1833 / 286 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

11X“ 1“ ihm die Versicherung ertheilt wurde, die Englischen Schiffe wuͤr⸗ den die bisher beobachtete Neutralitaͤt auch fernerhin beobachten. Die Absicht Dom Miguels, die Hauptstadt am 14ten anzugreifen, wurde Dom Pedro am 13ten durch einen Deserteur von Bourmonts Armee verrathen; 4000 Mann mit einer Reserve von 2000 wurden zu jenem Angrisse verwendet. Der Eigenthuͤmer der Quinta de Profeta ließ die Miguelisten freiwillig in jene seine Besitzung ein; jetzt buͤßt er dafuͤr in Lissabon im Gefaͤngnisse. Die Franzoͤsischen Offiziere machten die groͤßten Anstrengungen, um die Soldaten in geschlossenen Kolonnen zu erhalten, aber „sauve qui peut!“ wurde das Feldgeschrei, als die ersten Kugeln in ihre Reihen einschlugen; alle Versuche, die Ordnung wieder herzustellen, blieben ersolglos. Am 16ten streiften einige Miguelistische Guerillas um Belem, Pedroicos und weiter westlich, um zu pluͤndern, sie wurden jedoch von Dom Pedro's Truppen ge⸗ zwungen, sich auf Queluz zuruͤckzuziehen. Am 17ten zog ein Theil von Bourmonts Armee von Tampo Grande in der Rich⸗ tung nach Villa⸗Franca uͤber die Bruͤcke von Troncao ab, in⸗ dem die Bruͤcke von Sacavem abgebrannt war; man vermuthete, daß dieses Corps sich nach Alemtejo begebe. Am 16ten langte ein kleines Fahrzeug mit einer erwuͤnschten Zufuhr von Flinten in Lissabon an. Am 22sten verbreitete sich in Lissa⸗ bon die Nachricht, daß im Miguelistischen Lager Unmuth und Intriguen herrschten, und daß Bourmont, Clouet und die uͤbvigen Franzosen sich zuruͤckzoͤgen. Sobald die Miguelisti⸗ schen Milizen und die Freiwilligen diese Thatsache erfahren hat⸗ ten, eilten sie haufenweise nach Hause. Lieutenant Corrie von der „Asia“ war nach Sacavem zu General Clouet und einigen anderen Offizieren gesendet worden, um mit ihnen wegen seiner Ueberfahrt nach England zu reden, allein Clouet hatte setnen Plan geaͤndert und war mit Bourmout und dessen Gefaͤhr⸗ ten nach Abrantes und Spanien aufgebrochen. In Lissabon heurschte der groͤßte Jubel uͤber Bourmonts Entfernung. Viele der fruͤheren Portugiesischen Beamten sind von Dom Pedro ihres Dienstes entlassen worden, jedoch nur solche, deren Betragen hinlaͤnglichen Grund zum Mißtrauen darbot. In einem vom Courier mitgetheilten Privat⸗Schreiben aus Lissabon vom 17ten heißt es, in dieser Hauptstadt sey ein Offihzier aus Algarbien angekommen, der fuͤr die Bewohner jener Provinz gegen die Guerillas um Huͤlfe nachgesucht habe. Die

Stadt Tavisa in Algarbien war noch in den Haͤnden der Mi⸗

guelisten. Aus Porto hatte man dort Nachrichten bis zum 13. September, denen zufolge der General Stubbs durch den Befehl, der Hauptstadt Truppen zu Huͤlfe zu senden, an den

von ihm begonnenen Operationen verhindert worden waͤre. Uebrigens, heißt es, seyen diesseits der Vouga keine feindliche Truppen mehr zu sehen gewesen, und die, welche im Norden gestanden, haͤtten sich nach Coimbra zuruͤckgezogen.

In dem am 5. September vor Lissabon stattgehabten Ge⸗ fecht ist ein Neffe des Herzogs von Palmella, Don Alexander da

8 dhegh Coutinho, Sohn des Marquis von Santa Iria, ge⸗ Glieben.

Das vom Grafen Dudley in der Provinz Canterbury hin⸗ terlassene persoͤnliche Vermoͤgen ist auf 350,000 Pfund angege⸗ ben worden. Der Verstorbene hat unter Anderem dem Bischof

von Exeter 5000 Pfund vermacht.

Die Brigg „Hektor“, welche aus der Bucht von Vigna mit einer Ladung von 15,000 Pfund an Werth nach Rio⸗Ja⸗

neiro abgesegelt war, soll, weil sie die Blokade gebrochen, von der Pedroistischen Kriegs⸗Brigg „Lisia“ genommen und nach Lissa⸗ bon aufgebracht worden seyn.

Nachrichten aus Mauritius vom 28sten Juni zufolge, hatte man dort, ungeachtet der strengsten Haussuchungen, nir⸗

gends eine Waffen⸗Niederlage entdecken koͤnnen, und die Ein⸗

wohner wollten daher gegen jene Maßregel, als gegen eine Ge⸗

waltthaͤtigkeit, protestiren. Sie beabsichtigten auch, um die

Verlethung einer gesetzgebenden Versammlung einzukommen.

Von der Einbringung der Bill wegen Emancipation der Skla⸗

ven ins Britische Parlament hatte man in jener Kolonie noch immer keine Nachricht, obgleich man dieselbe erwartete.

Aus Boston wird unterm 10. Sept. gemeldet, daß dort und in New⸗York großer Geldmangel herrsche, weil in den Ein⸗ fuhr⸗Zoͤllen eine große Abnahme verspuͤrt werde.

In Valparaiso ist die den fremden Kaufleuten zum Tran⸗

sit vergoͤnnte Zeit von einem Jahr auf drei erweitert und die Transit⸗Abgaben sind auf 3 pCt. herabgesetzt worden.

Die Nachrichten aus New⸗Orleans reichen bis zum 21.

August, wo daselbst große Hitze herrschte; das gelbe Fieber hatte

chen

jedoch sehr nachgelassen.

Niederlande.

Aus dem Haag, 9. Oktober. Die heutige Staats⸗ Courant enthaͤlt die Note der Belgischen Bevollmäͤchtigten bei der Londoner Konferenz (S. Nr. 283 der Staats⸗Zeitung) und nacht dazu folgende einleitende Bemerkung: „Wir theilen dieses Aktenstuͤck unseren Lesern mit, ohne eine weitere Anmerkung hin⸗ uzufuͤgen, als die, daß dasselbe den gewoͤhnlichen Stempel der Belgischen Berichte, naͤmlich den der Vermischung der Wahrheit mit der Luͤge, traͤgt. Alles Raisonnement daruͤber von unserer DSeite wuͤrde fuͤr diesen Augenblick unpassend seyn, weil hierdurch den Mittheilungen unserer Regierung uͤber noch schwebende Un⸗ terhandlungen, die verabredetermaßen noch geheim bleiben sollen, vorgegriffen werden wuͤrde.“

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien hat sich von Soestdyk nach Tilburg begeben.

Dem Vernehmen nach soll im bevorstehenden Winter das Hauprquartier der Armee nicht, wie im vorigen Jahre, nach Herzogenbusch, sondern nach Breda verlegt werden. ““

Bruͤssel, 9. Okt. Der Independant enthaͤlt Folgen⸗

G des: „Eine große Anzahl hier anwesender Ober⸗ und Subal⸗ tern⸗Ofsiziere haben gestern Abends den foͤrmlichen Befehl er⸗

halten, zu ihren respektiven Corps abzugehen. Vorgestern und gestern fanden mehrere Truppen⸗Bewegungen statt, welche beson⸗ ers eine Concentration auf der Graͤnze nach Hasselt hin zum Zweck hatten, um sich jedem Marsch der Hollaͤndischen Truppen urch unser Gebiet zu widersetzen, und folglich die Abloͤsung der Garnison von Mastricht zu verhindern. Der Ingenieur⸗Oberst Villmar ist gestern eiligst von Bruͤssel nach Hasselt abgereist; s heißt, er sey beauftragt, mit der Hollaͤndischen Regierung zu ünterhandeln. Seine Instructionen sollen ihm vorschreiben, nuͤr ann in die Abloͤsung der Garnison von Mastricht einzuwilligen, wenn Holland seinerseits einwilligen wuͤrde, die bis jetzt der See auf der Maas in den Weg gelegten Hindernisse zu eben.“ 8 Ein Detaschement von 234 Soldaten, 3 Offizieren, 14 Un⸗

eeroffizieren und Korporalen, die vom Doel mit dreimonatlichem

Urlaub in ihre Heimath gingen und heute zu Bruͤssel ankommen

sollten, hat in Mecheln Befehl erhalten, umzukehren und gleich zu den Kriegs⸗Bataillonen zu stoßen.

In Luͤttich hoͤrte man heute Morgen Kanonendonner in der Richtung von Mastricht, der aus dem Uebungs-Lager herruͤh⸗ ren soll.

An der hiesigen und an der Antwerpener Boͤrse sind gestern die Spanischen Papiere noch weiter heruntergegangen. Der panische Schrecken, der die Spekulanten ergriffen hat, laͤßt sich durch die bisher bekannt gewordenen Nachrichten aus Spanien

noch immer nicht recht erklaͤren. 8 L“

Peetschleand.

Kassel, 8. Okt. In der Sitzung der Staͤnde⸗Ver⸗ sammlung vom 5ten d. uͤbergab der Landtags⸗Commis⸗ sair einen Gesetz⸗Entwurf, Vorschlaͤge zur Deckung des Deficits im Staats⸗Haushalte bgrestend, und verlas die zu diesem Behuf an die Staͤnde gerichteten Antraͤge. Er wies zuerst darauf hin, wie die Abschluͤsse der Voranschlaͤge von den Jahren 1831, 1832 und 1833, in Verbindung mit mehreren außerordentlichen Ausgaben, die Kraͤfte der Staats⸗Kasse be⸗ kanntlich sehr bedeutend uͤberstiegen haͤtten. Um diesem hoͤchst nachtheiligen Zustande gruͤndlich abzuhelfen, muͤßten Mittel be⸗ rathen und alsbald zur Ausfuͤhrung gebracht werden, welche die bereits vorliegende Mehrausgabe vollstaͤndig decken und damit dem fortwaͤhrenden Geldmangel in der Staats⸗Kasse ein endli⸗ ches Ziel setzen koͤnnten. Zugleich muͤßten aber auch, da die ge⸗ woͤhnliche Staats⸗Einnahme nichrt zureiche, fuͤr den uͤbrigen Theil der gegenwaͤrtigen Finanz⸗Periode die Staats⸗Ausgaben zu dek⸗ ken, gemaͤß dem §. 145 der Verfassungs⸗Urkunde, Vorschlaͤge ge⸗ schehen, wie der ordentliche Staats⸗Bedarf aufzubringen sey. Zur Erreichung des ersteren Zweckes beduͤrfe es außerordem licher Mittel, da in anderer Weise der erwiesen vorliegende Ausfall ruͤckwirkend nicht gedeckt werden koͤnne; der letztere sey aber, bei

noch nicht dargebotener Gelegenheit, Haupt⸗Ausgaben zu mindern,

nur durch Einfuͤhrung neuer Steuern und hoͤhere Verwerthung einiger Theile des Staats⸗Vermoͤgens zu erreichen. Nachdem der Landtags⸗Commissair darauf den mangelhaften Zustand der Haupt⸗Staats⸗Kasse naͤher angedeutet, fuhr er in seinem Vortrag fort: Wolle man daher die Staats⸗Kasse bei den einfachsten Er⸗ eignissen nicht gleich in die Lage versetzen, ihre Zahlungs⸗Unfaͤ⸗ higkeit zu erklaͤren, so muͤsse sie stets mit einem Geld⸗Ueber⸗ schusse versehen seyn. In der zu treffenden Wahl der Dek⸗ kungs⸗Mittel duͤrfe man sich aber keinen großen Bedenklichkeiten uͤberlassen, denn es bilde diese erste Zeit nur den eigentlichen Uebergang zum verfassungsmaͤßigen Zustande, der uͤberall und in jedem anderen Staate mit großen Opfern verknuͤpft gewesen sey. Was nun die Aufbringung des Bedarfs durch außerordent⸗ liche Mittel betreffe, so habe sich schon der fruͤhere Landtag mit der Frage, ob Kassen⸗Scheine auszugeben seyn duͤrften, beschaͤftigt; nachher seyen demselben von Privat⸗Per⸗ sonen Plaͤne uͤberreicht worden, welche insbesondere dahin gerichtet gewesen, den Kredit Kurhessens zu benutzen, um eine recht große Summe unter dem Namen Pfandbriefe in das In⸗ und Ausland emaniren zu lassen, und den Gewinn davon zum oͤffentlichen Nutzen zu verwenden. Einer solchen Unternehmung koͤnne indeß von Seiten der Regierung kein Beifall geschenkt werden. Eine andere Maßregel, die hier zur Anwendung ge⸗ bracht werden koͤnne, sey die Aufnahme verzinslicher Anlehen. Es sey jedoch auch hiermit manches Bedenken verbunden, da der Staat in diesem Fall nicht weniger als 4 pCt. Zinsen anbie⸗ ten koͤnne, und dadurch der Landes⸗Kredit⸗Kasse zu derem groͤß⸗ ten Nachtheil in den Weg treten werde, die dann nicht mehr Geld zu drei und ein halb pCt. zu erhalten im Stande waͤre. Es komme darauf an, dem einmal vorliegenden Beduͤrfnisse durch andere Mittel abzuhelfen. Bekanntlich wuͤrden bei dem Staats⸗Schatze in der zweiten Abtheilung diejenigen Fonds ver⸗ waltet, die zur Deckung der aͤlteren Landes⸗Schuld bestimmt seyen. Diese uͤberstiegen, wenn man den gegenwaͤrtigen guten Stand der Staats⸗Papiere beruͤcksichtige, die von derselben zu bestrei⸗ tenden Ausgaben nicht unbedeutend, und man koͤnne daher, da beschraͤnkende Gesetze hier nicht im Wege staͤnden, aus diesen Fonds, so weit der Ueberfluß reiche, den gegenwaͤrtigen Bedarf anlehnsweise entnehmen. Man halte es jedoch fuͤr aus⸗ reichend, wenn vorerst die Autorisation zur Erborgung einer Summe von 300,000 Thalern ertheilt werde, und die Staͤnde⸗Versammlung werde daher ersucht, ihre Zustim⸗ mung hierzu auf das Schleunigste zu geben. Die Vorschlaͤge betreffend, wie der, die bisherige Staats⸗Einnahme uͤberschrei⸗ tende Staats⸗Bedarf, auch den uͤbrigen Theil dieses Jahres auf die angemessenste Weise aufgebracht werden koͤnne, so sey gewiß der Grundsatz richtig, daß Steuern nur In subsidium gefordert werden koͤnnten, daß mithin, so lange das Staats⸗Vermoͤgen einen Beitrag zu den Staats⸗Lasten noch zu leisten vermoͤge, zuerst auf dieses zuruͤckgegriffen werden muͤsse. Mit Ruͤcksicht hierauf schlage man daher zunaͤchst 1) Erhoͤhung der Holz⸗ Preise vor. Bekanntlich sey Kurhessen reich an Forst⸗Pro⸗ dukten, und dessen Waldungen lieferten allein an Brennholz jedes Jahr einen Natural⸗Ertrag von mehr als 200,000 Klaf⸗ tern. Das jetzige Verfahren in der Verwerthung dieser Holz⸗ gattung sey jedoch keinesweges dazu geeignet, der Staats⸗Kasse eine solche Einnahme zu sichern, die mit dem wirklichen Werthe desselben nur einigermaßen in Verhaͤltniß staͤnde. Bei Annah⸗ me des vorgeschlagenen Gesetzes lasse sich aber eine Erhoͤhung des Ertrags aus den Forsten von 40,000 Thlrn. jaͤhrlich erwar⸗ ten. Sodann biete 2) das Staats⸗Vermoͤgen einen weiteren Gegenstand zur eintraͤglicheren Benutzung im Salze dar. Bei dem einmal in stets groͤßerer Ausdehnung gewonnenen freien Verkehr mit andern Deutschen Staaten liege es in dem allseiti⸗ gen Interesse, in der inneren Versteuerung sich gegenseitig im⸗ mer mehr zu naͤhern. Es werde aber in den fuͤnf groͤßten, in der Vereinbarung begriffenen Staaten: Preußen, Bagyern, Wuͤrttemberg, Koͤnigreich Sachsen und Großherzogthum Hessen, das Salz hoͤher verkauft, als in Kurhessen. 1

Muͤnchen, 8. Okt. Se. Majestaͤt der Koͤnig wird sich am 11ten d. von Berchtesgaden zu Ihren Maj. dem Kaiser und der Kaiserin von Oesterreich nach Linz begeben. Die Beschaͤdi⸗ gung, welche Ihre Maj. die Koͤnigin an der Hand erlitt, ist nicht gefaͤhrlich. Der ganze Koͤnigliche Hof wird den 17ten d. bestimmt hier eintreffen, um am 18ten der Inauguration des, zu Ehren der im Russischen Feldzuge gefallenen 30,000 Bayern errichteten Obelisken beizuwohnen.

Dör⸗ Majestaͤt die Koͤnigin Karoline und IJ. KK. HH. die Kronprinzessin von Preußen und die Erzherzogin Sophie von Oesterreich werden am 14. Oktober von Tesekrhee in Bie⸗ derstein eintreffen und vier Tage daselbst verweilen. J. K. H. die Frau Erzherzogin wird am 28sten d. nach Wien abreisen.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz von Bayern ist am 24. Sept. von Neapel in Rom angekommen.

Seine Durchlaucht der Minister des Innern, Fuͤrst von Wallerstein, reiste gestern vor ach dem Rhein⸗Kreis ab.

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Auf den Grund eines kuͤrzlich bei dem 2ten Chevauyne Regiment vorgefallenen Duells, ist saͤmmtlichen Heeres⸗N lungen durch das Kriegs⸗Ministerium bekannt gemacht won daß kuͤnftig gegen Offiziere und Junker, welche an einem . kampfe auf Pistolen als Kaͤmpfer, Sekundanten oder 3

Theil nehmen, die in dem noch bestehenden Duell⸗Ma

vom 28. Februar 1779 angedrohten Strafen der Aussic aus dem Heere, oder des Verlustes iheh Chargen, den uͤbrigen zuerkannten Strafen ohne alle Nachsicht vol werden.

Einige weitere Details uͤber das vorgestern gehaltene, tral⸗Landwirthschafts⸗Fest duͤrften ein allgemeineres Ian darbieten. Die Rennbahn betrug in ihrem Umfang genan habbe Stunde, und mußte viermal umritten werden, 2 Stunden machte der erste Preise⸗Traͤger (der Englische ge des hiesigen Lohnkutschers Schloder) in 10 Minuten 30 8 den. Es liefen 29 Pferde, wovon 16 Preise und eintz Wettpreis erhielt. Die meisten der Preise-Traͤger fir! zucht und Verbesserung von Ackerbau⸗Geraͤthschaften g auch noch belehrende, landwirthschaftliche Buͤcher. Der von 200 Fl. fuͤr die Herrichtung ordentlicher Duͤnger⸗Stäͤtze Bereitung und Benutzung der Guͤlle in einem Dorfe, diesmal nicht vertheilt werden, und bleibt fuͤr das! Jahr offen. Der Staatsrath von Hazzi verzichtete Preise, auf die er durch mehrere vorgelegte neue Gerzͤths Anspruch hatte.

Von den neulich ausmarschirten 700 Griechischen Fr gen ist gestern ein Rapport des Majors Winther an das Truppen⸗Corps⸗Kommando, datirt Ried im Inviertel 9. ber, eingelaufen, welcher meldet, daß bis auf jenen Tag h ziger Mann sich eines Vergehens oder einer Vernachlif seiner Pflichten schuldig gemacht habe. Bei dem Eim in Ried wurden die Freiwilligen von dem saͤmmtlichen H Corps des dort stationirenden Oesterreichischen Chevaug Regiments empfangen, und wohnten auch dem, an den Tage zu Ehren des Namensfestes des Kaisers gehaltenen tesdienste bei. Das gute und freundschaftliche Benehmen ders chischen Mannschaft mit dem Kaiserl. Koͤnigl. Milttainf darin besonders bemerkt.

Stuttgart, 10. Okt. In der gestrigen Sitze Kammer der Abgeordneten wurde der Bericht uͤber direkten Steuern von 1833 bis 1836 berathen. Rubrik der Zoll⸗Sätze wurde der Antrag der Kommiss Etats⸗Satz von jaͤhrlichen 685,097 Fl. auf 720,000 Fl len, angenommen, unter der Voraussetzung, daß die Un lungen uͤber einen Zoll⸗Vertrag mit Preußen keine Verj‚ herbeifuͤhrten, in welchem Falle sich das Ministerium aͤnderung vorbehielt. Gegen den ferner beantragten Ma wand von jaͤhrlichen 15,000 Fl. zur Verstaͤrkung dar Schutzwache, so wie gegen den Antrag auf Aussetzung Praͤmie von 1000 Fl. fuͤr den Erfinder einer 9. wurden keine Einwendungen gemacht, wie sich auch die Kr mit dem Antrage einer Bitte an die Regierung: keine z6 amten mehr anzustellen, die nicht dis gesetzliche Pruͤfung! den haͤtten, einverstanden erklaͤrte. Zum Schluß bean noch der Abgeordnete Pflanz, die Kammer moͤchte sich Regierung erkundigen, wo die schon vor laͤngerer Zeit n Gefangenen auf Asperg dem dortigen Kommandanten uͤben Petition hingekommen sey. Dieser Antrag wurde der Kommission zum Bericht zugewiesen.

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Oesterreich.

Bruͤnn, 6. Oktober. Gestern Abends begaben Sich Majestaͤten nach dem uͤberaus festlich geschmuͤckten staͤd Theater, wo Allerhoͤchstdieselben von dem zahlreich versamn Publikum mit großem Jubel begruͤßt wurden und wo nach zu dieser Gelegenheit gedichteten sinnvollen Prolog das Hand bker aufgefuͤhrt wurde.

Konstantinopel, 10. September. (Times.) Dir derungen des letzten Brandes, der hier gewuͤthet, waren! weges uͤbertrieben; die Ruinen, die er zuruͤckgelassen, l dies nur allzu sehr. Man hat sich viele Muͤhe gegebm Feuer einer zufaͤlligen Ursache beizumessen; es scheint sede kein Zweisel daruͤber obzuwalten, daß es angelegt war, un rend einige Regierungs⸗Agenten das Erstere behaupte, doch Wachen und Patroutllen uͤberall vertheilt, um de fuͤhrung der wiederholten Androhung von Brandstiftung verhindern. Niemand darf des Nachts ohne eine große ausgehen, und selbst achtbare Fremde, wenn sie auf der angetroffen werden, muͤssen nach dem Wachhause, um si bei den Offizieren daruͤber zu legitimiren, daß sie keine Nm ter seyen. Am vorigen Sonntag Abend wurde ein auswaͤrte sul mit einer Dame und 4 Englaͤndern um halb neun Uhr vmn schen Soldaten nach dem Wachhause transportirt, obwohl se wenige Schritte von ihrer Wohnung entfernt befanden. D. das Feuer in der Gewehr⸗Fabrik entstandene Verlust n 40,000 Gewehre und Bayonnette geschaͤtzt. Der Sultn sich am vorigen Freitage nach St. Stephano, um daselbtt Mann Truppen zu mustern. Man vernimmt, daß er vu Abreise in eine Moschee bei Top⸗Hanna, wo er das! Gebet verrichtete, mehrere daselbst versammelte Civil⸗ m. liche Beamten anredete und ihnen sagte, daß ihm sehr i kannt sey, wie sie sich seinen Maßregeln und Reformen setzten, und daß er, falls sie ihn dazu noͤthigten, seine! deten einladen wuͤrde, ihm zur Herstellung der Ordnung lich zu sein. Die Priester, Gesetzkundigen und Richtt bekanntlich eine verbuͤndete Klasse und sind den Anoch des Sultans entgegen, der, wie sie besorgen, sie an ihrer großen Reichthuͤmer berauben wuͤrde. Es wecrze Vorbereitungen zur Vermaͤhlung der Sultana Salyha, Tochter des Sultans, jetzt im 22sten Jahre ihret mit Halil Pascha getroffen. Dieser junge Maur⸗ urspruͤnglich ein Sklave, erwarb sich jedoch die des Seraskiers, wurde von diesem als Sohn adoptirt m ter vom Sultan zum Pascha, so wie zum Gesandten we Petersburg ernannt. Gegenwaͤrtig ist er Befehlshaber h tillerie. Es ist eine sehr gefaͤhrliche Ehre, der Gemat Sultang zu seyn; denn diese pflegt keine Umstaͤnde mit s seinem Leben zu machen, sobald ihr ein anderer Manl gefaͤllt. Ueber die Hof⸗Etiquette bei solchen Gelegenhein⸗ viel Sonderbares erzaͤhlt. So heißt es, die Prinzeste immer einen Dolch bei sich und wehre damit jeden Fhh sich ab, der es wage, um sie, eine Nachkoͤmmlingin des ten, anzuhalten. Endlich aber erscheint ein Hatti⸗Sche Sultans, der ihr befiehlt, den Mann zu nehmen.

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muß inzwischen bei allen kuͤnftigen Gelegenheiten die feln seiner Gebieterin tragen und sie jedes Mal um

aagen lassen, ob er die Ehre haben darf, vor ihr zu er⸗ 8 und sich seers lanan, Eine zweite Frau darf er in 3 Harem nicht haben; er muß bäßer alle seine fruͤheren en und Sklavinnen vor der Hochzeit entlassen. Gegenwaͤr⸗ sitd fuͤr das junge Chepaar ein Palast am Bosporus er⸗ wo sie den ersten Monat nach der Hochzeit zubringen wer⸗ Hier heißt es, daß sich am Bosphorus eine pereinigte von 5 Britischen, 5 Franzoͤsischen und 5 Russischen Kriegs⸗ n zur Beschuͤtzung des Sultans aufstellen werde. Es ist sedoch nur ein Geruͤcht, das nicht als positiv angesehen wird.

Griechenland.

Nauplia, 16. August. (Allgemeine Zeitung.) Man seit der Ruͤckkehr der Regentschaft umsonst wichtigen Ver⸗ ungen oder Veraͤnderungen im obern Personale der Ver⸗ ug entgegengesehen, die nicht erfolgt sind. In Bezug auf bestehen allerdings viele Bedenklichfeiten. Die Regentschaft in so wie das Publikum weit entfernt, mit ihrem Ministe⸗ wenigstens mit einem Theil desselben, zufrieden zu seyn; wo liegt die Buͤrgschaft, daß sie es mit einem andern Grie⸗ en Ministerium mehr seyn wuͤrde? Dazu scheut man, wie eint, die Veraͤnderungen im uͤbrigen Personal der Verwal⸗ welche ein solcher Wechsel in der obern Region nach sich muͤßte. Trikupi bleibt demnach wenigstens vorlaͤufig, und Hosten eines Gesandten in Konstantinopel. ist Herrn C. Zo⸗ sos aus dem Peloponnes bestimmt, den die Regentschaft als e⸗Minister fand, entließ und zum Nomarchen von Elis er⸗ t hatte. Er ist seit einigen Lagen hier angekommen und et sich vor, seine wichtige Mission anzutreten, in Folge de⸗ nuch die Aufstellung Griechischer Agenten und Konsuln in Fuͤrkischen See⸗ und Handels⸗Staͤdten erwartet wird, deren gel unser Handel schwer empfunden hat. Uebrigens wun⸗ man sich, daß zu jenem Posten ein Mann berufen wurde, er Tuͤrkischen Sprache nicht kundig ist, da man in der hoͤ— Administration mehrere ausgezeichnete Individuen im bdieser Kenntniß und umfassender Kunde der Tuͤkkischen stnisse hat, Eigenschaften, ohne welche der neue Gesandte, üptsaͤchlich innere Angelegenheiten mit den Tuͤrkischen Be⸗

zu verhandeln hat, auf viele Schwierigkeiten stoßen Waͤhrend aber in den andern Verhaͤltnissen eine an⸗ nde Ruhe, um nicht zu sagen Stockung eingetreten war, n wir durch die rasche und unerwartete Entscheidung der hen Dinge in Bewegung gesetzt. Die Frage nach den

choͤrt wie bekannt zu den Lebensfragen des neuen es, und mußte mit aͤußerster Vorsicht behandelt werden. Griechischen Eparchien gehoͤren wie bekannt zu dem Spren⸗ es Patriarchen, insofern er zugleich Erzbischof von Kon⸗ opel ist, und wir waren ihm darum mit doppeltem Bande, nserm Oberhirten und als dem Oberhaupte unserer e verknuͤpft, denn dieses ist er allerdings, insofern er die e Spnode praͤsidirt, welche ihren Einfluß uͤber das ganze Tuͤrken anheimgefallene morgenlaͤndische Reich ausbreitet. wir auf die Laͤnge nicht unter ihm bleiben konnten, offenbar; doch schien die Sache nicht zu draͤngen, da auch distrias, vor den Schwierigkeiten der Loͤsung zuruͤckweichend, rei Jahre lang mit dem Provisorium geholfen hatte, und ar doppelte Vorsicht noͤthig, da die Regentschaft selbst hete⸗

ist und einen lateinischen Souverain zu vertreten hat, ligiͤsen Meinungen aber gerade die am bedenklichsten reiz⸗ sind. Wenigstens hatte man erwartet, daß die Sache be⸗ wuͤrde, bis unser Gesandter in Konstantinopel aufgetreten und mit dem Patriarchen den Versuch einer Ausgleichung lnordnung getroffen haͤtte. Die Aufstellung eines? ikarius die Uebertragung seiner Rechte und Pflichten an einen

opoliten von Griechenland und eine Synode, schienen dann guͤnschenswertheste; indeß wurde die Sache bei uns anders

t und eine Kommission niedergesetzt, welche auf unmittel⸗ Krennung hinarbeitete. Man fuͤrchtete nacht nur Tuͤrkischen,

en auch Fremden Einfluß auf den Patriarchen, und die Unab⸗ solches Buͤndniß eingegangen.

igkeit von Griechenland schien unmoͤglich, so lange jene Ab⸗

igkeit bestand. Dagegen aber erhob sich nun eben auch je⸗ Linffluß, welcher die Seele des korfiotischen Systems gewe⸗ par. In allen Provinzen hoben die zur Partei Gehoͤrigen rmehr hervor, daß der Koͤnig zur Roͤmisch⸗katholischen Re⸗ ngehoͤre, und am Ende wurde laut gelehrt, daß man die gion aͤndern wolle. Welchen Zuͤndstoff diese Furcht bei dem andern Gruͤnden etwa obwaltenden Partei⸗Mißvergnuͤgen elt, braucht keine Bemerkung. Zu gleicher Zeit wurde be⸗ t, daß der Patriarch in Konstantinopel von den Vertrauten Partei aufgefordert worden, zu handeln, und es erschien ein ihm ernannter Bischof in Zeituni, um bei uns von seinem engel im Namen seines Oberherrn Besitz zu nehmen. Die Regent⸗ tachtete deshalb fuͤr noͤthig rasch zu verfahren, nicht ohne auf Gegenwirkungen zu stoßen, da ein redseliger Minister die Maß⸗ Pvorzeitig ausgeplaudert hatte. Nachdem nun die Kommission Ziele gekommen, wurden die Metropoliten, Erzbischoͤfe und hoͤfe nach Nauplia beschieden. Als eine betraͤchtliche Anzahl koommen, wurde ihnen der Zweck ihrer Versammlung eroͤff⸗ ihre Zustimmung erlangt, die Abtrennung ausgesprochen die Synode eingesetzt. Bei ihrer feierlichen Einsetzung waren die Russischen Agenten in corpore nicht erschienen, ein itt, der sogar von ihren Freunden nicht gern gesehen wurde, er eine feierliche Mißbilligung und eine Theilnahme an der eren Opposition gegen die Maßregel anzudeuten schien. Noch icht mit Bestimmtheit zu sagen, in welcher Weise sich das itliche Urtheil zwischen Furcht, Besorgniß, Haß, Leidenschaft diese Handlung weiter entwickeln, und welche Folgen sie die neue Ordnung der Dinge haben wird. So viel aber lar, daß den Gegnern derselben dadurch ein neues Feld ge⸗ let und die Schwierigkeit des Ganges vermehrt worden, wel⸗ die Regentschaft zwischen offenen und geheimen Intriguen ehmen hat.

Vereinigte Staaten vom La Plata.

In der Rede, welche der Geistliche Dr. Miguel Gar⸗ im hiesigen Repraͤsentantenhause gegen die von diesem be⸗ ssene Gestattung gemischter Ehen hielt, aͤußerte sich derselbe Wesentlichen folgendermaßen: - b „Von den Vertheidigern dieser Maßregel wird behauptet, sie de die Thraͤnen einer ungluͤcklichen Familie trocknen. Darauf er⸗ dere ich, daß sie viele Familien ungluͤcklich machen und sich die Sittlichkeit des Gemeinwesens hoͤchst verderblich erweisen

Die Auslaͤnder, und namentlich diejenige Klasse derselben, che der vorliegende Gesetz⸗Entwurf beguͤnstigen soll, und die ihr delsbetrieb hierher gefuͤhrt hat, haben schon das Land ausgeso⸗ und es seiner unermeßlichen Reichthüͤmer beraubt; sie haben offenen und gastfreundlichen Charabter der Inlaͤnder gemiß⸗ ucht, und durch sie ist das Land in seine jetzige Armuth versun⸗ „Sollte nun vollends alles Vermoͤgen und Familiengut diesen suͤchtigen Menschen anheimfallen, wie es in Folge der vorliegenden

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stnissen unserer Kirche zum Patriarchen von Konstantino⸗

Mittellaͤndischen Meere oft wuͤthenden Stuͤrmen,

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Maßregel geschehen wuͤrde, so wird fuͤr die Soͤhne des La uͤbrig bleiben. Beim Beginn unserer Revolution wurde allen Spaniern, die andere politische Gesinnungen hegten, als wir, die Verheirathung mit inlaͤndischen Frauen, welche Eigenthum besaͤ⸗ ßen, verboten, damit nicht das Vermoͤgen der Inländer von Spa⸗ niern ererbt wuͤrde; und jetzt will man dies Vermoͤgen in die Haͤnde von Protestanten liefern einer Klasse von Auslaͤndern deren Religion so sehr mit der unseres Landes in Widerspruch steht⸗ Noch ist es Zeit, ein Ungluͤck zu verhindern, das ernstlicher seyn wuͤrde, als jedes andere. Das Gold und Silber, welches dem Lande entzogen worden, ist nichts in Vergleich mit dem köostlichen uͤber allen Werth erhabenen Schatz, der noch uͤbrig ist; das Land mag sich huͤten, daß nicht auch dieser verschwinde. Es ist dies der Schatz des Glaubens, die heilige apostolische Roͤmisch⸗katho⸗ lische Religion, die man jetzt zu vernichten und auszurot⸗ ten strebt. Aber ich wuͤrde der Pflicht nicht genuͤgen, die mein Gewissen mir auferlegt, spraͤche ich nicht noch die Furcht und Ahnung aus, die sich mir seir dem denkwuͤrdigen Ereignisse auf⸗ draͤngen, das sich am 2. Jannar auf den Falklands⸗Inseln zutrug, ein Ereigniß, das meiner Ansicht nach von unberechenbarer Wichtig⸗ keit ist. Die Nation, welche durch den beantragten Dispens beson⸗ ders wuͤrde beguͤnstigt werden, ist zaͤhlreich und ausgedehnt; die aͤrmeren Klassen derselben sind an Zahl staͤrker, als irgendwo. Dann sind auch die Geheimnisse ihrer Politik schwer zu durchschauen, und die Moͤglichkeit, sich mit Vermoͤgenden zu verehelichen, wird noch mehr Auswanderer, als jemals, hierher locken. Deshalb kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, daß Bucenos⸗Ayres, wenn man jenen Gesetz⸗Entwurf annimmt, die groͤßte Gefahr laͤuft, uͤber kurz oder lang eine Kolonie von Großbritanien zu werden. Nach dem, was sich kuͤrzlich mit den Falilands⸗Inseln zugetragen, erscheint mir diese Besorgniß keinesweges ungehoͤrig oder uͤbertrie⸗ ben. Die Falklands⸗Inseln sind ossenbar ein integrirender Theil der Argentinischen Republik; dennoch wurden sie mit Gewalt in Besitz genommen und koͤnnen jetzt nur als eine auslaͤndische Kolo⸗ nie betrachtet werden. Dies eine Andeutung davon, was wir auf dem Grund und Boden zu erwarten haben, den wir jetzt betreten wollen. Der vorliegende Antrag wird, indem er die Ehen zwischen Katholiken und Protestanten erlaubt, zu jener Gefahr den Weg bahnen.“

In Folge der Annahme des oben erwaͤhnten Dekrets rich⸗ tete dann der Bischof von Buecnos⸗Ayres und apostolische Vikar, Dr. Mariano Medrano, ein Schreiben an den geistlichen Se⸗ nat, um dessen Meinung daruͤber zu vernehmen, ob er den Dis⸗ pens zu Ehen zwischen Katholiken und Protestanten ertheilen duͤrfe, und unter welchen Umstaͤnden es ihm gestattet sey. Es fand hierauf eine Verathung von Seiten dieses Senats statt, und unterm 17. Mai ward dem Bischofe daruͤber Bericht er⸗ In diesem Bericht heißt es, daß zevar in gewoͤhnlichen Faͤllen ein solcher Dispens nur durch das Kirchen⸗Oberhaupt ertheilt werden koͤnne; allein man muͤsse die Schwierigkeit des Verkehrs mit dem Roͤmischen Hofe in Betracht zie— hen, indem, abgesehen von den auf dem Atlantischen und der aus⸗ waͤrtige Handel von Buenos⸗Ayres nicht mehr durch Inlaͤnder betrieben werde, sondern fast allein durch Fremde. Uebrigens bestehe auch jetzt uͤberall in Europa Religions⸗Freiheit, ausge⸗ nommen in Italien, Spanien und Portugal; der katholische Kultus sey in Laͤndern, wo der Protestantismus vorherrsche, wie in Schweden, Daͤnemark, Preußen, Wuͤrttemberg, Baden und anderen Deutschen Staaten, ebenfalls erlaubt, und Englands Beispiel habe viel hierzu mitgewirkt; in Nord⸗Amerika gebe es gar keine Staats⸗Religion; in Brasilien sey durch den im Jahre 1810 mit Großbritanien abgeschlossenen Traktat Religions⸗Frei⸗ heit eingefuͤhrt und sogleich eine protestantische Kirche erbaut worden; fast in allen Laͤndern verbaͤnden sich Katholiken und Protestanten zu gesellschaftlichen, politischen und Handels⸗Zwek⸗ ken; Großbritanien habe mit Buenos⸗Ayres einen Handels⸗Ver⸗ trag abgeschlossen und mache daher hier keinen Anspruch auf grö⸗ ßere Vorrechte, als andere Nationen. Auch zeichneten sich die mei⸗ sten Auslaͤnder in Buenos⸗Ayres durch ihr sittliches Betragen aus, genoͤssen allgemeine Achtung, und viele von ihnen haͤtten sich mit Frauen aus den angesehensten Familien verheirathet, ohne daß einer von beiden Theilten seinen Glauben abgeschworen habe; die Tochter des ersten Beamten der Provinz sey selbst ein In Betracht alles dessen wird dem Bischof von dem Senat die Erlaubniß zum Dispens er⸗ theilt, jedoch, zur Verhuͤtung von Mißbraͤuchen, unter gewissen in neun Artikeln enthaltenen Bedingungen. Darunter befinden sich die, daß der protestantische Theil einen oͤffentlichen Eid ab⸗ legen solle, den anderen nicht zur Aenderung seines Glaubens verleiten und der Erziehung der Kinder beiderlei Geschlechts in der kathobschen Religion kein Hinderniß in den Weg legen zu wollen, ferner, daß die Trauung nach katholischem Ritus vollzo⸗ gen und daß der Dispens, nach Vorschrift des Tridentinischen Concils, unentgeltlich ertheilt werden soll.

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3 1mn Berlin, 14. Oktober.

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hier den Schluß des gestern abgebroche— nen Berichtes des Westphaͤlischen Merkurs uͤber den Aufenthalt Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen in Muͤn⸗ ster: „Der Vormittag des 7ten war zur Besichtigung der Merkwuͤrdigkeiten der Stadt bestimmt. Se. Koͤnigl. Hoheit verfuͤgten sich, in Begleitung des Generals der Infanterie, Frei⸗ herrn von Muͤffling, und des Ober⸗Praͤsidenten Freiherrn von Vincke zuerst zur neuen Infanterie⸗Kaserne, und von dort nach der Aula, wo Sie die dort aufgestellte diesjaährige Kunst⸗Ausstel⸗ lung in Augenschein nahmen. Wiederholt bezeigten Se. Koͤnigl. Hoheit den Zwecken des Kunst⸗Vereins: „Foͤrderung der Kunst und des Kuͤnstlerwohls, Verbreitung eines gelaͤuterten Kunst⸗ Geschmacks, und Wiederbelebung des Nachruhms verdienter aͤlte⸗ rer Kuͤnstler dadurch, daß ihre Werke der Vergessenheit und unzweckmaͤßigen Aufbewahrung entzogen werden“, in den huld⸗ vollsten Ausdruͤcken Ihre Theilnahme. Allein nicht bloß durch Worte, auch durch die That bewaͤhrte der verehrte Prinz sich als erhabener Beschuͤtzer der Kuͤnste und Wissenschaften. Se. K. Hoh. geruheten naͤmlich am folgenden Tage, auf die Bitte des Kunst-⸗Vereins, das Protektorat desselben in einem hoͤchst⸗ eigenhaͤndigen Schreiben anzunehmen, und als Ihren Stellver⸗ treter den General der Infanterie, Freiherrn von Muͤffling, zu bezeichnen. Gegen 1 Uhr trafen Hoͤchstdieselben im Klemens⸗ Hospital ein, und wurden hier von dem Vorstande dieser An⸗ stalt empfangen, uͤber welche Se. Koͤnigl. Hoheit sich im Allge⸗ meinen dahin aͤußerten, „daß dieselbe als eine Muster⸗Anstalt fuͤr die Krankenpflege angesehen werden koͤnne.“ Nachdem der Prinz die Merkwuͤrdigkeiten des beruͤhmten Friedens⸗Saals mit besonde⸗ rem Interesse in Augenschein genommen, verfuͤgte Er Sich zur Dom⸗Kirche, an deren Haupt⸗Eingang Se. Koͤnigl. Hoheit von dem Bischofe von Muͤnster und den Mitgliedern des Dom⸗ Kapitels empfangen und, waͤhrend die große Orgel erklang, in

das Schiff der Kirche gefuͤhrt wurden, woselbst der sogenannte

es gar nichts

Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz ist am 9. Abends um halb 8 Uhr von Muͤnster in Duͤlmen eingetroffen.

Wir geben

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Apostelgang, nach dessen Alter der Prinz sich genau erkundigte, egace Seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Auf dem hohen Chor getreten, bewunderten Se. Koͤnigl. Hoheit die 6 großen Marmor⸗Basreliefs, besonders die Grablegung Christi, die heiden Bruͤder Ewaldi, und die Schlachten Karls des Großen segen Wittekind. Dann traten Sie in die von Christoph Ber⸗ nard von Galen erbaueten Kapellen und verweilten darin mit Wohlgefallen laͤngere Zeit, sich nach allen Details genau erkun⸗ digend. Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit noch die soͤnstigen Se⸗ henswuͤrdigkeiten der Dom⸗Kirche besichtigt hatten, kehrten Hoͤchstdieselben nach dem Schlosse zuruͤck. Auch an diesem und dem folgenden Tage hatten viele Personen die Ehre, zur Prinz⸗ lichen Tafel gezogen zu werden. Abends fand in dem reichbe⸗ leuchteten und geschmackvoll dekorirten Theater⸗Gebaͤude ein glaͤn⸗ zender Ball statt, welchen die Stadt zu Ehren Sr. Koͤnigl. Hoh. gab und den Hoͤchstdieselben mit der Frau Ober⸗Praͤsidentin v⸗ Vene⸗ eroͤffneten. Allgemeine Heiterkeit und Frohsinn herrschten unter den zahlreichen Theilnehmern des Festes, welches Se. Koͤnigl. Hoheit bis nach Mitternach: mit Hoͤchstihrer Anwesenheit be⸗ ehrten. Am Morgen des Sten geruhten Se. Koͤnigl. Hoheit, einer Plenar-Sitzung der Koͤnigl. Regierung zu praͤsidiren. Mittags war Tafel in den Appartements des Prinzen, zu wel⸗ cher auch die staͤdtischen Behoͤrden abermals eingeladen waren. Den letzten Abend der Anwesenheit Sr. K. H. verherrlichte ein dem verehrten Prinzen von der Buͤrgerschaft dargebrachter Fackelzug. Spaͤter beehrten Hoͤchstdieselben noch einen von dem Lan ddrosten, Grafen von Schmising, gegebenen Ball mit Ihrer Gegenwart und verweilten auf demselben mehrere Stunden. Mit innigem Bedauern sahen die Bewohner Muͤnsters den Tag des 9ten anbrechen, an welchem sie den geliebten Prinzen aus ihrer Mitte sollten scheiden sehen. Um 8 Uhr Morgens setzten Se. Koͤnigl. Hoheit Ihre Reise nach den Rhein⸗Provinzen fort.“ 8 Waͤhrend der Anwesenheit des Kronprinzen in Biele⸗ feld, wo S. K. H. am 3. Abends eintrafen und bis zum 4. Vormittags verweilten, nahmen Hoͤchstdieselben das dort vor ei⸗ nigen Jahren neu erbaute Rathhaus, die Linnen⸗Legge, die Luͤdersche

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Damast⸗Fabrik und die Bleichen in Augenschein. Bei der Ankunft

S. K. H. war die Stadt geschmackvoll erleuchtet, und das Schuͤz⸗ zen Bataillon brachte Hoͤchstdenenselben eine Fackel⸗Musik. Ueber die Reise des Prinzen durch den Kreis Luͤbbecke von Minden nach Muͤnster geht uns nachtraͤglich noch folgender Bericht zu: Am 5ten um 9 Uhr Morgens langten Se. K. H. auf der Graͤnze dieses Kreises an, und wurden in den Doͤrfern Nettel⸗ staͤdt, Eilhausen und Gehlenbeck von den zahlreich versammelten Einwohnern unter einer vor jedem dieser Doͤrfer errichteten Ehren⸗Pforte mit den herzlichsten Freuden⸗Bezeigungen empfan⸗ gen. Am Eingange der Stadt Luͤbbecke war ebenfalls eine Ehren⸗Pforte errichtet, bei welcher die stäaͤdtische Schuͤtzen⸗Com⸗ pagnie aufgestellt war, und unter welcher der Landrath des Krei⸗ ses mit der staͤdtischen Behoͤrde und den Mitgliedern des dorti⸗ gen Land⸗ und Stadtgerichtes Se. K. H. bewillkommneten. Hoͤchstdieselben stiegen hier aus, und begaben Sich, nachdem Ihnen die anwesenden Beamten vorgestellt worden, in Beglei tung derselben und des Predigers, zu Fuße, nach der Kirche, woselbst Sie das derselben von Sr. Maj. dem Koͤnige huld⸗ reichst verliehene Altar⸗Bild und die neue Einrichtung des Cho⸗ res in Augenschein nahmen, und hierauf wieder Ihren Reise⸗ wagen bestiegen, um sich durch die mit Laub⸗Gewinden festlich geschmuͤckte Stadt, nach dem unweit Luͤbbecke belegenen Gure Obernfelde, zu einem Besuche bei der verwittweten Frau Mini⸗ sterin von der Reck zu begeben. Nach einem Aufenthalte ven einer halben Stunde setzten Se. Koͤnigl. Hoheit Ihre Reite fort, und gelangten uͤber Blasheim und Holzhausen nach dem mit Ehren⸗Pforten und Blumen⸗Gewinden auf's Festlichste ge⸗ schmuͤckten Staͤdtchen Oldendorf, unter Voecritt der dortigen Ko⸗ lonats⸗Besitzer in ihrem eigenthuͤmlichen Ravensbergischen An⸗ zuge. Beim Wechseln der Pferde geruhten Se. Koͤnizl. Hoheit ein Ihnen von den Toͤchtern der Oldendorfer Buͤrgerschaft aͤber⸗ reichtes Gedicht anzunehmen, worauf Sie gegen 12 Uhr Mir⸗ tags Ihre Reise nach Osnabruͤck fortsetzten.

Aus Herford schreibt man unterm 5ten d. M.: „Nach⸗ dem Se. Majestaͤt der Koͤnig mittelst Allerhoͤchster Kabinets⸗ Ordre vom 11. November v. J. unserer Stadt die revibirte Staͤdte⸗Ordnung verliehen, fand die Einfuͤhrung derselben am heutigen Tage, und zwar mit um so groͤßerer Festlichkeit start, als Herford, seit 186 Jahren mit Treue und Liebe unserm Er⸗ lauchten Herrscher⸗Stamme angehoͤrend, die erste Stadt der Pro vinz Westphalen ist, welche sich der neuen Staͤdte⸗Ordnung zu erfreuen hat. Vormittags gab das Gelazͤute der großen Ratys⸗ glocke das Zeichen zur Versammlung. In dem Sessions⸗ Zim⸗ mer des in seiner alterthuͤmlichen Wuͤrde hergestellten Rarhhau⸗ ses geschah durch den Ober-Praͤsidial⸗Kommissarius, Landrath von Borries, in Gegenwart des Regierungs⸗Praͤsidenten Richter, die Einfuͤhrung des aus vier Mitgliedern bestehenden Magiskrats und der Stadtverordneten, nach einer angemessenen wuͤrdevollen Anrede, die mit den besten Wuͤnschen fuͤr den Koͤnig, sein Haus und die Stadt endigte. Nach der Vereidigung des Magistrats wurde derselbe durch den Einfuͤhrungs⸗Kommissarins der auf dem Marktplatz versammelten Buͤrgerschaft als ihre Obrig⸗ keit vorgestellt, dem Koͤnige unter dem Donner der Boͤller ein begeisterndes Lebehoch gebracht, und das Volkslied angestumm: Glocken⸗Gelaͤut schloß die Feier. Auf freundliche Einladung des Kommissarius vereinigten die Magistrats⸗Mitglieder, die Stadt⸗ verordneten und eine zahlreiche Menge von Behoͤrden und an⸗ gesehenen Buͤrgern sich Mittags zu einem Festmahle, bei wel⸗ chem auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs der silberne Po⸗ kal, ein huldvolles Geschenk Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprin⸗ zen an die Schuͤtzen⸗Gilde, freudig geleert wurde. Um das Er⸗ freuliche des Tages allgemeiner zu machen, als die bautichen Raͤume in der Stadt es erlaubten, hatten die Stadtveroro⸗ neten und ihre Stellvertreter fuͤr die ganze Buͤrgerschaft im na⸗ hen Schuͤtzen⸗Garten einen Ball veranstaltet, zu welchem gegen 650 Buͤrger aller Staͤnde mit ihren Familien geladen waren Das schoͤnste Herbstwetter beguͤnstigte diese Feier, die wir zu einer der herrlichsten zaͤhlen, welche unsere Stadt je begangen hat.“

In Koͤln soll, wie bereits in diesen Blaͤttern erwaͤhnt wor⸗ den, eine Gewerbe⸗Schule errichtet werden. Der Ausbau des hierzu bestimmten Lokals ist seiner Beendigung nahe, so daß von dieser Seite der Croͤffnung der Schule kein Hinderneß mehr im Wege steht. Zu dem von einem unbekannten W hlthaͤter zum Bau eines Erziehungshauses fuͤr Waisen⸗Kinder unter 7 Jahren bestimmten Geschenke von 4000 Rthlr., sind vor Kurzem von dem Donator, auf die erhaltene Kunde von der U ulang⸗ lichkeit jenes Bau-Fonds, noch 1000 Rthlr. zugeschossen worden Auch die Judustrie⸗Schule des Waisenhaufes zu Koͤln hat neuer⸗ dings von einem ungenannten Wohlthaͤter ein Geschenk von 100 Rthlr. erhalten.

hn Der verstorbene Rentier Puppel zu Stolp [Regierungs⸗ Bezirk Koͤslin) hat der dortigen Marien⸗Kirche 100 Rthlr. und

der staͤdtischen Elementar⸗Schule, zur Anschaffung der Lehrmic⸗