1832 / 337 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

iger moͤglich gemacht hat, dem Hader zu

r. Ganz unbedingt, aber moͤglich und zu⸗

sse der Kunst und des Nationalruhms,

1 fuͤr Schulen ein und desselben Vaterlandes.

Diese sollten auch nie einen Augenblick aufhoͤren, im klaren und wohlthaͤtigen Bewußtseyn gemeinschaftlicher, wenn auch auf ver⸗ schiedenen Wegen geleiteter Strebung zum gemeinschaftlichen Ziel, wie demnaͤchst gemeinschaftlichen Verdienstes und Genusses am er⸗ rungenen, die freundlichste Wechselwirkung unter einander zu erhal⸗ ten, sich gegenseitig nur zu foͤrdern, nie zu hemmen, sich stets zu freuen, die eine an jedem wahrhaften Vorwaͤrtsschreiten der ande⸗ ren, und den persoͤnlichen Kampf eines edlen fuͤhren, daß jede individuelle Regung kleinlicher Nebenbuhlerei un⸗ tergehe in der groͤßeren gemeinsamen Liebe zur Kunst und zum Va⸗ terlande. Dahin sollen die Vorsteher solcher Schulen trachten, und ihre Schuͤler dazu heranzubilden nicht ermuͤden; dahin soll die Re⸗ gierung wirken, wie sie es wirklich thut, durch Gleichheit ihres Schutzes und weise Vertheilung ihrer Aufmunterungen; dafuͤr end⸗ lich sollte jeder Vaterlandsfreund thun, mehr kann, wenigstens durch treue Wuͤnsche, jedenfalls aber sich der Suͤnde scheuen, stoͤrend einzugreifen in ein solches Verhäaͤltniß, sey es durch That, durch Wort oder Schrift.

„Bis jetzt ist im gegenseitigen Standpunkte unserer Preu⸗ ßischen Kunstschulen, desonders der beiden bedeutendsten, so weit er durch sie selbst und namentlich durch die Persoͤnlichkeit ihrer Vorsteher bestimmt werden kann, in der That wenig zu wuͤnschen uͤbrig geblieben. Schadow in Duͤffeldorf, wie Wach in Berlin, sind Maͤnner von gluͤhender Liebe zu ihrer Kunst, redlichem Eifer fuͤr Foͤrderung derselben, treuer vaterlaͤndischer Ge⸗ sinnung, milden Sitten, und vertraͤglicher Gemuͤthsart; sie sind Jugendfreunde, und auf der bisher durchlaufenen Bahn hat jeder der eigenen Kraͤnze genug gefunden, daß in die Freude am Lorbeer des Anderen und an der dadurch vermehrten Masse des National⸗ ruhms, kein schmerzliches Resignations⸗ Gefuͤhl sich einzuschleichen braucht. Maͤnner, welche diese beiden Kuͤnstler persoͤnlich naͤher kennen, als Referent sich ruͤhmen darf, bestaͤtigen nicht nur das Ge⸗ sagte, sondern sprechen auch mit großer Achtung, ja mit Ruͤhrung, uͤber das freundliche und innige Verhaͤltniß, welches namentlich waͤhrend ihres jetzigen Zusammenseyns zwischen ihnen stattgefunden hat; wie sie gegenseitig sich erfreut, Einer an den Leistungen des An⸗ deren; wie sie sich besprochen uͤber kuͤnftige Plaͤne; wie sie treues eintraͤchtiges Zusammenwirken fuͤr Zwecke der Kunst und des Vater⸗ landes sich neuerdings mit Mund und Hand gelobt; wie sie eifrig beflissen sind, denselben Geist auch unter ihren zahlreichen Schuͤlern und naͤheren Kunstgenossen zu verbreiten. Dennoch muß man reilich mehr gestuͤtzt auf allgemeine menschliche Erfahrung, als auf individuell⸗persoͤnliche Kenntniß eines so schoͤnen und wuͤnschens⸗ werthen Verhaͤltnisses nachhaltige Dauer wesentlich bedroht fuͤrch⸗ ten. Realisirt sich diese Furcht, so wird die Schuld nicht an den beiden Schulen liegen, nicht an der Regierung, auch nicht am Publikum, sondern lediglich an gewissen angeblichen Wortfuͤhrern oͤffentlicher

Meinung.

In jedem Verhaͤltniß des menschlichen Lebens ist das hoͤchste schuͤtzende und bewahrende Prinzip immer und allemal die Gerech⸗ tigkeit; und keins ist so wichtig oder geringfuͤgig, so stark oder schwach, daß es ihrer entbehren koͤnnte. Wo sie fehlt, zerruͤtten sich die Staaten, wie die Familien und alle anderen Vereine; das staͤrkste Bewußtseyn, der redlichste Wille erliegt am Ende dem schmerzlichen Gefuͤhl ihres Mangels; Entmuthigung der schlimmsten Art, wenn nicht geradezu Haß und Zwietracht, tritt an die Stelle der wesent⸗ lich durch sie getragenen Liebe und harmonischen Thaͤtigkeit. Dreist aber darf man jeden Unbefangenen fragen, ob mit wenigen Aus⸗ nahmen in den bisherigen Aeußerungen der Tagblaͤtter uͤber die

Wachsche und Schadowsche Schule Gerechtigkeit geuͤbt worden ist? Man kann sich aller Diskussion und Insinuation uͤber etwanige Ursachen enthalten; aber nach der einfachen Thatsache muß zu fragen erlaubt seyn, und kein Unbefangener wird anstehen, die Frage mit Nein zu beantworten.

Dies hat sich am schroffsten gezeigt, seit Wach selbst mit jenem seiner neuesten groͤßeren Werke, welches er ruhende Wanderer benannt, in der Ausstellung aufgetreten ist. Referent haßt alle enthustastische Lobrednerei und findet dieselbe uͤberhaupt verderblich im allgemeinen Interesse der Kunst wie der Kuͤnstler; aber gewiß, wenn die falsche Bewunderung schaͤdlich, so ist es nicht minder die ungerechte Kaͤlte. Und wenn man auch nicht uͤberrascht seyn konnte durch irgend eine Hesitation der oͤffentlichen Meinung, welche aus der allerdings bedenklichen, mindestens ungewoͤhn⸗ lichen, wenn auch nicht beispiellosen Idee dieser neuesten Wachschen Darstellung hervorging, verffaͤrkt durch Partei⸗ Ansicht mancher Art, namentlich auch kirchlichen Ursprungs; so muß es dennoch unbegreiflich scheinen, wie selbst von denen, welchen etwa das Bild als Ganzes betrachtet, weniger behagte, der un⸗ leugbare Kunstwerth der Ausfuͤhrung, besonders in einigen so hoch gelungenen Partieen, daß selten vielleicht ein Kuͤnstler mit gleicher Liebe und gleicher Sinnigkeit Aehnliches gedacht und geschaffen hat, entweder verkannt oder geflissentlich ignorirt werden mochte. Man darf abver wohl bekennen, eine bessere Meinung von unserem Ber⸗ liner Publikum zu haben, als daß man es zum Mitschuldigen sol⸗ cher Einseitigkeit erklaͤren, und seine Stimme dadurch treu ver⸗ kuͤndet glauben wollte. Es ist geradezu unmoͤglich, daß unbefange⸗ ner Sinn des kunstliebenden Beschauers nicht tief ergriffen werde durch die auf dem Schoße der jungen Mutter in kindlichster Be⸗ haglichkeit spielende holde Knabengestalt, zu der man vielleicht bei den Koryphaͤen aller Schulen vergebens ein Gegenstuͤck sucht, sey es im Ausdruck voller lieblicher Kindheits⸗Bluͤthe und sorglos kraͤftig freudiger Gebarung im sichern Asyl der Mutterliebe, sey es im Reiz des Engelkdpfchens mit den fliegenden Goldlocken, wunderbar ver⸗ schmolzen in die Blumenfuͤlle der umgebenden suͤdlichen Natur; und das Alles getragen von korrektester Ueberwindung aller 8 Zeich⸗ nungs⸗Schwierigkeiten der gegebenen Stellung und Lage. Es ist unmoͤglich, daß nicht auch der uͤber Gesicht und Gestalt der jungen Mutter ausgegossene zarte Himmelshauch Anerkennung faͤnde, oder die ideale Schoͤnheit der Haͤnde und des Fußes; dann die den bei⸗ den aͤlteren Figuren wenigstens nicht abzusprechende ausdrucksvolle

Wetteifers dergestalt zu

was er kann; wo er nicht

2

vielsagende phystognomische Eigenthuͤmlichkeit; endlich Glanz, Du und Perspektive der Landschaft, Schoͤnheit der Pre. b maͤße Trefflichkeit zller Beiwerke. Mag, wie gesagt, eine groͤße Zahl der Beschauer stutzig oder irre werden am Total⸗Eindrucck durch verwirrende historische Meinung oder stoͤrende kirchliche An sicht die hohe Vollkommenheit einzelner Partieen und die groß⸗ artige Schoͤnheit des ganzen Bildes an sich, und ohne vorgefaßte Meinungen betrachtet, wird fruͤher oder spaͤter, allen Hemmungen zum Trotz, ihren Weg finden zum Herzen eines empfaͤnglichen und dankbaren Publikums, wie das unsrige. Aber gewiß ist es nicht ge⸗ recht zu nennen, wenn bis jetzt in den meisten Tagblaͤttern der scho⸗ nungslos tadelnden Beurtheilung der allgemeinen Intention des Bildes so selten nur irgend eine Anerkennung seiner wahrhaften und unstreitigen Verdienste beigemischt gefunden wurde.

Doch dies eigentlich nur beilaͤufig. Denn was von dieser Seite droht, ist wohl nur die geringere Gefahr. Das Bild selbst, wie gesagt, wird seinen eigenen Werth schon zu behaupten wissen. Wach und Schadow werden sich nicht entzweien oder an einander irre werden durch jene einsettige Beurtheilungen, deren entschiedene Unbill fuͤr den einen als Brandopfer fuͤr sich anzunehmen zuverlaͤssig der Andere verschmaͤht. Schlimmer kann schon die Wirkung auf die beiderseitigen Schuͤler gedacht werden: doch darf man auch hier wohl zuviel eigenes Urtheil voraussetzen, um iodebinche Mißleitung zu besorgen; und am Ende moͤgen die jungen Maͤnner diese Erfah⸗ rung lehrreich finden und daran erstarken zur eignen kraͤftigen Aus⸗ dauer gegen aͤhnliche.

e- groͤßere Gefahr einer Spaltung zwischen beiden Schulen, einer Irrefuͤhrung der ihnen anvertrauten Jugend, eines verderblichen in ihr ganzes kuͤnstlerisches Streben zu bringenden Schwankens, liegt in den mehr oder weniger besser oder schlechter motivirten Re⸗ flexionen, welche von einigen Kritikern an ihre Beurtheilung der einzel⸗ nen Kunstwerke geknuͤpft worden sind, um die Lehrmet ho de Wach's und Schadow's ein einem gegen den Ersteren offenbar uͤbelwollen⸗ den Sinne zu wuͤrdigen. Reslektire jeder vor dem Publikum, so gut als er es eben kann oder mag; fordern aber darf man, daß hier, wie uͤberall, die faktische Basis, auf welcher argumentirt wird, mit Wahrheit und Gerechtigkeit angelegt sey.)

Die faktische Basis liegt hier in den Angaben des Werths der in

der diesjaͤhrigen Ausstellung zur Oeffentlichkeit gebrachten einzelnen

Werke beider Schulen; und eben in diesen Angaben zerstuͤckelt, er⸗ scheint auch die Ungerechtigkeit. Man wird, unbefangenen Urtheils, dieselbe auch dann nicht verkennen, wenn man ein Uebergewicht, selbst ein bedeutendes, der letztjaͤhrigen Leistungen Schadowscher Schuͤler uͤber die der Wachschen einzuraͤumen geneigt ist. Diese noch so wohl begruͤndete Ueberzeugung darf aber nicht hindern, auch auf der fuͤr schwaͤcher gehaltenen Seite das vorhandene Gute und Treffliche anzuerkennen. Ob in den meisten Blaͤttern das bis jetzt uͤberall geschehen sey, kann man dreist dem Urtheil des unbefange⸗ nen Publikums anheim stellen bei kurzer Recapitulation der auf die⸗ ser Seite liegenden Verdienste.

Gedenken wir hier vor Allem des trefflichen, zu fruͤh verstorbe⸗ nen Siebert, dessen Tobias zuverlaͤssig mit Huͤbeners Ruth, viel⸗ leicht mit Lessings Leonore auf Einer Kunsthoͤhe steht, und dessen beide Roͤmische Studienkoͤpfe mit dem Vortrefflichsten die Verglei⸗ chung aushalten, was Sohn, und der Meister W. Schadow selbst, und seine ganze Schule neuerdings in dieser Gattung leisteten. Gedenken wir auch Hopfgartens werthvoller Erminia und seiner noch werthvolleren Findung Moses, welche letztere vorzuͤglich in einzelnen Partieen den entschiedensten Beruf zur kuͤnftigen Meister⸗ schaft beurkundet. Aehnliches laͤßt sich sagen von Behrends Scene aus dem Bethlehemitischen Kindermord. A. hlborn wie Krause und Boenisch wetteifern erfolgreich mit den besten Duͤsseldorfer Lei⸗ stungen im Landschaftsfache. Daege verdient lebhafte Anerkennung fuͤr seine geistreiche, den Belisar darstellende Skizze, mag auch uͤber seine Erfindung der Malerei eine Verschiedenheit der Urtheile weni⸗

er befremden. Hennings Abschied Christi ist ein sehr edles, eben o sinnig gedachtes als brav ausgefuͤhrtes, keine Vergleichung scheuen⸗ des Kunstwerk, und unter den Portraits desselben Kuͤnstlers hat das Krausensche zu den in dieser Gattung bezeichneten Schmuckstuͤcken der Ausstellung gehoͤrt. Steinbruͤcks Maria sowohl, als seine jagende Nymphe, sind gewiß Sterne, wenigstens der zwei⸗ ten, wo nicht der ersten Groͤße. Auch Jacobs Kinder⸗ Seene aus der Frithioffs⸗Sage bekundet ein schoͤnes Talent, welches man pflegen und aufmuntern sollte. Endlich berechtigt Hoffmanns Karton Prometheus zuverlaͤssig zu den schoͤnsten Hoff⸗ nungen. Der wahre heroische Charakter „Leidenschaftlichkeit mit Ruhe“ findet sich selten so befriedigend außgedruͤckt; und in Oel ausgefuͤhrt, wird das Bild mindestens neben Huͤbeners Simson einst seinen wuͤrdigen Platz behaupten. Ein Kritiker hat zwar zu verstehen gegeben, „der Erfinder sey laͤngst kein Aeschylos.“ Aber sollen denn Aeschylosse gebildet werden im Lagerhause an der Klo⸗ sterstraße?

Den hier genannten diesjaͤhrigen Leistungen des Wachschen At⸗ teliers hat die oͤffentliche Kritik im Allgemeinen nach des Ref. Ueber⸗ zeugung keinesweges ihr volles Recht ewaͤhrt. Andere, welche, vielleicht weniger fuͤr den Ausstellungs⸗Saal geeignet, dennoch durch den Stempel der strengen Studienart jenes Atteliers achtungswerth und selbst interessant erscheinen konnten, sind ohne irgend eine bil⸗ lige Ruͤcksicht auf den letzteren Gesichtspunkt mit Haͤrte und Hohn abgefertigt worden. Geschah dies etwa als nothwendige Vorberei⸗ tung bitterer und herabwuͤrdigender Urtheile, wie sie uͤber die Me⸗ thode des Meisters dieser Schule, uͤber den Weg, auf welchem er seine Juͤnger leitet, mehrfach nachher vernommen worden sind? Freilich, mit welcher Stirn hätre eine Lehrweise, der man eben noch vielartige glaͤnzende Resultate einzuraͤumen gezwungen gewesen waͤre, unbedingt getadelt und verworfen werden moͤgen? Gewiß blich vielmehr unter solchen Umstaͤnden, nach treuer wahrhafter Analyse

der vorliegenden Thatsachen, irgend ein etwa wirklich existirendes

momentanes Uebergewicht der Duͤsseldorfer Schule mit einiger Bil⸗ ligkeit nicht anders zu erklaͤren, als aus Verschiedenheit der Indi⸗ vidualitaͤten, aus dem Schwanken der Waage, heute steigend, mor⸗ gen fallend, aus Einfluͤssen schoͤnerer Natur oder gemuͤthlicherer Le⸗ bensweise, endlich aus tausend Zufaͤlligkeiten. Aber das war es

Tiefer einzugehen in das, was man gewollt, selbst in das man gesagt, liegt außer dem Plane dieses Aufsatzes, der sein, Bestimmung erfuͤllt haben wird, wenn er in unbefangenen 1 thern das Gerechtigkeits-Gefuͤhl gegen lieblose Verunglin ehrenwerthen Strebens aufregt, den Stolz des eigenen Urtheils gegen Magistralische Diktate weckt, endlich die n gung befestigt, daß, wer es wohl meint mit des Vaterlandes⸗ wie mit jedem andern seiner Guͤter, nicht zum Unfrieden! und thaten soll, sondern zum Frieden! K

Meteorologische Beobachrtung. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmal 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtn

Luftdruck. 335,2 4 Par. Luftwaͤrme 0,9 ° R. Thaupunkt 0,5 ° R. Dunstsaͤttg. 90 pCt. Welter... V truͤbe.

1832 1. Dezbr.

334,1 3 ”Par. 333,2 4 „Par. Quellwarme 87 3,0 °R. 3,8R. 1 1,0°R. 3,4° R.

84 pEt. 98 pCt. halbheiter. regnig.

Flußwärme 1,9

Bodenwärme 9. SIII-S SW. Wolkenzug 8

Niederschl. 0, 9⸗

Aus wärtige Börsen.

Amsterdam, 27. Novemher.

Niederl. wirkl. Sch. 40. 5 9% neue do. 76 19. 97. Russ. (v. 18 ¾ ⁸½) 93. do. (v. 1834) 84 ½.

23 358 do. 48 ½.

Kanz-Bill. 1912

Anl. Oester. 81. 30

29 ¾. 8

London., 27. November.

33 Cons. 83 ½.. %8. Belg. 72. Niederl. 40 ½. Russ. 97¼. Wien, 27. Novemhber.

59 Met. 83 ½. 49 do. 73. Loose zu 100 Fl. 182 ½. Part.-Obl;

Koͤnigliche Schauspiele. Montag, 3. Dez. Im Schauspielhause: Der

Freic

Oper in 3 Abtheilungen; Musik von C. M. v. Weber.

Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus⸗Billetz Donnerstag bezeichnet, verkauft.

In Potsdam: Die Novize, Lustspiel in 1 Aufzug, vyl Blum. Hierauf: Der Musikus von Augsburg, romanti Lustspiel in 3 Abtheilungen, von Bauernfeld.

Koͤnigstaͤdtisches Theater.

Montag, 3. Dez. Die Unbekannte, romantische Oheri

Akten, nach dem Italtäaͤnischen: La Straniera; Musik von Fh

Eq,

Neueste Nachrichten.

Paris, 26. Nov. Der Koͤnig musterte gestern aln Caroussel⸗Platze und im Hofe der Tuilerieen einen The National⸗Garde und der hiesigen Garnison. Eine jeded Legionen der National⸗Garde der Hauptstadt und des Wäi des hatte 1 Bataillon gestellt. Außerdem waren zu der N 10 Infanterie⸗Bataillone, 7 Schwadronen und 4 Battz zugezogen worden. Um 12 Uhr erschienen Se. Majestt Begleitung des Prinzen von Joinville, des Kriegs⸗) sters, des Marschalls Herzogs von Treviso, so wie zahlreichen General⸗Stabes. Nachdem Hoͤchstdieselben durt verschiedenen Reihen geritten, stellten Sie sich im Hoft Tuilerieen auf und ließen die Truppen an sich vorbeidefle J. Majestaͤt die Koͤnigin und die Prinzessinnen sahen dem tairischen Schauspiele von dem mittelsten Balkon des Sche zu. Um 3 Uhr war die Musterung beendigt. „Der Kir so berichtet der Moniteur, „wurde uͤberall, sowohl von National⸗Garde als von den Linien⸗Truppen, mit dem leh sten Enthusiasmus begruͤßt, und das Volk, das sich unges des regnichten Wetters in Masse eingefunden hatte, verei seinen Beifallruf mit dem der Truppen.“

Herr Dupin der Aeltere war gestern Abend von 10 ½ Uhr in den Tuilerieen.

Man glaubt, daß die Berathungen uͤber die Adresse in. den Kammern nicht vor dem naͤchsten Mittwoch (östen) begi nen werden. Es scheint, daß die Abfassung der Adresse n. Herrn Béranger, sondern Herrn Etienne uübertragen worden,

Auch der Vicomte von Conny hat sich der Herzoginm Berry in einem Schreiben, das die heutige Gazette de Fraf mittheilt, zum Vertheidiger angeboten.

Der im Lozeère⸗Departement kommandirende GeneralN von Meulan ist am 20sten d. M. daselbst mit Tode abgegm

Mehr als dreihundert junge Leute begaben sich gesterne nach der Wohnung des Vicomte von Chateaubriand, um selben ihren Dank fuͤr sein Benehmen bei der Verhaftung Herzogin von Berry zu erkennen zu geben. Von dort ver die Deputation sich zu gleichem Zwecke zu dem Advokaten nequin, dem sie zugleich zu der Ehre Gluͤck wuͤnschten, daß Prinzessin ihn zu ihrem Defensor gewaͤhlt habe.

Gestern wurde eine zahlreiche Menge von Zeugen mit in Folge des Attentats auf die Person des Koͤnigs verßet Individuen konfrontirt; doch ist keiner dieser Letzteren seß

Thaͤter erkannt worden.

Heute schloß 5 proc. Rente 95. 90. 3 proc. 67. 30. 59 Neap. 81. 5proc. Span. 56 ¾. Neues Anlehn 96. 10. Frankfurta. M., 29. Nov. Oesterr. 5proc. Metall. g 82 *⁄. Aproc. 71¼. 71 ½. 2 ½ proc. 42 ½. 1proc. 18 ¾. B. Bank⸗ 1295. 1292. Part.⸗Obl. 123 ½¼. 123. Loose zu 100 Fl Holl. 5proc. Obl. v. 1832 75. Br. Poln. Loose 54. G. Redacteur Coettel.

Bekanntmachung.

Steckhhrlef.

In der vergangenen Nacht sind:

1) der Arbeitsmann Johann Joachim Hobus, 2) der Jaͤger Christian Ludwig Schulz, und

3) der Schneidergesell Carl Weber, 1 zus dem Lazareth des hiesigen Gefangenhauses, wohin sie Krankheits halber verlegt waren, mittelst gewaltsa⸗ men Ausbruchs entwichen. Einem ihrer Mitgefange⸗ nen im Lazareth haben sie die unten naͤher bezeichne⸗ ten Effekten entwendet. I

Sie sollen sich sofort uͤber Friedrichsfelde nach Frankfurt a. d. O. zu begeben haben.

Hobus ist bereits in erster Instanz wegen Raubmordes zum Tode verurtheilt; Schulz vns Weber befinden sich wegen Diebstahls in Unter⸗ uchung. Alle oͤffentlichen Behoͤrden des In⸗ und Auslandes werden ergebenst ersucht, auf die vorgenannten, unten! naher bezeichneten Verbrecher, besonders auf den, fuͤr die oͤffentliche Sicherheit hoͤchst gefaͤhrlichen Raubmoͤrder Hobus, ihr Augenmerk zu richten, sie im Betretungs⸗ faälle verhaften, geschlossen unter sehr sicherer Beglei⸗ tung hierher transportiren und an die Gefangniß⸗Ex⸗

edition der Stadtvoigtei, Molkenmarkt Nr. 1; mit

Allgemeiner Anze den bei ihnen etwa vorgefundenen Geldern und Effek⸗ ten abliefern zu lassen. 8 1

Wir versichern die ungesaͤumte Erstattung aller Ko⸗

sten und den verehrlichen oͤffentlichen Behoͤrden des sorenkelten Halstuch, einem geknifften, weißen Chemisette, worin drei blaue Knoͤpfe von Email

befestigt sind, mit einem mit dem Zeichen: „La⸗ areth“ versehenen Hemde, einer Unterjacke von veißem Parchent, mit weißen wollenen Struͤm⸗ pfen, ledernen Schuhen und einem Kaͤppchen von

Auslandes unsere Bereitwilligkeit

Igleicher rechtlichen Gegendienste.

Berlin, den 30. November 18322

Die Kriminal⸗Deputation de

Stadtgerichts. Personsbeschreibung.

1) Johann Joachim Hobus ist 30 Jahr alt, aus Timmenhagen bei Colberg gebuͤrtig, fuͤnf Fuß zwei Zoll groß, von untersetzter Statur und gebuͤckter Haltung; er spricht im Tenor den pommerschen Dialeect, etwas heiser; hat ein breites pockennar⸗ biges Gesicht voller Sommersprossen, fahle, gelb⸗ liche Gesichtsfarbe, einen tuͤckischen, scheuen Blick, eine breite, hervorragende Stirn, dunkelbraunes, duͤnnes Haar, blaue Augen, ein rundes Kinn, ei⸗] nen braunen Bart; Mund und Nase sind gewoͤhn⸗ lich und die Zaͤhne vollzaͤhlig. 1b 1 ders daran kenntlich, daß ihm die Druͤ⸗ sen hinter den Ohren angeschwollen und bereits in Eiterung uͤbergegangen sind.

schwerlich, was man wollte! 1 8 iger fuͤr die Preußis

fen,

ur Erwiederung

oͤnigl. schwarzem Sammt⸗Manchester.

Muͤtze gesehen haben.

Berliner Dialect,

sunde Gesichtsfarbe,

rundes Kinn, eine spitze Er ist beson⸗

lichen,

chen Staaten.

nem blauen Tuchuͤberrock mit uͤberzogenen Knoͤp⸗ mit graugesorenkelten Sommerhosen, einer gelbgestreiften Weste, einem schwarzen, gelbge⸗

felde will man ihn jedoch schon in einem grauen Ueberrock mit schwarzem Kragen und in einer

Christian Ludwig Schulz ist 24 Jahr alt, aus Neu⸗Ruppin gebuͤrtig, fuͤnf Fuß acht Zoll sechs Strich groß, von gerader Haltung; er spricht den seine Stimme ist belegt, er hat ein rundes, pockennarbiges Gesicht, eine ge⸗ ein anstaͤndiges . schwarze, glatte Haare, große, G Augen, ein Kase, Mund, schwachen Bart und vollzaͤhlige Zaͤhne. Er ist an einer am linken Fuße befind⸗ Zoll langen Schnittwunde kenntlich. Bei seiner Entweichung trug er einen

Bei seinem Entweichen war er bekleidet mit ei⸗ gruͤnen Tuchuͤberrock mit schwarzen Hornknoͤpfen, .“ 11

graue Tuchhosen, eine gelbe Pigue⸗West schwarzen Blumen, ein dunkles kattunenes tuch, weiße Unterziehhosen von Parchent, baumwollene Struͤmpfe, blautuchene Pariset ein blaues Tuchkaͤppelchen. Carl Weber ist 22 Jahr alt, aus Elberfe buͤrtig, fuͤnf Fuß zwei Zoll groß, von gerader tung; er spricht den westphaͤlischen Dialeeg ein mageres Gesicht, blasse Gesichtsfarbe, ig Ansehn, duͤnnes, brauͤnes Haar, kleine, blaue eine schmale Nase, ein rundes Kinn, 28 nen Mund, vollzaͤhlige Zaͤhne, keinen 8% keine besondere Kennzeichen. Bekleidet mu⸗ bei seinem Entweichen mit einem graubn schwarzen Haarknoͤpfen versehenen Tuchit 2 grauen Tuchhosen, einer gelben kamkelgang⸗ Weste mit blanken Knoͤpfen, einem schuale Halstuch, kurzen Stiefeln und einem Kaͤph von schwarzem, seidenen Zeuge. n90 [Verzeichniß des, dem Mitgefangene stohlenen Guts. Lein 1) ein schwarzer, noch nicht viel getragener blar mit besvonnenen Knoͤpfen, welcher mit Futterkattun gefuttert ist, und worin 2) eine silberne Brille, mit duͤnnen Buͤgeln len Glaͤsern befunden hat.

Bei Friedrichs⸗

Ansehn,

einen kleinen

und!

lges Koͤnigs Maäjestaͤt haben geruht, den Landgerichts⸗Rath

Inen.

Abg

den Ober⸗Befehlshaber der 1sten Armee, Feldmarschall vraleAdjutanten Alexander Benkendorff und Paul Golenisch⸗

fKutusoff in den Grafenstand erhoben. Uhre Kaiserl. Hoheit die Großfuͤrstin Helena Pawlowna ist

Gedruckt bei A. W. H aotp

9 ½ 29

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Dienstag den Aten Dezember

8 uüuügggmuussüuagggggmgffüfüferrnreeaeeens

—ööö —,

Nachrichten. V

Amtliche Kronil des Kages.

del zum Rath bei dem Ober⸗Landesgericht zu Breslau zu

ereist: Der Koͤnigl. Schwedische General⸗Konsul, Le⸗

Rath von Lundblad, nach Greifswald.

zeitungs⸗ 2Ivaeed.

Rußland. öt. Petersburg, 24. Nov. Se. Majestaͤt der Kaiser

in von der Osten⸗Sacken, in den Fuͤrstenstand, und die

welche die Entscheidung uͤber die Herzogin von Berry den Kam⸗

Verletzung der Charte. Die Verordnung vom 7ten Juni (durch welche Paris in Belagerungs⸗Zustand erklaͤrt ward), die Verordnung vom 11. Oktober (wodurch einige sechzig Pairs ernannt wurden) und die Verordnung vom 8. November (durch

mern anheimgestellt wird) sind die Hauptpunkte, in Bezug auf welche die Kammer entschieden mit dem Ministerium brechen muß. Der Verordnung vom 7. Juni muß sie das Prinzip der Charte entgegenstellen: Niemand darf seinen natuͤrlichen Richtern entzogen werden. sie mit der Bestimmung der Charte antworten, daß die Verdienste der neuen Pairs in den Ernennungs⸗Verordnungen ausdruͤcklich erwaͤhnt seyn muͤssen; und gegen die Verordnung vom 8. No⸗ vember kann sie durch Berufung auf die ganze Charte protesti⸗ ren, welche die verschiedenen Staatsgewalten von einander schei⸗ det und die Gleichheit der Franzosen vor dem Gesetze ausspricht. Bei der Wahl der Adreß⸗Kommission hat ein beklagenswerthes Mißverständniß die Opposition und die zweite Section der linken Seite von einander getrennt; man hatte sich uͤber die Personen nicht mit einander verstaͤndigt; hoffentlich wird man es uͤber die Prinzipien thun.“

Der Courrier francais enthaͤlt unter der Ueberschrift: „Entscheidende Probe fuͤr das constitutionnelle System“ einen

ten d. M. aus Moskau hier angelangt. M“ ie Fuͤrstin Anna Beloselski⸗Beloserski und die Fuͤrstin

ie Wolchonski, Gemahlin des Hof⸗Ministers und General⸗ Sr. Magestaͤt zu

anten Fuͤrsten Wolchonski sind von damen Ihrer Majestaͤt der Kaiserin ernannt worden.

Se. Majestaͤt haben dem Geheimen Rath und Staats⸗Secre⸗

des Großfuͤrstenthums Finnland, Grafen Rehbinder, zur igung Ihrer Zufriedenheit mit dessen Anordnungen waͤhrend emselben in diesem Jahre aufgetragenen Besichtigung des ichen Theils von Finnland, die diamantenen Insignien des Alexander Newski⸗Ordens und dem General⸗Adjutanten n, zur Belohnung seines vieljaͤhrigen ausgezeichneten Dienst⸗

, den St. Wladimir⸗Orden ’ster Klasse verliehen.

Der Haupt⸗Commandeur des Kriegshafens zu Kronstadt, Admiral Roschnoff, ist zum Admiral befoͤrdert worden. Der General⸗Major Godein J. ist zum Direktor des 1sten tten⸗Corps zu St. Petersburg und der General⸗Major enkampf I. zum Direktor des Moskauer Kadetten⸗Corps nt. Einem Allerhoͤchsten Ukas zufolge, haben die aus der Leib⸗ chaft freigelassenen Individuen sich binnen 9 Monaten ir⸗ nen Stand zu waͤhlen, widrigenfalls mit ihnen nach Ab⸗ hiser Frist wie mit Landstreichern verfahren werden soll. Der um die Stadt St. Petersburg geleitete Kanal ist nun⸗ eganz fertig. Er hat zum Zweck, den mit Lebensmitteln mmenden Barken einen bequemen und sicheren Ankerplatz herschffen und die Produkte mit mehr Bequemlichkeit in agazine bringen zu koͤnnen, waͤhrend bisher die zum oͤffent⸗ Verkauf an Markt gebrachten Lebensmittel auf dem lin⸗ Ufer der Newa laͤngs der großen Schluͤsselburger Straße estapct wurden und somit dem schaͤdlichen Einfluß von Wind Weter ausgesetzt waren. Ferner sollte er die Stadt auf Suͤdseite so begraͤnzen, daß dort kein anderer Eingang bliebe, als die Barribère und die Einfahrt in die Jams⸗ über die Bruͤcke des Ligowschen Kanals. Endlich mittelst dieses Kanals eine Verbindung zwischen der N oberhalb des Newskischen Klosters und unterhalb Poskressenskischen Bruͤcke bewerkstelligt und damit den ꝛugen die Schwierigkeiten erspart werden, denen sie bei uhrt bis zur Roschkowskischen Barridre ausgesetzt sind. Arbeit begann im Jahre 1805 nach dem Plan und unter eiuung des General⸗Lieutenants Gerhard, so wie unter un⸗

barer Aufsicht des Reichs⸗Kanzlers Grafen Rumjaͤnzoff.

ahre 1812 wurde sie eingetretener Schwierigkeiten wegen brochen und erst im Jahre 1816 nach einem neuen Prosekt ngenieur⸗Obersten jetzigen General⸗Lieutenants Bazaine raufgenommen und unter seiner Leitung von dem Oberst pron und dem Capitain Adrianoff in diesem Jahre beendigt. bten d. M. wurde der zuletzt vollendete Theil des Kanals Durchstechung des Dammes eroͤffnet.

Frankreich. 8

varis, 26. Nov. Das Journal des Doöbats sagt in Artikel uͤber die gestrige Revue: „Die gestern von dem e auf dem Caroussel⸗Platze gehaltene Revue ist eine neue rlage der Opposition; die Opposition liebt die Revuen kationalk⸗Garde schon seit langer Zeit nicht mehr, und be⸗ sich am folgenden Tage, die Begeisterung, die sich dabei gegeben, zu verkleinern. Was vermag auch die Opposition eine so maͤchtige Majoritaͤt, die mit dem Gewehr im Arm dem Rufe: Es lebe der Koͤnig! an diesen voruͤber marschirt. National⸗Garde ist in der That eine Majoritaͤt, gegen die cht aufkommen laͤßt.“ der Moniteur enthaͤlt die Namen von 22 Staͤdten der barten Departements, welche Gluͤckwunsch⸗Adressen an den gerichtet haben. der Temps meldet: „Die Adreß⸗Kommission versammelte Feute und beauftragte, nachdem sie die Grundlagen des Entwurfes festgestellt hatte, Herrn Etienne mit der Ab⸗ derse sen; sein schmiegsames Talent und sein versoͤhnli⸗ Geist machen ihn geeignet, die Kammer 89 schwierigen Lage zu ziehen. Die Zusammenstellung mmission hat einige Besorgnisse erweckt; diejenigen, welche nge nach alten Verurtheilen betrachten, werden glauben, inisterium zaͤhle eine große Menge von Anhaͤngern in ben. Wenn aber auch das Ministerium verhaͤltnißmaͤßig Kammer eben so viel Anhaͤnger haͤtte, wie in der Kom⸗ n, so ist damit der Erfolg der Adresse immer noch zgesichert; es handelt sich zwischen dem Ministerium der Opposition nicht um die Adresse, sondern um die

aus der Verlegen⸗

Artikel, worin es heißt: „Die Diskussion uͤber die Adresse wird diesmal den Vorzug haben, daß sie zu einer Zeit stattfindet, wo die Vernunft sich Gehoͤr verschaffen kann, ohne befuͤrchten zu

zu oft bei uns zu veraͤnlassen sucht, um fuͤr Interessen, die nicht die des Landes sind, Nutzen daraus zu ziehen. Der Pi⸗ stolenschuß hat, mit Ruhe betrachtet, die Wichrigkeit verloren, die man ihm geben wollte, um ihn als Argument gegen alle Ein— wendungen der Opposition zu machen; je mehr die Sache sich aufklaͤrt, desto mehr naͤhert sie sich dem Laͤcherlichen. Die Ex⸗

werpen erscheinen nunmehr auch in ihrem wahren Lichte und werden als ein kostspieliges, an Resultaten unfruchtbares und hoͤchst gefaͤhr⸗ liches Unternehmen betrachtet. Die Kammer ist also von den Einfluͤssen der Exaltation frei, welche den Debatten eine schiefe Richtung geben; sie kann ihre Aufgabe mit Ruhe betrachten und wir wuͤnschen, daß sie die Wichtigkeit ihrer bevorstehenden Bera⸗ thungen begreifen moͤge. Fuͤr oberflaͤchliche Geister wird es sich nur um einen Prozeß zwischen der Opposition und dem Mini⸗ sterium, um eine Majoritats⸗ und Ministerial⸗Frage handeln, eigentlich aber wird der Prozeß der Revpraͤsentativ⸗Regierung verhandelt und uͤber deren Werth oder Nichtigkeit entschieden werden. Unter der Restauration zweifelte man nicht an der Trefflichkeit des Repraͤsentativ⸗Systems, insofern man dasselbe in seiner Wahrheit und Reinheit besaͤße. Die Juli⸗Revolu⸗ tion versprach, es uns in dieser Reinheit zu geben; da aber die Dinge seitdem nicht besser gegangen sind, so hat die Un⸗ zufriedenheit sich nicht ausschließlich gegen das ministerielle System, sondern auch gegen unsere Regierungsform gewandt; jeder hat sich im Stillen gesagt: Wenn es das ist, was die Charte, die eine Wahrheit seyn soll, uns giebt, so liegt der Grund des Uebels in der Charte selbst. Die jesuitische Auslegung oder offene Verletzung der Gesetze, und die durch Willkuͤr vernichte⸗ ten Buͤrgschaften des Rechts hatten die Gesinnung schon einiger— maßen schwankend gemacht, als die Einfuͤhrung des Belagerungs⸗ Zustandes und der Militair⸗Gerichte den bisher mit dem Namen der constitutionnellen Regierung verhuͤllten Trug in sein volles Licht stellte. Willen nuͤtzlich, indem er durch sein Erkenntniß die heftig er⸗ schuͤtterten Institutionen wieder etwas befestigte. Die Kammer hat nun dieses Erkenntniß zu bekraͤftigen oder es unguͤltig zu machen. Wohin waͤre es mit uns gekommen, wenn die gesetzge⸗ bende Gewalt die Stuͤtze umstoßen koͤnnte, welche die richterliche Ge⸗

niß wuͤrde aber die Kammer einraͤumen, wenn sie auf die Thron⸗ Rede nur mit lobenden Redensarten antwortete, also indirekt den Belagerungs⸗Zustand billigte und sich geneigt zeigte, in eine neue Verletzung der Charte zu willigen, fuͤr die man, wie in der Thron⸗Rede angekuͤndigt ist, ihre Zustimmung einholen will. Was soll die Nation denken, wenn die wahre Charte, die durch so viele Eide beschuͤtzt wird, keine einzige Buͤrgschaft enthaͤlt, die

Auf die Verordnung vom 11. Oktober kann

einigt werden. müͤssen, von jenen Aufregungen erstickt zu werden, die man nur

pedition nach Belgien und die Belagerung der Citadelle von Ant⸗

Der Cassationshof war der Regierung wider ihren

walt unserer schwachwerdenden Verfassung verleiht? Diese Befug⸗

brauchen, muͤssen dann nicht die letzten Taͤuschungen des Landes vor dieser doppelten Kalamitaͤt verschwinden?“

Aus der Citadelle von Blaye wird vom 20sten d. M. ge⸗ schrieben: „Die hiesige Garnison soll verstaͤrkt werden; eine seit langer Zeit nicht benutzte Kaserne wird zu diesem Behufe in Stand gesetzt. Die Herzogin von Berty speist allein mit Hrn. v. Mesnars und dem Fraͤulein v. Kersabiec; heute hat sie den Kommandanten der Citadelle, Obersten Chousserie, zur Tafel ge⸗ zogen. Der mit der Bewachung der Herzogin speziell beauf⸗ tragte Polizei⸗Commissair Joly hat heure seine Wohnung in der Titadelle bezogen. Die Prinzessin geht taͤglich zweimal auf den Waͤllen spazieren.“

Die in Marseille erscheinende Handels⸗Zeitung ist am 19ten d. von der Polizei in Beschlag genommen worden, weil sie der Herzogin von Berry den Titel einer Regentin von Frankreich beigelegt hatte.

Der Chevalier d'Oriol, unter Karl X. Einfuͤhrer der Bot schafter und Gesandten, ist am 22sten d. M. von der Gendar merie in Argenteuil verhaftet, von da nach Neuilly und zuletzt auf die hiesige Polizei⸗Praͤfektur gebracht worden.

Der hiesige Koͤnigl. Gerichtshof hat neun Mitglieder des Vereins fuͤr die Menschenrechte, unter der Anklage eines Kom⸗ plotts gegen die Regierung, vor den Assssenhof verwiesen. Die⸗ ser Prozeß soll mit dem gegen die beiden des Attentats gegen den Koͤnig angeklagten Individuen, Giroüx und Lambert, ver

Der Schiffs⸗Capitain Legallois, der die Expedition nach An⸗ kona befehligte, ist auf der Fregatte „Galathée“ in Algier ange⸗ kommen, um den Befehl uͤber die dortige Schiffs⸗Station zu uͤbernehmen.

Das Paquetboot „Erie“, welches New⸗York am 2. Nov. verlassen hat und vorgestern in Havre angekommen ist, hat den Ausfall der neuen Praͤsidenten⸗Wahl in den Vereinigten Staa⸗ ten noch nicht mitgebracht. Die Wahl-⸗Operation hatte an dem Tage der Abfahrt des Schiffes stattgefunden; bei der fuͤr die Zaͤhlung der Stimmen erforderlichen Zeit konnte man erst in einigen Tagen das Resultat erfahren. Es waren zahlreiche Wet⸗ ten fuͤr und gegen die Wieder⸗Erwaͤhlung des Praͤsidenten Jackson gemacht worden.

Großbritanien und Iriand.

London, 27. Nov. Vorgestern statteten der Fuͤrst und die b Lieven Ihren Majestaͤten einen Vesuch in Brigh⸗ ton ab.

Die Tochter Joseph Buonaparte's und Mitiwe des Sohnes von Louis Buonaparte, ist in Begleitung ihrer Verwandten des Herrn und der Madame Clary in London angekommen, und in der Wohnung ihres Vaters in ParkCrescent abgestiegen.

Gestern verbreitete sich durch die Aussage eines von Ant⸗ werpen in Lowestoff angekommenen Kauffahrers die Sage an der Boͤrse, daß am 23sten Nachmittags ein Angriff auf die Ci tadelle begonnen habe. (Vielleicht Verwechselung mit dem Vor⸗ fall bei Liefkenshoek am Morgen jenes Tages.)

Im Ganzen sind etwa 40 Schiffe unter Hollaͤndischer Flagge in Englischen Haͤfen aufgebracht worden. Der Handel mit Hol⸗ land liegt ganz darnieder, doch finden sich Auskunftsmittel; so verladet man jetzt Waaren nach Amsterdam uͤber Emden; ein Amerikanisches und ein Norwegisches Schiff liegen hier in La— dung nach Rotterdam.

Der Albion sagt: „Die oͤffentlichen Versammlungen zur Verhinderung eines Krieges gegen Holland haben eine voͤllige Verwirrung in die ministeriellen Blaͤtter gebracht. Wuth und fehlgeschlagene Hoffnung haben ihnen das Bischen Verstand, welches sie noch besaßen, gaͤnzlich geraubt, und ihre Raisonne⸗ ments uͤber diese Angelegenheit streifen nahe an Wahnsinn. Eine dieser Autoritaͤten versichert ihren Lesern, daß diese Ver⸗ sammlungen nichts als verungluͤckte Unternehmungen seyen. Wenn Beschluͤsse von Versammlungen, die aus denm Einwoh⸗ nern ersten Ranges, aus den angesehensten Eigenthuͤmern, aus den einsichtsvollsten Maͤnnern des vereinigten Koͤnigreichs beste hen, einstimmig angenommen, verungluͤckte Unternehmungen sind, so wollen wir diese Bezeichnung gern gelten lassen. Moͤgen un⸗ sere Gegner sich ihrer gegluͤckten Unternehmungen freuen, wir werden uns uͤber unsere verungluͤckten nicht betruͤben. Ein an⸗

so fest waͤre, wie die Freiheiten, welche in den nicht constitu—

deres ministerielles Bkatt jedoch betrachtet diese verunglͤckten Unter⸗

tionnellen Staaten durch die Zeit geheiligt worden sind? Was ist an allen politischen Rechten, die man uns aufzaͤhlt, gelegen, wenn der Buͤrger, der dieselben besitzt, von der Regierung in einem Einfalle uͤbler Laune vor eine Militair⸗Kommission gestellt werden

nehmungen nicht in solchem Lichte, sondern haͤlt sie fuͤr einen wohl einer ernstlichen Betrachtung werthen Umstand. Der gestrige Globe naͤmlich will darin eine Art von Keckheit sehen, die sich die Fuͤhrer der Tory⸗Partei herausnehmen, und die man zu an⸗

kann? Man wuͤrde Rechte vorziehen, die sich auf dem Papier weniger glaͤnzend ausnaͤhmen, aber dem Leben und der Buͤrger desto kraͤftigeren Schutz gewaͤhrten. Was wird aus der Gleichheit der Franzosen vor Gericht, wenn die gesetzgebende Gewalt mit der richterlichen bekleidet werden kann? Wüebe das constitutionnelle System nicht zu dem bittersten Spotte werden, den man einer leichtglaͤubigen Nation anthun kann? Die Kam⸗ mer darf nicht vergessen, daß sie, die man zu einer Vernichterin der Gesetze machen will, zugleich die Gewalt ist, welche die Sub⸗ sidien zu bewilligen hat. Noch nie sind die Supplementar⸗Kre⸗ dite und die außerordentlichen Budgets mit solcher Leichtigkeit votirt worden, wie jetzt; es ist heut zu Tage hundertmal leichter, ein Budget von funfzehnhundert Millionen bewilligt zu erhal⸗ ten, als es fruͤher war, ein Edikt, wodurch die Steuern um ein Zwanzigtheil erhoͤht wurden, von den Parlamenten einregistriren zu lassen. Dies mag die Kammer uͤberlegen; folgt sie der Richtung, welche die Regierung ihr zu geben sucht, so

ist klar, daß sie ein System einfuͤhrt, das in vieler Beziehung schlechter ist, als das ancien régime, und daß sie am Ende das Repraͤsentativ⸗System, in wel tig alle Vortheile desselben genießen, schon Bresche geschossen ha⸗ ben, bei den Voͤlkern in gaͤnzlichen Mißkredit bringen wird. Die Krone hat erklaͤrt, daß die Steuern nicht vermindert werden koͤnnten; wenn nun noch die Kammer erklaͤrt, daß die Verfassung und die Gesetze von der Regierung nicht respektirt zu werden

Sicherheit der

deren Zeiten als eine von jenen unnatuͤrlichen Unterhandlungen ausgelegt haben wuͤrde, die mehr als einmal zur Anklage wegen Hochverraths und Verbrechens fuͤhrten. In diesem Satz finden wir nichts als einen neuen Beweis von jenem gluͤcklichen Dun⸗ kel, welches die politischen Versuche dieses Blattes charaktevristrt und entweder aus Geistesverwirrung oder Geheimthugrei her⸗ ruͤhrt. Durch den Nebel hindurchschimmernd kann man indeß ganz deutlich und in seinem vollen Maaß den Schreck erkennen,

den jene Versammlungen unter den ministeriellen Blzttern er⸗ regt haben, und die Erbitterung der letzteren gegen das Peti⸗

tionsrecht. Als man mit einem Streich gegen die Verfasfung umging,

es diejenigen, welche gegenwaͤr⸗

da freilich galten die oͤffentlichen Versammlungen Alles bei den ministeriellen Journalen; aber nun es die Beschützung unseres Handels gilt, sind sie hochverraͤtherische und verbrecherische Unter⸗ nehmungen. Dieser Prediger gegen die Rechte des Volrs, die er noch eben erst aufrecht zu erhalten vorgab, irrt sich cdoch so⸗ wohl in den Thatsachen selbst, als in dem Gesetz, weiches er da⸗ egen in Kraft gesetzt wissen will. Die besagten oͤffentlichen Zersammlungen haben mit den Anfuͤhrern der Tory⸗Partet nichts zu schafen. Die Hauptleiter derselben verleugnen alle partetn⸗ Gesinnungen, und sind von Whigismus und Torhismus gleich ent⸗ fernt; sie bilden die vornehmste Klasse unserer Kauf und Han⸗ delsleute, deren Wohlstand, Einsicht und Unternehmungsgeist so sehr zum Gedeihen des Landes beitragen und es zu seineim jetzi⸗ gen Ansehen unter den Nationen erhoben, und die daher auch