linie gerade das Eigene, daß er sich einem, im edelsten Sinne des Wortes verstandenen, Aristokratismus wohl gern uͤberlaͤßt, aber es ist immer jene feine und gebildete Aristokratie, die stets noch auf einem geistigen und sittlichen Grunde beruhen bleibt. Auf dem Kollegium Karolinum zu Braunschweig und der damaligen Universitaͤt Helm⸗ stäͤdt wissenschaftlich gebildet, wendet sich der nach vielen Seiten hin regsame Juͤngling, obwohl zu einem juristischen Amt vorbereitet, vorerst noch einer bestimmten Geschaͤfts⸗Laufbahn ab, und der Ju⸗ gendmuth, sich einmal auf eigene Hand zu versuchen und an neuen Verhaltnissen der Fremde seine Kraft zu erproben, treibt ihn zu ei⸗ ner, anfaͤnglich selbst ohne Wissen und Willen des Vaters unternom⸗ menen Reise nach Italien. In ansprechenden und lebensfrohen Far⸗ den schildert der Verfasser diesen seinen ersten Ausflug in das Weite, auf dem er sich, mit offenem und gefaͤlligem Sinn manche
werthvolle und schoͤne Bekanntschaft erwerbend, in dem Gluͤck der zum erstenmal hehaupteten Selbststaͤndigkeit wohl darzustellen und
zu tragen weiß. Eine frische Reiselust weht uͤberhaupt durch sein ganzes ferneres Leben, und gewaͤhrt nach Staats⸗Geschaͤften und geistigen Anstrengungen gluͤckliche und in der Biograpbie mit be⸗ onderer Vorliebe guͤsgemalte Zwischen⸗Perioden, die ihm immer ur Belebung der Anschauung dienen. Von jener Reise, die ihn edoch nur bis Venedig gefuͤhrt hatte, nach Braunschweig juruͤck⸗ gekehrt, und dort zunaͤchst in bloß wissenschaftlicher Muße fort⸗ ebend, in welcher er seine erste metrische Uebersetzung von Ovid's Kunst zu lieben versuchte und drucken ließ, wurde er bald auch urch die persoͤnliche Gunst des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand um Eintritt in die oͤffentliche Geschäfts⸗Laufbahn als Assessor des dofgerichts veranlaßt. Etgenthuͤmlich gestaltete sich nicht viss arauf sein Amts⸗Verhaͤltniß als Abtei⸗Rath der Prinzessin Auguste Schwester des Herzogs,, Aebtissin des damaligen Reichs⸗Stiftes andersheim. Dieser Fuͤrstin, deren wahrhaft liebenswuͤrdiger Cha⸗ akter aus des Verfassers Darstellung besonders hervorleuchtet,
sich nachher in einem seltenen Verhaͤltniß der schoͤnsten pierat 1
bis zu ihrem Tode getreu und dienstergeben, und sichert ihr, selbst
ls die in Folge des ungluͤcklichen Jahres 1806 hereinbrechenden Zeit⸗Ereignisse dies Verhaältniß stoͤren, durch verstaͤndig berechnete Schritte bei den neuen Machthabern den Genuß ihrer Besitzthuͤmer. Von diesem Zeitpunkt an, wo die unaufhaltsamen Siege Napoleons auch in dem kleinen Heimaths⸗Gebiet unsers Verfassers gewaltsam nachzudroͤhnen anfangen, gewinnen seine Darstellungen an histori⸗ schem Interesse und Bedeutsamkeit. Die Flucht der Herzoglich Braunschweigischen Familie und der Tod des an seinen Schlaͤcht⸗ Wunden hinsterbenden Herzogs selbst, dessen persoͤnlich genaue Cha⸗ rafter⸗Schilderung eine durchweg guͤnstige und verherrlichende Faͤr⸗ bung bei dem Verfasser annimmt, werden in raschen und ergreifen⸗ den Zuͤgen voruͤbergefuͤhrt.
Daͤnn rollt sich ein ganz neues und nie geschenes Gemaͤlde vor
unseren Blicken auf. Es entsteht ploͤtzlich, wie durch eine ironische Laune der Geschichte, mitten unter den Deutschen das Franzoͤsi⸗ sche Koͤnigreich Westphalen! Das Leben und Treiben neuen Hofes in Kassel, der zur Feier der am Neujahrs⸗Tage 1808 vollzogenen Huldigung der Landes⸗Deputirten gegebene erste Hof⸗ Ball, auf welchem den Koͤnig Jerome seine verwunderten Deut⸗ schen Unterthanen in einem Costume à la Henri quatre zu erblicken die Ehre hatten, der starre Prunk, die ans Lacherliche streifende ce⸗
remonielle Pracht, womit die Koͤnigliche Familie sich zu umgeben . mantique, vaudeville nouveau en 1 acte.
pfiegte, und die auf eine wundersam imposante Weise veranstaltete Eroͤffnung der ersten Westphaͤlischen Staͤnde Versammlung durch den Koͤnig, geben unserem als thaͤtigen Augenzeugen davon berich⸗ tenden Verfasser, im zweiten Theile seiner Biographie, zu boͤchst an⸗ schaulichen und am rechten Ort auch wohl des Salzes nicht entbehrenden Darstellungen Anlaß, und hier ist es vornehmlich, wo seine Mitthei⸗ lungen uͤber Persoͤnlichkeiten und Verhaͤltnisse jener Periode, nament⸗ lich aber uͤber die innere Verwaltung des neuen Koͤnigreichs, den Werth von Aktenstuͤcken fuͤr den Geschichtschreiber behaupten. Jene in so vielem Betracht eigenthuͤmliche und musterhafte innere Ver⸗ waltung hatte Herr von Strombeck selbst, als Praͤsident des neu er⸗ richteten Civil⸗Tribunals in Einbeck, und spaͤter, nachdem im Jahre 1810 noch fast saͤmmtliche uͤbrige Theile Hannovers an Westphalen uͤbergingen, als zweiter Praͤsident des neuen Appellationshofes in Celle, Gelegenheit, theils einrichten zu helfen, theils in Ausuͤbung zu bringen und die Wirkungen in der Naͤhe zu beobachten. Die Schriften des Herrn Verfassers uͤber die Gerichts⸗Verfassung und neue Prozeß⸗Ordnung des Koͤnigreichs Westphalen, fuͤr welche letztere be⸗ sonders er auch in der Praris die gluͤcklichsten Bemuͤhungen aufgewandt, sind ruͤhmlichst bekannt, aber selbst bei der eingestandenen und ihm zuge⸗ gebenen Vortrefflichkeit aller dieser Verwaltungs⸗Verhaͤltnisse wird man doch nie umhin koͤnnen das ganze Gluͤck jener Zustaͤnde nur als ein von vorn berein illusorisches zu betrachten. Doch danken wir es dieser Gelegenbeit, den Verfasser manche geistvolle Bemerkung, z. B. uͤber die Westphäaäͤtische Methode der staͤndischen Verhandlungen, die von der beutigen in constitutionnellen Staaten uͤblichen charakteristisch abwich (Th. II. S. 45 f.) und uͤber die vergleichsweist sich heraus⸗ stellenden Unterschtede zwischen dem muͤndlichen und schriftlichen ge⸗ richtlichen Verfahren, die nach den verschiedenen Beduͤrfnissen der Nationalitaͤt sehr unbefangen abgemessen werden (Th. II. S. 107), machen zu hoͤren. Unter den einzelnen Mittheilungen, die als in⸗ teressante Dokumente vom Geist jener Zeit gegeben werden, ist aus diese Periode auch noch die (Th. II. S. 51 — 65) vollstaäͤndig abge⸗ druckte Rede Johannes von Muͤller's zu nennen, womit der⸗ selbe als Rerner der Regierung die Staͤnde- Versammlung vom 2 I8us beschloß, unleugbar eine der erhabensten und geistreichsten Prun ⸗ reden, die je unter aͤhnlichen Verhaͤltnissen gehalten worden, und die in ihrer an den Tag gelegten Verehrung fuͤr Napoleon und die neuen Zustaͤnde von unserem Verfasser vielleicht etwas zu streng beurtheilt wird.
Nach Aufloͤsung des Koͤnigreichs Westphalen sehen wir den Ver⸗ fasser, fuͤr eine Zeitlang von dem öͤffentlichen Schauplatz zuruͤckkeh⸗ rend, einem wissenschaftlichen Stillleben sich hingeben, in dem er, nicht minder nach vielen Seiten hin thaͤtig, die behaglichste Muße auf literarische Arbeiten zu verwenden anfingt. Er uͤbersetzt den Tacitus, an welchen ihn die damalige Zeit selbst in ihren Stuͤr⸗ men und Bewegungen unabweislich zu erinnern scheint; spaͤter fol⸗ gen seine verdtenstlichen Uebertragungen des Sallustius, Velle⸗ lus Patereulus und Cicero und auch die Rechtswissenschaft bleibt nicht zuruͤck. Besonders eifrig werden aber Natur⸗Studien getrieben, vor⸗ nehmlich Oryktognoste und Geognosie, zu deren Foͤrderung Bergreisen unternommen und stattliche Sammlungen erworben und zierlich aufge⸗ stellt werden. Nach einigen in diesen Beschaͤftigungen gluͤcklich verlebten Jahren tritt der Verf wieder in eine oͤffentliche Umts⸗Thaͤtigkeit uͤber, in⸗ dem er von der Fuͤrstin⸗Regentin Pauline zur Lippe zum Ober⸗Ap⸗ pellations⸗Gerichts⸗Rathe bei dem mit Braunschweig, Waldeck und Schaumburg⸗Lippe zu der Bundes⸗Akte eingerichteten Seine Lebens⸗Denkwuͤrdigkeiten enthalten sich seit dieser Zeit mehr und mehr der Schilderung von Persoͤnlichkeiten aus seiner Umge⸗ bung, in der mit vieler Zactheit beobachteten Absicht, lebende Per⸗ sonen nicht zu verletzen, doch erfahren die nachmaligen Verhaͤltnisse auch hier noch manche interessante Beleuchtung, besonders unter der Regierung des Herzogs Karl 1I. von Braunschweig, an welchen der Verfasser sogar, bei dem immer hedenklicher werdenden Konflikt des Geschehenden, ein schriftliches Memoire zur Versoͤhnung der einge⸗ tretenen Zerwuͤrfnisse richtete, das (Th. lI. S. 298 u. f.) mitge⸗ theilt und lesenswerth ist.
Eine hoͤchst wohlthuende Gesinnung zieht sich durch diese Selbst⸗ darstellung eines heiter und freundlich gebildeten, offenen und mit⸗ theilsamen, und unter allen Verhaͤltnissen humanen Charakters hin⸗ durch. Durch die Musen und Wissenschaften geschmuͤckt, und durch rege Theilnahme an den oͤffentlichen Angelegenheiten vor Beschraͤn⸗ kung und Verkuͤmmerung gesichert, bietet sich uns hier ein Leben dar, das vor Vielen den seltenen Vorzug errungen hat, bis zum letzten Augenblick immer frisch, bluͤhend und anziebend zu bhleiben. Selbst eine kleine, mitunter hineinspielende Selbstgefaͤlligkeit hilft nur das Bild des allezeit Gluͤcklichen vollenden. Wir wuͤnschen die⸗ ser Biographie recht viele theilnehmende Leser, die, glauhen wir,
*
“
fich von den verschiedensten Standpunkten aus daran erfreuen wer⸗
den, sollten sie auch mit des Verfassers Auffassung und Zeichnung mancher historischen Verhältnisse und Persoͤnlichkeiten nicht immer uͤbereinstimmen koͤnnen. Th. M.
Meteorologische Beobachtung.
Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
337,03 Par. 337,77 ” Par. 337,7 6 Par. Quellwaͤrme 6,0 °R.
1833. 23. April.
Luftdruck..
1
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L. Angelp. des
veig Zeit fuͤr ausfuͤhrbar hielt, zu bekaͤmpfen. zu Wolfenbuͤttel gemeinschaftlich nach Maßgabe hoͤchsten Gerichte ernannt wird.
lebhaft bekaͤmpfte.
Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsattg. Wetter...
(+ 2,7°N. †. 6,02 R./⸗+. 4,7 ° R. sglußwär 0 94 pCt. 84 pCt. 78 pCt. Bodenwärme 5,*°ꝗR. neblig truͤbe. Cü Zusdünst. 0,046 %Rh. Niederschlag 0.
I W.
Wolkenzug
Auswärtige Börsen.
Amwsterdam. 19. April. Niederl. .. Kanz-Bill. 20. 6 8 101 ⁄.
Preuss. Prümien-Scheine 93. Oesterr. 87v½. 3 8½ Span. 43 9rf. 5 8 66
Hamburg. 22. Abpril. Oecsterr. 5 8 Met. 92 ⅛. 4 8 do. 82 ¾. Bank-Actien 1204 Russ. Engl. 99 ⅛. Russ. Holl. (v. 1831) 90 ½. Net. in Hamb. Cert. —. Preuss. Prämien-Scheine 105 . 4 ½ Preuss. Engl. —. Poln. 114 ¾. Dän. —.
London, 19. April. 3 8 Cons. 87 ⅛. Bras. 60. Dün. 73. Mex. 36 ⅛.
Port. 51. Russ. 103.
Wien. 19. April.
5½ Met. 91 ¾. Bank-Actien 1191 .
Koͤnigliche Schauspiele.
Freitag, 26. April. Im Opernhause:
Wolfram. Im Schauspielhause: 1) Un moment d'imprudence, co-
médie en 3 actes et en prose, par MM. Watflard et Ful-
sgence. 2) La première représentation de: Une passion ro-
Koͤnigstaͤdtisches Theater. 8
Donnerstag, 25. April. Fra Diavolo, oder: Das Wirths⸗ haus zu Terracina, komische Oper in 3 Seribe; Musik von Auber. Hof⸗Opernsaͤngerin zu Wien: Zerlina, als siebente Gastrolle.) Zum Schluß der Oper wird Mad. Schodel eine Arie von Ros⸗
wirkl. Schuld 45 1. 5 8 do. 8481. Ausgesetzte Schuld Russ. (v. 1828) 99. (v. 1831) set.
Abtheilungen, von (Mad. Schodel, Kaiserl. Koͤnigl.
sini, aus der Oper „Zelmira“ singen. ————VVsUUgggneö Neueste Nachrichten.
Paris, 18. April. Der Koͤnig hielt gestern Mittag einen zweistuͤndigen Minister⸗Rath.
Lord Granville befand sich gestern gegen Abend noch hier.
In der Pairs⸗Kammer legte gestern, nachdem die Her⸗
ren von Preissac und Besson zwei Berichte uͤber Gegen⸗
staͤnde von oͤrtlichem Interesse abgeüatiet, der Marschall Soult den von der Deputirten⸗Kammer bereits angenommenen Gesetz⸗ Entwurf uͤber die 2,994,430 Fr., als den Betrag der Equipi⸗ rungs⸗Kosten fuͤr das im vorigen Jahre eingestellte Truppen⸗ Kontingent, vor. — Nach ihm brachte der Handels⸗Mini⸗
ster unter anderen Gesetz⸗Entwuͤrfen auch das neue Korn⸗Gesetz . 9. 8 1 8 — 8 ein. — Hiernaͤchst beschaͤftigte die Kammer sich mit dem dies⸗ wort, daß Herr Lionne abwesend sey, und daß er nicht wist
jaͤhrigen Ausgabe-⸗Budget. Der Baron Mounier lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf das bei der Vorlegung des Budgets befolgte System, wonach in dasselbe in der Regel gesetzliche
und reglementarische Bestimmungen mit eingeschaltet, und, da das
Budget immer erst gegen das Ende der Session in die Pairs⸗ Kammer gelange, mit solcher Uebereilung daruͤber abgestimmt wuͤrde, daß es den Pairs unmoͤglich sey, jene Bestimmungen ge⸗ hoͤrig zu untersuchen. Der Berichterstatter, fuͤgte er hinzu, habe zwei Mittel angegeben, wie diesem Uebelstande abgeholfen werden koͤnnte, indem man naͤmlich das Budget erstens gleich zu
Anfang der Session und zweitens nach den einzelnen Etats der
verschiedenen Ministerien vorlege. Er seinerseits glaube dagegen, daß es noch andere, wirksamere Mittel geben wuͤrde, um den beabsichtigten Zweck zu erreichen. Man koͤnnte naͤmlich anordnen, daß die Ausgaben fuͤr alle gesetzlich bestehende Institutionen nicht anders, als durch ein besonderes Gesetz ermaͤßigt werden duͤrften. Eben so koͤnnte man fuͤr den Tilgungs⸗Fonds gleich eine bestimmte
Frist festsetzen, binnen welcher derselbe nicht angetastet werden sogenannte Verein zur Aufrechthaltung der patriotischen
duͤrfe. Nachdem der Redner noch einige andere Mittel angege⸗ ben, um die Berathungen uͤber das Budget zu vereinfachen, be⸗ stieg der Handels⸗Minister die Rednerbuͤhne, um das von dem Baron Mounier aufgestellte System, das er nur mit der Der Baron von Ba⸗ rante pflichtete dem Handels⸗Minister hierin bei, glaubte in⸗ dessen, daß man allerdings wohl thun wuͤrde, hinfuͤhro das Bud⸗ get in bestimmte und in veraͤnderliche Ausgaben zu theilen, und die ersteren wenigstens fuͤr einen gewissen Zeitraum unangetastet zu lassen, damit der Beamtenstand nicht alljaͤhrlich um seine Exi⸗ stenz besorgt zu seyn hrauche. Der Großsiegelwahrer sprach sich in demselben Sinne aus; eben so der Graf
Roy. Nach diesem ergriff der General Berthézene das Wort
und behandelte ziemlich ausfuͤhrlich die Frage wegen der Kolo⸗ nisirung von Algter, in welcher Beziehung er die von dem Mar⸗ schall Clauzel in der anderen Kammer ausgesprochene Meinung Nachdem der Kriegs⸗Minister erklaͤrt, daß die Regierung diesen Gegenstand, woruͤber sich so wider⸗ sprechende Ansichten kundgaͤben, in die reiflichste Erwaͤgung zie⸗ hen wuͤrde, ward die allgemeine Berathung geschlossen und die⸗ jenige uͤber die einzelnen Artikel des Ausgabe⸗Budgets auf den folgenden Tag verlegt.
Die Deputirten⸗Kammer setzte gestern ihre Berathun⸗ gen uͤber das Einnahme⸗Budget fort. Herr Réalier⸗Dumas fuͤhrte Klage uͤber die hohen Steuern, unter deren Last das Land fast erliege, und die demselben minder empfindlich seyn
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wuͤrden, wenn sie gleichmaͤßiger vertheilt waͤren, und nich mentlich die aͤrmere Klasse so sehr druͤckten. Unter den ders verhaßten Steuern bezeichnete der Redner die Get Steuer. Der Graf von Rambuteau stimmte dagegen die Beibehaltung aller gegenwaͤrtigen indirekten Steuern waͤre allerdings zu wuͤnschen, meinte er, daß man die oͤffent Abgaben ermaͤßtgen koͤnnte; bei einem Deficit von 150 Mill sey aber hieran nicht zu denken. Der Finanz⸗Ministen theidigte das jetzige Abgaben⸗System und behauptete, du seiner innigen Ueberzeugung nach, in ganz Europa kein Lan das, bei einer Vergleichung der Einkuͤnfte mit den Abgaben, w besteuert sey, als Frankreich. Nach einigen Bemerkungen desg rals Demargay wurde die allgemeine Berathung geschlosse der Praͤsident verlas nacheinander die verschiedenen G.
die, dem 1sten Artikel des Budgets gemaͤß, im laufenden
erhoben werden sollen. Die Berathung, die daruͤber
wurde, war voͤllig unerheblich. Die kleine Versammlung von den Debatten des vorigen Tages noch ermuͤdet zu auch das Publikum mochte, nach den pikanten Perhanz in dem Prozesse des Herrn Lionne, die jetzige Materie zu ken finden, denn die oͤffentlichen Tribunen, die noch we Stunden den glaͤnzendsten Anblick boten, waren fast gaͤnzli Indessen dauerte die Berathung fort. Herr Delaroche
ͤmpfte ein Amendement des Herrn Mereier, das sich
1 Zoͤlle bezog. Andere Redner traten zur Vertheidigung dessebe Da die Debatte sich sehr in die Laͤnge zog und mit jedem blick verwickelter wurde, so schlug der General Demareg den betreffenden Antrag bis zu den Berathungen uͤber daß Gesetz zu vertagen. Letzteres geschah. Die Ra⸗Sran gleichfals zu einer weitlaͤufigen Eroͤrterung Anlaß, die in nichts als eine Wiederholung derjenigen war, die bieher alle Jahre uͤber diesen Gegenstand stattgefunden hat. Auch die Majoritäaͤt der Versammlung auf die von verschiedenen!
nern gemachten Vorschlaͤge, welche entweder die gaͤnzliche!
theilweise Aufhebung, oder eine allmaͤlige Herabsetzung der Steuer betrafen, durchaus keine Ruͤcksicht. Herr † Dupin bekaͤmpfte saͤmmtliche Amendements, und suct mentlich zu beweisen, daß das Salz als Duͤnger ig
große Vortheile gewaͤhre, als man solches zu glauben ce Donnerstag, 25. April. Im Schauspielhause, zum erstenmale: Nulier taceat in ecclesia, oder: Die kluge Koͤnigin, historische Tragi⸗Komoöͤdie in 3 Akten, von E. Raupach. Hierauf: Woh⸗ nungen zu vermiethen, komisches Gemäͤlde in 5 Rahmen, von
Das Schloß Can⸗ dra, heroisch⸗romantische Oper in 3 Abtheilungen, Ballets von Hoguet; Musik von J.
Der Graf von Mosbourg erhob sich nachdruͤcklic die Salz⸗Steuer und benutzte die Gelegenheit, um üg mal das gesammte Besteuerungs⸗System zu beleuchten. Daß sammlung wurde indessen bald ungeduldig und noͤthizn. Redner, auf den Schluß seines Vortrages zu verzichten, weat Deputirten der Opposition zu der Bemerkung Anlaß geh, die Majoritaͤt foͤrmlich tyrannisch verfahre, indem sie nurl eigenen Anhaͤngern und den Ministern Gehoͤr schenke. Grafen von Mosbourg folgte Herr von Tracy auf deen nerbuͤhne, der seinen vorjaͤhrigen Antrag erneuerte, die Steuer abzuschaffen und statt dessen den Tilgungs⸗Fonde „ maͤßigen. Auch Herr Anglade stimmte fuͤr die Absche der gedachten Steuer, wollte indessen den Ausfall durz Verkauf der Staats⸗Waldungen decken. Der Finanz⸗U ster widersetzte sich aber beiden Antraͤgen und versprat Kammer, insofern keine ungluͤcklichen Ereignisse eintraͤten, 1835 oder doch spaͤtestens pro 1836 einen baaren Uebersch Einnahme uͤber die Ausgaben von 40 Millionen. Manqt meinte er, nur nichts uͤbereilen; das Improvisiren sey w schaͤdlicher, als in den Finanzen, und man bewirke dadus mer nur Umwaͤlzungen, aber keine wahren Verbesserungen obgedachten beiden Antraͤge wurden darauf verworfen. Amb Vorschlaͤgen auf eine Ermaͤßigung der Salz⸗Steuer erging un besser. Zuletzt wurden die beiden Paragraphen des ersten kels wegen der Zoͤlle und der Salz⸗Steuer unveraͤndert ange
men und die Fortsetzung der Debatte auf den folgenden
verlegt.
Nachdem Herr Larchevoque, einer der Huissiers der X tirten⸗Kammer, in Folge des von dieser Kammer in ihrer gestrigen Sitzung gefaͤllten Urtheils, von dem Praͤsidenten, ze Dupin dem Aelteren, den Befehl erhalten, sich nach der nung des Herrn Lionne, verantwortlichen Herausgebers bl bune, zu begeben, um sich dort der Person desselben zu he tigen, verfuͤgte Herr Larcheveéque sich gestern in das Redans Bureau des gedachten Blattes und fragte nach Herrn Um Herr Marrast, der gerade zugegen war, gab ihm aber zur
derselbe sich in diesem Augenblick befinde. Von dieser Erkin wurde, nachdem Herr Larchevèque alle Zimmer vergeblicht sucht, sofort ein Protokoll aufgenommen und von diesem se als von Herrn Marrast unterzeichnet. Man glaubt, daß Lionne sich nach England gefluͤchtet habe.
Die Tribune giebt heute die Liste derjenigen Deputirten, che Herr Lionne zuruͤckweisen wollte; es sind zuvoͤrderst! Minister Barthe, Guizot, Thiers und Söbastiani, dan Herren Persil, Martin (vom Nord⸗Devpartement), Da Rouillé⸗Fontaine, Jacqueminot, Joseph Périer, Jaubett, taille, Petit, Lemercier, Dumont, Madier⸗Montjau, M Roul, Saint⸗Cricq, Alby, General Pelet, Delort und D. (von Angers).
Die Gazette de France hat 1000 Fr., der Courrier fen 500 Fr. und der National eine gleiche Summe hergegeben, die Geldbuße, zu welcher Herr Lionne kondemnirt worden, zubringen. Das letztere Blatt, so wie die Tribune selbse bliciren uͤberdies eine zahlreiche Liste von Subskribenten.
hat gleichfalls 500 Franken beigesteuert, so daß in ue Tagen die Summe der 10,000 Franken beisammen seyn Die Gazette de France begleitet ihre Gabe mit folz Zeilen: „Da wir, wie die Tribune, der Meinung sind, 6 der jetzigen Kammer kein Heil fuͤr Frankreich erwachset so glauben wir unsern Antheil an der Verurtheilung, dh Blatt getroffen hat, in Anspruch nehmen zu muͤssen, bitten daher, uns in die Zahl der Subskribenten mit 1 aufzunehmen.“ — Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 100. 9 cour. 100. 90. 3 proc. pr. compt. 77. fin cour I† öproc. Neap. pr. compt. —. fin cour. 91. 25 à 91. 30. ’- Span. perp. 74 ½. 3proc. 43 ¾. 5proc. Belg. Anl. 871. 9
74. Roͤm. Anl. 89 ½. 1 Frankfurt a. M., 21. April. Oesterr. 5proc. Metal. 4proc. 83 ¼. Bank⸗Actien 1450. Part.⸗Obl. 135 ¼ G zu 100 Fl. 189 ¼. Poln. Loose 57 ½. Br.
Redacteur Cottel. ———
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Ale diejenigen, welche sich, ohne nach den bestehenden Ge⸗
mmatriculationsfaͤhig zu seyn, dem chirurgischen oder phar⸗ sischen Studium bei der hiesigen Universität widmen, oder scon begonnene fortsetzen wollen, weroen hierdurch aufge⸗ t, sich beim Beginn des bevorstehenden neuen Studien⸗ stees bei Unterzeichnetem (Franzoͤsische⸗Straße Nr. 42 in Morgenstunden von 8 — 10 Uhr) mir Beibringung der uͤber Schul⸗Kenntnisse oder uͤber bereits gehoͤrte Vorlesungen spre⸗
sen Zeugnisse zu melden, und haben, wenn sie hiernach oder
einer erforderlichen Falls noch zu veranlassenden weiteren ruͤfung geeignet befunden worden, die Zulassung und naͤhere tung zum betreffenden Studium zu gewaͤrtigen.
Berlin, den 18. April 1833.
Direktor des chirurgischen und pharmaceutischen Studiums bei hiesiger Universitäͤt. Rust. Im Bezirk der Koͤnigl. Regierung
u Erfurt ist die erledigte evangelische Pfarstelle zu Lie⸗ de und Ober⸗Sachswerfen, in der Dioͤzes Kleinwerther, bisherigen Pfarrer zu Kleinberndten, Gottfried Karl chfeld, und die erledigte evangelische Pfarrstelle zu Wol⸗ hausen, in der Dioͤzes Bleicherode, dem bisherigen Kolla⸗ er des Gymnasiums und Pastor an der Hospital⸗Kirche zu hausen, Christian Friedrich Blau, verliehen worden; u Trier ist der bisherige zweite Prediger zu Thalfang, rich Schreiber, zum evangelischen Pfarrer zu Zuͤsch er⸗ worden.
Abgereist: Der Ober⸗Praͤsident der Provinz Posen, Flott⸗ nach Posen. “
Zeitungs⸗Nachrichten. EE1181
Frankreich. Daris, 18. April. Vorgestern gab der Herzog Decazes
oßes Gastmahl, welchem die Minister der auswaͤrtigen
genhetten und der Marine, so wie die meisten Mitglieder plomatischen Corps beiwohnten. die Akademie der politischen und moralischen Wissenschaf⸗ at den Lord Brougham zu ihrem auswaͤrtigen Mitgliede st.
die Tribune hat heute folgende Stelle aus einer Rede, err Viennet am 6. Oktober 1831 üPber die Erblichkeit der thielt, ihrem Blatte als Motto vorangestellt: „Welche ution, m. H., haͤtte sich nicht um ihren guten Ruf ge⸗ darin besteht eben das groͤßte Ungluͤck unserer Zeit und s Zustandes. Alle politischen Koͤrperschaften sind ernie⸗ bestochen und prostituirt worden. Was ist zu thun?“ Auotidienne meint, man koͤnne nicht leugnen, daß die ne mit dieser Stelle einen gluͤcklichen Fund gethan habe, gerade die Worte „chambre prostituée“ waͤren, wegen Herr Viennet jenes Blatt verklagt habe und wegen deren urtheilt worden sey.
der Moniteur theilt aus dem in Straßburg erscheinenden hal du Haut⸗ et Bas⸗Rhin folgenden Artikel mit: „Vier rder Hauptstadt, die Tribune, der National, der Temps er Constitutionnel, haben sich in der letzten Zeit durch die That unbegreiflichen Ansichten hervorgethan, welche sie die Frankfurter Unruhen und uͤber den allgemeinen Zustand chlands aufgestellt haben. Die Tribune und der National in jenem Ereignisse den zweiten Akt eines großen Drama's, or den Ruinen des Hambacher Schlosses begonnen habe, mit der Verwandlung von ganz Deutschland in eine ativ „Republik endigen werde. Der National sogar den Liberalen Deutschlands in dieser Beziehung aus der Geschichte der constitutionnellen antreich entnommene Beispiele, als wenn dieselben Ereig⸗ ch in allen Laͤndern nach einer im voraus festgestellten ung wiederholen muͤßten. Der Temps verwirft alle Be⸗ der Deutschen Baaͤtter uͤber die Frankfurter Unruhen, sese Blaͤtter unter Censur staͤnden, und der Constitutionnel
tezu erklaͤren. Es fehlt uns in der That an Geduld, um sese ungereimten Behauptungen zu widerlegen, welche eine mene Unkenntniß des Zustandes von Deutschland und diesem Lande zwischen den Regierenden und den Regier⸗ stehenden Beziehungen voraussetzen.“ m Courrier de l Europe liest man: „Die Franzoͤsi⸗ hartei der Propaganda setzte auf die Frankfurter Unruhen Hoffnungen; es ist jetzt sogar gewiß, daß der heimliche der Polnischen Fluͤchtlinge mit einer ausgedehnten in chland angezettelten Verschwoͤrung in Verbindung stand. ssultat dieser Ereignisse hat der republikanischen Partei, hlaste Hoffnungen es vernichtete, bewiesen, wie sehr sie zi ie Kraft der Bundes⸗Regierung und uͤber den gesun⸗ öß des Deutschen Volkes getaͤuscht.“ hüedem Departement, wo es Depots politischer Fluͤchtlinge gan⸗ einer Anordnung des Ministers des Innern zufolge, lin mmission niedergesetzt werden, um die Anspruͤche der dies auf Unterstuͤtzungen zu untersuchen.
. nouvelle giebt uͤber den von der republika⸗ schen 8 fuͤr den 20sten d. M. beabsichtigten sogenannten hall ein 8. folgende Details: „Vor Kurzem ward in genen un Dall gegeben, aus dessen Ertrage die politischen
nierstuͤtzt werden sollten. Die Behoͤrde legte dem⸗
Debatten jetzigen Civilisation schwankt, die es nachahmen will, ohne
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selben kein Hinderniß in den Weg; es war ein aber so ausfiel, daß die Regterung jetzt die Wiederholung eines aͤhn⸗ lichen Skandals nicht zugeben dars. Drei bis viertausend Per sonen hatten sich in Vauxhall versammelt und unter ihnen sah man einige Rothmuͤtzen und Goͤttinnen der Freiheir umherstolze ren. Diese Embleme und noch einige andere Umstaͤnde gaben der Versammlung einen offenbar remiblikantschen Charakter, und der zweite beabsichtigte Ball wurde daher auch von dem Publi⸗ kum allgemein ein republikanischer genannt, ohne daß Jemand da⸗ gegen protestirt haͤtte. Die Anordmesn des Festes wollten dasselbe Anfangs in einem oͤffentlichen Lokal geben und waͤhlten den Saal Ventadour. Die staͤdtische Behoͤrde that aber kraft des Gesetzes vom 24. August 1790 dagegen Einsoruch. Der Poltzet⸗Praͤfekt war dabei vollkommen in seinem Rechte, das auch von den An⸗ ordnern des Balls selbst anerkannt urde, indem sie seine Ein⸗ willigung einholten, die ihnen vercheigert wurde. Sie suchten nun das Gesetz zu umgehen; einer der Anordner, Advokat Fenet, dem seine ermoͤgens⸗Umstaͤgde und seine Praxis bisher nur eine sehr kleine Wohnung geslatteten, miethete zu diesem Ende ploͤtzlich ein großes Hotel im Faubourg Saint⸗Germain und lud acht bis zehntausend Personen zu einem Balle ein, den er dort zu geben gedachte. Offenbar ist dieser Ball ein oͤffentli⸗ cher Subscriptions⸗Ball, und haͤngt als solcher von der Erlaub⸗ niß oder Verweigerung der Behoͤrde ab. Diese weiß uͤberdies, daß die Subscription etwa 20,000 Fr. eintragen wird, sie weiß genau, wo die bereits gesammelten Subscriptions⸗Beitraͤge ge⸗ sammelt sind, und was die Zelte und anderen Vorbereitungen um Bale kosten. Die Behoͤrde weiß, welcher Streit uͤber die ertheilung des Ertrags des ersten Balls entstanden ist, und daß der groͤßte Theil der Einnahme zum Druck aufruͤhrerischer Schriften, zum Ankauf von Munitien und alten Uniformen ver⸗ wandt werden soll, mit denen man bei einem Volks⸗Aufstande die Menge taͤuschen will. Die Regerung weiß, mit wem sie es hier zu thun hat, und wird die wirksamsten Mittel ergreifen, um den beabsichtigten Ball zu verhiadern. Am 27sten d. M. soll in dem Saale Ventadour ein Ball zum Besten des Herrn Laffitte gegeben werden. Die Polizei hielt gestern bei einem hier lebenden Deutschen, Namens Wolfram, eine Haussuchung, um Papiere aufzufinden, die einem der in Frankfurt a. M. verhafteten Individuen an⸗
Versuch, der
gehoͤren. Die sorgfaͤltigsten Nachforschungen blieben aber fruchtlos.
der Kreuzzuͤge, Michaud, unter dem Titel:
Vor Kurzem ist hier von dem gelehrten Geschichtschreiber 9 Corre spoudance d'Orient“, eine Beschreibung seinen in neuester Zeit unternom⸗ menen Reise durch den Oriem erschenen, aus weicher ein ropa⸗ listisches Blatt folgendes Bruchstuͤck eines Schreibens aus Nau⸗ plia mittheilt: „Auf dem Huͤgel, wo sich die Ueberreste ecyklo⸗ pischer Constructionen befinden, trafen wir einen jungen Grie⸗ chen, der, wie wir, gekommen zu seyn schien, um die Ruinen zu besehen. Er saß auf einem Truͤmmerstuͤck der Citadelle und trug ein Buch unter dem Arme; ich redete ihn Franzoͤsisch an, und er antwortete in derselben Sprache, was mich angenehm uͤberraschte. Er bot sich uns zum Cicerone an, und theilte uns Alles mit, was er von dem alten Tirynth wußte. Aus seinem Gespraͤch konnte ich abnehmen, daß er nicht ohne Kenntnisse war; er hatte das Studium des alten Griechenlands keinesweges vernachlaͤssigt; das neue Frankreich beschaͤftigte ihn aber noch viel mehr; ich fragte ihn, ob er aus Nauplia sey; er antwortete: „Ich bin aus Sparta und wohne in Argos, wo mein Vater Mitglied des Cassations⸗Hofes ist.“ Die Vorstellung eines Cassations⸗Hofes, unter die Erinnerungen an Argos und Sparta gemischt, hatte etwas unangenehm Ueberraschendes fuͤr mich. Das Buch, das er unter dem Arme trug, war eine der Broschuͤren, die man in Paris nicht kennt, obgleich sie von dort kommen. Ich erinnere mich, daß wir der⸗ gleichen literarische Erzeugnisse nach den Kolonien schickten, als wir deren noch hatten; jetzt senden wir sie den Einwohnern von Athen und Lacedaͤmon, wo sie, wie man sieht, gute Aufnahme finden. Dieser junge Mann aus Sparta oder eigentlich Mist⸗
thra, mit seinen Franzoͤsischen Sitten, seiner Pariser Broschuͤre
er⸗
und seinem Vater, der Mitglied des Cassationshofes in Argos ist, kann Ihnen eine Vorstellung von der Griechischen Nation und von einem Lande geben, das zwischen unbestimmten Erinne⸗ rungen aus seiner eigenen Geschichte und den Wundern der sie zu begreifen. Ich habe waͤhrend unserer Revolution unsere 1”g. nen Republikaner gesehen, wie sie das alte Griechenland nach⸗
äfften, ohne es zu begreifen; eben so aͤffen jetzt die Kinder
Griechenlands das 8 davon zu wissen. keinen Anstand, jenes Ereigniß fuͤr eine Anstiftung der
moderne Frankreich nach, ohne etwas mehr Auf unserer Ruͤckkehr nach Nauplia traten wir in eine Muster⸗Meierei ein, die zweihundert Schritt von Tirynth entfernt ist. Das Merkwuͤrdigste in diesem Lande ist, daß man fast uͤberall etwas Modernes neben einer Ruine sieht. Diese Muster⸗Meierei war von dem Praͤsidenten Capodistrias zegruͤndet, der den Ackerbau der Griechen zu einer Nachahmung des unsrigen machen wollte; sie erinnert an die Meierei von Ramboutllet mit ihrer Baumschule und ihren Merinos. In ein Land, wo Alles erst im Entstehen ist, und auf einen Bo⸗ den, der lange Zeit unbebaut gelegen hat, will man die Ein⸗ richtungen des aufs Hoͤchste vervollkommneten Ackerbaues ver⸗ pflanzen. Der Unterschied des Klima und der Sitten der Voͤlker wird gar nicht in Anschlag gebracht. Bloß um das Vergnuͤgen zu haben, uns nachzuahmen, wuͤrde man ern die Orangenbaͤume und Morthen in warmen Treib⸗ ziehen, wie es unter unserem kalten und nebelichten Himmel geschieht. Ueberall ahmt man unsere Verhaͤltnisse knech⸗ tisch nach. In Modon hatten wir bereits einen Praͤfekten und in Navarin einen Maire gesehen, und einige Grrechische Fuͤr⸗ stinnen in Nauplia lassen sich alle Moden aus Paris kommen und geben Gesellschaften, wie man sie auf der Chaussée⸗d'Antin gtebt. Damit hofft man die Zeit des Perikles zuruͤckzurufen, und Europa fragt, ob die Stäaͤdte des Theseus und Lykurg aus ihren Truͤmmern auferstanden sind. Einer unserer Reisegefaͤhr⸗ ten wollte meine uüͤble Laune gegen die Griechen bekaͤmpfen, in⸗
mel.“
versengt sie
weiß den Grund nicht, warum in den Eid, welchen die
die einfache, und meiner Meinung nach, unleugbare Thatsache, volitische Gewalt bis jetzt niemals
dem er sagte: „Ein Ding wird Griechenland gewiß nicht von uns borgen, ich meine seine schoͤne Sonne, seinen heitern Him⸗ „Allerdings“, erwiederte ich, „aber die Sonne er⸗ zeugt keinen Patristismus; um seinem Vaterlande zu dienen, muß man ihm zuvoͤrderst angehoͤren, dessen Charakter und Sit⸗ ten lieben. Die Sonne Grriechenlands befruchtet, wie die un⸗ serige, nur die Pflanzen, die im Boden wurzeln, die anderen Freilich kann man das alte Griechenland nicht wie⸗ der erwecken, aber die Civilisaton eines Volkes muß aus seinem eigenen Geiste und Charakter hervorgehen.“ 85
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ zung vom 17. April. (Nachtrag.) Bevor Herr R. Grant seinen (gestern erwaͤhnten) Antrag auf buͤrgerliche Gleichstellung der juͤdischen Einwohner von Großbritanien stellte, uͤberreichten mehrere Mitglieder die zu diesem Endzwecke ihnen anvertrauten Bittschriften. Unter Anderen uͤbergab Herr A. Baring eine von mehreren Tauseno Kaufleuten, Banquiers und anderen Ge⸗ schaͤftsmaͤnnern der City von London unterzeichnete Petition. „Diese Bittschrift“, bemerkte Herr Baring, „traͤgt die Namen der groͤßten Notabilitaͤten unseres Handelsstandes, so wie solcher Maͤnner, welche die Ostindische Compagnie und die Bank von England repraͤsentiren. Kein Schritt ist geschehen, um diese höͤchst achtbaren Herren zur Unterzeichnung zu bewegen; viel⸗ mehr ist diese aus freien Stuͤcken geschehen. Die Bittschrift ver⸗ dient daher auch ganz besonders die Aufmerksamkeit des Hauses, sie verdient sie um so mehr, weil die Bittsteller, vermoͤge ihrer Geschäͤfts⸗ Verbindungen, die beste Gelegenheit haben, jene Klasse von Bri⸗ tischen Unterthanen zu kennen, zu deren Gunsten sie sich verwenden. In Frankreich und mehreren anderen Theilen Europa's besitzen die Juden auch Land⸗Eigenthum; dies ist jedoch in England nicht der Fall, weshalb sie hier meistens vom Handel und von dem Verkehr in groͤtern Staͤdten leben. Darum haben aber auch die Unterzeichner der vorliegenden Petition ganz besondere Gelegenheit, ihren Charakter zu kennen. Die Petttionnaire sind lauter Leute von großem Vermoͤgen und anerkannter Achtbarkeit; es ist daher ungemein wichtig, zu wissen, daß solche Maͤn⸗ ner, die ein natuͤrliches Interesse fuͤr das Wohlseyn des Landes
hegen, keine Gefahr darin sehen, wenn die Juden zum vollen Genusse der buͤrgerlichen Rechte zugelassen werden
h 8 Was mich selbst betrifft, so bemerke ich, daß es immer meine Idee gewesen und nach dieser Idee habe ich auch stets gehandelt — daß die Verschiedenheit des Glaubensbekenntnisses keine Verschiedenheit der buͤrgerlichen Rechte zur Folge ha⸗ ben duͤrfe. Diesem Prinzipe gemaͤß, werde ich auch heute über die uns vorliegende Frage stimmen, keinesweges aber aus Privat⸗Ruͤcksichten fuͤr irgend ein Individuum oder eine Klasse von Individuen, so achtbar diese auch sonst immer seyn moöͤ⸗ Diese, so wie eine andere von Herrn Hume Uberreichte
ittschrift wurde zum Druck verordnet. Letztere war von 500 in London wohnenden Juden unterzeichnet, die sich saͤmmtlich mit niedriger Hand⸗Arbeit ihren Lebens⸗Unterhalt verdienen. Die Bittsteller hatten sich bloß zu dem Zwecke vereinigt, die Be⸗ hauptung zu widerlegen, daß sich die Juden mit gemeinen Hand⸗Arbeiten gar nicht beschaͤftigten. Wenn es, bemerkten sie, nicht haͤufiger geschaͤhe, als es bereits der Fall sey, so waͤre bloß die bisherige beschraͤnkende Gesetzgebung daran schuld. — Nachdem das Haus zur Berathung des Gegenstandes selbst uͤbergegangen war und zunaͤchst Herr Rob. Grant den (ge⸗ stern mitgetheilten) Vortrag gehalten hatte, ließ sich Sir Rob. Inglis (dessen Aeußerungen gestern ebenfalls schon kurz be⸗ * worden sind) im Wesentlichen noch folgendermaßen ver⸗ nehmen:
„Es ist, seitdem das Christenthum die Religion des Staates geworden, kein Zeitpunkt in unserer Geschichte nachzuweisen, wo den Nicht⸗Christen politische Gewalt anvertraut worden waͤre. Ich
iß d — ht, 1 Eid, Parlaments⸗ Mitglieder leisten muͤssen, die Worte eingeschaltet sind, wodurch die Juden verhindert werden, in diesem Hause zu sitzen. Was aber auch die Gruͤnde dazu gewesen seyn moͤgen, so stuͤtze ich mich auf ¹ daß oliti Personen anvertraut worden ist, die sich nicht zur Treue gegen den Koͤnig auf das heilige von uns verehrte Buch verpflichten konnten. Oder, wenn sie auch nicht auf das Evangelium schwoͤren mußten, so verpflichtete man sie doch, dies auf irgend ein Symbol zu thun, wel⸗ ches genuͤgend ihre Zustimmung zu dem christlichen Glaube darthat. Ich glaube daher behaupten zu koͤnnen, daß die Worte „„Bei dem wahren Glauben eines Christen,““ welche man jetzt als das einzige Hinderniß gegen die Zulassung der Juden be trachtet, vollkommen im Einklange mit dem ganzen Geiste der Eng⸗ lischen Gesetzgebung in Bezug auf die Juden bis zum 5. April 1830 standen, wo mein sehr ehrenwertber Freund zuerst die Aufmerksamkeit auf den jetzt in Rede stehenden Gegenstand lenkte. Die Juden waren durch die Form des Eides von der Ausuübung buͤrgerlscher Gewalr in diesem Lande ausgeschlossen; und bis zu der ebenerwaͤhnten Zeit war auch noch kein Versuch gemacht worden, diese Politik in Bezug auf die Juden zu aͤndern. Damals machte man zum erstenmal den Vorschlag, Nicht⸗Christen eine politische Gewalt zu verleihen. Ich erinnere mich dabei sehr wohl der Juden⸗Bill vom fahre 154353 wodurch gewisse die Juden treffende Ausschließungen auͤf eine kurze Zeit abgeschafft wurden; aber jene Maßregel glich in ihrer Ausdehnung der jetzt beabsichtigten nicht im entferntesten. Wenn eine Maßre l,; wie die jetzt vorgeschlagene, durchgeht, so ist das Christenthum nicht läͤnger ein integrirender Theil der Landes Gesetze. Wie koͤnnte in der That eine solche Maxime aufrecht erhalten werden, wenn man Personen den Eintritt in dieses Haus und den Sitz auf den Rich ter⸗Baͤnken gestattet, die nicht glauben, daß das Evangelium das Es ist Gotteslaͤsterung, zu be
Fee. Wort Gottes ist? Erloͤser war, und es kann der
wg. 29 C v unser
Fall vorkommen, daß Jemand wegen eines solchen Vergehens vor den Richter gefuͤhrt wird. Ist es nun wohl angemessen ben⸗ 8 ein Jude Richter in einer solchen Sache sey? Man kann mir da- gegen einwenden, daß die Juden unter dem bestehenden Gesetze als Geschworne uͤber einen soschen Fall entscheiden koͤnnen; aber dies ist nicht in dem Maße inkonsequent. Es ist nicht so widersinnig, als in dem Falle, wo eine Person, die sich zu einem gewissen Glau⸗ ben bekennt, auf b Richterbagnk sitzt, waͤhrend ein Anderer, wein
“