tal⸗Werth einer Gewerbs⸗Berechtigung, und werden 20 Jahre lang — von dem Tage der oͤffentlich bekannt zu machenden Festsetzung der Toxe an gerechnet — von Jedem entrichtet, welcher, ohne zu den Berechtigten zu gehoͤren, innerhalb dieses Zeitraums das Gewerbe treibt. Der Gewerbetreibende zahlt diesen Beitrag jedoch nur fuͤr die Jahre seines Gewerbabetrtebes, welche innerhalb 1 des 20jaͤhrigen Zeitraums fallen. Nach dem Verlauf dieses Zeitrau⸗ mes sind alle Anspruͤche der Berechtigten auf Entschaͤdigung erloschen. Das unter Nr. 1431 enthaltene Gesetz von demselben Tage betrifft die Aufhebung der gewerblichen und persoͤnlichen Abga⸗ ben und Leistungen in den Mediat⸗Städten der Provinz Po⸗ sen. Mit dem 1. Januar k. J. fallen danach in diesen Staͤd⸗ ten saͤmmtliche, bisher noch fortbestandene Handels⸗ und Con⸗ sumtions⸗Abgaben von Waaren, ferner die Abgaben und Leistun⸗ gen fuͤr die Berechtigung zum Betriebe von Gewerben, fuͤr die Befreiung von gewerblichen Zwangs⸗ und Vannrechten (Getraͤnke⸗ Zwang), fuͤr die Ueberlassung oder Aufhebung ausschließlicher Rechte zur Getraͤnke⸗Bereitung und zum Ausschanke; fuͤr den zwangsweisen Gebrauch von Walkmuͤhlen, Malz⸗ und Brauhaͤu⸗ sern, Waagen und aͤhnlichen gewerblichen Anlagen, und saͤmmt⸗ liche persoͤnliche Abgaben und Leistungen, einschließlich der persoͤn⸗ lichen Abgaben der Juden, welche von den Kaͤmmereien, Grund⸗ herren, oder von den Domainen⸗Kassen bisher in den Mediat⸗ Staͤdten der Provinz Posen erhoben wurden, weg. Fuͤr den Verlust dieser Abgaben und Leistungen sollen die Grundherren entschaͤdigt werden. — Durch das Gesetz unter Nr. 1432 end⸗ lich (ebenfalls vom 13. Mai) werden die in der Provinz Posen noch bestehenden Zwangs⸗ und Bannrechte, namentlich das mit der Befugniß zum Beteieb der Brauerei und Brennerei bisher verbunden gewesene Recht des Getraͤnke⸗Consumtions⸗Zwanges und die Schank⸗Gerechtigkeit, insofern dieselbe in einem bestimm⸗ ten Bezirk ausschließend ausgeuͤbt worden, von dem Tage der Publication desselben an, aufgehoben. Die Anlage neuer Braue⸗ reien und Brennereien auf laͤndlichen Grundstuͤcken ist von der Genehmigung der betreffenden Regierung abhaͤngig, und diese Genehmigung darf nur ertheilt werden, wenn der Eigenthuͤmer oder Erbpaͤchter eines Grundstuͤcks einen nach landschaftlichen Tax⸗Grundsaͤtzen ermittelten Kapital⸗Grundwerth von 15,000 Rthlr. oder daruͤber nachweist. Die Beurtheilung dieses Nach⸗ weises gebuͤhrt der Regierung, und ein Recht zum Widerspruch steht dem Besitzer eines bisher ausgeuͤbten Con umtions,Zwanges oder ausschließenden Schankrechts nicht zu. Neue Schankstaͤtten auf dem Lande koͤnnen nur unter besonderer Genehmigung der Regierung, und zwar nur auf den Antrag einer Gemeinde un⸗ ter dem Nachweis des Beduͤrfnisses, und wenn zuvor der zur Ausuͤbung des Schankrechts berechtigte Grundherr mit seinen Einwendungen gehoͤrt worden, errichtet werden. Wenn in ein⸗ zelnen Faͤllen durch die Aufhebung der Zwangs⸗ und Vannrechte ein wirklicher Schaden entstehen sollte, so wird in solchen Faͤllen eine Verguͤtigung fuͤr denselben aus Staats⸗Kassen gewaͤhrt wer⸗ den. Dagegen soll weder der Verkaͤufer, noch der Erb⸗ oder Zeit⸗Verpaͤchter, noch der Zwangspflichtige verbunden seyn, eine Entschaͤdigung fuͤr jene Aufhebung zu leisten.
— Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Albrecht ist am 12ten d. M. auf der Reise nach St. Petersburg in Koͤnigsberg ein⸗ getroffen und im Koͤnigl. Schlosse abgestiegen.
— Die Breslauer Zeitungen enthalten uͤber die staͤdti⸗ sche Officianten⸗Wittwen Kasse zu Breslau folgende Nottzen: Diese Kasse wurve im Jahre 1793 von dem Raths⸗Kanzlei⸗Di⸗ rektor F. G. Rambach gestiftet, um den Wittwen und Waisen staͤd⸗ tischer Beamten einen Sparpfennig und eine jaͤhrliche Unter⸗ stuͤtzung zu sichern. Jeder staͤdtische Beamte, gleichvlel, ob ledig oder verheirathet, dessen Einkuͤnfte jaͤhrlich 200 Rthlr. und daruͤber betragen, tritt der Anstalt spaͤtestens ein halbes Jahr nach seiner Bestallung bei oder leistet fuͤr immer auf die Theilnahme Ver⸗ zicht. Jeder Theilnehmer zahlt jaͤhrlich 4 Rthlr. in zwei Ter⸗ minen, und versichert dadurch den Seinigen eine doppelte Wohl⸗ that, indem diese naͤmlich nicht allein nach seinem Tode die Haͤlfte der von ihm eingezahlten Summe zuruͤckbekommen, sondern auch jaͤhrlich ihren Antheil an den Zinsen des Vermoͤgens der Anstalt erhalten, und zwar Wittwen bis zu ihrem Tode oder ihren Wie⸗ derverheirathung, Kinder bis zum vollendeten vierzehnten Jahre. Die Anstalt, die unter der Ober⸗Aufsicht des Magistrats steht, schloß am 31. Dezember v. J. mit einem Bestande von 24,500 Rthlr. und zaͤhlte 102 Mitgaglieder und 46 zu betheilende Witt⸗
wen, wovon eine jede eine Unterstuͤtzung von 26 Rthlr. erhielt, die sich indessen mit jedem Jahre erhoͤht, da das Kapital jährlich unmn mindestens 200 Rthlr. anwaͤchst 1 Gestern Mittag wurden hier in der Katholischen Kirche, in Gegenwart Ihrer Koͤnigl. Hoh. der Frau Prinzessin Louise von Preußen, Wittwe des Hochseligen Fuͤrsten Anton Radzi⸗ will, und Hoͤchstihres Durchlauchtigen Bruders, des Prinzen August von Preußen, Koͤnigl. Hoh., so wie Ihrer erlauchten Familie, die Exequien des verewigten Fuͤrsten feierlich begangen. In der Nähe des schwarz ausgeschlagenen Hochaltars war ein Katafalk errichtet, an den Seiten mit dem Fuͤrstlichen Wappen E auf demselben der Fuͤrstenhut. Der Domherr und Propst der Katholischen Kirche, Hr. Fischer, hielt unter Assistenz der Diakonen das Todten⸗Amt. Das waͤhrend desselben aufgefuͤhrte Requiem von Mozart, woran, nebst mehreren ausgezeichneten Mitgliedern der Sing⸗Akademie und der Koͤnigl. Oper, so wie der Koͤnigl. Kapelle, auch Dlle. Henriette Carl Theil nahm, er⸗ hoͤhte in wuͤrdiger Weise die kirchliche Feier, der eine sehr zahl⸗ reiche Versammlung beiwohnte, dem Verewigten hierdurch den letzten Zoll der allgemeinen Liebe und Anhäͤnglichkeit entrichtend.
Ausstellung der Schuͤler⸗Arbeiten auf der Koͤnigl. 82 Akademie der Kuͤnste. (Schluß des im vorgestrigen Blatte abgebrochenen Artikels.)
Die schon erwaͤhnte Composition aus Huͤbners Schule, Hagars Verstoßung darstellend (von Herrn Blanc, nicht Wittich), macht der Farbe nach einen wohlthuenden Eindruck, auch ist das Ganze als Kniestuͤck gut gruppirt. Hagar zieht in der Mitte
des Bildes am meisten an, und zeugt glescheweise von Streben nach Schoͤnheit, Natur und Ausdruck; schwieriger war dieser Aus⸗ druck fuͤr den Erzvater zu finden, der denn auch etwas leerer aus⸗ ging. Auch Hagar, was indeß fuͤr einen Schuͤler kaum Tadel seyn kann, blieb noch ganz in der Naͤhe des Modells, und we⸗ der will sich die Muͤtterlichkeit, noch weniger das Patriar⸗
halische recht in der Gestalt aussprechen. Am vorletzten Tage der Ausstellung brachte uns Herr Wittich noch eine wohlgelun⸗ gene Kopie von Hildebrandts Krieger mit dem Kinde, und in der That konnte er zum Studium des Kolorits und der Pinsel⸗ Technik kaum gluͤcklicher waͤhlen. In alten Bildern duͤrfte diese Technik nicht immer so erkenntlich seyn; nun ist aber Hildebrandt gerade unter den Neuern ein unvergleichlicher Praktiker, und da unser Juͤnger sich zu einer verwandten Schule bekennt, so konnte e um so leichter von jenem lernen. In der Kopie muß man sich ollerdings einen kleinen Abzug an Frische 14“*“
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gefallen lassen, aber das
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laͤchelnde Antlitz des Knaben, gewiß auch bei der Wiederholung keine leichte Aufgabe, hat viel von der Kraft des Originals behalten. Von einem andern Schuͤler Huͤbners sehen wir noch einige kleine Figu⸗ renzeichnungen nach der Natur in Blei, die nur von Meierheim uͤbertroffen werden, welcher uns zum Theil ganz dieselben ausstellt. Die Unterschrift sagt uns, daß sie nach gestellten Modellen im Akt⸗ saal eines juͤngeren Kuͤnstler⸗Vereines erwachsen, und wiederum scheint die Beschaffenheit der gezeichneten Figuren uͤber diese gemein⸗ samen Uebungen den Aufschluß zu geben, daß man hier nicht so⸗ wohl das Nackte, als vielmehr fuͤr den Genremaler interessante Per⸗ soͤnlichkeiten und Situationen studirt. . 1
Die Schulen von Kretschmar und Herbig wollten nicht aus⸗ bleiben; doch wenn sie schon Unfertiges geben mußten, so haͤlten wir lieber ihre Studien gesehen, als solche Compositions⸗Entwuͤrfe, denen es noch an inn rer und aͤußerer Durchbildung fehlt. Wir wuͤnschten diesen Schulen mehr Strebsamkeit, Trieb und Leben. Dies ist nun keinesweges der Mangel der zahlreichen Juͤngerschaft des Herrn Professors Hensel; im Gegentheil bemerkt man hier bei Einigen fast eine zu heiße Ungeduld, der Richtung des Meisters auf das Große nachzueifern. Aber gerade Ruhe und Strenge thaͤte ihnen noch zuvoͤrderst Noth, damit nicht fuͤr das Großarttge bloß das Heftige und weiterhin vielleicht gar das Hohle genommen wer⸗ den muͤßte. Vor allen Dingen duͤrfte man Entschiedenheit nnd. Sauberkeit der Zeichnung empfehlen; dann lasset sich erst Fortschritte beurtheilen, und die Erfindung hoͤrt auf, ein Tappen der Phantasie zu seyn. Die meisten Versprechungen scheint uns in dieser Schule Herr Pohlke mit sehr schoͤn gedachten landschaftlichen Compositio⸗ nen und mit einem trefflichen Portraitstudium zu machen.
Auf der näͤchststehenden Wand sehen wir zwei Oel⸗Skizzen von Gaͤtke, von denen uns die eine wenig mehr gezeigt haben wuͤrde, als die Nachahmung der ungestümen Manier eines unter uns ge⸗ schaͤtzten Originals, wogegen ein zweites Bildchen von demselben außerdem doch auch noch Sinn fuͤr einfache Composttton und fuͤr Farbe an den Tag legt Aber mehr zieht in der Nachbarschatt ein kleiner Stadt⸗Proöspekt an, das Wasserthor zu Tangermuͤnde, durch einen Bogen gesehen, hinten eine Kirche, in der Mitte ein Thor, uͤber welches wiederum eine Straße fortzugehen scheint, uͤberhaupt eine sehr interessante Lokalitaͤt. Herr Meierheim, als Prospektzeich⸗ ner bereits ruͤhmlich bekannt, hat hier, was wir ihm laͤngst wuͤnsch⸗ ten und anriethen, zum erstenmal den Pinsel ergriffen. Der Ersolg war sehr befriedigend und hat sogleich gezeigt, daß der Kuͤnsiler es noch bis zur Meisterschaft bringen werde. Lust und Liebe haben das Werk begonnen und zu Ende gebracht, das sich durch schoͤne Far⸗ ben⸗Beobachtung im Einzelnen, durch einen harmonischen Ton im Ganzen, und in der Ausfuͤhrung durch leichte Nettigkeit em⸗ vßehit; ein besonderer Reiz des Bildchens liegt noch in der Staffage, die eben so natuͤrlich als anmuthig und allerliebst ist. Unter den juͤngeren Schuͤlern der Akademie im landschaftlichen Fach sehen wir Herrn Schmidt bei ganz aͤhnlichen Darstellungen verweilen, als womit er uns auf letzterer Ausstellung erfrente: viel⸗ leicht ist noch Manchem der Klosterhof mit dem Garken im Gedaͤcht⸗ niß. Einen neuen Namen lernen wir in Herrn Kruͤger kennen: auch ihm scheint der wahre Sinn fuͤr landschaftliche E omposttion bereits aufge⸗ angen und er kann auf die Theilnahme rechnen, mit der wir auf der naͤch⸗ sten Ausstellung nach seinen Arbeiten suchen werden. Ein Anderer giebt den ersten Versuch landschaftlicher Comvosition in einem Oelbildchen;
der Gedanke ist anziehend genug: tief unter einem Dom und einer
abschuͤssigen Mauer ein schattiges mit Schilf und Rohr verwachsenes schlammiges Gewaͤsser; seitwarts erhebt sich eine von Steinen roh erbaute Treppe, von Buchen eingeschlossen, zu dem Dom hinauf. Auch hier feylt es nicht an bestem Willen nach Bravour des Pinsels und in der Farbe, welche uͤbrigens das Schattige und Feuchte schon recht brav ausdruͤckt, spuken verschiedene erkenntliche Reminiscen⸗ zen noch etwas wild durcheinander.
Und jetzt kommen wir noch auf einige historische Compositionen
der Wach'schen Schule, welche einen neuen Aufschwung derselben versprechen zu wollen scheinen. Ein Ungenannter kuͤndigt, außer Gewandtheit der Zeichnung und einer nicht geringen Anlage zum Kolorit, zugleich auch Gefuͤhl fuͤr Gruppirung und sogar eine gewisse, gut basirte Neigung zum Großartigen an Solche Hoffnungen schoͤpfen wir aus einer Composition nach Hiob, aus einer unter ei⸗ nem Baum gelagerten, truͤben Betrachtungen hingegebenen Krie⸗ gergruppe, und endlich besonders aus der Gruppe eines greisen trauernden Koͤnigs, an dessen Schoß in der Stellung des Ermat⸗ tens ein Fuͤngling gelehnt ist, wie es scheint, der verscheidende Sohn des Koͤnigs, zu dem er mit ruͤcklings uͤbergelehntem Kopf auf⸗ blickt. Nur noch mehr Klarheit und Bestimmtheit der Intentionen, sonst leuchten aus diesen Farben⸗Stizzen, so fluͤchtig und wild sie auch sind, doch Gaben hervor, von denen fuͤr die Zukunft etwas zu er⸗ warten steht. Andere Juͤnger dieser Schale waren ausfuͤhrlicher in ihren Skizzen, allein se itten lieber noch mehr nach innen ar⸗ beiten sollen. Z“ Die Schule von Begas sahen wir zu unserem Leidwesen nicht anders repraͤsentirt, als nur durch einen ehemaligen Schuͤler dersel⸗ ben, den Maler Herrn Holbein. Von ihm sahen wir zwei biblische Compositionen, mit Fleiß und Sauberkeit in Blei gezeichnet. Die eine, Josephs Vater, Jakob, welcher, vom Sohne gefuͤhrt, Phargo segnet, giebt Zeugniß von einem sehr beachtungswerthen Talent. Trefflich gedacht ist die Gruppe von Vater und Sohn, und nament⸗ lich ist der Alte belebt und fast ergreifend. Undestimmter blieb fuͤr jetzt noch die Intention in dem Koͤnig selbst, und Gleiches gilt von dem Antheil einiger gegenwaärtigen Figuren; eine aber, was wir schon manchmal tadelten, schien uns zu sehr die Fingersprache zu reden. Das andere Blatt stellt Josephs Bruͤ⸗ der vor, wie sie den Anschlag auf sein Leben fassen. Es steht dem vorigen wohl nach, enthaͤlt aber in den Figuren, von denen zunaͤchst
der Anschlag ausgeht, gute Geyanken, nur daß man wieder die Art
der Theilnahme von Seiten der anderen, entfernter stehenden Bruͤ⸗
der bestimmter und inhaltsvoller ausgesprochen wuͤnscht. Sehr schoͤn
ist im Hintergrunde die Figur Josephs, der in aller Unschuld und ganz 56 der cheiteren Unbefangenheir dessen, mit dem der Himmel ist, des Weges daher kommt und den Bruͤdern froͤhlich zuwinkt. 1t In den Korridoren sah man die Arbeiten der Gewerkschulen, sowohl Berlins als der Provinzen, unter denen wir nur die Danziger, jetzt von Herrn Prof. Schulz angefuͤhrt, vermißten Die Berliner boten die groͤßte Mannigfaltigkeit, und nicht nur das Einzelne, sondern das Ganze verdient Anerkennung. In den Zeichnungen nach Ornamenten zeigt sich gute Geschicklichket und Verstaͤndniß der plasti⸗ schen Formen; ihnen entsprechen die selbst plastischen Nachbildungen ganz; aͤhnlicher Ornamente in Wachs, welche ohne Zweifel wahren Geschmack unter alle Zweige gewerbthaͤtiger Kunst, wo er wirklich
von Zeit zu Zeit schon wieder etwas zu wanken anfaͤngt, verbreiten
werden. Von den Provinzial Kunstschulen streiten die Breslauer und die Magdeburger um den Rang; erstere gab auch vortreffliche plastische Studien von Ornamenten. Rur ersieht man aus einigen architektonischen Entwuͤrfen, daß man von den trefflichen Vorbil⸗
dern, womit das Koͤnigliche Gewerbe⸗Institut so freigebig G noch
nicht den wahren Gewinn zu zichen weiß.
Literarische Nachrichten.
Cuvier's großes Werk uͤber den Knochenbau der untergegan⸗ genen Thier⸗Geschlechter der Vorwelt wird in wenigen Monaten eine sehr wichtige Fortsetzung durch ein Werk uͤber die ver⸗ steinerten Fische, welches ein vortrefflicher Naturforscher, der Professor Agassiz zu Neuchatel, herausgiebt, erhalten. Der Verfasser hat Alles benutzt, was die Sammlungen ig Deutsch⸗ land, in der Schweiz und in Frankreich darbieten. Fuͤnfhundert Zeichnungen untergegangener Fisch⸗Arten, in der seltensten Voll⸗ kommenheit ausgefuͤhrt, liegen zum Stiche fertig. Alle geogno⸗ stischen Verhaͤltnisse sind genau angegeben, und Herr Agassiz
2 8 Sen 8 gr 1
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Collard sind von dem
[coup.
hat die merkwuͤrdige Beobachtung gemacht, daß die Altersfolge der die versteinerten Fische in den auf einander geschichteten biegs⸗Arten, wie in ihren Grabstaͤtten, gefunden werden, zugle die Folge eines natuͤrlichen Systems, der Organisation nach, zeichnet. Nach den Zeugnissen von Cuvier, Valenciennes,
pold von Buch, Alexander von Humboldt und Bronn hat n leicht kein Theil der Versteinerungskunde neuerer Zeit sich i so großen Zuwachses zu erfreuen, als dessen, welchen ein Werk heißt, das die gebildeten, fuͤr alles aͤcht Nuͤtzliche und Wss schaftliche so patriotisch⸗thaͤtigen Einwohner von Neuchatel
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das lebhafteste unterstuͤtzen.
‚Meteorolegische Heobachtung.
1833. Norgens Nachmitt. Abends Nach einmalg
15 Juni.
2 2 N; v6 b „ S8 1„ 5 8. Luftdruck 332 65 Par. 334 88 Paer. 335,9 4 Par. eu
2 xmeee.
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nftwärme †. 11,6 R. +. 16,2 9 Nℳ. . 10,0 R. Fcawerme 15,,
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Dunstsaͤttg 75 „Ct. V 1
80 „ Ct. bewoͤlkt. NW.
heiter.
Bodemwurme 121
Kronik des Tages.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben den Ober⸗Landesgerichts⸗Asses⸗ strich zum Rath bei dem Ober⸗Landesgerichte zu Naum⸗ (zu ernennen geruht.
hbeiter.
Wetter. swusbeütc 0, 181
Holtenzug orjeberscha 0
Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung 1“ zu Frankfurt a. d. O. ist der Diakonus Stumpff in Lip⸗ ezum gleichzeitigen Prediger in Gruͤneberg und Hauswerder, perintendentur Soldin; der Subrektor und Prediger Dr. Se⸗ r in Landsberg a. d. W. zum evangelischen Prediger zu mberg, Superintendentur Kuͤstrin; der Predigt⸗Amts⸗Kandi⸗ Ritthausen zum evangelischen Prediger zu Lichberg, Su⸗ tendentur Krossen; der bisherige Predigt⸗Amts⸗Kandidat heltz zum evangelischen Prediger⸗Adjunkt in Nieder⸗Ullrichs⸗ f, Superintendentur Sorau; der Kandidat des Predigt⸗Amts in zum evangelischen Prediger⸗Adjunkt in Komptendorff, perintendentur Kottbus; der Kandidat Wagner zum evangeli⸗
Prediger in Ziebingen und Drehnow, 1ste Sternberger Krossener Superintendentur, und der bisherige Prediger rlach in Stenzig zum Ober⸗Prediger in Sommerfeld, Su⸗ ntendentur Krossen, bestellt worden; zu Koͤln ist der bisherige Pfarrer Loͤhr zu Morsbach zum rrer in Rosbach, im Kreise Waldbroͤl, ernannt worden; zu Koͤnigsberg ist der bisherige Superintendentur⸗Ver⸗ r, Pfarrer Lange zu Fischhausen, zum Superintendenten Diͤzese Fischhausen, und der bisherige Superintendentur⸗ eser, Pfarrer Dreist zu Pr. Holland, zum Superinten⸗ n der dortigen Dioͤzese ernannt worden.
Aus wärtige Börsen.
„ Amsterdam, 11. Juni. Niederl. wirkl. Schuld 48 ½ 53 o *9 Ausgeseizte 8. 1227. Kanz- Bill. 2201 6 % 101 ¾, Russ. (v. 1828) 100 (v. 1831) Preuss. Prämien-Scheine 94 ¾ Oesterr. 92 38 Span. 40 ½ 5 9 dar Hamburg, 14. Jum.
Oesterr. 5 Met. 961. 49 do. 86 ½. Bonk⸗-Actien 1263. Russ. 101 ½. Russ. Holl. (v. 1831) 92 ⅞. Met. in Hlamb). Cert. 931 bH Prämien-Scheine 107 ⅛, 49 Preuss. Engl. —, Poln. 118 ½. Dan. 7 Sr. wetersbeurg., 8 Juni.
9 ½ ½. SilberRuobel 301. Kog. Wien, 11. Juni.
5 ⅝ Met. 95 e†. 49 do. 86 ½. Loose au 4100 Fl. 192 ½. Part.⸗OFl sg
Bonk-Actien 1244.
Hamburg 3 Mon
—V 1
8 KNnͤœ9sͤnigliche G ö.
Montag, 17. Junt. Im Schauspielhause: Der erste digh Lustspiel in 3 Aufzuͤgen, von Frau v. Weißenthurn. Hal Der Geburtstag, Divertissement in 1 Akt, von Hoguet.
Dienstag, 18. Juni. Im Opernhause: Hans Helling mantische Oper in 3 Abtheilungen, mit einem Voespiele vaf Devrient; Musik von H. Marschner.
Im Schauspielhause: 1) La somnmambule villageoise- deville en 3 actes, par Mr. Théaulon. 2) L'Eufant in comédie en 3 actes et en prose, par MM. Licard et Ma
Mittwoch, 19. Juni. Im Opernhause: Die Jungfea Orleans, romantische Tragoͤbte in 5 Abtheilungen, von O (Dile. Thieme, vom Großherzogl. Hof⸗Theater zu C. Johanna, als Gastrolle.)
Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.
Anfang dieser Vorstellung: 7 Uhr. 1
8 — Koͤnigstaͤdtisches Theater. Montag, 17. Juni. Die weiße Dame, komische her 3 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Scribe; Musik von dü dieu. (Mad. Fink, vom Großherzoglichen Hof⸗Theumt zu! strelitz: Anna, als Gastrolle.)
Neueste Nachrichten.
Paris, 10. Juni. Der Koͤnigl. Schwedische Gst hatte gestern in Neuilly eine Audienz beim Koͤnige.
Die Pairs⸗Kammer haͤlt heute wieder eine oͤffentlich zung, um eine Mittheilung der Regierung entgegenzunehen
Ueber die Einschiffung der Herzogin von Berry an d. M. meldet man aus Blaye noch Folgendes: „Die Peig verließ den Kanal von Blape auf einem Boote der „ cieuse“, das mit ihr zugleich der General Bugeaud, isr und dessen Amme bestiegen. Ihre Koͤnigl. Hoheit fuhrm
—— ““
[Abgereist: Se. Excellenz der Kaiserl. Russische Wirkliche eime Rath Speransky, nach Leipzig. 2 8
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Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland.
Frantreich.
Paris, 10. Juni. In dem Kommissions⸗Berichte, den Duchatel in der vorgestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kam⸗ über das Einnahme⸗Budget erstattet hat, finden sich folgende nben: In den vier Jahren 1830, 1831, 1832 und 1833 be⸗
die Staats⸗Ausgaben sich auf 4,629,966,000 Fr. Einnahme aber nur auf 3,933,415,000 ⸗
ß sich ein Deficit von ... 696,551,000 Fr. bt, das sich auf die einzelnen folgender Weise
Jahre in
8 1830 63,346,000 Fr. 8 1831 270,687,000 ⸗ 3 1832 204,622,000 ⸗y 8 1833 157,896,000 ⸗ Fuͤr das Deficit von 1830 ist kein Fonds gebildet, sondern be ganz durch Schatzkammer⸗Scheine, also durch die schwebende ld gedeckt worden. Dasselbe ist mit dem Deficit von 1832 dem Zulaufe einer großen Volksmenge, die jedoch das Fall, das nach Abzug aller fuͤr dieses Jahr bewilligten au⸗ Schweigen beobachtete, langsam den Kanal entlang. ledentlichen Kredite immer noch 40 Millionen betragen wird. (ien) wird die „Agathe“, an deren Borv sich die er n, Jahr 1831 wurde durch Erhoͤhung der Grundsteuer und befindet, nach Palermo unter Segel gehen.“ Abzuͤge von den Gehalten eine Mehr⸗Einnahme von Die Herren Villemain, von Jussteu und Hippolgt Pt,000 Fr. erzielt. Der ganze Rest der Mehr⸗Ausgaben Minister des oöͤffentlichen Unrerrichllhe durch Verkauf von Staats⸗Waldungen und durch Anlei⸗ der Uebernahme der fuͤr den Staat angerauften Bibliochttlllgedeckt Die dafuͤr dem Finanz⸗Minister eroͤfneten Kredite verstordenen Cuvier, und die Herren Sylvestre de Smfen sich fuͤr die Jahre 1831, 32 und 33 auf 546 Millio⸗ normant, so wie gleichfalls Herr Hippolyt Royer⸗Colm. wovon am 1sten Januar d. J. bereits verbraucht waren: er Empfangnah ne der Noten, Manustripte und Zeibu an verkauften Staats⸗Waldungen 58,079,000 Fr. des juͤngeren Champollion beauftragt worden. Anleihe von 1831 120,000,000 9 Das Geruͤcht erhaͤlt sich, daß der Graf von Rig National⸗Anleihe 21,422,000 » Portefeuille des See⸗Ministeriums abgeben und den Oban Anleihe von 1832 150,000,000 „ uͤber die Franzoͤsische Schiffs⸗Macht in der Levante uͤber 349,50 1,000 Fr. erde. 8 ß noch 196 Millionen an außerordentlichen Mitteln (Anlei⸗ Der Courrier de Lyon will wissen, daß der soder Verkauf von Staats⸗Waldungen) zur Verfuͤgung der Maire, Here Prunelle, seinen Abschied genommen hat erung bleiben. den Deputirten Herrn Gautier zum Nachsolger in diesen Mehrere Oppositions⸗Deputirte, unter ihnen die Generale erhalten werde. v zubervic und Demarcay, die Herren Joly und Mauguin u. A. m. Die außerordeneliche Versammlung, welche die berchzmmelten sich gestern beim Marschall Clauzel, um uͤber den beinahe 300 Mitgliedern bestehende geologische Geselssceen, Paris durch einzelne Forts zu befestigen, zu berathschlagen; jaͤhrlich auf irgend einem Punkte Frankreichs haͤlt, wird lpurde einstimmig beschlossen, den Gesetz⸗Entwurf schlechthin sem Inhre am 25. August in der Auvergne, und zwar berwerfen, ohne erst Amendements dazu in Vorschlag zu mont⸗Ferrand bei dem Professor der Naturgeschichte, Haßbhlen. cog, stattfinden. us den Tabellen, die dem von Herrn Gillon in der De⸗ Die Redaction des Nouvelliste kuͤndigt ihren Lischhhlpten⸗Kammer abgestatteten Berichte uͤber das aus der Pairs⸗ daß sie ihr Blatt mit der France nouvelle vereinigen wet mer zuruͤckgekommene Departemental⸗Gesetz angehaͤngt sind, — Heute schloß öoror. Neme pr. compr. 104 Innbt sich, daß an den Wahlen fuͤr die General⸗ und Bezirks⸗ comr. 104 50 Soproc. pr. compt. coup. dét. 78 60. gseils etwa 207,168 Buͤrger Theil nehmen werden. dél. 78 75 5prec. Neap. pr. compt. 92. 10. su Die Kommission, welche beauftragt war, unter dem Vor⸗ Span. perp. 79 ½. proc. do. 47 ½. 5ptat
in politischer Vergehen verurtheilten Individuen zu unter⸗ en und die von den Kammern bewilligten Unterstuͤtzungen r sie zu vertheilen, hat ihren von Herrn Viennet redigirten cht dem Minister des Innern uͤberreicht und darin vorge⸗ gen, die Summe der zu vertheilenden Unterstuͤtzungs⸗Gelder aͤufig von 80,000 auf 300,000 Fr. zu erhoͤhen.
Der Handels⸗Minister wird nach dem Schlusse der Session wichtigsten Gestuͤte des Landes besichtigen.
Die Ober⸗Befehlshaber⸗Stelle in Algier soll nunmehr dem sral Gutlleminot angetragen und von ihm angenommen wor⸗
yn.
Um die Saeͤule auf dem Vendome⸗Platze, auf welche die tue Napoleons gestellt werden soll, wird bereits ein Geruͤst diesem Zwecke erbaut.
7 3 1. 94 ¼.
Frankfurt a. M., 13. Juni. Oesterr. 5proc. Metel 95 ¼. 4proc. 86 ½. 861 ¾. 2 ½proc. 52 ¾. G. 1proc. 23 ½. Br. Actien 1516. 1514. Part. Obl. 137 ½. 137. Loose zu 1. 193 ½¼. G. Holl. 5proc. Obl. v. 1832 89 1½. 89 ½ ½. Peolb⸗
des Marschalls Gérard die Lage der unter der Restauration
Das Journal de Paris ist heute nach seiner Vereinigung mit dem Nouvelliste zum ersten Male in dem angekuͤndigten groͤ⸗ ßeren Format erschienen. Weder in der Redaction, noch in der Tendenz ist eine Veraͤnderung vorgegangen; das Blatt bleibt ein Vertheidiger der neuen Dynastie und des Ministeriums. Auch der das Blatt unterzeichnende verantwortliche Redacteur ist der⸗ selbe geblieben: Herr Leo Pillet. Das Feuilleton, dem jetzt ein groͤßerer Raum angewiesen werden konnte, enthaͤlt einen klei⸗ nen Aufsatz uͤber literarische Kritik und die Beschreibung eines glaͤnzenden Hoffestes, welches Heinrich III. im Jahre 1579 auf dem Schlosse Moutiers gab.
Ueber die am 2ten d. M. Unruhen enthaͤlt der Courrier LAm 31. Mai Abends glaubten einige junge Leute auf der Straße mehrere Personen wieder zu erkennen, die kurz vorher in einer andern Straße Liberale uͤberfallen und geschlagen hatten und verfolgten sie. Da sich einer der Verfolgten in das Haus eines legttimistisch gesinnten Kaufmanns fluͤchtete, so ward die⸗ ses sogleich von der Menge umringt, welche einige Fenster ein⸗ warf und eine Pistole abfeuerte. Dieser Vorfall veranlaßte am folgenden Tage vor dem Laden des Kaufmanns einen Streit zwischen dem Sohne desselben und einem Liberalen, den er fuͤr einen der Angreifer hielt; es kam zum Handgemenge, in welchem der Letztere am Ohr verwundet wurde. Am 2ten d. M., einem Sonntage, begaben sich die zur Gemeinde der Pfarrkirche St. Denis gehoͤrenden jungen Maͤdchen in Prozession mit dem Kreuze Vund dem Pfarrer durch mehrere Straßen zur Firmelung nach der Kathedrale, als jener Kaufmann, den die Neugierde aus seinem Hause gelockt hatte, ploͤtzlich einen Stockschlag er⸗ hielt; sofort entstand ein Tumult und die Prozession wurde unterbrochen; die Menge draͤngte sich um die Kaͤmpfenden; der das Kreuz tragende Knabe wurde umgeworfen; die erschrockenen Maͤdchen entflohen, und der Pfarrer fluͤchtete sich in ein benach⸗ bartes Haus. Das Volk, welches glaubte, man wolle die Re⸗ ligion angreifen, erfuͤllte die Luft mit seinem Geschrei, und er⸗ schien mit Stoͤcken, Messern, Degen und Pistolen bewaffnet in den Straßen. Das Kaffeehaus „à l'union“, in welchem sich gewoͤhnlich die jungen Liberalen versammeln, wurde von der wuͤ⸗ thenden Menge umringt und angegriffen; die Liberalen, in klei⸗ ner Anzahl, schossen aus den Fenstern, aber wahrscheinlich blind, weil Niemand verwundet wurde, und die herbeieilenden Trup⸗ pen, welche den Boulevard besetzten, machten dem Streite ein Ende. Zwei Personen, ein Liberaler und ein Karlist, waren, der Letztere mit einem Paar Pistolen, verhaftet worden, und sollten durch 20 Mann einen Polizei⸗Commissair nach dem Gefaͤng⸗ nisse auf der Mairie gebracht werden. In den engen, von dem karlistisch gesinnten Volke bewohnten Straßen wurde aber das Detaschement von der Menge, deren religioͤser Fanatismus durch das Geruͤcht, der Pfarrer sey ermordet und das Kreuz entweiht und zerbrochen worden, auf's Hoͤchste gesteigert war, mit einem Steinregen empfangen, welcher acht Soldaten, und zwar einige von ihnen schwer, verwundete; beim Umbiegen um eine Ecke drehten zwei die Nachhut bildende Soldaten, die selbst verwun⸗ det waren und ihrer Vorstellungen ungeachtet noch immer ange⸗ griffen wurden, sich um und gaben Feuer. Ein Mann, der von einer Kugel am Kopfe getroffen wurde, sank todt nieder, ein Maͤdchen wurde in die Seite verwundet. Hierauf ward es all⸗ maͤlig ruhiger, und ein Abends eingetretener starker Regen ver⸗ hinderte neue Unruhen, die man fuͤr den Abend befuͤrchtet hatte. Am folgenden Morgen wurden viele Personen verhaftet. Meh⸗ rere sind in dem Gedraͤnge durch Messerstiche und Pistolenschuͤsse verwundet worden. Der Matire hat zwei Kaffeehaͤuser und ein Wirthshaus, wo sich die Anstifter der Unruhen versammelt hat⸗ ten, einstweilen schließen lassen.“
Gestern wurde das Frohnleichnams Fest in saͤmmtlichen hie⸗ sigen Kirchen durch große Prozessionen gefeiert, die jedoch, dem Befehle der Regierung gemaͤß, auf das Innere der Kirchen be⸗ schraͤnkt blieben. Mehrere Departemental⸗Blaͤtter haben hinge⸗ gen fuͤr diesen Tag in den Provinzial⸗Staͤdten oͤffentliche Pro⸗ zessionen angekuͤndigt. In Montpellier sind die letzteren wegen der dort kuͤrzlich stattgefundenen Unruhen untersagt worden.
Aus Dison schreibt man, daß die dortigen Republikaner am 6ten d. M., zur Erinnerung an die Niederlage, welche ihre Partei vor einem Jahre an diesem Tage in Paris erlitten, oͤf⸗ fentlich Trauer angelegt haben.
Aus Rhodez schreibt man unterm 3ten d. M.: „Die ge⸗ richtliche Untersuchung gegen die Theilnehmer an der Ermordung Emiliani's und Lazzareschi's hat begonnen; bis jetzt kennt man nur den Moͤrder, doch sind viele Spuren vorhanden, welche die wahre Natur des Verbrechens andeuten. So hat sich ergeben, daß zwischen dem Moͤrder Gavioli und seinen Opfern kein Grund zum Hasse vorhanden war, daß sie sich kaum kannten und viel⸗ leicht nie mit einander gesprochen hatten. Seit seiner Verhaf⸗ tung hat Gavioli mehrmals seine Freude daruͤber geaͤußert, sein Vaterland von zwei Verraͤthern befreit zu haben, und er scheint sich fuͤr einen Maͤrtyrer der Freiheit zu halten. Er hat den Ent⸗ schluß angekuͤndigt, sich lieber durch Enthaltung von aller Speise zu toͤdten, als auf dem Schaffot zu sterben, und bis jetzt hat er wirklich alle Nahrung zuruͤckgewiesen. Nicht minder merkwuͤr⸗ dig ist das Benehmen seiner Landsleute; der Doppel⸗Mord scheint sie wenig uͤberrascht und noch weniger einen tiefen Eindruck auf sie gemacht zu haben. Einige von ihnen haben sogar eine Art halb unterdruͤckter Freude nicht verhehlen koͤnnen und Einer sagte am Tage nach dem Ereignisse voraus, Gavioli werde sich dem Schimpf der Hinrichtung durch freiwilligen Hungertod zu entziehen wissen. Die Frau des ermordeten Emiliani ist, ob⸗ gleich der Dolch in der Gegend des Schluͤsselbeins bis an den Griff eingedrungen ist, nicht gestorben und man hofft, sie am Leben zu erhalten. Die Aufregung des Publikums gegen die Masse der Italiaͤnischen Fluͤchtlinge ist noch immer sehr groß und man besorgte gestern eine Kollision. Die Regierung soll Besehl ertheilt haben, das Depot 88 lich aufzuloͤsen.“
Aus Toulon wird vom 4ten d. M. gemeldet: „Taͤglich kommen Piemontesische Fluͤchtlinge aus Nizza auf Franzoͤsischem
in Montpellier stattgefundenen du Midi folgende Details:
“
Gebiete an, obgleich die von der Sardinischen Regierung auf⸗ gestellten Karabiniers die strengste Wachsamkeit uͤben. Das Post⸗ schiff aus Korsika hat 229. Italiaͤnische Fluͤchtlinge, die sich seit laͤngerer Zeit in Bastia und Aiaccio befanden, ans Land gesetzt; sie haben Befehl, sich nach Valence zu begeben. Ein aus Nizza kommender Reisender berichtet, daß dort alle Fremden so wie die des Liberalismus verdaͤchtigen Einwohner von der Behoͤrd scharf beobachtet wuͤrden.“ dn.
“ Großbritanien und Irland. 8 Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Siz
zung vom 10. Juni. Lord Althorp erschien an der Barte mit der Antwort Sr. Maäjestat auf die Adresse des Hauses irn
Bezug auf die Portugiesischen Angelegenheiten. Dieselbe lautete
folgendermaßen:
„Ich habe mit großem Vergnuͤgen den Ausdruck Ihrer Ueber einstimmung mit der Politik empfangen, welche Ich hinsichtlich der Angelegenheiten Portugals befolgt habe; und Sie koͤnnen sich ver sichert halten, daß Ich, indem Ich fortfahre, nach denselben Grund saͤtzen zu handeln, keine Gelegenheit vernachlaͤssigen werde, wo Meine Macht oder Mein Einfluß auf eine nuͤtzliche und ehrenvolle Weise zur Beendigung des Streites, welcher ungluͤcklicherweise in jenem Lande herrscht, angewendet werden kann.“
Das Haus verwandelte sich darauf in zur Fortsetzung der Berathungen uͤber die Westindischen Ange legenheiten, und eroͤffnete die Diskussion uͤber den dritten Be schluß der Regierung, welcher folgendermaßen lautete: „Alle jetzige Sklaven sollen das Recht haben, sich als Arbeitsleute (apprenticed labourers) eintragen zu lassen, und dadurch alle Rechte und Vorzuͤge freier Leute erwerben; jedoch unter der Beschraͤnkung, daß sie unter gewissen Bedingungen, auf eine vom Parlamente zu bestimmende Zeit, fuͤr ihre jetzigen Eigenthuͤmer arbeiten muͤssen.“ Herr Halcomb setzte dieser Bestimmung das : Amendement entgegen, daß alle Sklaven und ihre Kinder fuͤr frei erklaͤrt werden sollten, jedoch unter solchen Beschraͤnkungen, die fuͤr ihren Unterhalt und fuͤr die kuͤnftige Bebauung des Bo⸗ dens fuͤr nothwendig erachtet wuͤrden. Dieses Amendement wurde nach kurzer Debatte mit 324 Stimmen gegen 42 verwor⸗ sen, und der obenerwaͤhnte Beschluß der Minister genehmigt. — Bei dem alsdann zur Sprache gebrachten vierten Punkt, die den Pflanzern gebuͤhrende Entschaͤdigung betreffend, trat Herr Stan⸗ ley mit einer wichtigen Aenderung hervor. Es sey, sagte er, diese Entschaͤdigung in ihrem Belaufe allerdings sehr schwer zu schaͤtzen; so viel aber liege am Tage, daß den Eigenthuͤmern der Sklaven ein vierter Theil ihres Eigenthums sofort, und das Uebrige nach einer gewissen Zeit genommen werden solle, waͤh⸗ rend ihnen die Pflicht, ihre Sklaven zu ernaͤhren und zu erhal⸗ ten unausgesetzt obliege. Das Parlament duͤrfe ihnen uͤnter ob waltenden Umstaͤnden eine bereitwillige und reichliche Entschäͤdigung nicht versagen, und wenn er (Herr Stanley) sich hinsichtlich der Stimmung des Landes in dieser Beziehung nicht irre, so sey dasselbe bereit, lieber ein wenig mehr zu bezahlen, um sich der thaͤtigen Mitwirkung der Westindier selbst, bei einer Frage, die der ganzen Nation so sehr am Herzen liege, zu versichern. Ohne solche Mitwirkung koͤnne ein so weit umfassender Plan, wie die Freilassung der Sklaven, nicht anders als sehr gefaͤhrdet in der Ausfuͤhrung erscheinen. Er habe demnach Personen zu Rathe gezogen, welche von dem Werthe solcher Gattung von Eigenthun sehr wohl unterrichtet seyen, und nach den genauesten Berech⸗ nungen, in Bezug auf die Lebensdauer, wie auf die Zeit, welche dem Eigenthuͤmer von der Arbeit seines Sklaven entzogen wird, habe sich als Resultat ergeben, daß, den Kopf im Dutchschnitte nur zum Preise von 40 Pfd. Sterl. gerechnet, der Werth des Besitzes von Sklaven in ganz Westindien auf 30 Millionen Pfd. Sterl. anzuschlagen sey. er Werth der dem Eigenthuͤmer jetzt genommenen Zeit koͤnne auf nicht weniger als 15 Mit⸗ lionen Pfund Sterltng geschaͤtzt werden. Wolle er mithin auch zugeben, daß der Werth eines Sklaven in dem Zeitraume von 12 Jahren abnehme, und wolle er dabei von dem Werth der nachgebornen Kinder absehen, welche nach der neuen Verordnung frei seyn sollen, so koͤnne doch keinenfalls jene von ihm urspruͤng lich vorgeschlagene Summe eine Verringerung erleiden. In et⸗ ner Frage aber, wie der vorliegenden, habe das Haus zu beden ken, ob nicht Gruͤnde obwalteten, die es rathsam machten, die Entschaͤdigung nicht allzu strenge nach dem Werthe des entzoge⸗ nen Eigenthumes abzumessen, und ob, selbst in öoͤkonomischer Hinsicht, es nicht weise seyn moͤchte, eine solche Entschaͤdigung zu gewaͤhren, wodurch verhuͤtet wuͤrde, daß in Westindien Auf tritte sich ereigneten, deren nachtheilige Folgen sehr schwer auf England zuruͤckfallen muͤßten. Er halte es hiernach fuͤr das Beste, offen zu Werke zu gehen, und dem Hause geradezu zu er klaͤren, der Grund, welcher ihn und die Reglerung bewege, jetzt eine groͤßere Summe, als die erwaͤhnten 15 Millio⸗ nen Pfd. Sterl., zu beantragen, sey der, daß alle diese⸗ nigen, welche bei Westindischem Grundbesitz betheiligt sind, ohne Ausnahme erklaͤrt haben, daß, so sehr sie auch wuͤnschten, es moͤchten die Handels⸗Unternehmungen nicht gestoͤrt werden, sie dennoch die Summe von 15 Millionen Pfd. Sterl. als durchaus ungenuͤgend zur Entschaͤdigung betrachteten, und daß sie, sollte auf eine soiche Summe angetragen werden, es fuͤr Pflicht der Selbsterhaltung erachten muͤßten, jeden Beistand zur Betreibung jener Handels⸗Unternehmungen, von welchen die Existenz der Kolonieen abhange, zu versagen. Auf der andern Seite haben ihm jene Maͤnner, deren Bedeutung in dieser Hin sicht nicht hoch genug angeschlagen werden koͤnne, versichert, daß wenn das Parlament 20 Mill. Pfd. Sterl. als Schaden Ersat votiren wollte, um nach Maßgabe geeigneter Verfuͤgungen dessel ben unter die Eigenthuͤmer vertheilt zu werden, sie deim ganzen Plan der Regierung ihre Beistimmung geben, und ihren gan zen Einfluß bei den Kolonisten und den Kolontal Legislatuven verwenden wollten, um sie zu thaͤtiger Mitweirkung bei der Ab⸗ schaffung der Sklaverei zu veranlassen. Nun sey es zwar mög lich, daß 20 Mill. Pfd. Sterl. ein mehr als genuͤgenden Ersatz fuͤr den von den Sklaven Eigenthümern zu be fuͤrchtenden Verlust seyn moͤchten; aber bei einer Frage von sol⸗ 1“ 1t EEE1“
einen Ausschuß