daß sie am Schluß des Jahres einen Schein von ihrem Engli⸗ schen Prediger oder von dem Kaplan irgend einer protestantischen Gesandtschaft beibringen muͤssen, worin ihnen attestirt wird, daß sie jeden Sonntag den Gottesdienst ihrer Kirche besucht haben. Ich bin ein Roͤmer und habe das Vergnuͤgen gehabt, mit Ae⸗ goptern, Griechen und Juden in der Sapienza di Roma zu stu⸗ biren; wir waren hier Alle weder Grieche, noch Jude, sondern nue Studenten. Der Papst fuͤrchtete nie, daß wir Juden oder Griechen oder Barbaren werden wuͤrden, und wir legten es auch nie darauf an, die Anderen zu Katholiken zu machen. Erst im Zahre 1830 wurden die Auslaͤnder von den Paͤpstlichen Univer⸗ saten verwiesen, aber nicht aus Bigotterie, sondern wegen ihrer Einmischung in die Politik.“ .
In Portsmouth ist das Koͤnigliche Dampfschiff „Medea“ in 58 Stunden von Corusia angekommen.
Miß Martineau, die bekannte staatswirthschaftliche Schrift⸗ stellerin, steht im Begriff, eine Reise nach den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika anzutreten.
Es ist oft berichtet worden, die Verschiffung unverheirathe⸗ ter Frauenzimmer nach Neu⸗Suͤd⸗Wales, um dort eine Versor⸗ gung zu sinden, haͤtte den besten Erfolg gehabt. Jetzt meldet ein von Sydney zuruͤckgekehrter Schiffs⸗Capitain gerade das Gegentheil, indem es solchen Personen, da man dort ein allge⸗ meines, wenn auch oft ungerechtes, Vorurtheil gegen sie hegt, haͤufig sogar schwer werden soll, einen Dienst zu finden. Sie fallen daher der Kolonie zur Last, und viele muͤssen sich aus Noth einem Gewerbe erst hingeben, dessen man sie vorher faͤlsch⸗ lich bezuͤchtigt hat. Unter hundert, heißt es, wuͤrden gern neun und neunzig den Muͤhseligkeiten und Gefahren der Ruͤckreise Trotz bieten, wenn sie nur die Mittel dazu haͤtten. Getraide⸗Durchschnittspreise in vergangener Woche.
Woͤchentl. Sechswoͤchentl. Zoll. Weizen . 48 Sh. 4 P. 48 Sh. 7 P. 38 Sh. 8 P. Gerste 29 „ — » 28 » 10 » 19 » 10 „ Has .. 18 23 » 11 » 5 3 59 Roggen. 88 1 * 33 » 10 » 19 „ 9 » Bohnen. 37 „» 139 37 5353686 „ xS. Erbsen 46 » 11 » 44 » 11 » 39 „ 6 * Bei dem leider anhaltenden Regen waren heute die Weizen⸗Preise etwas hoͤher.
— — London, 9. August. Sie haben unstreitig seit eini⸗ ger Zeit Manches in unsern Oppositions⸗Blaͤttern von einem Komplott gelesen, in Folge dessen das Melbournesche Kabinet in die Luft gesprengt, Lord Brougham erster Minister, Graf Dur⸗ ham Secretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten und das ganze Kabinet durchgreifender liberal werden soll. Ich schrieb Ihnen deswegen nichts daruͤber, weil es mir gleich vom Anfange als eine von den Tausend und eine Nacht⸗Geschichtchen erschien, womit immer die Organe der unterliegenden Partei ihre uͤbel gelaunten Leser zu unterhalten pflegen, wohl wissend, daß die Masse ihres Publikums da, wo es ihre Haupt⸗Leidenschaft gilt, einen Koͤhlerglauben besitzt, welcher selbst das Unwahrscheinlichste aufnimmt, wenn es nur in seinen Lieblings⸗Blaͤttern schwarz auf weiß erscheint. Das Tollste an der Erfindung war, daß man dabei Lord Brougham zum Kollegen des Lord Durham machte, Lord D., den entschiedensten Reformer unter den Pairs, zu einer Zeit, wo Lord Br. mit jedem Tage mehr zu der kon⸗ servativen Nuͤance der Whig⸗Partei sich hinneigt. Aber die Zeit kommt nun schnell heran, wo das Komplott zum Ausbruch kommen soll (wenn anders die fruͤhe Aufdeckung desselben, wie der denuncirende Standard bemerkt, das Ding nicht zu Grunde gerichtet hat), denn die Lords sollten die Zehnten⸗Bill beim zweiten Verlesen verwerfen, Lord M. und mehrere andere Minister re⸗ signiren, und Lord Br. das jenen entfallene Staatsruder ergrei⸗ fen und sein Reich beginnen. Nun ist schon der naͤchste Mon⸗ tag fuͤr das zweite Verlesen dieser Bill im Oberhause festgesetzt, und ich wage zu behaupten, daß, wenn die Tories dieselbe auch verwerfen (was mir aus Gruͤnden, die ich in meinem letzten Schreiben auseinandergesetzt, gar nicht wahrscheinlich ist), auch nicht ein einziger Minister darum seine Stelle niederlegen wird. Es heißt, sonderbar genug, O'Connell werde alsdann im Unter⸗ hause den Vorschlag machen, daß man der protestantischen Geist⸗ lichkeit wieder einen Vorschuß aus der Staats⸗Kasse mache, weil es jetzt noch weniger moͤglich seyn wird, den Zehnten zu erheben, als zuvor, und die fragliche Bill ja derselben ein Einkommen sichern soll, das ihr das Oberhaus nicht gestatten wuͤrde, wenn es dieselbe verwirft. Aber ich zweifle, ob das Unterhaus in jenen Vorschlag willigen wuͤrde, so daß die Tories die ander⸗ weitige Pflicht auf sich nehmen muͤßten, die vielen braven Leute nebst deren unschuldigen Familien durch Subscriptionen vor dem Verhungern zu schuͤtzen. Die Spannung zwischen dem Ober⸗ und Unterhause hat sich dieser Tage wieder in folgenden Punk⸗ ten gezeigt. Die Lords hatten in einer Bill fuͤr die Verbesse⸗ rung der Todtenschau⸗ (Coroner⸗) Gerichte in den Grafschaften die Klausel verworfen, welche diese Gerichte fuͤr oͤffentlich er⸗ klaͤrte. Man meinte anfangs im Oberhause, dies verstehe sich von selbst; aber die Gemeinen haben demselben in einer vor⸗ gestern deswegen gehaltenen Konferenz erklaͤrt, daß, da das Kings⸗Bench⸗Gericht einmal eine Entscheidung gegen diese Oef⸗ fentlichkeit gegeben, sie die Bill ohne jene Klausel nicht anneh⸗ men wuͤrden. Inzwischen hat Lord Brougham in der gestrigen Sitzemng des Oberhauses seine Meinung dahin abgegeben, daß die Todtenschau⸗Gerichte gesetzlich keine offenen Gerichtshoͤfe seyen; das Oberhaus koͤnne also, trotz der Protestation des Un⸗ terhauses, demselben nicht darin nachgeben. Eine andere Bill, näͤmlich die, wodurch das Unterhaus eine einfachere und weni⸗ ger kostspielige Methode fuͤr die Untersuchung von Verge⸗ hungen gegen die Reinigkeit der Parlaments⸗Wahlen ein⸗ zufuͤhren hoffte, war von den Lords so gaͤnzlich veraͤn⸗ bert und dadurch dem Einfluß der Pairie untergeordnet worden, daß das Unterhaus sich bewogen sah, die Maß⸗ regel in dieser erneuerten Gestalt gaͤnzlich zu verwerfen. Bei⸗ nahe waͤre es einer dritten Bill eben so gegangen, in welcher das Oberhaus gegen zwei Verbrechen (naͤmlich die Ruͤckkehr von der Deportation und das Stehlen von Briefen im Gewahrsam der Post), in Bezug auf welche das Unterhaus die Todesstrafe abgeschafft wissen wollte, aufs neue den Galgen erkannte. Meh⸗ rere Mitglieder wollten lieber die ganze Maßregel verworfen sehen, als dem Oberhaus seinen Willen lassen, indem sie mein⸗ ten, nachdem das Unterhaus einmal fuͤr die Abschaffung der ge⸗ gen solche Verbrechen verhaͤngten Todesstrafe entschieden haͤtte, besonders, nachdem zuvor die oͤffentliche Stimme so laut gegen die Strenge derselben gesprochen, duͤrfe die Regierung dem alten Gesetze doch nicht seinen Gang lassen. Auf die Versicherung des Lord Althorp jedoch, daß der Regierung keine Wahl bleibe, als jedes bestehende Gesetz auszufüͤhren, und seine Bitte, sich mit der Verbesserung zu begnuͤgen, wenn sie auch nicht Alles umfasse, was man haͤtte wuͤnschen koͤnnen, ertheilte man eine murrende Einwilligung. Die entschiedenste Opposition aber zeigte das Haus
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in Hinsicht der Vertretung des Fleckens Warwick, und zwar un⸗
ter der Leitung des Lord John Ruͤssell und mit der Zustimmung der andern im Hause befindlichen Mitglieder der Regierung, ob⸗ gleich die Bill, welche jenem Flecken das Vertretungsrecht neh⸗ men sollte, auf den Antrag des Lord⸗Kanzlers vom Ober⸗ hause verworfen worden war. Das Unterhaus hatte nach einem langen Zeugen-Verhoͤr die Waͤhler jenes Ortes so korrumpirt und so gaͤnzlich unter dem Einflusse des Grafen von Warwick zu finden geglaubt, daß es durch eine große Mehrheit den Ort des Repraͤsentations⸗Rechtes verlustig erklaͤrte. Nun aber, nach⸗ dem das Oberhaus von seiner Seite auch an 250 Zeugen ver⸗ hoͤrt, entschied dasselbe, daß nicht Grund genug fuͤr eine so strenge Maßregel vorhanden sey, und verwarf die Bill, welche das Un⸗ terhaus demselben zugesandt hatte. Vormals, wenn sich derglei⸗ chen Konflikte ereigneten, pflegte das Unterhaus die Sache als abgethan zu betrachten, und den Sprecher zu beauftragen, dem fraglichen Ort die neue Wahl seiner Vertreter zu befehlen. Die⸗ ses Mal aber meinte das Unterhaus, es muͤsse erst Zeit haben, durch das gedruckte Zeugen⸗Verhoͤr den Grund zu erkennen, auf welchen gestuͤtzt, das Oberhaus die fruͤhere Entscheidung umge⸗ stoßen, und es beschloß, daß die Repraͤsentation von Warwick bis zur naͤchsten Session offen bliebe, gleich wie die von den an⸗ dern beschuldigten Orischaften, uͤber die das Parlament noch zu keiner Entscheidung gekommen. Dieser Umstand wird indessen mit dazu beitragen, die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit eines unabhaͤngigen und unverdachtigen Tribunals, welchem fuͤr Faͤlle dieser Art die Untersuchung und Entscheidung uͤber die Thatsachenanheimfalle, so allgemein zu machen, daß in der naͤchsten Session beide Haͤuser sich besser uͤber die Errichtung desselben verstaͤndigen werden, als dieses Mal geschehen. — Auf das Ver⸗ sprechen der Minister, naͤchste Session eine allgemeine Maßregel fuͤr die Legalisation der Ehen unter Nonkonformisten, ohne die Dazwischenkunft der Staats⸗Kirche, vorzuschlagen, hat das Unter⸗ haus eine Bill zu Gunsten katholischer Ehe⸗Verbindungen fuͤr diesmal fallen lassen. — Der Graf Londonderry suchte vorgestern Abend die Minister in eine Erklaͤrung uͤber ihre auswaͤrtige Po⸗ litik zu ziehen, fand aber dafuͤr keinen Anklang im Hause, da selbst der Herzog von Wellington die Zeit nicht fuͤr guͤnstig hielt, indem die oͤffentliche Meinung mehr auf die inneren als auf die auswaͤrtigen Angelegenheiten des Landes gerichtet sey. Doch machte dieser dabei die gewichtige Bemerkung, daß die eingegan⸗ gene Allianz die Pyrenaͤische Halbinsel unter Franzoͤsischen Ein⸗ fluß stelle, was doch aller fruͤheren Englischen Politik entgegen sey. — Eine Maßregel des Oberhauses zum Vortheile der Ari⸗ stokratie, naͤmlich die Einhegung von Gemeindefeldern, ist vom Unterhause verworfen worden. Dagegen hat jenes ein neues allgemeines Gesetz in Bezug auf Landstraßen, das von dem Un⸗ terhause angenommen worden war, fallen lassen, und so eine lange vielversprechende Arbeit der Gemeinen unnuͤtz gemacht. — Wohin aber sollen diese fortwaͤhrenden Reibungen am Ende
NEOdI
Aus dem Haag, 10. Aug. Se. Maj. der Koͤnig hat sich, nachdem die Truppen-Musterungen beendigt waren, direkt nach dem Loo begeben, wo Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen angekommen ist. Korgen we Se. Maj. in der hiesigen Residenz erwartet. 8
1
Belgilien.
Bruͤssel, 10. August. Am 7. d. M. sind der Koͤnig und die Koͤnigin in Ostende angekommen; Ihre Majestaͤten wurden daselbst mit einstimmigem Jubel empfangen.
Der Independant sagt:
Wir vernehmen, daß er sein Portefeuille nicht niederlegen wird. Er hat bloß einen Urlaub von einem Monat erhalten, um sei⸗ nen persoͤnlichen Angelegenheiten sich zu widmen.“
General Kenor (Knorr), der im Luxemburgischen befehligte, ist außer Thaͤtigkeit gesetzt worden.
Herr de Potter ist heute wieder nach Bruͤgge gereist, von wo er binnen einigen Tagen nach Paris zuruͤckkehrt, wo er die letzte Hand an ein großes Werk legen wird, das naͤchstens unter dem Titel: „Philosophische, politische und kritische Geschichte des Christenthums seit den Zeiten der Apostel bis zum 19. Jahrhun⸗ dert“ erscheinen wird.
Ostende, 9. August. Die Herzogin von Kent wird, wie es heißt, naͤchstens hier eintreffen und bis zur Abreise JJ. MM. hier verweilen. “
8 EEEEENaI Kopenhagen, 9. August. Die Koͤnigl. Korvette „Nayaden“ wird, wie die Kjoͤbenhavns⸗Post meldet, morgen nach Is⸗ land absegeln, um in Reikiavik den Prinzen Friedrich Karl Christian an Bord zu nehmen und sodann nach Friedericia ab⸗ ugehen.
Bis zum Sten d. einschließlich waren in Gothenburg und Umgegend 384 Personen an der Cholera verstorben, die sich immer noch weiter ausbreitete.
Deutschland.
„Fast alle Blaͤtter haben von der Entlasfsung des Kriegs⸗Ministers Baron Evain gesprochen.
Hannover, 13. August. Durch die heute ausgegebene Nummer der Gesetz⸗Sammlung wird das von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige unterm 30sten v. M. erlassene „Gesetz, die Aufloö⸗ sung des Schatz⸗Kollegiums und den kuͤnftigen Betrieb der von demselben wahrgenommenen Geschaͤfte betreffend“ publizirt. In diesem wichtigen Gesetze wird die staͤndische Mitwirkung bei dem Schuldenwesen und dem S s⸗Finanz⸗Haushalte uͤberhaupt festgestellt. 6 8 “
8
Mbodena, 30. Juli. Die hiesige Zeitung enthaͤlt den ihr aus Genua zugekommenen, von Franzoͤsischen und Englischen Blaͤttern zwar bereits erwaͤhnten, aber noch nirgends ausfuͤhrlich mitgetheilten Protest Dom Miguels. Derselbe lautet fol⸗ gendermaßen: „In Folge der Erei nisse, die mich gezwungen ha⸗ ben, mich aus meinen Portugiesischen Staaten zu entfernen und die Ausuͤbung meiner Gewalt einem Provisorium zu uͤber⸗ lassen, erheischt es die Ehre meiner Person, das Interesse meiner getreuen Unterthanen, kurz jedes Gefuͤhl von Ge⸗ rechtigkeit und Anstaͤndigkeit, zu protestiren, wie ich auch hier⸗ durch im Angesichte von ganz- Europa protestire, mit Be⸗
ug auf die obenerwaͤhnten FEreignisse und gegen jedwede Hreuerung, welche die gegenwaͤrtig in Lissabon bestehende Regie⸗ rung bereits unternommen hat, oder noch in Zukunft gegen die Grund⸗Gesetze des Koͤnigreichs unternehmen moͤchte. — Nach dem, was ich hier auseinandergesetzt, wird es Jedem leicht seyn,
zu beurtheilen, daß meine Zustimmung zu Allem, was mir von
der Uebermacht auferlegt worden, welche den Generalen der beiden gegenwaͤrtig in Madrid und Lissabon beste, henden Regierungen, in Uebereinstimmung zweier großen
Maͤchte, anvertraut gewesen, lediglich provisorisch war keinen andern Zweck hatte, als meinen Unterthanen in Portugal die Widerwaͤrtigkeiten zu ersparen, vor denen sie der gerechte Widerstand, den ich haͤtte leisten koͤnnen, nicht wuͤrde bewahrt haben, indem ich mich von einem unvorhergesehenen Angriff uͤberrascht sah, den ich von Seiten einer nicht bloß be, freundeten, sondern auch verbuͤndeten Macht niemals erwartet haͤtte. Aus allen diesen Gruͤnden hatte ich mir damals gleich fest vorgenommen, sobald es in meiner Macht stehe, wie es Ehre und Pflicht von mir erheischen, allen Maͤchten Europa's iis Ungerechtigkeit des gegen meine Rechte und meine Per⸗ son geschehenen Angriffes kund zu thun. Ich waͤrde damals, wenn ich’ mich in Freiheit befunden haͤtte, schon eben so erklaͤrt und protestirt haben, wie ich jetzt erklaͤre und pre— testire gegen die Capitulation vom 26. Mai, welche mir von der gegenwaͤrtig in Lissabon bestehenden Regierung vorgelegt wor, den, zu welchem Akte ich gezwungen worden bin, um groͤßeren Ungluͤck und dem Blutvergießen meiner getreuen Unterthangn vorzubeugen. Diese Capitulation muß demzufolge als vyn keinem Werthe seyend angesehen werden. Genua, den Alsen Juni 1834.“ 1G
Spaente.
Madrid, 2. August. Folgendes ist das (gestern erwaͤhnt, in der Hof⸗Zeitung enthaltene Koͤnigl. Dekret: „Ihre M. die Koͤnigin⸗Regentin wuͤnscht einen neuen oͤffentlichen Bewess von den religioͤsen Gesinnungen zu geben, welche sie beseelen, und der National⸗Froͤmmigkeit, welche in den geheiligten Tempeln und ig der Person der Diener der Religion durch die Schandthaten helei⸗ digt wurde, die am Abend und in der Nacht des 17. Juli ver⸗ uͤbt worden sind, und alle Spanier mit dem tiefsten Unnilen erfuͤllt haben, eine glaͤnzende Genugthuung zu ertheilen; sie hat daher die Feier eines Todtenamts durch die Municipalitäͤt van Madrid in der Kirche zu San Francisco el Grande zu Ehta der auf eine so grausame Weise gefallenen Opfer befohlen.“
— Franzoͤsische (ministerielle) Blaͤtter melden Nachstehen des von der Spanischen Graͤnze: „Die Bewachung zie Pyrenaͤen wird immer mehr und mehr geschaͤrft. Die Bönn der Kuͤsten hat begonnen und wenn Hollaͤndische Spekulante etwa dem Praͤtendenten Waffen und Pulver zufuͤhren, so war den Munition und Schiffe mit Beschlag belegt werden. Wohn wird Don Carlos Gewehre nehmen, um seine Guerillas zu he⸗ waffnen und Lebensmittel, um sie zu ernaͤhren? Das Einzig was ihm Hoffnung geben koͤnnte, waͤre der Aufstand einize Provinzen, allein es ruͤhrt sich keine! Zaͤhlt er etwa auf de Desertion der Truppen? Drei Kaͤmpfe haben bewiesen, daß si angreifen und keinen Verrath begehen. Nur zu San Sebastien hat, wenn wir einem Briefe aus Behobia vom 2. Augmue Glauben schenken duͤrfen, ein durch die Moͤnche veranlaßter Vo such zu einem Aufstande, nicht zu Gunsten der Constitution da Cortes, wie in Madrid, sondern fuͤr Don Carlos, stattgefunden. In Folge der getroffenen Maßregeln wurden hecrae Perse⸗
e
nen, die angeklagt sind, daß sie an dem Komplotte Thel gehabt, verhaftet und werden durch ein Kriegs⸗Ge⸗ richt verurtheilt. Es geht auch das Geruͤcht, daß das
Gepaͤck des Praͤtendenten zu Valcarlos genommen sey.“ In einem Schreiben aus Bayonne vom 3. August lesen wir: „Don Carlos haͤlt sich bestaͤndig zu San Estevan auf, wacd aber bald nach Vera gehen; er wird von zwei Compagnieen unter dem Befehl von Otamendi und einem zahlreichen Gefolge, das groͤß⸗ tentheils aus Priestern besteht, begleitet. Die Insurgenten desertiren, da sie weder Waffen noch ECquipirung erhalten und uͤberdies auch nicht sehen, daß die Truppen der Koͤnigin geneigt sind, etwas zu Gunsten des Don Carlos zu unternehmen, wop man ihnen Hoffnung gemacht hatte. Ein zu Irun angekomme ner Karlistischer Deserteur hat dem Gouverneur dieser Su erklaͤrt, daß mit ihm noch achtzehn die Reihen der Insurgente verlassen haben. Funfzig Andere sind nach Urruna zu geflohe und Mehrere haben sich zu dem Brigadier Jaureguy nach Vilb⸗ franca begeben. — Zu San Sebastian kommen fortwaͤhren Franzoͤsische und Englische Schiffe an, um an der Kuͤste imn Biscaya zu kreuzen, und die Franzoͤsischen Behoͤrden ergreife ihrerseits die strengsten Maßregeln, um alle Verbindung mit da Insurgenten zu verhindern. Der General Harispe befindet sth immer an der Graͤnze, um Don Carlos zu empfangen, im Fale er, wie man vermuthet, auf Franzoͤsisches Gebiet fluͤchtet.“
— Folgendes ist ein von denselben Blaͤttern mithe theiltes Schreiben in Spanischer Sprache aus Bayonne won Aten August: „Durch offizielle Mittheilung, welche das Span⸗ sche Konsulat und zugleich, jedoch auf verschiedenem Wege, Da Joaquim Maria de Ferrer, Prokurador fuͤr Guipuscoa, umnl der Offizier des Generalstabes, Don Miguel de Araoz, von de Armee des General Rodil erhalten haben, erfaͤhrt man die vol⸗ ge Zerstreuung des Haupt-Corps der Insurgenten in Napvarze Außerdem meldet der Gouverneur von San Sebastian un Folgendes: „„In diesem Augenblick, um 9 Uhr Abends, en⸗ pfing ich von dem Brigadier und kommandirenden General die ser Provinz, Don Gaspar de Jaureguy, eine Botschaft in si genden Worten: Das Haupt⸗Corps der Insurgenten in N varra ist gestern, am 1sten August, bei Iturgoyen (Iturgohen liegt auf dem Suͤdabhange der Kette von Andia, an der Graͤrt der Oliven⸗Region, 5 Stunden westlich von Puente la Reine und 4 Stunden nordoͤstlich von Estella) geschlagen und Ne Truppen der Koͤnigin verfolgen sie nach allen Richtungen.
San Sebastian, den 2. August 1834.
José de Aburruza.““ Ein von Zumalacarreguy unterzeichnetes und 0 Bayonne umlaufendes Bulletin meldet, daß Rodil 7000 Manmn und 200 Pferde, Zumalacarreguy dagegen 4000 Alavische Bis cayer und 2000 Guipuscoaner auf dem Kampfplatze hatten; d Letzterer den Feind angegriffen und ihm mehr als 200 Mang getoͤdtet und etwa 600 Mann verwundet habe, ohne selbst einen groͤßeren Verlust als 4 bis 5 Mann erlitten zu haben, da seine Stellung waͤhrend des Gefechts sehr guͤnstig gewesen sey. Seine Verwundeten belaufen sich auf 22.“
— Die Sentinelle des Pyrenées vom 5. August ente haͤlt Folgendes: „Die Polizei hat so eben 2000 Exemplare einer Spanischen Flugschrift zu Gunsten des Don Karlos, die uͤber die Graͤnze geschickt werden sollte, weggenommen. — Briefe a Villafranca vom 23., wo El. Pastor sich jetzt aufhaͤlt, melden, daß schon viele Karlisten, wegen Mangel an Lebensmitteln, st ergeben haben und daß eine starke Kanonade gehoͤrt worden ist Don Carlos befindet sich zu Vera, wohin er Zumalacarreguy beordett hat, um sich mit ihm zu vereinigen. Nachrichten von der Grsn vom 1. August melden, daß die Junta von Elisondo am 25. Jul die vertrauliche Nachricht erhielt, daß in Kurzem eine Person ankommen wuͤrde, welche von Unbekannten fuͤr 20,000 Fr. ge⸗
kannten
Marken von
Amtmaͤnner),
verfolgt gewesen zu
Wahl der Aebtissin
Don Carlos zu ermorden. Am 26. erschien ein jun⸗ er Mann in einem langen blauen Kittel, wie ihn das Volk zu San Sebastian traͤgt, in Elisondo, und fragte, wo er Se. Maj. Don Earlos finden und mit ihm eine persoͤnliche Zusammenkunft aben koͤnne? Nach einer langen Unterredung mit der Junta, vorin er sich weigerte, seinen Namen und sein Vaterland zu ennen, wurde er durchsucht, und man fand ein Paar Pistolen nd ein scharfes Instrument mit vier Schneiden, von einer neuen
Art, bei ihm.“ 8 t
dungen sey,
2eJXö.“
— — Lissabon, 22. Juli. Ich kehre von einer kurzen geise zuruͤck, die ich in die Wein⸗Gegend am obern Douro und ach Porto gemacht habe. An beiden Orten fand ich viel Zu⸗ riedenheit wegen des nun lebhaft wieder aufbluͤhenden Wein⸗ andels, und die Mehrheit der Stimmen zu Gunsten des Re— jerungs⸗Dekrets ausgesprochen, welches die Aufhebung der be⸗ gie en Wein⸗Compagnie verfuͤgte. Uebrigens waren auf allen unkten, die mein Weg beruͤhrte, die neuen Regierungs⸗Behoͤr⸗ den bereits eingesetzt und die neue Verwaltung in voller Thaͤ⸗ tigkeit. Viel Beschaͤftigung gaben ihr die zahlreichen Raͤuber⸗ banden, die sich auf vielen Punkten aus den aufgeloͤsten und ohne irgend eine Unterstuͤtzung in ihre Heimath entlassenen Soldaten der Armee Dom Miguels gebildet hatten. In den Santarem und Leiria hatte man gegen diese Ban⸗ den mobile Truppen⸗Kolonnen bilden muͤssen. Dabei fanden an man⸗ chen Punkten grausame Excesse des Poͤbels gegen einige als warme Anhaͤnger der gefallenen Regierung bekannte Personen statt. Auch ist nicht zu verkennen, daß die gegen die Geistlichkeit er⸗ riffenen Maßregeln der Regierung, vorzuͤglich bei den niederen Klassen, manche Gemuͤther empoͤrt haben; und die Aufhebung der Zehnten, die dazu bestimmt war, in dieser Hinsicht als Ge— gengewicht zu dienen, hat nur die kleineren Grundbesitzer, die eigentlichen Bauern, fuͤr sich gewonnen, aber keinen Einfluß auf die zahlreichere, keinen Grundbesitz habende Klasse ausgeuͤbt. Dennoch ist fuͤr jetzt jede einigermaßen ausgebreitete Bewegung gegen die neue Regierung sehr unwahrscheinlich. Die Masse des niederen Portugiesischen Volks ist wesentlich folgsam und setzt noch obenein von dem Buͤrgerkriege ermuͤdet. Den be— stimmtesten Einfluß auf dasselbe uͤben auf dem Lande und in den kleinen Staͤdten die sogenannten Juizes da Fora (Gerichts⸗ und diese Stellen hat die neue Regierung mit Personen zu besetzen sich beeilt,
lauter ihr unbedingt ergebenen
weshalb auch vorher zu sehen ist, daß die Mehrzahl der Wahlen zu den
Cortes im Inneren des Landes ganz im Sinne des jetzigen Ministe⸗ uͤber seinen Bruder zu einem reinen Partei Sieg gestaltet. Von einer Annaͤherung an die besiegte Partei und von Verschmel⸗ zungs⸗Versuchen entdeckt man keine Spur. Allas, was die ge⸗ fallene Regierung gethan hat, wird, dem Grundsatze nach, als unguͤltig angesehen; und ein Haupt⸗Erforderniß, um dermalen zu Stellen zu gelangen, besteht darin, seiner politischen Mei⸗ nungen wegen, in ihren Gefaͤngnissen, oder wenigstens von ihr 1 seyn. Dieser Reactions⸗Geist geht so weit, durch ein foͤrmliches Regierungs⸗Dekret, die in einem Nonnen⸗Kloster kassirt wurde, „weil die Gewaͤhlte den verdammten Prinzipien der vorigen Regierung anhinge.“ Ich wiederhole es, die jetzige Regierung hat fuͤr den Augenblick nichts zu fuͤrchten, aber bei dem Gange, den sie waͤhlt, indem sie sich ganz mit einer Partei identificirt, wird unver⸗ meidlich noch lange in Portugal eine maͤchtige Opposition fort⸗ bestehen, die der Regierung selbst sehr gesaͤhrlich werden koͤnnte, wenn einst England und Spanien diese Opposition unter der Hand beguͤnstigten, oder wesentliche Spaltun⸗ gen in dem Schoße der herrschenden Partei eintraͤten. Ein Verdienst, das inzwischen der unbefangene Beobachter der neuen Regierung nicht streitig machen kann, ist ihre Sparsam⸗ keit und ihr Bestreben, Ordnung in dem Chaos der Portugiesi⸗ schen Finanzen herzustellen, welche seit Pombals Tod mitten un⸗ ter den Goldzufluͤssen aus Brasilien unter allen auf einander folgenden Regierungen sich immer mehr und mehr verwirrten und in der letzten Zeit von manchen Personen als unheilbar betrachtet wurden. Der Finanz⸗Minister Silva Carvalho greift hier bis⸗ weilen mit ruͤcksichtsloser, aber immer mit fester und meistens mit richtiger Hand ein. Die sofortige Einloͤsung und Amorti⸗ sirung des Papier Geldes (Apolices), welches bisher ein gesetzli⸗ ches Circulations⸗Mittel war und bei allen Zahlungen uͤber 2400 Reis (ungefaͤhr 3 Rthlr. 15 Sgr. Preuß.) zur Haͤlfte an⸗ genommen werden mußte, ist eine Maßregel, die dem Geld⸗Ver⸗ kehr in Portugal die groͤßten Vortheile verspricht. Gluͤckt es dem
daß ganz neuerlich,
Minister Carvalho daneben, das jaͤhrliche Defizit in den Finanzen, welches seit 30 Jahren stehend war, zu be⸗
seitigen, und, wie er es ankuͤndigt, kuͤnftig ein Gleichgewicht zwischen der Staats⸗Ausgabe und Einnahme herzustellen, so muß Portugal ihm bleibende Verpflichtungen haben. — In dem
Kampfe der Regierung gegen den Roͤmischen Stuhl scheint eine
Pause eingetreten zu seyn, indem neuerdings in geistlichen Ma⸗ terien keine andere neue Maßregel, als die Aufhebung der soge⸗ nannten „Kommission fuͤrs heilige Land“, freilich in Ausdruͤcken statt hatte, die zu Rom hoͤchst mißfallen muͤssen. Ein guter Theil der Erz⸗ oder Bisthuͤmer wird uͤbrigens jetzt nur durch Kommis⸗ sar⸗Vikare versehen — ein Zustand, der doch bald zu irgend ei⸗
ner Aufloͤsung fuͤhren muß. Eine der ersten Maßregeln der zu⸗
sammentretenden Cortes wird die Regultrung des Einkommens der Pfarrer seyn muͤssen, welche durch die unbeschraͤnkte Aufhe⸗ bung der Zehnten den groͤßten Theil ihrer bisherigen Einnahme verloren, und denen die jetzt herrschende Partei eine Vermehrung statt einer Verminderung ihres Gehaltes foͤrmlich versprochen hat.
TC111ad.
Dem heutigen Militair-Wo— chenblatte zufolge, haben Se. Majestaͤt der Koͤnig dem Prin⸗ een Wilhelm Adalbert Koͤnigl. Hoheit die Erlaubniß zur Anle⸗ gung des ihm von des Kaisers von Rußland Majestaͤt verliehe⸗ en St. Andreas⸗Ordens ertheilt.
— In der Koͤnigsberger Zeitung vom 183ten liest man Folgendes: „Seit den letzten drei Tagen hat unsere Stadt sich des choͤnen imposanten Anblicks erfreut, die auswaͤrtigen Infanterie⸗ Bataillone der Linie und Landwehr des ersten Armee⸗Corps, welche sich zur Revue vor Sr. Majestaͤt dem Koͤnige hier ver⸗
us sammeln, theils in die Stadt einruͤcken, theils nach dem in der
Naͤhe derselben befindlichen Zeltlager durchmarschiren zu sehen. Am 10ten trafen acht auswaͤrtige Landwehr⸗Bataillone aus ihren verschiedenen in der Provinz belegenen Bezirken gleichzeitig vor dem Friedlaͤnder- und dem Brandenburger Thore hierselbst ein, velchen sich das am 7. August zusammengetretene hiesige Land⸗ vehr⸗Bataillon anschloß. Nach der Anordnung des kommandirenden Hrn. Generals, welcher den Ankommenden nebst allen hier anwesenden BGeneralen und Stabs⸗Offizieren entgegengeritten war, vereinigten
geauemneennen
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sich diese Bataillone auf dem Haberberge und marschirten demnaͤchst in der Vordern Vorstadt bei Sr. Excellenz in Parade vorbei, worauf sie sodann die Stadt passirten, um sich auf dem großen Exerzier⸗Platze in der Naͤhe des Dorfes Lauth mit drei andern Landwehr⸗Bataillonen zu vereinigen, welche, von Insterburg, Tilsit und Gumbinnen kommend, dort eingetroffen waren, ohne die Stadt zu beruͤhren. Alle diese 12 Landwehr⸗Bataillone ruͤck⸗ ten sodann nach den deshalb bestehenden Vorschriften mit klin⸗ gendem Spiel in das bereits fertig stehende Zeltlager ein, wel⸗ ches, mit dem Ruͤcken an die waldbewachsenen Ufer des Lauth⸗ schen See's gelehnt, durch seine Regelmaͤßigkeit und sonstige man⸗ nigfaltige Ausstattung einen eben so freundlichen als großartigen Anblick gewaͤhrt. Vorzuasweise ersreulich war jedoch der An⸗ blick aller dieser kraͤftigen Krieger⸗Gestalten, die, obgleich erst seit wenigen Tagen wieder unter die Waffen getreten, dennoch in der schoͤnsten Haltung und Ordnung und auf das Vollstaͤndigste aus⸗ geruͤstet, sich unsern Blicken darstellten. Obgleich manche dieser Bataillone betraͤchtliche Maͤrsche zuruͤckgelegt hatten, so waren doch fast gar keine Kranke oder Ermuͤdete zuruͤckgeblieben, und wahrhaft erhebend war es, in den Zuͤgen dieser wackern Krieger unverkennbar die Freude daruͤber wahrzunehmen, sich nunmehr recht bald des lang ersehnten Vorzugs erfreuen zu koͤnnen, ihren innig geliebten Koͤnig und Herrn zu sehen, und sich in der Uebung der Waffen vor Ihm zu zeigen. Am gestrigen Tage ruͤckte in gleicher Art das 5te Infanterie⸗Regiment, von Danzig kommend, hier ein, um fuͤr eine Nacht sein Quartier in der Stadt zu nehmen. Dasselbe ruͤckte, mit dem hier garnisoniren⸗ den 3ten Infanterie⸗Regiment vereinigt, heute fruͤh um 9 Uhr gleichfalls in das bereits erwaͤhnte Zeltlager; dagegen traf um 12 Uhr Mittags das 4te Infanterie⸗Regiment, ebenfalls von Danzig kommend, im hiesigen Orte ein. Beide auswaäͤrtige Regimenter wurden eben so wie die Landwehr von dem komman⸗ direnden Herrn General empfangen, der solche in Parade vor sich vorbeimarschiren ließ, und es war nicht minder erfreulich, bei diesen Truppentheilen den trefflichen Geist, so wie die schoͤne Haltung und Ordnung wahrzunehmen, worin selbige mit den Truppentheilen der hiesigen Garnison wetteifern. Auch das hie⸗ sige Garde⸗Landwehr⸗Bataillon ist seit einigen Tagen zusammen⸗ getreten und gewaͤhrt, wie immer, ein schoͤnes Bild ausgezeich⸗ neter kriegerischer Tuͤchtigkeit.“
— Im verflossenen Monat haben sich im Verwaltungs⸗Be⸗ zirke der Koͤnigl. Regierung zu Koͤnigsberg mehrere Waldbraͤnde ereignet, und ist durch selbige bedeutender Schaden angerichtet worden, da die anhaltend trockene und heiße Witterung, so wie
die Duͤrre des Bodens und des Holzes die schnelle Verbreitung
3 zird. — Ueber si -Sieg Dom Pedro's rums ausfallen wird. — Ueberhaupt hat sich der Sieg Do 9f s dorfer Walde, Kreises Heilsberg, ein Waldbrand entstanden, der
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des Feuers ganz außerordentlich beguͤnstigt hat. So ist im Arne⸗ sich uͤber 2 Hufen ausbreitete; im Vorwerkslande der Stadt Wartenburg ein anderer, ebenfalls in einem Umfange von 2 bis 3 Hufen; im Stadtwalde Mehlsack ein dritter, wodurch 20 Mor⸗ gen Culmisch beschaͤdigt wurden. Im sogenannten Lindwald, zum Gute Sonnenberg gehoͤrig, Kreises Braunsberg, hat ein Wald⸗ brand uͤber 100 Morgen beschaͤdigt, und in dem Walde zu Fuchs⸗ berg, Ottenhagen, groß rind klein Lindenau, Kreises Koͤnigsberg, haben aͤhnliche Braͤnde stattgefunden. Auch in der Koͤniglich Druskischen⸗, Alt⸗ und Neu⸗Sternbergischen⸗, Puͤppelschen⸗ und Gauledenschen Forst, so wie in der, dem Koͤnigl. großen Hospi⸗ tal zu Koͤnigsberg gehoͤrigen Klein⸗Nuhrschen Forst, haben sich dergleichen Braͤnde ereignet, und es sind auf bedeutenden Flaͤchen die Holzbestaͤnde theils zerstoͤrt, theils beschaͤdigt worden. Den angestrengtesten Arbeiten der benachbarten Ortschaften ist es un⸗ ter der Leitung der Forst⸗Beamten gelungen, diese Braͤnde zum Stehen zu bringen; die Groͤge des Schadens laͤßt sich zur Zeit noch nicht uͤbersehen. — Aehnliches meldet man aus Gumbinnen. In den meisten Koͤnigl. Forsten dieses Regier.⸗Bez., in mehreren Privat⸗Wäldern und Torfmooren sind Braͤnde ausgebrochen, die
zum Theil die eingeschlagenen Klasterholz⸗Bestaͤnde verzehrt ha⸗
ben. Bis jetzt ist zwar weder ihre Entstehungsart ermittelt, noch der Umfang des Schadens festgestellt, da das Feuer uͤberall erst in der letzten Haͤlfte des verflossenen Monats ausgebrochen ist. In Betreff der Entstehungsart laͤßt sich mit Gewißheit anneh⸗ men, daß viele Braͤnde durch Faährlaͤssigkeit, mehrere jedoch vor⸗ saͤtzlich entstanden sind. In der Johannisburger Forst ist der Brand von einem sehr großen Umfange und bis jetzt (2. August) noch nicht ganz gedaͤmpft. Obschon die zweckmaͤßigsten Maßre⸗ geln getroffen worden, um dem Feuer Schranken zu setzen, so sind doch die Mittel nicht uͤberall zureichend, zumal es fuͤr den mit der Aerndte beschaͤftigten Landmann sehr laͤstig ist, an den beschwerlichen Arbeiten in den brennenden Forsten Theil zu neh⸗ men. Das Moos, das Gras, das herabgefallene Reisig und die auf dem Boden liegenden Blaͤtter und Nadeln, durch die Duͤrre zu einer leicht entzuͤndbaren Masse getrocknet, geben dem Feuer stets neue Nahrung, so daß es sich rasch und nach allen Seiten leicht verbreitet.
— Aus Marienwerder wird als eine bemerkenswerthe Erscheinung berichtet, daß sich in den letzten Tagen des vori⸗ gen Monats in einigen Theilen dieses Regierungs⸗Bezirks und namentlich im Conitzer, Schlochauer und Deutsch⸗Kroner Kreise, Heuschrecken in grozer Menge eingefunden und da, wo sie ein— gefallen, die Felder ganz verheert haben. Nicht minder auffal⸗ lend ist die große Zahl von Woͤlfen, welche seit dem vergange⸗ nen Jahre dort erschienen ist. Es wird ihnen eifrig und mit Gluͤck nachgestellt, so daß in den letzten Monaten im Ganzen 4 alte Woͤlfe, 5 alte Woͤlfinnen und 51 junge Woͤlfe getoͤdtet wor⸗ den sind. Die dafuͤr verfassungsmaͤßig bewilligten Geld⸗Praͤ⸗ mien haben im Ganzen 294 Rthlr. betragen.
— Im Hafen zu Memel sind vom 22. Juni bis 21. Juli 77 Schiffe eingegangen, worunter 66 mit Ballast. Ausgegangen sind 103 Schiffe, wovon 96 Schiffe mit Holz beladen waren. — In Pillau sind vom 26. Juni bis 25. Juli 39 Schiffe ein- und 42 Schiffe von dort ausgelaufen. — Von Brauns⸗ berg sind seewaͤrts ausgegangen: 2895 Stein Wolle.
— Aus einer Uebersicht der Verwaltungs⸗Resultate der Ar⸗ beits⸗Anstalt zu Brauweiler pro 1833 entnehmen wir Folgen⸗ des: Am 1. Januar v. J. befanden sich in der Anstalt 578 Personen; waͤhrend des Jahres 1833 kamen hinzu 377, so daß im Laufe des vorigen Jahres uͤberhaupt 955 Individuen in der Anstalt waren, wovon 695 maͤnnlichen und 260 weiblichen Ge⸗ schlechts. Unter den aufgenommenen 377 Individuen befanden sich 178, theils Ruͤckfaͤllige, theils zuruͤckgebrachte Entwichene. Entlassen wurden in dem gedachten Jahre uͤberhaupt 195 Per⸗ sonen, es entwichen 48 und es starben 44; hiernach verblieben am 31. December 1833 in der Anstalt noch 668 Personen (490 Maͤnner und 178 Weiber). Von 142 Ruͤckfaͤlligen kamen 70 zum zweitenmale, 28 zum drittenmale, 20 zum viertenmale, 14 zum fuͤnftenmale, 7 zum sechstenmale und 3 zum siebentenmale in die Anstalt. Nach dem Alters⸗Verhaͤltnisse befanden sich in der Anstalt 305 Individuen unter 16 Jahren und 650 von 16 Jahren und daruͤber. Von den im Laufe des Jahres 1833 entlassenen 195 Individuen wurden 5 als Handwerker und 7
ehemaligen Gutsbesitzer, ohne den Termin zur Befriedigung ih⸗
als Dienstboten untergebracht, 60 zu einem ausgemittelten siche ren Unterkommen entlassen, und 123 als zur Selbsternaͤhrung befaͤhigt und zur eigenen Ausmittelung eines anderweiten Unter⸗ kommens der betreffenden Gemeinde zuruͤckgegeben. Der Ar⸗ beits⸗Verdienst der Detinirten betrug 6390 Rthlr. fuͤr's Haus und 5667 Rthlr. fuͤr Auswaͤrtige. Die Gesammt⸗Einnahme der Anstalt belief sich auf 41,466 Rthlr. 24 Sgr. 9 Pf., worunter 24,333 Rthlr. 10 Sgr. an Beitraͤgen von den Gemeinden; die Gesammt⸗Ausgabe 42,431 Rthlr. 24 Sgr. 3 Pf., woraus sich eine Mehr-Ausgabe von 964 Rthlr. 29 Sgr. 6 Pf ergiebt. Der Reserve⸗Fonds der Anstalt betrug am Schlusse des Jahres 1833 50,372 Rthlr. 20 Sgr. 10 Pf., Ende 1832 aber (nach Nr. 218 d. St.⸗Ztg. von 1833) 52,092 Rthlr. 12 Sgr. 1 Pf., hat sich also um 1719 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf. vermindert.
Auf Ansuchen der Kaiserl. Russischen Gesandtschaft am hiesigen Hofe wird die nachstehende Bekanntmachung hiermit zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht: 11161“
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1834, den 9. Juni. Die Grodnosche Gouvernements⸗Li⸗ quidations⸗Kommission, nach dem Erlaß ihrer fruͤheren Publica⸗ tion von verschiedenen hier unten namentlich angefuͤhrten Perso⸗ nen in Kenntniß gesetzt, die an dem Aufruhr in Polen thaͤtigen Antheil genommen haben, und deren bewegliches und unbeweg⸗ liches Vermoͤgen definitiv confiscirt worden ist, macht, kraft des §. 13 der am 28. Juni 1832 zur Liquidirung der Schulden der Aufruͤhrer Allerhoͤchst bestaͤtigten Regeln, Folgendes hiermit oͤf⸗ fentlich bekannt:
1) Daß die Kreditoren der unten benannten Personen und
rer resp. Forderungen abzuwarten, sofort ihre Anspruͤche dieser Kommission einzureichen 85 und zwar diejenigen, welche in Rußland und dem Koͤnigreich Polen wohnen, innerhalb 6 Mo⸗ naten, diejenigen aber, welche sich im Auslande befinden, spaͤte⸗ stens binnen 12 Monaten, gerechnet von dem Tage des Erschei⸗ nens der ersten gedruckten Publication in einer der oͤffentlichen Zeitungen beider Hauptstaͤdte, in einer der Warschauer Zeitun⸗ gen, oder dem Litthauischen Courier, wobei noch bemerkt wird, daß nur diejenigen unbestrittenen und nicht durch Pfandrecht ge⸗ sicherten Schuld⸗Dokumente in die allgemeine Schuldenmasse, als zur Befriedigung geeignet, aufgenommen werden koͤnnen, welche bis zum Anfange des Aufruhrs in Rußland ausgefertigt worden sind; diejenigen aber, welche im Koͤnigreich Polen oder im Auslande kontrahirt wurden, werden gaͤnzlich abgewiesen werden.
2) Haben sowohl Privat⸗Personen, als Kirchen, Kloͤster, Lehr⸗ und Wohlthaͤtigkeits⸗Anstalten, so wie die Collegia allge⸗ meiner Fuͤrsorge, ihre Anforderungen an gedachtes confiscirtes Vermoͤgen innerhalb 6 Monaten anzumelden.
3) Die Schuldner der unten genannten Personen, deren Zahlungs⸗Verbindlichkeit bereits eingetreten ist, haben sofort die schuldige Zahlung zu leisten; die uͤbrigen aber binnen dem fest⸗ gesetzten Termin von 6 Monaten ihre Schuldverpflichtung dieser Kommission anzuzeigen.
4) Alle diejenigen, welche von gedachten Personen bewegli⸗ ches Vermoͤgen, Kapitalien, oder was immer fuͤr Dokumente, oder sonst denselben zugehoͤrige Kredit⸗ Billets und Obligationen in Haͤnden haben, sollen solche saämmtlich in dem Zeitraum von 6 Monaten ebenfalls dieser Kommission einreichen, und dersel⸗ ben zugleich von allen auf solchen Guͤtern zu Gunsten der fruͤ— heren Eigenthuͤmer haftenden Gerechtsame Anzeige machen.
5) Die Gouvernements⸗Consiscations, Kommissionen, die Kameralhoͤfe und uͤbrigen Behoͤrden und Obrigkeiten haben in gleichem Zeitraum von 6 Monaten dieser Kommission zu berich⸗ ten von allen ihnen bekannt gewordenen Schulden der fruͤheren Besitzer solcher confiszirter Guͤter, von denen von ihnen erwirk⸗ ten Zahlungen und noch zu erhebenden Geidern, so wie von de⸗ ren Forderungen an verschiedene Privatpersonen und Behoͤrden, deren beweglichem und unbeweglichem Vermoͤgen, ihnen zugehoͤ⸗ rigen Kredit⸗Billets und Obligationen, und von ihren etwani⸗ gen Nutzungsrechten auf Kron⸗ oder Privat⸗Guͤter.
6) Die Gerichts⸗Behoͤrden sollen ungesaͤumt von allen bei ihnen wegen Schuldforderungen an die gedachten Personen an⸗ haͤngigen Prozessen Anzeige machen, so wie von den angemel⸗ deten Forderungen derselben an Privatpersonen oder Behoͤrden, mit Bemerkung des wahrscheinlichen Belaufs und der Doku⸗ mente, auf welchen sie beruhen.
7) Diejenigen, welche den obengenannten Verpflichtungen nicht nachkommen, setzen sich allen den Folgen und der Verant⸗ wortung aus, welche durch die allgemeinen Gesetze des Reichs fuͤr die zum Publications⸗Termin unterlassene Anmeldung der Schuldforderungen an zahlungsunfaoͤhige, nicht zum Handels⸗ stande gehoͤrige Personen, so wie gleichmaͤßig fuͤr Verheimli⸗ chung denselben zustehender Geld⸗Zahlungen, Vermoͤgen, Kapi⸗ talien und Dokumente festgesetzt sind.
Namens⸗Register derjenigen Personen, deren Ver⸗ moͤgen, als in die erste und zweite Kategorie der Aufruͤhrer gehoͤrig, allendlich confiszirt wor⸗ den ist. 8
In dem Grodnoschen Gou⸗ Bohdanowicz, Michael. vernement. Buchowiecki, Boleslaus; dessen Adamowicz, Theodorus. Vater Alexander Buchowieckt Adamowicz, Joseph. besitzt im Brzeseschen Kreise Ambrozewiez, Joseph das Gut Hryszcezyce von 161 Aresztowicz, Alexander. nmaͤnnl. Seelen und 3 freien
Antonowicz, Nikolai. E1“
Ambrok, Alerander, besitzt in dem Bulhak, Alexander; seine Guͤter Slonimschen Kreise das Gut Siergielewieze im Slonimschen Niekrasowszezyzna mit3 maͤnn⸗ Kreise von 40 maͤnnl. Seelen
lichen Seelen, wovon seine befinden sich in den Haͤnden 8
Mutter die lebenslaͤngliche von Andreas Bulhak und 8
Nutznießung hat. Dobrzymol von 245 maͤnnl. 1 Abramowicz, Felician. Seelen und das Staͤdtchen
Das Karthaͤuser⸗Kloster zu Be⸗ reza besaß im Pruzanschen Kreise das Staͤdtchen Bereza von 710 maͤnnlichen Seelen, und im Slonimschen Kreise Busiaz und Rynkowicze von 625 mäͤnnlichen Seelen.
Boreysza, Napoleon; dessen Va⸗ ter besitzt im Pruzanschen Kreise das Gut Laskowicze, welches gegenwaͤrtig an Spinek ver⸗ pfändet ist.
Boreysza, Bruder des vorerwaͤhn⸗ ten Rapoleon
Bohuszewski, Edelmann.
Bobilewicz, Nikolai.
Bobinski, Matthias.
Bahrycewicz, Franz.
Bukaty, Eugenius.
Molezad in den Haͤnden des Metropoliten Bulhak. Bonucki, Joseph, Geistlicher. Bolondowicz, Edelmann. Brzozowsti, Andreas. 8 Brochocki, Wladislaus. Bobianski, Michael. Bylinski, Joseph. Bobrowickt, Basilius. Boruta, Johann. Boylo, Joseph. Bonikowski, Paul. 8 Werbusz, Rechnungsfuͤhrer bei dem Gutsbesitzer Puslowski. Wolski, Ignaz, besitzt in dem Nowogrodschen Kreise in der Geßemh 8 i. 82 orgen Land, welches sein Vater verwaltet. WI
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