Bestimmteste zuruͤckgewiesen worden. —
mit ihrer Diplomatie uͤberlisten, noch durch die Drohung ein⸗ schuͤchtern, ein Observations⸗Corps an der Spanischen Graͤnze aufstellen zu wollen. Es liegt nicht in. unserer Macht, vorher⸗ zusehen, was Spaniens wahrscheinliches Schicksal seyn wird, da unsere Kenntniß von den streitenden Parteien und von dem Bereich ihrer Plaͤne sehr unvollkommen ist. Die Spanier je⸗ doch handeln nie uͤbereilt, und man weiß daher noch nicht, wel⸗ chen Eindruck der Tod des Koͤnigs auf die große Masse der Bevoͤlke⸗ rung hervorgebracht hat. Ob ihr daran gelegen seyn wird, daß die große Frage noch einmal von Grund aus abgehandelt werde, oder ob sie das, was fuͤr die Feststellung der Thronfolge geschehen ist, fuͤr guͤltig und bindend halten wird, das kann hier Niemand voraussagen; aber der wahre Freund sein Vaterlandes wird alle in seiner Macht stehende Mittel aufwenden, um einer offenen Kollision zwischen der Koͤnigin und den Karlisten vorzubeugen, was freilich dann, wenn eine fremde Einmischung stattfaͤnde, sehr schwierig seyn wuͤrde. Daß die Anspruͤche und die Stel⸗ lung des Infanten Don Carlos in falschem Lichte dargestellt worden, ist eine Thatsache, und daß ein großer Theil der Spanischen Bevoͤlkerung nicht mit dem zufrieden ist, was in Bezug auf die Krone festgesetzt worden, ist ebenfalls unbestreitbar; aber dies sind Dinge, welche allein die Spanier angehen, und kein fremder Staat hat ein Recht, sfich in die Er⸗ oͤrterung derselben einzumischen. Ein Freund seines Vaterlandes wird einander widerstrebende Anspruͤche ohne Zuflucht zu den Waffen auszugleichen suchen, und so wird, wie man allgemein glaubt, Herr von Zea zu handeln streben. Die Aufgabe ist schwierig, das sehen wir sehr wohl ein. Es ist schwer, auf ei⸗ ner Grundlage, wie die Spanische Bevoͤlkerung, zu handeln, die in extreme Parteien gespalten, die noch außerdem uͤber viele andere wesentliche, fuͤr die Nation hoͤchst wichtige Punkte uneins und noch von mannigfaltigen und durch ein augenblickliches Auf⸗ wallen immer neu aufgeregter Vorurtheile befangen ist, welche noch nicht durch die Wirkung der Presse oder durch andere in anders organisirten und in geistiger Bildung weiter vor⸗ geschrittenen Laͤndern vorhandene Mittel beseitigt sind. Wir muͤssen daher erst weitere Nachrichten abwarten, ehe wir uͤber die Spanischen Angelegenheiten eine bestimmte Meinung aussprechen oder die Wendung, welche sie wahrscheinlich nehmen moͤchten, andeuten. Einstweilen wiederholen wir nochmals, auf die Auto⸗ ritaͤt derjenigen Personen gestuͤtzt, die in England Herrn von Zea am besten kennen, daß derselbe sich gewiß nicht von den Extre⸗ men einer der beiden Parteien fortreißen lassen wird.“ In der Morning⸗Post liest man: „Dire ministeriellen Journale (Courier und Globe) machen uns Vorwuͤrfe, daß wir gegen den Zuruͤcktritt Bourmont's mehrere Zweifel aufstell⸗ ten, und sprechen von den „hypothetischen Spinneweben,“ an denen wir uns ergoͤtzen. In solchen Hypothesen aber sind sie, die Ministeriellen, noch viel unverschaͤmter, als wir. Der Globe spricht von Bourmont's Abreise nach Frankreich, von Don Car⸗ los Uebergang nach Spanien, von einer Proklamirung des Letz⸗ teren in Loledo u. s. w., und nach den direkten Nachrichten aus Spanien ist an dem Allen kein wahres Wort. Wir wissen wohl, daß gewisse Briefe aus Lissabon vom 24sten allerdings von ei⸗ nem Ruͤckzuge Bourmont's sprechen, aber andere eben so glaub⸗ wuͤrdige Briefe bezeichnen diese Nachrichten als Britischen Ur⸗ sprungs, und da die ganze Geschichte sich auf ein bloßes on dit. und auf die Thatsache beschraͤnkt, daß in einem, an Bourmont gerichteten, vom Grafen St. Laurenzo aufgefangenen Briefe von einzelnen verwundeten Franzosen⸗ die sich auf einem Britischen Fahrzeug eingeschifft haͤrten, die Rede ist, so sind wir gewiß, daß diejenigen, welche jene Nachrichten zuerst in Lissabon ausbreiteten, sich etwas haben weis machen lassen. Wenn aber jetzt der Courier seinem Freunde dem Globe mit der Meldung zu Huͤlfe kommt: als der „African“ auf sei⸗
ner Fahrt nach England bei Villa Franca vorbeigekommen, haͤt⸗ ten mehrere Franzoͤsische Offiziere gewuͤnscht, mitgenommen zu;
werden, so muͤssen wir jetzt fragen, wer wohl besser „hypotheti⸗ sche Spinneweben“ zu spinnen verstehe? Moͤge doch der Schrei⸗ ber jenes Blattes seine Geographie zur Hand nehmen! Wo in aller Welt glaubt er denn, daß Villa Franca liegt, wenn er sagt, der „African“ habe auf seiner Fahrt nach England dort ange⸗ legt? Er sehe in die Karte, und er wird finden, daß Villa Franca am Tajo liege, 6 Meilen oberhalb Lissabon; ist das der Weg, den der „African“ eingeschlagen hat, um nach Falmouth zu gelangen? Dieser Einfall ist eben so originell, als der, ein Franzoͤsisches Kriegsschiff den⸗Tajo hinauf segeln zu lassen, um Yelvas zu bombardiren. Wahrlich, wenn fuͤr des armen Bour⸗ monts Abzug keine bessere Gruͤnde beigebracht werden, als der Globe und der Courier bis jetzt gethan, so koͤnnen die, welche es gut mit jenem Feldherrn meinen, vollkommen zufrieden seyn.” „ unsere Antwort,“ entgegnet hierauf der Courier, „wird nur kurz seyn. Wir wissen so gut, als die Morning⸗Post, wo Villa Franca liegt, und wir wissen auch, daß der African n Villa Franca nicht angelegt hat, auf seinem Wege nach Eng⸗ land. Das haben wir auch nie behauptet. Obgleich wir nie eine Kritik unserer Nachrichten zu berichten haben, so wuͤnschen wir doch, daß die Morning⸗Post etwas vorsichtiger waͤre und nicht ihre eigenen Hirngespinnste mit den Angaben vermische, die wir machen und fuͤr deren Richtigkeit wir immer aufkom⸗ nen wollen. Wir wissen aus ganz zuverlaͤssiger Quelle, und wir koͤnnen die Offiziere des „African“ namhaft machen, die es bestaͤtigen werden: die Bitten der Franzoͤsischen Offiziere zu Villa Franca, der „African“, der damals, bevor er nach Eng⸗ aand in See ging, im Tajo lag, moͤge sie mitnehmen, sind aufs 16” Wir haben immer un⸗ 8 sfere Nachrichten, die oft aus Privat⸗Auellen kommen, mit der groͤßten Vorsicht mitgetheilt, diesmal aber zaudern wir nicht, un⸗ sere feste Ueberzeugung auszusprechen, daß Bourmonts Abfall von Dom Miguel vor dem 22. Sept. durch schriftliche und zündliche Mittheilung so sehr außer allem Zweifel gestellt ist, als der Tod des Koͤnigs von Spanien oder irgend ein anderes Ereigniß es seyn kann, das wir nicht mit eigenen Augen gesehen.“ K Die in der Kolonie am Schwanenflusse erscheinende Perth⸗Gazette giebt folgende Beschreibung eines kuͤrzlich stattgehabten Festes der dasigen Eingebornen: „Beim Einbruch der Daͤmmerung versammelten sich die verschiedenen Staͤmme, und begannen die Feierlichkeit damit, daß sie sich gegenseitig zierliche Figuren auf die Brust zeichneten, welche Ceremonie von einem im Chor gesungenen seltsamen Liede begleitet wurde. Sie schienen durch die Aufmerksamkeit, welche die Versammlung ihren Bewegungen bezeigte, sehr geschmeichelt, und wiederhol⸗ ien deshalb mehrere Male ihre Gesänge und ihre seltsamen Stellungen. Als eine Neuigkeit ist ein solches Fest wohl se⸗ henswerth; aber es verliert dadurch sehr an Interesse, daß kein Programm der Vorstellung vorhanden ist. Die Darstellung der Toͤdtung eines Kaͤnguru, wobei Einer den 88 und ein An⸗ derer das Thier vorstellt, war der Treue halber merkwuͤrdig. Aber die sogenannten Zaubertaͤnze waren nur fuͤr die Einge⸗
weihten interessant.
Es gehoͤrt eine bedeutend lebhafte Einbil⸗ dungskraft dazu, um das Zusammenstoßen mit den Nasen, das Tanzen auf den Knieen und das Aneinanderschlagen mit den Beinen fuͤr Zauberei gelten zu lassen. Der Gouverneur beehrte das Fest mit seiner Gegenwart, und fast alle angesehenen Ein⸗ wohner von Perth, mit Einschluß einiger Damen, hatten sich dazu eingefunden. Die Figuren der meisten Eingebornen dieses Theiles des Landes wuͤrden in ihren verschiedenen Stellungen dem Kuͤnstler zu Modellen haben dienen koͤnnen, so kraͤftig und
anmuthig zugleich wußten sie sich zu bewegen.“
EEEAiI6.
Aus dem Haag, 42. Okt. Das Handelsblad berich⸗ tet, daß der hier angekommene Fuͤrst von Schwarzenberg vor⸗ gestern dem Baron von Zuylen van Nyeveld, als interimisti⸗ schen Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, die Depeschen uͤbergeben habe, mit denen er fuͤr die Niederlaͤndische Regie⸗ rung beauftragt worden sey. Gestern Vormittags um 11 Uhr versammelte sich der Kabinets⸗Rath, der bis ungefaͤhr um halb 2 Uhr Sitzung hielt. Spaͤter hatte der Fuͤrst von Schwarzen⸗ berg die Ehre, bei Hofe Sr. Majestaͤt dem Koͤnige vorgestellt zu werden.
— — Amsterdam, 12. Okt. Der Tod des Koͤnigs von Spa⸗ nien, wovon am verwichenen Sonntag die Nachricht hier eintraf, und der darauf folgende anhaltende Fall der Fonds zu Paris und zu Antwerpen, vornehmlich der Spanischen perpetuellen Renten, verursachten waͤhrend der abgelaufenen Woche an hiesiger Boͤrse ein
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bedeutendes Zuruͤckgehen der Staats⸗Papiere, welches auch hier ganz
besonders mit den Spanischen Perpetuellen der Fall war, weil meh⸗ rere gezwungene Verkaͤufe davon geschehen mußten. Vor 8 Tagen stand deren Preis auf 65 ¾ pCt.; derselbe ging von Tag zu Tag niec⸗
driger und kam auf 52 ½⅞ vCt.; gestern gingen indeß wieder hoͤhere Notirungen von Paris ein, wonach sich dieses Effekt wieder auf
54 ½ pCt. stellte. Auch Franzoͤsische Reuten erfuhren wieder eine Preis⸗Verbesserung, die sich ohne Zweifel auch auf die Hollaͤndischen Staats⸗Paviere wuͤrde erstreckt haben, wenn nicht zugleich niedrigere Course von London eingetroffen waͤren. — Der ÜUmsatz am Getraide⸗ Markt war wieder nicht lebhaft und beschraͤnkte sich gestern neuer⸗ dings auf den gewoͤhnlichen Verbrauch, wobei folgende Preise an⸗ gelegt wurden: fuͤr 129pfüͤnd. bunten Polnischen Weizen 240 Fl., fuͤr 127pfuͤnd, jaͤhrigen Pommerschen 190 Fl, fuͤr 123. 126 pfüͤnd. jaäͤhrigen Anklamer 180. 185 Fl., füͤr 131pfuͤnd. schoͤnen neuen Rhei⸗ nischen 206 Fl, fuͤr 118pfuͤnd. alten Preußischen Roggen 168 Fl., fuͤr 117pfuͤnd. jaͤhrigen dito 155 Fl, fuͤr 120. 121pfuͤnd. neuen Mecklenburgschen 130. 138 Fl. 1 sind niedriger; 102 pfüͤnd. neue Winrer⸗Gerste hat 100 Fl. und 72. 74 pfuͤnd. Futter⸗Hafer 64. 65 Fl. geholt. . Helgien.
Bruͤssel, 12. Okt. Im hiesigen Moniteur liest man: „Da der Belgische Courrier wiederholentlich behauptet hat, daß der Marschall Soult der Belgischen Regierung den Be⸗ fehl zugesandt habe, sich dem Wechsel der Hollaͤndischen Garni⸗ son in Mastricht nicht zu widersetzen, so sind wir zu der Erklaͤ⸗ rung ermaͤchtigt, daß jene Meldung durchaus falsch ist, und daß weder die Regierung noch der Kriegs⸗Minister irgend eine De⸗ pesche von dem Marschall erhalten haben, die auch nur eine sich auf jenen Gegenstand beziehende Aufforderung enthielte. — Was das authentische Aktenstuͤck betrifft, das der Redacteur je⸗ nes Blattes zu besitzen vorgiebt, und woraus hervorgehen soll, daß der Marschall Soult fruͤher schon unserer Regierung Be⸗ fehle ertheilt haben soll, so sind wir gleichfalls ermaͤchtigt, zu er⸗ klären, daß weder die Regterung noch der Kriegs⸗Minitster irgend eine Kenntniß davon haben. — Fuͤr jeden unparteiischen Leser ist es uͤberfluͤssig, hinzuzufuͤgen, daß, trotz der billigen Ruͤcksichts⸗ nahme der Regierung gegen befreundete Maͤchte, sie doch von Niemanden Befehle annehmen wird. Wir glauben uͤbrigens auch, daß es Niemanden einfaͤllt, ihr deren zu ertheilen.“
Der Independant sagt: „Man sucht das Geruͤcht zu verbreiten, daß die Garnison von Mastricht, ohne Widerstand von unserer Seite, abgeloͤst worden sey. Wir koͤnnen indessen versichern, daß weder in noch um Mastricht ein Hollaͤndischer Soldat sich geruͤhrt hat.“
Gestern wurde auf dem hiesigen Theater zum erstenmale die Oper „Robert der Teufel“ von Meyerbeer mit großem Bei⸗ fall aufgefuͤhrt.
Antwerpen, 11. Okt. Gestern durchzogen wieder Pa⸗ trouillen die Straßen der Stadt; aber man hat von keiner Un⸗ ordnung gehoͤrt.
Der provisorische Gouverneur, Herr Teichmann, hat fol⸗ gende Proclamation an die Bewohner der Provinz Antwerpen erlassen: „Der Koͤnig hat mir das Gouvernement der Provinz Ant⸗ werpen anvertraut. Ich verspreche Euch Eifer, Unparteilichkeit, Ergebenheit. Ich erwarte von Euch Gehorsam fuͤr die Gesetze und Achtung gegen Eure Magistrate. Ich werde mich nicht weigern, jede Klage anzuhoͤren, ich werde Jedem nach Billigkeit Recht widerfahren lassen, aber ich werde nicht dulden, daß man sich selbst Gerechtigkeit verschafft. Ich muß von heute an Euer Zutrauen fordern; durch Verweigerung desselben wuͤrde man mir die Mittel nehmen, das Gute zu thun: der Wunsch und der Wille, die mich beseelen, zu Eurem Wohl beizutragen, geben mir selbst die Gewißheit, daß ich mich durch meine Handlungen Eurer Achtung und Liebe wuͤrdig machen werde. Ich hoffe, daß Ihr nicht zoͤgern werdet, mir dieselben zu Theil werden zu lassen.“
Polen.
Warschau, 13. Okt. Der Administrations⸗Rath des Koͤ⸗ nigreichs hat den Koͤnigl. Prokurator Karl Chwalibog zum stell⸗ vertretenden Praͤsidenten des Civil⸗Tribunals erster Instanz in der Wojewodschaft Augustowo und den Koͤnigl. Prokurator Eduard Hoffmann zum General⸗Prokurator bei dem Appellations⸗ gericht des Koͤnigreichs Polen ernannt.
Der General⸗Adjutant Sr. Majestaͤt des Kaisers, General der Kavallerie, Graf Vincenz Krasinski, ist von hier nach St. Petersburg abgereist.
Am 7ten d. M. beging das Gymnasium der Wojewodschaft Plozk den feierlichen Akt der Eroͤffnung des jaͤhrlichen Schul⸗ Kursus, in Gegenwart des Kriegs⸗Chefs der Wojewodschaft Plozk, General⸗Majors Baron Bohlen, so wie der staͤdtischen Beamten und vieler anderer bei dieser Handlung interessirter Personen. Nach einem in der Pfarrkirche abgehaltenen feierlichen Gottes⸗ dienst brachte der Direktor des Gymnasiums in einer der Fest⸗ lichkeit angemessenen Rede dem Monarchen die Huldigun⸗ gen der Dankbarkeit fuͤr die von Hoͤchstdemselben ge⸗ waͤhrte Erlaubniß dar, die Schulen im Koͤnigreich Polen nach einer neuen Organisation wieder zu eroͤffnen. Der Inspektor des Gymnasiums verlas aus den neueren Schul⸗Ge⸗ setzen den Abschnitt, welcher von dem Zweck, von der Einrich⸗ tung und den Elementen der Gymnasien handelt, und das Ka⸗ pitel uͤber die Praͤrogativen der National⸗Institute, und einer
Die Preise von Gerste und Hafer
der Schuͤler des Gymnasiums, Hieronymus Dzieszus, trug heu
Abhandlung uͤber die Deutsche Literatur vor. Endlich hielt
der Professor Okon im Auftrage des Wojewodschafts⸗Gou
neurs eine Anrede an die versammelte Jugend, worin er 1 Sittlichkeit und wissenschaftlichem Eifer aufforderte. Deutschland.
Schwerin, 13. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Grof zog haben einen allgemeinen Landtag auf den 12. Noven
.S⸗-in der Stadt Sternberg anzusetzen beschlossen. 0 proponenda sind: I. Die ordinaire Landes⸗Contribution. II ½
Beduͤrfniß der allgemeinen Landes⸗Receptur⸗Kommission, Veraͤnderte Einrichtung des Kriminal⸗Kollegiums, und Iy setzung der siebenten Rathsstelle beim Ober⸗Appellationsgern
Nach vernommenem Bedenken des engeren Ausschussg Staͤnde wurde unterm 24sten v. M. verordnet, daß es bei saͤmmtlichen Großherzoglichen Gerichten in allen Krmg Untersuchungen und in jedem Theile des Verfahrens — auch in den artikulirten Verhoͤren — genuͤgen soll, wenn dem Richter und Aktuarius Ein Beisitzer gegenwaͤrtig ist
Muͤnchen, 11. Oktober. IJ. MM. der Koͤnig um Koͤnigin, so wie Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin M werden sich den Tag nach dem Enthuͤllungs⸗Feste des Obe zum Besuche Ihre Mafestaͤt der verwittweren Koͤnigin deren Hoͤchsten Gaͤste von Muͤnchen nach Tegernsee begebg
Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Karl von Bayern jj Tegernsee wieder zu Muͤnchen eingetroffen.
V Se. Durchl. der Feldmarschall, Fuͤrst von Wrede, reisst 6. Oktober von Ellingen uͤber Mondsee nach Linz ab umg am 16ten zu Muͤnchen eintreffen.
Die Herzogin von Blacas ist nebst Familie am 9. —. zu Muͤnchen eingetroffen und in der Richtung nach Sa weiter gereist.
Am 8. Oktober hatte zu Muͤnchen in der Kirche Elisabeth die feierliche Einkleidung von neun Adspirant in den Orden der barmherzigen Schwestern des heiligen cenz statt.
Dr. Coremans, welcher sich, nach seiner Verweisume Bayern, die Schweiz zu seinem kuͤnftigen Aufenthalte hatte, war bereits am Montag in Begleitung eines Gendan Offiziers zu Augsburg eingetroffen und andern Tags nach mingen weiter transportirt worden. In Memmingen, ihn jedoch andere Befehle ein, und derselbe kam ehegestern wieder zu Augsburg an, und wurde gestern Nachmitzm hier weiter expedirt.
Muͤnchen, 11. Okt. (Nuͤrnberger Korresponde Hinsichtlich der Aufnahme an hiesiger Universitaͤt wird ba Beginne dieses Semesters sehr strenge verfahren werden. angekommene Studierende muͤssen nebst guͤnstigen Studienz
nissen auch vollkommen legale Atteste uͤber einen bisherigen
untadelhaften, sittlichen Wandel, so wie daruͤber vorlegen, sie nie auch nur den Verdacht der Theilnahme an einer! laubten oder mit politischen Zwecken sich beschaͤftige Verbindung, insbesondere der Burschenschaft, Gern
Arminia, Teutonia und Markomania, gegen sich rege macht haben. Die Neuzugehenden sowohl, als die
fruͤher hier befindlichen Studirenden haben legale Zeu uͤber ihren Aufenthalt waͤhrend der Ferien, und uͤber ihn litischen, volcgesliczen und sittlichen Wandel wäaͤhrend dies vorzulegen. achdem schon im vorigen Seinester disciplit
und polizeiliche Maßregeln gegen das zu fruͤhe Vatanzm der Studirenden getroffen worden, wird jetzt fuͤr das rechtze Eintreffen derselben am Universitaͤts⸗Orte durch den vorgest kurzen Termin von acht Tagen (vom 19. bis 26. Okt.), ges binnen welcher Zeit die polizeiliche Inscription offen bleibt.
Immatriculation und Inscription an der Universiäaͤt soll m naͤmlichen Frist vollzogen seyn; fuͤr die Kandidaten
Philosophie und der Rechte jedoch ist dieselbe, in Be— sichtigung der besonderen Functionen, mit denen die betrefe Professoren beauftragt sind, fuͤr Erstere bis zum 12. Novem und fuͤr Letztere bis zum 20. N vember hinaus verlaͤngert
den. Diejenigen Studirenden, welche sich unter Vorlage d. Zeugnisse erst nach Ablauf der gegebenen Frist einfinden, we nicht mehr angenommen, und der Polizei zur Hinwegwet
uͤbergeben, wenn ihr Nichterscheinen in dem Termin nicht —
ein außerordentliches Hinderniß entschuldigt werden kann Anmeldung bei der Polizei muß binnen den ersten 24 Su nach der Ankunft geschehen.
Stuttgart, 13. Okt. In der gestrigen Sitzung Kammer der Abgeordneten wurde die Berathung des richts der Finanz⸗Kommission uͤber die direkten Steuer endet. Zu der Rubrik „Kapital⸗Steuer“ wiederholte der! ordnete Feuerlein seinen neulich gestellten Antrag, die hung dieser Steuer erst vom 1. Juli 1834 an wirken zur Nach langer Debatte, in welcher fuͤr und wider diesen P. gesprochen wurde, beschloß die Kammer endlich mit 48 Slitz gegen 35: denselben abzulehnen, also die Erhoͤhung vom! 1833 an eintreten zu lassen. Der Abgeordnete Murschel! sodann seinen in der letzten Sitzung geaͤußerten Antray hE auf: auch das Brautschatz⸗Kapital der verstorbenen Känehn Kapital⸗Steuer beizuziehen. Der Geheime Rath v on het gen und Staatsrath von Hartmann bemerkten, daß reine Sache der Verwaltung sey. Der Abgeordnete Haasm die Kammer koͤnne sich wohl uͤber diesen Gegenstand higen. Entgegengesetzter Ansicht aͤußerte sich der ordnete Roͤmer: der Verwaltung werde der Vorwuf macht, daß 8 dieses Kapital nicht besteuert habe⸗! hieruͤber solle sie sich rechtfertigen. Der Staatsrath v. mann entgegnete, daß dies zu seiner Zeit geschehen h Nach laͤngerer Diskussion wurde beschlossen, diesen Gehe so lange auf sich beruhen zu lassen, bis der naͤchste N. schafts⸗Bericht berathen werde. — Es folgte hierauf died thung eines Antrages des Abgeordneten Schott auf Aiss der Wucher⸗Gesetze. Der Abgeordnete Menzel erklaͤrte gen denselben. Das Recht, sein Vermoͤgen moͤglichst nut gend zu machen, muͤsse doch Beschraͤnkungen erleiden, man Ruͤcksichten auf das allgemeine Beste und die oͤffentliche n nung dies forderten. Wucher sey, nach der Ansicht ren, nur Sache des Betruͤgers. Es sey falsch, daß der! 9 durch Wucher⸗Gesetze erst herbeigefuͤhrt werde; wuͤrde has aufgehoben, so wuͤrden sich die Wucherer fuͤr ehrliche ten. Der Abgeordnete Haas bezeichnete diesen Antrag u wichtig, daß er an die Gesetzgebungs⸗Kommission 9 werden sollte. Diesem trat die Kammer bei. Ebelst nehmigte sie einen Antrag der Kommission: die Negc um einen Gesetz⸗Entwurf zu bitten, der die Kapital⸗Suan eine ordentliche direkte Steuer erklaͤre und den Steuehpfih gen auch die staatsbuͤrgerlichen Wahl⸗Rechte einraͤume., Kammer ging demnaͤchst zur Verathung der Besol
der rh
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er uͤber, die eine sehr lebhafte Debatte veranlaßte. Diese uer war mit jaͤhrlichen 60,000 Fl. in den Etat aufgenom⸗
Die daruͤber berichtende Kommission raͤumte zuerst ein, die große Mehrzahl der Besoldeten in Wuͤrttemberg keines⸗ das genußreiche, arbeits⸗ und sorgenfreie Leben habe, das ihnen gewoͤhnlich zuschreibe. Die Einnahmen fuͤr ihre Ar⸗ die Besoldungen, seyen nicht, wie man haͤufig behaupten ‚die Zinsen aus einem großen Kapital, sondern reiner Ar⸗ lohn, weil mit dem Tode des Besoldeten das Einkommen zre, waͤhrend der Acker, das Gewerbe, das Geld⸗Kapital die Erben uͤbergehe. Die Pension der Hinterbliebenen duͤrfe hierher gerechnet werden, weil sie der Familien⸗Vater bei Lebzeiten zuvor baar bezahlen muͤsse, und zwar nach ei⸗ Mazstabe, welcher ihm den Eintritt in jede Privat⸗Witt⸗ Kasse beinahe unter gleich vortheilhaften Verhaͤltnissen ten wuͤrde. Die Kommission koͤnne daher den harten eilen, die man so haͤufig uͤber die Besoldeten hoͤre, noch ger der Ansicht, als ob die Lage Aller, durch Ueberfluß an ommen, eine so beneidenswerthe sey, nicht beistimmen. gen habe sie in Erwaͤgung gezogen, daß bekanntlich der iönte Zustand nicht gerade die Bedingung der Steuern sey, diese in einem constitutionnellen Staate moͤglichst gleich ver⸗ seyn muͤßten, und daß es nach der Theorie einer reinen ommens⸗Steuer (der man so nahe als moͤglich zu kommen bestreben muͤsse) mehr als genuͤgend gerechtfertigt werden e, wenn eine solche Gleichheit auch auf die Besoldeten aus— vt wuͤrde; daß aber eben diese Gleichheit durch den gegen⸗ igen Betrag der Besoldungs⸗Steuer noch nicht hergestellt In Betracht also, daß die Besoldeten es seyen, von wel⸗
2* Volk Intelligenz und sittliche Bildung, hauptseaͤchlich
eine genaue Kenntniß seiner Verhaͤltnisse, und thaͤtige kraͤf⸗
Theilnahme an Lasten, die ihm zu groß seyen, erwarte,
die Kommission in Antrag gestellt, daß im Wege der bschiedung die Besoldungs⸗Steuer auf denjenigen Be⸗
wieder erhoͤhet werde, in welchem sie vor der jetzt bsenen Etats⸗Periode stattgefunden habe, also auf das ppelte des jetzigen Betrages. — Nach eroͤffneter Debatte te sich der Bischof von Rottenburg, wie im Jahre nachdruͤcklich gegen diesen Antrag, so wie uͤberhaupt gegen Gesoldungs⸗Steuer. Nicht sich selbst und den kleinen Theil Hochbesoldeten, sondern den weit groͤßern Theil der Gering— deten habe er im Auge. Und auch die Geistlichen, die oft slecht besoldet seyen, betrachte er. Solle ihre hohe Bestim⸗ und das edle Bestreben derselben, den Kreis ihres Wis⸗ zu erweitern, versteuert werden? Wenn dies der Geist heir sey, der da verlange, daß die oͤffentlichen Lasten auf die ldeten uͤberwaͤlzt wuͤrden, so sey dies nicht der rechte Geist. die Erhoͤhung der Steuer noͤthig gewesen, so wuͤrde sie gegierung beantragt haben. Der Abgeordnete Feuerlein te: Er sey vor drei Jahren gegen Herabsetzung der Besol⸗ Steuer gewesen; jetzt muͤsse er gegen Erhoͤhung derselben aussprechen. Das Salz sey herabgesetzt, die Notariats⸗ eln und mehrere indirekte Abgaben wuͤrden herabgesetzt n. Sey es nun gerecht, gerade die Besoldungs⸗Steuer zu en, und gerade um das Doppelte, da dies bei der Kapital⸗Steuer beantragt worden sey? Der Abgeordnete Kayser glaubte, nur eine Steuer⸗Erhoͤhung der hoͤheren Besoldungen,
den wirklichen Lebens⸗Bedarf uͤberschritten, sich rechtfer⸗ ließe. Die Pensionen seyen es, die im Volke Tadel faͤn⸗ Der Abgeordnete Pflanz aͤußerte dagegen: Es sey Ein üdes Unwillens gewesen, der durchs Land gegangen, als bei Jahren die Steuer herabgesetzt worden. Warum — oe man gefragt — warum gerade nur die Besoldeten er⸗ en, wenn Ueberschuͤsse vorhanden seyen? Die Steuer sey t, und die Frage uͤber die Erhoͤhung koͤnne auch nur be⸗ werden. Wem die Besoldungs⸗Steuer wehe thue, dem das Steuerzahlen uͤberhaupt wehe, und ein solcher sollte nem constitutionnellen Staat kein Amt suchen. — Als es h zur Abstimmung kam uͤber den Kommissions⸗Antrag: Hesoldungs⸗Steuer auf den doppelten Betrag rhoͤhen, wurde derselbe mit 41 gegen 37 Stimmen ver⸗ Zuletzt gelangte der Antrag des Abgeordneten von rgern: die Steuer vom 1. Juli 1833 an um die fte zu erhoͤhen, zur Abstimmuug, und wurde sofort mit egen 12 Stimmen angenommen. ““
Schweiz.
Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt nachstehende Privat⸗ heilungen aus der Schweiz: „Zuͤrich, 7. Oktober. Wie ich in meinem letzten Schrei⸗ orlaͤufig meldete, hat am 4ten d. eine neue, außerordentliche ets⸗Landsgemeinde in Schwyz stattgefunden. Ihr Schluß wesentlich auf Annahme des Verfasfungs⸗Entwürfes, jedoch als mit dem Wunsche, daß die hoͤchste Gewalt durch eine ons⸗Landsgemeinde ausgeuͤbt werde, moͤge nun diese am bis⸗ gen oder an einem andern Orte gehalten werden. Der Ver⸗ ngs⸗Rath, der schon von sich aus, noch vor dem Tagsatzungs⸗ hlusse vom aten d. M., den Verfassungs⸗Entwurf fuͤr ver⸗ en erklaͤrt hatte, schritt demnach zu einer abermaligen Bera⸗ g desselben, und beendigte solche schon vorgestern Abends. Der nderte Entwurf stellt nun wirklich die verlangte Kanton⸗ fsgemeinde auf, und bezeichnet Rothenthurm (auf der aße von Schwyz nach Zuͤrich und nach Einsiedeln) als de⸗ erssammlungsort. Am 11ten sollen die Bezirks⸗Gemeinden als uͤber den Entwurf abstimmen, und am 12ten der Ver⸗ inge⸗Rath zur Ausmittelung des Ergebnisses der Abstim⸗ g zusammentreten. Die Häupter der reactionairen Partei nnoch immer großen Einfluß, und werden ihn wohl bis den Zeitpunkt behaupten, wo die Erlegung der Occupa⸗ Kosten zur Sprache kommen wird. — Der Tagsatzungs⸗Be⸗ h, welcher eine vorlaͤufige Theilung des Zeughauses in Ba⸗ nordnet, hat im dortigen großen Rathe allgemeine Indig⸗ on erregt, und der Tagsatzung, selbst aus dem Munde von nern, die sich fuͤr unbefangen und leidenschaftslos halten, sere Vorwuͤrfe und Verwuͤnschungen zugezogen. Ich fuͤhle iteineswegs berufen, als Vertheidiger der von der gegen⸗ achen Tagsatzung in der Baseler Sache uͤberhaupt gefaßten bisse aufzutreten. Die rechtliche Basis hat man in die⸗ eschaͤfte, und zwar durch die Schuld nicht blos des ei⸗ 28 heils, schon laͤngst verloren; die meisten jener Beschluͤsse hnches Anderes als traurige Nothwendigkeiten. Aber der 49 uͤber die vorlaͤufige Theilung des Zeughauses wurde blichn denjenigen Gesandtschaften unterstuͤtzt, welche Basel . wuͤnschten. Getheilt mußte ja das Kriegs⸗Ma⸗ Hasledem Falle werden. Man besorgte, der Anblick des deeönehinfschuͤtzes koͤnnte die Baͤrgerschaft, deren Stim⸗ neues An sehr gereizt ist, zu Unordnungen verleiten, die wie⸗ lte man nglͤck uͤber die Stadt bringen muͤßten. Darum schten Ve Maßregel noch vor der, von Basel so sehr ge⸗ Verminderung der eidgenoͤssischen Garnison eintre⸗
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ten lassen; durch Aufstellung einer bedeutenden Truppen⸗Macht hoffte man jeden enenesan Widerstand zu Saex Iü die vorlaͤufige Theilung des Kriegs⸗Materials vollzogen, so tritt auch sogleich die gewuͤnschte Truppen⸗Verminderung ein. Allein die Stimmung in Basel ist nun einmal so, daß allen Beschluͤssen der Tagsatzung die schlimmsten Motive unterlegt werden, und die eigenen Gesandten werden nicht verschont, weil sie sich nicht, nach der Weise fruͤherer Gesandtschaften, in schroffen Gegen⸗
satz gegen die Mehrheit der Bundes⸗Behoͤrde setzen, sondern sich klug und gemaͤßigt benehmen. — keacun Basel⸗Stadttheil ist am 3ten d. M.
Die neue Verfassung von von der Buͤrgerschaft mit großer Mehrheit angenommen worden, und gestern haben be⸗ reits die Wahlen fuͤr den großen Rath begonnen.“
„Basel, 2. Okt. Nachdem der große Rath in der gestri⸗ gen Morgen⸗Sitzung noch das Erforderliche zur Einfuͤhrung der neuen Verfassung beschlossen hatte, beschaͤftigte er sich Nachmit⸗ tags hauptsaͤchlich mit dem durch die Kommissarien uͤbermach⸗ ten neuen Beschlusse der Tagsatzung, der 1) die sofortige Ab fuͤhrung der Haͤlfte unseres Kriegs⸗Materials und die Uebergabe desselben an die Regierung von Basel Landschaft verordnet; und 2) genuͤgende Garantien fuͤr die zu leistenden Kriegs⸗Contribu⸗ tionen verlangt. Wenn jene Abfuͤhrung des Geschuͤtzes ꝛc. be⸗ werkstelligt seyn wuͤrde, so werde die Besatzung um 1 Batail⸗ lon vermindert werden, gaͤnzlich aber aufhoͤren, sobald jene Ga⸗
rantieen in den Haͤnden der Tagsatzung, und uͤberdies die
Verfassung und Theilung vollzogen seyn wuͤrden. Diese neue gewaltthaͤtige Verfuͤgung war allerdings geeignet, den Unwillen der Versammlung zu erregen. Wie, heißt es, schon haben die Theilungs⸗Kommittenten ihre Arbeit in Aarau begonnen; aber
die Tagsatzung kann nicht erwarten, bis ihre Lieblinge unsere
Waffen in Haͤnden haben, und eigenmaͤchtig gebietet sie noch, ihnen vorgreifend, die Ablieferung! Um so mehr erblickte man darin eine neue Demuͤthigung und Beleidigung, da die Re⸗ gierung sich weigerte, das Begleit-Schreiben der Kommissa⸗ rien mitzutheilen, weil es in Ausdruͤcken abgefaßt sey, die nur erbittern koͤnnten. Wohl wurde gezeigt, daß die Tagsatzung hauptsaͤchlich aus Mißtrauen diese Forderung gestellt haben moͤge, aber auch diese Voraussetzung beleidigte. In der That, wenn irgend etwas behauptet werden darf, weiß man, daß Ba⸗ sel stets und unverbruͤchlich sein gegebenes Wort gehalten. Wo⸗ zu also Garantieen? Zudem sind alle Schritte der Regierung, seitdem sie ihre Unterwerfung ausgesprochen, so wie die Ruhe und Geduld, mit der alle Einwohner die so laͤstige Oecupa⸗ tion ertragen, gewiß geeignet, Zutrauen zu erwecken, und die Ueberzeugung, daß von unserer Seite den Trennungs⸗Beschluͤs⸗ sen keinerlei Hinderniß in den Weg gelegt werden sollen. Und wirklich, selbst die, die eine Trennung beklagen, tadeln lediglich wohl die Tagsatzung, die solche beschloß. Auch die Ansicht vermochte kaum zu beschwichtigen, der letzte Beschluß sey gewissermaßen eine Milderung der fruͤheren, welche die verderbliche Besetzung bis zur voͤlligen Abtragung aller Anforderungen be⸗ stehen lassen wollten. 1 was die Nothwendigkeit gebot, und die Regierung fuͤrs erste er⸗ maͤchtigt, die Theilung des Zeughauses mit den eidgenoͤssischen Kommissarien vorzunehmen, und sodann eine Staats⸗Anleihe von 1 Mill. Schweizer Fr. zu eroͤffnen, und zwar unter den derma⸗ ligen Umstaͤnden nicht zu 3, sondern zu 4 pCt. Zins. — Ueber die Reihe gewaltthaͤtiger Verfuͤgungen, welche die Tagsatzung sich seit zwei Monaten gegen Basel erlaubt, will ich mich in keine Betrachtungen einlassen. Eine gerechte und raͤchende Ne⸗ mests wiro nicht ausblerben. 15 Jahre vergingen, doch dann mußte Frankreich die geraubten Millionen der Schweiz wieder zuruͤckgeben. 30 Jahre vergingen, und dann beschloß es die Beraubung seines Adels wieder gut zu machen. Der Schwei⸗ zer kann nicht auf immer sein Rechtlichkeits⸗Gefuͤhl verlieren.“
Ftalten
Neapel, 28. Sept. (Allgemeine Zeitung.) Der Zoll auf alle aus den Oesterreichischen Staaten eingefuͤhrten Erzeug⸗ nisse ist verdoppelt worden, eine Maßregel, die fast einem Ver⸗ bote gleich gilt. Namentlich sind nun die aus Voͤhmen kom⸗ menden Artikel, wie Leinwand, Glas⸗Waaren, fuͤr die minder beguͤterten Klassen fast unerschwinglich. Das Dekret, diese Zoll⸗ Erhoͤhung betreffend, das man bis jetzt nur in der Douane be⸗ kannt gemacht hat, duͤrfte indessen wohl zuruͤckgenommen wer⸗ den, da man erwartete, die Abgabe fuͤr jede Tonne, welche kuͤrz⸗ lich in den Oesterreichischen Staaten von 3 Kr. auf 2 Fl. fuͤr alle Neapolitanischen und Sicilianischen Schiffe erhoͤht wur⸗ de, auf den alten Fuß reducirt zu sehen. Die fuͤr die Tilgung der Staats⸗Schuld bestimmte Summe ist von 1,200,000 auf 700,000 Ducati vermindert worden, und dies zwar, um ein in dem Budget dieses Jahres sich ergebendes De⸗ fizit von mehr als einer Million, welches zugleich durch eine in den Kriegs⸗ und Finanz⸗Ministerien bewirkte Ersparniß von 600,000 Ducati vollstaͤndig gedeckt ist, auszugleichen. Der Koͤnig hat es vorgezogen, den Tilgungs⸗Fonds zu reduciren, als eine neue Anleihe zu machen, oder seine Unterthanen mit einer außerordentlichen Steuer zu belasten, und in der That ist diese Maßregel bei der im Vergleich selbst mit kleineren Staaten so unbedeutenden Neapolitanischen Staats⸗Schuld (80 Millionen Ducati) und bei den unermeßlichen Huͤlfsmitteln die⸗ ses Landes, unstreitig die angemessenste und zweckmaͤßigste. — Der Plan einer National⸗Garde fuͤr das ganze Koͤnigreich wird nun unverzuͤglich zur Ausfuͤhrung gebracht werden. (Die Ver⸗ ordnungen zur Errichtung derselben wurden bereits in Nr. 287 der Staats⸗Zeitung erwaͤhnt.) In der Hauptstadt soll dieselbe aus 12,000 Mann bestehen, 1000 fuͤr jedes der zwoͤlf Quartiere. Eine berittene Ehren⸗Garde von 150 jungen Leuten aus guten Familien hat schon die Genehmigung des Koͤnigs erhalten. — Vor einigen Tagen ist das erste mit Neapolitanischen und Sici⸗ lianischen Weinen beladene Schiff nach Suͤd⸗Amerika abgegangen. — Die verwittwete Herzogin von Leuchtenberg hat ihre Bade⸗ zeit in Castellamare vollendet und ist seit einigen Tagen wieder in Neapel. Sie wird in Kurzem nach Rom abreisen, wo sie den Winter uͤber zu verweilen gedenkt. Das Karneval verspricht dieses Jahr sehr glaͤnzend zu werden. Man erwartet die be⸗ ruͤhmte Malibran, welche fuͤr 30 Vorstellungen im Theater San Carlo engagirt ist. Unter den Fremden von Auszeichnung, wel⸗ che den Winter hier zubringen sollen, nennt man die Familien Geymuͤller aus Wien, Hope aus Amsterdam und eine Unzahl von Englaͤndern.
Spanien.
Nach einem von Englischen Blaͤttern mitgetheilten Schreiben aus Madrid vom 30. September war die Haupt⸗ stadt auch an diesem Tage ganz ruhig, und die außerordentlichen Maßregeln schienen ganz unnoͤthig. Die Garnison, aus der K. Garde und dem Regimente der Prinzession v. Asturien bestehend, war 8000 Mann stark. Das Letztere und die Provinzial⸗Gre⸗ nadiere sind der Koͤnigin ganz ergeben. Die anderen Truppen
Zugleich wurde aber freilich beschlossen,
sind schwankend, ruͤhrten sich abe Mann starken K. Freiwilligen.
Berlin, 17. Okt. Der hiesige wissenschaftliche Kunst⸗Verein feierte vorgestern Abend, unter Vorsitz des Herrn Professor Tiek, den Geburtstag Sr. K. H. des Kronprinzen, welcher zugleich der Stiftungs⸗Tag der Gesellschaft ist, durch eine oͤffentliche Sitzung. An Kunst⸗Gegenstaͤnden wurden die Werke Thorwaldsens in Um⸗ rissen und mehrere andere, aus dem reich ausgestatteten Lager des Kunsthaͤndlers Herrn Kuhr eingesendete neuere Kupferstiche zur Ansicht vorgelegt. Vorzuͤgliche Aufmerksamkeit erregte ein, durch die Gefaͤlligkeit des Herrn V. Ebers der Gesellschaft zur Ansicht mitgetheilter, schlafender Amor von Alabaster mit der Chiffer M. A. B. (Michael Angelo Buonarotti.) Hierauf erstattete der Secretair des Vereins, Herr Dr. Fr. Förster, Bericht üͤber eine, von Herrn Schnaase aus Duͤsseldorf eingesendete Abhandlung uͤber Genre⸗Mahlerei und theilte im Auszuge interessante Notizen uͤber die Genre⸗Malerei der Griechen und Roͤmer mit. Die Gesell⸗ schaft blieb zu einem heiteren Festmahle beisammen, bei welchem mit herzlichster Theilnahme auf das Wohl des, der Wissenschaft und Kunst mit reiner Begeisterung zugethanen, hochverehrten Koͤ⸗ nigssohnes die Glaͤser geleert wurden.
— Am 13ten d. M. beging der Prediger bei der Franzoͤ⸗ sischen evangelischen Gemeinde zu Schwedt, Herr Chobdowlecki, seine funfzigjaͤhrige Amts⸗Jubelfeier. Der ehrwuͤrdige fuͤnf und siebzigjaͤhrige Jubilar hat sich waͤhrend seiner langen, einer und derselben Gemeinde gewidmeten Amtsfuͤhrung durch seine man⸗ nigfachen Verdienste, besonders aber durch seine rastlose, Alles hinopfernde Mildthaͤtigkeit, die als ein schoͤnes Vorbild wahr⸗ haft christlichen Sinnes anzuerkennen ist, die innige Liebe und Verehrung seiner saͤmmtlichen Mitbuͤrger erworben, was sich bei dem Jubelfeste auf die offenste und herzlichste Weise aussprach. Das Fest wurde bereits am 12ten Abends durch einen kirchlichen Gesang eingeleitet, welchen die Schwedt'sche Stadtschule dem 0 1-„ „ . 8 1u n Jubilar brachte. Am 13ten Morgens wurde der Jubelgreis zuerst von dem Presbyterium seiner Gemeinde, sodann von dem Herrn Konsistorial⸗Rath Palmié, der im Auftrage der vorgesetz⸗ ten Behoͤrden nach Schwedt gekommen war, und den uͤbrigen anwesenden Franzoͤsischen und Deutschen Geistlichen, zuletzt von den Deputationen des Magistrats, des Militairs, so wie der uͤbrigen Behoͤrden, unter Anfuͤhrung des Herrn Landraths von Wedell⸗Parlow, bewillkommnet. Diese verschiedenen Deputatio⸗ nen, denen sich die gesammte Franzoͤsische Gemeinde zu Schwedt anschloß, geleiteten den Jubilar zur Kirche, wo derselbe uͤber Apokalypse 3, 11 eine durch evangelische Glaubenskraft und reiche christliche Erfahrung ausgezeichnete Predigt hielt. Nach Beendigung derselben richtete der Uhnein nale Heath Herr Pal⸗ mié an den Jubelgreis eine ergreifende Anrede und segnete ihn, im Beistand saͤmmtlicher anwesenden Geistlichen, ein. Die ganze kirchliche Feier trug das Gepraͤge eines echt evangelischen Sin⸗ nes und brachte einen tiefen Eindruck hervor. — Nach derselben fand ein von dem Magistrate veranstaltetes Festmahl statt, an welchem die zahlreichen Verehrer des Jubilars aus allen Staͤn⸗ den Theil nahmen. Vor Eroͤffnung desselben uͤberreichte der Herr Konsistorial⸗Rath Palmié dem Jubilar die Insignien des ihm von des Koͤnigs Majestaͤt Allergnaͤdigst verliehenen Rothen Adler⸗Ordens vierter Klasse, so wie die Gluͤckwuͤnschungs⸗Schrei⸗ ben des Koͤnigl. Konsistoriums der Provinz, der Koͤnigl., Regie⸗ rung zu Potsdam und des Konsistoriums der Franzoͤsischen Kir⸗ che zu Berlin. Waͤhrend der Mahlzeit brachte der Jubilar selbst in einfachen aber ergreifenden Worten den Toast auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs aus, in den alle Anwesende mit lautem Jubel einstimmten. Die Gesellschaft trennte sich mit dem aufrichtigen Wunsche, daß die Vorsehung den ehrwuͤr⸗ digen Jubelgreis noch lange in kraͤftigem, segensreichem Wirken seiner Gemeinde erhalten moͤge.
— Gestern wurde hierselbst die Ziehung der Praͤmien von den 9000 Nummern der Praͤmien⸗Scheine der Seehandlung à 50 Rthlr., deren Serien am 1. Juli d. J. gezogen worden, fortgesetzt. Die erste Haupt⸗Praͤmie von 100,000 Rthlr. fiel dabei auf Nr. 76,453; ferner fielen auf Nr. 186,594: 8000 Rthlr.: auf Nr. 26,546: 4000 Rthlr.; auf Nr. 167,378 und auf Nr. 197,075; 2000 Rthlr.; auf Nr. 25,997, Nr. 132,981, Nr. 144,217, Nr. 163,877, Nr. 167,031 und Nr. 239,169: 1000 Rehlr.; end⸗ lich auf Nr. 62,172, Nr. 62,178, Nr. 109,730, Nr. 158,383, Nr. 207,002, Nr. 209,207 und Nr. 209,533: 500 Rthlr.
— Aus Breslau geht uns die nachstehende Zusammen⸗ stellung von der Anzahl der im verflossenen Sommer in den vorzuͤglichsten Bade⸗ und Brunnen⸗Orten der Provinz Schle⸗ sien befindlich gewesenen Bade⸗ und Brunnen⸗Gaͤste zu. Warmbrunn war von 1200 Familien und einzelnen Gaͤsten (836 Familien unod 364 Personen) besucht; Salzbrunn von 938; Altwasser von 422; Landeck von 398; Reinerz von 158; Cuvowa von 153; Nieder⸗Langenau von 88, und Charlottenbrunn von 67. Die Gesammt⸗Summe aller Fa⸗ milien und einzelnen Gaͤste belief sich hiernach auf 3424.
— Am 6ten d. M. wiederholte sich zum sechstenmale das schoͤne Fest, das die Frau Graͤfin Renard alljaͤhrlich 24 Schu kindern (12 Knaben und 12 Maͤdchen) der aͤrmeren Insassen derjenigen Gemeinden der Herrschaft Groß⸗Strehlitz (Regierungs⸗ Bezirks Breslau), welche entfernt von der Schule liegen, be⸗ reitet. „Es gewaͤhrte einen erhebenden Anblick“, so schreibt man von dort, „diese armen Kinder, von Kopf bis zu Fuß neu be⸗ kleidet, festlich bewirthet und beschenkt, den Schloßhof verlassen zu sehen. Da die unbemittelte Jugend im Winter, wegen Man⸗ gels an warmer Bekleidung und Entfernung der Ortschaften, besonders in Ober⸗Schlesien, vom Schul⸗Besuche haͤufig abgehal⸗ ten wird, so kann jenes sich allaͤhrlich erneuernde Fest der Wohl⸗ thaͤtigkeit nur erfreulich auf jeden Freund der ECivilisation der aͤrmeren Volks⸗Klassen einwirken und wird gewiß zur Nach⸗ eiferung anspornen.“ 1
— Aus Oberwesel meldet man unterm 11ten d. M. „Die Lese der rothen Weintrauben hat heute bei uns begonnen; die Trauben selbst sind vollkommen reif und von besonderer Suͤße. Der Abgang an denselben war stark, worauf indessen bei dem guten Wetter nicht geachtet ward, weil man in der Qualiraͤr ersetzen wollte. Nach dem Urtheile aller Kenner soll der dies jaͤhrige hiesige rothe Wein den vorzuͤglichen Jahrgaͤngen ange⸗ hoͤren. Die Qualitaͤt wird sich hiernach der vom Jahre 1825 gleich stellen, und die Auantitaͤt schaͤtzt man ½ geringer, als im Jahre 1828.“
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Auswärtige Börsen. 8 Amsterdam, 12 Oktober. 8 8 . Niederl. wirkl. Schuld 46 ½. 59 90 ½. Auszesetzte Schuld 19. Kunz-B.II. 19⁄¼. 4 ½ 8 Synd. 83 ½. Russ. (1828) 100 ¼.“ v. 1831) 99.
5½ Span. 53 ⅛. 3 ⅔ do. 31 ⅛. 1““ 8.