Gold⸗Valuta in Cireulation ließ, eine noch viel aͤrgere Verwirrung, die endlich in den Jahren 1825 und 1826 durch die Banquerotte von mehr als 100 Banken zum Vorschein kam, was aber⸗ mals viele tausend Familien an den Bettelstab gebracht hat. Aller dieser traurigen Erfahrungen ungeachtet, hat sich der besagte, sehr ehrenwerthe Robert Peel nicht zuruͤckhalten lassen, im Jahre 1826 eine neue Bill einzubringen, wodurch nicht etwa die Gold⸗Voluta wieder aufgehoben, sondern alle Einpfund⸗Noten, im Widerspruche mit der Bill von 1822, prohibirt wurden. Nach allem diesen ist nun die Verwirrung und das Elend im Lande so groß und allgemein, daß kein menschliches Wesen im Stande ist, den Weg anzugeben, auf welchem dieses Koͤnigreich seinem gegenwaͤrti⸗ gen Zustande voller Schwierigkeiten und Gefahren entrissen werden kann. In Betracht dieser Kalamitaͤten und der auch fuͤr die Si⸗ cherheit des Thrones zu befuͤrchtenden Gefahr, welches Alles dem Mangel an Kenntnissen von Seiten des sehr ehrenwerthen Sir Ro⸗ bert Peel zugeschrieben werden muß, haͤlt sich nun das Haus, mit Vorbehalt der etwa kuͤnftig noch zu nehmenden Maßregeln, fuͤr ver⸗ pflichtet, Sr. Mazestaͤt eine loyale und unterthaäͤnige Adresse zu uͤberreichen, in welcher Hoͤchstdieselben ersucht werden sollen, den sehr ehrenwerthen Sir Robert Peel aus dem Koͤniglichen Geheimen Rath zu verabschieden.“
Als Herr Cobbett mit der Vorlesung seines Beschlusses zu
Ende war, fragte ihn der Sprecher, ob das eine Rede oder eine Resolution gewesen seyn? Als Rede köoͤnne er es, da es ein geschriebenes Dokument sey, nicht annehmen; aber eben so we⸗ nig sey es eine Resolution. Herr Cobbett erklaͤrte es fuͤr eine Resolution. Diese Auslegung wollte der Sprecher nicht gelten lassen, da es ganz ungebraͤuchlich sey, Privat⸗Ansichten uͤber eine öffentliche Frage in das Protokoll des Hauses . eees Der⸗ gleichen Privat⸗Ansichten seyen eher fuͤr Pamphlete, als fuͤr das Protokoll des Hauses geeignet. Herr Cobbett erwiederte, es sey ihm ganz gleichguͤltig, ob seine Resolution in das Protokoll aufgenommen wuͤrde oder nicht. Das Publikum wuͤrde daruͤber am besten entscheiden. Er habe den Antrag gestellt, weil er der Meinung sey, daß irgend Jemand fuͤr ein gro⸗ ßes oͤffentliches Unrecht verantwortlich seyn, d. h. bestraft werden muͤsse, und so muͤsse Sir Robert Peel fuͤr das Unheil, welches er durch seine Bill uͤber den Geld⸗Umlauf ange⸗ stiftet habe, bestraft werden. Wenn das Volk gekraͤnkt worden sey, so blicke es natuͤrlich wegen der Genugthuung auf seine so⸗ genannten Revpraͤsentanten; wenn das Haus dem Volke diese
Genugthuung verweigere, so koͤnne es sich leicht ereignen, daß
es sich ein eigenes Haus erwaͤhle, welches ihm die Genugthuung nicht vorenthalten werde. Er werde vielleicht mit seinem Antrage in der Minoritaͤt bleiben; aber dann werde er sich damit troͤsten, daß drei Minister, Lord Althorp, Sir James Graham und Herr Ellice, sich mit in dieser Minoritaͤt befinden wuͤrden, wenn nicht Gewissenhaftigkeit, Achtung der Welt und gewoͤhnliche Rechtlich⸗ keirals ein bloßes Possenspiel angesehen werden moͤchten. Lord Althorp
heabe zwanzigmal in diesem Hause gesagt, daß man es der Bill des Sir
aobgeschlossene Anleihe in Gold bezahlt werden muͤsse.
Robert Peel verdanke, daß eine in entwertheter Hepier⸗Sgluss
, Graham habe oft genug behauptet, daß der Nation durch die Ruͤckkehr zu Baar⸗Zahlungen eine Steuer von uͤber 30 pCt. auf⸗ erlegt worden sey; und Herr Ellice habe seinen Widerstand ge⸗
zen die Bill so weit getrieben, daß er eine Reducirung der Va⸗ luta in Antrag gebracht habe. Diese Herren muͤßten daher ei⸗ ner Resolution beitreten, die nur ihre eigenen Gesinnungen wie⸗ derhole. Herr Stanley habe neulich gesagt, daß der gedruͤckte Zustand des Eigenthums lediglich der allzugroßen Production zu⸗
zuschreihen sey. Er (Herr Cobbett) haͤtte wirklich geglaubt, daß
die groͤßte aller Abgeschmacktheiten mit dem Lord Liverpool be⸗ graben waͤre. Ueber⸗Production! Das sey ein Widerspruch in
dem Worte; das sey die schoöͤne politische Oekonomie, die Folge
der Ricardo⸗Lektuͤren, wodurch man dem Volke weiß machen moͤchte, daß, je mehr Fleisch und Brod ihm zu Gehote steht, je schlimmer es daran sey. Er moͤchte wohl sehen, wie der sehr ehrenwerthe Secretatr diese veraltete Abgeschmackheit den huͤb⸗ schen Maͤdchen erkiaͤrte, mit denen er und der sehr ehrenwerthe Secretair vor einigen Jahren in Preston so vertraut gewesen waͤren (Gelaͤchter), und die den schlechten Geschmack gehabt haͤt⸗ ten, ihn (Herrn Cobbett) dem sehr ehrenwerthen Herrn vorzu⸗ ziehen, und diesem in der That etwas uͤbel mitzuspielen. Diese
niedlichen Nymphen wuͤrde der sehr ehrenwerthe Herr jetzt als
Familienmuͤtter, und zu dieser Zeit gerade beim Theetrinken fin⸗ den, den sie aber, leider! ohne Zucker genießen muͤßten. Er moͤchte wohl die Antwort mit anhoͤren, welche der ehrenwerthe Herr erhalten wuͤrde, wenn er ihnen auseinander⸗ setzte, daß der Zucker so theuer sey, weil in Westindien zu viel gebaut wuͤrde. (Hoͤrt, hoͤrt! und Gelaͤchter.) — Als im Ver⸗
lauf dieses Vortrages Sir J. Graham ins Haus trat und sich
Eine Stimme fuͤr mich haben. hat offen gestanden, daß er die Bill vom Jahre 1819 nur un⸗
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wie
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gerade dem Redner gegenuͤber auf der Ministerbank niederließ, Fielt Herr Cöbbett ploͤtzlich inne, und sagte, auf den ersten Lord der Admiralitaͤt deutend: „Ah, nun werde ich doch wenigstens Der sehr ehrenwerthe Baronet terstuͤtzt habe, weil er getaͤuscht worden sey. Wie kann er sich daher weigern, mich bei der Revolution zu unter⸗ stüͤtzen, welche ich vorschlage.“ (Die zufaͤllige Verwechse⸗ lung des Wortes Revolution mit Resolution erregte schallen⸗ des Gelaͤchter.) Nachdem Herr Cobbett unter mancherlei
Unterbrechungen seinen Vortrag zu Ende gebracht hatte, und
seine Resolutton von seinem Kollegen aus Oldham, Herrn Fiel⸗
den, unterstuͤtzt worden war, erhob sich Sir Robert Peel
v
unter lautem Beifall von allen Seiten des Hauses, und sagte,
daß er aus Achtung für das Haus den Antrag so behandeln wolle, als ob er von einem Mitgliede von großem Gewicht und Einfluß gestellt worden waͤre, das im Ernste glaubte, eine oͤffent⸗ liche Pflicht zu erfuͤllen (Beifall); aber er bekenne, daß er sein Erstaunen uͤber den Antrag insofern nicht unterdruͤcken koͤnne, als derselbe von Jemanden komme, der noch vor einigen Aben⸗ den gesagt habe, daß er (Sir R.) im Vergleich mit Anderen, welche an demselben Verfahren Theil genommen haͤtten, schuldlos ein Engel sey. (Beifall und Fne Fhen⸗ Ob es aber passend sey, ihn auf vague Anschuldigungen hin und wegen That⸗ sachen, uͤber die eine 88 von Jahren hingegangen waͤren, aus dem Geheimen⸗Rathe zu entlassen, das muͤsse er allerdings dem Ermessen des Hauses anheimstellen. Sir Robert ließ sich nun nicht allein auf Widerlegung der gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen ein, sondern gicf seinerseits Herrn Cobbett an. Er warf ihm die aufruͤhrerische Tendenz seiner Schriften und Reden vor, und behauptete, daß der jetzige Antrag nur gemacht worden sey, um ihn (Sir Robert) dem Hasse des Volkes preiszugeben, und öͤffentliche Verwirrung herbeizufuͤhren, aus welcher Herr Cohbett und seine Partei Nutzen zu ziehen gedaͤchten. Die Rede des Sir Robert Peel wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen, der sich am Schlusse derselben bis zum Enthusiasmus steigerte, und mehrere Minuten lang anhielt. Herr Cobbett erhob sich, um zu antworten, wurde aber mit anhaltendem Geschrei der Mißbilligung von allen Seiten des Hauses empfangen. Der Auftritt wurde so stuͤrmisch, wie
schenden Toͤne des Unwillens, welche jedes Wort des Herrn Cobbett begleiteten, ließen eine geraume Zeit hindurch durch⸗ aus nichts von seinem Vortrage vernehmen. Endlich glaubte man zu verstehen, daß die so eben vernommene Rede voller verleumderischer Behauptungen sey. Wenn sich uͤbri⸗ gens die Ordnung nicht herstelle, so werde er auf Verta⸗ gung antragen. Er glaube allerdings, daß es dem Hause verdrießlich sey, ihm Gehoͤr zu schenken; aber noch weit verdrießlicher sey es doch gewesen, daß es sein Votum uͤber die Malz⸗Steuer wieder verschluckt habe; und wenn das Haus nicht anhoͤren wolle, was er auf die Rede des sehr ehren⸗ werthen Baronets zu erwiedern habe, so wuͤrde es der Welt in einem Lichte erscheinen, das er nicht beschreiben moͤchte. Der sehr ehrenwerthe Baronet habe sich nicht vertheidigt; neun Zehn⸗ theile seiner Rede waͤren Auszuͤge aus seinen (Herr C's.) Schrif⸗ ten gewesen, und der Rest habe aus gemeinen Schimpfreden be⸗ standen. („Ordnung!“ „Sprecher!“ Stuͤrmische Unterbrechung.) Der Sprecher erhob sich, und sagte, das ehrenwerthe Mitglied habe sich eines Ausdrucks bedient, den kein Gentleman (Hoͤrt, hoͤrt!) in diesem Hause gebrauchen duͤrfe, und das Haus habe daher das Recht, eine Entschuldigung zu erwarten. — Herr Cobbett erklaͤrte sich sehr berett, das Haus um Entschuldigung zu bitten. Der sehr ehrenwerthe Baronet, fuͤgte er hinzu, habe ihm vorgeworfen, daß er aus der oͤffentlichen Verwirrung Vortheil ziehen wolle. Er muͤsse darauf erwiedern, daß, wenn der edle Lord gegenuͤber nur die Seifen⸗, die Malz⸗ und Hopfen⸗ Steuer und die Haus- und Fenster⸗Abgabe abschaffen wolle, keine oͤffentliche Verwirrung zu befuͤrchten sey. Indessen wolle er doch immer noch lieber, daß das Land in Verwirrung gerie⸗ the, als daß das Volk, wie in den letzten Tagen, niedergehauen und mit Fuͤßen getreten werde. (Hoͤrt!) Ehe man zur Abstim⸗ mung schritt, entfernte sich Sir Robert Peel aus dem Hause, und ward beim Fortgehen mit lautem Beifall begleitet. Die Ab⸗ stimmung ergab folgendes Resultat:
Fuͤr Herrn Cobbetts Antrag . .. 4 Stimmen. Gegen denselben. 298 ’
Majoritaͤt 294 Suimmen.
Loord Althorp erhob sich darauf und sagte: „Ich kenne zwar fuͤr den Weg, welchen ich jetzt dem Hause vorschlagen will, kein vorgaͤngiges Beispiel; aber so viel ich mich erinnere, ist auch niemals innerhalb dieser Mauern ein persoͤnlicher Angriff der Art, und auf solche Gruͤnde gestuͤtzt, gemacht worden. Ich halte es daher auch fuͤr uͤberfluͤssig, mich weitlaͤufiger daruͤber auszulas⸗ sen, und bin uͤberzeugt, daß jedes ehrenwerthe Mitglied meinem Vorschlage: daß die Notizen uͤber die so eben beendigte Debatte aus dem Protokolle des Hauses gestrichen werden, beitreten wird.“ (Stuͤrmischer und lange anhaltender Beifall.) Herr Cobbett be⸗ merkte, daß, wenn dieser Antrag durchginge, es ihn gar nicht wundern solle, wenn man den Mitgliedern des Hauses das Aussprechen ihrer Meinungen verbiete, und das Publikum von den Ver⸗ handlungen des Parlaments ausschließe. Nichtsdestoweniger wurde der Antrag des Lord Althorp mit 295 gegen 4 Stimmen genehmigt. — An der Tagesordnung war hierauf die zweite Lesung uͤber die von Sir A. Agnew eingebrachte Bill wegen besserer Beobachtung der Sonntags⸗Feier. Der Vortrag, welchen Sir A. Agnew zu Gunsten seiner Bill hielt, konnte wegen der undeutlichen Sprache des Redners von den Berichterstattern nicht vernommen werden. Hr. Piumtre unterstuͤtzte den Grundsatz der Bill und gab die Hoffnung zu erkennen, daß das Haus dieselbe werde in den Ausschuß gelangen lassen, um etwanige passende Veraͤnde⸗ rungen damit vorzunehmen. Man habe gegen die Bill einge⸗ wendet, daß es nicht recht sey, lange bestandene Gebraͤuche ploͤtz⸗ lich abzuschaffen. Das koͤnne in Bezug auf einige Dinge wahr seyn; aber waͤren die Gebraͤuche, welche die Bill abzuschaffen beabsichtige, der Art, daß man sie sortbestehen lassen duͤrfe? Muͤsse maͤn nicht lieber seine Gewohnheiten dem Willen Gottes unterordnen, als sich bemuͤhen, den Willen Gottes seinen Ge⸗ wohnheiten nachzusetzen? Der Gedanke, die Leute zu zwingen, religioͤs zu seyn, sey den Abfassern der Bill nicht in den Sinn gekommen; sie wollten nur denen, die Religion besaͤßen, Gele⸗ genheit geben, sich derselben zu widmen. — Herr Poul⸗ ter sagte, die Bill wuͤrde nichts mehr und nichts we⸗ niger bewirken, als alle Klassen der Gesellschaft gemeinen Angebern preiszugeben. Es sey z. B. jetzt sehr gebraͤuchlich, daß Leute am Sonntag zwischen den beiden Predigten auf kurze Zeit in ein Lese⸗Kabinet gingen, um die Zeitungen zu lesen.
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Eigenthuͤmer eines Lese⸗Kabinettes, der dasselbe am Sonntage oͤffne, eine Strafe von 50 Pfd. Sterl. auf. Eben so setze die Bill eine Strafe von 10 Pfo. Sterl. fuͤr Jeden fest, der am Sonntage ein Pferd miethe oder vermtethe. Die Bill beruhe
in Bezug auf den Sabbath von den Christen be⸗ werden solle. Er wuͤnsche die Gemuͤther und die Sitten des Volkes verbessert zu sehen; aber er koͤnne nicht dafuͤr stimmen, daß man es laͤstigen Strafen un⸗ terwerfe. Herr Roebuck war der Meinung, daß man die Bill schon ihrer Einleitung halber verwerfen muͤsse, weil das Haus darin erklaͤren solle, daß Gott uns befohlen habe, den Sonntag zu heiligen; eine Behauptung, in welche viele ge⸗ wissenhafte Leute nicht wuͤrden einstimmen koͤnnen. Er billige es sehr, daß man der großen Masse der Bevoͤlkerung einen Tag der Ruhe und der Erholung sichern wolle; aber die Uneinigkeit, wel⸗ che durch die Bill im Lande hervorgerufen werden wuͤrde, koͤnne er nicht gutheißen. Wer die Bill aufmerksam gelesen habe, koͤnne unmoͤglich fuͤr dieselbe stimmen. Es werde darin unter Anderm festgesetzt, daß Niemand seinen Nachbarn fragen duͤrfe, was es Neues gaͤbe, oder in Ruhe eine Zeitung lesen duͤrfe, ohne sich einer Strafe von 5 Sh. bis 5 Pfd. Sterl. auszusetzen. Aller gesellschaftliche Verkehr wuͤrde durch die Bill am Sonntage untersagt. Sie verbiete sogar, daß man sich, um aufs Land zu kommen, eines Pferdes oder Wagens bedienen duͤrfe. Wie viele Leute gaͤbe es nun aber, die die ganze Woche uͤber dumpfige und un⸗ defalng Luft einathmen muͤßten, und die ihrer Gesundheit hal⸗ er zu Fuß das Land nicht erreichen koͤnnten? Diese waͤren ver⸗ dammt, ihr ganzes Leben hindurch Londons ungesunde Luft ein⸗ zuathmen. Das sey Barbarei, aber keine Religion; dadurch werde man die Leute nicht religtoͤs, sondern nur unzufrieden ma⸗ chen. Gott verlange keine so unnuͤtze und abgeschmackte Opfer. — Lord Althorp sagte, er glaube nicht, daß irgend Jemand in diesem Hause gegen den Grundsatz der Bill etwas einzuwen⸗ den haͤtte; aber die Details waͤren, seines Erachtens, so außer⸗ ordentlicher Beschaffenheit, daß er es fuͤr passend halte, sich schon der zweiten Lesung zu widersetzen. Die Bill koͤnne in der That nicht geaͤndert werden, sondern sie koͤnne hoͤchstens An⸗ laß zur Einbringung einer ganz neuen Maßregel geben. Er, fuͤr seine Person, wuͤrde jede Maßregel der Art unterstuͤtzen, welche auf Schutz, aber nicht auf Zwang berechnet sey. (Lau⸗
Juden folgt
man es selten in den Volks⸗Versammlungen erlebt. Die krei⸗
ter Beifall.) Dies sey aber eine unerhoͤrte und hoͤchst unpoliti⸗
Was koͤnne unschuldiger seyn? Und doch lege die Bill jedem
auf dem irrigen Grundsatze, daß das urspruͤngliche Gesetz der
sche Straf⸗Bill, die das Publikum weder habe. Er wuͤnsche eine Maßregel, gioͤs zu seyn, aber sie nicht dazu sich weder mit der Religion,
wuͤnsche, noch ve die den Leuten erlaube zwinge. (Beifall.) Es va noch mit der Moral
mit einer gesunden Politik, den langgewohnten Erheln
des Volkes Hindernisse in den Weg zu legen. Herr A. Johnstone erklaͤrte, daß er mit dem und mit vielen Details der Bill vollkommen uͤbereinsi Der Widerstand gegen die Maßregel und die Ungeduld, 1b das Haus an den Tag lege, ruͤhre von denjenigen Mita her, welche der protestantischen Religion abgeneigt waͤren. 7n nein!) Das ehrenwerthe Mitglied fuͤr Dublin habe in Versammlung von Handwerkern erklaͤrt, daß die Sonntage in finsterm Ernst hingebracht werden muͤßten, weil derselbe Menschen krank und elend mache (Gelaͤchter), und daß er di und Weise, wie der Sonntag gewoͤhnlich in England wuͤrde, im hoͤchsten Grade billige; so wie er auch in seinem nen Lande mit Vergnuͤgen gesehen habe, daß die Leute in Ball spielten und sich auf andere Weise die Zeit verte
(Vij
(Beifall.) Die Abstimmung ergab folgendes Resultat; .. 73 Stimmen. 5
Fuͤr die zweite Lesung.. Gegen dieselbe
8 „ ————F’’eraeer, Majoritaͤt gegen die Bill.. 6 Stimmen. Das Haus vertagte sich um 3 auf 3 Uhr.
London, 17. Mai. Am Montag veranstalteten Jhr jestaͤten zu Ehren des Herzogs von Braunschweig und amg stag zu CEhren des Herzogs von Orleans eine Lustpartie im g sor⸗Park; Letzterer traf am Dienstag Nachmittags in We ein, als der Herzog von Braunschweig eben wieder nach! zuruͤckkehrte. Am Mittwoch gaben Ihre Majestaͤten in N ein großes Diner, zu dem eine große Anzahl der angeseh Personen, unter Anderen auch Graf Grey und Lord Palhe eingeladen waren. Gestern Nachmittags langten Ihre N staͤren wieder im St. James⸗Palast an, nachdeg Herzog von Orleans schon am Morgen nach der 8 zuruͤckgekehrt war. Se. Koͤnigl. Hoheit wird, dem Vernt nach, vor seiner Ruͤckkehr nach Frankreich, eine Reise in me Englische Grafschaften unternehmen, die sich jedoch nicht auf die Manufaktur,Bezirke erstrecken soll. Der King gestern, gleich nach seiner Ankunft in der Stadt, ein des Bath⸗Ordens und ernannte den Contre⸗Admiral Sir g Hussey zum Ritter desselben. Gestern, als am Himmägt tage, war Lever bei Se. Majestaͤt. Dann ertheilte der einigen hohen Personen Audienz und hielt darauf einen! men Rath in Angelegenheiten der Insel Jersey.
Der Globe sagt, es gehe das Geruͤcht, daß sich St Hobhouse als Englischer Botschafter nach Madrid begeben Der Albion spoͤttelt uͤber diese Meldung, und meint, koͤnne sich freilich denken, daß Sir John sehr geneigt moͤchte, den Schauplatz zu verlassen, auf dem ihm so uͤbe gespielt worden, und einmal zu versuchen, ob es ihm m. Diplomatie besser gelingen werde.
Durch das Ableben des Sir G. Hampson ist im A litaͤts⸗Amte eine mit 1500 Pfund jaͤhrlichem Gehalt verön Sinekure erledigt.
Die Ausschuͤsse zur Untersuchung des Zustandes der bau⸗, Handels⸗ und Schifffahrts⸗Interessen haben ihre A nunmehr begonnen.
Der vom Unterhause ernannte Ausschuß zur Ermcau Zweckmaͤßigkeit einer vorzunehmenden Verbesserung in der litat des Hauses hat am Montage seinen Bericht abatt worin der Bau eines neuen Unterhauses und dee Sogg bessere Luͤftung des jetzigen Hauses anempfohlen wirb.
Zu Falmouth ist eine Brigg von Vigo angelangt, sen Ort am 2ten d. verlassen hat, gerade als der Admirat torius mit seiner Flotte wieder bei den Bayona⸗Inseln vul ging, um daselbst die Uebersendung des an 22,000 Pn. genden ruͤckstaͤndigen Soldes von Dom Pedro zu erwarta Schatz des Letzteren soll aber gaͤnzlich erschoͤpft und kein sicht zur Wiederfuͤllung desselben vorhanden seyn. We Kastell von Foz lag zwar noch eine große Menge von mit Vorraͤthen, aber sie konnten, wegen der strengen Blela Seiten der Migueltsten, nicht gelandet weroen.
Die Franzoͤsische Fregatte „Atalante“, von 58 Kn an deren Bord sich der Contre⸗Admiral Baron Mackel det, ist am 14ten d. zu dem vereinigten Geschwader ü gestoßen.
Herr Urquhart, der so eben von seinen Reisen im! zuruͤckgekehrt ist, wird näͤchstens seine gemachten Beobaht unter dem Titel „die Tuͤrkei und ihre Huͤlfsquellen“ imt herausgeben; man verspricht sich daraus viele Aufschlus die jetzigen Verhaͤltnisse des Osmanischen Neichs.
Das Verhoͤr in Bezug auf die Ermordung des Beamten Cully bei dem Volks⸗Auflauf in Cold⸗Bath⸗Fields
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enoch immer fort. Die Zeugen⸗Aussagen sind sehr widersp
welches wohl daher zu ruͤhren scheint, daß die Zeugen da fall von verschiedenen Standpunkten aus sahen. So bü ein Herr Courteney, daß die Polizei ihren Angriff of Ruͤcksicht auch gegen Weiber und Kinder gerichtet habe⸗ Oberst de Roos aber versichert gerade das Gegenthell mag die Verschiedenheit von Zeit und Ort zur Abweich Zeugen⸗Aussagen von einander beitragen. Das Publiku tet mit großer Spannung auf den Ausspruch der Jury.
An zwei Orten bei Drogheda und Limerick in Ir wieder militairische Execution wegen Zehnten⸗Verweigen gewandt werden muͤssen.
In der vorigen Woche uͤberfiel ein bewaffneter Tu Haus in der Nachbarschaft von Thurles in Irland; sih
Hausfrau das Geraͤusch draußen hoͤrte, richtete sie sich
wurde in demselben Augenblick von einem Schuß in dieß getroffen, so daß sie auf der Stelle todt blieb.
An der Boͤrse wollte man heute wissen, daß Herr 9 ter zum Setretair fuͤr Irland ernannt worden sey.
Vorgestern hatte der Dr. Billing eine musikalische? veranstaltet, in der sich Paganini, Felix Mendelssohn und in einem von dem Ersteren komponirten Trio fuͤr Violine⸗ tarre und Violoncell hoͤren ließen. Die fuͤr die Gulth⸗ schriebene Stimme wurde von Felix Mendelssohn auf deh noforte ausgefuͤhrt, und die hiesigen Zeitungen rülrl, geniale Behandlung dieses Instruments von Seiten des schen Tonkuͤnstlers, so wie die Praͤciston und den Ausdruck, won ganini in diesem Ensemble den Mitspielenden sich angeschmitz rend man bisher immer behauptet habe, er verstehe nur alleinzu
Der beruͤhmte Schauspieler Kean, den die hiesigen? schon mehrmals todt gesagt hatten, da er seit langer; gaͤnzlicher Entkraͤftung litt, ist nun vorgestern fruͤh wiut Tode abgegangen. Er war bis zu seinem Ende bei vole wußtseyn und starb sehr ruhig. Sein Talent hat er, wen nicht in so ausgezeichnetem Grade, auf seinen Sohn!
82] 88
Grun
an zum erstenmal, und zwar sogleich in der schweren 8* Chvlock, auf dem Drurylane⸗Theater auftrat, war n Erfolg entschieden, und er machte Epoche in der Buͤhnen⸗ lt. Seine beruͤhmtesten Rollen waren Shylock und Othello, denen er die Leidenschaften der Rache und Eisfersucht ihrer furchtbarsten Groͤße darzustellen wußte, obgleich seine ischen Mittel eigentlich sehr gering waren, denn er hatte 19 sleine Statur und eine nur schwache, aber aͤußerst biegsa⸗ eStimme. Zum letzten Mal trat er als „Othello“ auf, und s war zugleich das erste Mal, wo er mit seinem Sohn zu⸗ umen spielte, welcher Letztere den „Jago“ gab; aber der Vater unte seine Rolle nicht beendigen; mitten im Stuͤck sank er m Sohn bei den Worten „Othello's Wesen ist dahin“ ent⸗ üftet in die Arme und mußte hinweggetragen werden. Von den Inseln Barbadoes, Antigua und St. Tho⸗ as sind Nachrichten bis zur Mitte Aprils hier eingegangen. bie Inseln befanden sich in ruhigem und gesundem Zustande, jch war eine etwas zu trockene Witterung vorherrschend. Die slan er harrten mit aͤngstlicher Besorgniß auf den Ausgang er Perhandlungen uͤber die Sklaven⸗Maßregel in England. n Barbadoes waren Truppen⸗Verstaͤrkungen angekommen, und an erwartete dergleichen noch auf verschiedenen anderen Antil⸗ n, weil es den Behoͤrden an der noͤthigen Kraft fuͤr kritische Momente fehlte. Man glaubte, daß die Englische Regierung
jese Vorsichts⸗Maßregein deshalb treffe, weil sie uͤberzeugt sey,
ag ihre Plaͤne den Sklaven⸗Eigenthuͤmern nicht genuͤgen, und aß auf einen Emancipations⸗Versuch, wenn er nicht von einer fligen Entschaͤdigung begleitet waͤre, augenblicklich Unruhen d Aufstaͤnde folgen wuͤrden.
Nachrichten aus Kalkutta bis zum 20. Januar zufolge, ut sich ds Handelshaus Mackintosh u. Comp., welches vor kurzem fallirte, die Erlaubniß auszuwirken gewußt, seine Glaͤu⸗ iger im Verlauf von 2 Jahren zu befriedigen und ihnen 5 pro⸗ entige Zinsen zu zahlen. 1b
Niederlande.
Aus dem Haag, 16. Mai. Die gestern nach London ggeggangene Antwort unserer Regterung soll, wie das Han⸗ elsblad versichert, sehr friedlicher Natur seyn.
Gestern starb hier der ehemalige Praͤsident des Assisenhofes on Bruͤssel (zur Zeit als daselbst der de Petter'sche Prozeß rhandelt wurde), Herr Meynaerts, der seit dem Ausbruche er Belgischen Revolution hier lebte und sich der allgemeinsten chtung 8
IX“ Bruͤssel, 16. Mai. Nachdem der Koͤnig am 13ten d. M. hstende verlassen, und seine Ruͤckreise uͤber YVpern, Menin und vurtrai angetreten hatte, traf er gestern Abend um 9 Uhr pieder in Bruͤssel ein. Die Gesellschaft der großen Harmonie achte Sr. Majestaͤt noch an demselben Abend eine Serenade.
Der Politique meldet, daß die Hollaͤnder eine Stunde on Mastricht fuͤnf Personen, naͤmlich den Herrn Jaminet, Ex⸗ deputirten, Herrn Nypels, Richter zu Tongern, Herrn Ruys, bubstitut bei demselben Trizunal, Herrn Nierstraz, Greffier, d Herrn Vanderstraeten, Douanen⸗Inspektor, verhaftet und och der Festung abgefuͤhrt haben.
EqgslNlant h Dresden, 17. 1
Mai. In den Sitzungen der zweite: ummer am 13ten und 14ten d. M. wurden die Berathungen ber den Gesetz⸗Entwurf, die gemischten Ehen und die religioͤse tziehung der Kinder betressend, fortgesetzt. Bei Gesegenheit ee Paragraph 18 dieses Gesetzes, welcher die Bestimmung ent⸗ aͤlt, daß Streitigkeiten, die uͤber die religioͤse Erziehung der Kin⸗ er von Aeltern verschiedenen Glaubens⸗Bekenntnisses entstehen, vn der ordentlichen weltlichen Gerichts⸗Obrigkeit zu entscheiden wen, nahm der Abgeordnete v. Thielau Anlaß, einen fruͤher on ihm angeregten, jedoch bis hierher ausgesetzten Gegenstand hieder aufzunehmen. Er vermisse, sagte er, in diesem Gesetze ne Bestimmung uͤber die Scheidung einer gemischten Ehe, und benn die Kammer geneigt waͤre, einen Zusatz deshalb zu machen, bH duͤrfte er wohl vor Paragraph 18 einzuschalten seyn. Die zher geltenden Grundsaͤtze uͤber Ehescheidungen gehoͤrten zu en uͤckendsten Verhaͤltnissen, namentlich wenn der protestanti⸗ che Theil die Ehescheidungs⸗Klage vor dem katholischen Konsisto⸗ o anbringen muüsse. Doch es entstehe vor allen Dingen e Frage, ob die Kammer einen derartigen Zusatz auf⸗ ehmen wolle; waͤre dies der Fall, so wuͤrde er das Naͤhere dar⸗ ber entwickeln. Der Abgeordnete v. Mayer bezweiselte die ompetenz der Kammer in dieser Hinsicht. Die Verfassungs⸗ Urkunde sage ausdruͤcklich, daß Gesetz⸗Vorschlaͤge nicht von den Hraͤnden ausgehen duͤrften; man habe daher hier weiter nichts
thun, als den vorgelegten Gesetz⸗Entwurf, wie er ist, zu pruͤ⸗ en, nicht aber ganz neue Gegenstaäͤnde darin aufzunehmen. Es puͤrde dies vielmehr Gegenstand einer staͤndischen Petition wer⸗ een muͤssen. Der Abgeordnete v. Thielau entgegnete, daß ihm er Gegenstand fuͤr eine staͤndische Petition nicht geeignet schiene, aß er auch den aus der Verfassungs⸗Urkunde hergenommenen zweifel nicht theilen koͤnne. Es handele sich hier um Abaͤnde⸗ zung eines bestehenden Gesetzes, naͤmlich des Mandats von 1827. Der Gesetz⸗Entwurf habe aber gerade die druͤckendsten Paragra⸗ hen dieses Mandats stehen lassen. Der Staats⸗Minister Dr. Muͤller bemerkte, daß das Mandat von 1827 aterielles und formelles Recht enthalte, daß aber seit Eintritt der Ministerial⸗Behoͤrden Behufs der Gesetzgebung Beides habe ge⸗ ennt und dem Ressort eines Jeden zugewiesen werden muͤssen; s waͤre daher namentlich den Wuͤnschen des geehrten Abgeord⸗ eten von Thielau in dem Gesetz⸗Entwurfe wegen Aufhebung er privilegirten Gerichtsstaͤnde hinlaͤnglich entsprochen worden, nd die Kammer werde daher kuͤnftig, wenn dieser Gesetz⸗Ent⸗ wurf aus der ersten Kammer zu ihr gelangt sey, uͤber die Zweck⸗ aͤßigkeit desselben berathen koͤnnen. Der Abgeordnete Eisen⸗
stuck gab der obigen Bemerkung des Abgeordneten von Mayer
vollkommen Recht. Der §. 85. der Verfassungs⸗Urkunde sage, daß Gesetz⸗Entwuͤrfe nur vom Koͤnige an die Staͤnde, nicht von den Staͤnden an den Koͤnig gebracht werden koͤnnten; die Staͤnde oͤnnten aber auf neue Gesetze, oder Abaͤnderung, Aufhebung bestehender antragen. Der Antrag des Abgeordneten von Thie⸗ au koͤnne daher auch nur darauf gerichtet seyn, eine Petition krvorzurusen. Der Abgeordnete von Thielau erwiederte, es une den Ständen unmoͤglich versagt seyn, das, was sie ver⸗
ꝙ in das Gesetz aufzunehmen, und von einem fruͤheren Ge⸗ 2 welches stuͤckweise in Wegfall kommen solle, auch noch ein mehr wegzulassen. In das Gesetz wegen Aufhe⸗
dung der privilegirten Gerichtsstaͤnde gehoͤre dieser Gegenstand
cht; auch werde dort ⸗ gerade der Grundsatz aufgestellt, der nach 89 Meinung wegfallen muͤsse, und man sey genoͤthigt, wieder ven⸗ Gesetze nachzuschlagen, um zu erfahren, was Koer einen and Rechtens sey. Der Abgeordnete Eisenstuck be⸗
denn allerdings eine große Praͤgravation fuͤr die Protestanten
zugleich
merkte darauf: in dem vorliegenden Gesetze sey nicht der Platz fuͤr diesen Gegenstand, so sehr die Wichtigkeit desselben anerkannt werden muͤsse. Es sey nicht zu bezweifeln, daß in der Bestim⸗ mung des Mandats von 1827 uͤber Scheidungen gemischter Ehen etwas Illusorisches liege. Man habe die Idee vorwalten lassen, daß in allen Faͤllen, wo die protestantischen Behoͤrden auf Ehe⸗ scheidung erkennen die katholischen auf lebenslaͤngliche Sonderung von Tisch und Bett erkennen wuͤrden. Demzufolge habe man den anderweiten Grundsatz aufgestellt, daß eine solche lebenslaͤng⸗ liche Sonderung von Tisch und Bett fuͤr den protestantischen Theil den Effekt der Ehescheidung haben und ihm die Berechti⸗ gung geben solle, sich anderweitig zu verheirathen. Allerdings stelle auch das Oesterreichtsche Gesetzbuch fuͤr die lebenslaͤngliche Trennung von Tisch und Bett alle die Gruͤnde auf, welche die protestantische Gesetzgebung fuͤr gaͤnzliche Scheidung annehme. Allein in der Saͤchsischen katholischen Kirche werde lediglich we⸗ gen Ehebruchs auf lebenslaͤngliche Sonderung von Tisch und Bett erkannt, nicht aber wegen lebenslaͤnglicher Zuchthaus⸗Strafe, boͤslicher Verlassung, Nachstellung nach dem Leben. In allen diesen zuletzt genannten Fuͤllen erlange also der protestantische
nicht bloß aus katholischen Be an dieser Meinung der katholischen Behoͤrde sestgehalten, wodurch
Klaͤger keine Scheidung, und auch die hoͤheren Gerichte, welche Beisitzern bestaͤnden, haͤtten bisher
hervorgegangen sey. Dies Mandat fey aber augenscheinlich von jener milderen Ansicht, wie sie die Oesterreichischen Gesetze auf⸗ stellen, ausgegangen. Die Sache sey aber von solcher Umfaͤng⸗ lichkeit, daß sie sich wohl nicht zu einer bloßen An⸗
37 Stimmen dagegen, einen besondern Paragraphen uͤber den beregten Gegenstand in das vorliegende Gesetz aufzu⸗ nehmen. Der Vice⸗Praͤsident Dr. Haase uͤbergab darauf zu
ter Ehe lebenden Ehegatten durch Versprechungen, Drohungen oder Herabwuͤrdigung der einen Konfesston zum Abschluß einer Uebereinkunft mit dem anderen Ehegatten uͤber die ihren Kin⸗ dern zu gebende Erziehung in einer anderen Konfesston verleitet, wird von seiner kompetenten Obrigkeit das erste Mal mit funf⸗ zig Rthlr. Geldbuße, und im Wiederholungsfalle noch haͤrter, ein Geistlicher aber, der sich dessen schuldig macht, mit Dienstent⸗ setzung bestraft.“ Dies Amendement ward einstimmig angenom⸗ men. Es erfolgte darauf die Abstimmung uüber das ganze Ge⸗ setz, wobei sich 40 Stimmen fuͤr, 20 gegen die Annahme er⸗
klaͤrten.
Dresden, 20. Mai. Das Ministerium des Innern hat nachstehende Bekanntmachung erlassen:
„Da, eingegangenen Nachrichten zufolge, die Kaiserl. Koͤnigl. Oesterreichische Regierung sich durch die von Polnischen Fluͤchtlin⸗ gen, die seither in Gallizien geduldet worden, neuerdings gemachten Insurreetions⸗Versuche bewogen gefunden hat, die Wegweisung aller jener Fluͤchtlinge aus der genannten Provinz zu verfuͤgen, so ist zu beso gen, daß dergleichen Individuen in die westlichen Staaten und namentlich auch in das Koͤnigreich Sachsen sich zu wenden suchen werden. — Um dies zu verhindern, sind alle Polizei⸗Behoͤrden an⸗ gewiesen worden, keinen, gleichviel woher kommenden, Polen, der nicht durch Kaiserl. Russische oder Koͤnigl. Preußische Paͤsse zur kuͤnftigen Zuruͤckreise in diese Staaten legitimirt und der Wieder⸗ aufnahme in dieselben versichert ist, den Eintritt in das Koͤnigreich Sachsen zu gestatten, daher die an der Graͤnze anlangenden von dieser zuruͤckweisen, die diesseits derselben betroffenen aber anhalten die naͤchste auslaͤndische Station zuruͤcktransportiren zu lassen.
Dresden, den 16. Mai 1833.
Ministerium des Innern.
Stuttgart, 16. Mai. Dem von der Stadt Stuttgart zum Abgeordneten gewaͤhlten Professer Uhland zu Tuͤbingen ist der Urlaub zum Eintritt in die Staͤnde⸗Versammlung verweigert worden.
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Schaffhausen, 14. Mai. Am 10ten d. hat die große Kommission der Tagsatzung ihre Vorberathung uͤber den Bun⸗ des⸗ Entwurf beendigt. Es scheinen noch ernste Dehatten vor⸗ gefallen zu seyn. Nun werden die Berathungen in der Tag⸗ satzung beginnen. Es heißt, der Termin zur Erklaͤrung uͤber Annahme oder Verwerfung wolle von mehrern Kantonen bis zum 3ten August hinaus verschoben werden.
Die Wibversetzlichkeit der Gemeinde U terhallau gegen den Durchmarsch eines Badischen Kavallerie Detaschements durch unsern Kanton, zu weschem auf geziemendes Ansuchen des Kom⸗ mando's von Loͤrrach der Rezierüngs⸗Rath aus freundnachbarli⸗ chen Ruͤcksichten gegen Baden, jedoch unter den den Umstaͤnden angemessenen Restrictionen, die Bewilligung ertheilt, hatte die außerordentliche Einberufung des großen Rathes auf den 13ten d. zur Folge.
Madrid, 7. Mai. Der Koͤnig ertheilte am 2ten d. M. dem gußerordentlichen Großbritanischen Botschafter, Sir Strat⸗ sord⸗Canning, eine Privat⸗Audienz.
Am 26sten v. M. vertheilten Se. Majestaͤt der Koͤnig in dem Theater des Koͤnigl. Palastes die den Zoͤglingen des hiesi⸗ gen Konservatoriums der Mustk, und Declamation zuerkannten Preise.
Briefen aus Lissabon vom isten d. M. zufolge, befanden sich die Infanten Don Carlos und Don Sebastian mit ihren Familien noch immer in dieser Hauptstadt.
Auf die Nachricht, daß das in der hiesigen Straße Calle de Francos unter Nr. 20 belegene Haus, welches der unsterbliche Miguel de Cervantes Saavedra einst bewohnte, wegen Baufaͤl⸗ ligkeit eingerissen werden solle, ließ der Köͤnig dem Besitzer des selben sofort oen Antrag machen, dasselbe der Regierung zu ver⸗ kaufen, welche an der Stelle ein neues Gebzͤude auffuͤhren und dasselbe einem wissenschaftlichen Zwecke widmen wolle. Da in⸗ dessen der Besitzer sein Grundstuͤck nicht veraͤußern wollte, so ist mit seiner Einwilligung auf Koͤnigl. Befehl von Seiten des Ministers des Innern angeordnet worden, daß an der Facade des neuen Hauses die Marmor⸗Buͤste des großen Dichters aufge⸗ stellt, und darunter eine passende Inschrift mit vergoldeten Buch⸗ staben angebracht werde, damit wenigstens die Erinnerung an seine Wohnung nicht verloren gehe. Der Bildhauer Agreda, Direktor der hiesigen Akademie der Kuͤnste, ist mit der Anferti⸗ gung der Buͤste beauftragt und der dazu noͤthige Fonds be⸗ reits angewiesen.
Der General⸗Major de Michelena y Mendinueta, der sich in dem Spanischen Befreiungs⸗Kriege in mehreren Schlachten und Treffen gegen den Franzoͤsischen Marschall Suchet auszeich⸗ nete, ist in Havanna gestorben.
— — Madrid, 7. Mai. Dem Rathe der Aerzte gemaäͤß, wird der Koͤnig sich diesen Sommer nicht nach dem etwas feucht
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20sten auf dem Platze vor dem Opernhause vor Seiner
empfehlung in der staͤndischen Schrift, sondern eher zu ei⸗ ner Petition eigne. — Bei der Abstimmung erklaͤrten sich
Paragraph 18 folgendes Amendement: „Wer einen in gemisch⸗
liegenden Aranjuez, sondern nach dem Pardo begeben, dessen Lage viel trockener ist; in letzterem Luftschlosse sind bereits eine Menge von Arbeitern mit Instandsetzung der Zimmer beschoͤft tigt.
der Regierung wie der Stadt wird nichts verabsaͤumt, um das Fest so glaͤnzend und prachtvoil wie moͤglich zu machen. Die St. Hieronymus⸗Kirche, in welcher die Huldigung vor sich gehen wird, soll mit karmoisinrothem, mit goldenen Frangen besetzten w. be. schmuͤckt werden. — Der Minister des Innern hat alle Post Behoͤr⸗ den in den Provinzen durch ein Rundschreiben aufgefordert, ihm uͤber den Zustand der Straßen genauen Bericht zu erstatten; er ist mit Befoͤrderung des inneren Handels und Verkehrs durch Verbesserung der Land⸗ und Wasser⸗Communication eifrig be⸗ schaͤftigt. Auch die Post⸗Verbindung mit Frankreich soll derge⸗ stalt vervielfaͤltigt werden, daß die Pariser Zeitungen, statt wie bisher woͤchentlich nur zweimal, kuͤnftig taͤglich ankommen wuͤrden.
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IPnland.
22. Mat. Nachdem am s8ten d. M. die Pots⸗ damer Garnison zu den diesjaͤhrigen Fruͤhjahrs⸗Uebungen in Berlin eingeruͤckt und am 19ten Ruhetag gehalten,
a⸗ jestaͤt dem Koͤnige eine große Parade, sowohl dieser als der Truppen der hiesigen Garnison, statt. Die saͤmmtlichen Prinzes⸗ sinnen des Koͤniglichen Hauses sahen dem schoͤnen militatrischen Schauspiele, das von dem herrlichsten Wetter beguͤnstigt wurde und zu dem sich eine große Menge von Zuschauern eingefunden hatte, aus den Fenstern des Palais Sr. Maj. des Koͤnigs zu, in dessen Naͤhe Se. Maj. sich, nachdem Allerhoͤchstdieselben die
Linien entlang geritten, aufstellten und die Truppen an sich vor⸗
bei defiliren ließen. — Gestern wurde ein Corps⸗ Mandoͤ⸗ ver nach folgender Disposition ausgefuͤhrt: „Der Feind ist im Anmarsch auf Berlin. Das diesseitige Corps beabsichtigt, ihm auf der Straße von Marienfelde entgegenzugehen, als die Meldung eintreifft, daß die feindlichen Hauptkraͤfte sich bei Britz konzentrirt haben. Die feindliche Avant⸗Garde ruͤckt von Britz in der Direction auf den Kreuzberg vor. Allmaͤlig entwickelt der Feind uͤberlegene Kavallerie; nachdem diese aber geworfen, stellt er seine Infanterie zwischen Tempelhof und der Britzer Haide auf und erneuert von hier aus seinen Angriff jedoch ohne Erfolg; er sieht sich genoͤthigt, sich ganz zuruͤckzu⸗ ziehen, bereitet aber einen nochmaligen Angriff, parallel mit dem Wege von Britz nach Berlin, vor.“ — Nach dieser allgemeinen Idee wurde gestern das Manoͤver, bei welchem der Feind durch die Lehr⸗Eskadron markirt war, ausgefuͤhrt. Nach Beendigung desselben ließen Se. Maäjestaͤt der Koͤnig noch die Kavallerie im Trabe vorbei marschiren. — Heute ist Ruhetag, und mor⸗ gen und uͤbermorgen soll ein Felo ⸗Manoͤver nach folgender General⸗Idee ausgefuͤhrt werden: „Ein feind⸗ liches Corps kantonirt auf dem rechten Havel⸗Ufer und hat die Uebergaͤnge uͤber den Fluß besetzt. Ein dies⸗ seitiges Corps ist uͤber Berlin in Anmarsch, um den Feind in seinen Kantonements anzugreifen, und beabsichtigt, die Havel bei der offenen Stadt Spandau zu passtren. Von dem Her⸗
und auf der Straße, auf welcher sie ins Land gekommen sind, auf
annahen des diesseitigen Corps unterrichtet, hat der Feind eiligst eine starke Kavallerie⸗Abtheilung, durch Infanterie unter⸗ stuͤtt, uͤber die Havel vorgeschoben, um das Piateau von Char⸗ lortenburg zu halten und Zeit zum Zusammenziehen seiner Streit⸗ kraͤfte aus den entfernteren Kantonirungen zu gewinnen. Zur leich⸗ teren Verbindung mit dem rechten Havel⸗User ist eine Ponton⸗ Bruͤcke bei Pichelswerder geschlagen. — Erster Tag: Die feindliche Kavallerie ist auf dem Plategu von Charlostten⸗ burg vorgeruͤückt und der Saum des Grunewaldes durch Infanterie besetzt. Das diesseitige Corps, durch den Thier⸗ garten im Anruͤcken, hat seine Kavallerte vorgenommen und sucht mit derselben die feindliche Kavallerie zuruͤck⸗ Zzuschlagen. Dies gelingt aber erst, als es mit seiner uͤberlege⸗ nen Infanterie die Hoͤhe des Plateau's erreicht. Die feindliche Kavallerie zieht sich darauf, unter dem Schutze der Infanterie, zuruͤck; die diesseitige Infanterie geht zum Angriffe auf den Wald vor und zwingt durch ihre Ueperlegenheit das felndliche Corps zum Ruͤckzuge, den es uͤber die belden Bruͤcken antritk. Die lebhafte Verfolgung des diesseitigen Corps verhindert das Abbrechen der Bruͤcke von Pichelswerder. Dieser Uebergang wird genommen und der Feind sieht sich genoͤthigt, eiligst den Uebergang bei Spandau, den er anfänglich noch hielt, zu ver⸗ lassen und seinen Ruͤckzug gegen Seeburg und Greß⸗ Glienicke, von wo aus er seine Verstaͤrkungen erwartet, anzu⸗ treten. Beide Corps bivouakiren in den nun eingenommenen Stellungen. Zweiter Tag: Das diesseitige Corps sucht die Tages zuvor errungenen Vortheile zu verfolgen und ruͤckt auf das Plateau gegen Seeburg und Groß⸗Glienicke vor. Der Feind hat aber unterdessen seine Verstaͤrkungen herangezogen, geht zur Offensive uͤber und zwingt das diesseitige Corps zum Ruͤckzuge uͤber die Havel.“ — Fuͤr dieses Feld⸗Manoͤver sind die Truppen in folgender Weise eingetheilt: Das diesseitige Corps besteht aus 20 Bataillonen, 12 Schwadronen, 12 Fuß⸗ und 8 reitenden Geschuͤtzen; das feindliche Corps aus 14 Ba⸗ taillonen, 12 Schwadronen, 12 Fuß⸗ und 4 reitenden Ge⸗ schuͤtzen. Am Abend des ersten Tages sollen aber 6 Bataillone des diesseitigen Corps, naͤmlich das Kaiser Alexander⸗Grenadier⸗ Regiment, zum feindlichen Corps hinuͤber gezogen werden. — Nach beendigtem Manoͤver kehren die Truppen sofort in ihre resp. Garnisonen zuruͤck. *
— Von des Koͤnigs Mafestaͤt sind den Eichsfeldschen Krei⸗ sen die Gebaͤude des aufgehobenen Franziskaner⸗Klosters zu Worbis Allergnaͤdigst geschenkt worden, um darin eine Land⸗Ar⸗ men⸗ und, Kranken⸗Anstalt fuͤr das Eichsfeld zu errichten
— Der Regierungs⸗Bezirk Erfurt hat sich im Laufe des verflossenen Jahres ganz vorzuͤglich durch Befoͤrderung der Obst⸗ und Wald⸗Baumzucht sowohl auf gemeinheitlichem Grund und Boden, als auf Privat⸗Eigenthum ausgezeichnet. Im Ganzen sind 70,381 wilde Obstbaum⸗Staͤmme gepflanzt, 43,298 derglei⸗ chen veredelt, 34,000 gutgemachte Obstbaͤume verpfianzt und 428,429 Nutz⸗- und Brennholz⸗Staͤmme einschließlich der Maulbeer⸗Baͤume gepslanzt, außerdem sind aber noch viese Morgen Landes mit Holz⸗Saamen besaͤet worden. — Der Bau der Chausseen und die Verbesserung der Communications⸗Wege beleben den innern Verkehr; die den Hennebergschen Kreis in doppelter Richtung durchschneidenden Kunststraßen sind vollendet; auf dem Ober⸗ Eichsselde wird eine neue Kunststraße von Dingelstedt nach Du⸗ derstadt im Hannoͤverschen gebaut und dadurch ein bis dahin dem Frachtfuhrwerk verschlossen gewesener Landesstrich mit dem Nor⸗ den Deutschlands in eine neue Verbindung gehracht. — Die Gewehr⸗Fabriken in Suhl und Umgegend befinden sich in einem gedeihlichen Zustande und werden von der Koͤnigl. Forst⸗Verwal⸗ tung durch billige Lieferung des erforderlichen Feuerungs⸗Mate⸗
Hier werden die Vorbereitungen zu den Festlichkeiten, S welche bei Gelegenheit der Leistung des Huldigungs⸗Eides gegen die aͤlteste Infantin stattfinden sollen, fortgesetzt. Von Seiten