Londons oder die anstoßenden Grafschaften als Kandidaten gemeldet; und es haben sich dagegen nebst den Whigs mehrere aͤchte Demagogen eingestellt, die sich Maͤnner des Volkes nennen, und Kirche und Staat von Grund aus zu reformiren, d. h. das Unterste zu Oberst zu kehren, versprochen haben. Von dieser Art sind Sir Samuel Whalley und ein gewisser Murphy fuͤr Maryle⸗ bone, Wakeley fuͤr Finsbury, Scales fuͤr die City, Evans fuͤr Westminster, Wakefield fuͤr Lambeth u. s. w. Die Whig⸗Kan⸗ didaten aber, weit entfernt, solche Verpflichtungen einzugehen, als man ihnen auflegen wollte, widersetzten sich fast Alle, irgend ein spezifizirtes Versprechen zu geben. Wir wissen, sagten sie, daß in dem Staat, wie in der Kirche gar manches zu verbessern ist, daß das Steuerwesen, daß die Gesetze und manches andere einer Revision beduͤrfen, daß Religion und Sittlichkeit die Ab⸗ schaffung der Neger⸗Sklaverei erfordern, daß es gut seyn wird, sobald es nur immer thunlich, das entehrende Straf⸗System des Peit⸗ schens bei den Truppen und der Marine durch andere Straf⸗ Mittel zu ersetzen, daß es wuͤnschenswerth waͤre, die Getreide⸗ Einfuhr zum besten der arbeitenden Klassen zu erleichtern und manches mehr. Aber da wir nicht im voraus wissen koͤnnen, wie und wann Alles dieses sich thun laͤßt, so daß es mit Recht und Billigkeit fuͤr Alle und ohne Gefahr fuͤrs Ganze geschehen koͤnne, so wollen wir uns nicht im voraus zu irgend einer be⸗ sonderen Maßregel binden lassen. Ihr habt gesehen, wie wir uns bisher benommen haben, kann Euch das nicht genuͤgen zur Buͤrgschaft fuͤr die Zukunft, so waͤhlt Andere. — Wurden nun diese Maͤnner (welche zum Theil in dieser Sprache, die ihnen der Uebermuth der Demagogen abdrang, dem entgegenredeten, was sie ehemals fuͤr billig erklaͤrt), wurden sie, sage ich, verwor⸗ fen? Keinesweges! In dem Augenblick, wo ich dieses schreibe, sind die Wahlen zwar noch nicht vollendet; aber nach dem Schlusse des gestrigen Tages, so wie nach den Berichten der heutigen Stimmengebung, so weit ich sie noch habe erfahren koͤnnen, stehen uͤberall die Whigs — die erklaͤrten Gegner aller Voraus⸗ verheißungen — so hoch uͤber den alles versprechenden Volks⸗ maͤnnern, daß diesen gar keine Hoffnung uͤbrig bleibt. Freilich haben die Whigs diesen Vorsprung dadurch erlangt, daß viele Tories, um nur die Demagogen nicht ins Parlament kommen zu lassen, ihnen ihre Stimmen gegeben haben. Aber dieses beweist doch, daß selbst in Löondon, wo wenig unmittelbarer Einfluß statt⸗ finden kann, Einsicht genug unter den Kraͤmern und Handwer⸗ kern herrscht, daß, wenn die hoͤheren Klassen nur einigermaßen mit Einheit wirken wollen, die revolutionnaire Partei wenig ver⸗ mag. Und was fuͤr London gilt, muß anderwaͤrts, wo die Rei⸗ cheren durch Hoffnung und Furcht einwirken koͤnnen, noch weit mehr der Fall seyn. Wir duͤrfen also zwei Punkte mit ziemli⸗ cher Gewißheit annehmen: 1) Das naͤchste Unterhaus wird einen entschieden konservativen Charakter haben, und wird 2) eine bedeutende Mehrheit fuͤr's jetzige Ministerium zaͤhlen. — Abends. Ich habe nur noch hinzuzufuͤgen, daß die 14 Kandi⸗ daten, welche gewaͤhlt worden, saͤmmtlich den Whigs angehoͤren, und sowohl Ultra⸗Tories als Demagogen verworfen worden sind; in der City sogar der Kaufmann Lyall, ein Direktor der Ostindischen Compagnie, doch glaube ich weniger darum, weil er ein Tory ist, als weil die Mehrheit der Kaufleute gegen alle Monopole ist. — Die ganze Stadt ist ruhig.
Niederlande.
Aus dem Haag, 11. Dez. Die Staats⸗Courant theilt nunmehr die Aktenstuͤcke mit, welche der Minister der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten am 6ten d. M. den beiden Kammern der Generalstaaten vorgelegt hat und die (wie bereits erwaͤhnt) außer den auf Herrn Thorn Bezug habenden bekannten Doku⸗ menten unter Anderem auch aus der Korrespondenz bestehen, die zwischen unserem Gesandten in London, Herrn Dedel, und Lord Palmerston in Folge des von England und Frankreich angeord⸗ neten Embargo's stattgefunden hat. Dieselbe umfaßt die nach⸗ stehenden Schreiben:
I. An Se. Excellenz den Viscount Palmerston.
„London, 7. Nov. 1832. Der Unterzeichnete, bevollmaͤchtigter Minister Sr Maj. des Koͤnigs der Niederlande, ist benachrichtigt worden, daß die Zo Verwaltung in London allen Schiffen, die sich nach Hollaͤndischen Haͤfen begeben wollen, die bei solchen Gelegenheiten uͤblichen Geleitsbriefe verwei⸗ gert. Da der Unterzeichnete von keinem Motive unterrichtet ist, das zu einer solchen Weigerung Anlaß geben kann, und da er keinen Grund zur Klage und keine Reclamation kennt, die von der Art waͤre, daß sie in irgend einer Weise die freundschaftlichen Verhaͤlt⸗ nisse, die sowohl in politischer als in kommerzieller Hinsicht zwischen den Niederlanden und Großbritanien bestehen, stoͤren koͤnnten, so er⸗ laubt sich derselbe, sich an Se. Excellenz Lord Palmerston, ersten Staats⸗ Secretair fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten, mit dem Ersuchen u wenden, ihm mit Bezug auf die Maßregel, die vom Londoner Zollhause gegen die nach den Niederlanden bestimmten Schiffe ge⸗ nommen werden, einige Aufklaͤrungen ertheilen zu wollen. — Der interzeichnete nimmt diese Gelegenheit wahr u. s. w “ (gez.) W. G. Dedel? II. An Herrn Dedel ꝛc. „Auswaͤrtiges Amt, 7. Nov. 1832. 1
Der Unterzeichnete, Sr. Majestäaͤt erster Staats⸗Seecretair fuͤr ie auswaͤrtigen Angelegenheiten, hat die Ehre, den Empfang der Rote anzuzeigen, die Herr Dedel, Minister Sr. Niederlaͤndischen Majestaͤt an diesem Hofe, ihm heute zugesandt hat, und in Ant⸗ wort darauf beehrt er sich, die Abschrift eines so eben publizirten Geheimeraths⸗Befehls beizulegen, aus welcher Herr Dedel ersehen wird, daß er sich in einem Jerthum hinsichtlich der Anordnungen befand, die mit Bezug auf die von Britischen Haͤfen nach de⸗ nen innerhalb der Gebiete Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der Nieder⸗ lande ausklarirenden Schiffe erlassen worden sind. — Der Unter⸗ zeichnete u. s. w. (gez.) Palmerston.“
(Hier folgt der Geheimeraths⸗Befehl vom 6. Nov., wel⸗ cher in Nr. 318 der Staats⸗Zeitung unter London mitgetheilt worden ist.) . .
IUII. An Se. Excellenz den Viscount Palmerston.
„London, den 8. November 1332. Der Unterzeichnete, bevollmaͤchtigter Minister Gr. Majestaͤt des onigs der Niederlande, hat die Ehre, Sr. Excellenz dem Viscount Palmerston, ersten Staats⸗Secretair fuͤr die auswaͤrtigen Angele⸗ genheiten Sr. Britischen Majestaͤt, den Empfang seiner gestrigen Note mitzutheilen, welche einen Rathsbefehl vom 6ten d. M. beglei⸗ tete. Die Bestimmungen dieses Befehls stimmen in der That mit den hohen Begriffen, die der Unterzeichnete waͤhrend eines mehriaͤh⸗ rigen Aufenthalts in England von der Hochherzigkeit und Maͤßi⸗ gung der Britischen Regigrung erlangt hat, wenig uͤberein; da je⸗ doch Se. Excellenz Lord Falmerfon es nicht fuͤr zweckmaͤßig befun⸗ den hat, dem Unterzeichneten die Aufschluͤsse zu ertheilen, die er sich erlaubt hat, uͤber Maßregeln zu verlangen, die den vertraulichen und freundschaftlichen Verhaͤltnissen, welche zwischen den Niederlan⸗ den und Großbritanien bestehen, so zu widersprechen scheinen, so, bleibt dem Unterzeichneten nichts Anderes uͤbrig, als dieses Aktenstuͤck sei⸗ ner Regierung zu uͤbersenden und deren Hefehle abzuwarten. — Er
ergreift die Gelegenheit u. s. w. (gez.) W. G. Dedel.“
IV. Herrn Dedel ꝛc.
Auswartiges Amt, 8. Nov. 1832.
Der Unterzeichnete, Sr. Mazestaͤt erster Staats⸗Secretair fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten, hat die Ehre, den Empfang der
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Note anzuzeigen, welche Herr Dedel, Minister Sr. Niederlaͤndischen Majestaͤt an diesem Hofe, ihm heute zugesandt hat. In Antwort darauf nimmt sich der Unterzeichnete die Freiheit, Herrn Dedel zu benachrichticen, daß es, nach den Mittheilungen, die kuͤrzlich zwi⸗ schen den beiden Regierüungen stattgefunden, ihm ganz unndthig er⸗ scheint, in irgend eine weitere Erklaͤrung mit Bezug auf die Maß⸗ regeln einzugehen, die dem Herrn Dedel in der Note des Unter⸗ zeichneten vom gestrigen Tage angekuͤndigt worden. — Der Unter⸗ zeichnete u. s. w. (gez.) Palmerston.“ An Se. Excellenz den Viscount Palmerston, ersten Staats⸗Secretair fuͤr die auswaͤrtigen Angelegen⸗ heiten. „London, den 18. Nov. 1832.
Durch die Note, mit welcher Se. Excellenz der Viscount Pal⸗ merston den unterzeichneten bevollmaͤchtigten Minister Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der Niederlande am 8ten d. M. beehrt, benachrichtigte er denselben, daß es ihm nach den zwischen beiden Regierungen stattgefundenen neueren Mittheilungen durchaus nicht noͤthig er⸗ scheine, auf irgend eine weitere Erklaͤrung in Bezug auf die dem Unterzeichneten durch die Note Ewr. Excellenz vom vorigen Tage angekuͤndigten Maßregeln einzugehen. Der Unterzeichnete, welcher die erwaͤhnte Note zur Kenntniß seines Hofes gebracht hat, ist beauftragt, bemerklich zu machen, daß, da die vom 2ten d. datirte Note des Niederlaͤudischen Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten an den Großbritanischen Herrn Geschaͤftstraͤger im Haag eine voll⸗ staͤndige Antwort auf die Note des Herrn Jerningham vom 29. Oktober enthalten hat, das von der Englischen Regierung auf die Niederlaͤndischen Schiffe gelegte Embargo durch keine spaͤtere Mit⸗ theilung motivirt worden ist. Bei dieser Lage der Dinge hat der Unterzeichnete den Befehl erhalten, gegen diese nach dem Voͤlker⸗ rechte mit der der Schifffahrt befreundeter Maͤchte schuldigen Sicher⸗ heit und Achtung unvertraͤgliche Maßregel zu protestiren und von der Gerechtigkeit der Großbritanischen Regierung, so wie von ihrer Ruͤcksicht gegen das Voͤlkerrecht die sofortige Aufhebung des Em⸗ bargo, womit die Niederlaͤndischen Schiffe, die sich im Vertrauen auf die Vertraͤge in den Englischen Haͤfen befinden, so wie die Zu⸗ ruͤcknahme des zur Wegnahme der unter Niederlaͤndischer Flagge auf dem Meere segelnden Schiffe zu verlangen. Die Niederlaͤndi⸗ sche Regierung behaͤlt sich ihre Anspruͤche auf eine billige Entschaͤ⸗ digung fuͤr die Verluste vor, welche jenes Embargo und jene Be⸗ fehle ihren Unterthanen verursachen werden. Gendthigt, ihrerseits Repressalien anzuwenden, hat sie dieselben auf die Fortsetzung der Englischen Schiffe aus ihren Haͤfen binnen einer bestimmten Frist und auf die Nichtzulassung derer beschraͤnkt, welche etwa noch in dieselben einlaufen wollen; sie ist bereit, diese Maßregeln zuruͤckzu⸗ nehmen, sobald Großbritanien die gewoͤhnlichen Verbindungen zwi⸗ schen beiden Laͤndern wiederhergestellt haben wird. Der Unterzeich⸗ nete ergreift diese Gelegenheit, um Sr. Excellenz dem Viscount Palmerston die Versicherung seiner ausgezeichneten Hochachtung zu wiederholen. (gez.) W. G. Dedel.“
Die beiden aͤltesten Soͤhne Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prin⸗ zen Feldmarschalls sind am 11ten d. auf dem Wege nach dem Hauptquartier Tilburg durch Dordrecht gekommen.
Von der Belgischen Graͤnze schreibt man, daß man dort einer Anzahl Franzoͤsischer Kriegs⸗Gefangener entgegensieht.
Durch Koͤnigl. Verfuͤgung vom 26sten v. M. ist aufs neue die Anschaffung einer Anzahl brauchbarer Train⸗Pferde fuͤr den Dienst der Artillerie, und zwar in kuͤrzestmoͤglicher Zeit gegen baare Bezahlung in klingender Muͤnze angeordnet worden.
In der Provinz Nordbraband ist seit einiger Zeit so viel Regen gefallen, daß die dasigen Ueberschwemmungen zum Vor⸗ theile des kuͤnftigen Landbaues mit suͤßem Wasser (d. h. ohne Zuziehung des Seewassers) zu bewirken seyn werden.
An der Amsterdamer Boͤrse sind die Fonds⸗Course merk⸗ lich gestiegen. Dem Vernehmen nach, haben Se. Majestaͤt der Köͤnig bei der jetzt eroͤffneten neuen Anleihe fuͤr 700 Partial⸗ Obligationen unterzeichnet. b
— Folgendes ist, nach dem Pariser Moniteur, das (gestern erwaͤhnte) dritte Schreiben des General Chassé an den Marschall Gérard nebst der Antwort des Letzteren:
„Citadelle von Antwerpen, am 5. Dez.
Herr Marschall! Das Ungluͤck, welches Ihr Angriff auf die Stadt Antwerpen herbeiruft, waͤhrend man noch fuͤr die Auf⸗ rechthaltung des Friedens unterhandelt, scheint sich in Folge des⸗ sen, was ich gern noch fuͤr eine Unvorsichtigkeit Ihrer Truppen, die nicht in Ihrem Willen lag, halte, in seiner ganzen Haͤrte ver⸗ wirklichen zu wollen. Ungeachtet meiner Antwort B. vom 30. Nov. auf das zweite Schreiben, womit Sie mich beehrt haben (S. Nr. 341 der Staats⸗Zeitung), ist aus dem Fort Montebello und sogar von der Ringmauer der Stadt bei dem Beguinen⸗ Thor haͤufig auf die Citadelle geschossen worden; dies sind Uebertretungen der Grundlagen des von Ewr. Excellenz mir vorgeschlagenen Arrangements, so wie derer, die von mir in meiner Antwort ausgesprochen wurden. Ich glaube daher Ew. Excellenz hiervon benachrichtigen zu muͤssen, um Alles zu thun, was von mir abhaͤngt, um einen unheilvollen Konflikt zu verhindern. Die Folgen davon koͤnnen nur auf die Urheber eines Angriffs zuruͤck⸗ fallen, der, in einem Augenblicke, wo man sich bemuͤhte, die Friedens⸗Unterhandlungen zu Ende zu bringen und wo die⸗ selben ihrem Abschlusse nahe waren, so wichtige Interessen kom⸗ promittirt und der, obgleich er bereits mit so bedeutenden Streitkraͤf⸗ ten gegen den von mir besetzt gehaltenen Punkt unternommen worden, auch noch eine Stadt, deren Erhaltung von ihrer Wichtigkeit und von der Menschlichkeit verlangt wird, in Gefahr bringen will. Ich bin in dem Falle, Ew. Excellenz zu ersuchen, sich uͤber die Ueberschreitungen, die ich Ihnen oben anzudeuten die Ehre hatte, guͤtigst auszu⸗ sprechen. Das Fort Montebello gehoͤrt so vollkommen zu der Stadt, daß ich nicht wuͤrde umhin koͤnnen, auf jedes aus die⸗ sem Fort, so wie von dem Stadtwall gegen mich gerichtete Feuer zu antworten. Die Einwohner Antwerpens kennen mich und das von mir in meiner Stellung beobachtete Verfahren, welches von dem Franzoͤsischen und dem Englischen Commissair bei der Konferenz gehoͤrig gewuͤrdigt ist, zu gut, um nicht zu wissen, wem sie das Ungluͤck zuzuschreiben haͤtten, das ihnen droht, wenn dergleichen Herausforderungen mich dazu noͤthigten. Empfan⸗ gen Sie, Herr Marschall, die Versicherung meiner Hochachtung.
(Gez.) Der General der Infanterie, Chassé.“
Die Antwort des Marschall Gérard, welche noch an dem⸗ selben Tage erfolgte, lautet folgendermaßen:
„Im Hauptquartier bei Antwerpen, den 5. Dez.
Herr General! In dem Schreiben, das ich am 30. Nov. Abends in Beantwortung des Ihrigen von demselben Tage an Sie zu richten hatte, habe ich Ihnen das Verfahren, welches meine Instructionen mir in Bezug auf die Belagerung der Citadelle von Antwerpen vorzeichnen, offen dargelegt. Ich ver⸗ lange im Namen meiner Regierung nur die Vollziehung des unterzeichneten und verbuͤrgten Vertrages vom 15. Nov. 1831. Um die Citadelle anzugreifen, die Sie mir eigentlich uͤberliefern muͤßten, bediene ich mich bloß der außerhalb der Ringmauer der Stadt Antwerpen befindlichen Streitmittel und ich habe Ihnen bereits die Beispiele so wie das Recht angegeben, die mein Ver⸗ fahren in dieser Beziehung rechtfertigen. Indem ich verhin⸗ dere, daß aus dem Innern der Stadt auf Sie gefeuert wird, gebe ich den schlagendsten Beweis, wie sehr ich wuͤnsche, diese Stadt und deren Einwohnerschaft zu verschonen, indem sie
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mir Mittel und eine Angriffs⸗Stellung darbieten wuͤrden, i bald Ihren Untergang herbeifuͤhren muͤßten, da ich Ihnt Verbindung abschneiden will. Sollten Sie die Stadt A pen unmenschlich aufopfern, so werde ich Sie fuͤhlen lassen Ihr Verfahren Ihrem Interesse nicht minder als der M lichkeit zuwider ist und daß Sie die Folgen desselben be werden. Empfangen Sie, Herr General, die Versicherung ner Hochachtung. Der Marschall Ober⸗Befehlshaber der 9 Armee, Graf Gérard.“ b .“
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Belgien.
Bruͤssel, 11. Dez. Der Moniteur sechste Bulletin der Belagerungs⸗Armee: „Antwerpen, den 10. Dez. 2 ühr
Die Dunkelheit, welche waͤhrend eines Theiles der „ herrschte, hat die Sappirungs⸗Arbeiten und die Errichtung Batterieen bei der zweiten Parallele beguͤnstigt. — Der Laufan welcher an der linken Seite des Glacis der Lunette St. eroͤffnet worden, ist bis an die Kehle dieser Bastion geleitet man faͤhrt noch fort, denselben zu verlaͤngern. mmie A werk gedeckte Rampe, welche von dem bedeckten Weg in den ben jener Lunette hinabfuͤhrt, hat das Wasser erreicht, und die⸗ um uͤber den Graben zu setzen, wird in Bereitschaft gehalte Ein neuer Waffenplatz verbindet den Weg auf der aͤußersten ten mit dem, welcher von der zweiten Parallele rechts nach das nette St. Laurent fuͤhrt. — Die neue Batterie, 4 Vierundzwanzigpfuͤnder und 6 Moͤrser befinden, ist auf der h Linie der Lunette St. Laurent und 125 Métres von dem springenden Winkel des bedeckten Weges der Lunette errichte Das Feuer bestreicht die Bastion Nr. 2. — Man wird 4. Moͤrser in dem Fort Montebello aufstellen.“
Der Koͤnig ist vorgestern mit seinem Gefolge von Anh pen wieder in Bruͤssel eingetroffen. — Auch der Englische Cradock befindet sich seit gestern wieder in Bruͤssel.
Aus Boom meldet man vom 9ten d.: „Sie wissen die Lunette St. Laurent umgangen worden ist, die M sind bis zwischen der Kehle des Forts und der Bastion 8 gelangt. In der vergangenen Nacht haben sie eine Betz angefangen, welche dazu bestimmt ist, in der Bastion A Bresche zu schießen, sie werden diese Batterie in der kinfü Nacht vollenden, so daß sie morgen fruͤh aufgedeckt wan kann. — So wie Bresche geschossen worden ist, wird der Ma schall Gérard eine letzte Aufforderung an den Genenn ghe ergehen lassen. — Fuͤnf Regimenter sind bereits fuͤr den n bezeichnet, der wahrscheinlich in acht Tagen stattfinden withe
Die Emancipation, die vor zwei Tagen anjeigtt, die ministeriellen Arrangements ihrem Ende nahe waͤren, jetzt, daß sich neue Hindernisse einer definitiven Zusammense des Kabinettes entgegengestellt haͤtten.
Berchem, 9. Dez. Abends. Waͤhrend der vergang Nacht ließ das Feuer aus der Citadelle nicht nach, aber esn tete weniger Schaden an, weil der bedeckte Mond den Bec ten nicht erlaubte, so genau zu zielen, wie in den beiden; gen Naͤchten. Das Genie⸗Corps hat diese Dunkelheit ben um die Arbeiten zu beschleunigen, und die Artillerie he gleicher Zeit die neuen Batterieen armirt, welche sonaq Feuer im Laufe des morgenden Tages beginnen, und ihrer Naͤhe eine große Wirkung hervorbringen werden.; rerseits hat man an den Spitzen der Sappe 4 Cohen Moͤrser aufgestellt, um denen der Hollaͤnder zu antworten, in den letzten Tagen unseren Sappeurs in der That vint den zugefuͤgt haben. Einem dieser tapferen Arbeite,n ein Arm und Bein abgeschossen war, hat der Koͤnigs pold gestern das Kreuz seines Ordens verliehen. — zwei Tagen bietet die Belagerung der Citadelle weit ernstern Anblick dar. Es ist keine Quasi⸗Belagerung und Niemand glaubt mehr daran, daß Chassé kapituliren w man findet jetzt im Gegentheil viele Personen, die anfangen, Schwierigkeiten zu glauben; einige sehen sogar Niederlagen aus. Man kann jetzt die Thatsachen besser beurtheilen; bie sind die Belagerungs⸗Arbeiten mit dem Eifer und der Kras trieben, welche man erwartete, und es ist daher Niemand uͤberrascht worden; aber die Vertheidigung hat einen Chau angenommen, auf den die ersten Tage uns nicht vorbereite ten. — Es ist heute der 10te Tag der Belagerung, und d nette St. Laurent noch nicht in unserm Besitz; welches u mehr Erstaunen erregt, als die Einnahme dieses Werkes! lig angezeigt worden war, und als auch in der! die anscheinende Lauheit der Belagerten waͤhrend der erfm Tage einen Augenblick glauben ließ, daß dieser Posten an geben werden wuͤrde. Aber nach Verlauf von zehn Tams doch, trotz des schlechten Wetters, eine erste und zweitehen lele eroͤffnet, die Batterieen der Citadelle demontirt worden, n die Minirer bis zum Graben der Lunette St. Laurent get⸗ men, um deren Einnahme es sich jetzt handelt. Die Hollän haben mehrere Ausfaͤlle versucht, dabei manchen Beweis Tapferkeit abgelegt; aber sie haben keinen Augenblick und! keinem Punkt Vortheile erlangt, und haben unsere Arbeiten nicht verhindern oder hemmen koͤnnen. Das seum seit heute Morgen wieder sehr lebhaft geworden, und man anhaltendes Gewehrfeuer bei dem Fort St. Laurent. Die M digung der Hollaͤndischen Garnison ist hartnaͤckig; sie verlier so viel Leute, als wir, und dennoch vertheidigen sie das! Schritt vor Schritt. Das kleine Fort St. Laurent ist set Punkt, um den beide Parteien mit Erbitterung kaͤmpfen.— dessen sind unsere Arbeiten in der vergangenen Nacht bis . Kehle der Lunette vorgeschoben, und der Augenblick der Eim dieses Forts kann als nahe bevorstehend betrachtet werde Die Citadelle ist jetzt nicht mehr in Rauch eingehuͤllt, und sieht deutlich die Ruinen der abgebrannten Kaserne. Der chemer Weg wird jeden Augenblick unsicherer; die Hollaͤndef ben auf der Bastion Toledo die Batterie wiederhergestellt, n. dem Fort Montebello antworten soll, und die Kugeln derst bestreichen den Weg. Man erwartet in der Armee alleine daß morgen der Befehl zum Sturm auf die Lunette St. rent gegeben werden wird. 1
Berchem, 10. Dez. 10 Uhr Morgens. Gestern mittag um 4 Uhr erhob sich ein starker Nebel, der fuͤr un Wege⸗Arbeiten sehr guͤnstig war; unsere Arbeiter haben Waffenplatz bei dem hervorspringenden Winkel der Lunem⸗ 9 Laurent vervollstaͤndigt. — Die Fortschritte auf diesem Pu sind sehr merklich, und die Einnahme der Lunette wirde Zweifel bis zum kuͤnftigen Mittwoch erfolgt seyn. Die b rieen E. F. und G. sind vollendet; ihr Feuer wird die 8. Toledo vollstaͤndig zerstoͤren. — Die Zahl der Verwunden nicht bedeutend gewesen; die Ambulanz in Berchem hat im des Tages etwa 40 Verwundete erhalten; einige Andert der linken Seite der Tranchée Verwundete wurden sosh auf der Boomer Chaussée nach Mecheln transportirt. 3 Uhr. Da von unserer Seite ziemlich viel runane schossen wird, so hat der Marschall Gérard einen ni Befehl an die Soldaten ergehen lassen, worin er sie auff
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giebt nachstehe
Kanonierboͤte sind genoͤthigt gewesen,
in welche
Purfgeschosse, die sie auf dem Felde finden, abzuliefern, und sde Kugel 25 Cent., fuͤr jede Granate 35 Cent. und fuͤr Bombe eine Belohnung von 60 Cent. verspricht. — Der il ist fortwaͤhrend so stark gewesen, daß die Batterieen gegen⸗ verhuͤllt sind; auch ist das Feuer sehr schwach gewesen. Fort Montebello allein hat anhaltend geschossen; die Zahl berwundeten ist daher natuͤrlich auch sehr unbedeutend ge⸗
ntwerpen, 10. Dez. Der Phare sagt: „Von 152 hen, welche die Hollaͤnder am Sonnabend Morgen gewor⸗ aben, sind 26 in das Fort Montebello gefallen, wo, durch sltsamsten Zufall von der Welt, kein Kanonier verletzt wor⸗ .
6 schreibt aus Burght vom gten d. M.: „Die Fran⸗ haben hier zwei Batterieen Vierundzwanzigpfuͤnder, die zuf dem rechten, die andere auf dem linken Ufer der Schelde
8G chtet. Sie haben vom 5ten bis zum 9ten auf die Hollaͤndi⸗
Kanonierboͤte geschossen, da sie aber 15 — 1800 Metres von inentfernt sind, so muͤssen sie dieselben mit Prellschuͤssen zu schen suchen. Mehrere Schuͤsse haben getroffen, und sich mit dem myfschiffe „Chassé“ nach denm Zwyndrechter Polder güchten. Der General Sebastiani entwickelt eine eThaͤtigkeit und trotzt vielen Gefahren. Am 8ten d. hat er in Begleitung der Generale Rumigny und Ratapel ganz ean das Fort Burght gewagt, um dasselbe zu rekognosziren. t holaͤnder feuerten zwei Kanonenschuͤsse auf ihn ab. — Die mgsen, welche die Deiche der Nieder⸗Schelde besetzt halten, emn fortwaͤhrend auf die Hollaͤndischen Fahrzeuge und hem⸗ vadurch die Communication. — In diesem Augenblick be⸗ in sich die ganze Hollaͤndische Flotte auf der Rhede zwischen forts Lillo und Lieftenshoek. Die Hollaͤnder schießen auf dorf Doel, man fuͤrchtet sehr, daß dasselbe in Brand ge⸗ sen werden wird.“ bͤttich, 11. Dez. Der Politique enthaͤlt nachstehendes greiben aus Antwerpen vom 10ten d. M.: „Die Belage⸗ as⸗Arbeiten werden laͤnger dauern, als man anfaͤnglich ge⸗ ut hatte; die unguͤnstige Jahreszeit, die Staͤrke der Cita⸗ se und der kraͤftige Widerstand der Hollaͤndor sind daran zuib. Die Bresche⸗Batterieen koͤnnen erst vollstaͤndig aufge⸗ twerden, wenn das Feuer des Feindes fast zum Schweigen acht worden ist; dieses Feuer ist aber noch viel zu heftig, daß man daran denken koͤnnte. Man wird wahr⸗ inich genoͤthigt seyn, eine dritte Parallele zu eroͤff⸗ Vor der zweiten Parallele werden Moͤrser⸗Batterieen gführt werden — Die Lunette St. Laurent ist jetzt unmen gekroͤnt; die von beiden Seiten zur Einschließung kunette vorgeschobenen Sappirungen sind in dieser Nacht Gegerxefsen⸗ es ist ein durch Blendwerk gedeckter Weg doppelter Brustwehr, um das Feuer des Feindes abzuhal⸗ zdie Arbeiter wurden durch die Heftigkeit des feindlichen ers mehreremale aus der Sappe vertrieben, und ruͤckten oft 15 Minuten nur um 2 Fuß mit der Arbeit vor. — In die ette St. Laurent selbst muß Bresche geschossen werden, man t sich ihrer dann um so leichter zu bemaͤchtigen. Vor der nahme der Citadelle ist die der Lunette durchaus nothwen⸗ weil sie ein Seitenfeuer eroͤffnen kann, welches uns sehr htheilig seyn wuͤrde.“ Das hiesige Journal giebt folgende Nachrichten aus swerpen vom 10ten d. M. 5 ½ Uhr Abends: „Seit geren Tagen dauert der Kanonendonner ununterbrochen fort, von beiden Seiten fast mit gleicher Staͤrke. Die Franzo⸗ shießen nur aus den Batterieen Nr. 1 des Forts Monte⸗ 2, wo man einen Achtundvierzigpfuͤnder aufgestellt hat, aus 2, am Fuße dieses Forts, und aus noch zwei anderen Moͤr⸗ Batterieen. — Die Hollaͤnder antworten mit Moͤrsern und gen Kanonen, welche hauptsaͤchlich gegen das Fort Monte⸗ gerichtet sind. Sie bedienen sich aber hauptsaͤchlich der Wall⸗ ien ind der kleinen Haubitzen, welche den Belagerern viel Scha⸗ zusgen. Sie zielen vorzuͤglich auf die Offiziere, welche die Un⸗ songkeit 8,8 gen, sich zu zeigen. Das Fort St. Laurent ist enmer im Besitz der Belagerten, obgleich man schon zwei hte hintereinander versucht hat, sich desselben zu bemeistern. uͤrchtet noch immer, daß Chassé die Lunette unterminirt Hund sie im letzten Augenblicke in die Luft sprengen werde. Man sagte heute an der Boͤrse, daß der Entschluß gefaßt hen sey, die Citadelle von der Stadtseite anzugreifen, daß könig seine Einwilligung dazu gegeben, und man diese Ent⸗ hung den Hoͤfen von Frankreich und England bereits ange⸗ habe. Ich kann es nicht glauben; man hat jedoch eine theure Menge Faschinen und Schanzkoͤrbe nach der Stadt ge⸗ ht, und man ist noch fortwaͤhrend mit Anfertigung derselben haftigt. Einige behaupten, daß dies eine bloße Vorsichts⸗ gsregel sey ;z-man weiß nicht, was man davon denken soll. — saube nicht, daß es Chassé's Absicht ist, sich mit seiner emson einzuschiffen; ich bin aber der. Meinung, daß er sich, vnsche geschossen worden ist, vertheidigen, und dann kapi⸗ en wird; man wuͤrde ihm immer auch dann noch eine sehr volle Capitulation bewilligen, da der Sturm sehr viel schn kosten wuͤrde. — Der Marschall Gérard ist krank und seit vergangenem Freitag das Bett nicht verlassen.“
Schweden und Norwegen.
— Stockholm, 4. Dez. Bei der Geburt des Erb⸗ hen Karl war der Enthusiasmus der Bewohner dieser Haupt⸗ so allgemein, daß auf den Vorschlag, zum Andenken die⸗ ewuͤnschten Ereignisses eine Subscription zur Errichtung Armenschule zu eroͤffnen, binnen wenigen Tagen eine ume von 150,000 Reichsthaler Banko einlief. Es wurde ein Plan zur Ausfuͤhrung des beabsichtigten Vorhabens erfen und ein Gebaͤude zur. unentgeltlichen Unterweisung inder unbemittelter Aeltern angekauft. Der Fonds ist seit⸗ N bedeutend angewachsen, daß die Schule am 1sten 8. als am Namenstage des Kronprinzen eroͤffnet werden der Vorstand besteht aus dem Bischof Wallin, weiten Gouverneur der Stadt, fuͤnf bis sechs an⸗ 1 te Buͤrgern, und unserem beruͤhmten Bildhauer Goͤthe. sn erste Dezember wurde auf dem hiesigen Schlosse durch niczen⸗Mahl gefeiert, zu welchem der Ritterstand, die schen und Norwegischen Staatsraͤthe und die Mitglieder erwaͤhnten Vorstandes geladen waren. Der Koͤnig ließ isem Tage reichliche Gaben unter die Armen vertheilen und
üͤberdies den Spitaͤlern 500 Flaschen Wein. — In 1 chweden sind sehr betraͤchtliche freiwillige Beitraͤge zenterstüͤtzung der Bewohner der noͤrdlichen Provinzen S worden. Außer demjenigen, was der Koͤnig G ₰ des Staates an Getreide und an baarem endewilligt, hat er auch noch fuͤr seine Person be— 8 endungen an Mehl und Gries verfuͤgt, so daß man den der Subsistenz der Bewohner jener Provinzen waͤh⸗
—
⸗lohnt haͤtte bleiben sollen.“
ö.1 1415 ö s voͤllig unbesorgt ist. Die Sendungen sollen, sobald die Schifffahrt wieder offen ist, von neuem beginnen; in diesfem Augenblick
mit Eis bedeckt.
sind alle Haͤfen in jenen Gegenden bereits
Deutchland.
Schwerin, 11. Dez. Zur festlichen Begehung des 77sten Geburtstages Sr. Koͤnigl. Hoheit unsers Allerdurchlauchtigsten Großherzogs hatten sich gestern viele frohe Cirkel vereinigt. Am Morgen ertoͤnte Musik vom Neuen⸗Gebaͤude und spaͤter fand eine Schul⸗Feierlichkeit des Gymnasiums Fridericianum statt. Gegen Abend wurden von den Vorstehern der Knaben⸗Schule der hiesigen Freimaurer⸗Loge den Schuͤlern Preise ertheilt.
Muͤnchen, 10. Dez. Am 1sten d. wurde der feierliche Eroͤffnungs⸗Akt des an demselben Tage in seine richterliche Kom⸗ petenz eingetretenen Cassations⸗Gerichtes fuͤr die Rhein⸗Bayeri⸗ schen Lande in dem Lokale des Koͤnigl. Ober⸗Appellations⸗Gerich⸗ tes hier vollzogen. — Se. Koͤnigl. Majestaͤt hatten zur Vor⸗ nahme dieses solennen Aktes Se. Excellenz den Koͤnigl. Staats⸗ rath und ersten Praͤsidenten des obersten Gerichtshofes des Reichs, Freiherrn v. Welden, speziell beauftragt. Es waren die noͤthi⸗ gen Vorbereitungen zum Zwecke der oͤffentlichen Handlung ge⸗ troffen und die saoͤmmtlichen Mitglieder des Koͤnigl. Ober⸗Appel⸗ lations⸗Gerichtes fanden sich im großen Saale des Plenums ein, woselbst ein zahlreiches Publikum — worunter mehrere Staats⸗ diener von hoͤherem Range — sich bereits versammelt hatte. — Der obgedachte Herr Praͤsident eroͤrterte nun in einer feierlichen Rede die Veranlassung zu dieser fuͤr die Vervollkommnung der Justizpflege im Rheinkreise hochwichtigen und ersprießlichen Ein⸗ richtung, wodurch den vielfaͤltigen Antraͤgen des Rhein⸗Bayeri⸗ schen Landrathes — so wie auch der juͤngsten Staͤnde⸗Versamm⸗ lung — nach den landesvaͤterlichen Absichten Sr. Majestaͤt des Koͤnigs fuͤr das Beste Ihrer Rheinischen Lande — entsprochen wurde, und wies sonach den obersten Gerichtshof — bei nun erloschener Kompetenz des vormaligen Rheinischen Cassations⸗ — in seinen erweiterten oberstrichterlichen Wirkungs⸗
reis ein.
Leipzig, 13. Dez. Diesen Morgen starb der Senior der
hiesigen Universitaͤt und der philosophischen Fakultaͤt, Christian Daniel Beck, Dr. der Theologie, ordentlicher Professor der Roͤ⸗ mischen und Griechischen Literatur, Koͤnigl. Saͤchsischer Hofrath, Komthur des Koͤnigl. Saͤchsischen Civil⸗Verdienst⸗Ordens ꝛc., in einem Alter von 76 Jahren, nachdem er seit dem Constitutions⸗ Feste, zu dessen Feier am 4. September 1832 er durch ein ge⸗ haltvolles Programm eingeladen, abwechselnd gekraͤnkelt, jedoch seine Vorlesungen und seine uͤbrige, in jeder Hinsicht ausgezeich⸗ nete, beinahe fuͤnfundfunfzigjaͤhrige akademische Thaͤtigkeit, als Lehrer, Staatsdiener und Schriftsteller, erst in den letzten Wo⸗ chen zum Theil unterbrochen hatte. b Italien. Neapel, 29. Nov. Vorgestern kam Se. Koͤnigl. Hoheit der Graf von Syrakus, General⸗Satthalter in Stcilien, auf dem Dampfschiffe „Real Ferdinando“ hier an. Fuͤr die Zeit seiner Abwesenheit von der Insel ist der Staats⸗Minister Fuͤrst von Campofranco zu seinem dortigen Stellvertreter ernannt.
Den bis zum 14ten d. reichenden Nachrichten aus Palermo zufolge, dauern die Ausbruͤche des Aetna fort und setzen taͤglich mehr die am Fuße des Vulkans wohnenden Einwohner in Schrek⸗ ken. Die Lavastroͤme ruͤcken in verschiedenen Richtungen immer weiter vl.“*“; Pariser Blaͤtter melden aus Madrid vom 29. Nov.: „Die Koͤnigin Christine hat dem Minister⸗Rathe dringende Ar⸗ beiten fuͤr die Beendigung eines neuen Civil⸗Gesetzbuches, einer neuen Gerichts⸗Ordnung und eines neuen Kriminal⸗Gesetzbuches, ferner ein Gesetz fuͤr den Verkauf der Majorate, ein Gesetz uͤber die ⸗Spanische Rente, ein Dekret Behufs des Verkaufs der Guͤter in todter Hand in Folge der unter Karl IV. von dem heiligen Stuhle erhaltenen Erlaubniß, eine Verordnung we⸗ gen sofortigen Verkaufs der Inquisitionsguͤter und deren Verwendung zur Tilgung der Staats Schulden, ein Gesetz uͤber die Territorial⸗Eintheilung und die Zusammenberufung der cor- ies por estamentos nach der alten Sitte, aber mit den zeitge⸗ maͤßen Veraͤnderungen, vorgelegt. Mehrere Granden haben bei der Koͤnigin um die Erlaubniß nachgesucht, eine Subscription zur Errichtung eines Denkmals auf die erlassene Amnestie eroͤffnen zu duͤrfen. Die Koͤnigin hat die Erlaubniß dazu ertheilt, zu⸗ gleich aber befohlen, daß der Plan des Denkmals ihr vorgelegt werde.“
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Die Allgemeine Zeitung berichtet von der Servi⸗ schen Graͤnze, 27. Nov.: „Mehreren Handlungshaͤusern wird aus Konstantinopel geschrieben, daß daselbst ein Russischer Commissair angekommen sey, welcher außerordentliche Kuftraͤge an den Sultan in Beziehung auf den Krieg mit Mehemed Ali haben solle. Man sagte in Konstantinopel sogar, jener Com⸗ missair habe der Pforte die Nachricht gebracht, daß ein Russi⸗ sches Corps ihr zu Huͤlfe eile, zu dessen Ueberschiffung nach Asien die Anstalten zu treffen, und uͤber die spaͤter von der Pforte fuͤr diese Expedition zu leistende baare Entschaͤdigung zu unterhandeln er beauftragt sey. Dieses letztere scheint uns zu voreilig; allein so viel ist wohl gewiß, daß die Pforte sich des Schutzes von Rußland zu erfreuen hat. Auch das scheint gewiß, daß ein Russischer General mit Briefen des Kai— sers von Rußland in Konstantinopel anlangte. Die Aegyp⸗ tier sollen inzwischen große Streitkraͤfte entwickeln, und Ibrahim Pascha eine regulaire Armee von 56,000 Mann bei⸗ sammen haben, die er gegen Konstantinopel zu fuͤhren droht. Die Pforte ist in einer sehr gefaͤhrlichen Lage, und man darf sich fast wundern, daß das alte morsche Gebaͤude nicht schon lange eingestuͤrzt ist, Richts hat man seit dem letzten Russischen Kriege geregelt; die Graͤnz⸗Bestimmungen der nach dem Frieden von Adrianopel an Servien fallenden Distrikte sind, ungeachtet der bestimmtesten Stipulationen, noch heute unerledigt. Dies ist ein Punkt, den der Sultan wohl beherzigen sollte; der ruhigen Haltung Serviens hat er die Unterwerfung Bosniens zu danken, — ein Dienst, der in diesem 6
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.“ Berlin, 16. Dez. Die Koͤnigsberger Zeitung enthaͤlt Folgendes: „Das Englische Schiff „Perm of Newcastle!, von 7 Mann gefuͤhrt, mit Ballast beladen, strandete beim Einlaufen in den Hafen Memel unfern des Leuchtthurms. Die Mannschaft blieb nach der Strandung am Bord und kam spaͤter ohne Schwie⸗
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² Land, da kein Sturm herrschte. Das Schiff, im
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Kiel zerbrochen, wurde als Wrak erklaͤrt und zum Ver⸗ kauf gestellt. — In der Nacht vom 16ten zum 17ten v. MNM. wurde hier die Tragheimer Kirche durch gewaltsamen Ein⸗ bruch saͤmmtlicher Silbergeraͤthschaften beraubt. Indeß de lang es noch am selbigen Tage, die Spur der Verbrecher aufzufinden und alles entwendete Silber wieder zu erlangen. Die verhafteten Diebe und Diebshehler, 6 an der Zahl, sind dem Inqutsitoriat uͤberliefert worden. Eben so sind kuͤrzlich die ⸗ Kirchen zu Lichtenhagen, Steinbeck, Loͤwenhagen und Kaymen durch gewaltsamen Einbruch beraubt worden. Indessen sind auch hier die meisten geraubten Sachen wieder erlangt,“ die Thaͤter sind ermittelt und dem Gericht uͤberliefert. — Es sind in Pillau im Laufe des vorigen Monats 7 Schiffe ein⸗- und 35 ausgelaufen. In Memek kamen 26. Schiffe an und 60 gingen aus. Von Braunsberg aus sind 500 Schock Leinen⸗Garn, 501 Stein Wolle und 42 Stein Fe dern versendet. Auf die hiesigen Handlungs⸗Speicher sind uͤber⸗ haupt 364 Last 560 Scheffel inlaͤndisches und 99 Last Z Scheffe auslaͤndisches Getreide auf emessen; abgemessen sind nach dem Inlande 148 Last 22 Sche fel und nach dem Auslande 240 Last 22 Scheffel verschiedenen Getreides.“
Unter den mannigfaltigen musikalischen Genuͤssen, wesch dem kunstliebenden Publikum Berlin's mit dem herannahenden Winter wiederum von mehreren Seiten dargeboten werden, und worunter sich namentlich die Soireen des Herrn Musit⸗Direktor Moͤser, die Auffuͤhrungen Haͤndelscher Oratorien in der Sing⸗ Akademie und die Konzerte des Herrn Felix 2 Kendelssohn aus⸗ zeichnen, verdient der gestrige Abend im Konzert⸗Saale des Schauspielhauses einer besonberen Erwaͤhnung, weil er uns zu⸗ erst mit einer hoͤchst talentvollen Saͤngerin bekannt machte, von deren ruͤhmlichen Leistungen, obgleich sie selbst unserer Stadt von Jugend auf angehoͤrte, Berlin doch bisher nur durch den Ruf des Auslandes gehoͤrt hatte. Demoiselle Maschinka Schneider, die vor einigen Monaten in London als drama⸗ tische Saͤngerin so außerordentlichen Beifall einerntete, trat ge⸗ stern in einem von ihrem Vater, dem Herrn Kapellmeister Schneider, gegebenen Konzert zum erstenmale oͤffentlich hier auf und hatte zu ihrem ersten Debut, wahrscheinlich um sich sogleich in ihrer ganzen Virtuositaͤt zu zeigen, mehrere glaͤnzende Pid⸗ cen gewaͤhlt, welche, selbst die Arie aus Mozarts Figaro nicht agusgenommen, mehr dem Konzert⸗Styl als dem dramatischen sich naäͤhern. Der rauschende Applaus, welcher der Saͤngerin zu Theil ward, konnte ihr ein hinreichender Beweis seyn, daß die zahl⸗ reiche Versammlung ihrer Berliner Landsleute mit dem Urtheile des Londoner Publikums vollkommen uͤbereinstimmte. Die schoͤne kraͤftige Stimme, die sich namentlich in den mittleren Toͤnen herrlich geltend machte, und die wir mit dem schwaͤrmerischen Ton des Klarinets vergleichen moͤchten, die große Sicherheit und Fertigkeit auch in den schwierigsten Passagen, namentlich in dem Duett aus Ro⸗ bert dem Teufel, und der anspruchlose und seelenvolle Vortrag fanden allgemeine Anerkennung. In der ersten Arie aus Cene⸗ rentola entwickelte die Saͤngerin einen seltenen Umfang und große Kraft in den tieferen Toͤnen; das schwierige Duett von Meyer⸗ beer fuͤhrte sie, von Herrn Bader trefflich unterstuͤtzt, mit rein— ster Intonation und groͤßter Klarheit aus; in der Mozartschen Arie „Dove sono“ erregte sie durch empfindungsvolle Innigkeit den Wunsch, daß sie sich auch in einer anderem Sphaͤre, in der dramatischen naͤmlich, recht bald uns zeigen moͤge; gewiß wuͤrden
Partieen, wie die der Rezia, des Sextus, von Dlle. Schneider trefflich ausgefuͤhrt werden; namentlich, scheint es uns, wuͤrde in der großen Arie des Sextus: „Parlo eic.“ ihre Stimme sehr schoͤn mit dem obligaten Klarinet verschmelzen; in der letzten Arie endlich, welche die Saͤngerin gestern vortrug, hatte ihr Bel⸗ lini Gelegenheit gegeben, ihre Bravour in Laͤufen und Kolora— turen zu zeigen. W.
Meteorologische Beobachtung.
spiel in 5 Abtheilungen, von F. Grillparzer.
Abends Nach einmaliger 10 Uhr. Beobachtung.
335,51 „Par. 331, 20“ Par. Duellwarme 8,2 °R. 0,0°R. . 0,s °R. u
— 4, °R. — 3,8 °R. u 69 pCt. 67 „Ct. 3,0R. heiter truͤbe Ausdünst. 0, 09 2 0 Rh. Niederschl. 0, 1 3 1 1 Rh.
1832 15. Dezbr.
Luftdruck. 337,93“ Par. Luftwaͤrme — 3,0 °R. Thaupunkt — 6,2 °R. Dunstsaͤttg. 75 pCt. Wetter... truͤbe. Wind.... SO. Wolkenzug —
Morgens V Nachmitt. 6 Uhr. 2 Uhr.
Flußwärme
Bodenwärme
SO. SW.
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 11. Dezember. Niederl. wirkl. Sch. 40 ¼½. 5 9 neue do. 75 ⅜. Kanz-Bill. Anl. 96 ½. Russ. (v. 18 ½ ½) 93 ½. do. (v. 1831) 84 ½¼. Oester. —. 30 ⅞. 58 do. 50.
1 5 9 1441½. 69
3 8 Span.
Hamburg, 14. Dezember. Oest. 58 Met. 85 ½¼. 49 do. 72 ¾. Bank-Actien 1105 Preuss. Präm. Sch. 99 ¾. Poln. 110 ½. London, 11. Dezemhber. 3 32 Cons. 83 ¾. Belg. 73. Bras. 47. l) an. Neap. 77. Port. 51. Russ. 98. do. neue 93. St. Petersburg. 7. Dezember. Hamhburg 3 Mon. 9 ½ 5. ½4. Silber-Rubel 366. Fah. 55 Inscript. (v
1831) 87 3⅜. Warschau, 12, Dezember. Pfandbriefe 87 ⅛. 88. Part.-Obl. 338. Russ. Assign. 182 ¾ Wien, 11. Dezember. 5 ⅛ Met. 84 ⅛. 4 % do. 73. Loose zu 100 Fl. 184 ½. Part.-Obl. 124½ Bank-Actien 1089.
Russ. Engl. 94 ¼.
68 ¼. Niederl. 40 .
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Koͤnigliche Schauspiele. Montag, 17. Dez. Im Opernhause: Die Ahnfrau, Trauer⸗ 6 (Hr. Rott: Ja⸗ romir.)
Im Schauspielhause: 1) Le jeu de l'amour et du hasard, comédie en 3 actes et en Pprose, par Marivaux. 2) Ketly, ou: Le retour en suisse. vaudeville en 1 acle. 3) Une Mo- nomanic. vaudeville en 1 acte, par Scribe.
In Potsdam: Zum erstenmale: Der Regenschirm, Lustspi in 1 Akt, von F. v. Holbein. Hierauf: Der Wierwar, Possen in 5 Abtheilungen, von Kotzebue.
Dienstag, 18. Dez. Im Opernhause: Mit Allerhoͤchster Genehmigung, zum Benefiz der Dlles. Therese und Fanny C ler, Solo⸗Taͤnzerinnen des Kaiserl. Koͤnigl. Hof⸗Theaters am Kaͤrnthner⸗Thore zu Wien: Zum erstenmale: Blaubart, großes Ballet in 3 Abtheisungen, von A. Vestris, fuͤr die hiesige Koͤ⸗
nigl. Buͤhne cei ggerichtet und in Scene gesetzt von Therese und Fanny Elsler. Vorher: Die Kirmes, komische Oper in 1 Akt, von E. Devrient; Musik von W. Taubert. (Dlle. Gruͤnbaum: Suschen. Hr. Mantius: Anton.)
Billets zu dieser Vorstellung sind in der Dlles. Elsler, unter der Stechbahn Nr. 3,
Morgens 9 bis Abends 6 Uhr
Wohnung der 2 Trepp en hech, von zu folgenden Preisen zu haben:
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