industrielle Producent angesehen wird, welcher Schutz und Vorschub verdiene. Da es, um so nachtheiligen Mißgriffen vorzubengen, auf eine moͤglichst einfache Bestimmung des in allen Faͤllen unbefugter Nachahmung an und fuͤr sich Strafbaren ankam, so ist die „An⸗ beAhn fremder Arbeit zum eigenen Vortheil“, als solches herausgestellt worden. Allein billig enthalte ich mich des ferneren Ein⸗ gehens auf diese Verhandlungen, in denen die Akademie nicht bloß ihr Recht, sondern das aller vaterlaͤndischen Kuͤnstler vertreten 9. muͤssen eglaubt hat. — Zu den wichtigsten Ereignissen fuͤr die Kunst ge⸗ söben die alle zwei Jahre wiederkehrenden öffentlichen Ausstellungen, ber deren letzte ich mich ne hier auf wenige allgemeine Andeu⸗ tungen beschraͤnken muß. In Betreff der Zahl der Kunstwerke blieb die voriaͤhrige Ausstellung der von 1830 auffallend gleich: damals 1344, jetzt 1343 Nummern; indeß waren der groͤßeren Arbeiten dies⸗ mal mehr, als zwei Jahre fruͤher, und die Zahlen bezeichneten oft mehrere Werke zugleich, so daß die Anordnung weit schwieriger wurde, und schon gegen die Mitte der Ausstellung, wegen Been⸗ gung des Raumes, was hier noch niemals geschehen war, kein un⸗ angemeldetes Kunstwerk mehr angenommen werden konnte. Als be⸗ sonders zufriedenstellend durfte es angesehen werden, daß die histo⸗ rische ernste Malerei mehr große Werke zaͤhlte, als in irgend einer fruͤheren Ausstellung, und daß unter diesen hoͤchst meisterhafte wa⸗ ren. Allein auch die gemuͤthliche und heitere Genre⸗Malerei, die ko⸗ mischen Bilder, Landschaften, Seestuͤcke, Perspektiven, Blumen und Stillleben, so wie die ungemeine Zahl und Vorzuͤglichkeit der Bild⸗ hauerwerke, waren ausgezeichnet, verdienten und fanden gerechte Anerkennung. Nur die Architektur zeigte sich, mindestens auf der Ausstellung, zur Ungebuͤhr duͤrftig, oder fehlte vielmehr ganz; auch scheinen die vervielfältigenden Kuͤnste bis jetzt unter uns noch immer nicht viel Meister zu zaͤhlen. Die Theilnahme des Publikums er⸗ wies sich am unzweideutigsten dadurch, daß der verkauften Kunst⸗ werke und der gemachten neuen Bestellungen außerordentlich viele waren. Es laͤßt sich nicht mehr zweifeln, daß die Kunst anfaͤngt, den Volksgeist zu sich heranzuziehen und zu befriedigen, also na⸗ tionell zu seyn. Gleichwohl kam der Ertrag dieser Ausstellung dem der vorhergehenden nicht gan⸗ gleich, indem derselbe nur 12,234 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf. betrug, während 1830: 12,278 Rthlr. 26 Sgr. 6 Pf. eingegangen waren. Die saͤmmtlichen Kosten erhoben sich im vori⸗ gen Jahre auf 3624 Rthlr. 11 Sgr. 6 Pf, so daß nur 8610 Rthlr. 6 Sgr. als reine Einnahme, waͤhrend einer Dauer der Ausstellung von mehr als 2 Monaten, zuruͤckgeblieben. Die Zahl Aller, welche Arbeiten zu derselben geliefert hatten, betrug dagegen 531, worunter 470 Kuͤnstler, was zu der Betrachtung Anlaß giebt, die indeß Keinen, der sich wahr⸗ haft fuͤhlt, entmuthigen darf, daß ungeachtet des in allen Staͤnden wachfenden Kunstsinnes die eben dadurch angefeuerte Production immer noch bei weitem schneller sich vermehrt, als die Theilnahme
der Beschauer und Kaͤufer. 215 Kuͤnstler wurden, theils wegen ge⸗
habter Unkosten und Bemuͤhungen, theils zur Ermunterung, Unter⸗ stuͤtzung oder Anerkennung, aus dem Ueberschuß der Einnahme mit Renumerationen bedacht, und fuͤr Duͤrftige noch ein kleiner Fonds zuruͤckbehalten. — Ich kann nicht umhin, eines Erwaͤh⸗ nung zu thun, der in mehreren oͤffentlichen Blaͤttern oft mit Bit⸗ terkeit und Haͤrte wiederholt worden ist, naͤmlich; daß man bei der Zulassung der Kunstwerke zu nachsichtig sey. Niemand kann leb⸗ hafter wuͤnschen, als die Akademie selbst, daß ihre Ausstellungen nur Meisterhaftes enthalten moͤchten; allein bloß gegen ihre Schuͤler steht ihr das Recht zu und hat sie zugleich die Pülicht, sie zurecht zu weisen. Zu welchen endlosen Verhandlungen muͤßte es fctqrean wollte sie sich dasselbe gegen Meister herausnehmen; und auf diesen Namen macht Jeder Anspruch, der als selbststaͤndiger Kuͤnstler auf⸗ tritt. Außerdem gehen die Anzeigen der einzusendenden Kunstwerke durchgaͤngig fruͤher ein, als diese selbst; und der Contestationen uͤber Ort, Licht und Nachbarschaft der Arbeiten sind schon genug, als daß es raͤthlich seyn koͤnnte, sie durch uoch endlosere uͤber den Kunstwerth zu vermehren. Wie man selbst in Gemaͤlde⸗Gallerieen der wahr⸗ haft guten Bilder, neben den mittelmaͤßigen und schlechten, nur enige sieht, und doch auch jene als Denkmaͤler ihrer Zeit sich ge⸗ fallen laͤßt; so bietet die Ausstellung, nach dem Titel ihres Ver⸗ zeichnisses, die Werke lebender Kuͤnstler, und die Richtigkeit, womit deren Maͤngel und Vorzuͤge durchgaͤngig beurtheilt werden, giebt genugsamen Beweis, vaß das Publikum der verlangten Bevormun⸗ dung nicht bedarf. Nur Kopieen sind ganz, gewöhnliche Portraits mit gewissen Einschraͤnkungen unzulaͤssig, und fuͤr Schuͤler⸗Arbeiten sind bess abere Ausstellungen veranstaltet worden. Die Aufnahme von ausgezeichneten Arbeiten der fuͤr schoͤne Formen empfaͤnglichen Gewerke findet ihre Nothwendigkeit in der eigenthuͤmlichen Stellung, welche die Akademie, vermoͤge ihres Statuts, an der Spitze der Landes⸗Industrie ein⸗ nimmt. — Außerordentlich ist der Zuwachs, dessen die Sammlungen der Akademie in dem abgelaufenen Zeitraume sich erfreuten; und laut und dankbar muß sie die Bereitwilligkeit, Sorgfalt und einsichts⸗ volle Liberalitaͤt der ihr vorgeordneten hohen Behoͤrde, wie in allen anderen, so besonders in dieser Ruͤcksicht hier anerkennen. Die Ge⸗ maͤlde⸗Gallerie der Akademie, die 28 5 nur mit dieser selbst in Bezug stehende Denkmaͤler aufnimmt, ihre Kupferstich⸗Sammlung und Bibliothek erhielten sehr ansehnliche Bereicherungen. Ins⸗ besondere aber wurden die Gyps⸗Abguͤsse durch Sendungen aus Rom, Neapel, Muͤnchen, Nuͤrnberg, Paris, Spanien und Schwe⸗ den mit einer Freigebigket vermehrt, welche es schwierig machte, den ankommenden Kunstwerken nur einen Platz anzuweisen, und schon sind aus der Villa Albani und vom Triumphbogen des Constantin in Rom neue Abguͤsse gayugekuͤndigt, so daß die Akademie die bereits vor fuͤnf Jahren als dringend nothwendig erbetene Er⸗ weiterung ihres Lokals immer weniger entbehren kann. — Ueber die vorjaͤhrige Preis⸗Bewerbung in der Malerei wurde bereits in der letz⸗ ten oͤffentlichen Sitzung der Akademie, am 3ten August, Bericht er⸗ theilt, und die diesjaͤhrige, fuͤr Bildhauer bestimmt, wurde am 12ten Maͤrz eroͤffnet. Von den reisenden Pensionagirs der Akademie be⸗ findet Scheppig sich in Rom, Bouterwek in Paris, Luͤderitz und Eichens sind zuruͤckgekehrt, Hopfgarten und Matthiaͤ werden erwartet.“
Von den Bemuͤhungen der Akademie als Lehr⸗Anstalt ge⸗ ben die in den verschiedenen Saͤlen des Akademie⸗Gebaͤudes ausgestellten Probe⸗Arbeiten den anschaulichsten Begriff; sie koͤnnen noch bis zum 15ten d. M. in den Stunden von 11 bis 3 Uhr von dem kunstliebenden Publikum unentgeltlich in Au⸗ genschein genommen werden. Die Zahl saͤmmtlicher Schuͤler der Akademie betrug 312; die der akademischen Zeichnenschule 172, und die hiesige Kunst⸗ und Gewerkschule zaͤhlte in 12 Ab⸗ theilungen 732 Theilnehmer.
— Aus Stettin meldet man unterm 11ten d. M.: „Gestern Mittag entstand ploͤtzlich Feuer in dem Boͤttcher⸗Gebaͤude der auf der Lastadie in der Reihe der Kaufmanns⸗Speicher belege⸗ nen Pommerschen Provinzial⸗Zuckersiederei. Die Flamme, vom heftigen Winde angefacht, griff schnell um sich, und verzehrte binnen kurzer Zeit jenes Haus, mehrere hintere Magazin⸗Ge⸗ baͤude mit den darin befindlichen Vorraͤthen von rohem und raf⸗ finirtem Zucker, Utensilien ꝛc., und ein nahgelegenes Wohnhaus bis auf den Grund. Der vorzuͤglich guten Feuerwehr⸗Einrich⸗
tungen, welche die Siederei gegen ein solches Uebel stabil erhaͤlt,
und den staͤdtischen Loͤsch⸗Anstalten, von denen besonders die Schlauch⸗Spritzen und die auf der Oder liegenden Prahm⸗Spritzen wiederum ihren großen Nutzen bewaͤhrten, insbesondere aber den unermuͤdeten, von Einzelnen mit Lebensgefahr ausgefuͤhrten An⸗ strengungen der vom Militair unterstuͤtzten Einwohner, gelang es, des Feuers binnen wenigen Stunden Meister zu werden und die Fabrications⸗ und alle vorderen Magazin⸗Gebaͤude der Siederei zu erhalten; so daß die Fabrik selbsi und die große Anzahl der dabei ihren Lebensunterhalt findenden Arbeiter nicht außer Thaͤtigkeit gesetzt sind. Ganz besonders kam auch den Loͤschenden die guͤnstige Windrichtung und der hinreichend freie Raum zu statten. Die Folgen des Ungluͤcks, welche namentlich
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durch ein Umspringen des heftigen Windes nach der Stadt zu und durch das dann vielleicht unabwendbare Entzuͤnden des Siederei⸗Gebaͤudes selbst und der vorderen Magazin⸗Gebaͤude haͤtten entstehen koͤnnen, liegen außer aller Berechnung, insofern man dabei erwaͤgt, daß ungeheuere Quantitaͤten Zucker in jenen Gebaͤuden aufgespeichert liegen, daß die fast unmittelbar angraͤn⸗ zenden Speicher mit Kaufmanns⸗Guͤtern aller Art, zum Theil mit Hanf, Flachs, Getraide, Oel und Gegenstaͤnden, welche selbst auf dem Wasser fortbrennen, angefuͤllt sind, daß der Packhof mit seinen ungeheuren Waaren⸗Devpositen nicht gar weit liegt, und daß die, wenige Schritte entfernte, Oder mit im Laden und Loͤ⸗ schen begriffenen Schiffen aller Art bedeckt ist, welche letztere schwerlich schnell genug zu entfernen gewesen seyn wuͤrden, um sie vor der Flamme zu bewahren. — Daß bei einer so bedeuten⸗ den Feuersbrunst Beschaͤdigungen einzelner Menschen vorgekom⸗ men, ist nicht zu verwundern, gluͤcklicherweise ist aber Niemand dabei ums Leben gekommen, ja selbst, so viel uns bekannt ge⸗ worden, nur schwer oder lebensgefaͤhrlich verletzt worden. Der Werth des durch das Feuer Verzehrten laͤßt sich fuͤr jetzt noch nicht genau angeben.“*)
— Im Bereiche der Provinz Westphalen betrug im Win⸗ ter⸗Halbjahre 18 ⅜⸗⁄ die Schuͤler⸗Zahl in den verschiedenen Gym⸗ nasien 1729 und in den Pro⸗Gymnasien 383. Von den Gym⸗ nasien gingen ab 323, davon zur Universitäͤt 123 und zu ande⸗ ren Bestimmungen 200. Der Zugang betrug dieselbe Summe von 323. Bei den Pro⸗Gymnasten wurden 62 Schuͤler zu den Gymnasien und zu anderen Bestimmungen entlassen und der Zu⸗ gang belief sich auf 82.
— Aus Koblenz schreibt man unterm 7Iten d. M.: „Der Franzoͤsische Botschafter am St. Petersburger Hofe, Marschall Maison, ist gestern auf der Reise nach Karlsbad hier angekom⸗ men und bei seinem Schwager, dem Notar Simon, abgestiegen.“
nen Konfessionen wird aus Oberwesel vom 3ten d. M. ge⸗ meldet, daß der katholische Geistliche Heidinger, bei Gelegenheit eines Leichenbegaͤngnisses, dem evangelischen Geistlichen seine eigene Kanzel zum Abhalten der Leichen⸗Predigt angeboten und ihn selbst zur Kanzel begleitet hat.
*) Die Direktoren der Zuckersiederei zeigen ihren Geschaͤfts⸗ freunden in einer oͤffentlichen Bekanntmachung an, daß, da das Fenen bloß ein Paar Magazin⸗Gebaͤude mit rohem und raffinirtem
ucker in Asche gelegt, die Siederei⸗Gebaͤude aber gaͤnzlich ver⸗ schont habe, sie sich im Stande saͤhen, alle bei ihnen eingehende Auftraͤge nach wie vor auszurichten.
1833. 11. Juni.
Luftdruck. Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter.... Wind Wolkenzug
Meteorologische Beobachtung.
Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
335,4 °“ Par. 332,9 ³“ Per.] Quellwärme 7,2 °R
+ 22,4 ° R. + 18, 8 ° R. Flußzwarme 16,8 ° R.
+ 10,7°R. + 10,0 °R. Bodenwärme 12,9° R.
42 pCt. 53 p Ct. [Ausdünst. 0, 1 60 Rbh.
heiter. bewoͤlkt. Niederschlas 0,1 69 Rh.
O. S. Abends 10 ½ U Gewitter, etwas Hagel aus SW.
337,4 56 Par. + 11,5 8 R. + 9,53⸗°R 84 pCt. heiter. W.
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 7. Juni.
Niederl. wirkl. Schuld 47 ⅝. 5 ⅛ do. 87 9r. Ausgesetzte Schuld 1 ¼. Kanz-Bill. 21 ½. 68% 101 ⅞. Russ. (v. 1828) 100 (v. 1831) 90 ¼. Preuss. Prämien-Scheine 94 ¾. Oesterr. 91 ½. 39 Span. 47 ½. 5 8 do. 71 ⅛.
Hamburg, 10. Juni.
Oesterr. 5 Met. 96 ⅛. 49 do. 86 ⅛. Bank-Actien 1266. Russ. Engl. 101 5⁄. Russ. Holl. (v. 1831) 93 ¾. Met. in Hamb. Cert. Preuss. Prämien-Scheine 108 ½. 4 ½ Preuss. Eugl. —. Poln. 118 ⅛. Dän. 72 ⅜½.
London, 7. Juni.
Cons. auf Abr. 90 ¼¾. 2. Belg. 91 ¼. Bras. 67 ½. Dän. 74 ½. Griech. 40. Holl 58% 90 ¾. 2 ½98 49 ½. Mex 35 ¾. Port. 59 ¼. Russ. 104 ½. Wien, 7 Juni.
5% Met. 94 ½. 49 do. 85 ½. Loose zu 100 Fl. —. Part.-Obl. 135.
Bank-Actien 1238 ½.
Koͤnigliche Schauspiele.
Donnerstag, 13. Juni. Im Schauspielhause: Zum ersten⸗ male: Ariadne auf Naxos, Melodrama in 1 Akt, von Brandes; Musik von Benda, mit des Ritters v. Spengel neuer Instru⸗ mentation. Hierauf: Die seltsame Wette, Lustspiel in 1 Akt. Und zum erstenmale: Die kinderlose Ehe, Vaudeville⸗Posse in
1 Akt, von C. Lebruͤn. Freitag, 14. Juni. Im Opernhause: Die gchnteggen⸗ err
große Oper in 2 Abtheilungen; Musik von Moöozart. Schmidt, vom Herzogl. Hof⸗Theater zu Braunschweig: Tamino, als Gastrolle.)
Im Schauspielhause: Abonnement suspendu; représenta- tion eztraordinaire au bénésice de Mlle. Deschanel. 1) La première représentation de: La maison du rempart, ou: Une journée de la Fronde, pièce historique en 3 actes, par MM. Scribe et Mélesville.é 2) La premidère représentation de: Les Préventions, comédie nouvelle en 1 acte et en prose, du théätre français, par Mr. Th. Leclerc. Cette pièce sere ter- minée par un petit divertissement, dans leque] Mr. Stull- müller dansera un pas de deux avee Mlle. Guillermain. suivi d'un pas de deux dansé par Mr. et Mad. Taglioni. Les spec- tacle sera terminé par la première représentation de: Jo- crisse maitre et Jocrisse valet, pièce comique en 1 acte.
Billets zu dieser Vorstellung sind von heute, Mittwoch den 12ten d. M., Morgens 9 bis Nachmittags 4 Uhr, in der Woh⸗ nung der Dlle. Deschanel, Friedrichs⸗Straße Nr. 71, eine Treppe
hoch, zu haben.
Koͤnigstaͤdtisches Theater. Donnerstag, 13. Juni. Die gefesselte Fantasie, Zauber⸗ spiel in 2 Akten, von F. Raimund.
———TZEETE1 Neueste Nachrichten.
Patis⸗ 6. Juni. Der Koͤnig hat auch der Wittwe des vor Kurzem gestorbenen General⸗Lieutenants Gérard, der eine Division bei der Nord⸗Armee kommandirte, die Summe von 4500 Fr. aus seiner Privat⸗Schatulle zustellen lassen.
Der Herzog von Orleans wird naͤchsten Sonntag oder Mon⸗ tag hier erwartet.
In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer wurden die Berathungen uͤber den Gesetz⸗Entwurf wegen der 100 Millionen fuͤr die oͤffentlichen Bauten bei dem Art. 6., die Einfuͤhrung sogenannter Heerstraßen in den westlichen Departe⸗ ments betreffend, wieder aufgenommen. Nachdem die Herren Dubois, Luneau, Luminais, Pelet v. d. Lozere,
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Rambuteau, Coulman und Tracy theils fuͤr theils wider
— Als ein Beispiel lobenswerther Eintracht der verschiede⸗
den Artikel gesprochen und einige von ihnen namentlich die bestimmtheit der Benennung „westliche Departements“ in
Artikel geruͤgt hatten, ward derselbe in folgender Abfassung
genommen: „Es soll in den westlichen Depa
ein System von Heerstraßen eingefuͤhrt werden, dron den Koͤniglichen, so wie von den Departemental⸗ munal⸗Straßen verschieden ist. Die Anzahl und tung dieser Straßen soll nach und nach Verordnungen bestimmt werden. Zu dem Art. 7., welcher 6 Straßen in dem Departement der beiden Soevres betri Herr Coudere ein Amendement in Antrag, welches eine kl
Debatte zwischen den Herren Auguis und Legrand veranie das Amendement
In dem Augenblicke, wo der Praͤsident Abstimmung bringen wollte, erhob sich ploͤtzlich auf eine oͤffentlichen Tribuͤnen zur linken Seite ein wohl gekleideter ̃ der heftig einige unverstaͤndliche Worte sprach. Sogleich ers von allen Seiten der Ruf: „Heraus!“ und der Praͤsident theilte Befehl, den Ruhestoͤrer von der Tribuͤne fort zu schaz Dieser aber weit entfernt, sich dadurch einschuͤchtern zu lag schwang sich mit großer Behendigkeit auf das ring den Tribunen herumlaufende Marmor⸗Gesims und setzte dort aus seine Rede fort. „Ich bitte um das m. H.“, rief er, „lassen Sie mich die Rednerbuͤhne bestal ich habe Ihnen etwas mitzutheilen ..“ Eben kamen die abger neten Huissiers an, um sich seiner zu bemaͤchtigen, als n der Schnelligkeit eines Eichhoͤrnchens und mit Gefahr, sich den zu brechen, auf dem schmalen Sims weiterlief und ihnen all zu entwischen wußte. Die Huissiers, welche Eifer in ihrer Pfg erfuͤllung zeigen wollten, verfolgten ihn hartnaͤckig, bis es ihnen, lich mit großer Muͤhe gelang, des kuͤhnen Kletterers habhaß werden und ihn in einem aͤußerst exaltirten Zustande in Wachtposten der Municipal⸗Garde zu bringen. Er soll an stes⸗Zerruͤttung leiden. Die durch dieses Ereigniß einige zeit terbrochene Berathung wurde hierauf fortgesetzt. Der Ar wonach diese Straßenbauten in Bezug auf die Besezthal von Gebietstheilen oder Gebaͤuden mit militatrischen Nrben auf gleichen Fuß gestellt werden sollen, ging ohne Weiteres zu Auch der Art. 9., welchem zufolge die Unterhaltungs⸗Kosten er. den westlichen Departements zu erbauenden Heerstraßen von Gemeinden, den Departements und dem Staate in äagp schaft getragen werden sollen, wurde ohne erhebliche Däatza genommen. Eine desto lebhaftere entspann sich uͤber aph tikel 10., wonach es in den westlichen Departementz ung ten seyn sollte, innerhalb einer Entfernung von 20 M. von den neuen Heerstraßen Baum⸗Pflanzungen anzulgs und die Hecken, von welchen jedes Bauergut in Vendée umgeben ist, hoͤher als 1 Mètre und 30 Centimette ziehen. Da sowohl dieser Artikel, als die zahlreichen dapu geschlagenen Amendements verworfen mwurden, weil die q zahl der Deputirten darin eine Beeintraͤchtigung des Eigentt rechts erblickte, so nahm der Handels⸗Minister die damit; menhaͤngenden Art. 11., 12., 13 und 14. zuruͤck, und erklaͤrte, i Regierung sich dem zufolge in dieser Beziehung nur an die stimmungen des gemeinen Rechtes halten werde; hierauf der Art. 15., welcher fuͤr die Anlegung der beabsichtigten straßen einen Kredit von 12 Millionen bewilligt, angenon und die weitere Berathung auf die naͤchste Sitzung vertagl
Das Individuum, welches die gestrigen Berachungaf Deputirten⸗Kammer auf so seltsame Weise unterbrach, Parrault de Gonet und ist Licentiat der Rechte an der NAtbe in Dijon. Im Augenblicke seiner Verhaftung warf er eirh ket von Papieren in den Saal, worunter sich Buaschei von ihm an mehrere Minister um Anstellung und Untenn zung und die Antworten derselben befanden.
Der Moniteur sucht in einem ausfuͤhrlichen Artzt Transportirung mehrerer politischer Gefangenen von hier
dem Fort Saint⸗Michel in gesetzlicher und philantropische n.
ziehung zu rechtfertigen.
Sir Stratford Canning ist auf der Ruͤckkehr von sih außerordentlichen Mission nach Madrid mit seiner Familee angekommen und wird einige Tage hier verweilen.
Herr Chapuys⸗Montlaville, einer der Herausgeber des! ner Précurseur und Kandidat der Opposition, ist in Lout (Dep. der Saone und Loire) statt des ausgeschiedenen 4 Guillemaut mit 162 unter 275 Stimmen zum Devputirten waͤhlt worden. Der ministerielle Kandidat, Herr Lerouge, hielt 104 Stimmen.
Die Regierung hat Nachrichten aus Konstantinopel bi 20. Mai und aus Alexandrien bis zum 9. Mai erhalten, 1 die bereits bekannten bestaͤtigen. Ibrahim Pascha hatte Ruͤckzug begonnen. Die guͤnstige Wendung der 2 war indessen in Alexandrien noch unbekannt, und hatte dort vielmehr nach den letzten Nachrichten aus stantinopel die Abtretung von Adana keinesweges erme Unter diesen Umstaͤnden hatte Herr Bois⸗le⸗Comte Vice⸗Koͤnige die Ausfertigung des Befehls an seinen e Natolien zu raͤumen, zu erlangen gesucht und nachdem die lungen, ihn im Verein mit dem Britischen Agenten, Hrn. Can durch die dringendsten Vorstellungen zu der Erklaͤrung ben daß die Frage uͤber Adana, was auch die Pforte daruͤbte schließen moͤge, kein Hinderniß des Friedens seyn solle.
Nachrichten aus Smyrna vom 15. Mai zufolge, lh von dem Contre⸗Admiral Hugon befehligte Geschwader bu telin am Eingange des Golfs von Smyrna. Dasselbe b aus den Linienschiffen „Suffren“, „Duquesne“, „Marengo „Superbe“, den Fregatten „Iphigenie“, „Artemise“, „Hen und „Galathée“, 5 Korvetten u. s. w. Das Englische Gesch das sich zum Theil im Archipel, zum Theil in Malta unte Befehl des Vice⸗Admiral Sir Pulteney Malcolm befang steht aus den Linienschiffen „Britania“, „Caledonia“ und, Vincent“”“ von 120 und „Malabar“ von 74 Kanonen, au Fregatten „Belvedere“, „Madagascar“, „Barbara“ und fred“ und mehreren kleineren Fahrzeugen.
In Perpignan ist nach Berichten vom 29sten v. A. Ruhe vollkommen hergestellt. Die gerichtliche Untersuchunglt die Vorfaͤlle vom 26sten dauerte fort.
— Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 104. 40 cour. 104. 60. 3proc. pr. compt. 80. 15. fin cour. 8 5proc. Neap. pr. compt. 92. 10. sin cour. 92. 50. coup. ö5proc. Span. perp. 79 ½. Zproc. do. 48 ½. 5proc. Belg. Anl 5proc. Roͤm. 92 ½.
Frankfurt a. M., 9. Juni. Oesterr. 5proc. M. 95 ½9. 4proc. 86 ½2⁄. Bank⸗Actien 1510. G. Part.⸗Obl, 1379 Loose zu 100 Fl. 192 ¾. G. Poln. Loose —. II
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Redacteur Cottel.
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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Maäjestaͤt der Koͤnig haben den Physikus und Profes⸗
„ Wagner zu Berlin zum Geheimen Medizinal⸗Rathe ordentlichen Mitgliede der wissenschaftlichen Deputarion fuͤr Medizinalwesen zu ernennen und bas desfallsige Patent zu sehen geruhr. 8 8
Der Notariats⸗Kandidat Johann Mathias Schaͤffer Koͤln ist zum Notarius im Friedensgerichts⸗Bezirke Zell, gerichts⸗Bezirks Koblenz, mit Anweisung seines Wohnortes dell, ernannt worden.
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung
zu Merseburg ist der Predigt⸗Amis⸗Kandidat Friedrich
rander Leopold Cranz zum Divistons⸗Prediger bei der Division in Torgau bestellt worden.
Angekommen: Se. Excellenz der Kaiserl. Russische Wirk⸗ Geheime Rath Speransky, von St. Petersburg. Abgereist: Der Fuͤrst Perer Solttkoff, nach Dresden. Der General⸗Major in der Suite Sr. Magfestaͤt des Kai⸗ von Rußland, von Mansuroff, nach Frankfurt a. M.
Zeitungs⸗Nachricht säusl and.
b Rußland. 1“X“ St. Petersburg, 5. Juni. Am 28sten v. M. trafen Mafestät der Kaiser in Luga ein und musterten daselbst das aofer⸗Regiment des Prinzen Eugen von Wuͤrttemberg. Am nden Tage langten Se. Majestaͤt in Pskow an, wo die pen der Zten Grenadier⸗Division und die Wohlthaͤtigkeits⸗ aalten vom Kaiser in Augenschein genommen wurden. Se. Majestaͤt haben den Fuͤrsten Jussupoff zum Ceremonien⸗ er des St. Katharinen⸗Ordens, den Grafen Zawadowski Ceremontenmeister des St. Alexander⸗Newski⸗Ordens und Grafen Schuwaloff zum Ceremonienmeister des St. Annen⸗ is verordnet. Der wirkliche Staatsrath Fuͤrst Gagarin ist auf sein Ge⸗ von der Direction der Kaiserlichen Theater in St. Peters⸗ entbunden und der Ceremonienmeister Gedeonoff zum stell⸗ etenden Direktror dieser Theater ernannt worden. Der Staats⸗Secretair Graf Rehbinder langte auf seiner nach Abo am 29. Mat und der General⸗Gouverneur von land, Fuͤrst Menschikoff, am 30sten von St Petersburg hHelsingsfors an. Unter den mit dem letzten Dampfboot hier eingetroͤffenen agieren befanden sich der Professor Webber aus der Schweiz der Doktor Stieglitz aus Berlin. Die Handels⸗Zeitung meldet, daß ein aus Danzig in Absicht, sich in Rußland niederzulassen, angekommener Han⸗ naun unter seinen Sachen einen Koffer mit doppeltem Bo⸗ bei sich gefuͤhrt habe, daß aber der Betrug von dem Zoll⸗ mten entdeckt und bei der Unterfuchung folgender Juhalt den worden sey: 55 Stuͤck seidene und halbseidene bedruckte er, 17 seidene bedruckte Tuͤcher, 17 Dutzend metallene oͤßchen fuͤr Halsbinden, 92 Dutzend dergleichen Knoͤpfe mit , 20 aus Seide geflochtene Pfeisfenroͤhre, 12 Solotnik Hol⸗ sches Baumwollen⸗Band, 5 Solotnik kupferne Nadeln, 8 Ar⸗ Seiden⸗Zeug und 6 Pfund Stecknadeln. Als der Eigenthuͤmer Getrug eutdeckt gesehen, habe er diese Bergung der genannten el uͤr Vorsicht gegen moͤgliche Beschaͤdigung erklaͤrt und ge⸗ daß er nur vergessen, sie a zugeben, was ihn jedoch nicht Consiscation der gefundenen Waaren schuͤtzte. „Welches Ver⸗ n zu seiner Moralitaͤt“, fuͤgt die genannte Zeitung die⸗
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Bericht hinzu, „kann wohl ein Fremdling erwarten, der
i ersten Eintritt in das Land, dem er kuͤnftig anzugehoͤren nen ist, mit einer absichtlichen Ueberschreitung der Landes⸗ tze beginnt?“
Bei der ersten Ausstellung inlaͤndischer Fabrikate zu St. rsburg im Jahre 1829 hatren 326 Etablissements 4631 Ar⸗ und zu der diesjaͤhrtgen bereits 616 Etablissements 9326 ben eingesandt.
Der Kammerherr V. Pelischinsky hat ein Werk unter dem „Rußlanos industrielle Macht“ herausgegeben, worin er auperordenrlichen Fortschritte aller Zweige des Russischen Ge⸗ fleißes vom Jahre 1822 bis 1831 darstellt. Die Fabrication
pCt. zugenommen.
Entdeckung eine groͤßere Quantitaͤt von diesem Metall, als Europa damals, näͤmlich im Jahre 1826, besaß; der Ertrag Gold⸗Bergwerke verfuͤnffachte sich; der Ertrag der Süber⸗ gwerke stieg um 3 ½ pSt., das Kupfer vermehrte sich um das Eisen um 9 pCt. Den Gesammt⸗Ertrag der ssischen Industrie im Jahre 1831 giebt der Verfasser auf 574,397 Rubel an. Zuͤm Betrieb dieser Industrie bedurfte der Kraft von 409,293 Menschen, 49 pECt. mehr als im hre 18722. Die Ausfuhr Russischer Produkte war gegen das hr 1822 im Jahre 1831 um 35 pCt. gestiegen. Als neue itute und Einrichtungen, die während dieses Zeitraums ge⸗ det wurden, bezeichnet der Verfasser das Conseil fuͤr die nufakturen, das technologisch⸗praktische Institut, die Jour⸗ 8 fuͤr die Manufakturen, fuͤr den Handel und fuͤr die Berg⸗ . ennltch auch die oͤffentlichen Ausstellungen der Produkte 2 Faßritats Der Handel mes Asten hatte vom Jahre 1827
bis zum Jahre 1829 um 70 pCt. zugenommen. Die
Zahl der
Kaufleute hatte sich seit 1822 bis 1830 von 59,269 auf 72,590 vermehrt.
V V V V
und ein Tedeum gesungen.
Der Onega⸗Fluß ist am 15. Mai vom Eise frei geworden. Riga, 6. Juni. Se. Majestaͤt der Kaiser sind am Zten
dieses von Duͤnaburg hier angelangt. Am solgenden Tage fand eine glaͤnzende Musterung uͤber das hier versammelte Militair⸗ Corps statt, und der Kaiser bezeugte demselben vollkommene Zu⸗ friedenheit. An beiden Tagen besuchten Se. Majestaͤt mehrere oͤffentliche Anstalten. An den Abenden war die Stadt festlich erleuchtet. Vorgestern beehrten Se. Maj. einen im Schwarzen⸗ haͤupter Hause veranstalteten Ball mit Ihrer Gegenwart und setzten gestern Nachmittags Ihre Reise nach Reval sort.
Wilnag, 5. Juni. Am 2ten d. M., als am Namenstage Ihrer Kaiserl. Hoheiten des Großfuͤrsten Kontantin Nikolaje⸗ witsch und der Großfuͤrstin Helena Pawlowna, so wie dem Ge⸗ burtstage Ihrer Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrstin Elisabeth Mi⸗ chaelowna, wurden in den hiesigen Kirchen Dankgebete gehalten Abends war die Stadt erleuchtet.
Der Militair⸗Gouverneur von Wilna und General⸗Gou⸗ verneur von Grodno und Bialystock, Fuͤrst Dolgorukoff, ist von Duͤnaburg vorgestern hierher zuruͤckgekehrt.
Odessa, 24. Mai. Den neuesten Nachrichten aus Kon⸗ stantinopel zufolge, war dort Alles ruhig, und man erwartete
stuͤndlich die Nachricht vom Frieden mit dem Pascha von Aegyp⸗ Ein Theil der Truppen Ibrahim's war bereits aus dem
ten. Lager bei Kiutahia abgezogen.
Am 21sten d. M. wurde die hiesige Gegend von einem Orkan heimgesucht. Um 3 Uhr Nachmittags herrschte eine gaͤnz⸗ liche Windstille in der Atmosphaͤre, und die Luft war im Schat⸗ ten fast so warm wie in der Sonne. Ploͤtzlich bildete sich in nordoͤstlicher Richtung eine schwarze Windwolke, und je nachdem dieses Gewoͤlk sich allmaͤlig ausdehnte, erhob sich ein sehr hefti⸗ ger Sturm. Ein schwacher Donner rollte von Norden nach
Duͤden und war von einigen Wassertropfen und Blitzen beglei⸗ tet; diese letzteren waren jedoch kaum sichtbar, weil gleichzeitig Um 3 Uhr 40 Mi⸗
nuten setzte der Wind ploͤtzlich nach Nord⸗Ost um, ohne von sei⸗ daruͤber, so Ä. von den ministeriellen, das Journal des
die Sonne in ihrem vollen Glanze schien.
ner Heftigkeit zu verlteren; 5 Minuten darauf ruͤckte er nach Suͤd⸗Ost, und binnen zwei Minuten bezog sich der ganze Him⸗ mel, und es begann sehr stark zu regnen. Der Regen dauerte jedoch nicht lange, und der Himmel erheiterte sich wieder. Das Thermometer fiel von 25 auf 18 Grad und das Barometer um 3 Linien. Die darauf folgende Nacht war kalt.
8 Frankreich. Paris, 6. Juni. In dem (gestern erwaͤhnten) Artikel
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des Moniteur zur Rechtfertigung der Verweisung mehrerer
politischen Gefangenen nach dem Fort St. Michel heißt es: „Durch eine Koͤntzl. Verordnung vom 5. Mai ist die alte Fe⸗ stung auf dem Felsen St. Michel zum provisorischen Aufenthalt
aller zur Deportation und zu lebenslaͤnglichem Gefäͤngniß ver⸗
urtheilten Individuen bestimmt worden. Seit der Juli⸗Revo⸗
lution sind diese beiden Strafen nur wegen volitischer Vergehen
in Anwendung gebracht worden und die Königl. Verordnung traf daher nur politische Gefangene. Der Transport geschah in verschlossenen Wagen und es war die Weisung ertheilt, die Ver⸗ mischung der polittischen mit den uͤbrigen Gesangenen auf den Sta⸗ tionen zu vermeiden, so wie ihnen Matratzen und andere Lager⸗Ge⸗ räthschaften zu liefern. Was die Gesundheit des Aufenthalts auf dem Felsen St. Michel betrifft, so erhellt diese theils schon aus seiner Lage, theils ist zu bemerken, daß von der kleinen Anzahl der, kraft des Gesetzes vom Bruͤmaire des Jahres IV. zur Deportation verur⸗ theilten Personen noch sechs am Leben sind, wovon zwei das Alter von 80 Jahren erreicht haben. Das auf demselben Felsen befindliche Zuchthaus gehoͤrt zu denen, wo die Sterblichkeit am geringsten ist. Das Reglement, dem die politischen Gefangenen im Fort St. Michel unterworfen seyn sollen, ist durch eine Mi⸗ nisterial-Verordnung vom 14. Mai d. J. mit aller Milde, in⸗ soweit sie mit der Wachsamkeit vertraͤglich ist, abgefaßt worden. Dieselben sind von den im Zuchthause befindlichen Verbrechern ganz getrennt, und brauchen weder zu arbeiten noch die dort uͤb⸗ lichen Hauskleider zu tragen. Jeder von ihnen hat sein Zimmer, insoweit die Oertlichkeit es erlaubt; sie koͤnnen sich von außerhalb Betten und Lager⸗Geraͤthschaften kommen, sich von selbstgewaͤhl⸗ ten Aerzten behandeln lassen, von ihren Familien Geld und Le⸗ bensmitiel empfangen, und zwar das erstere bis zu dem fuͤnffachen Betrage der fuͤr die anderen Gefangenen erlaubten Summe. Ferner koͤnnen ihnen Buͤcher gesandt und nach eingeholter Erlaub⸗ niß des Praͤfekten oder Ministers von ihren Verwandten und Freunden Besuche abgestattet werden.“
Das Journal des Doöbats erklaͤrt sich einverstanden mit
Baumwoile hatte in diesem Zeitraum um 230 pECt., die der der Deputirten⸗Kammer, welche gestern die auf die Zerstoͤrung e um 25 pCt., die der Wolle um 30 pCt., die des Flachses der Hecken in der Vendée abzielenden Artikel des Gesetz⸗Ent⸗ Hanfs um 45 pCt. und die der chemischen Erzeugnisse um wurfs uͤber die in den westlichen Departements zu bauenden Die Ausbeutung der Bergwerke lieferte
zende Resultate; die Platina⸗Minen gaben im dritten Jahre
Heerstraßen verworfen hat. „Bekanntlich“, sagt dasselbe, „ist es in der Vendée uͤblich, die Grundstuͤcke mit Hecken einzufas⸗ sen, die manchmal zehn bis funfzehn Fuß hoch sind, so daß die dortigen Wege gleichsam zwischen zwei hohen Mauern hinfuͤh⸗ ren. Dies macht das Land sehr geeignet zum klelnen Kriege, denn jede Hecke ist ein Hinterhalt. Was ist nun zu thun? Sollen die Hecken niedergerissen und das Terrain langs der Heerstraßen geebnet werden, um den Soldaten und den Rei⸗ senden gegen hinterlistige Angriffe zu schuͤtzen? Zwei große Schwierigkeiten standen diesem Plane entgegen. Die alten Ge⸗ wohnheiten eines Landes werden nicht ungestraft verletzt; wenn man einem Vendéer seine Hecke niederreißt, so gilt das fuͤr ihn so viel, als naͤhme man ihm sein Eigenthum. Wenn man ihm auch vorstellen wollte, daß er ja sein Getraide nach wie vor auf dem Acker saͤen kann und daß die Saat auf offenem Felde eben so gut fortkommt, wie auf eingeschlossenem, so wuͤrde er sich da⸗ durch nicht tröͤsten lassen. Die Vendée betrachtet thre Hecken aols (heen Schut, glg eins Ruͤrgschoft fuͤn ihrs Freihszten, ehrs
Religion und ihre politischen Ansichten. Andererseits wuͤrde aus der Niederreißung der Hecken ein wirklicher Schaden fuͤr die an den Straßen liegenden Grundstuͤcke entspringen; denn die von Hecken eingezaͤunten Felder sind offene Staͤlle, in denen die dortigen Bauern ihr Vieh frei weiden lassen. Die Viehzucht ist aber die hauptsaͤchlichste Auelle des Reichthums fuͤr das Land. Man
wuͤrde also die Eigenthuͤmer nicht nur fuͤr das Landstuͤck, was
zur Anlegung der Straße selbst erforderlich ist, sondern auch faͤr die Entwerthung des ihm langs der Straße uͤbriggebliebenen Theiles, wenn er ihn eroͤffnen lassen soll, entschaäͤdigen mussen. Die Kammer hat daher alle darauf bezuͤglichen Amendements verworfen, die Heerstraßen werden gebaut werden, aber in Be-⸗ zug auf die Hecken und Baumpflanzungen soll es bei den Be⸗
stimmungen des gemeinen Rechtes bleiben, welches uͤbrigens der
Regierung Waffen genug in die Haͤnde giebt.“
Die Bureaus der Deputirten⸗Kammer ernannten gestern die Kommissionen fuͤr die aus der Pairs⸗Kammer amendirt zu⸗ ruͤckgekommenen Gesetz⸗Entwuͤrfe uͤber den Elementar alnterricht und uͤber die Organisation der General⸗ und der Bezirks⸗Con⸗ seils. Aus beiden Kommissionen sind diesmal die Oppositions⸗ Mitglieder, welche das erste Mal dazu gehoͤrten, ausgeschlossen worden. Die neue Kommission fuͤr das Gesetz uͤber den Ele⸗ mentar⸗Unterricht besteht aus den Herren Delessert, v. Rémusat, Jaubert, Tiyxier⸗Lachassaigne, Martin, Dumon, Vivien und Etienne, die mit Ausnahme der beiden Letzteren saͤmmtlich fuͤr die Amendements der Pairs⸗Kammer, also auch fuͤr die Auf⸗ nahme der Dorspfarrer in die Comités zur Beaufsichtigung der Elementarschulen stimmen werden. Die ausgeschlossenen Op⸗ positions⸗Mitglieder der alten Kommission sind die Herren Eschasseriauxr, Dubois, Taillandier und Salverte. Aus der Kom⸗ mission fuͤr das Gesetz wegen der General⸗ und Bezirks⸗Conseils sind die Herren Felix⸗Real und Börard ausgeschlossen worden.
Der Courrier frangais, der Temps, der Constitutionnel und die Tribune wiederholen heute den gestern vom National gege⸗ benen Bericht des ehemaligen Kriegs⸗Ministers, Clermont⸗Ton⸗ nerre, an Karl X. und legen auf denselben die groͤßte Wichtig⸗ keit, indem sie die Uebereinstimmung der Plaͤne der damaligen Regierung mit denen der jetzigen hervorheben. Die beiden legi⸗ timistischen Blaͤtter, die Gazette und die Quotidienne, schweigen
Débats und der Nouvelliste; das dritte, die France nouvelle, hin⸗ gegen sucht, indem sie die Authenticitaͤt des vom National mit⸗ getheilten Berichts dahingestellt seyn laͤßt, den von den Opposi⸗ tions⸗Blaͤttern darauf gegruͤndeten Verdacht laͤcherlich zu machen.
Die Tribune feiert heute den Jahrestag des Aufstandes vom 5. und 6. Juni v. J. durch ein Trauer⸗Gedicht auf die
gefallenen Republikaner, das mit einem breiten schwarzen Rande
eingefaßt ist. In einem Artikel uͤber diesen Aufstand schreibt das genannte Blatt das Mißlingen desselben einzig und allein dem Schrecken zu, den das Erscheinen der rothen Fahne und die furchtbaren sich daran knuͤpfenden Erinnerungen bei den Ein⸗ wohnern der Hauptstadt erregt haͤtten.
Der Abbe Auzou, einer der Geistlichen der sogenannten Franzoͤsisch⸗katholischen Kirche, hatte in der Tribune ankuͤndigen lassen, daß er in der Kirche zu Clichy eine Todtenfeier fuͤr die bei dem Aufstande vom 5. und 6. Junt v. J. Gefallenen ver⸗ anstalten werde. Schon hatten sich eine Menge von Republika⸗ nern bei ihm zur Theilnahme an der Feier gemeldet, als dem Abbé von dem Polizei⸗Praͤfekten der bestimmte Befehl zuging, die beabsichtigte Todten⸗Messe zu unterlassen, widrigenfalls die Behoͤrde die Kirchenthuͤren versiegeln lassen wuͤrde.
Der Redacteur der Gazette du Lanquedoc, Herr Roche, der wegen eines Artikels uͤber die Gefangenhaltung der Herzogin von Berry der Aufreizung zu Haß und Verachtung gegen die Regte⸗ rung angeklagt war, ist von dem Assisenhofe von Toulouse frei gesprochen worden. 1181“ 1“
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 6. Juni. Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Kron⸗ prinz und die Kronprinzessin besuchten gestern unsere Kunst⸗ Ausstellung, wo sie laͤngere Zeit verweilten und sich mit vielem G uͤber die daselbst befindlichen Kunst⸗Gegenstaͤnde
ußerten.
Der Koͤnig hat dem hiesigen Kommerz⸗Kollegium sein vom Professor Westin gemaltes Bildniß verehrt. Dasselbe ist in je⸗ nem Kollegium zwischen den Bildnissen der Koͤnigin Christine und des Koͤnigs Karl XII. aufgehaͤngt worden.
Der General⸗Admiral Graf Cederstroͤm ist mit Tode abge⸗
angen.
8Di Linnéische Gesellschaft feierte am 23ͤsten d. M. ihr jaͤhrliches Seeras4⸗Sef. das durch den Direktor derselben, Staatsrath Grafen Skjoͤldebrand, mit einer Rede eroͤffnet wurde, aus welcher hervorgeht, daß sich die Anzahl der Mit⸗ glieder jetzt auf 700 beläuft, von denen 54 dem Auslande an-
Aus dem Haag, 8. Juni. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurden verschiedene neue Entwuͤrfe zu Veraͤnderungen in dem Civil⸗Gesetbuche theils einstimmig, theils mit großer Stimmen⸗Mehrheit ange⸗ nommen. Die Praͤsidenten der Sectionen des vorigen Monats Oktober wurden aufgefordert, sich nach dem Schlusse der Sitzung zu versammeln, um uͤber die Antwort der Regierung in Betreff des Kredit⸗Gesetzes zu berathschlagen. Morgen wird wah scheilt⸗ lich der Bericht der Central⸗Section uͤber das eben erwahnte Gesetz abgestattet werden.
Das Amsterdamer Handelsblad giebt heute bereits .“ Im Eingange derselben
obenerwaͤhnte Antwort der Regierung. zeigt die Regierung an, daß der ungefaͤhre Betrag der freiwiti⸗- gen Anleihe sich auf 56 Millionen Gulden belause, und daß von den Obligationen, welche bei dieser Anleihe in Zahlung ge. a. werden koͤnnen, nur noch 6 Millionen 6 pCt. und 8 Mittr sonen 56 Ct im Umlauf waͤren. Het der Unbsbeutendheit 548 „)S