1833 / 88 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

wechselseitigen Verdienste der erwaͤhnten Maͤnner in jener Periode etwas genauer zu bezeichnen, wobei mich noch obenein der Gedanke leitet, daß, wenn es mir gelingen sollte, einige von dem Biographen ausgesprochene Ansichten zu berichtigen, ich dadurch auch zugleich dem hochgeachteten Geschichtschreiber von Preußen vollstaͤndigere Materialien geben wuͤrde. 1 8

Es ist meiner Meinung nach eine sehr schwierige Aufgabe, uͤber einen solchen Charakter, wie den von Scharnhorst, ein kurz abspre⸗ chendes Urtheil zu faͤllen, es duͤrfte wenigstens dazu tiefe Menschen⸗

kenntniß, sehr umfassendes kriegerisches Wissen und eine genaue Bekanntschaft mit allen damaligen Verhaͤltnissen nothwendig seyn.

Weit entfernt bin ich daher, auch diese Aufgabe hier loͤsen zu

vollen; mein Vorsatz ist es nur, zu der schoͤnen Schilderung, wel⸗ che der verstorbene General Clausewitz von dem Leben und Charak⸗ er Scharnhorsts uns bereits in der historisch politischen Zeitschrift ab, einige Beitraͤge zu liefern.

Der Herr Verfasser liefert sodann in Bezug auf den Cha⸗ akter des Generals von Scharnhorst in den unmittelbar hier⸗ uf folgenden Stellen nachstehenden Beitrag:

Durch meine fruͤheren amtlichen Stellungen ist mir das Gluͤck u Theil geworden, den groͤßten Theil der Maͤnner, die sich in je⸗ er Zeit auszeichneten, nicht allein persoͤnlich, sondern auch durch Heschaͤfts⸗Verhaͤltnisse naͤher kennen zu lernen. Es sind mir in die⸗ em Kreise wohl beruͤhmte Maͤnner begegnet, die in einzelnen na⸗

tuͤrlichen Anlagen oder Zweigen des erlernten Wissens Scharnhorst uͤberlegen seyn konnten, Viele habe ich gefunden, die in der Gabe den Werth ihrer geistigen Mittel oder ihrer amtlichen Stellung aͤu⸗ ßerlich geltend zu machen, ihm offenbar vorstanden, aber dagegen habe ich in diesem Kreise Keinem begegnet, dessen Worte und Hand⸗ lungen, so wie bei Scharnhorst, immer nur die Ergebnisse eines

vorhergegangenen ruhigen Denkens waren; Keinem, der sich und seine Aeußerungen so zu beherrschen verstand; Keinem, der einer so großen persoͤnlichen Resignation, sey es zur Befoͤrderung der

n ihm gepflegten Staats⸗Zwecke oder auch nur bereitwilliger hr. 8 9 öö Verdienstes, fähig gewesen waͤre, und endlsch Pege e h J1“”“ unc nns V Ebö 1 Herr Salverte widersetzte sich demselben. Herr Man

Keinem, der bei anscheinend weichen, selb einen so unerschuͤtterlich festen Willen in seiner Brust trug.

gegen fremde Meinungen, wenn ihm der Gegenstand unerheblich oder bloß in einem Streit um die aͤußere Form zu liegen schien,

8 8 rot . 1 2 i gs 0 . 2 5 tauschte dahes auch das nreheil der sachtigen Teshachtet, Hie has V kein persoͤnliches Interesse erzeugte Tugend immer ein Ge⸗

gleitet waͤhnen; heftige, leidenschaftliche Menschen haben daher, wie V genstand allgemeiner Nacheiferung bleibe.

es mir vorkoͤmmt, auch immer Scharnhorst unrichtig aufgefaßt.

2 4 9 r 2192 ß 1 . 8 Von dem Jahre 1808 bis zu dem Jahre 1812 habe ich mit geringen triotischer Begeisterung ausfuhrten; auch ihnen droheten alle Wech⸗

selfaͤlle des Krieges und beim Mißlingen gaͤnzliche Zerstoͤrung ihrer

Erscheinen eines großen Mannes nur immer durch Knall⸗Effekte be⸗

durch Reisen erzeugten Ausnahmen in einer taͤglichen, immer enger werdenden Amts⸗Verbindung mit Scharnhorst gestanden und dabei gefunden, daß er in Geschaͤften sich niemals weiter, als es gerade fuͤr den Augenblick nothwendig war, aussprach; von einem sogenann⸗ ten sich geben lassen, von einem Enthuͤllen aller seiner Plaͤne, die⸗ sem Schwelgen in der Zukunft, welches schon mehr als einmal be⸗ ruͤhmten Maͤnnern schaͤdlich ward, war niemals eine Spur, und dies geschah zu einer Zeit, wo er bei den damaligen Verhaͤltnissen mit vollem Vertrauen die wichtigsten Gegenstaͤnde mir uͤbergab, wo er mir taͤglich Beweise freundschaftlichen Wohlwollens ertheilte, mit liebenswuͤrdiger Offenheit uͤber Privat⸗Verhaͤltnisse und wissenschaft⸗ liche Gegenstaͤnde sprach. Es war dies eine Eigenthuͤmlichkeit von Scharnhorst, die, wie es mir scheint, denn doch etwas fuͤr seine nicht gewoͤhnliche Besonnenheit und geistige Kraft sprechen moͤchte. Wenn jemand, den er auch sonst in anderen Verhaͤltnissen achtete, etwas zu heftig auf die Enthuͤllung seiner fuͤr den Staat gefaßten Plaͤne drang, so konnte der gewiß seyn, daß ihn der Generäl durch nichts bedeutende oder einsilbige Antworten in eine ganz andere Richtung leitete und im Dunklen ließ. Ein vertraulicher Briefwechsel des Generals, den ich aus der Zeit seiner Reisen als ein schoͤnes Anden⸗ ken besitze, giebt mir mehr als einmal das Recht, die obige An⸗ sicht auszusprechen. Diese Vorsicht hatte sich so mit Scharnhorst's Charakter verwebt, daß er sie vielleicht sogar zuweilen uͤbertreiben konnte, aber immer leitete ihn die edle Absicht dabei: der Sache sei⸗ nes Koͤnigs durch kein unzeitig gegebenes Vertrauen Schaden zuzu⸗ fuͤgen, der Regierung in jener wechselnden Zeit nicht die Hände zu binden, indem er ihr die Freiheit erhalten wollte, jeder Zeit nach den Verhaͤltnissen des Augenblicks zu handeln. Der Herr Verfasser, indem er in dem Vorstehenden eine sichere Grundlage zur allgemeinen Beurtheilung des Generals von Scharnhorst gewaͤhrt zu haben glaubt, versucht sodann im Ver⸗ laufe seiner Schrift aͤhnliche Materialien zur Beurtheilung des militairischen Standpunkts Scharnhorst's und seines Benehmens im Jahre 1813 vorzulegen, worin ihm zu folgen jedoch der Raum dieses Blattes nicht gestattet. 1 Daͤgegen duͤrfte die Mittheilung der letzten Seiten dieser Schrift gewiß allen Lesern dieser Zeitung willtommen seyn. „Es duͤrfte sich nun wohl“, heißt es pag 59 derselben, „fuͤr jeden aufmerksamen Leser der Standpundt gefunden haben, von dem aus man Scharnhorst's angebliche Weigerungen gegen die Errichtung

der Ostpreußischen Landwehr beurtheilen muß; von dem ersten Au⸗ genblicke an begruͤßte er den Entschluß der Ostpreußischen Staͤnde

als eine schoͤne Buͤrgschaft fuͤr den gluͤcklichen Ausgang des zu be⸗ ginnenden Kampfes, und sprach amtlich wie vertraulich (dafuͤr kann

Maͤnnern, die diese patriorische Handlung ins Leben riefen; aber al⸗

lerdings legte ihm seine Stellung so wie seine Kriegs⸗Kenntniß die Pflicht auf, Alles, was er in jenem Plane Mangelhaftes fand, erst

auszugleichen, ihn mit dem allgemeinen Kriegs⸗ Entwurfe in eine bessere Uebereinstimmung zu bringen. Daß dies eine Menge Hin⸗ und Herschreiben nothwendig machte, daß Scharnhors, der doch nicht die einzige Ober⸗Behoͤrde im Staate war, viele Ruͤcksprachen hal⸗ ten, manche Ruͤcksichten nehmen, entstandene Zweifel loͤsen mußte,

und daß dabei viel Zeit verloren ging, die einen eifrigen Patrioten,

der aber nicht Alles dies kannte, zuweilen ungeduldig machen konnte, ist wohl sehr natuͤrlich. Mir ist allerdings nicht bekannt, was der Graf Ludwig Dohna in einer solchen Stimmung geschrieben haben mag, aber wenn es auch zehn⸗ mal mehr waͤre, wie es die Biographie S. 25 andeutet, immer koͤnnten es doch nur einzelne Empfindungen, nicht vollstaͤndige Be⸗ urtheilungen unserer damaligen politischen Lage seyn, wobei ich denn doch noch hinzufuͤgen muß, daß ich in jener Periode den General taͤglich, den Grafen Dohna wenigstens sehr haͤufig, beide oft zusam⸗ men gesehen habe, aber mich auch nicht der kleinsten Andeutung er⸗ innern kann, die auf vorhergegangene Kaͤmpfe (wie es die Biogra⸗ phie S. 28 sagt) zwischen diesen beiden trefflichen Menschen schlie⸗ ten ließ. Wenn wir Scharnhorst mit vollem Rechte als den Mit⸗ telpunkt ansehen muͤssen, von dem durch eine Reihe von Jahren der Gedanke an einen National⸗Widerstand erhalten, fortdauernd belebt und mit einer seltenen Besonnenheit vorbereitet wurde, so war er es auch, der die erste Frucht jener von ihm gelegten Keime den deee eercan den Ufern des Pregels gefaßten Entschluß, mit der edlen Hingebung, die sein ganzes Leben beaee⸗ zur vollendeten Reife foͤrderte. Der ausgezeichnete Muth, den alle Theile der Preußischen Macht unter den Augen ihres Koͤnigs entwickelten, manche hinzugetretene, vorher nicht zu berechnende guͤnstige Ereignisse, haben den Vertheidigungs⸗ Krieg, auf den man bei dem Ausbruche der Feindseligkeiten gefaßt seyn mußte, gluͤcklich beseitigt und eben so unsere Linien⸗ und Land⸗ wehr⸗Bataillone im glorreichen Siegeszuge bis zum kuͤhnsten Ziele gefuͤhrt, ohne daß deswegen den umsichtigen Vorschlaͤgen des Ge⸗ nerals auch nur der kleinste Theil ihres Werthes entzogen wuͤrde. Wenige beabsichtigte Landes⸗Vertheidigungen, die die Geschichte auf⸗ gezeichnet hat, sind auf einem so durchdachten Alles umfassenden Plan, als der von Scharnhorst war, hegruͤndet, und wenn man hier⸗ zu noch seine vorsichtige, den damgligen Verhaͤltnissen angemessene

eschickte Art der Vorbereitung rechnet, so wird man nicht allein

en inneren Werth eines solchen Planes auf kriegswissenschaftlichem Standpunkte bewundern muͤssen, sondern auch wohl zu der Ansicht

8 8

zu

vernachlaͤssigten Formen,

ich mich verbuͤrgen) nur mit der hoͤchsten Achtung von allen den 001. 136.

vaudeville en 1 acte.

364

kommen, daß Scharnhorst einer der großartigsten, treuesten Diener seines Koͤnigs war, der fuͤr die Wiederherstellung des Preußischen Staates und die Befreiung Deutschlands so viel als nur irgend einer gewirkt hat. Viele Menschen, die bei dem einfachen anspruchs⸗ losen Auftreten des Generals ihn schnell zu uͤbersehen glausten, wuͤrden, wenn sie es versucht haͤtten, so wie er, nur nach reiflich durchdachten Plaͤnen zu handeln, so wie er, ihre Leidenschaften und Worte zu beherrschen, so wie er, sich und ijedes persoͤnliche Interesse dem allgemeinen Besten unbedingt unterzuordnen; nur zu bald wuͤrden sie bei einem solchen Versuͤch und bei ernster Sebstbeobach⸗ tung inne geworden seyn, wie viel jedem von ihnen es an sittli⸗ cher und also auch geistiger Kraft fehlte, um sich diesem seltenen Manne gleichstellen zu koͤnnen. Es waͤre gewiß ganz wider meine auch schon im Eingange ausgesprochene Ansicht, wenn man in die⸗ ser, der Wahrheit und dem Andenken Scharnhorst's dargebrachten Huldigung nicht zugleich die innigste Achtung fuͤr Alles das, was damals in Preußen geschah, finden sollte; viele mir theure Bande rufen mich dazu auf, nur scheint es, daß jene hochherzigen Hand⸗ lungen sich noch aus einem schoͤneren Standpunkte fuͤr die Ge⸗ schichte ufts he n ließen. ö Wenn Maͤnner, durch große Ereignisse und patriotische Gesin⸗ nungen fortgerissen, in einem ihnen bis dahin fremden Kreis des Lebens eingreifen, so liegt wohl ihr groͤßeres Verdienst in ihrer Aufopferung und der dadurch bewiesenen Kraft, nicht in den For⸗ men, die sie zur Darstellung ihrer Gesinnungen waͤhlten. Formen dann nur ihren Erfindern einen wirklichen Ruhm, wenn ie aus einer nach reiflichem Erwaͤgen aller Verhaͤltnisse, als neue Kunstgebilde hervorgegangen sind, wie z. B. die vorhin geschilderten Detasche⸗

ments der Freiwilligen; wo dies nicht der Fall ist, bleibt selbst eine V

gute Wahl doch nur immer ein zufaͤllig gluͤcklicher Einfall.

Dagegen steht desto hoͤher und bewuUndernswerther der verewigte Minister Graf Dohna da, wenn man beruͤcksichtigt, daß er seinen

Entschluß zum Aufgebot einer Landwehr in jenem Augenblick aus⸗

niß zur Vertheidigung des entfernten Monarchen und seiner Krone

fes 1b Hechgen Hrie aufrief, setzte er eben so seine Person als das Erbe seiner Ahnen --1.“n aufs Spiel; er entwickelte hier die Groͤße eines Helden, und sein Beispiel verdient von den Vaͤtern aller kommenden Geschlechter

vor Allem darauf bedacht seyn, die Kolonieen zu heben,

rtdauernd ihren Soͤhnen gezeigt zu werden, damit solche hohe,

Eben so schoͤn ist dieser Standpunkt fuͤr die Zeichnung dessen,

Habe; zwei vorhergegangene Kriegespluͤnderungen und zwei daraus entstandene Seuchen, hatten wohl den Umfang und die Kraft ihres Wohlstandes, aber nicht ihrer Treue gemindert, und dieser innere

Reichthum machte sie faͤhig, mitten unter großen Entbehrungen dies

neue und bedeutende Opfer ihrem Koͤnige darzuthun.

Denkmal zur Erinnerung an jene glorreiche Zeit anfertigen lassen.

Auf dem Altar des Vaterlandes die Buͤste des Koͤnigs, vor dem Al⸗ 0 bea und 13te Satz in etwas modifizirt worden, angenommen.

tar Scharnhorst und Dohna, indem Beide sich die Haͤnde reichen.

Es wuͤrde dadurch nicht allein ihr Wirken zu einem Zweck, ihr Freundschafts⸗ und verwandliches Lebensverhaͤltniß bezeichnet, sondern

Roher nicht weißer wirkten, jeder seine Kraͤfte als ein

auch der Geist jener glorreichen Tage dargestellt, in denen alle Staͤnde und Landestheile, ohne Buch und Rechnung zu halten, ein⸗ muͤthig zu dem großen Zweck

Scherflein der Wittwe zum Throne brachte, um es in dem Wieder⸗ aufbluͤhen des Vaterlandes freudig untergehen zu sehen. ser schoͤne Geist ein fortdauerndes Erbtheil unserer Gauen bleiben.“

Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends 8 Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

7 7 * 27„ 5898 0 337,2 8 Par. 337, 4 6 “Par 337,05 par ueuwarme 5, 88 R. 818 0,7°0 R. g8 7,5b 0 R. 3,8 °R Flußwärme 2,5 R. 2, 1*ℳ 0,0°R. 8 R. Beodenmaͤrme 2771 78 pCt. 54 pCt. zusdünst. 0,071 Rh 68 vego Rederschlaa 0. heiter. baster. Obere Dunste bildeten O. NO. gelbl. Abendsch. und kl. Hof um den Mond.

1833. 26. Maͤrz.

Luftdruck.. Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter. ... Wind

Wolkenzug

0,

70 vCt. heiter. NO

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 22 März. 1

Niederl. wickl. Schuld 45 9.8. 5 % do 84 ½. Ausgesetzte Schuld 12fr. Kanz-Bill 20 ⅛. 69 101 ½. Russ. (v. 1828) 98 ½. (v. 1831) 88½. Preuss. Prämien-Scheine 94. Oesterr. —. 3 8 Span. 42¼ Hamburg, 25. März. .

Oesterr. 58 Met. 91 ½, 48 do. 82 ½. Bank-Actien 1222. Russ. Engl. 100 ⅛. Russ. Holl. (v. 1828) 88 ⅛. do. (v. 1831) —. Preuss. Prämien-

Scheine 104 ⅛. Poln. 115. Dàn. 70 ½. Wien., 22

6

2. März. 5 % Meil. 93 . 4 9 do. 84 ½. 19 do. 22 2. Loose zu Fl. 19070. Bonk-Actien 1231.

5 9% 644 59 64 ½.

Zr6 Part.-

Koͤnigliche Schauspiele. 8 8 Donnerstag, 28. Mäͤrz. Im Schauspielhause: Kaiser Frie⸗

drich II., Dritter Theil, oder: Friedrich's Tod, historische Tra⸗ goͤdie in 5 Abtheilungen, von E.

Raupach.

Freitag, 29. Maͤrz. Im Opernhause: Mirandolina, Lust⸗ spiel in 3 Abtheilungen, von C. Blum. Hierauf: Die neue Amazone, Feen⸗Ballet in 3 Abtheilungen, von Ph. Taglioni.

Im Schauspielhause: 1) Kettly. ou: Le retour en Suisse, 2) La duchesse et le page, comédie en 3 actes et en prose, por Mr. Béraud. b

Sonnabend, 30. Maͤrz. Im Opernhause: Der Kaufmann von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Shakesspeare. (Hr. Porth, vom Stadt⸗Theater zu Leipzig: Shylock, als erste Gastrolle.) 1

Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.

Sonntag, 31. Maͤrz. Im Opernhause: Alcidor, Zauber⸗ Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Spontini.

Zu dieser Oper bleiben die bereits geloͤsten und mit „Sonn⸗ tag“ bezeichneten Opernhaus⸗Billets guͤltig.

Im Schauspielhause: Clavigo, Trauerspiel in 5 Abtheilun⸗ gen, von Goͤthe. (Hr. Porth: Carlos.) Hierauf: Der gerade Weg ist der beste, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. (Hr. Porth: Elias Krumm, als Gastrolle.) nt;

1.“ Konigstadtisches Theat Donnerstag, 28. Maͤrz. Der Pirat, Oper nach dem Italtaͤnischen, Musik von Bellini. Freitag, 29. Maͤrz. Der Dachdecker, komisches Gemaͤlde in 5 Rahmen, von L. Angely. Hierauf: Das Abenteuer in der Neujahrsnacht, Lustspiel in 3 Akten. Zum Beschluß: Der Ecken⸗ steher Nante im Verhoͤr, komische Scene.

““

in 2 Akten,

F.

8 Paris, 21. Maͤrz. Der Koͤnig hielt gestern gegen Mit⸗ tag einen einstuͤndigen Minister⸗Rath. D arschall Gérar

8 1

enauen wissenschaftlichen Kenntniß des Faches,

ve G . schwieri e, die man der Regierung stelle.

s die Staͤnde und Bewohner von Preußen mit wahrhaft va⸗ schwierige Aufgabe, die man xe. h68 dis ende anh glle Tecvohne öG bübaf stets die Besteuerung der Luxus⸗Artikel verlangt, und jet man wieder darauf an, die Abgabe von einem solchen An

ermäßigen.

Moͤge die⸗

hatte sodann eine Audienz bei Sr. Majestaͤt, und begle

Hoͤchstdieselben auf einer Spazierfahrt nach Neuilly.

Die Pairs⸗Kammer ließ sich gestern durch Herrn!

gustin Périer den Kommissions⸗Bericht uͤber den Gese wurf wegen der Forterhebung der Steuern bis zum 1. J. abstatten. Auf den Antrag des Praͤsidenten beschloß die

e G

sammlung, sich, in Betracht der Dringlichkeit des Gegensta unverzuͤglich mit demselben zu beschaͤftigen, worauf, nach Annahme der einzelnen Artikel, der ganze Gesetz⸗Entwurf

119 Stimmen gegen 1 durchging.

ernannt. In der Deputirten⸗Kammer wurden gestern d

rathungen uͤber das Gesetz wegen der Besteuerung des . Herr Piscatori nahm die ganze Sorgfalt d gierung fuͤr den Bau der Runkelruͤbe in Anspruch. Her

fortgesetzt. laroche bemerkte, daß die Fabrication des Runkelruͤben,⸗

sich seit einiger Zeit in Frankreich bedeutend gehoben habg fuͤr die ackerbautreibende Klasse von großer Wichtigkeit sery, halb man bei der Besteuerung zwischen dem aus den Kalhe

kommenden Zucker und dem Runkelruͤben⸗Zucker ein g Gleichgewicht zu beobachten suchen muͤsse. Mehrere ander

In derselben Sitzung nur eine Stunde dauerte, wurden vier Kommissionen zur fung der uͤbrigen, Tages zuvor eingebrachten Gesetz⸗Enm

1

8 1ö6“

Ilgemeine

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Berlin, Freitag den 29sten M.

—x

Amtliche Nachrichte Kronit des Tages. Der bisherige Ober⸗Landesgerichts⸗Referendarius Joseph

ner aͤußerten sich in demselben Sinne, und hielten sonaq etg saner ist zum Justiz⸗Kommissarius bei den Ge⸗

Tages zuvor von Herrn Roul gemachten Antrag, den 3⸗ dem aus den Kolonieen kommenden Zucker um 15 pCt. zu

ßigen, fuͤr unzulaͤssig. Der Marquis v. Marmier erklaͤrte

daß, falls dieser Vorschlag angenommen werden sollte, q genoͤthigt sehen wuͤrde, seine Runkelruͤben⸗Zucker⸗Fabrik einohen. 8

zu lassen. Jener Antrag wurde darauf auch verworfen.

kam die Reihe an ein Amendement des Herrn B. Deless

welcher den gedachten Zoll auf 35 pCt. festgesetzt wissen

war der Meinurgg, daß, wenn in dem vorliegenden Fal

Interesse des Mutterlandes mit dem der Kolonieen kollidin,

erstere aufgeopfert werden muͤsse. Der Staat, aͤußerte et, wieder in den bluͤhenden Zustand zu versetzen, dessen sie sich ehen erfreuen gehabt haͤtten. Der Finanz⸗Minister klagte ü Mam

Diese Aeußerung fand lebhaften Widerspruch Versammlung, und man rief von mehreren Seiten: der sey kein Luxus⸗Artikel. Herr Humann schioß, indem

Kammer beschwor, an dem ihr vorgelegten Gesetz⸗Entwun ½ 1 . zu aͤndern, und mindestens mit einer Neuerung so langen Waͤre ich ein beguͤterter Mann, der die Talente verdienstvoller bis 14“*“ 9

8 sen en koͤnnte, laͤngst sch ätte ich mir ein 4. b Kuͤnstler angemessen belohnen koͤnnte, laͤngst schon haͤtte ich ein Herrn Delessert wurde darauf verworsen und dagegen des

Der Annap stehende, von der Kommission beantragte Tarif, nachdem da

1) Zucker der Franzoͤsischen Kolonieen (fuͤr 100 Kilogramme). (von der Insel Bourbon.. (von den und Guiana. b [von der Insel Bourbon.. Roher weißer svon den Antillen und Guiana.. [von der Insel Bourbon.. . . . .. Raffinirter von den Antillen und Guiana.... 2) Fremder Zucker (fuͤr 100 Kilogramme). 8 auf Franzoͤsischen Schisfen I. Indien ae aus andern außereuropaͤtschen Gegenden Rober nicht weißer aus den Entrepots auf fremden Schiffen .. auf Franzd sischen Schiffen aus Indien aus andern außereuropaͤischen Gegenden saus den Entrepots

Roher weißer oder raffinirter ohne Un⸗

terschied sauf fremden Schiffen .. Einem Zusatz⸗Artikel der Kommission zufolge, der gleichscl nehmigt wurde, soll vom 1. Juni 1834 ab der Zoll vom weißen Zucker aus der Insel Bourbon, den Antillen und G.

um 10 Fr. fuͤr die 100 Kilogramme erhoͤht werden. Handels⸗Minister unterbrach hier auf wenige Augem die Debatte, um der Kammer den nachstehenden, aus einen zigen Artikel bestehenden Gesetz⸗Entwurf vorzulegen:

„Die Eingangs⸗ und Ausgangs⸗Zoͤlle vom Getreide, wie

durch das Gesetz vom 15. April 1832 festgesetzt worden,

auch ferner bis zum 1. Juli 1833 in Kraft bleiben.“ Die obige Berathung wurde darauf fortgesetzt und der Artikel, welcher von der Steuer⸗Verguͤtigung bei der I ausfuͤhrung des eingefuͤhrten rohen Zuckers, in der For raffinirtem Zucker, Kandis⸗Zucker und Zucker⸗Sprup h. nach einer wenig erheblichen Debatte angenommen. Am den Tage sollte die Berathung fortgesetzt werden.

Der General Sebastiani ist gestern in der Hauptste getroffen; sein Aufenthalt in Itallen hat seine Gesundhein lich wiederhergestellt.

Herr Sappey, der sich wegen seiner Befoͤrderu Staatsdienste einer neuen Wahl unterwerfen mußte, ist ve Wahl⸗Kollegium zu Voiron (Departement der Isore) wie waͤhlt worden. 1

Die Berathschlagung des Assisenhofes in der Angele des National und des Charivari zog sich gestern bis 5 ¼ wo der gefaßte Beschluß endlich den Advokaten der Ang digten mitgetheilt wurde. Die Vorlesung desselben daues volle halbe Stunde. Die Herausgeber des Charivah des National, Herren Cuchet und Paulin, sind da der Gerichtshof in den inkriminirten Artikeln Blaͤtter einen ungetreuen und absichtlich entstellten! der Verhandlungen in dem Bergeron’schen Prozesse erka in contnmaciam zu einmonatlicher Haft und einer G von 5000 Fr. (d. h. zu dem Minimum der Gefaͤngniß⸗ dem Maximum der Geldstrafe) verurtheilt, und uͤberdies ersteren auf 1 Jahr und dem letzteren auf 2 Jahre ug worden, uͤber die Sitzungen des Assisenhofes zu berichten. wollen gegen dieses Urtheil appelliren.

Das Linienschiff „le Superbe“ ist am 13ten von nach Bona abgesegelt, wohin es 500 Mann Ergaͤnzungs pen bringt. Der „Marengo“ soll 5 600 Mann nach bringen.

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 101. cour. 101. 50. 3 proc. pr. compt. 78. 10. fin cour 5proc. Neap. pr. compt. 90. 80. fin cour. 90. 90. Span. perp. 70 ¾. 3proc. 44 ¾

Frankfurt a. M., 24. Maͤrz. Oesterr. 5proc. Mete Aproc. 83, ⁄2⁄. Bank⸗Actien 1476. Part.⸗Obl. 135 ½. G. zu 100 Fl. 188 ½. Poln. Loose 58 ½. Br. 2 Redacteur Cottel.

8

W. 9 % 8

zu hn,

Aus Reval wird unterm 13. Maͤrz gemeldet:

1 6

ghes Blatt:

anhn zu Ragnit, den Justiz⸗Aemtern Schreitlaugken zu Ab⸗ Ruß, Heidekrug und Kaukehnen, dem Gerichts⸗Amte richswalde und dem Patrimonial⸗Gericht der Grafschaft nburg, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Ragnit, bestellt

ö

Angekommen: Der General⸗Major und Commandeur ten Kavallerie⸗Brigade, von Zastrow, von Glogau.

1

Zeitungs⸗Nachrichten. vng Ausland.

Rußland. .

St. Petersburg, 20. Maͤrz. dem General⸗Major Pokrowski, Stadt⸗Kommandanten zu k, den St. Stanislaus⸗Orden ister Klasse verliehen.

der Senator Geheime Rath Graf Tiefenhausen ist zum denten und der bisherige Senior von St. Petersburg, Dr. rth, zum Vice⸗Praͤsidenten des evangelisch⸗lutherischen Ge⸗ Ronsistoriums ernannt, und der Direktor des Departements ffentlichen Unterrichts, Jasykoff, ist auf sein Ansuchen, ge⸗ chter Gesundheit halber, in den Ruhestand versetzt worden.

Riga, 21. Maͤrz. Vorgestern erhielten der hiesige Gou⸗ ents⸗Prokurator und die hohen Behoͤrden die ersten Exem⸗ des Russischen Corpus juris, in je 15 Baͤnden, auf offi⸗ Wege uͤbersandt, damit dieselben sich bis zum Jahre 1835, 8 Gesetzbuch in Kraft tritt, gehoͤrig darin instruiren koͤnnen. Am 3ten ist der hiesige Landtag geschlossen worden. Die hiesige bedeckte sich in den letzten Tagen des Februars mit Eis; Maͤrz wurden die ersten Fahrten uͤbers Eis unternommen. dahin waren 6 Schiffe hier angekommen, saͤmmtlich mit üchten aus Messina. Die Ladungen zweier dieser Schiffe,

4 600 Kisten bestehend, wurden mit einem Kosten⸗Aufwand

9,600 Rubel durch Russische Fuhrwerke auf dem Landwege

Ot. Petersburg transportirt. Die uͤbrigen Schiffe wollen

aufgehen des Eises abwarten und dann nach St. Peters⸗

segeln. Am 2ten d. M. gab das Offizier⸗Corps der in [uͤberwinternden Flotten⸗Abtheilung dem Vice⸗Admiral en, der auf seiner Inspections Reise mehrere Tage hier ver⸗ ,ein glaͤnzendes Festmahl.“

Aus Litthauen wird gegenwaͤrtig eine große Menge Flachs ingefuͤhrt.

In der Gegend von Jakobstadt ist die Influenza auch dem Landvolk ausgebrochen; fast in allen Huͤtten findet Kranke, und auch Todesfaͤlle kommen hier und da vor.

Die Fluͤsse haben jetzt hier wieder seit der strengen Kaͤlte 5 Grad am 13ten d. M. eine dicke Eisdecke; die Land⸗ aber sind doch nur fuͤr Wagen fahrbar, weil es bei aller an Schnee mangelte. 8

Polen.

Warschau, 24. Maͤrz. Die hiesigen Zeitungen ent⸗ eine Bekanntmachung des Landschaftlichen Kredit⸗Vereins, welche die, bei Ausgabe der Pfandbrief⸗Coupons fuͤr die en sieben Jahre von 1833 bis 1840 zu befolgenden Vor⸗ en, zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht werden.

Aus Wilna wird gemeldet, daß der dortige Kriegs⸗Gou⸗

ur, Fuͤrst Dolgorukoff, der ugleich das Amt eines Gene⸗

ouverneurs von Grodno und Bialystock bekleidet, am 18. d.

St. Petersburg wieder daselbst eingetroffen ist.

Frankreich. 8

Jaris, 21. Maͤrz. Der Graf Sebastiant hatte gestern Privat⸗Audienz beim Koͤnige und wohnte bereits der ge⸗ Sitzung der Deputirten⸗Kammer wieder bei; er nahm Sitz im Centrum. Die Gazette de France will wissen, in einem der letz⸗ Ninister⸗Conseils habe man sich mit der Frage uͤber die Ge⸗ nhaltung der Herzogin von Berry beschaͤftigt, indessen kei⸗ Peschluß in dieser Angelegenheit gefaßt. der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten hatte gestern hen Botschaftern von Oesterreich und England Konferenzen die Tuͤrkischen Angelegenheiten. Heute machte der Koͤnigl. zische Gesandte dem Minister einen Besuch. Die Bureaus der Deputirten⸗Kammer beschaͤftigten sich n mit zwei Propositionen des Herrn Harlé d. J.; in der trug dieser Deputirte auf eine Besteuerung der in das uch eingetragenen Renten⸗Inhaber mit 1*. pCt. ihres n⸗Kapitals an, wogegen ihnen das Wahlrecht und die barkeit bewilligt werden sollten. Die zweite Proposition Idie Konvertirung der in baarem Gelde oder in Immobi⸗ gestelten Cautionen in Staats⸗Renten. Beide Antraͤge n indessen einstimmig verworfen. In dem Urtheile, wodurch der hiesige Assisenhof gestern heilnahme der Geschworenen die Redacteure des Natio⸗

8

vund des Charivari wegen ungetreuen Berichts der Verhand⸗

n in dem Bergeron'schen Prozesse zu einmonatlicher Haft 5000 Fr. Geldstrafe n riranae, heißt es in Bezug auf „In Betracht, daß der Artikel des National 14. d. M. ein wirklicher Bericht uͤber einen Theil der Sit⸗ ist, indem Zeugen⸗Aussagen, Antraͤge des General⸗Prokura⸗ Aeußerungen der Angeklagten und Fragen des Praͤsidenten mitgetheilt werden, Elemente, die einen wirklichen Be⸗

richt konstituiren; in Betracht, daß der inkriminirte Artikel Ent⸗ stellungen enthaͤlt und fuͤr den Gerichtshof, dessen Praͤsidenten, so wie fuͤr den General⸗Prokurator beleidigend ist; in Betracht endlich, daß der inkriminirte Bericht um so gefaͤhrlicher ist, als er waͤhrend der Verhandlungen erschien und auf die Geschwore⸗ nen einen unguͤnstigen Einfluß ausgeuͤbt haben koͤnnte, so verurtheilt der Gerichtshof u. s. w.

Der National aͤußert sich uͤber obiges Urtheil in folgender Weise: „Das Urtheil ward gestern in der Deputirten⸗Kammer gegen das Ende der Sitzung bekannt, wo Herr Persil es mit⸗ theilte und dafuͤr von seinen Kollegen aus den Eentris Gluͤck⸗ wuͤnsche, vom Marschall Soult aber einen freundschaftlichen Haͤndedruck empfing. Die neue contre⸗revolutionnaire Partei wuͤrde in der That einen großen Sieg gegen ihre Feindin, die periodische Presse, davongetragen haben, wenn ein ohne die Theil⸗ nahme der Geschwornen gefaͤlltes Urtheil guͤltig ware. Der Cas⸗ sationshof wird uns aber gegen diese Willkuͤr schuͤtzen, wie er

es gegen die des Belagerungs⸗Zustandes gethan, und wir koͤnnen

so oft uns dieselben als i 3 Se. Masestät der Kaiser f selben als interessant erscheinen

Fr., bei der des National 903 Fr.,

schon jetzt unsern Lesern versichern, daß keine Macht der Welt uns verbieten soll, ihnen auch fernerhin Berichte uͤber die Ver⸗ handlungen vor den Tribunalen und Assisenhoͤfen mitzutheilen, Man scheint in Zukunft den Zeitungen das Recht bestreiten zu wollen, sich mit politischen Prozessen zn beschaͤftigen und sich fuͤr die Ange⸗ klagten zu interessiren. an klagt uns an, durch eine kritische Beleuchtung des Prozesses einen nachtheiligen Einfluß auf die Verhandlungen ausgeuͤbt und vielleicht zur Freisprechung der Angeklagten beigetragen zu haben. Man wollte durchaus eine Verurtheilung haben, und da man Benoit und Bergeron das Komplott nicht beweisen konnte, so hielt man sich an den Na⸗ tional und das Charivari, die uͤber das Komplott spotteten und dadurch vielleicht dazu beigetragen haben, dasselbe auch bei den Geschwornen in Verachtung zu bringen. Das Publikum weiß noch nicht, wie weit diese Verachtung der Geschwornen gegan⸗ gen ist; sie sprach einstimmig und ohne Diskussion nach we⸗ niger denn acht Minuten das Nichtschuldig aus, und der Praͤ⸗ sident mußte, als er die Klingel in dem Berathungs⸗Zimmer der Geschwornen so schnell ertoͤnen hoͤrte, dieselben ersuchen, ihre Be⸗ rathung aus Ruͤcksicht auf die Anklage wenigstens zum Schein noch einige Zeit z verlaͤngern.“ Die i erklaͤrt, auch sie werde fortfahren, uͤber die Prozeß⸗Verhandlungen zu be⸗ richten, und wenn man sie daran verhindern wolle, die Patrio⸗ ten zu Huͤlfe rufen, welche sie gegen eine solche Verletzung der Charte vertheidigen wuͤrden. Der Temps erinnert daran, daß vor zehn Jahren ein aͤhnliches Urtheil gegen die Redacteure des Constitutionnel, des Courrier, des Journal du Commerce und des Pilote, wegen ihres Berichts uͤber den Prozeß der Unter⸗ Officiere Bories, Raoult, Pommier und Goubin (welche wegen eines Komplotts gegen den Staat zum Tode verurtheilt wurden) gefaͤllt, aber von dem Cassations⸗Hofe annullirt wurde. Auch der Courrier frangais und der Constitutionnel sprechen sich uͤber das Urtheil sehr mißbilligend aus. Die ministeriellen Blaͤtter schweigen daruͤber ganz.

Bei der Redaction des Courrier frangais sind gestern 2032 bei der des Journal du Com⸗ merce 440 Fr. fuͤr die Laffittesche Subscription eingegangen. Die erste von dem Journal de Rouen bekannt gemachte Liste belaͤuft sich auf 2949 Fr. Auch der Ami de la Charte und der Auxiliaire breton haben Subscriptionen eroͤffnet.

Der Courrier de l'Europe wird durch die Laffittesche Subscription zu folgenden Betrachtungen veranlaßt: „Die zu Gunsten des Herrn Laffitte eroͤffnete Subscription ist nach un⸗ serer Ansicht eine ernste Lehre fuͤr den Revolutions⸗Geist. Die Vorsehung wacht uͤber die Erhaltung der großen gesellschaftlichen Prinzipien und straft mit unerbittlicher Gerechtigkeit diejenigen, welche jene Prinzipien am meisten erschuͤttert haben. Herr Laf⸗ fitte ruinirt! das Hotel, in welchem die Revolution begann, oͤffentlich versteigert! Auch fuͤr den Unglaͤubigsten muß hierin ein Fingerzeig des Schicksals liegen, den diejenigen nicht ver⸗ gessen duͤrfen, welche sich unbesonnen in Volks⸗Bewegun⸗ gen stuͤrzen. Ob diese Subseription, bei dem Verhaͤltnisse dessen, den sie betrifft, zu einer hohen Person uͤberhaupt schick⸗ lich ist, wollen wir nicht untersuchen; was wir aber aus allen Kraͤften zuruͤckweisen, ist die von einem Blatte angestellte Ver⸗ gleichung der von Laffitte geleisteten Dienste mit denen, welche dem Herzoge von Richelieu seiner Zeit eine National⸗Belohnung erwarben. Den Herzog von Richelieu, den Minister, der das Franzoͤsische Gebiet auf dem Achener Kongresse von den frem⸗ den Heeren befreite, mit dem Haupt⸗Urheber der Juli⸗Re⸗ volution vergleichen, ist eine Ungerechtigkeit gegen das An⸗ denken an einen großen Mann und eine Ueberschaͤtzung des Herrn Laffitte, der in dem verdienten Rufe eines rechtschaffenen Mannes steht, sich aber als einen unfaͤhigen Staatsmann bekundet hat. Als dem Herzoge v. Richelieu eine National⸗Belohnung votirt wurde, dotirte dieser die milden An⸗ stalten in Bordeaux mit dieser Schenkung, gegenwaͤrtig aber wird eine National⸗Belohnung eroͤffnet, um Herrn Laffitte sein Hotel zuruͤckzukaufen.“ Der Courrier francçais sagt uͤber dieselbe Angelegenheit: „Ein Ereigniß, welches die Boͤrse aus ihrem Schlummer erweckt hat, ist die Laffittesche Subscription; alle Banquiers, Kaufleute und Finanzmaͤnner, welches auch ihre politischen Ansichten seyn moͤgen, zollen diesem wahrhaft nationalen Unternehmen ihren Beifall und wollen zu dem Ankaufe des Hotels beitragen, welches der Ungluͤckliche nie ohne Trost verließ.“

Der General Guilleminot steht im Begriff, nach Straßburg abzureisen, um eine Arbeit uͤber die Regulirung unserer oͤstlichen Graͤnze zu beendigen, die bereits vor der Juli⸗Revolution von 189 Kommission, deren Praͤsident der General war, begonnen wurde.

Der General Voirol ist zum zweiten Commandeur und General⸗Inspektor der Truppen in Algier ernannt.

Die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaf⸗

ten, welche noch fuͤnf freie Akademiker und fuͤnf auswaͤrtige

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Mitglieder zu ernennen hat, hat dafuͤr zwei Kommissionen er⸗

nannt, welche uͤber die verschiedenen Kandidaten Bericht er⸗ statten sollen.

Der hiesige Assisenhof verurtheilte vorgestern einen gewissen Margot wegen seiner Theilnahme an dem Aufstande vom 4. und 5. 8* 8 raszehnahrtger veegag⸗

er Assisenhof von Orleans hat den der Theilnahme an dem Aufstande in der Vendée 5 2 und dreizehn andere in dieselbe nen freigesprochen, gestellt; ein einziger urtheilt.

Die Tribune hatte im vorigen Monate gemeldet, ein- ge⸗ wisser Flaͤtre, einer der Insurgenten, die sich am 5. Juni v. J. im Kloster Saint⸗Mery vertheidigten, sey von einem Meuchel⸗ möͤrder mit fuͤnf Messerstichen verwundet worden und dennoch habe die Behoͤrde letzteren sofort frei gelassen. In einem an⸗ dern Artikel hatte dasselbe Blatt berichtet, ein Polizei⸗Agent habe sich in die Wohnung des Deputirten Laboissiere eingeschlichen. Der Polizei⸗Praͤfekt Gisquet und der Poltzei⸗Commissair Bla⸗ vier hatten zur Berichtigung dieser beiden Fakta zwei Schreiben an die Redaction gesandt, welche jedoch deren Aufnahme ver⸗ weigerte und deshalb vor dem hiesigen Zuchtpolizei⸗Gerichte be⸗ langt wurde. Letzteres faͤllte nun gestern in dieser Sache folgen⸗ des Urtheil: „In Betracht, daß das Schreiben des Polizei⸗ Commissair Blavier an den Geschaͤftsfuͤhrer der Tribune, Lionne, aͤrgerliche Beschuldigungen gegen dritte Personen ent⸗ haͤlt, weshalb die Aufnahme dieses Schreibens den Redacteur der Gefahr einer gerichtlichen Belangung ausgesetzt haͤtte, spricht das Gericht Herrn Lionne frei und faͤllt dasselbe Urtheil in Be⸗ sag auf die verweigerte Aufnahme des Schreibens des Herrn Polizei⸗Praͤfekten, weil dieser sich darin nicht auf eine Berichti⸗ gung der Thatsachen beschraͤnkt, sondern die ganze Erzaͤhlung fuͤr luͤgenhaft in allen ihren Theilen erklaͤrt hatte, der Geschaͤfts⸗ fuͤhrer eines Blattes aber nicht verpflichtet seyn kann, eine Be⸗ leidigung gegen sich selbst aufzunehmen.“ 1

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz suns vom 19. Maͤrz. (Nachtrag.) Die (gestern vorbe⸗

altenen) Bemerkungen des Erzbischofs von Du 1

Unterrichts⸗System in Irland lauteten zim Wesentlichen folgen dermaßen:

„Es ist kein Unterrichts⸗Plan fuͤr Irland entworfen worden, behen den man nicht Einwendungen gemacht hat. Einige Personen aben es getadelt, daß man protestantische und katholische Kinder getrennt unterrichten wollte, Andere fanden den gemeinschaftlichen Unterricht unzweckmaͤßig; meiner Meinung nach ist aber das Aller⸗ engensee. Kinder gar nicht zu unterrichten. Das System der Regierung ist fast ganz dem nachgebildet, das man fruͤher in den Armen⸗Schulen befolgte; erst im vergangenen Jahre ist es in Ir⸗ land in Anwendung gebracht worden, und man kann daher uͤber die Wirkung desselben noch kein richtiges Urtheil faͤllen. Wenn man jetzt von den Resultaten des Systems spricht, so kommt es mir gerade so vor, als wenn ein Kind, das Saamen aus⸗ gesaͤet hat, alle Tage den Boden aufwuͤhlt, um zu sehen, ob er waͤchst. Wenn ein Kind das thut, so kann man daruͤber lachen; thut es aber ein vernuͤnftiger Mensch, so muß man vermuthen, daß er das Wachsen der Pflanze verhindern will. (Hoͤrt, hoͤrt!) Man hat Euren Herrlichkeiten gesagt, daß die protestantischen Kinder die Schulen nicht besuchten; aber man hat vergessen, hinzuzufuͤgen, daß dies eine Folge der Einschuͤchterung und Verfolgung von Seiten derer ist, welche dem neuen System entge⸗ gen sind. Eure Herrlichkeiten wuͤrden sich wundern, wenn Sie alle die Kunstgriffe kennten, die man anwendet, um die protestantischen Kinder vom Schulbesuch abzuhalten. Man hat sich zwar hier im Hause schon einer ziemlich heftigen Sprache bedient; sie ist aber gar nicht mit der zu vergleichen, welche man in Irland angewendet hat. Die Anhaͤnger des neuen Systems werden in jenem Lande des anti⸗ protestantischen Geistes, des Unglaubens, des Atheismus, der Ver⸗ raͤtherei und der Apostasi angeklagt. Eine protestantische Gemeinde wurde veranlaßt, ihre Prediger zu verstoßen, weil sie es wagten, den Plan der Regierung zu billigen; sie wurden nicht allein ihres Lebens⸗ Unterhaltes beraubt, sondern auch auf oͤffentlicher Straße insultirt. Der edle Graf hat Ihnen gesagt, daß das neue System den Protestan⸗ ten aufgezwungen worden sey; dies ist aber nicht der Fall. Das Einzige, was der Unterrichts⸗Rath gethan hat, bestand darin, daß er den Schulen, welche nach dem neuen Plan eingerichtet wurden, eine Geld⸗Unterstuͤz⸗ zung zusicherte. Man hat dem ganzen Lande gesagt, daß die Protestan⸗ ten in Irland der Bibel beraubt wuͤrden. Der Unterrichts⸗Rath hat allerdings Niemanden gezwungen und wird auch Niemanden zwingen, die heilige Schrift zu lesen. Der Mangel jedes Zwanges und jeder Verfolgung ist, meiner Meinung nach, der eigenthuͤmliche Geist des Protestantismus, jedenfalls ist es das Wesen des Christen⸗ stums. Der Unterrichts⸗Plan setzt fest, daß jeder protestantische Schuͤler eine Stunde des Tages dem Lesen der heiligen Schrift widmen muß; und außerdem koͤnnen protestantische Geistliche drei⸗ mal woͤchentlich in die Schulen kommen, um die Kinder in ihren Glaubens⸗Lehren zu unterrichten. Wenn diese Geistlichen glauben, daß der Besuch der Schulen sie befleckt, so sollten sie wenigstens einraͤumen, daß das Unrecht auf ihrer Seite ist. Wenn die Apo⸗ stel so gewissenhaft den Besuch der Synagogen vermieden haͤt⸗ ten, so wuͤrden wir wahrscheinlich nichts von dem Evange⸗ lium wissen. Die abscheulichsten und ungegruͤndetsten Geruͤchte sind uͤber den Irlaͤndischen Unterrichts⸗Rath verbreitet wor⸗ den, und nicht allein in Irland, sondern auch in England hat man Alles aufgeboten, um die böffentliche Meinung uͤber diesen Gegenstand irre zu leiten. Jede Art von Falschheit und Ent⸗ stellung eine Taktik, welche sich wenig mit dem Geist des Chri⸗ stenthums vertraͤgt ist aufgeboten worden, um die Kommissarien sowohl, als das Unterrichts⸗System selbst zu verleumden. Diejeni⸗ sen⸗ welche das System beguͤnstigen und unterstuͤtzen, sind auf die schonungsloseste Weise an egriffen worden, und zwar von solchen Leuten, welche, indem sie sich uͤber die sogenannte Verstuͤmmelung der heiligen Schrift beklagen, eine der wichtigsten Vorschriften der⸗ selben: „„Was Du nicht willst, das Dir die Andern thun, das thue ihnen auch nicht’““, ganz vergessen. (Hoͤrt, hoͤrt! Von allen Ses melenen, welche man gehalten hat, um sich dem neuen Un⸗ terrichts⸗System zu widersetzen, wurden diejenigen sorgfaͤltig ausge⸗ schlossen, von denen man wußte,

angeklagten Herrn v. Lasorinière Angelegenheit verwickelte Perso⸗ und neun andere unter polizeiliche Aufsicht Chouan wurde zu mehrjaͤhriger Haft ver⸗

daß sie güͤnsis fuͤr den Gegenstand

passende und billi

gestimmt waren. Ist dies eine ige Art, die dffent⸗