1833 / 295 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dernngen.

terlassen.

dann auch

Reichthum enthaͤlt, und doch liegt in dem hier Dargebotenen, dem Vernehmen nach, nur etwa der zehnte Theil von dem vor, was von den geistigen E dieses stuͤndlich bewegten Gemuͤths, das ch am liebsten im raschen Augenblick der Eindruͤcke improvisirend erschloß, auf Schrift und Papier unabsichtlich uͤbergegangen. Bild uͤberdenkend, finden wir ihm Aehnliches nur bei einem Manne wieder, der, wenig beruͤhmt und zuruͤckgezogen lebend wie sie, und, wie sie, allen außeren Glanz der Wiet⸗ gleiche Art durch ein maͤchtiges, nach allen Richtungen hingehendes Gelsteswogen und durch scharfes, geniales Sehen der Zeit, im per⸗ soͤnlichen Umgange mit großen Vorkaͤmpfern auf dem Tages⸗Schau⸗ plah, einen unabweisbaren Einfluß auf das Allgemeine gewann. Dies war der in Paris lebende Graf Schlabrendorf, durch vielfach zusammenstimmende Charakter⸗Eigenthuͤmlichkeiten ein gleichgearte⸗ tes Naturell, mit Rahel auch das Einsiedelische des Geistes, das Blitzende und Seherartige der Auffassung, und vor Allen Unlust und Mangel an eigener Darstellung und Aufzeichnung des innerlich reich ee und Bedachten⸗ in einem uͤberraschenden Grade theilend. dem die Rede seyn, was als Stufe erworbener und auf dem Grund der Zeit ausgeorägter Bildung in einer solchen Natur, wie Rahel, hervorrageno erscheint, so wird man hier Etwas gewahr werden, das. dem naͤchstgegenwaͤrtigen Tagesleben nicht mehr angehoͤrt, son⸗ dern ea eine fruͤhere und vergangene Zeit Deutscher Bildungs⸗Be⸗ strcungen bereits hinausdatirt. Die neunziger Jahre des vorigen Fahrhunderts waren das eigentliche literarische Lebensalter der Deut⸗ schen. Alle Füdung war da wesentlich literarisch und mit philo⸗ sophirender Gruͤndlichkeit 18es slbh. in die gewoͤhnlicheren Fa⸗ milienkreise schien ein geschaͤftiges Literatur⸗Leben eingedrungen, und man folgte von Messe zu Messe den Entwickelungen der Schrift⸗ steller, mit der andere Voͤlker nur ihren auf Eroberungen und Graͤnz⸗ Erweiterungen ausgeschickten Feldherren nachzusehen pflegten. Es war die allgemeine Pfingst⸗Feier der National⸗Literatur, die durch große Geister erst jetzt ihre Auferstehung erlebt hatte, und da regte, bewegte, tummelte und begeisterte sich Alles, was den Deut⸗ schen Namen trug, um als Festgaͤnger oder Kranzwinder mitzuer⸗ scheinen. Das 1e bildete sich mit und nach seinen Schrift⸗ stelleen, und e war nichts Seltenes, daß begabte Maͤnner und Frauen ordentlich systematisch, nach Ideengang eines großen geliebten Dichters, den sie fast mit Nonnen⸗ Andacht zu ihrem Seelen⸗Braͤutigam erkohren hatten, sich in sich entwickelten. Es konnte wohl keinen fruchtbareren Bo⸗ den fuͤr tuͤchtige geistige Bildungen geben, als diese zeit, und was aus lhr hervorgegangen, hat sich durch Gediegenheit, Reichthum und innere Wahrheit vielgestaltet unter den Deutschen bethaͤtigt. Diese Zeit großer litergrischer Ideen⸗Bewegung hatte vor Allen Rahel nicht nur erlebt, sondern miterzeugt und getheilt, als eines der tiefempfaͤnglichsten und mitfuͤhlenden Organe der da⸗ maligen Periode, und mit ihrer scharfen Originalitaͤt alle Eindruͤcke gleich ihrer eigensten Persoͤnlichkeit gewinnend, stellte sie so eine eltene, senicheize Bildung dar, die man vorzugsweise, wie wenige, eine klassische nennen koͤnnte, wenn sich ihr nicht zugleich in der Art ihres Charakters etwas Groteskes und Wildbewegtes beige⸗ mischt haͤtte. Sie war, in der Weise ihrer lebhaften Natur, im⸗ mer wie eine Thyrsus⸗Schwingerin der Zeit⸗Gedanken; sie waͤlzte, wie eine Prophetin, Vergangenheit und Zukunft in ahnender Seele, und sagte daraus fuͤr das Werden und Entwickeln der Dinge tiefe, lakonische Weissagungen vorher. So hat sie, immer den Blick auf das Ganze richtend, aus diesem Manches vorausgedeutet, was im Einzel⸗ nen, in den Wendungen bedeutender Verhaͤltnisse und Individualitaͤten uüͤberraschend eingetroffen ist, und der dereinstige Entwickelungsgang eines gcben Talents war von ihr oft viele Jahre zuvor bis auf die leiseste Nuance erkannt worden. Was ihr aber diese Kuͤhnheit und Staͤrke des Sehens und Erkennens geliehen, war vornehmlich der große E in dem Alles in ihrem Wesen gestanden, und aus dem heraus sie jede Einzelnheit der Erscheinung gleich geistig und allgemein zu beziehen gewußt. Und diese so viel und tief erlebende Frau, in der sich die hoͤch⸗

dem

Ihr

amkeit verschmaͤhend, auf

zunaͤchst, um diesen Charakter zu entwicheln, von

heit wissenschaftelnde Zeit Deutschlands, bis an die neuen politischen Bewegungen des Jahres 1830 heran, welche letz⸗ teren aber in den Briefen Rahel's aus dieser Persohe nur kurz und abgebrochen nach ihren Einfluͤssen auf sie angedeutet werden.

Was Rahel's Verhaͤltniß zur Deutschen Literatur zuerst am bedeutsamsten erscheinen laͤßt, war ihr fruͤhes Erkennen Gothe's und der universalen Bedeutung seiner Poesie. Zu einer Zeit, wo Gleichguͤltigkeit, Mißverstand und Feindseligkeit das, was der große Dichter fuͤr den Aufgang der Deutschen National⸗Poesie gewirkt, noch fast allgemein zu verdunkeln und niederzuhalten strebten, hatte sie, ein junges Mäͤdchen, in der Stille schon die umfassendsten Studien seiner Werke gemacht, und in ihren naͤchsten Lebenskreisen mit entschiedener Begeisterung und Einsicht die Macht und Kunst⸗ Vollendung seines Genius verkuͤndigt. b b

Sie war es eigentlich, welche durch Ausbreitung seiner Dichtergroͤße im Privatleben die nachmalige enthusiastische Anerkennungs⸗Periode fuͤr Goͤthe hatte vorbereiten helfen (vergl. S. 22.) und selbst nach dem wenigen Aphoristischen, was sie von ihrem Verstaͤndniß nieder⸗ schreibend mitgetheilt, koͤnnte man sie wohl den groͤßten Kenner der Goͤtheschen Werke in ihrem feinsten Zusammenhange nennen, der gelebt hat. Zu bedauern bleibt, daß sie nie eine ausgefuͤhrte kriti⸗ sche Darstellung des Dichters, in den sie sich so mit ihrer ganzen Natur hineingedacht, uͤber sich vermochte, da sie hier in gewisser Hinsicht das Hoͤchste der Beurtheilung zu leisten im Stande gewe⸗ sen waͤre. Wie tiefgefaßte und in schaͤrfste Beziehungen gestellte Ansichten sie uͤberhaupt von der Ausuͤbung der Kritik hatte, geht vor⸗ nehmlich aus einem ihrer Briefe vom Jahre 1794 hervor, worin sie die vielbesprochene Rezension Schiller's uͤber Matthisson, die allerdings ein großer ideglistischer Irrthum war, schon damals auf das lebhaf⸗ teste zu annihiliren sucht: „O Laokovon, o Lessing! hab' ich nur denken koͤnnen. Wenn der was Allgemeines sagte, so bestimmte er was, setzte er was fest (freilich hat er sich zu Tod' geaͤrgert!) wenn der recensirte, tadelte er, wenn er tadelte, gab er die Ursachen an. Man macht so viel Laͤrm von dieser Recension, und als ob sie so schwer waͤre; ich habe eben keine so hagelneue Ideen darin gefunden. Die Vergleichung der Dichtkunst mit der Malerei, und also auch die fernere Anwendung des Landschafts⸗Malers und Ge⸗ schichts⸗Malers ist mir gar nicht aufgefallen, und ist, duͤnkt mich, hundertmal in Lessing vorgekommen; den wollen sie mit aller Ge⸗ walt vergessen, weil seine Recenstonen (denn viele seiner Werke, und besonders Laokoon, kommen mir wie Nccensionen der Kuͤnste vor) nicht so sentimental waren, und er nicht immer das Genie re⸗ censirte, analisirte, das hohe Menschliche heraussuchte, und bewies, daß das Genie ein Genie ist; sondern das Kunstwerk vornahm, aufstellte, mit Gruͤnden tadelte, oder fuͤr das alte Lob welche zeigte, den Forderungen sichere Graͤnzen steckte, und mit richtendem Blick und enthusiastischem Beifall das Genie sie erreichen sah, und seine Genialitaͤt in Ruhe ließ.“

Inzwischen war der literarische Eudaimonismus der Deutschen durch den ernsten Drang der weltgeschichtlichen Ereignisse allmaͤlig auch aus seinem suͤßen Frieden aufgeschreckt worden. Die erste Reihe der Franzoͤsischen Revolutions⸗Jahre schien noch kaum einen tiefer greifenden Funken der Unruhe in die ge⸗ sellschaftlichen Zustaͤnde Deutschlands geworfen zu haben; man ästetisirte, philosophirte, unterhielt sich nach wie vor behaglichst, und politisirte nicht; und in den Briefen Rahels aus dieser Periode ist

Die Revolution steht in der Ferne nur wie ein brennender Komet, den man als ganz absonderliches Ungethuͤm noch außer Zusammen⸗ hang mit der uͤbrigen Welt⸗Ordnung erachtet; man bezieht sie nur bang aͤußerlich als etwas Voruͤbergehendes. Es erdroͤhnten jedoch ald auch die Grundvesten der alten traͤumerischen Germania, das laͤngstverwelkte Reichsverband zerriß, und ein universaler Eroberungs⸗ Krieg, in den sich die Franzoͤsische Revolution aufgelost hatte, drang umgestaltend auch uͤber die Deutschen Graͤnzen. Da wurden neue Interessen lebendig, und ein neues ihr fruͤher nie bewußt geworde⸗

sten Interessen bedeutender Zeitlaͤufe unaufhoͤrlich zu einer schoͤpfe⸗

rischen Gedankenwelt begegneten, hatte gleichwohl das Darstellen

und Aussprechen ihres Innern nicht nur zu keinem küͤnstlerischen Beruf in sich ausgebildet, sondern vielmehr auffallend vernachlaͤs⸗ siat und gering geachtet. Sie war ohne Zweifel inwendige Kuͤnst⸗

erin und Dichterin, die immer ein werdendes Leben in sich bewegte und ausbaute, aber wie in vielen trefflichen Gemuͤthern die Poesie als eigentliche Lebenskraft bloß vorhanden scheint, ohne als Kunsttrieb selbst sich gluͤcklich aͤußern zu koͤnnen, und wie sie als eceerstere bei weitem allgemeiner zum Großen und Edlen wirkt, denn als letzterer, so fuͤhlte sich auch Rahel nie zum Versuch kunstmaͤßigen oder absichtlichen Mittheilens ihrer Gedanken ge— Dagegen besaß sie einen eigenthuͤmlichen gewisser⸗ mmaßen angebornen Hang, in Briefen sich auszusprechen, worin sie

sich schon seit fruͤher Jugend lebhaft erging (vgl. S. 530 ff.), und

in dieser Weise, die ebenfalls eine im vergangenen Jahrhundert be⸗ sonders vorherrschende, jetzt ziemlich verfallene Sitte unter den Deutschen ist, hat sie die merkwuͤrdigsten Abdruͤcke ihres Geistes hin⸗ Sie klagt und spricht oft daruͤber, daß sie eigentlich nicht schreiben koͤnne, bei all ihrem richtigen Geschmack fuͤr aͤsthetische DOarstellung (vgl. den Brief an D. Veit, S. 95.), aber wie sehr ihr auch außere Unbeholfenheit oft in den Weg tritt, und auf eine seltsame Art selbst das Material ihre Erguüsse hemmen will, z. B. ddeie Schreibfeder, die sie nicht selbst schneiden kann, und wo denn mitunter in aller Verlegenheit die Kammerjungfer mit der Scheere

daran zurechtstutzen hilft, so daß ein abenteuerliches Werkzeug ent⸗

steht, das, eine gewaltsame Handschrift hervorbringend, die Brief⸗

schreibende jedoch durch den Widerstand erst recht zu einem rüuͤhnen Fluge der Mittheilung anzureizen scheint, kurz, wie aauch des Unguͤnstigen viel zusammentreffen mag, so hat doch MNiiemand je origineller geschrieben als sie. Indem sie nur rrein die Gedanken aus sich abschreibt, und nach der unmittelbaren geistigen Empfaͤngniß bastig auf das Papier schleudert, wird sie in unnruhiger Bewegung die großartige Wortbildnerin, und mitten in dem Gefuͤhl der Darstellungs⸗Unfaͤhigkeit, das sie beschleichen will, erschafft sie Ausdruͤcke und Bezeichnungen, die wie eine fertige Mi⸗

naerva mit Helm und Schild aus ihrem Haupt hervorgegangen schei⸗

nen. Ohne irgend stilistische Motive bei sich zu kennen, schreibt sie doöooch, wie wenige Autoren, einen durch und durch eigenthuͤmlichen Stil, weil sie nur ganz sich selbst schrieb, und es herrscht eine so draͤngende, wogende, oft gewaltsame Gedanken⸗Gaͤhrung in ihrer Schreibart, daß man, so oft sie sich aͤußert, eine Pythia im Schweiß der Begeisterung zu sehen glaubt. Auf der andern Seite scheinen 1 1g die innerlichst gebliebenen Gedanken nicht selten noch wie ohne Koͤrper und Kleid aufzutreten, und ein dunkles Ele⸗ mment breitet sich geheimnißyvoll verjchteirend uͤber geistestrunkene Ausspruͤche hin. Dabei ist nicht die geringste Spur von Ostentation in ihr, und ihrer Mittheilungsweise auch nur zu ahnen, und daß sie jedesmal lediglich den Zweck hat, sich so zu außern, wie es gerade in ihr vorgeht, zeigt sich besonders daran, daß sie immer dieselbe ist, und in dersel⸗ ben charakteristischen Weise sich ausspricht, an wie verschie⸗ dene Persoͤnlichkeiten, und unter wie verschiedenen Bedingungen sie auch Briefe schreiben mag. Bei der seltsamsten Originalitaͤt kann man sie doch in gewisser Hinsicht natuͤrlich nennen, und Jeder, der eine solche Natur versteht, muß beistimmen, wenn sie selbst ein⸗ mal ausruft; „Warum sollt ich nicht natuͤrlich seyn? Ich wuͤßte nichts Besseres und Mannigfalteres zu affektiren!“ Zeit,

Es sind vornehmlich dreierlei Perioden des Lebens und der welche sich in dem aus ihrem Nachlaß Ausgewaͤhlten im bestimmten Wiederklang der vorherrschenden Ei ist zuvoͤrderst die bezeichnete literarisch⸗philosophische Stimmung der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, dann die mehr zur Theilnahme an oͤffentlichen Lebens⸗Interessen erweckende Epoche der sogeannten Deutschen He enss ⸗Kriege, und demnaͤchst die hierauf folgende, wir moͤchten sagen, in Friedens⸗Traͤg⸗

V

Eindruͤcke bemerklich machen. Dies

nes Gefuͤhl macht sich auch in Rahel geltend, das der Vater⸗ landsliebe. Sie verkuͤndigt diese in einem schoͤnen Gleichniß von sich: „O, ich habe es nie gewußt, daß ich mein Land so liebe! Wie Einer, der durch Physik den Werth des Bluts etwa nicht kennt; wenn man'’s ihm abzieht, wird er doch hinstuͤrzen!“ Das Jahr 1813 ruft ste auch in ihrem Kreise zur thaͤtigen Theil⸗ nahme an den oͤffentlichen Angelegenheiten heraus; sie zeigt sich un⸗ ter den andern mildgesinnten Frauen Berlins, die damals an dem Altar des Vaterlandes die herrlichsten Pflichten der Weiblichkeit ausuͤbten, geschaͤftig in der Pflege und Erquickung verwundeter Krieger, und uͤbertrifft alle so sehr an Eifer, daß sie, krank geworden, ihr Bureau sogar vor ihrem Bett aufschlaͤgt, um an demselben Jaͤger und Sol⸗ daten zu empfangen und mit Rath und Trost zu entlassen. (Vgl. S. 260.) Ja, sie hat im Namen der Frauen, die sich zur Stiftung eines Lazareths vereinigten, einen Aufruf an das Publikum verfaßt, der in den Zeitungen verbreitet werden sollte. (S. 249.) Unter allen aͤußeren Anregungen dieser Jahre verliert die begeisterte Frau doch nie den innersten metaphisischen Faden des verwirrten Welt⸗Zu⸗ standes aus der Seele, und sie schreibt im Februar 1816 an ihren Bruder Ludwig Robert folgendes wunderbar im Geist Gesehene: „Danieder liegen die Menschen aus allen Ecken Europa's; aus allen Ecken habe ich sie abgehoͤrt, und hoͤre sie sich beklagen, sehe sie sich unbehaglich fuͤhlen, ruͤcken und klimmen; Alle, die nur nicht ganz gemein, ganz roh, ganz plump steigen und gewinnen, ohne Zweck, aus Prahlsucht und Luͤge, ganz nach Außen. Meiner Natur Spinnen ist nun, das, was mich quaͤlt, bis zu seinem Ursprunge hin zu verfolgen, daß heißt, bis an die Graͤnze seines Verstaͤndnisses. Ich verstehe nun der Welt Gewirre und ihren jetzigen Zustand so: Es fehlen zu den bedeutend vielen kleinern Detall⸗Erfindungen moͤcht' ich es nennen Entdeckungen des Menschenwitzes, wodurch er nun seit den neuern Jahrhunderten seine Sinn⸗Organe gluͤcklich henug ergaͤnzt, sich die Außenwelt dienstbarer, die ganze Erde be⸗ annter und kleiner gemacht hat, einige große Erfindungen und An⸗ nahmen, wie sonst es einmal muͤssen Ehe, Menschen⸗Gemeinden mit Gesetz⸗Erfindung, die zehn Gebote u. dgl. gewesen seyn. Das Alte, Einfache, damals große Erfundene reicht durchaus nicht hin. Der Einzelne ist maͤchtiger in seinem Sinn und Geist, reicher vorgebil⸗ det, als das Gesammte, das ihn regieren soll, und es, ohne Respekt, Bewunderung, Meditation einzufloͤßen, nie kann. Hiermit meine ich bei weitem nicht die Regierenden; sondern das Regierende, wel⸗ ches hoͤher, in Intelligenz, Erhabenheit und Erfindung seyn muß, als die, welche regiert werden, wenn solche regiert werden koͤnnen. Ich bin gewiß, wo viele Menschen als Voͤlker zu⸗

sammen waren, fanden sie sich ungefaͤhr, aber nur sehr ungefaͤhr, in solchem Zustande, wie wir, kurz vor einer der großen Erfindun⸗ gen, die man auch Offenbarungen nennt. Nichts aber, was wir aus den Buͤchern und Sagen kennen, kommt, duͤnkt mich, dem jetzigen Zustande der Erde gleich! Alte gebildete Voͤlker hatten Saͤulen zu Graͤnzen der Welt, Hoͤhlen zur Hoͤlle, schoͤne Inseln und Berge zum Olymp; nannten andere Voͤlker Barbaren, wollten dies und nahmen sie zu Sklaven. Jetzt aber, wo die ganze Eerde bereiset, gekannt, Kompaß, Teleskop, Druckerri, Menschenrechte, und

wer weiß, was Alles erfunden ist, in vierzehn Tagen allenthalven

gewußt wird, was allenthalben geschehen ist, und doch die Ur⸗Be⸗ duͤrfnisse, Rahrung, Vermehrung, das hoͤhere und hoͤhere Wollen fortexistiren; wie sollen die alten Sitten⸗Erfindungen noch vorhal⸗ ten (nicht das Beduͤrfniß nach Sitte, fuͤr welches erfunden oder entdeckt werden muß)? Daran, glaube ich, krankt die jetzige Welt; so mannigfaltig ausgebildet, groß und allgemein war diese Krank⸗ heit noch in keinem uns bekannt gewordenen Zeitpunkt, obgleich sie nur nach und nach diese Ausbreitung gewinnen konnte, wozu eine ewige Anlage da war.“ Th. Mundt.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 17. Oktober. v 11“ Niederl. wirkl. Schuld 46 ½ v. Ausgesetzte Schuld 19⁄. Kanz- Bill. 19½. 68 Anl. 102. Neap. —. Oesterr. 89 ½. Preuss. Prä-

1916

auch nur von Literatur, von innerem und geistigem Leben die Rede.

2

mien-Scheine 87 3.

52 ¾, 38 do. 34 ½. Antwerpen, 16 Oktober. 5-5. 90 ½ à 91. Mei. 91 ½. 5 Span. 51 ½. à 58.

Zinsl. 10. Neap. 83. Frankfurt a. M., 19. Oktober.

Oesterr. 5 8 Metall. 92 ½. 92 v½. 48 82 82 ¼. 8 50 ½. Br. Bank-Actien 1420. 1416. Part.-Obl. 131. Br. LoOcose 1 Fl. 197. G. Holl. 58 Obl. v. 1832 881½. 88 ⁄⁄. Poln. Lona 5 8 Span Rente in Amsterd. negoc. 54. 3 do. perp. 349½. ( Warschau, 18. Oktober. Pfandbr. 90 ½

Russ. Assign. 184 ½. 185.

Paris, 16. Oktober. 58 Rente pr. compt. 101. 5. fin cour. 101. 15. 3 8% pr. —. fin cour. 72. 10. 59 compt. 86. 90. fin cog 5 % Span. perp. 54 ½. 38 do. 33 ¼. 58 Belg. —. 5 ½ Ras

72.

Berliner Börse. Den 22. Oktober 1833.

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preusa. s

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St.- Schuld-Sch.; 4] 96 ¾ j 96 ½ Pr. Engl. Anl. 18. 5 103 Pe. Engl. Anl. 22. 103 ¾ Pr. Engl. Obl. 30. 90⅔ Präm. Sch. d. Seeh. 51 ½ Kurm Obl. m. J. C. 95 ½ Neum. Int. Sch. do.] 95]¹ Beel. Stadt-Obl. 96 ½ Königab. do. Elbinger do. Danz. do. in Th.

Westpr. Pfandhr. mmngsnr

29

Grofshz. Pos, do. Ostpr Pfandbr. Pomm. do.

Kur- u. Neum. do. Schlesische do. Rkst. C. d. K.- u. N. Z.-Sch. d. K. u. N.

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100 1c 109 106 65 65

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᷑ᷓ́ 250 Fl. 10 250 Fl. 142% 300 Mb. 1 152 300 Mk. 151% 1 LSt. 6 vp 300 Fr. . 1 2 Uit. 10 Augsburg.... .. 150 Fl. 8 Breslau. . . 100 Th . 99 Leipzig. 100 Th 7

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21 Neue do.

36 ½ Friedrichsd'or.

98 isconto ve

Wechsel- Cours.

1411 veas

Amsterlcdam. 1 dito

Hamburg

dito

London

Paria

Wien in 20 Xxk.

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Franklur 150 Petersburg 100 Rbl. Warschau . 600 FI

Meteorologische Beobachtung.

1833. Morgens Rachmitt. Abends Nach einme 21. Oktober. 6 Uhr. 2 Uhr 10 Uhr. Beobacht

Luftdruck. 336,7 8 „Par. 337, 7 Par. 337,5 °“ Par. Quellwärme 8 Luftwaͤrme 4,1 °%R. 10,2 °R. 5,0 °R. Flußwärme 7, Thaupunkt 378 °R. 3/ °R. 3,0 °R. lußwarme 7,

Dunstsaͤttg. 89 pCt. 60 pCt. 835 pCt. Bodenwaͤrme 7, Wetter... neblig. heiter. heiter. Ausdünst. 0,0. Niederschlag 0.

Wind... W. WSW. W. Uhr war der Luftdruck: 334,7 °

Wolkenzug SW. Am 20sten Abends 10

Koͤnigliche Schauspiele.

Mittwoch, 23. Okt. Im Schauspielhause: Mulier! in ecclesia, oder: Die kluge Koͤnigin, historische Tragi⸗ die in 3 Abtheilungen, von E. Raupach. Hierauf: Fran Vorstellung des Herrn Alexander, aus Paris: Ruses de las, pièce en 1 acte et en prose, traduit de l'anglais,. Alexander. Personnages: Furlough. capitain anglais. Pll- alderman. Nicolas, domestique de l'alderman. Mistriss bil- Miss Plirtilla, fille de l'alderman. (Obige fuͤnf Charaktere von Herrn Alexander allein, ohne Mitwirkung einer a Person, dargestellt.)

Donnerstag, 24. Okt. Im Opernhause: Der Kau von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Shak (Herr Grua: Bassanio.)

Es wird ersucht, die bereits zu dieser Vorstellung gele -Eeu“ gegen Opernhaus⸗Billets umtauste

Konigstaͤdtisches Theater.

Mittwoch, 23. Okt. Zehn Jahre aus dem Leben einer oder: Boͤse Rathschlaͤge, Melodrama in 6 Abtheilungen, dem Franzoͤsischen des Scribe, frei bearbeitet von Fr. Ge

Donnerstag, 24. Okt. Des Adlers Horst, romantisth sche Oper in 3 Akten, von K. v. Holtei; Musik vom! .e Glaͤser. (Mad. Schodel: Rosa. Dlle. Maria.

Freitag, 25. Okt. Die Beutelschneider, oder: „De ich gleich gedacht“, Posse in 1 Akt, nach einer wahren aus dem Leben des beruͤchtigten Cartouche, von Dr.] Hierauf: Schneider Fips, oder: Die gefaͤhrliche Nachba Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Zum Beschluß: Der decker, komische Gemaͤlde in 5 Rahmen, von L. Angelgy.

Markt⸗Preise vom Getraide.

9 Berlin, den 21. Oktober 1833

Zu Lande: Weizen 2 Rthlr., auch 1 Rthlr. 10 Sgr“ ( Sorte) 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr 7 Sgr. auch 1 Rthlr. 4 Sgr.; große Gerste 27 Sgr. 6 Pf., auch 15 kleine Gerste 26 Sgr. 11 Pf, auch 23 Sgr. 9 Pf.; Hafer M 9 Pf., auch 20 Sgr.; Erbsen 2 Rthlr.; Linsen 2 Rthlr. 15 Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr, auch 1 Rthlr. N. 6 Pf. und 1 Rthlr. 15 Sgr.; Roggen 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 M. 1 Rthlr. 5 Sgr.; große Gerste 27 Sgr. 6 Pf.; Hafer 23 Sgt. auch 21 Sgr. 3 Pf; Erbsen (schlechte Sorte) 1 Rthlr. 20 Sonnabend, den 19. Oktober 1833. VG Das Schock Stroh 7 Rthlr. 25 Sgr., auch 6 Rthlr.

6 Pf.; der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 20 Sgr.

Schiffen gefaͤhrlich werden koͤnnen.

Russ. (v. 1828) 99 ¼. (v. 1831) 89. 52

1 c 2

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Berlin, Donnerstag den 24sten Oktob

e r

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

des Koͤnigs Majestaͤt haben den Justiz⸗Rath Weissen⸗ um Ober-⸗Landesgerichts⸗Rath Allergnaͤdigst zu ernennen t, und wird derselbe bei dem Ober⸗Landesgericht zu Stet⸗

28 ntreten.

Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung

u Danzig ist der Predigt⸗Amts⸗Kandidat Maximilian orich Hraunschweig zu der erledigten Pfarrstelle in t, und Klein⸗Zuͤnder, im Danziger Werder, und der Kan⸗ C. £. Neineß zu der erledigten Pfarrstelle in Rheinfeld, kreise Karthaus, ernannt worden;

u Koͤslin ist der Kandidat des Predigt⸗Amts, Matthey, angelischer Prediger in Zirchow bei Stolp angestellt worden; u Minden ist die durch den Tod des Pfarrers Weiß⸗ e zu Corvei, Kreises Hoͤxter, erledigte Pfarrstelle daselbst sitherigen Pfarrer zu Albaxen, Franz Schroͤder, und Irch den Tod des Pfarrers Muͤller zu Werl, Kreises Wie⸗ üͤck, erledigte dortige Pfarrstelle dem bisherigen Pfarrer zu gunitz, Ferdinand Mumpro, verliehen worden; u Muͤnster ist der bisherige Vikar Enbergs zu Glad⸗ zum Pfarrer daselbst ernannt worden.

Abgereist: Der Großherzogl. Mecklenburgisch⸗Strelitzsche siche Geheime Rath, von Dewitz, nach Neu⸗Strelitz.

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ngs-Nachrichten. Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 15. Oktober. Am 8ten d. M. besuch⸗ de. Majestaͤt der Kaiser das auf der Rhede von Kronstadt iner Reise um die Welt zuruͤckgekommene militairische vort⸗Fahrzeug „Amerika“. Allerhoͤchstdieselben haben dar⸗ ch einen Tages⸗Befehl vom 9. d. dem Capitain⸗Lieutenant nischenko, und den uͤbrigen Offizieren des genannten Fahr⸗ „Ihre hohe Zufriedenheit mit der am Bord wahrgenom⸗ Ordnung, so wie mit dem Erfolg der Reise bezeugt. Mannschaften des Schiffes ist zugleich eine besondere Aller⸗ Gratification bewilligt worden. Der Kommandant der Festung Modlin, General⸗Major tillerie, Schulmann II., ist zum Kommandanten der Festung zc, an die Stelle des General⸗Majors Baron Roͤnne lIII., int worden, welcher Letztere dafuͤr die Kommandantur von in erhaͤlt. In Brallow wurde am 1. (13.) Juli, als am hohen Ge⸗ feste Ihrer Majestaͤt der Kaiserin, im Beiseyn des bevoll⸗ igten Vorsitzers der Diwane der Fuͤrstenthuͤmer Moldau Gallachei, General⸗Adjutanten Kisselew, der Grundstein des st zu errichtenden Monuments zum Andenken an die Ge⸗ art Sr. Majestaͤt des Kaisers bei der Belagerung dieser ng, und an die Eroberung derselben durch die Russischen pen, unter der Anfuͤhrung Sr. Kaiserlichen Hoheit des fuͤrsten Michael Pawlowitsch, feierlich gelegt. Vom 1sten Januar 1834 an soll die, einige Zeit unterbro⸗ gewesene, Herausgabe des Journals des Ministeriums oͤffentlichen Unterrichts wieder erneuert werden. Inhalt desselben wird folgender seyn: 1) Alle das Mini⸗ mn betreffende Ukasen und Verordnungen, und am Anfange jeden Jahres eine allgemeine Uebersicht der Wirksamkeit Ministeriums im letztvergangenen Jahre. 2) Literatur, enschaften und Kuͤnste. 3) Nachrichten von den gelehrten alten und Lehr⸗Instituten in Rußland. 4) Nachrichten aͤhnliche Anstalten im Auslande. 5) Geschichte der Auf⸗ ng und buͤrgerlichen Civilisation. 6) Allerlei vermischte grichten, als: von neuen schriftstellerischen in⸗- und außerhalb and erscheinenden Werken, von neuen Entdeckungen, Er⸗

nicht Boͤrse

Ermangelung von Energie, den Schein der Sicherheit.

den Befehlen der Regentin gemaͤß, ruhig einzuschiffen.

gen u. s. w., von Begebenheiten, welche auf die Wissen⸗ in und das Schulwesen einen Einfluß haben koͤnnen. Von

zu Zeit sollen dem Journal Zeichnungen, Karten u. s. w., 1 die dreizehn Kloͤster, welche die Plaga Mayor in Valladolid um-

geben, sind fuͤr alle uͤbrigen in der Stadt ein Signal zum Auf⸗ stande. Die Kloͤster werden zu gleicher Zeit Festungen im Fall

kuf den Inhalt Bezug haben, beigefuͤgt werden. Vier Hefte Journals werden einen Band, und drei Baͤnde eine res⸗Lieferung ausmachen. Offtzielle Akten, die Arbeiten

Professoren aller Russischen Universitaͤten, die besten aus⸗ Inmitten dieser Verwirrung in den Spanischen Provinzen se⸗

ischen Journale, und zuletzt die zum Ressort des Ministe⸗

heken sind die Quellen, aus denen die Redaction dieses rnals ihre Materialien schoͤpfen will; sie behaͤlt es sich aber qguch Privat⸗Mittheilungen entgegen zu nehmen, wenn de dem Zwecke des Journals entsprechen.

Aus Arensburg wird geschrieben: „Unlaͤngst hatten hier das sonderbare, ja unbegreifliche Schauspiel, bei rem stillem Wetter, Vormittags um 11 Uhr, zwischen zßburg und der zehn Werst entfernten Insel Abro, das aus a kommende, mit rohen Haͤuten, Flachs und Hanf beladene

s des oͤffentlichen Unterrichts gehoͤrenden Archive und Bi⸗

lische Schiff „Blaier“, bestimmt nach Neweastle, gefuͤhrt

Schiffer Thompson, sich festsegeln zu sehen. Gluͤcklicher⸗ se gelang es der thaͤtigen Bemuͤhung des hiesigen Handels⸗ ses C. F. Schmid, nach zweitaͤgiger Arbeit das Schiff mit Ladung unversehrt ins Fahrwasser zu bringen, so daß es am September wiederum in See ging. Welche nautische Ansich⸗ den Schiffer zu einer solchen Abweichung vom gewoͤhnlichen iis vermocht haben, ist nicht zu begreifen, da derselbe auf al⸗ See⸗Karten zwischen der Insel Abro und der Kurlaͤndischen eangezeigt ist, der vielen Untiefen und Riffe wegen, welche den Abro und Oesel, besonders bei niedrigem Wasserstande, Ueberhaupt scheint uͤber

dieses Schiff und dessen Fuͤhrer ein eigenes Schicksal zu wal⸗ ten, denn schon im Fruͤhjahr dieses Jahres gerieth es am 27. Juni an der Kuͤste unserer Insel unweit des Zereler Leucht⸗

thurms mit Verlust eines Mastes auf das daselbst befindliche

Riff, von welchem es durch die Huͤlfleistung der Zoll⸗Graͤnz⸗ wache abgebracht wurde.“

Franhnkreich. Paris, 16. Okt. Der Koͤnig arbeitete gestern in St. Cloud mit den Ministern des Innern und der auswaͤrtigen An⸗ gelegenheiten.

Aus Bayonne schreibt man vom 11ten d.: „Heute ver⸗ breitet sich hier das Geruͤcht, daß die Verbindung mit Vittoria von Hernani ab unterbrochen sey, und daß die Truppen unter dem Befehl des General Castanos bedeutende Verluste erlitten haͤtten. Anderen Nachrichten zufolge, haͤtte sich der genannte General noch auf kein Gefecht eingelassen, sondern erwartete Verstaͤrkungen. Es ist sehr zu befuͤrchten, daß der Auf⸗ stand in Navarra weiter um sich greifen wird, und dann wuͤrde der Zustand bedenklich werden. Denn wenn es den Mißvergnuͤgten der Provinzen Alava, Biscaya und Navarra gelaͤnge, sich der insurrectionnellen Bewegung von Gui⸗

puzkoa anzuschließen, so wuͤrde es ohne allen Zweifel eines zahl⸗ reichen Heeres beduͤrfen, um dieses Feuer zu daͤmpfen. Man

fuͤrchtet, daß die Post aus Madrid heute nicht ankommen werde. Der Handel hiesiger Stadt mit Spanien ist gaͤnzlich unterbro⸗ chen. Man wagt nicht, etwas dorthin abzusenden, bevor man

nicht den Ausgang der jetzigen Krisis kennt.“

Der Temps aͤußert sich in seinem heutigen Bulletin fol⸗

gendermaßen: „Das Ministerium, welches sich aus oͤffentlichen

Denkmaͤlern, aus Kanaͤlen und Eisenbahnen eine schoͤne Ver⸗ schanzung gegen die oͤffentliche Meinung zu erbauen gedachte, welches denen, die von Freiheit reden wuͤrden, mit Industrie antworten und sich durch die Forderung neuer, außerordentlicher Millionen gegen oͤkonomische Vorschlaͤge vertheidigen wollte, das Ministerium ist durch zwei wichtige und nicht vorher bedachte Ereignisse ganz außer Fassung gebracht worden. Auswaͤrts der Tod des Koͤnigs von Spanien, und im Innern die verschiede⸗ nen Wahlen aller Grade, denen sich die Verwaltung unterwerfen muß. Das Ministerium tritt heute in seinen beiden halb⸗ amtlichen Blaͤttern auf und sucht sich etwas Muth einzufloͤßen. Dem Journal de Paris sind die inneren Angelegenheiten uͤber⸗ tragen. Bei Annaͤherung der Departemental⸗Wahlen und der Zusammenberufung der Kammern bemuͤht es sich, die politische Frage auf seine Weise hinzustellen und sie auf die Wahl⸗Reform zu beschraͤnken, als ob der ganze Streit zwischen dem Lande und

den Ministern nur darin bestaͤnde, ob gewissen Capacitaͤten das

Wahl⸗Recht verliehen werden solle oder nicht; als ob die vergan⸗ gene Verwaltung und die kuͤnftigen Plaͤne derjenigen, die uͤber das Geld und die Ehre Frankreichs zu schalten haben, gar

mit zur Sache gehoͤrten. Andererseitg sucht das Journal des Débats, den Blick mit sichtlicher Angst auf die gerichtet, die Ereignisse in Spanien à la hausse zurecht zu legen, und giebt sich im Namen der Regierung, in Dem genannten Blatte zufolge, geht in Spanien Alles vortrefflich.

Herr von Bourmont ist nur nach Estremadura gegangen, um

das Vergnuͤgen einer Quarantaine zu genießen, und sich dann, Da das ministerielle Journal doch einmal im Zuge war, Alles im glaͤnzendsten Lichte darzustellen, warum hat es da nicht auch gleich die Unterwerfung des Don Carlos in Person angekuͤn⸗ digt? Das waͤre eben so leicht zu glauben gewesen. Reicht es hin, daß man die Spanischen Fonds zum Steigen ge⸗— bracht hat, um die Angelegenheiten der Koͤnigin zu bessern? Hoͤrt man auf, vor Kaͤlte zu zittern, wenn man den Thermo⸗ meter durch die Waäͤrme des eigenen Athems zum Steigen ge⸗ bracht hat? Wir wollen damit nicht eben behaupten, daß die Nachrichten aus Spanien im hoͤchsten Grade beunruhigend sind; aber die Parteien ruͤsten sich offenbar zu einem Buͤrger— kriege, der in Biscaya und Navarra schon ausgebrochen ist. Waͤhrend Zavala, das Oberhaupt der Apostolischen, mit seiner

Armee gegen Eybar und Bergara marschirt, will die Jugend

der Guipuzkoa zu den Waffen greifen, um unter Jau⸗ reguy (el Pastor) die Hoffnung einer Constitution und die Koͤ⸗

nigin Isabella zu vertheidigen. Ueberall regt sich die Geist⸗

lichkeit. Die Franziskaner von Bilbao befestigen ihre Gebaͤude, und

eines Kampfes, und Gefaͤngnisse fuͤr die entgegengesetzte Partei.

hen wir wohl Koͤnigliche Freiwillige, Constitutionnelle und An⸗ haͤnger der Koͤnigin sich bewegen und zu den Waffen eilen; wir lesen Proclamationen der General⸗Capitaine; aber wir bemerken

nirgend eine Thaͤtigkeit der Regierung, oder einen von der Re⸗ gentin gegebenen Impuls. Allerdings vereinigen die General⸗Capi⸗ taine in den Provinzen die militairische, richterliche und administra⸗

tive Behoͤrde in ihrer Person, und jeder von ihnen bildet einen von der politischen Gewalt fast unabhaͤngigen Regierungs⸗Mittelpunkt. Diese Chefs sind zwar fast alle der Koͤnigin ergeben, und man kann ihnen ohne Gefahr ein unbeschraͤnktes Zutrauen schenken; aber es handelt sich hier doch um einen Krieg. Die apostolische Partei wird sich bald uͤberall, wo sie nur irgend auf einen Er— folg rechnen kann, ganz vortrefflich verstaͤndigen; und die Regen⸗ tin darf daher ihre Streitkraͤfte nicht auf allen Punkten des Spanischen Gebiets zerstreut stehen lassen. Dies hieße, den Sieg ihrer Partei dem Zufall anheimstellen. Was die 30,000 Mann betrifft, die sie, wie es heißt, von der Franzoͤsischen Re⸗ gierung verlangt hat, so kann sie auf dieselben nicht sicherer rechnen, als auf einen Zufall!“ Die Paͤpstliche Regierung soll ein neues Anlehn von 3 Millionen Roͤmischer Thaler bei dem Hause Rothschild gemacht haben. 8 1““

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Großbritanien.

Großbritanien und

London, 16. Okt. Der Lord⸗Kanzler wird, dem Verneh⸗

men nach, nicht vor dem 2. November, dem ersten Tage der Michaelis⸗Sessionen, aus dem Norden von England nach Lon⸗ don zuruͤckkehren. Ueber die Maßregeln, die das Englische Kabinet mit Hin⸗ sicht auf Spanien zu ergreifen gedenkt, weiß man noch nichts Gewisses. Die Morning⸗Post warnt noch immer vor jeder Intervention und raͤth dem Ministerium, besonders die Franzoͤ⸗ sische Regierung zu bewachen. Der Spektator dagegen meint, Frankreich moͤge thun, was es wolle, die Pflicht der Englischen Regierung sey es, wenigstens fuͤr England auf jeden Fall den Frieden zu erhalten, und das Hoͤchste, was sie thun koͤnne, sey, einige Schiffe nach Spanien zu schicken, um Britisches Eigen⸗ thum vor den Unfaͤllen des Krieges 9 schuͤtzen.

Nach Briefen im Morning⸗Herald waͤre die Ruhe in Madrid sehr gefaͤhrdet, wenn gleich das Ungewitter nur noch aus der Ferne drohe. Ueberall herrsche die tiefste Stille und scheinbar die groͤßte Apathie. Alle Klassen der Bevoͤlkerung, die nicht in direkter Verbindung mit dem Hofe staͤnden, fuͤrchteten sich, auf irgend eine Weise ihre Gesinnung fuͤr oder wider die Regierung laut werden zu lassen. So habe man bis jetzt noch keine loyale Aeußerung der Freude, noch kein aufwieglerisches Wort der Unzufriedenheit vernommen; die Parteien staͤnden sich stillschweigend gegenuͤber und beobachteten einander. Die Aposto⸗ lischen und Karlisten bildeten eine einzige Faction; sie haͤtten sich dasselbe Ziel gesteckt; „Thron und Altar“ sey ihr Motto, und diese beiden Worte wirkten magisch auf die Bevoͤlkerung. Sie haͤtten außerdem die Reichthuͤmer der Geistlichkeit und die Bajonette der Koͤnigl. Freiwilligen zu ihrer Disposition, und nichts sey so gefaͤhrlich, daß sie es nicht wagen sollten. Auf der andern Seite haͤtten die Liberalen und die Constitutionnellen, die Republikaner, die Christinos und die der jungen Königin aufrichtig ergebenen Royalisten keinen einzigen von all' den Vor⸗ theilen und koͤnnten durchaus nichts unternehmen ohne die Huͤlfe der Regierung; diese aber und die Anhaͤ⸗ger der Koͤnigin hiel⸗ ten sich fuͤr ganz sicher und daͤchten gar nicht daran, daß die

Karlisten etwas unternehmen koͤnnten. Dennoch koͤnne dies jeden

Augenblick geschehen.

Der Courier meint, das Manifest der Koͤnigin von Spa⸗ nien spreche die Gesinnungen der großen Mehrheit der Spanier aus, denn die Nationen beduͤrften jetzt der Ruhe, nicht des Buͤrger⸗Krieges, um Verbesserungen im Innern vorzunehmen.

Die heutige Times schenkt der vom Globe gegebenen Nachricht, daß Herr von Cordova, Spanischer Botschafter in Lissabon, auf die Kunde von Ferdinands Ableben sogleich an Lord W. Russell geschrieben habe, um ihm anzuzeigen, daß Don Carlos nach Estremadura abgegangen sey, vollkommenen Glau⸗ ben, meint jedoch, die Instructionen des Lords waͤren schwerlich fuͤr diesen Fall berechnet gewesen. Der mit dem erwaͤhnten Briefe nach Lissabon abgesandte Courier soll, nach der Times,

seyn, bis Don Carlos Zeit gehabt, in Spanien einzutreffen. Ueber den Aufenthalt des Infanten Don Carlos lauten die Berichte in den hiesigen Zeitungen sehr verschieden. Dem einen zufolge, haͤtte sich derselbe am 5ten d. noch zu Thomar, 5 bis 6 Leguas von Lissabon, befunden. In seinem City⸗Artikel laͤßt ihn der Courier schon am 4ten d. von Thomar nach Spa⸗ nien aufbrechen. im Palaste Ramalhao bei Cintra, wieder andere in Coimbra

seyn, von wo er auf die Nachricht von Ferdinands Tode nach

Madrid geeilt waͤre. Ein Privat⸗Schreiben aus Bilbao vom 5ten d. in Times meldet, die Englaͤnder haͤtten auf Anrathen ihres Kon⸗

suls die National⸗Kokarde angesteckt, unter deren Schutz sie sicher uͤber die Straße gehen koͤnnten, sich jedoch bei einbrechender

Daͤmmerung zu Hause halten muͤßten. Die Anhaͤnger der Koͤ nigin waren saͤmmtlich gefluͤchtet oder verhaftet. Sehr unbedeu⸗ tend schildert die Morning Post die dortigen Vorfaͤlle, als eine bloße Aufwallung des Gefuͤhls. Das Ganze wird ein Saynete (Intermezzo) genannt, welches von 300 Koͤniglichen Freiwilligen aufgefuͤhrt worden sey, bloß aus Groll gegen die Behoͤrden, von denen sie fruͤher entwaffnet worden, und die

Rolle mitgespielt.

der Ordnung in Biscaya seyen uͤbertrieben, weil sie nur durch Franzoͤsische Reisende uͤberbracht worden. „Daß die Moͤnche von Bilbao“, meint dieses Blatt, „die Fahne des Aufruhrs aufgesteckt, daß sie Don Carlos proklamirt, daß sie ihren Kreuz zug im Namen der Inquisition begonnen, ist sehr wahrschein⸗ lich; aber gesetzt auch, ganz Biscaya waͤre der Sache des Don Carlos guͤnstig, so wuͤrde doch dies eben nicht viel beitragen, die Frage uͤber die Thronfolge zu entscheiden. 1z daß Englands Schicksal durch einen Aufstand in den birgen von Wales oder in den Schottischen Hochlanden ent⸗ schieden werden koͤnnte; und Biscaya steht ungefaͤhr in eben dem Verhaͤltnisse zu Spanien, als die Hochlande zu Die Bevoͤlkerung von ganz Biscaya betraͤgt (nach Laborde) 300,000, die von Spanien 10 Millionen, so daß jene Provinz, deren Einwohner von den uͤbrigen Spa⸗ niern in Sitte, Sprache und Recht verschieden sind, ungefaͤhr den 30sten Theil des Koͤnigreichs umfaßt. Wenn es daher Don Carlos nicht gelingt, Madrid aufzuregen und die reichen Pro⸗ vinzen des Suͤdens und Westens fuͤr sich zu gewinnen, und wenn er nicht Herr der Armee ist, so werden die Franciskaner⸗Moͤnche von Bilbao ihm nimmermehr die Krone aufs Haupt setzen.“ Die Nachricht der Gazette de France, der Infant Don Carlos, weit entfernt, dem liberalen Prinzip feind zu seyn, beabsichtige vielmehr die uralten mit so großer Macht begabten Cortes von Arragon wiederherzustellen, wird von der Times fuͤr ganz wider⸗ sinnig erklaͤrt.

Die Morning⸗Post macht sich uͤber die Voreiligkeit lu⸗

so lange von den Miguelistischen Vorposten angehalten worden

Andere Berichte lassen ihn zu Anfang d. M.

der

Franziskaner haͤtten, als die einzigen Moͤnche in der Stadt, ihre

Auch der Courier behauptet, die Berichte uͤber die Stoͤrung 9

Wir glauben nicht, Ge⸗