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Kampf Packetboͤte auf den Stationen Holyhead, Liverpool, Mil⸗ ford und Portpatrick. Auf diesen Stationen betrugen die Gesammt⸗ Ausgaben 681,648 und die Gesammt⸗Einnahmen 250,999 Pfd.; hieraus ergiebt sich ein Verlust von nicht weniger als 430,649 Pfd. Aber diese Angaben reichen nur bis zum Jan. 1832, und da aus den Details der Uebersicht hervorgeht, daß der jaͤhrliche Verlust sich auf ungefaͤhr 35,000 Pfd. belaͤuft, so muͤssen wir noch 70,000 Pfd. hinzufuͤgen, um die Gesammt⸗ Summe des Verlustes bis zum Januar 1834 herauszubringen; und es zeigt sich also, daß 500,000 Pfd. von den oöͤffentlichen Geldern in dem Dienst der Dampf⸗Packetboͤte vergeudet worden sind. Herr Wallace wuͤnschte den Bericht bis auf 1834 fortgefuͤhrt zu sehen und machte einen darauf bezuͤglichen Antrag, aber Herr Vernon Smith, ein Lord des Schatz⸗Amtes, der die Aufgabe hat, das Verfahren der Post⸗ Beamten im Unterhause zu vertheidigen, schob dem von Herrn Wallace geforderten Bericht einen ganz anderen unter. Seine Uebersicht, die auf Befehl des Unterhauses am 24sten v. M. gedruckt wurde, liefert bloß einen Bericht von den „Netto⸗Ausgaben fuͤr die Er⸗ haltung der Dampf⸗Paketboot⸗Stationen, nach einer durchschnittli⸗ chen Verechnung der Einkuͤnfte und Kosten seit Einfuͤhrung dersel⸗ ben.“ Die Kosten der obigen 4 Stationen werden darin auf nur 234,140 Pfund angegeben; dies ruͤhrt daher, weil man dabei alle ersten Kosten der Unternehmung, so wie alle Ausbesserungs⸗Ko⸗ sten ubergangen hat. Aber diese haͤtten auch eingerechnet wer⸗ den muͤssen, denn die Packetboͤte nutzen sich schnell ab und er— fordern oft Ausbesserungen, die einem neuen Bau gleich kom⸗ men. Das neueste derselben ist jetzt 8 Jahr alt, und es wird naͤchstens eine betraͤchtliche Summe zu einer aligemeinen Reno⸗ virung erforderlich seyn. Dies ist eine Probe von der Art und Weise, wie die Post⸗Beamten sich bemuͤhen, Alle, die ihre Red⸗ lichkeit und ihr Talent in der Leitung ihres Departements in Frage stellen, zu verwirren und zu uͤberlisten. Aber nicht zu— frieden damit, die Berichte selbst zu verfaͤlschen, hat der Herzog von Richmond noch den neuen Plan angenommen, sie mit eige⸗ nen Bemerkungen zu begleiten. Er laͤßt von einem Lord des Schatzamtes mit Hulfe der Post⸗Beamten unrichtige Etats ent⸗ verfen und baut darauf Schlußfolgerungen, die durchaus faisch sind.“
Die von der kuͤrzlich verstorbenen Wittwe des beruͤhmten Schottischen Dichters Burns hinterlassenen Effekten wurden vo⸗ rigen Donnerstag zu Dumfries verkauft und brachten eine sehr bedeutende Summe ein, da nicht nur werthvolle Gegenstaͤnde, wie das Silbergeschirr, die Bibliothek und die Gemaͤlde⸗Samm⸗ lung, sondern auch die geringfuͤgigsten Artikel sehr theuer er⸗ tanden wurden. So wurde unter Anderem das Gebot auf eine Wanduhr bloß deshalb, weil man wußte, daß der Dichter sie oft selbst aufgezogen hatte, bis auf 35 Pfund gesteigert, und der Kaͤufer hatte seinen Agenten sogar beauftragt, bis auf 60 Pfund mitzubieten.
Die Times sagt: „Es steht zu hoffen, daß die Ankunft der Tuͤrkischen Flotte zu Tripolis dem Buͤrgerkriege ein Ende ma⸗ chen wird, der diese Regentschaft schon so lange verheert. Die Rebellen sind im Besitz einer kleinen Position auf der Kuͤce und auf 2000 Mann reducirt. Der groͤßere Theil der Regentschaft ist Sussuf's, des schwachen und alten Pascha's, aͤltestem Sohn und rechtmaͤßigem Nachfolger Aly treu geblieben, nachdem Jus⸗ suf beim Ausbruch der jetzigen Unruhen der Regierung entsagt te. Die Einwohner von Tripolis haben den Empoͤrern Wi⸗ derstand geleistet, und die Zahl der Letzteren verminderte sich noch mehr, als ihr Anfuͤhrer einen so grausamen Mord an einem all⸗ gemein geachteten Chef beging und dadurch alle Liebe verlor. Die Rebellen haben daher jetzt wenig Aussicht auf Erfolg, wenn die Britische Regierung nicht offen fuͤr sie Partei nimmt. Inzwischen liegt aller Handel darnieder, und man findet nir⸗ genos mehr Sicherheit. Wir wissen, daß man die Meinung geäͤußert hat, die Britische Regierung habe aus Eifersucht auf die Sesitznohme von Algier durch die Franzosen die geheime Absicht, die Regentschaft Tripolis erst umzustuͤrzen und in Ver⸗
wirrung zu bringen, um sich dann ihrer zu bemaͤchtigen. Diese
Ansicht theilen wir aber nicht. Fuͤr jetzt wollen wir nur bemer⸗ ken, daß der Sheriff Mahommed Hassuna d'Ghies, ehemaliger Minister des Paschas, dem Britischen Parlament eine Bittschrift uͤberreicht hat, worin er sich uͤber das in den letzten 6 oder 7 Jahren von dem Britischen Konsul Herrn Warrington zu Tri⸗ polis beobachtete Verfahren beschwert. Diese Bittschrift schildert das Benehmen jenes Konsular⸗Agenten bis zu dem Zeitpunkt, wo der Bittsteller selbst durch dessen Verfoloungen aus dem Lande vertrieben wurde. Leider muͤssen wir glauben, daß die Haupt⸗ Ursache der Uebel, die jenes ungluͤckliche Land so lange gedruͤckt und endlich uͤberwaͤltigt haben, in der blinden Unterstuͤtzung zu suchen ist, welche die Britische Regierung einem Agenten ange⸗ deihen heß, dem die Macht und Ehre Großbritaniens niemals haͤtte anvertraut werden sollen.“
Das Auswanderungs⸗Comité zu Petworth hat so eben 155 Auswanderer, meistentheils aus den Kirchspielen, in denen der Graf von Egremont Besitzungen hat, nach Kanada befoͤördert; der Graf bestreitet die ganzen Ueberfahrts⸗Kosten fuͤr diese Aus⸗ wandernden.
Paganini gab gestern hier ein Konzert, in dem er sich, nach einigen Violin⸗Stuͤcken, zum erstenmale auf der Bratsche hoͤren ließ; sein Spiel auf diesem Instrument scheint aber, nach den Zeitungen zu urtheilen, nicht so großen Beifall gefunden zu ha⸗ ben, wie das auf der Violine. Er soll die Griffe auf jenem
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nicht so in seiner Gewalt haben, als auf dieser.
Rieder lande. 8 88
Rotterdam, 1. Mai. Der hier verhaftete Herausgeber des Etendard, Thompson, soll in gesetzwidrigen Verbindun⸗ gen mit Belgien und selbst mit Agenten der Belgischen Regie⸗ rung gestanden haben. Heute ist sein Blatt nicht erschienen, doch hat die Redaction folgende Anzeige ausgegeben: „Wir be⸗ nachrichtigen unsere Abonnenten, daß gestern, in dem Augenblicke, als wir unser Blatt der Presse uͤbergaben, unsere Papiere versiegelt worden sind, waͤhrend der Herausgeber, Herr Thomp⸗ son, nach kurzem Verhoͤre in das Gefaͤngniß der hiesigen Stadt abgefuͤhrt worden; unser Journal ist dadurch verhindert, fuͤr heute zu erscheinen.“
Seit den letzten Greuel⸗Scenen zu Bruͤssel ist unsere Graͤnz⸗ Polizei doppelt wachsam und zwar sowohl gegen das Eindringen Belgischer Reisenden, als gegen das Hin⸗ und Herreisen dies⸗ seitiger Einwohner, die sich nach Belgien begeben.
Aus Java sind Zeitungen bis zum 18. December v. J. eingegangen. Vor einiger Zeit ist auf der Hoͤhe von Patschikan ein Fahrzeug, Namens „Mathilde“, verschwunden, uͤber dessen Schicksal man durchaus keine Auskunft erlangen konnte. Vor Kurzem kamen jedoch 17 Eingeborne in einer Schaluppe nach der Bucht von Sormbrieg, wo sie vorgaben, daß sie bei einem Sturme auf der Reise von Bali nach Samarang ihr Fahrzeug eingebuͤßt haͤtten. Allein es ergab sich, daß sie zur Besatzung der „Mathilde“ gehoͤrt hatten, und nachdem man sie ins Ge⸗
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faͤngniß abgefuͤhrt, gestanden sie, und seinen 10jaͤhrigen Sohn, ferner den Steuermann, den Kon⸗ stabel, den Koch, eine Frau und zwei eingeborne Matrosen er⸗ mordet haͤtten, daß sie das Fahrzeug darauf versenkt und sich nun mit der Schaluppe ans Land begeben haben, in der Hoff⸗ nung, unentdeckt entfliehen zu koͤnnen.
In der Nacht vom 24sten November v. J. ist sowohl in Batavia, als in Palembang und Sincapore, ein starkes Erdbe⸗ ben verspuͤrt worden, das man an letztgenanntem Orte einer Eruption des Berges Merapie auf Sumatra zuschrieb. Das Erdbeben hat, bei einer ziemlich heiteren Luft, die Richtung von Suͤden nach Norden genommen. ö“
o“ 8 Bruͤssel, 1. Mai. Gestern Abend hat der Koͤnig dem Gesetz⸗Entwurfe uͤber die Eisenbahn seine Zustimmung ertheilt. Dieser Entwurf ist also nun definitives Staats⸗Gesetz. Die Arbeiten der Bahn werden, dem Vernehmen nach, in den ersten 14 Tagen des Mai beginnen, und man hofft, daß die Bahn von Bruͤssel nach Mecheln im Monat November vollendet seyn werde. Waͤhrend des Baues dieses Theils werden der Ankauf des Terrains und die Erd-Arbeiten auf anderen Punkten be— werkstelligt werden.
Die Zahl der Familien, welche von Ihren Majestaͤten waͤh⸗ rend der letzten fuͤnf Monate in Bruͤssel Geld⸗Unterstuͤtzungen er⸗ halten haben, belaͤuft sich auf 1163.
Mehrere Offiziere außer Dienst, welche sich zu Bruͤssel auf⸗ hielten, ue“” in Folge eines Befehls des Kriegs⸗Ministers, ih⸗ ren Wohnort veraͤndert.
Es sind wieder mehrere Personen, welche, als der Pluͤnde⸗ rung verdaͤchtig, verhaftet worden waren, in Freiheit gesetzt worden.
An unserer Boͤrse geht es seit einigen Tagen ungemein leb⸗ hasft zu. Besonders sind die Spanischen Papiere gefragt, und
in wenigen Tagen um beinah 8 Procent gestiegen.
ELchlg.
Frankfurt a. M., 3. Mai. Den in der gestrigen Nacht hier vorgefallenen hoͤchst beklagenswerthen Scenen der Unord⸗ nung scheint nicht sowohl die Absicht, eine gewaltsame Befreiung der politischen Gefangenen von außen her bewirken zu wollen, zum Grunde gelegen zu haben, als vielmehr eine gewisse Be⸗ guͤnstigung des Entfliehens von einzelnen Subalternen im In⸗ nern des Gefaͤngnisses, verbunden mit einem verabredeten Auf⸗ laufe, der die Flucht der Gefangenen erleichtern sollte, indem sich diese unter der Menge verbargen. Von Zweien, denen es auf diese Weise zu entfliehen gelang, ist jedoch schon wieder Einer zur Haft gebracht worden.
— — Frankfurt a. M, 3. Mai. Die heute zu Ende gehende Woche war fuͤr den Effekten⸗Handel sehr guͤnstig. Das Geschaͤft blieb stets belebt und es wurden ansehnliche Umsaͤtze gemacht in Oesterreichischen, Hollaͤndischen und vornehmlich Spanischen Papie⸗ ren. Da sich anhaltende Kauflust zeigte, so zogen die Notirungen merklich an Die Monats⸗Abrechnung fand am 29. April statt und siel durchaus befriedigend aus. Die Ausgleichungen fanden keinerlei Schwierigkeit. Der Mangel an Stuͤcken und der Ueberfluß an baaren Mitteln ergaben sich augenscheinlich, indem Metalligues und Integrale fuͤr den Zinsgenuß auf einen Monat taͤgliche Lieferung willig in Prolongation unterzubringen waren. Depot⸗Geschaͤfte wurden zu 3 ¾ vCt. Zinsen auf mehrere Monate hinaus abgeschlossen. Die Ergebnisse der April⸗Liqgunidation waren den Spekulanten aufs Steigen sehr ersprießlich. Die Haupt⸗Differenz stellte sich bei der Svanischen Rente heraus. Die 5proc. ging im Laufe des Monats von 62 ¼ auf 69 ½ bis 70, und die Zproc. von 40 ⅛ auf 44 ½. Die 5proc. Metalliques besserten sich nur um 1 „Ct.,, die 4proc, um ¹ pCt., Actien um 9 Fl. Die Differen; bei den Hollaͤndischen Fonds war ebenfalls kaum ½ à ½ pCt den ganzen Monat uͤber. Mit Beginn des Mai erneuerte sich das Gesuch und saͤmmtliche Fonds wurden zu steigenden Preisen bezahlt. An. betraͤchtlichsten waren die Umsaͤtze in den Spanischen Papieren. Die Oesterreichi⸗ schen 4proc. Partiat⸗ und 100 Fl.⸗Loose wurden etwas im Course gedruͤckt, weil von einer neuen Lotterie⸗Anleihe die Rede war. Fuͤr Preußische Staats⸗Schuld⸗Scheine fanden sich viele Nehmer zu 99 ½ 5 99 ½. — Im Wechsel⸗Geschaͤft ereignete sich nichts Bemerkens⸗ werthes. London, Paris und Wien aller Sichten waren am meisten efragt. Auch fuͤr Amsterbam 2 Monet zeigte sich Begehr. Dis⸗ sois Papier ist zu 2¾ à 3 pCt. gern zu placiren. — Nachschrift Heute, am Sonnabend, waren die Effekten wieder sehr begehrt und die Course steigend. 1
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Wien, 30. April. Se. Durchlaucht der regierende Land⸗ graf von Hessen⸗Homburg ist aus Berlin, der Herzog von Ro⸗ han aus Rom und der diesseitige Gesandte am Koͤnigl Wuͤrt⸗ tembergischen Hofe, Fuͤrst Schoͤnburg⸗Hartenstein, aus Dresden hier eingetroffen.
Dem Vernehmen nach wird Se. Excellenz der Koͤnigl. Preußische Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, Herr An⸗ cillon, binnen wenigen Tagen seine Ruͤckreise nach Berlin an⸗ treten.
8 Sch w e.
Zuͤrich, 28. April. (Allgemeine Zeitung.) Der Vor⸗ ort scheint nun endlich einmal ernstlich damit beschaͤftigt, an eine Execution der von ihm schon laͤngst ausgesprochenen Grundsaͤtze zu denken. Wie man vernimmt, sind Bern gegenuͤber neue Schritte gethan worden. Man hofft indeß, Bern werde auch ohne weitere Maßregeln, die unzweifelhaft bei der gegenwaͤrti⸗ gen Stimmung der Kantone fuͤr sein Uebergewicht im Bunde sehr gefaͤhrlich werden koͤnnten, dem Wunsche der uͤbrigen Staͤnde nachgeben, und hat um so eher Grund, solches zu hof— fen, als das Volk des Kantons Bern der fremden Fluͤchtlinge ußerst uͤberdruͤssig ist. Hat doch die Berner Polizei durch eine Proclamation die Polen bei Allem, was ihnen heilig sey, auf⸗ gefordert, das Land freiwillig zu raͤumen, und sogar Drohun⸗ gen beigefuͤgt, wenn sie es nicht thun wollen. Dieses Alles nur, weil sogar die Volks⸗Vereine die Polen nicht mehr zu un⸗ terstuͤtzen gesonnen sind. Ueberhaupt ist es merkwuͤrdig, wie selbst radikale Berner Blaͤtter nun auf einmal vor Abberufung des Ober⸗Gerichts warnen. Die diesfaͤllige Stimmung hat sich in Kurzem ziemlich geaͤndert, und da die Regierungen nach dem neuen Berner Systeme allen Launen der Regierten ent⸗ sprechen muͤssen, so wird auch die Regierung, ohne sich durch Vorwuͤrfe von Inkonsequenz abschrecken zu lassen, ihr System dieser veraͤnderten Stimmung anpassen. Es scheint, die Haͤup⸗ ter der Radikalen erschrecken allmaͤlig selbst vor der isolirten Stellung, in welche sie sich und die Ihrigen gefuͤhrt haben. Was uns in der Schweiz gegenwaͤrtig am meisten fehlt, sind talentvolle und erfahrene Geschaͤftsmaͤnner. Man verspuͤrt die⸗ sen Mangel besonders in den eidgenoͤssischen Angelegenheiten. Den Alten fehlte es groͤßtentheils an wissenschaftlicher Bildung, dagegen hatten sie die Gewandtheit der Erfahrung mehr fuͤr sich; den Neuen fehlt es an Erfahrung und oft auch an Kennt⸗ nissen. Waͤhrend sonst in der Schweiz kein Mangel an tuͤchti⸗
daß sie den Capitain Levingston
gen Individuen ist, so sind sie doch se berall in den regene⸗
rirten Kantonen auf die Seite gedraͤngt, und es finden sich un⸗ ter den gegenwaͤrtigen Leitern der eidgenoͤssischen Politik nur
wenige, welche geistige Anlagen mit Geschaͤfts⸗Kenntniß verbin⸗
den. Zu diesem rechne ich besonders Baumgaͤrtner in St. Gal⸗ len und Schaller in Freiburg, welche sich die erforderlichen Kenntnisse durch langes Dienen in Kanzleistellen erworben ha, ben. Durch die Revolution, welche auf die ephemere Gesin, nung des Tages sah, emporgehoben, wissen sich die meisten dieser Maͤnner in der ihnen fremden Sphaͤre oft nicht recht zu finden. Ihr politisches Wissen ist das der Masse, wie sie im Jahre 1830 von Franzoͤsischen, und eben weil sie fuͤr die Masse paßten, allgemeinen und oberflaͤchlichen Grundsaͤtzen, Maximen, Neigungen durchdrungen wurde, nicht das des uͤber der Masse
und den einseitigen Liebhabereien der Parteien stehenden, auff
das Wesen blickenden Staatsmannes. Ihre Sonne ist die Ju⸗ li⸗Revolution in Frankreich. Da sich aber dort diese Sonne verfinstert hat und auch dort sich ein anderes ihnen unverstaͤnd, liches System ausbildet, so wissen sie nicht recht, woran se sind; sie tappen in dem Halbdunkel umher, vergebens nach ei— nem Stuͤtzpunkte suchend. Auf Deutsche Staaten, auf die oͤt. lichen und noͤrdlichen Maͤchte haben sie bisher uͤberall nicht ge⸗ achtet, gewissermaßen aus demselben vornehmen Barbarismus, auz welchem die Franzosen die Deutsche Literatur bis vor Kurzem verachteten, ohne sie zu kennen oder etwas von ihr zu vapsteha Wenn das natuͤrliche Gleichgewicht sich auch fuͤr die Schwei wieder herstellt und nun, da es unklug und unschweizerisch (denn Neutralitaͤt ist des Schweizers natuͤrliche Politik), ver⸗ kannt wurde, seine Herstellung mit moralischen, wo nicht gar materiellen Nachtheilen verknuͤpft ist, so darf man sich daruͤber nicht wundern. Man muß nur beklagen, daß nicht geschickter Koͤpfe diese Nachtheile, die jedem unbefangenen Betrachter klar vorlagen, erkannt und zur rechten Zeit zu vermeiden gewußt ha— ben. Die Verwickelungen, in welche die Schweiz sich verstrickt hat, moͤchten es jedenfalls gerathen machen, einen aus tuͤchtigen und erfahrenen Geschaͤfts⸗Maͤnnern bestehenden Repraͤsentanten⸗
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Rath dem Vororte an die Seite zu geben.
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Nauplia, 16. Febr. Es ist in diesen Tagen ein Oester⸗ reichischer Post⸗Beamter hier angekommen, um mit der hiesigen Regierung Verhandlungen zu pflegen, wegen eines regelmaͤßigen Postenlaufs zwischen Patras und Triest. Da der Regentschaft sehr daran liegt, daß die Communicäation zwischen Griechenland und den andern Europaͤischen Staaten so viel als moͤglich ver— vielfaͤltigt und erleichtert werde, die Mittel des Staats aber bis jetzt noch nicht hinreichen, auf eigene Kosten eine Dampf⸗ schifffahrt nach den Haupt-⸗Haͤfen des Mittellaͤndischen und Adria⸗ tischen Meeres einzurichten, so wurde die Gelegenheit gern er⸗ griffen, in dieser Beziehung auf das Anerbieten der Oesterreichi⸗ schen Regierung einzugehen. Es ist wohl keinem Zweifel unter⸗ worfen, daß der hieruͤber stipulirte Vertrag von Seiten Oester⸗ reichs wird ratificirt werden. Dem zufolge wird außer den be— reits bestehenden Packetboͤten jeden Monat den 1. und 16. ein Oesterreichisches Dampfschiff von Triest nach Patras gehen, da⸗ selbst etwa sieben Tage verweilen, und dann wieder nach Triest zuruͤck fahren. Es werden bereits zwei Dampfschiffe zu diesem Behufe erbaut, und bis zu deren Vollendung werden vier Oester⸗ reichische Kriegs⸗Goeletten diesen Dienst versehen. Doch hat sich dabei die hiesige Regierung vorbehalten, eine aͤhnliche Dampf⸗ schifffahrt mit eigenen Schiffen einzurichten, falls ihr spaͤter dieses zweckdienlich scheinen wuͤrde. Dabei wurde auch, wie man ver⸗ nimmt, zwischen beiden Staaten ein weiterer Post⸗Vertrag ab⸗ geschlossen, vermittelst dessen man von Griechenland aus alle Briefe unfrankirt in die ganze Oesterreichische Monarchie senden
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Nachstehendes ist das gestern vorbehaltene Schreiben der Times aus Kahira vom 16. Maͤrz: „Der Pascha laͤßt nicht nach in sei nen Anstrengungen, die Armee, sowohl an Truppenzahl als an Mannszucht und jeder anderen wesentlichen Eigenschaft, zu ver⸗ staͤrken und zu verbessern. Seine Aegyptischen Truppen haben den Winter uͤber in Syrien durch Fieber und andere mit dem dortigen Klima verknuͤpfte Beschwerden in vieler Hinsicht sehr gelitten; aber ihr Verlust ist durch neue Aushebungen dort und hier (in Syrien betrugen sie 25,000 Mann) ersetzt worden. Ibrahim ver⸗ weilt noch immer in Syrien, Einige meinen aus Furcht, daß in sei⸗ ner Abwesenheit nicht Alles so gut gehen moͤchte, Andere, wel er gern Alles daselbst erst auf ein System zuruͤckfuͤhren wolle, bevor er das Land verlasse, welches Letztere das Wahrscheinlichere ist; aber alle Nachrichten stimmen dahin uͤberein, daß die Be⸗ voͤlkerung das Aegyptische Joch dem Tuͤrkischen vorrieht, Der Pascha zeigt eben so großen Eifer, seine Flotte in guter Ordnung zu erhalten; aber dieser Zweig seiner Macht scheint zum Ungluͤck verurtheilt, denn erst vor einem, Monat verbrannte durch Zufall eine seiner schoͤnsten Fregatten, die „Jaffaria“; und es geschieht selten, daß eines der Schiffe, wenn auch auf noch so kurze Zeit, in See geht, ohne so leck und beschaͤdigt wieder zuruͤckzukehren, daß die Ausbesserung große Ko⸗ sten erfordert. Daran aber ist er selbst Schuld, denn waͤhrend das Schiff gebaut wird, treibt er fortwaͤhrend zur Beeilung der Arbeit an, ohne das Bauholz und andere Dinge gehoͤrig zu pruͤ⸗ fen, und kann das Ende nie erwarten. An die Stelle von Os⸗ man Pascha, uͤber dessen Abfall schon ausfuͤhrlich berichtet wor— den, hat der Pascha den Mutis Bey, der, wie seine Freunde sagen, ein tapferer Mann und ein ziemlich guter Matrose seyn soll, zum Flotten⸗Admiral ernannt; auch hat er den Capitain Besson zum Range eines Beys erhoben und zum Vice-Admi— ral gemacht; Letzterer ist ein Franzose, von trefflichem Charakter und von tuͤchtigen Kenntnissen in seinem Fach. Diese Befoͤrde⸗ rung von Auslaͤndern und Christen zu hohen Wuͤrden ist ein neuer Zug in der Tuͤrkischen Politik und von guter Vorbedeu⸗ tung fuͤr die baldige Beseitigung der Vorurtheile, die bishet diese beiden großen Religions⸗Parteien auseinander hielten. Au⸗ ßer Besson sind noch einige Andere zu demselben Range befoͤr dert worden. — Der aufruͤhrerische Bey von Hedschas, Turki Bilmez, hat sich nach seinem Sturz auf ein Englisches Schiff gefluͤchtet und ist mit demselben nach Bombay gegangen. Ein maͤchtiger Stamm der Arabischen Beduinen vertrieb ihn aus Mokka, bemaͤchtigte sich der Stadt und pluͤnderte dieselbe. Um diesen Stamm wieder von da zu verdraͤngen und die Ruhe in Lande herzustellen, soll sich die setzen. Man glaubt, daß ihr dies nicht schwer werden wird, obgleich es seltsam scheint, daß man die heiße Jahreszeit dazu gewaͤhlt hat. Die Passagiere, welche so eben von Bombay hier angekommen sind, versichern, daß sie auf ihrer Fahrt das Rothe Meer hinauf die Armee zu Dschedda gesehen haben, und daß die Truppen die beste Haltung und Ordnung gezeigt haͤtten. Obgleich der Pascha nicht das geringste Recht, ja nicht den leisesten Vorwand hat,⸗
rmee des Pascha's schleunigst in Marsch
ich in den Besitz jenes Landes zu setzen, so ist es doch die Frage,
100,3 nicht fuͤr alle dabei Interessirte besser ist, wenn er es hat, selbst bei dem Nachtheil seines Handels⸗Monopols, als wenn es von eifersuͤchtigen Volksstaͤmmen in Stuͤcke gerissen wird und wenn aller Gewerbfleiß und Handel daniederliegt, wie es jetzt der Fall ist, denn seine Regierung hat sich bei all ihren Maͤn⸗ eln doch stets durch Kraft ausgezeichnet und uͤberall, wohin ihr Einfluß sich erstreckte, Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten. Der Pascha macht sich jetzt mit mehreren großen Plaͤnen zur inne⸗ ren Verbesserung des Landes viel zu schassen. Einer davon ist von einem Umfange und einer Bedeutung, daß er des großen Saladin wuͤrdig waͤre. Cr laͤßt naͤmlich die Gegend zwischen Kahira und Suez, mit Ruͤcksicht auf die Anlegung einer Eisenbahn, aufnehmen, und wenn der Ber cht seiner Ingenseuce ganstig ausfaͤllt, wie Niemand daran zweifelt, da das Land fast eine anz todte Ebene ist und der harte Boden dieser Wuͤste sich zu diesem Zweck ganz besonders eignet, so wird das Werk augen⸗ blicklich beginnen. Seine Absicht ist, sich einen leichteren und lebhafteren Verkehr mit den auf der Osikuͤste des Rothen Meeres gelegenen Provinzen zu schaffen und zugleich zu einem Plan mit⸗ zuwirken, der sich jetzt seiner Reife zu naͤhern scheint, naͤmlich u der vielbesprochenen Dampfschifffahrt zwischen Indien und England. Das Dampfböbet „Hugh Leindsay“, welches jetzt zu Suez gtegt, wird die Koͤnigliche Thron⸗Rede in einem Monat von hier oder in etwa 10 Wochen von England nach Bombay bringen, und um wie viel schneller wuͤrde es noch gehen, wenn das Dampf⸗ boot bis Alexandrien gelangen koͤnnte und eine Dampfschifffahrt durch Aegypten eingerichtet waͤre. Das wuͤrte jedoch große Schwierigkeiten haben, besonders von hier bis Alexandrien, und ich zweifle, daß der Plan jemals in Ausfuͤhrung kommen wird, wenigstens wohl nicht in dem Maße, wie es zu wuͤnschen waͤre, o eifrig auch die Sache in Indien jetzt betrieben wird. Die aͤrzlich gemachte Entdeckung von Steinkohlen in Syrien koͤnnte eein neuer Sporn dazu seyn. — Das andere von den beiden großen Werken, deren ich gedachte, ist das, was einst schon Buo⸗ naparte prophezeite, naͤmeich der Bau von Deichen oder Bruͤcken nit Schleusen über die beiden Arme des Nils, da, wo der Strom sich theilt, um vermittelst derselben den Fluß aufzustauen und, venn der niedrige Wasserstand des Nils eintritt, stets hinreichen⸗ des Wasser zur Anfeuchtung des ganzen Landes zu haben, da das Klima so beschaffen ist, daß zu jeder Jahreszeit alle Arten von Vegeta— tion erzeugt werden koͤnnen, wenn man nur den Boden bewaͤssern kann.
Der Nil ist in seinen Armen an manchen Stellen 600 Fuß
breit und hat immer noch eine ziemliche Wassermasse, selbst wenn r am niedrigsten ist; man kann sich also daraus eine Vorstel— lung von der Groͤße des Unternehmens machen. Man hat sich u Bruͤcken von dauerhaftem Mauerwerk mit Schleusenthoren ntschlossen, und das Material ist bereits herbeigeschafft, so daß die Arbeit naͤchstens beginnen kann; Manche glauben aber, daß, wenn der Pascha sich die Sache reiflicher uͤberlegen wird, die ungeheuren Kosten und der nothwendige Zeitaufwand ihn von dem Unternehmen abschrecken werden. Man will uͤbrigens die Bruͤcken nicht uͤber die jetzigen Kanaͤle bauen, sondern, die Bie⸗ ungen des Flusses benutzend, die Bruͤcken auf den Ufern errich⸗ ten und dann, wenn sie fertig sind, den Strom durch neue Ka⸗ naͤle darunter hinweg leiten. Mehmed Alt ist ein kraͤftiger Alter, und er kann, wenn er bei dem Unternehmen beharrt, es noch vollendet sehen und auf diese Weise ein dauernderes Denkmal seines Ruhmes erleben, als irgend etwas, was er bis jetzt voll⸗ bracht hat. — Es ist hier sehr schwer, der Wahrheit einer Sache uf die Spur zu kommen, denn Alexandrien ist ein wahres Brut⸗ hbett der Luͤgen, die theils aus reinem Muthwillen, theils aus ͤswilligkeit, meist aber in betruͤgerischer Absicht, erfunden
Berlin, 7. Mai. In der letzten Versammlung des land⸗ virthschaftlichen Vereins zu Muͤnster schenkte der Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Praͤsident Herr von Vincke Excellenz den saͤmmtlichen Mitgliedern der Gesellschaft ei Exemplar einer wichtigen Schrift unter dem Titel: „Kurze Anleitung zur Auf⸗ sucht und Verbesserung der Pferde“, welche zur Befoͤrderung ieses Zweiges der laͤndlichen Industrie von sachkundigen Maͤn⸗ nern entworfen und ausgearbeitet, durch die Fuͤrsorge des Herrn ber-Praͤsidenten aber dem Drucke uͤbergeben worden ist, um je moͤglichst gemeinnuͤtzig zu machen. Herr Landrath v. Heyden aberreichte der Gesellschaft eine ihm aus Paris eingssandte An⸗ aͤndigung einer neu erfundenen Quetsch⸗Maschine fuͤr Oel⸗Saa⸗ mmnen, deren Anschaffung indessen nicht beliebt wurde, weil die Preise derselben (1600, 1500 und 2500 Fr.) zu betraͤchtlich seyen im Verhaͤltniß zu dem Nutzen, den man sich davon versprechen oͤnne. Herr v. Martels verlas einen Aufsatz uͤber Duͤngung, nd eroͤffnete der Gesellschaft, daß er nach dem vorgetragenen Plane bereits eine Schrift uͤber diesen wichtigen Gegenstand auszuarbeiten begonnen habe, die er dem Drucke zu uͤbergeben geneigt sey, insofern die Gesellschaft erboͤtig waͤre, die Druck— Kosten und den Debit davon zu uͤbernehmen. Das Anerbieten wurde dankend angenommen.
—nnna die Einfuͤhrung der revidirten in der Provinz Sachsen.
Die Einfuͤhrung der revidirten Städte⸗Ordnung in den Staͤd⸗ en der Provinz Sachsen ist nunmehr im Wesentlichen vollendet. Die dabei vorgekommenen Wahlhandlungen und andern Verhand⸗ ungen sind allenthalben in Ruhe und Ordnung vor sich gegangen, ind wenn schon bei einer so tief eingreifenden Veraͤnderung alle inzelne Interessen, besonders die der frühern Magistrats⸗Personen, icht haben unverletzt bleiben koͤnnen, so ist doch im Allgemeinen die groͤßte Zufriedenheit mit der neuen Einrichtung zu bemerken. Fuͤr die Subsistenz der Magistratualen, welche nicht wieder erwaͤhlt orden, ist durch vie Pensionen, die ihnen durch die §. 15, 16 und 7der Einfuͤhrungs⸗Ordnung bestimmtsind, gesorgt. Nureinigewenige von denjenigen, welche bloß vorlaͤusig und kommissaxisch und noch nicht eit fuͤnf Jahren angestellt waren, daber aber auf Pension aus den stäͤdti⸗ chen Kassen keinen Anspruch hatten, sind durch ihre Ersetzung durch an⸗ ere in Bedraͤngniß gekommen. 8
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d Indessen hat bei diesen zum Theil ie Gnade Sr. Majestaͤt der Noth abgeholfen. Mehreren sind Un⸗ erstuͤtzungen ausgesetzt, und ihre Wiederanstellung im Staatsdienste, nach Maßgabe ihrer Brauchbarkeit, anbefohlen worden.
Nach der fruͤhern Westphaͤlischen und Saͤchsischen Staͤdte⸗Ver⸗ assung waren die staͤdtischen Verwaltungs⸗Behoͤrden unter eine renge Kuratel der Regierung in Beziehung auf die Haushalts⸗An⸗ gelegenheiten der Stadt gestellt worden, dergestalt, daß, insonderheit ach der erstern, jeder Beschluß der Stadt⸗Behoͤrden und Gemeinde⸗ Vertreter erst durch die Genehmigung der Regierung Guͤltigkeit er⸗ hielt und zur Ausfuͤhrung gebracht werden durfte. Zwar war schon eit der Preußischen Besihnahme die Strenge dieser hier and chott moͤglichst gemildert und auf die Wuͤnsche der Gemeinden, so weit das Gesetz es irgend zuließ, Ruͤcksicht genommen worden. Indessen var doch zu besorgen, daß der Uebergang aus der fruͤhern Beschraͤn⸗
Staͤdte⸗Ordnung
kung zu der Befugniß einer so freien Bewegung in den staͤdtischen Verwaltungs⸗Angelegenheiten, wie die Staͤdte⸗Ordnung sie gestattet, nicht ohne mannigfache Reibungen werde bewirkt werden koͤnnen. Besonders mußte befuͤrchtet werden, daß die Stadtverordneten⸗Ver⸗ sammlungen, zusammengesetzt aus Buͤrgern, die in diesen Verwal⸗ tungs Angelegenheiten noch unerfahren und der ihnen angewiesenen wichtigen Stellung noch ungewohnt waren, diese Stellung haͤufig ver⸗ kennen und Anspruͤche uͤber ihre Befugniß hinaus erheben wuͤrden. Um so erfreulicher, um so ehrenvoller fuͤr die Buͤrgerschaften ist es aber, daß nur hoͤchst seltene Faͤlle, welche diese Besorgniß haͤtten bestaͤt!gen koͤnnen, zur Kenntniß der hoͤhern Behoͤrden gekommen sind, und daß auch in diesen Faͤllen wohlwollende und uͤberzeugende Belehrung immer sogleich ausgereicht hat, um allen weiteren Strei⸗ tigkeiten vorzubeugen. Dieser Beweis tuͤchtiger Bildung und ge⸗ maͤßigter Gesinnung im Buͤrgerstande muß eben in der gegen⸗ waͤrtigen Zeit als doppelt erfreulich anerkannt werden. Die Redaktion der revidirten Staͤdte⸗Ordnung, welche die leitenden Be⸗ griffe uͤberhaupt, die Graͤnzen der Befugnisse der Stadtverordneten, der Magistraͤte und der Staats⸗Behoͤrden aber insbesondere schaͤr⸗ fer als die Staͤdte Ordnung vom 19. November 1808 feststellt, hat indessen jedenfalls zu diesem erfreulichen Ergebnisse wesentlich bei⸗
geträagen.
Was nun die Resultate der Einfuͤhrung in den einzelnen Re⸗ gierungs⸗Bezirken anlangt, so bemerken wir daruͤber aus amtlichen Auellen folgendes:
1. Regierungs⸗Bezirk Magdeburg. Hier ist die revidirte Staͤdte⸗Ordnung in 41 Staͤdten eingefuͤhrt. Beztebung auf diejenigen Saͤtze des Grundbesitzes und Einkommens, welche nach §. 15 der revidirten Staͤdteordnung zu Erwerbhung des Buͤrgerrechts, und nach §. 56 zur Waͤhlbarkett be⸗ rechtigen, haben sich die meisten Staͤdte an das gesetzliche Minimum gehalten. Einige, welche in Hinsicht des Buͤrgerrechts bei diesem
Einkommenl stehen geblieben sind, haben jedoch ihre Anspruͤche in Bezie⸗
hung auf die Waͤhlbarkeit gesteigert, und dazu einen Grundbesitz von 1500 — 2000 Rthlr. an Werth und ein Einkommen von 3 —
500 Rthlr. verlangt.
Folgendes sind die Festsetzungen in den drei groͤßten Staͤdten des Regierungs⸗Bezirkes: b
Zur Gewinnung des
8 Buͤrgerrechts
Bevoͤl⸗
d erforder : 1 ; z kerung. n WT1“ ein Grund⸗ ein Einkom⸗
besitz von men von besitz von men von
Magdeburg 40,14t 2000 Rthlr. 400 Rthlr. 6000 Rthlr. 800 Rthlr. Halberttadt 16,844 500 800 6000 800 ⸗ Qevsib12,556b00 69900 2000
Nur die kleinsten Staͤdte haben sich mit der §. 46 festgesetzten geringsten Zahl von 9 Stadtverordneten begnuͤgt. In den meisten sind 12 — 21, in Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben 24 ge⸗ waͤhlt worden. Keine Stadt aber hat auf die zulaͤssige hoͤchste Zahl von 60 Anspruch gemacht, indem auch in Magdeburg 30 als zurei⸗ chend erkannt worden sind. —
In allen Staͤdten ohne Ausnahme ist die Wahl nach Bezir⸗ ken erfolgt. Von der, nach §. 52 der revidirten Staͤdte⸗Ordnung nach⸗ Wahl nach Klassen hat keine einzige Stadt Gebrauch gemacht.
In jeder der beiden Staͤdte Halberstadt und Quüedlinburg ist ein Bekenner des mosaischen Glaubens zum Staͤdtverordneten er⸗ waͤhlt worden.
Die Magistrate sind in einigen Orten ganz, in den meisten aber zum groͤßten Theile erneuert worden. Nur in einigen sind die zeit⸗ herigen Magistrats⸗Mitglieder ganz beibehalten und nur die hinzu⸗ getretenen unbesoldeten neu gewaͤhlt worden. In mehreren, zum Theil in bedeutenden Orten wird kuͤnftig der Buͤrgermeister allein besoldet, die Rathsherren aber werden saͤmmtlich unbesoldet seyn, 3 B. in Schoͤnebeck mit 6751 Einwohnern. Die Kaͤmmerer, welche nach der Staͤdte⸗-Ordnung vom 19. November 1808 als Magistrats⸗Mit⸗ glieder fungiren sollen, sind bei Einfuͤhrung der revidirten meist als Magistrats Subalternen angestellt worden.
Was nun die finanziellen Resultate der neuen Organisation an⸗ langt, so haben 9 Staͤdte die Besoldungen threr Beamten erhoͤht, daher der kuͤnftige Normal⸗Etat gegen den zeitherigen eine Mehr⸗
Zur Waͤhlbarkeit sind erforderlich:
Ausgabe von
1434 Rthlr. nachweist. Diese Mehr⸗Ausgabe ist aber zum großen Theile nur scheinbar, da die mit den Magistrats⸗Stellen verbunden gewesenen Deputate und Emolumente eingezogen worden sind, deren Betrag kuͤnftig den Kaͤmmereien anheimfaͤllt, welche daher durch die Mehr⸗ Einnahme fuͤr die Mehr⸗Ausgabe entschaͤdigt werden.
Dagegen ersparen die uͤbeigen Staͤdte nach dem Normal⸗Etat kuͤnftig gegen den fruͤheren Etat jaͤhrlich
4984 Rthlr.
Fuͤr den Augenblick wird aber eine Ersparniß nur in achtzehn
Staͤdten erreicht und betraͤgt darin 1 Summe von 2477 Rthlr.
In den uͤbrigen Staͤdten dagegen erfordern die persoͤnlichen Zulagen, welche wegen fruͤherer hoͤherer Besoldungen haben beweitl⸗ ligt, und die Penstonen, die den Ausgeschiedenen haben ausgesetzt werden muͤssen, eine Mehr⸗Ausgabe von zusammer
7328 Rthlr./ welche jedoch von Jahr zu Jahr, je nachdem die Beamten und Pen⸗ sionairs mit Tode abgehen oder anderweit versorgt werden, sich min⸗ dern wird. Auch geht hiervon schon jetzt dieienige Summe ab, welche die Staͤdte, wie obgedacht, durch eingezogene Deputate und Emolumente ersparen, die sich jedoch nicht mit Bestimmtheit in Zahlen angeben laͤßt. 2) Regierungs⸗Bezirk Merseburg
In diesem ist die Staͤdte⸗Ordnung in 62 Orten eingefuͤhrt.
Was eben beim Magdeburgischen Bezirke im Allgemeinen uͤber die Saͤtze des Grundbesitzes und Einkommens zu Buͤrgerrecht und
Waͤblbarkeit, die Wahl der Stadtverordneten, der Magistrate ꝛc. be⸗
merkt worden, ist im Wesentlichen auch in Beziehung auf den Be⸗ zirk Merseburg anzufuͤhren. Juden finden sich in den ehemals Saͤch- sischen Staͤdten beinahe gar nicht und baben noch keine Buͤrgerrechte. In den Staͤdten der ehemals Westphaͤlischen Kretse, nomentlich des Saal⸗ und des Mannsselder See⸗ und Gebirgs⸗Kreises haben sie Buͤrger⸗ rechte, sind jedoch auch nicht in bedeutender Anzahl zu finden. Als Stadtverordneter ist keiner gewaͤhlt worden.
Die Wahlen der Stadtveroredneten sind auch im Regierungs Bezirk Merseburg uͤberall nach Bezirken, nirgends nach Klas sen bewirkt worden, obwohl in den ehemals Saͤchsischen Staͤdten die Zunft⸗Verfassung noch besteht und daher zu der Wahl nach Klassen ein sicheres Anhalten dargeboten haben wuͤrde.
Die Veraͤnderungen in den Magistratspersonen sind weniger haͤu⸗ sig, als im Bezirke Magdeburg zu bemerken. Die Kaͤmmerer sind mieistens Magistrats⸗Mitglieder geblieben. — Auch bier ist in meh reren Staͤdten der Buͤrgermeister das einzige besoldete Magistrats⸗ Mitglied. .
In Beziehung auf die Saͤtze des Grund⸗Besitzes und Einkom⸗ mens zu Buͤrgerrecht und Waͤhlbarkeit und die Zahl der Stadtver⸗ ordneten ist bei den einzelnen bedeutenderen Staͤdten Folgendes zu bemerken
Zum Buͤrgerrecht Zur Waͤhlbarkeit sind erforderlich sind erforderlich Zahl der Grund⸗ Ein⸗ Grund⸗ Ein⸗ Stadtver besitz kommen besitz kommen ordneten Rthlr. Rthlr. Rthlr. Rthlr. Halle . 24,790 800 350 3000 600 27 Wittenberg 8,068 500 200 2000 400 18 Torgau. 6,285 500 300 1200 500 15 Zei tz 9,769 400 200 2500 300 18 Die bedeutende Stadt Raumburg mit 10,994 Einwohner und die Regierungsstadt Merseburg mit 8211 Einwohner sind bei den nach dem Gesetze zulaͤssigen geringsten Saͤtzen stehen geblieben.
Ein⸗ wohner
„Die finanziellen Resultate stellen sich in diesem Regierungs⸗Be⸗ zirke weit besser, als im Regierungs⸗Bezirke Maagdeburg. Die Normal⸗Ausgaben des Etats in 21 Staͤdten veranlassen ge⸗ gen die fruͤhern einen Mehr⸗Aufwand von “ 1924 Rthlrn. Dabingegen ergiebt sich bei 8 1 Staͤdten eine Ersparniß von 8760 Rthlr. Eine augenblickliche Ersparniß wird in 21 Staͤdten bereits mit T1111A“ Rthlr. 9 erreicht. Dag eigt der voruͤbergehende Mehr⸗Aufwand fuͤr Besoldungs⸗Erhoͤhungen, vesveh⸗ in den uͤbrigen Staͤdten auf 4978 r. “ 3) Regierungs⸗Bezirk Erfurt. In diesem ist die Staͤdteordnung in 19 Staͤdten eingefuͤhrt. In Hinsicht der allgemeinen Bemerkungen koͤnnen wir uns auf das, was beim Regierungs⸗Bezirke Magdeburg bemerkt worden, be⸗ ziehen Juden sind nirgends zu Stadtverordneten gewaͤhlt worden. Eine Wahl nach Klassen ist in keiner Stadt erfolgt. . Zum Buͤrgerrecht Zur Waͤhlbarkeit sind erforderlich sind erforderlich Zahl der Grund⸗ Ein⸗ Grund⸗ Ein⸗ Stadtver⸗ besitz kommen besitz kommen ordneten Rthlr. Rthlr. Rthlr. Rthlr. 8 800 300 3000 400 .“ Muͤblbhausen 11,251 300 200 2000 300 21 Nordhausen 10,90“1 500 250 5000 500 18 Der kuͤnftige Normal⸗Etat ergiebt gegen den zeitherigen in 9 Staͤdten eine Mehr⸗Ausgabe von 1 1163 Rthlr. Dagegen in den uͤbrigen eine Minder⸗Ausgabe vo 8 33515 Rthlrn. . In sechs Staͤdten wird bereits jetzt gegen die zeitherigen Aus⸗ gaben erspart 1504 Rthlr.
in den andern dagegen fuͤr den Augenblick mehr ausgegeben 3628 Rthlr. 1 Als Resultat der Einfuͤhrung in Hinsicht der Verwaltungs⸗ Ausgaben fuͤr die ganze Provinz ergiebt sich daher Folgendes: Nach dem kuͤnftigen Besoldungs⸗Etat, verglichen mit dem zeit⸗ herigen, wird von den Staͤdten der Provinz bezahlt. mehr im Regierungs⸗Bezirk Magdeburg 1434 Rthlr. 8 . 1 “ Erfurt .
4521 Rthlr.
Ein⸗
GWrIuvt 22,759
weniger 4084 Rthlr. 8760 ⸗ 8315= 16,359 Rthlr. 16,359 Rthlr.
2 v
Von den Ersparnissen zu die Mehr⸗Ausgabe mit 4,521 ⸗
abgerechnet, verbleibt eine Summe von 11,838 Rthlr. welche die Staͤdte der Provinz kuͤnftig an Besoldungs⸗Aufwand er⸗ sparen werden. Dieser Summe tritt der Betrag der eingezogenen Deputate und Emolumente zu, welcher der Kaͤmmerei-Einnahme zuwaͤchst, und durch den wahrscheinlich schon jetzt ein großer Theil der Mehr⸗Ausgabe gedeckt wird.
Was dagegen die jetzigen, durch voruͤbergehende Zulagen zu den sormal⸗Gehalten und Pensionen in mehreren Staͤdten gesteigerten Ausgaben anlangt, so ergiebt sich folgendes Resultat:
Die jetzigen wirklichen Verwaltungs⸗Ausgaben betragen gegen die vor Einfuͤhrung der Staͤdte⸗Ordnung stattgefundenen: mehr weniger im Regierungs⸗Bezirk Magdeburg. 17328 Rthlr. 2477 Rthlr.
⸗ ¶ Mersebnrvg .. 4978— 2803 2²2
Erfurt 3628 ⸗ 1504 ⸗
b 15,934 Rthlr. 6784 Rthlr. Wird nun von der Mehr⸗Ausgabe — von 15,934 Rthlr. die Ersparniß von 6,784 ⸗ in Abzug gebracht,
so verbleibt die Summe von 9,150 Rthlr., welche die Staͤdte der Provinz in Folge der Einfuͤhrung der Staͤdte⸗ Ordnung voruͤbergehend als Mehr⸗Ausgabe bezahlen muͤssen. In- dessen geht von dieser Summe dastjenige ab, was an eingezogenen Deputaͤten und Emolumenten den Kaͤmmereien als Mehr⸗Einnahme zufließt. Bet der wirksamen Theilnahme und Kontrolle, die den Buͤrgerschaften in Beziehung auf saͤmmtliche Einnahmen und Aus⸗ gaben durch die Staͤdte⸗Ordnung zugestanden worden, ist aber zu hoffen, daß die augenblicklich verbleibende Mehr⸗Ausgabe, welche ohne⸗ hin von Jahr zu Jahr sich mindern muß, durch bessere Benutzung der Einnahme⸗Quellen und Svarsamkeit in allen Arten von Aus⸗ gaben, wenn nicht schon jetzt, doch in der naͤchsten Zeit reichlich ge⸗ deckt seyn werde. Wenn bereits jetzt mehrere Staͤdte bedeutend ersparen koͤnnen, so kommt dies daher, daß man in den letzten Jahren vor Einfuͤh⸗ rung der Staͤdte⸗Ordnung in Erwartung des Gesetzes die erledig— ten Magistrats
8.
und Subaltern⸗Stellen moͤglichst unbesetzt, oder sie kommissarisch verwalten ließ, daher in solchen Faͤllen sogleich der geringere Normal-Etat eintreten köonnte. Auf diese Weise hat be⸗ reits die Stadt Osterwiek im Regierungs⸗Bezirk Magdeburg eine Erleichterung von 652 Rthlr. gegen die fruͤyeren Ausgaben erlangt.
Meteorologische Beobachtung.
Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
6. Mai. Luftdruck.. 338,7 8 Par. 339,2 8 Pa Luftwaͤrme + 9,3 °R. +. 18 8 °bR. £ Thaupunkt *+ 8,5 °R. + 9,2°R. †. Dunstsaͤttg. 94 pCt. 51 Ct. 1 Wetter.... heiter. heiter. heiter. Wolkenzug — O. —
usseereenaenne
e]
Pvar. 330,74 Par Quellwärme 6,9 °R. 12 °R] 8
2 Sr, G,s 8 „0 R. Flußwärme 11,0 °„R.
2
75 p Ct. [Bodenwärme 9,4 %R.
Ausdünst. 0,1 73 *Rh.
Niederschlag 0.
—————
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 2 Mai Niederl. wirkl. Schuld 51. 58 de. 96 ½. Ausgesetzte Schuld 1272. Kanz-Bill. 22 ⁄1 3⁄. 4 ⁄ 8 Boct. 90. 3 ½1 ½ 72 ⅛. Kuss. (v. 1831) 95 ⁵. Preuss. Präluuen- e 98. do. 498 Aul. 98. Oesterr. 96½ 5 ½8 Span. 71. 3% 45 ½.
21]
Span. 58 71 ½⅛. Hamburg, 5. Oesterr. 5 9 Met. 99 ¼. 4 9 do. 89 ¼ Engl. 101 Q, Russ. Hon. 94 ½. Met.
1 8 2 1 in Hamb. Prämien-Scheine 109 ½ 5 1
1““ ¹ reuss. . Poln. 125. Dän. 71 ¼. Holl. 5 % 94 ¼. 2 ½ 3 50. Span. 39 43 ⅞. 48 53 ¼. St. Petersburg, 30. April. Lond. 3 Mon. 10 ½. Hamb. 3 Mon. 524. Silb.-Rub. 359. Kop. Wien, 2 5% Met. 99 . 49 8829„. Bank-Actien 1261 Dat .-Obligat. 13634.
Mai.
Loose zu 100 Fl. Adhh Königlicheh
Donnerstag, 8. Mat. Im Opernhause: Fidelio, Oper in 2 Abth. Musik von L. van Beethoven. (Mad. Schroͤder⸗De⸗ vrient: Fidelio, als Gastrolle.)
Wegen eingetretener Hindernisse kann die Oper: in Tauris, heute nicht gegeben werden.
Zur Oper Fidelio bleiben die fuͤr Donnerstag bereits gekauf⸗ ten Opernhaus⸗Billets guͤltig, auch werden die dazu noch verkaufenden Billets mit Donnerstag bezeichnet seyn.
Im Schauspielhause: 1) Une bonne fortune, vandeville 3 en 1 acte. 2) La scconde représentation de: La Dugazon,
Iphigenia