1833 / 188 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dig zwei Parteien wohl unterscheiden. Erstens die Liberalen, wie Mendelssohn, Friedlaͤnder und Salvador. Diese seyen von den christlichen Deisten aller christlichen Parteien wenig unterschieden, und also reif fuͤr das Buͤrgerthum in unserer Mitte, wie sonst die Alexandrinischen und Hellenischen Juden, welchen die Roͤ⸗ mer das Buͤrgerrechtzu Tarsus, Caͤsarea und Alexandria unbedenklich bewilligt haͤtten. Nach einem anderen Maßstabe hingegen seyen die Karaͤer und Rabbaniten, oder Talmudisten zu messen, die noch jetzt an der Spitze der Synagogen und Gerusien staͤn⸗ den. Gegen diese Altglaͤubige des Buͤchstabens und der Tradi⸗ tion muͤsse der Staat eine Buͤrgschaft haben, wenn sie gleiche Rechte mit den Christen ansprechen wollten. Dr. Großmann ließ sich darauf in einer ausfuͤhrlichen, den Gegenstand nach allen Seiten hin beleuchtenden, Rede uͤber die Verhaͤltnisse einer den Juden zu gewaͤhrenden Emancipation vernehmen. ( Einen Aus⸗ zug daraus behalten wir uns auf morgen vor.) Es kam sodann zur Abstimmung uͤber den Antrag der Deputation, welcher ein⸗ stimmig angenommen wurde; der hinzugefuͤgte ebenfalls obenerwaͤhnte Antrag des Dr. Deutrich wurde jedoch mit 21 gegen 10 Stimmen verneint.

Gotha, 4. Juli. Die Hoffnungen, welche wir fuͤr die Wiederherstellung Sr. Koͤniglichen Hoheit des Herzogs Alexan⸗ der von Wuͤrttemberg gehegt haben, sind nicht erfuͤllt worden. Schon vor einiger Zeit fuͤhrte die steigende Besorgniß Ihro Hoheit unsere Frau Herzogin mit des regierenden Herzogs Durch⸗ laucht von Koburg wieder hierher zuruͤck, und seitdem schwan⸗ den die Kraͤfte des Durchlauchtigsten Kranken mehr und mehr. Heute Morgen um sieben Uhr ist Hoͤchstderselbe aus diesem Leben geschieden. Es war eine schmerzvolle Nacht, die Ihro Hoheit unsere Frau Herzogin mit Hoͤchstihrem Gemahle an dem Krankenbette Ihres Durchlauchtigsten Vaters, welches Hoͤchst⸗ dieselbe seit Ihrer Ruͤckkehr zu uns nur auf wenige Stunden u verlassen pflegten, durchwachten. Es war die letzte Nacht ge⸗ siebter Kinder bei einem geliebten, sterbenden Vater. Beim Herannahen der Entscheidung wendete der nunmehr Entschlafene sein Gemuͤth mit Ergebung und mit Fassung dem Allguͤti⸗ gen zu.

Stuttgart, 3. Juli. In der gestrigen Sitzung der Kam⸗ mer der Abgeordneten berichtete der Abgeordnete v. Rum⸗ mel als Reserent der staatsrechtlichen Kommission uͤber die Frage: ob, nach der Ernennung des aͤltesten ritterschaftlichen Mitgliedes der Kammer zum Praͤsidenten, die erste Stimme nun dem Ab⸗ geordneten der Stadt Stuttgart zustehe? Die Kammer beschloß diesen Bericht drucken zu lassen und auf die egb e setzen. Dasselbe bestimmte sie hinsichtlich eines Berichts des Ab⸗ georneten v. Mosthaf uͤber den Austritt des zum Minister er⸗ nannten vormaligen Praͤsidenten der Kammer, v. Weishaar und des zum provisorischen Departements⸗Chef des Innern er⸗ nannten Ausschuß⸗Mitgliedes v. Schlayer, aus dem Aus⸗ schusse. Bei dem Uebergang zur Tagesordnung wurde der weitere Bericht der Geschaͤfts⸗Vertheilungs⸗Kommission uͤber den Entwurf der an die betreffenden Kommissionen zu bewirkenden Vertheilung der neueren Beschluͤsse der ersten Kammer hinsichtlich der im aͤlteren und neuesten Rechenschafts⸗ Bericht vorkommenden Gegenstaͤnde berathen und nach einigen Bemerkungen die Vertheilung genehmigt. Unter den darauf entwickelten Motionen befanden sich vornehmlich: die des Ab⸗ geordneten Pfleiderer auf verfassungsmaͤßige Verabschiedung des Elementar⸗Aufwandes, auf Veroͤffentlichung der Staats⸗ Rechnungen ꝛc., welche an die Finanz⸗Kommission verwiesen wurde; ferner eine Motion des Abgeordneten Raidt, die Ka⸗ lender als das passendste Mittel zur Volksbildung zu benutzen, welche an die Kommission fuͤr Schul⸗ und Unterrichtswesen ab⸗ gegeben wurde; eine Motion des Abgeordneten Lederer auf

erminderung der Wirthschafts⸗Abgaben und Aufhebung der Accise, die der Finanz⸗Kommission zuertheilt wurde; eine Motion des Freiherrn v. Welden, die Regierung um Vorlegung eines Wahl⸗Gesetzes zu bitten, unter Angabe besonderer Bestimmungen desselben, hinsichtlich deren nach kurzer Debatte beschlossen wurde, diesen Antrag an keine Kommission zu verweisen, da schon fruͤ⸗ her die genannte Bitte von der Kammer an die Regierung ge⸗ stellt worden. Sodann brachte der Dekan Muͤnch seine bei dem letzten Landtag entwickelte Motive, die Regierung um eine Re⸗ vision des Armenwesens zu bitten, mit kurzen Bemerkungen zu derselben, wieder ein. Es wurde beschlossen, dieselbe an die Kom⸗ mission fuͤr innere Verwaltung zu uͤberweisen. Der Abgeordnete Menzel entwickelte eine Motion: die Regierung um Einbrin⸗ ung eines Gesetzes gegen den Nachdruck zu bitten. Die⸗ ser Antrag wurde der Justiz⸗Gesetzgebungs⸗Kommission uͤberge⸗ ben. Eine waͤhrend der Sitzung eingekommene Beschwerde des Rechts⸗Konsulenten Fraas in Weinsberg uͤber die dort kuͤrzlich vorgefallene Abgeordneten⸗Wahl wurde an die Legitimations⸗ Kommission verwiesen.

Frankfurt a. M., 3. Juli. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Kurfuͤrstin von Hessen reiste gestern hier durch. Allerhoͤchst⸗ dieselben begeben sich zu Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Wil⸗ helm von Preußen nach Schwalbach.

Der hiesige Schoͤff, Syndikus und Appellationsgerichts⸗ Praͤsident, Herr Dr. Buͤchner (geb. 1756), hat in diesen Tagen abgedankt, und wird nach ruͤhmlich und ehrenvoll in langjaͤhrigem Dienst der Vaterstadt vollbrachter Laufbahn (er ist seit 41 Jah⸗ ren Syndikus) seine uͤbrigen Lebenstage in Ruhe beschließen. Naͤchsten Montag wird, ihn zu ersetzen, ein neuer Senator ge⸗ waͤhlt werden. (Der Rath zaͤhlt zwei Schoͤffen, die aͤlter an Jahren sind, als Herr Buͤchner, und einen, der gleich bejahrt ist: Schoͤff Hofmann, geb. 1751, Schoͤff Mezler, geb. 1755 und Schoͤff Vogt, geb. 1756.)

Zu Ehren des hier anwesenden K. K. Oesterreichischen Bot⸗ schafters am Londoner Hofe, Fuͤrsten Esterhazy, hatte Herr Ba⸗ ron A. von Rothschild gestern ein Festmahl auf seiner Villa vor dem Bockenheimer Thore veranstaltet.

Zu Langenbrucken bei Darmstadt hatten sich am vorigen Sonntage mehrere Abgeordnete der Kammern von Darmstadt, Karlsruhe und Stuttgart versammelt, angeblich um sich uͤber Deutsche Handels⸗Verhaͤltnisse zu besprechen.

. Italien.

Turin, 25. Juni. Se. Hoheit der Prinz Konstantin Pe⸗ ter von Oldenburg ist von hier nach Deutschland abgereist.

Der Kriegs⸗Minister hat an die neu ausgehobenen Truppen einen Tages⸗Befehl erlassen, worin er sie wegen des Eifers belobt, mit welchem sie unter die Fahnen geeilt sind.

Die Piemontesische Zeitung enthaͤlt Folgendes: „Nach⸗ dem wir die von den Kriegs⸗Gerichten gegen mehrere Personen wegen Theilnahme an der Verschwoͤrung zum Umsturze des Staa⸗ tes und ganz Italiens gefaͤllten Urtheile mitgetheilt haben, glau⸗ ben wir uns verpflichtet, hinzuzufuͤgen, daß diese Ungluͤcklichen, welche zur Todesstrafe verbnn s worden sind, nicht nur bereit

2 waren, öͤffentlich ihre Schuld zu gestehen, wodurch sie die Ge⸗

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rechtigkeit ihrer Verurtheilung anerkannten, sondern daß sie auch christliche Reue zeigten.“

Der in Genua wegen Theilnahme an derselben Verschwoͤ⸗ rung verhaftete Arzt Ruffini hat sich in dem dortigen Gefaͤng⸗ niß mit einem Stuͤck Eisenblech, das er von der inneren Beklei⸗ dung der Kerkerthuͤr losgerissen hatte, eine Wunde am Halse beigebracht, in deren Folge er starb.

Rom, 22. Juni. (Allgemeine Zeitung.) Am !8ten d. M. traf Se. Hoheit der Herzog von Leuchtenberg hier ein, aus der Mark Ankona kommend, wo er bei seiner nun eingetre⸗ tenen Volljaͤhrigkeit seine weitlaͤufigen und schoͤnen Guͤter in Augenschein genommen hat. Der Herzog bezeugte dem bisheri⸗ gen Administrator derselben, dem Grafen Re, seine vollkommenste Zufriedenheit mit dessen vieljaͤhriger treuer Verwaltung. Man ruͤhmt allgemein das kluge und umsichtige Benehmen, das der junge Fuͤrst waͤhrend dieser Reise beobachtet hat. In einem Lande, welches an sein Haus durch so viele Erinnerungen ge⸗ knuͤpft ist, und nun sich in so mannigfacher Aufregung be⸗ findet, verdient dies doppelte Anerkennung. Der Herzog hat in Begleitung des Koͤniglich Bayerischen Geschaͤftstraͤ⸗ gers, Grafen Spaur, dem Papste einen Besuch abge⸗ stattet, und wurde von demselben mit der aͤußersten Freund⸗ lichkeit und Guͤte empfangen. Er wird so lange hier verweilen, bis die Feierlichkeiten der beiden Festtage des heiligen Johannes und des heiligen Petrus, welche hier mit großer Pracht begangen werden, voruͤber sind; dann wird er die Reise nach Neapel fortsetzen, wo sich dessen erlauchte Mutter und Schwestern befinden. Der Infant Don Carlos ist immer noch nicht in Civita⸗Vecchia eingetroffen. Aus Florenz schreibt man von vielen Festen, die daselbst zum Empfange des neuvermaͤhlten Fuͤrstlichen Ehepaars stattfanden. Der Großherzog hat durch reiche Spenden an die Armen des Landes, durch Ausstattung vieler unbemittelten Maͤdchen, und durch Begnadigung vieler Verurtheilten das frohe Ereigniß bezeichnet. Die gesammte Be⸗ voͤlkerung Toskana's nimmt an dem Gluͤcke ihres geliebten Fuͤr⸗ sten so warmen und herzlichen Antheil, daß seiner weisen Re⸗ gierung dadurch das schoͤnste Zeugniß gegeben wird. Eine solche volle Anerkennung ist in der jetzigen Zeit ein doppelt ruͤhmliches Zeugniß fuͤr den Herrscher wie fuͤr sein Volk. Horaz Ver⸗ net ist von seiner nach Algier und Bona unternommenen Reise bereits nach Toulon zuruͤckgekommen. Derselbe wird kuͤnftige Woche hier erwartet.

SGpante 1

Madrid, 20. Juni. Ueber England.) Die Deputirten der Staͤdte und Provinzen versammelten sich gestern Morgen, 74 an der Zahl, in der Wohnung des Marschalls Castanos, Praͤ⸗ sidenten von Kastilien, von wo sie in einer Prozession zu Wagen nach dem Palaste sich verfuͤgten. Hier hielt der Koͤnig eine kurze Anrede an sie, in der er ihnen erklaͤrte, der einzige Zweck ihrer Zusammenberufung sey der, seiner Tochter, der Prinzessin von Asturien, den Eid der Treue und Huldigung zu leisten. Nach⸗ dem er sich zuruͤckgezogen, theilte der Praͤsident ihnen mit, es werde die Feierlichkeit, den Befehlen des Koͤnigs zufolge, am anderen Tage in der Kirche San Geronimo statthaben.

Unter den Feierlichkeiten dieses Tages war in dem Progamm auch angefuͤhrt, daß einer der Hoͤfe des Palastes zuerst mit Gas erleuchtet werden sollte. Eine Gesellschaft von Englaͤndern hatte die Besorgung unternommen, und der Versuch fiel zur allgemei⸗ nen Zufriedenheit aus.

Griechenland.

Italiaͤnische Blaͤtter melden aus Ankona vom 19. Juni: „Ein vorgestern aus Korfu angekommenes Jonisches Handelsschiff hat Briefe mit der Nachricht mitgebracht, daß die Stadt Arta in Epirus von einer blutigen Katastrophe heimge⸗ sucht worden ist. In der Nacht des 25. Mai kam ein Haufe von etwa tausend Bewaffneten von den benachbarten Bergen herab, uͤberraschte die in tiefem Schlafe liegenden Einwohner und verbreitete Raub, Mord und Brand durch die Stadt. Viele der reichsten und angesehensten Buͤrger mußten ihr Leben durch große Geldsummen erkaufen und einige, die nicht zahlen konnten, wurden getödtet oder als Geiseln fortgeschleppt. Einige Haͤuser wurden den Flammen Preis gegeben. Selbst der Russische und Eng⸗ lische Konsul wurden nicht geachtet, und mußten viel Geld zah⸗ len, um ihr Leben zu retten. Der Russische Konsul gab z. B. 1200 Thaler. und gewaͤhrte vielen Personen von verschiedenen Nationen eine Zuflucht. Die Behoͤrden und die wenigen Truppen der Gar⸗ nison retteten sich in das Fort. Drei Tage dauerte diese Ver⸗ heerung, worauf der Raͤuberhaufen, der aus Tuͤrken und Grie⸗ chischen Soldaten von dem irregulaͤren Corps bestanden haben soll, in die Berge zuruͤckzog.“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika. New⸗York, 10. Juni. Der Praͤsident General Jackson

ist auf einer Reise durch die oͤstlichen Staaten von Nord⸗Ame⸗

rika begriffen und wird uͤbermorgen in hiesiger Stadt erwartet. Der Gemeinde⸗Rath hat bereits die noͤthigen Anordnungen zum gebuͤhrenden Empfange des Regierungs⸗Chefs getroffen.

Durch die letzten Ueberschwemmungen im Staat Virgi⸗ nien wurde großer Schaden angerichtet; man schaͤtzt denselben auf 1 Million Dollars.

Die Cholera herrscht wieder mit großer Heftigkeit in New⸗ Orleans, Wheeling, Maysville, St. Louis und anderen Staa⸗ ten bis an den Mississippi. vk11“

Inlan

Berlin, 7. Juli. Laut Nachrichten aus dem Regierungs⸗ Bezirk Stettin ist daselbst die Grippe gaͤnzlich verschwunden, dagegen sind noch hie und da Erkrankungen an den Menschen⸗ Blattern vorgekommen. In den Hafen zu Swinemuͤnde liefen im verflossenen Monate, bei einem Wasserstande von 18 ½

bis 20 ½ Fuß, 89 beladene und 23 geballastete Schiffe ein und

81 beladene und 23 geballastete Schiffe gingen von da in See. Unter den eingegangenen befanden sich 53 und unter den ausge⸗ gangenen 60 beladene Schifse unter Preußischer Flagge, 11 mit Getraide und 33 mit Holz nach dem Auslande befrachtet. Die Importe Stettins sind im Monat Juni unbedeutender gewesen als in dem gleichnamigen Monate des verflossenen Jahres. Die Haupt⸗Artikel bestanden in 34,432 Ctnr. Wein, 7566 Ctnr. Zucker, 1600 Ctnr. Asche, 2843 Ctnr. Farbeholz und 2590 Ctnr. Reis. Die vorzuͤglichsten Export⸗Artikel waren 20,708 Kubik⸗

Fuß eichenes Schiffsbau- und Nutzholz, 66 Ring Staͤbe, 1729

Stuͤck Balken, 924 Lasten Bohlen und Bretter, 12,037 Ctnr. roher Zink, 8528 Scheffel Weizen und 14,126 Scheffel Roggen.

In die Haͤfen des Regierungs⸗Bezirks Stralsund se⸗ im vorigen Monate 90 Schisfe eingelaufen und 95 aus den⸗ elben ausgelaufen. Mit letzteren wurden unter A

di.

sandt: 1120 Wispel Weizen, 1159 Wispel Roggen, 1251 Wis Gerste, 420 Wispel Malz, 12,704 Quart Spiritus und 29 dungen Brennholz.

Bei dem Brand⸗Ungluͤcke, das am 24. v. M. die Kro stadt Grottkau in Schlesien betroffen, ist blos die Nordee und ein Theil der oͤstlichen Seite der Stadt nebst der evange schen Kirche und Schule verschont geblieben; dagegen ist! ganze andere, groͤßere und besser gebaute Haͤlfte des Ortes wie die Neisser Vorstadt in Asche gelegt worden. Der bis Spitze hinauf massiv gemauerte Thurm der Katholischen Pf⸗ kirche hat zwar den verheerenden Flammen widerstanden, do das Kirchendach niedergebrannt und die Orgel bedeutend bescc⸗ digt; auch die Gewoͤlbe der Seitenschiffe sind an zwei S durchbrochen. Von den Familien, die ihr Obdach verloren, eine große Menge in Scheunen, Stallungen, Schuppen! Dachkammern ein Unterkommen suchen muͤssen, die meisten;

Nur das Franzoͤsische Konsulat blieb unangetastet

haben sich in die nahegelegenen Doͤrfer zerstreut.

Ueber die am 4ten v. M. in Thorn stattgehabte) ver⸗Explosion erfaͤhrt man nachtraͤglich, daß es etwa ein Ceng

Amtliche Nachrichten. Konikk des Tages.

Pulver war, der von dem Anstifter derselben angezuͤndet wun 1 zum Gluͤck stand das Faß auf dem Boden des Hauses, so Der Justiz⸗Kommissarius Ebmeier in Halle ist zugleich

nur das Dach dieses letztern in die Hoͤhe gesprengt w Waͤre die Explosion in einer der unteren Stockwerke erfolgt wuͤrde das Ungluͤck gewiß viel groͤßer gewesen seyn. Außer

Anstifter selbst fanden ein Mann und ein Kind dabei den!

und 20 Personen wurden mehr oder weniger verwundet, sind jedoch bereits außer Gefahr. G Im Bezirke der Koͤniglichen Regierung zu Achen wun

im Monat Mai d. J. 966 Kinder (501 Knaben und 465 % chen) geboren, und es starben 803 Individuen, wovon 402m

lichen und 401 weiblichen Geschlechts. Der Zuwachs der vöͤlkerung betrug sonach 163 Seelen. Unter den Gebornen fanden sich Drillinge, von denen die Frau eines Fabrik⸗N— ters im Marianen⸗Institut (einer Gebaͤr⸗Anstalt fuͤr arme nerinnen zu Achen) entbunden wurde. Dieselbe Frau hate vorigen Jahre Zwillinge zur Welt gebracht, die aber spägg starben. dagegen, den letzten Nachrichten zufolge, noch am Leben. Nervensieber, welches fruͤher in Achen grassirte, hat d ganzlich aufgehoͤrt.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmitt. Abends Nach einmel 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtmn

6. Juli. 337, 5 5 bar. 395, 78 Par Luftwaͤrme. 12,5 » R. 19,2 °R. Thaupunkt 10,0° R. 9,4 ° R. Dunstsaͤttg. 86 pCt. 48 pCt. Wetter... V heiter. heiter. Wind O. O. Wolkenzug 1

Auswärtige Börsen. . Amsterdaum. 2. Juli. 3 Niederl. wirkl. Schuld 48 ¾. 58 do. 90 ⅞. Ausgesctzte & 1½4 Kanz-Bill. 22 1v⁄. 698 102 ½⅛. Russ. (v. 1828) 100 ⅞. (v. 1831 Preuss. Prämien-Scheine 93 ¾. Oesterr. 92. 3 8 Span. 45 †. 5 % do.¹ London, 2 Juli. 39 Cons. auf Abrechn. 90 Bras. 68. Belgz. 91 ¾. Dän. 73 2³1 9. 48t. Griech. 39. St. Petersburg, 29. Juni. Hamburg 3 Mon. 9⁄7. 1½. Silber-Rubel 330 ½ Kp. 6 81 Assign. 127 .

Luftdruck.. 335, 2 6 Par Quellwärme 7,

Flußwärme 17,8,

Bodenwärme 135 e. truͤbe.

H. Ausdünst. 0,2 11

Niederschlag 0.

Wien, 2. Jauli

1 . 59 Met. 951 1, 43 do. 86 9 9% Bank-Actiecn 1234. ohne 02

vom 1 Semester. Koͤnigliche Schauspiele.

Montag, 8. Juli. Im Schauspielhause: Preciosa, Ge spiel mit Gesang und Tanz, in 4 Abtheilungen, von Wolff; Musik von C. M. v. Weber. (Dlle. Thieme, Großherzogl. Hof⸗Theater zu Strelitz: Preciosa, als Gastn

Dienstag, 9. Juli. Im Schauspielhause: Gebruͤder F Charakter⸗Gemaͤlde in 5 Abtheilungen, vom Dr. C. Toͤpfer⸗

Ksnigstaͤdtisches Theater.

Montag, 8. Juli. Fra Diavolo, oder: Das Wirthe zu Terracina, komische Oper in 3 Akten, von Seribe;2 von Auber. Neueste Nachrichten.

Paris, 1. Juli. Im heutigen Blatte des Moni⸗ liest man eine Koͤnigl. Verordnung, wodurch, dem Gesehe 109ten v. M. gemaͤß, der Tilgungs⸗Fonds im Betrage 44,616,463 Fr. auf die verschiedenen Renten⸗Gattungen, Verhaͤltnisse zum Kapitals⸗Betrage, gleichmaͤßig in fag Weise vertheilt wird: auf die 5procent. Rente 32,035,77) auf die 4 2 procent. 246,254 Fr., auf die Aprocent. 821,499 und auf die Zprocent. 11,512,991 Fr. Die 18,361,730 K. ruͤckgekaufter Renten, die, nach Abzug der gaͤnzlich nullirenden 32 Millionen, noch uͤbrig bleiben, werden als theilt: auf die 5procent. Rente kommen 13,184, 199 Fr., ag A procent. 101,345 Fr., auf die 4procent. 338,060 Fr. un die gprocent. 4,738,126 Fr.

Die Gazette de France enthaͤlt Folgendes: „Ein ben aus Lissabon vom 17. Juni, das wir auf außerordentt Wege erhalten, meldet, daß Sir Jones, Schiffs⸗Capith Englischen Diensten, zum Oberbefehlshaber des Portugich Geschwaders ernannt worden ist. Derselbe hat die Flom 17ten in Augenschein genommen und ohne Zweifel die nit Vorkehrungen getroffen, um den Capitain Napier, falls es wagen sollte, sich im Tajo zu zeigen, gehoͤrig zu empfan

Der Schiffs⸗Capitain Sartorius, der im Kommanl Geschwaders Dom Pedro's durch Herrn Napier ersetzt! ist, ist auf einem kleinen Englischen Fahrzeuge in Brest kommen, wahrscheinlich um seine Anspruͤche auf das Pol sische Schiff „Magnanimo“, das er im vorigen Jahre be Blokade von Lissahon aufgebracht, geltend zu machen.

Die hiesige Garnison ist durch das Ste Linien⸗Infäb Regiment, das bisher in Saint⸗Cloud lag, verstärkt worde

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 103. 70. fine 404. 25. 3 proc. pr. compt. 77. 10. fin cour. 77. 45. Neap. pr. compt. 91. 15. fiun cour. 91. 75. 5 proc. Span.† 75¹. (ohne den faͤlligen Coupon also 75½. + 2 ½ 78.) * do. 46 ½. 5proc. Belg. Anl. 94.

Frankfurt a. M., 4. Juli. Oesterr. 5proc. Metal. 96. 4Aproc. 87 ⅛. 87 1. 2 ½6 proc. 63 ½. 1proc. 23 ½. Br Actien 1517. 1515. Part.⸗Obl. —. Br. Loose zu 12 1 Holl. 5proc. Obl. v. 1832. 90 *2⁄. 90 1. Poln.

Br.

Redacteur Cottel. 8 H 8”

Gedruckt bei A. W.

Die Drillinge, saäͤmmtlich weiblichen Geschlechts, al

n Notarius im Bezirke des Koͤniglichen Ober⸗Landesgerichts Maumburg ernannt worden. 1““

Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung 8

u Arnsberg ist die durch die Pensionirung des Pfarrers erledigte Pfarre zu Freienohl dem bisherigen Vikar Hense, die erledigte Pfarre in Bremen (Kreis Soest) dem bishe⸗ n Vikar Saemer verliehen worden;

Koͤln ist an die Stelle des verstorbenen Pfarrers, Land⸗ zanten und Ehren⸗Domherrn Eskens, der bisherige Kaplan ouun Baptist Engelmann zu Neuß zum Pfarrer in dhurg ernannt worden; 1s

zu Koͤnigsberg ist dem Predigt⸗Amts⸗Kandidaten Frie⸗ ch Eduard Grawert die erledigte Pfarrstelle an der gelischen Kirche zu Bischofsburg verliehen worden.

[Abgereist: Der Wirkl. Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath und eral Direktor der Steuern, Kuhlmeyer, nach Karlsbad.

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CC‚ich

aris, 1. Juli. Im Schoße des Minister⸗Rathes soll die Frage

tert worden seyn, ob man die Aufstellung der Statue Napoleons die Saͤule des Vendome⸗Platzes unter angemessenen Feier⸗ eiten vornehme, oder ob es besser sey, solches ganz in der e zu thun. Fuͤr diese letztere Ansicht haben sich, so sagt , die Herren Guizot, von Argout und von Rigny ausge⸗ chen. Eine Entscheidung in der Sache duͤrfte erst nach der kkehr des Koͤnigs erfolgen. Der Deputirte Herr Ganneron erklaͤrt zur Widerlegung uͤber ihn von den Zeitungen verbreiteten Geruͤchte in einem eiben an die Redaction des Temps, daß er nie nach der irswuͤrde gestrebt und er dieselbe, wenn man sie ihm anbieten ausschlagen wuͤrde.

Die Tribune meldet: „Vor einigen Tagen beurlaubte

ein Pair und eifriger Royalist bei dem Koͤnige und aͤußerte, mich nach Ham begeben wolle, um seinen Landsmann Pey⸗ net zu besuchen, indem er hinzufuͤgte: „„Nicht daß ich sein gehmen gegen mich in den kaeten Jahren der Restauration zu loben haͤtte; aber er ist mein alter Kamerad und ich bin als solchem diesen Beweis von Freundschaft schuldig.““ Koͤnig unterbrach ihn hier mit der Bemerkung: „„I noch nicht ihnen Allen die Freiheit geben, aber ich beschaͤf⸗

mich damit und hoffe, daß es bald geschehen wird; Sie nen es ihnen einstweilen immer ankuͤndigen.““

Der Temps erzaͤhlt: „Ein beruͤhmter General beim Ge⸗ wesen, der vor beinahe einem Jahre von dem Koͤnige uͤber Festungswerke befragt wurde, mit denen man schon damals Idee hatte, Paris zu umgeben, antwortete: „„Das ist s gut und schoͤn, aber Sie werden Ihren Plan nicht in Aus⸗ rung bringen koͤnnen, denn die Pariser Einwohnerschaft wird es t wollen.““ Die Sache scheint jetzt im Ernste dahin gedie⸗

zu seyn, denn nicht nur die Einwohner der Hauptstadt, dern auch die umliegenden Doͤrfer wollen keine Forts.“

Zwischen dem Minister der auswaͤrtigen Angelegenhei⸗

und dem Sardinischen Botschafter sollen, mehreren Blaͤt⸗

zufolge, lebhafte Eroͤrterungen stattgefunden haben, mit hen man einen Artikel des Journal des Débats in Verbin⸗ ag bringen will, worin dieses Blatt die strengen Maßregeln, sche die Sardinische Regierung zur Unterdruͤckung der dort deckten Militair⸗Verschwoͤrung getroffen hat, in ziemlich her⸗

Ausdruͤcken tadelte.

Der Précurseur de Lyon meldet, daß drei Genuesische elleute, der Marquis v. Balbi de Provera, Pallavicini und

Caretio, wegen Verdachts der Theilnahme an der letzten erschwoͤrung verhaftet und unter starker Bedeckung nach der tadelle von Alessandria gebracht worden seyen.

Die Franzoͤsische Akademie hat Herrn von Bonnechose, nigl. Bibliothekar in St. Cloud und Verfasser einer vor

hreten Jahren mit Beifall aufgefuͤhrten Tragoͤdie „Rosa⸗

nde“, den diesjaͤhrigen poetischen Preis zuerkannt. Die Auf⸗ be war die Beschreibung von Bailly's Tod.

Die Obersten der Regimenter der hiesigen Garnison sind nachrichtigt worden, daß wegen der gegenwaͤrtigen großen Hitze

Musterungen im Hofe der Tuilerieen bis auf Weiteres ein⸗ stelt werden wuͤrden.

Man spricht von einem großen Gastmahle, das die Gegner r Regierung am 14ten d. M. zum Andenken der Einnahme rBastille in den sogenannten „Vendanges de Bourgogne“, unter i Vorsitze des Generals Lafayette, geben wollen. Der Verein r Aufklaͤrung des Volkes hat eine oͤffentliche Sitzung auf den gten d. M. angesetzt, und will kuͤnftig den Jahrestag des laten icch eine Vertheilung von Preisen unter diejenigen Arbeiter jern, die den Bemuͤhungen des Vereins um ihre Ausbildung

meisten entsprochen haben.

Ein oͤffentlicher Garten in einer der hiesigen Vorstaͤdte war stern Abend der Schauplatz unruhiger Auftritte, zu denen das bsingen republikanischer Lieder durch 2 300 junge Leute An⸗ ß gab. Bald erschien indeß ein Polizei⸗Commissair mit einem arken Detaschement Linien⸗Truppen und ließ den Garten raͤu⸗

hen. Es fanden bei dieser Gelegenheit einige Verhaftungen

att. Die polizeilichen Haussuchungen bei Personen die fuͤr epublikaner gelten, dauern fort; namentlich gelten sie den Mit⸗ jedern der Gesellschaft der Rechte des Menschen. Noch gestern

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begab sich ein Polizei⸗Commissair in ein Haus der Straße St. Denis, wo, wie man vermuthete, eine Versammlung jenes Vereins stattfinden sollte; er hielt eine genaue zussu⸗ chung, ließ sich die Papiere des Wirthes und der zwoͤlf bei ihm befindlichen Personen vorzeigen und deren Taschen durch seine ihn begleitenden Agenten durchsuchen, welche sehr zahlreich wa⸗ ren und von einer vor dem Hause gufgestellten Compagnie In⸗ fanterie unterstuͤtzt wurden. Die Anwesenden mußten hierauf auseinander gehen.

Aus Marseille schreibt man unterm 25sten v. M.: „Vo⸗ rigen Sonntag, Abends um 9 Uhr, zog ein mit Stoͤcken bewaff⸗ neter Volkshaufe mit großem Tumulte und unter dem Rufe: „Es lebe Heinrich V.!“ durch die Straßen. Als an einer Ecke ein irdenes Geschirr auf die Ruhestoͤrer geworfen wurde, griffen sie das Haus eines Liqueur⸗Haͤndlers, den sie fuͤr den Thaͤter hielten, an und zerschlugen alle Fensterscheiben, worauf sie ihren Zug unter dem Rufe: „Nieder mit den Republikanern! Es lebe Heinrich V.!“ fortsetzten. im Mitternacht wurden einige junge Leute, die sich im Bassin des Hafens baden wollten und die Marseillaise sangen, von mehreren Legitimisten beschimpft, welche ihnen drohten, 88 mit ihren Rudern todtzuschlagen und dabei fortwaͤhrend den Ruf wiederholten: „Nieder mit den Liberalen! Heinrich V. lebe!“ In Angouleme ist es am 22sten d. ebenfalls zu einem Konflikte zwischen den Anhaͤngern der vori⸗ gen Dynastie und den Republikanern gekommen. Ein Baͤn⸗ kelsänger gab die Veranlassung dazu, indem er republi— kanische Lieder auf oͤffentlicher Straße vortrug, in denen unehr⸗ erbietige Aeußerungen gegen den aͤlteren Zweig der Bourbonen vorkamen. Die Legitimisten unterbrachen ihn durch Pfeifen und Zischen; dies wollte die andere Partei nicht leiden und so kam es zu einem Kampfe, in welchem die Legitimisten den Kuͤrzern zogen; mehrere der Letzteren wurden verhaftet.

Im Journal de Rouen liest man: „Man versichert uns, daß am 22. Juni gegen 6 Uhr Morgens in mehreren Doͤrfern des Bezirks Haͤvre Erdstoͤße verspuͤrt worden sind. Ein solches Ereigniß steht mit der geologischen Struktur unseres Landes so sehr im Widerspruch, daß wir es nicht glauben wollten, aber Personen, die an Ort und Stelle waren, haben theils im Bett, theils stehend eine deutliche oscillirende Bewegung wahrgenom⸗ men, welche mehrere an die Mauern gelehnte Gegenstaͤnde um⸗ warf. Die Doͤrfer, in denen man das Erdbeben, welches nur einige Sekunden dauerte, verspuͤrte, waren Gonfreville⸗Caillot, Angerville⸗Bailleul, St. Maclou, Limpiville und mehrere andere in dem Bezirke von Havre. Das Wetter war dabei schoͤn und die Atmosphaͤre vollkommen heiter.“

Aus Straßburg wird unterm 25sten v. M. gemeldet: „Der Rhone⸗Kanal von Muͤhlhausen bes hierher ist nunmehr eroͤffnet; gestern kam auf demselben das erste, mit Waaren aus den suͤdlichen Departements beladene hiff hier an, welches am 19ten von Muͤhlhausen abgefahren war. Mit dem Fahr⸗ zeuge, das im vorigen Jahre aus derselben Stadt hier an⸗ kam und festlich empfangen wurde, sollte ein bloßer Versuch ge⸗ macht werden, ob der Kanal auch schiffbar sey.“

Großbritanlen un d Irland.

e144“ Unterhaus. zung vom 1. Juli. (Nachtrag.) In der Debatte uͤber die

zweite Resolution in Betreff der Bank, aͤußerte sich Herr Baring

dahin, daß, seiner Ansicht nach, die Papier⸗Valuta nicht eher auf einer sicheren Basis ruhen werde, als bis man die Noten der Bank von England zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht habe. Aus diesem Grunde werde er den jetzt vorliegenden Be⸗ schluß unterstuͤtzen. Er sey uͤberzeugt, daß das Land nicht den ganzen Vortheil einer Papier⸗Circulation genießen koͤnne, wenn nicht einige Sicherheit gegen die bestaͤndigen Schwankungen in den Preisen und gegen sonstige Schwierigkeiten, denen man so oft ausgesetzt gewesen sey, vorhanden waͤre; ein bedeutender Schritt auf diesem Wege sey die den Land⸗Banken zu ertheilende Befugniß, die Noten der Bank von England als voll⸗ staͤndige Zahlung anbieten zu duͤrfen. Die Bank⸗Noten sollten nicht etwa zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel an die Stelle von bgarem Gelde gemacht, sondern es solle nur eine Einloͤsungs⸗ Stufe abgeschafft werden. Die Land⸗Banken wuͤrden statt Gold Noten der Bank von England geben, aber fuͤr diese Noten werde man an jedem Orte Gold erhalten koͤnnen. Die Ban— quiers der City von London leisteten nie anders Zahlung, als mittelst Banknoten, die der Empfaͤnger in der Bank sogleich ge⸗ gen Gold umtauschen koͤnne. Das sey keine Weigerung von Baarzahlungen zu nennen. Durch den vorgeschlagenen Plan wuͤrde der Papier⸗Valuta des Landes eine vermehrte Sicherheit gegeben die Sicherheit der Bank von England und die auf den Kredit derselben gegruͤndete Gewißheit, fuͤr die No— ten stets Gold erhalten zu koͤnnen, wenn auch vielleicht nur an einem Orte. Der große Zweck der Maßregel sey, gegen die traurigen Folgen eines panischen Schreckens sicher zu stellen, und da er glaube, daß derselbe durch die vorgeschlagene Maßregel er⸗ reicht werde, so duͤrfe die Regierung auf seine Unterstuͤtzung zaͤh⸗ len. Sir Robert Peel ließ sich im Wesentlichen folgender⸗ maßen vernehmen:

„Es steht fest, daß ein Ueberfluß an kleinen Noten zu uͤbertrie⸗ benen Speculationen aufmuntert, und daß die Ausgabe von Ein⸗ und Zwei⸗Pfund⸗Noten die Gold⸗Ausfuhr beguͤnstigt, so daß, wenn

eine Krisis, ein panischer Schrecken eintritt, man sogleich die Aus⸗

zahlung aller Depositen in Gold verlangt, weil man der Papier⸗ Valuta mißtraut. Aber mein ehrenwerther Freund hat Unrecht, wenn er behauptet, daß die Papier⸗Valuta jetzt dieselbe sey, wie fruͤher. Ein⸗ und Zwei⸗Pfund⸗Noten duͤrfen jetzt nicht ausgegeben werden, und es ist daher eine gleichmaͤßigere Verbreitung der Gold⸗ Valuta gesichert, waͤhrend das vorhandene Papier ebenfalls auf Ver⸗ langen gleich in Gold umgesetzt wird. Es ist daher jetzt auch keine Krisis, wie die im Jahre 1825, zu befuͤrchten. Mein ehrenwerther Freund sagt, es sey hoͤchst wuͤnschenswerth, das Land gegen die Wir⸗ kungen einer politischen Aufregung zu schuͤtzen. Darin pflichte ich ihm vollkommen bei, und ich raͤume die Vortheile ein, welche dem Lande aus einem unumschraͤnkten Vertrauen in die Bank von Eng⸗ kand entspringen wuͤrden. Ist es aber moͤglich, dies Vertrauen durch

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Siz⸗

1833.

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eine Parlaments⸗Akte anzubefehlen? (Hoͤrt!) Mein ehrenwerther Freund hat von dem Vertrauen gesprochen, welches die Anweisungen der Bankiers auf die Bank von England genoͤssen. Sehr richtig Aber woher entsteht dieses Vertrauen Eben weil sich keine Parla ments⸗Akte darein mischt. Wie Burke gesagt hat: Das Vertrauen der Handelswelt giebt den Anweisungen der Banquters (checks einen Werth an der Boͤrse, weil sie keinen in Westminster⸗Hall hahben. (Hoͤrt!) Alles haͤngt dabet vom Vertrauen der Handels⸗ welt ab, und wenn mein ehrenwerther Freund ein Gesetz durch⸗ braͤchte, um das Publikum zu zwingen, solchen Anweisungen Ver⸗ trauen zu schenken, so wuͤrde das Resultat seiner Absicht gerade entgegenlaufen. Deshalb scheint mir auch die vorgeschlagene Ein⸗ mischung in die Angelegenheiten der Land⸗Banken sehr unzweck maäͤßig. Ich wuͤrde vorschlagen, den Land⸗Banken die Ausgabe von in Gold verwandelbaren Noten zu gestatten, und sie selbst dafuͤr sorgen lassen, was fuͤr Art von Depositen sie annehmen wollen; nur muͤßten sie das Recht haben, eine vorherige Kuͤndigung ihrer Noten verlangen zu koͤnnen. Dies wuͤrde weit zweckmaͤßiger

seyn, als sie zur Zahlung in Bank⸗Papier zu zwingen. Wie leicht’⸗

kann auch uͤberdies der vorliegende Plan umgangen werden. Da es keine Bank⸗Noten unter 5 Pfund giebt, so brauchen nur die Kredi⸗ toren der Land⸗Banken so viel Anweisungen, als es ihnen gefaͤllt, von 4 Pfd. 19 Sh zu ziehen, um dadurch eine Zahlung in Gold zu erzwingen. Dazu wird man natuͤrlich unter gewoͤhnlichen Um⸗ staͤnden nicht schreiten; aber in gewoͤhnlichen Umstaͤnden ist auch keine Gefahr vorhanden. Der edle Lord gegenuͤber scheint die Mittel, welche sich zur Umgehung seines Planes darbieten, nicht gehoͤrig uͤberlegt zu haben. Der edle Lord hat heute Abend zu meinem groͤßten Erstaunen vor⸗ geschlagen, daß die 5Pfund⸗Noten der Land⸗Banken auf Verlangen in Gold ausgezahlt werden sollen; dies ist eine sehr wesentliche und wichtige Veraͤnderung. Die Wirkung derselben wird seyn auf das Fernhalten der 5Pfund⸗Noten von der Circulation gewisserma⸗ ßen eine legislative Praͤmie zu setzen. (Hoͤrt, hört!) Der ganze Plan sey urspruͤnglich darauf angelegt, die Land⸗Banken zu veran⸗ lassen, kein Gold in ihren Koffern liegen zu lassen, sondern sich we⸗ gen der Mittel, allen Forderungen zu begegnen, auf die Bank von England zu verlassen. Was wuͤrden aber die Land⸗ Banken sagen, wenn die Besitzer der 5Pfund⸗Noten sich zur Zahlung in Gold herbeldraͤngten, wie es in einer Krisis unfehlbar der Fall seyn wuͤrde. Der edle Lord hat zwar gesagt, daß Niemand zwei 5Pfund⸗Noten zugleich präͤsentiren duͤrfe, weil das Gold fuͤr 10 Pfund verlangen hieße. Wie aber, wenn der Besitzer mehrerer „Pfund⸗Noten sich immer in Zwischenraͤumen von einer halben Stunde meldet, oder wenn z. B. ein Besitzer von 50 5 Pfund⸗Noten dieselben von verschiedenen Personen einzeln vorzeigen laͤßt? Was wuüͤrde der edle Lord dazu sagen, oder wie will er dies vermeiden? (Hoͤrt, hoͤrt!) Der edle Lord schlaͤgt ferner vor, daß die Bank von England nur verpflichtet seyn soll, ihre Roten an dem Ort einzuldsen, wo sie dieselben ausgegeben hat; das heißt, daß die in London ausgegeben Noten nur in London, und die von den Toͤchter⸗Banken ausgegebenen Noten nur von jenen Instituten eingeloͤst zu werden brauchten Wer sichert uns aber dafuͤr, daß die Bank von England die Toͤchter⸗Banken beibehaͤlt? (Hoͤrt!) Der edle Lord raͤumt ein, daß es der Zwec seines Planes ist, die auf Actien gegruͤndeten Banken zu veranlas⸗ sen, sich der Noten der Bank von England zu bedienen; wenn da⸗ her die Bank jene Actien⸗Gesellschaften dahin bringen kann, ihr 2 oder 3 Procent fuͤr den Gebrauch ihrer Noten zu bezahlen, ist es dann wohl wahrscheinlich, daß sie die Toͤchter⸗Banken beibehalten wird? Die Folge der Abschaffung wuͤrde aber die seyn, daß die Roten der Bank von England nur in London zahlbar waͤren und dann kann man sich daraufverlassen, daß das Gold, wenn die Bank auch noch so zahlungs⸗ faͤhig ist, Agio stehen wird. Angenommen, eine Person in der Pro⸗ vinz wolle nach dem Kontinente reisen, so kann sie nicht darauf warten, bis sie ihre Noten nach London geschickt, und das Gold zu— ruͤckerhalten hat, sondern sie muß Agio zahlen, um baares Geld zu erhalten. Auch ist es nicht unwichtig, zu eroͤrtern, welchen Ein⸗ fluß die Bestimmung, Bank⸗Noten zu einem gesetzlichen Zahlungs⸗ mittel zu machen, auf die Faͤlschungs⸗Frage haben wuͤrde. Es waͤre doch hart, wenn man die Leute zwingen wollte, Noten anzunehmen,

die 200 Meilen von dem Orte, wo sie ausgegeben worden sind, cir kuliren, und von deren Aechtheit sie sich keine Ueberzeugung ver-

schaffen koͤnnen. (Hoͤrt!) Mein ehrenwerther Freund, das Mitglied fuͤr Whitehaven, trug vor zwei Monaten auf die Niedersetzung eines Ausschusses an, der eingestaͤndlich eine Entwerthung der Va⸗ luta herbeifuͤhren sollte. Der edle Lord widersetzte sich der Ernen⸗ nung des Ausschusses und ließ eine Erklaͤrung annehmen, daß keine Veraͤnderung in der Valuta eintreten solle. Einige Tage darauf trug der edle Lord selbst auf Niedersetzung zweier Ausschuͤsse an, die den Zustand des Handels und des Ackerbaues pruͤfen sollen. Diese Ausschuͤsse haben ihre Untersuchungen auch auf den gegenwaͤrtigen Zustand des Geld⸗Umlaufs gerichtet und es ist kaum schicklich, daß der edle Lord eine große Veraͤnderung in der Grundlage der Va⸗ luta vorschlaͤgt, ohne den Bericht der Ausschuͤsse abzuwar ten. (Hoͤrt!) Nichts hat mich in meinem ganzen Leben mehr uͤberrascht, als der Vorschlag des edlen Lords, die Noten der Bank von England zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen Der edle Lord und seine Freunde haben immer den Grundsotz auf gestellt und vertheidigt: „Ihr moͤgt so viel Pavier ausgeben, als Ihr wollt, vorausgesetzt, daß Ihr dasselbe auf Verlangen mit Gold einloͤst.“ Einer besonderen Art von Papier aber einen Vorzug vor allen anderen Arten geben, ist die merkwuͤrdigste Art, dem Publi kum Vertrauen zu der Papier⸗Valuta einzuffoͤßen, auf die mam wohl jemals gefallen ist. Das System, welches Adam Smith vor 50 bis 60 Jahren als das bee empfahl, besteht jetzt im Lande, und dieses System zu aͤndern ist der Zweck des uns vor⸗ liegenden Beschlusses. Ich halte es daher fuͤr meine Pflicht, mich demselben zu widersetzen.“ .

Herr P. Thomson sagte, er haͤtte gewuͤnscht, daß der sehr ehrenwerthe Baronet (Sir R. Peel) den Unterschied zwischen einem politischen und einem kommerziellen panischen Schrecken nicht aus den Augen verloren haͤtte. sehr ehrenwerthen Baronet faͤnden nur auf politische Krisen An wendung. Nun muͤsse er (Herr P. Th.) aber behaupten, daß Niemand im Stande waͤre, einen Plan anzugeben, der Schut gegen die gelegentlichen Wirkungen politischer Besoragnisse ge⸗ waͤhre. Wenn man wolle, daß die Banken so viel Gold vorraäͤ thig halten sollten, um in Zeiten einer politischen Krisis allen Gold⸗Forderungen genuͤgen zu koͤnnen, so heiße das mit anderen Worten, allen Zettel⸗Banken ein Ende machen; denn wenn kein Vortheil damit verknuͤpft waͤre, so wuͤrde sich Niemand veranlaßt finden, eine Bank zu errichten. Er sehe in der Maßregel nichts, was darauf berechnet sey, die Land⸗Banken zu veranlassen, weni ger Gold vorraͤthig zu halten, als sie jetzt haͤtten; denn sie wuͤr⸗

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Fast alle Argumente des

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