wurde Graf Grey
schmeichelte sich, daß es ihm gelingen wuͤrde, durch eine solche Diversion die Stadt zu entsetzen. 88
Großbritanien und Irland. London, 24. August. Vorigen Mittwoch fand die Wettfahrt des Koͤnigl. Jacht⸗Geschwaders zu Cowes statt, die von fruͤh um 10 Uhr bis Nachmittags um 4 Uhr dauerte; der „Albatroß⸗ blieb Sieger und gewann sonach den von Sr. Maj. als Preis
ausgesetzten Becher. 8 Das Geruͤcht von der Zuruͤckberufung des Herrn Hoppner
aus Lissabon erhaͤlt sich zwar, hat jedoch noch keine offizielle Be⸗
Der Guardian erzaͤhlt in dieser Beziehung Folgendes: „Man versichert, daß Herr Hoppner mit dem hen Packetboot dem Lord Palmerston die Instructionen mitgetheilt habe, welche er (Herr H.) aus eigener Machtvollkommenheit dem Admiral Parker wegen Landung der Marine⸗Truppen und we⸗ gen militairischer Besetzung einiger Forts am Tajo ertheilt aee Auf irgend einem Wege, ob durch Lord William Russell, durch
Ahdmiral Parker oder durch die Admiralitaͤt bleibt ungewiß,
von den kriegerischen ööö ge
General⸗Konsuls in Kenntniß gesetzt, und verlang o
seinem edlen Kollegen daruͤber Rechenschaft. Die Unterredung uͤber diesen Gegenstand soll außerordentlich lebhaft gewesen seyn.
„„So lange ich““, soll Graf Grey gesagt haben, „„an der Spitze des Conseils Sr. Majestaͤt stehe, halte ich mich fuͤr die
staͤtigung erhalten.
Maßregeln in allen Departements fuͤr verantwortlich, und werde auch von der Nation
dafuͤr verantwortlich gehalten werden. Ich werde daher Sr. Majestaͤt Befehle uͤber diesen Gegenstand ein⸗ hHolen.“9 9— In Folge dieser Erklaͤrung begab sich Graf Grey,
nachdem er bestimmten Befehl ertheilt hatte, die Abfahrt des
*
Dampsschiffes zu verzoͤgern, nach Windsor, und sandte bei sei⸗ ner 1 1 Befehl, die Marine⸗Truppen sogleich wieder einzuschiffen und die Zuruͤckberufung des Herrn Hoppner
Ruͤckkehr einen besondern Courier nach Lissabon ab, der den
— uͤberbringt.“ 1 . Im Tajo befinden sich folgende Britische Kriegsschiffe:
„Asia“ von 84 Kanonen, „Talavera“ von 74 Kanonen, „Do⸗
negal“”“ von 74 Kanonen, „Stag“ von 46 Kanonen und die
Schooner „Fair Rosamond“ und „Viper.“
Die Anleihe von 160,000 Pfund Sterling, welche die Por⸗
tugiesische Regierung gegenwaͤrtig in Lissabon eroͤffnet hat, soll
miin allen oͤffentlichen Aemtern oder nuf vona
Eigenthum angenommen werden. 4) Die Dividenden zu öpCt. p. a. werden alle halbe Jahre entrichtet. aunden nur bis zum 20sten d. angenommen.
.
een, und man glaubt, daß der beruͤhmte Komponist naͤchsten
uͤbrigen Monats (Aug.
2) in drei Jahren zu gleichen Theilen eingeloͤset werden und sollen die 8. Sahentnanf die Staats⸗Einkuͤnfte, insonderheit auf den Erloͤs von National⸗Guͤtern hypothekirt seyn; 2) Sollen die Einzahlungen in fuͤnf gleichen Fristen am 24. jedes noch — Dez.) dieses Jahres geschehen. 3) Nach dem 1. Aug. 1834 sollen die Obligationen als baares Geld beim Ankauf von National⸗
Einzeichnungen wer⸗
Rossini ist von dem Eigenthuͤmer des Drurylane⸗ und des
Coventgarden⸗Theaters, Herrn Bunn, fuͤr 20,000 Franken zur
Komponirung einer Oper fuͤr die Englische Buͤhne väangh her⸗ ri mit seiner Arbeit fertig seyn wird.
3 Der Gouverneur von Jamaica, Lord Mulgrave, hat
unterm 29. Juni eine Proclamation an die Sklaven erlassen,
um sie vor irrigen Eindruͤcken zu warnen und ihnen Gehorsam
sollten sie alles Arbeitens uͤberhoben werden.
nitzutheilen. Ei ; — b . SDentischen Guiana, Sir James Carmichael Smith, an die 8 vortigen Neger erlassen, die er vor ungesetzlichen Versamm⸗
egen ihre Herren, so wie gegen die konstituirten Behoͤrden überhaupt einzuschaͤrfen, wobei er ihnen verspricht, ihnen alle Maßregeln, die zu ihrem Besten getrossen wuͤrden, zu rechten Zeit Eine aͤhnliche Proclamation hat der Gouverneur
lungen und gegen das böͤswillig verbreitete Geruͤcht warnt, als foügen sie ales „Muͤsse doch“, neint der Gouverneur, „jeder Mensch auf Erden auf Geheiß es Allmaͤchtigen sein Brod im Schweiße seines Angesichts er⸗
“ Niederlande. “
Aus dem Haag, 26. August. Aus allen Staͤdten unseres
denen zufolge der Geburtstag
Landes gehen hier Berichte ein, Theil⸗
Sr. Majestaͤt des Koͤnigs mit herzlicher und freudiger
nahme durch Gottesdienst, Paraden, Erleuchtungen und Volks⸗
gefeiert worden ist.
vor einigen Tagen mit ihren juͤngsten beiden Soͤhnen den Ba⸗
ron van der Capellen, ehemaligen General⸗Gouverneur unserer
Mahe befindlichen Fahrzeuge in
Ostindischen Besitzungen, in Vollenhoven bei Bilt mit einem Besuche. b Schweden und Norwegen. Stockholm, 23. August. Die Regierung hat, wie man vernimmt, in allen Stuͤcken den zuletzt von den Bevollmaͤch⸗ tigten der Armee entworfenen Vorschlag zur Amortisirung der kkorde in der Armee angenommen. 8 Die Staats⸗Zeitung giebt aus Umea die hoͤchstbedauerns⸗ e Nachricht, daß in der Nacht vom 7ten d. M. ein star⸗ 8 achtfrost den, dieses Jahr Faeen viel vegewnden Getrai eren noͤrdlichen Provinzen vernich⸗ den Geteshernuch in unse “ ) “ ces 1 Daͤnemark. Kgovpenhagen, 24. August. Der ungluͤckliche Vorfall mit dem Waͤchrschiffe im großen Belt, wobei der achtungswerthe Capitain Ellbrecht den groͤßten Verlust als Vater erlitt, war, wie schon gemeldet, durch eine von einem heftigen Windstoße begleitete Wasserhose veranlaßt, die das Schiff, welches in einem Probesegeln begriffen war, jedoch nur zwei egel fuͤhrte, in ei⸗ nem Augenblick kaͤnterte 5 in 88— La 8888. Dieser gi z breitete sich nicht seitwaͤrts aus, so da 1 Fehee keine Gefahr — der gleich darauf eintretenden Stille die saͤmmtliche Mannscha in Herzuetlenden Boͤten gerettet werden konnte. Das Wacht⸗ schiff ist jetzt wieder aufgebracht und hat keinen besonderen Scha⸗ elitten. 18r Den 18ten d. M. ist eine Russische Kriegs⸗Korvette von Kamtschatka auf unserer Rhede angekommen, welche zu den Compagnie⸗Schiffen gehoͤrt, die jedes andere Jahr dahin abge⸗ hen. Ein paar Tage vorher waren 2 Russische Fregatten an⸗ gekommen , welche zur Uebung der Kadetten ausgeruͤstet sind. Diese jungen Leute, ungefaͤhr 40 an der 89 sind hier herum⸗ gefuͤhrt worden und haben das Sehenswerthe unserer See⸗Ar⸗ senale in Augenschein genommen. “ 1 Deutschland. Stuttgart, 27. August. Der Kammer der Abgeord⸗ neten wurde in ihrer gestrigen Sitzung eine Note der Kammer der Standesheeren mitgetheilt, in welcher erstere den Antrag
1““
Ihre Kaiserl. Hoheit die Prinzessin von Oranien „
m
996
macht, die Regierung um einen Gesetz⸗Entwurf zu bitten, wo⸗
nach die Dauer der ordentlichen Landtage auf 3 bis 4 Monate beschraͤnkt werden sollte. Dieser Antrag wurde der staatsrechtli⸗ chen Kommission zum Bericht uͤbergeben. — Hierauf berichtete der Abgeordnete v. Probst uͤber die Motion des Abgeordneten Schott auf Wiederherstellung der Verfassung durch Aufhebung der Censur. Der Berichterstatter trug im Namen der Kommis⸗ sion darauf an, dem faktischen Zustande der Preßfreiheit in Wuͤrt⸗ temberg die gesetzliche Anerkennung zu ertheilen und den Antrag Schotts fuͤr nicht gerechtfertigt zu erklaͤren. Der Abg. Schott trug sodann darauf an, daß auch die Ansicht der Minoritaͤt der Kom⸗ mission, oder vielmehr die einzige abweichende Ansicht des Ab⸗ geordneten Hufnagel, durch diesen verlesen werde. Der Ab⸗ geordnete Hufnagel leistete demselben Folge, und stellte zum Schluß seines Berichts den Antrag auf Aufhebung der Censur. Man beschloß, beide Berichte auf die Tagesordnung zu bringen. Der Abgeordnete v. Probst verlas alsdann noch einen weitern Bericht in Betreff der Censur⸗Kosten. Hierauf ging die Kammer zur Berathung des Berichts der Finanz⸗Kom⸗ mission uͤber die Rubrik: „Justiz⸗Departement“ uͤüber. Der Abgeordnete Deffner erneuerte jetzt seinen Antrag: die Besoldung des Justiz⸗Ministers auf 6000 Fl. und 4 Pferde⸗Rationen, nebst freier Wohnung, herabzusetzen. Er bezeichnete diesen Vorschlag fuͤr um so leichter ausfuͤhrbar, als der gegenwaͤrtige Departements⸗Chef noch nicht in den Genuß des vollen Gehalts eingetreten sey. Der Abgeordnete Pflanz unterstuͤtzte diesen Antrag in einem umfassenden Vortrage. Der Departements⸗Chef des Innern antwortete, der Antrag, so wie er gestellt worden, sey verfassungswidrig. Er verwies auf §. 57 der Verfassung, und suchte aus diesem zn beweisen, daß dieselbe bei Fassung dieses Paragraphen eine hoͤhere Besol⸗ dung als 6000 Fl. im Auge gehabt habe. Der Abgeordnete von Mosthaf sprach ebenfalls gegen den Deffnerschen Antrag, und schlug vor, wenn man ja reduciren wolle, die Reduction nicht weiter als bis auf die runde Summe von 8000 Fl. herab⸗ zutreiben. Nach laͤngerer Debatte wurde endlich der Antrag des Abgeordneten Deffner durch Abstimmung mit 50 Stimmen ge⸗ gen 33 genehmigt, und der Etats⸗Satz mit 6500 Fl. in den Etat aufgenommen.
Weimar, August. (Nuͤrnberger Korrespon⸗ dent.) Was in den verschiedenen Zeitungen uͤber die Verhaf⸗ tungen von Studenten zu Jena gesagt worden, koͤnnen wir nur bestaͤtigen. Vorgenommen wurden sie in Folge der Aussa⸗ gen eines gewissen Quentin (der bei den Unruhen im vergan⸗ genen Winter betheiligt, auf die Klemda (Gefaͤngniß] zu Eise⸗ nach geschafft wurde), in Folge von Briefen, die sich zu Tuͤbin⸗ gen und von Papieren, die sich in dem Koffer eines gewissen Steinmetz vorgefunden, und endlich in Folge der groͤßten Auf⸗ richtigkeit, welche die zuerst Verhafteten bezeigt haben. Die Untersuchungen sollen so geheim als moͤglich gehalten werden; auch die Verhaftungen sind des Nachts vor sich gegangen. So sind denn seit einiger Zeit 14 Jenaische Studenten, von Solda⸗ ten eskortirt, durch Weimar gebracht worden; 3 bis 4, die fruͤher zu Jena studirt, sind vor Kurzem in Leipzig, Einer, der sich fluͤchten wollte, in Hanau arretirt worden. Weniger Gravirte buͤßen in Jena mit Karzerstrafe. Wir haben jedoch die sichere Ueberzeugung, daß unsere Regierung sehr menschlich verfahren wird.
22
—2.
Ilmenau, 22. August. Die Frau Großherzogin Kaiserl.
Hoheit traf auf der Ruͤckreise von Kissingen am 19ten d. M. gegen 11 Uhr des Vormittags auf der Hoͤhe des Thuͤringer Waldes an der Graͤnze unseres Amtes ein. Unweit derselben, an der Straßenwiese, war von den saͤmmtlichen Land⸗Gemeinden des Amtes Ilmenau eine Ehrenpforte erbaut worden, an welcher Ihre Kaiserl. Hoheit von dem Justiz⸗Amtmann Schwabe, an der Spitze aller Gemeinde⸗Schulzen, empfangen wurde und ein von den Landmäͤdchen auf einem Atlas⸗Kissen uͤberreichtes, von Wald⸗ blumen bekraͤnztes Bewillkommnungs⸗Gedicht huldvoll annahm. Eine halbe Stunde nach dieser Feierlichkeit fand die Frau Groß⸗ herzogin bei dem Gasthofe zum Auerhahn die Orts⸗Vorsteher, die Schule und den Frauen⸗Verein des nahgelegenen Dorfes Stuͤtzer⸗ bach zu Ihrer Begruͤßung aufgestellt. Man war uͤberrascht, aus dem Munde Ihrer Kaiserl. Hoheit mehrere Namen aus diesem Vereine zu hoͤren und gewann auch dadurch aufs Neue die Ueber⸗ zeugung von dem huldreichen Antheil der Landesfuͤrstin an den gelezenheiten desselben. Um 12 Uhr kam die Frau Großher⸗ zogin bei der am Eingange der Stadt erbauten schoͤn verzierten Ehrenpforte an, wurde an derselben von den Behoͤrden und der Geistlichkeit unserer Stadt empfangen, und näaͤherte Sich unter dem Gelaͤute der Glocken langsam durch die, von der Schuͤtzen⸗Compagnie, der Buͤrgerschaft, den Porzellan⸗Fabrikan⸗ ten und den Schulen gebildeten Spaliere, unter dem ununter⸗ brochenen Jubelrufe des Volks dem stattlichen zu Ihrem Em⸗ pfange wohl in den Stand gesetzten Amthause, wo Sie geruhete, von der staͤdtischen Schuͤtzen⸗Compagnie fuͤr die Dauer Ihres Hierseyns zwei Ehren⸗Ordonnanzen anzunehmen. — Heute fruͤh gegen 7 Uhr setzte Ihre Koͤnigl. Hoheit, begleitet von den stil⸗ len Segenswuͤnschen aller Ilmenauer, Ihre Ruͤckreise uͤber Remda nach Weimar fort, nachdem Sie unfern des Stadtban⸗
enes bei dem Denkmal des Großherzogs Karl August unter den
Ehrenbezeugungen der Schuͤtzen⸗Compagnie die wiederholten Huldigungen der Stadt⸗Behoͤrde und der Geistlichkeit huldreich vernommen und an der Amts⸗Graͤnze unter dem Abschiedsruf der Gemeinen durch die letzte diesseitige Ehrenpforte gefah⸗ ren war. 8
“
Schweiz.
Zuͤrich, 24. August. In der gestrigen 31sten Sitzung der Tagsatzung hatte die Beeidigung der neu eingetroffenen Gesandt⸗ schaft von Stadt Basel (bestehend aus den Herren Rathsherr Minder, Kantons⸗Rath Matth. Oswald und Dr. Schmiedt) statt. Der Beschluß des großen Rathes von Basel uͤber die von der Tagsatzung geforderte unumwundene Anerkennung der Tagsatzungs⸗Beschluͤsse wurde sodann vorgelegt. In demselben ist diese Anerkennung ausgesprochen, jedoch gab das Motiv des⸗ selben: „daß seit der militairischen Besetzung der Stadt Basel die Anerkennung der Tagsatzungs⸗Beschluͤsse zur unausweichlichen Folge geworden,“ zu verschiedenen Bemerkungen Veranlassung. Dessenungeachtet wurde zuletzt dieser Beschluß anerkannt, eben so das Kreditiv genehmigt und die Gesandtschaft beeidigt. Nach der Beeidigung trat der Gesandte von Basel⸗Land⸗ schaft dem Herrn Minder den Stuhl von Basel ab. Eine Zuschrift des Notars Dietz von Basel, an das Praͤsidium, um Loslassung eines in Liestal seit dem 4. August d. J. gefan⸗ gen sitzenden Arztes von Basel, gab, da Bern bemerkte, daß auch Stadt⸗Basel noch wegen politischer Vergehen Verhaftete in Ge⸗ fangenschaft behalte, zu dem Beschlusse Veranlassung, daß im Kan⸗ ton Basel (Stadt und Landschaft) alle wegen politischer Vergehun⸗ gen eingezogene öe—“ auf freien Fuß gesetzt werden sollen.
Ein Bericht der eidg, Kommissarien im Kanton Schwyz von 22. August meldete, daß sie von der Ermaͤchtigung, die Occupf tions⸗Truppen bis auf die Haͤlfte zu vermindern, keinen Gebrauc machen wuͤrden, bis der Kanton Schwyz gaͤnzlich pacificirt sey, ung Uri und Unterwalden sich dem Tagsatzungs⸗Beschlusse vom 12 August gefuͤgt haͤtten. Jedoch seyen in Verbindung mit de eidg. Kriegsrathe die Einleitungen daß, wenn jeng Verminderung zulaͤßlich, sie schnell geschehen koͤnne.
Aus Sarnen vom 20sten d. ist die Nachricht hier eingetrosf fen, daß Unterwalden Ob dem Wald den Herrn Landes⸗Stat halter Stokmann auf die Tagsatzung als Ehren⸗Gesandten en nannt habe.
— Die Rhein⸗ und Main⸗Zeitung enthaͤlt folgendel Schreiben aus Zuͤrich vom 18. August: „Heute Nachmittagf um 3 Uhr waͤlzte sich eine zahlreiche Volksmenge auf der Obeh straße einem Baumgarten unfern der Stadt zu, wo der Zuͤriche Bezirks⸗Verein seine oöͤffentliche Versammlung hielt. Unter den ganzen Gewuͤhl der Menge fand man wenige ordentliche Biͤt gersleute, fast keine Theilnehmer aus den hoͤheren Staͤnden und im Allgemeinen nur die Neugierde, nicht den ernsten vaterlaͤn dischen Eifer versammelt. Auf einer Pritsche, die eine Buͤhn vorstellen sollte, standen fuͤnf Maͤnner als die Lenker der Natio der Volks⸗Redner war ein junger Student der Medizin, al Mensch und Studiosus ein hoͤchst unbedeutendes Subjekt. Nas dem derselbe mit den bekannten Phrasen von Volkswillen, Ene gie, Schutz⸗Maßregeln gegen Verrath und Aristokraten, Mord und Raubzuͤgen der Schwyzer und Baseler — das Feuer d Volkes anzublasen gesucht hatte, las er den Entwurf zu ein Adresse an die Tagsatzung vor, welche mit den aus Thurgau Bern und anderswoher eingelaufenen Adressen woͤrtlich dahi usammenstimmte: man muͤsse Kriegsgerichte aufstellen, di Verraͤther in Schwyz und Basel (Abyberg und Landamman Waͤber wurden namentlich genannt) gefangen nehmen, „sche um sie der Rache der Volkswuth zu entziehen,“ die Mitglied der Sarner⸗Konferenz von der Tagssatzung ausschließen ꝛc. Auf 1889 Aufforderung erhob ein großer Theil der versamme ten Menge lachend die Haͤnde. Sodann hielt er eine laͤngen Anrede zu Aufstellung eines eidgenoͤssischen Verfassungs⸗Rat und ungesaͤumter Erzielung eines festen Verbandes aller eidg noͤssischen Staͤnde in einem neuen Bundes⸗Vertrage. Als er d Menge um Ausdruck ihrer Meinung aufforderte, schwieg da ganze Volk, und der Berichterstatter darf versichern, daß aue keine einzige Stimme laut geworden. „Also — fuhr das Maͤn lein auf der Pritsche in seiner Logik fort — aus eurem Schwes gen erkennen wir, daß ihr uns zustimmet und das Comité b auftragt, in eurem Namen zu handeln. Wir werden die geeit neten Schritte thun, und ihr koͤnnet nun nach Hause gehen. Sprachs und wandte sich selbstgefaͤllig zu den Genossen de Buͤhne. Das Volk lachte und ging aus einander; das Comit aber trat in einer Stube des Wirthshauses zusammen, de durch Schweigen ausgesprochenen Volkswillen in die Form ein Adresse zu fassen und der Tagsatzung die offizielle Geburtshul zu leisten.“
Basel, 24. August. Gegen Ende der vorgestrigen Die kussion im großen Rath uͤber die Anerkennung der Tagsatzu und ihrer Beschluͤsse trugen die anwesenden Repraͤsentanten d treuen Gemeinden eine Protestation gegen gezwungene Totz Trennung vor und verlangten deren Aufnahme in das Protokt und Vorlegung in der Tagsatzung. Das Praͤsidium verweige die Annahme dieser Crklaͤrung, weil das Reglement des großt Rathes sie nicht erlaube, und weil es sich fuͤr jetzt nicht um d von der Tagsatzung ausgesprochenen (aber noch nicht von hif laͤnglicher Stimmenzahl ratificirten) Trennungs⸗Beschluͤsse hand Sodann wurde das Entlassungs⸗Begehren der Herren Buͤrge meister Burkhardt und Rathsherr Vischer als Tagsatzungs⸗ sandten vorgelegt, welches auf die Ueberzeugung gestuͤtzt wa daß hierseitige Gesandte, welche nicht Mitglieder der Sarm Konferenz waren, die Interessen des Standes Basel bei Tagsatzung besser wuͤrden vertreten koͤnnen, als sie. Nach la ger Diskussion fuͤr und wider das Begehren, in welcher ald die Ansicht, keine Gesandten nach Zuͤrich zu schicken, zur Sprach kam, wurde die Entlassung unter verbindlicher Dankbezeignt mit 43 gegen 25 Stimmen bewilligt. An ihre Stellen wurd die Herren Rathsherr Minder und Rathsherr Oswald ernan
In der Baseler Zeitung liest man: „Die Mannhe mer Zeitung enthaͤlt in einem umstaͤndlichen Artikel die zaͤhlung, die Stadt Basel habe die Huͤlfe des Deutschen Bunde und Deutscher Bundes⸗-Fuͤrsten nachgesucht. Wir koͤnnen a das Bestimmteste erklaͤren, daß hieran kein wahres Wort ist.”
— In der Allgemeinen Zeitung liest man Folgend
aus der westlichen Schweiz vom 20. August: „In eine neueren Kreisschreiben vom 15ten an die Staͤnde versichert h
Stadt Baseler Regierung wiederholt und feierlich, daß der gluͤckliche Auszug vom 3ten von ihr in keiner andern Abst als in Betracht gerechter Nothwehr gegen die Angriffe
Land⸗Partei auf die getreuen Gemeinden, und mit keinem
danken an weitere Reaktion, unternommen worden. In schen hat die Tagsatzung durch einen Beschluß vom 17 ‚en. Angelegenheiten dieses Kantons, man kann wohl sagen, auf nen Hieb, wie Alexander den Gordischen Knoten, geloͤst. D. Stadt soll, mit Ausnahme der jenseits des Rheins gelegen Gemeinden, ganz von dem uͤbrigen Kantone getrennt seyn, u diese Trennung endlich mit allen ihren Konsequenzen in 9 setzter Zeitfrist vollzogen werden. Damit sind nun frreilich di verschiedenen wichtigen Partei⸗Ruͤcksichten Konzessionen gemach Den Radikalen, insosern das Steckenpferd einer eigenen Taf denz dieser Partei, das Trennungs⸗Prinzip, worauf, wie mu sagt, Spanische Schloͤsser fuͤr die Zutuntt gebaut werden, ge tend gemacht wird. Der Stadt⸗Partei, indem diese, unte den jetzigen Umstaͤnden, selbst eine solche Trennung (fuͤr die si ohnehin fruͤher schon manche Stimme unter der Buͤrgerschag ausgesprochen) jeder Vereinigung, wie sie heute noch geschehe koͤnnte, vorziehen muß. Endlich der Landpartei, insofern ih Fuͤhrer, die bei jeder Vereinigung fruͤh oder spaͤt wieder Ge fahr laufen mochten, von den Stadt⸗Notabilitäten verdunke oder sogar verdraͤngt zu werden, dieserhalb sichergestellt sind Eine andere Frage ist aber dann, wie sich das Interesse dh gesammten Eidgenossenschaft dabei verhalte? — Indessen ve nimmt man aus Zuͤrich, daß in Folge des gegen die Sarn Soenseecs gerichteten Beschlusses vom 12ten, Abgeordnete ve Inner⸗Schwyz und Stadt Basel bei der Tagsatzung eingetrn fen sind, und Basel soll einen eigenen Deputirten nach Ur Sarnen und Neuchatel gesendet haben, um diese Staͤnde bewegen, auch ihrerseits die Tagsatzung zu beschicken. D. Erfolg dieser Sendung in Beziehung auf Uri und Unterwe den ist su erwarten. Von Neuchatel vernimmt man abe daß daselbst das Corps législatif zusammenberufen ist, um
bestimmen, ob Se. Maj. der Koͤnig nicht zu bitten sey,”d hoͤchsten Entscheid uͤber die Frage der Trennung oder weiters
ageinigung, hinsichtlich der Schweiz, zu ertheilen. — In die⸗ dec allen Aussichten fuͤr die Eidgenossenschaft entscheiden⸗ n Krisis fuͤrchten Viele eine nachtheilige Einwirkung von beiten der Schutz⸗Vereine. Der Zuͤrichsche hat freilich keine er⸗ uchigende Probe seiner Thaͤtigkeit gegeben durch den schon in er Allgemeinen Zeitung erwaͤhnten Beschluß. Ihndessen ist die⸗ rwohl der wichtigste, indem er auf die Regierung und das polk zugleich Einfluß uͤbt. Anders verhält es sch in den hrigen Konkordats⸗Kantonen (und außer diesen aben die Schutz Vereine nirgends merklichen Eingang gefunden); indem in fuͤnf anderen nur auf die Regierungen, nicht aber auf us Volk, und im Aargau weder auf die eine, noch auf das dere, Einfluß haben. Oder wollte man z. B. noch behaup⸗ in oder glauben, das der Luzernische Einfluß auf das Volk ttey! Nehme man auch an, daß er seinerseits thaͤtig zu dem ggebniß der bekannten Volks⸗Abstimmung gewirkt, so wird an doch nicht in Abrede stellen koͤnnen, daß seine Einwirkung inge nicht die entscheidende war, und daß diejenige, welche gischjed, in dieser Sache so wenig als in den meisten deren mit seiner Tendenz etwas gemein hat. So wie in⸗ issen die Reactions⸗Partei durch das Ergebniß dieser Abstim⸗ ung uͤber ihre eigentliche Kraft getaͤuscht worden (denn dar⸗ us, daß das Luzerner Volt den Bund verwarf, folgte noch icht, daß es sich fuͤr eine Reaction erheben wuͤrde), so mag n auch die ihr entgegengesetzte ertreme Partei durch die ein⸗ immige und wirklich auffallend thaͤtige Weise, wie die Mann⸗ haft aller Kontingente dem Rufe der Tagsatzung entsprochen, rsucht worden seyn, zu glauben, ihr Einfluß habe bewirkt, as allein dem Namen der Tagsatzung, in der jeder Schweizer e hoͤchste Behoͤrde des Landes anerkennt, zuzuschreiben ist. So ie aber nun die Reactions⸗Partei durch die Ereignisse selbst re Belehrung gefunden, so wuͤrden auch bald die Schutz⸗Ver⸗ ne die ihrige finden, wenn sie es auf eine ernstliche Probe nkommen lassen wollten: ob die fernern Beschluͤsse der freien sctmaͤßigen Tagsatzung, oder die ihrigen, allgemeine Anerken⸗ ig finden wuͤrden.“ ö11I14“
Spanien.
Madrid, 16. Sowohl die — erCorreo und die Revista Espanola sind leer an Neuig⸗ sten aus dem Innern und fahren fort, Beschreibungen der istlichkeiten zu geben, die in den Provinzen bei Gelegenheit e der Infantin Donna Maria Isabella Louise, ältesten Tochter Sr. Maj., geleisteten Huldigungs⸗Eides stattgefunden haben.
Der Infant Don Franscisco de Paula und dessen Gemah⸗
werden zum 22ͤsten d. M. aus den Bädern von San Se⸗ nstian hier zuruͤckerwartet. 1 ““
Die Madrider Hof⸗Zeitung meldet aus Lissabon om 9. August: „Ein von dem Herzoge von Braganza erlasse⸗ s Dekret vom 5ten d. M. erklaͤrt alle Welt⸗ und Ordens⸗ Feistlichen, welche zu der Zeit, wvo Donna Maria da Gloria oklantirt werden soll, ihre Aemter verlassen, um den Fahnen vom Miguels zu folgen, fuͤr Rebellen und Verraͤther und ver⸗ ngt uͤber dieselben die auf diesen Verbrechen stehenden Stra⸗ zferner sollen dieselben alle Rechte auf ihre Aemter verlieren, s Kloster, welches sie aufnimmt, soll aufgehoben und dessen esitzungen zu National⸗Guͤtern erklaͤrt werden; den Preaͤlaten, elche dieselben aufnehmen, soll als Mitschuldigen an demselben ergehen der Prozeß gemacht werden. Durch ein zweites De⸗ set von demselben Datum werden alle, von dem Roͤmischen onsistorium auf Vorschlag der Regierung Dom Miguels staäͤtigte Erzbisthuͤmer und Bisthuͤmer, so wie alle von rselben Regierung verliehenen geistlichen Wuͤrden und Aem⸗ fuͤr erledigt und aufgehoben erklaärt. Die mit diesen Wuͤr⸗ n und Aemtern bekleideten Personen sollen aufyhoͤren, ihre sherigen Titel zu fuͤhren, widrigenfalls sie als Rebellen be⸗ achtet werden. Durch ein drittes Dekret wird befohlen, daß se jezigen Novizen aus den Kloͤstern entlassen und keine neue fgenommen, auch daß die geistlichen Weihen nicht mehr er⸗ et werden sollen; zugleich wird die Errichtung von Semina⸗ en fuͤr die Erziehung der dem geistlichen Stande sich widmen⸗ n Jugend versprochen, so bald die Umstände es zulassen wer⸗ n. Ein viertes Dekret hebt alle geistlichen Patronate auf und haͤlt die Besetzung saͤmmtlicher Stellen nur der Regierung vor. in fuͤnftes ordnet an, daß die Kirchen⸗Glocken nur gelaͤutet wer⸗ in sollen, um zur Messe und den Gebeten zu rufen. Die esigen Zeitungen vom 7ten, 8ten und 9ten August enthalten ißerdem eine Menge von Dekreten, wodurch Beamte von allen assen bgeseßt und Personen an deren Stelle ernannt werden,
im Publikum wenig Achtung genießen. Die Hauptstadt ürde vollkommen ruhig seyn, wenn nicht dergleichen Maßregeln, geeigneter sind, die Gemuͤther aufzureizen und dem Buͤrger⸗ ege neue Nahrung zu geben, als den Frieden im Koͤnigreiche ederherzustellen, Besorgniß erregten. Die Energie der Lokal⸗ hörden in Verminderung und Unterdruͤckuung der Excesse kon⸗ istirt lebhaft mit den harten und willkuͤrlichen Grundsätzen, sich in obigen Dekreten aussprechen.“
Dieselbe Zeitung berichtet aus Matozinhos vom 4. gust, daß die 12000 Mann, welche unter dem Kommando s Grafen von Bourmont und unter dem persoönlichen Befehle om Miguels auf Lissabon marschiren, sich unterweges, außer it der Armee des Grafen von Almer, noch mit 8000 Vetera⸗ n vereinigen sollen, die sich in ihren Wohnsitzen auf Urlaub finden, und durch ein Dekret Dom Miguüels unter die Fah⸗ n gerufen worden sind. Das vor Porto zuruͤckgelassene Corps in 8000 Mann soll die Garnison dieses Pratzes beobachten und
of⸗Zeitung als
“ 6
Berlin, 31. August. Nachrichten aus Stettin zufolge,
af Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz am 29sten Abends zwi⸗ sen 7 und 8 Uhr uͤber Schwedt dort ein, stieg im Land⸗ use ab und hielt am folgenden Tage eine Brigade⸗Aufstel⸗ g der dritten Infanterie⸗Brigade, verbunden mit einem kanoͤver der Truppen im Feuer. Mit jedem Augenblicke sah an daselbst der Ankunft Sr. Majestaät des Kaisers von Ruß⸗ d entgegen, zu Allerhoͤchstdessen Aufnahme schon seit gestern ormittag Equipagen an dem Landungsplatze stationirt sind. 4 Uhr Nachmittags war indeß das Dampfboot „Ischora“, 82 Se. Kaiserl. Majestaͤt erwartet werden, noch nicht gelaufen. — Am 11ten d. M. wurde das Museum der Rheinisch⸗ kestphaͤlischen Alterthuͤmer zu Bonn von dem Direktor dessel⸗ n, August Wilhelm von Schlegel, croͤffnet. Bisher hatte naͤm⸗ h die dumpfe ünd duͤstere Halle des Kapitelhauses neben dem uͤnster zur Aufbewahrung der groͤßeren Gegenstaͤnde jener
997
Sammlung gedient, waͤhrend die kleineren in den entbehrlichen Zimmern des Universitaͤts⸗Gebaͤudes eine Zuflucht fanden. Vor einem Jahre wurde aber von des Koͤnigs Majestaͤt der erforder⸗ liche Raum zur Einrichtung des jetzigen Lokales Allergnaͤdigst bewilligt, demzufolge nunmehr jene Denkmaͤler des Alterthums, sinnvoll und zierlich geordnet, in drei der freundlichsten Saͤle der Univpersitaͤt aufgestellt worden sind. In dem einen Saale befinden sich die kleineren Bilder in Stein und Bronze, nebst Geraͤthschaften aller Art, in dem anderen, außer dem bekannten Sieges⸗Altar, der Gruppe des Loͤwen, Ebers und Jaͤgers und dem Haar und Donnerkeil des Jupiter, auch die den Waͤnden als bleibender Schmuck eingefuͤgten Inschriften und Basreliefs, in dem Mittelzimmer endlich die Ueberreste der Kapitaͤler aus der Abtei Heisterbach u. a. Waͤhrend auf solche Weise die Anordnung des Vorhandenen das Auge auf das Anmuthigste befriedigt, ist zugleich zu neuen Erwerbungen der erforderliche Raum gelassen worden.
— Im verflossenen Monat Juli ist in der Gegend von Trier eine, besonders fuͤr den Alterthumsforscher, interessante Entdeckung gemacht worden. In dem Kreise Daun, zwischen Pelm und Gerolstein, an der hoͤchsten Stelle des Kyll⸗Ufers, stieß man beim Aufgraben der Erde auf Gemaͤuer, welches man fuͤr Ruinen eines Roͤmischen Gebaͤudes erkannte. Beim weitern Nachgraben fand man einen Stein mit einer Roͤmischen In⸗ schrift, die nicht ganz erhalten ist; ferner Kupfermuͤnzen von Marc Aurel, Antoninus Pius und Konstantinus Magnus; auch wurden kleine Larven menschlicher Gesichter in rother Thon⸗Erde und Bruchstuͤcke von Thier⸗Abbildungen in Stein gefunden. Nach den Mittheilungen, welche der Landrath zu Daun, Herr Avenarius, der Koͤnigl. Regierung zu Trier iber diese Entdek⸗ kung gemacht hat, lautet die Inschrift nach versuchter Restaura⸗ tion also: Lucinae deae aedem omni sua impensa donavit M. Victorius Pollenii nepos. Perpetuam tutelam ejusdem aedis dedit dies omnibus. Dedicatum tertio nono (die) De- cembris 27. Glabrione et Torquato Consulibus. Votum sol- vit Jovi Maximo. Ob dieses Gebaͤude, von welchem die In⸗ schrift spricht, ein Tempel und, wie Einige wollen, der Isis ge⸗ weiht gewesen, oder ob, wie Andere meinen, dasselbe in den Schutz der Diana (Lucina dea) in der Art gegeben worden, wie spaͤter von den Christen Privat⸗Gebaͤude unter den Schutz der Heiligen gestellt wurden, daruͤber werden erst noch spaͤtere Nachgrabungen, aus welchen sich der Umfang und die Form des Gebaͤudes wird erkennen lassen, naͤheren Aufschluß geben.
— Die hiesige patentirte Struve⸗Soltmann'sche Trink⸗An⸗ stalt kuͤnstlicher Mineral⸗Brunnen, welche ihren Ruf als Aequi⸗ valent fuͤr mehrere natuͤrliche Heilquellen waͤhrend ihres jetzt zehnjaͤhrigen Bestehens bewaͤhrt hat, ist trotz der fuͤr Bade⸗ und Brunnen-Kuren aͤußerst unguͤnstigen Witterung der letzten 2 Monate auch in diesem Jahre zahlreich besucht gewesen. Der Numerus im oͤffentlich ausgelegten Brunnen⸗Buche belief sich ge⸗ stern auf 525 Trinkgaͤste, und die Anstalt bleibt Kur⸗Gebrauchen⸗ den noch bis zum 1. September d. J. geoͤffnet. Dem Doktor Struve, Begruͤnder dieses und aͤhnlicher Etablissements in Dresden, Leipzig, Moskau, Warschau, Koͤnigsberg in Pr. und Brighton bei London, ist, wie wir hoͤren, der Auftrag zu Theil
eworden, auch in Petersburg fuͤr das naͤchste Jahr eine solche runnen⸗Anstalt ins Leben zu rufen.
— In Köͤnigsberg in Preußen wurde am 27sten d. M. das Bagger⸗Dampfboot „Albion“, ein Eigenthum der dortigen Kaufmannschaft, vom Stapel gelassen, nachdem selbiges waͤhrend der verflossenen Sommer⸗Monate zur Aufnahme der Dampfma⸗ schinen und des damit verbundenen Bagger⸗Apparats auf das vollstaͤndigste eingerichtet worden. Man glaubt, daß gegen Ende “ ei erster Ausbaggerungs⸗Versuch werde stattfinden
Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung S. 994, Sp. 3, 3. 29, statt „Lissabon” l. „Porto“. 4
Vermischte Nachrichten.
Die Hannoͤverische Zeitung enthalt nachstehendes Schreiben aus Rom vom 8. August: „Ich Ihnen eine interessante archaͤologische Entdeckung mitzutheilen. Ein junger “ Namens Semper, aus Altona, beschaͤftigt sich nach zuruͤckgelegter Reise in Griechenland mit Restauration antiker Bauwerke. Bei allen Schwierigkeiten dieser Aufgabe ist es ge⸗ wiß minder schwer, unter Leitung architektonischer Regeln, die wesentlichsten Theile antiker Gebaͤude aus deren Resten aufs Klare zu bringen, und hiernach, mit hohem Grade von Wahr⸗ scheinlichkeit, das Ganze wieder zu konstruiren, als nach den hoͤchst duͤrftigen Ueberbleibseln der Farben, welche nur an ein⸗ zelnen Architektur⸗Theilen barbarischen Verwuͤstungen und der zerstoͤrenden Zeit widerstanden haben, die Faͤrbung der Gebaͤude mit Sicherheit und vollstaͤndig Je lebendiger die Kontroversen uͤber diesen Gegenstand seit einer Reihe von Jahren thaͤtig sich zeigten, desto anregen⸗ der ist es fuͤr den Wiederhersteller antiker Bauwerke, zu er⸗ messen, wie weit die antiken Baumeister gingen, um ihre Werke
mit der veüreen Farbenpracht der suͤdlichen Natur in Einklang
zu bringen. Diese Forschungen mußten den Herrn Semper auf die Untersuchung leiten, in wie fern die Polychromie auch bei den Roͤmern noch in Anwendung war. Er bestieg ein Geruͤst, welches in der Hoͤhe der Trajanischen Saͤule zur Besserung eini⸗ ger Beschaͤdigungen diente, und fand zur dl. Lerraseguns der Al⸗ terthumskundigen die deutlichsten Spuren von Farben an dieser Saͤule *). Sis koͤnnen sich vorstellen, wie durch diesen Fund jene Diskussionen uͤber diesen Gegenstand neu belebt wurden. Inson⸗ derheit waren die Architekten, ob sie den Farben guͤnstig gesinnt, oder ihnen abgeneigt waren, begierig, mit eigenen Augen den Be⸗ richt des Entdeckers zu pruͤfen. Ihrer neun stiegen hinauf, und unter ihnen drei Studirende von der hiesigen Franzoͤsischen Aka⸗ demie. Das Geruͤst war zwar indessen weggenommen, aber man ließ sich an Seilen hinab, und alle diese neun Architekten sind der Meinung des Herrn Semper. Die Grundflaͤche der Szule, meint man, sey blau oder gruͤn gefaͤrbt gewesen, und die Bas⸗ reliefs haͤtten sich mit hellen Farben, etwa weißlich oder goldgelb, daruͤber erhoben. — Manche nehmen nunmehr ihr Per,sZhchas⸗ Urtheil gegen die Basreliefs zuruͤck, welche sie fruͤher fuͤr wider⸗ sinnig erklaͤrten, weil die Hoͤhe der Saͤule sie unserem Blicke zum Theil entzieht. Daß die Basreliefs, durch Huͤlfe der Farbe von dem Grunde abgeloͤset, deutlicher werden mußten, will ich nicht bestreiten, glaube aber nicht, daß gedraͤngten Gruppen etwa wei Fuß hoher Figuren in Thurmhoͤhe durch die Farbe ein so bohe Grad von Deutlichkeit gegeben werden konnte, um die choͤnheit ihrer Linien, Bewegungen, Gewaͤnder und Koͤpfe er⸗
*) Wir haben dieser Entdeckung bereits in
1 No. 235 der Staats⸗ Zeitung unter „Inland“ Erwaͤhnung gethan 1
wiederherzustellen.
Luftdruck . 334, 3 3 „Par. 333,6 00 Par. 332, 8 9“ Par. Luftwaͤrme. Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter.... Wind Wolkenzug
kennen zu koͤnnen; in der That war also das Feine derselben fuͤr den Beschauer vergebens gemacht, und man kann ein wenig un⸗ willig werden, diese Werke, von denen wir wissen, daß sie zu den geistreichsten Denkmaͤlern der Kunst aus der Roͤmischen Koi⸗ serzeit gehoͤren, als Bildwerke nur so unvollkommen genießen zu koͤnnen. Doch, wenn wir die Idee, aus welcher diese ven Basreliefs aufgefuͤhrten Ruhmsaͤulen hervorgegangen, naͤ⸗ her betrachten, so finden wir die Bildwerke nicht mehr widersinnig, sondern wesentlich, ja wir muͤssen gestehen, daß selbst die Undeutlichkeit derselben die Bedeutung der Saͤule in staͤrkeres Licht stellt. Genuß und Studium des Schoͤ⸗ nen sind nicht die einzigen Bestimmungen der Kunstwerke, und daß diese, von denen wir reden, eine solche Freude nicht befrie⸗ digen, war in jener hohen Zeit, wo sie gemacht wurden, kein so großes Ungluͤck, als in unserer Zeit. — So wie wir noch heut zu Tage des Mittels der Kunst uns bedienen, um das Ge⸗ daͤchtniß 78 Personen, um den Ruhm der Helden zu ver⸗ herrlichen, so lag dieses den Roͤmern und Griechen noch weit naͤher, unter denen die Kunst so sehr lebte, daß der gemeinste Kochtopf oder die Gabel eines Bauern nicht ohne schoͤne Form, nicht ohne Verzierung war. Die Saulen Trajans oder An⸗ tonins sind “ Denkmaͤler der ruhmvollen Thaten dieser Kaiser. Wuͤrde man es widersinnig nennen, wenn eine Pa⸗ pyrus⸗Rolle, aufbewahrt in einem Behäͤlter, von der Saͤule eingeschlossen, die Thaten dieser Kaiser beschriebe? Und doch wuͤrde die Rolle den Augen der Beschauer ganz verborgen seyn, ihre Schriftzeichen wuͤrden nur dann und wann von einem Wißbegierigen erkannt, der die Muͤhe der Entrollung uͤbernaͤhme. Ist nun eine Rolle, nur zuweilen und Wenigen lesbar, nicht widersinnig, warum soll es eine Rolle seyn, die, wenn gleich nicht vollstaͤndig in allen Theilen, aber doch in einem nicht unbedeu⸗ tenden Grade zu jeder Stunde im Ganzen denen lesbar ist, die sn derselben hinaufschauen? Kunstfreunde und Kuͤnstler konnten hre Lust, Werke der Kunst zu studiren, ehemals in unendlich vielen anderen Orten befriedigen, und koͤnnen es ja noch heute im Vatikan, im Kapitol und anderen Orten. Diese Saͤulen, zunaͤchst als Cylinder, auf denen die Erzaͤhlung der Siege der Herrscher, in Schriftzuͤgen bildender Kunst, entwickelt ist, stehen den Voͤlkern als Ruhm⸗Denkmaͤler da. — Aus diesem Gesichts⸗ punkte den Grundgedanken des Werkes betrachtet, erscheint die Saͤule schoͤn in allen ihren Theilen. Fuͤr den Ruhm stehen sie nicht nur da, sondern von dem Ruhme selbst sind sie gleichsam gemauert, naͤmlich von den Thaten, welche den Ruhm begruͤnden. Nicht etwa die irdische, horizontale Parallele waͤhlt der Baumei⸗ ster zur Linie seines Baues, nein, himmelwaͤrts zu den Goͤttern hinauf schwang sich die Ruhmsaͤule des Helden, des goͤtter⸗, gleichen Mannes. Die Hoͤhe der Thaten⸗Rolle, welche die Menge der ruhmvollen Werke zeigt, bestimmt zugleich die Hoͤhe der Ruhmsaͤule — ein seltenes und fuͤr ein Kunst⸗ werk hoͤchst wuͤnschenswerthes Zusammentreffen der materiellen Erscheinung mit dem geistigen Motive; denn die geistige Hoͤhe ist gleichsam gemessen mit dem koͤrperlich⸗sichtbaren Maße. — Vor der Schoͤnheit dieser Idee muß in der That jeder Ein⸗ wurf gegen die Undeutlichkeit der Basreliefs als ein Mißver⸗ staͤndniß verschwinden; denn soll jene ausgefuͤhrt und genossen werden, so muͤssen wir nothwendig den Mangel des Anblicks der Einzelnheiten ertragen, oder wir muͤßten das Große zu ent⸗ behren wuͤnschen, um das Kleine An haben. — Schwerlich also sind die Farben in der bewußten Absicht der Deutlichkeit der Fi⸗ guren gebraucht, sondern wahrscheinlicher der Ueblichkeit der Po⸗ lychromie zuzuschreiben, welche aus dem Orient und aus Grie⸗ chenland kam, wo man in der hohen Zeit der Kunst kein oͤffent⸗ liches Gebaͤude (vielleicht auch kein anderes), ohne Farben sehen mochte; denn die Natur, die Lehrerin der Kunst, mußte dieses auch als die farbenreiche seyn. Ein hoͤheres Mittel zur Ausle⸗ gung dieser Darstellungen, als die Malerei, war die Notoritaͤt der Thaten, welche nur leichter Andeutungen bedurfte. Jeder in dem Volke blickte mit Stolz hinauf, und fand es sich leicht heraus, wo die Scenen standen, die 8* besonders theuer wa⸗ ren, durch eigenes Wirken, oder die Erzaͤhlungen seiner Mit. buͤrger, Vaͤter und Soͤhne. Die Schoͤnheiten der Ausfuͤhrung lagen außer seinem Gesichtskreise. Waren sie auch nicht da, die
Gegenstaͤnde der Darstellungen, so haͤtten sie um nichts weniger 1
zu ihm gesprochen. Diese Kunst⸗Schoͤnheiten waren so unzer⸗ trennlich von den Basreliefs, als die Basreliefs von der Saͤule, denn sie waren eine Art sich auszudruͤcken, deren die Kuͤnstler, selbst wenn sie gewollt haͤtten, sich nicht entaͤußern konnten. Was so natuͤrlich ist, kann dieses einem Tadel ausgesetzt seyn? Wem eine schoͤne Handschrift einmal in der Natur ist, wird der sich etwa bemuͤhen, z. B. sein Tagebuch, oder andere Blaͤtter, wel⸗ che Niemand zu sehen bekommt, haͤßlich zu schreiben? — Ver⸗ missen wir also nicht die Freude, die uns zu gewaͤhren nicht die Absicht des Kuͤnstlers war, noch seyn konnte. Nicht die kleine⸗ ren Bildwerke, sondern die groͤßere Idee seiner Ruhmsaͤule hat
ver uns zur Anschauung hinstellen wollen. Wie wenig der Kuͤnst⸗
ler, befriedigt in Ausfuͤhrung der großen Idee, sich um den Beschauer gekuͤmmert, zeigen uns noch deutlicher die ehema⸗ ligen Umgebungen der Trajans⸗Saͤule. Dieselbe stand naͤmlich im alten Rom nicht frei auf einem weiten Platze, wie jetzt, son⸗ dern war bis zu einer bedeutenden Hoͤhe von dem Foruen des Trajan umschlossen, waͤhrend, nach Zeugniß der Archttebten, in⸗ nerhalb des letztern die Bibliothek und ein anderes Gebaͤude, vdes⸗ sen Bestimmung nicht mehr bekannt ist, den Raum in der Naͤhe derselben so beschraͤnkten, daß man nur mit Muͤhr hinauf gese⸗ hen haben kann. — Aus einer aͤhnlichen Quelle, namlich der Ehrfurcht vor einer heiligen Idee, floß es, wenn die Griechi⸗ schen Bildhauer, wie wir jetzt mit geruͤhrtem Erstaunen ent⸗ decken, die verborgensten Theile des Tempel⸗Frontons, nament⸗ lich die Ruͤckseite der in denselben dargestellten Figuren, welche, so lange der Tempel dauerte, von Niemand gesehen werden konnten und sollten, mit derselben andaͤchtigen Treue ausfuͤhrten, wie die glaͤnzendsten Theile jener Gruppen.“
Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
Quellwärme 9,0 °R.
Flußwärme 12, 6 °R.
Bodenwärme 11,3,° R.
Ausdünst. 0, 12 Rh.
Niederschlag 0,0 1 5 Rh.
Abends 7 ½ Uhr warmer Regen.
1833. 30. August.
9,2 %R. 8, 0 0 R. 91 pCt.
15,5 °R. 12,6 °R. 80 pCt. halbheiter. S
SSW.
11,4 °R. 10, 1 °R. 91 pCt. truͤbe. SSO.
Koͤnigliche Schauspiele. G Ferngese⸗ 1. September. Im Opernhause: Don Juan, Oper in 2 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Mozart. (Dlle. Stephan: Donna Anna.)