hasecgtet⸗ Weise zuruͤckgedraͤngt, und ihr dasjenige schnoͤde vorent⸗ alten, worauf sie den gegruͤndetsten Anspruch hat. Herr v. Gagern, der als Historiker diese Unbill gewiß oft wahrgenommen und chmerzlich getragen hat, dachte vielleicht, dies Unrecht dadurch eini⸗ germaßzen auszugleichen, daß er als Politiker sich selbst opferte, und die Geschichte einmal ihrerseits auf außerordentliche Art beguͤnstigte, indem er deren Graͤnzen weit hinein in das anerkannte Gebiet der Politik, oder vielmehr mitten in die lebende Gegenwart ruͤckte, denn der Ausdruck Politik hat hier, wo neben wirklichen Staats⸗Ver⸗ haͤltnissen auch eben so sehr privatpersoͤnliche Beziehungen verhan⸗ delt werden, und die Sache nicht selten auf gewoͤhnlichen Klatsch hinauslaͤuft, eine viel zu loͤbliche Bestimmtheit. Das unterscheidet aber wesentlich die Geschichte von dem Tagesleben, daß dieses un⸗ vermeidlich und unerlaͤßlich auf tausend kleine Vorgaͤnge und Mit⸗ theilungen einen voruͤbergehenden Werth zu legen hat, gerade weil der Tag noch nicht wissen kann, welche von seinen tausend Einzel⸗ heiten Leben und Bedeutung gewinnen wird, jene hingegen dies schon mit Gewißheit unterschieden hat oder zu unterscheiden glaubt, und daher das Unbedeutende als unnuͤtzen Klatsch fallen laͤßt, das Bedeutende dagegen an seiner gebuͤhrenden Stelle zu bewahren weiß. Das Tagesleben ergreift jedes Aergerniß, hascht jeden boͤsen Tadel auf, ergoͤtzt sich an jedem Widerspruche gegen Macht und Ansehen, im Gebiete der Geistesbildung wie in dem des Staates, und ihm erscheint oft schon das bloße Streben in dieser Richtung als Muth, als Witz und Ueberlegenheit. Die Geschichte sieht dies alles ganz anders an, und sie verwirft in ihrem Ernste nicht selten ganz und gar, was die Leichtfertigkeit des Tages huldigend verehrte.
Der Versuch des Herrn von Gagern, fuͤr die Geschichte ge⸗ waltsam in Besitz zu nehmen, was ihr offenbar noch nicht gehoͤrt, ist um so gewagter, als er sich zu dieser Invasion diesmal einer Heeresmacht bedient, die durch ihren besonderen Charakter und ihre Benehmensweise gar nicht geeignet ist, die uͤberfallene Tageswelt mit dem Unternehmen auszusoͤhnen. Bei den fruͤheren Bestrebun⸗ gen dieser Art gebrauchte er vorzugsweise sich selbst, und das ge⸗
maͤßigte, wohlwollende, nur dann und wann etwas anmaßliche und
scharfe, jedoch gleich wieder gedaͤmpfte und zu freundlichem Wort und Haͤndedruck einlenkende Betragen des Deutschen Landsmannes machte diese Einquartierung ganz ertraͤglich; man erhob einige Klagen, auch wir hatten gegruͤndeten Anlaß zu mancher Ruͤge, allein im Ganzen
ließ man es gut seyn, und fand man sich in das Verhaͤltniß, das nach und ar vesenh genschaft, welche diesem großen Charakter, bei so starker Begabung
nach von selbst wieder sich loͤste. Aber welch ein Unterschied jetzt! Nicht mehr Herr von Gagern ist es, der zu diesem Kriegszuge sich hergiebt, sondern der Freiherr vom Stein wird dazu gebraucht! Da nimmt Alles ein ganz andres Gesicht an! Der Abstich der Sol⸗ daten Alba's gegen die muntern Niederlaͤnder im Egmont ist nicht greller ausgedruͤckt. Der Freiherr vom Stein ist bekannt als ein Mann, der die heftigsten Abneigungen hat, die schaͤrfsten Urtheile faͤllt, und sie ohne Ruͤcksicht und Schonung ausspricht. Wird man 1 9 geharnischten Mann, der im Namen der Geschichte voreilig auf den Markt der Tagesgeschaͤfte und in das Innere der Haͤuser dringt, um die unwillkommensten Ausspruͤche jedem als Wahrheit aufzunoͤthigen, wird man diese trotzige Erscheinung ruhig hinnehmen und dulden?
Betrachten wir den Inhalt dieser Briefe naͤher, so muͤssen
wir den Charakter der groͤßten Vertraulichkeit darin erkennen. Der die Einfluͤsse der Zeit und der Umstaͤnde hat der Grund dieser Wahr⸗
Freiherr vom Stein, der niemals sehr schreibselig, wiewohl manch⸗ mal doch es zur hoͤchsten Unzeit war, scheint durch die muͤndliche und schriftliche Beredtsamkeit des Herrn von Gagern, die er mehr⸗ mals ruͤhmend anerkennt, ganz wider seine sonstige Art in diesen brieflichen Verkehr hineingezaubert worden zu seyn, der, einmal versucht, als eine bevctrch⸗ Gewohnheit sich eben so leicht ein— nistete, als andere aͤhnliche, wodurch ehrenwerthe Maͤnner, nach vollbrachten oder aufgegebenen Geschaͤften, ihre Mußestunden zu verkuͤrzen pflegen. In der That, nicht selten hat es ganz das An⸗ sehen, als sey der edle Freiherr gedraͤngt gewesen, sich aller Galle und sonstigen stoͤrenden Saͤfte nach dieser Seite hin so rasch und kurz als moͤglich zu entledigen, wobei er um so sorgloser zu Werke ging, als er gewiß nie ahnete, daß seine derartigen Seereta jemals Prublica werden koͤnnten. Daß hier mitunter uͤble und auch giftige Duͤnste aufsteigen, ist bemerkbar genug. Wir uͤberlassen es dem Herausgeber, wie er die Entbindung dieser Gas⸗Arten verantwor⸗ ten wolle, besöͤnders in einer Zeit, wo wegen allgemeiner Krankheits⸗
Anlagen eine so besondere und wachsame Sorgfalt besteht, die Aus⸗
hauchung solcher Stoffe in den Luftkreis des allgemeinen Athmens zu verhuͤten. Wir unsererseits, in der Literatur, sind weniger von dergleichen belaͤstigt, wir analysiren und neutralisiren es durch Be⸗ trachtung, und ziehen davon am Ende noch immer Vortheil genug.
Die Briefe sind einmal da, und es fragt sich nur, welche Stelle wir ihnen unter den Quellen der Geschichte unserer Zeit werden anweisen muͤssen. Sie sind aus einem Zeit⸗Abschnitte, der viel Jahre umfaßt, und an Ereignissen und Veraͤnderungen mit den reichsten Geschichts⸗Epochen wetteifern kann. Sie ruͤhren von einem Manne her, der mitten in den Begebenheiten lebte, in ihren Zusammenhang tief eingeweiht war, und vieles darin durch unmittelbare Thaͤtig keit und uͤberwiegenden Einfluß persoͤnlich bewirkte und leitete. So manche Entwickelung der damaligen Dinge liegt noch in Dunkel gehuͤllt, so vielfache Beziehungen sind wenigstens den Augen der Menge noch verborgen, und gerade die Kenntniß üunsrer vaterlaͤndi⸗ schen Angelegenheiten ermangelt noch der wichtigsten Aufschluͤsse. Es ist keine Frage, daß wir, wenn Stein von diesen Sachen redet, der willkommensten Mittheilungen gewaͤrtig seyn duͤrfen. Um so unangenehmer muß es auffallen, sich in dieser Erwartung voͤllig. getaͤuscht zu finden. In Betreff der besonderen Thatsachen und allgemeinen Verhaͤltnisse hat die Geschichte hier wenig oder nichts zu schoͤpfen; es kommt nur das schon Bekannte vor, in einer Kuͤrze, die den Gebrauch fast aufhebt, und hoͤchstens eine Bestaͤtigung anderer Quellen abgiebt. Das Meiste ist persoͤn⸗ liche Ansicht, Meinung, die vom Tage bewegt wird, ohne auf den tiefern Zusammenhang dieser Bewegung einzugehen.
Jedoch, außer diesen allgemeinen Geschichts⸗Interessen, verbindet sich den Mittheilungen des Freiherrn vom Stein das Interesse sei⸗ ner eigenen Persoͤnlichkeit, das gerade bei diesem Manne, bei der un⸗ bestreitbaren Wichtigkeit seines Einflusses, zu den bedeutenosten un⸗ serer Zeit gehoͤrt. Wenn wir durch seine hier mitgetheilten Briefe die Eigenthuͤmlichkeit seines Wesens in bestimmteren Zuͤgen, in rei⸗ cherem Umfange, von mehreren Seiten kennen lernen, als dies bis⸗ her der Fall seyn konnte, so wird auch das als ein unschaͤtzbarer Gewinn anzunehmen seyn. Zu unserem groͤßten Bedauern muͤssen wir aber auch diese Ausbeute fuͤr unverhaͤltnißmaͤßig gering erklaͤren. Wir glauben mit allem Rechte behaupten zu duͤrfen, daß fuͤr den großen Kreis von Zeitgenossen, welche den trefflichen Mann persoͤnlich ge⸗ kannt haben, durch alle diese Briefe keine einzige neue Seite in ihm aufge⸗ deckt, und kaum irgend ein neuer Zug angedeutet wird. Wir finden uͤberall nur Beleg und Bestaͤtigung des schon Bekannten Ja selbst denie⸗ nigen Lesern, welche den Freiherrn vom Stein edst durch dieses Buch wollen kennen lernen, wird aus allen diesen vielfachen Einzel⸗ heiten nur ein hoͤchst unvollstaͤndiges, abgeschwaͤchtes und verkuͤm⸗ mertes IT“
Dieses duͤrftige Ergebniß, welches mit dem hohen Werthe, den auch wir dem Manne unbedingt zugestehen, in so e Miß⸗ verhaͤltnisse zu stehen scheint, laͤßt sich gleichwohl aus der Eigen⸗ thuͤmlichkeit dieses hohen Werthes, der eben von diesen brieflichen Zenugnissen Zan; unabhaͤngig ist, und von ihnen gar nicht bestaͤtigt zu werden braucht, als ganz natuͤrlich nachweisen.
Der Freiherr vom Stein war, obwohl des Redens und Schrei⸗ bens fuͤr weltlichen Gebrauch und auch sogar in gelebrtes Wec kundig und faͤhig genug, doch weder ein Schreiber noch ein Redner in dem Sinne, wie das Wort zur Bezeichnung eines Talents gebraucht wird. Seine Gaben waren nicht in dieser Richtung gestellt, sondern in ganz entgegengesetzter. Er war der Mann der That, ein großer Charak⸗ ter, ein dreister, hartnaͤckiger Kaͤmpfer, begabt mit Kraͤften des Gemuͤths, des rechtschaffenen, unbiegsamen, ruͤcksichtlosen Willens, des leiden⸗ schaftlichen Eifers, gemacht, um andere Gemuͤther zu durchdringen
und fortzure
sßen, um fremde Talente zu beseelen und zu leiten. Mit
512
Einem Wort, er war ein Held; ein Held im groͤßten Sinne; eine Art Bluͤcher im Civilstande. Dies ist seine Groͤße, und in dieser muß ihn aufsuchen und betrachten, wer ihn kennen und schaͤtzen will; von diesen Eigenschaften und dieser Groͤße kann jedoch nur sein un⸗ mittelbares Wirken ein vollstaͤndiges Zeugniß geben, das Anschauen seines Auftretens, seines Dastehens inmitten der Ereignisse selbst; nicht aber, nachdem die Begebenheiten abgelaufen, das Getuͤmmel voruͤber, er selbst aus aller Thaͤtigkeit zuruͤckgetreten, koͤnnen die kleinen Aeußerungen eines taͤglichen, zufaͤlligen, meist mißmuthigen und unbefriedigten Sinnens und Treibens als ein Maßstab seines Werthes gelten, und es hieße dem großen Manne das haͤrteste Un⸗ recht anthun, wenn man seine Groͤße nach jenen untergeordneten Beziehungen messen wollte. “
Freilich werden auch in den Verhaͤltnissen des Privatlebens und in den Mittheilungen der Rede und der Schrift die schoͤnen und großen Eigenschaften, welche seinen bleibenden Ruhm begruͤndet haben, nicht untergehen koͤnnen, sie werden auch in den geringeren Bahnen, welche ihnen die veraͤnderte Stellung zur Welt noch uͤbrig laͤßt, mit ihrem reinen und klaͤren Schimmer leuchten, und so sehen wir in der That auch in diesen Briefen die freie Selbststaͤndigkeit, die muthige Wahrheitsliebe, dtie tuͤchtige Strenge, welche den ritter⸗ lichen Staatsmann in ihm auszeichnen, zugleich mit der biedern Trau⸗ lichkeit und der freundlichen Scherzlust, die er dem geselligen Leben darbringt, und mit dem frommen Sinn und der redlichen Zuneigung, die er dem hoͤchsten Heil und dem Gemeinwohl widmet. Von allen diesen Eigenschaften finden sich lebendige Zuͤge mehr oder minder zahlreich ausgedruͤckt, und die Anschauung derselben thut auch dem Auge wohl, welches sie nicht zum erstenmal erblickt, sondern als laͤngstbekannte in der Wiederholung begruͤßt.
Allein nicht minder, als diese willkommenen zuͤge, erscheinen auch andre, welche die heftige Leidenschaftlichkeit des Mannes, seine bis zur Uebereilung gehende Raschheit, seine ruͤcksichtlose und ver⸗ letzende Derbheit ausdruͤcken, und zwar ohne den hoͤheren Be⸗ ruf und Schwung, welche im Gedraͤnge des Kampfes und der
Thaten den Ueberschuß jener Kraft⸗Aeußerungen wieder tilgten oder
vergessen machten. Wir gestehen, daß uns durch die Veroͤffentlichung
der vorliegenden Briefe das Bild des Freiherrn vom Stein in die⸗ ser Beziehung mehr zu verlieren, als in der fruͤheren zu gewinnen scheint.
Ganz unlengbar wird hier auch die Abwesenheit mancher Ei⸗
mit anderen, dennoch mangeln konnte, auf eine Weise bemerklich,
die vorzuͤglich dadurch unangenehm und unguͤnstig wird, daß, wie
schon erwaͤhnt, in solchen eigenen Schriftlichkeiten gerade das Man⸗
gelnde am meisten zu wuͤnschen waͤre, hingegen der uͤberreiche Er
satz, den das emporragende Verdienst der That und die imponirende Macht der Persoͤnlichkeit darbieten koͤnnte, der Natur der Sache
nach, gar keine Darstellung sindet, die auf diesem Gebiete
nur moͤglich waͤre, mit Huͤlfe jener Eigenschaften, die gerade
mangeln. Schon vor mehr als zwanzig Jahren, in Prag, war bei naͤherem Umgange mit dem trefflichen Manne uns sehr auffallend, wie derselbe zwar eine außerordentliche Lebhaftigkeit des Geistes habe, und eine große Masse von verschiedenartigen Stoffen leicht und rasch bewege, daß aber sein Gesichtskreis dabei nicht aus⸗ gedehnt, und abstraktes und tiefes Denken ihm versagt sey. Durch
nehmung nur zunehmen, und sie selbst sich bei jeder Gelegenheit bestaͤtigen muͤssen, ohne daß dies einer begeisterten Zustimmung Ein⸗
sagen gemuͤthstaͤrkende Persoͤnlichkeit des Mannes durch seine Ge⸗
genwart jedesmal erweckt wurde. Dem Leser der vorliegenden Briefe,
denen der Eindruck jener Gegenwart nicht mitzugeben war, faͤllt es daher nur verdrießlich auf, wie wenig Geist im Ganzen darin herrscht, wie wenig neue Ideen darin vorkommen, wie wenig den alten neues Gepraͤge gegeben wird. Herr von Gagern, der sich dem politischen Doktor Luther der Deutschen, wie er seinen Helden be⸗ zeichnet, bescheiden als mitgehender Melanchthon anmeldet, ist ihm an Umfang und Gewandtheit des Geistes unendlich uͤberlegen, und
der geschickte Philippus weiß den ehrlichen Martinus vermittelst
dieser Gaben sogar in einer fortwaͤhrenden huldigenden Beugung zu erhalten, die sonst eben nicht dessen Sache zu seyn pflegte. (Schluß folgt.)
Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends † Nach einmaliger W55W5I06 Beobachtung.
1888. 2. Mai.
8 p „ 8 „ 22 2919 6n 2 ½ 8 531* 26½ 1ö“ 8 . Luftdruck.. 357,0 8„Par. 336,6 6“ Par. 336.70“ Par.Quehwaärme 6,2 °R.
13,00 F. Flußzwärme 8,s ° R. 6, 88 is * 1 60 pECt. 1 1 halbheiter.
SSW.
SW.
WT1 6,5 N.
7
85 pEt. 52 pCt. bedeckt heiter. SW. 8n
“ Den 3. Mai 1833.
Amtl. Fonds- und
Luftwäͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter....
Wolkenzug
Niederschlag 0.
Ausvünf. 0, "r 02 Nh. gangen.
Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.)
[2Zf. Brief. Geld.¼
Srüͤdawu—l 8SCae rLAAnnne 100 ¼
95 ½8 Grolshz. Pos. do.] 4 — [Ostpr. Pfandbr. 4 Pomm. do. 4 Kur.- u. Neum. do. 4 Schlesische do. 4 Rkst. C. d. K.- u. N. —
2Süeh 8 —
CEwEn
St.-Schuld-Sch 4 96
v. Engl. Anl. 18. ,5 104 ½
r. Engl. Anl. 22. 104 ½ — Pr. Engl. Obl. 30. 91 ½ 941 ½ Präm. Sch. d. Seeb. 54 ½ 53 ¾ Kurm. Ob. m 1. C. 94 ½ — Neum. Int. Sch. do. 94 ½ — Berl. Stadt-Obl. 96 — Königsb. do. 95 ½ — [Holl. vollw. Duk. — Elbing. do. — Neue do. — Danz. do. in Th 36 ½ 35 ⅔ [Friedrichsd'or.. — Westpr. Pfandbr. 97 ½ — Disconto 1 1 Ausvwaäntie Hörsen
Amsterdaann, 28. April. . Schuld 45 ½. 5392 do. 84 ½. Kanz-Bill.
U
—
=
Hamburg, 1. Mai.
Oesterr. 5 3 Met. 93 ½. 43 do. 83 ⅞. Bank-Actien 1287 Russ. Engl.
100 ¾. Russ. Holl. (v. 1831) 91 ½. Met. in Ilamb. Cert. —. P, Prümien-Scheine 107 ½. 4 9 Preuss. Engl. —. Poln. 115 ¾. Dan. 71 ½. St. Petersburg, 24. April.
HWamhurg 3 Won. 9 ¼ ⁄, ꝗ†. Fisher-Ruhel 362. Kop.
Koͤnigliche Schauspiele.
Sonnabend, 4. Mai. Im Schauspielhause, zum erstenmale: Der Johannissegen, dramatischer Scherz in 2 Abtheilungen, von Hierauf: Der Luͤgner und seia Sohn, Posse in Der Geburtstag, Di⸗
E. Karoli.
1 Akt. Und zum erstenmale wiederholt:
vertissement in 1 Akt, von Hoguet. Sonntag, 5. Mai.
Wolfram. Im Schauspielhause:
nique, Lustspiel in 3
Abtheilungen, nach dem Franzoͤsischen
Koͤnigstaͤdtisches Theater. Sonnabend, 4. Mai. Zum erstenmale:
Zf. Erief.] Geld.
Im Opernhause: Das Schloß Can⸗ dra, Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets, Musik von J.
Mulier taceat in ecclesia, Tragi⸗
Komoͤdie in 3 Abtheilungen, von E. Raupach. Hierauf: Domi⸗ von
Der raͤthselhafte Unbekannte, oder: Die Brautnacht auf dem Leuchtthurme zu
Eddystone, Drama in 3 Abtheilungen, nebst einem Vorspiele. Na⸗ einer Erzaͤhlung von Johann Langer, frei gedichtet von Ante Fischer. Die neuen Decorationen und Maschinerieen sind na⸗
Angabe des Herrn Roller, gemalt von diesem und Herrn Pap 8 Markt⸗Preise vom Getreide.
Berlin, den 2. Mai 1833. 8 Zu Lande: Weizen 1 Rthlr. 20 Sgr., auch 1 Rthlr. 11 Sg 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 4 Sgr., auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 † große Gerste 24 Sgr. 5 Pf.; Hafer 25 Sar., auch 20 Sgr. 8„ Eingegangen sind 252 Wispel 16 Scheffel.
Zu Wasser: Weizen weißer) 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rth. 20 Sgr. und 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 %
auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.; große Gerste 23 Sgr. 9 Pf.; Hdh 22 Sgr. 6 Pf.; Erbsen Fhiechte Sorte) 1 Rthlr. 5 Sgr. Ein⸗ gangen sind 1052 Wispel 10 Scheffel. Branntwein⸗Preise vom 24. bis 30. April 1833.
Das Faß von 200 Quart nach Tralles 54 pCt. oder 40 p.g. Richter: Korn⸗Branntwein 19 Rthlr. 15 Sgr.; Kartoffel⸗Branm⸗ wein 15 Rthlr. 15 Sgr., auch 14 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf
Kartoffel⸗Preise vom 25. bis 30. April 1833. Der Scheffel 13 Sgr. 6 Pf., auch 10 Sgr.
Neute
Paris, 27. April. Das heutige Gesetz⸗Bulletin pro girt das Budget fuͤr 1833 unter dem Datum des 23sten d.⸗
Beide Kammern hielten gestern seit der Eroͤffnung diesjaͤhrigen Session ihre erste Sitzung. Nach der Organisat der Bureaus, die bekanntlich allen andern Geschaͤften vorausge wurden in der Pairs⸗Kammer der Marschall Gérard, der G von Montalivet, der Graf von Montesquiou und Herr Ga tier zu Secretairen gewaͤhlt. In der Deputirten⸗Kammer fuͤp Herr Gras⸗Preville, als aͤltestes Mitglied dieser Kammer, pi sorisch den Vorsitz. Nachdem die Bureaus durch das Loos sammengestellt worden, wurde sofort zur Wahl des Praͤsiden geschritten. Der Namens⸗Aufruf ergab 292 anwesende Mitg der. Hiervon erhielt Herr Dupin d. Aelt. 221, Herr Laf 50, Herr Dupont von der Eure 6, Herr von Lafavette 2 Sii men und mehrere andere Deputirte eine. Demgemaͤß wu Herr Dupin wieder zum Praͤsidenten der Kammer proklame
Herr Mauguin war der Meinung, daß die Abstimmung
null und nichtig betrachtet werden muͤsse, indem die Einberufune Verordnung nicht durch die Gesetz⸗Sammlung publicirt worde mithin auch nicht exekutorisch sey. Die Versammlung nahm
dessen auf diese Einwendung keine Ruͤcksicht und beschaͤftigte mit der Wahl der vier Vice⸗Praͤsidenten. 1
von den obigen 292 anwesenden Deputirten 209, Herr Bez Delessert 204, Herr von Schonen 203 und Herr Bérenger 1
trag thun konnte, welche fuͤr die edle, erfrischende, man moͤchte Stimmen.
Herr Etienne erht
Diese vier Deputirte wurden daher zu Vice⸗Pr. denten ausgerufen. Die meisten Stimmen nach ihnen hat die Herren Persil (100), Odilon⸗Barrot (65) und Salverte (5 Eine dritte Abstimmung galt der Wahl der 4 Secretaire. Zahl der Mitstimmenden betrug jetzt nur noch 258, wovon; Stimmen Herrn Ganneron, 195 Herrn Felix Réal, 192 He Martin (vom Nord⸗Departement) und 191 Herrn Cunin⸗G daine zu Theil wurden. Die eigentlichen Geschaͤfte der Kam sollten am folgenden Tage beginnen. 1I“
Die Koͤnigin Donna Maria hat in Passy ein Landh gemiechet, wo sie die schoͤne Jahreszeit uͤber zubringen will.
Die Doktoren Orfila, Auvity, Fouquier und Andral se gestern von Blaye hierher zuruͤckgekehrt; es bestaͤtigt sich, die Herzogin von Berry dieselben nicht vorgelassen hat. Jvurnal des Débats fuͤgt hinzu, der Gesundheits⸗Zust der Prinzessin habe den Berstand dieser Aerzie nicht nothm dig gemacht. Die Auotidienne sagt, J. K. H. habe zuy derst verlangt, daß man dem Vicomte Chateaubriand die Erlau niß ertheile, zu ihr zu kommen.
Haag hier
1ö1öö1ö1“
9
Allgemeine
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1
Sonntag den 5ten
e.
nr uAum ʒn, umükxrmnrun.
—
Amtliche Nachrichte Kronik des Tages.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Albrecht ist aus dem wieder eingetroffen.
—--
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung ist an die Stelle des von Waldfeucht, im Kreise
Heinsberg, abgegangenen Pfarrers Kloth der bisherige Pfarrer zu Rheinbach, Alexander Geilgens, zum Pfarrer zu Wald⸗
eucht ernannt worden;
zu Potsdam und der Stadt Berlin ist der bisherige konrektor Karl Ludwig Schridde zu Schwedt als dritter Hrediger und Rektor zu Angermuͤnde, der bisherige Prediger nd Rektor August Adolph Sternberg zu Schwedt als hrediger zu Heinersdorf, der Kandidat der Theologie Karl riedrich Tyszka als Huͤlfsprediger und Rektor zu Schwedt, eer Kandidat der Theologie Christian Leopold Schulze als Hrediger zu Gruͤneberg, der bisherige Kollaborator August derrmann Karl Ramdohr zu Brandenburg als zweiter brediger der reformirten Gemeinde daselbst und der bisherige apellan Johann Joseph Juͤnger zu Potsdam als Pfarrer Spandau ernannt worden.
Abgereist: Se. Excellenz der General der Kavallerie und
ch Koblenz.
hmmandirende General des VIlIlI. Armee⸗Corps, von Borstell,
Zeitungs⸗Nachrichten.
bEEE11113“
Paris, 27. April. Die Prinzessin Adelaide wird, wie es ißt, in Kurzem abermals nach Bruͤssel reisen.
Der heutige Moniteur enthaͤlt das Ausgabe⸗Budget fuͤr s laufende Jahr. Dasselbe belaͤuft sich auf 1,120,394,804 Fr. er 299 Millionen Rthlr. Preuß. Cour., wovon beinahe der itte Theil, naͤmlich 349,292,229 Fr. (uͤber 93 Millionen Rthlr.), f die Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld kommt. Der vpf zahlt mithin in Frankreich etwa 35 Fr. (9 ½ Rthlr. Pr. C.) jaͤhrlichen Steuern. 8
Der Temps bemerkt uͤber die gestrige Sitzung der Depu⸗ ten⸗Kammer: „Das Ministerium ⸗hatte, wie wir vorausgesagt, errn Persil als Kandidaten zur Vice⸗Praͤsidentur statt des errn Bérenger aufgestellt; dennoch ward der Letztere gewaͤhlt. ie Herren Etienne, von Schonen und Délessert hatten mehr 200 Stimmen, zu denen die doctrinaire Partei mit dem unab⸗ ngigen Centrum und der zweiten Section der linken Seite ihr ntingent gestellt zu haben scheinen. Herr Bérenger erhielt 2 Stimmen, die offenbar dem unabhaͤngigen Centrum, der
Der Katserlich Russische Legations⸗Secretair Francezzpeiten Section der linken Seite und der gemaͤßigten Opposition ist gestern mit Depeschen von hier nach St. Petersburg abssgehoͤren. Herr Persil trug nur 100 Stimmen davon, welche
Der auf heute Abend anberaumte Ball, der im Saale
tadour zu Gunsten der Laffitte schen Subscription stattfin
sollte, ist auf den 4. Mai vertagt worden.
Vor dem Koͤnigl. Gerichtshofe zu Limoges erschien Kurzem ein Justiz⸗Beamter aus Tulles, Namens Ceyras, un der Anklage, einen Beitrag zu der Geldstrafe der Tribune terzeichnet zu haben und Korrespondent des Vereins: „Hilf so wird dir der Himmel helfen“, zu seyn. kurator trug darauf an, den Angeklagten auf zwei Jahre r seinem Amte zu suspendiren; der Gerichtshof verfuͤgte jed nur, daß demselben wegen seines Beitritts zu einem der Re rung feindlichen Vereine ein Verweis ertheilt werde.
Der Literat Magnan ward gestern, als Verfasser einer legitimistischen Sinne geschriebenen Broschuͤre uͤber die Herzoz von Berry, von dem hiesigen Assisenhofe in contumociam einjaͤhriger Haft und einer Geld⸗Strafe von 6000 Fr. verurthen
lus Besorgniß vor neuen Unruhen unter den Arbeitern Lyon, hat die Regierung eine Kommission beauftragt, die L der dortigen Seiden⸗Arbeiter gruͤndlich zu untersuchen.
Bei Bressuire und Argentan, in der Vendée, ist es 20sten d. M. zwischen den Truppen und den Chouans zu fechten gekommen, in welchen mehrere der Letzteren getoͤdtet verwundet wurden.
Der in Marseille erscheinende Garde national meldet: Tunis vom 19. Maͤrz: „Tunis gleicht seit einigen Tagen ei Festung. Der Hafen ist in Vertheidigungs⸗Zustand gesetzt uü in der Naͤhe der Stadt sind etwa 10,000 Mann gelagerr. Muselmaͤnner sind unter die Waffen gerusen. Warum die gierung so viel Streitkraͤfte versammelt, ist nicht bekannt. Lage der Franken in der Mitte so vieler bewaffneter Eingebo nen ist sehr unangenehm und fuͤr den Handel nachthetlig.“
Aus Madrid sind auf außerordentlichem Wege Nachricht bis zum 20sten d. M. hier eingegangen. Die vollkommen Ruhe herrschte daselbst.
— Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 101. 70. cour. 101. 75. 3proc. pr. compt. 77. 70. sin cour. 77.] 5proc. Neap. 91. 75. fin cour. 91. 80. 5proc. Span. perp.] 3proc. do. 44 ½. 5proc. Belg. Anl. 87 ½.
Frankfurt a. M., 30. April. Oesterr. 5proc. Metall. 9 93 ½. Aproc. 84. 83 ¼. 2 proc. 50 ¼. 1proc. 22 ½. Br. Bag Actien 1465. 1463. Part.⸗„Obl. 136 ¼. 136 ¾, Loose zu 100 189 . B. Holl. 5proc. Obl. v. 1832 86¼. 86 ¼. Poln. Loose 57.
— — qỹgqggN’—
8
u““ v1“ Redacteur Cottel.
Gedruckt bei A. W. Haon.
au die numerische Staͤrke der doctrinairen Partei ausdruͤk⸗ Der erste Versuch des Ministertums ist also gescheitert.“ Dem Courrier frangais zufolge, haͤtten die vier aus laye zuruͤckgekehrten Aerzte ihren Freunden erzaͤhlt, daß sie die rzogin gesehen, daß deren Gesundheits⸗Zustand keinesweges nruhigend, und daß die Luft der Citadelle von Blaye der inzessin durchaus nicht nachtheilig sey. bee France nouvelle enthaͤlt folgendes Privatschreiben
Der General⸗Pühs Seignelegier im Kanton Bern, wo die aus Frankreich
twichenen Polnischen Fluͤchtlinge sich aufhalten: „Den Polen,
Anfangs ihre Ausgaben puͤnktlich bezahlten, saͤngt es jetzt „an Geld zu fehlen. Die Bauern der Doͤrfer Montfaucon d St. Brai, wohin mehrere dieser Fluͤchtlinge geschickt wor⸗
sind, beklagen sich, wie wir, uͤber die Lasten, die ihnen aus
a Aufenthalte dieser Fremdlinge erwachsen; sie haͤtten, sagen
weder den Willen noch die Mittel, dieselben lange zu ernaͤhren.“
„Man schreibt uns aus Genua“, sagt die Gazette de ance, „daß in dem dortigen Hafen ein bedeutendes Geschwa⸗ ausgeruͤstet wird, welches die Stadt Tunis bombardiren soll. r Grund zu dieser Expedition liegt in der Weigerung des y, der Sardinischen Regierung Genugthuung fuͤr eine Be⸗ impfung zu gewaͤhren, die sich ein Offizier aus dem Gefolge Bey gegen einen Sardinischen Marine Capitain im vorigen aͤtsommer im Hafen von Tunis erlaubt hat. Sechzig Kano r⸗Schaluppen werden fuͤr das Bombardement ausgeruͤstet und ganze Expedition wird, wie man glaubt, gegen die Mitte Mat unter Segel gehen.“ Ueber die einstweilige Schließung der Vorlesungen an der chschule in Montpellier liest man im heutigen Moniteur: ie Vorlesungen bei den Fakultaͤten der Medizin und der kten Wissenschaften in Montpellier sind vorlaͤufig geschlossen rden. Zu dieser Unordnung hatten laͤrmende Unterbrechungen hrend der Vorlesung eines Professors Anlaß gegeben; man durfte een, daß diese von der Mehrzahl der Studirenden gemißbil⸗ en Scenen sich nicht erneuern wuͤrden. Die weise Festigkeit Rektors hatte in dieser Beztehung nichts verabsaͤumt; als ofessor bei einer der Fakultaͤten hatte er selbst seine Vorlesun⸗ fortgesetzt, waͤhrend er als Verwaltungs⸗Vorstand die noͤthi⸗ Maßregeln traf. Als die Unruhen dennoch waͤhrend einer dizinischen Vorlesung wieder begannen, befahl der Rektor, auf Beschluß des akademischen Senats, der sofort zusammen⸗ reten war, die Vorlesungen zu schließen. Diese Maßregel d nur so lange dauern, als das Interesse der Ordnung es eischt; viele Studirende sind bereits in den Schoß ihrer Fa⸗ ien zuruͤckgekehrt. Obgleich die Saͤle nicht mehr fuͤr die oͤf⸗ tlichen Vorlesungen geoͤffnet sind, so dauern dennoch die Pruͤ⸗ gen und die Privat⸗Uebungen fort, so daß das Vierteljahr die fleißigen Studenten nicht ganz verloren seyn wird““
Ein junger Schriftsteller aus Marseille, Namens Durand, hat jetzt zum vierten Male den Preis in der Poesie bei den Jeux floraux in Toulouse gewonnen und ist zum Mitgliede der dortigen Akademie erwaͤhlt worden.
Der bekannte Aegyptische Dolmetscher Sakakint hat aus Marseille vom 15ten d. M. an die Redaction der Gazette de France folgendes Schreiben erlassen: „M. H. Bei Ankuͤndigung einer von mir herausgegebenen Schrift uͤber Aegypten*) bezeich⸗ nen Sie mich als den Vertrauten des Vice⸗Koͤnigs. Diese Be⸗ zeichnung ist gaͤnzlich unbegruͤndet und es ist daher meine Pflicht, dieselbe durch die Erklaͤrung zu berichtigen, daß ich nur Ueber⸗ setzer im Dienste Sr. Hoheit bin, wie es auch auf dem Titel meiner Schrift gesagt ist. Uebrigens habe ich in jener Schrift nur meine persoͤnlichen Ansichten ausgesprochen und ihr Inhalt kann also durchaus keinen amtlichen Charakter haben.“
Mehrerere Italiaͤnische Fluͤchtlinge haben hier ein Journal fuͤr die aͤltere und neuere Italiaͤnische Literatur unter dem Dop— pel⸗Titel „l'Esule“ und „'Exilé“ gegruͤndet; der Italiaͤnische Text ist von einer Franzoͤsischen Uebersetzung begleitet. Die er⸗ sten Nummern enthalten Aufsaͤtze uͤber den Verfall der Lateini⸗ schen Sprache und das Entstehen des Italiaͤnischen Idioms, mit Citaten aus den aͤltesten Italiaͤnischen Schriftstellern. Die Her⸗ ren Carmonieri, Pescantini und Frignani sind die Gruͤnder die⸗ ses literarischen Unternehmens, bei welchem der gelehrte Orioli, der Dichter Giannone, die Grafen Mamiani und Pepoli, der Professor Martelli u. A. m. mitarbeiten werden. Auch einige Franzoͤsische Gelehrte haben sich angeschlossen.
Zwei mit der Beaufsichtigung des Buchhandels und nament⸗ lich mit der Verfolgung des Nachdrucks beauftragte Agenten sind gestern nach den suͤdlichen und zwei andere nach den noͤrdlichen Departements abgereist.
Von Casanova's Memoiren wird bei dem hiesigen Buchhaͤnd⸗ ler Paulin der Franzoͤsische Original⸗Text erscheinen.
Mehrere Blaͤtter klagten seit einiger Zeit uͤber die schlechte Verwaltung der Kolonie Algier. Der Messager des Cham⸗ bres fuͤhrt zur Begruͤndung dieser Beschwerden folgende That⸗ sachen an: Der fortwaͤhrende Belagerungs⸗Zustand, welchem die Einwohner von Algier unterworfen sind, wird durch die b einer ungesetzlichen Fiskalitaͤt noch druͤckender gemacht.
n der Capitulation Algiers war ausdruͤcklich untersagt, Liefe⸗ rungen auf die Einwohner auszuschreiben. Der General Sa⸗ vary verletzte tugt nach seiner Ankunft diese Bestimmung durch seine beruͤchtigte Requisition von Wolle; eine neue Verletzung ist bei dem Abgange dieses Gouverneucs durch Ausschreibung einer Steuer von 100,000 Fr. auf die Einwohner geschehen, um ein Getreide⸗Magazin zu errichten. Diese Steuer war leicht aus⸗ geschrieben, schwerer aber war es, dieselbe von den ungluͤcklichen Einwohnern beizutreiben, die ohne Handel, Gewerbfleiß und Ackerbau sind und deren Haͤuser man militairisch besetzt haͤlt, ohne daß ihnen eine Entschoͤdigung gewaͤhrt wuͤrde. Um diese Schwierigkeiten zu uͤberwinden, hat der Intendant Genty⸗de⸗ Bussy ein foͤrmliches Embargo auf die Personen gelegt. Nie⸗ mand darf Algier verlassen, der nicht eine Quittung uͤber die entrichtete Steuer vorzuzeigen vermag. Aber auch dann noch wird es dem steuerpflichtigen Einwohner, welcher Algier verlas⸗ sen will, zur Bedingung gemacht, Jemand von seiner Familie zuruͤck zu lassen, damit immer Einer bleibe, an den man sich fuͤr etwanige kuͤnftige Forderungen halten koͤnne. Die Graͤber der Eingeborenen werden fortdauernd entweiht; die Steine, Ziegel und Marmorstuͤcke werden an Ort und Stelle an Entreprenneurs, ja sogar die Gebeine werden zur Ausfuhr verkauft. Die Ueberreste eines im Lande beruͤhmten Marabouts (Arabischen Priesters) sind von ei⸗ nem der hiesigen Notabeln aus den Haͤnden der Barbaren, die das Grab entweiht hatten, zuruͤckgekauft und in seinem eigenen Hause beigesetzt worden. Der Civil⸗Intendant Genty de Bussy hat einen Besehl erlassen, der mit großer Strenge ausgefuͤhrt wird und wonach jeder Haus⸗Eigenthuͤmer seinen Besitztitel in ei⸗ nem dazu bestimmten Bureau niederlegen soll; diese Maßregel
erregt unter den Einwohnern die groͤßte Besorgniß und man „ So wird in Algier Alles angegriffen und verletzt; Vermoͤgen, Immobilien, ja selbst
fragt aͤngstlich, wie das Alles endigen soll.
der Aufenthalt der Todten wird vom Fiskus in Anspruch ge⸗ nommen. Kann man wohl mehr thun, um ein Volk zur Ver⸗ zweiflung zu bringen und die letzten Spuren der Civilisation zu vernichten?“
Wie es scheint, wird die Krankheit des Generals Savary ohne eine chirurgische Operation gehoben werden; dennoch ist von seiner Ruͤckkehr nach Algier vor der Hand noch nicht die Rede.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz⸗ zung vom 26. April. (Nachtrag.) Sir W. Ingilby sagte zur Unterstuͤtzung seines Antrages auf Herabsetzung der Malz⸗ Steuer, daß nicht allein die ackerbautreibende Klasse, sondern
das Land im Allgemeinen in der Herabsetzung jener Steuer eine In seiner eigenen Graf⸗
bedeutende Erleichterung finden wuͤrde. schaft wuͤrde die Gerste jetzt zu einem niedrigeren Preise ver kauft, als der Betrag der Steuer bei Verwandlung in Malz betruͤge. Bei einem solchen Zustand der Dinge koͤnne der Grund⸗ besitzer nicht ferner bestehen. Er hoffe und erwarte, daß der edle Lord jetzt, wo es noch Zeit sey, Mittel finden wuͤrde, um den Ausfall zu decken, der durch Herabsetzung jener druͤcken⸗ den Abgabe entstehen duͤrfte. Er beabsichtige durch seinen Vorschlag, den Grundbesitzern zu Huͤlfe zu kommen und zu gleicher Zeit allen Klassen der Gesellschaft eine Erleichterung u verschaffen und den moralischen Charakter der großen Masse des Volkes zu verbessern. Man habe ihn aufgefordert, er solle eine Taxe an die Stelle der Malz⸗Steuer vorschlagen; dazu sey er aber gar nicht verpflichtet. Wenn er erst zum Kanz⸗ ler der Schatz⸗Kammer gemacht worden sey, dann wuͤrde fuͤr ihn die Zeit gekommen seyn, an die Mittel und Wege zu denken
*) Auszuͤge aus derselben
sind im Magazin fuͤr die Literatur des Auslandes gegeben worden. b
(Gelaͤchter), obgleich er dann auch vielleicht, wie andere Kanzler der Schatz⸗Kammer, mehr an die Fonds⸗Besitzer, als an die Grund⸗
vesitzer denken, und vergessen wuͤrde, Kapitalien zu besteuern, die todt und unfruchtbar fuͤr das Land da laͤgen.
Seiner Lage und seinen gesellschaftlichen Verhaͤltnissen zufolge, sey der Grund⸗ besitzer verpflichtet, sich Wagen, Pferde und Diener zu halten, wovon das Land Vortheil zoͤge, indem alle diese Gegenstaͤnde besteuert wuͤrden; aber der Fonds⸗Besitzer koͤnne Tausende in Form von Divi⸗ denden erhalten, und sich damit begnuͤgen, ein altes Weib und eine Katze zu fuͤttern. (Großes Gelaͤchter.) — Herr Parrott unterstuͤtzte den Antrag, und war der Meinung, daß die An⸗, nahme desselben nur einen Ausfall von 1,200,000 Pfd. Sterl. in der oͤffentlichen Einnahme zur Folge haben wuͤrde. Die Brutto⸗Einnahme der Abgabe betrage zwar 4,825,000 Pfd. Sterling; aber die Vermehrung der Consumtion werde doch, auch bei Herabsetzung der Steuer auf die Haͤlfte, den Ausfall auf oben bemerkte Summe beschraͤnken. Aber wenn auch der Verlust groͤßer waͤre, so wuͤrde dies immer kein Ungluͤck seyn. Wuͤrde man etwa den Ausfall nicht decken koͤnnen, ohne gegen irgend ein menschliches Wesen ungerecht zu seyn? Er glaube nicht. Koͤnne man nicht alle Sinekuren einziehen? Koͤnne man nicht die Civil⸗Liste von 500,000 Pfund auf 300,000 Pfund herabsetzen? Die hohen Gehaͤlter koͤnnten vermin⸗ dert, die der Richter z. B. auf die Haͤlfte herab gesetzt werden. Durch diese Heeniasden Reformen koͤnne man leicht einen Ausfall in den Steuern decken. Er sey immer be⸗ reit, die Minister zu unterstuͤtzen, wenn sich dieselben auf dem rechten Wege befaͤnden; aber er muͤsse dem edlen Kanzler der Schatz⸗Kammer sagen, daß dies jetzt nicht der Fall sey, und daß sein Budget nicht allein mit Kaͤlte und Unzufriedenheit, sondern mit Spott und Verachtung aufgenommen worden waͤre. — Sir J. Sebright sagte, daß er den großen Vortheil nicht verkenne, der dem Lande entstehen wuͤrde, wenn die Reduction der Malz⸗ Steuer statt faͤnde. Er bedauere aber, den Antrag nicht unter⸗ stuͤtzen zu koͤnnen, weil er nicht glaube, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen sey, wo die Minister Steuern herabsetzen koͤnnten, in⸗ dem kein zweckmaͤßiges Aequivalent aufgefunden werden koͤnne. Er werde deshalb nicht gegen seine Ueberzeugung ein Votum ab⸗ geben, bloß um eine etwas zweideutige Popularitaͤt zu erwerben. (Hoͤrt! Lord Althorp sagte, daß, wenn der jetzt vorliegende Antrag und ein anderer bereits angekuͤndigter auf Abschaffung der Assessed Taxes angenommen wuͤrden, eine Veraͤnderung der Steuern unvermeildlich werde. Er wuͤnsche sehr, daß das Haus uͤber die Frage einer Vermoͤgen⸗Steuer, welche so oft angeregt wuͤrde, reiflich nachdenke, und uͤberlege, ob, wenn dieselbe in Wirksamkeit traͤte, mehr Vortheil im Ganzen davon zu erwarten sey, als von dem jetzigen Besteuerungs⸗System. Er sey voll⸗ kommen uͤberzeugt, daß Niemand, der sich der Vermoͤgen⸗Steuer vom Jahr 1816 erinnere, sagen wuͤrde, daß es eine gerechte Steuer sey. Durch den gegenwaͤrtigen Antrag werde eine Re⸗ duction von 2,500,000 Pfd. Sterl. vorgeschlagen. Es komme wenig darauf an, ob auf die Abschaffung der halben oder der ganzen Steuer angetragen werde. In beiden Faͤllen wuͤrde es unmoͤglich seyn, fuͤr den oͤffentlichen Dienst zu sorgen. Er sey bereit, es als einen allgemeinen Grundsatz zuzugeben, daß bei Reducirung von Abgaben auf Consumtions⸗Artikeln die Einnahme nicht u
den ganzen Betrag der Reduction geschmaͤlert werde, weil der Verbrauch zunaͤhme; aber dieses Argument finde auf die Malz⸗ Steuer nicht in demselben Maße Anwendung, wie auf andere Steuern. Die Malz⸗Steuer sey nicht so druͤckend gewesen, da
sich der Verbrauch dadurch vermindert habe, er koͤnne sich alse
auch nicht bedeutend vermehren. Was auch die ehrenwerthen Mitglieder von dem dem Hause vorliegenden Antrage denken moͤchten, so halte er es doch fuͤr durchaus unmoͤglich, denselben in Wirksamkeit treten zu lassen, wenn
Aus diesem Grunde halte er es fuͤr unumgaͤnglich nothwendig, sich dem Antrage zu widersetzen. habe gesagt, daß es die Pflicht der Regierung sey, fuͤr jede Steuer, welche das Haus abzuschaffen fuͤr gut finde, einen Ersatz ausfindig zu machen. Wenn er die Vortrefflichkeit dieser Doktrin auch zugeben wolle, so halte er es doch zu gleicher Zeit fuͤr seine Pflicht, zu erklaͤren, daß er nicht im Stande sey, in diesem Falle einen fuͤr das Haus und fuͤr das Land befriedigenden Er⸗ satz aufzufinden. Dann sey die Frage, ob das Haus bei dem gegenwaͤrtigen Zustand der Finanzen die Steuern auf eine Weise reduciren wolle, die den oͤffentlichen Kredit erschuͤttern muͤsse? Es wuͤrde unmoͤglich werden, die Zinsen der oͤffentlichen Schuld
zu bezahlen, wenn das Haus die Steuern so bedeutend reducire, wie es die gegenwaͤrtige Motion vorschlage. lichen Gelegenheit habe ein ehrenwerthes Mitglied behauptet, daß die Repraͤsentanten der Hauptstadt⸗Distrikte eine vollkommene Gewalt uͤber ihn (Lord A.) erlangt haͤtten. Die Vorfaͤlle der beiden letzten Tage muͤßten Jedermann uͤberzeugen, daß dies nicht der Fall sey. Bei seinem kuͤrzlich vorgelegten Budget habe er sich bemuͤht, so unpar⸗ teiisch als moͤglich gegen die verschiedenen Interessen der Gesell⸗ schaft zu verfahren. Einwohner der Hauptstadt gethan habe, sein Plan in dieser großen Stadt unpopulair sey, und heute Abend vernommen, uͤberzeuge er sich, denen, die das Ackerbau⸗Interesse vertreten, unpopulair sey. Dies sey das Schicksal jedes — bemuͤhe, gegen alle Parteien billig zu Werke zu gehen. (Hoͤrt!) Er sey indeß nicht der Mann, . zeugung einer eitlen Popularitaͤt habber untreu wuͤrde, und er werde, so lange er dem Amte vorstehe, welches habe zu bekleiden, stets bemuͤht seyn, auf alle Klassen der Gesellschaft zu reduciren. (Hoͤrt, hoͤrt!) — Herr Cobbett behauptete, daß die Malz⸗Steuer bei weitem die druͤckendste und demoralisirendste fuͤr die arbeitenden
sey. Er habe 30 Jahre lang fuͤr die Abschaffung der Steuer gekaͤmpft, und endlich sey ihm dieselbe gelungen.
die Malz⸗Steuer ebenfalls abgeschafft wuͤrde, so werde er sich dem edlen Kanzler der Schatz⸗Kaͤmmer so dankbar
Bei einer neuer⸗
Er wisse, daß, weil er nicht mehr fuͤr die
aus den Reden, welche er daß derselbe auch bei
Mannes in seiner Lage, der sich der seiner gewissenhaften Ueber⸗ er jetzt die Ehre
die Abgaben mit Ruͤcksicht
Klassen Salz⸗ Wenn
verpflichtet fuͤh⸗
nicht irgend ein anderes Mitglied zum Ersatz eine Vermoͤgen⸗Steuer vorschlage.
Ein ehrenwerthes Mitglied