3. Januar dieses Jahres festgesetzt. Die Lage des neuen Praͤsiden⸗ ten war sehr schwierig; er hatte den vernuͤnftigsten Theil des Vol⸗ kes und die Versammlung fuͤr sich, allein der groͤßere Theil des Heeres war gegen ihn und noch dazu im Besitz von Callao, dem Schluͤssel von Lima. Obregoso bediente sich der List An dem Tage, wo die Verschworenen ihn ermorden wollten, lud er den Ober⸗ sten, welcher die Garnison in Callgo kommandirte, zu einem Diner ein, und unter dem Vorwande, mit ihm uͤber besondere Angelegen⸗ beiten sprechen zu muͤssen, forderte er ihn auf, nach aufgebobener Tafel eine Spazierfahrt mit ihm zu machen. Auf der Haͤlfte des Weges nach Callao angekommen, zog Obregoso ein Pistol hervor und drohte dem Ohersten, ihm den Kopf zu zerschmettern, wenn er nicht gleich ibm die Festung uͤberliefere und ihn von den Truppen anerkennen lasse. Der Vber, zitternd vor Schreck, that Alles, was vner wollte. Obregoso, jetzt Herr des Plaes, setzte sogleich die Offiziere ab, welche den Verschwornen ergeben waren, und erwar⸗ tete die Ereignisse der Nacht.
Als es Nacht geworden war, begaben sich die Verschwornen nach dem Palais, um ihr Vorhaben auszufuͤhren, und erfuhren da⸗ selbst, was sich zugetragen hatte. Sie rechneten jedoch noch auf die Besatzung von Callgo und bofften, sie wuͤrde ihnen den Praͤsidenten uͤberliefern; allein sie sahen sich getaͤuscht und beschlossen, die Fe⸗ stung in belagern.
ermudez erhielt den Titel als Oberhaupt des Staates, die Versammlung wurde aufgeloͤst, mehrere ihrer Mitglieder verfolgt, eine Pressen mit Beschlag belegt, und die Verleumdung, der sich ein weites Feld darbot, klagte den General Obregoso an, daß er Peru habe den Fremden uͤberliefern wollen.
Dos Volk von Lima protestirte durch sein Stillschweigen gegen eine so offenbare Verletzung der Gesetze des Landes, und die öͤffent⸗ liche Meinung zeigte sich uͤberall zu Gunsten des Generals Obregoso.
Dieser, Herr des Meeres, bewaffnete einige Kauffahrer und er⸗ klaͤrte alle Punkte der Kuͤste, wo die Autoritaͤt des Bermudez oder Gamarra's anerkannt wuͤrde, in Blokade⸗Zustand. Thaͤtige und unternehmende Mäaͤnner verließen die Hauptstadt, um sich dem neuen Praͤsidenten anzuschließen, und bald konnte er ein Detaschement nach der Kuͤste absenden, um ein Truppen⸗Corps aufzubeben und . n Lima's mit dem Innern von dieser Seite zu be⸗
igen.
Wamarra ging sogleich an der Spitze von 400 Mann seiner be⸗ sten Truppen ab, um dies Ungewitter zu zerstreuen und sich mit ei⸗ ner Compagnie Fußvolks zu verbinden, die Gefahr lief, vom Feinde uͤberrascht zu werden. Die oͤffentliche Meinung war durchaus ge⸗ gen die Nevolution; Guerillas bildeten sich auf allen Wegen in der Naͤhe der Hauptstadt und die Depeschen zwischen Bermudez und Gamarra wurden aufgefangen. Am 27sten verbreitete sich das Ge⸗ ruͤcht in der Stadt, das Ersterer, verrathen durch einen seiner Of⸗ siziere, dem General, welcher die constitutionnellen Truppen zu Hu⸗ acho befehligte, uͤberliefert worden sexy. Bermudez war seit mehre⸗ ren Tagen oͤhne Nachricht von seinem Mitschuldigen. Am Morgen des 28sten desertirte eine betraäͤchtliche Anzahl Insurgenten nach der Citadelle von Callao. Gegen zwei Uhr zog das Fort die Flagge auf und salutirte. Bermudez, welcher nicht wußte, wie er dies Zei⸗ chen der Freude sich erklaͤren sollte, zweifelte nicht mehr an dem Ungluͤck Gamarra's, und fuͤrchtend, daß er sein Loos theilen, oder von allen seinen Soldaten verlassen werde, entschloß er sich ploͤtz⸗ lich, die Belagerung aufzuheben, die Hauptstadt zu raͤumen und sich in das Innere zuruͤckzuziehen.
Er begab sich ins Lager, um seine Befehle zu geben und die Vorbereitungen zu seiner Abreise zu treffen. Der Chef des Staa⸗ bes blieb mit dreißig Mann zum Schutz der Equipage im Schloß. Gegen 5 Uhr versammelte sich das Volk aus Neugier vor der Thuͤr, und mehrere Mißvergnuͤgte gaben durch Geschrei und Zischen die Unpopularitaͤt der Truppen und ihres Chefs zu erkennen. Dieses beschwerlichen Geschreies muͤde, befahl der Offizier der Wache, Fever auf das Volk zu geben, und ein Kind sank, schwer verwun⸗ det, zu Boden. Die Erbitterung stieg nun aufs hoͤchste und man ermunterte sich zur Zuruüͤckweisung eines so brutalen Angriffs. Ich befand mich damals mit fuͤnf Landsleuten bet dem Springbrunnen des Platzes; die Soldaten waren auf das Dach gestiegen und rich⸗ teten ihr Feuer nach allen Seiten. Wir glaubten, der Augenblick sey gekommen, wo wir uns fuͤr unsere eigene Sicherheit bewaffnen muͤßten. Ich mußte unter dem Feuer vom Balkon des Palais mit meiner Flinte und einer einzigen Patrone die Bruͤcke hinab⸗ und wieder heraufsteigen, gluͤcklicherweise kam ich mit dem Getdͤse der Kugeln davon, die mir vor den Ohren pfiffen. Zwei Franzosen und ein Nord⸗Amerikaner erwiederten zuerst das fortwaͤhrende Feuer der Soldaten von dem obern Theil des Hauses. Die Bewohner von Lima, angefeuert durch das Beispiel der Fremden, welche ihr Leben wagten, um sie zu vertheidigen, griffen zu den Waffen und das Ge⸗ wehrfeuer „wurde lebhafter. Der Kampf, dem es an einem ord⸗ nenden Fuͤhrer fehlte, begann von den Daͤchern und Balkonen
aus, und die Division des Bermudez, ectwa 600 Mann stark, hatte, um durch die Stadt zu marschiren, und ihr Gevpaͤck mitzu⸗ nehmen, ein fortdauerndes Feuer auszuhalten. Die Finsterniß der Rach! und der Mangel an Ordnung machten diesen kleinen Kric⸗ meyr zu einem laͤrmenden als morderischen; nichtsdestoweniger ga es zwanzig Todte und mehr als hundert Verwundete. Die Limane⸗ sen, stolz auf den Laͤrm, welchen wir gemacht, hielten sich fuͤr Hel⸗ den, es giebt keine Lobes⸗Erhebungen, die unserem Muthe und un⸗ erer Ergebenheit nicht gespendet worden waͤren. Die Kanzeln, die
Zeitungen, die oͤssentlichen Plaͤtze, Alles ertoͤnte vom Lobe der Frem⸗ den. Aber ich fuͤrchte sehr, daß, wenn die Gefahr und die Furcht einmal verschwunden ist, die natuͤrliche Gemuͤthsart schnell wieder⸗ kehrt und daß wir dann wie vorher nur Fremde seyn werden, die
mit einem angebornen Laster behaftet sind, 88 das der Peruaner
kein Weihwasser kennt. Wie dem auch sey, eine so starke Erschuͤtte⸗ rung entwickelt bei diesem Volke ohne Energie einen Enthusiasmus, aus dem die Regierung den groͤßten Vortheil haäͤtte ziehen koͤnnen.
Statt dies zu benutzen, glaubte der General Obregoso, von Furcht⸗
samen umgeben, sich nicht eher sicher in Lima, als dis Bermudez und
Gamarra entflohen und auf der anderen Seite der Cordilleren, der erstere zu Tarma, der Letztere zu Carro de Pasco (das er mit einer
außerordentlichen Contribution von 100,000 Fr. und einer beträcht⸗ lichen Tuch⸗Lieferung belegte) angekommen waren.
Statt den Feind mit Kraft zu verfolgen, versank hier Alles wie⸗ der in die tiefste Ruhe, und ohne die Laͤhmung ves Handels und die unterbrochene Verbindung mit dem Innern wuͤrde man, nach dem Ansehen der Regierung, geglaubt haden, der tiefste Friede herrsche in diesem Lande. Leider war es nicht so. Jeder Tag brachte die Nachricht von der Empdͤrung der Truppen auf allen Punkten der Republik. Dieser Plan zum Aufruhr oder vielmehr zur Herrschaft, seit mehreren Jahren vorbereitet, wurde so gut ausgefuͤhrt, daß, mit Ausnahme von 300 Mann Kavallerie, die ganze Armee sich fuͤr die Revolution ausgesprochen hat, und der General Nieto ist der Einzige von dem großen Stabe in Pern, der ohne Privat⸗Absichten die Vertheidigung der Gesetze seines Landes unternommen hat.
Cuzeo, wo das Kriegsmaterial der Republik sich befindet, Pu⸗ no, Ayacucho, Trurxillo, das ganze Land erklaͤrte sich gegen die ge⸗ setzliche Behoͤrd, e und die Regiecrung schien zu erwarten, daß der Himmel irgend ein neues Wunder fuͤr sie thun werde, als gluͤckli⸗ cherweise der General Miller ankam. Er wollte nicht in Lima bleiben und machte sich sogleich mit 107 Mann Infanterie und 25 Pferden auf den Weg, um den Feind autznsnche, man mußte dar⸗ an denken, den General Miller zu unterstuͤtzen, und die Regierung wurde thätiger. Durch ein unverhofftes Gluͤck stellte sich ein Trup⸗ pen⸗Corps, das sich zu Gamarra begeben wollte, unter den Befehl eines treuen Offiziers, der es in dem Augenblick, wo ich dies schreibe, dem General Miller zufuͤhrt. Unter den Haͤnden dieses Ober⸗Offiziers wird das Armee⸗Corps sich bald auf 700 Mann erheben. . 8 . 4
Die oͤffentliche Meinung spricht sich allgemein fuͤr den General Obregoso aus, aber die Huͤlfsmittel Gamarra's sind zu betraͤchtlich,
als daß dieser Kampf, abgesehen von einem außerordentlichen Er⸗ eigniß, sich vor Ablauf von sechs Monaten endigen sollte. Es ist im Gegentheil zu fuͤrchten, daß der Buͤrgerkrieg seine Verwuͤstun⸗ gen uͤber das ungluͤckliche Land verbreitet, dessen Bewohner gar nicht dazu geschaffen sind. Der Indianer verlaͤtztt niemals sein vaͤ⸗ terliches Haus, die Gewalt allein kann ihn demselben entreißen; seine Frau und Kinder mit sich fuͤhrend, bindet er sich nie an seine Fahne; er verzichtet nicht leicht auf seine haͤuslichen Gewohnheiten, und sobald der Tag der Verabschiedung erscheint, begiebt er sich in seine Heimath zuruͤck, ohne die geringste Erinnerung an das Schlacht⸗ feld. Als unerschrockenen Soldaten kann ihn nichts bewegen, sei⸗ nen Posten zu verlassen; wenn sein Offizier, sterbend oder fliehend, seinen Befehl nicht aͤndert, oder ihn nicht mit sich fortreißt, so stirbt er, wo er zu bleiben beordert wurde; von beispielloser Maͤßigkeit duldet er, ohne Murren, Entbehrungen und Beschwerden, die kein Eu⸗ ropaͤischer Soldat zu ertragen vermoͤchte. Urtheilen Sie selbst nach dieser treuen Schilderung, ob Menschen dieser Art unter treuen Of⸗ fizieren nicht die besten Werkzeuge fuͤr einen Militair⸗Despoten sind, wie sie andererseits auch die friedlichsten und am leichtesten zu re⸗ ierenden Buͤrger seyn wuͤrden, unter einem Oberhaupte, das treu bie Gesetze des Landes vollstreckte. Nicht auf der Bevoͤlkerung lastet die Verantwortlichkeit fuͤr diese Revolutionen. Generale ohne Ruhm wie ohne Moral sind die einzigen Urheber der Unordnungen in die⸗ sem Lande; und auffallender Weise sind die waͤrmsten Streiter, die eifrigsten Vertheidiger des Militair⸗Despotismus jene freien Spanier, ehemalige Cortes⸗Mitglieder, Beamte der constitutionnellen Regie⸗ rung, welche in Amerika ihren politischen Glauben veraͤndernd zeig⸗ ten, daß der Liberalismus in Spanien mehr eine Sache der Umstaͤnde, als tiefer Ueberzeugung ist.
Wir anderen Auslaͤnder befinden uns in der schlechtesten und unangenehmsten Lage; beide Parteien koͤnnen uns in diesem Augen⸗ blicke nicht verzeihen, die eine, daß wir sie angegriffen, die andere, daß wir sie vertheidigt haben. Triumphirt die erstere, so haben wir tausend Bedruͤckungen von ihr zu erwarten, ohne die geheime Rache in Rechnung zu bringen. Siegt die zweite, so werden die Dienste, welche man beute hoch erhebt, morgen vergessen seyn, und die un⸗ besiegbare Eifersucht, welche die Bewohner gegen uns hegen, wird ihre gewohnte Gewalt wieder erlangen. Die Wenigen unter uns, welche durch Arbeit nnd Betriebsamkeit einiges Vermoͤgen erworben baben, und schon dem Augenblick ihrer Ruͤckkehr in das Vaterland entgegen sehen, wissen jetzt nicht, wann sie werden abreisen koͤnnen.“
—
er liner Börse.
Den 4. August 1834. und Geld-Cours-Zettel. (Preuf2. Coun.)
2₰
2 EGreld. FsFröef. Geld. St.-Schuld-Sch. à 99 ½ † 99 [Grofshz. Pos. do.] 4 103 — Pr. Engl. Anl. 18. 58 —— Ostpr. Pfandbr. 4 101 ½l — Pr. Engl. Anl. 22. 5 — — spomm. do. 4 [106 ½ 8 — Pr. Engl. Obl. 30.] ½295 ½ 94 ½˖ Kur- u. Neum. do.] 4 106 ¾ 1106 ½ Prüm. Sch. d. Sech. — 58 ¼ 57 [Schlesische do. 4 - 1106 ¼ Kurm. Obl m. l. C à 99 — kKkst. C. d. K.- u. N. 8 72 — Neum. Int Sch. do. à 98 ½ — [zZ.-Sch. d. K.-n. N. —† 72 — Berl. Stadt-Obl. 4 99 ½ — — Königsb. do. 4 98 ⁄ — MHoll. vollw. Duk. — 17 ½ — Elbing. do. 4 ½ — 98 ¾ Neue do. — 18 ½ 18 Danz. do. in Th. — 37 ½ — FFriedrichsd'or.. — 13 8 13 Westpr. Pfandbr. 4 — 101 IDisconto. 3 4
Auswürtige Börsen. Amsterdam, 30. Juli.
Niederl. wirkl. Schuld 51 ½4. 58% do. 9717. Ausg. Schuld —. Kanz-Bill. 22 91⁄ 4 ½ 8 Amort. 89 ¾. 328 72 ½ Uuss. (v. 1831) 96 .
Preuss. Prämien-Scheine 101 ¾. do. 4½ Anls. 98 ¾8. Oesterr. 96 ½ 53
Span. 68 ½. 3 8% 423*.
Hamburg, 2. August.
Oesterr. 5 8¼ Metall. 99 ½. 4 % do. —. Bank-Actien 1248. Russ. Engl. 100 ½. Russ. Holl. 94⁄. Met. in Hamb. Cert. 96. Preuss. Präm.-Scheine 113 ½. Poln. 130 ½. Dän. 71 ½. Holl. 53 —. 2 ½ 8 59½. Span. 38 39. 48 51. 8 8 London. 29. Juli.
Cons. 38% pr. compt. 91 ¼. Belg. 98½. Span. 44⁄. 38% 10. Griech. v. 1825 37 ½. Holl. 2 ½ 8 51 ½. 53 98 . Port. 86 ¼. Engl.- Russ. 106 ½. Bras. 80. Columb. 30. Mex. 414¼.
Koͤnigliche Schauspiele.
Dienstag, 5. August. Im Opernhause. Zum erstenmale wiederholt: Die Felsenmuͤhle von Estalières, Oper in 2 Abth⸗, mit Tanz. Musik von Reissiger.
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ran⸗ ges 1 Rthlr. ꝛc.
Mittwoch, 6. August. Im Schauspielhause: Die Schach⸗ maschine, Lustspiel in 4 Abth., von Veck. (Hr. Hessen, vom Herzogl. Hoftheater zu Dessau: Karl Ruf, als Gastrolle.) Vor⸗ her, zum erstenmalt wiederholt: Die weiße Pikesche, Schwank in 1 Akt, vom Dr. C. Toͤpfer. 8
Koͤnigstaͤdtisches Theater.
Dienstag, 5. August. Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel: „der juͤngere Sohn“, von Ch. Birch⸗Pfeiffer.
Mittwoch, 6. August. Zum erstenmale wiederholt: Pflicht und Liebe, Schauspiel in 5 Akten, von Vogel.
Neueste Nachrichten.
Paris, 29. Jult. Ueber die gestrige Revue meldet das Journal de Paris Folgendes: „Um 6 Uhr Morgens ertoͤnte der Rappell in allen Quartieren von Paris, und um 8 Uhr setz⸗ ten sich alle Legionen nach den Plaͤtzen in Bewegung, die ihnen in dem Programm bezeichnet worden waren. Die Linien⸗Trup⸗ pen trafen noch vor 8 Uhr auf den Boulevards ein. Um 10 Uhr stieg der Koͤnig zu Pferde, begleitet von dem Herzoge von Orleans und dem Prinzen von Joinville, dem Marschall Gra⸗ fen Gérard, dem Minister des Innern, den Marschaͤllen Herzog von Treviso, Grafen Molitor und Grafen Lobau, und einem glaͤnzenden Stabe. Vor und hinter Sr. Maj. befanden sich Detaschements der National⸗Garde zu Pferde und des 2. Lancier⸗ Regiments. S. M. ritt an der doppelten Fronte hin, die sich bis zum Bastilleplatz ausdehnte, und wurde uͤberall mit dem ein⸗ stimmigen Rufe: Es lebe der Koͤnig! empfangen. Um 1 Uhr begann das Defiliren und waͤhrte bis 5 Uhr. Die National⸗
Garde und die Linien⸗Truppen wetteiferten in guter Haltung. Der Ruf: Es lebe der Koͤnig! ertoͤnte mit neuer Kraft in dem Augenblicke, wo jedes Peloton vor Sr. Majestaͤt voruͤberkam; der Koͤnig befand sich zu Pferde auf dem Vendomeplatz, der Kanzlei gegenuͤber. Die National⸗Garde war sehr zahlreich; niemals seit den ersten Revuen von 1830 sahen wir ihre Reihen so vollzaͤhlig. Man konnte, ohne zu uͤbertreiben, die Zahl der Gardisten auf wenigstens 40,000 schaäͤtzen. Die Revue mwurde von dem schoͤnsten Wetter beguͤnstigt; sie bot einen eigenthuͤmli⸗ chen Charakter von Zufriedenheit, Ruhe und Sicherheit dar. Se. Maj. kehrte um 5 ¾ Uhr in die Tuilerieen zuruͤck. Die Koͤnigin, Madame Adelaide, die Prinzessinnen und die jungen Prinzen standen auf dem Balkon der Kanzlei.“
Eben dieses Blatt berichtet: „Gestern fand in allen Tempeln des katholischen Kultus, so wie in den protestantischen und israelitischen, der Trauerdienst zum Gedoͤchtniß der an den drei Juli⸗Tagen gefallenen Buͤrger statt. Die Grabmale dieser ruhm⸗ vollen Opfer der Juli⸗Tage sind seit gestern mit Fahnen, Trauer⸗ Decorationen und Inschriften geschmuͤckt. Gestern und heute stroͤmten viele Buͤrger, Frauen und Kinder zu diesen Monu menten, bestreuten sie mit Blumen und schmuͤckten sie mit Guir⸗ landen.“ 8
Das Journal de Paris sagt, daß eine Compagnie Gre⸗ nadiere von der neunten Legion, weil sie der Aufmerksamkeit des Koͤnigs nicht bezeichnet worden war, unwillig geworden und auf der Stelle abmarschirt sey. Inzwischen haben alte Grenadiere dieser Compagnie gleich nach der Revue bei ihrem Capitain sich versammelt und eine Erklaͤrung unterschrieben, wo⸗ durch sie gegen jede uͤbelwollende Auslegung ihres der Politik ganz fremden Verfahrens protestiren.
Heute sindet fuͤr Jedermann in allen Theatern freier Ein⸗ gang statt.
Die meisten Zeitungen waren gestern, am 28sten, nicht er schienen.
Die Reise des Koͤnigs in das suͤdliche Frankreich soll, wie verlautet, endlich fest beschlossen worden seyn. Der Koͤnig von Neapel wird aber nicht nach Toulon kommen, wie es anfäͤng, lich geheißen hatte. Die in den Unterhandlungen wegen einer Vermaͤhlung der Prinzessin Marie Salerno eingetretenen neuen Schwierigkeiten sollen den Ks⸗
nig von Neapel bestimmt haben, den Reiseplan aufzu⸗ geben. Hr. Horaz Sebastiani wird den Koͤnig nach Tor⸗
lon begleiten und sich dort nach Neapel oder Palerm⸗ einschiffen. Das hauptsaͤchliche Motiv, welches diesen Letzteren ver⸗ hindert hat, sich fruͤher auf seinen Botschafter⸗Posten zu begeben, ist der Zustand seiner Gesundheit, der, wie es scheint, durchaus nicht befriedigend ist. Die uͤbrigen Personen, welche die Suit⸗ des Koͤnigs waͤhrend seiner Reise bilden sollen, sind noch un⸗ bekannt.
Gestern fruͤh trafen zwei Couriere aus London hier ein, der eine fuͤr Lord Granville und der andere fuͤr das Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten. Sie sollen den von der Eng⸗ lischen Regierung in Uebereinstimmung mit dem Fuͤrsten Tal⸗ leyrand angenommenen Plan zur Unterdruͤckung der Spanischen Insurrection, wenn die Anstrengungen des Generals Rodil nicht hinreichend waͤren, um zu diesem Resultate zu kommen, uͤber— bracht haben.
Der Spanische General Moreno, welcher Don Carlos nach England begleitet hatte, ist am 25sten in Calais bei seiner An⸗ kunft in diesem Hafen festgehalten worden, weil er mit einem fremden Passe versehen war.
Vier Stuͤcke leichter Artillerie und Munition sind auf Ver⸗ langen der Behoͤrde von Toulon nach Marseille gebracht wor⸗ den, wo sie bis zu neuem Befehle bleiben werden.
Aus Toulon vom 22sten wird geschrieben, man glaube, daß die dort versammelte, von dem Contre⸗Admiral Massieu vea Clerval befehligte Flotte im Anfange des naͤchsten Monats nat der Levante absegeln werde.
Gestern Abend hatte man keine Nachricht von dem Kriegs⸗ Schauplatze. nen telegraphischen Depesche enthaͤlt nichts, was nicht schon be⸗ kannt waͤre. Heute fruͤh aber hat die Regierung wieder eint telegraphische Depesche aus Bayonne vom 28sten erhalten. Sit ist folgendermaßen abgefaßt: „Don Carlos ist gestern in Lesac nahe an unserer Graͤnze, angekommen. Zavala mit den Bit⸗ cayern steht gegen Oyarzem hin; Jaureguy ruͤckt gegen ihn. Rodil ist im Thal Borunda und sucht Zumalacarreguy, welcher gegen Lecumberry hin steht, einzuschließen. Morgen werden sich vielleicht einige Resultate ergeben. Bis jetzt noch nicht.“
Die „Gazette“ versichert, aus guter Quelle zu wissen, daß Rodil die Annahme einer Schlacht verweigert und sich nac Pampelona zuruͤckgezogen habe. Briefe aus Bayonne vom 2
folge.
gierung“ fuͤr null und nichtig erklaͤrt werden.
Durch ein Dekret aus St. Ildefonso vom 15. Juli ha aufgehoben, weil die Moͤnche sich feindlich gegen die Truppe der Koͤnigin bezeigt haben.
—
bruͤder um.
Frankfurt a. M., 1. August. Oesterr. 99 ¼ 99. 4proc. 89 ¼. 89⁄. 24 proc. 638 ½. Br. 1 Bank⸗Actien 1495. 1493 Part.⸗Oblig. 138 ¼. 12 100 Gulden 207 ¼. Br. Preuß. Praͤm.⸗Sch. 56 ¼. Anl. 94. Br. Holl. öproc. Obl. von 1832 94 1 ⅛. 94 24 Loose 65 . Br. 5proc. Span. Rente 61 ⅛. 61 ¼. 3 proc. 40 ⅛. 40½.
—
Redacteur Cottel.
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mit dem Prinzen ven
Die Fortsetzung der durch die Nacht unterbroche⸗
Der Graf von Villemur, Minister des Don Carlos, haf die Preise unter die Sieger vertheilte. in Elisondo am 12ten neuerdings das von dem Infanten schon in Evora am 29. Mai erlassene Dekret bekannt machen lassen, durch welches alle Akte und Anlehen der „usurpatorischen Re⸗
die Koͤnigin von Spanien das S zu Bilban
Die Zahl der am 17. Juli zu Madrid ermordeten Moͤn, che wird auf 96 angegeben; außerdem kamen auch noch 12 Laier⸗
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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
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Zur Feler des Allerhoͤchsten Geburtstages Sr. Maäjestaͤt des Koͤnigs wird die Koͤnigl. Akademie der Wissenschaften am Don⸗ nertage den 7Jten d. M. Nachmittags um 4 Uhr eine oͤffentliche Sitzung halten.
1
ungs⸗Nachrichten. A u 8 d.
Paris, 30. Juli. Der Koͤnig fuͤhrte gestern Mittag den Vorsitz im Minister⸗Rathe. Nach Beendigung desselben wurden die Juli⸗Retter und die wenigen noch lebenden Bastille⸗Stuͤrmer von Sr. Majestaͤt empfangen.
Es heißt, daß der Koͤnig nunmehr am 5. Aug. seine Reise nach den fuͤdlichen Provinzen antreten werde. Die Koͤniglichen Equipagen gehen schon morgen ab.
a n
Der Koͤnig wird morgen Mittag um 1 Uhr die Tuilerieen
verlassen, um die Kammern in Person zu eroͤffnen. Die in der
Hauptstadt anwesenden Generale sind aufgefordert worden, sich;
dem Zuge anzuschließen.
Heute Mittag um 2 Uhr fand im Saale der Deputirten⸗ Kammer eine vorbereitende Sitzung start, in welcher das provi⸗ sorische Bureau gebildet, und die große Deputation zur Begruͤ⸗ ßung des Koͤnigs bei der Eroͤffnung der Sesston gewaͤhlt wurde. Ats aͤltestes Mitglied der Kammer nahm der Marquis Gras⸗de⸗ Préville, ein Legitimist, den Praͤsidentenstuhl ein. Die 4 Se⸗ cretaire sind die Herren Vigier, de la Redorte, von Malleville und Lacroix.
Herr Berryper ist gestern in der Hauptstadt angekommen.
Der Vicomte von Cormenin hat ein Schreiben in die Op⸗ positions⸗Biaͤtter einruͤcken lassen, worin er die beiden Fragen: „Muͤssen die Deputirten den Eid im Angesichte des Koͤnigs lei⸗ sten? Duͤrfen die neugewaͤhlten Deputirten vor der Verificirung ihrer Vollmachten vereidigt werden?“ eroͤrtert und beide vernei⸗ nend loͤst.
Der Marschall Lobau hat in Bezug auf die gestrige Pa⸗ rade folgenden Tages⸗Befehl an die Pariser National⸗Garde erlassen: „Paris, den 29. Juli. Meine werthen Kameraden, der Koͤnig beauftragt mich, Ihnen seine volle Zufriedenheit zu erkennen zu geben; nie hatten unsere Legionen eine schoͤnere Haltung, nie gewaͤhrten sie einen imponirendern Aublick; man moͤchte behaupten, daß ihre letzte Reorganisation den Eifer, von dem sie schon so viele Beweise gegeben, nur noch erhoͤht habe. Auf solche Weise, meine Kameraden, werden wir bei allen wich⸗ tigen Veranlassungen Frankreich und ganz Eureopa einen glaͤn⸗
zenden Beweis von unserer graͤnzenlosen Hingebung fuͤr die Juli⸗
Revolution und die von ihr gegruͤndete Dynastie zu geben wis⸗ sen. Gestatten Sie mir, meine Kameraden, Ihnen hier noch zu erkennen zu geben, wie gluͤcklich und stolz mich das Vertrauen macht, das der Koͤnig mir bewiesen, als er mich zum zweiten Male zu der Ehre berief, Maͤnner, wie Sie, zu befehligen. (Gez.) Lobau.“
Der gestrige dritte Jahrestag der Juli-Revolution wurde, wie die beiden ersten, den Bewohnern der Hauptstadt am fruͤ⸗ hen Mergen durch Artillerie⸗Salven verkuͤndigt, und schon bei guter Zeit draͤnate sich eine ungeheure Volksmasse uͤber die Quais und Boulevards nach den Elysaͤischen Feldern. Um 2
Juli sollen diese Nachricht vollkommen bestäaäͤtigen und noch hin, uhr fanden die Frei⸗Vorstellungen auf den Thratern statt; auch zufuͤgen, daß Zumalacarreguy dem General Rodil auf dem Fußhier war der Zulauf sehr groß.
Um 3 Uhr wurde auf der Seine ein Fischerstechen veranstaltet, bei welchem der Praͤfekt Von hier begab sich die schaulustige Menge nach den Elysaͤischen Feldern, wo unausge⸗ seztauf 2 Theatern Pantomimen aufgefuͤhrt wurden. 4æHrchester spiel⸗ tenabwechselnd Nattonal⸗Lieder und Contre⸗Taͤnze, die einen Theil des Volkes zum Tanze aufsorderten, wäͤhrend der andere sich mit Stangen⸗ Klettern belustigte. Bei der Eintrachts⸗Bruͤcke erhob sich gegen Abend ein Luftballon und mit eintretender Dunkelheit wurden owohl bei dieser Bruͤcke als auf dem Quai d'Orsay und an der Barriere du Trone Feuerwerke abgebrannt, die leider durch ei⸗ men mittlerweile eingetretenen Gewitter⸗Regen eine unangenehme Stoͤrung erlitten. Saͤmmtliche oͤffentliche Gebaͤude und eine große Menge von Privat⸗Haͤusern waren eeleuchtet.
Inb Lyon sind die drei Jahrestage der Juli⸗Revolution gar icht gefeiert worden, da man eine abermalige Stoͤrung der oͤf⸗ enilichen Ruhe befuͤrchtete. Der Maire hatte kurz zuvor eine Proclamation an die Einwohner erlassen, worin er ihnen aus⸗ inandersetzte, daß die letzten beklagenswerthen Ereignisse, deren
Poln. Schauplatz Lyon gewesen, noch bei Jedermann in zu frischem do. pery. Andenken waͤren, als daß oͤffentliche Belustigungen bei den Ein⸗
wohnern einen Anklang finden koͤnnten, daß also die ganze Feier sich auf einen am 28sten zu haltenden Trauer⸗Gottesdienst fuͤr die im Jult 1830 gefallenen Buͤrger beschraͤnken werde. 8 Eine von Bayonne mit dem Telegraphen hierher gelangte Depesche aus Madrid vom 21. Juli um 5 Uhr Abends enthaͤlt die Nachricht, daß die verwittwete Koͤnigin von Spanien an die⸗ em Tage um 1 Uhr Mittags die Cortes in Person eroͤffnet hatte, nd daß die Hauptstadt um diese Zeit vollkommen ruhig war. Auf dem gewoͤhnlichen Wege sind hier Briefe und Zeitun⸗ en aus Madrid vom 23sten eingegangen. Seit den beklagens⸗ zerihen Auftr’tten am 17ten war die oͤffentliche Ruhe daselbst nicht weiter gestoͤrt worden. Die Regierung hatte endlich ener⸗ gische Maßregeln ergriffen, um der Wiederholung aͤhnlicher Mordscenen vorzubeugen. Alle Behoͤrden, die man mit Recht der Schlaffheit oder Gleichguͤltigkeit bei den gedachten Auftrit⸗ en bezuͤchtigen konnte, waren veraͤndert worden. (S. Spa⸗ ien.) Die Offiziere der Stadt⸗Miliz hatten eine Adresse an Ae verwittwete Konigin votirt, worin sie ihre Hinaehunag bo⸗
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theuerten und die Ausmerzung derjenigen wenigen Milizen ver⸗ langten, die in dem Verdachte staͤnden, daß sie an jenen Unru⸗ hen Theil genommen haͤtten. Man kannte uͤbrigens am B3sten in Madrid erst von bloßem Hoͤrensagen die Ruͤckkehr des Don Carlos nach Spanien, und viele Leute zweifelten noch, daß die⸗ ses Geruͤcht gegruͤndet sey. Die Cholera setzte ihre Verheerun⸗ gen fort, doch schien sie an Intensttaͤt verloren zu haben.
Das Journal des Doöbats giebt zu den neuesten Nach⸗ richten aus Spanien (S. die Nachschrift zum gestrigen Blatte der Staats⸗Zeitung) folgende Erklaͤrung: „Lesaca, wo sich Don Carlos am 2ssten befand, ist ein kleiner Flecken auf dem linken Ufer der Bidassoa, 1 ½ Lieues von Biriatou, dem ersten Franzoͤ⸗ sischen Dorfe, wo gegenwaͤrtig ein Bataillon des Aten leichten Infanterie⸗Regiments steht. Oyarzum ist ein anderer Flecken auf dem Wege von Bayonne nach Vittoria, 2 Lieues von Irun. Lecumberri, wo Zumalacarreguy stand, liegt auf halbem Wege von Pampelona nach Tolosa, am Eingange einer Gebirgsschlucht; diese Position beherrscht die Stroße. Zumalacarreguy waͤre hier⸗ nach 5 — 6 Lieues in noͤrdlicher Richtung zuruͤckgegangen, und haͤtte seine Stellang bei Huarte⸗Araquil im Thale von Borunda aufgegeben; nachdem er bereits 25 — 30 Lieues suͤdlich von Eli⸗ sondo vorgeruͤckt, wuͤrde er sich also diesem Orte wieder naͤhern und saͤnde nur noch 10 Lteues von demselben. Die Besetzung von Oyarzum durch Zavala mit den Insurgenten Biscayas, die den rechten Fluͤgel Zumalacarreguys bilden, laͤßt vermuthen, daß Letzterer alle seine Kraͤfte an sich ziehen will, um sich um jeden Preis im Thale Bastan zu behaupten. Die Beschaffenheit dieses Thales hat aus demselben bisher einen unbezwinglichen Zufluchtsort fuͤr die Insurgenten gemacht; es erstreckt sich tief in das Franzoͤsische Gebreet hinein, so daß es weder rechts noch links angegreffen wer⸗ den kann, waͤhrend der Eingang dessetben von hohen, steilen, und durch tiefe Abgruͤnde von einander getrennten Bergen be⸗ schuͤtzt wird. Nur durch schwer zu passirende Gebirgsschluchten kann man in dieses Thal gelangen, und die Truppen Rodils werden also hier noch große Schwierigkeiten zu besiegen haben. Uebrigens scheint es, daß beide Theile noch immer nicht hand⸗ gemein geworden sind, daß aber Rodil entschieden die Offensive ergriffen hat, und Kolonnen in allen Richtungen vorschiebt, um die Insurgenten am Fuße der Pyrenaͤen zusammenzudraͤngen.“
Die Gazette de France, der Messager und das Journal du Commerce sind heute nicht erschtenen. Die beiden letzteren Bläͤt⸗ ter geben als Grund die gestrige Juli⸗Feier, das erstere aber die Verlegung des Expeditions⸗Lokals und der Druckerei anu.
Großbritanien un d v
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 30. Juli. Indem Lord Melbourne auf die dritte Lesung der Irlaͤndischen Zwangs⸗Bill antrug, setzte er nochmais die Gruͤnde auseinander, welche es nothwendig mach⸗ ten, die Maßregel zu erneuern, wiewohl er das Schicksal Ir⸗ lands bedauerte, dessen Angelegenheiten stets zum Kampfplatz fuͤr die politischen Parteien in England gemacht worden seyen, so daß man ihnen niemals die gebuͤhrende ruhige und sorgfaͤltige Erwaͤgung gewidmet habe. Die Einwendungen derjenigen, die da sagten, daß England sich eine solche Maßregel, wie die Ir⸗ laͤndische Zwangs⸗Bill, nicht wuͤrde gefaͤllen lassen, wies der Red⸗ ner damit zuruͤck, daß er behauptete, es wuͤrde in England auch niemals zu einem solchen Zustande kommen, der dergleichen Zwangs⸗ Maßregeln ersordern duͤrfte. Er verglich nun die Zahl der in beiden Laͤndern im Jahre 1823 begangenen Verbrechen; sie be⸗ lief sich in England auf 20,072, worunter 15,000 Diebstaͤhle ohne Gewaltthaͤtigkeiten und etwa 2131, bei denen einige Ge⸗ walt angewandt worden war, und nur 2941 groͤbere Verbrechen, in Irland aber, bei einer unendlich geringeren Bevoͤlkerung, auf 9942, worunter 18 — 1900 Diebstähle und das Uebrige lauter schwere Verbrechen, wie Mordbrennereien, bewaffnete Ueberfaͤlle und Mordthaten. „Irlands Zustand“, fuhr er fort, „ist von der Art, daß Niemand einen Dienstboten miethen, oder uͤber sein Eigenthum in irgend einer Weise verfuͤgen oder eine Person in Arbeit nehmen kann, ohne sich den Gewaltthaͤtigkeiten der naͤcht⸗ lichen Herumstreicher auszusetzen, die die furchtbarsten Unthaten begehen. (Hoͤrt, hoͤrt!) Und wenn Jemand zu den Gesetzen seine Zuflucht nehmen oder einem Andern dabei behuüͤlflich seyn will, so spricht er dadurch uͤber sich selbst das Todes⸗Urtheil aus. Vielleicht wird er am hellen Mittage gemordet, und das oft vor den Augen seiner rings umher eingeschuͤchter⸗ ten Nachbarn.“ Hierauf ging der Redner auf eine Ver⸗ theidigung des Verfahrens der Minister in Betreff der Weg⸗ lassung der drei bekannten Klauseln ein und bemerkte, daß er selbst, wie er schon gesagt, fuͤr diese Klauseln gestimmt habe, die dem Lord⸗Lieutenant das Recht verliehen, gewisse Versammlun⸗ gen zu verhindern; er habe jedoch seine Ansicht deshalb geaͤadert, weil er glaube, daß die politische Aufregung nicht der alleinige Grund der naͤchtlichen Gewaltthaͤtigkeiten sey, und daß daher der Frieden in Irland aufrecht erhalten werden koͤnne, ohne daß man durchaus den Bewohnern dieses Landes ein ihnen zustehen⸗ des Recht, das Recht, politische Versammlungen zu halten und Petitionen zu beschließen, zu nehmen brauche, wiewohl es nicht zu leugnen sey, daß in Nland dieses Recht sehr gemißbraucht werde, und daß daselbst aufruͤhrerische Versammlungen schon zum bleibenden System, das von einem einzigen Geist, von einer einzigen Macht, von einem einzigen Impuls geleitet werde, geworden seyen, waͤhrend in England dergleichen nur aus der Aufregung des Moments zuweilen zu entstehen, aber eben so schnell auch wieder voruͤberzu⸗ gehen pflegten. Schließlich rechtfertigte der Redner die Mmi⸗ ster und namentlich sich selbst gegen den ihnen deshalb gemach⸗ ten Vorwurf, daß sie sich nicht lieber zuruͤckgezogen haͤtten, statt ihre feuͤhere Meinung aufzugeben, indem er an eine Aeußerung des Herzogs von Wellington erinnerte, daß man seinem Vater⸗ lande und seinem Souverain nicht seine Dienste entziehen duͤrfe, wenn die dringenden Zeitumstaͤnde diese Dienste erforderten. (Hoͤrt, hoͤrt!) Der Graf v. Ripon wollte dem Minister darin nicht beistimmen, daß die politische Aufwiegelei nicht der Haupt⸗
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noch einmal weitlaͤufig uͤber den Vorfall aus, der zur Veraͤnde⸗ rung des Ministeriums und zur Veraͤnderung der vorliegenden
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Bill gefuͤhrt, und aͤußerte die Hoffnung, daß unter der Verwal⸗
tung des Lord Melbourne eine solche Indiscretion, oder vielmehr
ein so thoͤrichter Streich, wie der des Herrn Littleton, nicht vor⸗
. 1871 18 G. „Ich weiß“, sagte der Redner, „daß es noͤthig war, fast ein Uebermaß von Gewalt in die Haͤnde des Lord⸗ Lieutenants von Irland niederzulegen, denn dieses edle Indivi⸗
kommen wuͤrde.
duum hatte selbst als Staatsmann und Diener der Krone die
Macht beduͤrfe, um die Gewaltthaͤtigkeiten politischer Abenteurer zu unterdruͤcken. Ich kann es nur bedauern, daß man, ich will nicht sagen, Individuen, sondern dem verleiblichten Geiste der Auf⸗ regung entgegengekommen ist, bei dem es heißt: Nil actum est, nisi Poeno milite portas frangas, et media vexillum pono suburra. (Hoͤrt, hoͤrt!) Mylords, er hat schon an die Thore
gedonnert, ja sie sind schon fast niedergeschmettert, und ich fuͤrchte, 8
wir werden bald sein Banner von einer noch schlimmeren Sol⸗
dater ka, als die Karthagische, auf der Citadelle der Constitution
aufpflanzen sehen, und Gott verhuͤte, daß es nicht gar im Herzen der Hauptstadt wehen moͤge.“ Der Herzog v. Wellington ci⸗ tirte die Parlaments⸗Akten v. 1828 und von vorigen Jahren, in denen
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beiden es ausdruͤcklich heiße, daß die politische Agitation in Ir⸗
land mit der Sicherheit des Landes und mit jeder ordentl schen Regierung unvertraͤglich sey; er erinnerte daran, daß der Lord⸗ Kanzler gesagt habe, er wolle nicht mit seiner ganzen Last auf dem armen Landvolk ruhen und sich weigern, die Urheber der Unruhen auch nur mit der Fingerspitze zu beruͤhren, und doch behaupte derselbe jetzt, daß die gegen die Agitation gerichteten Klauseln unnoͤthtg seyen. „Ich frage“, fuhr der Herzog fort, „wo Leben und Eigenthum so unsicher ist, wie in Irland? Giebt es ein Land in der Welt, selbst die die Wuͤsteneien Afrika's und Asiens nicht wo solche Graͤuel vorfallen? Da spreche man noch von Freiheit des Volks! Das Erste, worauf es ankoͤmmt, ist Si⸗ cherheit fuͤr Leben und Eigenthum; der Gesellschaft in jedem Staat;
Gesellschaft und nur als eine vermehrte Buͤrgschaft fuͤr jene er⸗ steren Zwecke hinzugefuͤgt worden.“ Nachdem der Herzog schließ⸗ lich noch behauptet hatte, daß sein Bruder, der Marquis von Wellesley, seine fruͤhere Meinung uͤber diesen Gegenstand ge⸗ wiß nicht geaͤndert habe, und daß uͤberhaupt nirgends eine Met⸗ nungs⸗Veraͤnderung eingetreten sey, sondern daß sie nur fingirt
werde, erklaͤrte er, daß er fuͤr die dritte Lesung der Bill stimmen wolle,
und daß es, obgleich er als Amendement vorgeschkagen habe, die dre weggelassenen Klauseln wieder in die Bill aufzunehmen, doch nicht
seine Absicht sey, darauf zu bestehen, sondern nur, dasselbe in
Die Debatten b
das Protokoll des Hauses eintragen zu lassen. dauerten dessenungeachtet noch eine ganze Zeit fort, boten jedoch nichts von besonderem Interesse dar, und die Bill wurde endlich
zum drittenmal verlesen und, nachdem das Amendement des Her⸗ zogs von Wellington ohne Abstimmung verworfen worden war,
Regulirung des Zehnten noch ein Jahr aufschoͤbe, die Bevoͤlke⸗
rung von Irland sich zuletzt woͤhnen und daß dann das Haus, wenn die Zeit der Zehnten⸗ Appropriation herankaͤme, eine gaͤnzliche Vernichtung alles Zehn⸗ ten⸗Eigenthums vorfinden wuͤrde. Der einzige Zweck des Herrn ”Connell sey auch, das wisse er sehr wohl, die Erhebung jenes Einkommens immer mehr zu erschweren, denn der ehrenwerthe und gelehrte Herr habe sich dermaßen dafuͤr verbuͤrgt, sich dem Zehnten ganz und gar zu widersetzen, daß er nie in einen willigen wuͤrde, wenn derselbe nicht darauf berechnet waͤre Art von Eigenthum voͤllig zu zerstoͤren. Schließlich erklaͤrte der Redner aus den Mittheilungen, die ihm aus Irland macht worden, fuͤr uͤberzeugt, daß auf Seiten der dortigen Gutsbesitzer die groͤßte Bereitwilligkeit vorwalte, die Bezahlung
diese
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des Zehnten unter den ihnen von der Regierung angebotenen Bedingungen auf sich zu nehmen und ihren Paͤchtern den Vor⸗
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Herr Sheil und Herr Grartan unterstuͤtzten das 2 1 †
cf zu gewaͤhren, die Entrichtung des Zehnten ganz abloͤsen zu vönnen. Amendement des Herrn OConnell, Lord Althorp und Dr. Lushington sprachen dagegen, und es wurde zuletzt gegen 14 Stimmen verworfen. Das Haus ging darauf auch sogleich in den Ausschuß uͤber und die zwei ersten Kiau⸗ selin der Bill wurden angenommen. Zu der dritten, bis zum folgenden Tage ausgesetzt wurde, hatte Herr wei Amendements vorzuschlagen. ccise Gesetze beschloß das Haus, daß alle Abgaben von Stäaͤrke und steinernen Kruken aufhoͤren sollten; auch die jetzigen 1 auf Irlaͤndische Spirituosen wurden aufgehoben 1
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; ein Amendement
des Capitain Gordon, daß dies auch mit den Schottischen geschehen 2
solle, wurde auf die Bemerkung des Lord⸗Advokaten oͤffentliche Meinung in Schottland dagegen seyn und der handel, der dort mit geistigen Getraͤnken getriehen werd⸗
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wohluͤberlegte und besonnene Ansicht geaͤußert, daß er einer solchen 2
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dies sind die Grundlagen . das Petitions⸗ und das Ver⸗ sammlungs⸗Recht sind die Erzeugnisse, nicht die Grundstoffe der
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als passirt angesehen. Das Haus beschloß, mit den Verh 1 8 I uͤber die Armen⸗-Bill am Donnerstag um 2 Uhr fortzu⸗ ahren.
Unterhaus. Sitzung vom 29. Juli. Als Lord Althorp darauf antrug, daß das Haus sich in den Ausschuß uͤber die Irlaͤndische Zehnten⸗Bill verwandeln solle, erhob sich Herr O'Connell und beantragte als Amendement, daß dies erst uͤber sechs Monat geschehen moͤchte, indem er bemerkte, Unannehmlichkeiten, die aus dem Aufschub dieser Bill bis zur naͤchsten Session hervorgehen koͤnnten, beseitigt seyn wuͤrden, wenn man außer der fuͤr die Irlaͤndische Geistlichkeit bereits bewilligten Million noch 150,000 Pfund zu demselben Zweck vorschießen wollte; diese Bewilligung, meinte er, brauche man aber nicht aus den allgemeinen Steuern oder aus dem konsolidirten Fonds zu machen, sondern durch Verausgabung von Schatzkammerscheinen die einzig und allein auf das Zehnten⸗Eigenthum in Irland am⸗ gewiesen werden koͤnnten. Diesem Vorschlage widersetzte sich jedoch Herr Lettleton, weil er glaubte, daß, wenn naan die
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