1834 / 180 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem regierenden Fuͤrsten zu Schwarzburg⸗Rudolstadt den Schwarzen Adler⸗Orden zu verleihen geruht.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Daͤnischen Fischer Kruse zu Skagen die Rettungs⸗Medaille mit dem Bande zu

verleihen geruht.

Ihre Koͤniglichen Hoheiten der Pren⸗ und die sin Albrecht sind heute nach Pyrmont abgereist.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz August von Preußen haben den Koͤnigl. Kammerherrn und Lieutenant Herrn Eduard von Waldenburg zu Hoͤchstihrem Hof⸗Marschall zu ernennen geruht.

Im Bezirke der Koͤnigl. Regierun zu Köslin ist der Prediger Brose in Wussecken als Pre⸗ diger⸗Adjunktus in Pollnow, Gerbin und Vellin angestellt worden.

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Zeitungs⸗Nachrichten. Ausland. k; Frankreichh.. Paris, 23. Juni. Die oͤffentlichen Blaͤtter theilen fol⸗ gende bereits bekannt gewordene Wahlen aus den Provinzen mit: In Nogent sur Seine, der ministerielle Kandidat und Ex⸗ Deputirte Demeufve; in Sémur, der min. K. und Ex⸗Dep. Vatout; e. in Dreux, der min. K. und Ex⸗Dep. Firmin Didot; in Brest, der min. K. Lacrosse; in Landernau, der min. K. und Ex⸗Dep. Las⸗Cases Sohn; in Bordeaux der min. K. Ducos und der min. K. und Ex⸗ Dep. Hervé; in Rennes, der min. K. und Ex⸗Dep. Jollivet und der K. der Opposition und Ex⸗Dep. Mangin d'Oins; in Tours, der min. K. und Er⸗Dep. Gouin; in Avranches, der min. K. und Ex⸗Dep. Dubois; in Metz, die min. K. und Ex⸗Dep. Paixhans und Parent; in Lille, der min. K. und Ex⸗Dep. von Brigode und der K. der Opposition und bekannte Legitimist Hennequin; in Compieègne, der min. K. und Er⸗Dep. Tronchon; in Beauvais, der min. K. und Ex⸗Dep. Danse und der K. der Opposition und Ex⸗Dep. Marquis von Mornay; in Senlis, der min. K. Lemaire; in Clermont, der K. der Opposition und Ex⸗Dep. Legrand; in Straßburg, die min. K. Oesinger und Bauter; in Fontainebleau, der min. K. Graf Durosnel; in Provins, der m in. K. und Ex⸗Dep. Graf Eugen von Harcourt; in Versailles, der min. K. und E⸗Dep. von Jouvencel; in St. Germain⸗en⸗Laye, der min. K. und Ex⸗Dep. Guy; in Corbeil, der min. K. Graf von Fitte; in Rambouillet, der min. K. und Ex⸗Dep. Baron Lepelletier d'Aulnay; in Montdidier, der min. K. und Ex⸗Dep. Rouillé⸗de⸗Fontaine.

Die Oppositions⸗Mitglieder Daunou, Marquis von Bryas und Bérard sind resp. in Brest, Bordeaux und Corbeil, welche Bezirke sie in der letzten Kammer repraͤsentirten, nicht wieder⸗ gewaͤhlt worden. Dagegen troͤsten die Oppositions⸗Blaͤtter sich damit, daß von den ganz neu gewaͤhlten Deputirten manche als ministeriell bezeichnet wuͤrden, die ihrer Gesinnung nach der Op⸗ position angehoͤrten und in der Kammer auch mit der Opposi⸗ tion stimmen wuͤrden.

Das Journal des Doébats bemerkt uͤber die hiesigen Wahlen: „Die Freunde des Koͤnigthums und der Juli⸗Institu⸗ tionen haben bei den Pariser Wahlen den glaͤnzendsten Sieg da⸗ von getragen. Die Bewohner der Hauptstadt haben sich dadurch, daß sie alle von dem Geiste der Unordnung und der Anarchie emachte Versuche zuruͤckwiesen, einen neuen Anspruch auf die chtung und Erkenntlichkeit des Landes erworben.“ Die legitimistischen Blaͤtter sprechen sich heute uͤber den Aus⸗ fall der Pariser Wahlen noch gar nicht aus. Der Temps mißt das Resultat derselben der Furcht vor einer Wiederkehr von Volksbewegungen, wie die letzten in Lyon und Paris, bei, wie denn in unruhigen Zeiten die Masse der Buͤrger sich jedesmal auf die Seite der Regierung schlage, wie schlecht diese letztere im Uebrigen auch immer seyn moͤge. Das Journal du Commerce sagt uͤber denselben Gegen⸗ stand: „Der Pariser Wahlkoͤrper besteht gegenwaͤrtig aus 15,000 Buͤrgern, von denen etwa 11,000 8- Stimmen abgege⸗ ben haben. In runden Summen kommen hiervon 7000 auf das Ministerium und 4000 auf die Opposition. Unter den 4000 Waͤhlern, die nicht mitgestimmt haben, befinden sich 1000 1500, die das Wahlrecht erst seit dem vorigen Jahre erlangt haben, es aber nicht geltend machen konnten, weil das Ministerium es fuͤr gut 289 hatte, die neuen Wahlen noch vor der Revision der Wahl⸗Listen vorzunehmen. Hieraus scheint hervorzugehen, daß die Regierung sich von jenen 1000 1500 neuen Waͤhlern eben kei⸗ nen besonderen Beistand versprach. Von den uͤbrigen 2500

3000 Waͤhlern, die absichtlich an den Wahlen keinen Theil enommen haben, gehoͤrte wahrscheinlich die Mehrzahl der Dpposition an. Wahr ist es, daß letztere in dem Seine⸗Dept. sie Herren Salverte und Las⸗Cases (den Vater) verloren hat; ber auch das Ministerium hat hier die Herren Debelleyme und senet eingebuͤßt, die gewiß auch nirgends sonstwo gewaͤhlt wer⸗ den, wäaͤhrend Herr Salverte noch im Aube⸗Departement Aus⸗ schten fuͤr sich hat, Herr von Las⸗Cases aber freiwillig auf das

eputirten⸗Amt verzichtet hatte. Der „Tiers⸗parti“ allein hat

im Seine⸗Departement einen Anhaͤnger in der Person des Hrn.

Frémicourt gewonnen.“ Der Courrier frangais zußert:

„Die Pariser Wahlen haben unter dem Einflusse der Vorur⸗ theile stattgefunden die seit drei Jahren in der Hauptstadt domi⸗ niren und durch die Ereignisse des April noch zugenommen ha⸗ ben. Rechnet man hierzu die von der Regierung angewandten Ver⸗ fuͤhrungs⸗Mittel und sonstigen Kunstgriffe, so wird man sich ein Resultat leicht erklaͤren koͤnnen, das im Uebrigen vorauszusehen war.“ Der Constitutionnellaͤßt zwar den Maͤnnern, deren Namen aus den Pariser Wahl⸗Urnen hervorgegangen, Gerechtigkeit wi⸗ derfahren, giebt indessen doch zugleich sein Bedauern daruͤber zu erkennen, daß manche andere Deputirte, die bisher die Hauptstadt wuͤrdig repraͤsentirt haͤtten, diesmal uͤbergegangen worden waͤren, und schmeichelt sich, daß die Provinzen diese Juruͤcksetzung wieder gut machen wuͤrden. Der National meint, daß er das Re⸗ sultat der Wahlen vorausgesehen habe; er habe sich niemals ge⸗ schmeichelt, daß das jetzige Wahl⸗Gesetz der Opposition den Sieg zuwen⸗ den werde; haͤtte er eine solche Hoffnung genaͤhrt, so wuͤrde er dadurch ja eben eingeraͤumt haben, daß jenes Gesetz gut oder doch mindestens ertraͤglich sey; er habe indessen stets das Gegentheil behauptet und be⸗ haupte auch jetzt noch, daß das gegenwaͤrtige Wahl⸗Monopol allein dem Systeme des 7. August, 13. Maͤrz und 11. Oktober frommen koͤnne, bis daß irgend eine Katastrophe demselben ein Ende mache.

Die Obersten Chapelle, von Longuerue, Perregaux, Wimpffen, von Arlanges, von Fitz⸗James, Jacobi, Roussel und Lacour sind zu General⸗Majors befoͤrdert worden.

Das Lager bei St. Omer wird, wie man sagt, schon am 15. Juli bezogen werden; 12,000 Mann sollen in demselben zu liegen kommen.

Zur Widerlegung des bekannten Buchs des Abbé von La⸗ mennais sind neuerdings hier zwei Schriften erschienen; die eine fuͤhrt den Titel: „Paroles d'un méeréaut“, die andere: „Paroles d'un voyant.“ Als Verfasser der letztern nennt sich ein Hr. J. A. Chao.

Die Mutter des Herzogs Decazes ist am 18ten d. M. im 80sten Lebensjahre auf ihrem Schlosse La Grave bei Libourne mit Tode abgegangen. 3

Großbritanien und Irland.

Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 20. Juni. (Nachtrag.) Der Lord⸗Kanzler sagte, in Bezug auf Lord dasn (gestern mitgetheilten) An⸗ trag, daß er zwar manchen Ansichten des edlen Lords beistimme, nichtsdestoweniger aber glaube, vermoͤge seiner Stellung, einige Bemerkungen machen zu muͤssen.

Man habe, fuhr er fort, den Fortschritt des Unterrichts in

Verbindung gebracht mit der Zunahme der Verbrechen im ganzen

Lande. Nun sey es voͤllig wahr, das die Verbrechen nicht in dem Verhaͤltnisse abgenommen, wie sanguinische Menschen sie von den Fortschritten der Gesellschaft in der allgemeinen Gesittung erwartet haͤtten. Dies sey nicht zu leugnen, welche Erklaͤrung man auch da⸗ von geben moͤge; allein dies sey kein Grund zur Verzweiflung, zu Besorgnissen fuͤr die Zukunft und zum Tadel der fruͤheren Be⸗ strebungen, oder zur Abneigung, in letzteren fortzufahren. Das große Problem sey, ob die allgemeinere Verbreitung von Bildung unter allen Klassen des Volkes eine Tendenz habe, die Begehung von Verbrechen zu verhindern, oder nicht. Er sey weit entfernt, in das Urtheil von zwei zu diesem Zweck nach Amerika gesandten Fran⸗ flsenn⸗ miteinzustimmen, „daß es jetzt allgemein anerkannt sey, daß ieijenigen Laͤnder, in denen Bildung am verbreitetsten sey, deshalb

nicht nur nicht freier von Verbrechen waͤren, sondern daß eher das Gegentheil stattfinde.“ (Hoͤrt, hoͤrt!) Die Tendenz der Bildung und ihrer Verbreitung sey, den Zustand des Volkes, seine Grundsaͤtze und seinen Charakter zu verbessern, dies sey aber nicht augenblicklich zu erreichen. Sie wirke auf den Charakter und die Auffuͤhrung durch Vermehrung der Einsicht. Dies halte er fuͤr so klar, daß es kaum noch eines allgemeinen Beweises beduͤrfe. Nach dem gleichmaͤßigen und unveraͤnderlichen Zeugnisse der Erfahrung und Beob⸗ achtung koͤnne man von der Bildung sagen: Emollit mo- res, nec sinet esse feros.“ Dies sey die Tendenz der Bil⸗ dung, und daß sie mit der Zeit dies bewirke, sey Thatsache. In den Gefaͤngnissen finde man unter den in polizeilicher Haft be⸗ findlichen Personen eine sehr geringe Anzahl, die eine Erziehung und Unterricht genossen, aber diese sey noch geringer unter den uͤberfuͤhrten Verbrechern. Ein großer Irrthum, den man begangen, liege in dem, was man Bildung und Unterricht genannt habe. Lesen, Schreiben und Rechnen seyen in den letzten dreißig Jahren fuͤr Erziehung genommen worden. Ein anderer Irrthum sey die Verwechselung der Manufaktur⸗Distrikte, wo alle Elemente gesell⸗ schaftlicher Entartung vorhanden seyen, mit den Ackerbau⸗Distrik⸗ ten, und weil in den ersteren, bei einer weit dichteren A Verbrechen und Unterricht haͤufiger seyen, als in letzteren, so habe man dies mit großem Unrecht 5 des Unterrichts zu⸗ geschrieben. Eine falschere, einseirigere und abgeschmacktere Ansicht dieses Gegenstandes waͤre nicht wohl denkbar. Es sey wohl noch von Niemand behauptet worden, daß Lesen, Schreiben und Rechnen Unterricht sey, und noch weniger, daß dies hinreiche, alle uͤbrigen Einfluͤsse zu verhindern, und den Menschen uͤber ihre schaͤdliche Wir⸗ kung zu erheben. Woher aber die bedeutende Zunahme der Verbre chen? Es sey noch Keinem eingefallen, zu sagen, daß selbst der hoͤchste Grad von Bildung und der edelste Charakter den Menschen zu einem Wesen hoͤherer Art mache. Auch habe die Bevoͤlkerung sich seit weniger als einem Jahrhundert um das Doppelte vermehrt und der Zustand der Gesetze selbst bringe die demoralisirendsten Wirkungen hervor. Die unnoͤthige Vermehrung der Eide vermindere nicht nur die Heiligkeit derselben, und lasse diese erhabene und feierliche religidse Verpflichtung leicht und trivial erscheinen, sondern sie hem⸗ me auch das Gesetz in der Bestrafung des Verbrechers. Haͤufiges Schwoͤren vermehre die Meineide und erschwere den Gerichten die Entscheidung. Dies sey ein Gegenstand der großen und hoͤchst ach⸗ tungswerthen Bemuͤhungen des Sir Samuel Romilly, und er sey voͤllig derselben Meinung. Vor etwa 25 Jahren, ehe Sir S. Ro⸗ milly seine wohlthaͤtigen Arbeiten begonnen habe, sey es nichts Un⸗ ewoͤhnliches gewesen, daß an einem Morgen acht bis zehn Men⸗

chen, wegen Verbrechen gegen das Eigenthum, ohne irgend eine Ge⸗ waltthaͤtigkeit gegen die Person, gehaͤngt wurden (hoͤrt!); und es sey unmoͤglich, die Wirkung eines so grausamen Schauspiels, das eher des Moloch, als eines christlichen Fuͤrsten wuͤrdig sey, auf einen Poͤbel von 30,000 Personen zu berechnen. (Hoͤrt!) Die Menge er⸗ halte dadurch weniger einen Abscheu vor dem Verbrechen, als viel⸗ mehr Widerwillen gegen dasGesetz. Grundsaͤtze seyen erblich, und schlechte *) G. v. Beaumont und A. von Tocqueville, deren Werk über Amerika's

Besserungs⸗System von Dr. N. H. Julius ins Deutsche übersetzt worden. (Val. die „literarischen Nachrichten“ in Nr. 184 der Staats⸗Ztg. v. J. 18323.)

Vaͤter haͤtten oft noch schlechtere Soͤhne. (Hoͤrt!) Dies sey im All⸗ gemeinen der Grund, weshalb die Fortschritte des Unterrichts so wenig Erfolg auf die Ausrottung der Verbrechen gehabt haͤtten. Von allen anderen Ursachen koͤnne er eine nicht uͤbergehen, die von großem Erfolge gewesen sey, die ohne Unterlaß fortwirke, die weit und breit ihren vergiftenden Einfluß ausbreite und die Bevoͤlkerung ganzer Di⸗ strikte in Arme oder vielmehr in unverschaͤmte Bettler verwandle. Hoͤrt) Waͤre es . das Verbrechen und seine Fortschritte zu betrach⸗ ten und nicht zu bemerken, wie ein abscheuliches, gegenwirkendes Agens durch das Land hinschleiche, und alle zarteren Gefuͤhle ersticke und die geheiligten Schranken, welche die Gesellschaft, das Gesetz und die Natur den Schritten des Menschen vorgezeichnet habe, ver⸗ nichte? (Hoͤrt! Hoͤrt!) Dies Agens seyen die Armen⸗Gesehe und der Mißbrauch der Armen⸗Gesetze. (Hoͤrt hoͤrt!) Wie schwierig muͤsse nicht der Kampf des Unterrichts mit diesem Uebel seyn. Jener komme ihm wie ein Tropfen Wasser vor, den man in eine Quantitaͤt Arsenik oder Blausaͤure gieße, um die schaͤd⸗ lichen Eigenschaften derselben zu vermindern. (Hoͤrt!) Das Prin⸗ ip der Armen⸗Gesetze waͤre, daß es alles eins sey, ob Jemand aul oder fleißig gewesen. Nicht leicht sey wohl etwas zu erdenken, das so darauf berechnet waͤre, den Charakter zu verderben und die Schranken fuͤr die Boͤsen und Schlechten fortzureißen. Er meine die Schranken des gesunden Menschenverstandes, weil der Allmaͤch⸗ tige gesagt habe, der Mensch solle sein Brod im Schweiße seines Angesichts essen; aber die menschliche Gesetzgebung sage, ob das An⸗ gesicht mit Schweiß bedeckt sey, oder ob es von der Sonne versengt werde, ob die Hand beschaͤftigt sey oder nicht, ob der Mensch fiei⸗ ßig oder faul, ob er thaͤtig oder traͤge sey, moͤge er sein Leben als ein Sklave oder als ein Tagedieb hinbringen, sie muͤssen von dem Gewinne ihrer fleißigen Nebenmenschen leben, und die Menschen muͤssen zur Strafe fuͤr ihren Fleiß, die unwuͤrdige Existenz des Tauge⸗ nichts erhalten. (Hoͤrt, hoͤrt!) Er machte ferner darauf aufmerk⸗ sam, wie die Ebe entweiht wuͤrde, und welche Schaar von Uebeln daraus hervorgehe, indem die Armen⸗Gesetze das unsittliche Leben be⸗ foͤrderten, denn jemehr uneheliche Kinder eine Person habe, um so mehr woͤchentliche Unterstuͤtzung erhalte sie. Der fleißige, ehrbare Mann, der nicht eher heirathe, als bis er eineFamilie zu ernaͤhren vermoͤ ge⸗ muͤsse sich selbst besteuern, um die unvorsichtige, traͤge und faule Klasse zu unterstuͤtzen, welche ohne Ueberlegung heirathe, ohne an die zu denken, die sie dadurch in Elend und Verderben bringe, die auf Speculation heirathe, in der Ueberzeugung, daß sie ihr unwuͤrdi⸗ ges, schaͤndliches und faules Daseyn auf Kosten der thaͤtigen (e⸗ meinde⸗Glieder verlaͤngern koͤnne. (Hoͤrt, hoͤrt!) Ein solches System muͤsse nothwendig dem Uebel Thuͤr und Thor oͤffnen. Der Mensch, welcher, im Widerspruch mit den Ausspruͤchen der Vernunft, des Gesetzes und Gottes selbst, glaube, daß er, wenn er auch nicht arbeite, von dem Fleiße seiner Mitmenschen un⸗ terstuͤtzt werde, wuͤrde am wahrscheinlichsten, wenn ihm die Armen⸗Gesetze nicht Alles gäben, was er verlange, seine Hand ausstrecken und stehlen. (Hoͤrt!) Es sey indeß, (Hott sey Dank, jetzt Aussicht da zu einer schnellen Reform in diesem Theile des Systems, und er erwarte hoͤchst genuͤgende Resultate von derselben. In Frankreich und andern civilisirten Laͤndern, wo der Unterricht am verbreitetsten sey, waͤren gewaltsame Verbrechen um so seltener, je mehr ersterer forischreite. Er koͤnne nicht fuͤr die Un⸗ gesetzlichkeit der Todesstrafe stimmen, sondern halte dafuͤr, daß die 82g be Macht, nach menschlichen und göttlichen Gesetzen, as Recht habe, die Todesstrafe zu verhaͤngen; aber es sey eine nuͤtzliche Frage, ob sie absolut nothwendig sey, und ob es nicht andere Strafen gebe⸗/ gegen die man nicht dieselben Einwürfe machen köͤnne, und die doch eben so wirksam die Wiederholung der Verbre⸗ chen verhinderten. Es sey albern, zu sagen, daß der Mensch gehan⸗ gen werden muͤsse fuͤr einen Mord und nicht fuͤr Falschmuͤnzerei, als ob der Zweck der Strafe eine Vergeltung sey. (Hoͤrt!) Es sey ein bloßes Spiel mit Worten, zu sagen, die gesetzgebende Macht habe ein Recht, einem Menschen das Leben zu nehmen, weil er einen An⸗ deren ermordet habe. Es handle sich hier allein darum, zu ermit⸗ teln, ob die Todesstrafe am geeignetsten sey, den Mord zu verhin⸗

dern. (Hort!)

London, 24. Juni. JJ. MM. beehrten gestern ein vom Oberst Clitherow gegebenes Diner mit Ihrer Gegenwart.

In der letzten Sitzung des Unterhauses erhielt Hr. W. White⸗ more die Erlaubniß, eine Bill in Bezug auf die Anlegung einer neuen Britischen Kolonie in Australien einzubringen. Das Unternehmen ruͤhrt von einer Gesellschaft her, welche einige ausgezeichnete Mit⸗ glieder des Unterhauses zaͤhlt, und ist von der Regierung bestaͤtigt wor⸗ den. Die Suͤd⸗Australische Gesellschaft hat eine oͤffentliche Ver⸗ sammlung zusammenberufen, um sich uͤber den Plan und Zweck der neuen Kolonie zu berathen. 8

Der Telegraph enthaͤlt folgende Nachricht uͤber Don Carlos: „Als die Familie des Don Carlos in die für sie bestimmten, bequemen Gemaͤcher gefuͤhrt worden war, wuͤnschte derselbe, daß man die Wache entlassen moͤge, nachdem er seinen Dank fuͤr die Aufmerksamkeit ausgesprochen hatte. Don Car⸗ los lehnte die Ehre, Schildwachen an der Thuͤre seiner Woh⸗ nung zu haben, ab. Er wuͤnschte, um dem Capitain Fan⸗ shawe, den Offizieren und der Mannschaft des „Donegal“ seine Dankbarkeit zu bezeugen, unter letztere die Summe von 500 Livres zu vertheilen und jedem Offizier ein Geschenk zu uͤber⸗ reichen; dies wurde jedoch mit dem Bemerken abgelehnt, daß es den Gesetzen der Admiralitaͤt zuwider sey. Der General Rodil scheint den Vertriebenen bei der Verfolgung so nahe ge⸗ wesen zu seyn, daß die Prinzessinnen und die Kinder, threr per⸗ soͤnlichen Sicherheit wegen, genoͤthigt waren, mehrere Meilen ohne alle Lebensmittel zu Fuß zuruͤckzulegen. Don Carlos schien bei seiner Einschiffung auf dem „Donegal“ kein Geld zu haben, aber er empfing bedeutende Summen bei seiner Ankunft in diesem Lande. Die Familie des Don Carlos besteht aus seiner Gemah⸗ lin, ihrer Schwester (der Prinzessin von Beira) und drei Bh nen, von denen der aͤlteste etwa 16 Jahr alt ist. Der Bischof von Leon und der Haus⸗Kaplan sind die einzigen Geistlichen in seinem Gefolge. Don Carlos ist bei aflen Personen, die um ihn sind, beliebt. Waͤhrend seines * Aufenthaltes hier haben ihm alle Offiziere der Marine und Gar⸗ nison ihre Aufwartung gemacht und ihm das dem Ungluͤck schul⸗ dige Mitgefuͤhl bezeugt. Wir hoͤren, daß er die Absicht hat, sich in der Naͤhe von London niederzulassen, um dort die Gele⸗ genheit zur Ruͤckkehr in sein Land abzuwarten, woruͤber er die sanguinischsten Hoffnungen hegt. Dem Spanischen Gesandten Grafen Miraflores, welcher aom Sonnabend hier ankam, folgte am Sonntag Mergen der Unter⸗Secretair des auswaͤrti⸗

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