wolle. — Der Minister des Innern hat den Befehl zur Ab⸗ schaffung der koͤrperlichen Strafen in den Schulen und Gymna⸗ I Koͤnigreichs erlasse — Die Cortes waren am 8sten
noch iekussion uͤber das Geluͤbde des heiligen Jakob
nirt
eschaͤftigt, die bei Abgang der Zeitungen noch nicht beendigt war. (Vgl. Spanien.)
Das Schiff „Scorpion“, welches am 2. Sept. von Portu⸗ al in Falmouth angekommen ist, verließ Lissabon am 24. Au⸗ s. Dom Pedro und die uübrige Koͤnigl. Familie hielten sich u Caldas auf. Es bringt noch nicht die Nachricht von der Er⸗ nennung Dem Pedro's zum Regenten, die erst nach seiner Ab⸗ hit von Lissabon stattgefunden und den Behoͤrden in Porto zu Lande mitgetheilt worden ist, von wo wir bis zum 27. August Nachricht haben. (Vgl. Portugal.)
Seit einigen Tagen sind hier die Portugiesischen Fonds ehr gefallen, indeß ist heute ein Courier angekommen, der Lis⸗ bon am 25. August verließ und die Nachricht brinat, daß ne Kommisston, zur Untersuchung der Geldumlaufs⸗Frage er⸗ unt, den Cortes einen Plan vorgelegt, welcher einstimmig an⸗ enommen worden sey, wonach alle vor dem 23. Juli eingegan⸗ ene Verbindlichkeiten nach der alten Weise theils in baarem Zelde, theils in Papieren gezahlt werden sollten. Dies hat in en Portugiesischen Fonds ein betraͤchtliches Steigen hervorge⸗
8 18 racht, indem sie sich von 79 ¼, wie sie gestern standen, auf 81½ zis 82 erhoben haben. Die Ernennung des Dom Pedro zum Regenten mit einer Majorttaͤt von 90 gegen 5 wird gleichfalls gemeldet. Das Koͤnigliche Packetboot „Stanmer“, welches so eben von den Leeward⸗Inseln angekommen ist, hat St. Thomas am 7. August verlassen. Die Nachrichten, welche es uͤberbringt, ind betruͤhend. Das Schiff kam am 22. Juli von England in Barbadoes an und fand auf den Inseln Grenada, Tabago, Tri⸗ dad, Montserrat, St. Kitt's und Dominica, welche es be⸗ uͤhrte, große Verwirrung und Unruhe in Folge der Sklaven⸗ Smancipations⸗-Maßregel, die am 1. Auqgust in Kraft trat. Die Staͤdte auf Trinidad glichen belagerten Plaͤtzen. Die Neger men am 1. August zu Hunderten in dieselben, indem sie sich in mehreren Orten geweigert hatten, zu arbeiten; viele von ih⸗ en wurden verhaftet und ins Gefaͤngniß geschickt, und man agte, die Insel solle sogleich in den BelagerungsZustand er⸗ aͤrt werden. Barbadoes ist gut mit Truppen versehen. Auf Dominica herrschte die groͤßte Bestuͤrzung, da man fuͤrchtete, die Haͤuser der Weißen moͤchten während der Nacht angezuͤndet Antigua war ruhig. Auf St. Kitt's (St. Christoph) ren die Neger, allem Anschein nach, in Aufstand. Sie wollten am .August nicht arbeiten und etwa 40 wurden verhaftet, worun⸗ ter 16 von einem einzigen Gute; sie wurden nach der starken Festung auf Brimstone Hill geschickt, um durch ein Kriegsgericht verurtheilt zu werden. Auf Montserrat, wo man auch wegen der Neger sehr in Sorgen war, herrschte die rothe Ruhr, wel⸗ che tälich viele Neger hinraffte. Auch Tabago und Grenada vefanden sich in einem Zustande von Verwirrung und Unruhe. Tortola war ruhig. Von Barbadves sind Truvppen nach St. Lucia und St. Kitt's gesandt worden. — In Havanna ist die Cholera wieder sehr heftig ausgebrochen. 2
„ nor verden.
1
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 2. Septbr. Das Uebungs⸗Geschwader ist am 21. v. M. von hier wieder abgegangen; es waren 4 Mann auf demselben krank. 1
Man las gestern im Dagligt Allehanda: „Capitain Lindebergs Schicksal soll jetzt entschteden seyn. Das Todesurtheil vom hoͤchsten Gericht ist aus Koͤnigl. Gnade auf dreijaͤhrige Ge⸗ fängnißstrafe gemildert. Die Diskussion soll daruͤber vornehm⸗ lich stattgefunden haben, inwiefern ein zum Tode Verurtheilter als außer dem Gesetze stehend angesehen und solchemnach auf Koͤnigl. Befehl des Landes verwiesen werden koͤnne. Diese An⸗ sicht soll keine Unterstuͤtzung bei irgend einem Mitgliede des hoͤchsten Gerichts oder des Koͤnigl. Conseils gefunden haben. Nach §. 25 der Regierungssorm kommt es jetzt auf Herrn L. an, ob er die Todesstrafe erleiden, oder die ihm angebotene Gnade annehmen will.“ .
Die Zeitschrift Nya Argus ist vom Hof⸗Kanzler, nach dem technischen Ausdruck „eingezogen“ worden, wird aber bald urch ecne Zeitung unter anderem Titel ersetzt werden.
v 11““ ““ Kopenhagen, 5. September. Masestat haben den Befehlshaber des Koͤnigl Niederl. Linienscheffes „Zeeuw“, Marine⸗ Obersten Ryk, und dessen Lieutenant, Baron W. de Constant⸗ Rebecque, zu Dannebrogs⸗Rittern vierter Klasse ernannt.
Der diesseitige Gesandte am Koͤnigl. Preußischen Hofe, Graf v. Reventlow, ist nach Kiel abgereist. G —
Der gelehrte Bischof von Seeland, P. E. Muͤller, ist mit Tode abgegangen.
Die Kaiserl. Russ. Korvette „Amerika“ ist nordwaͤrts abge⸗ segelt und die K. Brigg „St. Jan“, Capt. Lieut. Paludan, von St. Croix angekommen.
..““
1
ECETETCCCI1
Hamburg, 3. Sept. Capitain P. Petersen, welcher ge⸗ stern mit dem Schiffe „Fortuna“ von Pernambuco hier ange⸗ zommen, sagt aus, daß er, als er sich Sonntag den 10ten v. M. im 29“ N. Br. und 34° W. L. von Greenwich befunden, Nachmittags um 3¹ Uhr im See ein Schooner⸗Schiff mit ganz keürinen Segeln gewahr geworden, welches gleich darauf alle moͤg⸗ siche Segel beigesetzt und so auf ihn zugesteuert sey. Dieses Schooner⸗Schiff, von 40 bis 50 Lasten groß, habe sehr schnelle Fahrt gehabt und sey dem Capitain P. mehr wie verdoͤchtig ge⸗ wosen. Beim Dunkelwerden habe Capitain P. darauf seinen Cours von NO. nach NW. veraͤndert, und diesen die Nacht Rber gehalten, wodurch er jenem Schiffe entgangen sey. SZZenn es nun keinen Zweifel unterworfen scheint, daß zenes Schiff ein Seeraͤuber gewesen, dem die „Fortuna“ gluͤcklich entkommmen, so sind doch nicht alle Schiffe so (uͤcklich. Unter mehreren uns fremden Schiffen werden in biesem Jahre der „Clarence“, Capitain J. E. Harding (von St. Domingo nach Cowes, wegen Ordre, bestimmt, und am 15. Januar vom Cap Hayti gesegelt), und die „Kleopatra“„ Cgapitain J. Cassau (von Marcanzas nach Hamburg bestunmt, no am 20. April abgesegelt), vermißt, von deren Schicksal man auch keine Spur hat. Beide Schiffe waren zu schoͤn, als daß nan glauben koͤnnte, daß sie durch See Unfaͤlle so gaͤnzlich ver⸗ nchtet seyn sollten, und scheint die Befuͤrchtung, daß sie See⸗
aubern zur Beute geworden, nur zu sehr gegründet zu seyn. Dies erinnert an die Seeraͤuber, die vor wenigen Jahren in Nord⸗Amerika hingerichtet wurden, und vorher bekannten, aß sie mehr als 30 Schiffe verschiedener Nationen ge⸗ nommen, von denen sie zuert die Mannschaft ohne Gna⸗
de bis auf den letzten Mann ermnordet, um keinen Ver⸗
rath befuͤrchten muͤssen, und dann die Schiffe selbst nach vorheriger Pluͤnderung in Brand gesteckt haͤtten. Mehrere je— ner, damals in den Amerikanischen Zeitungen namentlich aufge⸗ fuͤhrten Schiffe, waren auch hier bekannt gewesen, und wurden fuͤr verschollen gehalten. Jenes Unwesen scheint jetzt in starkem Maße wieder uͤberhand zu nehmen, und ist es um so mehr zu hoffen, daß die zahlreiche und tapfere Englische Marine es sich Ernst wird seyn lassen, jene Gewaͤsser von solchen Piraten zu saͤubern, da England direkt großen Nachtheil davon hat, denn außerdem, daß Englische Schiffe die Beute derselben werden, leiden die Englischen Assecuradeure noch auf andere Weise dabei, wie denn namentlich die „Kleopatra“ zum Theil in London ver⸗ sichert ist.
“
DEEIöbö6 Wien, 5. Sept. Mustapha Reschid Bey, Gesandter der Ottowanrschen Pforte bei Sr. Maj. dem Koͤnige der Franzosen, hat am 1. d. M. seine Reise nach Paris fortgesetzt.
Aus Bruͤnn wird gemeldet, daß am 2. d. M. auch Se.
K. K. Hoheit der Erzherzog Ludwig zum Besuche bei Ihren
Majestaͤten eingetroffen sey, Allerhoͤchstwelche Sich des besten Wohiseyns erfreuen und sich taͤglich dem Volke zeigen. 1
v1
Basel, 31. August. Es ist, wie es scheint, des Unsfugs auslaͤndischer Demagogen in der Schweiz noch nicht genug getrieben. In diesem Augenblicke sind es einige Deutsche, welche sich in unsinnigen revolutionnairen Bestrebungen besonders bemerklich machen, indem sie sich alle Muͤhe geben, die Handwerksburschen ihrer Nation fuͤr ihre Plaͤne zu gewinnen. Bekanntlich wurde vor einiger Zeit in dem radikalen Kantone Bern das Beispiel einer politischen Vergesellschaftung Deutscher Arbeiter gegeben; dasselbe fand schnelle Nachahmung in Zuͤrich, wozu der bekannte Dr. Fein das Meiste beitrug. Obgleich die Regierung genann⸗ ten Kantons Schritte rthat, um das Uebel im Keime zu erstik⸗ ken, namentlich dadurch, daß sie Fein des Landes verwies und andere dabei betheiligte Individuen unter genauere Aufsicht der Polizei stellte, so fand doch erst vor kurzem wieder eine zahlreiche von Fein geleitete Handwerksburschen⸗Versammlung statt, welcher das beruͤchtiate Hambacher Fest als Muster diente. Einheit Deutschlands, Fuͤrstenhaß und Freiheit waren die The⸗ mate der gehaltenen Reden, Gegenstaͤnde der gesungenen Lieder. Wie sich erwarten ließ, wurde Fein sogleich an die Graͤnzen des Kantons gebracht. —
Spanien.
Madrid, 22. August. (Morn. Her.) Was Ihnen auch fuͤr Berichte uͤber die Finanz⸗Kommission zukommen moͤgen, so koͤnnen Sie es doch fuͤr gewiß annehmen, daß bis jetzt kein Entschluß gefaßt worden ist, und daß wenigstens noch 10 Tage vergehen werden, bis der Bericht abgestattet werden kann. Eben so muͤssen Sie mit Vorsicht alle Berichte aufnehmen, die man von hier aus uͤber die Ansichten gewisser Personen und uͤber ihren Einfluß ertheilt; denn Thatsache ist es, daß die Kommis⸗ sion bis jetzt nur mit Pruͤfung der ihr vorgelegten Dokumente beschaͤftigt gewesen und daß der Grundsatz nech gar nicht debat⸗ tirt worden ist. Es wird bei den Verhandlungen der Kommis⸗ sion folgender Weg eingeschlagen: Man nimmt jeden Punkt des Torenoschen Berichts einzeln vor und fordert den Minister auf, denselben zu erklaͤren und auseinanderzusetzen, wie das De⸗ fizit in jedem Departement entstanden sey, und ob demselben nicht durch eine bessere Verwaltung abgeholfen werden koͤnne? Der Zweck, den die Kommission dabei im Auge hat, ist der, daß, wenn die Nothwendigkeit eingesehen wird, die Verpflich⸗ tungen gegen die Glaͤubiger der Spanischen Regierung zu bre⸗ chen, doch ein moͤglichst vortheilhafter Vergleich angeboten wer⸗ den koͤnne. Wenn z. B. das Defizit statt 3 Mill. nur 1 ½ ware, so sollen nicht die Haͤlfte, sondern zwei Drittheile der Zinsen be⸗ zahlt werden. Sobald ber Betrag des Deftzits feststeht, dann erst werden sich die Meinungen der Kommisstonen kundgeben. — In dem Kabinette ist Spaltung. Toreno und Martinez haben oft Hader mit einander, und Moscoso steht mit allen schlecht, wegen seines hochmuͤthigen Wesens und seiner tyrannischen Ge⸗ sinnungen. Ihm werden alle die ungerechten Verweisungs⸗Be⸗ fehle zugeschrieben, welche gegen diejenigen Personen erlassen sind, die man angeklagt, aber nicht uͤberfuͤhrt hat, in die Verschwoͤ⸗ rung vom 24. Juli verwickelt gewesen zu seyn. Ich weiß aber nicht, warum das Gehaͤssige dieser Maßregel ihn allein treffen soll; denn Toreno und Martinez verdienen gleichen Tadel, daß sie alle ihre fruͤheren Freunde so gaͤnzlich verlassen. Ich uͤber⸗ setze Ihnen ein Schreiben, welches ein sunger Dichter, Hr. Es⸗ pronseda, an seinen Freund, Herrn Martinez de la Rosa, ge⸗ richtet hat: „„Eine Person, die Sie schaͤtzen, hat Ihnen zu verschiedenen Malen geschrieben, und Sie gebeten, sich fuͤr mich, der ich 13 Tage lang auf eine so ungerechte Weise gefangen ge⸗ halten worden bin, zu interessiren. Da es aber bei Ihren uͤber⸗ haͤuften Geschaͤften moͤglich ist, daß die Bemerkungen uͤber die gegen meine Person veruͤbten Gewaltthaͤtigkeiten Ihnen nicht zu⸗ gekommen sind, so bin ich so frei Ihnen zu schreiben und meine Beschwerden zu wiederholen. Ich bin durch einen K. Befehl verhaf⸗ tet, und, ohne daß irgend eine Anklage gegen mich vorgebracht werden konnte, durch einen andern Koͤnigl. Befehl verurtheilt worden, nach Badajoz abgefuͤhrt zu werden. Das Gesetz hat sich in Bezug auf mich als ein todter Buchstabe erwiesen. Ich bin so weit enifernt davon, mich in irgend eine Verschwoͤrung eingelas⸗ sen zu haben, daß ich den gegen mich erhobenen Verdacht nur der Bosheit eines feigen und geheimen Feindes zuschreiben kann; und dies geschteht zu einer Zeit, wo Sie, wie Sie vor einigen Tagen in der Kammer versicherten, die alten Gesetze Spaniens wiederhergestellt, und die persoͤnliche Freiheit jedes Spaniers ge⸗ sichert haben? Es scheint, daß jene Gesetze und jene Sicherheit eine Ausnahme erleiden sollen, und daß ich zum Opfer auserse⸗ 91 bin. Im vorigen Jahre wurde ich auf aͤhnliche Weise ver⸗
annt; aber damals war Herr Zea Bermudez Minister, der nach eigener Willkuͤr, aber nicht nach den Gesetzen regierte. In der That, wenn ich bedenke, daß Sie, Martinez de la Rosa, Mini⸗ ster sind, so erscheint mir das, was mir geschehen, wie ein Traum — mir, dem einzigen Sohn einer verwitrweten Mutter, die eben erst von der Cholera genesen ist, die keine andere Stuͤtze und keinen andern Trost hat, als den meine Anstrengungen ihr ge⸗ waͤhren, die mich kaum erst wieder in ihre Arme geschlossen hat, nachdem sie mich schon fuͤr verloren hieit. Wie wird es sie erschuͤttern, wenn ich zum zweitenmale von ihrer Seite gerissen, und nach einer Provinz verbannt werde, wo ich Niemanden kenne, und von Niemanden gekannt bin, und wo die erste Nachricht, die ich erhalte, vielleicht die ihres Todes ist! Mein Gewissen ist ruhig; denn ich bin mir keiner Schuld be⸗ wußt. Ihnen liegt es ob, mich unverzuͤglich in Freiheit zu sez⸗ zen, was Sie, wie ich hoffe, nicht unterlassen werden, wenn
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oft erklaͤrt haben. (gez.) Jose de Espronseda.““ — „gen der muß ich hinzufuͤgen, daß dieses jungen Mannes einfacher Brief auf den Minister, seinen vormaligen Freund, keinen Em, druck machte, und daß er allem Rechte und aller Gerechtigkeit zum Trotze nach Badajoz gesandt wurde. Wann wird England die Augen oͤffnen und einsehen, daß jeder Spanischen Regierung, sie moͤge sich karlistisch oder liberal nennen, tyrannische Grund, saͤtze inne wohnen? Und wann werden wir endlich uͤberzeugt seyn, daß Ferdinand Recht hatte, als er im Jahre 1823 von den jetzigen Machthabern sagte: Los mismos perros con otros ecdl. jares?“ (dieselben Hunde mit anderen Halsbaͤndern.)
Ueber die „Abgabe des heiligen Jakob“ (deren in der gestern mitgethei ten Sitzung der Prokuradoren⸗Kammer Erwaͤh⸗ nung geschieht) giebt ein Korrespondent der Times folgende Aufklaͤrung: Die „Abgabe des heiligen Jakob“ ist eine schwere Last, die auf dem Ackerbau Spaniens ruht. In dem Woͤrter, buche der Madrider Akademie wired sie folgendermaßen erklaͤrt, „„Ein gewisses Maß oder Abgabe von Korn, welche der Kn, che des heiligen Jakob von denjenigen Ackerbautreibenden bo, zahlt wird, die ein oder zwei Paar Ochsen besitzen.““ Diese Abgabe hat angeblich ihren Ursprung in der Dankbarkeit des Don Ramre, Koͤnigs von Castilien, fuͤr den Beistand, den ihn der heilige Jakob im Ansfang des 9ten Jahrhunderts gegen die Mauren bet Clavijo leistete. Mariana, der Spanische Lmwviut, beschreibt in seiner „Allgemeinen Geschichte Spaniens“ jene Schlacht mit einer Beredtsamkeit, die fuͤr seinen Aberglau ben entschaͤdiat. Er erzaͤhlt uns, daß der heilige Jakoh dem Koͤnige Ramiro erschien, und ihm seinen Beistand im Felde und einen Sieg versprach; er fuͤgt hinzu, daß der Apo⸗ stel, zur Erfuͤllung seines Versprechens, auf einem weißen Rosse erschien, und eine weiße Fahne mit einem rothen Kreuze in der Hand trieg. Natuͤrlich machte der Heilige kurzen Prozeß mit den Unglaͤubigen. Sie wurden in die Flucht gejagt und 60,0 0 derselh⸗ ben blieben auf dem Schlachtfe’de. Die Sieger legten soolench das Geluͤbde ab, daß ganz Spanien, obgleich der groͤßere Theil des Koͤnigreichs sich noch im Besitze der Mauren befand, fortan dem heiligen Jakob einen Tribut zahlen solle. — Die der Prokura⸗ doren⸗Karnmer üͤberreichte Bitischrift wegen Abschaffung jener Abgabe ist von folgenden Mitgliedern unterzeichnet: de las Na⸗ vas, Tomas Domingues, Andrez Bisedo, Miguel Chacon, Mar⸗ cos Marin, Fermin Caballero, Jose Claros, Miguel Calderon de la Barca, Miguel de Pedro, Joaqurm, Maria Lopez, Gar⸗ cia Atocha, Mateo Belmonte, Antonio Gonzalez.
Aus Sevilla schreibt man vom 19ten d.: „Seit einigaer Zeit war hier ein dumpfes Geruͤcht im Umlauf, daß die Anhaͤn ger des Karlismus insgeheim an einem Plane zur Herstellung desselben arbeiteten. Am 17ten begab sich der Civit⸗Gouverneuk nach dem Palast des Erzbischofs, aus dem bald darauf ein Mann heraustrat, der ein Paket, in ein Schnupftuch eengewickelt, un⸗ ter dem Arme trug. In einer kurzen Entsernung trat ein an⸗ derer Mann zu ihm, der augensche inlich auf ihn gewartet hatte, und waͤhrend sie mit einander sprachen, wurden sie verhaftet, und man fand in dem Pakete scharfe Patronen. Bei der Un⸗ tersuchung erklaͤrte der Traͤger des Pakets, daß er es aus dem Hause des Almosenierers, Don Jose Martinez, gehoft habe. Der Civil⸗Gouverneur begab sich sogleich dorthin, und entdeckte einen großen Vorrath von Pulver und Kugeln, und alle Materialien ur Anfertigung von Patronen. Der Almosenierer und sein Agent wurden nach dem Gefaͤngnisse, und die gefundenen Vor⸗ raͤthe nach einem sichern Orte gebracht.“
— Der Courrier francats enthaͤlt Folgendes: „Wir erhalten ein Schreiben aus Barcelona, welches interessante De⸗ tails uͤber den Zustand dieser Stadt und Cataloniens im Allae⸗ meinen giebt. Bis jetzt hat man sich in Frankreich nur mit den Ereignessen in Madrid, mu den finanziellen Verlegenheiten Spa⸗ niens und mit den militairischen Operationen Rodil's und Zu⸗ malacarreguy's beschaͤftigt; uͤber den Zustand aber der einzelnen Provinzen, aus denen die Spanische Monarchie besteht, weiß man so gut wie nichts. Catalonien werd in zwei Meinungen getheilt: in die der Berge und in die der Staͤdte. In den Bergen lebt noch der alte Geist der Miquelets und der Gue⸗ rills's; die Moͤnche uüͤben daselbist noch einen bedeutenden Einfluß auf jene kleinen Dorfschaften von Fischern an den Kuͤsten Cataloniens aus. Mehr im Innern hat jeder Flocken seine Kirche, seinen Beichtstuhl, wo der Aberglaube das Knie beugt. Dort wird Don Carlos und die Sache, die er vertheidigt, immer Anhaͤnger finden, vorausgesetzt, daß er verspricht, die Privilegien der Provinz wieder herzustellen, und wo moͤglich durch neue Zu⸗ gestaͤnonisse noch zu vergroͤößern. In den Städten dage⸗gen tritt der Geist der Frecheet mit großer Energie herxvor, der Patriotismus nimmt daselbst einen ausopfernden Charakter an. Als es darauf ankam, Milizen zu bilden, zeigten Barce⸗ lona, Girona und Taragona ploͤtzlich einen oͤffentlichen Geis der die von der Koͤnigin dorthin gesandten Behoͤrden in Erstau⸗ nen setzte. Es giebt zwar in jenen Staͤdten viele Kloͤster; aber der Patriotismus hat jenen Einfluß leicht abgeschuͤttelt. 2 Die Milizen haben die Polizei in den Staͤdten uͤbernommen, und jetzt gehorchen die Staͤdte Cataloniens dem allge meinen Impulse der ihnen vor einem Jahre gegeben wurde. Es ist auffallend, aber wahr, daß man sast in allen Wirths⸗ und Kaffeehaͤusern die ins Spanische uͤbersetzte Marseillaise und Parisienne singt. — Als die verwietwete Koͤnigin die Regierung antrat, sprach sich Catalonien sehr enischieden fuͤr die junge Koͤnigm Jsabelle und die Regentschast aus, die man als einen Uebergang zu einem leberasen Regierungs⸗System betrachtete. Durch den Glanz seiner Festlichkeiten, durch die Kundgebung einer lebhaften und leidenschaftlichen Menung hatte Catalonien den Schutz der neuen Regierung verdient; aber als es sah, daß die Regierun⸗
den alten Schlendrian befolgte, hat sich Catalonien, voll von seinen Erinnerungen, stark durch seine unbezaͤhmdare Bevoͤkerung, seinen Gewerbsleiß und seine Reichthuͤmer,
gewissermaßen außerhalb der regelmaͤßigen Regierung zu Ma⸗ drid kenstituirt, und es gehe jetzt daselbst ungefaͤhr fol⸗ gendermaßen zu. Der General Llauder, der daselbst, als General⸗Capitain von Catalonten, die Truppen der Koͤnigin kommandirt, hat eine Art von besonderer Regierung eingesetzt⸗ welche mit der Central⸗Regierung in Madrid auf gleichem Fuße unterhandelt; er erhaͤlt Befehle, aber fuͤhrt sie nur dann aus, wenn sie mit seinen Ansichten von der Admintstration und mit den Ideen der Catalonzer nicht im Widerspruch stehen. Die Catalenische Nationalitaͤt hat sich niemals so kraͤft g ausgespro⸗ chen, und Llauder unterstuͤtzt diese Stimmung, um seine Macht nicht zu verlteren. Es ist z. B. gewiß, daß er von Madrid den Befehl erhalten hatte, einige Batailtone nach Ober⸗ Aragonien zu detaschiren, um die Operationen Rodil's in Navarra zu un⸗ terstuͤtzen. Diesem Besfehle wurde indeß keine Folge gelei⸗ stet. Was die Verwendung der Einnahmen Cataloniens be⸗ trifft, so befolgt Llauder in dieser Beziehung seine eigenen Eingebungen, und seit er General⸗Capitain ist, hat er
auch nur, um Ihre Liebe zur Freiheit darzuthun, die Sie so
.
noch nicht einen Realen nach Madrid gesandt. Alle Reveauen
werden in der Provinz ausgegeben, und bereiten Mittel zur Vertheidigung und zur Provinzial⸗Organisation vor. Figs ger hat den Catalonischen Charakter sehr gut aufgefaßt; jene Voͤl⸗ kerschaften traͤumen von nichts, als von der Ruͤckkehr der alten Foͤderativ⸗ Form, die aus der Spanischen Monarchie eine Ver⸗ bindung von 20 verschtedenen Voͤlkern machte, die alle ihre be⸗ sondern Rechte und Gebräaͤuche hatten. — Und doch kann die constitutionnelle Partei nur durch Einigkeit auf Erfolg rechnen; wenn sie ihre Mittel zerstreut, so jagt sie ihren Feinden den Sieg zu. Ohne Zweisel ist die Regierung der Koͤnigin nicht
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die bestmoͤglichste; es bleiben noch viele Verbesserungen zu wuͤn⸗ schen; Catalonien hat gerechte Beschwerden, und muß sie gel⸗
aber was wuͤrde es dabei gewinnen, wenn jede Die
tend machen; 1 Hrovinz ein getrenntes und schwaches Ganzes wuͤrde?
Centralisation ist eine der Kraͤfte des neuern Systems.
Portugal. 1 Lissabon, 19. August. (Courier.) Der Kaiser,
dessen Ge undheitszustand sehr schwankend zu seyn scheint, hat sich heut,
in Beglettung der Kaiserin und der Koͤnigin, nach Caldas, etwa 60 (Englesche) Meilen noͤrdlich von Lissabon, begeben, um die war⸗ men Mineral⸗ Baͤder zu gebrauchen. Nachdem die Regent⸗ scafts Frage festgestellt ist, wird zunaͤchst die Vermaͤhlung der Koͤnigin mit einem fremden Prinzen zur Sprache kom⸗ men. Es ist leicht begreiflich, daß, so lange der Spani⸗ sche Kampf nicht entscheeden ist, die hiesige Regierung nur einen sehr gerlugen Theil der Huͤlfsmittel, welche sie aus dem Verkaufe der Kirchenguͤter mit Zuversicht erwartet, realisiren kann. Kaͤufer sind so selten wie Kometen, und halten sich in⸗ nerhalb sehr enger Graͤnzen. Diese Abneigung, auf ein Eigen⸗ thum dieser Art Geld zu verwenden, enesteht nicht nur aus der Ruͤcksichtsnahme auf die Ungewißheit des Besitzes, sondern auch aus der Natur der Besitzung selbst, namentlich der Gebaͤude. Außer⸗ dem sind auch die Paͤchter der Kirchen Guͤter ihren ge stlichen Her— ren so zugethan, daß die neuen Besitzer nur als unrechtmaͤßige Einringlinge betrachtet und daher in sedem Augenblicke nicht nur Beleidigungen, sondern selbst persoͤnlichen Gewaltthaͤtigkeiten von dem halb wilden Volke dieses Landes ausgesetzt seyn wuͤrden. Em hoͤherer Offizier erzaͤhlte mir heute, daß die Truppen; Ab⸗ theilung, welche der Koͤnigin⸗Regentin zur Unterstuͤtzung gesandt werden sollte, in einigen Tagen an die Graͤnze abgehen werde. Sie wird aus 6000 Mann bestehen und vom General Schwal⸗ dach kommandirt werden. In den Kammern ist bis jetzt nichts von Wichtigkeit vorgenommen. Unter den Deputirten hat sich Sireit über die Unregelmaͤßigkeiten bei den Wahlen in Porto erhoben. Diese Wahlen haben naͤmlich eine große anti⸗ministe⸗ rielle Majoritàt ergeben, und die Regierung sucht daher, durch ihre Anhaͤnger in der Kammer, dieselben zu vertreiben, damit eine andere Wahl stattfinde.“
Lissabon, 25. August. Heute geht des Geruͤcht, daß der Krieas Minister seine Entlassung nehmen werde, und daß die Aufhebung des Papiergeldes bs zum 1. Januar 1835 aufge⸗ schoben werden soll. Der Gesundheits⸗Zustand von Lissabon ist jetzt besser, als vor kurzem. Jede Spur der Cholera ist verschwunden und auch der Typhus hat sehr abgenemmen. — In der Zusammensetzung der jetzigen Deputirten⸗Kammer sind demokratische Gesinnungen nicht so vorherrschend, wie man all⸗ gemein glaubte. Ein Beweis hiervon üindet sich in der „Aguia“, wo, in dem Bericht uͤber die Debatten, erwaͤhnt wird, daß die Kammer selbst den Titel „souveramner Konareß“, womit sie von der Municipalitaͤt der Stadt Gradilin einer Bittschrift angeredet wurde, verworfen habe, weil er diesem Theile der Legislatur nicht zukomme. In der Sitzung am 18ten beschaͤftigten sich beide Kammern mit der Vereidigung der Mitglieder, der Wahl ihrer Beamten, und der Biloung der Comités. Der Herzog von Palmella präsi⸗ dirte im Hause der Pairs. Der Graf Lumiares und der Mar⸗ quis von Loulé sind zu seinen Secretairen ernannt. Das Haus der Pairs zaͤhlt jetzt, da diesenigen, welche sich fuͤr Dom Miguel Ferklaͤrten, 83 an der Zahl, ausgeschlossen sind, nur 12 Mitglie⸗
der, nämlich: den Herzog von Palmella, den Herzog von Ter⸗ ceira, den Marquis von Loulé, den Marquis ven Frontetra, den Marquis von Ponte de Lima, den Marquis von Valenga, den Marquis von Santa Jein, den Grafen von Cunha, den Grafen von Ficalho, den Grafen von Lumiares, den Grafen von Tapia und den Grafen von Vella Real. Ungleich dem Hause der Gemeinen in Großbritanien, werden hier in der Deputirten⸗Kammer Geistliche als Deputirte zugelassen, und die Kammer hat den gewesenen Bischof von Coim bra, Franecisco de San Luiz, zu ihrem Präsidenten ernannt. Der Marquis von Saldanha hat seinen Sitz auf der aͤußersten Linken des Praͤsi⸗ denten eingenommen. Der Graf von Paraty hatte sich in der ersten Sitzung der Kammer beschwert, daß er nicht als Pair des Koͤnkreichs aufgerufen sey, da er doch nicht zu denen gehoͤren koͤnne, die von der Kammer ausgeschlossen seyen. 1822⁄ dermann wisse, daß er die bestimmtesten Beweise seiner Erge⸗ benhert fuͤr die Koͤnigin und die Charte gegeben und daß man ihn gezwungen habe, eine Schrift zu Gunsten Dom Mi⸗ guels zu unterzeichnen. Ein Comité, welches zur Untersuchung seiner Beschwerden ernannt wurde, entschied einstimmig zu seinen Gunsten. Diese Meinung des Ausschusses wurde auch einstimmig an⸗ genommen, worauf der Graf von Paraty sogleich seinen Sitz einnahm. Ein Vorschlag des Praͤsidenten, diese Entscheidung der Kammer, so wie die Gruͤnde, welche sie dazu bewegen, der Regterung mit⸗ zutheilen, wurde angenommen; eben so der Antrag des Grafen von Lumbiares, daß die Diskussion uͤber die Antwort auf die Thron⸗Rede oͤffentlich seyn sollte.”“ G 8
9 C.eea⸗ auch einige Portugfesische Schiffe ausgeruͤstet werden, um an den Spanischen Kuͤsten zu kreuzen.
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18 Konstantinopel, 19. August. (Oest. Veob.) Die letzten aus Aleppo eingegangenen Berichte vom 27. Juli bestaͤ⸗ tigen dte Nachrichten, welche vor einigen Tagen aus Alexan⸗ drien hier eingelaufen waren. Ibrahim Pascha war in der That am 1sten d. M. mit 3000 Mann nach Jaffa zuruͤckgekehrt, wo er mit seinem Vater Mehmed Ali eine Unterredung hatte, nach welcher er an der Spitze von 14,000 Mann Infanterie und 2500 Mann Reiterei gegen die Rebellen von Naplus sich in Marsch setzte. Obgedachten Berichten zufolge, war Mehmed Ali in Jaffa zu⸗ rüͤckgeblieben, hingegen hatte sich der Drusenfuͤrst Emir Beschir, welcher zum Gouverneur von Syrien bis Latakta ernannt wor⸗ den war, mit 10,000 Mann nach Samaria in Bewegung ge⸗ setzt. Laut einem Schreiben Mehmed Alis, welches kurz vor Abgang dieser Berichte in Aleppo angelangt war, hatte Ibra⸗ him Pascha Naplus eingenommen; die Ruhe und Ordnung war in Syrien hergestellt, und Mehmed Ali selbst schickte sich zur Ruͤckkehr nach Alexandrien an. — Der zum Statthalter von Nicomedien ernannte Muschir
1 “ 1 8 ö“ nommen, um einige die Verwaltung dieser Provinz betreffend Einleitungen zu verfuͤgen, und wird unverzuͤglich zuruͤckerwartet. Der Beyläkdschi der Pforte, Nuri Efendi, hat den Auftrag erhalten, mit dem Gesandten Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Griechenland wegen des zwischen der Pforte und dem Griechi⸗ schen Staate abzuschließenden Handels⸗Traktats in Unterhand⸗ lungen zu treten.
Das Pestuͤbel macht leider unter den⸗Tuͤrken bedeutende Fortschritte. Der im Laufe des letzten Winters hier angekom⸗ mene ehemalige Admiral des Statthalters von Aegypten, Osman Pascha, ist vor einigen Tagen als ein Opfer oieser furchtbaren Seuche gefallen.
Griechenland.
Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt nachstehende aus Nauplia vom 22. Jult *¹) eingesandte Berichtigungen eines fruͤhern Schrei⸗ bens von dort: „Wenn jenes Schreiben mit der Behauptung begtant, daß es in den ersten Monaten desharb mit nichts voran gewollt, weil die dreigliworige Regentschaft bei ihrer Ankunft schon mit sich selbst nicht in besten Vernehmen gestanden, und man sich nur mit Muͤhe uͤber die wichtigsten Maßregeln verei⸗ nigen koͤnnen, so ist diese Angabe grundfalsch. Damals wurden vielmehr alle wichtigen Fragen ganz einstimmig geloͤst, und es herrschte uͤber die großen Angelegenheiten fast gar keine Mei⸗ nungs Verschiedenheit. Ja noch mehr, bei den wichtigsten Ge⸗ schͤäften hat diese Harmonie nie aufgehoͤrt, und sie dauert so⸗ gar jetzt noch fort. Sie werden gewiß dieser Versicherung als der reinen Wahrheit um so mehr Glauben schenken, da man bei einiger Uebertegung nicht begreifen kann, wie es nur moͤglich gewesen wäre, mit der Reorganisation Griechenlands so weit zu kommen, als man bereits gekommen ist, wenn Anfangs gleich
eine solche Uneinigkeit, die sich nach der Meinung jenes Kor⸗
geherrscht haͤtte. Wohl ist es wahr, ihre gegenwaͤrtige Dishar⸗ monie, von der auch die Allg. Zeitung mehr als einmal ge⸗ sprochen hat, ist sehr zu beklagen, doch vorzuͤglich deshalb, weil ste zeit- und kraftraubend ist, und denjenigen Griechen, die es mit sich selbst besser meinen, als mit ihrem Vaterlande, die gewohnt sind, jede Gelegenheit fuͤr den eigenen Vortheil zu be⸗ nutzen — und deren giebt es leider viele — fuͤr ihre Plaͤne einen Anhaltspunkt giebt. Wenn Anfangs auch zuweilen kleine Verstimmungen eintraten, so waren sie unbedeutend, wurden gleich wieder beigelegt und blieben ohne allen Einstuß. Denn ich wiederhole es, eigentliche Meinungs⸗Verschiedenheit war nicht vorhanden, und am wenigsten koͤnnte das Familienleben Rei⸗ bungen hervorbringen, die auf den Gang der Geschaͤfte nach⸗ theilig eingewirkt haͤtten, da die Majoritaͤt der Regentschaft aus Maͤnnern besteht, die von der ernsten Wuͤrde ihres Tage⸗ werks durchdrungen, und in Bayern wie in ganz Deutschland wegen ihres friedliebenden und versoͤhnlichen Charakters bekannt genug sind. Als aber jene schaͤndliche Verschwoͤrung entstand, deren ostensibler Zweck nicht allein es war, General Heideck und Staatsrath Maurer aus der Regentschaft zu entfernen, sondern deren wirklicher Zweck war, die Regentschaft aufzuloͤsen, und somit den Loͤndoner Staatsvertrag zu vernichten, und zwar zu Gunsten des Grafen Armansperg, wie es jetzt durch die Verhandlungen des Prozesses klar am Tage liegt, so war man nicht allein nahe daran, von einer gewissen Seite den Gra⸗ fen der Mitwissenheit und Beguͤnstigung jener Bewegung zu beschuldigen, wie jener Korrespondent meint, sondern die Grie⸗ chen reden laut davon und behaupten sogar, die Aussagen und die Papiere des Dr. Franz, ehemaligen Dolmetschers der Re⸗ gentschaft, ließen wenig Zweifel daran uͤbrig: Der Verlauf des Prozesses hat manche Aufklaͤrung daruͤber gegeben. Wenn da⸗ her jene Maͤnner nicht damals schon die Maßregeln ergriffen, welche sie spaͤter genommen, so beurkundet dies am mei⸗ sten ihre Liebe zum Frieden und zur Einigkeit, indem sie die so schwere persoͤnliche Beleidigung, die so harte Kraͤnkung, die Verletzung ihrer Ehre, dem allgemeinen Besten gern opferten. Es soll zwar damals zu harten Explicationen gekommen seyn, doch scheint man in dem Grafen das Regentschafts⸗Mitglied geehrt zu haben, und handelte mit Schonung, in dem Glau⸗ hen, die Sache lasse sich in Guͤte beilegen. Nicht durch jenen Mann, welcher das Vertrauen von beiden Theilen besaß, und gegenwaͤrtig nicht mehr hier ist, wurde damals der Ausbruch abgewendet, wie ihr Korrespondent faͤlschlich alaubt, sondern dies muß lediglich und allein durch die feste Ueberzeugung der Majoritaͤt der Regenischaft geschehen seyn, daß Griechenland die Ungerechtigkeit, welche gegen ihre Person begangen wurde, nicht entgelten duͤrfe. Sie wollten damals noch wahrscheinlich seine Verwaltung auch aͤußerlich unerschuͤttert erhalten, und so⸗ mit bestrebten sie sich, jeden oöͤffentlichen Schein eines Zwistes zu vermeiden. Leider waren ste in diesem großmuͤthigen, maͤnn⸗ lichen Bestreben nicht gluͤcklich! Was aber die Gesinnungen je⸗ nes angeblichen Mittlers beirifft, so kann ich Ihnen die bestimm⸗ teste Versicherung geben, daß er der Einzige war, der damals schon zu strengen Maßregeln rieth, indem er behauptete, fruͤ⸗ here Vorfaͤlle haͤtten ihn belehrt, daß im gegenwaͤrtigen Fall leere Explicationen die Wunde nicht heilen wuͤrden. Dieser er⸗ fahrene Arzt hatte leider Recht, wenn er solche als nur lin⸗ derndes Palltativ verschmäͤhte. Wohl hatte Graf Armansperg die schoͤnste Stellung hter, daß aber seine Kollegen nicht eifer⸗ suͤüchtig auf ihn waren, beweist sich am besten dadurch, daß sie frei⸗ willig dazu beitrugen, seine Lage so gloͤnzend als moͤglich zu ma⸗ chen. Der Graf verdankte dieselbe nicht nur den angestrengten Ar⸗ heiten, den Fruͤchten einer unausgesetzten Thaͤtiagkeit seiner Kolle⸗ gen, sondern auch dem Geld, welches sie ihm mit edler Selbstver⸗ leugnung zu einer glänzenden Repräͤsentation bewilligt hatten. Man schlage das hiesige Reaierungsdlatt auf, und erkundige sich gewissenhaft um die Verfasser jener weitlaͤuftigen legislati⸗ ven und administrativen Arbeiten, und man wird erfahren, daß ich in meinen Angaben nicht zu weir gegangen bin. Alles die⸗ ses ist in dem durchsichtigen Griechenland, wie sich jener Korre⸗ spondent ganz treffend ausdruͤckt, ebenfalls kein Geheimniß mehr. Wie geht es zu, daß gerade das Finantsach, welches dem Gra⸗ fen als spezielles Referat zugetheilt ist, am meisten, sa fast gaͤnzlich unbearbeitet ist, waͤhrend in den andern Faͤchern des Staatshaushaltes so Vieles geschah? Dieser Vorwurf ertoͤnte laͤngst saut in Griechenland, und hallte staͤrker noch in der weiten Weit wieder; aber nicht den Grafen allein traf er, sondern die ganze Regentschaft; das Gelungene, das Voll⸗ brachte aber, wenn es gerriesen ward, wenn hie und da ein Verstaͤndiger, ein Sachkundiger den Faͤhigkeiten, der Thaͤ⸗ tigkeit und dem guten Willen der Regentschaft, inmitten eines Meeres von Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten, Gerechtigkeit widerfahren ließ, so aͤrndtete auch er das Lob, ja sein Antheil war groͤßer, als der seiner Kollegen, und zwar fuͤr
*) Mithin vor dem Bekanntwerden der gestern mitgetheilten
Fewsi Ahmed Pascha hat vor kurzem eine Reise dahin unter⸗
Nachrichten von der Reorganisation der Regentschaft.
respondenten von Tag zu Tag gemehrt, in der Regentschaft nen Briefwechsel gepflogen, wie jene Korrespondenz zuzugeste⸗
Beschluß vom 2. Mai beziehen, durch welchen ihm sein offiziel⸗ ler Verkehr mit den Agenten auswaͤrtiger Maͤchte untersagt wurde.
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Saamen, den er nicht gesaͤet hatte! dent geneigt, diese Resignation, welche immer die Frucht der hoͤchsten Tugend und Weisheit seyn kann, ebenfalls zu jenen gesellschaftlichen Aeußerlichkeiten zu zahlen? Gewiß nicht, und er wird sicherlich bei noͤherer Pruͤfung wohl selbst einge⸗ stehen, daß Maͤnner, welche in einem solchen Kampfe des Selbstgefuͤhls standhaft bleiben, der Vorwurf nicht treffen kann, als ließen sie sich durch kleinliche Leidenschaften, an⸗ gefeuert von schwatzhaften Basen, von kindischen und laͤppi⸗ schen Eifersuͤchteleien, zu ernsthaften Schritten bewegen und fortreißen. Grundfalsch ist uͤbrigens, daß dem Grafen Arman⸗ sperg die Verfuͤgung uͤber die Regentschafts⸗Kasse zugekommen. Diese Kasse stand, wie sich von selbst versteht, unter der Admi⸗ nistration der ganzen Regentschaft, und nur zufällig bediente sich Graf Armansperg des Kassiers derselben als seines Privat⸗ Secretairs. Daß der Graf durch die Repraͤsentation mit dem Diplomaten und auswaͤrtigen Maͤchten in ein engeres Verhaͤlt⸗ niß kam, soll nach der Meinung jenes Korrespondenten eben⸗ falls Veranlassung zu Eifersucht gegeben haben. Darauf anrn worte ich, daß es wohl von jedem der drei Regenten abhäͤnat, wie eng oder weit er das Verhaͤltniß mit den Diplomaten zie⸗ hen will; der Salon traͤgt wenig oder nichts dazu bei, alle Geschaͤfte werden in vertraulichen Zusammenkuͤnften abgemacht, und die De plomaten sind gerade am wenigsten die Leute, weiche sich irgendwo durch eine glänzende Abendgesellschaft blenden oder gaͤngeln lassen; hier war dies durchaus auch nicht der Fall. Was aber die auswaͤrtigen Maͤchte betrifft, durfte wohl kein einzelnes Regentschafts⸗Mitalied eine andere Verbindung unterhalten, als die, welche das kollegialische Verhaͤltniß des regentschaftlichen Staatskoͤrpers zulaͤßt. Hat daher Graf Armansperg mit frem⸗ den Maͤchten, ohne Wissen und Willen seiner, kraft des Lon⸗ doner Staats⸗Vertrags ihm voͤllig gleichstehenden, Kollegen ei⸗
hen scheint, so ist dies eine schwere Schuld, wogegen die Ma⸗ joritaͤt nicht gleichguͤltig blriben durfte, wenn sie anders ihre Pflicht nicht vergessen wollte. Darauf mag sich auch jener
Denn als offiziell kann von der Regentschaft nur gelten, was von den drei Mitgliedern unterschrieben ist, Alles aber, was nur ein einzelnes unterzeichnet, muß als nicht offiziell betrachtet werden, denn so will es der Londoner Staats⸗Vertrag und ni anders.“
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Berlin, 10. Sept. Die im verflossenen Jahre im Be⸗ zirke der Koͤnigl. zu Danzig bewirkten Baumoflan zungen haben ein uͤberaus erfreuliches Resultat geliefert; es sind näͤmlich in den 7 Landkreisen dieses Departements an Obst baͤumen 88,983 und an Weiden so wie an andern wälden Staͤm men 301,064, im Ganzen also 390,047 Bäaͤume gepflanzt worden wovon 140,473 auf die adeligen Guͤter und sonstigen Privat⸗Be sitzungen, 249,574 aber auf die Koͤnigl. Domainen komme Durch Pflepfen wurden 25,9900 Staͤmme veredelt.
— In ZJuͤterbogk hatte sich, wie in fruͤheren Jahren, so auch in diesem am 6. Sept. in dem dortigen Ressourcen⸗Lokal eine Gesellschaft zur Erinnerung an die in ihren Folgen so wich tig gewesene Schlacht bei Dennewitz gebildet. Mit Begesste rung wurde bei dieser Festlichkeit zunaͤchst Sr. Majestäͤt des Koͤ⸗ nigs und sodann der Gefallenen und noch lebenden Krieger au jener Zeit gedacht. Der anwesende Landrath des Juͤterbogk Luckenwaldischen Kreises erhielt bei diesem Anlasse von einen Ungenannten einen Beitrag von 5 Rthlr. zu der Kollekte sü die unlaͤngst abgebrannten Einwohner von Dennewitz.
— Die Schifffahrt auf dem Rheine, schreibt man aus Koͤln, ist in dem Zeitraum vom 16. Juli bis zum 15. Augut nicht lebhafter gewesen, als in dem Zeitraum vom 16. Juni bi zum 15. Juli. Angekommen sind: zu Berg 97, zu Thal 315
Schiffe; abgefahren zu Berg 60, zu Thal 315 Schiffe. Die Zufuhr aus Holland und Antwerpen betrug 44,338 Ctr. Vor
beigefahren sind, von Holland kommend, zusammen 21 Schiffe mit 63,164 Ctr. Aufwaͤrts wurden hier verladen: 28,574 Cir. Die Dampfschiffe fuhren regelmäaͤßig wie im vorigen Monate von Holland bis Leopoldshafen. Der Versuch, mit dem Dampfschiffe „die Stadt Frankfurt“”“ auf dem Illfluß hinauf bis an die Staf, t Straßburg zu fahren, ist mißlungen; es fehlt an Tiefe und Braite der Fahrbahn, und Sachkenner vermuthen, daß ungeachtet, der 30,000 Fr., welche die Franz. Regierung fuͤr die Schiff arma⸗ chung der Ill verwendet und noch verwenden koͤnnte., dieses Fluͤßchen fuͤr Dampffchiffe niemals fahrbar werden ward. Ein zweiter Versuch, den kleinen Rhein, einen Arm des großen Rhei⸗ nes, hinauf zu fahren, ist dergestalt gelungen, deß die Dampf⸗ schiffe bis an die Citadelle von Straßburg, eine kleine halbe Stunde von Straßburg, und etwa gleich weit von der Stadt Straßbura, wie ven Kehl, fahren koͤnnen.
— In die Haͤfen des Regierungs⸗Bezirks Stralsund gin⸗ gen im Laufe des vorigen Monats 91 Schiffe ein und 91 ver⸗ leßen dieselden. Es wurden unter andern nach dem Auslap de verschifft: 3077 Wispel Weizen, 2314 Wispel Roggen, 1008 Wispel Gerste und 6433 Ctnr. Mehl.
Literarische Nachrichten.
Urkundenbuch zur Lebensgeschichte Friedrichs oes Großen, von J. D. E. Preuß. Fuͤnfter Theil. Berlin 1834, in der Nauckschen Buchhandlung.
Nachdem der Verf. seine ruͤhmlichst bekannte Biographie Frie⸗ drichs des Großen in rier Baͤnden and eben so viel Baͤnden Ur⸗ kunden vollendet bet, ist ihm eine Menge Quellen nachtraͤglich zu⸗ gestroͤmt; er hat sich daher entschlossen, mit den Urkundenbuͤchern fortzufahren, so lange sich interessanter Stoff dazu darbictet, da er schon berechtigt ist, auf die Theilnahme des Publikums fuͤr seinen erhabenen Gegenstand und juͤr sein Werk mit Sicherhrit zu zaͤhl 83
Man hat den Urkundensammlungen des Verf. vorgeworfen, ; nicht alle darin aufgenommenen Schreiben des Koͤniss von derer Wichtigkeit seyen. Wir mollen dies nicht geradezu be greiren muͤssen aber vom historeschen Gesichtspunkte aus behaur ten, daß gerade die Vollstaͤndis kreit, der Zusammenhang, in denn der Verf ganze Reihen von Urkunden ohne Auslassung mitget, geitt fet- nen Sammlungen einen vorzuͤglichen Werth verlein e —9it wahl des sogenannt Interesanten ist es ein seor mißliches Ding;: die Erfahrung hat gelehrt, daß Alles, was h 6„„ zn fhcer ½%᷑ „s8 . 8 . EEITZ1““ Isher in solcher Art als Denkmal des großen Koͤnigs vereinzelt v b nd.
86 ,vC n. . zelt attgetheilt worden ist, eher
zum Mißverstaͤndniß gereicht hat. P. 2 8 81 b 4 1 „ icht aus herausgegrissenen Ein zelnheiten kann man die Denkwene und den Charakter eines solchen Hühen beurthalien, vielmehr, laͤßt sich nur aus einer fortlaufenden eibe denselben Gegenste. d oder dieselbe Person betreffender Kabi⸗ net?⸗Ordres ein sich cer Schluß, namentlich uͤber die Verwaltungs⸗ art des Kbnigs, ziehen, wovdei oft gerade die vermeintlich unwichti⸗ geren Stüͤcke, z. B. Kassen⸗Ordres, viel Licht gewaͤhren. In gro⸗
— daß coeson⸗
ßem Maͤße ist dies der Fall bei den in den fuͤheren Baͤnden mit⸗