in die einzelnen Schießschirme gefuͤhrt. Nach Beendigung der Jagd, bei welcher uͤberall das kolossale Elent auf den Wildbah⸗ nen sich zeigte, die Prinzen Karl und August Koͤnigl. Hoheiten auch jeder einen Elenthirsch erlegten, und aus den verschiedenen
irmen 16 Schuß fielen, nahmen die Koͤnigl. Prinzen einige Erfrischungen in dem Versammlungsschirme an, waͤhrend von den Waldhornisten der lsten Jaͤger⸗Abtheilung passende Jagd⸗ lieder ausgefuͤhrt wurden. Erst mit dem Eintritte der Daͤmme⸗ rung endete diese in Preußen nur in der Provinz dieses Na⸗ mens eigenthuͤmliche Jagd, welche durch die Herablassung und Froͤhlichkeit der Koͤniglichen Prinzen zu einem wahren Jagd⸗ feste wurde.
— Man schreibt aus Posen unterm 6ten d. M.: „Heute besichtigte der General der Infanterie und Chef des Ingenieur⸗ Corps, Herr von Rauch, in Begleitung mehrerer anderer hoͤhe⸗ rer Offiziere und Beamten, die eine Meile von hier bei dem Dorfe Luban, unter spezieller Leitung des Ingenieur⸗Hauptmann Hardenack erbaute, zum Transport von Ziegeln und Brennholz bestimmte, und seit mehreren Wochen schon benutzte schwebende Eisenbahn. Sie ist ½ Meile lang und hat 1 ½ .ꝗ Gefalle. Ab⸗ waͤrts zieht ein gutes Pferd von mittlerer Groͤße 20 einraͤdrige
Wagen, jeden mit 100 Stuͤck Ziegeln oder 10 Ctr., zusammen also mit 200 Ctr. beladen, mit geringer Anstrengung, ja sogar im Trabe fort. Aufwaͤrts dagegen bewegt es nur 10 Wagen, zusammen mit 100 Ctr. Ladung, mit Anstrengung im Schritt, 40 Ctr. Ladung aber mit Leichtigkeit im Trabe. Bereits haben diese Bahn in den letzten Wochen etwa 300,000 Ziegeln oder 30,000 Ctr. passirt. Neuerdings sind einige Verbesserungen in der Construction der Wagen und au⸗ ßerdem die noͤthigen Vorrichtungen angebracht worden, damit die zuruͤckkehrenden leeren Wagen den ankommenden beladenen ausweichen, auch letztere, zum Abladen der Ziegeln auf die Schiffe, unmittelbar bis uͤber diese gebracht werden koͤnnen. Die ganze Anlage zeigt eine große Einfachheit in allen ihren Theilen, wodurch ihre Ausfuͤhrung, selbst in weniger kultivirten Gegenden, moͤglich wird, wo es an guten Handwerkern und an⸗ dern Huͤlssmitteln fehlt. Namentlich verdient die hoͤchst einfache und oͤkonomische, bereits auch bei Dampfmaschinen angewandte Vorrichtung zum Schmieren der Achsen mittelst eines Lampen⸗ dochts Beachtung. Die Kosten dieser ganzen Bahn nebst allem Zubehoͤr betragen noch nicht 3000 Rthlr., wovon wenigstens ¾ auf die Wagen kommt.“ 1 — Ueber die am 27sten v. M. in dem Bergstaͤdtchen Goldentraum in Schlesien stattgehabte Feuersbrunst (woruͤber bereits in der Nummer 244 dieser Zeitung berichtet worden) wird nachtraͤglich noch Folgendes aus Bunzlau gemeldet: „In einer gegen Goldbach liegenden Scheune brach das Feuer aus und verbreitete sich bei einem heftigen Suͤdwinde mit so reißen⸗ der Schnelligkeit, daß selbst kein Feuerzeichen gegeben werden konnte. Binnen einer Viertelstunde stand das ganze Staͤdtchen in Flammen, und wiewohl aus der Naͤhe und Ferne Menschen in großer Anzahl mit Spritzen und Loͤschgeraͤthschaften herbei⸗ eilten, so war doch jeder Versuch, dem wuͤthenden Elemente Einhalt zu thun, vergeblich, weil es fast gänzlich an Wasser fehlte. Nur das nackte Leben haben die Bewohner Golden⸗ traum's gerettet, denn an Sicherung des Eigenthums war gar nicht zu denken. Die Kirche nebst dem Thurm, die Pfarrei, die Schule, das Rathhaus, das Schuͤtzenhaus, 56 Haͤuser sammt Nebengebaͤuden und 12 Scheunen mit allen Getraidebestaͤnden liegen in Schutt und Asche. Nur 30 Haͤuser der Vorstadt sind I.2. hen 52618 0en Es hat sich jedoch ergeben, daß, außer einem jungen Burschen, der an Brandwunden gestorben, kein Mensch verungluͤckt ist. Das Feuer war, sicherem Vernehmen nach, angelegt, und so sind denn durch Bosheit und Rachsucht eines entarreten Menschen uͤber 300 ohnedies nicht wohlhabende, aber fleißige und redliche Handwerksleute, welche im strengsten Sinne des Worts „im Schweiße des Angesichts“ groͤßtentheils am Webestuhle ihr kuͤmmerliches Brod verdienen mußten, ihres gesammten Eigenthums, und was fast noch trauriger ist, auch der Mittel, sich ferner zu ernaͤhren, beraubt worden. Die RNedackeon des Bunzlauer Sonntagsblattes hat sich bereit erklaͤrt, milde Spenden fuͤr die Abgebrannten in Goldentraum sowohl ais in Groß⸗Kotzenau anzunehmen und uͤber Empfang und Verwendung oͤffentlich Rechenschaft zu legen.”)
Ksnhgl i che He.
Die in unserm letzten Referate (Nr. 245 der St. 3.) erwaͤhnten Gaͤste baben sich auch ferner in den geruͤhmten Eigenschaften und resp. geruͤgten Maͤngeln erwiesen. Es ist indessen nicht schwer, auf das Einzelne sein Augenmerk zu richten, jede etwa verfehlte Note, oder jedes nicht genau beobachtete Temvo, oder ein Uebermaß mit der Schreibtafel in der Hand zu notiren, und diese Sammlung von erralis fuͤr eine Keitik auszugeben, gleichsam als wenn ein Verzeichniß von Druck⸗ fehlern hinter einem Buche eine Kritik uͤber dasselbe waͤre. Aller⸗
dings giebt es, so wie Buͤcher, auch gewisse Kunstprodukte und leben⸗ dig sich darstellende Talente, an denen keine andere Art von Kritik angelegt zu werden noͤthig ist; da mag mang immerhin zergliedern, zerletzen, aufloͤsen, es kommt ja nicht darauf an, ein helles Anschauen von dem Ganzen zu geben, sondern nur ein mehr oder weniger voll⸗ saͤndiges Register der Elemente, aus welchen es zusammengesetzt ist. Aber eine andere Kritik fordern Genies und Werke der Genies. Wir unsererseits tragen nicht das geringste Bedenken, den Hrn. Poͤck wegen seiner ganzen großartigen Organisation und originellen unge⸗ meinen Lebendigkeit in seiner hoͤr⸗ und sichtbaren Erscheinung als d mustkalisch⸗theatralisches Genie anzuerkennen, und werden uns dieses Anerkenntnisses nicht schaͤmen, wenn auch ein Professor der Musir ihm hundert und noch mehr musikalische Schnitzer nach⸗ weisen sollte; wir wissen auch das Korrekte zu schaͤhen, aber wir glauben, daß es durch Lehren und Lernen zu erreichen ist, daß aber Herr Poͤck etwas besitzt, oder richtiger, etwas ist, was weder gelehrt noch geleent werden kann. In dieser Originalitaͤt ist er uns denn auch als Zampa, vornehmlich ader als Bertram in „Robert der Teufel“ erschienen; der Dämon, wie er leibt und lebt, wenn er in menschlicher Gestalt vor uns erscheinen und in Geberden und Ton eine Anschauung daͤmonischer Art und Gewalt geben will. Unseres Erachten; hat er es auch musik⸗ und taktfest gegeben; wenn er aber irgendwo gegen die Noten gefehlt haben mag, wollen wir den Ruhm, dies bemerkt zu haben, den Registratoren der Fehler gegen den musikalischen Priscian gern uͤberlassen und nur noch hin⸗ zufüuͤgen, daß in dieser Rolle ihm nicht sowohl seine Persoͤnlichkeit, ar. die grandiose Macht seiner Stimme zu statten kam. HOoch darum meinen wir keinesweges, daß das unverstellte Daͤmonische vorzugs⸗ weise srinem Talent entspreche; er hat nur hier Gelegenheit ge⸗ funden, es auf eine uns bis dahin nicht bekannte Weise auszudruͤk⸗ ken; aber er wird auch gewiß die Modificationen der daͤmonischen Macht, wo sie, wie z. B. in Don Jugn, unter dem Schleier der Galanterie erscheint, sich anzueignen wissen; denn dies ist es ja eben, was man lernen, sich lehren lassen und sich anbilden kann; ja als „Figaro“ hat er auch gezeigt, daß ihm der Ausdruck der nicht daͤmonischen, sondern der gemeinen menschlichen Natur in ihrer mehr oder weniger aufgeweckten Stimmung eben so gelaͤufig ist. — Z war ohne Galanterie, aber mit vollstaͤndiger Achtung fuͤr ihre Ta⸗ lente, glauben wir uns in der kurzen Betrachtung der Leistungen der Dlle. Lutzer und Mad. Schodel jenes boͤchsten Maßstabes der Kritik enthalten zu duͤrfen, jedoch mit der ausdruͤcklichen Reser⸗ 1 “ h“ —
Sanssouci, eine aus dort grwonnenem Samen gezogene uͤber 1 ½ Pfd.
1034
geschmeidigen, figurirten und kolorirten Kunst des Gesanges die hoͤchste Aufgabe der Musik scheint, Dlle. Lutzer der Anwendung jenes Maßstabes werth seyn duͤrfte, denn in der That leistet sie hierin schon so Vorzuͤgliches, daß man zu der Forderung des Hoͤch⸗ sten dieser Art berechtigt seyn darf. Pamira in der Belage⸗ rung von Corinth und einzelne Partieen der Donna Anna im Don Juan geben die Beweise davon. Minder Fertiges und Geschmeidiges in dieser Manier, also hier ein Minus, und andererseits wieder ein nicht immer angenehmes Plus im wah⸗ ren musikalisch unkolorirten Ausdruck der Gefuͤhle und Leidenschaf⸗ ten hat Madame Schodel dargethan; man moͤchte sie ein Perpe- tuum mobile, ein unaufhoͤrlich bewegtes leidenschaftliches Natu⸗ rell nennen; wir haben in der Deutschen Sprache das Wort verhimmeln, was nicht unpassend auf sie angewendet werden moͤchte, aber da bei dem Allen doch eine gewisse Sinnlichkeit vor⸗ waltet, so ziehen wir zur Bezeichnung ihrer Eigenthuͤmlichkeit das Wort fieb erhaft vor. Kurz, es ist keine Ruhe in ihrer Darstel⸗ lung, und eben deshalb nicht Licht und Schatten darin, wobei uͤbri⸗ gens ihrer uns wohlbekannten, auf dem Koͤnigstaͤdtischen Theater ge⸗ nugsam bewiesenen rein musikalischen Virtuositaͤt die gebuͤhrende Anerkennung nicht versagt werden kann. Vor Allem hat sie diese Virtuositaͤt als Camilla in der Oper Zampa und in einzelne tieen der Donna Anna im Don Juan erwiesen. 8
„Gartenbau⸗Verein.
In den beiden juͤngsten Versammlungen des Vereins zur Be⸗ foͤrderung des Gartenbaues in den Koͤniglich Preußischen Staaten am 27. Juli und 7. September d. J. wurden vorgetragen: die ein⸗
egangenen Nachrichten uͤber die fortschreitende Wirksamkeit des andwirthschaftlichen Gewerbe⸗Vereins zu Berleburg im Kreise Wit⸗ genstein, so wie des landwirthschaftlichen und industeiellen Eifel⸗ Vereins in Bonn und seiner Lokal⸗Abtheilung zu Pruͤm, deren Betriebsamkeit insbesondere durch Theilung und zweckmaͤßige Be⸗ stellung von Gemeinde⸗Wildlaͤndereten wie durch Verbesserung und Bepflaͤnzung der Wege einen wohlthaͤtigen Einfluß auf den Acker⸗ dadee ggichen bt hat; ferner: die Nachrichten von den nicht minder gedeihlichen Fortschritten der Gartenbau⸗Gesellschaften zu Nordhau⸗ sen, Perleberg und Gotha; Mittheilungen des botanischen Gaͤrt. ners Herrn Beyrich uͤber seinen Aufenthalt in Nord⸗Amerika, mit einer Schilderung des Gartenbaues in den suͤdlich Atlantischen Ge⸗ genden daselbst; Bemerkungen des Rektors Herrn Dreßler zu Berg⸗ gießhuͤbel, uͤber einige beachtenswerthe Erfahrungen bei der Rosen⸗ kultur; ein hoͤchst interessanter Aufsatz des Herrn Dr. Maͤdler hier⸗ selbst, uͤber die Maifroͤste im Allgemeinen und uͤber die Temperatur der zweiten Mai⸗Woche in hiesiger Gegend insbesondere, basirxt auf 9bjaͤhrige Beobachtungen, aus denen sich ergiebt, daß in den Tagen vom 10ten bis 13ten Mat die Normal⸗Temiperatur unserer Gegen⸗ den merklich tiefer, als umittelvar vor⸗ oder nachher steht, so daß eine gleichbleibende oder zunehmende Waͤrme in diesen Tagen als Ausnahme, die Verminderung derselben aber als Regel zu be⸗ trachten ist; eine im Mai⸗Hefte von Loudon’s Gardeners Magazine enthaltene kurze Anleitung, die Arten der Gattung Erieca, insbeson⸗ dere die capischen, zweckmaͤßiger wie bisher zu behandeln; Andeu⸗ tung der im Juni⸗Hefte der Annales de lo sociélè d'horticulture de Paris empfohlenen Anwendung der Knochenkohle (noir animalisé) zur Duͤngung der Spargelbeete; Nachricht von dem neugebildeten Vereine zer Verschoͤnerung der Stadt Posen und ihrer naͤchsten Um⸗ gebungen, welchem Unternehmen das veste Gedeihen und moͤglichst viel Nachahinung zu wuͤnschen ist; Nachricht von dem Erscheinen zweier neuer, fuͤr den Gartenbau interessanter Zeitschriften, naͤmlich: der landwirthschaftlichen Blaͤtter, herausgegeben vom Kreis⸗Sekre⸗ tair Herrn Dr. Haas in Adenau und der Rheinlaͤndischen Garten— und landwirthschaftlichen Zeitung, herausgegeben in Neuwied; Be⸗ merkungen des Hofgaͤrtners Herrn Nietner in Schoͤnhausen uͤber die Kultur und Erhaltung der Lobelia decumbens waͤhrend des Spaͤtherbstes und Winters; Andeutungen des Kunstgaͤrtners Herrn Kuͤhne in Charlottenburg uͤber eine Methode der Weintreiberei zur Erlangung vollkommener Trauben im ersten Jahre der Anpflanzung; ein Bericht des Kunst⸗ und Handelsgaͤrtners Herrn Schultze hier⸗ selbst (Neue Welt vor dem Frankfurter Thore) uͤber die Behand⸗ lung des unter dem Namen Drumhead Savoy, durch Herrn Kunst⸗ und Handelsgaͤrtner Mathieu aus England hier eingefuͤhrten ganz vorzuͤglichen, in der Versammlung vorgelegten Savoyer Kohls; Bemerkungen des Ausschusses fuͤr die Baumzucht uͤber die Anwend⸗ barkeit der sogenannten Wasser⸗Reiser zum Veredlen der Obstbaͤume und uͤber die Behandlung des Weinstocks mit besonderer Hinsicht auf das von Einigen als wirksam empfohlene von Anderen dagegen als erfolglos und nachtheilig verworfene Ringeln des Weinstocks; eine Mittheilung der Handels⸗Gaͤrtner Herren Gebruͤder Baumann in Bollweiller, uͤber den in einigen Gegenden besonders fuͤhlbar gewordenen nachtheiligen Einfluß der diesjaͤhrigen Duͤrre auf das Gedeihen der Futterkraͤuter und die daraus entspringende Nothwen⸗ digkeit, auf den Anbau eines fruͤhen Futterkrautes fuͤr das näaͤchste Fruͤhjahr Bedacht zu nehmen, zu welchem Behufe vorzugsweise der rosenrothe Klee (Jrifolium incarnatum) als einige Wochen fruͤher kommend wie der uͤbrige Klee, von ihnen angelegentlich empfohlen und frischer Saamen davon ½ 110 Francs pro Centner angeboten wird. Der General⸗Secretair machte aufmerksam auf die von der Gartenbau⸗Gesellschaft zu New⸗York eingesandte gehaltreiche Monats⸗ schrift: The New-York Farmer and American Gardeners Magaziunr, die einen trefflichen Maßstab abgiebt fuͤr die Hoͤhe der Kultur, auf der sich die Vereinigten Staaten, besonders in Hinsicht auf indu⸗ strielle und Gewerbsthaͤtigkeit, befinden. Fernee referirte derselbe uͤber eine von Herrn Schomburgk aus Tortola in West⸗Indien einge⸗ sandte Abhandlung uͤber die Agave americana, in welcher einige beach⸗ tenswerthe Andeutungen uͤber deren Fortpflanzun entbalten sind. Zur anschaulichen Darstellung, welchen reizenden Schmuck die ver⸗ schiedenen farbigen Fruͤchte von den Pyrus, Mespilus und Berbe⸗ ris⸗Arten unseren Gaͤrten gewaͤhren koͤnnen, wenn sie sinnig benutzt werden, war eine reiche Sammlung abgeschnittener Zweige mit jetzt reifen Fruͤchten von fast allen Farben ausz der Landes⸗Baumschule bei Potödam aufgestellt, außerdem eben daher eine anziehende Samm⸗ lung gleichfalls abgeschnittener Zweige pon mehreren jetzt zum zwei⸗ tenmale bluͤhenden Fruchtbaͤumen und Schmuck⸗Gehoͤlzen, worunter Bluͤthen von Birnbaͤumen, Kastanien, Akazien und mehreren Fruͤh⸗ lingsstraͤuchern, als Beweis von der Einwirkung der diesjaͤhrigen ausgezeichneten Witterung auf die Vegetation, wohin insbesondere auch eine Weinrebe gehoͤrte, die zugleich reife Fruͤchte, halb ausge⸗ wachsene Beeren und Bluͤthen⸗Knospen zeigte. Herr Prof. Stbrig machte aufmerksam auf das im Neuen Wochenblatte des landwirth⸗ schaftlichen Vereins in Bayern (Uäter Jahrg. 3tes Heft) fͤr die Conservation der Baumpfaͤhle empfohlene Mittel, die unteren Spiz⸗ zen derselben einige Tage in Kalkwasser zu stellen und, nachdem sie wieder getrocknet, mit verduͤnnter Vitriolsaͤure zu bestreichen. Zur Stelle gebracht waren: von Herrn Hof⸗Gaͤrtner Nietner in Schoͤn⸗ hausen eine ohne alle kuͤnstliche Waͤrme im Freien gezogene, 22 Pfd schwere, aͤußerst wohlschmeckende Melone; von dem als vorzuͤglichen Weinhauer ruͤhmlich bekannten Kunst⸗ und Handels⸗Gaͤrtner Herrn Fuhrmann hierselbst, außer 1öö ausgezeichneten Pflaumen von der 1nhci rouze und Prüne de Ransleben nebst vorzuͤglich schoͤ⸗ nen Trauben vom Diamant, rothen Schoͤnedel ꝛc, mehrere uͤber 2 Fuß lange Schoten der von ihm gezogenen, durch besonderen Wohlgeschmack ausgezeichneten, sehr empfehlenswerthen Merikanischen Spergelbohne, von welcher derselbe reifen Samen ablassen kann; von dem Hof⸗Gaͤrtner Herrn C. Fintelmann in
schwere, sechs Zoll im Durchmesser haltende Zwiebel, wovo
erste Same im Jahre 1832 von Herrn A. v. Humboldt veigengeaft wurde, mit der Bezeichnung Oignon de Madère, dort einen Fuß im Durchmesser e langend, deren wuͤnschenswerthe Fortpflanzung der schon oben gedachte Handels⸗Gaͤrtner Herr Schuͤltze uͤbernommen
hat; von dem Kunst⸗ und Handels⸗Gaͤrtner Herrn
vation, daß fuͤr alle diejenigen, denen eine virtuose Fertigkeit in der
ausgezeichnete Ananas, die in der Versammlung verlooset wurden Als Geschenke wurden uͤbergeben, von dem Ritter Herrn Max. Speck, Frhrn. v. Sternburg auf Luͤtzschena, als Beitrag zu den Druckkosten der Verhandlungen des Vereins, 100 Rthlr. in Staatz⸗ Schuldscheinen, und fuͤr die Bibliothek des Vereins von dem Ober⸗
Land-Forstmeister Herrn Dr. Hartig, ein Exemplar des von ih
ausgegebenen forstlichen und forstnaturwissenschaftlichen Conver⸗ sations⸗Lexikons, Berlin 1834. Vorgelegt wurde; die 9te und late Lieferung des Deutschen Obst⸗Kabinets vom Kuͤchenmeister Herrn Dittrich in Gotha, dessen taͤuschend aͤhnliche Frucht⸗Nachbildungen der edelsten Kern⸗Obstsorten allgemeine Bewunderung erregten. Eim. gekommen waren noch; die neuesten Baͤnde und Hefte der Druc⸗ schriften der Kaiserlich Leopoldinisch⸗Carolinischen Akademie der Naturforscher in Breslau, der Schlesischen Gesellschaft fuͤr vater. laͤndische Kultur in Breslau, der Landwirthschafts⸗Gesellschaft in Wien, der Mecklenburgschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft in Rostoc des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern und des Wuͤrttemberg⸗ schen landwirthschaftlichen Vereins in Stuttgaxt, so wie die neuesten Stuͤcke der durch Neichhaltigkeit ihres interéssanten Inhaltes si
auszeichnenden Allgemeinen Oesterreichischen Zeitschrift vom Reys⸗ denten Herrn Mayer in Wien. 6
— .
—
Meteorologische Beobachtung. Morgens Nachmitt. Abends Nach einmalige 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
336, 6 3 Par. 336,4 8 Par. 336,4 3 Par. 8,5 2 R. 1TNIII 7,3 °R. 7,11 9,00°R. 91 vCt. 44 pCt. 80 pCt. heiter. heiter. heiter.
2b
1834. 11. Septbr.
Luftdruck.. Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter...
Quellwärme 9,2 °N. Flußwärme 15,7 °R. Bodenwärme 14, s N
Ausdünst. 0, 122 N. Niederschlag 0.
Wolkenzug
Berliner Börs
Den 12. September 1834.
Amtl. Fonds- und Geld-Cours. Zettel. (Preuss. Caur) ˙̊N St.-Schuld-Sch. 99 ½ 99 Grosshz Pos. do. 4 102¼ Pr. Engl. Anl. 18 — Ostpr. Pfandbr. 4 8 Pomm. do. 4
4
4
G.
EIn
81 Pr. Engl. Obl. 30 106 Präm. Sch. d. Sech. 4 Kurm. Obl. m. l. C. Neum. Int. Sch. do. Berl. Stadt-Obl. Königsb. do.
Elbing. do.
Danz. do. in Th. Westpr. Pfandbr.
Pr. Engl. Anl. 22. Kur- u. Neum. do.
Schlesische do. Kkst C. d. K.-u. N. Z.-Sch. d. K.- u. N.
Holl. vollw. Duk. Neue do. Friedriehsd'or .. Disconto
90 .,— —2* ☛ 89⸗
1
SS SA Æ SU8=A
2 23ö5ö⸗8g-s,n, ⸗
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—
SS; 2 55
0 99 8 = —
Auswärtige Börsen. “ 1“ September. Niederl. wirkl. Schuld 51 †&. —. RKanz-Bill. 21 ¾3. Span. 59 3 8% dito 23 ¾. Cortes 3907. * Scl. 28 SM Antwerpen, 6. September.
8 22. Zinsl. 113. Cories 40 ½. Frank furt a. M., 9. September. Oesterr. 5% Metall. 100. 99 ¼. 49 90 9.⅔. 90 ⁄ Br. Bank-Actien 1510. 1508. Part.-Obs. 138 ½. 1 100 Fl. 206 ¾. Br. Preuss. Präm- Sch. 56 ½. 56 ⅛. HoHl. 59 Obl. v. 1832 96 „1. 95 1 ⅛. Poln. Loose 681. 08 35 ⁄. 35 ½. 39 do. 25. 24 ⁄. 8
Hamburg, 10. September. Oesterr. 5 8 Metall. 99. 4 % do. 891. Baunk-Actien 12409. Engl. 101. Russ. Holi. 95 ¼. Met. in Hamb. Cert. 96 ½. Pram.-Scheine 113 ½,. Poln. 130 . Dän. 71 ¼. Holl. 5 % 95. Span. 3 % 23 ½. 49 42. 8 Paris, 6. September.
88 58 Rente pr. compt. 106. 65. fin cour. 106. 70. 3 % pr. compt. 75 75. fin cour. 75. 85. 5 ⅛ Neap. pr. compt. 92 90. fin cour. 93. —. 53 Span. Kente 35. 3 ⅛ 25 ⅛⅜. Cortes 40. Ausg. Span. Schuld 111,
Koͤnigliche Schauspieie. Sonnabend, 13. Sept. Im Schauspielhause: Die weiße Pikesche, Schwank in 1 Akt, vom Dr. C. Toͤpfer. Hierauf: Capricciosa, Lustspiel in 3 Abth., von C. Blum. Sonntag, 14. Sept. Im Opernhause: Robert der Teufel, 8 1 9 E Ballets. Musik von J. Meyerbeer. (Hr. Poͤck: Bertram, als letzte Gastrolle. Dlle. Lutzer: Isabe Gast oe. Lutzer: Isabelle, als Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ges 16“ 10 Sgr. ꝛc. 1. In Charlottenburg: Richard's Wanderleben, Lustspiel in 4 Abth., von G. Kettel. Hierauf: Der Platzregen S rator, dramatisirte Anekdote in 2 Abth., von E. Raupach.
Koͤnigstaͤdtisches Theater Sonnabend, 13. Sept. Auf vieles Begehren: Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel: „Der juͤngere Sohn“, von Ch. Birch⸗ Pfeiffer.
Sonntag, 14. Sept. Zum erstenmale: Die Belagerun ron Saragossa, oder: Pachter Feldkuͤmmels “ duss spiel in 4 Akten, von Kotzebue. Vorher; Der Dachdecker, ko⸗ mische Gemaͤlde in 5 Rahmen, von L. Angely. Montag, 15. Sept. Die Unbekannte, romantische Oper in 2 Akten. Musik von Belltni. (Dlle. Haͤhnel wird, von ihrer Urlaubsreise zuruͤckgekehrt, als Alaide wieder auftreten.)
Span. 5 % 32. Bras. 74.
51 †
Russ, Preuss.
2 ½8 8.
—V—V——
Markt⸗Preise vom Getraide. G ET“ September 1834. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr.; Roggen 1 Rthlr. 12 Sgr., au 1 Rrhlr. 6 Sgr.; große Gerste 1 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auchen 8g 2 Sgr. 6 Pf.; Hafer 27 Sgr. 6 Pf., auch 21 Sgr. 11 Pf.; Erbsen ¹ Rrolr. 1 bLCE“ Sgr. 6 Pf; Linsen 2 Rthlr 22 Sgr. 6 Pf, auch 2 Rthlr. 20 Sgr. Eingega ind 292 Wie Fet 8 Sehetel 1 gegangen sind 292 Wie Zu Wasser: Weizen (weißer) 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rthlr. 29 Sgr. und 1 Rthlr 12 Sgr. 6 Pf.; Roggen”h Rtblr. 12 Eer
Pf., auch 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf.; Hafer 22 Sgr. 6 Pf., auch 1 Sgr. 3 Pf. Eingegangen sind 515 Wispel 5 Scheffel.
u veesh g, I- September 1834.
Das Schock Stroh 7 Rthlr., auch 5 Rthlr.; der 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 15 Sgr. 8 G
Branntwein⸗Preise Sen gg v Fechgch 11. Febtesnzüt 1834.
g aß von 200 uart nach Tralles 54 pCt. oder 40 pCt. Richter gegen baare Zahlung und sofortige Ablieferung: Hane Branntwein 24 Rthlr. 15 Sgr., auch 23 Rthlr.
Kartoffel⸗Preise vom 4. bis 10. September 1834. Der Scheffel 22 Sgr. 6 Pf., auch 16 Sgr.
Redacteur Cottel.
Limprecht zwei
8 “
Gedruckt bei A. w. Hayn.
und dessen Sohne, dem Oberfoͤrster Herrn Professor Hartig her.
Verlin, Sonntag den l4ten
FSAmEEEEEEEVE15
Amtliche Nachrichten. Rvvnil des Tages⸗.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Kreis⸗Wundarzt Dr. med. Schindler zu Lauban in Schlessen, so wie dem bei der Seehandlung beschaftigten Kassirer Pfeiffer den Rothen Adler⸗ Hrden ater Klasse zu verleihen geruht.
Nachdem des Koͤnigs Majestaͤt Allergnaͤdigst geruht haben, in Elberfeld ein Landgericht anzuordnen, so haben Allerhoöͤchstdie⸗ selben den bisherigen Appellat ons⸗ Rath Friedrich Hoffmann zum Praͤsidenten dess iben zu ernennen und das daruͤber ausge⸗ fertigte Patent Allrhöochst zu vollziehen geruht.
Des Koͤnigs Majestaͤt haben geruht, den Stadtrichter Muͤller zu Grottkau zugleich zum Kreis⸗Justiz⸗Rath des Grott⸗ jauer Kreises zu ernennen.
Ihre Koͤnigl. Hoheit die Kronprinzessin ist gard hier angekommen.
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Angekommen: Se. Erlaucht der Graf Joseph zu Stolberg⸗Stolberg, von Stolberg.
Der General⸗Major und Commandeur der 15ten Kavallerie⸗ Brigade, von Hellwig, von Frankfurt a. d. O.
ngs-Nachrichten. Ikblesgaehh d.
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St. Petersburg, 6. Sept. In der St. Petersbur⸗ gischen Zeitung lest man: „Se. Majestaͤt der Koͤnig ven Preußen hat, unter der Anfuͤhrung Seines Sohnes, des Prin⸗ zen Wilhelm Koͤnigl. Hoheit, 17 Offiziere und 38 Soldaten von der Koͤnigl. Preußischen Garde und dem Kuͤrasster⸗Regi⸗ ment, das den Namen Sr. Majestt des Kaisers von Rußland fuͤhrt, hierher aeschickt, um der Aufdeckung der Alexander⸗Saͤule beizuwohnen. Diese vor einigen Tagen hier eingetroffenen Kriegshel⸗ den haben soͤmmtlich die unvergeßlichen Feldzuͤge von 1813, 1814 und 1815 mitgemacht und sind namentlich unter denjenigen aus⸗ gesucht worden, welche sich durch ihre persoͤnliche Tapferkeit be⸗ sondere Auszeichnungen von Seiten Sr. Majestaͤt des hochseli⸗ gen Kaisers Alexander, wie Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preu⸗ zen, erworben haben. Diesen wuͤrdigen Repraͤsentanten der ganzen Preußischen Armee ist der ehrenvolle Auftrag ertheilt, durch ihre Theilnahme an der bevorstehenden, fuͤr ganz Rußland so bedeutungsvollen Feierlichkeit, und im Andenken an die durch die vereinigten Heere beider Reiche unter dem Beistande Gottes vollbrachten glorreichen Thaten, die Bande der gegenseitigen Ach⸗ tung und Freundschaft beider Armeen noch enger zu knuͤpfen und fuͤr die Ewiakeit zu befestigen.“
Der diesseitige Borschafter am Kaiserl. Oesterreich. Hofe, Wirkliche Geheime Rath Tatischischew, und der General der Infanterie, Graf Tolstoi, sind aus Moskau hier eingetroffen.
Es sind ferner hier eingetroffen: Se. Durchlaucht der Feld⸗ marschall Fuͤrst von Wirtgenstein; der General der Infanterie, Fuͤrst Howansky, General⸗Gouverneur von Witebsk, Mohilew und Smolensk; der General⸗Lieutenant Baron von der Pahlen, General⸗Gouverneur von Liefland, Esthland und Kurland; der General⸗Adjutant, General der Infanterie, Graf Woronzoff, General⸗Gouverneur von Neu⸗Reußen und Bessarabien, und der General⸗Adjutant, General der Kavallerse, Graf Lewaschoff, General⸗Gouverneur von Podolien und Volhynien.
Bruͤlloffs großes Gemaͤldoe, „Pompesis letzter Tag“, befin⸗ det sich noch in der Ermitage. Nachdem Se. Maiestaͤt der Kai⸗ ser geruht haben, dieses Gemaͤlde von dessen fruͤherem Besitzer, Herrn Anatole Demidoff, anzunehmen, haben Se. Kaiserl. Maj. dasselbe der Akademie der Kuͤnste geschenkt, wo es spaͤrer aufge⸗ stellt werden wird, sobald die dazu noͤthigen Vorbereitungen ge⸗ troffen seyn werden.
Die Nordische
eitu
Biene enthaͤlt eine interessante Beschrei⸗ bung der Feierlichkeit, mit welcher die Muhamedanische Be⸗ roͤlkerung von Eriwan das Fest der Volljaͤhrigkeit Sr. Kaiserl. Hoheit des Großfuͤrsten⸗Thronfolgers gefeiert hat. „Am 1. Juni um 9 Uhr Morgens begab sich der Chef der Provinz Armenien, Fuͤrst Bebutoff, mit allen Militair⸗ und Civil Beamten aus der Festung in die Moschee Dschammi, begleitet von einer zahllosen Mengage Volks. Vor der Moschee ward er von dem Oberhaupte der Muhamedanischen Geistlechkeit in Eriwan, Schich⸗Alt Slam, und der ganzen Geistlichkeit empfangen, denen die sämmtlichen Chane, Beks und angesehensten Buͤrger der Stadt folgten. Das Geödraͤnge war so groß, daß viele vom Volke außerhalb der sehr ge⸗ raͤumigen Moschee zuruͤckbleiben mußten, da der Tempel schon fruͤh am Tage von den eifrigsten Muhamedanern besetzt wor⸗ den war, die beim Eintritt des Füͤrsten sich von ihren Teppichen erhoben und auch waͤhrend des ganzen Gottesdienstes stehen blie⸗ ben. Nachdem der Fuͤrst den fuͤr ihn besonders ausgebreiteten kostbaren Persischen Teppich betreten hatte, stellte sich der Kasi⸗Mulla von Eriwan, Machmed, auf die fuͤnfte Stufe der um Katheder fuͤhrenden Treppe und erklaͤrte dem Volke die Ur⸗ r89 ihres Beisammenseyns und die Wichtigkeit des Festes. Seine Rede beschloß er mit einem feurigen Gebete fuͤr den Kai⸗ ser, den Thronfolger und das ganze Kaiserhaus. Nach dem Schlusse des Gottesdienstes trat er mit der ganzen Geistlichkeit zum Fuͤrsten, um ihm zu dem hohen Feste Gluͤck zu wuͤnschen, waͤhrend nach Muhamedanischer Sitte noch in der Moschee selbst Scherbet und Pfeifen herumgegeben wurden und aus Hand in Hand gingen. — Hierauf ersuchte Schich⸗Ali Slam den Fuͤr⸗ sten Bebutoff und sein Gefolge, in die Zimmer zu treten, wo die geistliche Ober⸗Behoͤrde der Muhamedaner ihre Sitzungen hält. Dort wurde die ganze Gesellschaft aufs neue mit Scher⸗
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man sich hier etwa eine Stunde lang aufgehalten hatte, verließ der Fuͤrst das Gebaͤude, vor welchem er ein Gastmahl fuͤr 500 Armenier und Tataren hatte bereiten lassen, unter welche, nach⸗ dem er schon in die Festung zuruͤckgekehrt war, noch Geld aus⸗ urde.“ “ Paris, 6. September. Die genaue Zahl der in der April⸗Unruahen verhafteten Personen betrug 1156. diesen sind 736 wieder auf freien Fuß gesetzt worden und 420 befinden sich noch in den Gefaͤngnissen. Der Berichterstat- ter der Kommission des Pairs⸗Hofes wird in den ersten Tagen des Oktobers seine Arbeit vorlegen. Der General⸗Prokurgtor haͤlt sodann sein Requisitorium, worauf der Gerichtshof uͤber seine Kompetenz hinsichtlich der verschiedenen Klassen der schuldigten zu entscheiden hat.
Das Geruͤcht, daß eine allgemeine Amnestie fuͤr diesenigen Personen erlassen werden wuͤrde, welche in Folge der April⸗Unru⸗ hen vor den Pairs⸗Hof gestellt werden sollen, giebt dem Temps zu folgenden Betrachtungen Anlaß: „Eine solche Amnestie wuͤrde im hoͤchsten Grade unregelmaͤßig und dem Geiste unserer Gesetz⸗ gebung zuwider seyn. Das Gesetz allein kann von der Aus⸗ uͤbung des Gesetzes entbinden. Dem hohen Vorrechte gemaͤß, welches die Charte dem Koͤnige ertheilt, kann er die durch den Richter verhaͤngten Strafen mildern oder ganz erlassen; aber er kann den Lauf der Gerechtigkeit nicht unterbrechen, und noch weniger ihre Urtheilsspruͤche voraussehen. Das Amnestie⸗Recht ist daher ein gan; anderes, als das Begnadigung s⸗Recht. Wenn das mitleidsvolle Herz des Monarchen ihm anraͤth, Gnade er⸗ gehen zu lassen, so giebt es genug Ungluͤckliche, die die Fehler eines zu heißen Temperamentes, oder eines mit edleren Leiden⸗ schaften der Seele wohl vertraͤglichen politischen Fanatismus im Kerker abbuͤßen, und auf die die Koͤntgliche Gnade gesetzmaͤßig ihren troͤstenden Einfluß ausdehnen kann. Aber eine Amnestie verkuͤnden, Angeklagte, deren Prozeß noch schwebt, in Freiheit setzen, bevor die Entscheidung der Richter erfolgt ist, das ist kein bloßer Akt der Gnade, sondern em legislativer Akt; und um einen solchen zu vollziehen, bedarf es der Mitwirkung aller drei Staats ⸗Gewalten. Wir gehen noch weiter und behaupten, daß in dem gegenwaͤrtigen Falle sich so große Interessen und so ernstliche pelitische Ruͤcksichten an den, dem Miisterium unter⸗ legten Plan knuͤpfen, daß uns eine Eroͤrterung in den Kammern auf alle Weise unumgaͤnglich nothwendig scheint. Man lege ih⸗
eatholische Weise die Interessen der Religion
Ange⸗ f
Klippe ist im hoͤchsten
nen daher gleich nach ihrem Wiederzusammentritte und mit Ver⸗ schiebung aller andern Geschaͤfte einen Gesetz⸗Entwurf uͤber die⸗ sen Gegenstand vor; ganz Frankreich wuͤrde denselben mit lau⸗ tem Beifall aufnehmen. Aber jede andere Verfahrungsweise waͤre verfassungswidrig.“
Die Franzoͤsischen Blaͤtter beschaͤftigen sich, gleich den Eng⸗ lischen, viel mit Herrn O Connell und dessen veraͤnderter Stel⸗ lung zu dem Britischen Mmisterium. Besonders schwierig wird es den legitimistischen und wesentlich katholischen Blaͤttern, wel⸗ che ihrer Tendenz nach torystisch und anti⸗reformistisch sind, die Bestrebungen des Herrn OConnell, die zum Theil mit ihren Interessen uͤbereinstimmen, zu wuͤrdigen und zu unterstüͤtzen. Das Haupt⸗Organ der legit mistisch⸗katholischen Meinung in Frankreich, die Auotidienne, weiß diese Schwierigkeit nur zum Theil mit Geschick zu umgehen, wofuͤr der ihr entnommene nachstehende Artikel als Beweis dienen mag: „Inmitten jener Reform, oder vielmehr jener Revolution, in welche England ver⸗ wickelt ist, zieht besonders ein Mann, Herr O'Connell, Aller Talent, das ihm alle Welt,
mitaͤten, der religioͤsen Legitimitaͤt. Wenn Herr OConnell sich wirklich dem großen Werke der Wiederherstellung des Katholi⸗ cismus widmet, so geben wir unsere vollkommene Zustimmung den gewiß regelmäͤtigen, gewiß tadellosen Mitteln, die er zur Erreichung dieses Zweckes anwendet. Wir sagen dies, weil wir hier in Herrn O' Connell nur den Katholiken erblicken, der auf und die Rechte unserer Irlaͤndischen Bruͤder unterstuͤtzt. Die Religion will nur Regelmäziges in den Mitteln, die man zu ihrem riumphe an⸗ wendet. Sinnt aber Jemand auf Umwaͤlzungs Plaͤne, so mag er sich immerhin Katholik nennen und die Gebraͤuche des Kultus puͤnktlich befolgen, er ist doch kein Katholik, und wir werden ihn nie als solchen anerkennen. Es ist allerdings unwuͤrdig, wenn ein katholisches Volk zu Grunde gerichtet wird, um eine ihm remde Geistlichkeit zu ernaͤhren; aber dieser Zustand der Dinge⸗ so betruͤbend er auch an sich ist, muß doch einer Revolution vor⸗ gezogen werden, die jenen Mißbrauch zwar abschaffen, aber da⸗ gegen Irland in einen Abgrund von unberechenbaren Leiden und noch groͤßeren Mißbraͤuchen stuͤrzen wuͤrde. — Durch das, was wir hier im Allgemeinen gesagt, haben wir 8” O'Connell die Klippe bezeichnet, die er vermeiden muß. iese Grade gefaͤhrlich, und wir muͤssen geste⸗ hen, daß wir durch die n der revolutionnairen Blätter uͤber die Irlaͤndischen Angelegenheiten hinreichend auf dieselbe aufmerk⸗ sam gemacht worden sind. — Man erinnert sich, daß unter der Restauration der Liberalismus nicht ermangelte, bei jeder Gele⸗ genheit zu erklaͤren, daß man die Religion von der Politik tren nen muͤsse, und daß es die eine gefaͤhrden heiße, wenn man sie unklugerweise mit der andern vermische. Dies ist auch unsere Meinung; aber unsere aufrichtige Meinung, die sich nicht mit den Umstaͤnden aͤndert. Was geschieht aber jetzt? Die revolu⸗ tionnaire Presse und sogar das Journal des Débats haͤlt es fuͤr recht, daß der Katholicismus als Mittel in der innern Politik Großbritaniens angewendet werde. Alles, was sruͤher von der Gefahr, die Religion in weltliche Angelegenheiten zu mischen, gesagt wurde, hat man vergessen, und man kuͤmmert sich sehr wenig darum, ob die Retigion gefaͤhrdet wird, wenn nur die Englische Verfassung erschuͤttert und den Whigs, den Freunden der jetzigen Regierung, preisgegeben wird. Unsere Liberalen mit Voltatreschen Ideen wuͤrden sich fast zu Froͤmmlern machen, so⸗ bald sie in dem Katholicismus ein neues Element zur Revolu⸗ tion zu erblicken glaubten. Hierdurch stellt sich die Lage des Herrn O Connell ziemlich deutlich heraus. Er moͤge waͤhlen zwischen dem Katholicismus, dessen mäaͤchtiges und religiͤses Or⸗ gan er seyn, und der Revolution, deren verderbliche Grundsätze er verbreiten kann; aber er moͤge sich bestimmt und ohne Ruͤck⸗ halt entscheiden. Wenn er, wie wir hoffen wollen, den Einge⸗ bungen des Katholicesmus folgt, so wird er nicht zerstoͤren, son⸗ dern erhalten. Anstatt England auf der Bahn der Revolution weiter fortzureißen, wird er es an dem Abhange, an dem es jetzt steht, zuruͤckhalten, und die Geschichte wird ihn, wenn sie von ihm spricht, nicht den großen Agitator, sondern den großen Buͤrger, den wahrhaft politischen und religioͤsen Mann nennen. Schlägt er den entgegengesetzten Weg ein, so wuͤrde er nur ein gewoͤhnlicher Aufwiegler seyn und von dem Katholicismus nichts zu erwarten haben, indem dieser die Revolution und die Revo⸗ lutionnairs verdammt, und die politische wie die religioͤse Anar⸗ chie zuruͤckweist.“
Niederlande.
Aus dem Haag, 8. Sept. Die Staats⸗Couran meldet, daß der Kaiserlich Oesterreichische Geschaͤftstraͤger am
1 8 Blicke auf sich. Das unbestreithare
Tag gelegte Kuͤhnheit der Ansichten, der ungeheure Einfluß, den er sich durch alle wußt hat, das Alles reicht hin,
erklaäͤren, den er in der Krisis Großbritanien jetzt auf eine so muͤhselige Weise zu kaäͤmpfen hat. In dem Triumphe, den Herr O'Connell kuͤrzlich in Irland gefeiert hat, in der Art von Besitznahme des Ministeriums, die er dadurch, daß er sich fuͤr ministeriell er⸗ klaͤrte, er, fuͤr den der ganz neue Beiname des großen Agi⸗ tators erfunden wurde, erlangt hat, — in dem Allen liegt eine Art von Widerspruch, die das Interesse, welches jener Mann einfloͤßt, und den Wunsch, ihn und seine Stellung recht genau kennen zu lernen, noch vermehrt. Zu weit von dem Schauplatze entfernt, wo Herr O'Connell eine so große Rolle spielt, verbte⸗ tet uns die Unparteilichkeit, ihn so zu beurtheilen, als ob wir eine gruͤndliche und persoͤnliche Kenntniß seines Charakters und des von ihm verfolaten Zweckes haͤtten. Unsere Politik wird sich niemals auf Wahrscheinlichkeiten gruͤnden, besonders wenn es sich um einen durch sein Talent und seine Energie wahrhaft merkwuͤrdigen Mann handelt. Wir werden die Anwendung je⸗ ner Energie und jenes Talentes nicht eher tadeln, als bis uns genuͤgend bewiesen worden ist, daß dieselben gemißbraucht wor⸗ den sind. Wir koͤnnen daher hier nur Zweifel ausdruͤcken, die, indem sie die ganze Stellung des Herrn O Connell umfassen, we⸗ nigstens durch ihre Beschaffenheit den Weg anzeigen werden, den er befolgen muͤßte, um an die Stelle unserer Ungewißheit Wirk⸗ lichkeiten zu setzen, die fuͤr die Sache der Ordnung im Allgemeinen, wie fuͤr die Zukunft seines Landes und fuͤr alle diejenigen gleich beruhigend seyn wuͤrden, welche die großen Eigenschaften des Herrn O'Connell schaͤtzen, wenn sie auch die unveraͤnderlichen Grundsaͤtze, auf denen die menschlichen Gesellschaften beruhen, bei weitem vorziehen. — Ist Herr O Connell einzig und allein der energische, ergebene, uneigennuͤtzige Vertheidiger des Katho⸗ licismus? Will er den so lange unterdruͤckten Katholiken Ir⸗ lands die Rechte wiederverschaffen, die ihnen rechtmaͤßig gebuͤh⸗ ren? In diesem Falle sind wir mit Herrn O'Connell einver⸗ standen. Man weiß, daß alle unsere Wuͤnsche fuͤr die schoͤne und gesellschaftliche Sache des Katholicismus sind. Wenn letz⸗ terer daher in einem Lande wieder in die Höhe kommt, wo er bisher so unwuͤrdig unterdruͤckt wurde, so begruͤßen wir ein so
um den wichtigen Platz zu einnimmt, mit welcher
het und den koͤstlichsten Fruͤchten Persiens bewirthet. — Nachdem
großes Ereigniß als die Wiederherstellung der ersten der Legiti⸗
Freunde wie Feinde, zugesteht, die Charakterstaͤrke, die an den
jene persoͤnlechen Vortheile zu verschaffen ge⸗
hiesigen Hofe dem Minister Baron Verstolk van Soelen das ihm von Sr. Majestaͤt dem Kaiser verliehene Großkreuz des Koͤniglichen Ungarischen St. Stephans⸗Ordens uͤberreicht habe
Der diesseitige Gesandte beim Deutschen Bundestage, Ge neral⸗Lieutenant Graf v. Gruͤnne, ist in Amsterdam angekommen.
Der gegenwaͤrtige General⸗Direktor des Kriegs⸗Ministe⸗ riums, General⸗Lieutenant de Eerens, ist zum General⸗Statt⸗ halter von Niederlaͤndisch⸗Indien ernannt worden
Belgien.
Bruͤssel, 8. Sept. Die verschiedenen hiesigen Architekten scheinen sich, wie die Emancipation bemerkt, vereinigt zu ha⸗ ben, um das nahe Schaerbeek zu einem der elegantesten tadt⸗ theile zu machen. Die Herren Vifquain, Suys, Verbeke, Jan⸗ ßens, Payen u. s. w. haben dort bereits, und zwar zu ihrem eigenen Gebrauche, die zierlichsten und mitunter palastaͤhnlichen Wohnhaͤuser erbaut.
Ein großer Theil der fuͤr die neue Belgische Eisenbahn bestimmten Dampf⸗Maschinen, Eisenwerke ꝛc., ist bereits aus London hier eingetroffen.
Die sehr bedeutenden Steigerungen, welche die Spanischen Fonds⸗Course an der Pariser Boͤrse erfahren, haben auch hier, wo die Nachrichten oft durch Tauben⸗Post eingehen, so wie in Antwerpen, eine aͤhnliche Bewegung hervorgebracht.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 5. Sept. Von Seiten der Regierung ist beim Reichstage auf einen dem Reichsschulden⸗Comtoir zu be⸗ willigenden Kredit von 500,000 Rbdr. zur Bestreitung der durch die Cholera veranlaßten außerordentlichen Ausgaben angetragen
worden. Die Koͤnigin hat 5000 Thaler Banco zur Unterstuͤtzung der Nothleidenden nach Joͤnkoͤping gesandt.
Der Adel⸗ und der Priesterstand des Reichstages haben, ungeachtet der vom Ausschusse getroffenen Entscheidung von ent⸗ gegengesetzter Art, den Beschluß gefaßt, den Koͤnig durch eine Deputation um Aufhebung aller Cholera⸗Sperren im Lande bit⸗ ten zu lassen.
Als das Uebungs⸗Geschwader am 31sten v. M. nach Karls⸗ krona zuruͤckkam, wurde es sogleich unter Auarantaine gelegt. Am Tage vorher war ein Mann auf demselben an der Cholera gestorben und ein anderer wurde in die Quarantaine⸗Anstalt von