1834 / 265 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von dem auf der Straße zahlreich versammelten Volke mit gro⸗ ßem Beifallruf empfangen. Die naͤchste Versammlung wird im August 1835 in Dublin gehalten werden.

8 Herr E. Petre, der als einer der groͤßten Jagdliebhaber in England bekannt ist, will sich, dem Vernehmen nach, fuͤr immer nach dem Kontinent zuruͤckziehen.

Aus Kalkutta sind Secang bis zum 13. April hier ein⸗ gegangen; es hatte sich daselbst das Geruͤcht von dem Ableben des Radschah Rundschiht Sing verbreitet, aber nicht bestaͤtigt; sollte der Radschah wirklich mit Tode abgehen, so erwartet man in Kalkutta die augenblickliche Ruͤckkehr des General⸗Gouverneurs.

Nachrichten aus Singapore vom 25. April zufolge, hat die Freigebung des Ostindischen Handels den dortigen Theehan⸗ del bereits sehr in Flor gebracht; es waren an 6 7000 Kisten Thee, meistens aus den Haͤfen der Provinz Canton, auf Chine⸗ sischen Dschunen in Singapore angelangt, und man glaubte, daß 89 Foloe der Aufmunterung, die jetzt den Chinesen von Sei⸗ ten Europaͤischer Kaufleute zu Theil wird, im naͤchsten Jahre die Zuffahr noch betraͤchtlicher seyn duͤrfte.

Belgien.

. Bruͤssel, 18. Sept. Gestern um 2 Uhr begab sich eine Deputation der Koͤnigl. Harmonie⸗Gesellschaft, mit ihrem Praͤ⸗ sidenten und dem Buͤrgermeister von Bruͤssel an der Spitze, nach dem Palais, um (wie gestern bereits erwaͤhnt) die praͤch⸗ tige Fahne aus den Haͤnden Ihrer Mafestaͤt der Koͤnigin in Empsang zu nehmen. Waͤhrend dessen spielte das Musik⸗Corps unter den Fenstern des Palais die Brabangonne und die Pari⸗ sienne. Um 2 ½ Uhr kehrte die Deputation mit der entfalteten Fahne nach dem Lokale der Gesellschaft zuruͤck. Die Feierlich⸗ keit hatte eine große Menschenmenge herbeigezogen. Heute Abend wird das Fest, welches die Gesellschaft Ihren Majestaͤten giebt, statt finden. Das Concert wird um 7 Uhr beginnen und daraunf ein Feuerwerk abgebrannt werden.

Der Eclair sagt: „Man versichert, der Herzog von Wel⸗ lington habe von der Belgischen Regierung die Zahlung von 270,000 Fl., als dreijaͤhriges Gehalt in seiner Eigenschaft eines Feldmarschalls, Generat⸗Inspektors der Festungen Belgiens, for⸗ dern lassen. Man fuͤgt hinzu, das Englische Ministerium habe diese Forderung nicht unterstuͤtzt.“

Ein zu Gent erscheinendes neues Blatt, der TConstitu— tionnel des Flandres, meldet Nachstehendes: „Die Cholera ist in dem Frauen⸗Quartier des hiesigen Gefaͤngnisses mit großer Heftigkeit ausgebrochen. Gestern erkrankten 54, von denen 5 gestorben sind. Nach den uns zugekommenen Nachrichten nimmt die Krankheit jedoch sichtbar ab. Von 18 Kranken sind 15 schon auf dem Wege der Besserung, und einige sogar schon in ihre Wohnungen zuruͤckgebracht. Waͤhrend im Jahre 1832 Gent etwa 1500 Personen durch die Cholera verlor, ereignete sich in dem Gefangenhause nur ein Todesfall. Man schreibt das Wie⸗ dererscheinen der Cholera dem niedrigen Wasserstande zu. Dies ist jedoch ein Irrthum, denn in dem Kranken⸗Quartier der Maͤnner ist kein einziger Kranker. Die Ursache scheint vielmehr darin zu liegen, daß die Frauen in zu großer Anzahl in den Zimmern schlafen, und nicht gehoͤrig fuͤr die Erneuerung der frischen Luft in denselben sorgen.“ 8

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Warschau, 19. Sept. Der Graf Vincenz Krasinski, Ge⸗ ral⸗Adjutant Sr. Maj. des Kaisers, traf gestern hier ein.

Deutschland.

Kassel, 19. Sept. Die unterm 11ten d. M. den Staͤn⸗ den von Seiten der Staats⸗Regierung gemachte weitere Propo⸗ sition ist folgenden Inhalts:

„Hoͤchster Beschluß im Gesammt⸗Staats⸗Ministerium auf den unterthaͤnigsten Vortrag, in Betreff der wegen des Militair⸗Etats stattgefundenen weiteren Verhandlungen mit der Staͤnde⸗Versamm⸗ lung und dieser gefaßten Beschluͤsse, wonach die Landtags⸗Kom⸗ misston Folgendes zu eroͤffnen beauftragt wird:

„Es koͤnne nur zum Bedauern gereichen, daß die zuletzt gesche⸗

hene Proposition der Regierung zur Ausgleichung der bei dem ordi⸗ nairen Militair⸗Etat bestehenden Differenzen zu einer so wenig be⸗ friedigenden und dem Vertrauen, mit welchem entgegengekommen war, nicht entsprechenden Resultate gefuͤhrt habe. Das Beduͤrfniß, welches in den gemachten Vorlagen als nothwendig fuͤr den Mili⸗ tair⸗Etat dargestellt worden, sey reiflich gepruͤft und sowohl nach den allgemeinen Bundes⸗Bestimmungen, als nach den besonderen Verhaͤltnissen des Landes dergestalt bemessen, daß dadurch der Zweck, ein brauchbares Armee⸗Corps zu erhalten, einigermaßen gesichert, jedoch dem aus fachkundiger Pruͤfung sich ergebenden Umfange der Verbindlichkeiten, welche der Staat gegen den Deutschen Bund habe, nur nothduͤrftig genuͤgt werde. Weit entfernt sey man daher auch gewesen, wegen Feststellung des fuͤr den Militair⸗Etat erfor⸗ zerlichen Ausgabe⸗Betrages gewissermaßen in ein unwuͤrdiges Han⸗ deln einzugehen, welches um so unzulaͤssiger erscheine, da die Pro⸗ positionen nur auf pflichtmaͤßige Pruͤfung der Nothwendigkeit ge⸗ stuͤtzt seyen. Nachdem nun diesem Allen und der so wiederholt und ausfuͤhrlich gegebenen Erlaͤuterungen ungeachtet, zufolge der Rela⸗ tion des betreffenden Regierungs⸗Kommissars, dennoch auf den, von dem Budget⸗Ausschusse uͤber die zuletzt geschehene Proposition er⸗ statteten Bericht in der oͤffentlichen Sitzung am 9ten d. ein ableh⸗ nender Beschluß gefaßt worden, so habe eine bloße Wieder⸗Antra⸗ gung dieser Sache als voͤllig unthunlich und nur der Voraussetzung eines beabsichtigten Handelns Raum gebend, erkannt werden muͤssen, so daß man sich genothigt sehe, die durch den Landtags⸗Kommissar, Ministerial⸗ Direktor Meisterlin, in einer besonders verlangten geheimen Sitzung geschehenen Eroͤffnungen, als ohne Auftrag erfolgt, zu bezeichnen. Ob⸗ wohl es nun, bei nicht stattgehabter Annahme der letzten Proposi⸗ tion, der dabei gelieferten Darstellung entsprechend seyn wuͤrde, die Summe von 617,255 Rthlr. 30 Albus als diejenige anzusehen, welche als begruͤndeter Bedarf fuͤr den ordinairen Etat fortzubestehen habe, so wolle man doch hiervon absehen und bei der Proposition stehen bleiben, demgemaͤß zum Zwecke der endlichen Regulirung des Staats⸗ Grund⸗Etats und des Finanz⸗Gesetzes begehren: a) fuͤr den ordi⸗ nairen Etat, unter dem gemachten Vorbehalt der Zulaͤnglichkeit der Frucht⸗ und Montirungspreise, so wie der sonstigen als Vorlage fuͤr den Bedarf bezeichneten Betraͤge, die Summe von 600,000 Rthlr. fuͤr jedes der Jahre 1835 und 1836 einstweilen und mit dem Be⸗ merken aufzunehmen, daß, alsbald nach erfolgter Entscheidung wegen der Differenzpunkte, die hiernach sich modifizirende Summe in Ausgabe komme, b) fuͤr Pensionen den Betrag von 65,321 Rthlr., so wie c) in den extraordinairen Etat die Summe von 5180 Rthlr. fuͤr außerordentliche und von 48,814 Rthlr. fuͤr die voruͤbergehen⸗ den Ausgaben einzutragen, sodann aber d) das laufende Jahr 1834, als beinahe zu Dreiviertel verflossen, dergestalt zu bezeichnen, daß hier der vorjaͤhrige Etat zur Basis diene. Beschluß. Ist diese hoͤchste Entscheidung der Landtags⸗Kommission bekannt zu machen. v. Hesberg“

Kassel, 20. Sept. In der gestrigen Vormittags⸗Sitzung der Stoͤnde Versammlung stellte der Praͤsident nach naͤherem Vor⸗ trage uͤber die Sachlage hinsichtlich des Militair⸗Etats das Amendement: fuͤr die mit dem 1. Juli 1835 ablaufende Haͤlfte der Finanz Periode die zuletzt von der Staats⸗Regierung ange⸗

ßigen Vorbehalt der der Rechnungs⸗Ablage zu bewilligen, fuͤr die weitere Periode aber die bisherige staͤndi⸗ sche Gesammt⸗Bewilligung von 708,000 Rthlr eintreten zu lassen, mit dem Vorbehalt fuͤr die Staats⸗Regierung, wenn die Praxis bis dahin die Unzureichlichkeit dieser Bewilligung ausgewiesen, den außerordentlich zu berufenden Staͤnden weitere Eroͤffnungen die⸗ serhalb zu machen. Die Herren Wippermann, Thielepape, Eber⸗ hardt, Endemann u. A. m. unterstuͤtzten das Amendement. Nach⸗ dem mehrere von andern Mitgliedern gestellte Unter⸗Amende⸗ ments abgelehnt waren, wurde uͤber das Amendement des Praͤ— sidenten abgestimmt, und, da sich Stimmen⸗Gleichheit ergab, die zur Beschlußnahme erforderliche zweite Abstimmung, geschaͤfts⸗ ordnungsgemaͤß, auf die naͤchste Sitzung ausgesetzt.

In der heutigen Sitzung ward zum zweitenmale uͤber den ge⸗ stern mitgetheilten Antrag des Praͤsidenten abgestimmt und der⸗ selbe mit großer Mehrheit (31 Stimmen) angenommen. In der hierauf gehaltenen vertraulichen Sitzung soll das Budget des auswaͤrtigen Departements, unter Ausgleichung mehrerer noch obwaltenden Differenzen, angenommen, und auch noch in einigen anderen finanziellen Punkten eine erledigende Beschluß⸗ nahme gefaßt seyn.

Sicherm Vernehmen nach ist es ganz ungegruͤndet, daß Goöͤrres damit beschaͤftiät sey oder beabsichtige, gegen Lamennais (und zwar gegen „die Worte eines Glaͤubigen“) zu schreiben.

Weimar, 20. Sept. Des Großherzogs Koͤnigl. Hoheit ist anz Nachmittage des 17ten d. M. im erwuͤnschten Wohlseyn hier zuruͤckgekehrt.

Aus dem Bade Kissingen ist die betruͤbende Nachricht hier⸗ her gelangt, daß der General⸗Major und wirkliche Geheime Rath Freiherr von und zu Egloffstein am 15ten d. M. ploͤtzlich mit Tode abgegangen ist. In Weimar wurden eben Anstalten getrof⸗ fen, sein funfzigjaͤhriges Dienst⸗Jubilaͤum zu feiern. In ihm hat das Großherzogliche Haus einen seiner treusten Diener, der sich in den verhaͤngnißvollsten Zeiten bewaͤhrt hat, das Militair ein umsichtiges Oberhaupt, einen biedern Menschenfreund und einen der kenntnißreichsten Offiziere verloren. Se. Koͤnigl. Hoh. der Großherzog hat in Anerkennung dieser Verdienste eine drei⸗ tägige Trauer des gesammten Militairs angeordnet.

Am 6ten d. M. fand auf der Universitaͤt Jena die festliche Zuerkennung der Preise an die Studirenden statt, welche die ausgestellten Preisfragen am besten geloͤst hatten. Dies geschah an demselben Tage, an welchem vor 50 Jahren die Einrichtung der Preis Vertheilungen in Deutschland, und zwar zuerst von der Universitaͤt in Goͤttingen, gegruͤndet worden war.

Muͤnchen, 16. Sept. (Schwaͤbischer Merkur.) Ein hiesiges Blatt schreibt, daß das gewerbsame Staͤdtchen Chamm, im Bayerschen Walde gegen Boͤhmen zu gelegen, durch Brand⸗ legung ein Raub der Flammen geworden sey. Heute spricht man davon, daß in Amberg in der obern Pfalz 70 Haͤuser auf die naͤmliche Weise abgebrannt seyen. In unserer Gegend brennt es fortwaͤhrend fast jede Nacht. Auf die Entdeckung der Mord⸗ brenner wurden Belohnungen ausgesetzt. In unserer Stadt selbst gehen Nachts starke Militair⸗Patrouillen und die Koͤnigl. Gebaͤude wurden der Aufsicht einer Abtheilung der Buͤrgergarde unterstellt.

Nachdem hier bereits ein ausgezeichnetes Taubstummen⸗In⸗ stitut besteht, so sollen nach dem Willen des Koͤnigs solche Schu⸗ len in allen uͤbrigen Kreis⸗Hauptstaͤdten allmaͤhlig errichtet wer⸗ den, sofern die Landraͤthe der verschiedenen Kreise die noͤthigen Summen dazu bewilligen. Einstweilen bestimmt eine Koͤnigl. Verordnung, daß aus allen Schullehrer⸗Seminarien des Koͤnig⸗ reiches die geeigneten Kandidaten zur Erlernung des Taubstum⸗ men⸗Unterrichts hieher zu senden und dann in jenen Semina⸗ rien anzustellen seyen, um den vorhandenen Schulamts⸗Kandi⸗ daten in jenem Fache Unterricht zu ertheilen, welche sodann in dem Orte ihrer Anstellung die sich vorfindenden Taubstummen in den Anfanagsgruͤnden zu unterrichten haben, bis diese in ein soͤrmliches Institut aufgenommen werden koͤnnen.

Dem Volksschulwesen in Bayern steht eine wichtige und sehr zweckmaͤßige Veraͤnderung bevor. Der Unterricht in den Volksschulen, vom 5ten oder 6ten Lebensjahre anfangend, soll naͤmlich, wie man bestimmt vernimmt, nicht mehr nur bis zum 12ten, sondern bis zum 14ten Jahre dauern, dagegen die Ver⸗ bindlichkeit zum Besuche der Feiertagsschulen mit dem Antritte des 17ten Jahres aufhoͤren.

Aschaffenburg, 16. Sept. Mehrere ausgezeichnete Per⸗ sonen haben am hiesigen Hofe kurze Zeit verweilt. Se. Majestaͤt der Koͤnig wird mit der kleineren Suite kuͤnftigen Sonnabend Aschaffenburg verlassen, und direkt, wie wir fruͤher meldeten, nach Italien gehen, wo der Monarch, dem Vernehmen nach, bis Dezember zu verweilen gedenkt. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin wird bis Ende Oktobers hier bleiben. Wenn die vielen Geschaͤfte es zulassen, wird der Koͤnig noch einen Besuch mit Allerhoͤchst⸗ seiner Familie am Hofe zu Darmstadt machen.

Stuttgart, 19. Sept.*) Die gestrige erste Sitzung der Naturforscher und Aerzte war bereits, da noch an demselben Tage sehr viele neue Fremde hier eingetroffen waren, sehr glaͤn⸗ zend. Eine hiesige Zeitung enthaͤlt nachstehenden Bericht uͤber diese Sitzung: „Der Anfang war um 10 Uhr festgesetzt, aber der Saal fuͤllt sich schon von 9 Uhr an. Die Gallerieen sind dicht besetzt. Die drei Abtheilungen derselben rechts vom Praͤsidentenstuhle nehmen die Damen ein; in der Gallerie links vom Sitze des Praͤsidenten stehen Staats⸗Beamte und Abgeord⸗ nete; die mittleren Gallerieen sind dicht vom Publikum besetzt. Um 10 Uhr erscheint Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz und nimmt seinen Platz rechts vom Praͤsidentenstuhl; links von dem⸗ selben bemerkt man den Staats⸗Secrecair von Vellnagel, die Geh. Raͤthe von Herdegen, von Hartmann und von Schwab, die Staatsraͤthe von Schlayer und von Hartmann, und den Koͤnigl. Wuͤrttemberg. Gesandten am Londoner Hofe, Grafen von Man⸗ delslohe. Sogleich nach 10 Uhr kuͤndigt der erste Geschaͤfts⸗ faͤhrer der Versammlung, Staatsrath v. Kielmeper, den An⸗ fang der heutigen Sitzung mit der Glocke an. Er eroͤffnet die⸗ selbe mit einer Rede, in welcher er zunaͤchst ausspricht, wie ihn nur das von der vorjaͤhrigen Versammlung ihm zugewendete Vertrauen habe bestimmen koͤnnen, vor der Versammlung als Redner aufzutreten. Er sagt, er wolle diesen Anlaß benutzen, einen wissenschaftlichen Gegenstand abzuhandeln, den er so be⸗ stimmt: „Betrachtung der Erscheinung, daß die Pflanzen ihre Wurzeln senkrecht in die Erde, ihre Staͤngel aufwaͤrts gegen den Himmel richten.“ Er geht in seinem Vortrage zu⸗ erst die Beobachtungen aͤlterer Naturforscher Du Hamels, Bonnets und Andere durch und geht dann zu der Untersuchung uͤber, ob jene Erscheinung bloß einer den Pflanzen inwoh⸗ nenden Kraft zuzuschreiben sey, oder ob auch andere aͤußere

onnene Summe von 719,000 Rthlr., unter dem verfassungsmaͤ⸗

*) Das Datum der estrigen Meldung aus Stuttgart war vom Isten und nicht, wie es irrthuͤmlich hieß, vom 16. Sept.

Kraͤfte darauf einwirken. Er stellt in dieser Beziehung eine Ver⸗ gleichung zwischen jener Erscheinung und den elektromagnetischen Erscheinungen auf, kommt dann auf den Satz zuruͤck, daß die genannte Pflanzen⸗Erscheinung einer den Pflanzen eigenthuͤmli⸗ chen Kraft zugeschrieben werden muͤsse, untersucht aber gleich⸗ wohl, in wie weit aͤußere Kraͤfte dabei mitwirken; er zeigt, daß es das Gesetz der Schwere nicht seyn koͤnne, ist aber geneigt, anzunehmen, daß elektrische und magnetische Kraͤfte jene Erschei⸗ nung mitbewirken. Am Schlusse seines Vortrages bittet er die Anwesenden, die fuͤr die Zwecke der Versammlung hier ge⸗ troffenen Anstalren guͤtig zu beurtheilen, wobei er der Mitwirkung aller dabei beschaͤftigten Maͤnner ruͤhmend erwaͤhnt. Nach Beendigung dieses Vortrages verliest der zweite Geschaͤfts⸗ fuͤhrer, Professor Dr. Jaͤger, die Statuten der Versammlung, und stellt an sie die Frage, ob eine Aenderung derselben statt⸗ finden soll. Es wird jedoch kein Vorschlag auf Aenderung ge⸗ macht. Prof. Widenmann von Tuͤbingen haͤlt dann einen Vortrag zu Ehren des kuͤrzlich verstorbenen Prof. Schuͤbler von dort, in welchem er seine Verdienste um die Naturwissenschaften im Allgemeinen und um die Maturgeschichte Wuͤrttembergs ins besondere hervorhebt. Er hatte in diesem Vortrage behauptet, die Annahme Reums, die Baͤume seyen im Winter nicht gefra⸗ ren, sey durch Versuche Schuͤblers widerlegt worden. Professor Reum (von Tharand) bat nach Beendigung des Vortrags sogleich um das Wort und suchte zu zeigen, daß man nicht sagen koͤnne, seine Annahme sey widerlegt, sie sey nur in Zweifel ge⸗ zogen worden. Hierauf haͤlt Prof. Gemellaro aus Catanea einen Lateinischen Vortrag uͤber die geognostischen Verhaͤltnise des Aetna. Geh. Rath von Wiebeking aus Muͤnchen hält einen Vortrag uͤber die Fluͤsse; er weist in demselben die Ver schiedenheiten derselben hinsichtlich ihrer Bette und der Schnellig keit ihres Laufs, den Einfluß, den sie auf die Gesteine aͤußern, die das Bett bilden, ihr Verhalten bei Eisgaͤngen und Aehnle ches nach; der Aufsatz wird aus einer gedruckten Schrift abgele sen. Oberst von Sobolewski aus Petersburg haͤlt hierauf einen Vortrag uͤber das Platin. Er giebt Nachweizun, gen uͤber den Reichthum der Platin⸗-Gewinnung in Ruüs⸗ jand, uͤber die Beschaffenheit der Platin-Gruben an Ural und die Art seiner Gewinnung im rohen und reina Zustande. Zuletzt werden die Sectionen eingeladen, ihre Peu sidenten und Secretaire in ihren Sections⸗Lokalen zu waͤhlen und die Zeit der Sectionen⸗Sitzungen festzusetzen, so, daß de verschiedenen Sections⸗Sitzungen wo moͤglich nicht auf die naͤm liche Zeit fallen werden. Am naͤchsten Montag und Mittwoch werden allgemeine Sitzungen seyn. Der zweite Geschaͤftsfuͤh rer kuͤndigt an, daß Se. Majestaͤt der Koͤnig die Gnade gehantf habe, die Gesellschaft naͤchsten Sonntag nach Hohenheim einzu laden. Die Beschreibungen der Stadt Stuttgart und Kann stadt werden der Gesellschaft in der naͤchsten Sitzung mitgetheil werden. Ebenso wird am zweiten allgemeinen Sitzungstage derß Vortrag uͤber die eingegangenen Geschenke und Zuschriften ge halten werden.“

Stuttgart, 19. Sept. (Schw. Merk.) Die Versamm⸗ lung der Naturforscher hat begonnen. Schon seit acht Tagen waren einzelne Fremde eingetroffen, deren Zahl sich taͤglich mehrte; am letzten Dienstag und Mittwoch kamen statt eines, zwei und drei Eilwagen von Frankfurt, Straßburg, Muͤnchen ꝛc.; dabei Extraposten und Kutscher in Menge, manche erst um Mitter, nacht. Unsere Stadt bietet ein sehr belebtes Bild dar. Auf allen Straßen begegnet man Fremden, die sich orientiren und dit verschiedenen Anstalten aufsuchen. Die herrliche bestaͤndige Win⸗ terung, der seit Wochen immer klare Himmel, moͤgen wohl auc das ihrige dazu beigetragen haben, daß eine so sehr große Zah von Fremden diese Versammlung besuchte. In den großen Stüäd⸗ ten Wien, Berlin, war allerdings bei der großen Zahl einheim scher Theilnehmer die Versammlung noch zahlreicher; fremde Theilnehmer aber waren wohl bei keiner sagzeten Versammlun mehr anwesend, als hier. Manche darunter kommen aus weitt Ferne. Wenn in Heidelberg eine Landkarte gestochen wurde mi Angabe bloß der Staͤdte, aus welchen Theilnehmer erschienn waren, und diese Karte um eines zufaͤllig anwesenden Doktorg aus Archangel wegen bis an das Eismeer ausgedehnt werdn mußte, so genuͤgte fuͤr eine solche Karte hier die alte Welt nicht und muͤßte auch die andere Halbkugel aufgenommen woerß den, um einen Bergwerks⸗Direktor aus Vetagrande i Mexiko einzuzeichnen. Noch stuͤndlich kommen Frem an, und die Quartiers⸗Kommission ist in steter Thö tigkeit, und bemuͤht sich, die Wuͤnsche der Ankommende zu befriedigen. Eben so erkennt man auch den Wunsch der Ein, wohner, so vielen Gaͤsten den Aufenthalt so angenehm als maͤg lich zu machen. Wenn man uͤbrigens glauben wollte, es geh in Stuttgart jetzt allzu gelehrt her, so wuͤrde man sich irrn Mit manchem ernsten Katheder⸗Gesicht ist auch eine schoͤne N. turforscherin aus dem Wagen gestiegen, und wenn die Herrn sich Morgens den Wissenschaften gewidmet haben, so ist de Abend der geselligen Unterhaltung auf dem Museum bestimmt, ande die angekommenen Damen, so wie viele hiesige Theil nehmen. Eben trifft man auf der Selberburg und in den andern oͤffentlichen Gaͤrt jeden Abend viele der Fremden, welche die schoͤne Natur ung die Musik dahin lockt. Die Industrie zeigt sich auch hit thaͤtig, und spekulirt auf die Fremden. Seit 6 Wochen schwißze die Buchdrucker⸗Pressen unter naturwissenschaftlichen Werka Die Buchhaͤndler zeigen ihre Werke aus diesem Fache an; d Gewerbsleute, die Gegenstaͤnde vom Fache bearbeiten, senden ih Empfehlungs⸗Karten aus; Mineralien⸗Haͤndler sind angelang und Sammlungen werden angeboten; selbst Huͤte fuͤr Naturfut scher werden empfohlen; und wenn man zwei Personen auf d Straße sprechen hoͤrt, so ist es jetzt weder vom Futtermang noch vom guten Wein, sondern von den Naturforschern.

Frankfurt a. M., 20. Sept. Im Laufe der heeut schließenden Woche wurde das Haupt⸗Geschaͤft in Oesterreichische und Hollaͤndischen Fonds gemacht, deren Course auch einen Auff schwung erfuhren. Die 5proc Metalliques, welche an der Mol tags⸗Boͤrse 99 standen, wurden gestern zu 100 9—,¶ gekauft; pro Metalliques waren von 90 auf 91 gegangen; Actien stiegen umg 5 Fl. pr. Stuͤck. Den Anlaß zu diesem Bessergehen fand man wo niger in den guͤnstigen Berichten vom Amsterdamer Papier⸗Marz als in dem Ueberfluß an baarem Gelde, das Verwendung such Viele Privaten, welche sich bei dem niederen Zinsfuß, der bei Pro⸗ longationen jetzt kaum 3 ½ pCt. ist, nicht entschließen konnten, ihr⸗ Baarschaften dazu berzugeben, ergriffen den Ausweg, namhafte A lagen in Oesterreichischen und Hollaͤndischen Papieren zu machel Da auch von Außen mehrere Auftraͤge zum Einthun eben diese Fonds eingingen, so laͤßt sich das Steigen um so befriedigender er⸗ klaͤren. Am letzten Tage der Woche ließ es jedoch wieder nach und man notirte heute die Metalliques um un à vCt. niedriger, als gestern. An effektiven Stuͤcken zeigt sich etwas Mangel. Der Um⸗ fatz in Spanischen Papieren war bei weitem nicht so lebhaft, als der vorhergegangenen Woche; was darin gemacht wurde, sowohl Kauf als Verkauf, war meist fuͤr auswaͤrtige Rechnung.

Preußischen Effekten

a war viele Nachfrage, es fanden sich aber keine

Abgeber. Polncs h6 Loose fanden ebenwohl bereite Nehmer, auch hbewilligte man afuͤr etwas hoͤhere Course. Von Wechseln auf fremde Plaͤtze waren die auf Amsterdam, Hamburg, Leipzig und aris anhaltend begehrt; London und Bremen blieben offerirt. Dis onto⸗Papier war zu 2 ½ pCt. gerne zu placiren. Nachschrift Heute, am Sonnabend, waren Bank⸗Actien gesucht, Metalliques offerirt; Spanische Rente blieb, ungeachtet der flaueren Course von Paris, ziemlich gesucht.

talien. 8

Neapel, 6. Sept. (Allgem. Zeitung.) Das Dampf⸗ schiff „Francesco primo“, mit. dem Infanten Sebastian von Spanien und seiner Gemahlin der Prinzessin Maria Amalie, Schwester des Koͤnigs, an Bord, wird heute erwartet. Die Phaͤnomene des Vesuvs haben zwar nachgelassen, aber sind noch immer beunruhigend genug. Jeden Tag erheben sich ungeheure Rauchsaͤulen aus dem Innern des Kraters, die sich gewoͤhnlich in einen durchdringenden feinen Aschenregen aufloͤsen, und von Zeit zu Zeit von gewaltigen Detonationen begleitet sind. Der bekannte Cicerone des Vesuvs, Salvatore, st der Meinung, eine noch furchtbarere Eruption sey fast un⸗ vermeidlich. Er stuͤtzt diese Voraussagung darauf, daß der letzte Ausbruch, so verderblich er auch war, doch im Verhaͤltnisse zu der Masse des brennbaren Stoffes, der im Innern dieses Hoͤl⸗ lenschlundes gaͤhrte, nur unbedeutend gewesen sey. Am meisten besorgt ist man daruͤber, daß die nächste Eruption sich auch wie⸗ der in der Mitte des Bergs Bahn brechen und die Richtung von Portici nehmen koͤnne. Die Lava, deren Alles zerstoͤren⸗ der Lauf nur am 1sten d. gehemmt wurde, ist bis etwa eine Miglie von Scafati, einer kleinen Fabrikstadt am Flusse Sarno, vorge⸗ drungen und haͤtte fast die Verbindungen zwischen Nola und Castellamare unterbrochen, indem sie nur ungefaͤhr einige hun⸗ dert Schritte von der großen Landstraße entfernt still stand. 300 Familien haben ihr Obdach, die Ergebnisse einer vielversprechen⸗ den Weinlese und ihr kleines Eigenthum unwiederbringlich ver⸗ loren. Das Elend dieser armen Leute ist graͤnzenlos. Von Sei⸗ ten der Regierung sind den Huͤlfsbeduͤrftigen 5000 Ducati (un⸗ gefähr 22,000 Fr.) angewiesen woreen, aber der Verlust der Gemeinden del Mauro, San Giovanni, Caposecco und Toreino mag wohl das Hundertfache dieser Summe betragen. Der Koͤ— nig war schon zweimal da, wo die Noth aufs hoͤchste stieg, und hat mit freundlichen Worten und reichlichen Gaben manchen herben Schmerz gemildert.

Ein fuͤr die Annalen des Theaters San Carlo bedeutendes Ereigniß ist Gegenstand des allgemeinen Stadtgespraäͤchs gewor⸗ den. Bei einer Probe der neuen Oper von Donizetti, Marie Stuart, deren Stoff der bekannten Tragoͤdie von Schiller nach⸗ gebildet ist, und von der man sich große Dinge verspricht, kam es ganz unbedeutender Ursachen halber zu Kampf und Streit sweschen den beiden ersten Saͤngerinnen Ronzi de Begnis und Del Sere, die sich gleich Amazonen oder Megaͤren in die Haare fielen, und sich so uͤbel zurichteten, daß namentlich die Letztere genoͤthigt war, einige Tage das Bett zu huͤten. Da diese beiden Kuͤnstlerinnen in der Oper Donizetti's die Haupt⸗Rollen der Koͤniglichen Nebenbuhlerinnen auszufuͤhren bestimmt sind, so ist die Erwartung des hiesigen Publikums auf das hoͤchste gespannt, um so mehr, da sich nach einer solchen Probe viel von der er⸗ sten Auffuͤhrung erwarten laͤßt.

Gpaniten

Cortes⸗Verhandlungen. Sitzung der Prokura⸗ doren⸗Kammer vom 8. Septbr. An der Tagesordnung war (wie gestern bereits in der Nachschrift kurz erwaͤhnt wurde) die Fortsetzung der Debatte uͤber die Artikel der Petition der Rechte. Herr Trueba las den vierten Artikel vor: „Das Gesetz hat keine ruͤckwirkende Kraft. Kein Spanier kann durch eine Kom⸗ mission gerichtet werden, sondern nur durch Tribunale, die schon vor der Zeit, wo das Verbrechen begangen wurde, bestanden.“ Herr Cosio behauptete, daß dieser Artikel unnuͤtz und beleidigend sey, weil seine Annahme zu dem Schlusse fuͤhre, daß die Gesetze des Landes bis jetzt einem Grundsatze fremd geblieben seyen, der von allen Gesetzgebern geachtet worden sey. Herr Gonzala ant⸗ wortete darauf, daß es um so noͤthiger sey, den Artikel anzuneh⸗ men, da der Grundsatz, welchen er heilige, zuweilen verletzt wor⸗ den sey. Her Torremija schlug folgende Abaͤnderung vor: „Ein Spanier kann nur nach den Gesetzen und von den Tribunalen gerichtet werden, die vor dem begangenen Verbrechen vorhan⸗ den waren.“ Herr Ochoa verlangte, daß man hinzufuͤge: „durch Tribunale, welche fuͤr bestimmte Verbrechen und Perso— nen errichtet worden sind.“ Der Artikel wurde angenommen. Herr Domec schlug noch folgenden Zusatz vor: „Dasselbe findet in Civilsachen statt.“ Der Zusatz wurde von der Kammer in Berathung gezogen und von Herrn Martinez de la Rosa unter— stut, der den Gebrauch der alten Regierung, den Lauf der Ge⸗ rechtigkeit durch einen Ministerial⸗Befehl zu unterbrechen, ta— delte. Nach einer Bemerkung des Herrn von Torremija wurde der Zusatz des Herrn Domec bis zur Diskussion des Art. 9 zu⸗ ruͤckgelegt. Darauf wurde der 5. Artikel verlesen, welcher fol⸗ gendermaßen lautet: „Das eines Spaniers ist ein Asyl, das nur in den durch das Gesetz bestimmten Faͤllen betreten wer⸗ den darf.“ Herr Gonzalez bemerkte: Die Verfasser der Pe⸗ tition schlagen folgende Aenderung vor: „Man darf das Haus eines Spaniers nur in den Faͤllen und auf die Weise betreten, welche das Gesetz bestimmt.“ Diese Aenderung wurde angenom⸗ men. Herr Medrano bekaͤmpfte den Artikel, und behauptete, daß die Umstaͤnde nicht geeignet seyen fuͤr eine solche Erkläͤrung der Rechte. „Ich mache die Minister hierauf aufmerksam“, fuhr der Redner fort, „damit Maßregeln getroffen werden, um die Wiederkehr eines solchen Falles zu verhindern. Die Gegner des beregten Artikels behaupten, daß der jetzige Zeitpunkt zur Annahme desselben nicht geeignet sey, und glauben, daß Um⸗ staͤnde vorhanden waͤren, welche eine Suspendirung unserer ge⸗ sellschaftlichen Rechte rechtfertigten; wie sollen wir aber die Aus⸗ uͤbung eines Rechts suspendiren koͤnnen, das noch gar nicht an— erkannt war? Mit Betruͤbniß habe ich mehrere Deputirte ge⸗ gen die Freiheit deklamiren hoͤren, indem sie bloß die Mißbraͤu⸗ che derselben hervorhoben. Um ihre Argumente zu unterstuͤtzen, 1gSg sie mehrere Revolutionen angefuͤhrt, sich dabei aber stets emuͤht, die Wohlthaten der Freiheit im Hintergrunde zu hal⸗ ten. Was den besagten Artikel betrifft, so ist der Grundsatz, den er heiligt, so gerecht, daß es von Mangel an Achtung vor der Kammer zeigen wuͤrde, wenn ich den Punkt noch weitlaͤufti⸗ ger eroͤrtern wollte.“ Der Graf von Toreno sagte, der Grund⸗ satz des besprochenen Artikels werde durch die Spanischen Gesetze bereits sanctisnirt, und fuͤgte hinzu, daß es in jedem Lande den Behoͤrden freistehe, sich in die Wohnungen der Buͤrger zu begeben, wenn sie die von dem Gesetz vorgeschriebenen Pflichten beobachteten. Er fuͤhrte Frankreich und England zur Unterstuͤtzung seines Ar⸗ guments als Beispiel an und behauptete, daß der Intendant von Santander seine Pflicht puͤnklich erfuͤllt habe. Herr Marti⸗ nez de la Rosa fragte, ob die in dieser Hinsicht geltenden Ge⸗

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setze auch fernerhin ausgefuͤhrt werden wuͤrden, was von Herrn Caballexo bejaht wurde, indem er bemerkte, daß der Artikel, im Fall man ihn annaͤhme, nicht eher Gesetzeskraft erhalten wuͤrde, als bis er von Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin und von der Standschaft der Proceres genehmigt worden waͤre. Er schlug vor, anstatt der Worte: in den von dem Gesetz vorge⸗ sehenen Faͤllen“ zu setzen: „ig, den von dem Gesetz vor— zusehenden Faͤllen.“ Mit dieser Abaͤnderung wurde der Artikel des Herrn Gonzalez angenommen. Die Kammer ging sodann zum sechsten Artikek uͤber, welcher lautet: „Das Gesetz ist fuͤr alle Spanier gleich. Es schuͤtzt, belohnt und straft auf gleiche Weise.“ nahm das Wort und sagte: Gesetz. Dies ist ein unbestreitbarer Grundsatz. Eben so klar ist es, daß das Gesetz nicht parteiisch seyn darf; aber es ist nicht wahr, daß das Gesetz auf gleiche Weise belohnt, schuͤtzt und straft. Eine solche Lehre aufstellen, heißt, das Volk mit den Rechten, auf welche die Gesellschaft gegruͤndet ist, in Wider⸗ spruch setzen. Auf welche Grundlage ist die Svanische Mo⸗ narchie oder jede andere Monarchie errichtet? Sie ist auf eine gewisse Ungleichheit gegruͤndet, die aus gewissen durch sich selbst entstandenen Hierarchieen, nicht aber aus Privilegien, die mit dem Gemeinwohl in Widerspruch staͤnden, hervorgegangen ist. Da⸗ her koͤmmt es, daß die Deputirten einer besonderen Gerichtsbarkeit und einer Unabhaͤngigkeit in ihren Abstimmungen genießen, nicht um ihrer eigenen Privat⸗Interessen willen, sondern im Interesse des Staats. Giebt es in der Monarchie nicht Klassen von Unterthanen, die unter Ausnahme-Gerichten stehen? Es ist also unrichtig, zu sagen, das Gesetz sey fuͤr alle gleich. Das Gesetz schuͤtzt nicht Alle auf gleiche Weise. Der Schutz, den es dem Minderjaͤhri⸗ gen gewaͤhrt, ist ausgedehnter, als der, den es dem Muͤndigen zu Theil werden laͤßt. Auch straft das Gesetz nicht auf gleiche Weise, denn ergeben sich nicht bei Kriminal⸗Untersuchungen oft mancherlei mildernde Umstaͤnde, die im Interesse der Gesellschaft selbst in Betracht gezogen werden muͤssen? Ich weise den Grund⸗ satz zuruͤck, weil ich ihn fuͤr beispiellos halte.“ Herr Lopez da⸗ gegen behauptete, das Gesetz koͤnne fuͤr Alle gleich seyn, ohne daß der hierarchische Stand dadurch beeintraͤchtigt wuͤrde. „Alles, was man beabsichtigt,“ sagte er, „ist, Reiche und Arme, wenn sie das Gesetz verletzen, gleichen Strafen zu unterwerfen. Das Beispiel der Proceres, der Deputirten und der richte, welches Herr Martinez de la Rosa angefuͤhrt hat, be⸗ weist nichts, denn wenn es sich um die Anwendung von Stra⸗ fen handelt, muͤssen allgemeine Grundsaͤtze im Auge gehalten werden. ligt, gruͤnden sich auf kein Privilegium, sondern auf die Natur der Dinge, denn es wuͤrde Ungerechtigkeit seyn, wenn man ei⸗ nem Volljaͤhrigen und einem Unmuͤndigen fuͤr gleiche Vergehun⸗ gen gleich hart bestrafen wollte. „Nach einigen Bemerkungen des Grafen von Toreno wurde der erste Theil des Artikels mit einer Maäjoritaͤt von 72 gegen 23 Stimmen angenommen. Zwei Deputirte stimmten gar nicht mit. Der zweite Theil des Arti⸗ kels wurde verworfen.“

Die Revista Espanola vom 9. Sept. stellt eine Unter⸗ suchung daruͤber an, ob in Spanien eine der wesentlichsten Be⸗ dingungen einer Repraͤsentativ⸗Regierung, Gleichartigkeit unter den verschiedenen Zweigen derselben, vorhanden sey. Das ge⸗ nannte Blatt giebt zu, daß das Ministerium allem Anschein nach in der Proceres⸗Kammer die Majoritaͤt fuͤr sich habe, und bemerkt, daß es unter Ministerium nicht die sechs Minister meine, aus denen das Kabinet besteht, sondern bloß die beiden, die al⸗ lein die Last aller Eroͤrterungen zu tragen haͤtten und sie auch noch auf sich nehmen wuͤrden, wenn auch alle ihre Kollegen durch andere Individuen ersetzt wuͤrden. „In der Prokuradoren⸗Kam⸗ mer“, faͤhrt das erwaͤhnte Blatt fort, „koͤnnte das Resultat einiger Ab⸗ stimmungen zu der Schlußfolgerung fuͤhren, daß die Minister nicht die Majoritaͤt auf ihrer Seite haͤtten, aber dieser Schluß wuͤrde falsch seyn, denn mehrere Prokuradoren haben ihre Sitze noch nicht eingenommen, und es laͤßt sich unmoͤglich voraussagen, welcher Waageschale sie den Ausschlag geben werden. Ueberdies waren die Fragen, welche bisher gegen die Ansicht der Minister durchgingen, keine Lebensfragen fuͤr das Kabinet, denn die Minister stimmten mit ihren Gegnern in Betreff der Grund⸗ saͤtze stets uͤberein und bestritten nur das Zeitgemaͤße ihrer An⸗ wendung oder die Ausdruͤcke, in denen sie abgefaßt waren. Die einzige Frage, bei der sie wirklich geschlagen wurden, ist die Preßfreiheit, und selbst hier kann die Mehrheit von zwei Stim⸗ men, die sie gegen sich harten, nicht als eine bedeutende Niederlage betrachtet werden. Wir zweifeln daher sehr, ob es ihnen ge⸗ ziemt, um eines solchen Zufalls willen ihre Entlassung zu neh⸗ men. Gewiß ist es uns um Gleichartigkeit in dem Kabinet zu thun, damit alle in dem Koͤniglichen Statut enthaltene Bedin⸗ gungen zu Gunsten der Freiheit in Erfuͤllung gehen, aber wir gehen nicht so weit, daß wir uns deshalb leeren Verblendun⸗ gen hingeben sollten. Was kann ein eitles Prahlen mit Grundsaͤtzen helfen? Wozu koͤnnen schoͤne Phrasen die⸗ nen, wenn jene Grundsaͤtze nicht erst in anwendbare Gesetze ver⸗ wandelt und ausgefuͤhrt werden? Unsere Meinung ist daher, daß sowohl die Minister als ihre Gegner sich in einer falschen Stellung befinden. Noch einmal, wie kann es laͤnger geduldet werden, daß auf zwei Ministern die ganze Buͤrde der Verwal⸗ tung und der Eroͤrterung laste? Muß es nicht auffallen, daß der Minister des Innern sich weigert, den Kammern Rede zu stehen, und daß er auf diese Weise das ihm von seinen Kollegen gegebene Beispiel der Nachgiebigkeit verdammt? Koͤnnen sie seine Abwesenheit aus der Kammer dulden, zumal sie dadurch zweier wichtigen Abstimmungen verlustig gegangen sind? Was die Opposition betrifft, wenn es eine solche giebt, so ist sie weder geordnet noch consequent. Ihre Existenz und ihre Staͤrke kann sich nur bei der Verhandlung uͤber Angelegenheiten von prakti⸗ scher Geltung zeigen, und da allein laͤßt sich die Frage uͤber die Dauerhaftigkeit des Ministeriums klar und deutlich entscheiden.“

Madrid, 9. Sept, Abends 10 Uhr. Die Finanz⸗ Kommission hielt heute fruͤh eine Sitzung und ist in diesem Au⸗ genblick wieder versammelt. Der Plan der Majoritaͤt ist nun definitiv angenommen worden. Sie schlaͤgt vor, dem Finanz⸗ Minister statt einer Anleihe von 400 Millionen Realen nur eine von 200 Millionen zu bewilligen. In dem heute Abend gehalte⸗ nen Minister⸗Rathe ist man einstimmig der Meinung gewesen, jenen Beschluß der Kommission zuruͤckzuweisen; die Minister werden daher denselben in der Kammer auf eine energische Weise bekaͤmpfen und sich dabei der dringenden, ja drohenden Recla⸗ mationen der Franzoͤsischen Regierung als einer Waffe bedienen. Man sagt in der That, daß Frankreich die Absicht zu erkennen gegeben habe, sein Observations⸗Corps von den Graͤnzen zuruͤck⸗ uziehen, wenn die seit 1823 kontrahirten Anleihen nicht aner⸗ annt wuͤrden. Es waͤre daher wohl moͤglich, daß der Plan der Majoritaͤt der Kommission einige Veraͤnderungen erlitte, und

daß der Entwurf des Herrn von Toreno mit Genehmigung die⸗ 1 1““ 8

Herr Martinez de la Rosa „Die Spanier sind gleich vor dem

Militair⸗Ge⸗

Die Vortheile, die das Gesetz den Minorennen bewil⸗

ses Ministers modlficirt wuͤrde. Man versichert, daß Toreno sich der Fraction der Finanz⸗Kommission genaͤhert habe, welche

sich gegen einen gaͤnzlichen oder theilweisen Bankerott ausspricht.

Bei den vernuͤnftigen Mitgliedern der Prokuradoren⸗Kammer

scheinen die Bemerkungen und die Reclamationen der Franzoͤsi⸗

schen Regierung Eingang gefunden zu haben, und man hat jetzt

Grund, zu hoffen, daß die Maäjoritaͤt in den beiden Kammern

die ganze Staatsschuld anerkennen wird, wenn auch die Zahlung

der Zinsen vor der Hand vielleicht ganz, oder doch wenigstens

zum groͤßten Theil ausgesetzt werden sollte

KAirsat.

In der Allgemeinen Zeitung liest man unter Wien: „Die Post aus Konstantinopel vom 26sten v. M. ist einge⸗ troffen, bringt aber wenig von Erheblichkeit. In Konstantinopel war Alles beim Alten. Man hatte, wie es hieß, eine weit ver⸗ zweigte Verschwoͤrung entdeckt, die darauf berechnet war, den Sultan aus dem Wege zu raͤumen. Man glaubte, diese Ver⸗ schwoͤrung sey von Agenten Mehmed Ali's geleitet worden, denn man soll bei mehreren darin verwickelten Individuen bedeutende Geldsummen gefunden haben, die ihnen nicht leicht von Privat⸗ Personen geliefert seyn konnten. Viele Verhaftungen sind erfolgt, und eine Kommission der Pforte nach Brussa geschickt worden, um daselbst Verhoͤre vorzunehmen und den Schuldigen den Prozeß u machen. Auch soll gegen Koniah hin ein Lager von Tuͤrkischen Truppen zusammengezogen werden, wozu auch mehrere Rezi⸗ menter von den neu organisirten Milizen beordert sind. Die Formirung dieser Milizen soll nach Art der Buͤrger⸗Bewaffnung in andern Laͤndern geschehen; sie sind wie in Preußen klasnfi⸗ zirt, und werden zum Theil H aktiven Armee gezaͤhlt. Die mobilen Regimenter sind in Corps getheilt, welche sich jaͤhrlich ein Mal versammeln, um sich in groͤßeren Evolutionen zu uͤben. Das oben erwaͤhnte Lager soll fuͤr Herbst⸗Manoͤvers, zugleich aber auch wohl als Observations Corps gegen Syrien dienen. Man scheint also in Konstantinopel noch nicht an Beruhigung dieser Provinz zu glauben.“

Per sien.

Man hat in London Nachrichten aus Persien erhalten, nach denen das Englische Detaschement, das unter Oberst Pas⸗ more von Bombay nach Persien geschickt wurde, nach vielen Schwierigkeiten in Teheran angelangt, und im Begriffe war, nach Tauris abzugehen. Es besteht hauptsaͤchlich aus Offi⸗ zieren und Unteroffizieren, von denen jene fuͤr den General⸗ stab von Abbas Mirza, diese zu Instruktoren seiner Linien⸗ Truppen bestimmt waren. Sie haben trotz seines Todes ih⸗ ren Marsch fortgesetzt, und werden versuchen, die seit dem Tode des Prinzen halbaufgeloͤste und desorganisirte Armee, die aus Chorassan zuruͤckgekommen ist, wieder auf einen leid⸗ lichen Fuß zu setzen, damit sie seinem aͤltesten Sohne Muha⸗ med Schah, den der Koͤnig als Thronfolger anerkannt hat, bei dem bevorstehenden Tode seines Großvaters gegen seine Oheime, die uͤbrigen Soͤhne des Koͤnigs, dienen koͤnne. Diese hatten schon Abbas Mirza ungern anerkannt, und die Furcht vor ihrem Widerstande gegen seine Thronbesteigung hatte ihn wechselsweise in die Arme der Russen und der Englaͤnder ge⸗ worfen, aber daß sie ihren Neffen ruhig auf den Thron steigen lassen, dazu ist nicht die mindeste Hoffnung. Nach den Ideen der Perser ist der aͤlteste der noch uͤbrigen Soͤhne des Koͤ⸗ nigs der rechtmaͤßige Thronfolger; dieser ist Hussein Ali Mirza, Gouverneur von Farsistan, der sich laͤngst durch seine Un⸗ faͤhigkeit und die schlechte Verwaltung seiner Provinz vor den meisten seiner Bruͤder be hat. Er hat sich z. B. mehreremale mit Arabischen Chefs von der Graͤnze verbunden, und ihnen Gelegenheit gegeben, Abuschir, und sogar seine Haupt⸗ stadt Schiras zu pluͤndern, und den Raub mit ihnen getheilt, wobei er noch den Vortheil hatte, daß er unter dem Vorwande dieser Arabischen Einfaͤlle seinem Vater den jaͤhrlichen Tribut nicht schickte. Die kommenden Ereignisse haben ganz Persien 1 schon zum Voraus in die groͤßte Unordnung und Unsicherheit gestuͤrzt. Die Eroberung von Chorassan ist aufgegeben, der Han⸗ del und Verkehr sind unterbrochen, und die bange Erwartung buͤrgerlicher Kriege, wie die, welche der Erhebung der Familie der Kadscharen vorausgingen, beschaͤftigt alle Klassen der Bewohner. Es ist wenig Gutes von der Regierung von Feth Ali Schah zu sagen, aber dennoch wird man bald an die gute alte Zeit denken. Das Wahrscheinlichste ist, daß der Norden und Suͤden von Persien wieder aufs neue werden getrennt werden, wie sie es vor der Zeit von Mohammed Aga, dem Oheim des Koͤnigs, waren, und in diesem Falle wird der Norden ein Spielball in den Haͤnden des Auslandes seyn. Schon gegenwaͤrtig ist die Verbindung zwischen den noͤrdlichen und suͤdlichen Provinzen keineswegs eng: alle Interessen des Nordens haͤngen an der Communication mit dem Schwarzen Meere und dem Kaukasus, die des Suͤdens an dem Persischen Meerbusen; im Norden findet man nur Russische Waaren, im Suͤden nur Englische; im Norden besteht die lau fende Muͤnze in Dukaten, im Suͤden in Zechinen. Nur Sprache haͤlt die verschiedenen Theile der Monarchie zusammen allein sie ist kein starkes Band bei einem Volke, das durch lan ges Mißregieren, durch fremde Einfluͤsse und den Zerfall alle nationalen Institutionen Alles, fast bis auf die Hoffnung besse rer Zeiten, verloren hat.

Inlnbb.

Berlin, 23. Sept. Der Wirkliche Geheime Staats⸗ un Justiz⸗Minister Herr Muͤhler Excellenz ist am 18ten Abends auf seiner Ruͤckkehr aus der Rheinprovinz, in Muͤnster an-⸗ gekommen.

Außer den 29 Menschen, die bei der am 24sten v. M. erfolgten Einaͤscherung der Stadt Tuͤtz im Marienwerderschen in den Flammen ihren Tod fanden, liegen, neueren Nachrichten von dort zufolge, noch 30 andere an den erhaltenen Brandwun⸗ den mehr oder weniger lebensgefaͤhrlich darnieder. Fast die ganze Bevoͤlkerung der ungluͤcklichen Stadt von beinahe 1000 Seelen hat im strengsten Sinne des Worts nichts als das nackte Leben gerettet.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmitt. Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.

1834. 22 Septbr.

Luftdruck.. Luftwaͤrme Thaupunkt Dunstsaͤttg. Wetter.... Winbd. Wolkenzug

337,2 8 Par. 336,2 7 Par. 335,9 6 Par. Quellwarme 9,2 °R.

14,7 °R. 6,7 0 R. 53 pCt. halbheiter. NW.

NW.

9,8 ° R. 7,092R. 80 pCt. truͤbe. NW.

11,0°R. 5,7 ° R. 65 pCt.

Flußwärme 14,4 °R. 1— Bodenwärme 14, 5 29 R bewoͤlkt.

NNW Ausdünst. 0, 1 5 38 8 Niederschlag 0.