und in der Struktur der Gewaͤnder; doch liegt es in dem Sinn des eben Ausgesprochenen, daß wir die mehr naive Auffassun ¹. B. des ⸗Engels, welcher Lust zeigt, mit dem Matthaͤus kindli zu schaͤkern, und des Oechseleins, das seinem Heiligen die Hand leckt, nicht fuͤr die vorzuͤglichste und angemessenste halten koͤnnen, so sehr wir auch das hierin Geleistete in seiner Art anzuerkennen wissen. Nach unserm Gefuͤhl und unserer Einsicht, welche freilich nicht die richtge und unumstoͤßliche zu seyn braucht, halten wir es fuͤr Pflicht, die Plastik auf jenes ernstere Feld der Form⸗Auffassung hinzuweisen, das ihr schon des soliden Materials wegen zukommt. In solcher mit einem Perlstab nicht befreun⸗ den, welcher oben die kelchformige Muͤndung des Beckens umlaͤuft; Feine dieser Arbeit grenzt schon ans Zerbrechliche; einer Blaͤtter⸗Verzierung daruͤber gebricht es an Erfindung u d Styl. „Von Rauch san man endlich noch eine kolossale Buͤste Sr. Ma⸗ jestaͤt des Koͤnigs ausgestellt, welche in der Aehnlichkett, der lebendi⸗ gen und reichen Behandlung des Steins ihr Verdienst hat. Allein dies Verdienst wuͤrde noch groͤßer seyn, waͤre die Dimension nicht kolossal, sondern nur lebensgroß; denn mit dieser Erhoͤhung treten auch sogleich andere Bedingungen der Kunst ein, welche vielmehr das Gegentheil jener Auffassung fordern. . Von dem Denkmal des Hoͤchstseligen Koͤnigs von Sachsen, das Rietschel entworfen hat, ist schon oben die Rede gewesen, wo denn auch der vier Statuen gedacht wurde, welche der Kuͤnstler an dem Piedestal anzubringen denkt. Von diesen stellte er die eine, die Ge⸗ rechtigkeit mit aufgehobenem Schwert, noch in den letzten Tagen aus, welche in ihrer Schoͤnheit, ihrem Adel und ihrer Großheit ganz das Lob rechtfertigt, das wir jenen Statuen im Voraus er⸗ theilten.
Von Prof. Friedrich Tieck sah man außer einer Kolossal⸗
Buͤste Kaiser Rudolphs von Habsburg, welche fuͤr die Walhalla in
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dium zu ergaͤnzen bestrebt seyn.
Regensburg bestimmt ist, noch ein kleines Relief, das eine Caritas zum Gegenstand hat. Die Schwierigkeit, welche diese Darstellung fuͤr das Rellef darbieket, wurde noch dadurch erhoͤht, daß der Kuͤnstker die Gruppe der Mutter mit vier Kindern in eine kreisfoͤrmige Um⸗ schließung einordnete; doch ist seine Gewandtheit gepruͤft genug, um, trotz dieser Schwierigkeiten, ein gefaͤlliges Werk zu schafen. Mit Zartheit sind die Koͤrper der Kinderchen gebildet und selbst die ge⸗ ingen Unterschiede des Alters noch charakteristisch ausgedruͤckt. Matthiaà, Pensionair der Akademie in Rom, bethaͤtigte seine unstuͤbung mit den Gyps⸗Modellen zweier statuarischen Werke und ines Reliefs. Von diesen wurde sein bogenschießender Knabe schon vor anderthalb Jahren im Fruͤhling unter den Schuͤler⸗ Studien ausgestellt, und wenn damals ohnehin ein ande⸗ rer Maßstab galt, so uͤbersahen wir gern cinzelne Maͤngel zu Gunsten der lebendigen und schoͤnen Auffassung des Ganzen, in der Hoffnung, es werde der Kuͤnstler das Fehlende durch Stu⸗ 1 Aber in solcher Hoffnung sehn wir uns jetzt getaͤuscht, denn seine spaͤtern Werke verrathen vielmehr etwas von Oberflaͤchlichkeit und Manier. Eme Schnitterin, mit ober⸗ waͤrts nacktem Koͤrper auf einem Aehrenduͤndel sitzend, will unmit⸗ telbar aus der Natur genommen seyn; aber zugestanden, es sey dies Natur, so ist es in Form und Bewegung gewiß keine schoͤne. Von plastischem Styl ist wenig die Rede und sogar vollig unplastisch ist die Behandlung aller Beiwerke, der Aehren und des mit Blumen I Strohhuts, was wir eigentlich recht entschieden tadeln moͤchten.
Erfreulicheres laͤßt sich schon von Moͤllers kleiner Marmor⸗
grupve sagen: Bacchus auf einem Panther sitzend, dem Thier eine gefuͤllte Schaale darhaltend. Bei weitem aber den Preis verdient in dieser Sphaͤre ein meisterhaftes Werk von Emil Wolf. Wenn dieser Telephus von der Hindin gesaͤugt auch nicht ganz der Idee des Kuͤnstlers angehoͤrt, denn er ist nach einem antiken Wandge⸗ mäaͤlde gebildet, so wird man doch hoffentlich zu schaͤtzen wissen, wie viel immer noch der⸗Erfindung des Bildners bleibt, wo Ma⸗ lerei in Plastik uͤbersetzt werden soll. Dergleichen Uebersetzun⸗ en von einer Kunst in die andere fallen nun zwar selten vortheil⸗ aft aus; allein hier muß man vielmehr den richtigen Blick des Kuͤnstlers loben; denn in der That ist die Anordnung von der Art, daß sich kein Standpunkt als der vorzugsweise vortheilhafte, ge⸗ schweige denn als der erschoͤpfende darbietet, womit wir ausgespro⸗ chen zu haben glauben, daß diese Gruppe mehr plastisch als male⸗ risch ist. Telephus, unter dem Leib des schlanken, zarten Thieres liegend, wendet sich, um nach dem Euter zu greifen, und wiederum wendet sich das Thier, um mit der scharfen Zunge das Fuͤßchen des Kindes zu lecken. Hiedurch ist die Gruppe recht eigentlich rund geschlossen, und es ist die interessante Aufforderung gegeben, das Werk wiederholt zu umwandeln, ein Umstand, woran es so haͤufig plastische Werke, ganz ihrer Natur zuwider, fehlen lassen. Die Durchfuͤhrung ist in vielen Stuͤcken naiv, der Meißel kraͤftig, cha⸗ rakterisch, zart; mit vorzuͤglicher Gewandtheit sind noch die Theile so gewendet und gestellt, daß, trotz der duͤnnen Fuͤßchen des Thiers, doch alles bequem zusammenhaͤngt und wohl gestuͤtzt ist.
An zahlreichen Portrait⸗Buͤsten ließen unsere Kuͤünstler keinen Mangel spuͤren: fast EETTTT des Russischen Kaiser⸗ reichs fuͤhrte Carl Wichmann in sprechenden Formen in diese Saͤle ein; sonst zeichnete sich noch Troschel als Portraitbild⸗ ner aus. Auch die Holzbilderei fand ihren Repraͤsentanten; dies war Achtermann aus Muͤnster, welcher einen schwebenden Engel, der uͤber ein Taufbecken kommen soll, mit großem Geschick schnitzte. Die Bewegung und das reiche Gewand geriethen leicht und frei.
Nur noch wenige Worte haben wir endlich von den vervielfal⸗
tigenden Kuͤnsten zu reden. In Eichens, Luͤderitz und Mandel sehen wir neue Stuͤtzen der edlen Kupferstecherkunst erwachsen, welche in neuerer Zeit nur allzusehr von der Lithographie niedergehalten wird. Der letzteren muͤssen wir auf unßerer Ausstellung die⸗ sen Vorwurf noch um so mehr machen, als sie selbst sich nicht im Stande zeigt, den verursachten Mangel ihrerseits einigermaßen zu ersetzen b. 1 Einer spaͤt eingegangenen geistreichen Federzeichnung von Kirch⸗ hoff, nach Art eines Kupferstichs ausgefuͤhrt, darf eine ehrenvolle Erwaͤhnung nicht fehlen; wir konnten sie ihr aber erst hier zum Schluß zu Theil werden lassen. Die Hexenscene aus Goͤthe’'s Faust ist hier mit lebhaften, phantastischen Farben gezeichnet, und wir tragen kein Bedenken, sie weit uͤber die diesmal ausgestellten Oel⸗ bilder des Kuͤnstlers zu setzen. 1. 1
Hiemit haͤtten wir denn zwar einigermaßen den Reichthum die⸗ ser Ausstellung erschoͤpft, freilich noch lange nicht das ganze Kunst⸗ leben wäͤhrend der verwichenen zwei Jahre; denn um statt alles an⸗ dern nur eins zu nennen, so wuͤrde uns Schinkel, genial in mehr als Einer Kunst, noch einen großen Reichthum der geistreichsten ma⸗ lerischen Erfindungen haben bieten koͤnnen, falls es ihm gefallen haͤtte, seine Farbenskizzen auszustellen, welche er fuͤr die Decoration der Halle des Museums bestimmt hat, um diese zur Poͤkile zu machen. Und endlich welchen Reichthum der schoͤnsten, tiefsten empfundsten Compositionen haben wir noch in kostbaren Skizzenbuͤchern sehen koͤnnen, welche der Meister Schadow von seiner Schule hieher mitgebracht. Waͤre es darauf angekommen, Glanz zu verbreiten, so haͤtte die Ausstellung dieser Werke, die oft schon mehr als Skiz⸗ zen sind, gewiß dazu gedient; nun aber will man uns erst vollen⸗ dete Werke bieten. Wir wollen also auch unsererseits nichts von dem ausplaudern, womit man uns noch kuͤnftig erst erfreuen wird, waͤhrend immer Neues nachwaͤchst.
So scheiden wir denn mit Dank und Achtung von allen den Kuͤnstlern, fremden, wie einheimischen, welche uns so frohe Stunden bereitet haben. Daß wir, wir wollen es gestehen, mit Vorliebe bei Schadow's Schule verweilt, wird uns Der verzeihen, der die Ausstellung gesehen hat, und vielleicht gelang es unseren Schilde⸗ rungen guch, den Auswaͤrtigen einen Begriff von ihrer Trefflichkeit zu erwecken. Am Niederrhein, wie bei einem hiesigen Kuͤnstlerfeste ein Dichter sich schoͤn ausdruͤckte, nimmt Deutsche Kunst durch einen Meister Wilhelm ihren Ursprung, durch einen andern Meister Wil⸗ helm wird sie uns eben da jetzt erneut und befestigt. Auch Corne⸗
1332. lius gehtrte uns einst, und er malte und lehrte in Duͤsseldorf, sei⸗ ner Vaterstadt. Ein befreundetes Deutsches Reich entlieh ihn uns; groß war der erlust, aber nicht unersetzlich. Waͤh⸗ rend dieser nun die suͤdlichere grandiose Kunst der Frescomgle⸗ rei in einem suͤdlichern Theile des Deutschen Vaterlandes begeistert uͤbt und edle Schuͤler um sich reiht, hat Wilhelm Schadow von neuem ig Duͤsseldorf eine dichtgeschlossene Schule aͤcht⸗Deutscher Oelmalerei um sich gesammelt, welche gleichsam auf diesem Boden, wo schon eine edle Kunst in alten Zeiten und wieder kurz vor ihm durch Cornelius bluͤhte, um so besser und schneller zu unserer Aller Freude nufwuchs und gedieh. Schadow's Schule ward in der That erst groß, seit sie an den Rhein nach Duͤsseldorf im Jahr 1826 ver⸗ pflanzt ward. Bei der ersten Ernte, die sie uns im Jahre 1828 heruͤber sandte, sahen wir Staunenswerthes; seitdem sind wir an schnellere Fortschritte gewbhnt. Damals zuerst war es noch moͤg⸗ lich, eine sentimentale Abirrung zu fuͤrchten, ja man kann geradezu ein solches Element zugeben, gleichwie ein aͤhnliches sogar in dem Entwickelungsgange unseres groͤßten Dichters, der nachher himmel⸗ weit davon entfernt blieb, der Ausgangspunkt war. Darauf aber hat sich dies Sentimentale in Gemuͤth, Seele und Reiz verwandelt; die anfaͤng⸗ liche Zierlichkeit arbeitete sich in schnellen Schritten empor zur Großheit, die Zartheit zur Innigkeit und Tiefe, und jene fleißige Technik wurde zur saubersten Fertigkeit, welche jetzt vollend; die Deutsche Andacht nicht verleugnet. Selbst fuͤr den, der nicht beobachtet hat, wie hier Alles natuͤrlich geworden und gegangen ist, sagen schon die jetzigen Werke: diese Kunst ist aͤcht, sie wird bestehen und unserer Zeit dereinst zum Ruhme gereichen; aber es ist auch noch Kraft, da⸗ um weiter zu gehn. Alle Anzeichen einer vollen wahren Ku stbluͤthe sind da, wohin wir soanderlich auch dieses rechnen, daß, wie noch immer zu Zeiten einer solchen wahren Bluͤthe, die sonst so angstlich erwogene Frage nach vorhandenem oder mangelndem Talent sich ganz aufhebt; in Duͤsseldorf haben jetzt alle dies Talent, so daß, wenn sich anderswo vielleicht ein eben so allgemeiner Mangel des⸗ selben zeigt, dieser, zur Ehre der menschlichen Natur, mehr kuͤnst⸗ lich als natuͤrlich scheinen moͤchte. e
Zuletzt noch bitte ich um Nachsicht fuͤr mich, und danke fuͤr die mir zu Theil gewordene. Waͤrme zu zeigen und Waͤrme zu er⸗ wecken schien in dieser freudigen Kunstentwickelung die erste Pflicht; sodann, auf den poetischen Inhalt der gewaͤhlten Aufgaben hinzu⸗
weisen und die Kunstwerke nach keinem geringeren Maßstabe, als
nach dessen Erschoͤpfung zu messen. Was sich davon fand, haben wir mit Hingebung anzuerkennen gesucht; aber es war nicht so leicht,
sich in so schnellem Wechsel, und oft auch in so großer Eile in die Werke der verschiedensten Sphaͤren, der verschiedensten Geister und
Gemuͤthsstimmungen wahrhaft hineinzuversetzen, und ein moͤgliches Unrecht dieser Act mag leider nur um so schmerzlicher seyn, als die verkannten Werke mehr aus innerer Scele kamen. gab füͤr Letzteres keinen anderen Maßlskab, als das im Kunstwerke wirk⸗ lich Ausgesprochene; wie gut es sonst Jemand gemeint, war fuͤr uns nicht zu schaͤtzen. 8 b Betrachtungen uͤber die Graͤnzen der Kuͤnste, namentlich der redenden und bildenden, waren nicht zu vermeiden und schienen in⸗ sofern hieher gehoͤrig, als nur zu oft selbst ein großes Talent an einem Fehlgriff solcher Art scheitern muß. solche Bet gen werden immer mehr unnuͤtz werden, weil die Kunst nicht fort⸗ schreiten kann, ohne immer mehr und immer sicherer die ihr ange⸗ messensten Gegenstaͤnde zu finden. Gruppe.
Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. V 10 Uhr. Beobachtung.
339,2 5 „Par. 333. 81 Por. 338 5 50 Par. Quellwärme 8,0 ° R. 81 pCt. 70 pCt. 79 * Ct. Bodenwärme 2,0 °R. tr 86 L’ V Ausdünst. 0,06 90 Rh. 8S5. V 8 Niederschlag 0.
1832 26 Novbr.
Luftdruck. Luftwaͤrme Thaupankt Dunstsaͤttg. Wetter.. Wind .... Wolkenzug
IISb.
Den 27. November 1832.
Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.) [2.I. Sirief. Celd.]† 2-f. Brief Celd.
90 ½ 90 ⸗-Grosshz. Pos. do. 4 97 ½ 102 ¾ Ostpr. Pfandbr. — 1102 ¾ [pomm. Pfandbr.
83 ⅔½ 83 ¾ [Kur - u. Neum. do.
49 ½ [Schlesische do.
8 Rkst. C. d. K.- u. N.
Z.-Sch. d. K.- u. N.
IIoll. vollwv. Duk. Neue do.
E'riedrichsd'or. .
D)isconto
-Schuld-Sch. Engl. Anl. 18. Pr. Engl. Anl. 22. Pr. Engl. Obl. 30. Pram. Sch. d. Sech. Kurm. Obl. m. 1. C. Neum. Int. Sch do. Berl. Stadt-Oblig. Königsb. do.
Elbinger do.
Danz. do. in Th.
Westpr. Pfandbr.
St. Pr.
8
104 104 ½ 105⅔ 84
+ ◻
4 1 4 4
—,— + +—
25—
Preuss. Couir. lirief. Geld 143 ½ 143
153
151 ⅔ Mt. 6 28 Ult. 8134 Mt. —
Mt. —
100 Thl. 2 Mt. 99 . 100 Thl. 8 Tage 102 ⅔ IIqqEqqTö 103 ½¾ 100 Rbl. 3 Woch. 30 ¼ 600 Fl. Kurz —
Amsterdam dito Hamburg dito London Paris
[2 Mt. Kurz Mt.
4 ugsburg Braslau Leipzig Frankfurt a. Petersburg
Warschau
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 22. November. 8 8 Niederl. wirkl. Sch. 39, *12⁄. 5 neue do. 75. Kanz-Bill. 14 ½. 68 Anl. 94 ½. Russ. (v. 18 ³½) 93 ½. Oesterr. 80 ¾. 39 Span. 29 ¼. 59 7d0. 48 ⅞.
Koͤnigliche Schauspiele.
Mittwoch, 28. Nov. Im Opernhause: Der Oberst, Lust⸗ spiel in 1 Akt. Hierauf: Die Schleichhaͤndler, Possenspiel in 4 Abtheilungen.
Im Schauspielhause: Spectacle demandé: 1) La fiancée du fleuve, vaudeville en 2 actes. 2) La première représen- tation de: L'enfant trouvé, comédie nouvelle eu 3 actes et en prose, par MM. Picard et Mazères.
Donnerstag, 29. Nov. Im Schauspielhause. Zum erstenmale: Jakobine von Holland, historisches Schauspiel in 5 Abtheilun⸗ gen, mit einem Vorspiele: Die Verlobten, zum Theil nach einer Englischen Erzaͤhlung, von E. Rauvpach.
Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits geloͤsten, mit Mon⸗ tag bezeichneten Schauspielhaus⸗Billets guͤltig; auch werden die
dazu noch zu verkaufenden Billets ebenfalls mit Montag be⸗
zeichnet seyn.
Nur gab es
Aber solche Betrachtun⸗
Koͤnigstaͤbtisches Theater.
Mittwoch, 28. Nov. Zum erstenmale wiederholt: De milien⸗Vertrag, dramatische Kleinigkeit in 1 Akt, von Hierauf: Des Pastetenbaͤcker, Zweckerl's Leben, Thaten und lenfahrt, Fastnachts⸗Posse mit Gesang, in 3 Akten.
Donnerstag, 29. Nov. Armida, Oper in 3 Akten, von Rossini. (Hr. Fr. Jaͤger, Koͤnigl. Wuͤrttembergisehen und Kammersaͤnger, aus Stuttgart: Rinaldo, alg dreizehnte! rolle.) .
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E☚ —
Neueste Nachrichten.
Paris, 21. Neov. Der Koͤnig empfing gestern fruͤ 10 ½ Uhr im Thron⸗Saale, von seiner Familie umgeben, Gluͤckwuͤnsche der National⸗Garde, in deren Namen der schall Lobau eine Anrede an Se. Maj. hielt, so wie die de sizier-Corps der hiesigen Garnison, fuͤr seine gluͤckliche Na aus der Gefahr. Nachdem Se. Majestaͤt dem Marq uis Sémonville und einer Deputation des Instituts Audien theilt und in den Mittagsstunden in einem Minister ⸗¹ den Vorsitz gefuͤhrt hatten, empfingen Hoͤchstdieselben 3 Uhr die Glückwuͤnsche der beiden Praͤfekten des 8 Departements und der Polizei, des Stadt⸗Raths und Maires der Haupestadt und des Weichbildes. Die Civil⸗ und Milirair⸗Behoͤrden waren zu der Tafel von dert Couverts eingeladen, welche hierauf in den Tuilerieen fand. Die Praͤsidenten der beiden Kammern saßen zu den ten des Koͤnigs, und der Conseils⸗Prasident, nebst dem Ma Lobau, neben der Koͤnigin. Um 8 Uhr Abends ward efhe putation des Staats⸗Rachs zugelassen, dessen Praͤsident, Girod, ebenfalls Se. Majestat begluͤckwuͤnschte.
Die hiesige reitende National⸗Garde hat durch ihren 9
sten, den General La Ferrière, den Koͤnig bitten lassen,
desmal, wenn er ausreite oder ausfahre, den in den Tuila befindlichen Posten der National⸗Garde zu Pferde zur d kung zu nehmen. Der Koͤnig hat dem genannten Cory seinen Eifer danken lassen und in das Gesuch gewilligt.
Auf dem Wege von den Tutlerieen nach der Devpurm Kammer und wenige Minuten vor dem Mordversuche uf. Pont⸗Royal wurde vorgestern ein Pamphlet, welches dac fuͤhrte: „Entwurf zu einer Verfassung,“ in einer Meng Exemplaren unter die Zuschauer vertheilt.
Telegraphische Depeschen sind gleich vorgestern Nachn nach allen Richtungen hin abgefertigt worden, um den P. zen die Nachricht von dem fehlgeschlagenen Angriff auf dar ben des Koͤnigs mit der Bemerkung mitzutheilen, daß die der Hauptstadt durch diese Unthat in keinerlei Weise g worden sey. Hier sind seitdem alle militoirischen Nachz) verdoppelt worden. Die Zahl der seit vorgestern erlassenen hafts⸗Befehle belaͤuft sich auf einige sechzig; indessen scheint dem Boͤsewicht, der dem Koͤnige nach dem Leben getrachtet, nicht auf der Spur zu seyn; so viel will man in Erfahrum bracht haben, daß es ein junger exaltirter Republikaner voß bis 18 Jahren sey. Gestern gegen Mittag wurde im Hoft Tuilerieen ein Individuum verhaftet, das sich fuͤr Ludwirg⸗ Siebzehnten ausgab, und den Koͤnig zu sprechen verlangte
Die Deputirten versammelten sich gestern, unter dem sitze ihres Alters⸗Praͤsidenten, Grafen Duchatel, in dem 8 renz⸗Saale, um uͤber eine Proposttion des Herrn Fulch irt Betreff der Vertheilung der Plaͤtze in dem neuen Siß Saale, zu berathschlagen. — Bekanntlich hatten in den 6 nen von 1830 und 31 diejenigen neugewaͤhlten Mitglieher, gewoͤhnlich mit der linken Seite stimmen, auf den Bäanken 2 durch Dimissionen entbloͤßten rechten Seite Platz nehmen m sen, indem die Baͤnke der linken Seite schon alle besetzt wa Dies hatte den Uebelstand zur Folge, daß bei Abstimmu durch Aufstehen und Sitzenbleiben oftmals Irrthuͤmer en den, und um diesem abzuhelfen, verlangten jetzt mehrere D tirte der Opposition, mit ihren gleichgesinnten Kollegen auf e und derselben Seite zu sitzen, wogegen Herr Fulchiron die vorigen Jahre beobachtete Ordnung beibehalten wissen we Dieser letztere Antrag wurde von der linken Seite lebhaft beki von dem Centrum vertheidigt, und nach einer aͤußerst si schen Debatte mit schwacher Stimmen⸗Mehrheit angenon — ein Resultat, das fuͤr die Opposition von schlimmer T deutung ist.
Aus einer vom Moniteur mitgetheilten Namensli giebt sich, daß die Zahl der in den verschiedenen Fransch Haͤfen in Beschlag genommenen Hollaͤndischen Schiffe st 27 belaͤuft.
Herr Zea Bermudez ist bereits gestern wieder nach M abgereist. Die letzten von dort hier eingegangenen Nachlt sollen ihn bewogen haben, seine Abreise zu beschleunigen.
Aus Blaye meldet man unterm 16ten d. M.: „GE hier die noͤthigen Sicherheits⸗Maßregeln getroffen worden, jedes Entweichen der Herzogin von Berry unmoͤglich zu chen. Zwei kleine bewaffnete Fahrzeuge liegen am Fuße Citadelle vor Anker und die aͤußeren Posten sind angewi auf dreißig Schritte Niemanden sich den Waͤllen näͤhen lassen. Die Wohnung der Herzogin selbst ist mit zwr Schildwachen umstellt.“
Der vom Marschall Clauzel waͤhrend seines Ober⸗Kom do's in Algier zum Bey von Titeri ernannte Mustapha Omar, ein Maure von Abkunft, ist hier angekommen. 1 ein eifriger Anhaͤnger unserer Regierung, und spricht das liaͤnische mit großer Fertigkeit.
Auch in Lyon sind, wie hier in Paris, in den letzte gen Geruͤchte von Unruhen, die den 19ten oder 2lsten au chen sollten, im Umlauf gewesen, und aufruͤhrerische, mitf Namen Montholon unterzeichnete Proclamationen unter die den⸗Arbeiter vertheilt worden. Der dortige Präcurseur s. die arbeitende Klasse, sich durch dergleichen Provocationen 1 nem Straßen⸗Aufruhr verleiten zu lassen, da dieser ohne fuͤr sie seyn wuͤrde.
— Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 95. 90. fia? 95. 95. 3proc. pr. compt. 67. 35. sin „cour. 67. 40. * Neap. 81. 10. 5proc. Span. 56 ½. Neues Anlehn 96. 15.
Frankfurt a. M., 94. Nov. Oesterr. 5proc. Metale 5 Aproc. 70 ½. 70 ¼. 2 proc. 41 ⅞. 1proc. 18 ½. B. Bank, keb
81 s 1269. 1267. 4+ Holl. 5proc. Obl. v.
Part.⸗Obl. 121 ¼. 121 ⅛. Loose zu 100 l. 832 75. Br. Poln. Loose 521. 521
edacteur Cottel.
Gedruckt bei A. W. He9
00 Rthlr. auf Nr. 1106. 9001. 9827.
Fel , Donnerstag den
Amtliche Nachrichten. Kroniek des Tages. 1
Des Koͤnigs Majestaͤt Angermuͤndeschen Kreises, im Regierungs⸗Bezirk Potsdam, Rüterschafts⸗Rath und Ritterguts⸗Besitzer von Wedell⸗ low zu perleihen geruht.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Kantor und Lehrer gt an der Toͤchter⸗Schule zu Osterburg, im Regierungs⸗ rk Magdeburg, und dem ehemaligen Festungs⸗Zimmermann zte zu Koblenz, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen
ht.
Bei der am 26sten d. M. fortgesetzten und am 27sten ejusd. gigten Ziehung der öten Klasse 66 ter Koͤnigl. Klassen⸗Lotterie der zweite Haupt⸗Gewinn von 100,000 Rthlr. auf Nr. h in Berlin bei Seeger; ein Gewinn zu 5000 Rthlr. auf. 90,98! in Berlin bei⸗Seeger; 6 Gewinne zu 2000 Rthlr. auf Nr, 14,243. 32,361. 38,866. 42,556. 57,884 und enach Breslau bei Schreiber, Ceblenz bei, Stephan, El⸗ hbei Benoit, Magdeburg bei Buͤchting, Sagan bei Wie⸗ al und nach Salzwedel bei Pflughaupt; 40 Gewinne zu Athlr. auf Nr. 659. 1312. 2243. 6002. 7071. 9242. s. 17,995. 18,275. 19,952. 20,399. 29,264. 30,511. 32,989. 5. 35,890. 36, 166. 38,170. 38,184. 38,440. 40,191. 42,021. p. 45,367. 49,099. 52,832. 59,223. 60,372. 61,498. 68,683. 6. 76,912. 77,207. 80,275. 86,579. 86,853. 87,841. 89,969. 9 und 91,660 in Berlin bei Jonas, 2mal bei Matzdorff, Nestag und Zmal bei Seeger, nach Breslau bei J. Hol⸗ sun., bei Leubuscher und 4mal bei Schreiber, Bunzlau bei n, Coblenz bei Seligmann, Coͤln 2mal bei Reimbold, ig bei Reinhardt und bet Rotzoll, Duͤsseldorf bei Spatz, tbei Troͤster, Frankfurt bei Salzmann, Glogau bei Bamber⸗ agen bei Roͤßner, Halle bei Lehmann, Iserlohn bei Hellmann, hbei Mayer, Koͤnigsberg in Pr. bei Borchardt, Magdeburg rauns, Mansfeld 2mal bei Schuͤnemann, Marienwerder bei zder, Naumburg a. d. S. bei Kayser, Neisse bei Jaͤkel, Qued⸗ g bei Dammann, Sagan 3mal bei Wiesenthal, Schweidnitz ihnt und nach Waldenburg bei Schuͤtzenhofer; 40 Gewinne 13,735. 17,821. 7. 29,925. 30,877. 31,166. 32,182. 33,570. 33,609. 34,939. ). 36,6 15. 38,649. 39,276. 45,437. 46,152. 54,640. 54,954. 5. 57,107. 57,632. 59,140. 64,015. 64,038. 65,261. 70,924. .74,177. 76,999. 77,120. 78,367. 82,350. 87,251. 91,068. 5.92,296 und 93,276 in Berlin 2mal bei Alevin, 2mal dun, bei Hiller, bei Matzdorff und Zmal bei Seeger, nach sei Kirst, Barmen bei Holzschuher, Brandenburg bei Lu⸗ „Breslau 4mal bei J. Holschau jun, 2mal bei Schreiber hbei Zipffel, Bunzlau bei Appun, Coͤln bei Huißgen und bei Reimbold, Danzig 2mal bei Rotzoll, Duͤsseldorf bei „ Halberstadt bei Sußmann, Koͤnigsberg in Pr. bei Bor⸗ t und Zmal bei Burchard, Krakau bei Rehefeld, Liegnitz bei Leitgebel, Magdeburg bei Brauns, Minden bei Wolf⸗ Miͤnster bei Lohn, Naumburg a. d. S. bei Kayser, Rei⸗ ach hi Paristen und nach Stralsund bei Trinius; 45 Ge⸗
zu 200 Rthlr. auf Nr. 230. 1016. 4887. 5305. 6862. 9606. 15,402. 17,756. 20,738. 25,348. 26,625. 27,334. 5.33,391. 34,071. 35,434. 35,876. 40,971. 45,005. 54,924. 9.56,833. 57,653. 60,984. 61,530. 62,835. 65,558. 69,675. 5.73,328. 73,475. 76,165. 76,657. 82,735. 82,895. 83,184. 186,817. 86,867. 88,518. 88,792. 89,367. 92,714 und helin, den 28. November 1832.
nigl. Preußische General⸗Lotterie⸗Direction.
Zeitungs⸗Nachrichten. ee1X1öX“
Frankreich. Haris, 21. Nov. Folgendes ist die Rede, womit der Mar⸗ kobau gestern im Namen der hiesigen National⸗Garde dem wegen der am 19ten uͤberstandenen Gefahr Gluͤck wuͤnschte. Das entsetzliche gegen Euere Majestaͤt unternommene at fordert die National⸗Garde des Seine⸗Departements, örgan zu seyn ich die Ehre habe, zu einer neuen bestimm⸗ zerung ihrer ganzen Hingebung und ihrer ehrfurchtsvoll⸗ eauf. Diese aufrichtigen Gefuͤhle, die ich Ewr. Ma⸗ uszusprechen die Ehre habe, werden mit demjenigen Wohl⸗ aufgenommen werden, von dem wir bereits so viele Be⸗ pfangen haben. Die Feinde des Koͤnigs sind auch die rankreichs; nur zu oft hat die National⸗Garde sich ge⸗ sesehen, sie im Zaume zu halten und einige Mal sogar, bessegen. Ihre bisherige Haltung ist die sicherste haft, die sie fuͤr die Zuͤkunft gewaͤhren kann. Wir buns, Sire, ugsserem schoͤnen, ganz der Ordnung Feeiheit gewidmeten Berufe stets gewachsen zeigen.“ gsestaät erwiederten hierauf: „Ich bin uͤber diesen Schritt aional⸗Garde tief geruͤhrt, und inniger, als Ich es auszu⸗ vermag, bewegt Mich alles dasjenige, was Mir gestern le Einwohnerschaft, die Kammern und insbesondere die er eihe Felindlichen National⸗Gardisten in einem Au⸗ gt 8 denn Ihr wißt es, werthe Kameraden: 4 „fuͤr Frankreich hat Mein egt in diesem Augenblicke in Mir die „ Juneigung zu der National⸗Garde ,die sie Mir fWir haben ahr war, ünftig b
suͤßesten Gefuͤhle; wird durch die
en zu einer Zeit, wo in denselben Reihen gesochten; Ich werde
kuͤnftig ereit seyn, mit gleichem Eifer fuͤr das⸗
——q——
haben die erledigte Landraths⸗Stelle antwortete der Koͤnig:
aben, den Mein Herz Mich nicht ahnen las⸗ fuͤr Mein B Herz stets geschlagen. Aber
von ihrer Anhaͤnglichkeit giebt, schoͤn be⸗ das Vaterland
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November
selbe zu kaͤmpfen, und Ich habe die Wuͤnsche, die Ihr mir in dieser Beziehung ausgedruͤckt habt, mit eben so viel Freude als Herzlichkeit vernommen“ — Dem Praͤfekten des Seine⸗Depar⸗ tements, der die Gluͤckwuͤnsche der Stadt Paris uüͤberbrachte,
„Ich bin dankbar fuͤr diese Gesinnungen
und geruͤhrt durch sie; zugleich schaͤtze Ich Mich gluͤcklich, Fh⸗ nen zu erkennen zu geben, wie innig die Gefuͤhle, welche die wackere und hochherzige Pariser Einwohnerschaft bei diesem schmerzlichen Vorfall gegen Mich an den Tag gelegt, Mich be⸗ wegt haben. Mein Herz gehoͤrt ganz Meinem Lande an; Ich wuͤnsche nur zu leben, um ihm nuͤtzlich zu seyn, und wenn Ich sehe, daß Meine Tage auch Meinen Mitbuͤrgern werth sind, so
wacht die Hoffnung wieder in Mir auf. Ich danke denselben
fuͤr die Theilnahme, die sie Mir Kraft finden, die auf Mir lastenden Geschaͤfte zu tragen und
zu sichern.“
Von dem Eindrucke, den der Hauptstadt hervorgebracht hat, liest man im folgende Schilderung: staunens und der Unglaͤubigkeit gab und zugleich Freude uͤber den gluͤcklichen Ausgang kund. lange Zeit nachher suchte man durch neue Beweise die Ge⸗ wißheit Tuilerieen zuruͤckgekehrt sey. teln wurden die Abend⸗Zeitungen und in den Versammlungen laut wurden der Muth, schaften des Koͤnigs bewundert. Ueber die Gefahr, in welcher der Koͤnig geschwebt hatte, beruhigt, dachte das Volk an die Ge⸗ fahren, denen es selbst entgangen war. antirepublikanischen Gesinnungen in allen Volks⸗Klassen mit sol⸗ chem Nachdrucke kund, noch nie sprach sich die Anhaͤnglichkeit an den Koͤnig und die Monarchie mit solcher Energie aus. Arbei⸗ ter, Kaufleute, kurz alle Staͤnde theilten diese Gefuͤhle. Gestern waren der Karoussel⸗Platz, der Hof und der Garten der Tuile⸗ rieen von fruͤhem Morgen an mit Volksmassen bedeckt, die den Monarchen zu sehen wuͤnschten; von allen Seiten kamen Natio⸗ nal⸗Gardisten herbei; der Koͤnig, geruͤhrt uͤber diese Beweise der Treue, hatte fast unaufhoͤrlich Gluͤckwuͤnsche zu empfangen. Sol⸗ daten und Offiziere von der National⸗Garde und der Armee draͤngten sich unter den Fenstern und erneuerten Sr. Ma⸗ jestät die Versicherungen ihrer Ergebenheit. Das Attentat wurde gleich vorgestern in der Umgegend der Hauptstadt be⸗ kannt; die Offiziere der National⸗Garden von Sceaux und St. Denis versammelten sich unaufgefordert und kamen, unter An⸗ fuͤhrung der Unter⸗Praͤfekten beider Ortschaften, um den Eid der Treue gegen den Koͤnig und die Charte von 1830 zu erneuern.“
Der Constitutionnel enthaͤlt nach einem bei der Redaec⸗ tion eingegangenen Schreiben folgende Notizen uͤber das Ereig⸗ niß auf dem Pont⸗Royal: „Demoiselle Adele Boury, 19 Jahr alt, Tochter eines Postmeisters aus der Provinz, befand sich an dem Ende der Bruͤcke, als der Koͤnigl. Zug voruͤber kam; sie trat, um ihn zu sehen, auf den Buͤrgersteig und in die erste Reihe; neben ihr standen noch zwei andere Damen. Als der Ruf: „Es lebe der Koͤnig! Nehmt die Huͤte ab!“ die Ankunft Sr. Majestaͤt verkuͤndigten, stieß ein junger Mensch Demoiselle Boͤury mit dem Ellenbogen heftig vor die Brust und stellte sich vor sie; sie machte ihm bemerklich, daß er sich gegen eine Dame hoͤflicher betragen sollte, und daß er ihr Schmerz verursacht habe, worauf er nichts antwortete. Da sie zu schwach war, um sich ihm zu widersetzen, so blieb sie hinter ihm stehen, stellte sich auf die Zehen und lehnte sich auf ihn, um uͤber seine
Schultern hinwegzusehen. In diesem Augenblicke machte das mit dem linken Arm, um aus der
Individuum eine Bewegung
Tasche ein kleines Pistol zu ziehen und stieß dabei das Maͤd⸗ chen mit seiner Schulter ans Kinn; er hatte den Finger am Hahne und zielte, als das Maͤdchen den Lauf des Pistols er⸗ blickte; sie faßte sogleich seinen Arm mit beiden Haͤnden, zog ihn zuruͤck und der Schuß ging los; sie hielt noch den Arm so fest, daß sie den Rock des Individuums reißen hoͤrte, als sie los⸗ lassen mußte, weil ein anderer hinter ihr stehender Mann sie heftig stieß, so daß sie am Buͤrgersteige niederfiel. Sie sah den Thaͤter nach den Tuilerieen zu entfliehen und hatte noch Kraft, zu rufen: „Haltet ihn!“ Sie stand mit Muͤhe auf, lehnte sich ans Bruͤcken⸗ Gelaͤnder, ward ohnmaͤchtig und in einem der Wagen aus dem
das Attentat gegen den Koͤnig in Nouvelliste
sich einstimmiger Unwille
In den entlegensten Stadtvier⸗ mit Ungeduld erwartet vorgelesen; einstimmig
Zuge zu Herrn Thiers und, als sie wieder zu sich gekommen war, von da zu dem Koͤnigl. Prokurator, um ihre Aussage zu Protokoll zu geben, und endlich nach den Tuilerieen gebracht, wo sie von der Koͤnigin mit den Worten empfangen wurde: „Sie also sind es, liebes Kind, die meinem Gemahl das Leben gerettet?“
Die Oppositions⸗Blaͤtter beharren bei dachte, daß das Attentat auf dem Pont⸗Royal von angestiftet worden sey. Der National enthaͤlt stellung der Berichte der verschiedenen Blaͤtter eigniß und bemerkt, wie
ihrem Ver der Polizei eine Zusammen⸗ uͤber dieses Er⸗ sie alle darin uͤbereinstimmen, daß vie⸗ les Dunkle und Unerklaͤrliche in dem Vorfall liege. Der Nou⸗ velliste hatte gemeldet, ein zweites noch geladenes Pistol sey von dem Thaͤter, außer dem abgeschossenen, zur Erde ge⸗ worfen worden. Der National versichert, eine glaubwuͤrdige Person, die sich zu nennen bereit sey, habe dieses Pistol in den Haͤnden eines Munizipal⸗Gardisten gesehen, der behaup⸗ tet, es dem Moͤrder aus der Tasche gezogen zu haben. — Der Y Tribune zufolge, haͤtte das Ministerium Befehl ertheilt, die Blaͤtter, welche das Attentat der Polizei zuschreiben wuͤrden, in eschlag zu nehmen; demungeachtet stellt dieses Blatt die Ver⸗ muthung auf, daß die Polizei bei dieser Sache die Hauptrolle gespielt habe und findet, daß das Ereigniß dem Ministerium sehr gelegen komme. Zugleich weist die Tribune die Ausfaͤlle zuruͤck, die sich die ministeriellen Blaͤtter bei dieser Gelegenheit gegen die republikanische Partei erlaubt haben und schließt damit, das Attentat fuͤr eine Schaͤndlichkeit zu eiklaͤren,“dasselbe moͤge nun ein wirklicher oder ein nur zum Schein gespielter Mordversuch
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bezeigen, und werde darin die Gese˖ Schuldige nicht neue Anstrengungen zu machen, um die Wohlfahrt Frankreichs
und ehrenwerther Grund zu der Hartnaͤckigkeit vorhanden ist, mit welcher einige
„Nach den ersten Augenblicken des Er⸗ Noch
durch Minister buhlen, zu erlangen, daß der Koͤnig gerettet und nach den
die Kaltbluͤtigkeit und die persoͤnlichen Eigen⸗
Noch nie gaben sich die
und die Prinzessin Victoria in
gewesen seyn. — Das Journal des Débats ist unwillig uͤber die gehaͤssigen Einfluͤsterungen der Oppofitions⸗ Blaͤtter, und findet darin nur einen Beweis, wie weit der Parteigeist fuͤhren koͤnne. — Das Journal du Commerre macht bemerklich, wie geschickt die ministeriellen Blaͤtter den Vorfall in ihrem Interesse zu be⸗ nutzen wuͤßten und erinnert an aͤhnliche Ereignisse unter der Restauration.
Die Gazette de France bemerkt uͤber das Attentat: „Die seltsamen Umstaͤnde, welche den vorgestrigen Pistolenschuß begleitet haben und namentlich die Nichtverhaftung des Thaͤtert haben den Abscheu, den ein politischer Mord allen Parteien ein⸗ floͤßt, sehr vermindert. Hoffentlich wird es gelingen, den Urhe⸗ ber dieses gehaͤssigen Unternehmens zu entdecken. Die Geschichte bietet kein Beispiel eines Attentats dieser Art dar, wo der verhaftet worden waͤre.“
Der National enthaͤlt Folgendes: „Da kein vernuͤnftiger
Deputirte aus dem Centrum ihre Sitze auf den Baͤnken der linken Seite behaupten wollen, so haben die Oppositions⸗Mitglieder beschlossen, die Vota derjenigen dieser Herren, die sich unter sie eindraͤngen wollen, um die Departe⸗ ments zu taͤuschen, waͤhrend sie doch zugleich um die Gunst der taͤglich bekannt zu machen.“
Die Bordeauxer Blaͤtter vom 18ten geben folgende Be⸗ schreibung von dem Aufenthalte der Herzogin von Berry in der Citadelle von Blaye: „Die Zimmer der Prinzessin liegen im Erdge⸗ schoß am aͤußersten noͤrdlichen Ende der Citadelle in der Naͤhe des Orts, wo die Bomben und Kanonen⸗Kugeln aufbewahrt werden; dieser Theil des Gebaͤudes geht mit dem Flusse parallel; die Fenster des von der Herzogin bewohnten Zimmers gehen aber nach Osten und von dieser Seite ist die Aussicht durch die Waͤlle des Forts ge⸗ schlossen. Auch nach der Flußseite sind Oeffnungen; man erblickt aber nur auf dem gegenuͤberliegenden Ufer des breiten Stromes die Gefilde von Medoc. Die Wohnung der Prinzessin besteht aus einem Vorzimmer, einem Gesellschafts⸗Saal, einem Schlaf⸗ immer, einem Ankleide⸗Kabinett und einem Badezimmer; diese Gemaͤcher liegen rechts, wenn man in das Vorzimmer tritt; links davon wohnt das Fraͤulein v. Kersabiec und auf der andern Seite des Korridors Herr v. Mesnars, dessen Fenster nach dem Hofe hinausgehen. Im Hintergrunde des Korridors steht ein großer Schrank mit dem Silber⸗ und Tischzeuge, und an dem entgegen⸗ gesetzten Ende fuͤhrt eine verborgene Treppe in den Hofraum, durch den man nach dem Garten gelangt. Da Niemand Zutritt in die Citadelle erhaͤlt, so erfaͤhrt man nichts uͤber das, was im Innern vorgeht; man weiß nur, daß die Herzogin das schoͤne Wetter zu Spaziergaͤngen auf den Waͤllen benutzt. Am 16ten Morgens stand sie fruͤh auf und wollte, des Nebels ungeachtet, das Fenster oͤffnen, um die Aussicht auf den Hafen zu genießen, als sie jetzt erst inne ward, daß die Festern mit dichten Gittern versehen waren; dies machte einen schmerzlichen Eindruck auf sie, den sie ihren Umgebungen nicht verhehlte. Mehrere Maler sind nach Blaye gegangen, um die Citadelle von verschiedenen Seiten aufzunehmen.“
Die Gazette des Tribunaux meldet: „Gestern konnte vor dem hiesigen Koͤnigl. Gerichtshof ein Prozeß nicht verhan⸗ delt werden, weil der Advokat, Herr Hennequin, nach Rouen ge⸗ reist ist, um das dortige Karlistische Blatt, die Gazette de Nor⸗ mandie, vor Gericht zu vertheidigen. Der Praͤsident, Herr Se⸗ guier, hat, wie man uns versichert, bei dieser Gelegenheit geaͤu⸗ ßert: „Herr Hennequin wuͤrde besser thun, wenn er auf sei⸗ nem Posten bliebe; es ist zu verwundern, daß jemand, der durch den Aeltesten seines Standes der Regierung den Eid der Treue geleistet hat, sich entfernt, um Komplottschmieder zu vertheidigen und daß er mit der Herzogin von Berry korrespondirt.“
Die Tribune meldet: „Die Polizei ist die ganze gestrige Nacht auf den Beinen gewesen. Herr Gisquet und 8 Per⸗ sil hielten bis um 3 Uhr Morgens Konferenz und kamen gestern abermals zusammen. Mehrere Mitglieder der Gesellschaft der Menschenrechte, namentlich die Herren Thirion, Camus, Carlp, Desjardins, vebon, Vonjean, Lambert, Fournier und Besquait sind verhaftet worden.
Die Polizei suchte gestern Herrn Cavaignac, einen der Mit⸗ arbeiter an der Tribune, in seiner Wohnung und bei seiner Mutter auf. Herr Cavaignac, welcher abwesend war, begab sich, sobald er dies erfuhr, nach der Poli ei⸗Praͤfektur, erklaͤrte dort, daß er sich den Verfolgungen der Polizei nicht entziehen wolle die Adresse seiner Wohnung bei dem General⸗Secretair zuruͤ
Großbritanien und Irland.
London, 21. Nov. Die Koͤnigl. Familie hat nun ihren Winter⸗Aufenthalt bezogen. Der Koͤnig, die Koͤnigin, die Prin⸗ zessin Auguste und der Prinz Georg von Cambridge werden in Brighton wohnen; der Herzog, die Herzogin und der Prinz Georg von Cumberland in Hastings; die Herzogin von Kent Kensington, nach der Ruͤckkehr von ihrer Reise ins Innere des Landes. Der Herzog von Sus⸗ ser befindet sich noch auf dem Lande, wird aber mit naͤchstem ebenfalls zu Kensington erwartet, woselbst auch die Prinzessin Sophie den Winter zubringen will.
Der Globe stellt folgende Betrachtungen uͤber die Adressen zu Gunsten Hollands an: „Je naͤher die Zeit heranruͤckt, wo es sich um die Entscheidung der Frage handeit, ob die Citadelle von Antwerpen ohne vorhergegangene wirkliche Feindseligkeiten uͤber⸗ geben werden soll, um desto einleuchtender wird es, daß die Ein⸗ mischung der City⸗Versammlungen einen hoͤchst verderblichen Ein⸗ fluß ausuͤbt, und daß man ihnen fast die geheime Absicht zu⸗ schreiben muß, einen Krieg herbeizufuͤhren. Ohne daß man die
Geheimnisse der Kabinette zu belauschen braucht, ist es klar, daß
der Koͤnig von Holland in diesem Augenblick schwanken muß, ob er sich den Forderungen der Verbuͤndeten fuͤgen soll oder nicht. Einerseits liegt es offenbar in seinem Vortheil, einer Macht nach⸗ zugeben, der er mit Erfolg nicht widerstehen kann; andererseits muß eine Unterwerfung fuͤr sein Gefuͤhl hoͤchst unangenehm