eht, im hohen Grabe in Anspruch. Die Original⸗Ausgabe die⸗ es Gedichts, das den Evertius Jollivet, einen Franzoͤsischen Advokaten aus Orleans, zum Verfasser hat, erschien vier Jahre nach der SMäenar Schlacht, 1636, in Duodez zu Paris gedruckt (bei Matth. Guillemot), und ist vielleicht das erste und einzige Bei⸗ spiel, daß dem Heros sein Homer so nahe auf dem Fuße folgt. Dadurch ist eine Frische der Anschauung in das Gedicht gekommen, welche es auch heut noch selbst von der poetischen Seite her lesbar macht, abgesehen von der historischen Bedeutung, die es als Stimme eines Mitlebenden uͤber Gustav Adolph behauptet. Diese historische Bedeutung wird noch erhoͤht durch den unmit⸗ telbaren Einfluß, den Axel Oxenstierna auf dies Gedicht ge⸗ habt, indem er dem Verfasser, wie er in der vorgedruckten Zueig⸗ nung an die Koͤnigin Christine von Schweden selbst erwaͤhnt, gewissermaßen den Befehl zur Ausarbeitung desselben gegeben und uͤberhaupt ein mehrfaches Interesse daran genommen hat. Dadurch ist auch vielleicht die in Erstaunen setzende Genauigkeit und Fuͤlle der historischen Daten zu erklaͤren, die Jollivet in seinem Epos zusammenstellt, und die ihm nicht ohne Einsicht wirklicher Aktenstuͤcke oder wenigstens ohne besonders beguͤnsti⸗ gende Mittheilungen in dieser Weise zu Gebote gestanden haben koͤnnen. Er scheint uͤberhaupt ein gruͤndlicher historischer For⸗ scher der Schwedischen Geschichte zu sein, und gedenkt in der Zueignung seines Fulmen in Aquilam einer von ihm Franzoͤsisch geschriebenen „Geschichte Schwedens“, auf die er die ganze Kraft seines Mannesalters gewandt, und die er „multis ex ra- rissimis auctoribus“ excerpirt und componirt habe. Diese Schwe⸗ dische Geschichte ist jedoch, so viel ich habe ermitteln koͤnnen, nie im Druck erschienen, obwohl Jollivet an der gedachten Stelle öö sie ebenfalls der Koͤnigin Christine zueignen zu duͤrfen.
Der Verfasser hat sein sogenanntes heroisch⸗politisches Gedicht in 12 Gesaͤnge getheilt, die er Iletus nennt, und obgleich er sich in dem an den Leser gerichteten Vorwort entschuldigt, kein Virgil zu seyn, so scheint er doch in seiner Darstellungs⸗
mmanier den epischen Styl des Roͤmischen Dichters am meisten
vor Augen gehabt zu haben. Auch hat er ungeachtet der stren— gen historischen Treue, die er sich bei der Verherrlichung seines Helden zur Aufgabe gemacht, es doch nicht verschmaͤht, zugleich jeden poetischen Schmuck zur reicheren Ausstattung seines Ge⸗ maͤldes heranzuziehen, freilich mit keinem irgend erheblichen Auf⸗ wand von Phantoste. Er laͤßt allegorische Figuren und Genien auftreten, und bedient sich durchgaͤngig der Griechischen Mytho⸗ logie, die mit der modernen Natur seines Stoffes und den vie⸗ len Deutschen Eigen- und Staͤdtenamen, die er dabei dem anti⸗ ken Vers anzupassen hat (wie Papénheim, Tylius, Hodälvitz, Walstinus, Hornius, Jaͤgerndorff u. a.), nicht selten in einen komischen Konflikt geraͤth. Ueber diese Barbarei der Deutschen Namen beklagt er sich auch sehr bitter, und ersucht den Leser, schon deshalb keine Atticismen in seinem Gedicht zu suchen, in dem er sich auch uͤberhaupt mit Absicht eher eines eisernen Styls und kriegerischen Verses, als einer weichlichen Anmuth befleißigt habe. Seine Sprache ist sonst bluͤhend, obwohl sie den Freunden einer klassischen Latinitaͤt sehr oft zum Aergerniß gereichen duͤrfte.
Gleich zu Anfang im ersten Gesange erscheint dem die Nacht schlaflos 5 seinem Lager durchwachenden Gustav Adolph ein Genius, der feierlich vom Himmel herabgeschritten kommt, und den nordischen Koͤnig, welcher nach seinen glorreich verfochtenen Kriegen mit Daͤnemark, Rußland und Polen seinen Staat gern der Ruhe uͤberlassen moͤchte, in einer langen Rede zum Kriege egen Ferdinand auffordert. Merkwuͤrdig ist, wie Gustav ALolph darauf sich weigert, weil ihn schon die Groͤße seines Ruhmes schrecke, und er fuͤrchte, daß ihm durch das Uebermaaß seiner Siege die Todesstunde gezeitigt werden koͤnne. Er sagt:
„Eequis ades, dixit, mihi qui tot bella susurras?
Nonne meas aequum tandem requiescere gentes?
Sidera vos testor! me jam mea gloria terret,
Pondere palmarum properabitur hora sepulcri.“-
Diese Worte bieten, der darin ausgesprochenen Gesinnung des die er, nach einer alten Relation uͤber die Luͤtzener Schlacht, drei Tage vor derselben zu einem angesehenen Theologen in Naum⸗ burg geaͤußert haben soll, naͤmlich: „Mein Herr Doktor, die Sachen stehen alle wohl, und geht Alles nach Wunsch, aber ich sorg, ich sorg, weil mich Jedermann so venerirt, und fast fuͤr einen Gott haͤlt, es werde mich Gott deswegen einmal strafen; aber Gott weiß, daß es mir nicht gefaͤllt — nun es gehe, wie der liebe Gott will, so weiß ich doch, daß er die Sache, weil es zu seines Namens Ehre gerei⸗ chet, folgends hinausfuͤhren wird!“ Diese aͤcht evangelische Aeu⸗ ßerung des großen Koͤnigs scheint unserem Jollivet bei seinen Versen: „me jam mea gloria terret' u. s. w. vorgeschwebt zu haben, und sein Gedicht ist uͤberhaupt reich an solchen feinen Charakterzuͤgen, die der Poet der Wirklichkeit abgelauscht hat.
8 Von den naͤheren Lebensumstaͤnden des Dichters wissen wir wenig mehr mitzutheilen, als daß er am 20. Juli 1601 zu Or⸗ leans geboren worden. Seinen Stand als Jurist verraͤth er selbst durch den ersten Vers seines Epos: „Ille ego sincerae Themidis qui castra secutus.“ Auch erkennt man den prote⸗ stantischen Dichter in ihm natuͤrlich aus der ganzen Auffas⸗ sung seines Gegenstandes heraus. Er starb an seinem Geburts⸗ tage im Jahre 1662.
Moͤchten Kenner der Literatur und Geschichte diese inter⸗ essante Reliquie aus einer bedeutsamen Zeit einer naͤheren Auf⸗ merksamkeit und Pruͤfung wuͤrdigen, als es an diesem Orte ge⸗ schehen darf. Jedenfalls ist die Absicht des Verlegers ruͤhmend zu erkennen, welcher den trefflichen Wiederabdruck dieses Ge⸗ dichts nur aus rein wissenschaftlichem Interesse unternommen haben kann. Th. M — dt.
Meteorologische Beobachtung.
Morgens Nachmitt. Abends 1 Nach einmaliger 6 Uhr. 2 ühr. 10 Uhr. Beobachtung.
331, 5 8 Par. 333,4 4“ Par. 4,2 °R. 2, 6 °R. 1,5b ° R. 1,2 °R.
80 pCt. 89 pCt. regnig. regnig. SW. —
1832 4. Dezbr.
Luftdruck. 329,, 8„Par. Luftwaͤrme 3,6 ° R. Thaupunkt 0,7 ° R. Dunstsaͤttg. 77 pCt. Wetter... truͤbe. Wind.... S. Wolkenzug —
Quellwärme 8,0 °R. Flußwärme 2,9 °* R. Bodenwaͤrme 3,2 °R. Ausdünst. 0, 0041 „Rh.
Niederschl. 0, °4ℳ 11 Rh.
Berichtigungen. In einigen Exemplaren des gestrigen Blattes der Staats⸗Zeitung S. 1361, Sp. 1, Z. 32 von unten st. „Ankona“ l. „Arkona“, und Sp. 2 derselben Seite,
48 von oben st. „er werde“ l. „es werde“. 3
Auswärtige Börsen. 8 Amsterdam, 30. November. Niederl. wirkl. Sch. 39 ½. 59% neue do. 75. Kanz-Bill. 14 ½. 68 7. Russ. (v. 18½¾) 94. do. (v. 1831) 83 ¾. Oester. 80 ½. 39 Span. 59 do. 48 ¾. 8 Hamburg. 3. Dezember. Oest. 5 9% Met. 83 ⅛. 49 do. 72 ½. Bank-Actien 1076. Russ. Engl. Preuss. Präm. Sch. 98. Poln. 108 ½.
Wien, 30. Novemhber. 5 % Met. 84 ½. 49 do. 73 ½. 2 ½ 9 47. Bank-Actien 1088.
KönieEEEsaunspkele.
Donnerstag, 6. Dez. Im Schauspielhause. Zum erstenmale: Jakobine von Holland, historisches Schauspiel in 5 Abtheilun⸗ gen und einem Vorspiele, zum Theil nach einer Englischen Erzaͤh⸗ lung, von E. Raupach.
Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus⸗Billets, mit Sonntag bezeichnet, verkauft.
Freitag, 7. Dez. Im Opernhause: Don Juan, Opek in 2 Abtheilungen; Musik von Mozart. (Hr. Blume wird nach sei⸗ ner Urlaubsreise als „Don Juan“ wieder auftretene)
Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.
Sonnabend, 8. Dez. Im Schauspielhause: Die Erholungs⸗ 8g Posse in 1 Akt, von L. Angely. Hierauf: Richards Wan⸗ derleben.
Sonntag, 9. Dez. Im Opernhause: Nurmahal, lyrisches Drama in 2 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Spontini. (Die Dlles. Therese und Fanny Elsler werden hierin tanzen.)
Im Schauspielhause: Die Lichtensteiner, dramatisches Ge⸗ maͤlde in 5 Abtheilungen, von Bahrdt.
Eesche Ih Feter.
Donnerstag, 6. Dez. Benvenuto Cellini, oder: Das Bild der Porzia, Lustspiel in 4 Akten von Ziegler. Hierauf: Das Hausgesinde, komisches Singspiel in 1 Akt.
Freitag, 7. Dez. Der Barbier von Sevilla, komische Oper in 2 Akten, nach dem Italiaͤnischen, von Kollmann; Musik von Rossini. und Kammersaͤnger, aus Stuttgart: Graf Almaviva, als letzte Gastrolle. Im zweiten Akte, bei der Scene am Klavier: Va⸗ riationen, komponirt fuͤr Dlle. Gerwer, von Th. Boͤhm, vorge⸗ tragen von derselben.)
Neueste Nachrichten.
Paris, 29. Nov. Der Moniteur nennt abermals eine Menge von Gluͤckwunsch⸗Adressen, die dem Koͤnige von ver⸗ schiedenen Staͤdten, Behoͤrden und Truppentheilen der Armee zugekommen sind.
Heute Abend wird der Koͤnig die große Deputation der Pairs⸗Kammer empfangen, welche beauftragt ist, Sr. Maj. die Adresse zu uͤberreichen.
Gestern wurde in den Tuilerieen ein Mittagsmahl gegeben, zu welchem zwanzig Deputirte von der Opposition, unter ihnen die Herren Laffitte, Berard, Laurence u. a. m., eingeladen waren.
Die Pairs⸗Kammer beschaͤftigte sich in ihrer gestrigen Sitzung, bei welcher die Minister des Krieges, der auswaͤrtigen Angelegenheiten und des Handels zugegen waren, mit dem Adreß⸗ Entwurfe, nachdem Tages zuvor die allgemeine Berathung uͤber diesen Gegenstand geschlossen worden. Die saͤmmtlichen Para⸗ graphen des Entwurfes wurden unveraͤndert angenommen. Nur ein einziger, und zwar der achte, gab zu einigen Bemerkungen Anlaß. Derselbe betrifft die im Juni d. J. erfolgte Versetzung der Hauptstadt in den Belagerungs⸗Zustand, und lautet also: „Sire! Auf den entgegengesetztesten Punkten, im Centrum des Reiches wie in der Vendée, aufruͤhrerischen Unternehmungen
2 b (bloßgestellt, hat Ihre Regierung sich mit der ganzen Kraft ge⸗ Koͤnigs nach, eine interessante Uebereinstimmung mit denen, TTTCb T. ganz 8
waffnet, welche die bestehende Gesetzgebung ihr zu bieten schien und die in den Wuͤnschen der Vertheidiger der Ordnung lag. Man hat aber die Gewalt, nachdem sie der oͤffentlichen Sicher⸗ heit zu genuͤgen bemuͤht gewesen, an der unentschiedenen Graͤnze des Rechts inne halten sehen.“ Der Graf von Montalivet war der Meinung, daß dieser Satz nicht bestimmt genug laute; ungeachtet des Erkenntnisses des Cassationshofes, bleibe er da⸗ bei, daß die Militair⸗Gerichtsbarkeit waͤhrend der Dauer des Belagerungs⸗Zustandes gesetzlich gewesen sey, und dies sey nicht bloß seine persoͤnliche Ansicht, sondern diejenige der saͤmmtlichen Staatsmaͤnner, die damals mit ihm das Ministerium gebildet haͤtten. Der Berichterstatter, Herr Villemain, erwiederte aber, daß die Kommission sich in dem betreffenden Paragraphen so wohlwollend fuͤr die Regierung ausgedruͤckt habe, als solches
angenommen. Der Praͤsident ließ sofort durch das Loos die
Mitglieder der großen Deputation waͤhlen, welche die Adresse am
folgenden Tage dem Koͤnige uͤberreichen sollte. “ In der Deputirten⸗Kammer brachte der Finanz⸗Mini⸗
ster gestern einen Gesetz⸗Entwurf ein, wodurch die Forterhebung
der Steuern fuͤr das erste Quartal des kommenden Jahres nach
340 Millionen Fr. verlangt wird. Zwei andere Gesetz⸗Entwuͤrfe, die der Minister vorlegte, betrafen die Rechnungs⸗Abschluͤsse von 1829 und 1830. Aus dem ersteren ergiebt sich ein Ueberschuß von 11,734,211 Fr., welche Summe auf den Etat von 1830 uͤbertragen werden soll; aus dem zweiten ein Deficit von 63,717,112 Fr. Der Minister gab ferner eine Uebersicht von der Staats⸗Einnahme und Ausgabe in den Jahren 1831 und 1832. Einschluß des Verkaufs der Waldungen) 1,310,161,000 Fr. und 84,046,000 Fr. ergiebt. Fuͤr das laufende Jahr wird die Ein⸗ nahme auf 1,048,629,000 Fr., die Ausgabe dagegen 1,183,567,000 Fr. veranschlagt, was ein Defizit von 134,938,000 Fr. austraͤgt; rechnet man von dieser Summe jenes Plus von 84,046,000 Fr. ab, so stellt das Minus sich noch auf 50,892,000 Fr. Endlich theilte Herr Humann noch eine General⸗Uebersicht von der Lage des Schatzes, wie solche sich am 1. Januar 1833 gestalten wird, mit. Das Gesammt⸗Desizit wird sich danach am Schlusse des laufenden Jahres auf 277,154,705 Franken be⸗ laufen. — Nachdem hierauf der General Demarcay seine Proposition hinsichtlich der Zusammenstellung der Budgets⸗ Kommission entwickelt hatte, eroͤffnete Herr Thouvenel die Berathungen uͤber die Adresse. Derselbe gab zupoͤrderst sein
(Hr. Fr. Jaͤger, Koͤnigl. Wuͤrttembergischer Hof⸗
stimeite zu Gunsten der Adresse und schloß sich dem Antmh
stellte zunaͤchst einige Betrachtungen uͤber die Karlistische!
billigung jener Maßregel eingeschaltet werde. gier de Hauranne bemerkte, daß es ihm zwar leid gü
den sey. G sofort das Wort zu ergreifen.
unter den obwaltenden Umstaͤnden nur immer moͤglich gewesen nach dem der Somme an die Stelle des zu anderen ban sey; indessen habe man das Erkenntniß des Cassationshofes nicht berufenen Herrn Fumeron⸗d Ardeuil versetzt worden 82 ganz und gar außer Acht lassen duͤrfen. — Der Adreß⸗Entwurf ersterem Departement Herrn Boby de la Chapelle, hie
wurde am Schlusse der Sitzung mit 92 gegen 8 Stimmen folger erhalten.
Function zugleich das Ober⸗Kommando uͤber die Fü⸗
den Insaͤtzen des laufenden und zugleich zur Bestreitung der sion, welche beauftragt ist, 8 Ausgaben in diesen drei Monaten ein provisorischer Kredit von Gesetz⸗ Entwurfe uͤber die Functionen des okatensm sammeln; Praͤsident derselben ist der Aelteste des Stanbahch.
Parquin; unter den Mitgliedern befinden sich der fuͤnf
Im vorigen Jahre betrug hiernach die Gesammt⸗Einnahme (mit geschoben worden.
. 2 — 2₰ 4 4 4 8 op 2 8 en die Ausgabe 1,226,115,000 Fr., woraus sich ein Ueberschuß von gehoͤrigen Individuen in der Hauptstadt und dem gans
auf
Leidwesen daruͤber zu erkennen, daß die jetzigen Minister lich in die Fußstapfen ihrer Vorgaͤnger zu treten ch „Ist“, so fragte der Redner, „die Antwort, die man nen auf die Thron⸗Rede in Vorschlag bringt, wohl das sie seyn sollt? Gewiß nicht! Man ist den Konige den Voͤlkern die Wahrheit schuldig; die Adresse ist aber wahrhaft; allerdings soll sie ehrfurchtsvoll seyn, indessen wir Verletzungen der Gesetze und der Charte nicht unll“*
lassen; wir muͤssen uns vielmehr auf das bestimmteste gege. Belagerungs⸗Zustand erklaͤren, und laut die Uebertretung ⸗ 340 Artikels der Verfassung, wonach Niemand seinen natuͤrh⸗ 8 Richtern entzogen werden darf, mißbilligen.“ In wej —
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24†
n.
Freitag den 7ten Dezember
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Verlaufe seiner Rede klagte Herr Thouvenel daruͤber, daes
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Steuerpflichtigen gar keine Aussicht auf eine Erleichteru oͤffnet werde; wenn man, meinte er, in dem Interesse großen Grundbesitzer, Monopole beibehalte und das allger Interesse dem Privat⸗Interesse aufopfere, so duͤrfe man sc nicht wundern, wenn die Regierung taͤglich mehr in der gen der Nation herabsinke und wenn der Unmuth sich letzt durch eine Empoͤrung Lusft mache. Nachdem der 9 sich noch mißbilligend uͤber die Aufloͤsung der National⸗ Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Koͤnigl. Großbritani⸗ in mehreren Staͤdten ausgesprochen, auch die Regierunt Major, Ritter Head, den Militair⸗Verdienst⸗Orden zu halb getadelt, daß sie das Land bisher mit der eitlen Hrf hhen geruht. 2 einer allgemeinen Entwaffnung hingehaͤlten, schloß er mi Wunsche, daß das Ministerium eine andere Bahn, als her verfolgte, einschlagen moͤge. gen den Adreß⸗Entwurf und erhob sich nachdruͤcklich gen, in Kreise Muͤhlhausen, dem bisherigen Stadt⸗Kaplan zu Oppositions⸗Partei, die durch ihr compte-rendu den Fasrohausen, Christoph Breitenbach, und die erledigte ka⸗ geist selbst genaͤhrt und zur Einpoͤrung herausgefordert isch Pfarrstelle zu Wachstedt und Hagis, im Kreise Muͤhl⸗ Er wiederholte diese Aeußerung ungeachtet des Rufs: zu wsen, dem bisherigen Pfarrer zu Ecklingerode und Brehme, nung! der von mehreren Baͤnken der linken Seite erscebtob Seeland, verliehen worden.
erklaͤrte, daß er stolz darauf sey, sich zur richtigen Mitte 14“ len und verlangte, daß man in die Adresse einige Ausdrqt lebhaften Bedauerns uͤber den Verlust des Herrn Casime rier einfließen lasse. Seine Rede wurde mehrmals du ironisches Gelaͤchter unterbrochen. Herr Havin sprachz Sinne des Herrn Thouvenel: „Es handle sich“, aͤufam— „ganz einfach darum, zwischen der Juli⸗Revolution und te stauration zu waͤhlen; es sey ganz unverkennbar, daß uy bei jeder Gelegenheit dieser letztern zu naͤhern suche. e ner erklaͤrte schließlich, daß er nur dann fuͤr die Adresseim koͤnne, wenn dieselbe wesentlich modifizirt wuͤrde. Herr n
Amtliche Kronik des Tag ess.
Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung
Abgereist: Der Koͤnigl. Großbritanische Kabinets⸗Courier uter, uͤber Frankfurt a. M. nach London.
Llourier von St. Petersburg kommend, nach Paris.
Zeitungs⸗Nachrichten EETETVTIan d.
“ Rußland. 8
St. Petersburg, 28. Nov. Unsere Zeitungen ent⸗ en folgendes allerhoͤchste Reskript an den General⸗Adjutanten, gral⸗Major Fuͤrsten Dolgoruki III., Militair⸗Gouverneur Wilna in den Functionen eines General⸗Gouverneurs von bono und Bialystock:
Herrn Roul in Bezug auf einen dem Andenken des Hemh simir Périer zu zollenden Tribute an. Der Graf von
publikanische Partei an, von denen er weder die eine ue andere fuͤr gefaͤhrlich hielt. Er kam sodann auf die ausme Angelegenheiten zu sprechen, auch tadelte er die Verordnumg! der Versetzung der Hauptstadt in den Belagerungs⸗Zustgndl hauptete, der Cassationshof habe durch die Annullirung feter g nung nichtbloß dem ganzen Lande, sondern auch der Regierung einen wesentlichen Dienst erwiesen. Er koͤnne sonach auch umhin, ausdruͤcklich zu verlangen, daß in die Adresse eine Herr D
tung anvertrauten Gouvernements, in denen durch Ihre mu⸗ hafte Vorsorge und durch Maßregeln einer wohlerwogenen sicht die allgemeine Ordnung mit so gutem Erfolge wieder efuͤhrt ist, erwerben Ihnen neue Anspruͤche auf Unsere Kai⸗ iche Erkenntlichkeit. Zur Bezeichnung derselben verleihen Wir mnen beigehend die mit der Kaiserkrone gezierten Insignien
St. Annen⸗Ordens 1ster Klasse und verbleiben Ihnen mit erer Kaiserlichen Gnade wohlgewogen. St. Petersburg, den Movember 1832. Nikolaus.“
Se. Majestaͤt der Kaiser haben dem General⸗Major Har⸗ gden St. Wladimir⸗Orden 2ter Klasse und den Vice⸗Ad⸗ in Bellingshausen, Hamilton, Krusenstern und Ogilvy, General⸗Major Merder I. und dem Leibarzt Geheime⸗Rath ghton den St. Annen⸗Orden 1. Klasse mit der Kaiserkrone verliehen. Da Veraͤnderungen in den Handels⸗Verhaͤltnissen zwischen Russischen Kaiserreich und dem Koͤnigreich Polen die An⸗ senheit eines Russischen General⸗Agenten des Finanz⸗Ministe⸗ ms in Warschau nicht mehr erforderlich machen, so haben e. Maäjestaͤt die Aufloͤsung dieser Agentschaft und der dazu ge⸗ grigen Kanzlei anbefohlen.
Die Moskauer Zeitung Molwa enthaͤlt folgendes Frag⸗ eines Briefes aus Kamtschatka, datirt vom Vorwerk Gesellschaft des Ackerbaues in Kamtschatka: „Der Kaiser bekanntlich das Bestehen einer Gesellschaft des Ackerbaues Lamtschatka bestaͤtigt, und dem Gouverneur erlaubt, dazu [Jahre lang jaͤhrlich 1000 Rubel zu verabfolgen. „„Eine selschaft des Ackerbaues in Kamtschatka!““ wird Mancher Moskau mit Kopfschuͤtteln ausrufen. Wir aber wollen uns teben, zu zeigen, daß wir nicht vergebens arbeiten. Zu Di⸗ bren sind die Herren Rieder, Tschernych und Paderin er⸗ unt, die gemeinschaftlich die Geldsummen verwalten; dem
weiten sind die praktischen Unternehmungen auf dem Vor⸗ erke uͤbertragen. — Mit dem Pfluͤgen wurde bereits am sen b17ten) Mai angefangen, wo die Erde schon andert⸗ 1b Viertel⸗Arschin aufgethaut war. Unter der Gerste wurde as Feh im Herbste baß es jetzt hinlaͤnglich locker ist. Bis zum 30sten Mai waren okei dazu bestimmten Dessaͤtinen besaͤet: Alles ist gehoͤrig ahrgenommen, doch — „der Segen konumt von oben!“ Sollte t diesmalige Versuch mißlingen, so wird man der Gesellschaft n Vorschlag machen, das Vorwerk an den Fluß Kanttschatka hebegen/ wo der Erfolg sicherer seyn muß. — Vom lsten age, 29 bewoͤlkte, 50 trüͤbe und neblige. Die uͤbrigen 60 Tage geß sich der Regen in Stroͤmen, daher man den ganzen Som⸗ tuͤber die Fluͤsse sehr angeschwellt sah. Die Kaͤlte war empfind⸗ Lin dumpfer Donner ließ sich zweimal hoͤren: das erstemal Wlisten Juli, von SW. uͤber eine Stunde lang; das zweite⸗ h sten August von eben der Seite her. Der Donner am ien Juli glich vollkommen einer entfernten Kanonade, und Pnicht allein in ganz Kamtschatka, sondern selbst bei den No⸗ 16 zu hoͤren. Einige Kuͤsten⸗Kamtschadalen meinten: es seyen 1 chuͤsse eines Schiffes und beeilten sich, die Obrigkeit davon vhenachrichtigen. Die Brigg „Kamtschatka“, die aus Ochotzk en famtschatka ging, vernahm diese Donnerschlaͤge auf dem ne sschen Meere, und der Befehlshaber der Brigg glaubte 9 ein strandendes Schiff riefe um Huͤlfe. Allein ver⸗ 8c steuerte er seinen Strich nach SW., von wo das ver⸗ 5. 3pPH * Schießen ertoͤnte. Im Februar d. J. spie die Koppe 5proc. Roͤm. 802 Seee) von Assatschin Flammen und eine Menge Asche, nachdem ange keine Flammen ausgeworfen hatte. Auch diese Erschei⸗
oose heöchte mit dem fruͤhzeitigen Lenze in einiger Verbindung”
sep, aus dem Arsenale der alten Gesetzgebung einige Doßn Motivirung des Belagerungs⸗Zustandes herausgesucht su daß er indessen gleichwohl einen Staatsstreich in dieser; gel nicht erkennen koͤnne; 8 Faͤlle rechtfertigten zwar in dem vorliegenden Falle um so mehr, als die kaner sich wenige Tage nach den Juni⸗Ereignissen nicht! haͤtten, mit ihrem Abscheu vor dem Koͤnige der Fru oͤffentlich zu prunken. Der Redner erinnerte zugseich¹ daß unter dem Ministerium des Herrn Dupont von der die Stadt Nimes ebenfalls in Belagerungs⸗Zustand versetzt Diese letztere Behauptung veranlaßte Herrn Duy Er bemerkte, daß, als im 1830 die Stadt Nimes nach wiederholten Aufruhr⸗Vert in den Belagerungs⸗Zustand versetzt worden sey, der dortige fekt solches aus eigener Bewegung, nicht aber auf sein Duponts) Geheiß gethan habe; im Uebrigen duͤrfe mo vergessen, daß zu jener Zeit kein Kriegsgericht eingesezt mehr die ganze Sache vor den Koͤniglichen Gerichtshof! worden sey, so daß der damalige Fall sich mit dem Beleas Zustande der Hauptstadt in keinerlei Weise vergleich Nach Herrn Dupont ließen sich noch die Herren vong les, A. Dubois, Salverte, Gaillard de Kenu und Berryer theils fuͤr, theils wider den Adreß— vernehmen. Zur Widerlegung dieses Letzteren trat sähm der Großsiegelbewahrer auf, worauf die Fortscheang Berathung auf den folgenden Tag verlegt wurde. Durch Koͤnigl. Verordnungen vom 23. und 2. der Praͤfekt, Herr Dunoyer, aus dem Departement der M
Praͤfekten des Departements der Seine und Marne,
Der zum diesseitigen Botschafter in Konstantinopel Vice⸗Admiral Baron Roussin wird mit dieser dipl
Seemacht in der Levante verbinden.
Der hiesige Advokatenstand ernannte gestern eine! die noͤthigen Materialien des Advokatenste
pin und Herr Hennequin. 1t 1l
Demoiselle Boury, die seit dem Ereigniß auf de Royal bettlaͤgerig war, sollte gestern, nachdem sich ihr? gebessert hatte, vor dem Instructions⸗Richter erscheinen;, von ihr eingesandtes aͤrztliches Zeugniß ist aber ihr Ven
Nach nunmehr beendigter Zaͤhlung aller zur Nationa
Departement hat sich ergeben, daß 67,757 Mann zut! National⸗Garde gehoͤren.
— Heute schloß 5proc. Rente Neap. 81. 55. 5proc. Span. 56 ½. Anlehn 96. 30. .
Frankfurt a. M., 2. Dez. Oesterr. 5proc. Aproc. 70 ½. Bank⸗Actien 1282. Part.⸗Obl. 123. Fl. 180 ¼. Poln Loose 54 ½. G.
96. 15. Zproc. 67. 60.
Polen. 2. „ Se. Majestaͤt der Kaiser und Koͤ⸗ nem en den Wirklichen Staatsrath Grafen Franz Potozki, Fose onjenmeister des Kaiserlichen Hofes, zum Praͤsidenten der sewodschafts⸗Kommission von Masovien ernannt.
se Warschauer Zeitung meldet: „Von Neujahr an
8
g Waärschau, 2. Dez. Redacteur Cottel. 1 —
vvao
Gedruckt bei
soll eine neue Einrichtung in dem Postenlauf zwischen Berlin
Publikum durch zweckmaͤßigere Vertheilung zwischen den Ab⸗ gangs⸗ und⸗Ankunftstagen der Reitposten groͤßere Bequemlich⸗
keit zu verschaffen.
Die Post soll am Montag, Mittwoch und
“ tag⸗ Sonnabend um 3 Uhr Nachmittags von hier abgehen und am
Sonntag Morgens, am Dienstag und Freitag Mittags hier an⸗ gehend, 1 1 Aufschluͤsse erwarte; er wunderte sich, daß man den Prokurator
kommen.“
Herr Roul unterstuͤtzte zu Erfurt ist die erledigte katholische Pfarrstelle zu Heye⸗
Auf den letzten Warschauer Maͤrkten zahlte man fuͤr den
10 i.t Hafer 6— 6² Fl.
Paris, 29. Nov. Der Koͤngg ertheilte gestern dem Pair,
Grafen von Becker, eine Privat⸗Audienz und arbeitete demnaͤchst
mit den Ministern der Justiz, des Handels, der auswaͤrtigen
Angelegenheiten und des Krieges.
durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjaͤger Wilde,
Aus dem Schiͤusse der gestrigen Verhandlungen der Depu⸗ ltirten⸗Kammer duͤrfte Folgendes als das Wesentlichste nachzuho⸗ len seyn. Herr Corcelles, der nach Herrn Dupont das Wort
nahm, tadelte in dem Adreß⸗Entwurfe vornehmlich die Anspie⸗
lung auf das Ereigniß auf dem Pont⸗Royal, uͤber welches man und der Kammern an; es liege der Ehre der Opposition, so wie
der Ruhe und Eintracht Aller daran, daß eine solche stattfinde.
bei der Fortdauer der gerichtlichen Untersuchung noch nicht im Klaren sey; jener Pistolenschuß habe das Gesuch der Minister
„Ihr ausdauernder Dienst⸗Eifer und e unermuͤdlichen Anstrengungen zum Besten der, Ihrer Ver⸗
aufgeackert und im Fruͤhlinge umgepfluͤgt,
zum isten Oktober 1831 zaͤhlte Kamtschatka 14 heitere
um ein spezielles Gesetz fuͤr die Sicherheit des Staats trefflich
unterstuͤtzt, nur sey zu wuͤnschen, daß man keinen neuen 14ten Artikel in die Charte bringe. Da die Belgische Angele⸗ genheit noch unentschieden sey, so schweige er daruͤber; der spaͤt gefaßte Entschluß der Minister werde, je nach seinem Resultate, tadelnswerth oder zu rechtfertigen seyn; uͤber die seltsame Allianz mit England muͤsse er sich hoͤchlich wundern, und
dieselbe werde nach seiner Ansicht keine andere Folge haben, als
eine Franzoͤsische Armee unter die Befehle eines Engltschen Kommissars zu stellen; bei der Diskussion uͤber die einzelnen Paragraphen werde sich ergeben, welche Entschaͤdigung das Mi⸗ nisterium im Innern fuͤr die Vernachlaͤssigung des auswaͤrtigen Ruhmes zu gewaͤhren gedenke; fuͤr jetzt stimme er gegen den Adreß⸗Entwurf. Herr A. Dubois, einer der neu einge⸗ tretenen Deputirten, gab in einem langen, von den beiden aͤu⸗ ßersten Seiten oft unterbrochenen Vortrage sein Bedauern dar⸗ uͤber zu erkennen, daß man nach der Juli⸗Revolution nicht die Pairs⸗Kammer ganz neu organisirt, das Justizbeamten⸗Personal renovirt und die Kammer aufgeloͤst habe. Das compte-rendu der Opposition hielt er fuͤr einen unzeitigen Schritt, die Ver⸗ setzung der Hauptstadt in den Belagerungs⸗Zustand hingegen fuͤr zeitgemaͤß; auch war er der Ansicht, daß, wenn der Cassa⸗ tionshof diese Maßregel fuͤr ungesetzlich erklaͤrt habe, dieselbe doch keinesweges eine Anklage gegen die Minister motiviren koͤnne. Herr Salverte außerte sich in folgender Weise: „Der
nisse entfliehen konnten.“
und Warschau vorgenommen werden, um dem handeltreibenden Iseère⸗Departements.
anwandte, hat man es zu verdanken, daß den Anfuͤhrern der
Faktum steht fest, ich berufe mich auf saͤmmtliche Deputirte des Dieser Milde, die man in der Vendée
Rebellen freies Geleit ertheilt und daß die Nachlaͤssigkeit so weit getrieben worden ist, daß mehrere Verurtheilte aus dem Gefaͤng⸗ Zu dem Berryerschen Prozesse uͤber⸗ gehend, aͤußerte Hr. Salverte, daß er uͤüber denselben noch weitere
in Nantes Behufs seiner Rechtfertigung nach Paris beschieden⸗
Korzez Roggen 13 ½ — 14 ½ Fl., Weizen 21 — 28 ½ Fl., Gerste
Adreß⸗Entwurf schließt mit einem Wunsche der Eintracht, den
jedes Franzoͤsische Herz theilen wird; einige der Vortraͤge, die gehalten worden, entsprechen aber diesem Wunsche nicht; schwere Anklagen sind gegen meine ehrenwerthe Freunde erhoben wor⸗ den; man hat behauptet, das compte-rendu, welches unterzeich⸗ net zu haben ich mir zur Ehre schaͤtze, habe den Keim der Zwie— tracht genaͤhrt. Wir verlangen, daß man Thatsachen gegen uns vorbringe; findet sich in einem einzigen Satze des compte-rendu etwas, was jene Anklage rechtfertigen koͤnnte? Ich habe mich wahrscheinlich getaͤuscht, wenn ich gehoͤrt zu haben glaube, daß ein ehrenwerther Deputirter der Gironde sogar auf das Atten⸗ tat vom 19. Nov. anspielte; ich glaube, daß ich mich verhoͤrt habe, denn eine solche Anspielung wuͤrde eine Beschimpfung fuͤr uns selbst seyn. In Bezug auf den Belagerungs⸗Zustand will ich das Ministerium nicht anklagen, sondern nur Fragen an dasselbe richten. Die Ereignisse des Juni deuteten, so sagt man, auf ein weitverzweigtes Komplott, auf eine Allianz der Republikaner mit den Karlisten hin; diese Behauptung ist selt⸗ sam und fast unglaublich; man mußte also Beweise erwarten
und zwar um so mehr, als die Thatsache in dem Adreß⸗Ent⸗
wurfe als erwiesen angenommen wird; die Thron⸗Rede geht hierin verstaͤndiger zu Werke; sie unterscheidet beide Parteien von einander und mit Recht: Jeder werde nach seinen Werken ge⸗ richtet, aber Niemand verleumdet! Ja, meine Herren, diejeni⸗ gen, deren Irrthuͤmer und Exaltation die Juni⸗Ereignisse her⸗ beigefuͤhrt haben, sind in den Augen des Landes ohnehin un⸗ gluͤcklich genug; zwischen ihnen und den Karlisten liegt eine un⸗ geheuere Kluft; die Karlisten wuͤnschen den Beistand fremder Heere, die Republikaner wuͤrden sich hingegen lieber bis auf den letzten Mann hinopfern, als zugeben, daß eine fremde Fahne auf dem vaterlaͤndischen Boden wehe. Ein Komplott setzt Raͤdels⸗ fuͤhrer voraus; ich berufe mich aber auf die noch taͤglich stattfin⸗ denden Gerichts⸗Verhandlungen und frage, ob man daraus das Be⸗ stehen eines Komplotts beweisen kann.“ Der Redner rekapitu⸗ lirte nunmehr die Haupt⸗Umstaͤnde des Leichenbegaͤngnisses des Generals Lamarque, so wie der Unruhen und der Prozesse, welche daͤrauf folgten, und fand ⸗darin, statt der angeblichen Karlistisch⸗ republikanischen Allianz, nur die entschiedenste Hintansetzung der gesetzlichen Formen von Seiten der Behoͤrde. In Bezug auf die Theilnahme von Polizei⸗Agenten, die als Arbeiter verkleidet an dem Aufstande Theil genommen haͤtten, wie solches aus dem Prozesse gegen den Corsaire hervorgehe, so wie uͤber das noch nicht aufgeklaͤrte naͤchtliche und blutige Ereigniß auf der Bruͤcke von Arcole, verlangte der Redner eine neue Untersuchung. „Ein Deputirter“, fuhr Herr Salverte fort, „hat gesagt⸗ in den Reden der Opposition zeige sich eine gewisse Vorliebe
fuͤr die Republikaner; hierauf erwiedere ich, daß ich mehrmals Gelegenheit gehabt habe, die Kammer auf die Ereignisse im We⸗h
sten aufmerksam zu machen, und ich erinnere mich, daß die Or⸗ gane der Regierung im Jahre 1831 mir entgegneten, man werde den Sieg nicht zu harten Maßregeln mißbrauchen; man wolle vielmehr mit Milde und Nachsicht verfahren; und dies sagte man nach den Grenobler Ereignissen, wo die Truppen das Volk ohne vorhergegangene Aufforderung zum Auseinan⸗ dergehen niedermetzelten. (Murren im Centrum.) Das 2 8 8
waͤhrend ein materielles Falsum, das von seiner Seite begangen worden, erwiesen gewesen sey. In Bezug auf die Verhaftung der Herzogin von Berry fragte der Redner, wie eine so kost⸗ spielige Polizei die Prinzessin so lange vergeblich habe suchen koͤnnen; nur an der Polizei habe aber die Schuld gelegen, denn bei dem Eintritte des jetzigen Ministeriums habe man im vor⸗ aus gesagt, die Herzogin werde verhaftet werden, und dies sey eingetroffen; entweder habe also Nachlaͤssigkeit oder gar Ver⸗ raͤtherei stattgesunden. Die Betrachtungen uͤber den Belage⸗ rungs⸗Zustand uͤberlasse er seinen Freunden, deren mehrere, wie er wisse, uͤber diese Maßregel sprechen wuͤrden. Schließlich trug Herr Salverte auf eine Untersuchung von Seiten der Regierung
— Nach diesem Vortrage verlangte der Minister des Innern, daß die Kammer ihm zur Beantwortung bis zum folgenden Tage Zeit lasse, wenn sie eine bestimmte und klare Auseinandersetzung wuͤnsche, da es sich hier um Dinge handele, die unter der Ver⸗ waltung seines Vorgaͤngers geschehen seyen; im Allgemeinen koͤnne er aber schon jetzt die Einfluͤsterungen des vorigen Redners, wodurch die Ehre seines Vorgaͤngers angegriffen wuͤrde, fuͤr un⸗ gegruͤndet erklaͤren. Herr Gaillard⸗Kerbertin, der jetzt das Wort erhielt, suchte den Koͤnigl. Prokurator in Nantes gegen die Beschuldigungen des Herrn Salverte zu vertheidigen; er erklaͤrte sich schließlich fuͤr den Adreß-Entwurf und betrachtete den Be⸗ lagerungs⸗Zustand sogar als gesetzlich. Der erstere Theil seiner Rede veranlaßte eine Debatte zwischen Herrn Berryer, welcher auftrat, um seine Beschwerden in Bezug auf das in seinem Pro⸗ zesse befolgte Verfahren b wiederholen, und dem Großsiegelbe⸗ wahrer, welcher diese Beschwerden als grundlos darzustellen suchte. Diese Eroͤrterung, die nur eine Wiederholung laͤngst bekannter Thatsachen war, hatte die natuͤrliche Folge, daß die Kammer sich bald nicht mehr in erforderlicher Anzahl beisam⸗ men fand, und daß der Praͤsident sich genoͤthigt sah, die Sitzung fuͤr aufgehoben zu erklaͤren.
Saͤmmtliche Blaͤtter stellen heute ihre Betrachtungen uͤber die gestrige Sitzung der Deputirten⸗-Kammer an. Das Jour⸗ nal des Débats findet in derselben die Reden des Herrn Du⸗ pont und Salverte besonders bemerkenswerth; den Vortrag des Letzteren charakterisirt dasselbe in folgender Weise: „Bitterkeit ge⸗ gen die Regierung, die den Aufstand unterdruͤckt, Nachsicht ge⸗ gen die Wahnsinnigen, die ihn unternommen haben, das ist der Inhalt der Rede des Herrn Salverte; die Opposition nimmt ihre Stellung wieder ein, sie macht sich zur Beschuͤtzerin des Aufruhrs und entschuldigt den Buͤrgerkrieg, wenn er im Namen der Republik gefuͤhrt wird. Waͤhrend die Opposition bleibt, was sie seit zwei Jahren ist, wie sollte da die Majoritaͤt nicht auch bleiben, was sie in dieser Zeit war, eine Freundin der Ordnung, eine standhafte Gegnerin der Anarchie, die entschlossen ist, die Regierung, welche die den Staat unstuͤrzenden Leidenschaf⸗ ten beharrlich unterdruͤckt, auch fernerhin zu unterstuͤtzen?“ — Der Temps glaubt, es sey der Zweck des Ministeriums, die Opposition zur Heftigkeit zu reizen, um dadurch die Majori⸗ taͤt der Kammer zu noͤthigen, sich entschieden entweder auf die Seite des Ministeriums oder auf die der Opposition zu schla— gen. Wenn dieser Plan gelinge, so koͤnne es nur durch die Fehler der Opposition geschehen und diese muͤsse sich daher aͤu⸗ ßerst vorsichtig und gemaͤßigt benehmen, alle leidenschaftliche Er⸗ oͤrterungen uͤber Vergangenes unterlassen und sich nur mit den In⸗ teressen der Gegenwart beschaͤftigen. Den Betrag der vom Ministe⸗ rium verlangten provisorischen Zwoͤlftheile sindet der Temps sehr hoch, indem, wenn man nach diesem Maßstabe fortfahre, das ganze Budget sich auf 1350 und das des Kriegs⸗Ministeriums allein auf 440 Millionen belaufen wuͤrde. Die Kammer werde sich durch diese großen Zahlen nicht gestimmt fuͤhlen, eine nachsichts⸗ volle Adresse zu votiren. Auf die Debatten uͤber letztere wuͤrden außerdem auch die auswaͤrtigen Ereignisse Einfluß uͤben; die zweideutige Stellung der Franzoͤsischen Armee in Belgien werde ohne Zweifel die Aufmerksamkeit der Kammer auf sich ziehen; die Belagerung der Citadelle von Antwerpen werde durch die vorgeruͤckte Jahreszeit und die taͤglich hinzutretenden neuen Hindernisse verzoͤgert, und Frankreich sey eben so wenig des Wohlwollens der Belgier versichert, als es auf die Allianz mit England rechnen koͤnne. — Der Constitutionnel be⸗ merkt, die gestrige Sitzung habe angefangen, die Stellun⸗ gen der Parteien gegen einander naͤher zu bezeichnen und fuͤr die naͤchstfolgenden Sitzungen einen ernsteren Kampf vorzubereiten. — Der National ist der Ansicht, daß die Op⸗ position in der gestrigen Sitzung die Oberhand gegen das Mi⸗ nisterium behalten habe, indem ein Minister genoͤthigt gewesen sey, fuͤr seine Antwort auf die Rede des Herrn Salverte einen Tag Zeit zu verlangen. — Das Journal du Commerce meint, es lasse sich uͤber den Ausgang der Debatten noch nichts Zuverlaͤssiges sagen, doch sey das Abtreten der quasidoctrinairen Minister in Bruͤssel kein guͤnstiges Vorzeichen fuͤr die Pariser Doctrinairs. — Die Gazette de France bemerkt, daß die erste Stimme, die sich in den Kammern zu Gunsten der Frei⸗ eit und Gesetzlichkeit erhoben habe, die eines Mannes von der rechten Seite (des Marquis v. Dreux⸗Brézé) sey, waͤhrend die Adreß⸗Kommission sich in der Deputirten⸗Kammer mit Phrasen beschaͤftige und Herr Roul die Nothwendigkeit von Ausnahme⸗ Maßregeln ausspreche.
Dem Constitutionnel zufolge, waͤre die in der Pairs⸗ Kammer stattgefundene unveraͤnderte Annahme der Adresse bei einem Diner heschlossen, welches Tages zuvor der Großrefer
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