8 v 8 dung des Tajo an; noch Vormittags liefen wir in den Fluß ein und legten uns beim Kastell von Belem vor Anker. Die Be⸗ hoͤrden haben uns, weil wir Gibraltar beruͤhrten, zu einer zehn⸗ tägigen Quarantaine genoͤthigt. Vor der Stadt Lissabon fanden wir die Englischen Schiffe „Asia“, „Britannia“, „Caledonia“, den Schoner „Pike“ und das Dampfboot, Korfu“. Der „St. Vincent“ wird wahrscheinlich bis zur definitiven Ausgleichung der Niederlaͤndischen Angelegenheit bher bleiben.“
Der Courier meldet Folgendes: „Wenige Tage nach der Gefangennehmung der Herzogin von Berry gelang es dem Mar⸗ schall Bourmont gluͤcklicher Weise, aus Frankreich zu entkommen. Nachdem er mit vielen Schwierigkeiten und Gefahren gekaͤmpft hatte, fand er endlich ein Fahrzeug, welches ihn nach England brachte. Die Strapazen, welche er dulden mußte, hatten sein
eußeres so veraͤndert, daß seine vertrautesten Freunde ihn kaum wiedererkannten. Der Verraͤther, der die Herzogin von Berry dem General Drouet uͤberlieferte, bemuͤhte sich auf alle moͤg⸗ liche Weise, den Marschall in dasselbe Haus zu bringen, worin die Prinzessin verborgen war, um sie Beide in einer und derselben Schlinge zu fangen. Als er sich den Preis fuͤr den Verrath an seiner Gebieterin ausbedungen hatte, bestimmte er auch eine Summe, fuͤr die er den Marschall verrathen wollte, und der genannte General bewilligte ihm die⸗ selbe. Herr von Bourmont befand sich um diese Zeit in einem
ause, dem Hotel des Generals gerade gegenuͤber, und waͤre ohne Zweifel im Augenblick verhaftet worden, haͤtte man nicht gefuͤrchtet, daß die geringste Bewegung unter der Polizei oder unter dem Militair die Prinzessin aufmerksam machen und die gegen sie vorbereiteten Maßregeln vereiteln moͤchte. Der gege⸗ bene Befehl wurde daher wieder zuruͤckgenommen, und der Mar⸗ schall hatte unterdessen Zeit, sich aus Nantes zu entfernen. Herr von Bourmont befindet sich nun in London.“
Waͤhrend einer der finsteren und stuͤrmischen Naͤchte in vo⸗ riger Woche scheiterte ein kleines auslaͤndisches Schiff (man hielt es fuͤr ein Schwedisches, von Malaga nach Gothenburg be⸗ stimmtes) an einem Felsen ungefaͤhr 2 Englische Meilen nord⸗ westlich von St. Agnes, einer der Scilli⸗Inseln, und ging zu Grunde. Man fuͤrchtet, daß die ganze Mannschaft dabei ums Leben gekommen ist. Mehrere Kisten mir Rosinen und Orangen, die ans Land gespuͤlt wurden, fuͤhrten zuerst auf die Entdeckung dieses Ungluͤcks, und man fand nach kurzen Nachforschungen ein Schiff, das noch alle Masten hatte, etwa 4 Klafter tief unter dem Wasser. Bis jetzt ist nur wenig von der Ladung gerettet worden, und das fortdauernd schlechte Wetter macht die Rortung der uͤbrigen sehr zweifelhaft. Es ist bei dergleichen Vorfaͤllen schon oft von Errichtung eines Leuchtthurms auf den westlich von St. Agnes gelegenen Felsen die Rede gewesen, aber noch an wan sich nicht ernstlich mit dieser nuͤtzlichen Maßregel be⸗
tigt.
Der Maskenball, welcher gestern in dem Koͤnigl. Theater gegeben wurde, war sehr zahlreich besucht. Der Courier be⸗ merkt dabei, daß es zwar nicht an glaͤnzenden Kostuͤmen, wohl aber an geistreichem Witz und komischen Aufzuͤgen gefehlt habe, worin John Bull seinen Nachbarn auf dem Kontinent niemals gleich kemmen werde.
In Dublin fand am vergangenen Sonnabend vor einar zahlreichen und glaͤnzenden Versammlung die erste Vorstellung des Schillerschen „Fiesko“ statt, nach einer Uebersetzung des in Dublin in Garnison stehenden Oberst von Aguilar, die von den Kritikern ungemein gelobt wird.) Das Stuͤck fand den allge⸗ meinsten und lebhaftesten Beifall, und wurde schon zum Montag die zweite Vorstellung angekuͤndigt. Der Marquis von Anglesey und die beiden Ladies Paget wohnten der Vorstellung des Fiesko von Anfang bis zu Ende bei.
Gestern ist hier die Nachricht eingegangen, daß der Capi⸗ tain William Henry Browne vom „Alexandro“ im Monat Maͤrz an der Kuͤste von Java von Piraten auf eine barbarische Weise ermordet worden ist.
Die neuesten hier eingegangenen Zeitungen aus Bombay, welche bis zum 11. August reichen, erstatten folgenden Bericht uͤber die Sitzung einer vor kurzem daselbst gebildeten geographi⸗ schen Gesellschaft: „Sir Charles Malcolm praͤsidirte, und die Verhandlungen waren aͤußerst interessant. Nachdem der Oberst Kennedy zum Vice⸗Patron erwaͤhlt worden war, wurden mehrere Abhandlungen vorgelegt, worunter sich namentlich folgende auszeichnete: „Ueber die geographische Verbreitung und Anstedelung der zehn gefangenen juͤdischen Staäämme.“ Die Schrift bereitete nur erst auf kuͤnftige Untersuchungen vor und verrieth große Gelehrsamkeit, welche die weitere Fortsetzung derselben sehr wuͤnschenswerth machte. Hierauf folgte eine kurze, aber sehr interessante Abhandlung des Lieutenant Wellstead von der Ostindischen Marine, wodurch die lange Zeit streitige Lage von Berenice, welches Plinius 623 als das Entrepot des Europaͤischen und Asiatischen Handels bezeich⸗ net, außer Zweifel gesetzt scheint. Lieutenant Wellstead reichte außerdem den Plan von Ruinen und drei steinernen Tafeln ein, die aus einem ausgegrabenen Tempel herruͤhrten, zwei davon mit Hieroglyphen, die dritte mit einer Griechischen Inschrift. Von den ersteren war nur ein einziges Zeichen bekannt, da es sich haͤufig in den Weih⸗Inschriften auf den kolossalen Statuen von Lupore findet; Champollion uͤbersetzt es in Nr. 299 seines „Tableau general“ durch: kolossale Statue. Die Griechische Tafel, von der leider ein bebeutender Theil fehlt, enthaͤlt folgende Worte: „Von dem Koͤnig . und der Koͤnigin .. Kleopatra .. seiner Schwester. Gott. . T
nschrift eines Koͤnigs von Aegypten zu seyn, der seine eigene
chwester Kleopatra zur Gemahlin hatte. Dies war der Fall mit Ptolemaͤus Euergetes, Ptolemaͤus Lathurus und Ptolemaͤus Dionysius, dem Gatten der bekannten Kleopatra, deren Schoͤn⸗ heit den Marcus Antonius in Fesseln schlug. Es ist demnach schwer, das Alter dieser Inschrift genau zu ermitteln; da man sie indeß neben dem Bruchstuͤck einer Hieroglyphentafel fand, auf der von einer kolossalen Statue die Rede ist, so ist es nicht unwahr⸗ scheinlich, daß beide Tafeln sich auf die Statue des Gottes beziehen, dem der Tempel von einem der genannten Monarchen gewidmet ward. Aus Mangel an den noͤthigen Huͤlfsmitteln hatte man keines der dabei befindlichen Privatgebaͤude ausgraben und auch die Ausgrabungen des Tempels nicht vervollstaͤndigen koͤnnen. Es steht g hoffen, daß sich bald eine Gelegenheit darbieten wird, diese Nachforschungen in groͤßerem Umfange zu erneuern, da man vielleicht ein sehr schaͤtzbares Monument dort entdecken koͤnnte, das, wie der Stein von Rosette, ein neues Licht auf die immer noch sehr dunkele Literatur von Aegypten werfen wuͤrde.“
Niederlande.
Aus dem Haag, 30. Dez. Das Amsterdamer Han⸗ delsblatt meldet als eine Nachricht von guter Hand, daß, als
—⸗) Pergl. Nr. 72 des Magegin fuͤr die Literatur des Auslan⸗ bdet vom Jahre 1832), wo sich ein ausfuͤhrlichet Referat uͤber diese sehr gelungene Uebersetzung des Schillerschen „Fiesko“ befindet.
..“ Es scheint dies die Weih⸗
der General Chassé dem Marschall Gérard die Weigerung Hol⸗ lands, die Forts Lillo und Liefkenshoek zu raͤumen, mitgetheilt worden, der Marschall der Besatzung der Citadelle angeboten habe, ihnen die Ruͤckkehr nach Holland unter der Bedingung zu bewilligen, daß sie unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden nicht wieder dienen wollten. Dieses Anerbieten sey aber von den Hol⸗ laͤndern abgeschlagen und in dessen Folge beschlossen worden, die
Mannschaften nach Duͤnkirchen zu bringen, wo sie in der Stadt
und Umgegend einquartiert werden sollen.
Glaubwuͤrdige Privatbriefe aus Antwerpen vom vor⸗ gestrigen Tage berichten, daß General Chassé, der in den Belgi⸗ schen Berichten als sehr kraͤnklich dargestellt wird, sich im Ge⸗ gentheil recht wohl befindet und jedenfalls viel besser als in den letzten Tagen. Der Zustand des Obersten v. Gumoens, der be⸗ kanntlich mehrere Wunden bekommen hat, war ganz nach Wunsch und keine seiner Wunden mehr gefaͤhrlich; auch das Befinden des Capitain Grafen v. Limburg⸗Stirna war sehr beruhigend.
Von der Schelde wird unterm 28sten d. M. geschrieben: „Der Premier⸗Lieutenant Dufez begiebt sich in diesem Augen⸗ blick mit 150 Matrosen von dem Linienschiffe „de Zeeuw“ auf einem Kanonierboot nach dem Fort Bath. Um eine Vorstellung von dem, was unsere Marine auszuhalten gehabt hat, zu geben, mag die Notiz dienen, daß die Fregatte „Eurydice“ allein 586 Kugeln bekommen hat. Der Schiffer des „kleinen Merkurs“, eines ebenfalls verbrannten Fahrzeuges, erzaͤhlt, daß gestern Abend der General Chassé noch in der Citadelle und der Oberst Koopman noch in der Téte de Flandres in Krieagsgefangenschaft waren. Nach Berichten eines Franzoͤsischen Stabsoffiziers, der hier in einigen Familien⸗Verbindungen steht, hat die Armee des
Marschall Gérard vor Antwerpen 51 Stabsoffiziere, 714 Unter⸗
offiziere und Gemeine an Todten, 131 Offiziere und 894 Ge⸗ meine an Verwundeten und ungefaͤhr 4081 Kranke und Ver⸗ mißte. In Vließingen werden alle Kraͤfte angespannt und eine Menge von Munition, Waffen und Lebensmitteln nach den Forts Lillo und Liefkenshoek gesandt.
Die Staats⸗Courant enthaͤlt das Namen⸗Verzeichniß der Tapferen, die bei der Expedition gegen den Doel am 23sten d. M. getoͤdtet oder vermwundet wurden. Die Zahl derselben beläͤuft sich auf 8 Todte und 48 Verwundete; von den Letzteren sind 12 bereits wieder in ihre Compagnieen eingetreten. Außer⸗ dem werden noch 2 Soldaten vermißt. Dasselbe Blatt ver⸗ spricht, naͤchstens auch die Namen dersenigen bekannt zu machen, welche in der Citadelle und auf der Flottille getoͤdtet oder ver⸗ wundet worden sind.
Nachrichten aus Breda vom 29sten d. M. zufolge hatte der Prinz mit seiner Tages zuvor unternommenen Reise nach Bergen op⸗Zoom bezweckt, die dort befindlichen Verwundeten zu besuchen. In den letzten beiden Naͤchten wollte man bei dieser Stadt anhaltenden Kanonendonner in der Richtung von der Schelde vernommen haben. In der vorhergegangenen Nacht waren mehrere Kuriere durchgekommen, die sich von Bergen⸗op⸗ Zoom nach Tillburg und dem Haag, oder umgekehrt von dort nach Bergen⸗op⸗Zoom zuruͤck begaben.
An der Befestigung von Venloo wird, wie man aus Nym⸗ wegen schreibt, noch immer von den Belgiern gearbeitet, in so weit die Maas es erlaubte; am 13. wurden 4 Haubitzen von der Buͤrgergarde dorthin gebracht und in wenigen Tagen noch mehr Artillerie erwartet. Am 12. wurden 200 Kranke von Loö⸗ wen und Tirlemont nach Luͤttich transportirt, um in den erstge⸗ nannten beiden Staͤdten fuͤr die verwundeten Franzosen Platz 8 gewinnen. Auch in Luͤttich war man mit Befestigung und
erproviantirung der Forts beschaͤftigt.
Das Amsterdamer Handelsblatt stellt folgende Be⸗ trachtungen an: „Das Jahr 1832 geht zu Ende und die letzten Augenblicke desselben sind durch ein Ereigniß bezeichnet worden, das, einzig in seiner Art und ohne Beispiel in der Geschichte, noch nach Verlauf von Jahrhunderten das Interesse und die Bewun⸗ derung der Nachkommenschaft erregen wird. Wird aber dieses Ereig⸗ niß fuͤr den Augenblick zu dem gewuͤnschten Resultate fuͤhren? Sind wir dem Ziele und dem Frieden, dessen Niederland und ganz Europa so sehr bedarf, dadurch naͤher gekommen? Beim Anfange des Jahres glaubten wir an ein guͤnstiges Ende; wird der Erfolg aber auch unsere wohlgemeinten Wuͤnsche und Hoffnungen kroͤnen? Viel, ja, um die Wahrheit zu sagen, Alles haͤngt hierbei von der Ge⸗ sinnung und den Zwecken der dabei betheiligten Regierungen ab. Was beabsichtigt zunaͤchst die Niederlaͤndische Regierung? Es genuͤgt hierzu, die letzte Mittheilung des Ministers der auswaͤr⸗ tigen Angelegenheiten in den Generalstaaten im Auge zu behal⸗ ten. Der Anlaß zu dieser Mittheilung ist mit deutlichen Wor⸗ ten ausgesprochen. Der Zweck der Londoner Unterhandlun⸗ gen war die gaͤnzliche Scheidung Belgiens und Nieder⸗ lands und die Anerkennung des ersteren als eines unabhaͤn⸗ gigen Staats. Unsere Regierung hat sich wiederholt be⸗ reit erklaͤrt, auf dieser allgemeinen Grundlage zu unterhan⸗ deln; der Niederlaͤndische Gegen⸗Entwurf vom 30sten Juni 1832 zeugt davon und die Bereitwilligkeit des Koͤnigs, dem spaͤteren Preußischen Entwurfe mit Vorbehalt einiger die allgemeine Grundlage nicht beeintraͤchtigenden Veraͤnderungen bei⸗ zutreten, giebt davon einen neuen Beweis. Dennoch verdaͤch⸗ tigte man die Absichten des Koͤnigs und unsere Regierung beeilte sich, diesen Verdacht durch Veroͤffentlichung der Aktenstuͤcke ganz u vernichten. Der einzige noch streitige Punkt war der Schelde⸗ bo- und der Durchfuhr⸗Zoll durch das Limburgsche. Aber auch hierin hat der Belgische Bevollmaͤchtigte alle moͤgliche Nachgie⸗ bigkeit gezeigt. Auch jetzt noch will die Regierung zur Erhal⸗ tung des allgemeinen Friedens in einer Weise, wie sie einem nnabhaängigen achtbaren Staate geziemt, unterhandeln. Die Ci⸗ tadelle von Antwerpen freiwillig zu raͤumen, wie von uns verlangt wurde, war mit der Ehre der Nation unvertraͤglich; die Cita⸗ delle ist uns gewaltsam entrissen worden; die National⸗Chre ist ee und mit Blut besiegelt. Man verlangt nun auch die
kumung der Forts Lillo und Liefkenshoek von uns, die Regie⸗ rung verweigert aber dieselbe. Folgt hieraus, daß sie weniger friedliebend ist, denn fruͤher, und daß sie neue Hindernisse in den Weg legen will? Nein! Die Regierung konnte diese Forts freiwillig verlassen, wie das ganze Belgische Gebiet von den Unsrigen verlassen ist, ohne sich bloß zu stellen, sie kann dieselben aber nicht raͤumen auf eine Aufforderung, die von der Franzoͤ⸗ sischen Kriegsmacht, kraft der 24 Artikel, ergeht. Verlangt man den Besitz jener Forts vor Abschluß eines Vertrages mit Nie⸗ derland, so mag man kommen und sich dieselben nehmen, wie dies mit der Antwerpener Citadelle geschehen ist.“
In der von Herrn Donker⸗Curtius in der zweiten Kammer der Generalstaaten bei Eroͤrterung des Gesetz⸗Entwursfs uͤber den Landsturm gehaltenen Rede heißt es unter Anderem:
„Neunzehn Jahre lang, die beste Zeit unseres Lebens, haben wir mit unseren Landsleuten das Joch des Auslandes kennen ge⸗ lernt und getragen; wir wissen, was Franzoͤsische Herrschaft, Fran⸗ zisischer Stolz und Despotismug sagen will. Wir haben es gesehen, wie die Niederlande aus der Liste der Nationen gestrichen wurden;
wir haben sie erlebt jene Zeit der Unterdruͤckung, der Erni gung und des bittersten Spottes, unter der gewaltigen Hand nes Mannes, dessen Name noch auf den Lippen Derjeng schwebt, die uns angreifen, und unter demselben Banner sich den ungeheuersten Mißbrauch der Gewalt gegen uns erla Die Erinnerung an jene schrecklichen Leiden, an die Hem und gaͤnzliche Vernichtung unsers Handels und aller 3.5 unserer Industrie; an die Beraubung unserer Schaͤtze; an die soͤrung unserer Institutionen; an die Wegschleppung unserer der, um das Werk der Gewalt zu befestigen und unsere Ketten fester zu schmieden; an den Schrecken, der alle Herzen erg hatte; an die ohnmaͤchtige Wuth, die uns verzehrte, — alle Erinnerungen sind meinem Gedaͤchtniß zu sehr gegenwaͤrtig, daß ich nicht heute, wo dasselbe Frankreich, dessen Name da uns ein Greuel war, aufs neue eine drohende Stellung anni zur Anwendung aller Mittel mitwirken sollte, die uns vor ä chem Unheil zu bewahren geeignet sind. Zwar scheint die Regierung in Frankreich sich ganz geaͤndert zu haben. Es he⸗ kein absoluter Despot mehr, die Losung ist: Freiheit, G Friede und Wohlstand fuͤr Alle. Sogenannte liverale 2 tutionen scheinen dort zu herrschen; aber diese Losung ist die Gefaͤhrtin der Zuͤgellosigkeit, und ziert am Ende das! ner der Tyrannei; nuter ihrer betruͤgerischen Farbe finde Rebellion ihre schaͤndlichste Stuͤtze, und erlaubt man sich uns die nichtswuͤrdigste Gewalt, gegen uns, die wir nichts veg gen, als Friede fuͤr uns und Andere. Wenn wir daher von unsern Mitteln zur Vertheidigung unserer Unabhaͤngigkeit Get⸗ machen, so vertheidigen wir zugleich jene gemaͤßigten Institutt und die wahre Freiheit wird ihren Triumph in dem unsrigen ihr Grab in unserer Niederlage finden. Deswegen opfern 1 Leben, jene tapferen Krieger in der Eitadelle von Antwerpen am Bord der Schiffe auf der Schelde; nicht fuͤr eine frivole oder bloß des Ruhmes wegen. Sie vertheidigen unsere F und die Unabhaͤngigkeit des Staates, unsere eigenen Graͤnzen sere Zukunft, und selbst wenn sie bei der ungeheuersten Unglei an Kraͤften unterliegen sollten, wird man schon die Fruͤchte erk koͤnnen, die wir spaͤter zu ernten berufen sind. Diese Fruͤchte außer der Ehre, dem Ruhm und der Achtung, welche dem Nieder gezollt werden wird, darin, daß man einen Beweis von üu physischen Kraͤften, von unserem eisernen Willen, von unserem the bei Vertheidigung unserer Nationalitaͤt erhalten haben Die Vertheidigung der Citadelle wird den Feind belehren, was bevorstehe, wenn er unsere eigenen Festungen und Gränzen greifen wagen sollte; sie belehrt ihn, welche Stroͤme Blutes es kosten wuͤrde, wenn es ihm einfallen sollte, einen direkten à. gegen Alt⸗Niederland zu unternehmen. Die Vertheidigung de tadelle und unserer Rechte auf der Schelde, der glorreiche F. im vorigen Jahre und die Entwickelung aller unserer Kraͤfte uͤbrigens dem unruhigen Belgien zeigen, daß es, als unabhaͤn Staat oder als croberte Provinz Frankreichs, stets einen nahen? bar zu achten, zu schonen und noͤthigenfalls zu fuͤrchten hat wird lernen, daß wir keine Beschimpfung, keine Schmäh keine Verletzung eingegangener Verpflichtungen, mit einem 2 keinen Eingriff in unser gutes Recht dulden werden, und eit ches Resultat ist, meine ich, von der allerhoͤchsten Wichtigkett die Zukunft. Und wenn eines Tages eine groͤßere Europaͤlische bination aus dem Europa bedrohenden Chaos hervorgehen dann werden die Opfer, die wir gebracht, die Kraͤfte, die wir wickelt, der Muth, den wir bewiesen haben, dann wird der F von 1831, die beispiellose Vertheidigung der Citadelle, die Auf haltung unserer Rechte auf der Schelde, wenn sie auch fuͤr den genblick nutzlos scheinen, von allen Maͤchten ersten Ranges ho achtet werden; die Zeit, wo man uͤber uns ohne unsere Zustim verfuͤgte, wird nicht wiederkehren, und wir werden dann wege ner gerechten Entschaͤdigung fuͤr alle die Opfer, zu denen man gezwungen, unser Recht geltend machen koͤnnen.”“
— — Amsterdam, 29. Dez. Die Preise der Staats⸗ haben waͤhrend der abgelaufenen Woche einen erheblichen Aufsch erfahren; die Uebergabe der Citadelle von Antwerpen ging der gerung voran, weshalb dieses Exeign ß als Grund davon bem wird, wie sehr auch die fortwaͤhrend feste Haltung der diesee Regierung keine Annaͤherung zu einer Ausgleichung der Belg Angelegenheit erwarten laͤßt. Das Steigen der Hollaͤndischen ruͤhrte aber wohl hauptsaͤchlich von den Requlirungen des nahenden Jahresschlusses her, wo die Contramineurs viel zu! haben werden, und die andern Staats⸗Papiere besserten sich a lebhaftere Hoffnung, daß der allgemeine Friede erhalten bleiben wenn die Franzöosische Armee sich jetzt zuruͤck zieht. Spanische sind insonderheit hoͤher gegangen; nach Griechischen hat sich falls mehr Frage gezeigt. Der Geld⸗Cours erhaͤlt sich auf: — Der Handel in Weizen und Roggen bhleibt stets von ge⸗ Umfang und etwas erhebliche Particen wuͤrden nur zu niedr. Preise Abnehmer finden. Bloß Hafer erhaͤlt sich fest; hier alles Vorgekommene zu den letzten Coursen aufgeraͤumt. stehende Preise sind gestern angelegt: fuͤr Kleinigkeiten 125 bunten Polnischen Weizen 285 Fl., auch 290 Fl., füͤr 124pfu ten Petersburger Weizen 200 Fl., fuͤr 117pfuͤnd. Preußischen gen 190 Fl., 116 pfuͤnd. getrockneter Roggen wurde fuͤr 180 lassen; fuͤr 80.81.83. 858fünd. feinen Friesischen Hafer 90.1 94.100 Fl., fuͤr 86. 88pfüͤnd. dicken dito 98.100 Fl., fuͤr pfuͤnd. Futterhafer 80. 85 Fl. 6 “
“ Belgien. 8 Bruͤssel, 29. Dez. Der Koͤnig, welcher gestern in zuruͤckerwartet wurde, wird, wie es heißt, seine Abrei Antwerpen so lange verschieben, bis die Hollaͤnder die Cit geraͤumt haben.
Der Marschall Gérard hat mehrere Belgische Offzt Rittern der Ehren⸗Legion vorgeschlagen; unter ihnen b sich der Oberst Buzen, die Chirurgen Seutin und Gouz Herr Gerber, Direktor des Antwerpener Militair⸗Hospitalk
Der Independant sagt: „Der Koͤnig von Hollatm sich, wie man weiß, geweigert, die Forts Lillo und Liefkaib zu raͤumen. Der Marschall Gérard hat trotz dem der son angeboten, sie in Freiheit zu setzen, wenn sie bis zu den nicht gegen Frankreich und seine Verbuͤndeten dienen Der General Chassé hat diesen Vorschlag abgelehnt. nun beschlossen worden, daß die Hollaͤndische Garnison in Kolonnen nach Duͤnkirchen gebracht werden soll. Die er lonne wird heute abgehen und in Gent uͤbernachten.“
Man meldet aus Berchem, vom 29. Dez., 10 Uhr gens: „Das 8te leichte und 12te Linien⸗Infanterie⸗Re unter dem Kommando des General Castellane hatten ihr tonnirungen aufgehoben, um sich nach der Citadelle u Burght zu begeben, und die erste Kolonne der Gefang eskortiren. Diesen Morgen um 6 Uhr begann man die schiffung von 2500 Mann, welche diese Kolonne bilden, uͤber die Schelde zu setzen. Sobald sie versammelt setzte man sich in Marsch auf der Chaussée von 2 Morgen werden die Gefangenen zu Gent uͤbernachte Morgen fruͤh wird der Rest der Gesangenen, un 1500 Mann zur selben Stunde und in derselben R abgehen. Der General Chassé wird in seinem Wagen
Man hat in der Citadelle 120 in gutem Zustande bei Belagerungs⸗ und Feldstuͤcke, und uͤber 80 zum Dienst un bare Stuͤcke gefunden. Es gab daselbst 31 Pferde, wel an die Stuͤcke spannen wird, die nach Frankreich gebrach den sollen. — Das Hauptquartier wird morgen fruͤh um
aufgehoben werden. Der Marschall, sein Stab und der
e 4 „ 84 . G 8
eral⸗Stab werden an demselben Abend zu Bruͤssel ankom⸗ , welches sie Montag oder Dienstag verlassen werden, um nach Valenciennes zu begeben. — Morgen um Mittag wird itadelle mit den in der Naͤhe gelegenen Forts den Belgi⸗ Truppen uͤbergeben werden. — 11 Uhr. Die Feld⸗Artil⸗
der Division Achard kam so eben auf ihrem Ruͤckmarsche
Frankreich hier durch. — Der Kommandant Koopman wird zhrend genau bewacht. Bis diesen Augenblick ist in An⸗ ig seiner noch nichts entschieden; eben so wenig in Ansehung im Wachthause befindlichen Seeleute. Indessen laͤßt Alles en, daß, wenn man sie nicht morgen fruͤh mit den andern naenen wegschickt, sie auf einem andern Wege gleichfalls Duͤnkirchen werden gebracht werden. — Mittag. Man noch das Kanonenfeuer auf der Schelde.“ Im Liberal liest man: „Die in der Umgegend von Ter⸗ en kantonnirte Division des Generals Daine hat Befehl er⸗ n, sich uͤber Antwerpen hinaus zu begeben, um unsere ze von dieser Seite zu decken.“ Von dem Ruͤckmarsch der Division Sebastiani geschieht gar keine Erwaͤhnung. Dieselbe duͤrfte vor der Hand noch rer bisherigen Stellung an der untern Schelde verbleiben, e noch mit den Hollaͤndern zu schaffen zu haben scheint. an meldet aus Calloo vom 27sten Dez.: „Der Deoel ist nicht außer Gefahr. Die Hollandische Flotte hat gestern mittag diesem Donfe gegenuͤber Stellung genommen und glaubt, daß sie neue Truppen an Vord habe. Der Gene⸗ jeutenant Sebastiani, von diesen Bewegungen in Kennt⸗ esetzt, schickte seit heute Morgen einen großen Theil seiner sion dort hin. Der General von Rumigny ist auch ange⸗ en; indessen haben wir bis diesen Augenblick nur erst e Kanonenschuͤsse gehoͤrt. Wenn die Hollaͤnder es wagen n, eine Landung zu versuchen, so wuͤrden sie sehr uͤbel mit⸗
bc- b— demommen werden, waͤren ihrer auch Zehntausend.“
Man spricht hier von einem strengen Beschluß, der in Be⸗
ig auf den Capitain Koopman gefaßt seyn soll. Er wird von
armen bewacht, und darf, ohne Erlaubniß des Marschalls, iemanden sprechen. Er wird als nicht mit in die Capiku⸗ begriffen betrachtet. Gestern hatte sich das Geruͤcht verbreitet, daß der General 6 im Hotel Bellevue angekommen sey, welches sich aber bestaͤtigte; der General wird erst in der Nacht in Bruͤssel men, und morgen fruͤh in Begleitung zweier Franzoͤsischen „Offiziere nach Frankreich weiterreisen. — Der Marschall den Generalen Chassé und Favauge angeboten, sie moͤchten ihnen angenehmste und gemachlichste Transportmittel waͤhlen. beschraͤnkten sich darauf, zwei Wagen anzunehmen, welche ich zu ihrer Verfuͤgung gestellt wurden. Sie wollten die r ihren Befehlen stehenden Truppen nicht verlassen, und be⸗ en darauf, ihnen bis zu ihrer Bestimmung zu folgen. Der eral Favauge ist zuerst abgereist.
Antwerpen, 29. Dez. Die Franzoͤsische Armee hat sich ewegung gesetzt. Die Division Achard befindet sich schon dem Marsche; sie eskortirt die Hollaͤndischen Gefangenen, denen 2300 Mann sich heute nach Duͤnkirchen auf den Weg acht haben. Die von dem General Simonneau kommandirte allerie-Brigade ist auch abgegangen, eben so der Train der itair⸗Equipagen. — Die Franzoͤsische Armee fuͤhrt als An⸗ en an diesen Feldzug 6 Stuͤcke Geschuͤtz aus der Citadelle sich, welche ihr von dem Koͤnig Leopold angeboten worden — Der General Chassé befindet sich noch in der Citadelle; glaubt, daß er heute abreisen wird. Der Marschall Gérard wahrscheinlich erst am kuͤnftigen Montag von hier abgehen.
Piunutischlanb.
Hannover, 28. Dez. In der zweiten Kammer der allge⸗ en Staͤnde⸗Versammlung wurde am 20sten d. M. uͤber Erhoͤhung der Besoldungs⸗Einkommen und der drei hoͤch⸗ Klassen, wie der Saͤtze außer den Klassen der Gewerbe⸗ r berathschlagt. Mehrere Mitglieder hielten den gegenwaͤr⸗ Zeitpunkt, wo in anderen Landern bedeutende Steuer⸗Ver⸗ erungen angeordnet wuͤrden, fuͤr eine Vermehrung der ern sehr unguͤnstig, besonders da man durch Verdoppelung
angelhaft angelegten Steuern zu hoͤherer Einnahme zu ge⸗
n gedaͤchte, und eben dadurch auch die Fehler derselben dop⸗ empfunden werden wuͤrden. Von der anderen Seite wurde die Dringlichkeit des finanziellen Beduͤrfnisses hingewiesen, endlich der Vorschlag in seinen Haupt⸗Bestimmungen zum male angenommen. Von der Finanz⸗Kommission war fer⸗ der Antrag gemacht, die Erhoͤhung des Stempels von aͤrtigen Zeitungen vorzuschlagen. Dieser Vorschlag wurde mehreren Mitgliedern lebhaft bestritten. Man war der Mei⸗ , daß periodische Blaͤtter mehr als umfangsreiche theure iften zur allgemeinen Bildung Sthcteser vermoͤchten, daß
erlangen nach Belehrung und nuͤtzlicher Unterhaltung das ngslesen zum Beduͤrfnisse gemacht habe, daß diese nicht von egierung ausgehende Finanz⸗Operation nur ein kleinliches eutendes Resultat geben und andere Zwecke als die Ver⸗ g der Geldmittel ausgesetzt werden wuͤrden; daß, waͤh⸗ man Verbindungen aller Art mit den Bewohnern ande⸗ aͤnder anzuknuͤpfen suche, die am leichtesten zu Gebote den geistigen Verbindungsmittel nicht zu erschweren waͤ⸗ wodei auf die Antraͤge im Englischen Parlamente wegen affung des Zeitungs⸗Stempels, auf den bereits auf den ngen ruhenden bedeutenden Post⸗Aufschlag hingewiesen wur Von anderen Mitgliedern wurde dagegen die Vermehrung innahmen als fuͤr den Vorschlag sprechend hervorgehoben, derselbe bei der Abstimmung durch die Mehrheit genehmigt. einen Antrag, den Stempel auf die Spielkarten um ein
theil zu erhoͤhen, nach Ansicht des Antragstellers begruͤndet F Endlich hat Cotta das Verdienst, die Schriftsteller⸗Honorare in
die klar und unzweifelhaft vorliegende besondere Ange⸗ nheit einer in dieser Hinsicht zu beschließenden, nur die chwendung der Zeit treffenden Belastung, wurde lediglich gnet, daß groͤßere Einnahmen hiervon nicht zu erwarten , und wurde hierauf dieser Antrag abgelehnt.
Gotha, 1. Jan. Wohl niemals war bei uns der Schluß einen wie der Anfang eines neuen Jahres mit solchem Ju⸗ gefeiert worden, wie am gestrigen und heutigen Tage. — Sr. Durchlaucht unserm regierenden Herzoge war der ge⸗ Tag zum Einzuge Ihrer Hoheit der Frau Herzogtn, Hoͤchst⸗ Gemahlin, bestimmt worden. Am Tage vorher kamen Koͤnigl. Hoheit, Herzog Alexander von Wuͤrttemberg, Hoͤchst⸗ em eine Abtheilung der Buͤrger⸗Uhlanen entgegen geritten Se. Durchlaucht Herzog Ferdinand, und Ihre Durchlaucht Frau Herzogin Sophie, vermaͤhlte Graͤfin. Mensdorf, mit östdero beiden Soͤhnen, hier an. — Des Morgens halb Uhr reisten die Hoͤchsten Herrschaften von Oberhof ab. Bei Rondel diesseits Schwabhausen war die zum Einzuge fest⸗ geschmuͤckte Begleitung in einer Linie aufgestellt; die Hoͤch⸗ Herrschaften fuhren voruͤber; dann defilirte der Begleitungs⸗
C6
zug und setzte sich in die bestimmte Ordnung. Zuerst kam die Gendarmerie, dann der Fuͤrstl. Thurn⸗ und Tagxische Ober⸗ Post⸗Commissair, die Beamten der Post und eine Anzahl Po⸗ stillons; dann gegen 800 berittene Landleute unter der Anfuͤh⸗ rung des Personals der Aemter, eine Abtheilung der Buͤrger⸗ Uhlanen und die Herzogliche Jaͤgerei. Jetzt erschien, nach einem Theil des zum Marstall gehoͤrigen Personals und vor ihm der Kommandant unsrer Stadt, der offene Wagen mit unserm Durch⸗ laͤuchtigsten Herzoge, der Durchlauchtigsten Herzogin und den Prinzen Ernst und Albert; neben dem Wagen ritten vier Ka⸗ valiere; nach ihm kam wieder eine Abtheilung der Buͤrger⸗ Uhlanen; hierauf der Wagen mit Ihren Hoheiten den Prinzen Alexander und Ernst von Wuͤrttemberg, begleitet von zwei Ka⸗ valieren; hierauf ein dritter Wagen mit den Staats⸗ und Gesellschafts-Damen Ihrer Hoheit; dann der Staatswa⸗ gen; nach diesem sechs mit Wappen⸗Decken geschmuͤckte Handpferde, und Stallbedienten; das Gefolge in mehreren an⸗ deren Wagen und eine Abtheilung Gendarmerie machten den Beschluß. An einer Ehrenpsorte uͤberreichten die Oekonomen hie⸗ siger Staͤdt ein Gedicht. Der Zug begab sich vor dem Palais, welches der Herzog Alexander von Wuͤrttemberg bewohnt, wie vor dem Palais Ihro Hoheit der verwittweten Frau Herzogin zu Sachsen⸗Gotha und Altenburg, Hoͤchstwelche die Hoͤchsten Neuvermaͤhlten von dem Valkon begruͤßte, voruͤber nach dem Eingange der Ersurter Straße. Hier war unter einer zierlich und schoͤn geschmuͤckten Ehrenpforte der Stadt⸗Rath und eine Anzahl Toͤchter der Stadt versammelt; mit kurzen Anreden be⸗ gleitete diese Deputation die Uebergabe von Gedichten; ungeach⸗ tet der winterlichen Jahreszeit waren die Haͤuser mit Guirlanden und auf mannichfaltige Weise schoͤn geschmuͤckt. An der St. Margarethen⸗Kirche begruͤßte die Geistlichkeit mit den Lehrern der Schulen die Hoͤchsten Herrschaften; auf dem Jacobs⸗Pläatze, an dem Fuße eines Obelisken, brachte die Kaufmannschaft ihre Huldigungen dar; auf einer Estrade auf dem Markte standen die Abgeordneten der Innungen, ein Lied wurde gesungen und uͤberreicht; dann begab sich der Festzug durch eine an dem Land⸗ schafts⸗Gebaͤude von der Landschaft errichtete Ehrenpforte nach dem Herzoglichen Residenzschlosse, vor welchem Militair in zwei Linien aufgestellt war. Die Hoͤchsten Herrschaften stiegen an der großen Treppe links vom Eingange, empfangen von dem Hofstaat, von den Gliedern des Ministeriums und den Chefs der Landes⸗Kollegien, ab und begaben Sich in die Zimmer des zweiten Appartements.
Die Hoͤchsten Herrschaften statteten kurz nach Ihrer Ankunft auf dem Residenz⸗Schlosse Ihrer Hoheit der verwittweten Frau Herzogin von Sachsen⸗Gotha und Altenburg einen Besuch ab, und es wurden alsdann die Abgeordneten der Stadt bei der regierenden Frau Herzogin Hoheit zu besonderer Audienz vor⸗ gelassen. Hoͤchstdieselben geruheten von der Deputation ein gol⸗ denes, geschmackvoll gearbeitetes Cabaret, als ein der Hohen Neuvermäaͤhlten von der hiesigen Buͤrgerschaft zur Erinnerung an diesen Tag gewidmetes Andenken mit ausgezeichneter Guͤte anzunehmen und mit den Abgeordneten und den spaͤterhin ein⸗ gefuͤhrten Toͤchtern der hiesigen Einwohner, welche Ihre Hoheit bei dem heutigen Einzuge an der staͤdtischen Ehrenpforte begruͤß⸗ ten, mit seltener Herablassung sich zu unterhalten.
Stuttgart, 29. Dez. (Nuͤrnberger Korrespondent.) Der Koͤnigl. Preußische Geheime Hofrath, Freiherr Cotta von Cottendorf, ist heute in seinem 69sten Jahre gestorben. Der Tod dieses in vielen Beziehungen ausgezeichneten Mannes ist ein Verlust fuͤr das ganze Deutsche Vaterland, insbesondere aber fuͤr Wuͤrttemberg. — Er sprach oft mit gerechtem Stolze von der Zeit, wo er — die einzige Stuͤtze seiner zahlreichen fruͤh verwaisten Geschwister — zu Fuße zur Buchhaͤndler⸗Messe nach Leipzig ging. Cotta's Verlags⸗Unternehmungen sind in ganz Europa bekannt; Schiller, Goethe, Herder, Humboldt, Posselt, der Koͤnigl. Dichter von Bayern, kurz Alles, was Deutschland Großes und Klassisches besaß, uͤbergab ihm seine Geistes⸗Pro⸗ dukte. In allen Zweigen des Wissens ließ er geschaͤtzte Zeit⸗ schriften erscheinen: die Augsburger allgemeine Zeitung, das Aus⸗ land, das Morgenblatt, das Literatur⸗ und Kunstblatt, die Berliner Jahrbuͤcher fuͤr wissenschaftliche Kritik, Dinglers polytechnisches Journal und mehrere andere sind nicht nur Eigenthum seiner Handlung, sondern sogar groͤßtentheils von ihm gegruͤndet. In
duͤnchen, Stuttgart und Tuͤbingen besaß er literarische Etablisse⸗ ments. Er betrieb zuerst den Bau der Dampfschiffe auf dem Rhein und dem Bodensee, an denen er sich betheiligte, legte bedeutende Kapitalien in dem Deutsch⸗Amerikanischen Bergwerks⸗Unterneh⸗ men und in der Rheinisch⸗Westindischen Handels⸗Societäͤt an. Seine Druckereien mit mechanischen Pressen in Stuttgart, mit Dampspressen in Augsburg und seine Schriftgießerei sind hoͤchst sehenswerth. Der Freiherr von Cotta war einer der groͤßten Gutsbesitzer Wuͤrttembergs, und seine Guͤter sind Muster des landwirthschaftlichen Anbaues. Die Cotta⸗ schen Schafheerden gehoͤren zu den edelsten und zahlreich⸗ sten Suͤd-Deutschlands. Auch bei vielen Fabrik⸗ÜUnterneh⸗ mungen war er betheiligt, und kein großartiger Plan ließ ihn ohne Theilnahme. Seit 1815 war er bestaͤndig Mitglied der Wuͤrttembergischen Staͤnde⸗Versammlung — oft, und besonders ee auch des staͤndischen Ausschusses. Anerkenntniß seiner Berdienste war die Ertheilung der Freiherrnwuͤrde, der Titel „geheimer Hofrath“, den er von Preußen erhielt, dann Wuͤrt⸗ tembergische, Bayerische und Preußische Orden. Die Zollver⸗ einigung zwischen der Krone Bayern und Wuͤrttemberg, so wie der Zollvertrag dieser Staaten mit Preußen, war zum Theil ein Resultat seines unermuͤdlichen Eifers und seines Patriotis⸗ mus. Der Idee der Handels⸗Vereinigung Deutschlands hatte Cotta die letzten Jahre seines Lebens gewidmet, und ihr, durch Hintansetzung seiner eigenen Interessen, große Opfer gebracht.
Deutschland auf das Dreifache gesteigert zu haben.
Oesterressch.
Wien, 26. Dez. (Allgemeine Zeitung.) Das Pu⸗ blikum ist durch einen ernstlichen Krankheits⸗Anfall, welcher Se. Majestaͤt den juͤngeren Koͤnig von Ungarn betroffen hat, in sicht⸗ bare Bestuͤrzung versetzt. Der Koͤnig hat auf Verlangen der
Aerzte in der Nacht schnell mit den Sterbe⸗Sakramenten verse⸗
hen werden muͤssen, diesen Morgen sollen jedoch die Nerven⸗ Anfaͤlle, woran der Durchlauchtigste Patient besonders leidet, nachgelassen haben, so daß man sich der Hoffnung uͤberlaͤßt, daß bald Besserung eintreten werde. Bei dieser Gelegenheit hat sich die aufrichtige Anhaͤnglichkeit der Bewohner Wiens an die Kaiserliche Familie wieder bewaͤhrt, denn aus jedem Munde hoͤrt man den sehnlichen Wunsch, daß es der Vorsehung gefallen moͤge, das theure Leben des von allen Volksklassen geliebten Prinzen zu erhalten. — Im Bereiche der Politik giebt es wenig Neues; man sieht mit Spannung den weitern Ereignissen in Belgien entgegen. Die Sendung
1 . 1u“ 6 des Herrn Stratsord⸗Canning nach Madrid macht einiges Auf⸗ sehen. Man erinnert sich, daß dieser Diplomat der Pforte viele Verlegenheiten bereitete, als er in Konstantinopel mit der Mis⸗ sion beauftragt war, eine guͤtliche Ausgleichung mit den Griechen zu bewirken; und Manche besergen, daß er in Spanien aͤhnliche Versuche machen moͤchte, die Angelegenheiten der Halbinsel 2 verwirren. Allein die Spanier sind keine Tuͤrken, und es duͤrfte mehr dazu gehoͤren, das Spanische Ministerium uͤber seine und des Landes wahre Interessen zu taͤuschen, als dies bei dem in sich uneinigen Divan damals der Fall seyn mochte.
Italien. 1“
Rom, 20. Dez. Gestern hatte der Koͤnigl. Preußische Minister⸗Resident, Geheime Legationsrath Bunsen, die Ehre,
Se. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen August von Preußen bei Sr. Heiligkeit einzufuͤhren; der Papst unterhielt sich wohl eine Stunde lang vertraulich mit dem hohen Gaste. Auch der General Se⸗ bastiani hatte vor einigen Tagen Audienz bei Sr. Heiligkeit. Heute fruͤh um 4 Uhr trafen Se. Majestaͤt der Koͤnig Otto von Griechenland, unter dem Namen eines Grafen Kel⸗ heim, in Begleitung Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern, welcher wie gewoͤhnlich unter dem angenommenen Namen eines Grasen von Werdenfels reist, aus Florenz hier ein. Beide bezogen die ihrem Koͤnigl. Vater zugehoͤrige Villa Malta. Verwichenen Montag hielt der Papst ein oͤffentliches Kon⸗
Kardinal Spinola stattfand; nach dem oͤffentlichen, fand ein gg⸗ heimes Konsistorium statt, bei dessen Anfang, der Sitte gemaͤß, obgenanntem Kirchen⸗Fuͤrsten, nebst den Kadinaͤlen Capeletti, Del Drago, Pandolsi, Velzi, Gazzoli und Mattei, der Mund ge⸗ schlossen, und bei dessen Ende er ihnen wiederum geoͤffnet ward. In diesem Konsistorium schlug der heilige Vater fuͤnf Erzbischoͤfe vor, von denen zwei in parfibus infidelium und 14 Bischoͤfe, von denen vier in part. insid., und 1 in Chili, 1 in Ostindien, 2 in Portugal und 4 in Frankreich waren. Den oberwaͤhnten Kardinaͤlen wurden noch die Titel ihrer Kirchen angewiesen, und unabhaͤngig von dem Konsistorium erhielten sie durch den Kar⸗ dinal⸗Staatssecretair Ernennungen zu verschiedenen Wuͤrden in den heiligen Congregationen.
Neapel, 18. Dez. gen Tagen die Ehre, dem Koͤnige sein Beglaubigungsschreiben als Großbritanischer Gesandter am hiesigen Hofe und Nachfol⸗ ger des abberufenen Herrn Hill zu uͤberreichen. 8
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 1. Dez. Zu 1.Saes fand in der Nacht vom 14. zum 15. Nov. eine furchtbare Feuersbrunst statt, wodurch mehr als 60 Gebaͤude, worunter 44 Wohnhaͤuser und Magazine, in Asche gelegt wurden. Man kennt den dadurch angerichteten Schaden noch nicht genau, schaͤtzt ihn aber auf 200,000 Dollar Da schon zweimal ein Versuch, in dieser Stadt Feuer anzulegen, entdeckt worden war, so glaubt man auch, daß dieses Ungluͤck das Werk eines Brandstifters sey.
In der ersten Sitzungsdes Repraͤsentanten⸗Hauses von Ge⸗ orgien am 5ten v. M. wurde sogleich ein Gesetz⸗Vorschlag ge⸗ macht, wonach jeder Advokat, Anwalt oder Sachfuͤhrer, der von einem Gerichtshof dieses Staats zu Gunsten eines Cherokesen
Gebiets in Zweifel gestellt wurde, oder der auf irgend eine Weise den letzten Ausspruch des obersten Gerichtshofes in der Sache der Herren Worcester und Butler gegen den Staat Georgien geltend machen wollte, fuͤr einen ee. erklärt werden soll.
Die Cholera und das gelbe Fieber, welche in der letzten Zeit in Neu⸗Orleans so furchtbare Verwuͤstungen anrichteten, daß in den ersten Tagen des November noch taͤglich gegen 200 Beerdi⸗ gungen stattfanden, haben wer in der genannten Stadt so iemlich nachgelassen, und in der Mitte des November betrug die Baht der taͤglich Sterbenden nur noch 50 im Durchschnitt.
Meriko. 8 Mexiko, 19. Oktober. Der General Santana befindet sich nunmehr, an der Spitze von 8000 Mann, nur noch eine Meile von der Hauptstadt, und man erwartet, ihn morgen hier einruͤcken zu sehen, obgleich es der General Facio, der noch 5000 Mann unter seinen Fahnen hat, gewiß an einem hartnaͤckigen Widerstande nicht wird fehlen lassen.
ee
mente mit seinem Armee⸗Corps von hier aufgebrochen, um gegen Mexiko zu marschiren, dessen sich Santana in diesem Augenblick vielleicht schon bemaͤchtigt hat. Andererseits hat der General Moctezuma 1500 Mann zu Tula versammelt und ist im Begriff, mit diesen Streitkraͤften gegen San Luis vorzuruͤcken.
Berlin, 4. Jan. Aus Elberfeld schreibt man unterm 29. v. M.: „Bekanntlich hat das Koͤnigl. Ministerium auf den Antrag der Westphaͤlischen Provinzial⸗Staͤnde die Anlage einer Eisenbahn zur Verbindung der Peser mit der Lippe genehmigt und von dem Comité, welches sich in Minden zur Ausfuͤhrung dieses Planes gebildet hat, ist der Vorschlag zur Fortsetzung der Bahn durch die Kohlen⸗Reviere und durch das Wupperthal nach Koͤln gemacht worden. Auch in unserer Mitte sind bereits Schritte Befoͤrderung dieses Unternehmens geschehen. Nach einer
ekanntmachung ist naͤmlich eine Deputation der Koͤnigl. Han⸗ dels⸗Kammer von Elberfeld und Barmen mit dem Herrn Ober⸗ Buͤrgermeister Bruͤning, dem Herrn Buͤrgermeister Wilkhaus und dem Herrn Dr. Egen zusammengetreten, hat sich mit dem Mindener Tomité in Korrespondenz gesetzt, und fordert ihre Mitbuͤrger auf, zur Bestreitung der Kosten, welche die Ermitte⸗ lung der fuͤr Elberfeld und Barmen guͤnstigen Bahnlinie und des erforderlichen Bau⸗Kapitals, so wie die Verhandlungen mit an⸗ deren Comité's u. s. w. erfordern werden, Beitraͤge von 5 Rthlr. zu unterzeichnen, durch deren Entrichtung man Theilnehmer des provisorischen Vereins werden, und an den Verhandlungen Theil nehmen kann, bis solche zur Eroͤrterung und Feststellung des Statuts fuͤr die wirkliche Actien⸗Betheiligung gediehen sind.“
— Der Professor Dr. J. Muͤller zu Bonn hat von der Koͤnigl. Akademie der Wissenschaften zu Paris die große goldene
Medaille erhalten, welche ihm als Preis der Experimental⸗Phyv⸗ siologie, namentlich fuͤr sein Werk uͤber die Druͤsen, in der Siz⸗ zung des Franzoͤsischen Instituts vom 21. November v. J. zu⸗ erkannt worden ist.
sistorium, in welchem die schon erwaͤhnte Hutverleihung an den
Der Lord Ponsonby hatte vor eini⸗
oder Cherokesen⸗Abkoͤmmlings oder eines Weißen in einer Ange legenheit plaidiren moͤchte, wobei die Gerichtsbarkeit von Geor,«,.“
gien uͤber den von den Cherokesen eingenommenen Theil seines
San Luis, 21. Oktober. Heute ist der General Busta⸗
— Zu Koͤnigsberg in Pr. wurden im Laufe des vori⸗ gen Jahres 1844 Kinder geboren; es starben 1826 Individuen,
so daß sich ein Zuwachs von 18 Seelen ergiebt.
Unter den
a b
2
— *
12