1832 / 343 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

baß bie Krankheit nicht so schlimm sey, sonbern vielmehr einen politischen Grund habe. Man glaubt, er sey der Staatsgeschaͤfte uͤberdruͤssig, weil er bei seiner Ruͤckkehr in Columbien nur ei⸗ nen Schauplatz der Anarchie vorfand. Marquez sucht allen Verkehr zwischen Bogota und Carthagena zu verhindern, aus Besorgniß, wie es heißt, daß die Bekanntwerdung der hiesigen Lage der Dinge nicht dort eine Revolution herbeifuͤhre.

Berlin, 8. Dez. In Nr. 325 dieser Zeitung ist unter der Rubrik: „Inland“ nach Schweizer Blaͤttern die Nachricht mitgetheilt worden, daß Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz August am 12. November auf seiner Reise nach Italien uͤber Neuchatel in Bern angekommen sey. Es wird uns indessen jetzt nachtraͤg— lich von dort gemeldet, daß Se. Koͤnigl. 1 nicht beruͤhrt haben, sondern uͤber Schaffhausen, Zuͤrch, Aarau, Solothurn, Bern und Freiburg nach Lausanne gereist sind, und von dort Ihre Reise uͤber den Simplon fortgesetzt haben. Daß der Prinz am 20sten in Mailand eingetroffen und am 25sten von dort wieder abgereist ist, haben wir gestern unter der Ru⸗ brik: „Italien“ berichtet.

In einem auf außerordentlichem Wege hier eingegange⸗ nen Privat⸗Schreiben aus Achen vom 4. Dezbr., Abends 7 ½ Uhr, heißt es: „Man hoͤrt hier seit einer Stunde eine sehr lebhafte Kanonade in der Richtung von Antwerpen her.“

Aus Stettin wird unterm 7. d. M. gemeldet: „In Swinemuͤnde sind bei einem Wasserstande von 19 21 ½ Fuß

im verflossenen Monat 26 beladene und 11 geballastete Schiffe

eingegangen. Darunter befanden sich nur 4 einer fremden Flagge (Daͤnen), die uͤbrigen waren Preußen. Den Swinemuͤnder Hafen verließen 44 beladene Seeschiffe, einschließlich 25 Preußi⸗ scher und 6 geballasteter Schiffe. In Stettin deklartrten zum Loͤschen 32 beladene Seeschiffe, von welchen 10 aus Rußland, 8 aus England, 4 aus Holland und 2 aus Frankreich kamen, und 34 beladene Schiffe gingen aus, und zwar unter diesen 19 nach auslaͤndischen Handelsplaͤtzen. Unter den seewaͤrts einge⸗ gangenen Waaren zeichneten sich aus: 11,538 Cent. Asche und Pottasche, 5334 Cent. Farbeholz, 6134 Tonnen He⸗ ring, 6151 Cent. Oel, 10,289 Cent. Syrup, 9778 Cent. Talg und 7195 Cent. Wein. Die Ausfuhr, Artikel bestanden groͤßtentheils in Holz und zwar in 12,790 Kubik⸗Fuß eichen Schiffsbauholz, 391 Ring Stabholz und 730 Stuüͤück Bal⸗ ken. An Getreide wurden seewaͤrts nur 6305 Scheffel Roggen und 661 Scheffel Huͤlsenfruͤchte ausgefuͤhrt. In Swinemuͤnde war schon am 26sten v. M. der Strom mit Treibeis bedeckt und am 2ssten stellte sich das Eis so, daß es der Stadt gegen⸗ uͤber beinahe uͤberhielt und daß die Passage nach der Insel Wol⸗ lin unterbrochen ward. Vier Schiffe, welche daselbst am 28sten, 29sten und 30sten v. M. ankamen, wurden durch Eineise nach dem Osternoth⸗Hafen in Sicherheit gebracht. Nach spaͤteren Berichten von dort vom 4ten d. M. ist in Folge des gelinderen Wetters und des Steigens des sehr gesunken gewesenen Wassers die Eisdecke im Hafen gebrochen und mit eingehendem Strom ins Treiben gebracht, so daß die Wiederherstellung der freien Communication mit der See an jenem Tage vermuthet wurde. In Stettin war am 27sten v. M. bei 7 Grad Kaͤlte die Oder fest mit Eis belegt, aber auch hier ist der Strom in Folge des eingetretenen gelinderen Wetters wieder frei. 8

Mehrere Zeitungsblaͤtter haben des ungluͤcklichen Todesfalles unseres Landsmannes, des sehr verdienten Naturforschers Fr. Sello, in einer Weise erwaͤhnt, die es als wahrscheinlich hin— stellt, daß er in einem Anfalle von Lebens⸗Ueberdruß seinen Tod im Rio Doce gesucht habe. Indem wir uns vorbehalten, in diesen Blaͤttern eine ausfuͤhrlichere Nachricht, wie gewiß seine Freunde und Verehrer sie erwarten, von seinem Leben und zu fruͤhzeitigem Ende zu liefern, beeilen wir uns, vorlaͤufig jenem ganz grundlosen Geruͤchte zu widersprechen. Sello hatte sich in der letzten Zeit die große Aufgabe gestellt, einen Quer⸗Durch⸗

schhnitt von der Brasilianischen Kuͤste durch die groͤßte Erhebung

des Landes bis zu den Anden hin zu bereisen, und so die in Brasilien gemachten Entdeckungen mit den im Spanischen Ame⸗ rika, und namentlich von Alexander von Humboldt aufgestellten wichtigen Beobachtungen, zu verbinden. Daß es ihm nicht moͤglich war, die Mittel zu diesem gewiß fuͤr die Wissenschaft bedeutenden Zwecke zu erlangen, stimmte ihn oft sehr truͤbe; allein er war so weit davon entfernt, seinen Tod zu suchen, daß er noch in seinem letzten, kurz vor demselben geschriebenen Briefe mit vielem Interesse uͤber das Nivellement des Rio Doce spricht, welches er sich bei seiner unermuͤdeten Thaͤtigkeit zur einstweili⸗ gen Aufgabe gestellt hatte. Auch fand man unfern der Stelle, wo er zum Baden in den Fluß gegangen war, seine gewoͤhn⸗ lichen Instrumente zum Beobachten aufgestellt. GBI

NMerlin9 B 11.

Den 8. Dezember 1832. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.) Emmamoem Wvrcden. 91 90 ½ 97 102 98 ½ 102 ¾ 104 83 104 49 104 ½ -55

Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbr.

Pomm. Pfandbr.

Kur.- u. Neum. do. Schlesische do. Rkst. C. d. K.- u. N. Z.-Sch. d. K.- u. N.

Holl. vollw. Duk. Neue do.

Friedrichsd'or. .

Disconto

rnanxreemkAnceEn St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18. Pr. Engl. Anl. 22.]. Pr. Engl. Obl. 30. Präm Sch. d. Sech. Kurm. Obl. m. l. C. Neum-Int. Sch do. Berl. Stadt-Oblig. Königsb. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr.

49 ½ 89 ¾ 89½ 91

90½ 92 ½ 33 ½

95

55

18 ½ 13 ½ 13 ½

3 ½ 41½

Preuss. Cour.

Brief Seld.

Weches el-Cours.

Luftdruck 339, 8;“ Par. 340,2 6‧Pgr. 341,14“ Par.

Hoheit Neuchatel-gar⸗

1437 142 ¾

250 Fl. 250 Fl. 300 Mk.

Kurz [2 Mt. Kurz

2 Mt. 3 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 8 Tage 2 Mt. 3 Woch. Kurz

Amsterdam dito

Hamburg

dito London

aris

WVien in 20 Xr. .. Augsburg Breslau, Lei zig Ftahkfart ². M. Wz Petersburg Warschau

151½ 8½2 6 28 ¼ 103 103 ½

1380

88 Auswärtige Börsen. Amsterdam, 3. Dezember. 1 Miecderl. wirkl. Sch. 39. 5 % ngue do. 73 ¾, Kanz-Bill. 14 ½. 6 9 Anl. 96 ⅛. Russ. (v. 18 ¾5½) 93 ½. do. 8 1831) —. Oester. 80 ½. 3 % Span. 29 ½. 5 8 do. 48 ½. .

Hamburg, 6. Dezember. Oest. 59 Met. 83. 49% do. 71 ½. Bank-Actien 1064. Russ. Engl.

94 ¼. Preuss. Präm. Sch. 96 ¾. Poln. 108 ½. Dän. 66 ½.

1832 72 Dezbr.

Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 uhr.] Beobachtung.

Quellwärme 8,2 °R.

TD“ . 27

vn 18 8 89 Flußwärme 1,9° R. 88 pCt. heiter. NNW.

0,8 ° R. ee 2,6 89 R. 85 pCt.

Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. 1 Wetter ... halbheiter. Wind.. NRNW. Wolkenzug.

+ 1,2 9 R. 2,d R. 76.„Ct. heiter. NNW.⸗

N.

8 1“ Bodenwaäͤrmeé 3,2 °R.

Ausdünst. 0, 05 01 Rh. Niederschlag 0.

Koͤnigliche Schauspiele. Sonntag, 9. Dez. Im Opernhause: Nurmahal, lyrisches

(Die Dlles. Therese und Fanny Elgler werden hierin tanzen.) Im Schauspielhause: Der Knopf am Flausrock, Lustspiel in 2 Abtheilungen. Hierauf: Der Zeitgeist, Possenspiel in 4 Abtheilungen. 1 In Potsdam: Der Erwartete, Drama in 1 Akt. Hierauf, zum erstenmale: Garrick in Bristol, Lustspiel in 4 Abtheilungen und in Versen, von Deinhardstein. 8 Mittwoch, 12. Dez. Im Opernhause: Die Hochzeit des Figaro, Oper in 2 Abtheilungen; Musik von Mozart. (Mad. Pirscher: die Graͤfin. Die Dlles. Therese und Fanny Elsler werden hierin tanzen.) Im Schauspielhause: Pour le froisième début de Dlle. Edelin: 1) La reprise de: L'acte de naissance, comêèdie en 1 acte, par Picard. 2) La première représentation de: Un

de plus, vaudeville en 3 actes, par Mr. Paul de Kock.

Koͤnigstaͤdtisches Theater.

Sonntag, 9. Dez. Zum erstenmale: Das Liebes⸗Protokoll, Lustspiel in 3 Akten, von Bauernfeld. Hierauf: Die Ochsen⸗ menuett, Singspiel in 1 Akt, von Hoffmann; Musik nach Haydn's Compositionen arrangirt vom Kapellmeister von Seyfrted.

Montag, 10. Dez. Zum erstenmale wiederholt: Tancred, heroische Oper in 2 Akten; Musik von Rossini. Vorher: Ewige Liebe, Lustspiel in 1 Akt, von Bauernfeld.

Dienstag, 11. Dez. Das Abenteuer in der Neujahrsnacht, Lustspiel in 3 Akten. Hierauf: Das Fest der Handwerker, Vau⸗ deville in 1 Akt.

Neueste Nachrichten.

Paris, 2. Dez. Der Koͤnig gab gestern ein großes Di⸗ ner, zu dem unter andern auch mehrere Oppositions⸗Mitglieder, wie z. B. Herr Odilon⸗Barrot und der Marschall Clauzel, ge⸗ laden waren.

In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer kamen die uͤbrigen Amendements zu dem 9ten Paragraphen des Adreß⸗Entwurfes an die Reihe. Der Graf von Mosbourg trug e an, in diesen Paragraphen folgende Worte einfließen u lassen:

„Den gewaltsamen und gleichzeitigen Angriffen gegen die be⸗ stehende Ordnung hat Ihre Regierung, Sire, zwar eine durch die bestehenden Gesetze gebilligte Energie entgegengestellt; aber die Ge⸗ richtshdfe duͤrfen unter keinerlei Bedingung den Buͤrgern die Buͤrgschaften entziehen, auf welche sie ein Recht haben. Ew. Maj. haben diesem Grundsatze auf eine glaͤnzende Weise gehuldigt, sobald Sie den Irrthum des Ministeriums erkannten.“

Herr Ganneron trat zur Bekaͤmpfung dieses Amende⸗ ments auf, und erklaͤrte, daß er sein Moͤglichstes thun wolle, die Kammer zu erleuchten, eine Aeußerung, die einiges Ge⸗ laͤchter erregte, da er Besitzer einer Lichtfabrik ist. Er vertheidigte hierauf den Belagerungs Zustand und entwarf ein Bild von der Unordnung, die an den Tagen des 5. und 6. Juni in der Hauptstadt geherrscht habe; wie das Eigenthum des Buͤrgers gepluͤndert, die Laͤden erbrochen und mehrere Magazine verwuͤstet worden seyen; zuletzt stimmte er fuͤr die unveraͤnderte Annahme des 9ten Paragraphen. Herr von Ludre erinnerte daran, daß Herr von Polignac und seine Kollegen fuͤr eine aͤhnliche Maß⸗

fuͤr schuldig befunden worden seyen. vokat beim Cassationshofe, trat zur Widerlegung des Kriegs⸗

daß der Cassationshof im Jahre 1824 uͤber die Kriegsgerichte ein Urtheil gefaͤllt habe, daß mit demjenigen von 1832 in voͤlli— gem Widerspruch stehe. Er bemerkte, wie jenes Erkenntniß vom Jahre 1824 sich nur auf solche Individuen bezogen habe, die zu einem Truppen⸗Corps gehoͤrt haͤtten; im Uebrigen habe Frankreich sich damals unter der Herrschaft der Grund⸗

Herrschaft der Charte von 1830 befinde. suche sich damit auszureden, daß die Kriegsgerichte permanent waͤren und mithin nicht als Ausnahme⸗Tribunaäaͤle betrachtet wer⸗ den koͤnnten. Er wolle dies zwar nicht in Abrede stellen, in— dessen sei es deshalb nicht minder wahr, daß sie bloß fuͤr die Militairs bestaͤnden; wenn auch die Mitglieder derselben ehren⸗ werthe Maͤnner waͤren, so sei das gemeine Recht ihnen doch voͤllig fremd; ihr Verfahren gruͤnde sich lediglich auf das Mili⸗ tair⸗Gesetzbuch und sei so rasch, daß, als bei der Einfuͤhrung der Prevotal⸗Gerichtshoͤfe der Rechtsgang dieser letztern noch fuͤr zu

Zuflucht genommen habe. „Lassen Sie uns daher“, so schloß der

In demselben Sinne aͤußerte sich

Bestimmteste mißbilligen.“ be Es handle sich ja nicht,

nochmals Herr Odilon⸗Barrot.

Anklagestand; die Opposition verlange bloß, daß man durch einen offenen Tadel den Buͤrgern eine neue Buͤrgschaft fuͤr ihre per⸗ soͤnliche Freiheit gebe. Als es hierauf zur Abstimmung kam, wurde nichts desto weniger das Amendement des Herrn von Mosbourg mit großer Stimmenmehrheit verworfen. Nicht

im Wesentlichen mit dem des Herrn von Mosburg uͤberein⸗ stimmte; derselbe wurde gleichfalls verworfen. „Die Ge⸗ schichte“, rief hier Herr Mérilhou, „wird einst eine Berathschla⸗ gung brandmarken, wodurch das Urtheil des Cassationshofes con⸗

demnirt wird.“ Ein viertes Amendement, das Herr Prunelle,

Drama in 2 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Spontini.

saͤtze der Restauration befunden, waͤhrend es sich jetzt unter der Das Ministerium

regel wie die nach den Juni Unruhen verfuͤgte, des Hochverraths Herr Nicod, General⸗Ad⸗

Ministers auf, in so weit dieser Tages zuvor geaͤußert halte,

Maire von Lyon, barauf entwickelte, gab biesem Anlaß, a. Politik des Herrn Casimir Périer zuruͤckzukommen: „Al Pẽérier“, aͤußerte er, „am 24 Nov. v. J. die Ereignif Lyon erfuhr, ließ er mich zu sich rufen und erklaͤrte daß die Regierung entschlossen sey, alles Moͤgliche zu thug der Empoͤrung ein⸗Ende zu machen, und daß sie zu diesen hufe kein Opfer scheuen wuͤrde. „„Reisen Sie nach Ly fuͤgte er hinzu, „„sprechen Sie mit Ihren Mitbuͤrgern, i holen Sie ihnen meine Worte, handeln Sie im Einverstan mit dem Praͤfekten, aber verfuͤgen Sie nicht die Versetzun Stadt in den Belagerungs⸗Zustand; die Regierung wuͤrd mals darein willigen.““ (Sensation.) Als gleich darauf der prinz und der Kriegs⸗Minister sich nach Lyon begeben .

hatte ich zuvor noch eine Unterredung mit ihnen, bei u Gelegenheit der Marschall mir aͤußerte, daß er den Belagern

Zustand niemals anordnen wuͤrde, indem eine solche Maß den Feinden der Regierung und namentlich den Ruhestoͤrern westlichen Departements eine große moralische Kraft ven koͤnnte. (Bewegung auf der Ministerbank und in den Ce Ich gestehe offen, daß ich damals eine gewisse Vorliebe fe Belagerungs⸗Zustand hatte, indem die Stadt sich in offenen poͤrung befand, aber ich wiederhole es: Der Minister en mir auf das Bestimmteste, daß er zu dieser außerorden Maßregel die Hand nicht bieten koͤnne.“ Herr Soult nicht umhin, auf diese Erklaͤrung, in der gewissermaßen Herausforderung fuͤr ihn lag, zu antworten. Er bemerz nach, wie er nicht leugnen koͤnne, daß er damals entschieze

gen den Belagerungs⸗Zustand eingenommen, daß er indesse

den aͤußersten Nothfall von der Regierung dazu ermaͤchtigt ga sey, und die Maßregel zuletzt auch verfuͤgt haben wuͤrde, w sie als nothwendig erkannt haͤtte. Hr. Joly verlas mehrere

aus den Reden, die der Marschall in der vorigen Session gehalte in denen er sich stets auf das Bestimmteste gegen jedwede nahme⸗Maßregel mit dem Bemerken ausgesprochen hatte, ie Regierung sich zu einer solchen niemals entschließen wtge Herr J. Lefebvre, Deputirter von Paris, behauptete, üi 5. und 6. Juni die ganze Hauptstadt, mit einziger Aus der Aufruͤhrer selbst, die Versetzung derselben in Belaaam Zustand verlangt habe; haͤtten die Empoͤrer gesiegt, siy unfehlbar die Republik proklamirt worden seyn. Die nis habe sich sonach in der Nothwendigkeit befunden, zu derme ten Maßregel ihre Zuflucht zu nehmen. General Jaceu not gab einige Aufschluͤsse uͤber die Begebenheiten, i bei dem Leichenbegaͤngnisse des Generals Lamarque

tragen haben; er bewies, daß nicht das Miilitalr, dern die Aufruͤhrer zuerst gefeuert haͤtten, und ben wie am Morgen des 6. Juni die National⸗Garde selh die Versetzung der Hauptstadt in den Belagerungs 30 angetragen habe. Das Amendement des Herrn Prunelle! darauf verworfen. Herr Thouvenel trug jetzt scher Weise darauf an, in dem betreffenden Paragraphen zu sage Koͤnig habe verfassungsmaͤßiger Weise den Angrife gen die bestehende Ordnung die ganze Energie der Gesetze ent gestellt. Der Praͤsident fragte Herrn Thouvenel, ob es mit diesem Amendement Ernst sey. „Ganz gewiß,“ erwe dieser, „da die Majoritaͤt die Maßregel billigt, warum t nicht auch den Muth haben zu sagen, daß sie solche fuͤr

sungsmaͤßig halte?“ Der Antrag des Herrn Thouvenel durch die vorlaͤufige Frage beseitigt, und der 9te Paragr

Adresse ohne irgend eine Aenderung mit großelt menmehrheit angenommen. Herr Joly wollte zwischen den 9ten und 10ten Paragraphen den nachste Satz eingeschaltet wissen:

„Die Kammer hat den gegen mehrere ihrer Mitglieder (B Garnier⸗Pagès, Cabet und Laboissière) gerichteten Verfolgu nicht gleichguͤltig zusehen koͤnnen. Wenn diese Verfolgungen Ut gat durch die einfachsten Anzeichen der Straffaͤlligkeit moß waren, muß man da nicht in ihnen einen versteckten Angriff an Stimmenfreiheit und auf die Unverletzlichkeit der National⸗R sentation, die eher oͤffentliche Buͤrgschaften als persoͤnliche Von sind, erblicken?“

Herr Jolivet widersetzte sich diesem Antrage und verschiedene Aktenstuͤcke, wie z. B. ein Schreiben Karls den Herzog von Fitz⸗James, drei Schreiben der Herzogg Berry und eines des Grafen Bourmont, um den Bet— fuͤhren, daß die Regierung vollkommen befugt, ja daß Pflicht gewesen sey, gegen Herrn Berryer ein geric Verfahren einzuleiten. Da er sich im Laufe seiner auch Anschuldigungen gegen Personen erlaubte, die in! Augenblicke noch im Gefaͤngnisse sitzen, mithin ihr Urthet erwarten, so wurde er von der linken Seite mehrmals ag heftigste unterbrochen. „Sie machen aus uns ein Revolu— Tribunal!“ rief eine Stimme, und Herr Laffitte urag daß man dem Scandale durch die Tagesordnung sofon ein mache. Hiergegen widersetzte sich aber Herr Berryer! und trug darauf an, daß die Debatte fortgesetzt werde. dem also Herr Jolivet seine Rede zu Ende gebracht hat griff Herr Garnier⸗Pagsès zu seiner Vertheidigu

Wort, worauf Herr Joly es fuͤr angemessen hielt,

waͤhntes Amendement zuruͤckzunehmen. Am folgenden T

die Berathung fortgesetzt werden.

langsam befunden worden, man zu den Kriegs⸗Gerichten seine

Redner, „jene handgreifliche Verletzung der Charte laut und auf das mte 6 Gunsten des Herzogs von Aumale und des

meinte er, von einer Versetzung der vorigen Minister in den

besser erging es einem dritten Antrage des Herrn Teste, der

Da die Herren Lempereur, Laverdaps, von Reinac chegay⸗ve⸗Lousigny und Finot ihr Deputirten⸗Amt nilte haben, so sind die Wahl-Kollegien zu Doôle (Jura),2 (Kanal), Altkirch (Ober⸗Rhein), Luçon (Vendée) und (Yonne) auf den 27sten d. M. zusammenberufen worden an ihrer Stelle andere Deputirte zu waͤhlen.

Der ehemalige Belgische Kriegs⸗Minister, Herr voh ckere, ist gestern fruͤh hier eingetroffen.

Herr Zea⸗Bermudez ist auf seiner Reise nach am 25sten v. M. durch Bayonne gekommen. . Der Koͤnigliche Gerichtshof beschaͤftigte sich gestern t Instanz mit dem Prozesse, den die Familie Rohem den Herzog von Aumale in Bezug auf das Testament storbenen Herzogss von Bourbon angestellt hat. Herr! quin, der in erster Instanz fuͤr den Klaͤger plaidirt hatt aus. Nach einigen Bemerkungen des jungen Herrn Duh Herrn Lavüg die Frau von Feucheres, wurde das zuchtpolizeiliche Erken demzufolge das Testament fuͤr guͤltig erklaͤrt wird, bestaͤtigt

Der Erzbischof von Paris hat oͤffentliche Gebete an net, um dem Allmaͤchtigen fuͤr das Aufhoͤren der Choͤlerat nem Kirchsprengel zu danken.

Frankfurt a. M., 5. Dez. Oesterr. 5proc. Metal 839„5. 4Aproc. 72 ¼. 72 ½. 2 ½proc. 42 ½. 1 proc. 18 ½. Br. Actien 1297. 1294. Part.⸗Obl. 124 ¾. Loose zu 100 F. Holl. 5proc. Obl. v. 1832 75. Br. Poln. Loose 54 ½. 54 .

ter

Redacteur Cottel. 2

Gedruckt bei A. W. Har!

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1832.

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. 4

Se. Hoheit der Herzog Albrecht von Mecklenburg⸗ hwerin ist von hier nach Ludwigslust abgereist.

Abgereist: Der General⸗Major, außerordentliche Gesandte Hbevollmaͤchtigte Minister am Koͤnigl. Sardinischen Hofe, af zu Waldburg⸗Truchseß, nach Turin.

Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland

Rußland.

St. Petersburg, 2. Dez. Der Chan bei der kleinen hde der Kirgis⸗Kaissaken, Dschanger von Bukejew, ist fuͤr unermuͤdliche Sorgfalt, womit er der ihm anvertrauten Ver⸗ ltung eines Theils jener Horde vorgestanden und fuͤr ihr Be⸗ g gearbeitet hat, zum Ritter des St. Annen⸗Ordens l1ster iasee mit der Kaiserkrone ernannt worden.

Unsere Blaͤtter enthalten ausfuͤhrliche Berichte uͤber die nun⸗ r erfolgte voͤllige Niederlage der seit fuͤnf Jahren rebellischen den Staͤmme der Kaukasischen Bergvoͤlker. Der Haupt⸗An⸗

8 ö“

rer derselben, Schach Kasi Mullah, hat bei der Vertheidi⸗

gseines letzten Zufluchtsortes, des unzugaͤnglichen Engpasses zimry, das Leben eingebuͤßt. Man schreibt aus Orenburg, daß daselbst am 18. (30.)

Buchara und Chiva angekommen ist, in welcher sich 41

ufleute aus Buchara, 138 aus Chiva, 7 Afghanen und 23 1 ig; si rt Feeg, 89 0” der Gesetze mißbilligen; jeder Mittelweg wuͤrde ihrer Loyalitaͤt un

lger befinden, die nach Mekka wallfahrten. Unter den letz⸗ n ist auch der zweite Sohn des Chans von Kokant, Salim⸗ ssan⸗Scharuchanow. Unmittelbar hinter der Karavane ka⸗

eine Menge Kirgisen gezogen, die gegen 500 Schafe her⸗

trieben. In diesen Tagen wird auch eine ansehnliche Kara⸗

.“ um nach Gegenden des mittleren Asiens ab⸗ ehen.

Frankreolch.

Paris, 2. Dez. Gestern Abend ertheilte der Koͤnig dem pgl. Wuͤrttembergischen Gesandten eine Privat⸗Audienz und hte Nachmittags eine Spazierfahrt nach Neuilly.

Der Koͤnig ertheilte vor einigen Tagen dem Doktor Clot⸗ v, Direktor der medizinischen Schule in Abuzabel, und dem tder Leitung der Smudien der hier befindlichen jungen Aegyp⸗ beauftragten Professor Jomard, eine Privat⸗Audienz.

Der Stadt⸗Rath von Straßburg hat den Antrag des dor⸗ en Maire, dem Koͤnige wegen der gluͤcklich bestandenen Ge⸗ teine Gluͤckwunsch⸗Adresse zu uͤberreichen, mit 21 gegen 6 immen verworfen.

volgendes ist der (gestern vorbehaltene) Auszug aus bem vage, womit Herr Odilon-Barrot in der vorgestrigen zung der Deputirten⸗Kammer die Rede des Conseils⸗Praͤsi⸗ ten beantwortete:

„M. H.! Wenn in der Zeit, die eine Session von der andern int, die Regierung den Auftrag hat, fuͤr die oͤffentliche Ruhe und herheit zu wachen, so darf sie dies doch nur mit den gesetzlichen teln thun, und wenn die gebieterische Nothwendigkeit sie zwingt, das gemeine Recht hinauszugehen, so muß sie dann freimuͤthig ug seyn, dies zu gestehen und den Revpraͤsentanten des Landes mauseinandersetzen, wodurch sie gezwungen worden, das Gesetz uberschreiten; alsdann koͤnnte die Kammer, immer aber die Hei⸗ keit des Gesetzes aufrecht erhaltend, den Ministern eine Indemni⸗ Vil ertheilen. Als der General Jackson in Nord⸗Aneerika (ich ie Neses Beispiel wegen der Aehnlichkeit der Umstaͤnde) eine Stadt, udern Behauptung das Schicksal seines Vaterlandes abhing, zu ver sdigen hatte, stellte er, durch die Umstaͤnde dazu gezwungen, alle Ein⸗ bner derselben außerhalb des Gesetzes. Die Gerichtsbehoͤrden der

lot widersetzten sich dem Willen des General Jackson; er achtete t nicht auf ihre Gegen⸗Vorstellungen und rettete sein Vaterland;

ald aber die Ordnung wiederhergestellt war, stellte er sich als fangener bei dem Richter; er ward verurtheilt, weil er das Ge⸗

übertreten hatte, aber das Volk erbffnete eine Subscription zur

ahlung seiner Geldstrafen und heute bekleidet derselbe General

aste Wuͤrde in seinem Vaterlande. So muͤssen Staatsmaͤnner!

An, wenn sie das Ungluͤck gehabt, das Gesetz zu verletzen, und werden sich die Achtung ihrer Richter erwerben. Was soll ich von einem Ministerium sagen, das vier Departements und die ptstadt des Landes außerhalb des Gesetzes stellt und sein Ver⸗ in durch nichts als durch legislative Zweifel und Spitzfindig en rechtfertigen kann. Besorgen Sie nicht, meine Her „daß ich mein vor dem Cassationshofe gehaltenes Plai ir wiederholen werde. Als die Charte von 1830 der Artikel 14 der alten Verfassung durch einen Ft war, welcher der wollziehende Gewalt, nicht aber die Befugniß, alle bestehenden tze zu uͤbertreten und seinen Willen an deren Stelle zu setzen, üdnige verliehen, und als Sie sich mit dem, die individuelle vyeit betreffenden Artikel der Charte beschaͤftigten, sagten Sie ücklich, kein Buͤrger duͤrfe jemals seinen natuͤrlichen Rich⸗ mnentzogen werden.“ Der Redner erklaͤrte es nun fuͤr unge⸗ tt, daß die Opposition die Ausnahme⸗Maßregeln, die sie, gris angewendet, tadele, fuͤr die westlichen Departements wenigstens sey er fuͤr sein Theil uͤberzeugt,

andern

si verlangt habe; bher b Zustand im Westen nichts zur Wiederher⸗ ag der Ruhe be getragen habe; niemals habe er behauptet, daß, stür Paris ungesetlich, fuͤr den Westen gesetzlich sey, und wenn 2 die Vendée außerordentliche Maßregeln vorgeschlagen habe, so liese die Beförderung des öͤffentlichen Unterrichts, die Anlegung scandstraßen, kurz die Wohlthaten der Civilisation gewesen. „Wir 1 fuhr Herr Barrot fort, „dem Lande heute zu verkuͤnden, ob fuͤr be eine Verfassung vorhanden ist, in welcher seine Rechte verbuͤrgt 5 ob unser Grund⸗Vertrag durch das Belieben eines Mi⸗ seernichtet werden kann und ob unsere Charte nur ein Pa⸗

sch ist, der weder die Preß⸗Freiheit, noch die Jury, noch die

Regierung ein Urlaub bewilligt worden ist;

berathen

Willkuͤr die Thuͤr verschloß, wurde zwar

versoͤnliche Freiheit mehr beschuͤtzt. Der Belagerungs⸗Zustand ist nicht fuͤr das Land selbst bestimmt; er hat immer nur die belagerten Staͤdke betroffen und es wurde dabei genau bestimmt, bis zu wel⸗ cher⸗ Entfernung von der Stadt, den Graͤben und Waͤllen diese Maßregel anwendbar sey. Sollen drei Worte eines Ministers hin reichen, um die Gesetzgebung zu suspendiren und eine Stadt, ein Departement, ja das ganze Land des Schutzes der Gesetze zu berau⸗

ben? Soll der Eigensinn eines Ministers die groͤßten Buͤrgschaften der Freiheit mit Fuͤßen treten koͤnnen? In allen fruͤheren Verfas⸗

sungen, wie in der jetzigen, sind entgegengesetzte Prinzipien aufge⸗ stellt. Man hat die Entscheidungen einiger Koͤniglichen Ge⸗ richtshoͤfe dem Urtheile des Cassationshofes entgegengestellt; las⸗ sen sich aber bloße Instructions⸗Erkenntnisse mit einem Ur⸗ theile vergleichen, das in Folge kontradiktorischer Debatten und in Gegenwart des General⸗Prokurators gefaͤllt worden ist?“ Ich nehme daher keinen Anstand, mit voller Ueberzeugung zu er⸗ klaͤren, daß die Verfassung des Landes einen schweren Stoß erlitten hat. Es ist beklagenswerth, daß, nachdem kaum zwei Jahre seit einer Revolution verflossen sind, die den Zweck hatte, die verletzten Gesetze zu raͤchen, nachdem unsere Verfassung kaum zwei Jahre be⸗ steht und nachdem noch in der vorigen Session die feierlichsten Ver⸗ sprechungen der Gesetzlichkeit gemacht worden, wir zu unserem Leid⸗ wesen schon eine Maßregel zu bekaͤmpfen haben, durch welche Buͤr⸗ ger, Schriftsteller, Deputirte, kurz, Maͤnner aus allen Staͤnden ih⸗ ren natuͤrlichen Richtern entzogen und vor Militair⸗Kommissionen gestellt worden sind, eine Maßregel, die fuͤr die ganze Zeit ihrer Dauer die Jury, die Preßfreiheit und die Sicherheit der Buͤr⸗ ger suspendirte. Wenn der Verfassung ein solcher Schlag versetzt wor⸗ den ist, so genuͤgt es nicht, daß die Gerichte die Constitution fuͤr ver⸗

letzt erklaͤren; diejenigen, welche geschworen haben, die Verfassung

zu vertheidigen, die Deputirten, sind, wenn das Gesetz ohne recht⸗ kertigende Umstaͤnde uͤbertreten worden, verpflichtet, eine Anklage⸗ Akte abzufassen; geschah die Verletzung unter Umstaͤnden, welche dem Ministerium einige Entschuldigung gewaͤhren, und ward die⸗

b ß 1 selbe nicht uͤber den Ausspruch des Gerichtshofes hinaus verlaͤngert, ober eine reiche Karavane von 1905 Kamelen mit Waaren

so ist es erklaͤrlich, wenn die Deputirten nicht foͤrmlich anklagen, aber sie sind dessenungeachtet dem Lande eine glaͤnzende Genug⸗ thuung schuldig; sie muͤssen laut erklaͤren, daß sie die Uebertretun

Aufrichtigkeit unwuͤrdig seyn. Wir muͤssen offen tadeln oder loben. Man beruft sich auf die schwierigen Verhaͤltnisse, in denen die von den Parteien bedrohte Regierung sich befunden; ihre wah⸗ re Kraft hat diese aber in der Achtung vor der Verfassung zu suchen. Sind nicht zu allen Zeiten die gewaltsamsten und ungerechtesten Maßregeln durch die Ümstaͤnde entschuldigt wor⸗ den? Auch Dantou rechtfertigte die Revolutions⸗Tribunale auf diese Weise. Niemals hat es an Entschuldigungs⸗Gruͤnden fuͤr Ge⸗ waltthaten gemangelt. Wenn die Minister das Gesetz verletzt haben, so moͤgen alle Gutgesinnten sich beruhigen; die Ungesetzlichkeit dieser Maßregeln ist noch immer auf das Haupt der Erstern zuruͤckgefallen und an dem Tage, wo diese gendthigt waren, ihr Benehmen vor dem Volke zu rechtfertigen, sind sie der Last der Anklage unterlegen. Wir glaubten, das Ministerium werde, die Lehren der Vergangen⸗ heit benutzend, auf der gesetzlichen Bahn verharren. Wir haben uns getaͤuscht: doch ist noch nichts verloren; versuchen wir es, die Re⸗ gierung an dem Abhange, an welchem sie sich befindet, aufzuhalten und bezeigen wir der Verfassung die schuldige Achtung, waͤhrend die Minister dieselbe so arg verletzt haben.“ Unter großem Beifall von der aͤußersten rechten und linken Seite verließ Herr Odilon⸗Barrot die Rednerbuͤhne.

Das Gesetz⸗Bulletin enthaͤlt in seiner neuesten Nummer eine Koͤnigl. Verordnung, wodurch dem Kriegs⸗Minister fuͤr dieses Jahr ein außerordentlicher Kredit von 24,820,000 Fr. fuͤr die im Budget nicht berechneten Ausgaben bewilligt wird; diese Ausgaben betreffen die Daͤmpfung der Unruhen im We⸗ sten, im Suͤden und in Paris, die Sanitaͤts⸗Maßregeln gegen die Cholera bei den Truppen, die Occupation von Ankona, die Expedition nach Bona, den Aufruf des Kontingents fuͤr 1831 und die Mobilmachung der Nord⸗Armee. Der Sold und die Unterhaltungs⸗Kosten der Truppen haben sich durch alle diese Umstaͤnde um 21,829,500 Fr. vermehrt.

Der Zweck der Reise, die der Graf Ofalia in einigen Ta⸗ gen nach Madrid antreten wird, ist, wie die Gazette versi— chert, nicht die Uebernahme eines Portefeuilles, sondern der Wunsch, sich persoͤnlich von dem Stande der Dinge in seinem Vaterlande zu unterrichten, zu welchem Behufe ihm von seiner sein ganzer hiesiger Hausstand besteht auf demselben Fuße fort, auch begleitet den Grafen seine Tochter nicht. Herr Zea, Bruder des Ministers dieses Namens, wird interimistisch den Geschaͤften der Gesandt⸗ schaft vorstehen.

Aus Blaye schreibt man unterm 25. Nov.: „Die Herzo⸗

gin von Berry befindet sich volltommen wohl in ihrem Gefaͤng⸗ niß; der Kommandant der Citadelle beobachtet die groͤßte Scho⸗ nung gegen sie; in ihren Zimmern, bei Tische und bei ihren Spaziergaͤngen im Garten wird sie stets mit ihren Ungluͤcks⸗ gefaͤhrten allein gelassen; die Gendarmen folgen ihr nur, wenn sie auf den Waͤllen umhergehen will. Der hiesige Pfarrer ist vom Praͤsidenten des Minister⸗Rathes zum Almosenier der Cita⸗ delle ernannt und hat zugleich die Befugniß erhalten, zu jeder Stunde in die Citadelle einzutreten und dieselbe zu verlassen. Ein in Bordeaux lebender Amerikaner hat der Herzogin einen kostbaren gruͤnen Papagei uͤbersandt; die Zulassung dieses schoͤnen Vogels findet aber Schwierigkeiten; freilich liegt in seiner Farbe etwas aufruͤhrerisches; auch soll er sehr gut sprechen und man wird ihn vorher wahrscheinlich ein strenges Verhoͤr bestehen lassen; hoffentlich ist er aber diskret und wird die freundlichen Worte, die ihn vielleicht gelehrt worden sind, fuͤr diejenige aufbewahren, welcher sie gelten.“ Deer Oberst Foy ist von Blaye, 9 er einen Auftrag hatte, hierher zuruͤckgekehrt. Vor zwei Tagen ist ein anderer Adjutant des Kriegs⸗Ministers, Oberst Guyot, nach Blaye ab⸗ gegangen.

Der Baron Hyde de Neuville hat an die Redaction des Courrier de l'Europe ein Schreiben gerichtet, worin er sich dar⸗ uͤber beschwert, daß sein Brief an die Herzogin von Berry ihm vom Marschall Soult mit dem Bemerken zuruͤckgesandt worden sey, die Regierung habe alle Verbindungen mit der Herzogin verboten und sein Schreiben koͤnne also nicht an dieselbe gelangen.

Gestern fruͤh fand zwischen Herrn Barbot de la Tresorière

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und einem der Redacteure des Corsaire, Herrn Briffault, ein Duͤell statt, bei welchem der Letztere schwer am Arme verwun⸗ det ward; den Anlaß zum Zweikampfe hatten zwei in jenem Blatte enthaltene Schreiben mit beleidigenden Aeußerungen

uͤber die Herzogin von Berry gegeben.

Die erste Lieferung einer neuen Schrift, betitelt: „Ma⸗ dame, Nantes, Blaye, Paris“, von Cholet, wurde gestern von der Polizei in Beschlag genommen.

Der Deputirte und General⸗Lieutenant Semele hat ein Kommando bei dem Reserve⸗Corps an der Maas erhalten.

Die Polen, welche auf der Insel Aix bereits vor mehreren Monaten gelandet waren, haben jetzt Erlaubniß erhalten, sich nach den Depots ihrer Landsleute in Puy und Bourges zu begeben. b 8

Paris, 2. Dez. Nach den Debatten zu urtheilen, die bis jetzt in der Wahl⸗Kammer stattgefunden haben, scheint es, daß die Mehrzahl der Deputirten nicht gesonnen ist, sich irgend einem bestimmten Systeme anzuschließen. Daher die Ver⸗ wirrung, die sich bei den Berathungen uͤber die Adresse gezeigt hat. Entschieden von einander getrennt sind zwar die linke Seite und das linke Centrum; dieses letztere aber zerfaͤllt in so viele verschiedene Nuͤancen, daß das Ministerium gewiß nicht unbedingt auf dasselbe rechnen kann. Dagegen hat aber die gestrige Sitzung bewiesen, daß auch die Mitglieder der linken Seite ketnesweges unter sich einig sind. Das Amendement des Herrn Joly uͤber die gegen mehrere Deputirte angeordneten ge⸗ richtlichen Verfolgungen hat diesen Zwiespalt recht grell her⸗ vortreten lassen. Als Herr Jollivet (uͤbrigens ein Unterzeichner des compte-rendu) behauptete, daß das Ministerium wohl dar⸗ an gethan habe, eine Untersuchung gegen Herrn Berryer einzu⸗ leiten, sprach er in dem Sinne der westlichen Departements, in so fern es diesen allerdings darum zu thun seyn muß, endlich wieder einer dauernden Ruhe zu genießen. Dagegen verstieß er voͤllig gegen die parlamentarischen Gebraͤuche, indem er unum⸗ wunden zu verstehen gab, daß Herr Cabet den Umsturz der Charte, Herr Berryer aber die Ruͤckkehr der vorigen Dynastie im Schilde fuͤhre. Auch protestirte die ganze linke Seite auf das lebhafteste gegen diese Aeußerungen des Herren Jollivet. Es war natuͤr⸗ lich, daß die angegriffenen Deputirten zu ihrer Vertheidigung auftraten; wenn indessen die Kammer ein solches gegenseitiges Befehdungs⸗System einreißen laͤßt, so ist es unvermeidlich, daß die Berathungen durch Persoͤnlichkeiten verdraͤngt, und daß die Deputirten, anstatt sich einander zu naͤhern, mit je⸗ dem Tage feindseliger werden. Sehr geschickt gewaͤhlt war das Amendement des Herrn Thouvenel, welcher der Kammer die Erklaͤrung entlocken wollte, daß die Minister, als sie die Hauptstadt in den Belagerungs⸗Zustand versetzt, verfassungs⸗ maͤßig gehandelt haͤtten. Unmoͤglich konnte die ministerielle Partei diesem Antrage beistimmen; es blieb ihr also nur uͤbrig, denselben durch die vorlaͤufige Frage beseitigen zu lassen, wodurch sie stillschweigend zu erkennen gab, daß sie das Betragen des Ministeriums bei jener Maßregel doch nicht fuͤr so ganz vor⸗ wurfsfrei halte. Unter diesen Umstaͤnden muß man es aller⸗ dings bedauern, daß die Majoritaͤt es nicht einmal gewagt hat, diejenigen Amendements anzunehmen, wodurch, gestuͤtt auf den Ausspruch des Cassationshofes, bloß angedeutet werden sollte, daß die Minister sich im Irrthume befunden haͤtten. Im Pu⸗ blikum cirkulirt seit einigen Tagen ein Schreiben des Ex⸗Mini⸗ sters, Herrn Guernon de Ranville, uͤber den Belagerungs⸗Zu⸗ stand und die Expedition nach Antwerpen, worin beide Maßre⸗ geln auf das heftigste getadelt werden. Es laͤßt sich erwarten, daß dieses Schreiben binnen Kurzem in einem der hiesigen legi⸗ timistischen Journale erscheinen wird. 1

Großbritanien und Irland.

London, 4. Dez. Gestern Nachmittag kam der Koͤnig Stadt und hielt einen Kabinets⸗Rath, in welchem er die Pro⸗ clamation unterzeichnete, wodurch das jetzige Parlament, welches bis zum 11. Dezember prorogirt war, aufgeloͤst und fuͤr den 29. Januar ein neues Parlament zusammenberufen wird. In einer zweiten Koͤnigl. Proclamation werden alle Pairs von Schottland aufgefordert, sich am 14. Januar in Holyrood zu versammeln, um die 16 Schottischen Pairs zu waͤhlen, welche waͤhrend des naͤchsten Parlaments im Oberhause Sitz und Stim⸗ me haben sollen, wobei zu gleicher Zeit den Edinburger Magi⸗ strats⸗Personen anempfohlen wird, dafuͤr zu sorgen, daß es waͤh⸗ rend jener Wahl nicht zu Unruhen und Gewaltthaͤtigkeiten kom⸗ me. Die Wahl geschieht durch offene Abstimmung; die Stim⸗ men⸗Mehrheit entscheidet, und die abwesenden Pairs stimmen durch Vollmacht, mit welcher sie andere anwesende Pairs gericht⸗ lich zu beauftragen haben.

Durch einen Geheimeraths⸗Besehl vom gestrigen Tage wird verfuͤgt, daß der Befehl vom 6. Nov., wonach es Englischen Unterthanen verboten ist, fuͤr jetzt in Niederlaͤndische Haͤfen ein⸗ zulaufen und nach denselben auszuklariren, sich nicht auf die Ost⸗ und Westindischen, Afrikanischen und Amerikanischen Besitzungen des Koͤnigs der Niederlande erstrecken soll, sondern daß es allen Englischen Schiffen erlaubt ist, nach den vorbenannten Nieder⸗ laͤndischen Kolonieen nach wie vor auszuklariren.

Ein zweiter Geheimeraths⸗Befehl von demselben Datum verordnet, daß alle in Beschlag genommene Schiffe unter Nie⸗ derlaͤndischer Flagge, welche Ladungen an Bord haben, die leicht verderben koͤnnen, sogleich freigelassen werden und die Er⸗ laubniß erhalten sollen, ihre Reise ungehindert fortzusetzen.

Die Times erwaͤhnt eines in London in Umlauf gewesenen Geruͤchts, nach welchem Lord Grey schon vor laͤnger als 14 Ta⸗ gen an den Koͤnig von Holland geschrieben und erklaͤrt haben soll, daß, wenn er in die Raͤumung der Citadelle von Antwer⸗ pen einwillige, eine neue Unterhandlung angeknuͤpft werden koͤnne, bei der ihm sicher, da die Britische Regierung so sehr die Erhal⸗ tung des Friedens wuͤnsche, alle seine Forderungen in Betreff der Scheldefahrt und der inneren Communicäation zugestanden wer⸗

den wuͤrden; der Koͤnig habe aber diesen Brief nicht allein unux.

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