1832 / 351 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in den Wahlen fuͤr die Hauptstadt vollkommen den Sieg davon getragen. Fuͤr die City sind die Herren Groote, Wood Waith⸗ man und Sir John Key, fuͤr Westminster der Kriegs⸗Secretair Sir John Hobhouse und Sir Francis Burdett, fuͤr die Tower⸗ Hamlets Dr. Lushington und Herr Clay, und fuͤr Mary⸗le⸗Bone Herr Portman und Sir William Horne erwaͤhlt worden. Ihre Mitbewerber sowohl von der Torhy⸗Partei als von den Radi⸗ kalen haben ihnen an Stimmenzahl bei weitem nachgestan⸗ den. —, Die Hof⸗Zeitung enthaͤlt heute Abend eine in dieser Art in unserer Geschichte beispiellose Pairs⸗Creation. Der Marquis von Tavistock, Sohn des Herzogs von Be⸗ ford, ist naͤmlich zum Baron Howland, der Graf v. Uxbrigde, Sohn des Marquis v. Anglesea, zum Baron Paget, Lord

Howick, Sohn des Grafen Grey, zum Baron Grey v. Groby,

und Herr Stanley, Sohn des Grafen von Derby, zum Baron Stanley erhoben. Alle vier erhalten Sitz im Oberhause. Es ist dies das erste Mal, daß Soͤhne von Pairs gleichzeitrg mit ihren Vaͤtern ins Oberhaus kommen. Ein heute Llbend er⸗ schienenes Extrablatt des Standard verbreitet sehr beunruhigende Nachrichten aus Bruͤssel. Sein Korrespondent aus dieser Stadt meldet ihm unterm 10ten d. M., Marschall Gérard habe, da

er sich in einer sehr unerfreulichen Lage befinde und den Ver⸗

lust vieler Tausende ohne Aussicht auf baldigen Erfolg besorge, aufs Nachdruͤcklichste beim Koͤnige Leopold die Erlaubniß nach⸗ Lesucht, die Citadelle von der Stadt aus zu bombardiren. Der Koͤnig habe so lange wie moöͤglich ausweichende Ant⸗ worten ertheilt; zuletzt aber sey der Marschall so entschieden aufgetreten, daß der Koͤnig nachgegeben und einen Angriff von der Seite der Esplanade her genehmigt habe, unter der Bedin⸗ gung, daß die Franzoͤsische Regierung diese Einwilligung zuvor ais sine qua non verlangen muͤsse. Dies sey sogleich durch den Telegraphen nach Paris berichtet worden, und man habe noch ain 10ten d. die Antwort des Franzoͤsischen Kabinets erwartet.

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Aus dem Haag, 12. Dez. Folgendes sind die in der heu⸗ tigen Staats⸗Courant enthaltenen Nachrichten vom Kriegs⸗ schauplatze: „Berichten aus Lillo vom 7ten und 8ten d. M. zu⸗ folge, sind dort am Morgen des erstgenannten Taͤges zwei Ma⸗ trosen in einer Schaluppe von der Tote de Flandre angekommen, nachdem sie zwischen einem anhaltenden Gewehrfeuer hindurch⸗ gefahren waren. Diese Matrosen brachten die (bereits erwaͤhnte) Nachricht, daß in dem Zimmer des General Chassé eine Bombe miedergefallen war, durch deren Springen dem Oberst⸗Lieutenant de Boer die Hand verwundet wurde, daß uͤbrigens aber Alles nach Wunsch gehe und das feindliche Feuer wenig Schaden an⸗ richte. In Lillo hatte man wahrgenommen, daß am Morgen des 7ten sowohl von der Citadelle als gegen dieselbe stark gefeuert und daß solches um drei Uhr so heftig wurde, daß es einem Zweigliederfeuer aus Geschuͤtzen glich. Spaͤterhin ließ es nach und am 8ten Morgens gegen 8 Uhr hoͤrte man in Lillo keine Schuͤsse mehr. Direkten Berichten aus Breskens zufolge, ging schon seit einigen Tagen an un— serer Graͤnze das Geruͤcht, daß der General Tiburtius Se⸗ bastiani, der uͤber die Franzoͤsischen Truppen in Flandern den Befehl fuͤhrt, verwundet worden sey. Dieses Geruͤcht hat seit— dem einige Bestaͤtigung erhalten. Einem aus St. Nicolas in Hulst eingegangenen Schreiben zufolge, ist naͤmlich am erstge⸗ nannten Orte eine Kutsche angekommen, deren Raͤder mit Tuͤ⸗ chern umwunden waren und die so langsam als moͤglich von 4 Pferden gezogen wurde. Zwei Franzoͤsische Regiments⸗Chirur⸗ gen befanden sich in der Begleitung des Wagens.“ „Wie⸗ wohl C(bemerkt hierzu die Staats⸗Courant) kein besonderer Grund vorhanden ist, an dieser Nachricht zu zweifeln, so muͤssen wir doch bemerken, daß der Messager de Gand vom 8ten d. M. von der Verwundung des General Sebastiani noch keine Anzeige macht.“

In einem am 9ten d. Vormittags 11 Uhr geschriebenen (von der Staats⸗Courant mitgetheilten) Privatbriefe aus Ant⸗ vwerpen heißt es: „Wie oft⸗hier auch schon gesagt worden, daß sich die Franzosen der Lunette St. Laurent bemaͤchtigt haben, so war doch solches bis gestern Abends keinesweges noch der Fall. Gestern Mittags um halb 2 Uhr wurde die große Kaserne in

er Citadelle neuerdings in Brand geschossen und sie ist jetzt ganz vernichtet. Von den nicht bombenfesten Gebaͤuden ist die Kirche jetzt das einzige, welches, so viel man von der Citadelle wahrnehmen kann, nicht in Asche liegt. Die Franzosen setzen mit Eifer, aber auch mit aller moͤglichen Vorsicht ihre Belage⸗ rungs⸗Arbeiten fort; denn sie begegnen einem Widerstande, den sie Kicht erwarteten und der sie sehr aufhaͤlt. Sie haben jetzt vier nelte Moͤrser⸗Batterieen errichtet, und zwar ziemlich nahe bei der Citadelle. Dem vom Franzoͤsischen Hauptquartiere an die Armee ausgefertigten Tagesbefehle zufolge, soll jetzt mit einem groͤßern ensemble zu Werke gegangen werden. Ich habe Grund zu glauben, daß Alles, was man von Sprengung der Schleuse erzaͤhlt, welche das Wasser der Citadell⸗Graͤben aufhaͤlt, auf un⸗ begruͤndeten Geruͤchten beruht. So eben vernehme ich, daß die Franzosen in der verflossenen Nacht einen neuen und empfind⸗ lichen Verlust durch einen mißgluͤckten Angriff auf die Lunette St. Laurent erlitten haben.“

Das Amsterdamer Handelsblad enthaͤlt folgende Pri⸗ vat⸗Mittheilungen:

I. „Aus der Citadelle von Antwerpen vom 8. Dez. Bei einem Ausfalle, den die Unsrigen gemacht und wobei die Franzosen einen ansehnlichen Verlust erlitten, muß besonders das erste Bataillon des 58sten Linien⸗Infanterie⸗Regiments stark zu⸗ sammengeschmolzen seyn. Die bei unseren Truppen herrschende Mannszucht ist uͤber alles Lob erhaben. Das Gefuͤhl, daß das ganze Vaterland, ja selbst ganz Europa, das Auge auf sie ge⸗ richtet hat, erregt ihren Patriotismus, der bei allen ihren Tha⸗ ten hervorleuchtet. Mit dem strengsten Gehorsam kommen sie den ihnen ertheilten Befehlen nach, und ohne den Blick auf die sie umgebende Gefahr zu richten, befolgen sie buchstaͤblich die ih⸗ nen aufgetragenen Ordres. Ohne Grobßprahlerei duͤrfen wir wohl in Bezug auf unsere Gegner uns ruͤhmen, daß sie schwer⸗ lich einen so tapferen Widerst ind fruͤher erwartet haben.“ .

II. „Antwerpen, 11. Dez. Mittags 12 Uhr. Die Fran⸗ zosen haben diese Naͤcht ihr Feuer fortgesetzt. In ihren Ver⸗ schanzungen liegen sehr viele verwundete und getoͤdtete Mann⸗ schaften. Marschall Gérard will morgen oder uͤbermorgen die Lunette St. Laurent mit Sturm einnehmen, doch glaubt man hier allgemein, daß ihm dieses nicht so leicht gelingen werde. Schen hat ey sich durch seine fruͤheren Aeußerungen gewisser⸗ maßen kompromirtirt und er wird wohl noch einige Zeit das Geschuͤtz der Hollaͤndischen Batterien hoͤren und Chassé's Pulver nechsen muͤssen, bevor er St. Laurent bekommt; und selbst wenn er es hat, kann er noch nichts von großer Bedeutung gegen die Litadelle ausfuͤhren. Die Kanonade ist diesen Moraen staͤrker und heftiger als sie bisher war. Alle Franzoͤsische Offiziere lassen

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jetzt der eben so umsichtigen als tapfern Vertheidigung der Ci⸗ tadelle Gerechtigkeit widerfahren.“ .

III. „Vom Bord des Dampfbootes „Curacçao“ vor Lillo, 9. Dez. Durch das schlechte Wetter ist der Contre⸗Admiral Lewe van Aduard bis zum 6ten d. verhindert worden, vor die Batterieen zu kommen; hierdurch haben die Franzosen sechs Tage lang Zeit gehabt, die Forts St. Marie und Perle ungehindert zu bewaff⸗ nen, was denn auch geschehen ist. Der hier befehligende Gene⸗ ral Sebastiani liegt mit 5000 Mann in der Umgegend, wahr⸗ scheinlich mit allem noͤthigen Material versehen, was auch nach dem Wurfgeschuͤtz sich abnehmen laͤßt, welches sich bereits hin— ter dem Deiche befindet, und von unseren Kanonen wegen der hohen Deiche, die ihnen viel Vortheile verschaffen, nur mit An⸗ strengung aller Kraͤfte und mit Verlust vieler Mannschaften wird vernichtet werden koͤnnen. Inzwischen hat der Contre⸗Admiral Be⸗ fehl erhalten, die Forts St. Marie, Perle und Philipp, welches letz⸗ tere bis jetzt nur noch von einer Wache besetzt ist, unbelaͤstigt zu lassen. und sich auf die Vernichtung der weiteren Arbeiten zu beschraͤn⸗ ken, welche man laͤngs dem Schelde-⸗Deich in Wellemsrak moͤchte anlegen wollen. Der „Curacçao“ und einige Kanonielboͤte stel⸗

(len sich da auf, wo die Arbeiter beschaͤftigt sind, waͤhrend das uͤbrige Geschwader bei der Kreuzschanze postirt ist. Am 6ten

d. M. mit Anbruch des Tages ließ der „Curaçao“ dem Fran⸗ zoͤsischen General wissen, daß der Contre⸗Admiral keine Arbeiten, so wie keine Franzoͤsischen Truppen oder Schildwachen fernerhin unter dem Bereiche der Batterieen des Geschwaders dulden werde; eine halbe Stunde wurde dem General Zeit gelassen, um seine Arbeiter zu warnen. Inzwischen fuhr der „Curaçao“ vorwaͤrts und gab einen Schuß als Zeichen, daß die angekuͤndigte Zeit verstrichen sey und die Feindseligkeiten beginnen wuͤrden. Die Arbeiten wurden auch sofort hierdurch gehemmt und zwei ihrer Geschuͤtze auf der Perle wurden bald durch ein gut gerichtetes Feuer demontirt, waͤhrend die Korvette „Medusa“ sich mit Er— folg den kleinen Zeitvertreib machte, einige Bomben nach den Forts St. Marie und Perle zu senden. Die Franzosen erwie— derten das Feuer mit Energie, ohne jedoch den Schiffen einigen Schaden zu thun. Gegen das fuͤrchterliche Gewehrfeuer, das die Schiffe hier auszuhalten haben, ist wenig zu machen; ein Mann vom „Curacao“, zwei von der „Eurydice“ und einer vom Kanonierboote Nr. 16 sind verwundet. Von den Feinden sieht man nichts, als ihre Koͤpfe uͤber den Deichen, wenn sie losschießen. Die Schelde wird nunmehr gegen alle fernere Anlegung von Batterieen bewacht und haben die Schiffe am 7ten d. folgende Stellung eingenommen: Vor Frederik Hendrik die Bombardier⸗Korvette „Medusa“; vor dem Graben am Doel die Fregatte „Eurydice“; vor dem Doel selbst die Bombardier— Korvette „Proserpina“; vor Lillo der „Curaçao“; vor der Kreuzschanze die Korvette „Komet“; einige Boͤte liegen zwischen den Schiffen, waͤhrend eine andere Abtheilung Kanonierboͤte im Willemsrak manoͤvrirt. Jetzt ist auf dem Deiche kein Franzoͤ⸗ sischer Posten mehr unter dem Bereiche unseres Geschuͤtzes zu sehen. Am Sten d. veraͤnderte die Fregatte „Eurydice“ ihre Stellung, indem sie vor Frederik Hendrik Posto faßte und da— selbst ein Kleingewehrfeuer mit den Franzoͤsischen Truppen un⸗ terhielt. Heute (am 9ten) ging sie nach der Gegend der Kreuz⸗ schanze, um gemeinschaftlich mit dem „Curaçao“ den Deich frei zu halten.“

IV. „Bruͤssel, vom 11. Dez. Morgens. Wir wissen, daß die Mineurs angefangen haben, eine Mine zwischen der Lunette St. Laurent und der Citadelle anzulegen; doch ist die Einnahme dieses Werkes noch nicht so nahe, wie man geglaubt hat. Der Marschall hat am 5ten geaͤußert, man sey im Be— griff, die Lunette zu erobern, und jetzt sieht man, daß wenigstens noch drei Tage noͤthig sind, um in den Besitz derselben zu ge— langen. Die dritte Parallele ist weit genug beendigt; diese Ar⸗ beit, die große Muͤhe erfordert hat, ist unter dem bestaͤn— digen Feuer der Festung fortgesetzt worden. Die Paral⸗ lele geht aus von dem Winkel der Lunette St. Laurent und wird sich nahe an die Festung anschließen. Waͤhrend dieser Arbeit haben die Belagerten zum ersten Male von Steinstuͤcken Gebrauch gemacht. Die zum Kampf unfaͤhig gemachten Fran⸗ zoͤsischen Soldaten werden nach Bruͤssel gebracht. Der anhal⸗ tende Regen und das schlechte Wetter richten unter den Trup— pen großen Schaden an. General Chassé soll, bevor zum Bre— scheschießen geschritten wird, nochmals aufgefordert werden; fuͤnf Regimenter sind zum Sturmlaufen kommandirt, welches auf heute uͤber 8 Tage anberaumt ist.“

Durch Vermittelung der Niederlaͤndischen Gesandtschaft in St. Petersburg hat Herr Johannes Harmsen, geboren zu Vrie⸗ senween und Chef des Handlungshauses Langhaus und Comp. in St. Petersburg, die Summe von 500 Rubel als Beitrag zur Ausruͤstung eines Soldaten beim Niederlaͤndischen Heere einge⸗ sandt. Der Niederlaͤndische Konsul in Bordeaux, Hr. Hovy jun., sandte zu aͤhnlichem Zwecke 1000 Gulden ein.

In Folge der Hindernisse, welche die Fahrt auf der oberen Schelde von Seiten der Franzoͤsischen Truppen erfaͤhrt, hat, wie man vernimmt, unsere Seemacht auf der Schelde nunmehr den Befehl erhalten, keine nach Antwerpen bestimmte oder von dorther kommende Kauffahrteischiffe, gleichviel unter welcher Flagge, mehr durchzulassen.

In Middelburg hat man aus den Duͤnen die Nachricht erhalten, daß man auf den dort befindlichen Schiffen des Fran⸗ zoͤsischen Geschwaders wegen des Schicksals einiger anderen zu demselben gehoͤrenden Fahrzeugs, die seit den letzten Stuͤrmen vermißt werden, sehr besorgt ist; nicht weniger als eine Fregatte, zwei Korvetten und zwei Briggs sollen nicht zu ermitteln seyn, wiewohl schon die groͤßten Nachsuchungen geschehen sind.

BGelg gh.

Bruͤssel, 12. Dez. Der Moniteur giebt das nachfol⸗

gende siebente Bulletin der Belagerungs⸗Armee: „Antwerpen, 11. Dezember, Mittags.

Die Brustwehren der vordersten Tranchéen sind gestern den ganzen Tag uͤber mit Fuͤsilieren besetzt gewesen, welche ein anhal⸗ tendes Gewehrfeuer unterhalten haben, wodurch die Holländischen Kanoniere sehr belaͤstigt wurden; weshalb auch die Citadelle nur mit Gewehrfeuer von hinter ihren Werken her und mit Bomben aus gedeckten Moͤrsern antwortete. Das Feuer der Belagerten war weniger lebhaft, als an den vorhergegangenen Tagen. Um 6 Uhr gestern Abend kam eine Abtheilung Hollaͤnder aus dem be⸗

deckten Wege der Bastion Nr. 2 und warf einige Schanzkoͤrbe an

der Spitze einer Sappe um, welche auf das Glacis dieser Bastion stoͤßt; eine Compagnie, welche die Wache in der Tranchte hatte, ruͤckte zum Beistand der Sappeurs vor, und der Feind zog sich eilig in den bedeckten Weg zuruͤck. Die Fuͤhrung der Parallele auf der linken Seite der Lunette St. Laurent hat die Boomer Chaussee erreicht, welche zwischen der Lunette und dem Halbmonde durchgeht.

Contrescarpe ausgeht, und dem neuen Waffenplatz, welcher die Spitze diesee neuen Arbeiten beschuͤtzt, einzurichten. Es ist jetzt moͤg⸗ lich, die Lunette St. Laurent bei ihrer Kehle anzugreifen, wenn man

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ihre Kameraden gestoßen waren,

Es ist ein neuer Laufgraben eroͤffnet worden, um eine Verbindung zwischen dem Wege, welcher von dem bedeckten Wege der

das Feuer einiger Stuͤcke, die noch auf diesen Punkt gerichten zum Schweigen gebracht haben wird. Der Verlust waͤhren letzten 24 Stunden ist unbedeutend gewesen.“

In Bezug auf die Aeußerung des Marschalls Görg seiner Depesche an den Praͤsidenten des Minister⸗Conseilt 5ten d., daß er am folgenden Tage die Lunette St. Laure, besetzen hoffe, bemerkt der Lynx: „Buonaparte pflegte seiner letins auch ziemlich unbesorgt abzufassen, aber er verkuͤndig⸗ nicht in Wien angekommen, wenn er sich erst in Ulm befe Aus Gent meldet man, daß der General Niellon Hauptquartier wieder daselbst aufgeschlagen hat.

Es sind heute 11 Wagen mit Kranken von der Fran schen Armee hier angekommen; man hat sie in dem Mi Hospital untergebracht.

Bis gestern Abend war uͤber die Zusammenstellung, neuen Ministeriums noch nichts beschlossen.

Berchem, 10. Dez. Abends. Gestern Abend und t riger Nacht hat das Genie-⸗Corps seine Arbeiten noch un vorgeschoben. Die dritte Parallele ist nun fertig. Sie laͤuft vn nem Wege auf der linken Seite der Luette St. Laurent geht uͤber die Boomer Straße hinweg und erstreckt sich bi⸗ die bei der Bollwerkswehre ausgefuͤhrten Arbeiten; wenn diese Linie auf der Karte verfolgt, wird man sich einen . davon machen koͤnnen, welche Kuͤhnheit eine solche Arbeit derte. Sie wurde gestern mit Anbruch der Daͤmmerung 600 Arbeitern des in der Tranchée stehenden 52sten Linien, giments begonnen. Als die Belagerten ein so drohendes in solcher Naͤhe anfangen sahen, eroͤffneten sie ein furchti Feuer aus allen ihren Batterieen und Flinten, welches auft reren Punkten der Linie die Schanzlkoͤrbe zerstoͤrte und einiges V in unsere Rethen brachte. Das Genie⸗Corps ersuchte den in der chée befindlichen General Woirol um eine Verstaͤrkung, damit Arbeit schleuniger beendigen koͤnne. Dieser beorderte hierzu 3009p aus den Elite⸗Compagnieen, die, durch das Hinderniß, au gereizt, sich mit Entsche heit vorwaͤrts stuͤrzten und in einer halben Stunde volltnn gegen das Feuer der Citadelle geschuͤtzt waren. Die M wurde dazu angewandt, diese Arbeit weiter zu foͤrdern, morgen wird sie vollstaͤndig fertig seyn. Am schwierigsem sie an der Stelle, wo die Boomer Straße durchschmittn den mußte. So ist es denn jetzt nicht mehr die Lunat —. Laurent allein, die wir hart bedraͤngen, sondern wir sad nahe an dem Centrum des Platzes selbst. Waͤhrend ant dritten Parallele gearbeitet wurde, gerade da, wo sit Boomer Straße durchschneidet, und waͤhrend die Soldate ganz nahe an dem Glacis befanden, warfen die Belagerten erstenmale Steine aus Kammerstuͤcken auf uns, die jedoch! besondere Wirkung thaten. Laͤstiger sind die Moͤrser! Cohorn, deren man sich fortwaͤhrend bedient. Diese we unter dem Schutz der Blendwerke ungehindert geladen, von 2 Mann auf den unseren Sapeurs zunaͤchst gelegenen †. gebracht, abgefeuert, und ehe man sie kaum hat sehen kin wieder zuruͤckgezogen. Um dem entgegenzuwirken, stellten heute einige unserer entschlossensten Soldaten in Wolfe! (eine Art von Grube von 4 Fuß ins Gevierte), wo sie sich Baumstaͤmme, Erdsaͤcke und dergleichen decken und den guͤm Augenblick abwarten, um auf die Kanoniere der Citadehzen feuern; durch 2 unserer Leute wurden auf diese Weise sat Hollaͤnder getoͤdtet. In diesem Augenblick werden Fl baut und Taue, Bootshaken und dergleichen herbeigeschafftt bringt man die Faschinen⸗Depots, welche bisher noch we Tranchée entfernt waren, derselben naͤher. Den ganzen uͤber hoͤrte man die Wallflinten fast ohne Unterbrechung; im Ganzen haben sie uns nicht viel Schaden zugefuͤgt, vei moͤgliche Vorsichtsmaßregeln zum Schutz der Soldaten troffen sind. Das Antwerpener Lazareth ward heut⸗ raͤumt, und man brachte die Kranken nach Bruͤssel, um Verwundeten Platz zu machen, deren man sich in Antwa mit großer Sorgfalt annimmt. Die Prinzen statteten in Begleitung der Generale Baudrand und Graf Flahault Marschall einen Besuch ab. Das neblichte Wetter erl die Fortsetzung der Arbeiten auch bei Tage, indem diese do den Augen der Belagerten entzogen wurden. Die heutige wird noch guͤnstiger seyn. Man bemerkt eben nicht, die Feuchtigkeit der Luft einen schaͤdlichen Einfluß auf der sundheitszustand der Armee ausuͤbte, denn es sind nur M. erkrankt. Uebrigens waͤchst der Muth unserer jungen ger mit der Heftigkeit des Widerstandes, den sie finden.. Estevant, einer der Offiziere des Marine-⸗Artillerie⸗Regimg benutzte seinen Urlaub, um sich zur Franzoͤsischen Armetgh geben und seine militairische Bildung zu vollenden. Est sich freiwillig der Batterie des Forts Montebello an, die n dem Beginn der Feindseligkeiten noch nicht einen NMuenbe verlassen hat, und er war nicht unthaͤtig. Heute ist folgen Tagesbefehl hier erschienen: 1

„Gestern begab sich Se. Maj. der Köͤnig der Belgier durt Trauchéen und besichtigte die Parallelen, die Batterieen und den am weitesten vorgeschobenen Weg des Genie⸗Corps; er t einen schwer verwundeten Sapeur, den man so eben hinmw und dessen Haltung und Sprache einen tapfern und unerschnn Geist andeuteten; der Koͤnig richtete einige Worte der Thet an ihn und verlieh ihm die Decoration des Leopold⸗Orden. unter dem Feuer des Feindes ertheilte ehrenvolle Belohnung fuͤr die ganze Franzoͤsische Armee ein Beweis seyn, welchen!

die verbuͤndete Regierung, fuͤr die wir uns in den Kampf t.

haben, den Diensten derselben beilegt. Unsere Verwundeten s das Antwerpener Hospital gebracht worden, wo sie mit der g. Sorgfalt aufgenommen und behandelt wurden. Der Herr 2 Seutin, der in der Franzoͤsischen Armee gedient hat, zeichnel daselbst durch seine eifrige Hingebung aus. Es ist dem Herrn Malg angenehm, ihm seine Zufriedenheit bezeigen zu koͤnnen. Er fuͤth auch verpflichtet, den Einwohnern von Antwerpen seine Erkenntne dafuͤr zu erkennen zu geben, daß sie uns durch den Buͤrgerm das Anerbieten machen ließen, selbst unsere Verwundeten aus Feld⸗Lazareth von Berchem in das Antwerpener Hospital zu s fen, um ihnen den Wagen⸗Transport, durch den sie vjel wuͤrden, zu ersparen. Der Herr Marschall beeilt sich, der diesen ruͤhrenden Beweis von den dankbaren und menschlichen

sinnungen der Belgischen Nation mitzutheilen; er ist Buͤrge 1

daß die Franzdsischen Soldaten, indem sse ihr Blut fuͤr diehe tion vergießen, niemals vergessen werden, daß unter ihren die Mannszucht und der Muth die erste Stufe einnehmen. . durch werden sie sich ein Recht auf den Beifall der Franzböst Regierung und auf die Achtung aller Voͤlker erwerben.

(gez.) Der General St. Cyr⸗Nugues

Berchem, 11. Dezember, 10 Uhr Morgens. Ge Abend um 8 Uhr wurde einer der kraͤftigsten Angriffe 9 die Lunette St. Laurent gerichtet; alle Batterieen richteten Feuer auf diesen Punkt, so daß das Fort fast gaͤnzlich ze⸗ und seine Communication mit der Citadelle abgeschnitte Niemals war ein Feuern so heftig. Die Hollaͤnder sandtah rerseits eine große Menge von Bomben ab und schossen terbrochen aus ihren Wallflinten; gluͤcklicherweise deckte der

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ce Batterieen und machte ihr Feuern fast unnuͤtz, so daß sehr wenig Leute verloren. Die ganze Nacht hindurch hoͤrte seuern nicht auf, aber es wurde fast nur aus Geweh⸗ kischossen; dies Feuer aber war furchtbar; die Batail⸗ schossen stets pelotonweise. Waͤhrend der Nacht gten auf den 10ten wurde die neue Batterie Nr. 11 Vierundzwanzigpfuͤndern und die Batterie G mit

rsern besetzt. Diese beiden Batterieen befinden sich er ersten Parallele. Auch der groͤßte Theil der fruͤher hin— Parallele errichteten Batterieen, die jetzt sehr weit vor⸗ gen sind und der Festung sehr nahe stehen, ist mit Ge— in besetzt worden. Diese sehr schwierige Arbeit wurde mit wr Unerschrockenheit unter dem Feuer des Feindes ausge⸗ man mußte die Parallele oͤffnen, dann bis zu der Hoͤhe hris, wo die Geschuͤtze stehen, vordringen, und zwar auf ge von zwei tiefen Graͤben begraͤnzten Wege, und endlich chnell auf einer engen Bruͤcke Kehrt machen. Bei diesem

nüzver stuͤrzten zwei Moͤrser um, von denen nur einer wieder bve

richtet werden konnte; der andere ward es erst in der n Nacht. Die beiden neuen Batterieen begannen ihr Feuer Ioten Morgens; aber ein aͤußerst dichter Nebel, der den n Tag uͤber dauerte, ließ keinen Gegenstand auf 100 Me⸗ Entfernung unterscheiden; das Feuer saͤmmtlicher Kanonen⸗ tgrieen wurde daher vermindert, und einige darunter stellten anz ein, weil eine falsche Richtung derselben Unannehmlich⸗ n veranlassen konnte, da sie sich sehr nahe an der Spitze der ye befinden. 3 Uhr Nachmittags. Die Wege ge⸗ die Litadelle und Lunette zu werden mit derselben Vorsicht ee gefuͤhrt; der Mineur ist fortwaͤhrend in seiner Grube hem Arbeiten an der Gegenmine beschaͤftigt, die man jedoch Stunden noch nicht wird koͤnnen springen lassen. Wir ndurch einen Ueberlaͤufer Nachrichten aus dem Innern Etadelle empfangen. Er meldet, daß sich die Garnison ger schlimmen Lage befinde, daß ihre Kasematten sehr feucht inige derselben nicht bombenfest seyen; das Wasser dringe n, und es erkrankten daher sehr Viele. Die von den sischen Batterieen abgeworfenen Bomben und Kugeln ha⸗ ile Gebaͤude in Brand gesteckt, und die Citadelle ist durch Purfgeschosse ganz durchloͤchert worden. Obgleich das erin der letzten Nacht so heftig war, hatten wir doch nur eodte und Verwundete. Vom 11ten auf den 12ten haben General Rapatel, der Oberst St. Aubanet vom 7ten Linien⸗ ment und 2 Bataillone desselben Regiments den Dienst in Tranchéen. Antwerpen, 11. Dez. al indes: „Unsere Leser werden bemerkt haben, daß seit dem h. M., dem Datum des letzten Schreibens des Generals se,, das Fort Montebello nicht aufgehoͤrt hat, gegen die Ci⸗ le zu schießen, und daß trotzdem keine Feindseligkeit gegen Stadt begangen worden ist. Wir beharren bei dem Glauben, der General Chassé, das Interesse seiner Vertheidigung be⸗ schtigend, die Neutralitaͤt der Stadt respektiren wird. Es en indeß unvorhergesehene Umstaͤnde eintreten, und deshalb ortwoͤhrend die groͤßte Vorsicht zu beobachten. Das Feuer die Belagerungs⸗Arbeiten sind waͤhrend der vergangenen Nacht esetzt worden; der Donner des Geschuͤtzes war furchtbar. Feuer diente hauptsaͤchlich dazu, die Errichtung der dritten allele zu beschuͤtzen. Die Arbeiten werden unter dem Feuer Citadelle ausgefuͤhrt, welche sich taͤglich enger eingeschlossen Aehnliche Arbeiten sind vielleicht nie mit gleicher Schnel⸗ hund Kuͤhnheit ausgefuͤhrt worden. Die Belagerten leisten ggen Widerstand, und die Franzosen lassen ihnen gern Ge⸗ igkeit viderfahren. Die in dem Fort St. Laurent be⸗ sche Garnison, welche man auf 4 bis 500 Mann schaͤtzt, hat Hoffnung mehr, sich in die Citadelle zuruͤckziehen zu koͤn⸗ sie haͤlt sich noch immer gut, und bedient sich ihrer Wall⸗ ien nicht ohne Erfolg. Die Arbeiten, um das Glacis zu en, dauern fort, und man haͤlt Faͤhren, Faschinen und an⸗ Mitel in Bereitschaft, um sich der Mauer der Citadelle zu em. Die erste Schleuse des Festungsgraben ist durch die zugn zerstoͤrt worden; man hat die Truͤmmer derselben bei Mechelner Thore aufgefischt. Die Herzoge von Orleans Nemours haben gestern Nachmittag in Begleitung der Ge⸗ le Saudrand und Flahault das hiesige Militair⸗Hospital be⸗ und ihre vollkommene Zufriedenheit mit der guten Pflege Verwundeten zu erkennen gegeben; sie ließen fuͤr dieselben Geschenk von 500 Fr. zuruͤck. Im Hafen hoͤrt man seit Morgen eine starke Kanonade von der Nieder⸗Schelde her. sollen die Kanonierboͤte seyn, welche auf zwei Batterieen n, die in der vergangenen Nacht, die eine bei der Kreuz⸗ unze, die andere beim Doel, von den Franzosen errichtet den sind.“

iessland.

Darmstadt, 12. Dez. Die Mitglieder der Ausschuͤsse er heiden Kammern sind durch die hiesige Zeitung bereits n geworden, und eben so die Mitglieder der Adreß⸗Kom⸗ on der zweiten Kammer. Letztere hat nun ihre Arbeit be⸗ be, und heute Morgen hat der Berichterstatter der Kommis⸗ von Gagern, dieselbe der Kammer vorgetragen. Sie folgt fuͤr Satz der Thron⸗Rede, aber nicht als bloßes Echo, son⸗ als selbststaͤndige Bearbeitung. Der verewigte Großherzog, ruhen in Oberhessen, die treue und genaue Wahrung der asung, die Ober⸗Hessische Miß⸗Ernte, theilweise Theuerun⸗ die Auswanderungen, der politische Zustand Europa's, die den⸗Ausruͤstungen, die neue Gesetzgebung kurz Alles, die Thron⸗Rede enthaͤlt, umgeht auch nicht die Antwort dar⸗ se ist dabei freisinnig, offen, entschieden und doch der Al⸗ hsten Person des Großherzogs und seinen Tugenden treu ezlich, aber ohne Schmeichelei, huldigend. Mit großer erksamkeit folgte die Versammlung der Staͤnde und der zahl⸗ Zuhoͤrer der Vorlesung der Adresse. Morgen hat die His daruͤber statt, und es ist sehr wahrscheinlich, indem die Kom⸗ insich bereits einstimmig dafuͤr ausgesprochen hat, daß auch die ner, wenigstens mit großer Mazoritaͤt, sie als die ihrige „Die neueren politischen Ereignisse in Deutscyland fan⸗ zenfalls in der Adresse Erwaͤhnung. Gestern ist sie ng im Antrag des Abgeordneten E. E. Hoffmann allhier in hung auf die Bundestags⸗Beschluͤsse vom 28sten Juni d. dem⸗Drucke und dem Publikum uͤbergeben, und, als auch dr Kammer angelangt, von dem Praͤsidenten derselben, menrath Schenk, foͤrmlich heute angezeigt worden. Ebenso derselbe noch einen solchen Antrag gleichen Inhalts an, hm die Abgeordneten Dr. Heß, Rausch, von Buseck, Dr. un, Hallwachs, Brunck, von Gagern, Dieffenbach, Elwert inschaftlich gestellt haben. Die ersten drei dieser Deputir⸗ daus Oberhessen, die andern drei aus Rheinhessen, die n drei aus Starkenburg. Eine solche innige Vereinigung verschiedenen Provinzialen hat abgesehen von allem An⸗ seitdem die Verfassung existirt, nicht bestanden.

Das hiesige Journal enthaͤlt

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Mannheim, 10. Dez. Am 2ten d. M. wurde auf

der hiesigen Buͤhne bei gefuͤlltem Hause zum erstenmale die neue

große heroische Oper „Valeria“ in drei Abtheilungen, Musik von Aloys Schmitt, unter eigener Leitung des Komponisten auf⸗ gefuͤhrt. Das Susjet, einer Erzaͤhlung van der Velde's entnom⸗ men, gehoͤrt, nach dem Urtheile der Kenner, bei weltem zu dem Besseren dieser Art, und ist auch von allgemeinerem Interesse. Die Musik vereinigt seltene Vorzuͤge in sich. Die Choͤre wirken mit außerordentlichem Effekt, und wahrhaft ausgezeichnet ist die Instrumentation. Unter solchen Umstaͤnden konnte es nicht feh⸗ len, daß die Oper gleich bei der ersten Auffuͤhrung die regste Theilnahme fand, und daß der Komponist am Schlusse derselben gerufen und mit rauschendem Beifalle begruͤßt wurde. Zu der auf den naͤchsten Sonntag angesetzten zweiten Vorstellung hat die Theater⸗Intendantur neue Decorationen anfertigen lassen.

EWEo.

Ein Schreiben aus Konstantinopel (in der Allgemei⸗ nen Zeitung), wiewohl nicht von spaͤterm Datum als die be⸗ reits bekannten Nachrichten (vom 10. Nov.), enthaͤlt doch fol⸗ gende nouere Mittheilungen: „Aus dem Moniteur Ottoman werden Sie die Stellung der gegenseitigen Streitkräͤfte Ibra⸗ him Pascha's und der Pforte ersehen, die fuͤr letztere nicht sehr vortheilhaft ist. Die Aegyptier scheinen die Absicht zu haben, gerade gegen die Haupkstadt zu marschiren, und warten auf die Mitwirkung ihrer Flotte, um diese anzugreifen. Der Ueberrest der Großherrlichen Truppen (denn der Name Armee ist fuͤr sie unpassend) ist in diesem Augenblicke der groͤßten Gefahr ausge⸗ setzt. Der Groß⸗Wesir hat daher schleunig die Hauptstadt verlas⸗ sen, rafft alle Milizen zusammen, und hofft den Feind so lange zu beschaͤftigen, bis die Huͤlfstruppen eintreffen, die man, dem Vernehmen nach, aus Rußland erwartet. Es heißt naͤmlich all⸗ gemein, der Russische Botschafter habe dem Sultan in einer Audienz erklaͤrt, daß der Kaiser, sein Herr, bereit sey, die Pforte gegen den empoͤrten Pascha von Aegypten zu unterstuͤtzen, und dies sey die Veranlassung gewesen, daß ihm der Sultan so reiche Geschenke zustellen ließ, welche sich selbst auf die Secre⸗ taire der Botschaft ausdehnten. Man fuͤgt hinzu, es wuͤrden in Odessa bereits Anstalten zur Ueberschiffung Ruͤssischer Truppen getroffen, auch solle eine Russische Escadre zur Tuͤrkischen Flotte stoßen. Die meisten Tuͤrkischen Kriegsschiffe liegen wirk⸗ lich im Kanale, und scheinen von irgend einer Seite Verstaͤr⸗ kungen zu erwarten, da ihre Equipagen auf dem Kriegsfuße blei⸗ ben und viel Munition an Bord geschafft wird. Der Kapudan⸗ Pascha wird sie jedoch nicht anfuͤhren, sondern durch einen er— fahrenen Seemann ersetzt werden. Bestaͤtigen sich diese verschie⸗ denen Geruͤchte, so werden die Aegyptier schnell wieder in die Desensive geworfen werden, und einen gefaͤhrlichen Ruͤckzug zu bestehen haben. Es bedarf nur 10,000 Mann wohl disciplinir⸗ ter Truppen, an die sich die zerstreuten Schaaren anschließen koͤn⸗ nen, um Ibrahim Pascha den Sieg streitig zu machen, und ihm einen aͤußerst gefaͤhrlichen Ruͤckzug durch das theils wuͤste, theils durch den Krieg verheerte Syrien zu bereiten, wo er im Ungluͤck eben so leicht Feinde und Verfolger finden wuͤrde, als er bei seinem siegreichen Fortschreiten Anhaͤnger gefunden hat. Die Einwohner der Hauptstadt sind durch diese Hoffnung Russischer Unterstüͤd ung schon wieder ganz beruhigt, sie bauen vollkommen auf die Rus⸗ sische Intervention. Es ist eine seltsame Erscheinung, die Pforte in enger Freundschaft mit Rußland zu sehen, mit dem sie seit

der Regierung Peters des Großen, so zu sagen, in ununter— brochener Fehde war. Uebrigens erefpech das edle Benehmen des Kaisers Nikolaus in dieser Gelegenheit seinen bekannten durch Großmuth und Weisheit ausgezeichneten Gesinnungen; statt von den Verlegenheiten der Pforte Vortheile zu 8 was ihm ein Leichtes waͤre, ist er der einzige Monarch, der ihr zu Huͤlfe eilt. Er hat schon durch die Abberufung der Russischen Agenten aus Aegypten dem Pascha zu erkennen gegeben, wie sehr er dessen Empoͤrung gegen seinen Monarchen mißbillige, und die unlaͤngst an alle Russischen Unterthanen erlassenen Be⸗ fehle, ihre Handelsverbindungen mit den Aegyptischen Seehaͤfen bis zu Mehemeds Unterwerfung zu unterbrechen, zeugt von der Konsequenz des Russischen Kabinets.“

China.

Die Zeitung von Perking enthaͤlt nachstehenden sehr charakteristischen Kaiserlichen Befehl, zu dem die Vorstellung ei⸗ nes Gesetz⸗Waͤchters (Juischa) uͤber die Nothwendigkeit, die Ketzer⸗Verfolgung einzustellen, Veranlassung gab.

„Die uns vom Ljan⸗tschun⸗zsin gemachte Vorstellung, in welcher er die diesjaͤhrige Fruͤhlingskaͤlte fuͤr die Folge der durch das pein⸗ liche Gericht von vielen vielleicht unschuldig erlittenen Martern haͤlt, und deshalb unsere gnaͤdige Aufmerksamkeit auf diesen Gegen⸗ stand erbittet, ist ein vollstaͤndiger Unsinn. Im verflossenen Jahre hatten wir in der Hauptstadt gegen zwei bis drei Schuh hoch Schnee; in den entferntern Provinzen siel ebenfalls der Schnee bis zu zwei und drei, in manchen sogar bis vier Fuß hoch; eine solche seit meh⸗ reren Jahrzehnten unerhoͤrte Schneefuͤlle kann doch gewiß fuͤr ein gluͤckliches Vorzeichen einer kuͤnftigen reichen Getreide⸗Ernte gelten. Indem wir uͤbrigens dieses in Demuth als eine besondere Gnade des Himmels betrachten und da wir wissen, daß der Wille des Himmels weit uͤber dem menschlichen Verstaͤndniß erhaben ist, so wagen wir es keinesweges, diese unsere Hoffnungen fuͤr unfehlbar auszugeben. Indessen können wir doch sehen, daß seit dem Ein⸗ tritt *) des Fruͤhlings noch nicht mehr als ein Monat verflossen ist, fuͤr die warme Jahreszeit ist es noch zu fruͤh, und im Ver⸗ gleich mit fruͤheren Jahren, ist bei dem jetzigen Wetter keine große Verschiedenheit in der Temperatur der Luft zu bemerken. Was konnte den Lian⸗tschun⸗zsin bewegen, die jetzige Kaͤlte und die haͤu⸗ sigen truͤben Tage fuͤr Vorboten einer Miß⸗Ernte zu halten, und sie als eine Folge ungerechter Urtheilsspruͤche anzusehen, indem er ohne Ueberlegung darunter das gegen die Ketzer eroͤffnete peinliche Ge⸗ richt versteht, durch welches, wie er sagt, viele unschuldig leiden, u. s. w.? Den Zweck dieses Geschwaͤtzes zu errathen, ist schwer. Von Alters her weiß man, daß kein Getreide gedeihen kann, wenn das Un⸗ kraut nicht ausgerottet wird. Gegen Aberglauben und Zauberei, wodurch das dumme Volk leicht verfuͤhrt wird, hat es von jeher Gesetze gegeben, nach denen die Erfinder bestraft wurden. Wer Unkraut unter das Volk saͤet wer falsche Lehren und Ketzereien erfindet, das Volk aufwiegelt und Auflaͤufe anstiftet ist von jeher als gefaͤhrlich fuͤr das Wohl des Reiches und des Hofes betrachtet worden und nie unbestraft geblieben. Dasselbe geschieht auch jetzt. Die Schuldigen werden aufgesucht und gemartert, nicht Unschuldige. Sollte aber in Folge der schlechten Maßregeln und der nachlaͤsstgen Aufsicht der Gouvernements⸗Vorgesetzten und ihrer Untergebenen, der Polizei und der Kreis⸗Chefs von Peking, denen durch unsern besonderen Schan⸗ju anbefohlen ist, solche Verbrecher aufzufangen, auch mancher Un⸗ schuldige mit eingezogen worden seyn, so werden wir, wenn man uns davon in Kenntniß setzt, solche Versehen nicht ungeahndet lassen. Uebrigens folgt daraus noch nicht, daß man wegen einer solchen Furcht, einem Uebel, das einer verheerenden Ueberschwemmung oder der Pest gleich ist, freien Lauf lassen muͤsse; wie soll man ohne An wendung durchgreifender Mittel das Ende desselben erwarten? Wer⸗ den nicht im Gegentheil, wenn Man ihm Zeit zu wachsen giebt, die

*) Nach dem Chinesischen Kalender seit dem 24. Januar dieses Jahres.

Folgen weit gefaͤhrlicher und das Uebel groͤßer seyn? Einer wird gemartert, und Hunderte werden dadurch vorsichtiger gemacht, und fahren ruhig fort, sich mit dem Landbau und den Kuͤnsten zu beschaͤf⸗ tigen; werden durch selche Mittel nicht mehr gute Buͤrger bewahrt und Unschuldige geschuͤtzt? Selbst den im vorigen und diesem Jahre eingefangenen und Lherfäͤbeten Ketzern wurde Gnade nicht vorent⸗ balten; der groͤßte Theil derselben wurde nach dem Verhoͤr und nach⸗ dem man ihnen ihre Unterschriften abgenommen hatte, in Freiheit gesetzt. Wie war es da dem Ljan⸗tschun⸗zsin moͤglich, zu sagen, daß viele, selbst ganze Familien, durch das peinliche Gericht unschuldig ge⸗ litten haben, und daß dieses Loos noch sehr vielen bevorstehe, zu deren Retter er sich in seiner Dummheit aufwirft. Hieraus kann man ersehen, daß der Ljan⸗tschun⸗zsin von den E“ durch⸗ aus nichts versteht, wenn er auch sonst gelehrt ist. Weil man aber von Einem, der blind und taub ist, nicht viel erwarten darf, so wol⸗ len wir diesen seinen Unverstand ungeahndet lassen. Zum Schluß koͤnnen wir nicht umhin, unserem Volke bekannt zu machen, daß wir das Schlechte bestrafen und ausrotten, damit das Gute gedeihe, wir entfernen das Uehel, ehe es sichtbar wird und um sich greift, und dies war und wird unsere stete Sorge seyn, um, waͤhrend wir vom Volke alles Ungluͤck abwenden, mit ihm das hoͤchst moͤgliche Gluͤck zu genießen. Daß aber die Bewahrung der reinen Lehre die erste und einzige Grundlage des Gluͤckes sey, uns uͤber diese der ganzen Welt bekannte Wahrheit weitlaͤuftig auszulassen, halten wir fuͤr uͤberfluͤssig. Dieser Schan⸗ju ist Allen bekannt zu machen.“

Literarische Nachrichten. Preußische Provinzial⸗Plaͤtter.

Von diesen Blaͤttern, die in Koͤnigsberg von dem dortigen Ver⸗ ein zur Rettung verwahrloster Kinder herausgegeben werden, er⸗ scheint seit dem Jahre 1829 monatlich ein Heft von sechs Bogen Herr Hofrath Pdlitz faͤllt daruͤber in seinen Jahrbuͤchern der Ge⸗ und Staatskunst fuͤr 1832, Band 2, Seite 565, folgendes

rtheil:

„Die Beitraͤge zur Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen von Dr. Friedrich Wilhelm Schubert 1831, veranlassen den Referen⸗ ten, in kurzen Andeutungen dieser (naͤmlich der oben angefuͤhrteu) Monatsschrift zu gedenken, welche außerhalb ihrer Provinz, und wenigstens außerhalb der Preußischen Monarchie, weit weniger bis⸗ jetzt noch bekannt geworden ist, als sie es nach ihrem gediegenen Inhalte verdient. Zwar koͤnnen in einer, zunaͤchst auf provinzlelle und oͤrtliche Verhaͤltnisse berechneten Monatsschrift nicht alle Auf⸗ saͤtze und Mittheilungen auch fuͤr das Ausland gleich anpassend seyn; Ref. darfaber versichern, daß er in den vorliegenden Jahrgaͤngen 12 1830, 1831 und 7 Hefte vom Jahre 1832 viele Abhandlungen fand, welche ein allgemeines Interesse fuͤr Geschichtsforscher, Literatoren und Staatswirthe behaupten. Das dem Februar⸗Hefte vorgedruckte Subseriptions⸗Verzeichniß ist sehr stark, und die zweite Auflage des Januar⸗Hefts beweist, 16 beides, die wohlthaͤtige Absicht bei dieser Zeitschrift, so wie ihr Inhalt, Anklang und Anerkennung hauptsaͤch⸗ lich in Ostyreußen gefunden haben.“ 1

Nachdem Referent hiernaͤchst auf einige Aufsaͤtze, die auch die Theilnahme des Auslandes in Anspruch nehmen, aufmerksam ge⸗ macht, schließt er mit folgenden Worten:

„Schon diese Nomenclatur belegt, welche interessante Stoffe in diesen Provinzial⸗Blaͤttern zur Sprache gebracht werden, und wie sehr sie es verdienen, in die Deutschen Journal⸗Gesellschaften, auch außerhalb der Preußischen Monarchie, aufgenommen zu werden; denn unverkennbar wirkt in dieser Monatsschrift ein sehr ehrenwer⸗ ther Kreis von Gelehrten zu einem eben so menschenfreundlichen, als wissenschaftlichen Zwecke.“

Wir theilen diese Reeenston dem Publikum um so lieber mit, als es scheint, daß die Preußischen Provinzial⸗Blaͤtter noch nicht all⸗ gemein bekannt sind und diese Mittheilung vielleicht Veranlassung werden moͤchte, eine groͤßere Verbreitung derselben zu bewirken,

welche sie ihres doppelten Zweckes wegen gewiß verdienen.

Fuͤr den geringen Preis von 2 Rthlr. jaͤhrlich erhaͤlt jeder Abon⸗ nent monatlich 1 Heft von 6— 7 Bogen postfrei zugesendet; eine Summe, die Niemanden zu entbehren schwer werden kann, dem eine nuͤtzliche? und lehrreiche Unterhaltung Beduͤrfniß ist. ch.

Meteorologische Beobachtung. 1832 ee V Nachmitt. Abends Nach einmaliger 16. Dezbr. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck. 334,. Par. 336,5 1 „Per,837. per ueuwarme 8,2 ° R Luftwaͤrme +. 2,° °R. + 2, °R. + 0 ½4 °% R 10 R Thaupunkt + 1, ° ° R. + 1,° °bR. 0,7°R 898 M. Dunstsaͤttg. 92 pCt. 90 pCt. 91 pCt. Zodenwärme 2,5 R. Wetter. regnig. heiter. heiter. ausdünst. 0,o4 11 Rh.

Niederschl. 0, 12 5 ,Rh

Flußwaͤrme

Wind ..... WNW. NW. NW. Wolkenzug NW. 88 EBerliner Bör

B““ Den 17. Dezember 1832. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss.

Coutr.)

[2.f. IBrief. Geld.] tefeld. —eFönn’ênnmnn abag2 EE] St.-Schuld-Sch. 1 991 ½¾ Crosshz. Pos. do.] 4] 98 Pr. Engl. Anl. 18. [102 ⅜⅞ [Ostpr. Pfandhbr.

Pr. Engl. Anl 22. 102 ¾ [omm. Pfandbr.

Pr. Engl. Obl 30. 4 83 ¾ [Kur.- u. Neum. do Präm Sch d. Seeh. 49 ¾ [Schlesische do. Kurm. Obl. m. J. C. [Rkst. C. d. K.- u. N. Neum-. Int. Sch do. Z.-Sch. d. K.- u. N.

Berl. Stadt-Oblig. 91 Königsb. do. 91 [Holl. vollw. Duk. Elbinger do. 92 ½ Neue do. Danz. do. in Th. 33 ½ Friedrichsd'or. . Westpr. Pfandbr. 4 94 ½/ —- IDisconto. . .

AIsftige Börsen. Amsterdam, 12. Dezemhber. Niederl. wirkl. Sch. 40. 5 % neue do. 75 ½. Kanz-Bill. 14 ½. 62 Anl. 96 ½. Russ. (v. 18 ¾ ½ 93 ½. do. (v. 1831) 84 ½¼. Oester. —. 33 Span.

30, ⁄. 5% do. 49 ¼. Hamburg. 15. Dezember. Oest. 5 ½ Met. 84 ⁄. 4% do. 72 ½. Bank-Actien 1099. Russ. Ep, 94 ⁄. Preuss. Präm. Sch. 99 ¼. Poln. 110¼. Dän. 66 ¾. Wien, 12. Dezember.

58% Met 84 ½. Loose zu 100 Fl. 185 ½. Part.-Obl. 125 ¼.

Koͤnigliche Schauspiele.

Dienstag, 18. Dez. Im Opernhause: Mit Allerhoͤchster S zum Benefiz der Dlles. Therese und Fandy Ets⸗ ler, Solo⸗Taͤnzerinnen des Kaiserl. Koͤnigl. Hof⸗Theaters am Kaͤrnthner⸗Thore zu Wien: Zum erstenmale: Blaubart, große romantisch⸗pantomimisches Ballet in 3 Abrheisungen, von . Vestris, fuͤr die hiesige Koͤnigl. Buͤhne cingerichtet und in Seen gesetzt von Therese und Fanny Elsler. Vorher: Der Deger dramatischer Scherz in 2 Abtheilungen, von E. Raupach.

Billets zu dieser Vorstellung sind in der Wohnung de Dlles. Elsler, unter der Stechbahn Nr. 3, 2 Treppen hoch, vo Morgens 9 bis Mittags 3 Uhr und Abends an der Kasse z folgenden Preisen zu haben:

Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

Die Abonnements und freien Entreen sind ohne Ausnahm nicht guͤltig.

Im Schauspielhause: Garrick in Bristol, Lustspiel in 4 Ab theilungen, von Deinhardstein. Hierauf: Die junge Pathe,

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Lustspiel in 1 Akt.

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